BWS Jahrbuch

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Wir stiften Zukunft Mit gezielten Investitionen in Forschung, Bildung sowie Gesellschaft und Kultur setzen wir uns für ein lebenswertes Baden-Württemberg ein und schaffen nachhaltige Werte für die Menschen im Land. Besuchen Sie unsere Zukunftswerkstatt. Die folgende Fotostrecke ist auf der Baustelle unserer neuen Wirkungsstätte entstanden, die wir ab 2013 beziehen werden. Menschen aus Baden-Württemberg zeigen, was ihnen und uns wichtig ist. Werte, die für die Baden-Württemberg Stiftung gelten: Von A wie Aktualität bis Z wie Zukunft.




























Inhalt

003/. Wertvoll: Die Arbeit der Baden-Württemberg Stiftung Interview mit Christoph Dahl 006/. Wesentlich: Strategie & Leitbild 008/. Wirksam: Projekte & Programme 010/. Weitsichtig: Vermögensverwaltung Statement von Walter Leibold

Unsere Aktivitäten

012/. Expedition N: Die Zukunft beginnt heute 016/. Kinder 032/. Schulische und außerschulische Projekte 058/. Forschung 080/. Leben und Kultur

Unsere Bilanz

093/. Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers 094/. Bestätigungsvermerk 095/. Zahlenteil 102/. Lagebericht 105/. Anhang 115/. Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung 119/. Impressum

Hinweis: Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die männliche Form erwähnt ist.



– interview – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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unsere arbeit

wertvoll Christoph Dahl Geschäftsführer

„Bundespräsident Joachim Gauck sagt:  ‚In Baden-Württemberg sehe ich Zukunft.‘ Genau hier setzt die Baden-Württemberg Stiftung an – wir verstehen uns als Zukunftswerkstatt des Landes.“

Herr Dahl, 2011 war ein ereignisreiches Jahr für ganz Baden-Württemberg. Unter anderem haben die Bürgerinnen und Bürger das erste Mal in der Geschichte des Landes eine grün-rote Regierung gewählt. Damit wechselte auch der Aufsichtsrat der Baden-Württemberg Stiftung. Welche Änderungen haben sich hierdurch für Sie ergeben?

Der neue Aufsichtsrat hat sich der Baden-Württemberg Stiftung zunächst einmal – was völlig verständlich ist – mit einem konstruktiv-kritischen Blick genähert. Im Rahmen einer Strategiediskussion haben wir deshalb gemeinsam über die zukünftige Ausrichtung der Stiftung beraten und

Optimierungspotenziale ausgelotet. Die Baden-Württemberg Stiftung hat die Absicht, sich kontinuierlich zu verbessern; auch im Hinblick auf aktuelle Herausforderungen. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sich unsere grundsätzliche Linie bewährt hat, weshalb wir auch in Zukunft an unserem Drei-Säulen-Modell festhalten. Das heißt, wir investieren ausschließlich in die drei Bereiche Forschung, Bildung und Gesellschaft und Kultur. Gleichzeitig wollen wir unser Profil noch weiter schärfen. Wir sind uns jetzt der Unterstützung über alle Parteigrenzen hinweg sicher und können unsere Stiftungsarbeit auf diesem breiten Fundament erfolgreich fortführen.

Was verändert sich durch die neue strategische Ausrichtung nun konkret bei der Baden-Württemberg Stiftung?

Wir werden unsere Kräfte noch stärker bündeln. Unser Ziel ist, BadenWürttemberg auf seinem Weg als fortschrittliches, erfolgreiches und lebenswertes Land zu unterstützen. Daher setzen wir auf Programme und Projekte, die eine große Strahlkraft besitzen und sich gegenseitig ergänzen. In einigen Bereichen – wie etwa Denkmalschutz, Entwicklungshilfe oder Sport – werden wir uns zukünftig nicht mehr engagieren, da sie von unseren Kernthemen zu weit entfernt sind. Überdies gibt es

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andere Organisationen, die sich auf die Förderung dieser Bereiche spezialisiert haben. Außerdem werden wir in Zukunft noch stärker auf die Beratung durch externe Experten­ gremien zurückgreifen. Dieses Jahr feiert Baden-Württemberg sein 60-jähriges Bestehen. Was macht das Land für Sie so einzigartig?

Baden-Württemberg ist in vielerlei Hinsicht einzigartig: Neben reizvollen Landschaften, zahlreichen Unternehmen mit Weltruf und einer hohen Innovationskraft sind es insbesondere die hier lebenden Menschen, die sich durch Weltoffenheit, Toleranz, Fleiß und Kreativität auszeichnen. Im Land herrschen ideale Bedingungen vor, ein erfülltes Leben mit guten Zukunftsperspektiven zu führen. Und was hat die Stiftung Ihrer Meinung nach dazu beigetragen?

Vor einiger Zeit war Bundespräsident Joachim Gauck in Baden-Würt­ temberg zu Gast und sagte: „In diesem Bundesland sehe ich Zukunft!“ Genau hier setzt die BadenWürttemberg Stiftung an: Wir verstehen uns als Zukunftswerkstatt des Landes. Mit unseren Programmen und Projekten investieren wir in Forschung, um Innovationen, wirtschaftlichen Erfolg und Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Mit unseren Bildungsprogrammen möchten wir individuelle Lernchancen und internationalen Austausch fördern und durch gesellschaft­liches Engagement die Gemeinschaft stärken sowie die hiesige Kultur­ landschaft unterstützen. Das macht die Arbeit der Baden-Württemberg Stiftung wertvoll.

– interview – Baden-Württemberg Stiftung 2011

Gemeinsam mit dem Bundesverband Deutscher Stiftungen haben Sie 2011 den Stiftungsreport 2011/2012 vorgestellt, in welchem das Thema „Nachhaltigkeit“ im Vordergrund stand. Was macht die Baden-Württemberg Stiftung so nachhaltig?

Zunächst einmal erhält die BadenWürttemberg Stiftung über Gene­ rationen hinweg Kapital und Werte, denn das Stiftungskapital bleibt unangetastet. Dann planen wir mit Weitsicht: Unsere Programme und Projekte basieren auf Empfehlungen von Expertengremien und Studien, die den besonderen Handlungsbedarf ermitteln. Nach der Laufzeit werden viele Programme weiter fortgeführt, weil sich andere Organisationen als Träger gefunden haben. Die wissenschaftliche Begleitung unserer Programme garantiert zudem, dass wir unsere Erfahrungswerte der Öffentlichkeit zugänglich machen können. In diesem Zusammenhang betonen Sie immer wieder die Bedeutung von Kooperationen. Warum sind diese so wichtig für die Baden-Württemberg Stiftung und ihre Arbeit?

Durch Kooperationen mit zahlreichen namhaften Institutionen erreichen wir eine breite Hebelwirkung der eingesetzten Mittel. So vervielfachen wir die Chancen auf Teilhabe in der Gesellschaft und fördern bürgerschaftliches Engagement. Kooperationen schaffen jedoch auch eine Hebelwirkung nach außen. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen werden wertvolle Partner gewonnen. Dadurch werden nicht nur zusätzliche Mittel generiert, sondern auch der Wissenstransfer wird gefördert. Unterm Strich steht ein erheblicher Mehrwert für Wissenschaft, Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt.

Wie reagiert die Baden-Württemberg Stiftung eigentlich auf aktuelle politische und/oder gesellschaftliche Trends?

Der Austausch mit unseren Koope­ rationspartnern und Experten­ gremien garantiert uns einen guten Überblick. So haben wir 2010 die mobile Bildungsinitiative „Expedition N – Nachhaltigkeit für Baden-Württemberg“ ins Leben gerufen, um die Bürgerinnen und Bürger zu nachhaltigem Handeln im Alltag anzuregen. Unser Programm „Umwelttechnologieforschung“ soll indessen die Entwicklung neuer Methoden, Verfahren und Produkte ermöglichen, die einen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz leisten. Eine andere Herausforderung, der wir uns noch ausgiebiger widmen wollen, ist Integration: Mit unserem neuen Programm „60 Orte der Integration“ unterstützen wir den Dialog und das gegenseitige Verständnis von Menschen aller Alters- und Bildungsstufen mit und ohne Migrationshintergrund. Hier im Geschäftsbericht präsentieren Bürger aus Baden-Württemberg das „Stiftungs A – Z“. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

In der heutigen Technologiege­sellschaft, die von Leistungsdruck und einer nicht enden wollenden Informationsflut geprägt ist, kann die Besinnung auf das Wesentliche sehr hilfreich sein. Im Nachgang unserer Neuausrichtung haben wir uns Gedanken über die Werte unserer Stiftung gemacht: Wofür stehen wir ein? Welche Themen liegen uns am Herzen? Was zeichnet uns aus? Den Geschäftsbericht haben wir als willkommenen Anlass genommen, diese Fragen anschaulich zu beantworten – und zwar mit unserem „Stiftungs A – Z“. Aber verschaffen Sie sich selbst einen Eindruck!


– Interview – Baden-Württemberg Stiftung 2011

mit unserer strategischen neuausrichtung konzentrieren wir uns auf das wesentliche. mit gezielten investitionen in forschung, bildung sowie gesellschaft und kultur engagieren wir uns für drei wichtige bereiche, die baden-württemberg auch in zukunft wettbewerbsvorteile verschaffen werden. – christoph dahl –

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– strategie – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Baden-Württemberg Stiftung

Sicherung und Stärkung der Zukunftsfähigkeit des Landes Leitbild

Wirtschaftlicher Wohlstand und ökologische Modernisierung, Lebendige Bürgergesellschaft, Soziale und kulturelle Teilhabe, Nachhaltigkeit

Forschung

Bildung

Gesellschaftlicher Wandel & Kultur, Soziale Verantwortung

strategische zielsetzung

– Förderung von Innovationen in Schlüsselbereichen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft

– F örderung gleicher Bildungschancen – S icherung des Fachkräftebedarfs – I nterkulturelle & internationale Kompetenz

– S tärkung der Zivilgesellschaft und der Bürgerbeteiligung – S tärkung von sozialer Kohäsion und Teilhabe – F örderung von Innovation in Kunst und Kultur

operative schwerpunkte

– Soziale und ökologische Modernisierung der Wirtschaft

– Frühkindliche Bildung

– Bürgerschaftliches Engagement

– Klimawandel, Energiewende und Ressourcenschonung

– J ugend und Technik – Baden-Württemberg-Stipendium

– N eue Planungs- und Beteiligungskultur

– Nachhaltige Mobilität – Lebenswissenschaften und Gesundheit

– B ildung für nachhaltige Entwicklung

– Inklusion und Integration – Donauraumstrategie – Kunst- und Kulturprojekte – Demografischer Wandel

– Informations- und Kommunikationstechnologien

– Wandel in der Arbeitswelt

Praxisorientierte Forschung zur Begleitung des ökologischen, gesellschaftlichen und demografischen Wandels, gesellschaftliche und kulturelle Aspekte, Werte und Einstellungen, Bildung. Förderkriterien

innovation und neuartigkeit – qualität und profilierung – gender mainstreaming beispielhafte lösungsansätze – vernetztes denken – alltagstauglichkeit und übertragbarkeit nachhaltigkeit – baden-württemberg bezug Qualitätssicherung

Externe fachliche Expertise gremien

Aufsichtsrat

Kulturunterausschuss


– strategie – Baden-Württemberg Stiftung 2011

strategie & leitbild

wesentlich Zukunft stiften

Die Baden-Württemberg Stiftung ist anders: Ihr Auftrag, die Zukunftsfähigkeit des Landes zu stärken und zu sichern, unterscheidet sie von anderen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft der Bürgerinnen und Bürger. Doch was macht ein Land eigentlich zukunftsfähig? Die Baden-Württemberg Stiftung konzentriert sich auf entscheidende Faktoren: wirtschaftlichen Wohlstand, ökologische Modernisierung, eine lebendige Bürgergesellschaft sowie soziale und kulturelle Teilhabe. Damit jetzige und künftige Generationen im Land all dies vorfinden, engagiert sich die Baden-Württemberg Stiftung auf drei Kerngebieten: Forschung, um Innovationen in Schlüsselbereichen von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben, Bildung, um gleiche Bildungschancen zu ermöglichen, den Fachkräftebedarf zu sichern sowie interkulturelle und internationale Kompetenzen zu vermitteln, und Gesellschaft & Kultur, um die Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung zu stärken, soziale Kohäsion und Teilhabe zu schaffen und Innovationen in Kunst und Kultur zu fördern. Für alle Aktivitäten der Stiftung gilt, dass sie die Anforderungen der Nachhaltigkeit erfüllen. Dreifach positive Wirkung

Dass sich das Drei-Säulen-Modell in mehr als zehn Jahren Stiftungsarbeit bewährt hat, bestätigte auch der neue Aufsichtsrat der Baden-Württemberg Stiftung; hat es doch eine zugleich dreifach positive Wirkung: Erstens wird eine thematische Breite bedient, die von frühkindlicher Bildung bis zur Stärkung des Ehrenamts reicht. Zweitens wirkt die Baden-Württemberg Stiftung – etwa mit Programmen der Spitzenforschung – in die Tiefe. Drittens wird durch die kluge Vernetzung einzelner Projekte die Wirkungskraft noch gesteigert. Mit dieser Herangehensweise stellt sich die Baden-Württemberg Stiftung zentralen Herausforderungen und bleibt dennoch flexibel genug, um Trends aufzuspüren und darauf zu reagieren. Als operativ agierende Einrichtung beschränkt sich die Baden-Württemberg Stiftung nicht darauf, bestehende Projekte finanziell zu fördern, sondern initiiert eigene Programme. Die einzelnen Schwerpunkte sind dabei vielfältig und reichen von Klimawandel, Lebenswissenschaften und Gesundheit über die frühkindliche Bildung bis hin zu bürgerschaftlichem und kulturellem Engagement. Der übergreifende Fokus liegt dabei auf praxisorientierter Forschung zur Begleitung des ökologischen, gesellschaftlichen und demografischen Wandels sowie gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten, Werten, Einstellungen und Bildung. Expertise zur Qualitätssicherung

Ein strenger Kriterienkatalog garantiert bei der Entwicklung neuer Konzepte stets Exzellenz: Die Programme der Baden-Württemberg Stiftung sollen unter anderem innovativ, neuartig und qualitativ hochwertig sein, beispielhafte Lösungsansätze hervorbringen, durch Alltagstauglichkeit und Übertragbarkeit überzeugen sowie einen klaren Bezug zu Baden-Württemberg haben. Zukünftig soll hier noch stärker ein externer Expertenpool zum Tragen kommen, den der Aufsichtsrat der Baden-Württemberg Stiftung als Beratungsressource heranziehen kann.

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– projekte – Baden-Württem berg Stiftung 2011

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Baden-Württemberg Stiftung

transparentes verfahren – definierter projektablauf – projektablauf

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konzepte entwickeln

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Projekte initiieren

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Projekte begleiten

Projekte evaluieren

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Projekte dokumentieren

Konzeptentwicklung

Am Anfang jeder neuen Programmlinie und jedes Projekts steht ein von der Baden-Württemberg Stiftung entwickeltes Konzept. Die neuen und auch weiterzuführenden Programme und Projekte werden auf Vorschlag des Geschäftsführers vom Aufsichtsrat beschlossen und gemäß den Verfahrensrichtlinien mit einem finanziellen Budget ausgestattet.

Ausschreibung und Entscheidungsfindung

Im Rahmen der Programmlinien werden in der Regel landesweit Ausschreibungen veröffentlicht und einem geeigneten Teilnehmerkreis zugänglich gemacht. Fachlich kompetente und unabhängige Gutachterinnen und Gutachter aus dem In- und Ausland beraten die Baden-Württemberg Stiftung bei der Entscheidungsfindung.

Durchführung, Begleitung und Dokumentation

Alle Programme und Projekte werden von Beginn der Durchführungsphase an durch Experten wissenschaftlich begleitet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nicht nur von den unterstützten Partnern zur Weiterentwicklung ihrer Ziele genutzt, sondern insbesondere auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

p r o j ek t e & p r o g r a m m e


– projekte – Baden-Württemberg Stiftung 2011

projekte & programme

wirksam

Forschung, Bildung, Gesellschaft & Kultur

Die Baden-Württemberg Stiftung versteht sich als Zukunftswerkstatt des Landes: Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 – damals noch unter dem Namen „Landesstiftung Baden-Württemberg“ – setzt sie sich für ein fortschrittliches und lebenswertes Baden-Württemberg ein. Operativ tätig und überparteilich investiert sie dabei gezielt in drei Bereiche: Forschung: Ressourcenknappheit und Klimawandel sind nur zwei der großen Herausforderungen unserer Zeit. Ein Schlüssel zur Lösung dieser Aufgaben liegt in innovativer Forschung. Die Baden-Württemberg Stiftung treibt mit ihren Forschungsprogrammen die Entwicklung innovativer Ideen, Technologien und Produkte voran. Im Fokus stehen dabei stets gesellschaftlich, wirtschaftlich und ökologisch bedeutsame Themen. Investitionen in die Forschung ermöglichen auch kommenden Generationen Wohlstand und Sicherheit – weit über das Bundesland hinaus. Bildung: Der Erfolg Baden-Württembergs liegt in der Qualifikation, Kreativität und im Talent seiner Bürgerinnen und Bürger. Ein großes Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung ist es, jedem Einzelnen Zugang zu unserem Bildungssystem zu ermöglichen – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder anderen Kriterien. Unsere Programme und Projekte eröffnen Lebenschancen und erweitern Zukunftsperspektiven: Sie reichen von der Förderung im Kinder- und Jugendalter über die berufliche und Erwachsenenbildung bis hin zur gezielten Unterstützung herausragender Talente. Gesellschaftlicher Wandel & Kultur, Soziale Verantwortung: So viel­fältig wie Baden-Württemberg, so vielfältig sind auch die Menschen, die hier leben. Eines aber haben sie gemeinsam: Das Streben nach einem friedlichen und zufriedenen Leben. Auf Bürgerinnen und Bürger, die dafür besondere Unterstützung benötigen – seien es Kinder, Familien, Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund oder Menschen mit Behinderungen – legt die Baden-Württemberg Stiftung ein besonderes Augenmerk. Daneben gilt ein weiterer Schwerpunkt der herausragenden Kulturlandschaft im Land.

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– v e r m ö g e n s v e r w al t u n g – Baden-Württemberg Stiftung 2011

erfolg im niedrigzinsumfeld

weitsichtig Walter Leibold

Geschäftsführer im Vermögensbereich

„Prognosesicherheit, Weitblick und Verständnis für die komplexen Zusammenhänge an den Kapitalmärkten schaffen die Voraussetzungen für unsere erfolgreiche Arbeit und eine solide finanzielle Basis.“

Das Jahr 2011 war gekennzeichnet von fallenden Zinsen, großen Unsicherheiten an den Kapitalmärkten und den anhaltenden Diskussionen um die europäische Staatsschuldenkrise. In einem Umfeld wachsender Risikoaversion war es nicht leicht, strategisch und taktisch richtige Entscheidungen zu treffen. Dennoch ist es uns auch im Jahr 2011 gelungen, über alle Sparten unserer Vermögensverwaltung hinweg das Vermögen in seiner Substanz zu erhalten, einen nennenswerten Überschuss zu erwirtschaften und die Baden-Württemberg Stiftung im Hinblick auf das geänderte Marktumfeld für die Zukunft optimal aufzustellen. Vor allem die Investitionen im Grundstücksbereich werden zu einer Stabilisierung der Jahresergebnisse beitragen und den Anteil der regelmäßig anfallenden Erträge deutlich erhöhen.

Den umfassenden Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers lesen Sie auf Seite 093.


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Zukunft braucht Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit ist die Grundlage unseres Wirkens. Mit Weitblick, Verantwortungsbewusstsein, Expertise und Ideenreichtum machen wir Baden-Württemberg auf lange Sicht zukunftsfähig.

013/.  Expedition N – Nachhaltigkeit für Baden-Württemberg


– expedition n – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Nachhaltig überzeugend

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–  Expedition N zieht positive Bilanz  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Nachhaltigkeit findet im Alltag statt – wer das erkennt, wird vom Teil des Problems zum Teil der Lösung. Wichtig zu wissen / : 100 Standorte steuerte das Expeditionsmobil im ersten Jahr seiner Tour durch Baden-Württemberg bereits an.

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Aufklärungsarbeit mit Spaß statt mit erhobenem Zeigefinger Woher stammt das Papier, auf dem diese Zeilen gedruckt sind? Wie wird der Strom für die Lampe produziert, die möglicherweise gerade brennt? Wie groß ist der ökologische Fußabdruck, den jeder Einzelne von uns am Ende dieses Tages hinterlassen hat? All dies sind Fragen von großer Brisanz, und doch werden sie noch immer viel zu selten gestellt. Sie kreisen um ein Schlagwort, von dem die meisten schon einmal gehört haben und das dennoch für viele nebulös bleibt: Nachhaltigkeit. Der Begriff beschreibt einen Lebenswandel, der die Bedürfnisse der heutigen Generation nicht über die der künftigen Generationen stellt. Er ist das Gegenteil des Ausspruchs „Nach mir die Sintflut“, und sich mit ihm zu beschäftigen, ist ebenso notwendig wie spannend. Eben diese Botschaft möchte die Baden-Württemberg Stiftung unter den Bürgerinnen und Bürgern verbreiten – und zwar auf eine Weise, die Jung und Alt gleichermaßen anspricht und sie nachhaltig für Klima- und Umweltschutz sensibilisiert.

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Zum Mitmachen animieren Vor diesem Hintergrund startete im Herbst 2010 die „Expedition N – Nachhaltigkeit für Baden-Württemberg“. Die europaweit einmalige Bildungsinitiative bringt die Botschaft von der Bedeutung der Nachhaltigkeit dorthin, wo sie auf nahezu grenzenloses Aktivierungspotenzial trifft: direkt zu den Bürgerinnen und Bürgern des Landes. Möglich wird das mithilfe eines geradezu futuristisch anmutenden zweistöckigen Expeditionsmobils: Hinter den Türen der mobilen Ausstellungsplattform erwartet die Besucher auf rund 100 Quadratmetern eine Wunderwelt der Technik. Vom Miniatur-Passivhaus, bei dem mittels Knopfdruck die vielen verschiedenen Möglichkeiten zum Energiesparen sichtbar gemacht werden, über die noch teuren, aber extrem energieeffizienten organischen Leuchtdioden bis hin zum geheimnisvoll vor sich hinblubbernden Algenreaktor gibt es viel auszuprobieren, zu entdecken und zu bestaunen – alleine oder in Begleitung fachkundiger Wissenschaftler, die stets mit an Bord sind. Im oberen Stockwerk regen Filme oder Vorträge zum Nachdenken und Diskutieren an. Fachwissen frei Haus Station macht das Expeditionsmobil überall dort, wo Gemeinden, Schulen, Universitäten oder Betriebe vom gebündelten, spielerisch vermittelten Wissen profitieren wollen – kostenlos und mit abwechslungsreichen Zusatzangeboten, bei denen sich zum Beispiel neugierige Schülergruppen durch praktische Versuche in die Geheimnisse organischer Solarzellen einweihen lassen können. Dank des abwechslungsreichen Konzepts, das selbst Wissenschafts- und Technikmuffel begeistert, sie Knöpfe drücken, Kurbeln drehen und das Thema Nachhaltigkeit wortwörtlich begreifen lässt, wurde bereits das erste Jahr der Expedition N ein voller Erfolg:

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expeditionn.de


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– expedition n – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger haben sich bereits auf die „Expedition N“ begeben. An rund 100 Orten war das Expeditionsmobil zu Gast, unter anderem auf der „didacta 2011“, Europas bedeutendster Bildungsmesse, und beim Nachhaltigkeitskongress 2011 in Stuttgart. Bundesweit für gut befunden

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Sogar über die Landesgrenzen hinaus hat das Expeditionsmobil bereits für Aufsehen gesorgt. Die weiteste Entfernung legte es auf seinem Weg nach Berlin zurück, wo es im Rahmen der Stiftungswoche zahlreiche Besucher anlockte. Das Obergeschoss des Expeditionsmobils war auch der passende Ort, um den „StiftungsReport 2011/12“ der Öffentlichkeit vorzustellen. Der vom Bundesverband Deutscher Stiftungen unter Mitwirkung der Baden-Württemberg Stiftung vorgestellte Bericht beleuchtet die Stiftungen in ihrer Rolle als Agenda-Setter und Themenanwälte, als Förderer von Wissenschaft und Umwelttechnologie und zeigt bereits umgesetzte und künftige ökologische Ansätze, mit denen Stiftungen einen nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Betont wird darin auch die maßgebliche Rolle der Zivilgesellschaft. Sie für den Klima- und Umweltschutz zu begeistern, sei eine der großen Aufgaben unserer Zeit. Ausblick mit Weitsicht: „Expedition N @ school“

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Im Jahr 2012 soll das Angebot der Expedition N erweitert und noch stärker auf Jugendliche als eine der wichtigsten Zielgruppen zugeschnitten werden: Mit zusätzlichen mobilen Experimentiermodulen, die ihren Platz im oberen Stockwerk des Tourbusses oder im Freien finden, sollen bis zu 30 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig das Expeditionsmobil als externen Lernort nutzen können. Ziel von „Expedition N @school“ ist es, die Jugendlichen durch die in Kleingruppen durchgeführten Experimente dazu zu bringen, selbstständig Fragestellungen und darauf aufbauende Hypothesen zu entwickeln und zu überprüfen – denn selbst erarbeitetes Wissen bleibt nachhaltig im Gedächtnis. Das passende didaktische Konzept für diese Lernzirkel erarbeitet die Pädagogische Hochschule Heidelberg in Kooperation mit der Baden-Württemberg Stiftung.

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Expedition N: Mehrfach ausgezeichnet Unter 2.600 Bewerbungen wurde die Expedition N im Jahr 2011 zum „Ausgewählten Ort“ im bundesweit ausgetragenen Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ gekürt.

---------Ausgehend von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ werden dabei Projekte ausgezeichnet, deren innovativer und nachhaltiger Charakter die Wettbewerbsund Zukunftsfähigkeit Deutschlands eindrucksvoll unter Beweis stellt. 45

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---------Eine weitere Auszeichnung erhielt die Baden-Württemberg Stiftung vom von der Bundesregierung im Jahr 2001 eingesetzten „Rat für Nachhaltige Entwicklung“: Unter den 100 Preisträgern, denen der Rat jährlich das Qualitätssiegel „Werkstatt N“ verleiht, befand sich 2011 zur großen Freude aller Beteiligten auch die Expedition N – auch dies eine Auszeichnung, die verpflichtet und ein Ansporn für noch mehr Einsatz auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Gesellschaft ist.

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Zukunft braucht Kinder Wir schaffen die Möglichkeit, Talente und Kreativität zu entwickeln, und setzen mit gezielter Förderung bei den Kleinsten an. Mit einem Bewusstsein für Umwelt und Mitmenschen werden Kinder später ein wertvoller Teil der Gesellschaft.

017/.  Komm mit in das gesunde Boot 020/.  Nachhaltigkeit lernen – Kinder gestalten Zukunft 021/.  Gartenland in Kinderhand 024/.  Stiftung Kinderland Baden-Württemberg 025/.  Ein Kind an die Hand nehmen / Kulturlotse für Kinder 027/. LiSe-DaZ ® – Sprachstandserhebung


– kinder – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Rezept für ein gesundes Leben

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–  Kindergärten und Grundschulen an Bord des Gesunden Boots  – 10

Wertvoll für die Zukunft / : Wer lange fit und gesund bleiben will, setzt dafür am besten schon in jungen Jahren die Segel. Wichtig zu wissen / : Über 65.000 Kinder hat das Grundschulund Kindergartenprogramm des „Gesunden Boots“ bislang erreicht.

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Schleichende Bedrohung Mal eben eine Pause vom Fangenspielen machen, um nach kurzer Kletterpartie einen knackigen Apfel vom Baum zu pflücken: Was früher für viele Kinder eine selbstverständliche Art der Freizeitgestaltung war, ist heute eine Seltenheit. Besonders in den dichtbebauten, von vielbefahrenen Straßen zerschnittenen Städten ist das Rumtoben an der frischen Luft längst zum Luxus derjenigen geworden, deren Eltern in Parknähe wohnen, einen Garten besitzen oder es zeitlich und finanziell ermöglichen können, mit ihren Kindern raus ins Grüne zu fahren. Wo das nicht der Fall ist, geben Jungen wie Mädchen häufig Fernsehen und die Beschäftigung mit Spielekonsolen als Hobbys an. Wer zwischendrin Durst bekommt oder wen es nach Süßem gelüstet, der bedient sich in der Küche selbst an Brause und fetthaltigen Nasch- und Knabbersachen. Kurswechsel einleiten Die Folgen lassen bei Medizinern und Krankenkassen die Alarmglocken schrillen: Selbst Kindergartenkinder leiden hierzulande mitunter schon an den Wohlstandskrankheiten Übergewicht, Typ-2-Diabetes und HerzKreislauf-Erkrankungen. Das Rezept dagegen ist simpel: Ein gesünderes Ernährungsverhalten und eine aktive, mit viel Bewegung verbundene Freizeitgestaltung trägt nachhaltig zur körperlichen Gesundheit und Fitness bei – doch es hapert an der Umsetzung. Dagegen möchte die Baden-Württemberg Stiftung aktiv ansteuern: Mit dem Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ hielten seit dem Jahr 2006 bereits in über 1.600 Kindertagesstätten und über 500 Grundschulen mehr Bewegung und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung Einzug. In Geschichten verpacktes Fitnesstraining Angeführt von geschulten Fachkräften als Kapitäne schlüpfen die Kinder dabei in die Rolle furchtloser und ganz schön sportlicher Piraten, die beim Schiffsaufbau, auf hoher See, bei Landgängen oder dem Aufführen des eindrucksvollen Piratentanzes oft außer Atem, aber niemals in Seenot geraten. Von Beutezügen in den Supermarkt bringen sie viel frisches Obst und Gemüse mit, das sie anschließend gemeinsam verarbeiten. Die kleinen Geschichten rund um das Piratenleben sind das verbindende und motivierende Element, an das die Erzieherinnen und Erzieher selbst ein halbes Jahr nach Abschluss des „Gesunden Boots“ noch erfolgreich anknüpfen können, wie die wissenschaftliche Auswertung des Teilprogramms Kindergarten nun zeigte: Im Rahmen der wissenschaftlichen Tagung „Gesunde Kinder in Baden-Württemberg“ stellten Experten im September 2011 die Ergebnisse der in Umfang und Intensität deutschlandweit einzigartigen Evaluation vor.

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gesunde-kinder-bw.de


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Eltern mit an Bord holen 05

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Ihr Fazit: Die zwei Bewegungsstunden pro Woche, die über einen Zeitraum von fünf Monaten in den KitaAlltag eingeflochten werden, und die über 15 Wochen laufenden Ernährungsmodule sind langfristig von umso größerem Nutzen, je erfolgreicher die Eltern mit ins „Gesunde Boot“ geholt werden. Eine Auftakt- und eine Abschlussveranstaltung sowie einige Termine, an denen Kinder und Eltern beispielsweise kochten, standen für alle teilnehmenden Gruppen auf dem Programm. Einigen nach dem Zufallsprinzip verteilten Kitas wurden jedoch zusätzliche Module angeboten, bei denen Eltern, Erzieherinnen und Erzieher beispielsweise eine Wanderung, einen Badetag oder einen Fahrradparcours organisierten und gemeinsam mit den Kindern erlebten. Erschöpf t, aber glücklich

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Kinder, Eltern und Erzieher berichteten während des Programms übereinstimmend, dass die Jungen und Mädchen mehr Obst und Gemüse verzehrten und sich auch in ihrer Freizeit mehr bewegten und weniger Zeit im Sitzen, vor allem vor dem Fernseher, verbrachten. Und dass sich die Kinder nach einer Bewegungseinheit besser konzentrieren konnten und nach einem aktiven Tag besser schliefen, das fanden – natürlich nicht ganz uneigennützig – auch die Erwachsenen piratenmäßig gut.

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Anteil übergewichtiger Kinder (in %)

Prävalenz von Adipositas nach Body-Mass-Index (BMI) der Mutter (in %) 25

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der 3- bis 17-jährigen kinder leiden unter übergewicht

Infografik / Quelle: KiGGS-Studie, Robert Koch-Institut, 2007


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Interview Komm mit in das gesunde Boot

quarkbrot für die eltern

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Nachgefragt bei

Else Birnstill und Luzia Wolf 10

DAS GESUNDE BOOT ERZIELT MIT GERINGEM AUFWAND NACHHALTIGE ERFOLGE Möhren und Paprika, Äpfel, Bananen und Birnen: Jeden Tag schneiden Else Birnstill und ihre Schützlinge im Katholischen Kindergarten St. Peter und Paul in Karlsruhe fleißig Obst und Gemüse, richten es appetitlich an und decken liebevoll den Tisch. Haben alle die Hände gewaschen? Dann dürfen die Vitaminbomben vernascht werden. Dazu gibt es Leitungswasser – Pardon, Piratenwasser, wie Emelie, Mario und Lukas gleich korrigieren. „Piraten trinken nämlich gerne Wasser, weil das am besten hilft, wenn man Durst hat“, erklärt Lukas und schiebt den Pfeil auf seinem selbstgebastelten Trinkeinheitenzähler um einen Strich nach oben.

„Die Kinder erziehen sich sogar gegenseitig, da muss man manchmal schon aufpassen, dass niemand zu hart angegangen wird.“ Luzia Wolf Ernährungsfachkraft

Luzia Wolf nickt zufrieden. Obwohl nun schon einige Monate vergangen sind, seit die Ernährungsfachkraft aus dem Team des „Gesunden Boots“ regelmäßig mit ihrer Piratenpuppe Nino zu Besuch kam, haben die Kinder bestens

in Erinnerung, was sie bei Fantasiereisen wie der zur Piratenwasserquelle gelernt haben. Und bei aufregenden echten Ausflügen, von denen sie voller Begeisterung berichten: „Am besten hat mir der Obsthof gefallen“, erzählt Melissa mit glänzenden Augen, „da gab es Mini-Äpfel und frischen Apfelsaft und wir haben ein Hotel für Insekten gesehen.“ „Und einen Riiiiesenkühlschrank, in dem konnte man sogar rumlaufen“, ergänzt Elli.

„Ich habe zu Hause schon mal Quarkbrot mit einem Schnittlauchfisch obendrauf für meine Eltern gemacht.“ Alexia 5 Jahre

„Der Ausflug zum Obsthof war für viele Kinder ein echter Höhepunkt, denn viele, die in der Stadt aufwachsen, kommen sonst so gut wie nie in die freie Natur“, erklärt Luzia Wolf. „Und wenn sie wie dort hinter die Kulissen gucken dürfen, prägen sich viele Dinge viel besser ein, zum Beispiel, welches Obst und Gemüse besser nicht im Kühlschrank aufgehoben werden sollte.“ Auch der gemeinsame Backtag ist allen in guter

Erinnerung geblieben, zumal bei dieser Aktion auch viele Väter dabei waren.

„Ich fand es sehr gut, dass Frau Wolf keine Nahrungsmittel verteufelt hat, sondern immer erklärt hat, warum man manches nicht zu oft essen sollte.“

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Sandra Weißmann Mutter von Lukas 30

„Natürlich ist unser Anspruch nicht, dass zu Hause jeden Tag frisch gebacken wird, da muss man realistisch bleiben“, sagt Luzia Wolf. „Bei Kindern, die bislang jeden Tag Toast mit Nussnugatcreme dabei hatten, kann es schon ein Erfolg sein, wenn sie künftig Vollkorntoast mitbringen, möglicherweise sogar mit Frischkäse darauf.“ Oft sind es die Kinder selbst, die Veränderungen bewirken, denn mit der Zeit fordern sie etwa frisches Obst und Gemüse aktiv von ihren Eltern ein, hat Erzieherin Else Birnstill schon festgestellt. „Deshalb finde ich das Konzept des ‚Gesunden Boots‘ auch so überzeugend: Es macht natürlich zusätzlich Arbeit, aber es erzielt auch mit vergleichsweise geringem Aufwand nachhaltige Erfolge.“

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Die Zukunft beginnt heute

–  Kinder für Nachhaltigkeit sensibilisieren  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : Freude an der Natur und Verständnis für komplexe Zusammenhänge sorgen dafür, dass Nachhaltigkeit zum selbstverständlichen Bestandteil des Lebens wird. Wichtig zu wissen / : 14 Modellprojekte machen Kinder zu wertvollen Multiplikatoren.

Hof fnungsträger mit Kuscheltier 20

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Wir leben in einer Zeit, in der Nachrichten über Umweltverschmutzung allgegenwärtig sind, wir die Auswirkungen von Klimawandel und zunehmender Ressourcenknappheit bereits am eigenen Leibe erfahren und sich bereits jetzt Konflikte um Lebensgrundlagen wie den Zugang zu sauberem Trinkwasser abzeichnen. Doch wir leben auch in einer Zeit, in der langsam, aber sicher ein Umdenken einsetzt, in der Warnsignale ernst genommen und Ansätze zur Verbesserung der gegenwärtigen Lage gesucht und auch gefunden werden. Von Erfolg werden derartige Maßnahmen jedoch nur gekrönt sein, wenn sie von einer breiten Masse von Menschen getragen werden. Die Hoffnung ruht dabei auf den Weltbürgern von morgen: den Kindern. Die kommenden Generationen werden mit den ökologischen und den damit verbundenen sozialen Herausforderungen leben und ihnen mit ebenso viel Kreativität wie Entschlossenheit entgegentreten müssen – das Handwerkszeug dazu müssen wir ihnen heute schon mit auf den Weg geben. Spannende Entdeckungstouren

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„Nachhaltigkeit lernen – Kinder gestalten Zukunft“ lautet daher auch der Name einer neuen Programmlinie, die die Baden-Württemberg Stiftung im Sommer 2011 gemeinsam mit der Heidehof Stiftung auf den Weg brachte. Über 650.000 Euro stellen die beiden Kooperationspartner über einen Zeitraum von drei Jahren für insgesamt 14 Modellprojekte zur Verfügung, die Kindern im Alter von drei bis acht Jahren auf spielerische Weise die Bedeutung von Umweltschutz, Artenvielfalt und eines nachhaltigen Lebensstils nahebringen sollen. Franz Untersteller MdL, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, und seine fünf hochrangigen Kolleginnen und Kollegen aus dem Programmbeirat freuten sich über die vielen wegweisenden Projekte, wie etwa das Projekt „Streuobst-MÖK“, bei dem ein umgebauter Kleinbus zum mobilen ökologischen Klassenzimmer wird. Mit Klapptischen und -bänken, Mikroskopen, Ferngläsern und einer mobilen Saftpresse ausgestattet, können Schulklassen und andere interessierte Gruppen das abwechslungsreiche Biotop Streuobstwiese entdecken. Positive Emotionen wecken Im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur neuen Programmlinie fand am 24. November 2011 im GENO-Haus in Stuttgart der wissenschaftliche Kongress „Erziehung für nachhaltige Entwicklung“ statt. Dabei betonten prominente Redner wie der Soziologe Professor Dr. Ortwin Renn, der das Programm über einen Zeitraum von drei Jahren wissenschaftlich begleitet, der Neurobiologe Professor Dr. Gerald Hüther und der Erziehungswissenschaftler und Vorsitzende der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ Professor Dr. Gerhard de Haan, wie wichtig es ist, derartige Inhalte jenseits starrer Strukturen in einem erlebnisorientierten Rahmen vermitteln zu können: Wer sich einer Sache positiv verbunden fühlt, wird sich umso engagierter für sie einsetzen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung.

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Wo die wilden Beeren wachsen

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–  Kinder schaffen ihr eigenes Gartenland  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer die Natur lieben lernt, wird sie schützen. Wer erfahren hat, wie gut Salat schmecken kann, wird sich gerne gesund ernähren. Wichtig zu wissen / : Bereits über 200 Kindertageseinrichtungen kamen in den Genuss von „Gartenland in Kinderhand“.

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Natur erleben Wie wachsen eigentlich Erbsen? Sitzen sie wie kleine Beeren an einem Strauch? Essen wir beim Blumenkohl wirklich die Blütenstände? Und gibt es tatsächlich gestreifte Tomaten? Wer sich da nicht so sicher ist, der sollte vielleicht einmal einen Besuch in einer der über 200 Kindertageseinrichtungen machen, die seit Herbst 2009 am Programm „Gartenland in Kinderhand“ teilgenommen haben. Die Initiative der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie man mit wenig Aufwand große Wirkung erzielen kann, wenn man nur früh genug ansetzt: Kinder haben von sich aus ein positives Verhältnis zur Natur, sie toben gerne im Grünen herum, klettern in Kirschbäume, entdecken die Pflanzen- und Tierwelt und finden, dass auch Butterblumen, Taubnesseln und andere „Unkräuter“ prima für Blumensträuße geeignet sind. Doch insbesondere in der Stadt geht diese natürliche Unbefangenheit oft verloren, ebenso wie das Wissen, woher Obst und Gemüse eigentlich stammen, die auf dem Markt oder im Supermarkt so appetitlich ausschauen.

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Spannende Einblicke in die P f lanzenwelt Die kleinen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer hingegen wissen nicht nur das, sie können sogar erklären, was Pflanzen zum Leben brauchen, wie lange es dauert, bis Kresse keimt, und welche Zutaten man für einen leckeren gemischten Salat benötigt. Denn all das haben sie beim Erlebnis „Gartenland in Kinderhand“ selbst herausgefunden. Die Kindertageseinrichtungen, die sich für die Teilnahme am Programm qualifiziert hatten, erhielten eine Anschubfinanzierung von 1.000 Euro, von der sie die Grundausstattung für ein eigenes kleines Beet erwerben konnten, beispielsweise Spaten und Handschuhe, Gießkannen und Schäufelchen, Anzuchttöpfe und Blumenerde, Beerensträucher, Erdbeerpflanzen und Gemüsesamen. Mit Feuereifer und gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und Erziehern machten sich die Kinder dann daran, die Beete für ihren kleinen Garten anzulegen. Es wurde eifrig gepflanzt, gesät und angegossen – und gespannt darauf gewartet, wann sich die ersten kleinen Pflänzchen aus der Erde wagen würden. Ver an t wo r tung üb ernehm en Mit schnellwachsenden Pflanzen wie Radieschen und Möhren dauerte das zum Glück nicht allzu lange, und die ersten Erfolgserlebnisse stellten sich rasch ein. Spätestens nach dem ersten Butterbrot mit frisch geernteter Kresse kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr, und die Kinder nahmen ihre Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Schützlinge sehr ernst. Oftmals wurden auch die Familien, Freunde und Anwohner eingeladen, das Erlebnis „Garten“ mit den Kindern zu teilen. Auf kleinen Festen präsentierten sie stolz ihre selbstgezogenen Zucchini oder führten vor, wie man Buschbohnen pflückt.

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Nahrungsmittel wer tschätzen lernen 05

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Natürlich wollte das selbstgeerntete Obst und Gemüse auch verarbeitet werden, und so konnten sich die Nachwuchsgärtner aller teilnehmenden Einrichtungen auch im Waschen und Schälen, Schnippeln und Kochen üben. Selbst gezogen und dann auch noch selbst zubereitet schmeckten Obst und Gemüse gleich noch mal so gut. Für einen solchen Genuss nahmen die eifrigen Gartenzwerge selbst das langweilige Unkrautzupfen in Kauf, sammelten allzu gierige Schnecken und schleppten ihre kleinen Gießkannen zu durstigen Salatpflanzen – und lernten dadurch ganz nebenbei, wie viel Arbeit auch in gekauftem Obst und Gemüse steckt. Große Einsatzbereitschaf t auf allen Seiten

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Die Entstehungsgeschichten der kleinen Gärten und ihre Erfahrungen und Erlebnisse hielten die gartenbegeisterten Jungen und Mädchen auf fantasievolle Art und Weise fest, etwa in liebevoll gestalteten Garten­ tagebüchern und anderen Bastelarbeiten oder auf Fotos, die sie anschließend bei zwei programmbegleitenden Wettbewerben der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg einreichten. Der Jury fiel die Auswahl nicht leicht, doch schließlich entschied sie sich für 16 Kindertageseinrichtungen, deren Nachwuchsgärtner sich besonders viel Mühe gegeben und eine Belohnung redlich verdient hatten: Mitte März 2012 lud die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg pünktlich zur Saisoneröffnung im Blühenden Barock Ludwigsburg zum großen Kinderund Gartenfest. Kinder fest zur Saisoneröf fnung im Blühenden Barock Ludwigsburg

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Rund 300 Kindergartenkinder und ihre Betreuer vernahmen zunächst lobende Worte, unter anderem von Christoph Dahl, dem Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung, und dem Geschäftsführer des Blühenden Barock, Volker Kugel, der meinte: „Kindergartenkinder spielerisch an das Thema Garten und Gärtnern heranzuführen, ist genau der richtige Weg, um Naturerfahrung und das Wissen der Zusammenhänge in der Natur zu vermitteln.“ Anschließend durften die kleinen Pflanzenprofis das Gelände erkunden, wo die erwachsenen Gärtner ganze Arbeit geleistet hatten, durch den Märchengarten streifen und sich von Clown Beppo verzaubern lassen. Das Fest war der krönende Abschluss eines überaus erfolgreichen Programms, das die Wahrnehmung von Natur und Lebensmitteln bei allen Beteiligten nachhaltig verändert hat – und das aus diesem Grund im Jahr 2012 neu aufgelegt wird. Das Buch zum Programm Gärtnern und eine gesunde Ernährung sind zwei Themen, die eng miteinander verknüpft sind. Als die Idee entstand, die Erfahrungen aus dem Programm „Gartenland in Kinderhand“ in einem Buch zu sammeln und die vielen wertvollen Tipps und Anregungen mit ebenso einfachen wie schmackhaften und gesunden Rezepten zu ergänzen, fanden sich daher rasch prominente Unterstützer ein: In „Gartenland in Kinderhand. Das KinderGarten-Koch-Buch“ verraten berühmte Sterneköche wie Eckart Witzigmann, Vincent Klink oder Jörg Sackmann allerlei leckere Rezepte, während Carlo Petrini, der Begründer der Slow-Food-Bewegung, und Charles, Prince of Wales, als langjähriger Verfechter des biologischen Landbaus den nachhaltigen Charakter des Programms in einem Grußwort würdigen.

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Fotografie: Rainer Kwiotek

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Gartenland

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Kinderhand – baden-württemberg stiftung –

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Info – Stiftung Kinderland –

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Stiftung Kinderland Baden-Württemberg – Für Nachwuchs mit Zukunft  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Mit der richtigen Förderung wachsen die Kleinen über sich hinaus. Wichtig zu wissen / : Seit 2005 setzt sich die Stiftung Kinderland für ein kinderfreundliches Baden-Württemberg ein.

Kindliche Tugenden erhalten und fördern 20

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Wenn unsere Welt so aussehen würde, wie von Kindern erdacht, wäre sie in vielen Bereichen eine bessere: Mit ihrer Neugier und ihrem Einfallsreichtum, ihrer Empathie und ihrem unbestechlichen Sinn für Gerechtigkeit sind die jungen Erdenbürger uns Erwachsenen in vielen Fällen einen großen Schritt voraus. Umso bedauerlicher ist es, wenn die Hoffnungsträger von morgen ihre Kreativität nicht entfalten und ihren Wissensdurst nicht stillen können, weil sprachliche, soziale oder finanzielle Hürden der Teilnahme am Bildungssystem und an kulturellen Angeboten im Wege stehen.

Individueller und Breitenförder ung gleichermaßen Rechnung tragen Um derartige Hindernisse aus dem Weg zu räumen, gründete die Baden-Württemberg Stiftung am 20. Juli 2005 gemeinsam mit der ehemaligen baden-württembergischen Kultusministerin Dr. Marianne Schultz-Hector als erster Stifterin die „Stiftung Kinderland Baden-Württemberg“. Mittlerweile ist die unselbstständige Unterstiftung der Baden-Württemberg Stiftung mit einem Stammkapital von über 50 Millionen Euro ausgestattet. Bis heute wurde bereits eine Vielzahl unterschiedlicher, innovativer Programme und Projekte entwickelt und realisiert, die alle ein Ziel verfolgen: das gesellschaftliche Umfeld familienfreundlicher zu gestalten und dem Nachwuchs eine optimale Entwicklung zu ermöglichen. Die Hilfestellungen dazu beginnen bei der Unterstützung junger Familien und reichen über die gezielte Sprachförderung im frühkindlichen Alter bis hin zu Freizeitangeboten sowie Projekten in Kindertageseinrichtungen und Schulen.

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stiftung-kinderland.de

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Generationen und Kulturen verbinden

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– Patinnen und Paten nehmen „ein Kind an die Hand“  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer im richtigen Moment an die Hand genommen wird, entwickelt genügend Vertrauen, um später loslassen und auf eigenen Beinen stehen zu können. Wichtig zu wissen / : 15 Projekte nehmen am Programm „Kulturlotse für Kinder“ teil.

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Ehrenamtliches Engagement für die Schwächsten der Gesellschaf t 2011 war das Europäische Jahr des Ehrenamtes und auch in Deutschland richtete sich der Fokus der Öffentlichkeit zwölf Monate lang auf einen Bereich, der oft als selbstverständlich hingenommen wird – und es doch bei Weitem nicht ist. Schließlich geben Menschen, die sich freiwillig für andere engagieren, viel von einem Gut, das heute besonders knapp ist: Zeit. Zeit und Aufmerksamkeit sind wiederum vor allem für diejenigen besonders wichtig, die sich gerade in einer der prägendsten Phasen ihres Lebens befinden: Kinder und Jugendliche. Jeder Tag bringt für sie Neues, darunter manches, was Angst machen kann, aber auch viele Chancen, die man jedoch erkennen muss, um sie zu nutzen. Die Eltern sind dabei aus Kindersicht nicht immer die bevorzugten Ansprechpartner.

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Kulturlotsen eröf fnen neue Welten Dieser Problematik begegnete die Stiftung Kinderland im Jahr des Ehrenamtes mit einem neuen Programm: Im Mittelpunkt von „Ein Kind an die Hand nehmen“ stehen Patenschaftsprojekte für Kinder und Jugendliche mit einem besonderen Förderbedarf. Dabei geht es zum einen darum, bereits bestehende regionale Patenschaftsprojekte unter einem Dach zu vereinen und miteinander in Austausch zu bringen. Zum anderen sollen neue, innovative Initiativen entstehen. Eine erfreulich große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern engagiert sich beispielsweise als Vorlesepaten oder in der Hausaufgabenbetreuung. In anderen Initiativen helfen Senioren Jugendlichen, die die Hauptschule besuchen, beim Einstieg ins Berufsleben. Sie schreiben mit ihnen gemeinsam Bewerbungen oder üben so lange für ein Vorstellungsgespräch, bis ihre Schützlinge genügend Selbstvertrauen für die reale Begegnung entwickelt haben. Neu ins Leben gerufen wurden Projekte, die neben der schulischen Bildung auch den kulturellen Horizont von Kindern und Jugendlichen erweitern möchten: Durch Paten, die sich zu „Kulturlotsen“ ausbilden lassen, erhalten junge Menschen Zugang zu einer Welt, die vielen bislang verwehrt blieb – aus finanziellen Gründen, mangelnder Zeit der Eltern oder auch aus Scheu. An der Seite ihrer Paten erleben sie nun spannende Theaterbesuche, erkunden Museen und Ausstellungen oder lernen die Welt der Musik kennen. Unabhängig davon, in welchem Bereich sich die Paten engagieren, eines haben sie alle gemeinsam: Gegenseitiger Respekt und ein hohes Maß an Verlässlichkeit, insbesondere von Seiten der Paten, sind notwendig, damit aus Fremden mit der Zeit Freunde werden können. Davon profitieren stets beide Seiten, denn auch die Patinnen und Paten gewinnen spannende neue Einblicke, etwa in andere Kulturen oder jugendliche Lebenswelten, und blicken oft mit Stolz auf „ihre“ Kinder. Damit die Beziehung vom ersten Kennenlernen an auf einer guten Basis steht, vermittelt „Ein Kind an die Hand nehmen“ nicht nur Patenschaften, sondern bringt auch Projektpartner zusammen und bietet mannigfaltige Unterstützung bei allen Fragen rund um ein Projekt.

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an-die-hand-nehmen.de / kulturlotse-bw.de


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Interview Kulturlotse für Kinder

– LINDA PRIER –

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ein königliches vergnügen Interview

Linda Prier, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg 10

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„Unsere Paten denken jetzt schon über eigene Anschlussprojekte nach“ Beim Kulturlotsen-Projekt „Abenteuer Leben – Jungen dürfen wieder Jungen sein“ in Schloss Ludwigsburg können Jungen aus allen gesellschaftlichen Schichten seit Mai 2012 hinter die höfischen Kulissen blicken. Durch das gemeinsame Bewältigen von kniffligen Aufgaben entwickeln sie ein besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl. Kunsthistorikerin Linda Prier verrät erste Details.

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Wie sind Sie denn auf die Idee für Ihr Projekt gekommen?

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Wir haben im Schloss Ludwigsburg ja bereits spezielle Kinderführungen und das Kinderreich im Programm, bei dem die Kinder als Hofdamen und Lakaien verkleidet das Schloss erkunden können. In diesem Zusammenhang hatten wir 2010 eine Evaluierung mit 400 Kindern und Eltern gemacht, deren Auswertung ergab, dass die bisherigen Angebote „mädchenlastig“ sind und wir uns bei der Programmgestaltung noch mehr auf Jungen fokussieren sollten. Deshalb haben wir überlegt, welche Aufgaben gewöhnliche Jungen bei Hofe früher übernommen haben, welche Berufe es gab. Daraus haben wir dann gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Torsten Fuchs das Konzept für „Abenteuer Leben“ entwickelt.

Was können die Jungen auf Schloss Ludwigsburg erleben?

Sie können sich an einem Nachmittag zum Beispiel im Theaterfechten üben und an einem anderen im Wald auf die Pirsch gehen, sie dürfen sich an der Lederverarbeitung versuchen oder lernen das handwerkliche Arbeiten des Barock kennen – natürlich alles in passenden Kostümen und im historischen Kontext. Langfristig soll es sieben bis acht verschiedene Bausteine geben.

„Die Jungs sollen sich hautnah mit der Lebensweise vergangener Jahrhunderte auseinandersetzen.“ Linda Prier, Staatliche Schlösser und Gärten

Wer übernimmt denn die Betreuung der Jungen?

Vor allem dank der wertvollen Kontakte von Herrn Fuchs konnten wir viele Fachleute als Paten gewinnen, beispielsweise von den Ludwigsburger Torhäusern und dem Garnisonsmuseum Ludwigsburg. Sämtliche Beteiligten hatten bis dato noch keine Erfahrungen mit Patenschaften, aber alle waren von dem

Konzept begeistert, gerade weil es die Möglichkeit bietet, thematisch auch mal in die Tiefe zu gehen. Jede teilnehmende Gruppe umfasst maximal 15 Jungen im Alter von acht bis zwölf Jahren und soll von dem Kooperationspartner, zwei Paten und ein bis zwei Betreuungspersonen aus dem schulischen Umfeld begleitet werden, wenn möglich ausschließlich von Männern. Das Programm ist inhaltlich durchaus anspruchsvoll. Wird es Ihre Zielgruppe auch erreichen?

Als wir die Details zur ersten Proberunde veröffentlicht hatten, haben sich interessanterweise ganz von alleine vor allem Haupt- und Realschulen gemeldet, bei denen der Anteil sozial benachteiligter Schüler in der Regel höher ist als auf Gymnasien. Langfristig möchten wir das Angebot auch über Schülergruppen hinaus öffnen und zielen dabei beispielsweise auf Kinder mit Migrationshintergrund: Viele Migrantenfamilien sind untereinander sehr gut vernetzt, da kommen schnell 15 Jungen zusammen. Und dass unsere jugendlichen Teilnehmer begeistert von dem Tag im Schloss erzählen werden, davon bin ich überzeugt: Unsere Paten sind mit so viel Freude und Leidenschaft dabei, das muss sich einfach übertragen.


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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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MEHRSPRACHIGKEIT ALS CHANCE – für Sprachenvielfalt

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– Deutsch als Zweitsprache erforschen und fördern  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Je früher Kinder in ihrer Sprachentwicklung gefördert werden, desto höher sind ihre Chancen für eine erfolgreiche Teilnahme am Bildungssystem. Wichtig zu wissen / : Insgesamt werden über 500 Erzieherinnen und Erzieher durch einen LiSe-DaZ®-Kurs der Baden-Württemberg Stiftung geschult.

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Sprache öf fnet Türen Wer kommt denn da zur Tür herein? Was macht da so laut Tatütata? Wie fühlt sich ein Telefon an, und wie schmeckt es? Wenn Kleinkinder beginnen, ihre Umgebung zu entdecken, sind sie mit allen Sinnen auf Empfang ausgerichtet. Jeden Tag wird ihre Lebenswelt ein bisschen reicher und bunter – und mit jedem Tag und jedem neuen Eindruck rückt der Punkt näher, an dem sie nicht länger nur Empfänger sein, sondern auch kommunizieren wollen. Dafür müssen Kinder ihre Umwelt sowohl begreifen als auch benennen können: Mama, Papa, Puppe, Hund, welche Laute gehören zu welchen Dingen – und welche Laute muss ich aneinanderreihen, damit Mama mir die Puppe gibt? Es sind erstaunliche Leistungen, die das kindliche Gehirn beim Spracherwerb erbringen muss – für die es allerdings auch auf entsprechende Anregungen von außen angewiesen ist. Insbesondere Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, haben es diesbezüglich oftmals schwer: Ihre Eltern beherrschen die neue Sprache meist selbst noch nicht gut genug, um ihnen beim Spracherwerb als Vorbild dienen zu können. Besuchen die Kinder frühzeitig eine Kindertageseinrichtung, steigen ihre Chancen, die sprachlichen Rückstände zu ihren Altersgenossen mit Deutsch als Muttersprache vollständig aufholen zu können – umso mehr, je mehr Jungen und Mädchen in ihren jeweiligen Gruppen Muttersprachler sind. Dennoch gelingt das sprachliche Aufholen nicht immer gut. Bleibt dies zu lange unbemerkt, kann es langfristig fatale Folgen haben, denn der Grundstein für das Sprachverständnis wird in den ersten sieben Lebensjahren gelegt. Danach werden Korrekturen immer mühsamer. Vor allem jedoch verpassen Kinder mit sprachlichen Defiziten in der deutschen Sprache häufig den erfolgreichen Einstieg ins Bildungssystem. Wissenschaf tliche Bestandsaufnahme Spätestens seit der ersten PISA-Studie im Jahr 2000 haben Gesellschaft und Politik die Brisanz mangelnder Sprachförderung erkannt, der Versuch, der beschriebenen Entwicklung gegenzusteuern, ist jedoch ein langer und steiniger Weg. Als sich die Baden-Württemberg Stiftung im Jahr 2003 als eine der ersten Institutionen des Themas annahm und das Programm „Sag’ mal was“ im Umfang von rund 40 Millionen Euro auflegte, stand daher schnell fest, dass zusätzlich zu umfangreichen Sprachfördermaßnahmen auch eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme erforderlich ist, auf deren Grundlage eine Beurteilung und falls notwendig auch eine Weiterentwicklung bereits bestehender Fördermaßnahmen erfolgen kann. Groß war die Unsicherheit, wie dieses Handeln aussehen sollte, scheiterte man doch häufig schon an der Frage, ob ein Kind tatsächlich Förderbedarf hat oder nicht. Für Kinder mit Deutsch als Erstsprache gibt es bereits seit vielen Jahren Sprachstandserhebungen, die auf wissenschaftlich fundierte Vergleichsdaten zurückgreifen können.

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sagmalwas-bw.de


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Deutsch als Zweitsprache blieb lange uner forscht 05

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Für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache waren derartige Vergleichsdaten schlicht nicht vorhanden. Entsprechend schwierig gestaltete es sich, eine Aussage darüber zu treffen, wann ein im Vergleich zu Muttersprachlern vorhandenes Sprachvermögen noch im akzeptablen Rahmen lag – immer unter Berücksichtigung der Tatsache, dass zwei Sprachen parallel gelernt wurden – und wann nicht mehr damit zu rechnen war, dass ein Kind ohne Förderung zu seinen Altersgenossen mit Deutsch als Erstsprache aufschließen kann. Um hier Abhilfe und eine solide Ausgangsbasis für die Sprachförderung zu schaffen, entwickelten Professor Rosemarie Tracy von der Universität Mannheim und Professor Petra Schulz von der Universität Frankfurt/Main im Auftrag der BadenWürttemberg Stiftung die bundesweit erste Sprachförderdiagnostik für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache. Für „LiSe-DaZ® – Linguistische Sprachstandserhebung – Deutsch als Zweitsprache“ verglichen sie den Sprachschatz und die Sprachentwicklung von 609 Kindern mit Zweitsprache Deutsch und von 303 Kindern, die mit Deutsch als Muttersprache aufwuchsen, und berücksichtigten dabei sowohl das Alter der Kinder als auch die Kontaktdauer mit der deutschen Sprache. Dadurch gibt es nun die Möglichkeit, die Fähigkeiten einzelner Kinder mit Deutsch als Zweitsprache mit denen der ermittelten Normstichprobe zu vergleichen. Darauf aufbauend schufen die beiden Wissenschaftlerinnen im zweiten Schritt einen recht einfach anzuwendenden Test, mithilfe dessen Pädagogen seit Juni 2011 die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache auf spielerische Art und Weise, aber dennoch umfassend abfragen können. Um die Geduld und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder sowie die ohnehin knapp bemessene Zeit der Erzieherinnen und Erzieher nicht über die Maße zu strapazieren, wurde er so konstruiert, dass der komplette Test 25 bis 30 Minuten in Anspruch nimmt. Neben einer Handpuppe kommen u. a. verschiedene Bilderkarten zum Einsatz, auf denen einfach zu verstehende Situationen abgebildet sind. Die Kinder werden zu den Bildern befragt und geben durch ihre Antworten Auskunft über ihren Sprachstand. Sprachvermögen bei Kindern erkennen

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Ist auf einer Karte beispielsweise ein kleiner Hund zu sehen, dem zwei Kinder aus einer Mülltonne heraushelfen, lautet eine Frage dazu: Wem helfen die Kinder aus der Tonne? Jede von der zutreffenden Antwort („dem Hund“) abweichende Aussage verrät Details darüber, auf welchem Sprachentwicklungsstand sich das Kind befindet: Lautet die Antwort etwa „den Hund“, hat das Kind die Frage richtig verstanden, beherrscht allerdings den Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ noch nicht. Dennoch ist es damit in seinem grammatikalischen Verständnis schon einen deutlichen Schritt weiter, als ein Kind, das nur mit „Ja“ antwortet und damit anzeigt, dass es den Unterschied zwischen einer Ja/Nein-Frage und einer W-Frage noch nicht begriffen hat. Anhand des Tests kann zudem immer wieder überprüft werden, ob bereits ergriffene Sprachfördermaßnahmen erfolgreich verlaufen. Wo deren Grenzen liegen, zeigt die wissenschaftliche Evaluation des Programms „Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder“, die 2011 von der Baden-Württemberg Stiftung veröffentlicht wurde. Der geringe Erfolg, den Fördermaßnahmen in Kindertageseinrichtungen häufig nur erzielen, geht unter anderem auf ungünstige Grundvoraussetzungen zurück: In großen Gruppen von etwa zehn Kindern können pädagogische Fachkräfte kaum auf die individuellen Lücken einzelner Jungen oder Mädchen eingehen, in einer lauten Umgebung ist ein effektives Lernen ebenso wenig möglich. Auch die Durchmischung der Gruppen, bei denen der Anteil von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache oft deutlich überwiegt, erschwert es zweisprachig aufwachsenden Kindern, ihre eigene Sprache zu festigen. Er war tungen nicht zu hoch ansetzen

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Die an der Evaluation beteiligten Wissenschaftler fordern allerdings auch eine realistischere Betrachtungsweise dessen, was überhaupt als Erfolg zu bezeichnen ist: Lautet das Ziel, dass selbst Kinder mit Deutsch als Zweitsprache, die erst verhältnismäßig spät in Kontakt mit der deutschen Sprache kamen, diese pünktlich zur

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Fotografie: Baden-Württemberg Stiftung

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LiSe-DaZ

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SPRACHSTANDSERHEBUNG – baden-württemberg stiftung –

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Einschulung perfekt beherrschen sollen, so sei das ein an und für sich unrealistisches Ziel und das Scheitern somit vorprogrammiert. Von Fünftklässlern, die gerade erst beginnen, Englisch zu lernen, werde schließlich auch nicht erwartet, dass sie die Sprache zwei Jahre später fließend sprechen. Worauf sich allerdings im Gegensatz zu vielen äußeren Rahmenbedingungen recht gut Einfluss nehmen lässt, ist die Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte, die in den Kindertageseinrichtungen für die Umsetzung der Fördermaßnahmen verantwortlich sind. Die Baden-Württemberg Stiftung bietet daher spezielle Schulungen an, bei denen man sich zum Beispiel in der Anwendung von LiSe-DaZ® üben kann. Aufgrund der großen Nachfrage wird dieses Angebot über den ursprünglich geplanten Zeitraum von Oktober 2011 bis Juni 2012 hinaus aufrechterhalten. Dialoge mit Kindern führen

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Grundsätzlich ist es bei der Durchführung von Sprachfördermaßnahmen zentral, möglichst früh mit der Sprachförderung zu beginnen. Darin waren sich die an der Evaluation Beteiligten einig. Außerdem ist es besonders wichtig, die betroffenen Kinder in ihren Lebenswelten abzuholen: Möglichst alle erwachsenen Bezugspersonen müssen in alltäglichen Situationen sprachliche Vorbilder sein: In vollständigen Sätzen zu sprechen, auf eine abwechslungsreiche Sprache zu achten, Kinder durch offene statt geschlossene Fragen zum Reden anzuregen und darauf zu achten, welche Themen die Kinder in welcher Lebensphase besonders interessieren, all das müssen häufig auch Erzieherinnen und Erzieher erst trainieren. Unterstützung dabei bietet das 2011 von der Baden-Württemberg Stiftung herausgegebene Buch „Dialoge mit Kindern führen. Die Sprache der Kinder im dritten Lebensjahr beobachten, entdecken und anregen“. Die Publikation entstand aufgrund der Schlussfolgerungen der Evaluation, noch früher mit Sprachfördermaßnahmen anzusetzen. Sie gibt zunächst einen Überblick zum frühkindlichen Spracherwerb, erläutert das Zusammenspiel zwischen verbaler und non-verbaler Kommunikation und zeigt, wie man beides gemeinsam nutzen kann, um Kinder zum Sprechen anzuregen. Zahlreiche Beispiele zeigen die praktische Umsetzung in täglich wiederkehrenden Situationen wie beispielsweise dem Wickeln. Je höher der Stellenwert der Sprache im Kita-Alltag ist, desto höher wird die Zahl derer sein, für die der Schulbeginn nicht etwa den Beginn eines langen Leidenswegs markiert, sondern den Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft.

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Zukunft braucht Bildung Nicht für die Schule, fürs Leben lernen wir! Unsere Projekte ermutigen junge Menschen dazu, über sich hinauszuwachsen. Mit unseren Stipendienprogrammen ermöglichen wir den Blick über den Tellerrand.

033/.  Kulturakademie Baden-Württemberg 037/.  Schülerpreis Baden-Württemberg 039/. kicken&lesen 040/.  Talent im Land Baden-Württemberg 041/.  beo – Wettbewerb Berufliche Schulen 045/.  BoriS – Berufswahl-SIEGEL Baden-Württemberg 046/. Baden-Württemberg-STIPENDIUM MINT-Programme 052/.  BioLab Baden-Württemberg on Tour 053/. MINT-Box 054/. COACHING4FUTURE 055/. mikromakro 056/.  Artur Fischer Erfinderpreis


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S c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Markt der Möglichkeiten für kreative Köpfe

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– Die Kulturakademie geht in die zweite Runde  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Die Kulturakademie setzt kreative Impulse und verleiht jungen Talenten Selbstvertrauen in das eigene Können. Wichtig zu wissen / : Über 160 Kinder konnten bislang ihre besonderen Fähigkeiten vertiefen und erweitern.

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Richtungsweisende Impulse Man findet sie an Hauptschulen und Gymnasien; auf den Gängen von Realschulen sind sie ebenso anzutreffen wie in Förderschulklassen – und leider bleiben sie viel zu oft unentdeckt: Junge Menschen mit besonderen Begabungen können ihr Talent meist nur dann vollständig entfalten, wenn es rechtzeitig entdeckt und entsprechend gefördert wird. Unter dem Motto „Talente schlummern. Talente versiegen nicht. Talente werden entdeckt.“ hat die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg darum im Jahr 2010 die „Kulturakademie Baden-Württemberg“ gegründet. Sie bietet jungen Talenten die Möglichkeit, ihre jeweiligen Fähigkeiten in den Bereichen Musik, Literatur, Bildende Kunst oder MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) in zwei Kreativwochen unter Anleitung umfassend auszubauen. Kreativität wecken, Selbst ver trauen stärken Lehrerinnen und Lehrer, denen außerordentliche Fähigkeiten einzelner Kinder meist am ehesten auffallen, werden dabei zu Talentscouts: Jede Schule kann pro Bereich bis zu zwei begabte Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen sechs bis acht für die Kulturakademie nominieren. Diese Chance wurde auch beim zweiten Jahrgang der Kulturakademie intensiv genutzt: Ein Fachgremium aus Künstlern, Wissenschaftlern und Bildungsexperten hatte die schwierige Aufgabe, aus den Talentproben von über 600 Jungen und Mädchen für jeden Bereich 20 junge Talente auszuwählen. Diese durften dann in den Sommer- und Faschingsferien an den Kreativwochen bei den vier Partnereinrichtungen der Kulturakademie teilnehmen. Von K lang- und anderen Spuren Für ambitionierte Musikerinnen und Musiker hielt die Landesakademie für die musizierende Jugend in Ochsenhausen ein ebenso anspruchsvolles wie abwechslungsreiches Programm bereit, das neben Einzel- und Gruppenunterricht auch Gehörbildung, Stimmschulung, Improvisations- und Rhythmusworkshops sowie Übungen im Songwriting unter Anleitung erfahrener Dozenten und internationaler Künstler umfasste. Im Deutschen Literaturarchiv Marbach nahmen junge Wortakrobaten hingegen Spuren ganz anderer Art unter die Lupe: Die in einer Dauerausstellung gezeigten Manuskripte berühmter Dichter und Schriftsteller wie Rainer Maria Rilke und Erich Kästner dienten den Nachwuchsautoren als Inspirationsquelle für eigene Geschichten. Unter fachkundiger Anleitung, unter anderem durch die Autoren Lena Gorelik und Matthias Göritz, konzipierten die Jungen und Mädchen aus den selbst verfassten Geschichten eine Audioführung zu den Exponaten, die sie auch selbst im Tonstudio einsprachen.

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S c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Erlebnis Kunst, Abenteuer Wissenschaf t 05

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Kreativ zur Sache ging es auch an der Landesakademie Schloss Rotenfels. Unter Anleitung von Kunstprofessor Walter Dohmen lernten die Jungen und Mädchen, mittels der Drucktechnik Collagrafie mit der Vielfalt unterschiedlicher Oberflächenstrukturen zu spielen oder ließen sich von Künstler Martin Mohr in die Geheimnisse der Malerei nach digitaler Vorlage einweihen. Währenddessen waren im Europa-Park die Roboter los: Helle Köpfe und ausgefuchste Tüftler hatten sie mit Unterstützung durch Wissenschaftler und Ingenieure des Fördervereins Science und Technologie e. V. selbst konstruiert, nachdem sie zuvor bereits spannende Einblicke in die Forscherwelten unter anderem am Institut für Nanoscience in Basel erhalten hatten. An diesen ließen sie auch die Gäste der feierlichen Abschlussveranstaltung im Theaterhaus Stuttgart teilhaben, bei der alle vier Bereiche der Kulturakademie die Ergebnisse ihrer Arbeit während der Kreativwochen vorstellten. Auch die Präsentation der 2011 neu eingeführten Projektklasse wurde mit viel Begeisterung aufgenommen: Insgesamt 24 Teilnehmer aus dem ersten Jahrgang der Kulturakademie hatten hierbei die Gelegenheit bekommen, in einem interdisziplinären Kurs mit dem Künstler Pipo Tafel ihren Horizont noch einmal zu erweitern, und eine spannungsgeladene Tanz-Video-Performance zum Thema Farben erarbeitet. So bunt und fröhlich wie auf der Bühne ging es auch bei der anschließenden Feier zu, bei der die glücklichen Gesichter der Teilnehmer die ausgestellten Kunstwerke noch überstrahlten.

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Vier Bereiche – unzählige Talente: die Kulturakademie Baden-Württemberg

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Die folgende Seite zeigt eine Übersicht der Kulturakademie-Standorte


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s c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

Förderverein science und Technologie e. v.

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Landesakademie Ochsenhausen

Das Konzept des Fördervereins Science und Technologie e.  V. in Rust stützt sich auf eine wissenschaftliche Erkenntnis: Wir lernen besonders gut, wenn wir uns einen Stoff anhand eines Problems oder eine Fragestellung selbst erarbeiten können. Je mehr Sinne dabei beteiligt sind, desto nachhaltiger ist der Lerneffekt – und in Gruppen lernt es sich umso leichter, weil man mit anderen über seine Überlegungen diskutieren kann. Entdecken, experimentieren und staunen sind daher die Maximen, an denen sich die Erlebniswelten – denn Ausstellungen sind es eben gerade nicht – im Förderverein Science und Technologie e.  V. orientieren. Hier wird Naturwissenschaft zum Abenteuer, dem sich niemand entziehen kann.

Vor rund 25 Jahren wurde die „Landesakademie für die musizierende Jugend in Baden-Württemberg“ in Ochsenhausen gegründet, doch entgegen ihrem Namen bietet sie längst nicht nur Jugendlichen ein breites Spektrum an Fortbildungsmöglichkeiten: Die Angebote reichen von Themen der musikalischen Früherziehung über Musiktherapie bis hin zu Instrumental- und Meisterkursen sowie Familien-Musizierwochenenden. Die direkte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stellt allerdings auch heute noch einen wichtigen Schwerpunkt dar: In Workshops lernen die jungen Musiker, ihre Spiel- oder Gesangskunst zu verbessern oder sich auf die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule vorzubereiten.

science-house.de

landesakademie-ochsenhausen.de

Landesakademie Schloss rotenfels

deutsches Literaturarchiv marbach

Ob Pantomime oder Maler mit Pinsel hinterm Ohr, Schauspieler mit Masken oder Bildhauer in Arbeitskitteln, auf dem Gelände der „Landesakademie für Schulkunst, Schul- und Amateurtheater Schloss Rotenfels“ begegnen einem die unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die eines teilen: ihre Faszination für Kunst. In Workshops, Ferienkursen oder Sommerakademien können sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in den vielen verschiedenen Spielarten der bildenden und darstellenden Kunst versuchen, während Erzieher und Pädagogen in Lehrgängen und bei Tagungen wertvolle Anregungen für den Kunstunterricht oder die Theater-AG erhalten.

Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Mann oder Stefan Zweig, im Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA) haben sie alle ihre Spuren hinterlassen. Zahlreiche wertvolle Schriften, Briefwechsel und Notizen werden hier aufbewahrt, katalogisiert und Institutionen und Einzelpersonen zu Forschungszwecken zugänglich gemacht. 1895 als Museum für Friedrich Schiller in seinem Geburtsort Marbach gegründet, hat sich die seit 1955 als Deutsches Literaturarchiv von der Deutschen Schillergesellschaft betriebene Institution längst zu einer der weltweit bedeutendsten ihrer Art gewandelt – und gewinnt dankt zahlreicher Vor- und Nachlässe, etwa von Martin Heidegger und Marcel Reich-Ranicki, stetig an Einfluss.

akademie-schloss-rotenfels.de

dla-marbach.de

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Fotografie: Baden-Württemberg Stiftung

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kulturakademie baden-württemberg 1 / : Acrylfarbe, Siebdruck und Collage: viel Raum für Phantasie 2 / : Junge Technikfans beim Tüfteln 3 / : Die Teilnehmer bei der großen Abschlussveranstaltung


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S c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Kreativität und Soziales Engagement: 1 +

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– Der Schülerpreis würdigt Haupt-, Sonder- und Werkrealschüler  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Die Erfahrung, mit dem eigenen Können anderen eine Freude zu bereiten, stärkt das Selbstbewusstsein. Wichtig zu wissen / : 155 Schülerinnen und Schüler wurden 2011 mit dem Schülerpreis für ihr Engagement geehrt.

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Helden des Alltags Noch werden hierzulande keine Zensuren für Fantasie und Hilfsbereitschaft vergeben. Doch wenn es so wäre, könnten sich viele Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg über Bestnoten freuen. Denn Anerkennung muss nicht zwangsläufig über Zensuren erfolgen. Deshalb würdigt die Stiftung Kinderland mit dem „Schülerpreis Baden-Württemberg“ gute Ideen und die Bereitschaft, sich für andere Menschen einzusetzen. Im Mittelpunkt stehen dabei Hauptschulen, Werkrealschulen und Sonderschulen; Schulformen also, die in der öffentlichen Wahrnehmung leider unterrepräsentiert sind und wenig mit sozialem Engagement in Verbindung gebracht werden – und die im Wettbewerb um die mit 20.000 Euro dotierten Preise schon so manchen Skeptiker überrascht haben. Nicht nur die Jurymitglieder zogen den Hut vor den Leistungen der Schülergruppen, die sich im Jahr 2011 mit ihren Projekten am vierten Schülerpreis beteiligt hatten: Von den Einfällen und Aktivitäten der engagierten Fünft- und Sechstklässler profitieren nämlich stets auch andere Menschen. Beim Projekt „Immer wieder donnerstags … miteinander statt nebeneinander“ der Astrid-Lindgren-Schule für Sprachbehinderte in Ulm beispielsweise übernimmt jedes Mädchen und jeder Junge Verantwortung für ein jüngeres Kind, spielt und bastelt mit ihm und schlüpft dabei in die Rolle eines „großen Bruders“ oder einer „großen Schwester“. Wohlgemerkt nach dem eigentlichen Unterricht, denn Voraussetzung für die Teilnahme am Schülerpreis ist, dass das Engagement auf freiwilliger Basis in der Freizeit stattfindet.

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Fantasievolle Ideen tatkräf tig umgesetzt Und in dieser freien Zeit brachten die Teilnehmer des Schülerpreises 2011 Erstaunliches zustande: Es entstand unter anderem eine Ausstellung über das alte Ägypten, für die die Schülerinnen und Schüler eigens eine Grabkammer bauten und mit viel Geschick aus Gips, Holz und Farben die Mumie des berühmten Pharaos Tutanchamun nachbildeten. Andernorts wurde eine Bahnhofsunterführung in Schulnähe verschönert, für ein Behindertenzentrum ein Schwimmbadzaun repariert und künstlerisch aufgewertet oder ein Rollstuhl- und Inklusionsparcours entworfen, der Menschen mit und ohne Behinderung einander näherbringt Die Aufregung aller Teilnehmer war groß, als sie erfuhren, dass ihr Einsatz auch öffentlich gewürdigt werden sollte, und so fuhren sie am 14. Juli voller Vorfreude zur Preisverleihung ins Stuttgarter Porsche Museum. Im Vorfeld des Wettbewerbs hatte bereits ein Radiospot des Senders bigFM für zusätzliche Aufmerksamkeit gesorgt. Zwei Schüler einer jeden Schule durften zudem – dank Sponsoring der Fluggesellschaft Germanwings – einen Tag in Berlin verbringen. Die Botschaft des Wettbewerbs kam bei allen gut an: In jedem steckt ein Superheld.

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Reportage zum Schülerpreis

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BERÜHREN ERWÜNSCHT

– Das Schülerpreis-Projekt „Berührungspunkte“ der Albert-Schweitzer-Förderschule Kehl  – 10

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„Die kinder erzählen voller selbstbewusstsein und begeisterung von ihren kunstwerkeN“

Kuns t wor t wör tlich „b egreifen“ 20

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Das Erste, was die Finger ertasten, ist trotz verbundener Augen recht einfach zuzuordnen: ein Stück Schmirgelpapier, die körnige Struktur ist eindeutig. Dann wird es schon schwieriger: Wunderbar weich fühlt sich die Oberfläche an, über die Florian vorsichtig die Hand der Besucherin führt, aber für Schaffell ist es zu seidig. „Das war Kaninchenfell“, verrät der 12-Jährige. Schade, nicht drauf gekommen, ob ein blinder Mensch das wohl erfühlt hätte? „Ja, denn wer nichts sehen kann, muss sich ja auf seine anderen Sinne verlassen, dadurch werden die besser“, erklärt Timo, der ebenfalls am Sinnesturm mitgearbeitet hat, einem eindrucksvollen Holzturm auf Rädern, der mit vielen verschiedenen Materialien verkleidet und mit integrierten Fühlkästen, Duftproben und einer Glocke ausgestattet ist. Sinnvolle Beschäf tigung am Nachmittag Ebenso wie die Handschmeichler aus Speckstein und die dreidimensionalen Bilder, die David, Ann-Kathrin, Erika und ihre Mitschüler aus unterschiedlichen Materialien wie Pappmaché, Muscheln, Schnüren oder aus Holzdübeln auf Steckplatten hergestellt haben, soll auch der Sinnesturm einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie Menschen mit Sehbehinderungen die Welt wahrnehmen. „Dafür haben die Kinder monatelang gemeinsam mit unserer Kunsttherapeutin Britta Meinke und dem ehrenamtlichen Lehrbeauftragten Hans Hörterer in ihrer Freizeit gesägt, gehämmert und gebastelt“, berichtet Schulleiter Wolfram Fuchs voller Anerkennung. „Eine Schülerin gab die Anregung dazu“, erinnert sich Britta Meinke. „Sie hatte auf ein Bild die Farbe so dick aufgetragen, dass es eine richtige Struktur bekam, und erklärte, das Bild hätte sie auch für Blinde gemalt. Daraus entstand die Idee für die Wanderausstellung ‚Berührungspunkte‘.“ O f f e n h e i t u n d To l e r a n z e r f a h r e n u n d l e b e n

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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kunst-AG ließen sich schnell für das Projekt begeistern und setzten sich auf diese Weise spielerisch, aber intensiv mit dem Thema Behinderung auseinander, etwa als die Ausstellung im Epilepsiezentrum Kehl-Kork zu Gast war: „Am Anfang hatte ich ein bisschen Angst, weil manche da rumgeschrien oder uns angefasst haben“, erzählt Erika. „Aber dann haben wir gelernt, dass die dafür ja nichts können und eigentlich genauso sind wie wir.“ „Indem die Kinder Patienten durch die Ausstellung geführt haben, haben sie aber nicht nur gelernt, wie wichtig Toleranz ist, sondern auch ihr Einfühlungsvermögen und ihre Kommunikationsfähigkeit verbessert“, berichtet Britta Meinke. Und Florian bringt die vielleicht wichtigste Erkenntnis auf den Punkt: „Ich habe mich gefreut, weil die sich gefreut haben.“ Besser kann man es nicht formulieren.

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Aufstieg in die Bildungsbundesliga

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–  „kicken&lesen“ bringt Jungs vom Ball zum Buch  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Im Team trainieren Jungs neben Fußball auch ihre Lese- und Sozialkompetenz. Wichtig zu wissen / : Mehr als 850 Jungen konnten bereits von „kicken&lesen“ profitieren.

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Lesevorbilder gesucht! Der Versuch, Jungs die Freude am Lesen zu vermitteln, gleicht oft einem Dribbling durch eine gut aufgestellte Verteidigungslinie: Lesen ist anstrengend, Lesen ist langweilig, Lesen ist uncool. Eine denkbar schlechte Ausgangssituation, denn gerade die Lese- und Sprachkompetenz sind für die Teilnahme am deutschen Bildungssystem und damit auch für die späteren Aussichten am Arbeitsmarkt von entscheidender Bedeutung. Wer dem männlichen Nachwuchs jedoch mit derartigen Argumenten kommt oder gar mit dem Hinweis zu punkten glaubt, dass Lesen schließlich auch vielen Mädchen Spaß mache, schießt damit in der Regel ein Eigentor. Was fehlt, sind Lesevorbilder und eine Strategie, die mit den Vorurteilen gegenüber Büchern aufräumt.

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Bildungsof fensive in der Fankur ve Fußball ist ein Thema, das nahezu alle Jungen interessiert, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Bildungsstand. Vor diesem Hintergrund taten sich im Jahr 2007 die Baden-Württemberg Stiftung und der VfB Stuttgart für ein ebenso einfaches wie geniales Projekt zusammen: Bei „kicken&lesen“ üben sich fußballbegeisterte Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren nicht nur im Umgang mit dem Ball, sondern auch im Lesen – und zwar auf abwechslungsreiche Art und Weise und natürlich immer mit direktem Bezug zu ihrem Lieblingsthema. Spannende Fußballkrimis, unterhaltsame Ratespiele rund um den VfB und lange Lesenächte gehören ebenso zum Programm wie das tägliche Konditions- und Geschicklichkeitstraining auf dem Platz und Besuche ehemaliger Profifußballer, von denen die Jungen lernen, dass im Fußball nicht nur Kopfball, sondern auch Köpfchen gefragt ist. Gelungener Hattrick Über 150 Jungen, vorwiegend aus lesefernen Familien oder mit Migrationshintergrund, nahmen 2011 an zehn regionalen „kicken&lesen“-Projekten teil. Als besondere Belohnung winkte der gemeinsame Besuch des letzten VfB-Heimspiels der Saison samt feierlicher Verleihung der Urkunden. Wer sich sowohl fußballerisch als auch beim Lesen besonders hervorgetan und dabei stets Teamgeist bewiesen hatte, durfte zudem am „kicken&lesen“Camp in der VfB Fußballschule teilnehmen. Diese zu Beginn der Projekte oft ausschlaggebenden Anreize hätte es später freilich oft gar nicht mehr gebraucht, denn viele Teilnehmer entwickelten rasch auch beim Lesen einen geradezu sportlichen Ehrgeiz, tauschten sich intensiv über ihre Bücher aus und erzählten später an ihren Schulen so begeistert von den Projekttagen, dass vielerorts bereits Wartelisten für die nächste Runde geführt werden. Spaß, Integration und eine verbesserte Lese- und Sozialkompetenz, dieser Hattrick gelang „kicken&lesen“ auch im Jahr 2011 wieder. Weil sich baden-württembergische Jungs nicht sehr von denen aus Hessen unterscheiden und auch diese schneller zum Ball als zum Buch greifen, wird „kicken&lesen“ seit 2011 auch von der „hessenstiftung – familie hat zukunft“ und dem FSV Frankfurt durchgeführt.

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kickenundlesen.de


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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Integration durch Bildung

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– Mit „Talent im Land“ fördern zwei groSSe Stiftungen begabte Jugendliche  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : 291 Stipendiatinnen und Stipendiaten haben dank „Talent im Land“ Baden-Württemberg das Abitur erreicht. Sie bereichern jetzt unsere Hochschulen und Unternehmen mit ihren Ideen und engagieren sich als Alumni im Netzwerk von „Talent im Land“. Wichtig zu wissen / : 164 junge Talente mit Zuwanderungsgeschichte werden aktuell gefördert.

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Sie sind klug, ehrgeizig und sozial engagiert, eigentlich gehören sie zur Elite des Landes. Doch für Jugendliche mit Migrationshintergrund ist es oft sehr schwer, ihre besonderen Talente und ihr Engagement zur Entfaltung zu bringen: Sprachbarrieren und Vorurteile erschweren die Teilnahme am deutschen Bildungssystem und die Suche nach einem Arbeits-, Ausbildungs- oder Studienplatz. Ihre Eltern können ihnen zum Teil nur bedingt helfen. Gleichzeitig gehen Deutschland auf diese Weise zahlreiche vielversprechende Talente und zukünftige Leistungsträger verloren. Fachhochschulreife oder Abitur als Sprungbret t

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Dieser Entwicklung gilt es nach Ansicht der Baden-Württemberg Stiftung und der Robert Bosch Stiftung frühzeitig gegenzusteuern. Gemeinsam vergeben die beiden Stiftungen im Rahmen ihres Programms „Talent im Land Baden-Württemberg – Schülerstipendien für begabte Zuwanderer“ jährlich 50 Stipendien an Jugendliche, um ihnen durch finanzielle, ideelle sowie personelle Unterstützung den Weg zum Abitur oder zur Fachhochschulreife zu erleichtern. Das Stipendium richtet sich an Schülerinnen und Schüler mit Zuwandergeschichte, die eine Schule in Baden-Württemberg besuchen und hier ihren Wohnsitz haben. Bei der Auswahl geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten bewertet eine unabhängige Jury sowohl die schulischen Leistungen als auch das soziale, gesellschaftliche oder politische Engagement. Bildungsbotschaf ter in Baden-Wür t temberg

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Auch im Jahr 2011 wurden 50 junge Talente ausgewählt, denen ihre Lehrer hohe Leistungsbereitschaft und Zielstrebigkeit attestierten und die sich als Schulsprecher, in Jugendorganisationen oder in sozialen Einrichtungen trotz ihrer eigenen schwierigen Situation in bewundernswerter Weise für ihre Mitmenschen einsetzen. Neben der finanziellen Unterstützung, die für schulische Zwecke, Bücher und Sprachkurse verwendet werden kann, aber auch für Instrumentalunterricht oder Museumsbesuche, runden außerschulische Bildungsangebote das Programm ab. In regelmäßigen Treffen mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten können sich die begabten Jugendlichen zudem untereinander austauschen und wertvolle Netzwerke knüpfen. Ihrer vielleicht wichtigsten Mission gehen sie bereits in ihren Schulen nach: Als Bildungsbotschafter und Vorbilder für eine erfolgreiche Integration machen sie anderen begabten Jugendlichen, gleich welcher Herkunft, Mut, es ihnen gleichzutun.

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talentimland.de

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Fachlich versiert, menschlich engagiert

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– beo – Wettbewerb Berufliche Schulen  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Kreativität und Teamgeist sowie ein selbstbewusstes, professionelles Auftreten bilden eine gute Grundlage für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben. Wichtig zu wissen / : 24 Projekte wurden 2011 ausgezeichnet.

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Mit Hand und Herz Manche Schlüsselqualifikationen helfen nicht nur dabei, sich neues Wissen und besonders gute Chancen am Arbeitsmarkt zu erschließen, sie öffnen auch die Herzen der Menschen: Beim „beo – Wettbewerb Berufliche Schulen“ haben zahlreiche Auszubildende sowie Schülerinnen und Schüler beruflicher Schulen aus BadenWürttemberg auch im Jahr 2011 wieder gezeigt, dass sie neben ganz schön viel Köpfchen auch das Herz am rechten Fleck haben. Stolze 84 Projektgruppen aus 70 beruflichen Schulen und Ausbildungsbetrieben bewarben sich um einen der mit bis zu 12.000 Euro dotierten Preise – mit innovativen Projekten, die neben erheblichem Fachwissen oder handwerklichem Können mindestens eben soviel Kreativität und Leistungsbereitschaft erforderten und stets auch den gesellschaftlichen Nutzen im Blick hatten. Mit dem im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Wettbewerb möchte die Baden-Württemberg Stiftung die Aufmerksamkeit auf die großartige Leistung der beruflichen Schulen und Ausbildungsbetriebe im Land lenken. Der „beo – Wettbewerb Berufliche Schulen“ bestärkt die Schulen darin, als Institution eine innovative Kultur zu entwickeln oder auszubauen, auf Eigenständigkeit und partnerschaftliche Leistungsfähigkeit der jungen Menschen zu setzen. Lehrpersonen begleiten die Projektgruppen, vermitteln Know-how in Sachen Projekt­ management, vermitteln Standards für Dokumentation und Präsentation und ermutigen zu dem Wagnis, sich bei einem Wettbewerb zu zeigen.

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Ein Forum für die Exper ten von morgen Und es ist ein gewaltiges Potenzial, das in vielen der jungen Männer und Frauen schlummert, wie diese in ihren Präsentationen eindrucksvoll unter Beweis stellten: Wenn im Stuttgarter Haus der Wirtschaft professionelle Messeatmosphäre herrscht, aber die Erwachsenen deutlich in der Minderheit sind, wenn Lehrer und Meister stolz vor den Werken des Nachwuchses stehen und staunend beobachten, wie fachmännisch dieser auftritt, Interviews gibt und der Jury die Projekte erläutert – dann ist der Tag der „beo“-Preisverleihung gekommen. 21 der eingereichten Arbeiten und Beiträge hatte die Jury ausgewählt und ihre Entwicklerinnen und Entwickler zum Festakt in die Landeshauptstadt eingeladen. Die Anwesenden hatten allen Grund, auf sich stolz zu sein, denn die Kriterien, nach denen die Preise verliehen werden, sind streng: Die Schülerinnen und Schüler beziehungsweise die Auszubildenden sollen selbstständig eine Idee von gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder technischer Relevanz entwickeln und umsetzen. Lehrer und Ausbilder stehen dabei zwar als Ansprechpartner zur Verfügung, doch die Jugendlichen müssen selbst in der Gruppe ihre Ideen diskutieren und abstimmen, wie sie Konflikte lösen, sich organisieren und anfallende Arbeiten aufteilen – eine harte Schule, zumal die Projekt­ arbeit überwiegend in der Freizeit stattfindet.

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beo-bw.de


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S c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Über sich selbst hinauswachsen 05

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Pluspunkte gibt es zum einen für besonders originelle und innovative Ideen sowie für eine qualitativ hochwertige Umsetzung. Doch auch eine gelungene Dokumentation des Entwicklungsprozesses von der Ideenfindung bis zur Abschlusspräsentation kann zum Erfolg des Projekts beitragen, beispielsweise in Form eines Videotagebuchs, eines kleinen Imagefilms oder eines bebilderten Entwicklungsprotokolls. Einigen Mut und viel Überzeugungskraft erfordert die Aufgabe, sich externe Kooperationspartner für das Projekt zu suchen – eine Herausforderung, die 2011 alle teilnehmenden Gruppen annahmen und mit Bravour meisterten. Und eine Aufgabe, die sich im Nachhinein als gute Übung für die Präsentation im Haus der Wirtschaft erwies, denn schließlich will selbst das beste Produkt auch angemessen angepriesen und beworben werden, soll es sich am Markt behaupten. Preisverleihung in fünf Wet tbewerbsgruppen

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Die Jury zeigte sich am Tag der Preisverleihung am 1. April 2011 von allen vorgestellten Projekten äußerst beeindruckt. Dabei wurden in den einzelnen Wettbewerbsbeiträgen sehr unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt. Um der großen Vielfalt der beruflichen Schulen gerecht zu werden, wurden die mit 12.000, 8.000 und 3.000 Euro dotierten Preise sowie lobende Anerkennungen in Höhe von je 1.000 Euro daher in fünf Gruppen verliehen:

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Gruppe 1

Berufsschule/Duales System 25

Gruppe 2

Einjährige Berufsfachschule und Berufsvorbereitungsjahr Gruppe 3

Berufskolleg und Zweijährige Berufsfachschule 30

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Berufliches Gymnasium, Berufsoberschule und Fachschule Gruppe 5 35

Schulartenübergreifende Projekte

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Mit viel Offenheit und gegenseitigem Respekt vor der Leistung anderer begegneten sich auch die Teilnehmer untereinander: So mancher ließ sich bei einem Rundgang durch die Ausstellung den Solarladekoffer der GertrudLuckner-Gewerbeschule Freiburg erklären, begutachtete die von der Gewerblichen Schule Schwäbisch Gmünd entworfene Berufskleidung oder probierte das imposante Lauschofon der Robert-Mayer-Schule Stuttgart aus, das selbst leise Umgebungsgeräusche so verstärkt, dass sie auch für Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen wahrnehmbar sind. Einige Gruppen hatten bereits öffentliche Auftritte mit ihrem Projekt hinter sich, etwa die Kaufleute für Dialogmarketing der Max-Weber-Schule Freiburg: Sie hatten für ihr Projekt „JAM – Join and Move“ einen Dance Contest organisiert, der Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft miteinander in Kontakt bringen sollte und dank ausgeklügelter Werbemaßnahmen ein voller Erfolg wurde. Die Preisverleihung im Haus der Wirtschaft war dennoch der unbestrittene Höhepunkt: Strahlende Gesichter und glänzende Augen sprachen Bände und zeugten nicht zuletzt vom neuen Selbstbewusstsein, das viele der jungen Fachleute im Laufe der Projektarbeit gewonnen haben.

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s c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

Fotografie: Baden-Württemberg Stiftung

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8. be0 – wettbewerb berufliche schulen 1 / : Zwei stolze Preisträger der Gewerblichen Schule Bad Saulgau 2 / : Mit ihrer Hobelbank überzeugten die Schüler die Jury 3 / : Schüler der Robert-Mayer-Schule entwickelten sogenannte „Guckkästen“

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Interview beo-wettbewerb

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schüler helfen schülern

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ein bus für togo Interview

Peter Hohloch, Elisabeth Schreibmüller, Svenja Hinrichs Schüler der Friedrich-Schiedel-Schule in Wangen 10

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Angehende KFZ-Mechatroniker unterstützen Partnerschule in Afrika Zu den Preisträgern des beoWettbewerbs 2010 zählt auch die Friedrich-Schiedel-Schule Wangen. Dort restaurierten die Schüler und Schülerinnen der einjährigen Berufsfachschule Kfz-Technik in ihrer Freizeit den alten VW-Bus ihres Klassenlehrers und spendeten ihn ihrer Partnerschule in Bassar im westafrikanischen Togo – den Bus wohlgemerkt, der Lehrer erfreut sich allgemeiner Beliebtheit und durfte bleiben. Wie seid Ihr denn auf die Idee mit dem Bus gekommen?

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Peter Hohloch, 21 Jahre: Während der

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Fußball-WM 2006 war die Mannschaft aus Togo in Wangen einquartiert, und dadurch haben sich viele Wangener zum ersten Mal mit dem Land beschäftigt. Elisabeth Schreibmüller, 21 Jahre: In der

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Folge hat sich der Verein „TogoHilfe Wangen“ gegründet, und über den haben wir erfahren, mit welchen Problemen die Berufsschule in Bassar zu kämpfen hat. Neben den Schulgebühren von 50 Euro im Jahr, die nur wenige Familien zahlen können, ist die Entfernung zur Schule für viele ein Hindernis, denn ein Fahrzeug haben die wenigsten.

Infografik / Quelle: Shell Jugendstudie 2010

Elisabeth Schreibmüller: Von der Idee bis Information

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aller Jugendlichen möchten sozial Benachteiligten

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„Seit es unseren Bus gibt, sind die Schulanmeldungen gestiegen.“ Svenja Hinrichs

Svenja Hinrichs, 19 Jahre: Da kam dann

unser Klassenlehrer Dieter Renner ins Spiel. Der wollte seinen uralten VW-Bus eigentlich verschrotten. Stattdessen haben wir dann beschlossen, den Bus zusammen mit Fachbetrieben aus Wangen wieder fahrtüchtig zu machen und ihn dem Institut Arnold Janssen in Bassar als Schulbus zu schenken. Das klingt nach einer Menge Arbeit, wie lange habt Ihr denn für die Reparatur gebraucht?

zur fertigen Beschriftung hat es drei Monate gedauert. Das ging aber nur so schnell, weil alle engagiert bei der Sache waren und jeder jedem geholfen hat. Svenja Hinrichs: Seit es unseren Bus

gibt, sind die Schulanmeldungen tatsächlich schon gestiegen. In Zukunft werden es hoffentlich noch mehr werden, denn mittlerweile haben alle Klassen der Friedrich-Schiedel-Schule Patenschaften für Schüler in Bassar übernommen und sammeln regelmäßig Spenden, von denen das Schulgeld bezahlt wird. Dann wird das Projekt also auch noch weiterlaufen, wenn Ihr demnächst Euern Abschluss gemacht habt?

Peter Hohloch: Es sieht ganz danach aus. Wir spenden auch einen Teil unseres Gewinns an die Schule in Bassar – genau zum richtigen Zeitpunkt: Die meisten Togolesen kennen nämlich nur Automatikgetriebe, und nachdem der Bus ein paar Monate lang nur im dritten Gang gefahren worden ist, braucht er schon wieder dringend eine neue Kupplung. Inzwischen wissen die Fahrer aber, wie die Bedienung eines Schaltgetriebes funktioniert.

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Nachhaltige Hilfe beim Einstieg ins Berufsleben

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–  BORIS – Berufswahl-SIEGEL Baden-Württemberg  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Von einer positiven Konkurrenz der Schulen um die beste Berufsvorbereitung profitieren sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Betriebe und Unternehmen. Wichtig zu wissen / : 154 Schulen konnten sich 2011 zertifizieren oder rezertifizieren.

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Herausforderungen annehmen Die Zeiten, in denen Kinder beruflich automatisch in die Fußstapfen ihrer Eltern traten, sind lange vorbei, ebenso die Wirtschaftswunderjahre, in denen die Berufswahl dank annähender Vollbeschäftigung zweitrangig war. Die heutige Generation von Schülerinnen und Schülern ist sich deutlich bewusst, wie wichtig es ist, persönliche Neigungen und Stärken frühzeitig zu erkennen und auszubauen, Defizite ausfindig zu machen und möglichst zu beheben, um sich schließlich für einen Beruf zu entscheiden, der gleichermaßen Erfüllung bringt, wie auch die finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht. Je umfassender und intensiver die Vorbereitung ist, desto besser stehen dabei die Chancen, von Anfang an den richtigen Weg einzuschlagen und somit einen Studien- oder Ausbildungsplatzwechsel zu vermeiden. Umso wichtiger ist es, Schülerinnen und Schülern bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen und ihnen frühzeitig eine berufliche Beratung anzubieten, damit sie sich unter Berücksichtigung ihrer individuellen Bedürfnisse auf einem zunehmend globalisierten Arbeitsmarkt mit sich stetig wandelnden Berufsbildern orientieren können.

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Bildungspar tnerschaf t mit vielfältigem Nutzen Um all diese Herausforderungen aktiv anzugehen, Anreize für qualitativ hochwertige berufsorientierende Angebote zu schaffen und besonderes Engagement sichtbar zu machen, hat die Baden-Württemberg Stiftung mit dem „BoriS – Berufswahl-SIEGEL Baden-Württemberg“ ein starkes Bündnis engagierter Partner ins Leben gerufen. Mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft, Arbeitgeberverbänden, Industrie- und Handelskammern und Experten aus der Jugendarbeit bringt die Baden-Württemberg Stiftung die unterschiedlichen Akteure im Bereich der Berufsorientierung an einem Tisch zusammen. Die Stiftung selbst versteht sich dabei als Moderatorin dieser vielbeachteten Zusammenarbeit, die den Fachkräften von morgen einen erfolgreichen Start ins Berufsleben ermöglichen soll.

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Zer tifikat als Aushängeschild Das drei Jahre gültige Berufswahl-SIEGEL wird an Schulen verliehen, bei denen das Thema Berufsberatung fest im Schulalltag verankert ist und die ihren Schülerinnen und Schülern durch externe Kooperationspartner wie berufsbildende Schulen, Hochschulen, Arbeitsagenturen und Betriebe und Unternehmen häufige und umfassende Einblicke in die unterschiedlichsten Arbeitswelten ermöglichen. Berufsinformationstage und Messebesuche, Planspiele, Projekttage und Einzelgespräche helfen den Jugendlichen, aus der Vielzahl an Möglichkeiten Berufsbilder herauszufiltern, die zu ihnen passen, während sie bei Betriebsbesichtigungen und durch Praktika erste praktische Erfahrungen sammeln und wichtige Kontakte knüpfen können.

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S c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Den Mutigen gehört die Welt –  10 Jahre Baden-Württemberg-Stipendium  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Über die Jahre entstand ein riesiges Netzwerk, das Baden-Württemberg mit der Welt verbindet. Wichtig zu wissen / : 13.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten profitierten schon vom Baden-Württemberg-STIPENDIUM.

Blaue Flecken von der rumpelnden Pferdekutsche und Rückenschmerzen vom ewigen Sitzen waren noch die harmlosesten Begleiterscheinungen, die Reisende noch vor wenigen Jahrhunderten in Kauf nehmen mussten, wenn sie die Welt erkunden wollten – und wer gar den Sprung nach Amerika wagte, musste sich auf monatelange kräftezehrende und oft gefahrvolle Schiffsreisen einstellen. Dennoch gab es immer begeisterte Weltreisende, Menschen voller Entdeckerdrang, die aus Neugier, Geschäftssinn oder im Dienste der Völkerverständigung Kontakte mit Menschen unterschiedlichster Kulturen knüpften. Ihre Erfahrungen waren oft nicht nur für sie selbst eine Bereicherung, sondern auch für ihre Umgebung. Baden-Wür t temberg : Global Player mit Bodenhaf tung

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In ihren Grundzügen sind die Anlässe für das Reisen bis heute gleich geblieben, nur die Rahmenbedingungen haben sich vorteilhaft verändert. Reisen bildet, lässt die eigene Persönlichkeit reifen und erhöht die Wertschätzung für andere Kulturen – und zwar umso mehr, je intensiver der Kontakt ist, je mehr der Reisende sich mit der fremden Sprache und Kultur auseinandersetzt. Auch viele Unternehmen bevorzugen daher Bewerber, die den Mut und die Offenheit für einen längeren Auslandsaufenthalt aufgebracht und dabei viele wertvolle Kompetenzen erworben und Netzwerke geknüpft haben. Das größte Hindernis für eine solch wichtige Qualifikation ist oft die Finanzierung. Mit dem Baden-Württemberg-STIPENDIUM möchte die BadenWürttemberg Stiftung sowohl Menschen aus Baden-Württemberg ermöglichen, einige Zeit im Ausland zu verbringen, als auch ausländische Stipendiatinnen und Stipendiaten einladen, Baden-Württemberg kennen und schätzen zu lernen. Grund zum Feiern Auf diese Weise wird das Profil Baden-Württembergs im internationalen Wettbewerb nachhaltig gestärkt – und das nun schon seit guten zehn Jahren: Rund 13.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten wurden in diesem Zeitraum zu Botschaftern der Völkerverständigung und halten über die „Regional Chapters“ bis heute Kontakt zu vielen Freunden und Gleichgesinnten. Grund genug, im Jubiläumsjahr 2011 auf die Erfolgsgeschichte anzustoßen. Unter dem Motto „10 Jahre Baden-Württemberg-STIPENDIUM. Unendlich viele Geschichten“ kamen am 14. Oktober 2011 in der Neuen Universität Heidelberg rund 400 Stipendiaten, Alumni und Ehrengäste zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam zu feiern. An verschiedenen Ständen mit fantasievollen Aktionen, die zum Mitmachen einluden, präsentierten sich zudem die insgesamt sechs Programmlinien des Baden-Württemberg-STIPENDIUMs. Sie ermöglichen es, den teils sehr unterschiedlichen Zielsetzungen der Stipendiatinnen und Stipendiaten gerecht zu werden.

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Auslandsaufenthalte machen Schule Die jüngste Zielgruppe sind Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 18 Jahren. Gute bis durchschnittliche Schulleistungen vorausgesetzt, können sie betreut von der gemeinnützigen Schüleraustauschorganisation AFS ein Schuljahr lang in Gastfamilien in den Partnerregionen von Baden-Württemberg in der Rhone-Alpes-Region (Frankreich), der Lombardei (Italien), in Katalonien (Spanien) sowie in den mittel- und osteuropäischen Staaten Kroatien, Ungarn, Tschechien, Lettland, Polen oder Russland leben. Umgekehrt erleben aus diesen Ländern kommende Stipendiaten ein Schuljahr lang die baden-württembergische Gastfreundlichkeit und entdecken auf Exkursionen mit den Gastfamilien sowie mit anderen Austauschschülern und Stipendiaten die Vielfalt des Landes, in dem die Menschen nach eigenem Bekunden alles können außer Hochdeutsch.

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Der Karriere auf die Sprünge helfen Geht es bei der Schülerlinie vor allem noch um den Mut, sich erstmals fernab von Familie und Freunden zu behaupten, verbinden die Teilnehmer der Studierenden-Linie bereits konkrete berufliche Erwartungen mit ihrem Auslandsaufenthalt. Sich durch den Erwerb einer Fremdsprache für internationale Tätigkeiten zu qualifizieren, gehört ebenso dazu, wie wertvolle Netzwerke zu knüpfen. Auch bietet sich die Gelegenheit, den wissenschaftlichen Betrieb in anderen Ländern kennenzulernen und für Abschlussarbeiten unter zahlreichen Forschungseinrichtungen eben jene ausfindig zu machen, die für das jeweilige Thema die besten wissenschaftlichen Rahmenbedingungen bereithält.

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Europa stärken Einen besonderen Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa legt die Baden-Württemberg Stiftung mit zwei weiteren Programmlinien: dem Walter-Hallstein-Programm und der Kooperation mit der „Andrássy Gyula Deutschsprachige Universität Budapest“ (AUB). Hervorragende Studierende des Studiengangs „Europäisches Verwaltungsmanagement, Master of Arts“ der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg und anderer europabezogener Aufbaustudiengänge erhalten durch das Walter-Hallstein-Programm die Gelegenheit für ein Auslandssemester, beispielsweise in Albanien, Estland, Polen oder Weißrussland. Umgekehrt sind neben Studierenden auch Verwaltungsexperten aus Mittel- und Osteuropa eingeladen, sich um europabezogene Praktika zu bewerben. Bei der Programmlinie der AUB stammt jeweils ein Drittel der Stipendiaten aus Ungarn, deutschsprachigen Ländern und von mittel- und osteuropäischen Universitäten. Die AUB ist ein Gemeinschaftsprojekt der Republik Ungarn, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Österreich, der Schweiz, des Freistaats Bayern, des Landes Baden-Württemberg und der Baden-Württemberg Stiftung. Aus Baden-Württemberg stammende Studierende, die für einen europabezogenen Aufbaustudiengang oder ihre Promotion an die AUB wechseln, werden dabei mit einem zehnmonatigen Stipendium unterstützt. Studierende der AUB, die aus Ungarn oder anderen mittel- und osteuropäischen Ländern stammen, können indessen zu einem bis zu dreimonatigen Aufenthalt an eine baden-württembergische Universität wechseln.

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Zu neuen Ufern aufbrechen Exzellente Köpfe, die von den im Ausland gesammelten Erfahrungen nachhaltig profitieren können, gibt es natürlich längst nicht nur unter Studierenden, auch in Ausbildungsberufen und ohne akademischen Abschluss kann sich ein Auslandsaufenthalt bei der Karriereplanung als ausgesprochen wertvoll erweisen. Berufstätigen mit überdurchschnittlich gutem Abschluss hat die Baden-Württemberg Stiftung daher eine eigene Programmlinie gewidmet, die spannende Einblicke in Arbeitsweise, Betriebsstrukturen und Führungskonzepte verwandter Branchen in anderen Ländern bietet.

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Welcome to Holly wood 05

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Kamera läuft, heißt es bei der wohl spektakulärsten Programmlinie des Baden-Württemberg-STIPENDIUMs: Studierende der Filmakademie Baden-Württemberg können sich um ein Stipendium bewerben, das sie in die Filmstadt schlechthin bringt: Los Angeles. In intensiven Unterrichtseinheiten, Workshops und Praktika erhalten die zukünftigen Filmemacher Einblick in die Welt Hollywoods und lernen die Arbeitsweise großer Studios von der Stoffentwicklung und Produktion bis zur Vermarktung eines Films kennen. Im dritten Studienjahr können sich die Filmstudenten zudem für einen der begehrten Plätze im Programm „fiction 35“ bewerben: Rund drei Monate lang produzieren die Stipendiaten mit Unterstützung der kooperierenden französischen Filmhochschule la fémis in Paris einen professionellen zehnminütigen Kurzfilm im 35-Millimeter-Format – ein besseres Empfehlungsschreiben dürfte nur schwer zu bekommen sein.

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– brandneu –

Baden-Württemberg-stipendium plus 25

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mit einem zusätzlichen angebot möchte die baden-württemberg stiftung innovative internationale hochschulkooperationen anstoßen – und folgt dabei selbst einem innovativen konzept Bei „BWS plus“ werden die Mittel erstmals nach einem projektbezogenen Ausschreibungsverfahren vergeben. Beim Baden-Württemberg-STIPENDIUM orientiert sich im „Normalverfahren“ die Höhe des Budgets für Stipendien unter anderem an der Studierendenzahl einer Universität, wodurch kleinere Hochschulen entsprechend kleinere Budgets erhalten. ---------Durch die projektbezogene Ausschreibung haben nun auch kleinere Hochschulen die Möglichkeit, sich zusätzliche Mittel zu sichern. Das hilft beispielsweise der Musikhochschule Trossingen: Sie bekam für die Kooperation mit der University of Nanchang in China insgesamt 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Beim Projekt „Early Music East and West“ tauschen sich die Studierenden beider Hochschulen beispielsweise über die historische Aufführungspraxis aus, die in China infolge der Kulturrevolution bis heute nahezu brachliegt. Umgekehrt sind die chinesischen Studierenden ihren deutschen Kollegen etwa in der elektroakustischen Musik eine Nasenlänge voraus, wovon die Trossinger Studierenden beim Projekt „Global Musicdesign“ profitieren. ---------Beide Projekte gehen mit gegenseitigen Besuchen von Studierenden und Dozenten und zahlreichen gemeinsamen Kursen, Konferenzen und natürlich Konzerten einher. Darüber hinaus wurden 2011 neun weitere Projekte badenwürttembergischer Hochschulen ausgewählt, die im Rahmen von „BWS plus“ realisiert werden.

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Interview baden-württembergstipendium

– AARON BUTLER –

philosophieren und surfen

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Interview

Aaron Butler, Stipendiat des Baden-Württemberg-stipendiums 10

„Ich war der einzige, der geklatscht hat“

Aaron, wieso haben Sie sich für Ihren Auslandsaufenthalt ausgerechnet Deutschland ausgesucht?

Für meine Fächerkombination spielt Deutsch eine große Rolle, und ich würde es schon allein deswegen sehr gerne fließend sprechen. Darüber hinaus finde ich Deutschland kulturell sehr interessant. Als ich an der Universität vom BadenWürttemberg-STIPENDIUM erfuhr, habe ich daher die Gelegenheit genutzt und mich um ein Stipendium beworben. Haben Sie sich denn schon gut in Tübingen eingelebt?

Ja, da ich mit anderen Theologiestudenten in einem Studentenwohnheim wohne, habe ich schon viele Bekanntschaften geschlossen. Tagsüber treffen wir uns zum Lernen und abends auch mal zum Feiern.

Infografik / Quelle: Staufenbiel JobTrends Deutschland 2011

Welche Unterschiede zwischen Ihrer Heimat und Deutschland sind Ihnen am Anfang besonders aufgefallen?

Information

Der 35-jährige Incoming-Stipendiat Aaron Butler studiert in den USA Philosophie und Theologie an der renommierten Yale University. Seit Juli 2011 heißt seine neue Heimat Tübingen, wo er seine Studien an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität fortsetzt. Zum Stipendiatentreffen hatte er sich bereits gut eingelebt, wie er im Interview berichtet.

65% Der Arbeitgeber halten Auslandsaufenthalte oder Auslandserfahrung für eine erforderliche Zusatzqualifikation bei Absolventen

Deutschland ist viel dichter besiedelt als die USA – und natürlich sind auch einige praktische Dinge ganz anders. In den USA klatschen wir zum Beispiel am Ende einer Vorlesung, während die Studenten in Deutschland mit den Fingerknöcheln auf die Tische klopfen – da ich das nicht wusste, war ich plötzlich der einzige, der geklatscht hat, aber das nimmt einem ja niemand übel. Und einmal habe ich im Supermarkt nach dem Einkaufen nach einer Tüte gegriffen – ohne zu ahnen, dass man die hierzulande – was ich sehr sinnvoll finde – bezahlen muss.

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Was vermissen Sie am meisten?

Ich stamme ursprünglich aus Kali­ fornien, daher fehlen mir die Berge und das Meer. Aber vielleicht fahre ich ja mal zum Surfen nach Bremerhaven. Können Sie sich vorstellen, später nach Deutschland zurückzukommen?

Auf jeden Fall! Ich möchte jetzt erst einmal in den USA meinen Doktortitel machen und habilitieren, aber danach kann ich mir durchaus vorstellen, hier zu lehren – und zu Besuch werde ich ohnehin wiederkommen.

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Fotografie: Baden-Württemberg Stiftung / Viola Schütz

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NEUGIERIG AUF DIE ZUKUNFT 1 / : Mit spannenden Vorträgen begeistern die Coaching-Teams junge Menschen für den MINT-Bereich 2 / : Junge Tüftler überzeugten mit ihrem „Fukushima-Roboter“ beim Artur Fischer Erfinderpreis


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schulische und ausserschulische projekte Baden-Württemberg Stiftung 2011

Fotografie: Baden-Württemberg Stiftung / Viola Schütz

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FREUDE AM EXPERIMENTIEREN

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3 / : Im BioLab können Kinder und Jugendliche MINT hautnah erleben 4 / : Das Programm „mikromakro“ unterstützt junge Erfinderinnen und Erfinder 55


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Ein Projekt aus dem Bereich

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Rollendes Hightech-Labor auf MINT-Mission

–  BioLab begeistert Jugendliche für Biotechnologie und moderne Lebenswissenschaften  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : Die Baden-Württemberg Stiftung trägt mit ihren MINT-Programmen dazu bei, den Nachwuchs in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu sichern. Wichtig zu wissen / : Bereits mehr als 42.000 Schüler machten ein Praktikum im BioLab.

Trillerpfeifen im Schulgebäude, draußen eine große Party. Die letzten Prüfungen sind gelaufen, heute steht der Abi-Scherz auf dem Programm. Ernster, aber mindestens ebenso spannend geht es ein paar Meter weiter in einem blau lackierten LKW zu. In dem Truck mit den ausgefahrenen Seitenwänden befindet sich ein Hightech-Labor, in dem gerade 20 Schülerinnen und Schüler Bakterienerbgut isolieren und mittels genetischem Fingerabdruck einen fiktiven Mörder überführen. „BioLab“, das rollende Labor der Initiative „BioLab BadenWürttemberg on Tour – Forschung, Leben, Zukunft“, ist seit neun Jahren in ganz Baden-Württemberg unterwegs, um Jugendlichen die modernen Lebenswissenschaften und Biotechnologie näherzubringen und sie zu ermuntern, einen Beruf in dieser Branche zu ergreifen. Heute ist das BioLab an der Mildred-Scheel-Schule in Böblingen, einer Schule mit starkem Biologie-Schwerpunkt. Unter einem Dach vereint sind hier ein biotechnologisches Gymnasium und ein Berufskolleg, in dem unter anderem ehemalige Hauptschüler, die die mittlere Reife machen wollen, in Labortechnologie unterrichtet werden. Die projektbegleitende Wissenschaftlerin Liane Ludwig hält ein Plastikmodell einer bunten, spiralartig gedrehten Leiter hoch. Noch bevor sie fragen kann, was das ist, schnellen schon die Hände hoch. „DNA“, sagt eine Schülerin und ergänzt ganz ohne Versprecher „Desoxyribonukleinsäure“. Liane Ludwig und ihr Kollege Dr. Andreas Horschinek sind positiv überrascht über die Vorkenntnisse der Praktikanten. Kein Wunder: Die Schule besitzt ein ähnliches Labor wie der BioLab-Truck. Den Umgang mit den 500 Euro teuren Pipetten muss Ludwig gar nicht mehr erklären, jeder der Schüler hat so etwas schon benutzt. Feuer und Flamme für Biotechnologie

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Am Ende wird auf dem Bewertungsbogen, den die BioLab-Mitarbeiter nach jedem Einsatz ausfüllen müssen, ein ziemlich gutes Urteil stehen. Auch die Schüler verlassen den Truck begeistert. Obwohl sie manche Handgriffe schon kannten, sind sie dankbar für den guten Überblick über das Berufsfeld Lebenswissenschaften und Biotechnologie. Einige wissen schon jetzt, dass sie eine Ausbildung als Technischer Assistent machen wollen, manche streben auch ein Biologiestudium an. Und vielleicht kommt der eine oder die andere in zehn Jahren wieder – als projektbegleitender Wissenschaftler im BioLab.

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Genau diese unglaubliche Geschichte ist Liane Ludwig passiert. Die 26-Jährige war im Juni 2003 als Schülerin im BioLab, kurz nachdem der Truck von der Baden-Württemberg Stiftung auf Reisen geschickt worden war. „Wegen BioLab habe ich Biologie studiert“, sagt Ludwig. Kurz vor Ende des Studiums kam dann die Stellenausschreibung, und seit 2010 gibt die einstige Praktikantin ihr Wissen an die nächste Generation weiter.

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biolab-bw.de

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Auch neun Jahre nach dem Projektstart ist das Interesse der Schulen im Land ungebrochen. Die Warteliste ist lang, die Mildred-Scheel-Schule musste nach dem ersten Gastspiel 2004 acht Jahre auf einen zweiten Termin warten. Schulen, an denen das BioLab noch nie zu Gast war, warten indessen „nur“ mehrere Monate. Das Projekt wurde schon mehrfach verlängert, derzeit bis 2013. Die Initiative „BioLab Baden-Württemberg on Tour“ will Schüler nicht nur für das Fachgebiet interessieren, der Truck leistet auch einen wichtigen Beitrag für den Biologie-Unterricht an den vielen Schulen, die nicht so privilegiert sind wie die Mildred-Scheel-Schule. Die drei BioLab-Wissenschaftler halten Themen und Ausstattung stets auf dem neuesten Stand und speisen aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft in den Unterricht ein. Irmgard Karl, diplomierte Biochemikerin und Lehrerin für Labortechnologie an der Böblinger Schule, bereitet ihre Schülerinnen und Schüler intensiv auf den BioLab-Tag vor und bespricht das Gelernte nachträglich. Karl: „Neue Erkenntnisse aus dem BioLab bauen wir sofort in den Unterricht ein.“

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mit der mint-box den wissensdurst stillen 30

freude am experimentieren wecken – dieses ziel haben die neuen mitmachkästen, die von der baden-württemberg stiftung im programm „mint-box“ entwickelt wurden. Experimentierkästen zu insgesamt zehn spannenden Projekten sollen junge Entdecker für naturwissenschaftliche und technische (MINT-)Berufe begeistern. Schulen können die Mitmachkästen ausleihen. Bei der Vorstellung der Boxen am 17. Oktober 2011 im Naturkundemuseum Stuttgart informierten die Projektteams über Inhalt und Lernziele ihrer Boxen. ---------Bei den Experimentierkästen kommen alle Altersgruppen auf ihre Kosten: Mit dem Ideenkoffer Umwelt lernen schon Vierjährige, wie man schmutziges Wasser mit Kiessand filtert. Kinder ab acht können mit dem Ideenkoffer Bionik an Ahorn- und Löwenzahnsamen das Geheimnis des Fliegens ergründen. Spannung für ältere Jugendliche bietet der Fahrsimulator, den Ingenieure des Karlsruher Instituts für Technologie entwickelt haben.

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Forschung –

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Neues vom Netzwerk

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– COACHING4FUTURE: neue Themen, mehr Austausch  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : Coaching4Future informiert Jugendliche über Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten im MINT-Bereich. Wichtig zu wissen / : Trotz steigender Studierendenzahlen fehlen derzeit deutschlandweit mehr als 200.000 MINT-Fachkräfte.

Rund 640 Schulbesuche und mehr als 1150 Informationsveranstaltungen mit nahezu 47.000 Schülerinnen und Schülern – das Bildungsnetzwerk COACHING4FUTURE hat seit seinem Start im November 2008 Beeindruckendes geleistet. Zwei Teams mit je zwei Nachwuchswissenschaftlern touren durch die Schulen Baden-Württembergs und begeistern ihre jungen Zuhörer für MINT-Berufe, also Berufe in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die Nachfrage der Schulen ist ungebrochen: Die Wartezeiten betragen mehrere Monate. Die Live-Coaching-Veranstaltungen, die seit 2010 auch an Haupt- und Werkrealschulen stattfinden, sind indes nur ein Baustein. Der Netzwerkgedanke stand seit Beginn besonders im Vordergrund. Die Idee: Das Online-Portal von COACHING4FUTURE dient als Plattform, auf der sich Schüler, Studierende und Lehrer mit Unternehmen und Hochschulen austauschen können. So finden die jungen Interessenten leichter einen Praktikumsplatz in den 350 beteiligten Betrieben oder einen von rund 1.000 Studiengängen an 52 Hochschulen des Landes; auch 63 Berufskollegs sind beteiligt. Verne t zung üb er s ozial e M e dien

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Dem Vernetzungsgedanken trägt auch die Nutzung sozialer Medien Rechnung. Nachdem Mitte 2010 eine Facebook-Seite startete, die bereits über 2.200 Fans hat, kam 2011 ein eigener YouTube-Kanal dazu, der regelmäßig neue Clips zu aktuellen MINT-Themen bringt. So spricht der renommierte Klimaforscher Mojib Latif vom Institut für Meereswissenschaften der Universität Kiel über die Folgen des Klimawandels. Solche Themen fließen wiederum in die Schulshows ein. Neben der Klimaforschung sind Erneuerbare Energien und Elektromobilität als neue Themen im Schuljahr 2011/2012 mit dabei, und mit Dr. Agnes Heinemann wurde eine Klimaexpertin für das Team gewonnen.

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Damit jedoch das Netzwerk dauerhaft die Jugendlichen erreicht, arbeiten die Macher von COACHING4FUTURE bereits wieder an einer neuen Idee: einer Online-Lehrerhandreichung für die MINT-Berufsorientierung. Diese soll auch die Schüler erreichen, die nicht in den Genuss eines Besuches eines der Coaching-Teams kommen und Lehrern im Downloadbereich der Plattform www.coaching4future.de kostenlos zur Verfügung stehen.

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coaching4future.de

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Interview mikromakro

– SEBASTIAN KRAUS –

kleine forscher, große ideen

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Interview

Sebastian Kraus, Teilnehmer am Programm „mikromakro“ 10

Kreativität ist keine Frage des Alters – das beweist mikromakro. Die BadenWürttemberg Stiftung unterstützt mit diesem Programm Schülerteams, die eine Idee in eine Erfindung umsetzen wollen. Schülerinnen und Schüler, die noch auf der Suche nach einer zündenden Idee sind, dürfen an einem Kreativitätsworkshop teilnehmen. Bei der Umsetzung, die zwei Jahre dauern darf, lernen die Teams in weiteren Workshops alles Notwendige zu den Themen Projektmanagement, Marktwirtschaft, Technik, Recherche und Patentrecht. Am Ende stehen innovative Prototypen, über die sogar Unternehmen staunen – wie im Fall des Einkaufsnavigators, den ein mikromakro-Team der Gewerblichen Schule Crailsheim entwickelt hat. Das achtköpfige Team durfte seinen Supermarktlotsen mit Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung 2011 auf der Erfindermesse iENA in Nürnberg präsentieren. Teamsprecher Sebastian Kraus über seine Erfahrungen:

Information

mikromakro beflügelt junge erfinder

N1 r

BADEN-WÜRTTEMBERG IST SPITZENREITER BEI ANGEMELDETEN PATENTEN

14.355

patente im Jahr 2011

DAS SIND 31 prozent Aller in Deutschland angemeldeten Patente

Kreativitätsworkshop teilnehmen. Dort haben wir uns Alltagsprobleme überlegt und kamen so auf die Suche im Supermarkt.

Wie ist das Team auf die Idee des Einkaufsnavigators gekommen?

Wie hat das Team das Problem gelöst?

Wir haben uns bei mikromakro beworben und durften an einem

Wir haben eine Software entwickelt, die den kürzesten Weg durch den

Infografik / Quelle: Deutsches Patent- und Markenamt, 2012

mikromakro-bw.de

Supermarkt findet. Man erstellt zu Hause wie in einem Onlineshop eine Einkaufsliste und lädt sie auf einen USB-Stick. Im Laden bekommt man ein Touchpanel, das man am Einkaufswagen befestigt. Dort lädt man die Einkaufsliste und wird zu den Regalen gelotst.

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Was war die größte Herausforderung?

Die Positionsbestimmung des Ein­ kaufswagens. Wir haben verschiedene Methoden getestet, unter anderem GPS, doch diese haben nicht funktioniert. Jetzt nutzen wir Funketiketten, die auf den Boden geklebt werden. Das ist sehr genau. Darauf haben wir auch ein Patent angemeldet.

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Wie geht es weiter?

Wir suchen einen Supermarkt zum Testen, noch interessanter wäre ein Baumarkt. Wir sind in Kontakt mit der Kauflandstiftung, die Interesse hat. Auch die Resonanz auf der Erfindermesse war sehr gut. Da wir jetzt Abitur gemacht haben, stehen bei den Teammitgliedern erst mal Ausbildung und Studium im Vordergrund, eine Firma gründen können wir nicht. Deshalb wäre es uns am liebsten, wenn wir unsere Erfindung an ein Unternehmen lizenzieren könnten.

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S c h u l i s c h e u n d a u ss e r s c h u l i s c h e p r o j e k t e Baden-Württemberg Stiftung 2011

Interview artur fischer erfinderpreis

– SEBASTIAN MURGUL –

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alles selbst beigebracht Interview

Sebastian Murgul, Teilnehmer am Artur Fischer Erfinderpreis 10

der Erfinderkönig beim Artur Fischer Erfinderpreis

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Alle zwei Jahre wird der von Professor Artur Fischer und der Baden-Würt­ temberg Stiftung gestiftete und mit 36.000 Euro dotierte Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg verliehen. Prämiert werden Erfin­ dungen privater Erfinder und im Rahmen des Schülerwettbewerbs die Erfindungen von Schulklassen, Schüler-AGs und einzelnen Schülern, die besonders innovativ und von großem gesellschaftlichem Nutzen sind. Die Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg wurde im März 2001 gegründet. Ihr Stiftungskapital beträgt aktuell 1,5 Mio. Euro.

mit elektronischen Effekten. Dafür habe ich eine Anerkennung bekommen. Zwei Jahre später habe ich den zweiten Platz erreicht mit einem Musikinstrument, das man mit Wasser spielt. Dann kam die Frühstücksmaschine, ein Roboter, der Tee oder Kaffee kocht und einen Toast mit Butter und Marmelade zubereitet. Damit habe ich den dritten Platz erreicht, auch bei Jugend forscht. Und 2011 habe ich dann den Vorratschecker gebaut, einen Roboter, der mit einer Kamera und einer Datenbank zu Hause den Inhalt des Vorratsregals prüft und per SMS eine Einkaufsliste aufs Handy schickt. Woher kommen die Ideen für Deine Erfindungen?

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Viermal teilgenommen, viermal ausgezeichnet: Sebastian Murgul ist der fleißigste und erfolgreichste Tüftler im Schülerwettbewerb des Artur Fischer Erfinderpreises, den die BadenWürttemberg Stiftung unterstützt. Im Interview spricht der 16-Jährige über seine Motivation und seinen ersten Auftrag.

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Du hast 2011 bereits zum vierten Mal am Artur Fischer Erfinderpreis teil­ genommen. Das ist Rekord. Was hast Du schon alles erfunden?

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Mit zehn war ich zum ersten Mal dabei mit einem verrückten Kartenspiel, einer Art Mensch-ärgere-Dich-Nicht 55

erfinderpreis-bw.de

Meistens sehe ich etwas und überlege mir, wie ich das verbessern kann. Auf die Idee zur Frühstücksmaschine kam ich, weil mein Großvater mir einen Wecker geschenkt hat. Da habe ich mir überlegt, wie man beim Wecken auch gleich automatisch das Frühstück zubereiten kann. Und auf den Vorratschecker kam ich, weil wir beim Einkaufen mit meinem Vater immer etwas vergessen, wenn wir keine Einkaufsliste machen.

Bekommst Du Hilfe bei der Umsetzung der Ideen?

Ich habe mir alles selbst beigebracht, zum Beispiel das Programmieren, ich recherchiere auch viel im Internet. Meine Eltern sind nicht besonders technikinteressiert, sie unterstützen mich aber sehr. Ich bin auf einem musischen Gymnasium, da gibt es nur einen Informatiklehrer. Deshalb helfe ich dort mit. Ich leite zum Beispiel die Informatik-AG und im JavaProgrammierkurs bin ich Co-Leiter. Hast Du auch schon Aufträge, für die Du Honorar bekommst?

Ja, ich arbeite für Dr. Thomas Ney. Er hat 2011 mit seiner hydraulischen Zahnspange den ersten Preis beim Artur-Fischer-Erfinderpreis gewonnen. Für ihn entwickle ich drahtlose Sensoren und eine Auswerteelektronik, die Kaukraft, Temperatur und Muskel­ aktivität in der Spange messen. Was möchtest Du mal werden?

Ich würde gerne Elektrotechnik oder Informatik studieren und später in der angewandten Forschung arbeiten, zum Beispiel bei einem Fraunhofer-Institut. Und 2013 nehme ich natürlich noch einmal am Artur Fischer Erfinderwettbewerb für Schüler teil. Da entwickle ich etwas mit Künstlicher Intelligenz.

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Zukunft braucht Forschung Wer forscht, ist einen Schritt voraus. Daher unterstützen wir Forschungsteams bei ihrer Suche nach Antworten. Über Fachdisziplinen hinweg und gut vernetzt wollen wir die großen Herausforderungen unserer Zeit meistern, die Innovationskraft Baden-Württembergs stärken und den wirtschaftlichen Erfolg sichern.

059/.  Forschungstag 2011 064/.  Funktionelle Nanostrukturen 066/. Optische Technologien 068/. Umwelttechnologieforschung 071/. Organische Photovoltaik 072/. Produktionsforschung 074/. Dienstleistungsforschung 076/.  Netzwerk Bildungsforschung 077/.  Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden


– F OR S CHUN G – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Forschung –

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Highlight im Wissenschaftskalender

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– Der Forschungstag 2011 dreht sich um die Lebenswissenschaften  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Der Austausch über Fachdisziplinen und Organisationen hinweg gibt Impulse für neue Forschungsansätze und eine erfolgreichere Vermarktung der Ideen. Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung richtet den Forschungstag alle zwei Jahre aus, 2011 zum Thema Lebenswissenschaften.

Alle zwei Jahre ist er eines der Highlights im Kalender der wissenschaftlichen Tagungen: der Forschungstag der Baden-Württemberg Stiftung. 500 bis 700 Wissenschaftler und Industrievertreter treffen sich dort zum Erfahrungsaustausch. Die Strahlkraft der Veranstaltung reicht weit über das Bundesland hinaus – auch hochkarätige Gäste aus dem Ausland werden angezogen. 2011 war der Forschungstag zu Gast an der Universität Heidelberg anlässlich der Feierlichkeiten zum 625-jährigen Bestehen von Deutschlands ältester Universität. Heidelberg steht für Tradition – und für Spitzenforschung in den Lebenswissenschaften. Auch für die BadenWürttemberg Stiftung sind die Lebenswissenschaften ein wichtiger Pfeiler ihrer Stiftungstätigkeit. Und so drehte sich am 29. Juni 2011 alles um adulte Stammzellen, Allergologie, Proteomforschung und Biomaterialien, aber auch um technische Entwicklungen in angrenzenden Fachgebieten wie dem Höchstleistungsrechnen oder der Mikrosystemtechnik. Der Forschungstag glänzte mit illustren Rednern: Professor Paul Kirchhof, Steuerrechtler an der Universität Heidelberg, referierte über ethische und rechtliche Aspekte der lebenswissenschaftlichen Forschung. Und Professor Erwin Neher, Medizinnobelpreisträger von 1991, berichtete aus seiner aktuellen Forschung zu Neurotransmittern. Der Nachmittag war dem fachlichen Austausch vorbehalten. Mit Workshops und rund 100 Postern informierten Dutzende Wissenschaftlerteams aus Baden-Württemberg über aktuelle Forschungsergebnisse.

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Ü b e r d e n Te l l e r r a n d b l i c k e n Wohl auf keiner Tagung für Lebenswissenschaften sind so viele Physiker und Ingenieure vertreten wie beim Forschungstag 2011 der Baden-Württemberg Stiftung – ein Zeichen dafür, wie interdisziplinär die Veranstaltung und das Programm „Lebenswissenschaften“ angelegt sind. Während die Biologen im Programm „Adulte Stammzellen II“ weitgehend unter sich sind, tummeln sich in den Programmen „Methoden für die Lebenswissenschaften“ und „Mikrosystemtechnik“ jede Menge Wissenschaftler anderer Disziplinen. Einer von ihnen ist Dr. Andreas Seifert vom Institut für Mikrosystemtechnik der Universität Freiburg. Der Physiker entwickelt mit seiner Gruppe einen Sensor für Blutdruck und Sauerstoffsättigung, der in den Körper implantiert wird. Mediziner der Freiburger Uniklinik hatten bei ihm angeklopft, weil sie händeringend ein Dauermonitoring des Blutdrucks benötigen. Die Armmanschette zum Aufpumpen liefert immer nur einen Momentwert, Katheter oder Fingerclip sind ebenso nicht alltagstauglich. Für die vielen Hunderttausend Risiko­ patienten, die es in Deutschland gibt, wäre ein implantierter Blutdrucksensor, der bei Unregelmäßigkeiten per Mobilfunk Hilfe anfordert, ein echtes Sicherheitsplus. Die Krankenkassen geben jedes Jahr 40 Milliarden Euro für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus – „da wird das Gerät bestimmt ein Erfolg“, verspricht Seifert, zumal der Sensor aus einfachen Bauteilen besteht.

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Der Sensor ist eine kleine Manschette, die in einem chirurgischen Eingriff um eine Arterie gelegt wird. Er schickt Licht durch die Arterie und bestimmt aus den ankommenden Pulsen die Zeit, die das Blut vom Herz bis zum Sensor benötigt. Das erlaubt Rückschlüsse auf die Steifigkeit der Blutgefäße – und damit auf den Blutdruck. Schickt man verschiedenfarbiges Licht durch die Arterie, kann man auch gleich noch den Sauerstoffgehalt des Blutes messen. Das Projekt Opt4Life, das von der Baden-Württemberg Stiftung mit 350.000 Euro über drei Jahre unterstützt wurde, ist Anfang 2012 ausgelaufen. In weiteren drei Jahren soll der Blutdrucksensor nun zur Marktreife gebracht werden. Was noch fehlt, sind Versuche zur Körperverträglichkeit sowie eine Kalibriersoftware, die Schwankungen der Gefäßsteifigkeit ausgleicht. Das Team peilt eine Genauigkeit von zwei Millimeter Quecksilbersäule an – das wäre zehnmal genauer, als es der Arzt mit der Armmanschette misst. Und dann wird noch ein Industriepartner gesucht, der das Gerät baut und vermarktet. Der Forschungstag sei eine gute Gelegenheit, um die eigene Arbeit zu präsentieren und mit potenziellen Partnern in Kontakt zu kommen. Andreas Seifert: „Außerdem hilft der Forschungstag, den eigenen Horizont zu erweitern.“ Zellen im Wackelpudding

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Das sieht auch Dr. Brigitte Angres so, eine von zahlreichen Unternehmensvertreterinnen auf dem Forschungstag. Angres ist Mitgründerin der Cellendes GmbH in Reutlingen. Das Unternehmen stellt Hydrogele für drei­ dimensionale Zellkulturen her – ein boomender Markt in der Biotechnologie. Bisher waren Zellkulturen immer zweidimensional. Doch in einem lebenden Organismus wachsen Zellen dreidimensional und besitzen dadurch Eigenschaften, die man nur in dreidimensionalen Zellkulturen nachbilden kann. Die Hydrogele von Cellendes sind wie ein Wackelpudding, der den Zellen eine Art Gerüst bietet, in dem sie wie im Körper in alle Richtungen wachsen können. Das Hydrogel selbst ist – im Gegensatz zu früheren 3-D-Kulturen beispielsweise mit Collagen – eine für die Zellen neutrale Umgebung, die der Anwender aber mit biologischen Funktionen ausstatten kann. So können die Biologen die zelluläre Umgebung flexibel gestalten, um sie an die Ansprüche des jeweils kultivierten Zelltyps anzupassen. Zwei Projekte unterstützte die Baden-Württemberg Stiftung an der Forschungseinrichtung, dem Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut an der Universität Tübingen (NMI), aus dem die Firmenausgründung von Angres und ihren Partnern 2009 hervorging. Auf dem Forschungstag 2011 hielt Angres einen Vortrag zu ihrer Forschung vor fast hundert Zuhörern. Auch wenn viele auf ganz anderen Fachgebieten arbeiteten, komme es doch immer wieder zu interessanten Gesprächen, so Angres: „Ich habe eine Kollegin wiedergetroffen, die unsere Hydrogele schon nutzt und mit der ich mich über unsere Arbeit austauschen konnte.“ Die richtige Würze

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Innovationen entstehen heute vor allem an den Grenzen von Fachdisziplinen. Diese wichtige Erkenntnis der Innovationsforschung beherzigt die Baden-Württemberg Stiftung in vielen ihrer Programme, indem sie bevorzugt Projekte unterstützt, die ihren wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Mehrwert aus der interdisziplinären Zusammenarbeit schöpfen. Gleich mehrere Projekte im Programm „Methoden der Lebenswissenschaften“ sind hier vorbildlich. Eines von ihnen beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer mikroskopischer Verfahren zur Untersuchung von Mikro-RNAs in lebenden Zellen. Beteiligt sind gleich sechs Forschungsgruppen aus verschiedenen Disziplinen. Sie haben eines gemeinsam: Sie sitzen alle in Heidelberg, einem der weltweit führenden Forschungsstandorte für Lebenswissenschaften. Beteiligt sind sowohl theoretische Gruppen wie Bildverarbeiter und Modellierer, die Biologie am Computer betreiben, als auch experimentelle Biologen und Physiker. „Genau das ist die Würze unseres Projekts“, sagt Koordinator Dr. Holger Erfle vom Bioquant-Zentrum der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo allein vier der Gruppen arbeiten. „Im Umfeld der Universität Heidelberg trifft man ständig

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Leute mit spannenden Ideen“, so Erfle. Schon vor diesem Projekt habe es eine Zusammenarbeit in diversen Konstellationen und Projekten gegeben. Solche groß angelegten Projekte mit hohem Erkenntnisgewinn bedürfen einer besonders guten Unterstützung. Die Baden-Württemberg Stiftung investiert über eine Laufzeit von fünf Jahren 1,1 Millionen Euro in das Projekt. Ohne diese Unterstützung wäre das Vorhaben in dieser Güte nicht möglich gewesen“, sagt Holger Erfle. Das Projekt ist in vier Stufen angelegt, drei Jahre sind für die technische Entwicklung des bildgebenden Verfahrens vorgesehen, zwei Jahre für dessen Anwendung auf biologische Fragestellungen. Am Ende wird der Forschungsverbund eine komplett neue Technologie entwickelt haben, die bereits jetzt Aufsehen erregt. Der Forschungstag sei eine gute Kontaktbörse. Man sehe, was andere machen und was man davon nutzen könne. Und man könne sich Unternehmen präsentieren. Erfle: „Es gibt bereits Anfragen von Pharmafirmen, für die unsere Entwicklungen von großem Interesse sind.“

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Krebs abschalten Ärzte und Biologen waren auf dem Forschungstag 2011 natürlich auch vertreten. Im Programm „Adulte Stammzellen II“ unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung Projekte, die einen langen Atem benötigen, um neue Methoden in der Medizin zu entwickeln. Eine heiße Spur verfolgt Professor Hanno Glimm vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen und Deutschen Krebsforschungszentrum. Sein Team hat herausgefunden, dass in Krebsgeschwulsten nur ein kleiner Teil der Tumorstammzellen unsterblich ist und damit Metastasen bilden kann. Der größte Teil der Zellen bläht den Tumor zwar auf, hat aber ein endliches Leben. Um den Tumor zu bekämpfen, muss eine Therapie bei den unsterblichen Zellen ansetzen. Doch welche Eigenschaften sind es, die diese Zellen am Leben halten? Dieser Frage geht das Team von Hanno Glimm nach. Ziel ist es, Gene zu identifizieren, mit denen man die Fähigkeit zur Selbsterneuerung abschalten kann. Wie lange es bis zu einem klinischen Einsatz dauert, sei völlig offen, so Glimm. Entsprechend langfristig ist die Unterstützung der BadenWürttemberg Stiftung angelegt: Für fünf Jahre gibt es 750.000 Euro, derzeit ist das Projekt im zweiten Jahr. „Ohne die Baden-Württemberg Stiftung wäre das Projekt nicht möglich gewesen“, sagt Glimm. Doch auch die ideelle Unterstützung schätzt der Mediziner. „Die Projektgruppen des Programms treffen sich regelmäßig“, so Glimm, „auch den Forschungstag 2011 haben wir zu neuen Kontakten genutzt.“

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Information

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Nach dem Forschungstag ist vor dem forschungstag. der nächste findet 2013 statt, dann zum thema hochtechnologien.

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Info – Forschungstag –

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fokussierung statt sammelsurium Drei Fragen an

Dr. Gitte Neubauer, Teilnehmerin am Forschungstag 2011 10

Die Forschungsdirektorin von Cellzome, ein Unternehmen zur Entwicklung von Wirkstoffen gegen Entzündungskrankheiten, im Gespräch

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Was hat Sie am Forschungstag 2011 besonders beeindruckt?

Zunächst dachte ich: „Was für ein Sammelsurium an Themen“, aber dann war ich beeindruckt, was die Stiftung für den Forschungsstandort Baden-Württemberg tut. In den Lebenswissenschaften ist das Bundesland hervorragend aufgestellt. Gut finde ich, dass die Baden-Württemberg Stiftung nicht nach politischem Kalkül oder nach dem Gießkannenprinzip fördert, sondern gezielt dort, wo für das Land großes Potenzial erkennbar ist.

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02 Wie kann die Baden-Württemberg Stiftung ihre Förderung noch verbessern?

Ich würde noch mehr den Technologietransfer fördern, speziell bei Projekten, wo eine kommerzielle Verwertbarkeit bereits absehbar ist. Gerade in den Lebenswissenschaften haben wir da ein Problem, in ganz Deutschland.

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03 Was hat Ihnen der Forschungstag 2011 gebracht? 45

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Gute Kontakte. Ich habe Frau Angres von Cellendes kennengelernt. Ihre 3-D-Zellkulturen könnte einer unserer Partner gut gebrauchen. Und über ein Poster bin ich auf eine Heidelberger Gruppe aufmerksam geworden, die etwas Ähnliches wie wir in der Leukämieforschung macht. Das habe ich gar nicht gewusst. Die Kontakte werde ich auf jeden Fall weiterverfolgen.

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forschungstag 2011 1 / : Zellkulturplatten zur Erforschung von Tumorstammzellen 2 / : P rof. Paul Kirchhof, Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht der Universität Heidelberg 3 / : Prof. Randy W. Shekman, UC Berkeley, Moderator Rudy C. Meidl, Prof. Flossie Wong-Staal, University of San Diego und Prof. Erwin Neher, Nobelpreisträger für Medizin (v.l.n.r.)

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Ein Projekt aus dem Bereich

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Winzige Strukturen mit groSSer Wirkung – Netz für Nanotechnologien sorgt für Innovationen  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Nanometerkleine Strukturen verleihen neuen Materialien maßgeschneiderte Eigenschaften. Sie zu verstehen und zu beherrschen, entscheidet über den Erfolg dieser Technologien. Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung hat das Kompetenznetz mit bisher 21 Millionen Euro unterstützt.

Stents retten Leben. Die Implantate weiten verstopfte Gefäße und sorgen für ungehinderten Blutfluss – jedenfalls meistens. Denn bei etwa einem Drittel der Patienten überwuchert das Gewebe des operierten Blutgefäßes bei der Wundheilung den Stent und verschließt die Öffnung wieder. Heute gibt es beschichtete Stents, die Wirkstoffe freisetzen, mit denen das verhindert werden soll. Das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart, das KIT in Karlsruhe und die Universität Ulm gehen in einem Kooperationsprojekt einen anderen Weg. Er beruht darauf, dass Zellen empfindlich auf ihre Umgebung reagieren. Auf rauem Untergrund wachsen sie zum Beispiel nicht so gerne. Das kann man nutzen, um Implantate mit speziellen Oberflächen herzustellen, die das Wachstum der wuchernden Zellen stoppen. Das Projekt, das die Baden-Württemberg Stiftung im Kompetenznetz „Funktionelle Nanostrukturen“ unterstützt, soll Designprinzipien für nanostrukturierte Oberflächen finden. Eine zentrale Frage, die bisher noch weitgehend unerforscht ist: Wie verhalten sich die Zellen unterschiedlich alter Spender und wie verändert die Alterung der Zellen die Wechselwirkung mit dem Implantat? Unterschiedliche Implantate für jüngere und ältere Patienten

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Erste Versuche haben gezeigt, dass Zellen von älteren Spendern weicher sind und weicheres Bindegewebe bilden. Das hat Konsequenzen für ihre Anpassungsfähigkeit an künstliche Oberflächen. Bei einem Experiment haben die Forscher Zellen auf einer elastischen Membran kultiviert. Beim Dehnen der Membran dehnen sich die Zellen mit – bis es ihnen zu viel wird und sich das Gewebe durch Umbau entlastet. Zellen von älteren Spendern verkraften weniger Dehnung, auch auf nanostrukturierten Oberflächen verhalten sie sich weniger anpassungsfähig als Zellen von jungen Menschen. Für die Entwicklung nanostrukturierter Implantate ist das kein Nachteil. Wichtig ist aber die Erkenntnis, dass es künftig nicht ein Implantat für alle geben wird, sondern dass junge und alte Patienten möglicherweise unterschiedliche Ausführungen benötigen. „Ohne die Unterstützung der BadenWürttemberg Stiftung wäre das Projekt kaum möglich gewesen“, sagt Dr. Ralf Kemkemer, Leiter der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung für Biomaterialien am Max-Planck-Institut. Die Zusammenarbeit mit Kollegen der Universität Ulm und am KIT in Karlsruhe sei hier von großer Bedeutung. Und genau dieses Zusammenspiel verschiedener Disziplinen an unterschiedlichen Standorten möchte die Baden-Württemberg Stiftung fördern. Strom aus der Zelle

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Unser Körper ist ein Kraftwerk: 30 bis 50 Prozent der Energie, die wir über die Nahrung aufnehmen, wandeln unsere Zellen in ein elektrisches Potenzial um; bei Nervenzellen sind es sogar 70 Prozent. Dieses Potenzial nutzen sie unter anderem für Transportvorgänge etwa von Ionen oder bei der Entstehung und Weiterleitung

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von Nervenimpulsen. An der Zellmembran herrscht eine Spannung von minus 70 Millivolt, außen positiv, innen negativ. Vielleicht könnte man damit Strom erzeugen, wenn man Millionen von Zellen zusammenschaltet, dachte sich Dr. Amin Rustom als Student in einer Zoologie-Vorlesung, bei der es um elektrische Fische wie den Zitteraal oder den Zitterrochen ging und ihre erstaunliche Fähigkeit, elektrische Spannungen bis zu 600 Volt und Ströme bis zu zwei Ampere zu erzeugen. Heute arbeitet Rustom als Postdoc für das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart; gleichzeitig arbeitet er am Institut für Biophysikalische Chemie der Universität Heidelberg. Dort versucht er mit Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung, seine Idee umzusetzen. Mit im Boot sind die Professoren Joachim Spatz vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und Thomas Schimmel vom KIT in Karlsruhe sowie das Institut für Neurobiologie der Universität Heidelberg.

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Fakir auf dem Nagelbret t Um die Spannung an der Membran abzugreifen und einen winzigen Strom fließen zu lassen, nutzt Amin Rustom eine martialisch klingende Methode: Er sticht nadelförmige Elektroden aus Gold in die Zellen. Die Nadeln erzeugen die Teams in Stuttgart und Heidelberg mit einem mehrstufigen Verfahren, bei dem 100 Nanometer dünne Zylinder auf Goldoberflächen abgeschieden werden. Wie ein Fakir auf das Nagelbrett legen sich die Zellen auf die Spitzen und verletzen dabei ihre Membran. Erste Tests zeigen, dass die Zellen dadurch nicht beeinträchtigt werden; doch wie viel Energie sie abgeben können, ohne dass die Zellfunktionen leiden, ist noch völlig unbekannt. Auf jeden Fall muss die Ausbeute für technische Anwendungen künstlich erhöht werden, etwa durch Steigerung der Produktion von spezifischen Proteinen wie Ionenpumpen oder Ionenkanälen in der Zelle, die zu einem höheren Membranpotenzial führt. Anwendungen für die zellulären Kraftwerke gibt es zuhauf. So könnten Herz- und Hirnschrittmacher, aber auch Gehörprothesen ganz ohne Batterie und damit auch ohne Operationen zum Batteriewechsel auskommen. Ihre Energie würden sie aus einem Chip beziehen, der in der Nähe des Schrittmachers zum Beispiel im Muskelgewebe implantiert wird und der den Strom von Hunderttausenden Zellen zapft – so zumindest die Vision. Ein Spannungswandler – der ebenfalls noch zu entwickeln wäre – würde die kleine Spannung auf einige Volt transformieren – genug für kleine elektronische Geräte.

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Ein Projekt aus dem Bereich

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Licht als Werkzeug

– Optische Technologien sind der Klassiker im Programm der Baden-Württemberg Stiftung  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : Optische Messtechnik und Laserbearbeitungsprozesse sind wichtige Schlüsseltechnologien, die unter anderem in der Medizintechnik eingesetzt werden. Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung finanziert im Programm „Optische Technologien 2010“ zwölf Projekte mit insgesamt 3,8 Millionen Euro.

Beim Mikroskopieren ist viel Licht gut, weil es kontrastreiche Bilder etwa aus dem Inneren von Gewebeproben liefert. Gleichzeitig ist zu viel Licht schlecht, weil die Fluoreszenzfarbstoffe rasch ausbleichen, mit denen Biologen das Gewebe einfärben. Der Ausweg: Das Objekt wird scheibchenweise beleuchtet, und die Linse des Mikroskops stellt auf diese dünne Ebene scharf. Das ist das Prinzip der Lichtscheibenmikroskopie, die etwa zur Langzeitbeobachtung embryonaler Entwicklung verwendet wird, weil der Embryo so nur geringem Lichtstress ausgesetzt ist. Das Licht kommt dabei von der Seite, und der Detektor sitzt im rechten Winkel unter dem Objekt. Ihr Nachteil: Das Licht wird in der Probe geschwächt, sodass die Gewebescheibe nicht gleichmäßig hell ist. Dadurch lassen sich Details – etwa Zellen – nicht gut erkennen. Selbstheilender Lichtstrahl Eine raffinierte Lösung erforscht der Lehrstuhl für Bio- und Nano-Photonik der Universität Freiburg im Projekt NiMiSeSt, das die Baden-Württemberg Stiftung im Programm „Optische Technologien 2010“ finanziert. Das Kürzel steht für „Nichtlineare Mikroskopie mit selbstrekonstruierenden Strahlen“. Anstatt auf herkömmliche Lichtstrahlen, die im Zentrum hell sind und nach außen dunkler werden, setzt das Team um Professor A ­ lexander Rohrbach auf sogenannte Besselstrahlen. Sie werden holografisch erzeugt und tragen ein ringartiges HellDunkel-Muster um ihr helles Zentrum. Ihr Geheimnis: Nur die 20 Prozent des Lichts im Zentrum des Strahls dienen zur Beleuchtung des Objekts, die restlichen 80 Prozent sind gewissermaßen der „Proviant“, aus dem sich der schwächer werdende Strahl neuen Nachschub an Photonen (Lichtquanten) verschafft. Die Forscher sprechen von einem selbstrekonstruierenden oder selbstheilenden Strahl, der sich selbst immer wieder auffrischt. Experimente mit Tausenden winzigen Plastikkügelchen als künstliche, lichtstreuende Hindernisse zeigen: Der herkömmliche Laserstrahl kommt stark geschwächt und verzerrt hinter den Kugeln an, der Besselstrahl dagegen erhält seine Helligkeitsverteilung weitgehend, dringt wesentlich tiefer in das Objekt ein und zeigt mehr Details. Damit die unterstützenden Anteile im Ringsystem des Strahls nicht ebenso das Objekt beleuchten und das Bild verwaschen machen, nutzt das Team energiearmes Infrarotlicht. So sind immer zwei Photonen gleichzeitig nötig, um den Fluoreszenzfarbstoff anzuregen, und das ist nur im hellen Zentrum des Besselstrahls der Fall. Noch ein bis zwei Jahre werde es dauern, bis die Zwei-Photonen-Lichtscheibenmikroskopie mit Besselstrahlen anwendungsreif sei, schätzt Alexander Rohrbach. Einige Forschergruppen hätten schon Interesse; ein zukünftiger Einsatz des Verfahrens auch für den Routineeinsatz in Kliniken erscheint reizvoll. Dann werden Unternehmen in Baden-Württemberg von diesem neuen Mikroskopie-Verfahren profitieren können.

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Sanf te Schnitte Autos müssen leichter werden, u. a. um weniger Kraftstoff zu verbrauchen. Deshalb werden künftig immer mehr Bauteile aus Stahl durch kohlefaserverstärkten Kunststoff (CFK) ersetzt. Das Material ist leicht und zäh – und leider so spröde, dass Werkzeuge beim Bohren oder Schneiden viel schneller verschleißen als bei der Bearbeitung von Stahl. Ein Ausweg könnte der Laser sein, der in der Industrie immer häufiger zum Bohren, Schneiden oder Schweißen zum Einsatz kommt. Was genau passiert, wenn der Laser in den Faserverbund eindringt, ist weitgehend unbekannt. Bekannt ist dagegen das Resultat: Wenn ein Laser CFK schneidet, ist an der Oberfläche eine Wärmeeinflusszone sichtbar, die bis zu zehnmal breiter ist als der Lichtstrahl. Das Projekt Carecut soll der Ursache auf den Grund gehen. Man weiß, dass die Energie des Lasers den Kunststoff so erhitzt, dass er schlagartig verdampft und die Fasern frei liegen. Übeltäter sind die Fasern, weil ihre Wärmeleitfähigkeit sehr hoch ist. Wie das genau abläuft, soll eine Simulation zeigen, die Projektleiterin Margit Hafner programmiert hat. Sie modelliert die Wärmeausbreitung in einer Faser und vergleicht sie mit Daten von Hochgeschwindigkeits-Aufnahmen. Ein wichtiger Aspekt ist die Lichtausbreitung im Material, denn der Strahl geht keineswegs gerade durch, sondern wird darin kompliziert gestreut. Das untersuchen Kollegen an der Universität Ulm. Ideen, wie man CFK sanfter bearbeiten kann, gibt es auch schon. So sind Laser mit extrem kurzen, nur wenige Pikosekunden dauernden Lichtpulsen geeigneter, weil sie weniger Energie im verbleibenden Material hinterlassen. Auch beim Strahlprofil gibt es Optimierungsbedarf. Die meisten Laser sind in der Mitte des Strahls am intensivsten, nach außen nimmt die Intensität in einem Glockenprofil ab. Besser ist aber ein Rechteckprofil: Die Intensität des Laserstrahls ist dann über den gesamten Lichtfleck gleich. Lösungen wie diese soll das Projekt noch bis Februar 2014 zum Ende der Projektlaufzeit finden.

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Runde sieben Optische Technologien sind der Klassiker im Programm der Baden-Württemberg Stiftung. Als wichtige Schlüsseltechnologie werden sie seit 2001 mit bisher 21 Millionen Euro unterstützt, Projektträger ist das Kompetenznetz Photonics BW. Die beiden vorgestellten Projekte stammen aus der sechsten Förderrunde. Bis Mai 2012 läuft die Ausschreibung zur siebten Runde, die bewilligten Projekte sollen mit einem Finanzvolumen von insgesamt 4 Millionen Euro dann 2013 starten. Mit dem Programm unterstützt die Baden-Württemberg Stiftung anwendungsnahe Forschung, die auch der baden-württembergischen Industrie nützt, wie zahlreiche Beispiele der Kommerzialisierung der Forschungsergebnisse zeigen: 24 Erfindungsmeldungen gingen bisher aus dem Programm hervor, zwölf davon wurden zum Patent angemeldet, vier Patente sind bereits erteilt.

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umwelttechnologieforschung 1 / : W issenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie und des FraunhoferInsituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung produzieren Waschsubstanzen durch biologische Verfahren 2 / : Rhamnolipide haben gute Wascheigenschaften und sind sehr umweltverträglich


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Ein Projekt aus dem Bereich

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Der Natur auf der Spur

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–  Effizient und nachhaltig: Umwelttechnologieforschung  – 10

Wertvoll für die Zukunft / : Baden-Württemberg soll auch weiterhin Spitzenstandort für Umwelttech­ nologien bleiben. Wichtig zu wissen / : Die zehn Projekte im Programm „Umwelttechnologieforschung“ leisten einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz.

Aus Supermarktregalen sind sie nicht mehr wegzudenken: Waschmittel oder Shampoos aus nachwachsenden Rohstoffen, die biologisch abbaubar sind. Doch wirklich „bio“ sind die Inhaltsstoffe nicht. Denn die Tenside, die den Produkten ihre Waschkraft verleihen, werden chemisch hergestellt. Außerdem gibt es nur begrenzte Varianten dieser Tenside; neue Produkte etwa mit anderen Schaumeigenschaften lassen sich daraus schwer entwickeln. Anders bei der Herstellung von Waschsubstanzen mit biologischen Verfahren: In Bioreaktoren lassen sich diverse Tenside herstellen. Der Nachteil hier: Bisher hat man die Erbanlagen dafür aus natürlichen Bakterienstämmen entnommen und in das Erbgut leistungsfähiger Bakterien eingebaut. Das ist Gentechnik und nicht jedermanns Sache.

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Bedar f an Biotensiden wächst Biologen des Karlsruher Instituts für Technologie KIT wollen zurück zur Natur. Sie produzieren Biotenside allein mit gentechnisch nicht modifizierten Bakterienstämmen der Gattung Pseudomonas. Diese Bakterien gibt es überall in der Natur: auf der Haut oder nach Tankerhavarien im ausgelaufenen Erdöl. Die Mikroorganismen produzieren sogenannte Rhamnolipide, die sehr gute Wascheigenschaften haben und zudem sehr umweltverträglich sind. Die Bakterien lösen damit Fett, das sie als Nahrung aufnehmen. Leider ist die Ausbeute noch zu gering. Trotzdem hat die Industrie großes Interesse, weil ihr Bedarf an Biotensiden aufgrund der gewachsenen Nachfrage der Konsumenten enorm gestiegen ist. „Dieses Henne-Ei-Problem können wir nur durch öffentliche Forschung durchbrechen“, sagt Professor Rudolf Hausmann vom Institut für Bio- und Lebensmitteltechnik des KIT. Dank der Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung kann ein kleines Team an den Rhamnolipiden weiterforschen. Die Forscher suchen systematisch nach Stellschrauben, um die Tensidproduktion anzukurbeln. Dabei hilft ein Computermodell, entwickelt vom Karlsruher Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung. Es berechnet das Verhalten der Bakterien im Bioreaktor und kalkuliert, wie sich Wachstumsrate, Substratverbrauch oder Kohlendioxidaufnahme verändern, wenn man bestimmte Parameter – zum Beispiel die Temperatur im Reaktor – ändert. Dieses Modell für die Rhamnolipide könnte dabei helfen, in Zukunft auch andere Bioprozesse zu optimieren. Das KIT-Team ist schon weit gekommen. Ein Liter Bakteriensuspension erzeugt 40 Gramm Rhamnolipide – tausendmal mehr als in der Natur. Bekannt ist, dass die Bakterien theoretisch noch 20 Mal mehr Tenside produzieren könnten. Schon eine zehnmal höhere Ausbeute würde vermutlich genügen, um Rhamnolipide für industrielle Zwecke wirtschaftlich zu machen. In fünf Jahren könne es die ersten Waschmittel aus diesen Biotensiden geben, so Rudolf Hausmann, es könne aber auch schneller gehen. Etliche Firmen verfolgten die Arbeiten in Karlsruhe aufmerksam. Hausmann: „Wir haben bereits jede Menge Anfragen aus der Industrie.“

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10.000 Meter lang, 0,1 Gramm leicht: Ein Ding der Unmöglichkeit? Mitnichten, denn Dr. Frank Hermanutz hält das gesuchte Objekt in seiner Hand: eine Faser, die so unvorstellbar dünn ist, dass man sie mit dem bloßen Auge kaum noch sehen kann. Dass der golden schimmernde Faden auf der Spule dennoch sichtbar und extrem reißfest ist, liegt daran, dass tausend Einzelfasern zu einem Faden vereint sind. Supermikrofasern mit diesen Eigenschaften, dazu noch endlos auf Spule gewickelt, gibt es weltweit nur am Institut für Textilchemie und Chemiefasern in Denkendorf. Und sie sind heißbegehrt. Denn so dünne Fasern lassen sich zu Vliesstoffen und Filtern verarbeiten, die besonders gut Partikel anziehen. Die Industrie könnte damit Abgase reinigen, und im Haushalt würde das Abstauben oder Aufsaugen von Flüssigkeiten zum reinen Vergnügen. Versuche, solche Supermikrofasern herzustellen, gibt es immer wieder. Alle bisherigen Konzepte verwenden Lösungsmittel und künstliche Ausgangsstoffe. Die Faser aus Denkendorf wird mit einem Direktspinnverfahren hergestellt, also ohne Umwege aus einer Düse gespritzt. Die hat es in sich: Tausend winzige Löcher sitzen in einer Art Fingerhut, nur wenn man sie gegen das Licht hält, kann man sie erahnen. Die einzigartige Multidüse verdankt ihre Existenz dem Institut für Strahlwerkzeuge der Universität Stuttgart. Die Spezialisten des IFSW haben einen Laser entwickelt, der 20-Mikrometer-feine Löcher in Metall sticht, auch in relativ dicken Edelstahl, sodass die Textilchemiker des ITCF mit hohen Drücken arbeiten und damit Fasern mit hohen Geschwindigkeiten herausschießen können. Eine weitere Besonderheit: Mit dem Direktspinnverfahren lassen sich erstmals Supermikrofasern aus Zellulose oder Zelluloseazetat herstellen. Das sind nachwachsende Rohstoffe, umweltfreundlich und biologisch abbaubar. Und sie brechen nicht in scharfe Nadeln – gesundheitliche Risiken wie einst bei Asbest sind ausgeschlossen. Für die Düse und das Produktionsverfahren der Fasern sind inzwischen Patente angemeldet. Frank Hermanutz rechnet mit vielfältigen Anwendungen, Anfragen gebe es viele. Weil die superdünnen Fasern sehr weich und saugfähig sind, eignen sie sich beispielsweise für Tampons oder Wundauflagen – mit Produzenten ist das Institut bereits im Gespräch. Auch nach Ende des Projekts 2013 wird die Forschung weitergehen. Dann sollen die Fasern mit funktionellen Oberflächen ausgerüstet werden, also zum Beispiel mit Medikamenten oder mit Ionen, die bestimmte Stoffe aus Luft oder Flüssigkeit filtern.

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Ein Projekt aus dem Bereich

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Strom aus Plastik

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– Organische Photovoltaik hat groSSes Potenzial, aber es Gibt auch Herausforderungen  – 10

Wertvoll für die Zukunft / : Organische Solarzellen haben trotz derzeit geringer Wirkungsgrade großes Potenzial, da sie mit hohen Durchsatzraten aus kostengünstigen Ausgangsstoffen hergestellt werden können. Wichtig zu wissen / : Jeder zweite deutsche Photovoltaikforscher arbeitet in Baden-Württemberg.

Solarzellen aus Silizium sind robust, ihre Stromausbeute ist gut, und die Preise fallen seit Jahren. Anders organische Solarzellen: Sie sind noch teuer, weil ihr Wirkungsgrad derzeit mit rund zehn Prozent bescheiden ist. Trotzdem gehört ihnen vielleicht die Zukunft. Denn diese Solarzellen werden aus billigem Kunststoff hergestellt, sie sind flexibel und lassen sich sogar rollen. Doch damit solche Solarzellen ihre Trümpfe wirklich ausspielen können, sind erhebliche Fortschritte und Kosteneinsparungen bei der Fertigungstechnologie erforderlich. Mit dem Programm „Organische Photovoltaik und Farbstoffsolarzellen“, das 2011 gestartet ist, will die Baden-Württemberg Stiftung den Entwicklungsprozess beschleunigen und Forschungsergebnisse im Land schneller zur Anwendung bringen. Eines der weltweit führenden Forschungsinstitute auf diesem Gebiet ist das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. Dort beschäftigen sich die einzelnen Arbeitsgruppen mit den verschiedensten Möglichkeiten, Solarenergie zu nutzen. Die Gruppe „Farbstoff- und Organische Solarzellen“ arbeitet an der Weiterentwicklung dieser neuen Solartechnologie, während die Gruppe „Beschichtung, Technologie und Systeme“ sich mit der Abscheidung dünner Schichten mittels Sputter-Technik beschäftigt. Das Sputtern ist ein physikalischer Vorgang, bei dem Atome aus einem Festkörper herausgelöst werden, in die Gasphase übergehen und sich als dünne Schicht auf einem Substrat niederschlagen. Durch die Bündelung der Kompetenzen dieser beiden Gruppen will man ein wichtiges Problem lösen: Bisher wird als transparente Elektrode für organische Solarzellen zumeist Indium-Zinnoxid, kurz ITO, verwendet. Dieses Material lässt einerseits Licht auf die photoaktiven Schichten durch und sorgt andererseits für den Transport des elektrischen Stroms. Allerdings ist zum einen die Leitfähigkeit von ITO nicht besonders hoch und leidet zusätzlich beim Biegen der Folien, zum anderen ist es vergleichsweise teuer. Billigere Herstellung mit Silber Das Fraunhofer ISE entwickelt in dem Projekt eine ITO-freie organische Solarzelle, die auf einer eigens angeschafften Maschine auf Folie aufgebracht werden soll. Der entscheidende Fortschritt ist, dass die teure ITOElektrode durch eine kostengünstige transparente Silberelektrode ersetzt wird. Um nun zwei gesputterte Elektroden verwenden zu können, wollen sich die Forscher eines Tricks bedienen: „Wir stellen zwei Halbzellen her und laminieren sie hinterher zusammen“, erläutert Projektleiter Dr. Uli Würfel. Die eine Halbzelle besteht aus einer Folie mit einer hauchdünnen transparenten Elektrode aus Silber und Zinkoxid sowie den organischen Schichten, die das Sonnenlicht in Ladungsträger umwandeln. Die zweite Halbzelle ist spiegelbildlich aufgebaut – dann ist die Solarzelle völlig transparent und zum Beispiel zur Beschichtung von Fensterscheiben geeignet. Unter Druck sollen sich die beiden Halbzellen ganz ohne Klebstoff verbinden, „doch das ist Neuland“, schränkt Uli Würfel ein. Wenn das Projekt im Sommer 2014 ausläuft, sollen diese Hürden überwunden sein. Damit wäre das Tor offen für sehr preisgünstige organische Solarzellen, die ganz neue Einsatzgebiete erschließen würden.

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Forschung –

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Agentenaustausch

– Informationstechnologie für bessere Produktionsprozesse  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : Informations- und Kommunikationstechnologien erschließen Effizienzpotenziale und stärken die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie. Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt das Programm „Effiziente Produktion durch IKT“ mit 4,25 Millionen Euro.

Hochproduktiv, aber unflexibel – so waren Werkzeugmaschinen noch vor zehn Jahren. Inzwischen wandelt sich das Bild: Weil immer mehr Produkte in immer mehr Varianten auf den Markt kommen und die Lebenszyklen der Produkte immer kürzer werden, müssen die Maschinen flexibler werden – ohne die kostengünstige Massenfertigung zu vernachlässigen. Immer häufiger bestellen die Anwender deshalb – etwa in der Automobilindustrie – sogenannte Transfer- oder Inversmaschinen. Das sind Anlagen, bei denen die Werkzeuge in Kassetten ausgetauscht werden. Das Werkstück, das früher fest in der Mitte der Maschine positioniert war, bewegt sich in diesen neuen Maschinen auf die Werkzeuge zu. Vorteil: Die gleiche Maschine lässt sich schnell für neue Aufgaben umrüsten. Sof twareagenten stimmen sich ab

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Diesen Vorteil können die Betreiber aber nur nutzen, wenn das Werkstück nach einem ausgeklügelten Plan bearbeitet wird – nicht nur in einer Maschine, sondern koordiniert über alle Maschinen einer Produktionsstraße hinweg. Hier setzt das Projekt EffiPro an. Sein Ziel ist die „Effizienzsteigerung in der Produktion durch agentenbasierte Fertigungssystemplanung“. Software-Agenten – autonome Programme, die untereinander kommunizieren und ihr Verhalten abstimmen – planen die beste Strategie zur Bearbeitung eines Werkstücks. An EffiPro beteiligt sind das Institut für Werkzeugmaschinen IfW und das Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik IAS der Universität Stuttgart. Die automatische Fertigungsplanung erfolgt durch verkettete Agenten über mehrere Hierarchiestufen: Werkstückagent

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analysiert das Werkstück und wählt geeignete Fertigungsverfahren Arbeitsgangagent

wählt die passenden Werkzeuge und fasst Arbeitsgänge zusammen 45

Spindelagent

sucht die optimale Einbauposition der Werkzeuge und Mehrspindelköpfe im Transferzentrum Transferzentrumsagent

optimiert die Konfiguration des Transferzentrums 50

Produktionslinienagent

konfiguriert die Produktionslinie und stimmt Taktzeiten der Transferzentren ab

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– forschung – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Normal sitzen Ingenieure mehrere Wochen oder gar Monate an so einer Aufgabe. Die Agenten sollen die Planung in deutlich kürzerer Zeit erledigen. Die Einführung wird erwartungsgemäß zwar noch etwas Zeit benötigen, so Dr. Thomas Stehle, Projektleiter und stellvertretender Institutsleiter am IfW. Aber er ist überzeugt, dass die Agententechnologie in der Industrie Fuß fasst, wenn das Projekt aus dem Programm „Effiziente Produktion durch IKT“ der Baden-Württemberg Stiftung Mitte 2013 endet. Insbesondere die Automobilhersteller machten Druck bei der Einführung von Transferzentren, und so sei es gut möglich, dass die Maschinenhersteller die Entwicklung weitertreiben, so Stehle. Stählerne Helfer Wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten, ist Vorsicht geboten. Industrieroboter müssen meistens hinter Gittern arbeiten, damit sie ihre Kollegen aus Fleisch und Blut nicht verletzen. Das bremst das Produktionstempo, weil Werkstücke zwischen dem Arbeitsplatz des Werkers und der Roboterzelle hin- und herfahren müssen. Eine Lösung, die Sicherheit und Geschwindigkeit unter einen Hut bringt, entwickeln das Karlsruher Institut für Technologie und das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart. Im Projekt „Sichere und leistungsfähige Industrieroboter-Assistenten für den Mittelstand (Silia)“ entwickeln sie eine Roboterzelle mit festen Kooperationsräumen. Sie enthält zwei kleine zusätzliche Zellen, in denen die Werkstücke bearbeitet werden. Der Roboter steht in der Mitte und arbeitet in einer der beiden Zellen, während jeweils die andere für den Werker frei ist. Das Handling der Werkstücke wird vereinfacht, und die Flexibilität steigt. Entscheidet sich der Werker, die Reihenfolge der Bearbeitung zu ändern, kann er in der einen Zelle auf das Werkstück zugreifen, der Roboter macht sich dann in der anderen Zelle nützlich. Lichtschranken und Kameras erhöhen die Sicherheit Das erfordert eine adaptive Steuerung mit einem ausgeklügelten Sicherheitskonzept. Dazu gehören Lichtschranken, die den Roboter stoppen, wenn der Werker in denselben Kooperationsraum greift. Eine Kamera an der Decke erkennt, ob der Werker eine Änderung des Arbeitsablaufs plant, und steuert den Roboter blitzschnell um. Von Silia profitieren vor allem Mittelständler, die Kleinserien oder Spezialbauteile anfertigen. Sie benötigen eine hohe Flexibilität bei den Arbeitsabläufen und eine enge Verzahnung von Mensch und Maschine. Das Fraunhofer IPA baut derzeit einen Demonstrator, der bis zum Projektende im Sommer 2012 auf Messen vorgestellt werden soll. Dann rechnet Stephan Puls, Projektleiter am Institut für Prozessrechentechnik, Automation und Robotik des KIT, mit Anfragen von Unternehmen, die komplette Industrieautomationslösungen anbieten. Dann muss auch das Sicherheitskonzept stehen. Stephan Puls: „Wir müssen vor allem die Berufsgenossenschaften überzeugen.“

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– forschung – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Forschung –

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Dienstleistung in der Praxis

–  Kleine und mittlere Unternehmen wettbewerbsfähig machen  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : Dienstleistungen tragen 60 Prozent zur Wertschöpfung in Baden-Württemberg bei, zwei Drittel aller Arbeitsplätze hängen davon ab – Tendenz steigend. Wichtig zu wissen / : Die Baden-Württemberg Stiftung unterstützt das Programm „Wissenstransfer Dienstleistungsforschung“ mit 1,5 Millionen Euro.

Aus der Forschung in die Praxis – dieses Ziel verfolgt das Programm „Wissenstransfer Dienstleistungsforschung“, das die Baden-Württemberg Stiftung 2008 gestartet und 2011 abgeschlossen hat. Die Wissenschaft hat in den letzten 20 Jahren überzeugend nachgewiesen, dass Dienstleistungen – etwa produktbegleitende Wartungsoder Schulungsangebote – für die Wettbewerbsfähigkeit immer wichtiger werden. In Baden-Württemberg hängen bereits zwei Drittel der Arbeitsplätze von Dienstleistungen ab – Tendenz steigend. Doch vor allem kleine und mittlere Betriebe tun sich schwer, die Erkenntnisse in konkrete Angebote für die Kunden umzusetzen. Sie bieten zwar schon lange Dienstleistungen wie Schulungen oder Instandhaltung an, doch es gelingt ihnen noch zu selten, damit neue Märkte zu erschließen oder Umsatz zu erzeugen. Vier Transferprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten wurden im Programm ausgewählt und mit insgesamt 1,5 Millionen Euro unterstützt. Unter Beteiligung namhafter Forschungseinrichtungen und Transferinstitutionen lernten mehr als 30 Pilotbetriebe, wie sie Potenziale für neue Dienstleistungen erkennen und entwickeln. Eigens entworfene Fragebögen, Checklisten, Workshops, Software und vieles mehr dienten der Umsetzung. Ein wichtiges Ziel war dabei die schnelle und unkomplizierte Implementierung, da die meist kleinen Betriebe nur wenig Zeit für die strategische Planung haben. Spürbar von der Forschungsinitiative profitier t „Den meisten Betrieben ist gar nicht bewusst, wie viele Dienstleistungen sie schon anbieten“, wundert sich Ewald Heinen, Geschäftsführer des Instituts für Technik und Betriebsführung im Deutschen Handwerkerinstitut in Karlsruhe. Das ITB hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation die Stuttgarter Transferinitiative konzipiert und mit 12 Betrieben neue Dienstleistungen entwickelt. Ein ähnliches Konzept verfolgte die Wissenschaftliche Hochschule Lahr im Projekt EDDI (Erfolg durch Dienstleistungen). Ein anderes Thema haben die Projekte WiTal unter Leitung des KIT in Karlsruhe und OpTiMA unter der Leitung der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz aufgegriffen: Die Betriebe lernten hier, wie man Verträge nach dem Prinzip „Total Cost of Ownership“ kalkuliert, das alle Kosten wie Wartung, Ersatzteile und Hotline über den gesamten Lebenszyklus berücksichtigt. Solche All-inclusive-Dienstleistungen sind heute vor allem in der Automobilindustrie üblich, doch kleinere Betriebe haben mit den komplizierten Kosten­rechnungen häufig Schwierigkeiten. Das Programm ist Ende 2011 ausgelaufen – mit beeindruckenden Erfolgen. Alle Betriebe der Stuttgarter Transferinitiative hätten profitiert, so Heinen, Aufträge und Umsätze seien spürbar gestiegen. Durch Unternehmerabende, Workshops und Seminare wurden über die 30 Pilotbetriebe hinaus schon mehr als 480 KMUs aus Baden-Württemberg erreicht. Eine Publikation soll das Programm und die darin erarbeiteten Methoden einem noch größeren Kreis von Betrieben bekannt machen.

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– forschung – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Interview dienstleistungsforschung

– DIETMAR VOLLMER –

theaterworkshops für die mitarbeiter

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Interview

Dietmar Vollmer, Teilnehmer am Programm „Dienstleistungsforschung“ 10

„Das Feedback war hervorragend“ viel mehr mit den Kunden sprechen. Der Schwerpunkt bei der Umsetzung der Transferinitiative lag deshalb bei der Schulung des Personals. Das kam in den sehr guten Workshops heraus, die das Institut für Technik und Betriebsführung organisiert hat.

Information

Dietmar Vollmer, Geschäftsführer der Emil Vollmer Gebäudereinigung GmbH, über die Lehren aus der Transferinitiative „Erfolg mit neuen Dienstleistungen“. Ihr Unternehmen hat sich für die Teilnahme an den Workshops der Transferinitiative beworben. Was haben Sie sich davon versprochen?

Erst dachte ich: Das ist nichts für uns. Aber dann habe ich mit einem Vertreter der IHK darüber gesprochen und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir doch neue Dienstleistungen anbieten können. Früher waren unsere Hauptkunden aus dem gewerblichen Bereich, jetzt kommen immer mehr private Kunden dazu, die ihre Wohnung professionell reinigen lassen wollen. Das sind häufig Doppelverdiener, aber auch ältere Menschen, da macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Was ist anders bei der Dienstleistung für private Kunden?

Wenn wir Gewerbegebäude reinigen, sind die Nutzer meist nicht anwesend, weil sie schon Feierabend haben. In Privatwohnungen sind die Bewohner aber häufig da, da muss man anders auftreten, zum Beispiel

Infografik / Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, 2008

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Wie haben Sie die Erkenntnisse umgesetzt?

dienstleistungen tragen

60%

zur wertschöpfung in baden-württemberg bei zwei drittel aller arbeitsplätze hängen davon ab

Wir haben professionelle Schauspieler engagiert, die mit den Mitarbeitern typische Szenen beim Kunden durchgespielt haben, auch was alles schiefgehen kann. Dabei haben die Kollegen viel mehr gelernt als bei einem Frontalunterricht, zumal viele Mitarbeiter nicht so gut Deutsch können. Das Feedback war hervorragend. Was haben Ihre Mitarbeiter gelernt?

Zum Beispiel, auf die Persönlichkeits­ struktur der Kunden einzugehen. Und dann eigentlich ganz banale Dinge wie freundlich und offen zu sein, sich beim ersten Termin ausführlich vorzustellen und den Ablauf der Arbeit zu erklären. So kam auch heraus, was man vermeiden sollte, zum Beispiel vorher rauchen, wenn man in einen Nichtraucherhaushalt geht, oder schmutzige Kleidung tragen.

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– forschung – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Netzwerk Bildungsforschung – Grundlagen für erfolgreiche Bildungskonzepte schaffen  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer Forschungslücken mit Erkenntnissen füllt, kann langfristig auch Bildungslücken schließen. Wichtig zu wissen / : Dem Programm stehen zunächst 1,5 Mio. Euro an Forschungsmitteln zur Verfügung.

Hintergründe kennen 20

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Wie kann der Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung erleichtert werden, und was müssen Schulen und andere Bildungseinrichtungen leisten, damit Schülerinnen und Schüler auf die schnellen Veränderungen am Arbeitsmarkt reagieren können? Wie lassen sich die beruflichen Erfolgsaussichten insbesondere für Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Haushalten verbessern? Welche außerschulischen Faktoren haben Einfluss auf die schulische Leistung und die Berufswahl, und wie lassen sich diese Erkenntnisse nutzen? All diese Fragen und noch viele mehr sind von hoher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz, doch ihnen nachzugehen kostet Zeit und Geld, und die Suche nach Antworten ist umso erfolgversprechender, je mehr Forschungseinrichtungen sich daran beteiligen und sich untereinander austauschen. Interdisziplinäre Herangehensweise Mit dem Aufbau eines „Netzwerks Bildungsforschung“ will die Baden-Württemberg Stiftung Forschergruppen aus unterschiedlichen Bereichen der empirischen Bildungsforschung zusammenbringen und bietet ihnen die Möglichkeit, sich interdisziplinären Fragestellungen von hoher wissenschaftlicher und praktischer Relevanz zu widmen. Das Programm „Netzwerk Bildungsforschung“ stellt eine Fortsetzung und Weiterentwicklung des von 2007 bis 2011 laufenden Programms „Bildungsforschung“ der Baden-Württemberg Stiftung dar und kann auf ein Gesamtvolumen von 1,5 Millionen Euro an Forschungsmitteln zurückgreifen. Die Vision ist, dass das „Netzwerk Bildungsforschung“ langfristig auch unabhängig von einer Finanzierung durch die BadenWürttemberg Stiftung auf festen Beinen stehen kann und etwa auch durch nationale Förderprogramme gestärkt werden könnte.

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– forschung – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Sprungbrett für die Hochschulkarriere

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– Unterstützung für innovative Forschungsprojekte  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewinnen möchte, muss für exzellente Forschungsbedingungen sorgen – von Anfang an. Wichtig zu wissen / : 99 herausragende Bewerbungen zeigten 2011 die große Relevanz des Programms.

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Von der Pro m o tio n zur Pro fe ssur In einer Zeit, in der exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der freien Wirtschaft, besonders in den Bereichen Informatik, Technik und in den Naturwissenschaften, oft hohe Summen verdienen können, muss sich die deutsche Hochschullandschaft über jeden herausragenden Kopf freuen, der ihr langfristig erhalten bleibt. Dennoch ist der Weg bis zu einer Professur meist lang und steinig: Wer nach einer mehrjährigen Promotionsphase endlich den ersehnten Doktortitel verliehen bekommen hat, muss sich anschließend in der Regel durch eine aufwändige Habilitationsarbeit sowie durch möglichst aufsehenerregende Forschungsprojekte erst einen Namen machen, ehe realistische Aussichten auf eine Professur bestehen.

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Vorb erei tung au f die H o chs chullau f bahn Sich einen Namen zu machen, ist selbst mit brillanten Ideen jedoch leichter gesagt als getan, wenn eine feste Anstellung fehlt, oder Mittel, mit denen sich die Forschungsvorhaben finanzieren ließen. An dieser Stelle setzt die Baden-Württemberg Stiftung mit ihrem „Eliteprogramm für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden“ an: Vielversprechende Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden dabei unterstützt, innovative Ansätze in reale Forschungsprojekte zu verwandeln. Zu diesem Zweck stellt sie bereits seit 2002 fast jedes Jahr rund 20 von einem Expertengremium ausgewählten Postdocs finanzielle Mittel von bis zu 100.000 Euro zur Realisierung eines eigenen Forschungsprojekts zur Verfügung – über einen Zeitraum von in der Regel zwei Jahren. Voraussetzung ist, dass die Bewerber an einer baden-württembergischen Hochschule tätig sind und in Baden-Württemberg ihren Lebensmittelpunkt haben. Profitabel für Forschungseinrichtungen und Bewerber Das Programm zielt darauf ab, den Postdocs den Weg zu einer Festanstellung als Hochschullehrerin oder als Hochschullehrer zu ebnen. Die Baden-Württemberg Stiftung geht deshalb mit der jeweiligen Universität oder Forschungseinrichtung eine Kooperation ein: Die Hochschule sichert den jungen Forscherinnen und Forschern einen Arbeitsplatz. Die Stiftung finanziert Sachmittel, Reisekosten und auch Personalkosten. Mit der Teilnahme am Eliteprogramm verpflichten sich die Postdocs zudem, an Netzwerktreffen des Eliteprogramms teilzunehmen und aktiv in der Lehre und akademischen Selbstverwaltung mitzuwirken. In ihrem eigenen Interesse: So umfassend qualifiziert haben sie beste Chancen auf eine erfolgreiche Hochschullaufbahn, und nicht wenige aus dem Eliteprogramm für Postdocs der Baden-Württemberg Stiftung haben das Ziel einer Professur erreicht und wurden zudem für ihre Projekte mit Preisen und Auszeichnungen bedacht.

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– F OR S CHUN G – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Interview Eliteprogramm für Postdoktoranden

– DR. SABINE GABRYSCH –

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hilfe für mütter und neugeborene Interview

Dr. Sabine Gabrysch, Postdoktorandin 10

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„Wir haben 86 Kliniken und Geburtshäuser in Ghana besucht“ Vom Postdoc-Programm profitiert auch die Epidemiologin Dr. Sabine Gabrysch. Nachdem sie an der London School of Hygiene & Tropical Medicine promoviert hatte, kehrte sie 2009 nach Deutschland zurück und forscht an der Universität Heidelberg zu einem ebenso komplexen wie wichtigen Thema. Frau Dr. Gabrysch, vor welchem Hintergrund haben Sie beschlossen, die Mütter- und Neugeborenensterblichkeit zu Ihrem Forschungsthema zu machen?

Jedes Jahr sterben weltweit geschätzte 360.000 Frauen an den Folgen einer Schwangerschaft oder Geburt, und rund 4 Millionen Neugeborene überleben nicht einmal die ersten vier Wochen. Betroffen sind vor allem Länder mit niedrigem Einkommen, in denen das Gesundheitswesen im Vergleich zu den Industriestaaten deutlich unterentwickelt ist – sowohl was die Qualität der medizinischen Versorgung angeht, als auch im Hinblick auf die Zahl und damit die Erreichbarkeit von Krankenhäusern und anderen Versorgungseinrichtungen. Welcher Frage gehen Sie konkret nach?

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Wichtig ist zum einen die Frage, wie viele Frauen Zugang zu einer

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Information

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Im Zeitraum von 2005 bis 2010

starben auf dem afrikanischen Kontinent im Schnitt 79 Kinder pro 1.000 Lebendgeburten Zum Vergleich In Deutschland nur 4

Gesundheitseinrichtung haben, aber auch, ob mit der Entbindung in einer solchen Einrichtung tatsächlich die Überlebenschancen der Frauen und Neugeborenen steigen. Von der Antwort hängt wesentlich die Strategie zur Senkung der Sterblichkeitsraten ab: Ist es angesichts des Mangels an medizinischem Fachpersonal sinnvoller, einige wenige Gesundheitszentren mit qualitativ guter Versorgung einzurichten? Oder sollte man eine

Infografik / Quelle: United Nations, World Population Prospects: The 2010 Revision

flächendeckende Versorgung anstreben und dafür eine schlechtere Qualität in Kauf nehmen? Wie versuchen Sie, diese Frage zu beantworten?

In Ghana, wie in den meisten betroffenen Ländern, werden weder Geburten noch Todesfälle routinemäßig registriert. In der Region Kintampo ist jedoch eine Forschungseinrichtung lokalisiert, welche in den umliegenden Distrikten alle Schwangerschaften, Geburten und Todesfälle seit Jahren dokumentiert. Wir haben nun alle 86 Kliniken und Geburtshäuser in der Gegend besucht und jeweils eine Krankenschwester oder Hebamme befragt, was an Geburts­hilfe und Neugeborenenver­ sorgung in der Einrichtung verfügbar ist, und überprüft, ob wichtige Ausrüstungsgegenstände und Medi­ kamente vorhanden sind. Anhand dieser Daten haben wir alle Ein­ richtungen nach deren Qualität klassifiziert. Da wir auch geografische Koordinaten vorliegen haben, können wir Distanzen berechnen und dann mittels statistischer Verfahren herausfinden, wie sich die Entfernung zu Einrichtungen verschiedener Qualität auf Mütter- und Neugeborenensterblichkeit auswirkt.


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Zukunft braucht Gesellschaft Kulturelle Vielfalt und ein gemeinschaftliches Mitein­ ander machen das Leben erst lebenswert. Die Baden-­ Württemberg Stiftung setzt sich für eine reichhaltige Kulturlandschaft ein und unterstützt bürgerschaftliches Engagement und Chancengleichheit.

081/.  Wir sind dabei! – Integration durch soziales Engagement 083/.  Team meX. Mit Zivilcourage gegen Extremismus 084/.  Sucht im Alter / Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung 086/. Chancen = Gleichheit. Gleiche Chancen für Frauen und Männer 088/.  Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa 089/.  Kulturpreis Baden-Württemberg 2011


– leben und kultur – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Grenzenloser Einsatz fürs Gemeinwohl

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– Integriert und engagiert: „Wir sind dabei!“  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Einander helfen macht Spaß und bringt Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft einander näher. Wichtig zu wissen / : 400 Jugendliche bereicherten Baden-Württemberg 2011 im Programm „Wir sind dabei!“.

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Das Ehrenamt für alle öf fnen Einzelne werden immer auf „die Jugend von heute“ schimpfen – viele finden jedoch eben diese Jugend ganz fantastisch, vor allem, wenn sie sich so für andere einsetzt wie die Teilnehmer von „Wir sind dabei! – Integration durch soziales Engagement“. Das 2010 von der Baden-Württemberg Stiftung initiierte Programm möchte gezielt Jugendliche und junge Menschen mit Migrationshintergrund für die aktive Beteiligung am Ehrenamt begeistern und das vielerorts bereits vorhandene Engagement stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Hintergrund ist die durch diverse Studien wie den Freiwilligensurvey 2004 der Bundesregierung gestützte Beobachtung, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland seltener freiwillig engagieren als solche ohne Migrationshintergrund. Nicht etwa, weil es ihnen an Bereitschaft dazu mangelt, sondern weil sie oft schlicht nicht mit den Angeboten vertraut sind und auch keine ausreichende Infrastruktur vorhanden ist, die Menschen mit anderem sprachlichen oder kulturellen Hintergrund gezielt anspricht und ihnen die Tür zum Ehrenamt öffnet.

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Freude am Helfen vermit teln Diese Tendenz betrifft nicht nur Erwachsene mit Migrationshintergrund, sondern spiegelte sich auch in der wissenschaftlichen Auswertung des Programms „jes – Jugend engagiert sich“ der Baden-Württemberg Stiftung wider: Nur neun Prozent der 6.000 beteiligten Jugendlichen waren ohne deutsche Staatsbürgerschaft. Auch junge Menschen aus sozial schwachen, bildungsfernen Familien waren deutlich seltener vertreten. Grund genug, ihnen ebenfalls besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. „Wir sind dabei! – Integration durch soziales Engagement“ unterstützte Jugendliche beider Zielgruppen im Alter von 12 bis 27 Jahren mit bis zu 3.000 Euro dabei, ehrenamtliche Projekte auf die Beine zu stellen, die in verschiedene Bereiche der Gesellschaft wirken können. Bereits gut integrierte Jugendliche können dabei als „Integrationslotsen“ mit den vielfältigen Möglichkeiten vertraut machen, die das Ehrenamt bietet, und Freude am freiwilligen Engagement vermitteln. Auch Vereine oder Jugendhäuser können beteiligt werden, allerdings sind die Jugendlichen für die Entwicklung der Projektidee und deren ehrenamtliche Umsetzung verantwortlich.

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Begegnungsräume schaf fen Rund 400 Jugendliche gingen seit Beginn des Programms mit viel Kreativität und Elan ans Werk und warben mit insgesamt 47 fantasievollen Projekten in Bereichen wie Sport, Kultur, Bildung oder Soziales eindrucksvoll und nachhaltig für ehrenamtliches Engagement. Beispielsweise taten sich Jugendliche zweier Cliquen im Alter von 14 bis 21 Jahren im Karlsruher Wohnviertel Geroldsäcker zusammen, um auf einem Grünstreifen im

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wirsinddabei-bw.de


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– leben und kultur – Baden-Württem berg Stiftung 2011

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Viertel gemeinsam einen Bouleplatz als Treffpunkt für die Anwohner anzulegen. Unterstützt wurden sie dabei vom Stadtjugendausschuss Karlsruhe e. V. Durch das auch hierzulande immer beliebter werdende Spiel sollen Geroldsäckerer unterschiedlicher sozialer Schichten und Kulturen miteinander ins Gespräch kommen und das Viertel insgesamt lebendiger werden. Projekte, die nachdenklich stimmen sollen

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Mit viel Fantasie entwickelten zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer von „Wir sind dabei! – Integration durch soziales Engagement“ auch Projekte, die neben Integration und Ehrenamt weitere wichtige Themen in die öffentliche Wahrnehmung rücken sollten: In Sinsheim etwa entschlossen sich zehn zwischen 12 und 16 Jahre alte Jugendliche, gemeinsam ein Theaterstück zu entwickeln und aufzuführen. Ein Thema war rasch gefunden: „Gewalt? Ohne mich!“ lautete schließlich der Titel des Stücks, das die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit einer Theaterpädagogin und Schulsozialarbeiterin der Stadt Sinsheim erdachten und einstudierten. Dabei wollten die Beteiligten nicht nur ihre eigenen Erfahrungen mit Gewalt verarbeiten und typische Situationen darstellen, in denen es tagtäglich zu Auseinandersetzungen kommt, sondern auch Handlungsalternativen aufzeigen. Indem die Nachwuchsschauspieler die Konflikte aus den verschiedenen Perspektiven der beteiligten Personen beleuchteten, ermöglichten sie den Zuschauern, selbst zu erkennen, wo Ansatzpunkte zum Entschärfen einer Situation liegen. Entsprechend positiv war die Resonanz, über die sich die jungen Künstler nach den Aufführungen im Jugendhaus freuen duften. Große Anerkennung bekam auch die Gruppe „ExplosiTanz“ aus Offenburg und Lahr: Drei junge Frauen im Alter von 19 bis 21 Jahren wollten ein Freizeitprojekt für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren aus sozial schwachen Familien gestalten und investierten daraufhin viel von ihrer Freizeit, um mit den kleinen Nachwuchstänzern selbst erdachte Choreografien zu unterschiedlichen Musikstücken einzustudieren. Mit wie viel Spaß und Engagement die großen und kleinen Tänzer bei der Sache waren, davon konnten sich die Anwesenden beim Auftritt der Gruppe auf der Würdigungsgala der Baden-Württemberg Stiftung im Dezember 2011 selbst überzeugen. Engagement lohnt sich

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Die Baden-Württemberg Stiftung hatte 350 Projektteilnehmer in den Europa-Park Rust eingeladen, um ihnen gemeinsam mit der baden-württembergischen Ministerin für Integration, Bilkay Öney, für ihre Einsatzbereitschaft im Dienste der guten Sache zu danken. In feierlicher Atmosphäre bekamen die jungen Freiwilligen eine Urkunde und den „Qualipass“ Baden-Württemberg verliehen. Dieser bezeugt das überdurchschnittliche Engagement und dokumentiert, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten sie durch ihre ehrenamtliche Arbeit hinzugewonnen haben. Dadurch kann er beispielsweise bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz ein echter Pluspunkt sein. Engagement lohnt sich eben immer – für andere und für sich selbst.

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– leben und kultur – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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083

Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Die Demokratie stärken

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– Team meX macht sich stark gegen Extremismus  – 10

Wertvoll für die Zukunft / : Wer aufzeigt, welche Bedeutung die Aufrechterhaltung der demokratischen Grundordnung für uns alle hat, trägt zu einem friedlichen Miteinander bei. Wichtig zu wissen / : Bisher wurden ca. 4.200 Schülerinnen und Schüler für das Thema Extremismus sensibilisiert.

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Über die Strategien ex tremistischer Gruppierungen auf klären Im November 2011, kurz nach Abschluss der ersten Projektphase von „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Extremismus“, wurde die erschreckende Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) bekannt. Ein erschütternder Beleg dafür, dass extremistischem Gedankengut frühzeitig mit Aufklärungskampagnen vorgebeugt werden muss, denn wer sich erst im Netz der Ideologien verfangen hat, ist für Außenstehende nur noch schwer zu erreichen. Das von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg durchgeführte und von der Baden-Württemberg Stiftung geförderte Projekt „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Extremismus“ möchte darüber informieren, auf welchen Wegen und mit welchen Argumenten Extremisten neue Anhänger zu gewinnen versuchen, und aufzeigen, wie wenig standfest diese Argumente tatsächlich sind und wie man dagegenhalten kann. Vorur teilen vo rb eugen Beim Projekt „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Rechtsextremismus“ führen freie Mitarbeiter, die von der Landeszentrale für politische Bildung entsprechend geschult wurden, beispielsweise an Schulen oder in Jugendhäusern und ähnlichen Einrichtungen mit der 11- bis 14-jährigen Zielgruppe das Planspiel „Wer gewinnt in Wirlingen“ durch. Dabei können die Kinder selbst erleben, wie sich Vorurteile bilden und wie sie sich überwinden lassen. Ältere Schülerinnen und Schüler ab Klasse acht setzen sich gemeinsam mit den Extremismusexperten beim Planspiel „Soundcheck“ mit dem Thema Musik als Propagandainstrument auseinander: Sie sollen diskutieren, ob eine Band, die im Internet einen Song mit unterschwellig rechtsextremistischem Inhalt veröffentlicht hat, am bevorstehenden Schülerbandwettbewerb teilnehmen darf.

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Preis träger b eim We t tb ewerb „365 O r te im L and der I de en“ Seit 2010 gehört ein weiteres Projekt zur „Team meX“-Kampagne, das für seinen innovativen Charakter bereits von der Initiative „Land der Ideen“ als „Ausgewählter Ort 2011“ ausgezeichnet wurde: „Team meX. Mit Zivilcourage gegen islamistischen Extremismus“ hat vor allem Pädagogen und andere Menschen zur Zielgruppe, die regelmäßig Kontakt zu jungen Musliminnen und Muslimen haben. Sie erhalten in Vorträgen und Workshops zunächst Einblick in die Lebenswelten ihrer jungen Schützlinge und in das Wesen des Islam mit seinem vielen verschiedenen Glaubensströmungen. Darauf aufbauend sollen sie lernen, Islam und Islamismus zu unterscheiden, extremistische Tendenzen zu erkennen und ihnen vorzubeugen. Die Nachfrage nach diesem Fortbildungsangebot ist hoch, weshalb es umso erfreulicher ist, dass sowohl „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Rechtsextremismus“ als auch „Team meX. Mit Zivilcourage gegen islamistischen Extremismus“ auch 2012 angeboten werden.

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team-mex.de


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– Leben und Kultur – Baden-Württem berg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Gut gerüstet den Lebensabend genieSSen – Herausforderungen und Chancen im Alter begegnen  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer sich auch im Alter auf eine starke Gemeinschaft stützen kann, genießt bis zuletzt ein erfülltes Leben. Wichtig zu wissen / : Im Jahre 2020 werden bereits rund 34  % der Menschen in Baden-Württemberg 55 Jahre und älter sein.

Die Lebenserwartung der Menschen in Baden-Württemberg steigt seit Jahren. Eine gute Nachricht, vor allem für diejenigen, die ihren Lebensabend bei guter Gesundheit und mit einer Partnerin, einem Partner oder in Gesellschaft lieber Verwandter und guter Freunde genießen können. Doch der demografische Wandel bringt auch neue Herausforderungen mit sich, sowohl für die Generation der „jungen Alten“ als auch für die Gesamtgesellschaft. Diese Herausforderungen frühzeitig anzunehmen und sie in Chancen umzuwandeln, war auch im Jahr 2011 eines der Anliegen der Baden-Württemberg Stiftung, weshalb sie diesem Bereich gleich zwei Programme widmete. In schwierigen Situationen Halt bieten Das im Jahr 2009 gestartete Programm „Sucht im Alter“ beschäftigt sich mit einem Thema, das bis heute Tabucharakter hat. Neben Suchtkranken, die bereits in jüngeren Jahren in eine Abhängigkeit gerieten, ist bei rund einem Drittel der Betroffenen der Verlust der Partnerin oder des Partners der Auslöser für eine Abhängigkeit. Oder sie verkraften den Übergang in den Ruhestand nicht, fühlen sich einsam und nutzlos. Auch ehemalige Suchtkranke werden in solchen Situationen oft rückfällig. Angehörige und Pflegepersonal ignorieren Anzeichen einer Abhängigkeit jedoch häufig – aus Angst und Unsicherheit oder aus der Annahme, das Verhalten älterer Menschen ändern zu wollen, sei vergebliche Liebesmüh. Entsprechend hat das Programm „Sucht im Alter“ zum Ziel, eine gesamtgesellschaftliche Sensibilisierung für diese Problematik herbeizuführen und möglichst niedrigschwellige Hilfsangebote für Betroffene sowie Schulungen für Angehörige und Pflegepersonal zu entwickeln. Alle elf über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren geförderten Modellprojekte kooperieren zudem mit Altenpflegeeinrichtungen und bereits bestehenden Suchthilfeangeboten, um Kräfte zu bündeln. Sensibilisieren und engagieren Da beim Thema „Sucht im Alter“ noch viel Grundlagenarbeit zu leisten ist, entschied man sich beispielsweise beim Projekt „Un-Abhängigkeit und Lebensqualität im Alter“ (ULA) der Suchtberatung Freiburg, zunächst die Bedarfslage in den kooperierenden ambulanten und stationären Alterspflegeeinrichtungen in Freiburg zu eruieren. Auf Grundlage der Erfahrungen im Arbeitsalltag der Pflegerinnen und Pfleger wurden dann verschiedene Schulungsmodule entwickelt. Sie befassen sich zum einen mit den häufigsten Fragen und Bedenken des Pflegepersonals, etwa, inwieweit die Frage nach einer Suchterkrankung mit dem Berufsbild und der begrenzten Zeit, die für jeden Patienten zur Verfügung steht, vereinbar ist. Vor allem liefern die Module aber sowohl Angestellten von Pflegeeinrichtungen als auch Angehörigen wertvolle Hinweise zur Suchterkennung, der Gesprächsführung und Informationen zu Suchthilfeeinrichtungen und anderen Hilfsangeboten. Unter der Telefonhotline der Suchtberatung Freiburg können ältere Betroffene sowie Angehörige mittlerweile zudem immer mittwochs von 11 bis 12 Uhr eine spezielle Beratung in Anspruch nehmen oder donnerstags eine offene Gruppe zum Thema Sucht im Alter besuchen.

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– Leben und Kultur – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Neue Struk turen schaf fen Beratung und Betreuung sind auch beim 2010 initiierten Programm „Förderung der Selbstständigkeit von älteren Menschen mit Behinderung“ wichtige Themen. Für Menschen mit körperlicher und/oder geistiger Behinderung, die oftmals ohnehin schon ihr ganzes Leben lang mit Einschränkungen und Widerständen zu kämpfen haben, sind die Umbrüche im Alter häufig besonders gravierend: Für viele Frauen und Männer mit Behinderung bleiben Mutter und Vater ein Leben lang die wichtigsten Bezugspersonen, oftmals leben sie auch im Erwachsenenalter noch im Elternhaus. Mit dem Umzug der Eltern ins Pflegeheim oder deren Tod müssen sie von heute auf morgen ein völlig neues Leben beginnen. Auch das Ausscheiden aus einem Beschäftigungsverhältnis wird von vielen Betroffenen als bedrohliche Veränderung empfunden, da dadurch gewohnte Tagesstrukturen ebenso wegfallen wie wichtige soziale Kontakte. Die 13 bis zu drei Jahre lang geförderten Modellprojekte unterstützen akut betroffene Menschen dabei, sich in die neue Situation einzufühlen, und helfen potenziell Betroffenen, sich frühzeitig auf verschiedene Szenarien einzustellen.

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Hilfe zur Selbsthilfe Die Modellprojekte haben dafür ganz unterschiedliche Ansätze entwickelt. Sie reichen von der Einrichtung einer Seniorenwerkstatt über Kontakt- und Partnerbörsen und Tandemprojekte zwischen älteren Menschen mit und ohne Behinderung bis hin zur Entwicklung generationenübergreifender Wohnangebote. Mitunter offenbaren sich sogar überraschende Chancen, diese Erfahrung hat man beispielsweise beim Projekt „Hinter dem Horizont geht’s weiter … – Was kommt nach den Eltern?“ des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung Baden-Württemberg gemacht: Die Teilnehmer empfanden die Auseinandersetzung mit den Themen Altern, Tod und Trauer als geradezu befreiend. Seminare wie beispielsweise zur gemeinsamen Erarbeitung einer individuellen Patienten­verfügung brachten so manchen dazu, sich selbst als eigenständige Persönlichkeit neu zu definieren und von einer wohlmeinenden, aber bisweilen übervorsichtigen Umgebung zu emanzipieren. Wer mit einem solchen Gefühl der Stärke und Zuversicht in einen neuen Lebensabschnitt startet, wird dessen Herausforderungen souverän meistern.

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Durchschnittsalter der Bevölkerung in Baden-Württemberg (in Jahren)

49,8

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Ältere und jüngere Menschen in Baden-Württemberg (in Mio.)

unter 20 20–60 60–85 85 und mehr

46,8 45,0

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41,4

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Im Alter von ... bis unter ... Jahren 16

12

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42,7 8 45

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1950

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2000 2005

2010

2020

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Infografik / Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

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1925 1960 1975 2000

2025 2050

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– Leben und Kultur – Baden-Württem berg Stiftung 2011

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75 %

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27,7%

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Anteil der Frauen in Führungspositionen (1996)

Anteil der Frauen in Führungspositionen (2010)

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Anteil der Frauen in Führungs­ positionen nach Unternehmensgröße >/=50 Mitarbeiter/innen (2010)

Anteil der Frauen in Führungs­ positionen nach Unternehmensgröße <50 Mitarbeiter/innen (2010)

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Information

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Gleichberechtigung ist oft noch immer nicht Realität. Wir treten für echte Geschlechtergerechtigkeit ein und initiieren und begleiten zahlreiche Forschungs- und Modellprojekte auf Landes- und auf kommunaler Ebene, wie beispielsweise im mit zwei Millionen Euro ausgestatteten Programm „Chancen = Gleichheit“.

Infografik / Quelle: Statistisches Bundesamt, 2012


– Leben und Kultur – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Bildung –

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Geschlechtergerechtigkeit ist ein Gewinn für alle

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– Chancengleichheit bedeutet auch, Unterschieden Rechnung zu tragen  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wo Chancengleichheit herrscht und zugleich den unterschiedlichen Bedürfnissen der Geschlechter Rechnung getragen wird, steigen Zufriedenheit und Lebensqualität. Wichtig zu wissen / : Insgesamt sieben Forschungs- und Praxisprojekte wurden im Programm „Chancen  =  Gleichheit“ umgesetzt.

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Nicht nur Frauen brauchen Unterstützung Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist im Grundgesetz verankert, deshalb aber noch lange nicht überall Realität: Frauen verdienen für die gleiche Leistung nach wie vor meist weniger als Männer. Männer wiederum werden immer noch schräg angeguckt, wenn sie als Erzieher an einer Kindertagesstätte tätig sind oder in ihrer Freizeit lieber Tanzen gehen als ins Fußballstadion. Projekte, die für echte Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern eintreten, liegen der Baden-Württemberg Stiftung daher besonders am Herzen: Bereits im Jahr 2007 initiierte sie darum das mit zwei Millionen Euro ausgestattete Programm „Chancen=Gleichheit. Gleiche Chancen für Frauen und Männer“. Modellprojekte wie „E2xzellenz“, das herausragenden Master-Studentinnen der Naturwissenschaft und Technik den Weg in Führungspositionen ebnete, oder das Forschungsprojekt „Gendersensitive Erziehung im Kindergarten“, das am Beispiel Kindergarten Probleme von Männern in Frauenberufen aufzeigte und Lösungsansätze erarbeitete, stießen auch nach Abschluss des 2010 abgeschlossenen Programms auf große Resonanz.

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Kommunen stellten sich dem Praxistest Dies traf auch für das Projekt „GeKom – Gender-Kompetenz im kommunalen Raum“ zu: Vier Kommunen und ein Landkreis in Baden-Württemberg, in denen der Stellenwert des Themas Gender Mainstreaming bis dato unterschiedlich hoch angesiedelt war, hatten die Herausforderung angenommen, insbesondere Schnittstellen mit Bürgerinnen und Bürgern in Bezug auf die Geschlechtergerechtigkeit unter die Lupe zu nehmen. 2011 erschien nun mit der Publikation „GeKom – Gender-Kompetenz und Gender Mainstreaming im kommunalen Raum“ ein Ratgeber, der anhand der in den Kommunen und dem Landkreis gesammelten konkreten Erfahrungen wertvolle Hilfestellungen für künftige Projekte liefert – für Kommunen ebenso wie für einzelne Projektträger, Schulen oder Sportvereine.

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G en d er- Ko mp e tenz im A ll t ag So zeigten etwa Evaluierungen in einer Stadtbücherei, dass Jungen sich vor allem von Sachbüchern angezogen fühlen, weshalb in der Konsequenz für den Ausbau der Sachbuchabteilung mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Auch auf Spielplätzen und Pausenhöfen haben Jungen und Mädchen unterschiedliche Bedürfnisse: Während Jungen für Platz zum Toben dankbar sind, ziehen sich Mädchen gerne an ruhige Plätze zurück. Wird beidem Rechnung getragen, beugt dies Konflikten zwischen den Geschlechtern vor. Was eine inhaltlich und optisch genderspezifische Ansprache bewirken kann, lässt sich auch im Bereich der Kultur beobachten: Die Gestaltung von Museums-Flyern und die Benennung und Konzeption einer Ausstellung haben nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Frauen- und Männeranteil bei den Besucherzahlen. Mit diesem Wissen im Hinterkopf können Kommunen Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen gerecht werden – eine Chance, die es sich zu nutzen lohnt.

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088

– Leben und Kultur – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa –

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Osteuropa bewegt – sich und andere

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– Die Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa fördert Zusammenhalt  – 10

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Wertvoll für die Zukunft / : Hilfe zur Selbsthilfe schafft Vernetzung mit verlässlichen Partnern in vielen Bereichen. Wichtig zu wissen / : Im Jahr 2011 förderte die GSO 275 Hilfslieferungen sowie 46 Projekte im Bereich der Bildung, Kultur und Völkerverständigung.

Ein blaues Band verbindet Millionen 20

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Sie ist Schifffahrtsstraße und Touristenmagnet, Wasserlieferant für Industrieunternehmen und Kraftwerke, Biotop und Trinkwasserreservoir für Millionen von Menschen: Zehn Anrainerstaaten durchfließt die Donau auf ihrem Weg zum Schwarzen Meer und schafft dadurch eine Verbindung zwischen teils sehr unterschiedlichen Ländern. Mehrere Projekte der im Jahr 2007 von der Baden-Württemberg Stiftung ins Leben gerufenen „Geschäfts- und Servicestelle Osteuropa“ (GSO) widmeten sich daher im Jahr 2011 Themen der Donauanrainer. „Aqua danubis“, also „Donauwasser“ lautet zum Beispiel der Name eines 2011 gestarteten Projekts, das Vertreter von Donaukommunen mit einer Reihe von Workshops dabei unterstützt, Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität zu ergreifen. Dabei informierten sich im ersten Projektjahr zahlreiche Stadtoberhäupter aus Serbien und Mazedonien über den aktuellen Stand der Technik, etwa bei einem Besuch des Klärwerks Steinhäule, um für die Modernisierung der Abwasserreinigung in ihren eigenen Kommunen profitieren zu können. Aus nahezu allen Anrainerstaaten stammten die 200 Jugendlichen, die im Juli zum fünften Donau-Jugendcamp der Toleranz in der serbischen Stadt Bačka Topola zusammenkamen. Das einwöchige Camp lockte unter dem Motto „Entlang der Donau ohne Grenzen“ mit spannenden Workshops und Diskussionsrunden, unter anderem mit dem ehrenamtlichen Leiter der GSO, dem Osteuropabeauftragten des Landes Baden-Württemberg und Oberbürgermeister a. D. Heinz Kälberer. Die jungen Menschen tauschten sich intensiv über ihre Kulturen und Lebenswelten aus und entdeckten dabei viele Gemeinsamkeiten, aber auch bereichernde Unterschiede. Kampf gegen Angst und Armut

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Ebenso aufwühlende wie nachdenklich stimmende Tage verbrachten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer einwöchigen Jugendbegegnungsreise, die im April 2011 nach Bosnien-Herzegowina führte. Tief beeindruckt von den immer noch sichtbaren Spuren des Krieges diskutierten sie mit Politikern und Jugendlichen verschiedener Ethnien über die vielerorts schwelenden Konflikte und gewannen beim Besuch von Wiederaufbauprojekten einen Eindruck von der enormen Bedeutung, die Hilfsleistungen wie die der GSO bis heute für das Land haben. Ohne die Unterstützung der GSO in Zusammenarbeit mit der Agapedia-Stiftung gäbe es auch das sozialmedizinische Zentrum in der rumänischen Metropole Brașov nicht: Neben einer kostenlosen medizinischen Grundversorgung und Aufklärungsarbeit zu gesundheitlichen und Familienthemen stehen hier verlassene Säuglinge und Kleinkinder im Mittelpunkt, die, falls sie nicht wieder in ihre Familien integriert werden können, in Pflegefamilien oder bei Adoptiveltern ein neues zu Hause finden.

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osteuropa-bw.de

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– Leben und Kultur – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Ein Projekt aus dem Bereich

– Gesellschaft & Kultur –

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Spannende Grenzüberschreitungen

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–  Kulturpreis 2011 verliehen  –

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Wertvoll für die Zukunft / : Wer Kunst und Kultur nicht nur sprachlich wertschätzt, ermöglicht ihre Entfaltung und Entwicklung. Wichtig zu wissen / : Vorschläge für den Kulturpreis können gemeinnützige Einrichtungen und Institutionen bei der Baden-Württemberg Stiftung einreichen.

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Interaktivität als Thema unserer Zeit Kunst findet nicht in erster Linie im Konzertsaal statt, auf Papier, der Leinwand oder im Museum, sondern vor allem in unseren Köpfen. In dem Moment, da etwas als Kunstwerk deklariert wird, regt es uns – völlig unabhängig davon, ob das seine Intention ist – zum Nachdenken an und zwingt uns, Position zu beziehen – zum Künstler, zum Kunstwerk und zu der Aussage, es sei ein Kunstwerk. Die Frage nach dem Wert der Kunst kreist somit nicht allein um die Ästhetik. Der Wert der Kunst liegt vielmehr darin, den Menschen dazu zu bringen, seinen Platz in der Welt und sein Verhältnis zu seiner Umwelt kritisch zu betrachten und zu hinterfragen – mal mehr, mal weniger bewusst und häufig umso bewusster, je aktiver die Beziehung zum Kunstwerk ist. Mit Walter Giers und Philipp „Pipo“ Tafel haben zwei Meister der interaktiven Kunst den Kulturpreis Baden-Württemberg 2011 erhalten, der im Jahr 2002 von der Baden-Württemberg Stiftung sowie den Volksbanken und Raiffeisenbanken ins Leben gerufen wurde. Preisverleihung im Bereich Neue Medien Alle zwei Jahre vergibt eine Fachjury den Kulturpreis an bedeutende Kunstschaffende, talentierte Nachwuchskünstler oder Institutionen, die durch eindrucksvolle Einzelkunstwerke aufgefallen sind oder die als Entwickler oder Wegbereiter neuer Kunstformen als Visionäre gelten. Nach den vier Bereichen Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur und Musik wurde der Preis nun im Bereich Neue Medien vergeben. Der mit 20.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an den 1937 geborenen Medienkünstler Walter Giers. Der für seine interaktiven Licht-Ton-Kunstwerke bekannte Pfälzer wurde damit für sein Lebenswerk geehrt: Als Grenzgänger zwischen Bildender Kunst, Musik und Technik schuf er zahlreiche Installationen, die politische Entwicklungen hinterfragen, gesellschaftliche Konventionen aufs Korn nehmen oder kulturelle Phrasen ironisch verfremden – und den Betrachter dabei mitunter wortwörtlich ansprechen.

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Kunst erlebbar machen Den Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro erhielt der 1979 in Stuttgart geborene Philipp Tafel, der in seinen Werken Tanzperformances mit Videokunst verbindet. In seiner Installationsarbeit „Shadowing“, für die ihn die Baden-Württemberg Stiftung auszeichnete, ist der Betrachter nicht länger Zuschauer im passiven Sinn, sondern wird Teil des Kunstwerks: Mithilfe einer Software werden die Besucher von ihren Schatten getrennt, die seelenlosen Doppelgänger entwickeln ein Eigenleben und werfen damit eine Vielzahl von Assoziationen und Fragen auf. Tafel nutzt dabei eben jene digitalen Kommunikationsmittel, die heute das Körperliche zunehmend in den Hintergrund drängen, um die Bedeutung des Bezugs zum eigenen Körper zu betonen. Das beeindruckte auch die Jury, die ihm den Förderpreis 2011 „für den crossmedialen Ansatz seiner Arbeit zur Verknüpfung von Performance und Medienkunst“ verlieh.

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kulturpreis-bw.de


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– leben und kultur – Baden-Württem berg Stiftung 2011

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Interview Kulturpreis

– WALTER GIERS –

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interaktive grabsteine Interview

Walter Giers, Preisträger des Kulturpreises Baden-Württemberg 2011 10

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„GEFÄLLIG SEIN IST NIE GUT: kunst soll zum nachdenken anregen“ Lieber Herr Giers, 2001 fand in Leipzig die Uraufführung des „Gullykonzerts Nr. 1“ statt, zu dem Sie unter anderem schreiben: „Ein festliches Gewanden der Konzertbesucher an den Kanaldeckeln ist nicht zwingend erforderlich, würde das Bild jedoch optisch kontrastierend bereichern.“ Braucht Kunst mehr Humor, um wahr- und ernstgenommen zu werden?

Meine Kunst sehe ich immer auf ironische Weise. Humor ist deshalb auch für mich ein wichtiger Bestandteil, und ich denke, auch für den Betrachter. Wobei Kunst ganz bestimmt nicht wahr- oder ernstgenommen wird, weil sie humorvoll ist. Dazu gehören schon weitaus mehr Aspekte, allen voran das Interesse an der Kunst. Bei allem Sarkasmus, der etwa im „Stammtisch“ steckt – vier Stühlen, die sich „ohne menschliches Dazutun mit einem etwas eingeengten Wortschatz“ unterhalten – ist die Technik bzw. Elektronik stets mehr als nur Mittel zum Zweck. Weshalb stehen bei Ihnen Technik und Elektronik im Mittelpunkt?

Nun, Ironie und Humor bestimmen meinen „Stammtisch“. Die Wurzel der Idee war gehörter, begrenzter

Wortschatz. Ich ging leidenschaftlich gerne in Bars. Manchmal habe ich dort Tage und Nächte – mit kleinen Unterbrechungen – verbracht. Viel kam mir in diesen Zeiten zu Ohren. Diese, „meine Wirklichkeit“ habe ich dann verarbeitet. Mein Studium an der Werkkunstschule machte mich mit Technik vertraut. Als Jazzmusiker verdiente ich mir mein Studium, und 1963 gründete ich mein Designbüro namens „Form + Funktion“. Technik, Musik und Design sah ich stets als symbiotischen Akt an, wobei sich durch diese Verbindung die Elektronik von ganz alleine in den Mittelpunkt stellte. Die „Stammtisch“-Stühle laden zum Platznehmen ein, „können zuhören und mehr oder weniger sinnvoll antworten“. Ausstellungsbesucher werden also ein Teil des Kunstwerks – muss Kunst zum Nachdenken anregen, oder darf sie auch einfach nur gefällig sein?

Gefällig sein ist nie gut. Kunst soll zum Nachdenken anregen und nicht gefallen müssen. Ganz davon abgesehen ist für mich Kunst zu machen ein Selbstzweck, eine Zwangshandlung. Wenn ich eine Idee habe, dann muss ich genau das machen, was die Idee

von mir verlangt. Während ich realisiere, denke ich nicht daran, zum Nachdenken anzuregen, zu gefallen, zu belehren, pädagogische Absichten zu verfolgen. Ich handle in diesem Moment schlichtweg egoistisch, indem ich meine Fantasien, egal um welchen Preis, auslebe. Welche Kunstform erleben Sie am liebsten?

Die interaktive Kunst - electronic art. Sie haben bereits im Jahr 1997 „Interaktive Grabsteine“ geschaffen, damals noch mit einigem Augen­ zwinkern – jetzt steht in Köln tatsächlich der erste Grabstein mit eingraviertem QR-Code, der mit dem Handy gescannt werden kann und auf eine Internetseite verlinkt. Was halten Sie davon?

Mein „Interaktiver Friedhof“ hat damals einen riesigen Tumult ausgelöst. Alle Medien stürzten sich auf mich, weil ich ihnen das damals Unglaubliche erklären sollte, das damals niemand akzeptieren konnte und wollte. Als Erstes fällt mir zu Ihrer Frage ein: geklaut! Und als Zweites: Die Zeiten ändern sich, und Fortschritt ist mir lieber als Rückschritt oder noch schlimmer ein „An-Ort-und-Stelle-Tritt“.


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Zukunft braucht Weitblick Mit unserer Stiftung wird Kapital über Generationen hinweg erhalten und gesichert. Grundlage dafür ist eine langfristig orientierte, flexible und weitsichtige Anlage- und Geschäftspolitik.

093/.  Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers 094/. Bestätigungsvermerk 095/. Zahlenteil 102/. Lagebericht 105/. Anhang


– B e r i c h t V e r m ö g e n sb e r e i c h – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

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Bericht des für den Vermögensbereich zuständigen Geschäftsführers

Vermögensverwaltung der Baden-Württemberg Stiftung – das heißt nicht nur Kapital­ erhalt und rentierliche Vermögensanlagen, sondern erfordert unzählige Einzelentscheidungen im Rahmen einer komplexen, verlässlichen und langfristig ausgerichteten Unternehmensfinanzierung. Das Jahr 2011 schließt im Bereich der Vermögensverwaltung mit einem Ergebnisbeitrag von 35,8 Mio. €. Dies entspricht einer Eigenkapitalrendite von 1,9 %. Sie liegt damit über den Konditionen für Termingelder oder den Renditen bei Bundesanleihen. Angesichts eines äußerst schwierigen Marktumfeldes und der anhaltenden Niedrigzinsphase ist dies ein echter Erfolg. Das langfristige Kapital der BW Stiftung ist überwiegend in gemischten Investmentfonds angelegt. Diese trugen mit 16,7 Mio. € zum Gesamtergebnis bei. Die zum 1. Januar 2011 mit Zustimmung des Aufsichtsrats angepasste strategische Ausrichtung der Fonds hat sich bereits im abgelaufenen Jahr positiv ausgewirkt. Der Grundstücksbereich trug mit 8,3 Mio. € zum Gesamtergebnis bei. Nach Fertigstellung des Neubaus an der Willy-Brandt-Straße und dem Kauf des ehemaligen Postareals in Stuttgart wird der Grundstücksbereich künftig eine noch größere Bedeutung haben. Neben der Stärkung des Anteils an regelmäßigen und weitgehend risikolosen Erträgen wird damit auch dem Ziel nach realem Kapitalerhalt Rechnung getragen. Der Beteiligungsbereich trug mit 3,6 Mio. € zum Ergebnis bei. Vereinnahmt wurden die Ausschüttungen der Südwestdeutsche Salzwerke AG und der Reederei Schwaben GmbH. Zusammen mit den Investmentfonds und dem Grundstücksbereich gehört der Beteiligungsbereich zum strategischen Langfristportfolio der BW Stiftung. Zentrum der Unternehmensfinanzierung bei der BW Stiftung ist das geschäftsbereichsübergreifende Cash-Management. Hier werden nicht nur kurz- und mittelfristige Geldanlagen getätigt sowie die gesamten Liquiditätsströme aller Geschäftsbereiche koordiniert, sondern auch die strategischen und taktischen Entscheidungen in Bezug auf die langfristigen Kapitalanlagen getroffen. Mit einem Ergebnisbeitrag von 7,2 Mio. € trug dieser Unternehmensteil trotz historisch niedriger Zinsen erheblich zum Gesamtergebnis bei.

Assetklasse

Ergebnisbeitrag nach Kosten (in Mio. EUR)

Investmentfonds

Anteil am Gesamtergebnis

16,7

46,6 %

Grundstücksbereich

8,3

23,2 %

Beteiligungen

3,6

10,1 %

Cash-Management

7,2

20,1 %

35,8

100,0 %

gesamt

Stuttgart, im Juni 2012

Walter Leibold Geschäftsführer im Vermögensbereich

093


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– b e s t ä t i g u n gs v e r m e r k – Baden-Württemberg Stiftung 2011

Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers

Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie Anhang – unter Einbeziehung der Buchführung und den Lagebericht der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2011 geprüft. Die Buchführung und die Aufstellung von Jahresabschluss und Lagebericht nach den deutschen handelsrechtlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags liegen in der Verantwortung der gesetzlichen Vertreter der Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss unter Einbeziehung der Buchführung und über den Lagebericht abzugeben. Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und durch den Lagebericht vermittelten Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken, mit hinreichender Sicherheit erkannt werden. Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche und rechtliche Umfeld der Gesellschaft sowie die Erwartungen über mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung, Jahresabschluss und Lagebericht überwiegend auf der Basis von Stichproben beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der gesetzlichen Vertreter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts. Wir sind der Auffassung, dass unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere Beurteilung bildet. Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt. Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, für das Geschäftsjahr vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2011 den gesetzlichen Vorschriften und den ergänzenden Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags und vermittelt unter Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft. Der Lagebericht steht in Einklang mit dem Jahresabschluss, vermittelt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage der Gesellschaft und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dar.

Stuttgart, den 30. Mai 2012

Bansbach Schübel Brösztel & Partner GmbH

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft

Ziegler

Ungerer

Wirtschaftsprüfer

Wirtschaftsprüfer


– za h l e n t e i l – Baden-Württemberg Stiftung 2011

– 615.000.000 EUR * – Nachhaltiges Wachstum Projektvolumen der Baden-Württemberg Stiftung 2000–2011

* inkl. Projektmittel Unterstiftungen

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– za h l e n t e i l – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Bilanz für das Geschäf tsjahr 2011

Aktiva

in EUR

Vorjahr in TEUR

A. ANLAGEVERMÖGEN I.

Immaterielle Vermögensgegenstände

Entgeltlich erworbene Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten

44.235,54

6

II. Sachanlagen 1.

Grundstücke und Bauten

2. Andere Anlagen, Betriebsund Geschäftsausstattung 3.

Anlagen im Bau

186.366.231,83

188.951

409.032,38

468

52.715.572,04

35.896 239.490.836,25

225.315

III. Finanzanlagen 1. Beteiligungen 2.

Wertpapiere des Anlagevermögens

63.312.140,61

63.312

1.510.274.668,23

1.494.270 1.573.586.808,84

1.557.582 1.813.121.880,63

1.782.903

B. UMLAUFVERMÖGEN I. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände

1. F orderungen aus Lieferungen und Leistungen

2. Sonstige Vermögensgegenstände

631.687,96

342

9.280.997,37

8.931 9.912.685,33

9.273

57.210.703,37

236.498

324.707.143,58

212.270

II. Wertpapiere

Sonstige Wertpapiere

III. Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten

C. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN

391.830.532,28

458.041

2.670,74

50

D. SONDERVERMÖGEN 1. Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg

1.529.273,20

781

2. Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung

540.679,73

550

3. Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

771.084,99

841 2.841.037,92

2.172

2.207.796.121,57

2.243.166


– za h l e n t e i l – Baden-Württemberg Stiftung 2011

Passiva

. /

in EUR

097

Vorjahr in TEUR

A. EIGENKAPITAL I.

Gezeichnetes Kapital

20.159.318,55

20.159

21.669.954,96

21.670

52.643.535,70

52.140

1.787.985.426,10

1.788.543

– 5.079.918,09

1

II. Kapitalrücklage

Andere Zuzahlungen in das Eigenkapital

III. Gewinnrücklagen 1. Zweckgebundene Rücklagen für rechtlich unselbstständige Stiftungen 2.

Andere Gewinnrücklagen

IV. Bilanzgewinn / -verlust

1.877.378.317,22

1.882.513

B. RÜCKSTELLUNGEN 1. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen

82.621,00

50

2. Steuerrückstellungen

18.215,52

223

3.

Sonstige Rückstellungen

27.553.509,79

25.571 27.654.346,31

C.

ZWECKGEBUNDENE MITTEL FÜR PROJEKTE

1.

Zweckgebundene Fonds

109.598.400,42

2.

Fonds Zukunftsoffensiven

187.787.268,16

25.844

113.921 214.543 297.385.668,58

328.464

D. VERBINDLICHKEITEN 1.

Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen

2. Sonstige Verbindlichkeiten

2.608.553,86 420.331,54

E. RECHNUNGSABGRENZUNGSPOSTEN F.

4.136 398 3.028.885,40

4.534

811.558,92

845

SONDERVERMÖGEN (DRITTANTEILE)

1. Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg

764.636,61

388

2. Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung

270.339,87

275

3. Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

502.368,66

303 1.537.345,14

966

2.207.796.121,57

2.243.166


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– za h l e n t e i l – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Gewinn- und Ve r l u s t r e c h n u n g

in EUR

1. Erträge aus Beteiligungen und anderen Wertpapieren des Anlagevermögens 2. Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen und Wertpapieren

Vorjahr in TEUR

20.508.182,89

81.675

683.820,52

3.003

3. Sonstige betriebliche Erträge

21.192.003,41

84.678

13.661.190,00

12.548

4. Personalaufwand

a) Löhne und Gehälter

b) S oziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung

5. Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen 6. Projektaufwand 7. Projekterträge

1.131.935,03

1.249

295.491,93

299

1.686.016,94

1.593

37.560.593,47

26.364

57.492,21

168

8. Sonstige betriebliche Aufwendungen

6.067.004,11

5.704

9.

7.029.441,50

46.683.549,27 Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge

10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen

12. Außerordentliche Erträge 13. Außerordentliche Aufwendungen

5.575

1.092,00

11. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit

35.041

2 7.028.349,50

5.573

– 4.802.006,36

67.758

123.581,41

283

0,00

19

14. Außerordentliches Ergebnis

123.581,41

264

15. Sonstige Steuern

424.848,49

415

16. Ergebnis Sondervermögen 17. Jahresfehlbetrag/-überschuss 18. Verlustvortrag

– 61.135,21

31

– 5.164.408,65

67.638

0,00

– 2.201

19. Zuführung Sondervermögen

127.286,71

– 271

20. Zuführung Gewinnrücklage aus nicht verwendeten Projektmitteln

– 42.796,15

– 31

0,00

– 65.135

– 5.079.918,09

0

21. Zuführung Gewinnrücklagen 22. Bilanzverlust/-gewinn


– za h l e n t e i l – Baden-Württemberg Stiftung 2011

– 40.000.000 EUR – Nachhaltige Wirkung Projektvolumen der Baden-Württemberg Stiftung 2011

. /

099


100

– za h l e n t e i l – Baden-Württemberg Stiftung 2011

/ .

Ent w ick lung des A n lagever mögens

Anschaffungs- / Herstellungskosten

in EUR

01.01.2011

ZUGÄNGE

ABGÄNGE

31.12.2011

169.417,17

57.293,35

0,00

226.710,52

212.080.445,99

23.687.864,59

29.459.228,08

206.309.082,50

1.315.483,59

36.247,07

454.097,28

897.633,38

35.896.326,67

17.735.203,95

915.958,58

52.715.572,04

249.292.256,25

41.459.315,61

30.829.283,94

259.922.287,92

I. Immaterielle Vermögensgegenstände Entgeltlich erworbene Konzessionen, gewerbliche Schutzrechte und ähnliche Rechte und Werte sowie Lizenzen an solchen Rechten und Werten II. Sachanlagen

1. Grundstücke und Bauten

2. A ndere Anlagen, Betriebsund Geschäftsausstattung

3. Anlagen im Bau

III. Finanzanlagen

1. Beteiligungen

2. Wertpapiere des Anlagevermögens

65.921.495,61

0,00

0,00

65.921.495,61

1.494.269.818,59

16.004.849,64

0,00

1.510.274.668,23

1.560.191.314,20

16.004.849,64

0,00

1.576.196.163,84

1.809.652.987,62

57.521.458,60

30.829.283,94

1.836.345.162,28


– za h l e n t e i l – Baden-Württemberg Stiftung 2011

Kumulierte Abschreibungen

. /

Buchwerte

01.01.2011

ZUGÄNGE

ABGÄNGE

31.12.2011

31.12.2011

31.12.2010

163.443,82

19.031,16

0,00

182.474,98

44.235,54

5.973,35

23.129.323,82

1.571.407,58

4.757.880,73

19.942.850,67

186.366.231,83

188.951.122,17

847.083,54

95.578,20

454.060,74

488.601,00

409.032,38

468.400,05

0,00

0,00

0,00

0,00

52.715.572,04

35.896.326,67

23.976.407,36

1.666.985,78

5.211.941,47

20.431.451,67

239.490.836,25

225.315.848,89

2.609.355,00

0,00

0,00

2.609.355,00

63.312.140,61

63.312.140,61

0,00

0,00

0,00

0,00

1.510.274.668,23

1.494.269.818,59

2.609.355,00

0,00

0,00

2.609.355,00

1.573.586.808,84

1.557.581.959,20

26.749.206,18

1.686.016,94

5.211.941,47

23.223.281,65

1.813.121.880,63

1.782.903.781,44

101


102

/ .

– lag e b e r i c h t – Baden-Württemberg Stiftung 2011

L ageb er ic ht f ü r das Geschäf tsjahr 2011

I . / R e c htsgrund l agen Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne von § 52 Absatz 2 der Abgabenordnung. Sie ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Gesellschaftszweck ist die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung, Kunst und Kultur, der Religion, der Völkerverständigung, der Entwicklungshilfe, des Umwelt-, Landschafts- und Denkmalschutzes, des Heimatgedankens, die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, des öffentlichen Gesundheitswesens, des Wohlfahrtswesens und des Sports, soweit die Zwecke geeignet sind, die Zukunftsfähigkeit des Landes Baden-Württemberg zu sichern. Der Gesellschaftszweck wird insbesondere durch die Durchführung und Finanzierung von einzelnen Projekten und Veranstaltungen sowie durch Vergabe von Stipendien verwirklicht. I I . / G es c h ä ftsver l auf  2 0 1 1 Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt unverändert 20.159.318,55 EUR. Im Jahr 2011 wird ein Jahresfehlbetrag von 5,08 Mio. EUR ausgewiesen. Die Eigenkapitalquote beträgt 85,0 % der Bilanzsumme (Vorjahr 83,9 %). Grundstücksbereich Den Mieterträgen in Höhe von 11,4 Mio. EUR und sonstigen betrieblichen Erträgen in Höhe von 1,6 Mio. EUR stehen Aufwendungen in Höhe von 4,7 Mio. EUR gegenüber. Damit trägt der Grundstücksbereich mit 8,3 Mio. EUR zum Gesamtergebnis der Gesellschaft bei. Der im Vergleich zum Vorjahr (8,0 Mio. EUR) höhere Ergebnisbeitrag ist im Wesentlichen auf den Kauf des Grundstücks Dorotheenstraße 2 zurückzuführen, das mit 0,5 Mio. EUR positiv zum Ergebnis beigetragen hat. Gegenläufig haben sich die etwas höheren Instandhaltungsaufwendungen in Höhe von 0,9 Mio. EUR (Vorjahr: 0,5 Mio. EUR) und Aufwendungen für Vorjahre (0,1 Mio. EUR) ausgewirkt. Beteiligungsbereich Im Geschäftsjahr 2011 wurden Beteiligungserträge in Höhe von 3,7 Mio. EUR realisiert. Diese entfallen auf die Dividende der Südwestdeutsche Salzwerke AG (3,6 Mio. EUR) und auf die Gewinnausschüttung der Reederei Schwaben GmbH (0,1 Mio. EUR).

Vermögensanlagebereich Die im Anlagevermögen gehaltenen Investmentfonds trugen mit 16,9 Mio. EUR (Vorjahr: 78,6 Mio. EUR) zum Gesamtergebnis bei. Die im Geschäftsjahr 2011 zunächst zurückgestellten Ausschüttungen wurden bereits Anfang 2012 teilweise nachgeholt. Aus den kurzfristigen Anlagen resultierten Erträge in Höhe von 7,3 Mio. EUR (Vorjahr 8,2 Mio. EUR). Damit konnte das Ertragsniveau trotz niedrigerem Zinsniveau nahezu gehalten werden. Risiken Risiken, die sich aus der Wertminderung oder Leerstandszeiten der vermieteten Grundstücke ergeben können, werden vor allem durch laufende Renovierung, Modernisierung bzw. Instandsetzung der Gebäude und Abschluss langfristiger Mietverträge minimiert. Risiken bestehen mittelfristig im Zusammenhang mit den Überlegungen des Landes hinsichtlich einer zentralen Behördenunterbringung, soweit die bestehenden Mietverhältnisse mit dem Land nicht fortgesetzt werden können. Die Finanzierung der geplanten Investitionen im Grundstücksbereich aus eigenen Mitteln der Gesellschaft ist sichergestellt. Möglichen Risiken aus der wirtschaftlichen Entwicklung der Beteiligungsunternehmen sowie deren möglichen Gewinnausschüttungen wird insbesondere durch laufende Beobachtung der wirtschaftlichen Entwicklung der Unternehmen begegnet. Die stetige Kontrolle der Entwicklung der Kapitalanlagen ist durch die laufende Berichterstattung der Kapitalanlagegesellschaften und die gesellschaftsinternen Controlling-, Vergleichs- und Analyseverfahren jederzeit gegeben. Den allgemeinen Marktrisiken wird durch das individuelle Anlagekonzept, durch vorsichtige Ertragsannahmen und die risikobewusste Anlagestrategie begegnet. Für die Liquiditäts- und Ertragsplanung existieren kurzund mittelfristige Planrechnungen, die laufend aktualisiert werden. Risiken, die die Entwicklung oder den Bestand der Gesellschaft gefährden könnten, sind zurzeit nicht erkennbar.


– lag e b e r i c h t – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

I I I . / P r o jektberei c h In der Sitzung des Aufsichtsrates vom 20. Dezember 2010 wurden 24 Projektbeschlüsse für den Wirtschaftsplan 2011 mit einem Gesamtvolumen von 35,205 Mio. EUR (einschließlich Sponsoringeinnahmen BioLab und Expedition N) gefasst. Ihrem Satzungsauftrag entsprechend führt die Baden-Württemberg Stiftung überwiegend eigene Projekte durch. Das Geschäftsjahr 2011 war im Projektbereich im Wesentlichen geprägt von folgenden Schwerpunkten: Im Mai 2011 kam es in Baden-Württemberg zu einem Regierungswechsel. Die Regierungspartner haben vereinbart, zu prüfen, ob und gegebenenfalls in welcher Form die BW Stiftung fortgeführt werden soll. In der Folge hat eine umfangreiche Strategiediskussion um die Stiftung begonnen. Die diskutierten Modelle gingen von der Auflösung über den Umbau zu einer Förderstiftung bis hin zum Erhalt der BW Stiftung in ihrer bisherigen Struktur. Die BW Stiftung war über die gesamte Zeit Ansprechpartner für alle Fragen, die sich rechtlich, strukturell und thematisch in diesem Diskussionsprozess ergeben haben. Die Regierungspartner wie auch der im Oktober 2011 neu konstituierte Aufsichtsrat sind nach intensiver Befassung mit den Projekten und Programmen der Stiftung und ihren Verfahren einer strategischen Themenfindung und den wettbewerblichen Auswahlverfahren sowie der laufenden Qualitätssicherung zur Überzeugung gelangt, dass die BW Stiftung als operative Stiftung mit ihren bisherigen Schwerpunktthemen Forschung, Bildung und Soziale Verantwortung beibehalten werden soll. Durch intensive Begleitung der Strategiediskussion konnte die Geschäftsführung eine weitere Profilschärfung bei der BW Stiftung erreichen, so fallen künftig verschiedene Themen, die im Land durch eigene Stiftungen abgedeckt sind, aus dem Themenportfolio der BW Stiftung heraus. Auch die bisherigen, sehr stark auf die Zukunftsfähigkeit des Landes ausgerichteten Fördergrundsätze und Verfahren konnten beibehalten werden.

. /

Die Diskussion über die Konsequenzen aus der Entscheidung der Körperschaftsteuerreferenten des Bundes und der Länder über die gemeinnützige Verwendung von Mitteln der Baden-Württemberg Stiftung hält an. Die weitere Vorgehensweise hinsichtlich der Steuerproblematik konnte auch durch die im Jahr 2011 durchgeführte Betriebsprüfung des Finanzamts nicht abschließend geklärt werden. Im Jahre 2011 wurde das Gebäude Kriegsbergstraße 42 in Stuttgart erworben. Hier soll die Stiftung künftig ihren neuen Sitz einnehmen. Damit das Gebäude die Bedürfnisse der Stiftung optimal erfüllen kann, laufen derzeit die Sanierung und der Umbau des Gebäudes. Da die Nachhaltigkeit nicht nur ein zentrales Thema in der Umsetzung der Programme der Stiftung darstellt, sondern sich auch in dem Stiftungsalltag widerspiegelt, wird der Umbau unter ökologischen Aspekten, energiesparenden und energieerzeugenden Maßnahmen durchgeführt. Auch hier hat die Stiftung Vorbildcharakter. Im Zuge der Fokussierung wurden bestehende Projekte neu dotiert bzw. verlängert. Die Baden-Württemberg Stiftung hat bis zum 31. Dezember 2011 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 620 Mio. EUR betreut. Sie nimmt somit einen Spitzenplatz unter den deutschen Stiftungen ein. Der Gesellschaftszweck „Sicherung der Zukunftsfähigkeit Baden-Württembergs“ wird vor allem in den Bereichen Forschung und Wissenschaft sowie Bildung und Soziale Verantwortung erfüllt. Insgesamt wurden Forschungsprojekte mit einem Volumen von 218,9 Mio. EUR und Bildungsprojekte mit einem Volumen von 188,4 Mio. EUR betreut. 145,3 Mio. EUR entfallen auf die Bereiche Soziale Verantwortung, Denkmalschutz, Kunst und Kultur. Auf die Unterstiftungen entfallen 13,7 Mio. EUR.

103


104

– lag e b e r i c h t – Baden-Württemberg Stiftung 2011

/ .

Risiken Die Risiken im Projektbereich bestehen in der Möglichkeit von Fehlverwendungen bzw. steuerschädlichen Verwendungen, die im ungünstigsten Fall die Gemeinnützigkeit der Baden-Württemberg Stiftung gefährden könnten. Durch einen breit angelegten Diskussionsprozess vor der Definition einzelner Programme, die frühzeitige Einbeziehung steuerfachlichen Sachverstandes, die interne Revision und interne Kontrollstrukturen tragen wir den Risiken Rechnung. I V. / A usb l i c k Nach dem Verkauf des Grundstücks Dorotheenstraße 6 und der erst für das vierte Quartal 2012 zu erwartenden Vermietung des Neubaus an der Willy-Brandt-Straße muss im Geschäftsjahr 2012 mit leicht rückläufigen Mieterträgen gerechnet werden. Durch den Kauf des ehemaligen Postareals in Stuttgart können diese Umsatzrückgänge allerdings zum größten Teil kompensiert werden. Die Investitionen im Grundstücksbereich dienen der Stabilisierung der Jahresergebnisse und tragen positiv zum Erhalt des Vermögens der Gesellschaft bei. Der Ergebnisbeitrag der langfristigen Kapitalanlagen kann im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich deutlich gesteigert werden. Risiken für die Entwicklung der langfristigen Kapitalanlagen resultieren dabei aus dem weiteren Verlauf der Diskussionen um die europäische Staatsschuldenkrise.

Aufgrund des weiter gesunkenen Zinsniveaus und der regelmäßigen Mittelabflüsse werden die Erträge aus den kurzfristigen Kapitalanlagen voraussichtlich leicht zurückgehen. Durch ein intelligentes Cash-Management kann in gewissem Umfang zwar eine Kompensation erreicht werden, Ergebnissteigerungen sind aber nicht zu erwarten. Im Bereich des Cash-Managements werden ausschließlich risikolose Geldanlagen getätigt. Für das Geschäftsjahr 2012 wird erwartet, dass Projekte mit einem Volumen von rund 34 Mio. EUR durchgeführt werden können, wovon 2,0 Mio. EUR für Projekte der Stiftung Kinderland reserviert sind. In seiner Sitzung am 7. November 2011 hat der Aufsichtsrat bereits Projekten mit einem Gesamtvolumen von 16,02 Mio. EUR für den Wirtschaftsplan 2012 zugestimmt. Der Umbau des Gebäudes Kriegsbergstraße 42 soll bis Ende Dezember 2012 beendet sein, sodass die neuen Räumlichkeiten ab 2013 von der Baden-Württemberg Stiftung als Geschäftsstelle in vollem Umfang genutzt werden können.

Stuttgart, den 29. Mai 2012

Baden-Württemberg Stiftung gGmbH

Christoph Dahl

Walter Leibold


– anhang – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

. /

Anhang für das Geschäf tsjahr 2011

I . / A LL G E M E I N E S Der Jahresabschluss der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH wurde nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften einschließlich der ergänzenden Bestimmungen des GmbH-Gesetzes erstellt. Die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH, Stuttgart, verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne von § 52 Abs. 2 der Abgabenordnung, soweit diese geeignet sind, die Zukunftsfähigkeit des Landes Baden-Württemberg zu sichern. Sie ist selbstlos tätig und verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Ziele. Die Gesellschaftszwecke werden insbesondere verwirklicht durch die Durchführung und Finanzierung von einzelnen Projekten, geeigneten Veranstaltungen und Vergabe von Stipendien im vorgenannten Sinne. Gemäß § 265 Abs. 5 Satz 2 und Abs. 6 HGB ist zu vermerken, dass in der Bilanz und in der Gewinn- und Verlustrechnung gegenüber den Gliederungsvorschriften der §§ 266, 275 HGB neue Posten hinzugefügt und Umgliederungen vorgenommen worden sind. Die Abweichungen werden mit dem besonderen Gegenstand und der Art der Finanzierung der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH und der dadurch verbesserten Klarheit und Übersichtlichkeit der Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage begründet.

Für die Jahre 2008 und 2009 wurden geringwertige Wirtschaftsgüter mit einem Wert von über EUR 150,00 bis EUR 1.000,00 in einem Sammelposten aktiviert und über fünf Jahre linear abgeschrieben. Die Vermögensgegenstände des Finanzanlagevermögens werden zu Anschaffungskosten angesetzt. Außerplanmäßige Abschreibungen wurden nicht durchgeführt (vgl. IV Tz. 6.). Bei den Forderungen und sonstigen Vermögensgegenständen werden alle erkennbaren Einzelrisiken individuell berücksichtigt. Mit Ausnahme des Körperschaftsteuerguthabens (Bilanzierung i. H. d. Barwerts; Abzinsung mit 1,70 %) sind die Forderungen zum Nennwert bilanziert. Die Rückstellung für Pensionen wird mit dem Erfüllungsbetrag bewertet, der nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendig ist (§ 253 I 2 HGB). Es wurden folgende Annahmen zugrunde gelegt: Zins zum 31. Dezember 2011: 5,14 % entsprechend dem von der Deutschen Bundesbank gem. § 253 Abs. 2 HGB für Dezember 2011 veröffentlichten Rechnungszins für eine Restlaufzeit von 15 Jahren entensteigerung: dreijährlich 3,0 %, erstmals zum R 31. Dezember 2012 Finanzierungsendalter: 63 bzw. 62

II . A NGA BE DER AU F DIE POST EN DER B I L A N Z U N D G E W I N N - U N D V E R L U S TR E C H N U N G A N G E WA N D T E N B I L A N Z I E RUNGS- UND BEW ERTUNGSMETHODEN Das Sachanlagevermögen wird zu Anschaffungsbeziehungsweise Herstellungskosten, vermindert um planmäßige und ggf. außerplanmäßige Abschreibungen, angesetzt. Die planmäßigen Abschreibungen erfolgen linear. Die zugrunde gelegten Nutzungsdauern betragen bei Gebäuden 40 beziehungsweise 50 Jahre, bei Mietereinbauten 8 Jahre, bei der Betriebs- und Geschäftsausstattung zwischen 3 und 13 Jahre und bei immateriellen Vermögensgegenständen zwischen 3 und 5 Jahren. Geringwertige Wirtschaftsgüter im Sinne des § 6 Abs. 2 EStG bis zu einem Wert von EUR 150,00 werden einzeln aktiviert und über die gewöhnliche Nutzungsdauer abgeschrieben.

Biometrie: Richttafeln 2005 G von Dr. Klaus Heubeck Fluktuation: 0 % Witwenrentenanwartschaft: individuell Waisenrentenanwartschaft: nicht berücksichtigt Die Steuerrückstellungen und sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle im Zeitpunkt der Bilanzaufstellung ungewissen Verpflichtungen und erkennbaren Risiken und sind mit dem Erfüllungsbetrag bewertet, der nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendig ist (§ 253 Abs. 1 Satz 2 HGB). Rückstellungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr werden mit dem ihrer Restlaufzeit entsprechenden durchschnittlichen Marktzinssatz der vergangenen sieben Geschäftsjahre abgezinst (§ 253 Abs. 2 Satz 1 HGB). Die zurückgestellten Beträge sind einzeln ermittelt.

105


106

/ .

– anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011

Der Satzungszweck wird im Rahmen von einzelnen Projekten, geeigneten Veranstaltungen und Vergabe von Stipendien verwirklicht. Die Passivierung erfolgt grundsätzlich nach folgender Systematik: Eine dem Grunde und der Höhe nach bestimmte und verpflichtende Zusage an Leistungsempfänger ist unter zweckgebundene Mittel für Projekte erfasst. Wenn sich die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH zur Erbringung satzungsmäßiger Leistungen gegenüber einem Dritten (z. B. Projektpartner) verpflichtet und diese Leistung hinsichtlich ihrer Höhe ungewiss ist, so sind diese Beträge ebenfalls hierunter erfasst. In geringem Umfang sind Aufwendungen für eigenes Personal enthalten, welche in den jeweiligen Budgetfestsetzungsbeschlüssen pauschal enthalten sind. Wird eine Leistungszusage unter dem Vorbehalt erteilt, dass zur Leistungserbringung genügend Mittel zur Verfügung stehen müssen, so handelt es sich – soweit diese Mittel zum Abschlussstichtag noch nicht vorhanden sind – um eine Verpflichtung, die erst nach Zugang beziehungsweise Erwirtschaftung der Mittel zu bilanzieren ist. Gleiches gilt für Maßnahmen, die erst in einem späteren Geschäftsjahr zur Ausführung kommen. Derartige aufschiebend bedingte Verpflichtungen werden im Anhang unter der entsprechenden Position angegeben. Die Verbindlichkeiten sind mit ihren jeweiligen Erfüllungsbeträgen passiviert.

I I I . A N G A B E N U N D E R LÄ U T E R U N G E N ZU EINZELNEN POSTEN DER BILANZ UND GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG 1. Anlagevermögen Die Entwicklung des Anlagevermögens nach § 268 Abs. 2 HGB sowie die Abschreibungen des Geschäftsjahrs sind in der Anlage zur Bilanz dargestellt. Bei den ausgewiesenen Wertpapieren handelt es sich um Anteile an sieben Spezialfonds, die bei verschiedenen Kapitalanlagegesellschaften gehalten werden. 2. Umlaufvermögen Die sonstigen Vermögensgegenstände enthalten in erster Linie ein Körperschaftsteuerguthaben sowie Ansprüche aus der Umsatzsteuer und Zinsforderungen. Die sonstigen Vermögensgegenstände beinhalten Forderungen gegen den Gesellschafter in Höhe von TEUR 698 (Vj. TEUR 710). Die ratierlich fällig werdende Forderung aus dem Körperschaftsteuerguthaben beträgt TEUR 4.947 (Vj. TEUR 5.559). Hiervon entfallen TEUR 4.087 auf Forderungen mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr. Sämtliche anderen Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände haben eine Restlaufzeit von unter einem Jahr. Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen bestehen in Höhe von TEUR 357 (Vj. TEUR 225) gegenüber dem Gesellschafter. Bei den Wertpapieren des Umlaufvermögens handelt es sich um eine Schuldverschreibung in Höhe von TEUR 10.000 sowie Anteile an einem Geldmarktfonds in Höhe von TEUR 47.211.


– anhang – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

. /

3. Sondervermögen Der Posten Sondervermögen betrifft die rechtlich unselbstständigen Stiftungen Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg, Kulturpreis Baden-Württemberg der Volksbanken Raiffeisenbanken und der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH sowie die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg. Alle rechtlich unselbstständigen Stiftungen wurden durch die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH gegründet.

Auf der Aktivseite kommen die Vermögensgegenstände der rechtlich unselbstständigen Stiftungen zum Ausweis, soweit diese nicht gesondert geführt werden. Die Sondervermögen auf der Passivseite weisen die Anteile der fremden Stifter am Vermögen der rechtlich unselbstständigen Stiftungen aus. Die Anteile der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH an den rechtlich unselbstständigen Stiftungen werden unter den Gewinnrücklagen im Eigenkapital ausgewiesen.

Die Sondervermögen werden in einem Nebenbuch mit eigenen Buchungs- und Bilanzkreisen geführt. Die Ergebnisse der einzelnen Sondervermögen werden anteilig zugunsten beziehungsweise zulasten der jeweiligen Sondervermögen verwendet.

4. Eigenkapital Die Anteile der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH an den rechtlich unselbstständigen Stiftungen werden unter den Gewinnrücklagen ausgewiesen. Die Entwicklung stellt sich wie folgt dar:

Anteil BW Stiftung in %

1.1.2011 in EUR

Zugänge in EUR

Eigenergebnisanteil in EUR

31.12.2011 in EUR

Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg

50,0

390.368,69

400.000,00

– 25.732,10

764.636,59

Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg

50,0

275.175,37

0,00

– 4.835,51

270.339,86

99,02

51.474.062,47

200.000,00

Zweckgebundene Gewinnrücklagen

Stiftung Kinderland Baden-Württemberg

– 65.503,22 51.608.559,25

107


108

– anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011

/ .

Die Gewinn- und Verlustrechnung der BadenWürt­t emberg Stiftung gGmbH für die Zeit vom 1. Januar 2011 bis 31. Dezember 2011 ergibt ohne Berücksichtigung der Unterstiftungen folgendes Bild:

Erträge aus Beteiligungen und anderen Wertpapieren des Anlagevermögens Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen und Wertpapieren

BW-Stiftung ohne Unter­stiftungen in TEUR

Unterstiftungen in TEUR

BW-Stiftung gesamt in TEUR

20.508

0

20.508

684

0

684

21.192

0

21.192

13.477

184

13.661

1.131

0

1.131

295

0

295

1.686

0

1.686

Projektaufwand

35.205

2.355

37.561

Projekterträge

57

0

57

Sonstige betriebliche Erträge Personalaufwand

a) Löhne und Gehälter

b) S oziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung

Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände des Anlagevermögens und Sachanlagen

Sonstige betriebliche Aufwendungen

6.054

13

6.067

– 9.645

– 2.184

– 11.829

6.941

88

7.029

1

0

1

Aufw. / Erträge aus Ertragszusage Stiftung Kinderland

– 2.031

2.031

0

4.909

2.119

7.028

Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit

– 4.736

– 66

– 4.801

123

0

123

0

0

0

Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge Zinsen und ähnliche Aufwendungen

außerordentliche Erträge außerordentliche Aufwendungen Steuern vom Einkommen Sonstige Steuern

0

0

0

425

0

425

– 302

0

– 302

Ergebnis restliche Sondervermögen:

Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg

0

– 51

– 51

Stiftung Kulturpreis Baden-Württemberg

0

– 10

– 10

– 5.037

– 127

– 5.164

0

127

127

– 43

0

– 43

0

0

Jahresüberschuss Gewinn-/Verlustvortrag Vorjahr Entnahme/Zuführung Sondervermögen Zuführung Gewinnrücklage aus nicht verwendeten Projektmitteln

0

Zuführung Gewinnrücklagen Zwischensumme Gewinnrücklagen Bilanzgewinn

– 43

0

– 43

– 5.080

0

– 5.080


– anhang – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

5. Steuerrückstellungen Die Steuerrückstellung beinhaltet eine aus der durchgeführten Betriebsprüfung resultierende Umsatzsteuerschuld für die Jahre 2005–2009. Die Steuerrückstellung aus dem Vorjahr konnte aufgelöst werden, da der Rechtsstreit vor dem Bundesfinanzhof gewonnen wurde. 6. Sonstige Rückstellungen Die sonstigen Rückstellungen wurden im Wesentlichen für die drohende Inanspruchnahme für Dekontaminationskosten (TEUR 26.736) gebildet. Des Weiteren kommen Rückstellungen für ausstehende Rechnungen, Rechtsund Prozesskostenrisiko, Personalaufwendungen, interne und externe Kosten des Jahresabschlusses und die Kosten für die Erstellung der Steuererklärungen zum Ausweis. 7. Zweckgebundene Mittel für Projekte Es kommen die noch nicht verbrauchten Beträge für beschlossene und bis zum Ende des Berichtsjahres begonnene Projekte zum Ansatz. Von den Verpflichtungen aus laufenden Projekten und Zukunftsoffensiven entfallen Verbindlichkeiten in Höhe von TEUR 3.007 (Vj. TEUR 3.252) und TEUR 166.540 (Vj. TEUR 191.441) auf den Gesellschafter. Die Verpflichtungen aus Zukunftsoffensiven sind formal innerhalb eines Jahres fällig. Bei den laufenden Projekten wird mit Mio. EUR 50 (Restlaufzeit bis ein Jahr) und Mio. EUR 60 (Restlaufzeit zwischen einem und fünf Jahren) gerechnet. Das Volumen der durch den Aufsichtsrat beschlossenen Projekte, die noch nicht aufwandswirksam erfasst wurden, beläuft sich auf TEUR 16.020 (Projektobligo) (Vj. TEUR 35.155). 8. Verbindlichkeiten Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen bestehen in Höhe von TEUR 71 (Vj. TEUR 272) gegenüber dem Gesellschafter. Die Verbindlichkeiten sind innerhalb eines Jahres nach dem Bilanzstichtag fällig.

. /

9. Erträge aus Beteiligungen und Wertpapieren des Anlagevermögens Diese Position setzt sich wie folgt zusammen: 2011 in TEUR

Vorjahr in TEUR

Erträge aus Beteiligungen

3.652

3.074

Erträge aus Wertpapieren des Anlagevermögens

16.856

78.601

Gesamt

20.508

81.675

10. Erträge aus dem Abgang von Beteiligungen und Wertpapieren Unter dieser Position werden die realisierten Buchgewinne aus der Veräußerung von Beteiligungen und Wertpapieren des Anlage- und Umlaufvermögens ausgewiesen. Diese Position stellt einen Teilbetrag der sonstigen betrieblichen Erträge gem. § 275 Abs. 2 Nr. 4 HGB dar. Die gesamte Position erfüllt ihrer Natur nach die Angabepflicht des § 277 Abs. 4 Satz 3 HGB. 11. Sonstige betriebliche Erträge Die sonstigen betrieblichen Erträge resultieren im Wesentlichen aus Grundstücksvermietungen. In den sonstigen betrieblichen Erträgen sind periodenfremde Erträge in Höhe von TEUR 70 enthalten. 12. Aufwendungen für Altersvorsorge In der Position „Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung“ sind Aufwendungen für Altersversorgung in Höhe von TEUR 89 (Vj. TEUR 60) enthalten. 13. Projektaufwand Diese Position setzt sich wie folgt zusammen:

Zuführung zu zweckgebundenen Mitteln für Projekte laut Beschlüssen des Aufsichtsrats Zweckgebundene Mittel Dritter Projektaufwand Stiftung Kinderland Gesamter Projektaufwand

2011 in TEUR

Vorjahr in TEUR

35.155

24.555

50

45

2.356

1.764

37.561

26.364

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– anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Der Projektaufwand enthält zu einem geringen Teil mitbudgetierte Personalaufwendungen für eigene, nur fallweise für Einzelprojekte eingestellte Mitarbeiter. Hierfür sind im Geschäftsjahr 2011 TEUR 476 tatsächlich angefallen, welche bereits in den Jahren der entsprechenden Beschlussfassungen aufwandswirksam wurden. 14. Außerordentliches Ergebnis Aus der Änderung des Zinssatzes bei der Bewertung der langfristigen Forderung aus dem Körperschaftsteuerguthaben resultiert ein außerordentlicher Ertrag in Höhe von TEUR 124. I V. S O N S T I G E P F L I C H T A N G A B E N 1. Sonstige finanzielle Verpflichtungen Der Gesamtbetrag der wesentlichen sonstigen finanziellen Verpflichtungen betrifft insbesondere die Verpflichtung aus einem unkündbaren Mietvertrag über vier Jahre für die Geschäftsstelle der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH. Davon entfallen TEUR 228 auf eine Restlaufzeit bis zu einem Jahr. Der Betrag in Höhe von TEUR 684 entfällt auf eine Restlaufzeit ab einem bis fünf Jahren. Die weiteren sonstigen finanziellen Verpflichtungen sind unwesentlich. 2. Derivative Finanzinstrumente Die Gesellschaft setzt selbst keine derivativen Finanzinstrumente ein. Im Rahmen der Spezialfonds werden, den Anlagerichtlinien der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH entsprechend, Derivate, im Wesentlichen Futures, eingesetzt. 3. Angaben zu den Mitgliedern der Unternehmensorgane Als Geschäftsführer waren im Geschäftsjahr bestellt: Christoph Dahl, Stuttgart alter Leibold, Ministerialdirigent im Ministerium W für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg, Stuttgart

Die Gesamtvergütung von Herrn Christoph Dahl für das Geschäftsjahr 2011 setzt sich wie folgt zusammen: in EUR

Grundgehalt Sonstige geldwerte Vorteile

114.462,26 3.520,07 117.982,33

Es wurde keine Pensionszusage vereinbart, und es bestehen keine von Dritten gewährten Zusagen gegenüber dem Geschäftsführer. Für den Geschäftsführer Walter Leibold wird auf die Angabe der Bezüge gemäß § 286 Absatz 4 HGB verzichtet. Der Aufsichtsrat setzt sich aktuell aus folgenden Mitgliedern zusammen: inisterpräsident Winfried Kretschmann, MitM glied des Landtags, Vorsitzender des Aufsichtsrats (ab 14.06.2011, Vorsitz ab 4.10.2011) dith Sitzmann, Mitglied des Landtags, FraktionsvorE sitzende der Bündnis '90/Die Grünen, Erste stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats (ab 4.10.2011) Minister Dr. Nils Schmid, Mitglied im Landtag, Stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Finanzen und Wirtschaft (ab 14.06.2011) inister Peter Friedrich, Minister für BundesM rat, Europa und internationale Angelegenheiten (ab 14.06.2011) Minister Franz Untersteller, Mitglied des Landtags, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft (ab 14.06.2011) inisterin Gabriele Warminski-Leitheußer, Ministerin M für Kultus, Jugend und Sport (ab 14.06.2011) Minister Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur (ab 14.06.2011) inisterin Katrin Altpeter, Mitglied des Landtags, M Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren (ab 14.06.2011)


– anhang – Baden-Wür ttemberg Stiftung 2011

Minister Reinhold Gall, Mitglied des Landtags, Innenminister M inisterin Theresia Bauer, Mitglied des Landtags, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst

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inister a. D. Willi Stächele, Mitglied des Landtags, M Finanzminister des Landes Baden-Württemberg Ministerin a. D. Dr. Monika Stolz, Mitglied des Landtags, Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Senioren des Landes Baden-Württemberg

Georg Wacker, Mitglied des Landtags (ab 14.06.2011) A ndreas Hoffmann, Mitglied des Landtags r. Kai Schmidt-Eisenlohr, Mitglied des Landtags D (ab 14.06.2011) Hans Martin Haller, Mitglied des Landtags (ab 14.06.2011)

Karl-Wilhelm Röhm, Mitglied des Landtags r. Hans-Ulrich Rülke, Mitglied des Landtags, FraktiD onsvorsitzender FDP/DVP

A ndreas Stoch, Mitglied des Landtags (ab 14.06.2011) eter Hauk, Mitglied des Landtags, FraktionsvorsitP zender CDU Winfried Mack, Mitglied des Landtags Minister a. D. Prof. Dr. Ulrich Goll, Mitglied des Landtags Elke Brunnemer, Mitglied des Landtags (ab 1. April 2011) Am 14.06.2011 sind folgende Mitglieder ausgeschieden: inisterpräsident a. D. Stefan Mappus, Mitglied des M Landtags, Vorsitzender des Aufsichtsrats inister a. D. Ernst Pfister, Mitglied des Landtags, WirtM schaftsminister des Landes Baden-Württemberg (Zweiter stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats) I ngo Rust, Mitglied des Landtags (Dritter stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats)

F rau Abgeordnete Bärbl Mielich, Mitglied des Landtags, war in der Zeit vom 14.06. bis 30.09.2011 Mitglied des Aufsichtsrats. An den Aufsichtsrat wurde keine Vergütung geleistet. Es wurden lediglich Reisekosten in Höhe von EUR 170,50 erstattet. 4. Durchschnittliche Zahl der Beschäftigten Während des Geschäftsjahres waren neben zwei angestellten Geschäftsführern durchschnittlich zwanzig Angestellte in der allgemeinen Verwaltung und acht Angestellte, die nur fallweise im Rahmen der Projektdurchführung eingestellt werden, beschäftigt. Der Personalaufwand für die letztgenannte Gruppe wurde im Projektaufwand erfasst. 5. Anteilsbesitz Gemäß § 285 Nr. 11 HGB ist über die folgenden Beteiligungen zu berichten: Anteil in %

Eigen­k apital 31.12.2011 in TEUR

Ergebnis 2011 in TEUR

50,0

14.183

48

Minister a. D. Prof. Dr. Wolfgang Reinhart, Mitglied des Landtags, Minister für Bundes-, Europa- und internationale Angelegenheiten des Landes BadenWürttemberg

Verwaltungs­ gesellschaft Wasseralfingen mbH, * Wasseralfingen  Südwestdeutsche Salzwerke AG, Heilbronn

45,0

83.395

12.630

Reederei Schwaben GmbH, Stuttgart

44,0

5.796

192

inisterin a. D. Prof. Dr. Marion Schick, Ministerin M für Kultus, Jugend und Sport des Landes BadenWürttemberg

*   Zahlen zum 31. Dezember 2010

inisterin a. D. Tanja Gönner, Ministerin für Umwelt, M Naturschutz und Verkehr inister a. D. Helmut Rau, Mitglied des Landtags, M Minister im Staatsministerium des Landes BadenWürttemberg

111


112

– anhang – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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6. Angaben nach § 285 Satz 1 Nr. 19 HGB Bei Anteilen an sechs gehaltenen Sondervermögen im Sinne von § 2 Abs. 3 InvG lag der beizulegende Wert am 31. Dezember 2011 um EUR 25,6 Mio. unter, bei Anteilen an einem anderen Sondervermögen im Sinne von § 2 Abs. 3 InvG um EUR 3,4 Mio. über dem Buchwert. Außerplanmäßige Abschreibungen waren nicht vorzunehmen, da es sich nur um temporäre Wertminderungen handelt. Am 31. März 2012 lag der beizulegende Wert von sechs der gehaltenen Sondervermögen um EUR 18,4 Mio. über dem Buchwert und bei nur noch einem Sondervermögen um EUR 4,2 Mio. unter dem Buchwert. 7. Abschlussprüferhonorar Im Geschäftsjahr 2011 wurde ein Gesamthonorar von TEUR 71 an den Abschlussprüfer geleistet. Dieses wurde ausschließlich für Abschlussprüferleistungen aufgewendet. 8. Ergebnisverwendungsvorschlag Es wird vorgeschlagen, den Bilanzverlust 2011 in Höhe von TEUR 5.080 auf neue Rechnung vorzutragen. Der Bilanzverlust ergibt sich nach Berücksichtigung der Zuführung zu den Gewinnrücklagen in Höhe von TEUR 43 (nicht verwendete Projektmittel – ZO) und der Entnahme aus den Gewinnrücklagen in Höhe von TEUR 127 (Verlustanteil Sondervermögen).

Stuttgart, den 29. Mai 2012

Baden-Württemberg Stiftung gGmbH

Christoph Dahl

Walter Leibold


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Zukunft braucht Wissen Die Erfahrungen aus unserer Stiftungsarbeit möchten wir teilen und weitergeben. Aus diesem Grund werden unsere Programme wissenschaftlich begleitet und evaluiert und die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

115/.  Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung 119/.  Impressum


– schriftenreihe – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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schriftenreihe DEr Baden-Württemberg stiftung

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BAND

64 BAND

63 BAND

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BAND

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Aktionsprogramm Familienbesucher / Ein Programm zur Unterstützung von Müttern und Familien (2012) Gesundheitsförderung in der Grundschule / Komm mit in das gesunde Boot – Grundschule (2012) „Ferienzeit – Gestaltungszeit. Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche während der Ferienzeit“ / Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitevaluation des Programms (2012)

BAND

59

BAND

58 BAND

57 BAND

56 BAND

55 BAND

54 BAND

53 BAND

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10

Da sein! – Könnt’ ich das? / Abschlussbericht des Projekts „Ausbau der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit in Baden-Württemberg“ (2012)

BAND

60

05

15

BioLab Baden-Württemberg on Tour / Forschung, Leben, Zukunft (2011) Gesundheitsförderung im Kindergarten / Evaluation des Programms „Komm mit in das gesunde Boot“ der Baden-Württemberg Stiftung in Kindergärten in BadenWürttemberg (2011)

20

Kompetenzen fördern – Erfolge schaffen / Dokumentation des Programms „KOMET 2 – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche“ (2011) Sag’ mal was – Sprachförderung für Vorschulkinder / Zur Evaluation des Programms der Baden-Württemberg Stiftung (2011) Nanotechnology – Fundamentals and Applications of Functional Nanostructures / Th. Schimmel, H. v. Löhneysen, M. Barczewski (2011)

25

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Fit für den Wiedereinstieg – wie sich Beruf und Familie unter einen Hut bringen lassen / Tipps für eine erfolgreiche Rückkehr in den Beruf (2010) „Neue Brücken bauen ... zwischen Generationen, Kulturen und Institutionen“ / Programmdokumentation (2010)

35

Erzähl uns was! Kinder erzählen Geschichten und hören einander zu / Eine Förderinitiative der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2010) Am Anfang ist es eine Idee – am Ende eine große Erfindung / Ein Leitfaden für die Planung und Umsetzung von naturwissenschaftlich-technischen Projekten (2010)

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BAND

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Nachhaltigkeit macht fit für die Zukunft / Energie nutzen, Umwelt schützen (2011) 45

BAND

50

BAND

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Männer für erzieherische Berufe gewinnen: Perspektiven definieren und umsetzen / Impulse und Anregungen für eine größere Vielfalt in Tageseinrichtungen für Kinder (2010) Strategische Forschung 2010 / Studie zur Struktur und Dynamik der Wissenschaftsregion Baden-Württemberg (2010)

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– schriftenreihe – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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BAND

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BAND

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Expeditionsziel: Nachhaltigkeit / Ihr Reiseführer in die Zukunft (2011) Familiäre Einflüsse als prägender Faktor: Herausforderung für die Suchtprävention / Wie Familien für die familienorienierte Suchtprävention zu gewinnen und welche Veränderungen möglich sind (2010) Qualifizierung von Prüfern: Entwicklung innovativer Weiterbildungskonzepte. / Wie neuen Herausforderungen im Bildungswesen begegnet und Prüfungsqualität gesichert werden kann. (2010) Neue Generationennetzwerke für Familien / Wissenschaftliche Evaluation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2010) Kinder und ihr Umgang mit Geld und Konsum / Dokumentation und Evaluation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009) Musisch-ästhetische Modellprojekte in Kindergärten und anderen Tageseinrichtungen für Kinder / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009) Training bei Demenz / Dokumentation zum Kongress „Training bei Demenz“ Dezember 2008 (2009) Hilfen und schulische Prävention für Kinder und Jugendliche bei häuslicher Gewalt / Evaluation der Aktionsprogramme „Gegen Gewalt an Kindern“ 2004–2008 in Baden-Württemberg (2009) Kommunen auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit / Dokumentation des Projekts der Landesstiftung Baden-Württemberg „ZUKUNFTSFORUM Familie, Kinder & Kommune“ (2009) Naturwissenschaftlich-technische Modellprojekte in Kindergärten / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009) Erfolgsgeschichten – Nachwuchswissenschaftler im Porträt / Ergebnisse des Eliteprogramms für Postdoktorandinnen und Postdoktoranden der Landesstiftung Baden-Württemberg (2009) „Kinder nehmen Kinder an die Hand“ / Dokumentation des Programms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2009) Zeit nutzen – Innovative pädagogische Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche während der Ferienzeit / Dokumentation des Förderprogramms der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg (2008) E-LINGO – Didaktik des frühen Fremdsprachenlernens / Erfahrungen und Ergebnisse mit Blended Learning in einem Masterstudiengang (erschienen im gnv Gunter Narr Verlag Tübingen, 2008) Visionen entwickeln – Bildungsprozesse wirksam steuern – Führung professionell gestalten / Dokumentation zum Masterstudiengang Bildungsmanagement der Landesstiftung Baden-Württemberg (erschienen im wbv W. Bertelsmann Verlag Bielefeld, 2008)

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– schriftenreihe – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Forschungsprogramm Klima- und Ressourcenschutz / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten der Landesstiftung Baden-Württemberg (2008) Nanotechnology – Physics, Chemistry, and Biology of Functional Nanostructures / Results of the first research programme Kompetenznetz „Funktionelle Nanostrukturen“ (Competence Network on Functional Nanostructures, 2008) „Früh übt sich …“ – Zugänge und Facetten freiwilligen Engagements junger Menschen / Fachtagung am 21. und 22. Juni 2007 in der Evangelischen Akademie Bad Boll (2008)

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beo – 6. Wettbewerb Berufliche Schulen / Ausstellung, Preisverleihung, Gewinner und Wettbewerbsbeiträge 2007 (2007) Forschungsprogramm Mikrosystemtechnik der Landesstiftung Baden-Württemberg / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten (2007) Frühe Mehrsprachigkeit: Mythen – Risiken – Chancen / Dokumentation zum Kongress am 5. und 6. Oktober 2006 in Mannheim (2007)

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„Es ist schon cool, wenn man viel weiß!“ KOMET – Kompetenz- und Erfolgstrainings für Jugendliche / Dokumentation der Programmlinie der Landesstiftung Baden-Württemberg 2005–2007 (2007) Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft / Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V. (2007)

25

jes – Jugend engagiert sich und jes | connection – Die Modellprojekte der Landesstiftung Baden-Württemberg / Bericht der wissenschaftlichen Begleitung 2002–2005 (2007) Suchtfrei ins Leben / Dokumentation der Förderprogramme zur Suchtprävention für vorbelastete Kinder und Jugendliche (2007) Häusliche Gewalt beenden: Verhaltensänderung von Tätern als Ansatzpunkt / Eine Evaluationsstudie von Monika Barz und Cornelia Helfferich (2006)

30

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Innovative Familienbildung – Modellprojekte in Baden-Württemberg / Aktionsprogramm Familie – Förderung der Familienbildung (2006) Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen mit Behinderung / Dokumentation der Projekte der Ausschreibung der Landesstiftung Baden-Württemberg 2002–2006 (2006) Raus aus der Sackgasse! / Dokumentation des Programms „Hilfen für Straßenkinder und Schulverweigerer“ (2006)

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„Erfahrungen, die’s nicht zu kaufen gibt!“ – Bildungspotenziale im freiwilligen Engagement junger Menschen / Fachtagung 16. und 17. Juni 2005 in der Evangelischen Akademie in Bad Boll (2006) beo – 5. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation über die Wettbewerbsbeiträge der Preisträgerinnen und Preisträger 2006 (2006)

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– schriftenreihe – Baden-Württemberg Stiftung 2011

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Forschungsprogramm Nahrungsmittelsicherheit der Landesstiftung Baden-Württemberg / Berichte und Ergebnisse aus den Forschungsprojekten (2006) Medienkompetenz vermitteln – Strategien und Evaluation / Das Einsteigerprogramm start und klick! der Landesstiftung Baden-Württemberg (2006) Forschungsprogramm Optische Technologien der Landesstiftung Baden-Württemberg / Zwischenberichte aus den Forschungsprojekten (2005) Jugend. Werte. Zukunft. – Wertvorstellungen, Zukunftsperspektiven und soziales Engagement im Jugendalter / Eine Studie von Dr. Heinz Reinders (2005) 4. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2005 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2005) „Beruf UND Familie“ – wie gestalten wir das UND? / Ein Leitfaden für Praktiker und Praktikerinnen aus Unternehmen und Kommunen (2005) Strategische Forschung in Baden-Württemberg / Foresight-Studie und Bericht an die Landesstiftung Baden-Württemberg (2005) Jugend und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Gesellschaft / Untersuchungsbericht des Forschungsinstituts tifs e. V. (2005) Dialog Wissenschaft und Öffentlichkeit / Ein Ideenwettbewerb zur Vermittlung von Wissenschaft und Forschung an Kinder und Jugendliche (2005) Selbstvertrauen stärken – Ausbildungsreife verbessern / Dokumentation innovativer Projekte im Berufsvorbereitungsjahr 2001/2002 (2005) FAUSTLOS in Kindergärten / Evaluation des Faustlos-Curriculums für den Kindergarten – dokumentiert im Zeitraum von Januar 2003 bis Oktober 2004 (2004) Hochschulzulassung: Auswahlmodelle für die Zukunft / Eine Entscheidungshilfe für die Hochschulen (2005) 3. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2004 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2004) JUGEND und verantwortungsvolle Mediennutzung – Medien und Persönlichkeitsentwicklung / Dokumentation des Fachtags, 4. Dezember 2003, Gospel Forum Stuttgart (2004) 2. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2003 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2003) Neue Wege der Förderung freiwilligen Engagements von Jugendlichen / Eine Zwischenbilanz zu Modellen in Baden-Württemberg (2003) 1. Wettbewerb Berufliche Schulen / Dokumentation des Wettbewerbs 2002 mit den Preisträgerinnen und Preisträgern (2002)

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Wir über uns: Die Baden-Württemberg Stiftung setzt sich für ein lebendiges und lebenswertes Baden-Württemberg ein. Sie ebnet den Weg für Spitzen­ forschung, vielfältige Bildungsmaßnahmen und den verantwortungsbewussten Umgang mit unseren Mitmenschen. Die Baden-Württemberg Stiftung ist eine der großen operativen Stiftungen in Deutschland. Sie ist die einzige, die ausschließlich und überparteilich in die Zukunft Baden-Württembergs investiert – und damit in die Zukunft seiner Bürgerinnen und Bürger.

Verantwortlich: Christoph Dahl, Geschäftsführer Baden-Württemberg Stiftung Redaktion: Julia Kovar, Christine Potnar, Nina Flosdorff Text: Mascha Schacht, Schreibwerkstatt Aquilegia, Frankfurt a. M. Bernd Müller, Bonn Fotografie: Baden-Württemberg Stiftung Deniz Saylan, Stuttgart (Titelbild, Seiten A – Z) Rainer Kwiotek (S. 21, 22) Christopher Tracy (Zeichnung S. 29) Viola Schütz (S. 50 f) Karlsruher Institut für Technik (S. 64) Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA (S. 72) Gabriella Kerler (S. 89 f) Konzeption und Gestaltung: Strichpunkt GmbH, Stuttgart / Berlin www.strichpunkt-design.de © Juni 2012, Stuttgart Baden-Württemberg Stiftung ISSN 1610-4250

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Information

Herausgeberin: Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Im Kaisemer 1, 70191 Stuttgart Fon +49.711.248 476-0 / Fax +49.711.248.476-50 info@bwstiftung.de / www.bwstiftung.de

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– W A S WICHTI G I S T – Baden-Württemberg Stiftung 2011

A F K P U Z

B G L Q V

Ak|tu|a|li|tät (die)

Bil|dung (die)

For|schung (die)

Ge|sell|schaft (die)

Kre|a|ti|vi|tät (die)

Ler|nen (das)

Per|spek|ti|ven (die)

Um|welt (die)

Zu|kunft (die)

C H M R W

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D I N S X

E J O T Y

Chan|cen (die)

De|mo|gra|fie (die)

Er|fin|der|geist (der)

Hei|mat (die)

In|te|gra|ti|on (die)

Ju|gend (die)

Mo|bi|li|tät (die)

Nach|hal|tig|keit (die)

Of|fen|heit (die)

Qua|li|fi|ka|ti|on (die)

Res|sour|cen (die)

Spra|che (die)

Ta|lent (das)

Viel|falt (die)

Wis|sen (das)

X-Chro|mo|som (das)

Y-Chro|mo|som (das)

Baden-Württemberg Stiftung gGmbH Im Kaisemer 1, 70191 Stuttgart Fon +49.711.248 476-0 / Fax +49.711.248.476-50 info@bwstiftung.de / www.bwstiftung.de

Neue Adresse ab 2013 : Kriegsbergstrasse 42, 70191 Stuttgart


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