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AGENTUREN

Inhaber-Agenturen

Weniger ist mehr Belastungsgrenzen und die unserer Mitarbeiter. Zudem hat Bestandsgeschäft immer Vorrang vor Neugeschäft. Aber natürlich sind wir weiter auf Empfang, wo sich im Markt was tut, und aktuell auch in schönen Pitches. nb: Was ist die Basis für den Erfolg? Schrickel: Man muss einfach immer investieren. Da hilft es natürlich, wenn man keine 15 bis 20 Prozent an eine Holding überweisen muss. Wir haben unsere New Media und PR im vergangenen Jahr weiter ausgebaut. Wir bieten auf allen Kanälen an, was schon immer unser Markenzeichen war: Kreative Lösungen mit gesundem Menschenverstand, auf die wir stolz sind. Wir sagen unseren Kunden auch, wenn es keinen Sinn macht in ein bestimmtes Medium zu gehen, auch wenn es gerade 'sexy' ist. Lieber reich als sexy. Am Besten aber beides. "Sagen mehr Pitchanfragen als früher ab und bündeln unsere Kräfte für weniger Neugeschäft": Oliver Lehnen, Frank Stauss, Rolf Schrickel (v.l.)

Eine ungewöhnliche Neugeschäftsserie legt gerade die Düsseldorfer Butter Agentur für Werbung hin. Innerhalb weniger Wochen ging es Schlag auf Schlag mit Nordhäuser Korn, Bauer Joghurt, ProMarkt Elektrohandel, Franklin Templeton und der Deichmann-Tochter Roland Schuhe – wobei Roland schon vor einiger Zeit gewonnen wurde, aber erst nach dem Roll-out der neuen Shopgestaltung verkündet wurde. Wir sprachen mit den drei geschäftsführenden Gesellschaftern der 115-köpfigen Agentur, den beiden Beratern Oliver Lehnen und Rolf Schrickel sowie dem Kreativen Frank Stauss. nb: Wie gelingt einem so eine Serie? Oliver Lehnen: Mit kreativer Konzentration. Wir sagen viel mehr Pitchanfragen als früher ab und bündeln unsere Kräfte lieber für weniger Neugeschäft, für das wir uns begeistern können und das zu uns passt. Nichts schlaucht eine Agentur mehr als ein verlorener Pitch, und kaum etwas gibt mehr Kraft als ein gewonnener Etat. nb: Franklin Templeton wurde sogar ohne Pitch gewonnen – warum bringt ein Kunde Βutter so viel Vertrauen entgegen? Rolf Schrickel: Bei uns wird jeder Kunde von einem Inhaber betreut. Wir identifizieren uns voll mit ihnen und 'leben' mit ihren Marken. Das spüren auch potenzielle Kunden. Bei Franklin Templeton begann alles mit einem Projekt, das sehr gut lief, und da als nächstes Projekt eine neue Kampagne anstand, wurden wir damit beauftragt. Bauer war natürlich ein ganz besonderes Ereignis. Wer nach zwei Jahren der Trennung sagt: 'Eigentlich fühlen wir uns bei euch am wohlsten', der muss wohl niemandem mehr etwas beweisen. nb: Jetzt wird erst einmal konsolidiert? Lehnen: Konsolidierungsparolen von Agenturen halten ja meist nur solange, bis Apple oder Audi anruft, deshalb sparen wir uns das. Wir achten aber stärker als früher auf unsere

new business Nr. 39 • 27.09.10

nb: Butter hat anders als andere Agenturen keine großen Auto-, Handels- oder Telekommunikationskampagnen und keine besonders kreativen Kampagnen im Portfolio. Wie schafft es die Agentur ins Relevant Set der Unternehmen? Frank Stauss: Die ARAG-Kampagne gehört seit Jahren zu den beliebtesten Publikumskampagnen Deutschlands, Großkonzerne wie Wintershall, Salzgitter, 3M oder DeTeMedien (Das Örtliche) werden seit vielen Jahren von uns betreut, bei einem Bundestagswahlkampf werden schon mal 30 Millionen Euro in drei Monaten ausgegeben, und mit Roland und ProMarkt sind zwei große Handelskunden neu im Portfolio. Wir haben auch noch nie so viele Preise gewonnen wie in den letzten Jahren – gerade zum Beispiel fünf Red Dots und unsere aktuelle Arbeit für EIZO ist ein echter Welterfolg. Jetzt habe ich die Frage vergessen... nb: … wobei wir ProMarkt nicht als großen Händler ansehen würden. Butter gilt als klassische Werbeagentur: Täuscht das? Lehnen: Ja, das täuscht gewaltig. Mehr als 25 Prozent unseres Business findet außerhalb der Klassik statt. Unsere Kunden betreuen wir auch mit PR und im Netz, und bei Neugeschäft gab’s ohnehin in den letzten zwei Jahren keine Anfrage an uns, die nicht auch diese Bereiche betraf. Wenn wir hier nicht so breit und gut aufgestellt wären, würden wir gar nicht in diese Pitches kommen. nb: Das Berliner Büro wurde eröffnet, um als SPD-Agentur dichter an der Politik zu sein – die Ministerien werden aber nicht mehr betreut, was ist folglich die heutige Aufgabe von Butter in Berlin? Schrickel: Wir haben die Berliner Agentur nie als PolitikAgentur verstanden. Berlin bedient heute mit Lufthansa Technik, Wintershall, Echter Nordhäuser, dem NABU, OTTO oder dem Reisverband ein breites Kundenspektrum. Und die Wahlkämpfe werden auch hier geprägt – zuletzt der von Hannelore Kraft, laufend der von Kurt Beck und demnächst der von Klaus Wowereit. Berlin und Düsseldorf sind Butter. (Interview: Reiner Kepler)

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