Diagnose: Endometriose
Die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung ist kaum bekannt.
Platzverweis
Arbeitsplatz: Fußballplatz. Wie geht es Frauen im vermeintlichen Männersport?
Daddy cool
Drei Väter erzählen, warum sie (nicht) in Karenz gehen.
Fuck your morals? Eine Atheistin, Christin, Jüdin und Muslima diskutieren über Religion und Feminismus.
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(Foto: Sorority)
Editorial
Liebe Leser_innen, das ZINE zum Business Riot Festival (Programm: S. 64) ist zurück. Noch fetter, schöner, besser – genau wie das diesjährige Festival. Und ganz wie wir, die Festivalveranstalterin Sorority, steht das ZINE für die Querschnittsmaterie von Lebensrealitäten von Frauen in Österreich: Frauen, also “Menschen wie wir”, die sich als weiblich identifizieren, ungeachtet deren biologischen Geschlechts. Mit dem ZINE greifen wir Themen auf, die in herkömmlichen Medien zu wenig Platz finden. Dabei vertreten unsere Autorinnen vielfältige Meinungen – und das ist gut so. Denn wir als Sorority, wir sind viele und schätzen respektvolle Diskussion sowie einen vielstimmigen Feminismus. Wie wichtig es ist, sich auch als Feministin zu deklarieren, kommentiert etwa Jelena Gučanin eindrucksvoll (S. 31) – und wie einem vermeintlich feministische Karriereratgeber das Leben ganz schön schwer machen können, darüber scherzt Elisabeth Gamperl (S. 11). Und apropos “fetter, schöner, besser”: Journalistin Veronika Eschbacher hat für uns “Fat Femme” Jessamyn Stanley in Los Angeles getroffen. Der US-Instagram-Star bricht als schwarze, übergewichtige Yoga-Lehrerin mit Sklavenvergangenheit in der Familie mit so ziemlich allen Klischees (S. 54) – und fühlt sich endlich rundum wohl. Unser glühender Dank geht ans gesamte ZINE-Kollektiv (S. 66), vor dem wir uns tief verneigen und das übrigens rein weiblich ist. Aber so ist das nun mal, wenn man nicht bewusst männliche Autoren anspricht, sondern in den eigenen, naheliegenden Seilschaften rekrutiert. Tja. Ooops. Wir grübeln. Viel Spaß beim Lesen, ihr Super Women, wünschen
Sandra Nigischer Martina Schöggl Chefredakteurin Stellvertretende Chefredakeurin
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Inhaltsverzeichnis 06-09
12-14
16-17
GESELLSCHAFT
UNTERNEHMERINNEN
PORTRÄT
Selling Sexism Teresa Havlicek überprüft die
We mind our own business
gesetzliche Handhabe gegenüber
Wie es ist, die eigene Chefin zu sein,
“Wir dürfen unsere Zweifel nicht zur Schau stellen!”
sexistischer Werbung.
erzählen uns vier Selbstständige.
Elisabeth Mittendorfer porträtiert die Frauenrechtlerin Edit Schlaffer.
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MEINUNG
COMIC
Immer schön lässig bleiben Was Karriereratgeber eigentlich bringen, fragt sich Elisabeth Gamperl.
Did you know? Die Comics von Rivven Swanson fragen, antworten und haben recht.
19 MEINUNG
Schluss mit binären Geschlechterkategorien! Nicole Schöndorfer erklärt, warum.
Das feministische Magazin seit 1983, www.anschlaege.at 4
20-23
32-33
50-53
VÄT E R K A R E NZ
MEINUNG
PLATZVERWEIS
Daddy Cool Drei Väter erzählen uns, wie sie Karriere und Kind organisieren.
24-27
Pro und Contra: Gendergerechte Sprache
Jelena Gučanin und Teresa Havlicek wünschen sich eine Bundeskanzlerin.
28-29
Sportjournalistin und Ex-Schiedsrich-
Binnen-I, Unterstrich und Sternchen-
terin Elisabeth Auer ärgert sich über
schreibweise scheiden die Gemüter von
eine Männerbastion.
Artemis Linhart und Vera Mayer.
YES. IT’S FUCKING POLITICAL
Frauen in der Politik: Kampf gegen Männerbündnisse
Arbeitsplatz: Fußballplatz
34-39 GESUNDHEIT
Diagnose: Endometriose
54-57 BODY POSITIVITY
Hoch die Mittelfinger!
Veronika Eschbacher spricht mit
Sandra Nigischer erklärt die
Yoga-Queen Jessamyn Stanley über
Krankheit, Martina Schöggl bittet
fette Frauen.
Betroffene um ihre Geschichte.
GENDERSTATISTIK
Vermessung der Geschlechter
40-45
Sandra Nigischer und Damita Pressl
WELTSICHT
gießen die Lebensrealitäten von
Fuck your morals?
Österreicherinnen in Zahlen.
Leonie Kapfer und Sandra Nigischer
59 TECHNIK
Fremdkörper Frau Birgit Samers Mutter war in der IT-Branche wegen ihres Geschlechts eine Rarität.
fragen, ob und wie Feminismus und
31 MEINUNG
Sprich es aus: Feminismus!
Religion zusammenpassen.
46-47 WELTSICHT
Feministin Jelena Gučanin findet ihre
“I am not a refugee”
Selbstbezeichnung wichtig.
Das sagt die geflüchtete Syrerin Nour Jarra über sich selbst.
60-61 SOL I DA R I T Y, SISTE R!
Solidarität und Netzwerken unter Frauen: Was bedeutet das den SororityMitgliedern? Nicole Schöndorfer hat dazu einige tolle Frauen befragt.
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BO
GE T NU YOUR SN OW !
Während der Fußball-EM gehen wegen dieser Kampagne täglich Beschwerden beim
OH L À L À! All bets
Werberat ein. Für Bet-at-home aber handelt es sich hier nicht um geschlechterdiskriminierende Werbung: „Innerhalb dieser Kampagne wird nicht mit nackten Körpern für ein Produkt geworben.“
O: www.be for the EUR
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GESELLSCHAFT
Selling Sexism
Teresa Havlicek / Mitarbeit: Melanie Bernhofer GIBT WERBUNG NUR EINEN ZEITGEIST WIEDER ODER PRODUZIERT SIE IHN AUCH? DIE SEXUELLEN ÜBERGRIFFE ZU SILVESTER IN KÖLN WAREN FÜR DIE DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRAT_INNEN ANLASS, SEXISTISCHE WERBUNG VERBIETEN ZU WOLLEN. PASSIERT IST BISHER NICHTS. AUCH IN ÖSTERREICH IST DIE IDEE VORERST POLITISCH GESCHEITERT. Männer sind stark und Frauen sind schön: Über rein stereotype Geschlechterzuschreibungen reicht Sexismus in der Werbung oft weit hinaus. Im schlimmsten Fall werden durch Werbung Frauen objektiviert, degradiert, manchmal auch Gewalt gegen sie legitimiert. Die Silvesternacht in Köln hat die öffentliche Debatte über sexuelle Gewalt und Sexismus auf der Straße wieder angeheizt. Werbeagenturen hinderte das allerdings nicht, wenige Monate danach, pünktlich zur Fußball-EM, mit sexistischen und eher unoriginellen Sujets aufzuwarten. Damit stellt sich die Frage: Ist es nicht ein wenig heuchlerisch, wenn wir Flüchtlingen hochtrabend von unserer gleichberechtigten Kultur erzählen und gleichzeitig kein Problem damit haben, den weiblichen Körper mit einem Schnitzel gleichzusetzen? Heuchlerisches Europa Tatsächlich: Der deutsche SPD-Justizminister Heiko Maas etwa ortet genau hier ein Problem. Er nahm unter anderem die Flüchtlingswelle des letzten Jahres zum Anlass, um „ein modernes Geschlechterbild in Deutschland” vorantreiben zu wollen. Und diesem laufe Werbung, die Männer oder Frauen auf Sexualobjekte reduziert, eben zuwider, so die Überlegung dahinter. Kaum war der Vorschlag für ein Verbot sexistischer Werbung ausgesprochen, stieß Maas auf Gegenwind. Und das nicht nur bei konservativen politischen Kräften wie CDU und FDP, sondern tatsächlich bei einem Großteil der deutschen Medienlandschaft. Die Zeit bezeichnete den Vorschlag
als „staatlich verordnete Verklemmtheit“ und Die Welt sprach von einer „Geste der kulturellen Unterwerfung“. In letzterer wurde das Wort „sexistisch“ gar mit „erotisch“ gleichgesetzt. Auch Der Tagesspiegel pochte auf sein „Recht auf schlechten Geschmack“. Es mag absurd anmuten, den Kampf gegen Sexismus im Jahr 2016 als „verklemmt“ zu bezeichnen, aber der Ton der Debatte verdeutlicht nur, wie stark wir nach wie vor in einem patriarchalen Konstrukt feststecken. Nur, dass wir dieses heute entsprechend der neoliberalen Doktrin mit Freiheit rechtfertigen. Die Argumentationslinie ist vergleichbar mit jener der Burkini-Debatte: Der Zwang zur Nacktheit wird uns als Freiheit verkauft, welche unsere Kultur vermeintlich über arabische oder muslimische Kulturkreise stellt. Alles andere wäre „verklemmt“. Dass die Weigerung, Frauen in der Werbung abseits ihrer Körperlichkeit und Sexualität darzustellen, genauso einen Zwang darstellt, wird dabei oft übersehen. Lasche Selbstregulation Die EU jedenfalls ist sich sicher, dass Werbung Wirkung auf das Verbraucherverhalten hat, und hat 2010 festgehalten, „dass Reklame häufig einseitige und/oder verfälschte Inhalte transportiert, die stereotypisierte Vorurteile in Bezug auf das Geschlecht verfestigen, wodurch Gleichstellungsstrategien, die diese Ungleichheiten beseitigen sollen, unterminiert werden“. Für ein klares Verbot wollte sich das Europäische Parlament nicht aussprechen, stattdessen wird eine „enge Zusammenarbeit der Zivilgesellschaft mit den Selbstregulierungsorganen“ sowie eine Sensibilisierung in der Ausbildung von Werber_innen empfohlen. Die
GESELLSCHAFT
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Entwicklung der Situation in Deutschland wird sich erst weisen, in Österreich trat die ehemalige Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek schon 2010 für ein Verbot sexistischer Werbung ein. Die Umsetzung scheiterte an der Großen Koalition mit der ÖVP. Dafür wurde 2011 ein Anti-Sexismus-Beirat im Werberat installiert. Aktuell ist die Situation so, dass der Werberat auf Beschwerden aus der Bevölkerung reagiert und dann Empfehlungen abgibt, die bis zu einem sofortigen Stopp der Kampagne reichen können. Die Empfehlungen sind allerdings nicht verpflichtend und sanktionsfrei. Hinzu kommt, dass sich die Werbebranche mit der aktuellen Lösung quasi selbst kontrolliert. Die Regelung beruht auf der Prämisse, dass sämtliche Agenturen und anschließende Institutionen mit der Selbstregulation einverstanden sind. „Es gibt Agenturen, die eine Feindschaft mit dem Werberat sogar als Marke pflegen“, so Ulli Weish vom Publizistikinstitut der Uni Wien und Expertin der Wiener Watchgroup gegen Sexismus in der Werbung. „Es ist genau wie im Journalismus: Wenn manche Medien im Presserat nicht dabei
sind, wird’s schwierig bei der Umsetzung von Verhaltenskodizes.“ Mit der Arbeit des österreichischen Werberats ist sie allerdings zufrieden: „Im Gegenteil zum deutschen Werberat ist er in Sachen Sexismus sehr um Veränderung bemüht. Selbst die deutsche Pinkstinks-Kampagne findet den Auftritt des österreichischen Werberats vorbildlich. Deutschland hat viel Nachholbedarf, die Entscheidungsmodi sind dort komplett intransparent.“ In Österreich wurden viele kritische Vorschläge umgesetzt. Stolz auf Sexismus Agenturleute, die ein Interesse an Tabubrüchen haben, betrachtet Weish als einfallslos: „Jeder, der Kreativität als sein Geschäft sieht, muss den Einsatz von ‘sex and crime’ zurückweisen“. Zu dieser Gruppe zählt Weish auch die Agentur Gantner und Enzi, die die Bet-at-home-Kampagne zur Fußball-EM umgesetzt hat. „Große Kritik wird von solchen Agenturen meistens als Erfolg verbucht, weil man viele Leute erreicht hat. Aber mit Sexismus wird meist nur Werbung gemacht, wenn das Produkt ohnehin schwachsinnig ist. Aus der Schuldnerberatung weiß man, dass gerade Men-
In Wien haben unbekannte Aktivist_innen die Bet-at-home-Kampagne
(Foto: SteHo)
nachhaltig kommentiert.
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GESELLSCHAFT
Satire als Gegenkampagne: Die feministische österreichische Plattform „20.000 Frauen“ reagierte und kehrte den voyeuristi-
(Foto: 20.000 Frauen)
schen Blick einfach um.
schen, die ohnehin schon finanzielle Probleme haben, ihr Geld dann auch noch bei Sportwetten verjubeln. Ein intelligentes Produkt spricht in der Regel durch das Produkt an, und nicht durch einen aufgeblasenen Mädchenbusen.“ Auf Anfrage wies Daniel Gantner von der Agentur Gantner und Enzi den Sexismus-Vorwurf zurück, da die Frau auf dem Plakat nicht als Objekt, sondern als selbstbewusste Frau dargestellt werden würde. Sowohl die Agentur als auch Bet-at-home sehen ihr Sujet als Anspielung auf die französische Komödie “Der Gendarm von Saint Tropez” von 1964, in der es Louis de Funès als Gendarm auf Nudisten abgesehen hat. Den Nudismus setzen Agentur und Auftraggeber mit Freiheit gleich und kommen zum Schluss: “Innerhalb dieser Kampagne wird nicht mit nackten Körpern für ein Produkt geworben. Die Botschaft dieser Kampagne ist als Siegeszug der Freiheit zu betrachten.” Keine Werbewirkung Dass Werbeinhalte der Kategorie “sex and crime” eine breitere Wirkung beim Publikum erzielen könnten, verneint eine Studie der Fachzeitschrift Psychological Bulletin vom letzten Jahr jedenfalls. Sexuelle Anzeigeninhalte und gewalttätige Medien als Werbeumgebung würden im Gegenteil
sogar dazu führen, dass Erinnerung, Bewertung und Kaufabsicht für beworbene Produkte deutlich abnehmen. Wenn es also keine kommerzielle Begründung für derlei Inhalte gibt und das Europäische Parlament festhält, dass sexistische Werbung Gleichberechtigungsbestrebungen untergrabe, warum müssen wir uns dann damit herumschlagen? Weil sich eine Gruppe männlicher Entscheidungsträger nicht verbieten lassen will, nackte Frauen anzuschauen? Verbot ausformulieren In Ländern wie Island, Norwegen oder Kroatien wurde ein Verbot sexistischer Werbung mit Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten schon umgesetzt. Ein solcher Gesetzestext sollte aber laut Weish möglichst eng formuliert und exakt judizierbar sein: „Geschlechterstereotype gehören nicht ins Gesetz, sonst wird alles klagbar. Geschlechteregalität muss man lernen.“ Es gehe ganz klar um softpornografische Ästhetik ohne Produktbezug. „Wenn man sich in Wien für eine Entstigmatisierung von Prostitution entschlossen hat, wäre das meiner Meinung nach einer der wenigen Fälle, bei denen sexualisierte Werbung passend ist.“
GESELLSCHAFT
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(Foto: Lydia Hess)
DIVERSITY ALS BASIS FÜR INNOVATION Mirjam Raffeiner ist Cognitive Business Consultant bei IBM Östereich und Mitglied beim firmeninternen Austrian Women Leadership Forum (AWLF).
Wie setzt sich IBM Österreich für Chancengleichheit im Unternehmen ein? Bei IBM wird kontinuierlich daran gearbeitet, für alle Bevölkerungsgruppen offen zu sein und u.a. Menschen mit Behinderungen, potentielle Mitarbeiter_ innen aus der LGBT Community und Menschen unterschiedlicher Ethnien aktiv als Arbeitgeber anzusprechen. Dafür gibt es Netzwerke, wie zum Beispiel das Austrian Women Leadership Forum (AWLF), das Austrian Multicultural Network oder die Employee Alliance for Gay, Lesbian, Bisexual and Transgender Empowerment. Ziel der Netzwerke ist es, eine Plattform zum Erfahrungsaustausch im Unternehmen zu bieten, die Interessensgruppen zu stärken und Anliegen der jeweiligen Interessensgruppen in der Öffentlichkeit zu adressieren.
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DAS IT-UNTERNEHMEN IBM SCHAFFT EIN OFFENES UND TOLERANTES ARBEITSKLIMA UND IST STOLZ DARAUF, EIN ARBEITGEBER ZU SEIN, DER FÜR CHANCENGLEICHHEIT STEHT. VOR 25 JAHREN HAT IBM EINE A NTI-DISKRIMINIERUNGSPOLICY EINGEFÜHRT. SCHON ZUVOR WAR IBM DER ARBEITGEBER, DER 1899 DIE ERSTE FRAU IN DER IT-BRANCHE EINGESTELLT HAT. Sie persönlich sind Mitglied beim Austrian Women Leadership Forum (AWLF). Was sind dessen Ziele und Aktivitäten? Das AWLF setzt sich für die Gleichberechtigung der Frauen im Unternehmen ein und dient als Basis zum internen und externen Networking. Durch eine Vielzahl von Veranstaltungen, Plattformen und Ressourcen werden konkrete Maßnahmen gesetzt, um Frauen hinsichtlich Arbeitsbedingungen, Work Life Integration und Karriereentwicklung zu unterstützen und deren persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu fördern. Welchen Mehrwert hat das Netzwerk für Sie? Für mich dient das Netzwerk vor allem zum persönlichen und fachlichen Austausch, sei es bei internen als auch externen Veranstaltungen und Aktivitäten. Was ich
ADVERTORIAL
am AWLF besonders interessant finde, ist, dass unsere Mitglieder aus verschiedensten Unternehmensbereichen und Positionen kommen, was die Knüpfung von Kontakten und den Erfahrungsaustausch besonders spannend macht. Warum profitiert ein Unternehmen wie IBM, das auf Frauenförderung setzt? Die gelebte Vielfalt und Wertschätzung jeder und jedes Einzelnen hat positive Auswirkungen auf die IBM und ermöglicht es, die individuellen Potenziale und Perspektiven zu nutzen und kreativ und innovativ zu agieren. Durch die Interaktion verschiedener Personen, ergeben sich im Unternehmen neue Innovationskräfte und Sichtweisen. Aus diesem Grund spielt die Förderung von Chancengleichheit für Frauen und Männer im Unternehmen eine zentrale Rolle.
(Foto: Stefan Dellner)
immer schön lässig bleiben Elisabeth Gamperl
KARRIERERATGEBER FÜR FRAUEN BOOMEN. SCHADE, DASS ES DIE NICHT FÜR MÄNNER GIBT. OB DIE WOHL KEINE FEHLER MACHEN? Ich gehöre zu den anonymen “Karriere-Ratgeber-für-Frauen”-Leserinnen, kurz KRFFL. KRFFL klingt grauslich, aber passt ganz gut zu besagter Literatur. Als KRFFL bin ich süchtig nach Verhaltenstipps für Frauen im Job. Ich deale Ratgeberliteratur mit Gleichgesinnten im Büro, und meine Browserlesezeichen sind vollgestopft mit Artikeln wie „Leistung zeigen, ohne anzugeben“, „Frauen müssen aggressiver werden“, „Schätzchen, so wird das nichts“, „Arme Amazonen“ oder „Weck’ die Chefin in dir“. Das Leben als belesene KRFFL ist ganz schön verwirrend, gibt es doch rund um die Uhr einiges zu überdenken und zu beachten. Das beginnt in der Früh mit der Wahl der richtigen Klamotten (ja nicht zu „feminin“) und endet am Abend beim Feierabendbier mit den Kollegen (Vorsicht: nicht, dass einem ein Flirt oder eine Affäre nachgesagt wird. Das ist superunprofessionell). Ein Arbeitstag ist voll mit Dos and Don’ts, praktisch ein Minenfeld an vermeintlich unprofessionellen Fauxpas. Frau soll, Frau muss, Frau darf nicht. Keine Smileys in E-Mails, keine Emojis. Laut weitersprechen, wenn der Kollege ins Wort fällt. Härter arbeiten als die männlichen Kollegen, aber keinesfalls mehr dafür erwarten. Schon gar nicht in Sitzungen das Protokoll schreiben oder Essen ins Büro mitbringen! Merke: Du bist nicht die Mama! Und immer schön lässig sein. Keiner mag Karrieristinnen. Statt blumigen Parfüm sprüht man sich besser mit Testosteron ein. Dann wird man ernster genommen.
Muss Frau wegen Menstruationsbeschwerden zu Hause bleiben, sagt sie besser, sie hätte Zahnschmerzen. Regelblut – superunprofessionell. Den etwaigen Kinderwunsch lieber bereits während der Ausbildung erfüllen oder ab 35 Jahren – dazwischen ganz, ganz schlecht für die Karriere, sagen Expert_innen. Diese Expert_innen betonen auch die wichtigste Regel von allen: Sich ja nicht zu viele Gedanken machen. Verdammt. Das mit der Sozialisation als Frau ist echt nicht leicht. Die Sozialisation als Frau, die ist echt superunprofessionell. Schade, dass es solche Ratgeber nicht für Männer gibt. Ob die wohl keine Fehler machen? Vielleicht würden ihnen ein paar Verhaltenstipps im Büroalltag auch gut tun: „Wie lasse ich Kolleginnen im Meeting ausreden? Ein Leitfaden zu einem Grundmaß an Höflichkeit in sieben einfachen Schritten“ oder: „Wie man eine Frau nach der Geburt ihres Kindes wieder in den Job zurückführt“. Wo sind die großen Geschichten in den Gesellschaftsressorts, über die psychischen Schäden von Kindern durch die Abwesenheit von Karrierevätern? Oder die Verhaltenstipps, wie ein Mann es schafft, Frauen in die wichtigen Meetings einzuladen? Über den richtigen Umgang, wenn Mann am Klo neben dem Chef pieselt, wurde auch noch nicht geschrieben. Wie soll sich Mann im Alltag zurecht finden, frage ich mich. Vor kurzem haben wir im Büro wieder mit Lesestoff gedealt. Mit wenigen Handgriffen versenkte meine Kollegin ein Buch in meiner Tasche. „Nice girls still don’t get the corner office“. Ein Kollege in unserem Großraumbüro fragte nach dem Inhalt. Nur so ein Roman, log ich. Er muss ja nicht wissen, dass ich den geheimen KRFFL-Zirkeln beiwohne, einfach weil ich einen besseren Ausblick will.
MEINUNG
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WE mind OUR own business
(Foto: Niko Havranek)
Typischer Anfängerfehler: Angst zu haben. In diesem Punkt bin ich mir treu geblieben: Bei meinem Team. Meine Erfahrungen mit Scheitern: In jedem Fall dankbar zu sein. Erfolgreich zu sein heißt für mich... die Wünsche der Kunden richtig zu lesen. Politisch muss sich für Unternehmer_innen ändern: Mehr Auswahl bei Krankenversicherungsoptionen und bei der Pensionsversicherung. Meine größte Überwindung: Lernen, „nein“ zu sagen. So schaffen es Frauen an die Spitze: Wenn sie an sich und die nächste glauben, also miteinander handeln, statt gegeneinander. Als Kind wollte ich werden: Wurstfachverkäuferin & Reisebürobesitzerin
Die gebürtige Tirolerin Aslan Kudrnofsky (31) ist selbstständige Fotografin und legt ihren fotografischen Schwerpunkt auf Porträts, Reportagen, Mode, Food, Hochzeiten oder auch Architektur. Außerdem vermietet sie ihr Tageslichtstudio IM RAHMEN (imrahmen.at) tageweise als neutralen Workspace. aslankudrnofsky.tumblr.com
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(Foto: Philipp Jelenska)
DAS SELBSTSTÄNDIGEN-DASEIN IN ÖSTERREICH KANN HART SEIN. VIER UNTERNEHMERINNEN ERZÄHLEN UNS, WIE SIE IHREN TRAUM TROTZDEM LEBEN.
Laura Karasinski (26) ist Art Directrice, Designerin und seit 2012 Geschäftsführerin ihrer Design-Agentur Atelier Karasinski in der Wiener Josefstadt. Zu ihren Kund_innen zählen Yves Saint Laurent, das Filmfestival Cannes, Red Bull oder L’Oréal. www.atelierkarasinski.com
Typischer Anfängerfehler: Sich unter dem eigenen Preis zu verkaufen. Das liebe ich am Job: Die Abwechslung und dass ich mir meine Arbeitszeiten selbst einteilen kann. In diesem Punkt bin ich mir treu geblieben: Perfektionismus Meine Erfahrungen mit Scheitern: Aufstehen, Krone richten, weitergehen! Meine Role Models sind... Lina Scheynius, Alec Soth, Paolo Roversi, Sia Kermani. Ich bin wettbewerbsfähig, weil ich in dem, was ich tue, besser bin als viele andere :)
UNTERNEHMERINNEN
(Foto: Livin Studio)
Katharina Unger (26) ist Gründerin und Geschäftsführerin von Livin Farms, einem Unternehmen in Hongkong und Österreich, das sich der Insektenzucht verschrieben hat. Die Absolventin der Universität für Angewandte Kunst Wien entwickelt Geräte, mit denen sich etwa Mehlwürmer zuhause züchten lassen: für den proteinreichen Eigenverzehr oder als
Bei Rückschlägen hilft mir das Motto „If you´re going through hell, keep walking.“ Das will ich noch erreichen: Eine wahre Food Revolution! Insekten auf die Tische, als ganz normales Essen! In diesem Punkt bin ich mir treu geblieben: Produkte zu machen, die meinen Kunden mehr Macht und Unabhängigkeit geben. Politisch muss sich für Unternehmerinnen ändern: Aktuell gibt es zu große finanzielle Hürden, vor allem für frische Unternehmer_innen, um Leute anzustellen. Meine größte Überwindung: als ich das erste Mal selbst Insekten gegessen habe. Ich bin wettbewerbsfähig, weil ich nicht aufgebe Als Kind wollte ich werden: Künstlerin, Musikerin oder Tierärztin
Tiernahrung. Ihre Produkte präsentierte Unger bereits in den
Hotel am Brillantengrund, Bandgasse 4, 1070 Wien brillantengrund.com #ambrillantengrund
USA, in Asien und Afrika. www.livinfarms.com
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(Foto: Andreas Edler)
Katharina Moser (32) ist Gründerin und Geschäftsführerin von MOSAIK – European Communication Projects, einer Agentur, die Europa positiv erlebbar machen will. Unterstützt wurde sie bei ihren Projekten schon vom Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission, dem Außenministerium oder der WKO. www.mosaik-agency.eu
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(Foto: Marisa Vranjes)
Mein beruflicher Höhepunkt... war der Schritt in die Selbständigkeit vor zwei Jahren, nachdem ich vor fast zehn Jahren meine Arbeit als diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin über Bord geworfen und mich für die Kreativität entschieden habe. Das liebe ich am Job: Die Zusammenarbeit mit Menschen, die kreative Forderung und meine Kund_innen glücklich zu machen. Wenn das alles im Flow ist, bin ich so zufrieden, wie ich es in einem Angestelltenverhältnis nie hätte sein können. In diesem Punkt bin ich mir treu geblieben: Ich nehme Aufträge nicht an, wenn ich mich für sie verbiegen müsste. Das will ich noch erreichen: Da gibt es nach oben hin keine Grenzen. An Ideen und Projekten fehlt es in meinem Leben schon länger nicht mehr. Aktuell arbeite ich daran, mein Unternehmen weiter auszubauen und eine fixe Geschäftspartnerin an Bord zu holen.
Tirza Podzeit (34) ist selbstständige Fotografin und spezialisiert auf Corporate Photography, Porträts und visuelle Kommunikation für Grafik, Web sowie Film und Video. Zu ihren Kund_innen zählen etwa das Wiener Volkstheater, die WKO oder das Land Niederösterreich. www.tirza.at
Typischer Anfängerfehler: Zu glauben, dass man alles alleine schafft. Mein beruflicher Höhepunkt... war die erfolgreiche Umsetzung der Pilot-Veranstaltung von “Route 28 - die Europareise mitten in Wien” mit 200 begeisterten Teilnehmer_innen im April. Meine Erfahrungen mit Scheitern: Alle paar Tage fühlt es sich so an, als würde man nichts anderes tun als zu scheitern. Da hilft es nur weiterzumachen, im Vertrauen, dass die nächsten Tage wieder Erfolge bringen. Politisch muss sich für Unternehmerinnen ändern: Unternehmerisches Wissen sollte schon früh gefördert werden, Lohnnebenkosten müssen gesenkt und “SVA-Fallen” beseitigt werden. Meine größte Überwindung: Selbstmarketing. Gerade Frauen laufen schnell Gefahr, als bossy wahrgenommen zu werden, wenn sie ihre Leistungen auch als solche titulieren. Ich bin wettbewerbsfähig, weil... ich mit kreativer Europaarbeit eine Nische entdeckt habe.
UNTERNEHMERINNEN
Artist Rivven Swanson is an agender/non-binary visual artist based in Chicago, Illinois, and part of the Ladydrawers Collective. Their work focuses on mental health, queer love, trans characters telling their own stories, and being disabled with a healthy helping of sarcasm and humor. landofallart.tumblr.com
COMIC
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SEIT MEHR ALS 20 JAHREN KÄMPFT DIE ÖSTERREICHISCHE FEMINISTIN UND SOZIOLOGIN EDIT SCHLAFFER ETWA IN INDIEN, RUANDA ODER AFGHANISTAN FÜR DIE RECHTE VON FRAUEN. DAS FUNDAMENT IHRER ARBEIT? SOLIDARITÄT.
“Wir dürfen unsere Zweifel nicht zur Schau stellen!” Elisabeth Mittendorfer
Es ist nicht aus, bevor es aus ist. Das Lebensmotto von Edit Schlaffer, Gründerin und Vorsitzende der Organisation „Frauen ohne Grenzen“, könnte man auch auf ihre langen Arbeitstage beziehen. Denn selbst nach 18.00 Uhr klingelt im Büro des international agierenden Vereins mit Sitz in Wien unentwegt das Telefon. Es werden Skype-Gespräche vereinbart, Flugdaten fixiert und Auslandsaufenthalte koordiniert. „Die Tage sind zu kurz, aber ich habe das große Glück, dass sich Leidenschaft,
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Beruf und privates Interesse bei mir überschneiden“, sagt Schlaffer. Im Gespräch mit der 66-jährigen Soziologin und Feministin wird schnell klar, was sie antreibt und wie ihr Lebensmotto zu verstehen ist. „In jeder ausweglos erscheinenden Situation tut sich ein Lichtstrahl auf“, sagt Schlaffer, die ihr (berufliches) Leben seit jeher in den Dienst der Frauenrechte stellt. Dabei habe sie nicht einen einzigen Gedanken an vermeintlich unüberwindbare Barrikaden zugelassen. „Ich halte es für
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Das Magazin der Österreichischen Liga für Menschenrechte
@ligamagazin abo@liga.or.at
einfluss der großmutter Auf die Frage, woher ihr Selbstverständnis rührt, sich für Frauen einzusetzen, nennt sie als wesentlichen Einfluss ihre Großmutter, bei der sie auch einige Jahre aufgewachsen ist. Diese bestellte als Jungwitwe mit zwei Kindern im Alleingang einen großen Bauernhof im Südburgenland. Während ihrer Studienzeit kam Schlaffer dann zum ersten Mal mit der aufkeimenden Frauenbewegung in Berührung und war sofort von deren Ideen ergriffen. „Es war eine aufregende Zeit, die für das Selbstwertgefühl der jungen Generation sehr wichtig war“, sagt Schlaffer. „Wir hatten das Gefühl, ‚the sky is the limit’“. Ein Leitgedanke, der heute in der von Schlaffer im Jahr 2002 gegründeten Organisation „Frauen ohne Grenzen“ namentlich verankert ist. Edit Schlaffer
hat 2002 die Organisation
„Frauen ohne Grenzen“ gegründet. Anhand eines globalen Netzwerks hat der Verein in mehreren Ländern sogenannte Mütterschulen gegen religiösen Extremismus aufgebaut, in denen Deradikalisierungsstrategien mit Müttern erarbeitet werden.
Nach der ersten Euphorie über die Vorstellung einer Gerechtigkeit zwischen Mann und Frau wurde Schlaffer aber schon bald bewusst, dass nicht alle Frauen gleichermaßen von gesellschaftlichen Fortschritten profitieren. Als Schlaffer an der Akademie für Sozialarbeit unterrichtete, wurde sie vor allem durch den Kontakt mit Sozialarbeiterinnen mit der Lebensrealität von Frauen im Gemeindebau konfrontiert. Diese war erschütternd oft von Gewalt in der Ehe geprägt. „Das war wirklich noch ein Tabuthema“, sagt Schlaffer, die sich anschließend diesem Phänomen sowie den generellen Zusammenhängen zwischen Liebe und Macht in einer soziologischen Studie widmete.
(Foto privat)
wesentlich, proaktiv zu sein und gegen Ungerechtigkeiten anzutreten. Eine Opferhaltung sehe ich hingegen als Gefahr“, sagt Schlaffer, die für ihr Engagement unter anderem im Jahr 2010 als eine der führenden Frauenpersönlichkeiten des 21. Jahrhunderts in New York ausgezeichnet wurde.
korsett der männlichkeit Während Schlaffer zunächst die Frage beschäftigte, warum es unsere Gesellschaft zulässt, dass Männer Macht über Frauen ausüben können, sieht sie Männer heute eher in einem „Korsett der Männlichkeit“ gefangen. Vieles sei laut Schlaffer für die heutige Generation im Vergleich zu jener Zeit, in der sie jung war, unvorstellbar besser. So gebe es einerseits Gesetze, die Frauen schützen, andererseits aber auch ein stärkeres gesellschaftliches Bekenntnis dazu, dass es nicht okay ist, Frauen beispielsweise am Arbeitsplatz sexuell zu belästigen. Generell sei es aus der Sicht Schlaffers nach wie vor die Schwäche von Frauen, nicht ausreichend selbstbewusst zu sein. „Wir müssen bessere Strategien finden und dürfen unsere Zweifel nicht ständig zur Schau stellen.“ Dazu rät Schlaffer zu mehr Solidarität zwischen den Frauen. „Wir haben als Frauen mittlerweile die Sicherheit, etwas wert zu sein, in der Gruppe fehlt dieses Bewusstsein aber“, sagt sie. Man soll nach verbündeten Frauen Ausschau halten, um die eigene Agenda besser durchsetzen zu können. „Je stärker die Gruppe, desto mehr Gewicht hat die Stimme der Einzelnen.“
PORTRÄT
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(Foto: Marek Knopp)
GUTE ADRESSE FÜR SMARTS Bozana Iljkic, Valerie Hackl & Claudia Kürzl (v.l.)
Es war „die Liebe zum Verkehr“, die Bozana Iljkic zum größten Mobilitätsunternehmen Österreichs brachte. Nach ihrem Abschluss im Verkehrswesen in Zagreb und ihrer Leitungstätigkeit in der Programmkoordination im kroatischen Fernsehen, stieg Iljkic als Trainee im ÖBB Konzern ein, machte im innovationsstarken Infrastrukturbereich Station und bringt ihre Erfahrungen im Holdingbereich Konzernstrategie und Unternehmensentwicklung ein. Veränderungsprozesse anzutreiben ist ihr vertraut, „zu sagen, was man will“, hält die 33-jährige für ihr persönliches Erfolgsrezept. Mit Vielsprachigkeit und diplomatischem Geschick vertritt Claudia Kürzl die Interessen des Konzerns auf internationaler Ebene. Das bedeutet, Mitgestalten von EU-Richtlinien, Beratung und Begleitung des Top-Managements in EU-Belangen. Ihre Expertise fußt auf langjähriger Arbeit in Brüssel. Zunächst Assistentin des Holding-Vorstands, arbeitet die junge Steirerin seit 2015 im Bereich „European and International 18
Affairs“. Neben Fachkompetenz sind es Eigenschaften wie „Optimismus, Selbstvertrauen, Ausdauer, Motivation und Disziplin“, die die Kommunikationskünstlerin weiter gebracht haben. Der einst doch einigermaßen traditionell anmutende Konzern wird mehr und mehr zur guten Adresse für Smarts und High Potentials. „Alle, die sich für Mobilität im breitesten Sinne begeistern, sind willkommen. Die Vielfalt im Konzern deutlich zu erhöhen ist unser Ziel“, so Diversitymanagerin Traude Kogoj. Dazu gehört auch der deutliche Anstieg der weiblichen Führungskräfte bis 2020. Dafür werden Geld in die Hand genommen und Angebote gelegt wie Karriere-/Laufbahnworkshops, Frauenplätze bei Ausbildungsprogrammen, Gender & Diversity für Führungskräfte, gute Vereinbarkeit von Beruf und Privat, Förderprogramme für Lehrlinge mit Asylstatus. „Wir sind das einzige große Leitunternehmen in Österreich, das konkrete Personalziele z. B. zur nachhaltigen Anhebung des Frauenanteils hat.“ Mit Erfolg: Der FrauenanADVERTORIAL
teil bei den Lehrlingen ist auf 18% gestiegen, im Aufsichtsrat liegt er weit über 35%. Den Olymp im Management von Mobilitätsdienstleistungen hat Valerie Hackl erreicht. Die 34-jährige Wienerin ist Vorständin im ÖBB-Personenverkehr und Treiberin der digitalen Innovationen, die uns mehr denn je für die Reise mit der Bahn begeistern sollen. Die ehemalige Spitzensportlerin ist u. a. Vizemeisterin im Mehrkampf und Gerätedoppelstaatsmeisterin, trat 2012 in den ÖBB Konzern ein, wurde 2014 Leiterin der Konzernstrategie und Unternehmensentwicklung und adelte ihre Spitzenkarriere Ende 2015 mit der Berufung in den Vorstand. In den nächsten Jahren werden viele Smarts und Potentials gesucht, die sich für den ÖBBKonzern begeistern und die Mobilität für Österreich mitgestalten. Die Rahmenbedingungen könnten besser nicht sein. karriere.oebb.at
Schluss mit binären Geschlechterkategorien! (Foto: Privat)
Nicole Schöndorfer
„Women are meant to be loved, not to be understood“: Dieses Zitat von Oscar Wilde illustriert ein Missverständnis. Nicht nur werden Frauen darin als irrationale Wesen dargestellt, die von Männern wie selbstverständlich ausschließlich affektiv wahrgenommen werden. Das Zitat romantisiert diese Stereotype noch. Nachdem Wilde nicht mehr verantwortlich gemacht werden kann, muss die Gesellschaft für derart angestaubte Geschlechtermodelle herhalten. Frauen werden als emotional-hysterische Östrogenbomben dargestellt, die sich nur für Diäten und Yoga interessieren, nach Mr. Right suchen und wenn sie ihn gefunden haben, ihrem wahren Lebenszweck, den Kindern, nachkommen wollen. Ihren Job geben sie auf, denn Karriere macht der Mann. Dieser sitzt bis spätabends im Büro, geht danach einen trinken oder seinen Körper stählen, um im Ernstfall alle windelweich prügeln zu können. Er will außerdem immer Sex und holt sich den zur Not auch woanders, denn das liegt als Mann in seiner Natur. Inmitten dieser binären Geschlechterkonstrukte wird auch deutlich, welche Rolle nicht-cis und nicht-heterosexuelle Personen einnehmen: keine. Solche Klischees zu sammeln, ist einfach, weil sie allseits bekannt sind, weil sie immer noch zur Sozialisation durch Eltern, Schule, Gesellschaft und Medien gehören. Frauen sind weich und irrational, Männer sind hart und rational, andere Geschlechter sind eine Illusion. Während diejenigen, die den sozial konstruierten Idealbildern von Frau und Mann freiwillig (oder unfreiwillig) entsprechen, jegliche Handlungsfrei-
heit genießen, müssen die anderen um diese Freiheit kämpfen, sie verteidigen und sich entscheiden. Wollen sie es im Leben einfach oder schwer haben? Wollen sie sich lieber selbst verleugnen oder doch selbstbewusst für ihre Überzeugungen einstehen? So werden vermeintliche Geschlechterunterschiede als Erklärung, Ausrede und Waffe verwendet. Eine Frau, die sich gegen diskriminierende Strukturen wehrt, gilt als Männerhasserin, frigide und radikal. Als unweiblich. Gleichzeitig wird ein Mann, der an psychischen Problemen leidet und damit offen umgeht, als weinerlich bezeichnet, als Bedrohung der kollektiven Männlichkeit empfunden. Nicht selten zwingt ihn das vorherrschende Bild von Maskulinität dazu, seine Ängste zu schlucken oder im Schnaps zu ertränken. Und doch stoßen Männer, die sich Geschlechterstereotypen in einer Form widersetzen, tendenziell auf mehr Applaus, als Frauen, die dies tun. So wird etwa ein Mann in Väterkarenz gefeiert, während sich eine Frau, die lieber Karriere als Kinder macht, dafür wohl ihr Leben lang rechtfertigen muss. Jedoch soll es nicht darum gehen, das größere Opfer zu suchen, sondern darum, aufzuhören, in Stereotypen zu denken. Gleichberechtigung hat sich nicht zum Ziel gesetzt, andere auszustechen, sondern als ebenbürtig zu akzeptieren. Nur so können theoretisch gleiche Rechte, Chancen und Pflichten endlich in die Praxis übersetzt werden. Dass Oscar Wilde sich dessen nicht bewusst war, ist okay, aber heute gibt es keine Ausreden mehr.
MEINUNG
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VÄT E R K A R E NZ
GLEICHBERECHTIGTE PARTNERSCHAFT ENDET OFT DA, WO KINDERBETREUUNG BEGINNT. DREI VÄTER ERZÄHLEN, WIE SIE KIND UND KARRIERE ORGANISIEREN.
Daddy cool
Martina Schöggl / Sandra Nigischer, Fotos: Marisa Vranjes
Pete (42) Ausstellungsmanager
Wir haben zwei Töchter, die heute fünf und sieben Jahre alt sind. Bei beiden war ich jeweils vier Monate zuhause und habe die Phase der Kindergarteneingewöhnung übernommen. Für mich war klar, dass ich in Karenz gehen werde. Zudem stand auch mein Arbeitgeber hinter meinen Karenzplänen. Für viele Väter liegt ja oft genau hier das Problem, da gibt es auch Beispiele in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die wollten, aber der Arbeitgeber signalisierte, der Job ist dann weg, Kündigungsschutz hin oder her. Überhaupt wurde meine Karenz von meinem Umfeld nur positiv aufgenommen. In der „Blase“, in der ich zugegebenermaßen lebe, gibt es eine breite Akzeptanz, was Väterkarenz angeht und mir ist bewusst, dass das ein Privileg ist. Meine Motivation, in Karenz zu gehen, kam einerseits daher, bewusst Zeit mit meinen Kindern verbringen, ihr Großwerden miterleben, ein präsenter Vater sein zu wollen. Nähe und Beziehung sind hier wesentliche Begriffe für mich. Auf der anderen Seite war die Beziehung zu meiner Frau ausschlaggebend, darauf hat die Karenz ja auch
Auswirkungen. Ich denke, es ist für Eltern und für ihre Partnerschaft wichtig, dass auch „Papa“ weiß, was es heißt, daheim bei den Kindern zu sein: Wie es ist, den ganzen Tag eingespannt zu sein, aber am Abend unter Umständen trotzdem nicht viel erzählen zu können. Wie es ist, wenn Pläne einfach sterben, weil das Kind nicht will. Oder wie es ist, wenn die arbeitende Mutter am Abend ausgelaugt nach Hause kommt und erst einmal gern ein paar Minuten Ruhe hätte. Dieser Perspektivenwechsel war eine bereichernde Erfahrung für mich und uns als Paar.
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In meiner Idealwelt wäre Karenz für Väter überhaupt verpflichtend. Ich habe den Eindruck, dass es sich einige Männer immer noch sehr einfach machen. Kinderbetreuung ist eine spannende und verantwortungsvolle Aufgabe und diese Erfahrung würde vielen Männern gut tun. Natürlich ist Karenz immer auch mit viel Organisation verbunden (auch von Seiten des Arbeitgebers), für viele Familien ist es finanziell einfach nicht realisierbar, dass beide Elternteile in Karenz gehen, aber genau da muss die Politik ansetzen und Anreize schaffen.
Jakob (35) Fotograf und Landwirt
Meine Frau und ich haben unseren Sohn Jakob Ludwig genannt. Er trägt denselben Namen wie mein Vater und ich. Diesen Umstand bereue ich manchmal und rufe mein Kind deshalb nur Ludwig. Und trotzdem leben nun drei Jakobs unter einem Dach. Die Vorteile, mit den eigenen Eltern am Land in ein und demselben Haus auf zwei Ebenen zu leben, sind – wie meine Frau und ich soeben bemerken – nicht zu unterschätzen. Ich will gleich zum Punkt kommen: Unsere Großeltern sind gute Babysitter und ihre Nähe ist praktisch. Ein echter Nachteil ist, dass wir in den gemeinsamen vier Wänden manchmal nur schwer Ruhe finden und ich mich in meiner Freiheit eingeschränkt fühle. Meine Eltern und ich führen eine mittelgroße Landwirtschaft und müssen gemeinsam täglich Entscheidungen treffen. Grundsätzlich mag ich die Arbeit am Land sehr, als Familie können wir aber von der Landwirtschaft nicht leben. Der Fotografenberuf ist mein finanzielles und künstlerisches Standbein, meine Auftraggeber und Kunden befinden sich überwiegend in Wien, weshalb ich zeitweise in der Stadt meiner 22
Arbeit nachgehe. Das bedeutet: ich bin doppelt selbstständig, zahle doppelt Sozialversicherung, habe doppelten bürokratischen Aufwand und dann noch eine Familie. Um sich Genuss leisten zu können, braucht es bestimmte Rahmenbedingungen. Meine Frau hat das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeldmodell gewählt. Sie plant rund zwei Jahre zuhause bei Jakob Ludwig zu bleiben und wird ab Dezember bei mir mitversichert sein. Die Frage der Väterkarenz hab ich mir nicht gestellt, da ich bei lukrativen Aufträgen die Zuverdienstgrenze nicht überschreiten dürfte. Das war mir zu riskant und es wäre mir mit großer Wahrscheinlichkeit ein finanzieller Nachteil entstanden. Unabhängig von aller Finanz, Bürokratie, Karenz und Karriere ist mir nichts wertvoller, als Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Vor allem im ersten Lebensjahr unseres Sohnes ist es mir wichtig, präsent zu sein. Die Herausforderungen eines Lebens zwischen zwei Orten, die mehr als 150 Kilometer voneinander entfernt liegen, zwischen Stadt und Land und ihren jeweils unterschiedlichen Einflüssen, zwischen zwei derart konträren Berufen, liegen auf der Hand. Dieses Leben in verschiedenen Welten fordert viel Energie, erfüllt mich aber gleichzeitig.
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Daniel (27) Flughafentechniker
Ich gehe nicht in Karenz. Etwas mehr als ein Jahr ist es jetzt her, dass unser Sohn auf die Welt gekommen ist. Davor haben meine Freundin Marlene und ich beide Vollzeit gearbeitet, sie als Kosmetikerin und Fußpflegerin und ich als Mechatroniker, wir haben also beide eine Lehre gemacht und sind schon länger im Berufsleben. In Karenz ist bei uns nur meine Freundin, sie hat sich für das gehaltsunabhängige Modell „20 + 4 Monate“ entschieden. Das bedeutet: Sie ist 20 Monate lang in Karenz, ich hätte als Vater die Möglichkeit vier Monate in Karenz zu gehen, werde das aber nicht machen, weil das große Einkommenseinbußen für uns bedeuten würde. Denn dann bekäme ich die vier Monate über nur knapp über 600 Euro ausbezahlt anstatt meines Gehalts – und meine Freundin würde – wenn sie währenddessen in ihren alten Job zurückginge – rund 1.100 Euro netto pro Monat verdienen. Wahrscheinlich würde sie aber ohnehin in Teilzeit gehen, was ihr Einkommen halbiert. Dass bei uns nur meine Freundin in Karenz geht und nicht ich, ist zum einen eine Geldfrage. Ich verdiene netto fast doppelt so viel wie meine Freundin. Zum anderen wollte sie auch nicht kürzer in Karenz gehen, weil sie die Entwicklung unseres Sohnes intensiv begleiten wollte, etwa die ersten Schritte im ersten
Jahr. Da ich in Tag- und Nachtschichten arbeite, bleibt mir auch Zeit, unseren Sohn aufwachsen zu sehen. Ich arbeite im Schnitt nur jeden zweiten Tag, dafür dann zwölf Stunden am Stück. So habe ich auch nicht das Gefühl, etwas zu verpassen in der Entwicklung unseres Kleinen. Berufliche Hürden durch die lange Karenzzeit befürchtet meine Freundin nicht: Als Kosmetikerin hat sie null Aufstiegschancen, sie kann sich nur selbstständig machen. Würde meine Freundin arbeiten und ich solange in Karenz gehen, wäre das mit starken finanziellen Einbußen verbunden. In meinem Freundeskreis und Arbeitsumfeld sieht das nicht anders aus. Ich kenne keinen einzigen Fall, bei dem der Vater in Karenz gegangen ist oder geht. Der wesentlichste Grund dafür ist sicher, dass die Männer in allen Fällen mehr als ihre Freundinnen oder Frauen verdienen und die Eltern ihre Kinder nicht schon früh in die Kinderbetreuung “abgeben” wollen. Die ist auch nicht immer leicht zu finden und kostet. Daher war in meinem Umfeld immer klar, wer in Karenz geht. Ich bin mir aber auch sicher, dass ich in meiner Branche belächelt werden würde, wenn ich in Karenz ginge. Dafür gibt es keinen wirklichen Grund, ich mache mir auch nichts daraus, was andere von mir denken. Aber es ist bei uns zumindest absolut nicht üblich, dass der Mann in Karenz geht, so als wäre es „übernatürlich“ . Ich habe nur männliche Arbeitskollegen, Karenz ist in meinem Umfeld einfach kein Thema.
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FRAUEN IN DER POLITIK: Kampf gegen Männerbündnisse Jelena Gučanin / Teresa Havlicek
IM ÖSTERREICHISCHEN PA RL A MENT LIEGT DER FR AUENA NTEIL A KTUELL BEI 30,6 PROZENT, AUF LÄNDEREBENE ZUM TEIL DEUTLICH DARUNTER. NOCH KEINE FRAU HATTE EINE REALISTISCHE CHANCE, ÖSTERREICHISCHE BUNDESK ANZLERIN ZU WERDEN. WIR BEGEBEN UNS AUF EINE SPURENSUCHE NACH DEN URSACHEN UND ANSPRÜCHEN, DIE AN FRAUEN IN DER POLITIK GESTELLT WERDEN.
„Politik wird im Hinterzimmer gemacht – von alten Männern mit Bierbauch“, diese erschreckende Bilanz zieht Julia Herr, Vorsitzende der Sozialistischen Jugend (SJ). Als junge Frau sei es nahezu unmöglich, sich in der männerdominierten Domäne durchzusetzen, meint sie. Mit dieser Meinung ist sie nicht alleine. Die gläserne Polit-Decke „Frauen sind in der Politik, aber auch in anderen Positionen, wenn es um Einfluss und Macht geht, stark unterrepräsentiert“, hält Maria Pernegger, Politik- und Medienanalytikerin bei der Agentur MediaAffairs, fest. „In der Praxis finden sich Frauen gerade im politischen Milieu nach wie vor oft im Hintergrund oder in endlosen Weiterbildungsspiralen und kommen karrieretechnisch nur holprig voran – bevor sie dann irgendwann an der vielzitierten gläsernen Decke anstehen.“ Als Ursache macht die Expertin eine Struktur fest, die Frauenkarrieren schlicht nicht begünstigt. „Die einflussreichen Positionen in den Bünden, Gewerkschaften und Kammern sind fest in Männerhand – freiwillig werden hier ungern Positionen an Frauen abgegeben.“ Was es zusätzlich schwierig macht, ist, dass in der Politik Positionen meist nicht nach Qualifikation besetzt werden. „Einen Start24
vorteil haben jene, die auf stabile Netzwerke und Seilschaften zählen können. Hier werden Männer vielmehr gepusht“, weiß Pernegger. Wenn Frauen keine einflussreichen Mentor_innen haben, schaffen sie es auch im Jahr 2016 selten an die Spitze einer Politkarriere. Innerhalb politischer Systeme müssen sich Frauen oft mit herablassendem Verhalten herumschlagen, so hat beispielsweise die Grüne Abgeordnete Sigrid Maurer erzählt, dass manche ältere Kollegen sie grundsätzlich duzen und paternalistische Kommentare wie: „Na, du machst das ja eh schon ganz gut“ abgeben. Geschafft – und nun? Haben es Frauen endlich in eine Position geschafft, wird ihre Arbeit höchst unterschiedlich bewertet. Eine Frau mit Macht ist noch immer etwas, das unsere Gesellschaft nicht akzeptiert: „Frauen in der Spitzenpolitik bekommen oft nicht den Rückhalt, weil mächtige Frauen schlicht nicht in das gesellschaftliche Frauenbild passen“, sagt Maria Pernegger. Und wenn es Frauen in Spitzenpositionen gibt, besetzen sie meist stereotyp „weibliche“ Ressorts wie Gesundheit, Soziales, Familie und Bildung. Eine Frau als Bundeskanzlerin? Das hält Politanalystin Pernegger für eher unwahrscheinlich: „Offensichtlich ist Österreich noch nicht so weit.“
(Foto: Florian Albert) (Foto: SJÖ)
Yussi Pick, Kampagnen-Berater und Online-Experte sieht dieses Phänomen auch in den USA: „Jedes Mal, wenn Hillary Clinton für ein Amt kandidiert, sind ihre Beliebtheitswerte im Keller. Ihr wird vorgeworfen, zu ehrgeizig und karrieristisch zu sein.“ Auf der ganzen Welt seien es dieselben negativen Attribute, die mächtigen Frauen zugeschrieben werden: kalt und machthungrig. privatleben als öffentliches thema Große Mitschuld an dem, was uns über Frauen in der Politik vermittelt wird, haben natürlich die Medien. Wenn Angela Merkel – ohne Zweifel die mächtigste Frau der Welt – mit einem Dekolleté in der Oper auftaucht, gibt es tagelang kein anderes Thema mehr. Vielleicht ein Grund dafür, warum sich Merkel bewusst dazu entschied, ihre „Weiblichkeit“ komplett in den Hintergrund zu rücken. „Frauen werden im medialen Kontext signifikant anders dargestellt als Männer“, sagt auch Maria Pernegger. Das Privatleben stehe weit mehr im Vordergrund. Ob Kleidungsstil, Familienstand, Kinderlosigkeit, Vereinbarkeit – all das wird bei Politikerinnen viel häufiger zum Thema. Eva Glawischnig musste sich beispielsweise lang und breit dafür rechtfertigen, wie sie Kinderbetreuung organisiert.
Diese Tendenzen haben sich durch das Internet und digitale Wahlkämpfe noch verstärkt, wie der Online-Stratege Yussi Pick, der inzwischen als Berater für Hillarys Kampagne in die USA berufen wurde, festhält: „Es ist nochmal alles persönlicher geworden, man kann Persönlichkeit und Politiker_in eigentlich nicht mehr trennen.“ Nicht nur diese verstärkte Liebe zur Homestory, auch Hass im Netz stellt Politikerinnen vor eine besonders schwierige Situation. „Das Problem betrifft nicht nur Unbekannte, sondern auch Spitzenpolitikerinnen. Menschen trauen sich, ihnen Dinge ins Gesicht zu sagen, die sie einem Mann nie sagen würden.“ Daher müssen sich Frauen nicht nur in der Politik, sondern auch im Internet wesentlich stärker behaupten und sich bewusst Raum nehmen. Aber wenigstens eine Weiterentwicklung sieht Pick: „Früher haben sich Frauen aufgrund von damit einhergehenden Stigmata nicht getraut, diese Probleme anzusprechen. Mittlerweile wird die öffentliche Doppelmoral von Politiker_innen und bestimmten Medien thematisiert.“ Hinzu kommt für Frauen mit Migrationshintergrund neben der sexistischen auch noch die rassistische Ebene: Zu Muna Duzdars Amtsantritt als SPÖ-Staatssekretärin wurden ständig ihre Religionszugehörigkeit und Herkunft thematisiert.
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quoten ohne freiwilligkeit In einem Punkt sind sich die Expert_innen einig: Quoten wirken. Weibliche Vorbilder wirken. Wenn mehr Frauen an der Spitze sind, holen
( Foto: Johanna Rauch)
(Foto: Karin Hofbauer)
digitale Herausforderungen Doch nicht nur die Art der Berichterstattung über Frauen ist grundlegend anders als die über Männer, auch die Häufigkeit der Repräsentation. Bei Text- und Bildpräsenz liegen in den reichweitenstärksten Tageszeitungen in Österreich die Frauen weit abgeschlagen hinter den Männern, zeigt die von Pernegger durchgeführte Studie „Frauenpolitik in den Medien“. „Politiker nehmen wesentlich mehr Raum in der medialen Debatte ein als Politikerinnen. In der Regel erreichen Parteichef_innen eine höhere Präsenz als andere Politiker_innen – hier sind die Frauen schon deshalb klar im Nachteil, weil sich in Österreich mit Eva Glawischnig nur eine Parteichefin findet“, so Pernegger. „Noch verschärfter ist die Situation auf Länderebene: Nicht nur gibt es in Österreich ausschließlich männliche Landeshauptleute, in Oberösterreich saßen bis vor kurzem nur Männer in der Regierung. Männliche Spitzenpolitiker besetzen zudem häufiger jene Bereiche, die Medien besonders reflektieren.“
sie auch mehr Frauen nach. „Regelmäßig sprechen sich Vertreter_innen fast aller Parteien – mit Ausnahme der FPÖ – dafür aus, Frauen in der Politik stärker fördern zu wollen. Der Haken daran: es fehlt an einer beherzten Umsetzung. Es wird kaum Energie in diesen Bereich gesteckt“, sagt Analystin Maria Pernegger. Trauriges Beispiel dafür ist nach wie vor, dass das Mandat der verstorbenen Nationalratspräsidentin Barbara Prammer trotz Frauenquote an den oberösterreichischen Gewerkschafter Walter Schopf ging. Die Grünen sind aktuell die einzigen, die sich an ein Reißverschlusssystem halten, und dementsprechend eine 50-prozentige Frauenquote im Parlament haben. Frauenförderung müsse aber bereits auf den unteren Ebenen beginnen, damit diese Frauen entsprechend auf die Spitzenpolitik vorbereitet werden können, so Pernegger. Allein auf Freiwilligkeit zu setzen, bringe uns nicht weiter. Erst eine gesetzliche Frauenquote könnte dieses eingefahrene System nachhaltig verändern.
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Quelle: Statistik Austria, 2012
52% Teilzeitbeschäftigte FÜR GLEICHWERTIGE ARBEIT VERDIENEN FRAUEN16% IN ÖSTERREICH RUND 23 PROZENT 25-49-Jährige, mit Kindern WENIGER ALS IHRE MÄNNLICHEN KOLLEGEN. DOCH DIE Erwerbstätige DATEN ZUR SOZIALENunter UND Unselbstständig 15 Jahren: in atypischen* BeschäftigungsWIRTSCHAFTLICHEN SITUATION DER ÖSTERREICHER_INNEN UNTERSCHEIDEN SICH Geschlechterverhältnis bei verhältnissen 1.086 25-49-Jährige, Alter der Österreicherinnen bei GESCHLECHTERSPEZIFISCH IN VIELEN BEREICHEN. 204 (*Teilzeit, geringfügig, in Leiharbeit, befristet Ein-Eltern-Familien kinderlos:
Alter der Öster Geschlechte Geschlechterverhä derEin-Eltern-F Geburt des der Bürgermeister _ 1984: 23,8 Jahre | 20 85% Mütter u Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016 Quelle:Quelle: Statistik Austria, 1984,Ö 20 Alter der Statistik Austria, 20 Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016 der Geburt Quelle: Statistik Austria, 2014 Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016 Durchschnittliches Geschlechterverhältnis 1984: 23,8 Jahr Heiratsalter der Bürgermeister _ innen recherche: sandra nigischer / Damita Pressl, Illustration: lana lauren Quelle: Statistik Austria,
der Geburt des ersten oder mit einem freien Dienstvertrag) Durchschnittliches Durchschnittliche Zahl Kindes der Alter der Österreicherinnen bei 85% Mütter 15% Väter und . 1984: 23,8 Jahre | 2014: 29,1 Jahre Heiratsalter Lebenserwartung Über-100-Jährigen Durchschnittliches Quelle: Statistik Austria, 2015 der Geburt des ersten Kindes Geschlechterverhältnis Quelle: Statistik Austria, 2016 Durchschnittliches in JahrenQuelle: Statistik Austria, 1984, 2014 Quelle:Geschlechterverhältnis 1984: 23,8 JahreQuelle: | 2014: Statistik29,1 Austria,Jahre 2014 Statistik Austria,Stichtag: 1.1.2016Heiratsalter der Bürgermeister _ innen Heiratsalter der Bürgermeister _ innen Quelle: Statistik Austria, 2012 Quelle: Statistik Austria, 1984, 2014 Quelle: Statistik Austria, 2014
ltnis _ innen
Quelle: Statistik Austria, 2016
vermessung der geschlechter Quelle: Statistik Austria, 2014
Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016
24,2% 24,2% 8,7% 24,2% der unselbstständig 8,7% Beschäftigten 52% 52% 8,7% der unselbstständig Alter der Teilzeitbeschäftigte 2014 Österreicherinnen bei der unselbstständig Teilzeitbeschäftigte 2014 Beschäftigten 24,2% Unselbstständig Erwerbstätige Beschäftigten der Geburt des ersten Kindes 16% 16% 25-49-Jährige, tständig Durchschnittliches Absolvent _ innen der MINT-Fächer* 25-49-Jährige, im Niedriglohnsektor* Geschlechterverhältnis Unselbstständig Erwerbstätige 8,7% 1984: 23,8 Jahre | 2014: 29,1 Jahre mit Kindern Selbstständig *Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik rbstätigeUnselbstständig mit Kindern Erwerbstätige (*Dazu zählt, wer brutto pro Stunde weniger als Heiratsalter Selbstständig Unselbstständig Erwerbstätige der unselbstständig
Geschlecht Ein-ElternSelbst 85% Mütter Erwer Absolv
Austria, der Bürgermeister _unter innen im Niedriglohnsektor* Absolvent _ innen der MINT-Fächer* Quelle: Statistik 15 Jahren: Unselbstständig Erwerbstätige *Mathem Erwerbstätige Quelle: Stati unter 15 Jahren: Quelle: Statistik Austria, 1984, 2014 des Medianlohns zwei Drittel verdient.) Quelle: BMWFW, 2014 imQuelle: Niedriglohnsektor* Beschäftigten (*Dazu zählt, wer brutto pro Stunde weniger als *Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik Erwerbstätige in atypischen* BeschäftigungsStatistik Austria, 2014 Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016 in atypischen* BeschäftigungsQuelle: BMW Quelle: Statistik Austria 2016 (*Dazu zählt, wer brutto pro Stunde weniger als zwei Drittel des Medianlohns verdient.) Quelle: Statistik Austria 2010 verhältnissen 25-49-Jährige, Quelle: BMWFW, 2014 Quelle: Statistik Austria 2016 verhältnissen Unselbstständig Erwerbstätige 25-49-Jährige, zwei Drittel des Medianlohns verdient.) Selbstständig Ab (*Teilzeit, geringfügig, in Leiharbeit, befristet Quelle: Statistik Austria 2010 kinderlos: (*Teilzeit, geringfügig, in Leiharbeit, befristet kinderlos: im Niedriglohnsektor* *M Quelle: Statistik Austria 2010freien Dienstvertrag) Erwerbstätige oder mit einem oder mit einem freien Dienstvertrag)
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(*Dazu zählt, wer brutto pro Stunde weniger als
Quelle: Statistik Austria, 2016 Quelle: Statistik Austria, 2016 des Medianlohns verdient.) zwei Drittel
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Tötungsdelikte innerhalb der Familie
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Quelle: Statistik Austria 2016 tik Austria 2016
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Quelle: BMWFW, 2014 Quelle: BMWFW, 2014
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Quelle: Statistik Austria,Stichtag: 1.1.2016
Quelle: Statistik Austria 2010
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Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016
Quelle: Statistik Austria, 2012 Quelle: Statistik Austria, 2012
Tötungsdelikte innerhalb der Familie Geschlechterverhältnis bei Verleihungen des Ehrenzeichens Alter der Österreicherinnen bei 24 Frauen, 1 Mann 24 Männer, 0 Frauen für Verdienste um die RepublikEin-Eltern-Familien Feuerwehrleute Verleihungen des Ehrenzeichens der Geburt des ersten Kindes der unselbstständig Geschlechterverhältnis bei 85% Mütter und 15% Väter. Österreich 2015 Alter der Österreicherinnen bei Geschlechterverhältnis für Verdienste um die bei Republik 1984: 23,8 Jahre | 2014: 29,1 Jahre BeschäftigtenAlter der ÖsterreicherinnenQuelle: Ein-Eltern-Familien bei Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen Österreichs, 2015 Quelle: Statistik Austria, 2016 Bundeskanzleramt, 2015 der Geburt des ersten Kindes Ein-Eltern-Familien Österreich 2015 rer Quelle: Statistik Austria, 1984, Quelle: In Anspruch genommene Alter Ö 2014 85% Mütter und 15% Väter . derAl der Geburt des ersten Kindes hnittliches Geschlechterverhältnis Unselbstständig 1984: 23,8 Jahre | 2014: 29,1 Jahre 85% Mütter und 15% . der Geburt Karenztage im JahrErwerbstätige 2011 Selbstständig iches de Quelle: Bundeskanzleramt, 2015Väter Absolvent _ innen der MINT-Fächer* Geschlechterverhältnis 1984: 23,8 Jahre | 2014: 29,1 Jahre Quelle: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, 2004, 2015 lter Quelle: Statistik Austria, 2016 der Bürgermeister _ innen Durchschnittliches Durchschnittliches im Niedriglohnsektor* Geschlechterverhältnis Geschlechterverhältnis *Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik Quelle: Statistik Austria,Erwerbstätige 1984, 2014 19 Quelle: Statistik Austria, 2016 1984: 23,8 Jahr g 2014 Quelle: Joanneum Research, 2013 der Bürgermeister _ innen Quelle: Statistik 1984, 2014 (*Dazu zählt, wer brutto pro Stunde weniger alsAustria,Heiratsalter ria, 2014 Heiratsalter Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016 der Bürgermeister der Bürgermeister _ innen _ innen
24,2% 8,7%
Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016des Medianlohns verdient.) zwei Drittel Quelle: Statistik Austria 2010
Quelle: Statistik Austria 2016 Quelle: Statistik Austria, 2014 Quelle: Statistik Austria, 2014
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Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016 Quelle: Österr. Gemeindebund, 25.8.2016
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24,2% 24,2% Fachhochschulen innerhalb der Familie 8,7% Weiblicher Anteil an 8,7% Universitätsprofessuren hrenzeichens der unselbstständig 24_ Frauen, 24 Männer, 0 Frauen 8,7% 8,7% der unselbstständig Studienabsolvent innen1 Mann 49,5% Tötungsdelikte
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Universitäten
49,5%
Fachhochschulen
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Quelle: Statistik Austria, Gesundheitsbefragung 2014
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Quelle: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, 2004, 2015 Quelle: Statistik Austria 2016 Quelle: Statistik Austria 2016
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(Foto: Klaus Bauer)
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setzen – live bei Veranstaltungen (Graphic Recording), als Illustratorin oder Universitätsprofessuren Feuerwehrleute des Ehrenzeichens Feuerwehrleute anVerleihungen öffentlichen Universitäten mithilfe von Erklärvideos. Lana Laurens Fokus24 liegt darauf, Inhalte24 verständFrauen, 1 Mann Männer, 0 Frauen F imfür Studienjahr 2013/14um die Republik Verdienste Quelle: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, 2004, 2015 In Anspruch genommene lich, strukturiert und spannend aufzubereiten, sodass die Botschaft ankommt und Österreich 2015 In Anspruch genommene Quelle: Bundesministerium für Bildung und Frauen, 2015 Karenztage im Jahr 2011 Verrichtung Verrichtung schwerer In Anspruch genommene schwerer In Anspruch genommene Quelle: Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen Österreichs, 2015 Quelle: Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, 2004, 2015 Karenztage Quelle: Bundeskanzleramt, 2015im Jahr 2011 weitergetragen werden kann. Quelle: visolutions.at Österreichischer Bundesfeuerwehrverband, 2004, 2015 Quelle: Joanneum Research, 2013 körperlicher Karenztage im Jahr 2011 körperlicher Arbeit Arbeit Karenztage im Jahr 2011 Quelle: Joanneum Research, 2013
Quelle: Statistik Austria, Gesundheitsbefragung 2014 Quelle: Statistik Austria, Gesundheitsbefragung 2014
GENDERSTATISTIK
Quelle: Joanneum Research, 2013 Quelle: Joanneum Research, 2013
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Q
DURCHBLICK STATT SCHEUKLAPPEN
TRANSPARENZ DAS HAB’ ICH VOM KURIER
Unabhängige, objektive, klar recherchierte Informationsvielfalt und Qualitätsjournalismus 30 im täglichen Einklang für Sie.
sprich es aus: Feminismus! (Foto: Lydia Stöckl)
Jelena Gučanin
„Feminismus ist so ein negativ besetztes Wort“, „Es geht doch um Gleichberechtigung, warum werden die Männer gar nicht erwähnt?“, „Ich finde das Wort Humanismus besser“, oder „Klar bin ich für Gleichstellung, aber Feministin bin ich keine.“: Solche Sätze hören Feministinnen oft. Sie kommen meist von Menschen, die sich mit dem Begriff und der Geschichte des Feminismus wenig bis gar nicht auseinandergesetzt haben. Das Problem daran ist aber nicht, dass sie sich nicht als Feministinnen bezeichnen würden – sondern daran, dass das F*-Wort auch im Jahr 2016 für viele noch ein Reizwort ist, von dem sie sich lieber distanzieren würden, als sich näher damit auseinanderzusetzen. Ihnen sei gesagt: der Begriff Feminismus ist notwendig. Auch heute noch. Weil er nicht nur bedeutet, dass wir für die gleichen Rechte aller Geschlechter kämpfen – sondern dass wir die Diskriminierung von Frauen, die Alltag ist, auch als solche benennen. Da geht es nicht darum, Frauen zu „bevorteilen“, sondern ihnen lange verwehrte Rechte zuzugestehen. Der jahrzehntelange, mühsame und noch immer andauernde Kampf vieler Frauen wird durch das Verwaschen des Begriffs einfach ignoriert. Wieder einmal würden Frauen und ihre Anliegen in den Hintergrund gerückt werden. Und das darf nicht passieren. Denn der alltägliche Sexismus und die damit verbundene systematische gesellschaftliche Unterdrückung von Frauen können nur mit einer Bewegung, die auch Frauen in ihrem Titel hat, ausgelöscht werden.
Genau deshalb ist es gut, wenn feministische Themen breitenwirksam werden. Wenn nicht mehr alle Mienen verzogen werden, sobald frau sich als Feministin „outet“. Denn Feminismus ist heutzutage nicht mehr das Nischenthema, das es einst war. Der Begriff prangert von diversen Online-Bannern, ziert T-Shirts großer Modeketten und ist Gegenstand von TV-Diskussionen. Diese Image-Kampagne tut gut und ist wichtig. Doch sie hat auch eine Kehrseite: Feminismus wird zum Produkt, zu einem verwaschenen Lifestyle, der mit einer bewussten Auseinandersetzung wenig zu tun hat. Selbstliebe, Empowerment und Girlpower sind die eine – und sehr wichtige – Seite im Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz, doch gibt es auch die andere, weniger schöne und so gar nicht glanzvolle Facette. Die fängt dort an, wo unangenehme Themen angesprochen werden, wo es darum geht, über den eigenen Schatten zu springen und sich ins Gefecht zu werfen. Warum? Weil genau dieser Kampf leider noch zu oft mit Hass und Gewalt endet, mit dem Versuch, Frauen zum Schweigen zu bringen, mit allen Mitteln. Ja, Feministin zu sein, bereichert, ermutigt und bestärkt. Doch genauso kann es frustrieren und ermüden. Genau hier gilt es: sich nicht umhauen zu lassen, weiter laut zu sein. Sich dem Gegenwind zu stellen. Dass das nicht funktioniert, wenn man sich nur ein leeres Label umhängt, dürfte klar sein. Deshalb müssen wir Feminismus jetzt erst recht aus der Reizthema-Ecke hervorholen und ihm Bedeutung umhängen. Müssen uns klar als Feministinnen deklarieren, so oft und so laut es geht. Aber wir müssen es ehrlich machen: kritisch, selbstreflexiv und intersektional. Denn unsere Kämpfe sind hart, unterschiedlich und verdammt real. Das dürfen wir – bei aller Girlpower-Ästhetik – nie vergessen.
MEINUNG
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(Foto: Privat)
Als uns vor 20 Jahren die deutsche Rechtschreibreform zwang, unsere Gewohnheiten umzulernen, war ich zehn Jahre alt. Ich hatte aber bereits eine feste Überzeugung, was das Thema anbelangte. Diese speiste sich in erster Linie aus Faulheit. Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit schreiben gelernt und sah nicht ein, warum ich nun alles umlernen sollte. Ich kenne viele Menschen unterschiedlicher Altersgruppen, die sich damals dagegen wehrten. Eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben es überwunden und denken heute nicht mehr darüber nach.
rische Femininum ans Herz legen. Frei nach dem Motto: “Warum habt ihr ein Problem damit, dass Die kurze Umgewöhnungsphase war, im Nachhiihr nicht explizit erwähnt werdet? Ihr seid doch mitnein betrachtet, nicht so mühsam wie gedacht. Ich gemeint!”. Natürlich muss dann auch die Rede von bin überzeugt, dass es uns mit der “männlichen Filmemacherinnen” offiziellen Einführung einer genund “männlichen Musikerinnen” dergerechten Sprache ähnlich gesein. Spätestens hier sollte sich die Artemis Linhart hen würde. Sobald wir von Film und Absurdität unserer jetzigen SprachFernsehen, Zeitungen, Büchern und gewohnheiten erschließen. Ämtern nur noch die neue Schreib- und Sprechweise serviert bekommen, wird sie uns bald wie das Persönlich halte ich es aber für peinlich unzeitgeNormalste der Welt erscheinen. Von Kindern, die in mäß, sich im Diskurs um eine sprachliche Weitereine gendergerechtere Welt hineinwachsen, ganz entwicklung auf Männer und Frauen zu versteifen. zu schweigen. Es ist dringend an der Zeit, binäre Sprech- und Denkweisen aufzubrechen und sich der Tatsache Sprache schafft Bewusstsein. Sprache schafft Rezu stellen, dass Gender-Identität ein Spektrum und alität. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Sprache Cis-Normativität* mit den Lebensrealitäten unseDenkweisen und Weltbilder beeinflusst. Wer sich rer Welt nicht kompatibel ist. Ich plädiere daher daalso verbal übergangen fühlt, hat damit mehr recht, für, neue Pronomen wie das schwedische “hen” zu als uns gemeinhin bewusst ist. Zudem prägt Denetablieren und auch sonst alle Erdbewohner_innen ken unser Handeln. Indem Sprache Einfluss nimmt sprachlich mit einzubeziehen. Je früher, desto besauf unser Empfinden und Denken, wäre ein gesellser. Ich weiß, dass auch du das schaffen kannst. schaftlicher Wandel möglich, der uns der Gleichstellung der Geschlechter näher bringt. Natürlich ist die Findung und Prägung eines neuen, zeitgemäßen Sprachgebrauchs keine einfache Sprache ist, wie alles auf der Erde, kontinuierlich Aufgabe. Wer wird denn beispielsweise künftig im Wandel begriffen. Wer auf Tradition, Gewohnvom “Studierendenfutter” sprechen? Sicherlich heit und Sprachloyalität beharrt, sollte sich zuerst nicht jene Leute, die auch im Jahr 2016 noch auf einmal fragen, ob sie_er fortan auch auf Anglizisden “Mohr im Hemd” oder gar die “Negerschnitmen sämtlicher Art, auf neue Wortschöpfungen wie ten” bestehen. Doch auch diese Beispiele zeigen: Es das „Selfie“, oder gar auf die gänzlich nonverbalen geht ganz einfach. Man kann geschlechtsbezogene Emojis verzichten möchte. Wörter einfach durch neutrale austauschen. So wird “der Leser” einfach zum Publikum und buchstäbAll jenen, denen Binnen-I, Unterstrich oder Sternlich “Keiner” ein “Niemand”. chen zu umständlich erscheinen oder rein optisch * Als Cisgender werden jene Personen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität mit dem ein*e Dorn_in im Auge sind, möchte ich das genebei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.
PRO
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MEINUNG
Ich glaube nicht an „gendergerechte Sprache“. Eine erzwungene, oft krampfhaft wirkende Anpassung unserer Sprache, um sie vermeintlich „gendergerecht“ Aber dieser Argumentatizu machen, kann keine reale onsstrang interessiert mich Geschlechtergerechtigkeit hergar nicht. Zu viel Energie, Vera Mayer beiführen. Das ist theoretiInitiative und Hirnschmalz sches Wunschdenken. verschwinden zum Thema Diskussionen zum Thema neigen dazu, emoschon in bürokratischen Gremien, endlosen tional zu werden – für mich geht es aber um Kommentarspalten und regelmäßigen AufPragmatismus. Wenn ich etwas tue, muss ich regerartikeln. Hängen wir uns hier nicht an an dessen Sinnhaftigkeit glauben. der Theorie auf und machen wir uns nichts vor: Während der englischen Sprache diese Die „Anti-Gendern-Fraktion“ argumentiert Problematik relativ fremd ist, eignet sich die gerne mit der Wahrung der deutschen Spradeutsche Sprache nun einmal schlicht nicht che, oder der Unterscheidung zwischen Gedazu, durch künstliche Eingriffe „diskriminus und Sexus. Grammatikalisch ist die Sache nierungsneutral“ und gleichzeitig noch lesklar: Das generische Maskulinum ist neutral oder sprechbar zu bleiben. und schließt beide Geschlechter mit ein. Aus dieser Argumentation hat sich dann aus einer Bitte widmen wir uns mit aller Kraft den wirkArt Trotz (?) das „generische Femininum“ lichen Schlüsselaspekten für eine gerechtere entwickelt, das ebenso neutral oder im bunGesellschaft: Bildung, Förderprogrammen, ten Wechsel mit dem generischen MaskuKinderbetreuung, mehr Vernetzung und welinum verwendet werden kann. Weiters entniger Stereotypisierungen durch Medien und stehen abenteuerliche Wortneuschöpfungen Kommerz. Aktuelle Statistiken zeigen, dass wie „Menschinnen“, „Mitgliederinnen“ (oder Frauen an der Spitze von Unternehmen nach besser gleich „Ohneglieder“) oder gendergewie vor europaweit deutlich unterrepräsenrecht verfasste Arbeiten über das Thema Protiert sind. Das seit den 80er Jahren verwenstatakrebs. Hinsichtlich meiner Suche nach dete Binnen-I vermochte an dieser EntwickSinnhaftigkeit steige ich hier aus. lung offenbar nichts zu ändern. Arbeiten wir also an den Ursachen und Umständen, statt Die Hauptargumentation der „Pro-Gensprachliche Kosmetik zu betreiben. dern-Fraktion“ beruft sich auf die Assoziationen, die unsere Sprache mit dem generischen Maskulinum transportiert. Dazu werden auch
CONTRA
MEINUNG
Gendergerechte Sprache
(Foto: Smartassistant)
gerne diverse Studien zitiert, die nachweisen, warum Frauen ohne das Binnen-I gedanklich ausgegrenzt und diskriminiert werden. Aber kann durch Manipulation an unserer Sprache wirklich faktische Chancengleichheit geschaffen werden? Oder mit anderen Worten: Werden jetzt zum Beispiel mehr Frauen „Vorständinnen“, weil wir es uns so herbeischreiben? Das sehe ich leider nicht. Ich könnte sogar die Gegen-Behauptung aufstellen, dass eine scharfe Unterscheidung von männlicher und weiblicher Bezeichnung eben erst recht die Gleichstellung untergräbt.
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GESUNDHEIT
ENDOMETRIOSE IST DIE ZWEITHÄUFIGSTE GYNÄKOLOGISCHE ERKRANKUNG UND BETRIFFT MEHR ALS JEDE ZEHNTE FRAU IM GEBÄRFÄHIGEN ALTER. SIE KANN SO SCHMERZHAFT AUSFALLEN, DASS DIE KRANKHEIT AUSWIRKUNGEN AUFS BERUFSLEBEN HAT. BEKANNT IST SIE TROTZDEM KAUM.
diagnose: endometriose
Text: Sandra Nigischer / Erfahrungsberichte: Martina Schöggl Fotos: Tirza Podzeit Bis Endometriose-Erkrankte ihre Diagnose erhalten, haben sie oft über Jahre erfolglos verschiedenste Ärzt_innen aufgesucht – und möglicherweise zu hören bekommen, dass ihre heftigen Beschwerden, die temporär sogar zur Arbeitsunfähigkeit führen können, normal sind: Kaum erträgliche Regelschmerzen, zyklisch auftretende Kopfoder Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme wie Verstopfung oder Schmerzen beim Sex gehören zu den Symptomen. Bei Betroffenen siedelt sich funktionstüchtige Gebärmutterschleimhaut dort an, wo sie nicht hingehört: außerhalb der Gebärmutterhöhle. Warum, ist noch nicht restlos geklärt. Eierstock, Eileiter, Beckenbauchfell oder die Vagina können genauso befallen sein wie Dickdarm, Harnblase oder auch die Lunge. Wächst die Schleimhaut in die Gebärmuttermuskulatur hinein, sprechen Spezialist_innen von Adenomyose, einer Sonderform der Endometriose. „Die Gebärmutterschleimhaut beginnt dort zu wachsen, reagiert wie in der Gebärmutterhöhle auf Hormone und blutet zyklisch in den Körper ab“, erklärt René Wenzl, Leiter des Endometriose-Zentrums und Gynäkologe am AKH Wien. „Der Körper reagiert darauf mit einer Entzündung als Abwehrreaktion.“ Die Einblutung und Entzündung können so heftige Schmerzen verursachen, dass Erkrankte sogar das Bewusstsein verlieren. späte diagnose Über zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind von Endometriose betroffen. Trotzdem wird die zweithäufigste, gutartige gynäkologische Erkrankung (nach Myomen) oft erst nach Jahren diagnostiziert, weil die Beschwerden uncharak-
teristisch sein können, nicht zyklisch auftreten müssen, oder Erkrankte von Ärzt_innen oder ihrem persönlichen Umfeld nicht ernst genommen werden. „Betroffene hören immer wieder, sie sollten sich nicht so anstellen, nicht wehleidig sein. Regelschmerzen seien normal“, erklärt Rita Hofmeister. Sie ist Obfrau der Endometriose Vereinigung Austria (EVA). Außerdem habe es unter Mediziner_innen lange kein Bewusstsein für die Krankheit gegeben: „Im Medizinstudium ist Endometriose lange kaum behandelt worden, sodass Ärzt_innen die Symptome nicht mit der Erkrankung assoziiert haben.“ Erst in den letzten Jahren sei das Bewusstsein gewachsen. Betroffenen ist es oft unangenehm, offen über ihre Qual zu reden. „Die Regel ist noch immer ein Tabuthema und offenbar etwas Intimeres als Kopfschmerzen“, analysiert Rita Hofmeister, vor allem wenn Endometriose mit Schmerzen beim Sex oder Verdauungsproblemen einher gehe. „Eine Schülerin hat uns geschrieben, dass ihre Schmerzen in den Hintern hineinziehen und sie kaum mehr sitzen könne. Sie wollte aber keinen Sitzpolster in die Schule mitnehmen. Deshalb haben wir ihr geraten, Rückenschmerzen als Vorwand für den Polster zu nennen“, erinnert sich Hofmeister. beruflicher ausfall Fallen Frauen wegen Endometriose beruflich aus, rät Hofmeister, den Chef oder die Chefin – wenn möglich – von der Krankheit zu informieren, bestenfalls mit einem Informationsfolder: „So kann man dem Vorurteil vorbeugen, man würde die Arbeit wegen Lapalien schwänzen.“
GESUNDHEIT
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Mit der Tabuisierung muss für den Endometriose-Spezialisten René Wenzl dringend gebrochen werden. Er wünscht sich „Frontwomen“, die ihre Krankheit öffentlich machen: „Angelina
Jolie hat die Öffentlichkeit beim erblichen Brustkrebs wachgerüttelt. Österreich braucht auch eine prominente Frau, die sagt: Ich habe Endometriose, konnte lange keine Kinder bekommen und bin beruflich ausgefallen. Aber mit der geeigneten Behandlung habe ich meine Lebensqualität zurückerlangt.“ Für die Gesellschaft sei eine unerkannte Endometriose wegen der möglichen Arbeitsunfähigkeit ein soziökonomischer Faktor wie Diabetes, so Wenzl: „In Deutschland gibt es immerhin ein Reha-Programm für die Erkrankung. In Österreich bedauerlicherweise nicht.“ Die Endometriose Vereinigung Austria (EVA) versucht immerhin, Betroffene mit Spezialist_innen zu vernetzen: „Die klassische EndometriosePatientin kommt öfter im Quartal und braucht Zeit. Mit ihr ist ein Kassenarzt, der pro Patient entlohnt wird, nicht in zehn bis 15 Minuten fertig. So hart es klingt, aber sie ist ein Minusgeschäft“, erklärt Hofmeister. Die meisten Endometriose-Spezialist_innen ordinieren privat. Wer sich den Arztbesuch nicht leisten kann, muss in überlaufenen Spitalsambulanzen lange Wartezeit in Kauf nehmen. auch männer betroffen Als mögliche Ursache für Endometriose gilt die retrograde Menstruation, also die Blutung ins Körperinnere. Sie tritt bei fast allen Frauen auf: Während die Gebärmutterschleimhaut – sofern keine Schwangerschaft besteht – monatlich im Rahmen 36
der Periode über die Vagina abgestoßen wird, gelangt bei der retrograden Menstruation etwas Gebärmutterschleimhaut über die Eileiter in den Bauch. Dort kann sie sich ablagern und wachsen. Eine umfassende Erklärung für Endometriose ist die retrograde Menstruation aber nicht. „Frauen, die keine Gebärmutter haben, können ebenso an Endometriose erkranken. Es gibt sehr seltene Fälle, bei denen sogar Männer während einer hochdosierten Östrogentherapie an Endometriose erkrankt sind“, erklärt René Wenzl. Einen ersichtlichen Erbgang gibt es derzeit nicht. Die Diagnose lässt sich mit einer Bauchspiegelung stellen, bei der sich Gebärmutterschleimhaut-Herde auch operativ entfernen lassen. Spezialist_innen würden die Erkrankung aber häufig auch ohne OP erkennen, erklärt Rita Hofmeister: „Mittels Vaginalultraschall lässt sich gezielt nach Endometriose-Herden suchen, sodass Gynäkolog_innen mit anschließender Tastuntersuchung und Gesprächen in vielen Fällen auch ohne Bauchspiegelung zu einem Verdachtsbefund gelangen.“ Außerdem lassen sich Endometriose-Herde hormonell, etwa mit der Pille, stilllegen. Frauen, die an wenigen Tagen belastet sind, können bestimmte Schmerzmittel helfen. Sowohl Hofmeister, als auch Wenzl empfehlen ernährungsmedizinische Begleitmaßnahmen: Die Zufuhr von Magnesium und Omega-3-Fettsäuren können Beschwerden lindern. Wenzl rät ab von einer Gewichtszunahme, weil Fettgewebe Östrogene produziert, die die Schmerzen verstärken können. Hofmeister empfiehlt außerdem Bewegung und Entspannungstechniken, etwa durch Yoga. Denn so ließe sich ein Weg finden, selbstermächtigt mit dem Schmerz umzugeben, ohne dass er das eigene Leben kontrolliere. Auch wenn sich die Endometriose auf Grund ihrer Häufigkeit mit der Volkskrankheit Diabetes vergleichen lässt, ist ihre Prognose eine völlig andere: Sie ist zwar nicht heilbar, dafür gut therapierbar – und ab der Menopause in fast allen Fällen schmerzfrei.
GESUNDHEIT
caused my immune system to crash. It was only later I discovered that Endometriosis and all these issues are inherently connected. To feel better, I need to eat healthy and stay active, more than the average person. If I skip exercise for a few weeks, I‘m back to zero. For a long time, I suspected something was wrong with me. I suffered from IBS and back pain, diarrhoea whilst having my period. I was diagnosed as lactose intolerant. I had excruciating period pains, to the extent that if I didn‘t have time to take a painkiller, I‘ d be screwed the next day and would have to call in sick to work. The disease was also affecting my relationship. Sex became a sensitive topic, I felt as though I had lost all interest as a result of the discomfort. It had become a psychological issue that was driving me and my partner insane.
Nadia Brandstätter (33) Co-founder Oh THAT Place
It‘s strange to know that I have a chronic disease. I almost don‘t take myself seriously. Mainly because I‘m a young, driven person, juggling multiple tasks – like most women my age. It‘s difficult to reconcile with a disease I was diagnosed with recently, when I‘m a person who is most often in their head and only sometimes listens to their body. At times I take it seriously and at other times, I forget I have it. Until a symptom comes back. Some days, I‘m full of energy and feel fantastic, then bam! a week later, my legs are like lead and all I want to do is sleep on the couch. I look pale, I‘m lethargic and depressed. I start whinging to those around me, who have to deal with it. I feel guilty about that and all the things I should be doing. I thought I was paranoid, like all women with Endometriosis - that it was my lifestyle and diet that
Last Christmas, I read an article on the Guardian about Endometriosis. They wrote an extensive report and interviewed hundreds of women, publishing comments from sufferers, some with harrowing experiences, listing symptoms that I could relate to. I immediately found a specialist in Vienna. I was diagnosed in early 2016 and I‘ve probably been living with it for 10 to 15 years. To finally have a diagnosis was a huge relief. It means I can deal with the illness, knowing there is a reason why I don’t feel well. I just had my first elective laparoscopy surgery. I‘m not sure what the future holds but right now I feel thankful that it was a success. My roommate at the hospital had been there 8 days after two surgeries, as the Endometriosis was attached to her bowel. She was an inspiration to me. At 19, she‘ d already experienced more than I had at 33 and remained positive. I was approached a week before my surgery to do a short article. The most important thing I can do is raise awareness. Sure I look fine, but I’m not. Endometriosis is a disease that affects millions of women that needs more funding and research.
ERFA HRU NGSBERICHT
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schaffen, zur Arbeit oder Uni zu gehen, wenn sie ihre Tage haben. Als ich meinen Frauenarzt darauf angesprochen habe, hat er mir erklärt, dass es nicht so schlimm sein kann, wie ich tue. Er verschrieb mir Schmerztabletten. Die Sache war für ihn erledigt. Doch in den folgenden drei Jahren wurden die Schmerzen immer schlimmer und beschränkten sich nicht mehr nur auf den Zeitraum meiner Periode. Andere Ärzte konnten mir auch nicht weiterhelfen Ich habe Meditation probiert, Shiatsu, TCM, Yoga, alles, was man mir empfohlen hat. Erfolglos.
Eva Lettner (31) Webdeveloperin
Bei der Diagnose Endometriose vor sieben Jahren, habe ich angefangen zu weinen. Nicht, weil ich erschüttert war. Ich war erleichtert. Endlich hatte der Schrecken einen Namen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich fünf Jahre Schmerzen, Ohnmacht und daraus resultierende Depression hinter mir. Fünf Jahre, in denen mir unzählige Ärzt_innen gesagt haben, dass man das “als Frau aushalten muss”. Zugegeben: Ich habe wirklich lange gedacht, dass alle Frauen ähnliche Dinge während ihrer Periode durchmachen wie ich. Deshalb versuchte ich anfangs, mir meine Schmerzen, meine Übelkeit “zu verkneifen”. Ich habe die Zähne zusammengebissen, bis ich allein war und zusammenbrechen konnte. Erst mit 20 habe ich Frauen kennengelernt, die offen über ihre Periode gesprochen haben. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie nicht davon reden, wie sich sich heimlich übergeben, oder wie sie es 38
Mit 23 habe ich die Sache selbst in die Hand genommen - und getan, was man bei gesundheitlichen Problemen eigentlich nicht machen sollte: Ich habe eine Diagnose im Internet gesucht und wurde fündig. Mit meinem Verdacht auf Endometriose habe ich auch einen passenden Arzt in Wien gefunden: Rene Wenzl. Den Satz, “Nein, das ist nicht normal, da müssen wir etwas dagegen unternehmen!”, hatte ich zuvor noch von keinen Gynäkolog_innen gehört. Mit dem Einsetzen der Hormonspirale ist meine Periode ausgeblieben – und auch die Schmerzen während der Regel. Doch vom Zyklus offenbar unabhängige Schmerzen sind geblieben. Am Ende bin ich zwei Mal pro Woche schreiend im Bett gelegen. Mein Partner – der mittlerweile mein Ehemann ist – hat mir den Bauch gestreichelt und aufgepasst, dass ich mir nicht die Finger breche beim In-denPolster-krallen. Ich war am Ende mit meiner Kraft und habe begonnen, Antidepressiva zu nehmen. Mit Schmerzmitteln habe ich mir den Magen ruiniert. René Wenzl hat mir schließlich eine Laparoskopie vorgeschlagen, um Endometrioseherde in meinem Körper feststellen zu können. Bald war klar: Ich habe sie in meinem Körper – und: ich habe mir nichts eingebildet, bin nicht zimperlich. Mittlerweile habe ich zwei Operationen hinter mir und bin an vielen Tagen schmerzfrei. Habe ich Schmerzen, frustriert mich das, aber die Krankheit hat mich nicht mehr so stark im Griff wie anfangs. Ich lebe mein Leben so gut es geht, ohne mich von meiner Endometriose runterziehen zu lassen.
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Valerie Baldinger (29) Juristin
Ich war 16 Jahre alt, als die Schmerzen das erste Mal so stark waren, dass ich das Bewusstsein verloren habe. Mein Gynäkologe hat mir die Pille empfohlen, in der Hoffnung, die Schmerzen würden schwächer werden. Aber, egal welche Pille, nach drei Monaten waren die Schmerzen jedes Mal so stark wie zuvor. Mein Arzt meinte, meine Schmerzen wären “normal”. Also bin ich davon ausgegangen, mit ihnen leben zu müssen, auch wenn ich das nicht wahrhaben wollte. Die Schmerzen wurden stärker. Meine Schmerzakzeptanz auch. Gleichzeitig ist meine Angst gewachsen. Fast monatlich habe ich mich in meiner gesamten Wohnung übergeben, hatte Durchfall und konnte im Krampfzustand meine Augen nicht mehr öffnen. Mittlerweile habe ich alleine gelebt und musste selbst in der Lage sein, die Rettung zu rufen. Es hat genervt, im Spital bleiben zu müssen, wissend, dass Ärzt_innen wieder keine Ursache für meine Symptome finden würden. Ich war damals 23, verzweifelt und depressiv. Mein Eisprung hat so zu schmerzen begonnen, dass ich einen weiteren Tag im Monat wie in Trance unter Schmerzmitteln verbracht habe. Mein Alltag bestand jetzt aus Schmerzmitteln und Arztbesuchen. All die Therapien nutzten nichts und niemand konnte sich meine Krämpfe erklären. Schließlich riet mir eine engagierte Gynäkologin am AKH, mich einer Laparoskopie zu unterziehen. Die Diagnose danach: Endometriose zweiten Grades, neun Jahre nach dem Leidensbeginn. Meine “Normalität” war also eine schwere und nicht heilbare Krankheit. Zehn Tage nach der Operation hat mir mein Arzt dann die Hormonspirale eingesetzt und mir eine Selbsthilfegruppe empfohlen. Sie war mein einziger Halt. Zusätzlich habe ich Luna-Yoga, eine TCM-Diät und Akupunktur ausprobiert. Doch: Es wurde nicht besser, ich wurde bloß nicht mehr bewusstlos. Ich war mittlerweile müder als je zuvor und habe mich in die Einsamkeit zurückgezogen. Es dauerte zwei Jahre, bis ich die Schmerzen mit der Hormonspirale in Verbindung gebracht habe und sie schließlich, gegen Anraten meiner Ärzte, entfernen
habe lassen. Doch wieder kamen die Schmerzen zurück. Aus Erschöpfung bin ich nicht mehr aus dem Bett gekommen, war monatelang im Krankenstand. Heuer im März habe ich mich ein zweites Mal operieren lassen. In Deutschland habe ich einen Arzt gefunden, der das Bauchfell unter der Gebärmutter verbrennt, um die dort ansässigen mikroskopisch kleinen Herde zu entfernen. In Österreich sei das nicht möglich, hat man mir gesagt, man könne nur wegschneiden, was sichtbar sei. Die Vermutung des deutschen Arztes, dass mein Douglas’scher Raum mit Herden durchwachsen war, stellte sich als richtig heraus. Um das Nachwachsen zu verhindern, nehme ich nun eine Östrogen-Gestagen-Pille. Seither bin ich zum ersten Mal seit 13 Jahren schmerzfrei! Krämpfe hatte ich erst vor kurzem wieder, nach einer Blutabnahme. Das Schmerzgedächtnis dürfte angesprungen sein. Die Schmerzen sind ein Teil von mir geworden und wenn mein Unterleib anfängt zu krampfen, steigt tiefe Angst in mir hoch.
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PATRIARCHALE STRUKTUREN VERSTECKEN SICH UNTER ANDEREM IM DECKMANTEL DER RELIGION. FEMINISTIN SEIN UND RELIGIÖS: (WIE) GEHT DAS ALSO ZUSAMMEN? EINE ATHEISTIN, CHRISTIN, JÜDIN UND MUSLIMA IM GESPRÄCH.
fuck your morals? Interview: Leonie Kapfer / Sandra Nigischer Fotos: Aslan Kudrnofsky
Wie wichtig ist Religion für Sie? Menerva Hammad: Ich bin in den Islam geboren worden, aber ab einem gewissen Alter habe ich mich bewusst dafür entschieden. Meine Auseinandersetzung mit Religion hat begonnen, als mich eine Schulkollegin gefragt hat, warum die Frauen im Islam ein Kopftuch tragen. Ich hatte keine Ahnung und war peinlich berührt. Also habe ich angefangen zu recherchieren und mich in gewisse Denkweisen dieser Religion verliebt. Für mein Leben ist der Islam seither wichtig, aber es besteht nicht zu 100 Prozent aus dem Islam. Julia Kaldori: Ich komme aus einer sehr bewusst jüdischen Familie, die aber völlig assimiliert ist. Mein Leben wird nicht durch Religion bestimmt. Große Feiertage halte ich aber ein, einfach, aus Tradition und weil sie mir als große Familienfeste wichtig sind. Natürlich gab es Zeiten, in meiner Jugend, in denen mir die Religion wichtiger war. Die jüdische Kultur und das Judentum haben aber immer mein Berufsleben geprägt. Das Judentum ist kulturell und geschichtlich ein wichtiger Teil meines Lebens, aber weniger als Religion.
v.l.n.r.: Gabriele Kienesberger (Mitarbeiterin der Katholischen Sozialakademie), Brigitte Hornyik (Vize-Vorsitzende des Österr. Frauenrings), Julia Kaldori (Chefredakteurin des jüdischen Stadtmagazins Wina) und Menerva Hammad (Journalistin bei Huffington Post Deutschland)
Gabriele Kienesberger: In meiner Familie hat Religion durch den Sonntagsgottesdienst immer den Wochenrhythmus bestimmt. Ich bin katholisch und in einem sehr traditionellen, katholischen Umfeld aufgewachsen. Irgendwann habe ich mich gefragt, was da dahinter steckt und beschlossen, Theologie zu studieren. Nach dem Studium bin ich auf feministische Theologinnen gestoßen. Natürlich gab es Zeiten, in denen ich mich gefragt habe, was ich mit dieser Kirche machen soll, die mir als Frau zum Beispiel das Priesteramt verbietet. Wir haben dann ganz lustvolle Aktionen vor dem Stephansdom organisiert, mit Sprüchen wie: „Priesterweihe für Frauen – Wir sind die Nächsten“. Klar, diese Demonstrationen könnte man heute immer noch machen. Wie Frauen mit Ausgrenzungen umgehen, oder sich von Religion abgrenzen, bleibt ein spannendes Thema. Brigitte Hornyik: Auch ich habe den katholischen Ritus absolviert: Taufe, Erstkommunion, Firmung. Mit 18 bin ich aber aus der Kirche ausgetreten. Österreich ist nach wie vor ein stark katholisch geprägtes Land, auch wenn wir theoretisch ein säkularer Staat sind. Ich respektiere die religiöse Einstellung jedes Menschen. Was ich aber als Feministin, die seit Jahrzehnten in der Frauenpolitik aktiv ist, nicht akzeptieren kann, ist, wenn sich die Einstellungen und Werte der Kirche gegen Frauen und ihre Selbstbestimmung richten. Gerade beim Thema Schwangerschaftsabbruch stimme ich nicht mit der katholischen Kirche überein. Auch wir haben vor dem Stephansdom protestiert.
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Muslime gibt, die Homosexualität verurteilen. Das hat dann nicht unbedingt etwas mit Religion zu tun, sondern mit der Einstellung der Person. Monotheistische Religionen sind von patriarchalen Strukturen geprägt. Wie versucht ihr, sie aufzubrechen? „Ich kann für mich sagen, dass ich meinen Feminismus lebe und mir nichts vorschreiben lasse,“ sagt Julia Kaldori.
Nicht nur bei der Abtreibung klaffen religiöse und feministische Konzepte auseinander, sondern etwa auch bei Homosexualität oder dem dualen Geschlechterverständnis monotheistischer Religionen. Lebt man als religiöse Feministin einen verwaschenen Feminismus und eine weichgespülte Religion? Hornyik: Ich würde den katholischen Glauben von der Institution Kirche trennen. Ich denke, in der Institution ist es für Feministinnen schwer, einen Platz zu erobern. Aber ich glaube nicht, dass sich Katholisch-sein und Feministin-sein a priori ausschließen. Für ein breites feministisches Bündnis muss man mit Differenzen umgehen können. Kienesberger: Religion ist – wie Feminismus auch – das, was Menschen leben. Ich kann mich zu einer Gemeinschaft bekennen, ohne hundertprozentig mit ihr übereinzustimmen. Hammad: Ich habe als Teenager immer das Problem gehabt, nicht zu wissen, ob ich Ägypterin, Österreicherin oder Muslima bin. Ich dachte, ich muss mich komplett für eines entscheiden. Aber das ist Blödsinn, man kann alles drei sein. Genauso kann man auch religiöse Feministin sein. Ich habe zum Beispiel viele homosexuelle Freunde, bleibe aber trotzdem Muslima – auch wenn es viele 42
Kaldori: Wenn man das versucht, ist das ein lebenslanger Kampf. Natürlich gibt es auch sehr progressive Strömungen im Judentum. Sie werden nur nicht wahnsinnig gerne gesehen (lacht). In den USA und in Israel fällt das Aufbrechen leichter wegen der Größe der Gemeinschaften. Für die heute sehr kleinen Gemeinschaften in Europa ist es schwierig. Für mich kann ich sagen, dass ich meinen Feminismus lebe und mir nichts vorschreiben lasse. Spüren Sie, dass Sie innerhalb der Gemeinschaft an Grenzen stoßen? Kaldori: Das ist unterschiedlich. Das Judentum ist in vielem sanfter, was Frauenthemen wie zum Beispiel Abtreibung betrifft. Es stört mich weniger, wenn ich in der Synagoge nicht neben einem Mann sitzen darf, verstehe aber wenig, warum in der Orthodoxie Frauen oft nicht dasselbe Recht haben, zu lernen und sich zu verwirklichen. Für mich ist es manchmal auch kompliziert, als alleinerziehende Mutter in einer Gesellschaft zu leben, in der es gerne gesehen wird, verheiratet zu sein und mehrere Kinder zu haben. Hammad: Ich diskutiere viel mit meiner eigenen Community. Für Diskussion hat mein Artikel über den Burkini für das biber gesorgt. Im Forum darunter habe ich dann schockierende Kommentare von Muslimen gesehen. Einer hat gefragt, warum ich an einem Ort schwimme, an dem auch andere Männer sind. Da gibt es natürlich sehr, sehr viel Diskussionsbedarf. Aber es gab auch ein Kommentar von einem Österreicher, der mein-
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te, mein Mann solle mir das Schreiben verbieten. Diese Männer gibt es überall. In der muslimischen Community sind es überraschenderweise vor allem junge Männer, die schon hier geboren sind, mit denen ich viel diskutieren muss. Warum? Hammad: Ich denke, es liegt an der Erziehung. Viele Eltern wollen Mädchen schützen und geben ihnen daher ein Regelwerk mit. Für die Buben gibt es nur wenige Regeln. Den Mädchen nimmt man alle Freiheiten, aber lässt ihr die eine Freiheit, später einmal werden zu dürfen, was sie will. Das wird sie dann meistens auch: eine selbstbewusste, gebildete Frau. Aus dem Buben wird aber nicht viel, das schafft Frust. Es mangelt oft an einer gleichberechtigten Erziehung, obwohl der Islam die Gleichberechtigung der Geschlechter vorsieht. Musliminnen müssen anfangen, sich mit dem Islam auseinanderzusetzen und ihre Rechte einzufordern. Hornyik: Patriarchale Strukturen gibt es nicht nur in Religionsgemeinschaften. Als Juristin, die 35 Jahre im öffentlichen Dienst gearbeitet hat, kenne ich sie nur zu gut. Wenn ich an patriarchale Strukturen denke, dann denke ich an die Republik Österreich. Ist Feminismus innerhalb Ihrer Gemeinschaften ein Reizwort? Kaldori: Überhaupt nicht. Kienesberger: Leider nicht mehr. Diese Entwicklung müssen wir in Frage stellen. Feminismus entwickelte sich aus einer Befreiungsbewegung. Ich frage, inwieweit auch Religion eine Befreiungsbewegung sein kann? Ich sehe Aspekte, die sehr wohl zulassen, Feministin und religiös zu sein. Nämlich dort, wo es um Gerechtigkeit geht, um ein gutes Leben und Zusammenleben und nicht zuletzt um
„Den Aktivismus von FEMEN sehe ich ambivalent“, erklärt Brigitte Hornyik.
ökonomische Gerechtigkeit. Dabei geht es mir, vielleicht auch aus Altersgründen, weniger um Verhütung oder Abtreibung, sondern um interkulturellen Dialog. Hornyik: Da muss ich einhaken. Ich verstehe, dass Verhütung für dich kein Thema mehr ist, aber für mich stellt sich schon die Frage: Wie ist das, wenn eine Katholikin ungewollt schwanger wird? Was sagst du dieser Frau? Kienesberger: Für mein Leben entscheide ich, da gehe ich nicht zu einem Pfarrer und frage ihn, ob ich etwas machen darf. Es braucht legale, gesicherte Abtreibungsmöglichkeiten, da stehe ich voll dahinter. Unvereinbar sehe ich eher gewisse politische Orientierungen: Fremdenfeindlichkeit und Feminismus passen nicht zusammen. Eine Feministin kann nicht rechts sein. Nicht rechtsaußen oder auch nicht rechts der Mitte, wie die ÖVP? Kienesberger: (Lacht) Das muss ich nicht beantworten. Selbst meine Mutter wurde noch Feministin.
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Verletzen Feministinnen von FEMEN religiöse Gefühle, wenn sie sich in der Kirche an ihren Genitalien bekreuzigen, “Fuck your morals” schreien oder eine Islamkonferenz stürmen mit der Botschaft: „Ich bin mein eigener Prophet“? Hammad: Ich finde, das ist kein Feminismus. Es geht nur ums Profilieren und Provozieren, nicht darum, gehört zu werden, weil sie nicht sprechen. Wo bleibt die Diskussion? Wenn man so agiert, dann macht man das, weil man an Kommunikation scheitert. Wenn es Aufmerksamkeit ist, was sie wollen, dann sind sie erfolgreich. Wenn es Veränderung ist, scheitern sie. Kaldori: Sie wollen ja Veränderung, indem sie Aufmerksamkeit auf sich und auf ein Problem lenken. Ich denke, wenn jemand in seinem Glauben gefestigt ist, dann kann ein_e andere_r, die_der diesen Glauben nicht versteht, einen selbst gar nicht beleidigen.
Kienesberger: Menerva, du hast etwas Wichtiges gesagt: Die Art ihres Aktionismus zeige, dass die Kommunikation gescheitert sei. Diese Kommunikation wird ja von der anderen Seite oft verweigert! In vielen Ländern gibt es kein Gegenüber, das einem zuhört. Für mich machen FEMEN Kunst der schärfsten Art. Ich find’s mutig und wahnsinnig steil. Kaldori: Ich hoffe, dass Menschen, die die nackten FEMEN-Brüste in der Zeitung sehen, nachdenken, wer denn diese Frauen sind und was sie wollen. So kann Diskussion entstehen. Hammad: Ich beobachte, dass sich die Leute in der „Heute“ nicht mehr die nackten Brüste von Seite zwei anschauen. Das interessiert keinen mehr. Jeder hat Brüste gesehen oder angegriffen – oder man hat selbst Brüste. Sie sind das Natürlichste auf der Welt. Vor ein paar Monaten habe ich meine Tochter noch zur Gänze gestillt, auch in der Öffentlichkeit. Interessiert niemanden! Kaldori: Vor sieben Jahren habe ich das Stillen in einem Kaffeehaus noch abbrechen müssen, weil man mich rausgeschmissen hat.
„Ich kann mich zu einer Gemeinschaft bekennen, ohne hundertprozentig mit ihr übereinzustimmen“, so Gabriele Kienesberger.
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Hornyik: Als nichtreligiöse Feministin sehe ich FEMEN ambivalent. Auf der einen Seite machen sie mutige Aktionen, andererseits arbeiten sie sehr systemimmanent. Sie bedienen die Schaulust, das sind schöne, junge Frauen. Wenn ich mich in der Kirche ausziehe und mich am Genital bekreuzige, dann habe ich höchstens eine schlechte Nachrede (lacht). Die Ästhetik von FEMEN bewegt sich innerhalb eines von Männern geprägten Schönheitsideals. Damit kann man die Medien gut bedienen, aber – und da bin ich bei Menerva – verändert man dadurch wirklich etwas nachhaltig? In der Kirche auf patriarchale Strukturen hinzuweisen, hat nicht viel Neuigkeitswert.
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ich unterdrückt bin. Mein Mann schaut noch dazu aus wie ein türkischer Araber, wir wirken wie eine tolle Terrorfamilie (lacht). Wahrscheinlich lässt uns nur unsere kleine Tochter freundlicher wirken.
Haben Sie alternative Vorschläge für Aktionismus? Hornyik: Ich halte viel von Straßenaktionen in vielen Formen. Ich finde z.B. das „Feministische Street Art Kollektiv“ toll, das in Wien auf großen Flächen Graffitis macht. Wenn Aktionen von Inhalten getragen sind, bringt man Themen leichter in die Medien, aber dazu braucht es viel Öffentlichkeitsarbeit. Aktionismus ist wichtig und lustvoll, aber ich weiß, wie wichtig auch zähe Knochenarbeit ist: das Lobbyieren für unsere Interessen, Bündnisse schließen, um Gesetzesänderungen zu erreichen oder zu verhindern. Denken wir noch einen Schritt weiter: Wir haben in gewissen Bereichen bereits – nicht verpflichtende - Frauenquoten. Ich selbst habe immer gekämpft für Frauen in den Höchstgerichten. Nur, wenn ich dann sehe, welche Frauen in die Höchstgerichte kommen, fällt mir wieder Simone de Beauvoir ein: „Frausein alleine ist kein Programm.“ Als Feminist_innen wird uns nie fad werden. (lacht)
Kienesberger: Ich bin im “Ökumenischen Forum Christlicher Frauen in Europa” engagiert, in dem Frauen aus 30 Ländern involviert sind. Da merke ich, dass wir noch viel lernen müssen. Viele Frauen verbinden ihr Christlich-sein sehr stark mit ihrer Nationalität – da gibt es aktuell enorme Rückschritte, wenn ich an Polen oder Ungarn denke. Manche Gemeinschaften funktionieren sehr hierarchisch und es ist klar, dass der Mann das Oberhaupt sei. Für diese Frauen bedeutet Religion, sich ihr unterzuordnen. Das hat Auswirkungen bis hin zum Wahlverhalten. Wenn es darum geht, auch mit anderen Religionen einen Dialog zu führen, reagieren viele überrascht – und dann mit Rückzug. Das Thema ist in Europa noch lange nicht gegessen.
Würden Initiativen für einen interreligiösen Feminismus Sinn machen? Hammad: Die „Muslimische Jugend Österreich“ ist beim islamisch-christlichen und muslimischjüdischen Dialog dabei. Den gibt es einmal jährlich. Feminismus ist da eine Unterkategorie. Ein Austausch macht viel Sinn, gerade jetzt, da Medien so viel Blödsinn fabrizieren. Wenn ich aus erster Hand von einer Jüdin oder Christin erfahre, was ihre Lebensrealität ist, dann bekomme ich Ahnung und ein Gefühl für andere. Ich war vor kurzem in den USA und habe völlig vergessen, dass ich ein Kopftuch trage, weil es jedem egal war. Da gehen Leute nebeneinander mit Bikini schwimmen, oben ohne oder im Burkini. Das vermisse ich in Europa, denn egal, wo ich unterwegs bin, ich werde immer daran erinnert, was ich trage. Als würde man von mir denken, dass
„In den USA habe ich völlig vergessen, dass ich ein Kopftuch trage, weil es jedem egal war“, erzählt Menerva Hammad.
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„i am not a refugee“ Nour Jarra
IM AUGUST 2015 IST NOUR JARRA VON DAMASKUS VOR KRIEG UND TERROR NACH EUROPA GEFLÜCHTET UND IN LUXEMBURG GELANDET. FÜR UNS VERGLEICHT SIE IHREN PERSÖNLICHEN BLICK AUF EUROPÄISCHE WEIBLICHKEITSBILDER MIT JENEN IN SYRIEN. My name is Nour, my political status is “refugee”. But that word is not what describes me best. The word “refugee” is a category within predetermined frames: when people think of refugees, they often imagine a poor or an uneducated person, which is not fair. First of all, we are human beings. To be honest, what women did during the war, changed how I view Syria and its society. I am proud, very proud. When the war began, everyone was scared, because we are peaceful people. When the conflict spread to different areas, the women’s roles were highly recognized: We participated in demonstrations and manifestations and spoke out loud, women were volunteers in medical aid, delivering food or smuggled medicine to the wounded. In destructed cities, women were volunteering to educate kids when schools were bombed. They helped to harvest the olives, cotton, grains and grapes from the fields and stocked them during the siege. Because men were randomly arrested during the war, they had to care for their kids and cover their living expenses, on their own, being fully responsible for everything. But they didn’t complain or give up, they showed great strength despite the ongoing tragedies. Lots of women lost their loved ones, children, parents, husbands and friends. To leave your own country means deciding to leave your people behind – this is massive. It breaks people at some point. Leaving home is like a dead end: war is behind and an uncertain journey full of risks is ahead. When deciding to flee, the moment of making the decision is terrible. It means, you are more threatened staying. You can not say goodbye. 46
You feel like a traitor for leaving your homeland. When the journey starts, it’s dangerous and hard to endure. People sleep in streets and gardens. Women are subject to abuse, are manipulated and harassed by police or men also fleeing. No one is in a stable state of mind. Everyone needs anyone who can help or protect them. Some people are respectful and caring, they support each other, even if they are strangers: families, single men, women, everyone. Others aren’t. But the journey can bring everyone closer together, although the journey is definitely harder to manage for single women – physically, emotionally and socially. For example, when I was sleeping in a tent in Serbia with other kids, a man entered it, he laid on top of me. I hit him and started crying, the kids woke up, but he didn’t care. I was able to push him away, because he was drunk. Luckily, I could manage to call the kids’ dad to deal with him. On my way to Europe, it was very hard to go through the 16 days of fear, manipulation, lies, weather conditions, sickness, mistreatment from governments, sexual harassment and desperation. I pulled myself and my strength together, which I learned from my mother, my idol and the most unconditional love I ever experienced. In Syria women are highly respected: A woman can study, work, travel, women and men share almost the same rights and duties, but women are not obligated to contribute financially. If she does, it can be interpreted as an insult to a man. Living is relatively cheap, traditionally a man is obliged to be the provider and any participation from her side is considered to be out of generosity and to help. But it is harder for a woman to build a career than a man. Nonetheless, educated women in Syria are active in
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Nour Jarra,28 Nour studied business management and languages, is fluent in English, speaks Spanish, Italian and French. She worked in management and translations for over seven years, after that she started her own business, but due to the ongoing war she couldn‘t maintain this work in Syria.
To be an upper class woman in Syria’s cities, you can have it all: a loving family, a proper education, a professional career, you can play an active role in society by attending book clubs or women’s networking events. In Damascus, we are taught to take care of our physical appearance and spiritual life, to express our feelings, to be creative and share ideas, along with being good within the household. I am a bit crazy, so I did not really fit into all of that. But I will cherish those memories forever: watching my mom and grandmother preparing a meal. On the countryside it’s different: traditions are more important, women often work in agriculture, most of them marry at a young age between 16 and 25. They are educated but taught to respect men and the elderly to some extent, they also practice religion more than city inhabitants. As you can see, the differences between the city and countryside and also between the upper and lower classes are considerable. In Europe, it seems to be different. I have the feeling, that women here need to be totally independent. But it’s hard to raise a family on your own due to living expenses. When we don’t see men as partners, it narrows down our choices and in the end everybody will be unsatisfied. Also, choosing to be a working mom and wife or staying single in order to have control over life’s obstacles can be a big problem, that may lead to serious demographic changes.
(Foto: Nour Jarra)
all sectors; politically, economically and socially. We have women occupying high positions in government. Some business women are role models – they changed the mentality of running a business or pursuing a profession.
Here in Europe I miss my family and my country, the everyday life: people going to work, evenings in the café, the long visits of friends, the jasmine trees and red roses, the stones of the old city by the river. Sometimes I feel like I miss every inch of the streets, my house, rooms, the weather, the friendliness between people, even the traffic chaos and the loud sounds of people and kids. Sometimes people in Europe seem to live like robots, not enjoying their life, forgetting that there are million of little things to enjoy. I learned from the war that you can lose everything you have within a second.
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18. Österreichischer Journalistinnenkongress „Hypes & Hoaxes“ Inszenierung und Glaubwürdigkeit „Medien leben von Aufmerksamkeit. Die Beachtung, die ihre Nutzer ihnen schenken, ist ihr tägliches Brot.“ (Mathias Horx) Aufmerksamkeit zu erreichen wird durch die Vielfalt der (sozialen) Medien immer schwieriger, daher werden die Methoden vielfach immer aufdringlicher. Wie geht der Journalismus mit einem Klima gesellschaftlicher Hyper-Erregung um? Bis zu 40 Prozent der Mediennutzer verleihen in den Untersuchungen ihrer Medienskepsis Ausdruck und geben an, der Berichterstattung wenig oder keinen Glauben zu schenken.
Medienfrauen aus PR und Journalismus treffen einander am Mittwoch, 9. November 2016, 9 - 18 Uhr, im Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4 1030 Wien Anmeldung und Programm unter: www.journalistinnenkongress.at www.facebook.com/journalistinnenkongress
13 Bachelor-, 18 Master-Stu diengänge und 5 Master-Lehrgänge! Die beste Adresse für deine Zu kunft: www.technikum-wien.at
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WIRKLICH WAS BEWEGEN – MÄDCHEN GESTALTEN ZUKUNFT! MÄDCHENBEIRAT DER HIL-FOUNDATION
Gesellschaftliche Partizipation von Mädchen und jungen Frauen – wer könnte besser darüber entscheiden, welche Projekte für Mädchen und junge Frauen unterstützt werden sollen, als Mädchen und junge Frauen selbst! Bereits zum dritten Mal – und fast zeitgleich mit dem Business Riot Festival – tagt der Mädchenbeirat 2016 in Österreich. Die jungen Frauen setzen sich intensiv mit den eingereichten Projekten auseinander, sie erstellen eigene Kriterien und treffen letztendlich gemeinsam die Entscheidungen, welche fünf Projekte davon unterstützt werden sollen. Am Mädchenbeirat mitzuwirken bedeutet, zusammen mit jungen Frauen ein Wochenende zu verbringen und in einem gemeinsamen Entscheidungsprozess die besten Ideen für neue Mädchenprojekte in Österreich auszuwählen. Diese sollen dazu beitragen, dass junge Frauen in der Gesellschaft mitreden und frei von Gewalt leben können.
Dazu eine Mädchenbeirätin: „Ich weiß, dass Frauen und Mädchen in unserer Gesellschaft sowie in anderen Kulturen stark benachteiligt werden. Der Mädchenbeirat bietet die Möglichkeit, sich selbst einzubringen und gleichzeitig Gutes für andere zu tun. Mit meiner Teilnahme wollte ich einen Schritt zur Veränderung setzten. Das hat mich zur Teilnahme motiviert. Ganz nach Erich Kästner „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Jedes Jahr können sich Mädchen und junge Frauen am Mädchenbeirat, die in Österreich wohnen, beteiligen! Vielfalt bereichert – deshalb ist es uns ganz wichtig, dass der Mädchenbeirat unterschiedlich besetzt ist, das heißt, Mädchen und junge Frauen mit und ohne Behinderungen, Migrationsgeschichte, unterschiedlicher Religion, Herkunft, sexueller Orientierung, sozialer Schicht, unterschiedlichen Bildungszugängen... sind herzlich eingeladen, sich einzubringen! Es ist – ganz klar – eine große Herausforderung, all die Mädchen österreichweit zu erreichen. Damit dies gelingt, sind wir auf Unterstützung seitens der Organisationen und ihren VertreterInnen vor Ort angewiesen. Dies kann ADVERTORIAL
z.B. dadurch erfolgen, indem die MitarbeiterInnen Mädchen und junge Frauen in ihrem Umfeld ermutigen, selber Projekte zu konzipieren und einzureichen oder sie direkt auf die Möglichkeit der Teilnahme am Mädchenbeirat hinweisen.
WER STEHT HINTER DEM MÄDCHENBEIRAT: „Privilegien sind für jene, die sie genießen, unsichtbar!“: Unter diesem Motto unterstützt die Hil-Foundation Menschen, die weniger Chancen haben als andere, ihr Leben selbstbestimmt zu führen. Die Hil-Foundation setzt dabei einen Schwerpunkt auf die Mädchenarbeit.
2017 geht der Mädchenbeirat in die nächste Runde. Es besteht die Möglichkeit, Projekte von und für Mädchen und junge Frauen in Österreich einzureichen. Die Projekte sollen dazu beitragen, dass Mädchen und Frauen frei von Gewalt leben können und dass sie in der Gesellschaft mitentscheiden.
Mehr Information unter www.hil-foundation.org
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(Foto ATV)
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FR AUEN K Ä MPFEN SEIT LA NGEM UM IHREN PLATZ IM VERMEINTLICHEN MÄNNERSPORT FUSSBALL. SPORTJOURNALISTIN UND ATV-AKTUELL-MODERATORIN ELISABETH AUER ZEIGT UNS, WARUM.
Arbeitsplatz: Fußballplatz Elisabeth Auer “Heast Pupperl, glaubst ned, dass’d am falschen Strich stehst?!” Das ist nur einer der Sprüche, die ich im Laufe meiner Schiedsrichterinnen- und Assistentinnenkarriere auf dem Fußballplatz zu hören bekommen habe. In diesem Fall hat ein fünfminütiger Platzverweis während eines Nachwuchsspiels einen Zwölfjährigen (!) rot sehen lassen, sodass er mich von der Outlinie ins horizontale Gewerbe gewünscht hat. Das war im Jahr 2000 und Frauen im Fußball waren nicht die Norm. Vor allem nicht, wenn sie aktiv mitmachen wollten. Doch zur Jahrtausendwende waren Frauen in Fußballstadien zumindest als Fans plötzlich sehr willkommen. Mit ermäßigten Frauen-Tickets haben Vereine gezielt das weibliche Geschlecht zu Spielen gelockt. Der Grund: Es geht in Stadien mit höherem Frauenanteil gesitteter zu. Eine Blauhelmfunktion als Eintrittskarte in die Welt des Männersports. Bei sogenannten Geisterspielen, in denen Fans/Männer aufgrund von Ausschreitungen ausgesperrt wurden, haben einige Klubs die Ränge mit Frauen und Kindern gefüllt. Was für eine charmante Einladung: besser Frauen als leere Ränge?! Es geht aber noch mehr, wie Nicole Selmer, stellvertretende Chefredakteurin des Fußballmagazins Ballesterer, berichtet. In Brasilien hat der Sportclub do Recife für das traditionell umkämpfte Derby gegen Nautico 30 Mütter als Ordnerinnen aufgeboten. Nicht irgendwelche Mütter sondern die Mütter der Hooligans, wie die Presse in aller Welt eifrig berichtete. Der Verein selbst spricht allerdings nur davon, dass es Mütter von Fans seien. Auch ein anderes Detail der Aktion geht im Medienecho teilweise unter, nämlich die Tatsache, dass das Ganze die Idee einer PR-Agentur war.
Als in diesem Jahr bei der Fußball-Europameisterschaft erstmals eine Frau ein EM-Spiel kommentierte, war der Skandal perfekt. Das Internet drehte durch – noch bevor Fußball-Fachfrau Claudia Neumann ein Wort gesprochen hatte. Das Geschlecht reicht aus um einen Shitstorm auszulösen: #warum kommentiert Claudia Neumann nicht lieber Dressurreiten, da kann sie nicht viel falsch machen (@flori85 / @bumblebeeFG)
#bei frauen am mikrofon hörts auf (Marcus / @kleinquacrus)
#im zdf kommentiert eine frau männlichen fußball, jetzt fehlen nur noch weibliche schiris!;-) (Alles Pat / @Schwiiza)
Von den 24 österreichischen Schiedsrichter_ innen, die international oder in der Bundesliga berechtigt sind, Spiele zu leiten, gibt es drei Frauen: Julia Stefanie Baier, Michaela Fritz und Barbara Poxhofer. Ich bin als Schiedsrichterin nicht mehr aktiv. Als ich vor kurzem in Wien Floridsdorf ein Nachwuchsspiel besucht habe, hat eine Frau gepfiffen. Wie schon zu meiner Zeit hat es nicht lange gedauert, bis zuerst die Fans und dann auch die Trainer und Ersatzspieler begonnen haben, lautstark die Entscheidungen der Schiedsrichterin zu kritisieren. Die Frau hat kurzerhand die gesamte Ersatzbank des Platzes verwiesen. Dann war Ruhe und es ging wieder darum, weshalb alle dort waren: um Fußball.
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„Es ist ja nicht der echte Fußball“ Frauen kämpfen seit langem um ihren Platz im Männersport Fußball. Fußballerinnen haben mittlerweile mehr Akzeptanz als noch vor einigen Jahren. Die Kickerinnen kämpfen aber nach wie vor um mediale Aufmerksamkeit, Sponsoren und Geld. Auch Sportjournalistinnen sind noch in der Minderheit. Bei der Vereinigung der Sportjournalist_innen in Österreich (Sports Media Austria) gibt es aktuell 70 Frauen unter 660 Mitgliedern. Es gibt also Luft nach oben. Nicole Selmer ist eine von ihnen. Nicole Selmer, ist Fußball immer noch ein Männersport? Ja, auf jeden Fall, wenn wir damit die Bilder und Zuschreibungen meinen, die mit Fußball verbunden sind. Die kulturelle Konstruktion von Fußball ist weiter sehr stark männlich dominiert. Das bedeutet aber nicht, dass nicht viele Frauen zum Fußball gehen, Fußball spielen, über Fußball schreiben, usw. Blauhelme, Fans, Spielerfrauen – das sind die Rollen, die Frauen üblicherweise zugeteilt werden. Welchen Platz haben sich Frauen im Fußball erarbeitet? Nun ja, im Sportjournalismus gibt es heute mehr Frauen als vor zehn Jahren, wobei es auffällig ist, welche Rollen und Jobs sie haben. Als sogenannte Field Reporter, die am Spielfeldrand Interviews machen, als Moderatorin – das scheint inzwischen relativ üblich und auch akzeptiert. Ehemalige Spielerinnen treten außerdem als Expertinnen zu Frauenfußball auf, aber in Deutschland hat man jetzt im Sommer einen Eindruck bekommen, was passiert, wenn eine Frau Spiele von Männern kommentiert. Da ist noch ein langer Weg zu gehen. 52
(Foto: privat)
interview: Elisabeth auer
Nicole Selmer ist stellvertretende Chefredakteurin des Fußballmagazins Ballester, freie Journalistin sowie Buchautorin und schreibt seit vielen Jahren über Frauen und Fußball.
Sie haben sich in ihrem Buch „Watching the boys play“ mit der Thematik “Frauen als Fußballfans” beschäftigt – das war 2004 – was hat sich seither getan? Ich glaube das Thema ist heute definitiv präsenter. Sowohl bei Frauen selbst, als auch bei Vereinen, anderen Fans, Medien, usw. Das ist sowohl positiv als auch negativ. Ich glaube das erste Google-Ergebnis, wenn man ‚weibliche Fans‘ eingibt, sind Bilderstrecken zu ‚sexy Fans bei der Euro‘ und Ähnliches. Klischees zu Männern und Frauen sind im Fußball sehr virulent. Die UEFA hat vor kurzem mit Aleksander Ceferin einen neuen Präsidenten nach den Skandalen um Vorgänger Michel Platini gewählt. Eine Frau sucht man in solchen Ämtern vergeblich. Warum? Der neue UEFA-Präsident ist ja vermutlich auch kein Erneuerer in sonstiger Hinsicht, wie es Van Praag (Anm.: war einer der Kandidaten) vielleicht hätte sein können. Frauen sind nicht per se bessere Menschen oder Führungskräfte, da geht es eher darum, eine Organisation zu haben, die eine größere Vielfalt abbildet als nur wohlhabende weiße Männer.
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Warum gibt es kaum Frauen in Führungspositionen bei der FIFA oder UEFA? Es ist weiterhin schwierig für Frauen, als Expertinnen in Fußballfragen anerkannt zu werden. Viele assoziieren Fußball in der Regel mit Männer-
fußball und nicht mit Frauenfußball. In Verbänden ebenso wie im Journalismus werden Frauen automatisch in die Frauenfußballecke gesteckt. Dort sind wir vielleicht weniger bedrohlich und können nicht so viel kaputt machen, weil es dann ja am Ende doch nicht der sogenannte echte Fußball ist.
Am Ball bleiben
Elisabeth Auer, Illustration: Lana Lauren
Frauen im Sport bekommen weniger Geld und weniger Aufmerksamkeit. Das hat mit der Tradition der männlich bestimmten Sportwelt zu tun. Die Darstellung von Sportlerinnen in den Medien ist überwiegend eine sexualisierte. Fotos sind meistens sexy und stellen weniger oft die sportlichen Leistungen in den Vordergrund. Ihre Erfolge werden marginalisiert und nicht selten auf den Top-Trainer oder das perfekte Umfeld zurückgeführt. Frauen verdienen auch weniger als Männer. In den USA haben fünf Fußball-Nationalspielerinnen Klage eingebracht wegen Diskriminierung bei der Entlohnung. Die Frauen haben dreimal die Weltmeisterschaft und viermal Olympia gewonnen und verdienen für einen Titel so viel wie die Männer für ein einziges Spiel, wobei die US-Kicker noch keinen einzigen Titel auf ihrem Konto haben. Trotzdem ist das Gehalt der Spielerinnen um 40% niedriger als jenes der Männer. Der Gehaltsunterschied im Fußball ist eklatant. Laut Untersuchungen von BBC zahlt jede dritte Sportart Männern viel mehr Preisgeld. Frauen müssen am Ball bleiben, um ein gleichberechtigtes Standing zu erreichen. Bei einem gleichbleibenden Tempo der Entwicklung dauert es am Beispiel der TV-Präsenz 504 Jahre, bis gleich viele Berichte über Frauen wie über Männer gesendet werden. • • • • • •
Österreichweit sind 85% der Funktionär_innen Männer. Innerhalb der 17 Mitglieder der ÖSV-Präsidentenkonferenz befindet sich eine Frau. Die Berichterstattung über Frauen im Sport ist so niedrig wie in keiner anderen Sparte und liegt zwischen fünf und 15% . Von 660 Sportjournalist_innen in Österreich sind 70 Frauen Unter den Top 100 der bestverdienenden Sportler_innen der Welt sind zwei Frauen. In Österreich erhalten Frauen vom Preisgeld gerade einmal 15%.
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DIE US-A MERIK A NISCHE YOGA-SZENE WIRD VON WEISSEN, ATHLETISCHE N F R AU E N DOM I NIERT. DIE A F ROA M ER IK A NISCHE YOGALEHRERIN JESSA MYN STA NLEY, DIE SICH SELBST ALS „FAT FEMME“ BESCHREIBT, BRICHT ALS TEIL DER „BODY-POSITIVITY-BEWEGUNG“ ALLE STEREOTYPE.
Hoch die Mittelfinger! Interview: Veronika Eschbacher aus Los Angeles Fotos: @mynameisjessamyn Es ist ein angenehmer Sommertag im kalifornischen Santa Monica. Während am Pier die zahlreichen Tourist_innen kreischend auf der Achterbahn Runden drehen und sich mit KaramellPopcorn die Bäuche vollschlagen, rollen ein paar Straßen weiter in einem ruhigen, mit dem Duft von Räucherstäbchen durchzogenen Yoga-Studio Menschen in bunten Leggins und bauchfreien Tops ihre Matten zusammen. Ihnen ist gemein, dass sie wie ein Abbild ihrer Yoga-Lehrerin sind: Sie alle sind junge, weiße, langhaarige, athletische Frauen. Für die nächsten zwei Stunden aber soll alles anders sein. Das Studio hat Jessamyn Stanley einfliegen lassen, eine afro-amerikanische Yoga-Lehrerin aus North Carolina, die alle gängigen Yoga-Stereotype bricht. Mit ihr zieht ein völlig anderes Publikum in den lichtdurchfluteten, hohen Raum ein, darunter vier junge, schwarze, stark beleibte Frauen, ein junger Mann mit pinken Haaren in Frauenkleidung, zwei weiße und eine asiatische, füllige Frau über 50 sowie ein weißer Mann mit Bierbauch. Die 29-jährige Stanley hat selbst nur allzu gut in Erinnerung, wie es ist, die einzige dicke Person in einer Yoga-Stunde zu sein. Vor gut fünf Jahren war sie an einem Punkt in ihrem Leben angelangt, an dem sie alles infrage stellte. Sie schmiss ihr Kunststudium und arbeitete in einer Taco-Bar, litt an Depressionen. Bis eine Freundin sie eines Tages dazu überredete, in eine Yoga-Stunde mitzukommen. Stanley sagt heute, ihr habe eine 54
Herausforderung im Leben gefehlt. Dicken Menschen werde immer gesagt, dass es nur bestimmte Arten von physischen Aktivitäten gebe, die sie machen könnten; gleichzeitig war jeder Sport bei ihr immer verbunden mit dem Thema Gewichtsverlust, sie hatte unzählige Diäten hinter sich. „Bei Yoga aber war das alles anders. Es hat mich verändert, meine Lebenseinstellung, wie ich das Universum wahrnehme“, sagt sie. „Yoga hat mich auf meinen Weg geführt.“ Ihre Yoga-Anfänge hielt sie fotografisch fest, um ihre Fortschritte verfolgen zu können. Später teilte sie die Bilder in sozialen Medien und bloggte darüber. Mittlerweile folgen ihr 200.000 Menschen alleine auf Instagram (@mynameisjessamyn). In ihren Posts propagiert Stanley Selbstliebe und dass dicke Menschen keine ihnen von der Gesellschaft erklärten Grenzen akzeptieren sollen. „Die Mittelfinger hoch, den fetten Körper raus und stolz sein – so lebe ich mein Leben“, schreibt sie. Stanley fliegt mittlerweile quer durch die USA, um Yoga-Stunden zu halten – die mitunter härtesten auf dem Markt; Produzent_innen von Yoga-Kleidung und Equipment rennen ihr die Türe ein. Vor kurzem unterschrieb sie einen Buchvertrag. Veronika Eschbacher traf sie zum Gespräch über Körperbewusstsein, Nacktbilder und FatShaming, also Mobbing von Dicken.
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Ich glaube, das ist mit dem Patriarchat verbunden – es wird erwartet, dass Frauen anziehend für Männer sind. Letztendlich hat meine Mutter nur versucht, mir dabei zu helfen, attraktiv zu sein in einer Art und Weise, wie es die Gesellschaft von mir erwartet. Auch natürlich, um jemanden zu finden, der mich heiratet. Welche Beziehung haben die US-Amerikaner_ innen zu ihrem Körper? Amerikaner_innen haben praktisch das Eigentum an ihrem eigenen Körper verloren. Uns allen wird beigebracht, dass ihre Körper den Menschen rund um sie gehören und dass sie ihre Körper für diese anderen Menschen anziehend machen müssen. Es ist sehr wichtig, dass man sozial akzeptabel aussieht – das heißt die Menschen richten sich danach, was von Magazinen oder vom Fernsehen als gesellschaftlich akzeptiert definiert wird. Jetzt gerade wollen alle jungen Frauen aussehen wie die Kardashians, davor war Paris Hilton das Vorbild. Es gibt auch spezifische Gruppen, alle schwarzen Frauen wollen aussehen wie Beyoncé.
Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihrem Körper gemacht? Jessamyn Stanley: Ich komme aus North Carolina und bin in einer sehr traditionellen, afrikanisch-amerikanischen, ehemaligen Sklavenfamilie aufgewachsen. In den Vorstädten von North Carolina sind Dinge wie Segregation nach wie vor sehr real. Ich bin also in einer Gemeinschaft groß geworden, in der ich hauptsächlich von Afro-Amerikaner_innen umgeben war, und da war es nicht unüblich, larger body zu sein (beleibter, Anm.). Für mich wurde meine Dickleibigkeit erst zu einem Thema, als ich in die High School kam. Meine Mutter gab mir das Gefühl, dass mein Körper grundsätzlich in Ordnung ist, bestimmte Dinge aber nicht wirklich ok sind. Ich sollte also immer etwas anziehen, in dem ich besser aussehe, das etwa meinen Bauch kaschiert.
Welche Vorurteile bestehen gegen dicke Menschen? Viele. Fett wird mit dumm, langsam und unnötig gleichgesetzt, und auch deswegen gibt es heute so eine Scheu davor, das Wort „fett“ zu verwenden. Der ganze Gesundheitsstandard in den USA basiert auf der Annahme, dass fette Menschen an den Folgen ihrer Fettleibigkeit sterben. Von Dicken wird angenommen, dass sie ihrem Leben absichtlich ein Ende setzen wollen. Deswegen ist es in Ordnung, wenn man gemein zu dir ist. Sie helfen dir doch, auf den richtigen Weg zu kommen! Fat-Shaming ist etwas völlig Normales in den USA. Praktisch niemand hinterfragt es. Wie sehen sich dicke Menschen selbst? Fetten Menschen wird einiges vorgeworfen, und viele finden, die richtige Antwort darauf ist, eine Opferhaltung einzunehmen. Meiner Meinung nach ist
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Letzteres hat damit zu tun, dass wir in einer puritanischen Gesellschaft leben. Meine Nacktbilder sind im Zusammenhang mit der dritten Welle des Feminismus zu sehen. Das ist die Realisierung, dass wir Frauen unseren Körper de-sexualisieren müssen. Denn das steht der Gleichheit mit Männern noch im Wege. Wie de-sexualisiert man? Indem man den Körper herzeigt. Am unwohlsten fühlen sich Amerikaner_innen, wenn sie Brüste und Vaginen sehen. Und um Himmels willen, es sollen schon gar keine Brüste oder eine Vagina einer Larger-body-Frau sein. Bei Körpern von schwarzen Frauen kommt noch hinzu, dass diese stark exotisiert sind und Frauen von Männern gekidnappt wurden, die über Generationen farbige Frauen vergewaltigt und ihren Leib geschändet haben.
das die falsche Einstellung. Es wäre richtig, sein Leben im Angesicht der anderen genau so weiterzuleben. Das ist keine Trotzhandlung, es ist nur: Mir ist es egal, was du denkst, ich lebe mein Leben. Die Unfähigkeit, jemand anderen zu akzeptieren, sagt viel mehr über diese Person aus, als über mich. Viele Fette aber sagen: „Oh mein Gott, du bist so gemein zu mir! Ich liebe mich selbst wirklich, und wegen dir fühle ich mich jetzt schlecht wegen mir selbst, du solltest Mitleid mit mir haben“. Aber so bringst du die Menschen nicht dazu, dich als gleichwertig zu sehen. So werden sie dich als Opfer wahrnehmen. Sie posten Nacktbilder von sich selbst, erzählen, dass ihre „Titten“ immer wieder beim Yoga aus der Kleidung fallen. Das ist für die USA doch ungewöhnlich, wo Frauen, die stillen, Shitstorms ernten.
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Es ist daher sehr schwierig für uns, uns Räume zu eigen zu machen. Ein Schlüsselaspekt von Eigentum ist, dieses zu zeigen, zu glorifizieren, es als Macht einzusetzen. Das ist das, was Nicki Minaj tut, was Beyoncé macht. Jeder wird von dem Glitzer um die beiden Sängerinnen herum abgelenkt – aber schlussendlich ist es einfach das, was sie tun. Sie holen die Macht über die Körper von farbigen Frauen zurück. Wir wurden sehr demoralisiert und entmutigt über die vergangenen fünf Jahrhunderte. Diese Entwicklung ist eigentlich eine Riesensache in Amerika, die aber sehr unterschätzt wird, da in unseren Medien sehr stark weiße Stimmen und Themen dominieren. Wo ist die Grenze zwischen „billigen“, sexuellen Posen und dem Zurückgewinnen des eigenen Körpers? Die gibt es nicht. So eine Linie gibt es maximal bei Menschen, die glauben, man muss eine Linie zwischen anspruchsvoll und niveaulos ziehen. Aber es ist alles dasselbe. Am Ende des Tages finden die Menschen den Gymnastikanzug von Beyoncé gut, weil sie gesellschaftlich akzeptiert wird. Wenn Beyoncé nur auf Black Entertainment Television aus wäre oder nur von kleinen Gruppen unterstützt würde, würden die Menschen sagen: Das ist trashy.
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Es gibt ohnehin genug Leute, die Beyoncés Mission nicht verstehen. Bringen nackte Körper nicht noch mehr Sexualisierung? Das Problem bei der De-sexualisierung ist, dass heute nach wie vor alles dermaßen hypersexualisiert ist von Männern. Es gibt diese großen Bemühungen zur De-sexualisierung – und die Männer versauen das alles, indem sie sagen: „Oh, ich liebe das, das ist großartig. Du machst genau das, was ich wollte.“ Aber es ist nicht für sie! Sie glauben das nur. Aber ja, es gibt da einen Haken: Auf der einen Seite ist da die Absicht, sein Eigentum zurück zu gewinnen. Andererseits soll das in einer Weise passieren, die klar macht, dass hier niemand zum Verkauf steht. Wir Frauen sollten uns in unseren Bemühungen also nicht gegenseitig verurteilen. Wie wichtig sind Wörter, die wir verwenden? Im Englischen gibt es eine Menge Varianten, um dicke Menschen zu beschreiben. Sie selbst verwenden „fett“, aber es gibt „curvy, bodypositive, plus-size, larger body“. Die Wörter, die wir verwenden, sind extrem wichtig. Alle haben eine andere Bedeutung. Für mich ist das Wort „fett“ das Gegenteil von „dünn“. In unserer Gesellschaft hat „fett“ so viele Zusatzbedeutungen bekommen, eben dumm, faul, usw. Um es wieder seiner ursprünglichen Bedeutung zurückzuführen, können wir es nicht einfach vermeiden. Wir müssen es verwenden und damit aufhören, es als Waffe zu einzusetzen. Bei „Body-Positivity“ geht es nicht um fett sein, das ist
vielmehr das weit gefasste Konzept, dass du und dein Körper an jedem Tag perfekt sind. Wenn man all diese Konzepte, auch etwa „Fat-positivity“, in Bewegung setzt und sie verbreitet, kann das wirklich zu einer Dynamik führen, sodass viele Menschen, die sich in ihrem Körper unwohl und durch die Erwartungen anderer unterdrückt fühlen, gleichwertig fühlen. Der Eindruck eines Kampfes zwischen Fetten und Nicht-Fetten ginge verloren.
Die Journalistin Veronika
Eschbacher (35) ist Teil des digi-
talen Magazins Deine Korrespondentin und hat sich gemeinsam mit einem neunköpfigen Redaktionskollektiv den besten Geschichten von und über Frauen aus aller Welt verschrieben. In den meisten Medien sind solche Texte nur selten zu finden, da es weltweit Regionen gibt, in denen nur Frauen einen anderen Zugang zu Frauen finden, wie etwa in Indien oder im Nahen Osten. Die gebürtige Salzburgerin Veronika Eschbacher pendelt für ihre Arbeit zwischen Los Angeles (USA) und Kabul (Afghanistan). www.deine-korrespondentin.de BODY POSITIVITY
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UNTERNEHMERGEIST MIT DEM DOPPEL-X-FAKTOR
WIR WOLLEN MEHR DAVON SEHEN!
Mag. Bettina Glatz-Kremsner Vorstandsdirektorin der Österreichischen Lotterien und Vorsitzende des Rudolf Sallinger Fonds Kuratoriums (Foto: Österreichische Lotterien)
Rudolf Sallinger hätte am 3. September 2016 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Sallinger hat erkannt, dass sich eine unternehmerische Haltung als Lebenseinstellung immer auszahlt – für sich und andere. Wer einmal erlebt hat, wie schön es ist, eine eigene Idee umzusetzen der wird sein Leben und sein Umfeld immer aktiv gestalten. Frauen hatte Sallinger dabei wohl noch nicht so stark im Fokus. Das mag allerdings weniger seiner Person als seiner Zeit geschuldet sein. UNTERNEHMERGEIST MIT DOPPEL-X-FAKTOR Heute wäre unsere mittelständische Unternehmenslandschaft ohne Frauen nicht mehr denkbar: Allein 2014 wurden 58,4% aller neu gegründeten Unternehmen von Frauen ins Leben gerufen.1 Unternehmergeist im traditionellen KMU-Bereich hat in Österreich also eindeutig zwei X-Chromosomen. Sieht man sich den Start-UpBereich und technologie- und innovationsintensiven Branchen an, sieht es anders aus: Hier ist etwa in Wien der durchschnittliche Gründer männlich und
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35 Jahre alt, so eine Studie der Wirtschaftskammer Wien und der Wirtschaftsagentur Wien.2 Gründer aus diesem Bereich kommen fast alle aus Hochschulen. Genau hier setzt der Rudolf Sallinger Fonds mit seinen beiden Preisen, dem Science & Business Award für Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaftler und der Future Founders Challenge, unserem Studierenden-Preis, an. MEHR LUST AUF UNTERNEHMERGEIST AN UNSEREN HOCHSCHULEN Wir unterstützen all jene, die aus den Hochschulen heraus ein Unternehmen gründen wollen. Wir glauben daran, dass jede und jeder von uns Unternehmergeist hat. Wir wollen mit unseren beiden Preisen Lust darauf machen, das eigene unternehmerische Potenzial auszuprobieren und zu entwickeln. Wer also eine Forschungsleistung hat und an deren Business-Potenzial glaubt oder wer während des Studiums eine Geschäftsidee entwickelt, ist herzlich eingeladen an einem unserer beiden Preise teilzunehmen.
ADVERTORIAL
WIR WOLLEN MEHR VON EUCH SEHEN! Bei Männern hat das schon gut funktioniert. Bei Frauen waren wir bisher nicht ganz so erfolgreich. Die Frauenquote bei den Einreichungen des S&B Awards beträgt trotz stolzem Preisgeld von 20.000 Euro nur 14,5 Prozent. Bei unserem Studentenpreis, der Future Founders Challenge, ist der Frauenanteil ähnlich niedrig. Dieser Preis ist übrigens mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Ich möchte daher alle Teilnehmerinnen des Business Riot motivieren und bestärken an sich und ihren Unternehmergeist zu glauben. Probiert eure Ideen aus, nehmt an Wettbewerben teil und lasst eurem Unternehmergeist freien Lauf! Seit 17. Oktober 2016 laufen die Ausschreibungen für die Preise des Rudolf Sallinger Fonds wieder. Wir wollen gerne mehr UnternehmerINNENgeist sehen und freuen uns auf eure Ideen! 1
WKO Österreich: Unternehmensgründungen in Österreich, Jänner 2015 http://wko.at/statistik/Extranet/Neugr/ng2014v-gesamt.pdf 2
https://www.wien.gv.at/arbeit-wirtschaft/start-upstudie.html
Fremdkörper Frau
(Foto: Privat)
interview: Birgit Samer
EINE HTL OHNE MÄDCHEN-WC UND EIN CHEF, FÜR DEN FRAUEN NICHT LOGISCH DENKEN KÖNNEN: IN DER IT-BRANCHE DER 1970ER-JAHRE WAR HELENE SAMER (60) ALS FRAU SO ETWAS WIE EINE RARITÄT. FÜR TOCHTER BIRGIT (23) ERINNERT SIE SICH, WIE SIE SICH NACH EINEM HARTEN JOBEINSTIEG DOCH BEHAUPTEN KONNTE. Warum hast du dich für die Technik entschieden? Ich war schon in der Schule mathematisch orientiert. Ein AHS-Berufsberater hat mir das Programmieren nahegelegt und mir ein Kolleg an einer HTL empfohlen. Damals wusste ich noch nicht, dass es kaum Frauen in der Branche gibt. Vielleicht hätte mich das verunsichert, aber wohl nicht abgehalten. 1972 warst du eine der ersten weiblichen Schülerinnen am HTL-Kolleg für Betriebswirtschaft und EDV in Graz. In meinem Studiengang gab es 14 Burschen und zwei Mädchen, eine davon war ich. Die restlichen Klassen waren männlich. Damals hat es nicht einmal eigene Mädchen-Toiletten gegeben. Wir haben das Direktions-WC benutzt. Mit Lehrern und Mitschülern gab es aber keine Probleme. Ab wann hat dein Geschlecht eine Rolle gespielt? Als ich übers Arbeitsamt in Graz eine Programmierer_innen-Stelle gesucht habe, wurde mir gesagt: Es gibt zwar viele Stellen, aber nicht für Frauen, weil diese Firmen kaum nach Frauen suchen würden. Das hatten die Unternehmen dem AMS auch so mitgeteilt. Denn damals haben Firmen die weitere Ausbildung bezahlt. Die Unternehmen hatten Angst, dass Frauen wegen Schwangerschaften und Kinderbetreuungspflichten ausfallen könnten und sich die Investition in sie nicht auszahlt. Das hat mich ziemlich verunsichert, bis ich erfahren habe, dass die Grazer “Leder & Schuh
AG” offenbar Frauen einstellt. Also habe ich mich dort beworben. Wir war das Bewerbungsgespräch? Der damalige Personalchef wollte eine Frau einstellen, damit die Abteilung nicht mehr rein männlich war. Den Grund dahinter kenne ich nicht. Erst später habe ich erfahren, das der EDV-Chef selbst eigentlich keine Frau im Team wollte. Seine Einstellung: Frauen könnten nicht logisch denken. Später hat mir der Chef dann mitgeteilt, dass ich ihn vom Gegenteil überzeugen konnte. Wie? Ich habe irrsinnig fleißig gearbeitet und so versucht, mir Respekt zu erarbeiten. Die Kollegen waren älter als ich, kannten einander, ich war sowas wie ein Fremdkörper für sie. Über Privates haben sie mit mir schon gar nicht gesprochen. Das erste halbe Jahr war hart. Doch irgendwann wurde ich Teil des „eingeschworenen“ Haufens und meine Arbeit auch ohne Sonderaufwand geschätzt. Was rätst du einer Frau, die sich unter männlichen Kollegen behaupten muss? Ich konnte am besten mit Leistung punkten. In der Anfangszeit hat mich das große innere Stärke gekostet, war oft frustriert. Geholfen haben mir da Freunde und Familie als Stütze, sie gaben mir Kraft.
TECHNIK
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SOLIDARITÄT UND NETZWERKEN UNTER FRAUEN: WAS BEDEUTET DAS SORORITY-MITGLIEDERN?
Nicole Schöndorfer
Alexandra Toth (33)
Melanie Samec (26)
Autorin und Projektassistenz im
Kommunikation bei druck.at
Kunst- und Kulturbereich
„Solidarität und Netzwerken bedingen einander, da so Beziehungen entstehen können, die Frauen „empowern“. Diese Bestärkung basiert auf einem Erfahrungsaustausch, dem Engagement füreinander und einem kollektiven Bewusstsein von Problemen für Frauen am Arbeitsmarkt.“
„Solidarität und Netzwerken unter Frauen bedeuten gegenseitige Unterstützung und Problemlösung, sei es durch die Vermittlung von Jobs, durch Feedback, Meinungsaustausch oder durch den Aufbau und die Förderung eigener Skills über die Workshops und Seminare, die die Sorority anbietet.“
Barbara Hölzl (31)
Amira Ben Saoud (27)
Steuerberaterin
„Ganz einfach: Unterstützung, Vertrauen, Bestärkung und zwar in allen Lebenslagen. Die Sorority bietet genau die richtige Plattform dafür.“
Chefredakteurin The Gap
Erza Aruqaj (24) Ökonomin
„Solidarität und Netzwerken unter Frauen ist das Fundament einer geschlechtergerechten Gesellschaft. Die Geschichte zeigt, dass erst durch Solidarität unter Frauen Rechte für Frauen durchgesetzt werden konnten. Um die Gesellschaft nachhaltig zu verändern, ist es unabdingbar, dass Frauen miteinander statt gegeneinander arbeiten.“ 60
UMFRAGE
„Netzwerken habe ich früher immer als etwas Anstrengendes empfunden – Stehtische auf Veranstaltungen, warmer weißer Spritzer, Small Talk mit Leuten, die man nicht kennt und denen man ein halb wahres, bestmögliches Ich präsentieren muss. Die Mitgliedschaft bei Sorority hat mir gezeigt, dass es einen Ort gibt, an dem alles unglaublich unkompliziert sein kann, jede hilfsbereit und konstruktiv ist und man auch ohne sich persönlich zu kennen, eine vertrauensvolle Umgebung hat, die sich wenig um Bullshit und Floskeln kümmert, sondern um Inhalte.“
Maria Schreiber (33) DOC-Team Projekt „Pictorial Practices“, Universität Wien
„Gemeinsam sind wir stärker! Für mich bedeutet Sorority, dass wir uns gegenseitig supporten, aber auch einfach mal auf die Schulter klopfen und super finden – viele Frauen wissen nicht, wie toll sie sind.“
Teresa Reiter (27) Journalistin
„Solidarität unter Frauen ist für mich nur ein Teil einer absolut notwendigen, förderwürdigen gesamtgesellschaftlichen Solidarität. Gezielt mit anderen Frauen zu netzwerken und sich dabei branchenübergreifend gegenseitig mit Rat, Tat und Feedback zur Seite zu stehen, beschert mir immer wieder einen festeren Stand im Leben und erweitert meinen Horizont.“
Kathrin Limpel (33) Pressesprecherin
„Solidarität heißt für mich zusammenzuhalten. Aufzustehen für andere und sich darauf zu verlassen, dass die anderen hinter einem stehen. Dadurch mutiger zu sein und andere darin zu stärken, es ebenso zu sein. Gemeinsam lauter zu sein, stärker, nachhaltiger. Sorority ist für mich ein Ort, an dem man Feminismus endlich nicht mehr abklären oder andere davon überzeugen muss, sondern gleich von einer gemeinsamen Basis aus starten kann. Das finde ich unglaublich erholsam.“
Larisa Stanescu (26) & Eva Krizsanits (35) Gründerinnen Girls n’ Code und Geschäftsführerinnen bei SmartNinja
„Wir kennen keinen anderen Verein, der Solidarität und Networking mehr lebt als Sorority. Clevere Frauen finden hier eine Bühne, um ihre Projekte und Ideen vorzustellen. Die Vereinsmitglieder haben diese Werte assimiliert und daraus ist eine unterstützende und aufbauende Atmosphäre entstanden. Nach jeder Veranstaltung haben sich für uns neue Opportunities ergeben. Und zwar nicht, wie bei den gängigen Events, gezwungen und mit viel Aufwand verbunden, sondern mit großer Leichtigkeit. In dieser Community wirst du nicht hinterfragt, sondern jede weiß die Kompetenzen und Fähigkeiten der anderen zu schätzen. Diese Gruppendynamik führt zu Autonomie und Wachstum der einzelnen Mitglieder und das ist etwas Seltenes, das wir extrem schätzen.“
Theresa Imre (26) eingebrocktundausgeloeffelt.com und prolocal.market
„Starke Frauen imponieren mir seit ich denken kann. Ihr Schaffen hat mich bestärkt, meinem Willen treu zu bleiben und mich niemals kleinkriegen zu lassen. Krempeln wir unsere Ärmel auf, nehmen wir uns an den Händen und gestalten gemeinsam die Welt, in der wir heute und in Zukunft leben wollen. Solidarity Sisters!“
UMFRAGE
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Chefin sein ist noch kein feministischer Akt Katharina Brandl / Therese Kaiser
Als wir das Frauennetzwerk „The Sorority“ vor drei Jahren gegründet haben, war unsere Agenda klar: Wir wollen nicht sudern, wir wollen Frauen vernetzen, motivieren, ermächtigen und vor allem einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit am Arbeitsmarkt leisten. Und zwar, indem wir uns gegenseitig helfen, uns unterstützen und manchmal auch einen „Arschtritt“ geben. Ebenso von Beginn an war klar, dass wir kein Frauennetzwerk in einem „karrieristischen“ Sinn sind. Die Agenda ist nach wie vor dieselbe – mit Blick auf die Größe unserer Organisation haben wir aber einiges dazugelernt. struktur vs. individuum Der Gründungskonsens des Vereins ist die Kritik an patriarchalen Strukturen, die den Zugang und die Chancen am Arbeitsmarkt für unterschiedliche Geschlechter ungleich und vor allem auch ungerecht verteilen. Wer anerkennt, dass die Probleme mit dem Chef, der immer nur die anwesenden Kolleginnen fragt, ob sie das Protokoll schreiben könnten, keine individuellen Konflikte sind, sondern auf eine Struktur verweisen, steht vor einem Problem: Wie kann ich eine Struktur kritisieren und dennoch eine individuelle und praktikable Lösung für mein Problem finden? 62
In unserer Vereinsarbeit generiert die Spannung zwischen individueller Ebene und Struktur praktische Probleme: Wie kann man als Verein, der Workshops für Frauen anbietet, nicht in die Falle tappen, die Verantwortung für Ungleichbehandlung am Arbeitsmarkt den Frauen selbst zuzuschieben? Ganz nach dem Motto: Frauen, lernt doch mal, wie ihr euer Gehalt verhandelt, ihr seid doch selbst schuld, wenn ihr weniger verdient als eure männlichen Kollegen! Und wenn man sich entschließt, ebensolche Angebote zu schaffen: Wie kann man die Balance zwischen der Kritik an patriarchalen Strukturen und der Stärkung eines Individuums halten? Unsere Dehnungsübungen für den Ebenen-Spagat beim Business Riot sind unsere unterschiedlichen Formate. Wir diskutieren im Rahmen des Festivals Systeme des Ausschlusses und wollen zeigen, welche Mechanismen in Unternehmen, Branchen oder Institutionen wirken. Wir setzen auf Workshops oder Beratung, die auf das Lösen konkreter Herausforderungen ausgelegt sind. Dennoch: Auf strukturell bedingte Konflikte kann man schwer individuell reagieren. Man planiert selbstverständlich seinen eigenen Weg, man kann aber
MEINUNG
Katharina Brandl und Therese Kaiser sind die Obfrauen der Sorority und
(Foto: Sorority)
Business-Riot-Veranstalterinnen.
damit schwer Sprünge über die „gläserne Decke“ machen oder die „leaky pipeline“ stopfen. Deshalb ist es von Bedeutung, dass wir zusammenarbeiten und vielleicht nicht mit einer Stimme sprechen, aber doch im Chor singen. fordern, was zusteht Die Sorority-Trias: Autonomie, Solidarität und Karriere. Wir sind der Meinung, dass solidarisches Denken und Handeln ein Weg für Frauen sein kann, ein autonomes Leben zu führen. Dazu gehört auch die Frage der finanziellen Autonomie: Nicht über Geld zu sprechen, ist Luxus – und wir können uns diesen nicht leisten. „Verein zur branchenübergreifenden Vernetzung und Karriereförderung von Frauen“ liest es sich in den Vereinsstatuten der Sorority. Während branchenspezifische Netzwerke ihre Berechtigung haben, geht es uns um Solidarität, die über die eigenen Vorstellungen von Karriere hinausgeht. Karriere kann bedeuten, innerhalb einer Institution aufzusteigen; Karriere kann ebenso bedeuten, am Ende des Monats noch Geld auf dem Konto zu haben. Jemandem Autonomie zuzugestehen heißt auch, dass diese Person nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Karrierebegriff eigenständig definiert.
Wir wollen nicht sudern, wir fordern ein, was uns zusteht. Wir müssen uns auf den Kern von Diskriminierung einigen können, um Gegenstrategien zu entwickeln. Führungsetagen, die vorwiegend mit Männern besetzt sind, ungleiche Verteilung von Vermögen und unfaire Aufteilung von Betreuungspflichten sind nur ein paar der Windmühlen, die einer gleichberechtigten Arbeitswelt im Weg stehen. Eine Frau in einer Führungsposition ist alleinstehend noch lange kein feministischer Akt. Eine Frau in einer Führungsposition, die sich dieser Strukturen bewusst ist und die solidarisch handelt, hingegen schon. Solidarity, Sisters!
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Forum:Network
Career Talk: Barbara Haas
Career Talk: Elisabeth Königbauer & Heike Choi
Workshop: Die Netzwerkstatt I
Workshop: Die Netzwerkstatt II
Workshop: Unconscious Bias – Blinde Flecken im Umgang mit personeller Vielfalt
14:00 - 15:30 Café
15.30 - 17:00 Bar
17:00 - 18:30 Bar
14:00 - 16:00 Co-Working
16:00 - 18:00 Co-Working
14:00 - 18:00 Co-Working II
Manfred Wondrak (factor-D)
Elisabeth Mayerhofer (COMCEPT)
Elisabeth Mayerhofer (COMCEPT)
Accenture
Wienerin
Therese Kaiser, Katharina Brandl (The Sorority)
Elisabeth Königbauer (Accenture) Anita Stix & Martina Bischoffshausen (abz*austria) Marisa Vranješ, Kristina Satori (Fotografinnen) Andrea Gutmann & Elke Schrittesser (plan-a) Marita Haas (TU Wien)
Forum:Curriculum Vitae
14:00 - 16:00 Ballsaal
DONNERSTAG 20.10.
DO nachmittags, FR und SA ganztags lernquadrat
KINDERBETREUUNG
PROGRAMM
Career Talk: Sophie Martinetz Northcode.Recht
Career Talk: Gabriele Költringer
09:30 - 11:00 Bar 11:30 - 13:00 Bar
09:30 - 16:30 Co-Working
09:00 - 13:00 Co-Working II
11:30 - 13:30 Hinterzimmer
09:00 - 11:00 Hinterzimmer
17:00 - 18:30 Bar
Career Talk: Iris Reidenbach
15:30 - 17:00 Bar
Tanja Sternbauer, Lisa Fassl, Nina Wöss (Female Founders Club)
Workshop: Startup Live Fem Edition
Tobias Göllner (ShiftYard)
Workshop: Innovation demystified - Hands-on Tools für das Umsetzen von Ideen
Anita Stix (abz*austria) Martina Bischoffshausen (abz*austria)
Workshop: Kompetenzberatung II
Anita Stix (abz*austria) Martina Bischoffshausen (abz*austria)
Workshop: Kompetenzberatung I
Round 2
Career Talk: Isabella Hermann
Vienna Insurance Group
Vice
Career Talk: Judith Denkmayr
13.30 - 15:00 Bar
FH Technikum Wien
Therese Kaiser, Katharina Brandl (The Sorority)
Forum:Network
14:00 - 15:30 Café
Stefanie Wuschitz (Mz* Baltazar’s Lab) Katharina Mader (WU Wien) Erza Aruqaj Ulli Mayer (Grrrls Rock!) Christina Wieser (AK)
10:00 - 14:00 Co-Working II
10:00 - 18:00 Co-Working
09:30 - 13:30 Hinterzimmer
09:00 - 13:00 Workshop Raum
16.00 - 17.30 Bar
14.30 - 16.00 Bar
13.00 - 14.30 Bar
Career Talk: Laura Karasinski 11.30 - 13.00 Bar
Melinda Borzsak-Schramm
Workshop: Personal Branding für Freelancer, Blogger und EPU
Eva Krizsanits & Larisa Stanescu (Girls‘n‘Code)
Workshop: Online in 1 Tag
Andrea Hauer (Ö1)
Workshop: Erfolgreich Gehalt verhandeln
Finn Porter
Workshop: The Basics of Getting Organised
Bezirksvorsteherin 1080 Wien
Career Talk: VeronikaMickel-Göttfert
moimo AG
Career Talk: Angelica Marte
Angewandte
Career Talk: Angelika Zelisko
Atelier Karasinski
KURIER
Career Talk: Barbara Kociper
Oh That Place Monika Kanokova Lisa Langmantel (CMVIE)
Forum:Creative Industries
10:00 - 11.30 Bar
13:30 - 15:30 Ballsaal
Forum:Exclusion
Alexander De Brito (AK) Isabelle Heugl (AK) Irene Holzbauer (AK) Vanessa Mühlböck (AK) Barbara Hölzl (Ecovis) Livia Fleischer (Höhne, In der Maur & Partner Rechtsanwälte OG) Wirtschaftsagentur Wien
10:30 - 13:30 Ballsaal
Astghik Der Sakarian (Atelier Der Sakarian)
Forum:Work/Force
Vienna Creative Mornings X Business Riot Festival
8:00 - 10:00 Ballsaal
10:00 - 13:00 Ballsaal
Samstag 22.10.
Freitag 21.10.
19:00 - 20:30 Ballsaal
16:00 - 18:00 Ballsaal
17:00 - 19:00 Workshop Raum
Moderation: Sandra Baierl (KURIER)
Podium: Gabriele Heinisch-Hosek (ehem. Frauenministerin) Birgit Moosmann (VIG) Ingrid Moritz (AK) Manuela Vollmann (abz*austria) Gundi Wentner (Deloitte) Christiane Funken (TU Berlin)
Abendveranstaltung: Wann sind wir endlich da? Frauenpolitik als Nebenschauplatz
Moderation: Sandra Baierl (KURIER)
Podium: Muna Duzdar (Staatssekretärin für Digitalisierung) Hanna Herbst (VICE) Philipp Ikrath (jugendkulturforschung.de) Angelika Simma (Caritas Österreich)
Talk: #GegenHassimNetz - Wie kann gesellschaftlich und politisch gegen Hass im Netz vorgegangen werden? // KURIER
Marlies Stohl , Iris Kunadt , Daniela Wittinger (Karriere unter Umständen) Lisa Schmidt (INW) Julia Pitters (Webster University) Helene Dearing (WU Wien) Virginia Franz (Kindercompany)
19:00 - 20:30 Ballsaal
16:00 - 18:00 Ballsaal
14-15:30 Ballsaal
14:00 - 18:00 Workshop Raum
Moderation: Lara Hagen (derStandard)
Jury: Selma Prodanovic (Business Angel) Sophie Martinetz (Seinfeld Professionals) Sophie C. Ryba (Cosmeterie.com) Michaela Novak-Chaid (HP)
Abendveranstaltung: Female Founders Pitch Night
Moderation: Amira Ben Saoud (The Gap)
Podium: Hannah Christ (femdex) Dalia Ahmed (FM4, Katastrophe) Eva Fischer (sound:frame)
Talk: Genreangabe: Female // The Gap
Moderation: Claudia Zettl (futurezone.at)
Ursula Holtgrewe (ZSI) Martina Pitterle (Accenture) Ilse Leidl-Krapfenbauer (AK Wien) Julia Böck-Schappelwein (WIFO)
Talk: Digitalisierung - Chance oder Handicap für Frauen?
Hannah Heckhausen
Workshop: Die selbstbewusste Stimme
Andrea Hauer (Ö1)
Workshop: Konfliktmanagement
Ab 21:00 Brut Wien
19:00 - 20:30 Ballsaal
Talk: Frauen in der Politik: Was noch zu tun ist // WIENERIN
16:00 - 18:00 Ballsaal
14:00 - 18:00 Co-Working II
Workshop: Karriere unter Umständen
Melinda Horvath
Hannah Mang
Markus Gull (Gull Company)
Soiajojaẅibe Soia & Band Joja That Good Ẅibe Collective
Business Riot Closing Party X The Gap
Moderation: Teresa Havlicek (WIENERIN)
Podium: Kristina Pia Hofer (Die Angewandte, Ana Threat) Leonie Kapfer (an.schläge) Katharina Brandl (Sorority) Andi Zeisler (Bitch Magazine)
Keynote: „From Riot Grrrl to Marketplace Feminism“ Andi Zeisler (Bitch Magazine)
Abendveranstaltung: Wie viel Pop veträgt Feminismus?
Moderation: Barbara Haas (WIENERIN)
Podium: Eva Glawischnig (Die Grünen) Muna Duzdar (SPÖ) Kathrin Stainer-Hämmerle (FH Kärnten) Barbara Blaha (Momentum)
Workshop: Online Text Atelier
14:00 - 18:00 Co-Working II
Workshop: Strategien gegen Stammtischparolen
13:30 - 18:30 Hinterzimmer
Workshop: Story Telling
15:00 - 18:00 Hinterzimmer
Barbara Wimmer (Shroombab) Alexandra Toth (FYPM)
Workshop: It‘s a Match Hannah Heckhausen
Workshop: Storytelling & Freie Rede
Vera Mayer (smartassistant)
Workshop: Team-Management
Mirjam Raffeiner (IBM)
14:00 - 18:00 Hinterzimmer 14:00 - 18:00 Workshop Raum
Cecilia Perroni (FH Technikum Wien)
Workshop: Follow Me! FHTW Mechatronik / Robotik Workshop Workshop: Design Thinking*
10:00 - 13:00 Workshop Raum 10:00 - 14:00 Keller
Judith Denkmayr (VICE)
Workshop: Self-Branding mit Social Media
14:00 - 18:00 Keller
14:00 - 17:00 Workshop Raum
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Impressum Herausgeberin: Sorority. Verein zur branchenübergreifenden Vernetzung und Karriereförderung von Frauen in Österreich. (ZVR 282384817) Chefredaktion: Sandra Nigischer (sandra@sorority.at), Martina Schöggl (Stv.) (martina@sorority.at) Redakteurinnen dieser Ausgabe: Elisabeth Auer, Melanie Bernhofer, Katharina Brandl, Veronika Eschbacher, Elisabeth Gamperl, Jelena Gučanin, Teresa Havlicek, Nour Jaara, Therese Kaiser, Leonie Kapfer, Artemis Linhart, Vera Mayer, Elisabeth Mittendorfer, Damita Pressl, Birgit Samer, Nicole Schöndorfer FOTO/ILLUSTRATION/ART: Aslan Kudrnofsky, Lana Lauren, Tirza Podzeit, Rivven Swanson, Marisa Vranjes, Kristina Wissik Art Direction/layout: Andrea Lehsiak (www.lehsiak.at) Lektorat: Sena Beganovic (Deutsch), Nadia Brandstätter (Englisch) Anzeigen: Elisabeth Großschädl Internet: www.businessriot.at Druck: Rema-Print-Littera Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H, Neulerchenfelder Straße 35, 1160 Wien
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Diese Dose kann die Welt nicht verändern.
Wir schon. www.allineed.at
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