B ESSER E H A NDY V IDEO S So drehst und schneidest du Filme mit iPhone und Co.
Markus Valley | Christian Teubig
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EINLEITUNG Anleitung zum Buch
DIE GRUNDLAGEN
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Einmal scharf, bitte
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Es werde Licht
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Auf die Farbe kommt es an
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Laute Bilder
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Bilder gestalten
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Perspektivwechsel
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Einstellungssache
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Welche Auflösung darf’s denn sein?
PRAXIS-TIPPS FÜR EINSTEIGER
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Erst denken, dann drehen
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Manuell scharf und hell
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Gutes Bild kommt selten von allein
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Goldener Schnitt
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Kreative Perspektiven
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Tiefe im Bild
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Ohne Licht geht’s nicht
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Die Blaue Stunde
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Dunkle Stunden
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Lichtrichtung
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Schluss mit Rumwackeln!
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Zoomst du noch oder läufst du schon?
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SOCIAL MEDIA-VIDEOS FÜR PROFIS
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Für diese Bildformate gibt’s Likes
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Quadratische Videos
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Hochkant-Videos
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Storys professionell produzieren
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Storys drehen und schneiden
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Upload und Storyfunktionen
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VLOGGING LIKE A YOUTUBER Meine Kamera und ich allein daheim
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Ab jetzt FiLMiC Pro
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Vor der Kamera ist hinter der Kamera
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Ton mit Ernst
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Macht mal jemand das Licht an?
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Das Bild machen
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Weißabgleich light mit Presets
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Schärfe und Belichtung im Haltegriff
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Spickzettel ja, Display nein
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SchniBis müssen nicht immer sein
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DER „UND-BITTE-DREH“
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App und Zubehör
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Den Dreh planen
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Einstellungen kurz vorm Dreh
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Es muss nicht immer Ultra sein
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Gerichteter Ton
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“Und bitte” – Jetzt wird’s ernst
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MOBILE REPORTING
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Miss und Mister Greenthumb
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Jetzt wird angebaut
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Drehskripte machen das Leben leichter
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FiLMiC Pro voll im Griff
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FiLMiC Pro Helferlein Auf Dreh
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Die Location zeigen
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Menschen vor der Kamera
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Vox Pops am Laufenden Band
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Beauty Shots fürs Auge
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Five Shots für den Schnitt
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Die Wahl live und on tape
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Der Livestream
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Fast geschafft
HOLLYWOOD IS CALLING! Storytelling is King
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Kleine Geschichten
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Große Geschichten
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Perfekte Drehorte Locations, die nach Kino aussehen
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Wann du eine Drehgenehmigung brauchst 110 Einstellungen für den Kinolook Die Kino-Bildrate
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Auflösung und Bildverhältnis
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Flat- und Log-Profile
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Professioneller Weißabgleich
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Die 180 Grad Regel
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Zeit für ND-Filter
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Kinolook und ISO
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Stabilisierung fürs Smartphone
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Handyhalterung
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Stativ
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Gimbal
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Brennweiten à la Hollywood Aufstecklinsen für mehr Abwechslung
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Tiefenschärfe verringern mit dem iPhone 133 Licht? Setzen! Gegenlichtaufnahmen mit dem iPhone
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Große Bilder, großer Sound
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Kleine Helfer
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Kinolook dank Colour Grading
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Musik fürs Kinofeeling
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So weckt Musik Emotionen
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Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
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So kommst du legal an Musik
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VIDEOSCHNITT MIT SMARTPHONE UND TABLET
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Vom schnellen Cut bis zum Megaschnittprojekt 153 Der einfach(st)e Schnitt
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Der fortgeschrittene Schnitt
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Die groĂ&#x;e Edit-Suite im Hosentaschenformat
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Alternative Schnittprogramme
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DatenĂźbertragung
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Das beste Schnittprogramm
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Aus der App direkt ins Programm
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Der Schnitt Phase #1: Projekt anlegen
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Phase #2: Material importieren und sichten
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Phase #3: Sortieren
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Phase #4: Feinschnitt
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Phase #5: Audiomische
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Phase #6: Einblendungen und Look
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Phase #7: Export
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ABSPANN
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VORSICHT, NERD-ALARM!
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Bildgröße und Bildaufbauverfahren
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Variable Framerate
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Die Optik
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Shutter, ND-Filter und ISO
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Bildsensor
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Auf die Größe kommt es (doch) an
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Creepy Crop-Faktor
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Weißabgleich
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Datenverarbeitung
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Color Subsampling
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8 Bit vs. 10 Bit
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Bitrate
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MOV-Container
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Audio-Qualität
APPS, DIE WIR NUTZEN
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EINLEITUNG
EI N LEITUNG Jeder filmt heute ganz selbstverständlich mit dem Smartphone. Nur schade, dass viele Videos nicht gut aussehen und schnell in Vergessenheit geraten. Als Filmprofis tut’s uns um jedes verwackelte, sinnlose Video leid. Deshalb wollten wir ein umfassendes Buch schreiben, das Handy-Videos besser macht. Denn mit ein bisschen Know-how und Übung gelingen unglaubliche Aufnahmen. Und das Beste: Du hast in deinem Smartphone Kamera, Schnittplatz und Sendestudio immer dabei! Perfekt für Social Media, beeindruckende Urlaubsfilme und Reportagen. Natürlich ersetzen Smartphones und Co. kein teures Profi-Equipment, aber es ist faszinierend, was alles möglich ist. Du willst einfach nur deine schönsten Erlebnisse festhalten oder einen YouTube-Channel starten? Du bist als mobiler Journalist unterwegs oder produzierst als PRler Content für Social Media? Oder wolltest du schon immer Filme im Hollywood-Look produzieren? In unserem Buch zeigen wir dir anhand echter Produktionen, wie du mit iPhone und Co. perfekte Videos drehst und schneidest. Du erfährst, welches Equipment für dich interessant sein könnte und wir verraten dir unsere besten Tricks aus jahrelanger Erfahrung. Obendrauf gibt’s praktische Erklär- und Beispielvideos. Wir wünschen dir viel Spaß beim Nachmachen und Ausprobieren – du wirst dich wundern, was alles in deinem Smartphone steckt!
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EINLEITUNG
Welches Handy du hast, ist egal Wie eine Smartphone-Kamera funktioniert, Bildgestaltung, Licht und Ton – das gilt grundsätzlich für alle Smartphones. Für das etwas anspruchsvollere Filmen wechseln wir relativ schnell von der vorinstallierten Kamera-App zu einer mit deutlich mehr Möglichkeiten: FiLMiC Pro. Die läuft nicht nur unter iOS, sondern auch auf Android-Geräten. Da wir beide schon ein paar iPhone-Modelle hinter uns haben und gerne damit filmen, sind wir vorbelastet. Für iPhone und iPad gibt es die meisten Kamera- und Schnitt-Apps, viele darauf zugeschnittene Gadgets sowie Zubehör. Die Filmqualität ist bei aktuellen Geräten von Samsung, Huawei, HTC, Google und anderen ähnlich oder sogar besser. Wir werden nicht von Apple oder anderen Herstellern gesponsert. Empfohlene Apps und Zubehör haben wir seit Jahren im Einsatz, weil sie sich für uns bewährt haben. Eine Übersicht über alles, was wir im Buch verwenden, findest du auf unserer Kit-Seite unter www.kit.com/besserehandyvideos. Je mehr und je professioneller du mit deinem Smartphone drehst, desto wahrscheinlicher wirst du das ein oder andere anschaffen (wollen). Für den Einstieg brauchst du erst mal nichts davon.
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P RAXI S -TIPPS FÜ R EI N ST EIGER mit Christian
Wann erlebst du wirklich was und kommst an super Locations vorbei? Im Urlaub! Deshalb zeige ich dir die ersten Schritte zum professionellen iPhoneFilmer auf einem London-Trip mit Markus und mir. Wir wollen kein Profi-Equipment rumschleppen und nach Plan den perfekten Film drehen, sowas geht im Urlaub gar nicht, sonst wär’s ja Arbeit. Also nehmen wir nur unsere iPhones und ein kleines Stativ mit.
Erst denken, dann drehen Überlege schon beim Drehen, welchen Film du später schneiden willst! Ansonsten geht es dir, wie 99 Prozent aller Hobbyfilmer: Du filmst wahllos alle drei Sekunden irgendwas, verpasst deinen halben Urlaub und kommst mit viel zu viel Material nach Hause. Nachdem du unser Buch gelesen hast, wird dir das bestimmt nicht mehr passieren. Wir wollen von unserem London-Trip keine ausführliche Reisereportage produzieren. Und auch keine große Story mit den unglaublichsten Aufnahmen, die jemals von London gedreht wurden. Es soll einfach ein zweiminütiger Film mit den coolsten Momenten und Locations werden.
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Folgende Rechnung zeigt dir, warum du mit etwas Planung deine Urlaubsfilme ganz entspannt drehen kannst: Wenn du alle fünf Sekunden etwas Neues zeigen möchtest, brauchst du für zwei Minuten Film theoretisch nur 24 Clips. Gar nicht mal so viel, oder? Unter die Handy-Aufnahmen wollen wir später einen passenden Song legen. Deshalb kümmern wir uns nicht groß um den Ton vor Ort. Ich nehme ihn einfach automatisch auf. Kleiner Tipp: Wenn du hinter der iPhone-Kamera stehst, rede keinen Unsinn und mache auch sonst keine Geräusche, falls du den Ton hinterher vielleicht brauchst.
Manuell scharf und hell In London angekommen, fahren wir an die Themse. Ich filme Markus auf der London Bridge. Dabei zeigt sich, warum es oft nötig ist, der Kamera-Automatik des iPhones nachzuhelfen. Ich tippe im Videomodus kurz auf Markus im Display, um ihn zu fokussieren. Er ist scharf zu sehen, doch der Hintergrund ist viel zu hell. Wenn ich auf den Hintergrund tippe, ist Markus zu dunkel. Das liegt daran, dass hinter ihm die Sonne alles sehr hell anstrahlt, was die Automatik überfordert.
Mehr Ideen für Urlaubsfilme Du könntest einen 30-sekündigen Trailer aus deinen Filmclips und Fotos schneiden. Dafür gibt’s in iMovie Vorlagen, in die man die Aufnahmen einfügt. Die App erstellt automatisch einen Trailer mit Musik.
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In vielen Situationen liegt sie einfach daneben. Keine Sorge, Schärfe und Helligkeit lassen sich ganz easy einstellen. Automatik sperren Dazu reicht bei fast jedem Smartphone die vorinstallierte Kamera-App. Beim iPhone tippe und halte (!) ich die Stelle auf dem Display, wo Markus ist. Ein gelbes Quadrat blinkt kurz auf und bleibt stehen. Darüber erscheint AE-/AF-Sperre. AE steht für Automatic Exposure, also automatische Belichtung. AF heißt Automatic Focus, automatischer Fokus. Durch langes Drücken werden beide Automatiken ausgeschaltet, die AE-/AF-Sperre ist aktiv. Zusätzlich bleibt der Weißabgleich konstant. Weil ich auf Markus getippt und das gelbe Quadrat gehalten habe, ist die Schärfe manuell auf ihn eingestellt. Jetzt schiebe ich das Sonnensymbol neben dem gelben Quadrat hoch und runter, bis sowohl Markus als auch der Hintergrund gut belichtet sind. Ich nehme Markus ein paar Sekunden auf und der erste Take ist im Kasten. Wie Markus im Grundlagen-Kapitel schreibt, gibt’s bei Smartphones keine Möglichkeit, die Blende zu verändern. Das war die schlechte Nachricht. Die gute: Damit die Belichtung passt, musst du dich in der
Mach‘s dir leicht Um die Helligkeit einzustellen, musst du während der AE-/AF-Sperre nicht direkt das kleine Sonnensymbol berühren. Es reicht, wenn du den Finger irgendwo auf dem Display hoch und runter bewegst.
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iOS-App nur um die AE-Sperre kümmern, sonst um nichts. Probier’s doch gleich mal mit aus! Vielleicht ist dir bei deinen ersten Tests was aufgefallen. Wenn du nur automatisch filmst, ändert sich die Bildhelligkeit, zum Beispiel, wenn Wolken aufziehen oder du den Bildausschnitt änderst. Doch wenn die Helligkeit innerhalb einer Einstellung wechselt, irritiert das die Zuschauer. Deshalb regle die Helligkeit mit der AE-/AF-Sperre manuell und deine Videos werden um Welten besser. Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Leute diese nützliche Einstellung nicht kennen. Übrigens: Um die Schärfe musst du dir beim Filmen mit Smartphones nicht so viel Sorgen machen. Sie filmen fast alles scharf, das liegt an dem kleinen Chip im Smartphone, der mit dem ebenfalls kleinen Objektiv das Bild aufnimmt. Nur wenn ein Objekt sehr nah vor der Linse ist, musst du auf die Schärfe achten.
Aktive AE-/AF-Sperre in der iOS-Kamera-App
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VLOGG ING LIKE A YOU T UB ER mit Markus
Bloggst du noch, oder vloggst du schon? Um deine YouTube-Karriere als Vlogger zu starten, brauchst du dir keine Spiegelreflexkamera zu kaufen und ständig mit einer Sonnenbrille rumzulaufen, wie Mr. YouTube Casey Neistat. Für den Anfang und noch mehr reichen dein Smartphone und ein paar Dinge, die du dir anschaffen solltest. Schließlich geht es jetzt nicht um private Urlaubserinnerungen, sondern um Videos, für die du im besten Fall Geld bekommst. Das wäre unter anderem eine Klemme für dein Phone, damit du ein Stativ unten dran und ein Licht oder ein externes Mikrofon oben drauf festmachen kannst, plus eine Kamera-App, die mehr kann, als die vorinstallierte. Auf unserer Kit-Seite findest du entsprechende Empfehlungen und Links.
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Meine Kamera und ich allein daheim Ein einfaches YouTube-Setting ist dasitzen, was erzählen und was auspacken. Nämlich ein externes Mikrofon, das direkt in den Lightning-Stecker meines iPhones passt. Hab ich neu und will’s für meinen YouTube-Channel testen. Wie die meisten Vlogger muss ich allein zurechtkommen. Mein iPhone befestige ich in einen Cage von Beastgrip (eine Halterung für Smartphones, mit Haltegriff und vielen Anbaumöglichkeiten), damit ich meine Weitwinkellinse davor schrauben kann. So kann das Telefon nah vor mir stehen und es ist trotzdem viel zu sehen (da wirkt sogar das kleinste Zimmer riesig). Unten hat die Beastgrip-Halterung eine Stativschraube. So hält das iPhone auf einem mini Tischstativ von Manfrotto und lässt sich dank eingebautem Kugelkopf schnell gerade ausrichten.
Ab jetzt FiLMiC Pro Bis zu diesem Kapitel konntest du alles mit der iPhone-App oder mit anderen vorinstallierten KameraApps drehen. Jetzt brauchen wir Profi-Tools! FiLMiC Pro kostet um die 15 Euro, ist aber sein Geld wert. Die App gibt’s für iOS und Android, kann wirklich sehr viel und es gibt jede Menge Tutorials im Netz. Auch eins von uns, in dem ich dir die wichtigsten Einstellungen zeige und erkläre.
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Licht, Licht und noch mehr Licht Falls du abends drehen willst oder musst, brauchst du jede Menge Kunstlicht. Die Deckenlampe in deinem Zimmer wird dir kein Erfolgserlebnis bescheren. Such am besten diverse Lichtquellen aus deiner Wohnung zusammen, wie Steh- oder Bürolampen. Wichtig ist nur, dass sie in Sachen Farbtemperatur ähnlich sind. Wenn du das mit den YouTube-Filmen professionell betreiben willst, lohnt es sich, in eine mittelgroße LED-Flächenleuchte samt Stativ zu investieren. Die sollte bicolor und dimmbar sein und am besten auch noch einen Diffusor zum Dranbauen haben, der das Licht weicher macht. Der Vorteil beim Dreh mit rein künstlichen Lichtquellen ist, dass du unabhängig davon bist, wie die Sonne wandert oder sich Wolken davor schieben.
Große LED-Flächenleuchte
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Das ist natürlich ein mittelgroßer Aufwand mit den LEDs, schon klar. Und gerade beim Thema Licht kann es schnell zu teuer werden für Smartphone-Produktionen. Am Ende geht es darum, dass gut aussieht, was wichtig ist im Bild. In diesem Setting also du bzw. ich. Mit welchen Mitteln du das hinbekommst, ist letztlich egal.
Das Bild machen Kümmern wir uns nun um “das Bild”. Mein iPhone X thront im Beastgrip auf dem Ministativ, über den Kugelkopf dazwischen bekomme ich es schnell gerade ausgerichtet. Zur Orientierung blende ich mir das Raster im Display ein und schaue, dass die senkrechten Linien hinter mir vom Schrank und der Zimmerdecke im Bild parallel verlaufen. Die Weitwinkellinse verzerrt den Bildrand etwas, aber ich finde den leichten Fisheye-Look ganz gut für den Zweck.
Vlogging-Setup
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In den Einstellungen habe ich 60 fps und die Bildgröße auf 4K gestellt. Denn wenn ich mich bei der Aufnahme verspreche oder nicht mehr weiter weiß, setze ich einen Satz davor neu an und kann im Schnitt in das 4K-Bild reinzoomen, einen anderen Bildausschnitt wählen, und keiner merkt was. Mein Bild richte ich so ein, dass die Schreibtischplatte vor mir gerade noch zu sehen ist, ich will ja schließlich was darauflegen und auspacken. Oben hört das Bild maximal einen halben Kopf über meinem auf und ich sitze zentral in der Mitte des Bildes. Ich achte darauf, was hinter mir im Bild zu sehen ist: Private Fotos kommen weg und alles, was sonst die Zuschauer von mir ablenken könnte.
Farbtemperatur-Einstellungen in FiLMiC Pro
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M OBI LE R EPO RTIN G mit Markus
Der unschlagbare Vorteil beim Drehen mit Smartphones: Du musst keinen Laptop dabeihaben oder erst nach Hause zum Rechner, um deinen Film schneiden und hochladen zu können. Das geht alles sofort vor Ort. Im aktuellen Journalismus, aber auch für PRler, ist das die Chance, super schnell zu arbeiten.
Miss und Mister Greenthumb Folgendes Szenario: Im botanischen Garten werden Miss und Mister Greenthumb gewählt. Bei der Veranstaltung laufen sieben Damen und sieben Herren im sexy Gärtneroutfit auf einem Laufsteg. Mein Job: Die Wahl mit der Kamera zu begleiten, Stimmen von Teilnehmern, Zuschauern, einem C-Promi und dem Veranstalter zu sammeln und so zeitnah wie möglich einen fertigen Film abzuliefern, dazu noch live auf Facebook zu senden. Das alles in gepflegter, grüner Kulisse, bei für mich viel zu hoher Luftfeuchtigkeit ... Früher (und ist heute noch so, nur woanders) sind dafür ein Autor, ein bis zwei Kameraleute, ein Tonmann, ein Cutter und ein Übertragungs-Wagen mit Crew angerückt. Qualitativ ist das eine andere Nummer, da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Es geht aber auch mit dem Smartphone. Und gar nicht so schlecht. Die Zeiten haben sich geändert.
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Wenn du es als Mobile Reporter den Leuten vom Fernsehen so richtig zeigen magst, solltest du aber schon etwas mehr Zusatzequipment im Gepäck haben. Bist du PRler und darfst für den Veranstalter den Event dokumentieren, kommst du sicher auch mit ein oder zwei Goodies weniger aus.
Jetzt wird angebaut Was du alles an dein Smartphone dran baust, damit du wackelfreie, schön aussehende und gut klingende Aufnahmen in den unterschiedlichen Drehsituationen vor Ort am besten hinbekommst, dafür gibt es unterschiedliche Lösungen. Auf jeden Fall solltest du ein Kopflicht zum Aufhellen von Gesichtern dabeihaben und was für den guten Ton. Interessant fürs Mobile Reporting ist das iKlip A/V von IK Multimedia. Allerdings fehlt mir da die Möglichkeit, ein Kopflicht draufzusetzen, weil sie den Blitzschuh vergessen haben. Falls jemand als Reporter vor der Kamera steht, um Aufsager zu liefern oder Interviews zu führen, ist ein Handmikro ideal, damit du schnell und einfach einen gut klingenden Ton bekommst. Es gibt für Apple-Geräte auch sogenannte Handgurken direkt mit Lightning-Anschluss. Links zu Mobile Reporting-Zubehör findest du auf unserer Kit-Seite unter www.kit.com/besserehandyvideos.
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Ich packe in meinen Rucksack meinen Beastgrip, ein bicolores LED-Kopflicht, für den Ton eine Funkstrecke und ein kleines externes Kameramikrofon sowie ein iRig Pro I/O von IK Multimedia (Gerät mit XLR-Mikrofoneingang und einem Kopfhörerausgang), ein Einbeinstativ und natürlich Kopfhörer
Drehskripte machen das Leben leichter Gerade beim Dreh auf Events schadet es nicht, wenn du dir etwas mehr Gedanken machst, wie du was wann drehen und schneiden willst. Viele Situationen lassen sich nicht wiederholen, weil sie nicht (nur) für die Kamera stattfinden, sondern für die Zuschauer vor Ort und du in das Geschehen nur bedingt eingreifen kannst. Sammle und recherchiere so viele Informationen wie möglich im Vorfeld, über die Location, den Ablauf, mögliche Interviewpartner, was du wo und vor allem wann drehen kannst und was nicht, und schreib’s auf! iRig Pro I/O von IK Multimedia oder alternativ das Tascam iXZ
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H O L LY W O O D I S C A L L I N G!
HOLLYWO O D IS CA LLI NG! mit Christian
Heute kann jeder Bilder aufnehmen, wie sie bis vor Kurzem nur in Millionen-Dollar-Produktionen Hollywoods zu sehen waren. Aktuelle iPhones nehmen Videos in 4K auf, dank Profi-Apps lässt sich die Kamera bis ins Detail manuell einstellen und mit Zubehör wie Aufstecklinsen, Stativen und Gimbals kommst du nah an den Kinolook teurer Profikameras ran. Die neuen Möglichkeiten faszinierten Oscar-Preisträger Steven Soderbergh so sehr, dass er 2017 den Film UNSANE in die Kinos brachte – komplett mit iPhones gedreht! Wie du mit dem Smartphone einen beeindruckenden Kinolook zauberst, können wir uns in Hollywood abschauen. Im Grunde sind‘s die gleichen Produktionsschritte – nur alles ein paar Nummern kleiner.
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H O L LY W O O D I S C A L L I N G!
In FEIERABEND habe ich Jacquelines Blick auf die Uhr bewusst als Subjektive mit dem iPhone im Beastgrip gedreht. Subjektiven sind Einstellungen, bei denen man quasi durch die Augen des Protagonisten sieht. Dank dem iPhone im Beastgrip zittere ich dabei nicht rum, sondern wackle ähnlich wie Jacqueline beim Schauen, weil sich ihr Kopf dabei auch leicht bewegt.
Stativ Möchtest du feste Einstellungen drehen, brauchst du ein Stativ. Für ein paar Euro bekommst du schon kleine Versionen. In vielen Fällen reichen sie aus. Du kannst damit auch sehr gut knapp über dem Boden filmen. So habe ich es in FEIERABEND gemacht, bei der Szene, wo Jacqueline mit dem Rad losfährt. Wenn du die Höhe verstellen oder das iPhone schwenken oder neigen möchtest, braucht’s schon etwas mehr. Ich verwende gerne das Stativ meiner Spiegelreflex und klemme das iPhone mit dem
Subjektive in FEIERABEND
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Beastgrip oder einer Handyklammer an den Videokopf. Wie gesagt, Kamerabewegungen oder eben NichtBewegungen werden dramaturgisch eingesetzt. In FEIERABEND habe ich fast alle Einstellungen der Büroszene vom großen Stativ gedreht. Das iPhoneBild ist sehr starr, damit ein lebloses Feeling entsteht.
Gimbal Wenn’s richtig nach Hollywood aussehen soll, kommst du um stabilisierte Kamerabewegungen nicht herum. Dafür werden teilweise Schwebestative mit einem Gewicht unten dran verwendet, welches das iPhone träge macht. Inzwischen viel beliebter sind Gimbals, die es schon für um die 100 Euro zu kaufen gibt. Das sind Hand-Halterungen fürs Handy, die mit Sensoren und Motoren Bewegungen in zwei bis vier Achsen ausgleichen. Der DJI Osmo Mobile ist sehr beliebt, etwas teurer verkauft FREEFLY seinen Movi, ich drehe mit einem Zhiyun Smooth Q. Das Bild ist ruhig, solange du den Gimbal einfach nur hältst. So habe ich in FEIERABEND die letzte Einstellung von den Schienen im Sonnenuntergang gedreht. Mit meinem Stativ wäre ich nicht auf die richtige Höhe gekommen.
Kreative Moves Coole Aufnahmen bekommst du auch, wenn du dein Handy mit einen GorillaPod an Fahrrädern und Co. befestigst und deren Bewegung nutzt.
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Also halte ich mein iPhone mit dem Gimbal hoch über meinen Kopf. Er hat zusätzlich einen Joystick, mit dem ich das iPhone aus der ruhigen Position in alle Richtungen bewegen kann. Den Schwenk in den Himmel habe ich damit realisiert. Gimbals kann man auch so einstellen, dass sie den Bewegungen der Hand folgen, ich bevorzuge die Joysticksteuerung. Kamerafahrt aus der Hand Vielleicht hast du schon mal einen Kamera-Dolly gesehen. Das ist ein System, mit dem man die Kamera auf einer Schiene fahren kann. So lässt sie sich auf ein Objekt zu oder davon wegbewegen, ohne zu wackeln. Oft fährt die Kamera damit auch seitwärts neben einem Protagonisten, der sich bewegt. Mit meinem Gimbal konnte ich das gut imitieren. Bei der FEIERABEND-Szene mit Jacqueline auf dem Fahrrad bin ich neben ihr Fahrrad gefahren und habe mit meinem Gimbal das iPhone stabilisiert.
Der Zhiyun Smooth Q
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VORSI CH T, N ERD - AL A R M! mit Markus
Du hast noch nicht genug? Dann fühl dich eingeladen, denn ich schaue für dich, du Nerd, noch einmal genauer auf Bild, Ton und jede Menge Zahlen, mit denen du garantiert auf der nächsten Party punkten kannst.
Bildgröße und Bildaufbauverfahren Dein Smartphone nimmt Videos in verschiedenen Größen auf. Grundsätzlich gilt: the bigger, the better. Bei Zeitlupen kommt dein Handy nicht mehr hinterher, alle Bilder im fettesten 4K aufzunehmen und zu speichern, das klappt dann nur noch in Full HD oder 720p. Wie bei allen Größenangaben für Videoauflösung, ist mit 720 die Anzahl der Bildzeilen in der Höhe gemeint. Bei einem Seitenverhältnis von 16:9 kannst du dir ausrechnen, wie viel Pixel dieses Videobild dann breit ist – genau 1280 Pixel. Es hat sich so eingebürgert, dass man von 720p spricht und jeder weiß, welche Bildgröße damit gemeint ist. Das sind die gängigen Bildgrößen: 1280 x 720 Pixel (“kleines” HD) 1920 x 1080 Pixel (Full HD) 3840 x 2160 Pixel (Ultra HD) 4096 x 2160 Pixel (4K)
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Ultra HD noch nie gehört? Das ist der Nachfolger von Full HD, mit einer viermal so hohen Auflösung, auf das Pixel genau. Abgekürzt UHD. 4K wiederum ist der Nachfolger von 2K (2048 x 1080 Pixel) und kommt nicht aus der Fernsehindustrie, sondern aus der Kinofilmproduktion. Also genau genommen nimmt ein iPhone nicht in 4K, sondern in Ultra HD auf, aber die paar fehlenden Pixel in der Breite werden (nicht nur) von Apple großzügig übersehen. Bei den Zahlen zur Bildgröße und Auflösung steht ganz oft dieses “p” dahinter: 1080p, 720p und so weiter. “p” steht nicht für Pixel, sondern für progressiv und damit für das Vollbildverfahren beim Bildaufbau. Klingt komplizierter als es ist. Ein progressiver Bildaufbau bedeutet, dass dein Smartphone 30 oder 60 oder noch mehr Bilder pro Sekunde macht, und zwar ganze Bilder. Das andere (und wirklich komplizierte) Bildaufbauverfahren funktioniert mit halben Bildern und wird interlaced genannt, mit “i” abgekürzt. Um diese Halbbilder brauchst du dich aber nicht weiter zu kümmern, da dein Smartphone das nicht kann, egal mit welcher App. Interlaced wurde im Zeitalter von Röhrenbildschirmen erfunden, Fernsehsender legen da immer noch Wert drauf, im Netz regiert “p”. Apropos Fernsehen: Das deutsche Fernsehen steht auf 25 ganze bzw. 50 halbe Bilder pro Sekunde. Falls du also mit deinem Smartphone fürs Fernsehen als Mobile Reporter unterwegs bist, drehe und schneide in 25p oder 50p. Der Sender kann aus beidem 50 halbe Bilder machen, bei 30 oder 60 Bildern pro Sekunde wird’s problematisch.
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DIE AUTOREN Christian Teubig
www.christianteubig.com
Ich bin Creative Editor, Kameramann und Konzepter für den Bayerischen Rundfunk und produziere freiberuflich Bild, Text und Musik. Mich begeistert die große Bandbreite, die Medien-Macher heute gestalten. Ich schneide TV-Produktionen mit Zehntausenden Menschen auf Festivals, entwickle virale Social Media-Clips mit dem iPhone in meiner Küche oder drehe hinter „richtigen“ Kameras Interviews mit Weltstars wie Ed Sheeran. Als Sohn eines Kinobetreibers bin ich vor der Leinwand groß geworden. Seit damals faszinieren mich alle Aspekte rund um die Produktion von Kinofilmen. Umso mehr freue ich mich, dass man mit dem iPhone inzwischen immer ein Mini-Hollywood in der Hosentasche hat. Viel wichtiger als teures Equipment sind mehr denn je kreative Ideen und filmisches Know-How. Mit diesem Buch möchte ich meine Erfahrungen an möglichst viele Kreative weitergeben, damit sie das Potenzial entdecken, das in der beliebtesten Kamera der Welt steckt – dem Smartphone.
Markus Valley
www.markusvalley.de
Ich bin Videojournalist und VJ-Coach, arbeite freiberuflich als Kameramann und Cutter sowie für Formate des Bayerischen Rundfunks und funk, dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF. Dabei entstehen TV-Beiträge und Magazinsendungen, Reportagen für YouTube-Kanäle, Clips und Livestreams für Social Media. Meine Erfahrungen und Tricks fürs Drehen und Schneiden gebe ich in Seminaren und Workshops an Schüler und Studenten, Kollegen und Korrespondenten, PRler und an alle weiter, die sich für das Produzieren von Videos und Filmen begeistern. Meine primären Arbeitswerkzeuge sind mittelgroße Kameras, DSLRs und mindestens mein Laptop. Aber ich freue mich immer, wenn ich rein mobil nur mit meinem Smartphone produzieren kann. Ich sehe, dass die Möglichkeiten im Mobile Reporting noch längst nicht ausgeschöpft sind, sie werden fahrlässig unterschätzt. Doch es reicht nicht, nur auf den RecordKnopf der Kamera-App zu drücken. Mobil smart zu produzieren macht erst richtig Spaß (und sieht dann auch nach was aus), wenn man weiß und versteht, das Beste aus der eingesetzten Technik herauszuholen. 2014 ist mein erstes Fachbuch erschienen: das “VideoTrainingsBuch – der Multimedia-Ratgeber in Sachen Videos drehen und schneiden”. Das hier ist nun mein Zweites.
Von Markus Valley ebenfalls erhältlich: Das VideoTrainingsBuch - Der Multimediale-Ratgeber in Sachen Videos drehen und schneiden Das VideoTrainingsBuch vermittelt das Grundwissen sowie die Zusammenhänge in den Bereichen Kamera, Dreh, Schnitt und Equipment. Warum etwas genau so gedreht und geschnitten wird, wie es von Profis gedreht und geschnitten wird. Speziell für das VideoTrainingsBuch produzierte Videotutorials ergänzen den Text. Denn etwas zu lesen, ist das eine. Das Ganze in bewegten Bildern zu sehen, hören und erleben, dabei dem Kameramann über die Schulter zu schauen – das ist das andere. Das bessere. Direkt aus dem VideoTrainingsBuch erhältst du Zugang zu 40 Videotutorials mit einer Gesamtlänge von 103 Minuten. Das VideoTrainingsBuch liefert mehr als 320 praktische Tipps & Tricks für den schnellen Wissenshunger. Kein Fachchinesisch, Zusammenhänge verständlich erklärt. Das VideoTrainingsBuch ist erhältlich gedruckt, als E-Book und bei Apple Books. www.videotrainingbuch.de