Neue romantische Gartenreisen in England

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NEUE omantische

GARTENREISEN IN

England – Anja Birne –

ZU BESUCH IN DEN SCHÖNSTEN GÄRTEN VON LONDON BIS YORKSHIRE



NEUE omantische

GARTENREISEN IN

England – Anja Birne –

ZU BESUCH IN DEN SCHÖNSTEN GÄRTEN VON LONDON BIS YORKSHIRE

CALLWEY


I N H A LT

6 EINLEITUNG 15 DIE TOUREN

London

18 GARDEN MUSEUM 20 CHELSEA PHYSIC GARDEN 26 LIVING WALL ATHENAEUM 28 ROYAL BOTANIC GARDENS, KEW 31 BOTANICAL ART 32 RHS CHELSEA FLOWER SHOW 34 KEEPER´S HOUSE 36 LONDONS JUNGE GARTENSZENE 38 REISETIPPS

Essex und Cambridgeshire 42 BETH CHATTO GARDENS

46 MARKS HALL GARDEN & ARBORETUM 48 ANGLESEY ABBEY & GARDENS 52 JAGD NACH SCHNEEGLÖCKCHEN 54 ULTING WICK GARDEN 56 RHS GARDEN HYDE HALL 58 REISETIPPS

Suffolk

62 HELMINGHAM HALL GARDENS 65 KNOTENGARTEN 66 SOMERLEYTON HALL GARDENS 68 PORTRÄT DES BELIEBTESTEN ENGLISCHEN SINGVOGELS 70 WYKEN HALL GARDENS 74 EAST BERGHOLT PLACE 76 REISETIPPS

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I N H A LT

Norfolk

80 EAST RUSTON OLD VICARAGE 84 FELBRIGG HALL & GARDENS 88 OLD WALLED KITCHEN GARDENS 90 PENSTHORPE MILLENIUM GARDEN 92 BLICKLING HALL & GARDENS 96 HOUGHTON HALL & GARDENS 100 REISETIPPS

Yorkshire

104 HAREWOOD HOUSE & GARDENS 108 LITTLETHORPE MANOR GARDENS 110 THORP PERROW ARBORETUM 112 SLEIGHTHOLMEDALE LODGE GARDENS 116 BURTON AGNES HALL & GARDENS 118 NEWBY HALL & GARDENS 122 PFLANZENPORTRÄT WEISSDORN 124 RHS GARDEN HARLOW CARR 126 SCAMPSTON WALLED GARDEN 132 REISETIPPS

Lake District

136 GRESGARTH HALL GARDENS 140 HOLKER HALL & GARDENS 142 RYDAL MOUNT & GARDENS 144 HILL TOP FARM & GARDENS 148 KINDERBUCHAUTORIN BEATRIX POTTER 150 LEVENS HALL & GARDENS 153 TOPIARY 154 REISETIPPS

Rezepte

156 AUS DEM KÜCHENGARTEN 186 SERVICE-ANHANG MIT ALLEN WICHTIGEN ADRESSEN UND WEITEREN TIPPS 191 BILDNACHWEIS, GARTENREISE-VERANSTALTER 192 IMPRESSUM, DANK

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EINLEITUNG

Meine Bücher entwickelten sich aus den Erlebnissen und Erfahrungen privater und beruflicher Gartenreisen, die mich zwischen 1994 und 2017 durch England führten. Zu den ersten Reisezielen zählte London. Die turbulente grüne Metropole ist ein Mekka für Gartenfreunde. Hier laufen seit jeher alle Gartenwege Großbritanniens zusammen. Im Garden Museum oder in Kew Gardens, dem bedeutendsten Botanischen Garten der Welt, fasziniert mich die Pflanzenvielfalt und die Geschichte der legendären plant hunters (Pflanzenjäger), die den Grundstein für eine der größten Pflanzensammlungen der Welt legten und die europäische Gartenkultur revolutionierten. Neben der Wahrung des reichen Kulturerbes gehen diese Gärten aber auch mit der Zeit und entwickeln kontinuierlich Neues und Futuristisches. Im Garden Museum gestaltete der Gartendesigner Dan Pearson 2017 den neuen Innenhofgarten, und in Kew macht der britische Künstler Wolfgang Buttress seit 2016 mit seiner beeindruckenden Installation „The Hive“, einem 17 Meter hohen Bienenstock aus 170.000 Aluminiumelementen, auf das globale Bienensterben aufmerksam (siehe S. 13). 1994 besuchte ich zum ersten Mal die Chelsea Flower Show. Absolutely stunning! Was für eine lebendige Gartenkultur! Was für ein flirrendes Fest

unter Gärtnern mit nie zuvor gesehenen Pflanzen und Pflanzkombinationen, jungen Gartengestaltern, die wie Popstars gefeiert und nach Autogrammen (!) gefragt wurden. Very British und unvorstellbar auf dem Kontinent. Noch immer ist die Gartenmesse der Höhepunkt im Gartenjahr der Königlichen Gartenbaugesellschaft (RHS). Parallel dazu initiiert der britische Gartenjournalist Tim Richardson seit 2012 das unabhängige Chelsea Fringe Festival, das den Fokus auf den Menschen, den Gärtner, und weniger auf Gärten legt. Das alternative Gartenfestival hat laut Tim vor allem ein Ziel: „It’s all about expanding the remit of gardening and harnessing the power of gardens to enhance communities.“* In Großbritannien entwickelte sich die Gartenkultur zur Blüte und Popularität wie in keinem anderen Land Europas. Bis heute bleibt das Land der Gärtner inspirierend und überraschend zugleich. DIE ENGLISCHEN KULTURLANDSCHAFTEN

Gartenkultur spiegelt Gesellschaftsordnungen, Machtverhältnisse und Schönheitsideale sowie das Verhältnis des Menschen zur Natur wider. Im Garten treffen Kunst und Natur aufeinander. Im Raum zwischen Haus und Landschaft entsteht Gartenkultur. Die interessantesten Gärten entwickelten und ent-

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EINLEITUNG

wickeln sich noch heute inmitten inspirierender Kulturlandschaften mit ihren jeweiligen geologischen, topografischen und klimatischen Eigenarten und landwirtschaftlichen Nutzungsformen. Charakteristisch für das englische Landschaftsbild sind die Parkund die Heckenlandschaften. Die Parklandschaft setzt sich aus einem lockeren Gefüge aus Schafweiden, Feldern, Wiesen, Alleen, Baumreihen und Baumgruppen zusammen. Charaktervolle, heimische Laubbäume wie Eichen (English Oak), Buchen, Kastanien und Linden prägen mit ihrem arttypischen Wuchs als markante Solitäre den Landschaftsraum. Häufig verschmilzt die Parklandschaft mit der Heckenlandschaft (hedgerow country). Von Kent bis Cornwall und von Essex bis Schottland erstreckt sich das endlos wirkende Netz der Hecken. Hedgerows durchziehen die Feldflur, winden sich an Flüssen entlang, säumen Landstraßen und begleiten Feld- und Wanderwege. Der Weißdorn Crataegus monogyna ist die häufigste Heckenpflanze (siehe Heckenpflanze Weißdorn S. 122). In und von ökologisch wertvollen Hecken (hedges) aus Weißdorn, Haselnuss, Holunder, Hartriegel, Brombeeren oder hedge roses (Heckenrose, Rosa canina) leben Schmetterlinge, Wildbienen, Vögel und Igel (hedge hog). Sie bilden einzigartige Lebensräume für Flora und Fauna. Große zusammenhängende Wälder sind auf der einst vollständig bewaldeten Insel selten. Relikte ursprünglicher Waldgebiete (ancient woodland) wie Foxley Wood in der Grafschaft Norfolk stehen unter Naturschutz. Wild garlic (Bärlauch, Allium ursinum), primroses (Schlüsselblume, Primula vulgaris) und duftende bluebells (Hyacinthoides non-scripta) breiten hier im Frühling ihre Blütenteppiche aus (siehe S. 101). Engländer sind leidenschaftliche Vogelfreunde und Ornithologen, die Singvögel in ihren Gärten auch im Sommer füttern. Vor allem das Rotkehlchen, Britain’s National Bird, hat ihre Herzen erobert (siehe Porträt des beliebtesten englischen Singvogels S. 68). Birdwatching (Vogelbeobachtung) ist auf der Insel ein richtiger Nationalsport. Die Königliche Gesellschaft zum Schutz der Vögel – The Royal Society for the Protection of Birds (RSPB) – betreut zahlreiche Vogelschutzgebiete an Yorkshires Küsten und in der größten Tieflandregion Englands in East Anglia. Der

Landstrich im Osten Englands, das ehemalige Königreich der Angelsachsen, umfasst die Grafschaften Essex, Cambridgeshire, Suffolk und Norfolk. Das ehemalige Moor- und Sumpfgebiet verwandelten niederländische Wasserbauingenieure in fruchtbares Ackerland, heute als die Korn- und Gemüsekammer Englands bekannt. Die Seenlandschaft des Nationalparks The Broads in Norfolk und Suffolk mit Marschwiesen, Schilfbänken und zahlreichen Wasserwegen ist nach dem Torfabbau entstanden und bietet ebenso wie das unter Naturschutz stehende Feuchtgebiet Wicken Fen Nature Reserve in Cambridgeshire faszinierende Naturerlebnisse, nicht nur für Vogelfreunde und Ornithologen. In den nordenglischen Grafschaften Yorkshire und Cumbria liegen die Nationalparks Yorkshire Dales, North York Moors und Lake District. Hier prägen Hochmoore und Heideflächen, fruchtbare Täler und Farnwälder, wilde Flüsse und Bäche die urenglischen Landschaften. Wildromantisch und von einer eigenwilligen „pittoresken“ Ästhetik ist der Lake District, die Berg- und Seenlandschaft mit den höchsten Bergen und den größten Seen Englands, im Juli 2017 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Allgegenwärtig sind Schafe und Steinmauern, die das Landschaftsbild im hügeligen Norden eindrucksvoll prägen. Seit jeher inspirierten diese Landschaften Dichter, Schriftsteller, Künstler und Gärtner wie William Wordsworth, Charlotte Brontë, Beatrix Potter, Thomas Gainsborough, Benjamin Britten, Jeppe Hein, Richard Long, Gael Sellwood, Patrick Blanc, Lady Arabella Lennox-Boyd, Piet Oudolf, Dan Pearson, Tom Stuart-Smith, Lady Xa Tollemache, Carla Carlisle oder Beth Chatto. Ihre Gedichte, Bücher und Bilder, ihre traditionellen und zeitgenössischen Gärten, Kunstwerke und Installationen der im Buch beschriebenen Gartentouren zeugen davon. GÄRTEN UND GARTENTOUREN

In diesem Gartenreisebuch geht es von der faszinierend grünen Metropole London in die good old English countryside der Ostküste, nach East Anglia mit den Grafschaften Essex, Cambridgeshire, Suffolk und Norfolk und schließlich in den wildromantischen Norden nach Yorkshire und in den Lake District. In

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EINLEITUNG

allen Epochen der englischen Gartengeschichte entwickelten sich in den vielgestaltigen Grafschaften eindrucksvolle Gärten. Ein seltenes Zeugnis für einen nahezu intakten elisabethanischen Garten aus dem 17. Jahrhundert ist der fantasievolle Formschnittgarten Levens Hall. Landschaftsgärten aus dem 18. Jahrhundert wie Harewood House oder Scampston Hall, gestaltet von Größen wie Capability Brown und Charles Bridgeman, haben ebenso den Stil ihrer Zeit bewahrt. Die Wald- und Sammlergärten des 19. Jahrhunderts wie Holker Hall oder das Thorp Perrow Arboretum erinnern mit ihrem Pflanzenreichtum an die Expeditionen furchtloser Pflanzenjäger während der Viktorianischen Zeit. Im Zuge der Arts-and-Crafts-Bewegung um William Morris und John Ruskin gestalteten Gärtner zu Beginn des 20. Jahrhunderts großartige architektonische Gärten wie Newby Hall mit Heckenräumen und kunst-

vollen Staudenrabatten. Der in England als formal garden, als Formaler Garten bezeichnete Gartenstil, findet heute noch leidenschaftliche Gestalter, zu sehen in Wyken Hall oder Littlethorpe Manor. Eine Sonderform englischer Gartenkultur sind die Country House Kitchen Gardens. Die Küchengärten in Felbrigg Hall und Blickling Hall zelebrierten ihre Glanzzeit zwischen 1800 und 1940. Die nach dem Krieg in Vergessenheit geratenen Gärten erfahren eine Wiederbelebung durch das 2001 gegründete Walled Kitchen Garden Network (siehe Old Walled Kitchen Gardens S. 88). Nutzgärten zur Selbstversorgung mit Gemüse, Obst, Honig (Bienenhaltung) und Blumenschmuck entsprechen dem Zeitgeist junger Gärtner und Familien, die eine gesunde Ernährung schätzen. Die alten Küchengärten motivieren die Bewahrer der Gartenkultur außerdem dazu, hochentwickelte Kulturmethoden zur Produktion von



LONDON

Living Wall Athenaeum

OBEN Blancs Begrünungstechnik ist ausgereift: Die Pflanzen wachsen in einem substratlosen Vlies an einer Metallkonstruktion, die an der Fassade befestigt ist, sodass Luft zirkulieren kann. Sie werden regelmäßig über ein Rohrsystem mit Wasser und Nährstoffen versorgt. UNTEN Die grünen Wände des französischen Paradiesvogels sehen nie gleich aus. Sein Pflanzenspektrum und die Vielfalt sind beeindruckend.

Mitten im Zentrum von London steigt eine Living Wall aus heimischen und exotischen Pflanzen an der Fassade des Hotels Athenaeum in die Höhe – entworfen von dem französischen Pflanzenkünstler Patrick Blanc. Bei der Entwicklung seiner Pflanzenwände (murs végétaux) nutzte der Pflanzenfreak mit grünen Haaren und extralangen Fingernägeln seine Erfahrungen als Naturwissenschaftler der staatlichen Forschungseinrichtung CNRS (Centre national de la recherche scientifique) in Frankreich. Der Botaniker entdeckte bei der Erforschung tropischer Regenwälder viele Pflanzen, die Fotosynthese nur durch Wasser, Licht, Kohlendioxid und wassergelöste Mineralstoffe bewerkstelligen – ganz ohne Erdreich. Seit 1986 baut der Franzose weltweit zahlreiche dieser vertikalen Gärten. In Großbritannien konzipierte Blanc zum Beispiel im Jahr 2009 die erste Grüne Wand am Hotel Athenaeum. Sonnenliebende Schmetterlingssträucher (Buddleia) und Zwergmispeln (Cotoneaster) wachsen in oberen Bereichen, während Schattenpflanzen wie Lerchensporn (Corydalis cheilanthifolia), Farne (Polystichum), Funkien und Begonien auf den unteren Rängen EIGENTÜMER ideale Bedingungen vorfinden. Die Japanische Kammiris The Athenaeum Hotel & Residences (Iris japonica) entdeckte Blanc in China und Japan auf feuchten Felsen im Walddickicht, wo sie lange herabhänBESONDERHEIT gende Vorhänge bildet. Seither lässt der Pflanzenkünstler Das Hotel bietet einen feinen Afternoon Tea und einen Speseine Lieblingspflanze auf fast allen Pflanzenwänden cial Galvin Cream Tea (Vorbewachsen. Die angenehme Kühle und Frische nahe der stellung erforderlich) an. Living Wall weckt Vorstellungen von tropischen Regenwäldern. Blancs grüne Oasen bringen Natur in die Stadt, www.athenaeumhotel.com/ overview/the-living-wall/ beleben triste Betonwände sowie zeitgenössische moderwww.athenaeumhotel.com/ ne Architektur, fördern die Biodiversität und versprühen restaurant-bar/aftervor allem abends bei künstlicher Beleuchtung eine genoon-tea/ heimnisvolle Dschungel-Atmosphäre. www.murvegetalpatrickblanc.com

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ESSEX UND CAMBRIDGESHIRE

Marks Hall Garden & Arboretum

OBEN Der zeitgenössisch gestaltete Garten unterstreicht den Wandel der Gartenkultur von einem Obst und Gemüse produzierenden Küchengarten zu einem Ziergarten. UNTEN Das Arboretum glänzt im Herbst mit leuchtenden Blattund Rindenfarben.

Marks Hall Arboretum ist ein Garten der Bäume mit zwei Seen, einem Schneeglöckchen-Wald, dem Robin’s Wood, und einem Walled Garden aus dem 18. Jahrhundert. Der alte Name Mercheshala erinnert an den sächsischen Ursprung des Anwesens. Uralte Bäume wie die 800-jährige Honeywood-Eiche bildeten in den 1990er-Jahren den Grundstock für ein Arboretum mit Gehölzen aus der ganzen Welt. Höhepunkte sind der Millennium Walk mit Gehölzen, die auch im Winter durch Struktur, Farbe und Duft, wirken sowie die größte europäische Pflanzung der Wollemie (Wollemia nobilis). Die in Australien erst 1994 entdeckte Baumart kannten Wissenschaftler nur aus 50 Millionen Jahre alten Fossilienfunden. Im Gondwanaland, benannt nach dem alten Namen des Urkontinents der südlichen Halbkugel, wachsen außerdem Scheinbuchen (Nothofagus) und Eucalyptus, experimentelle Pflanzungen von Cordyline australis (Keulenlilie) und Cortaderia richardii (Neuseeländisches Pampasgras). Den alten Küchengarten gestaltete Britta von Schoenaich in einen modernen Gehölz- und Staudengarten um. Die Gartenarchitektin strukturierte EIGENTÜMER den ummauerten Garten durch Formschnitthecken in Thomas Phillips Price Trust fünf Räume, die durch ein „vielgestaltiges Band“ mitBESONDERHEIT einander in Verbindung stehen. Eine niedrige Hecke Zeitgenössischer Garten im alten aus Orangenblumen (Choisya ternanta) scheint sich ummauerten Küchengarten, Arboretum, Woodland Walks aus dem ersten Gartenraum durch eine hohe Bu(13 km Spazier- und Wanderchenhecke in den zweiten Raum zu schlängeln. Hier wege), Tearoom nehmen Kugeln aus Buchs und Stein die Linie auf, um www.markshall.org.uk im nächsten Gartenraum in Form einer gewellten Steinmauer inmitten einer feurigen Bepflanzung aus Rot, Orange und Goldgelb den Faden weiterzuführen.

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SUFFOLK

Helmingham Hall Gardens

Wilde Blumenwiesen und üppiges Pflanzenwachstum sorgen innerhalb der formalen Gärten für eine heitere Stimmung.

chen (Viola cornuta). Von den Zimmern des Hauses und dem erhöhten Weg am Haus werden die kunstvollen plastischen Knotenmuster deutlich. An den Knotengarten schließt sich der auf drei Seiten von Eibenhecken gerahmte Rosengarten (Rose Garden) an. Die Alten Rosen wie Rosa gallica 'Versicolor' (Synonym 'Mundi'), Zentifolien und Moosrosen, Bourbon- und Damaszener-Rosen begleiten Lavendel 'Hidcote Blue', Katzenminze (Nepeta), weiße Fingerhüte und Glockenblumen (Campanula persicifolia 'Alba'). Auf der anderen Seite des Herrenhauses liegt der von einem weiteren Wassergraben umgebene Walled Garden aus dem 18. Jahrhundert. Üppige herbaceous borders (Staudenrabatten) rahmen die formalen Beete des Working Kitchen Gardens (Gemüsegartens). An Bögen wachsen Kletterrosen wie 'Albertine', 'New Dawn', 'Adelaide d’Orléans', 'The Garland', 'Félicité Perpétue' oder 'Mme Isaac Pereire'. Clematis, Duftwicken und Flaschenkürbisse sowie Pflanzungen von einjährigen Sommerblumen verlängern die Blütezeit bis in den späten Sommer. Den formalen Gestaltungselementen stehen wilde Blumenwiesen, duftende Kräuter und eine Fülle an nicht gefüllten Blumen und Stauden sowie Obstbäume im Obstgarten und alte ökologisch wertvolle Apfelbäume im Apple Tree Walk gegenüber. Ein besonderes Anliegen ist Lord und Lady Tollmache der Schutz der Wildbienen, Schmetterlinge, Igel und Rotkehlchen im Garten und den naturnahen Flächen, den Wildlife Areas.


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Knotengarten

KNOT Garden

KNOT DESIGN – GARTENSTIL IM ELISABETHANISCHEN ENGL AND

Der Knotengarten ist ein spezieller Gartenstil des formalen Formschnittgartens, der sich vor allem in elisabethanischen Anlagen des frühen 16. Jahrhunderts in England entwickelte. Sein Muster stellt ein kompliziertes, fast immer symmetrisches Ornament niedriger, miteinander verschlungener Hecken dar. Formschnitt (topiary) hält die Hecken aus Buchsbaum oder Heiligenkraut (Santolina) niedrig und unterbindet die Bildung von Blüten und Früchten. In dem Buch von Thomas Hill „The Gardeners Labyrinth“ (1563) finden sich zahlreiche Musterbögen für verschlungene Bandmuster. Gervase Markhams „The Country Farm“ setzte 1616 die Reihe der Entwürfe fort, die noch heute als Anregung für Knotengärten herangezogen werden. Die Muster erinnern an keltische Knoten (celtic design) und Flechtband-Ornamentik (celtic patterns) der frühen mittelalterlichen Kunst auf den britischen Inseln. Während man in frühester Zeit die Knoten sehr eng anlegte und die dazwischen freibleibenden Räume mit gefärbter Erde in heral-

dischen Farben auskleidete, gestaltete man später eher offene Knoten und bepflanzte die Zwischenräume mit niedrigen angesagten Zierpflanzen jener Zeit, wie Maßliebchen, Veilchen, Nelken oder Erdbeeren. Die beste Aussicht auf den kunstvoll gestalteten Garten ergibt sich von den Fenstern des jeweiligen Hauses, von einem Weg entlang der den Garten umgebenden Mauern oder von einem erhöht platzierten Gartenelement wie etwa einem Gartenpavillon, der sich auf einem künstlichen Hügel (mount) befindet. Hochwüchsige Pflanzen, die den Anblick des formalen Gartens stören könnten, fehlen in der nahen Umgebung ganz. Immergrüne Knotengärten mit ihren klaren Konturen, grafischen Mustern und ausgewogenen Proportionen zeigen auch im Winter ihr beständiges grünes Gartenbild. Der Knoten gilt als Symbol der Verknüpfung, der Verbindung und der Kontinuität, als Symbol des Lebens, der Unsterblichkeit und als Sinnbild der Liebe. Der englische Begriff „to tie the knot“ (wörtlich: den Knoten binden) bedeutet „heiraten“.

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Wyken Hall Gardens

Im romantischen Auf schmalen, mit Hecken gesäumten Landstraßen führt der Weg durch altes FarmLandhausgarten land aus Feldern und Wäldern nach Wyken Hall. Seltene Schafrassen wie Shetlands, blühen historische Lincoln Longwolls und Jacobs und eine kleine Herde Red-Poll-Rinder grasen auf den Rosen, Stauden Weiden rund um das Landhaus im traditionellen Suffolk Pink. Unter alten Apfelbäuund viele duftende Kräuter. men im Obstgarten tummeln sich Perlhühner und schwarze Norfolk-Truthähne, Tauben gurren auf dem Taubenschlag, und Pfauen stellen sich stolz zur Schau: ein Blick in eine beschauliche Gegend von Old Rural England. Das Leben der amerikanischen Menschenrechtsaktivistin Carla Carlisle aus Mississippi änderte sich schlagartig, als sie Sir Kenneth Carlisle 1986 heiratete, der als Farmer und Tory Member of the Parliament die seit vier Generationen im Familienbesitz befindliche 485 Hektar große Farm bewirtschaftete. Ihre Mitgift bestand „in a labrador named Adam and an apocalyptic vision of the future of British Farming“*, schreibt Lady Carla Carlisle in ihrem Buch „South Facing Slopes“, in dem ihre Kolumnen (2000 – 2012) aus der Zeitschrift „Country Life“ über Landwirtschaft, Wein, Literatur und Hunde zusammengefasst sind. Zunächst EIGENTÜMER pflanzte das Paar einen Weinberg, dessen ausgezeiSir Kenneth und Lady Carla Carlisle chneter Wein inzwischen im Restaurant „The Leaping Hare“ in einer umgebauten, 400 Jahre alten Scheune BESONDERHEIT ausgeschenkt wird. Dann legten Sir Kenneth und Lady Rosengarten, Kräutergarten, Carlisle einen modernen Landhausgarten an und bezoKnotengarten, Obstwiese, Staudenrabatten, Blumenwiegen die vorhandenen Grundstrukturen des Gartens wie sen, Wyken Vineyards RestauFeuerstein-Mauern und prachtvolle alte Bäume in die rant „The Leaping Hare“, Café, Gestaltung rund um das romantische elisabethanische Country Store, Wyken Farmer’s Market Landhaus ein. Sie gliederten die Flächen in formale Gartenräume und füllten die Gärten mit Blüten- und

www.wykenvineyards.co.uk

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NORFOLK

Old Walled Kitchen Gardens

OLD WALLED KITCHEN Gardens WIEDERENTDECKUNG DER ALTEN KÜCHENGÄRTEN

Pflaumen und Maulbeeren. In Warmhäusern kultivierten Gärtner Feigen, Weintrauben, Pfirsiche, Melonen, Ananas und Nektarinen, zogen Gemüse vor und vermehrten exotische Topfpflanzen. In Orangerien überwinterten Bitterorangen und andere Zitrusfrüchte. Daneben gab es Arbeitsräume zum Topfen (potting sheds) und Lagergebäude für Gemüse und Obst (vegetable and fruit stores). In den großen Landhäusern des 19. und 20. Jahrhunderts war der head gardener (Obergärtner) hoch angesehen und leitete einen Stab von Gesellen, Lehrlingen und Gärtnerjungen an. In Gärten großen Stils, wie Castle Howard (Yorkshire) oder Windsor Castle (Berkshire), wohnte der Chefgärtner am Eingang des Küchengartens oder in seinem Zentrum. Der größte und fortschrittlichste Nutzgarten der Zeit wurde für Queen Victoria (1819 – 1901) angelegt. Der Königliche Küchengarten von Windsor (1835) umfasste 7,75 Hektar und beschäftigte zwischen 36 und 48 Gärtner.

„Nicht nur Fleiß, sondern vor allem auch Erfahrung und eine gute Beobachtungsgabe waren nötig, um einen großen Haushalt mit frischem Gemüse und edlem Obst zu versorgen. Es erstaunt daher nicht, dass die Gartenkunst als eine Beschäftigung galt, für die sich auch ein Gentleman nicht zu fein war“, bemerkt Susan Campbell, die 2001 als Co-Gründerin das Walled Kitchen Garden Network zur Wiederbelebung der alten vergessenen Gartenkultur ins Leben rief. Die ummauerten Küchengärten (Walled Kitchen Gardens) spielen eine wichtige Rolle in der britischen Gartengeschichte. Seit Jahrhunderten gehörte zu den meisten großen, englischen Landhäusern, Burgen, Klöstern und Schlössern ein Nutzgarten zur Selbstversorgung mit Gemüse, Obst, Honig und Blumenschmuck. Zwischen 1800 und 1940 war die Glanzzeit der Country House Kitchen Gardens. Der traditionelle Garten war zum Schutz von hohen Mauern umgeben. Auf der angrenzenden Obstwiese (orchard) standen Äpfel, Birnen, Kirschen,

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In Holkham Hall (Norfolk) hatte der Vertreter des head gardeners als Innenaufseher die Verantwortung für die Gewächshäuser und schmückte die Tische des eleganten Haushaltes täglich mit frischen Blumen und Früchten. In Körben oder auf Silbertellern präsentierte er das Obst auf einer Unterlage aus Zierreben oder vielfarbigen Pelargonien-Blättern. Jede Sorte versah er mit einem handschriftlichen Namensetikett. Ratschläge zur Präsentation gab Isabella Beeton in ihrem Bestseller „Mrs Beeton’s Household Management“ (1861): „Im Winter werden Äpfel und Orangen zu Pyramiden aufgebaut und mit Lorbeer- oder Stechpalmenblättern verziert.“ Zu Beetons Zeiten galt es als elegant, in Töpfen kultivierte Früchte wie Wein, Feigen, Nektarinen, Pfirsiche und Erdbeeren zu Tisch zu bringen. In der Viktorianischen Ära, auf dem Höhepunkt des Britischen Empire, waren die Besitzer der produktiven Küchengärten auf ihre Vielfalt an exotischen Früchten und Gemüse genauso stolz wie auf ihre Gemäldesammlungen, Möbel, Bibliotheken und Ziergärten. In den Musteranlagen gärtnerischer Hochleistung konkurrierten die Gentlemen und ihre erfindungsreichen Gärtner mit anderen Landhäusern um die seltensten, neuesten, frühesten und schmackhaftesten Sorten. Diese waren Statussymbol. Für die Gärtner bedeutete es eine große Herausforderung, die aus den Kolonien neu eingeführten Pflanzen der warmen Klimazonen ganzjährig auch außerhalb der Saison auf den Tisch zu bringen. In den nach Süden ausgerichteten Walled Gardens nutzten die Chefgärtner die Sonnenwärme, bauten zusätzliche hot walls (beheizte Mauern) und richteten hot beds (Frühbeetkästen) ein. Populäre Crincle-Crankle-Wände in Serpentinenform ermöglichten ein spezielles Mikroklima für empfindliches Obst. Baumschutzgürtel hielten stürmische Südwestwinde ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die meisten großen englischen Häuser ihre arbeitsintensiven Küchengärten aufgeben, weil die Pflegekosten nicht mehr tragbar waren. Die Nutzgärten verwahrlosten, die Kultivierung von Obst unter Glas geriet nahezu in Vergessenheit. Nur wenige Gartenbesitzer konnten den historischen Geist ihrer alten Gärten erhalten.


NORFOLK

Houghton Hall & Gardens

OBEN

Head gardener

Paul Underwood und die kreativen Gartendesigner Isabel und Julian Bannerman verwandelten den ehemaligen Küchengarten in einen modernen, formalen Garten mit unterschiedlichen Themengärten. UNTEN Die zentrale, von Staudenrabatten gesäumte Mittelachse läuft auf den Eichentempel der Bannermans zu.

Nah an Norfolks Küste liegt Houghton Hall, die einstige Residenz des ersten britischen Premierministers Sir Robert Walpole (1676 – 1745). Das imposante palladianische Landschloss ist von einer 160 Hektar großen Parklandschaft mit Rasen, Weiden, Wald und 700 weißen Damhirschen umgeben. Eine von Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) gesäumte Doppelallee eröffnet herrliche Aussichten auf Gebäude und in die Parklandschaft. Seit dem 12. Jahrhundert besitzt die normannische Familie der Cholmondeleys, durch Heirat mit den Walpoles verbunden, in kontinuierlicher Erbfolge das Land. Zahlreiche Kunstschätze wie handgemalte chinesische Tapeten, Chippendale-Möbel oder Gemälde EIGENTÜMER von Reynolds oder Sargent entdecken Besucher bei The 7th Marquess of Cholmondeley Rundgängen durch das Haus. Der berühmteste Innenarchitekt, Gartengestalter und Maler seiner Zeit, BESONDERHEIT William Kent (1685 – 1748), führte 1727 die InneneinEnglish Heritage Register richtung des Familiensitzes aus. Grade I Palladianisches Herrenhaus Aufmerksamkeit erregen bei Gartenliebhabern jedoch (Architekten: James Gibbs, Covor allem der restaurierte neue Küchengarten und der len Campbell, Innenausstatmoderne Skulpturen-Garten. In Erinnerung an seine tung William Kent), Deer Park, RHS Partner-Garden Großmutter, die leidenschaftliche Gärtnerin Sybil Moderner Küchengarten (IsaSassoon (1894 – 1989), spätere Marchioness of bel und Julian Bannerman) Cholmondeley, renovierte der heutige Hausherr DaZeitgenössische Skulpturen von vid, 7th Marquess of Cholmondeley den in VergessenJames Turrell, Richard Long, Stephen Cox, Zhan Wang, heit geratenen Walled Garden. Gemeinsam mit seinem Anya Gallaccio, Stephen Cox, head gardener Paul Underwood und den kreativen Jeppe Hein, Rachel Whiteread Gartendesignern Julian und Isabel Bannerman verund Phillip King; Tearoom, Picnic Area wandelte er den ummauerten Küchengarten, der im frühen 19. Jahrhundert das Herrenhaus mit Gemüse, www.houghtonhall.com

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OBEN Zeitgenössische Skulpturen wie „Full Moon Circle“ von Richard Long gehören zur Sammlung von Lord Cholmondeley.

Obst und Blumen versorgte, in einen modernen, formalen Garten mit unterschiedlichen Themengärten. Vom Rosengarten geht es in den Italienischen Garten, den Kräuter- (herb garden) und den Küchengarten (fruit & vegetable garden), dann durch den Goldregen-Garten (laburnum garden) und den Zierkirschen-Weg (cherry walk) entlang zum Mediterranen Garten und Krokett-Rasen (croquet lawn). Zwei 130 Meter lange herbaceous borders mit üppigem Katzenminzen-Saum (Nepeta x faassenii 'Walker’s Low') bilden die zentrale Mittelachse des ummauerten Gartens. Beginnend vom Gewächshaus, verlaufen die beiden Staudenrabatten in Nord-Süd-Richtung durch eine zentrale Mitte auf einen neuen rustikalen Eichentempel zu, dessen Giebel beeindruckende Damhirsch-Geweihe zieren. Im Park unterstreichen unendlich wirkende Rasen- und Wiesenflächen die Weite des Anwesens. Sie bieten eine ideale Bühne für Arbeiten des britischen Land-Art-Künstlers Richard Long. Seit mehr als 40 Jahren arbeitet der Turner-Preis-Gewinner in und mit der Natur. In Houghton Hall schichtet Long Steine zu einem Kreis („Full Moon Circle“, 2003) oder zu einer Linie wie „A Line in Norfolk“ (2016) und arbeitet mit verwurzelten Bäumen. In den letzten Jahren baute Lord Cholmondeley im Garten und Park eine beeindruckende Skulpturen-Sammlung weiterer namhafter zeitgenössischer Künstler wie Jeppe Heins „Waterflame“, James Turrells „Skyspace“ auf und in der Hoffnung, „(...) that in time Houghton will become a ‘must-see’ destination for those interested in contemporary sculpture”.* * „(...) dass Houghton sich bald zu einem 'Muss' für Besucher entwickelt, die sich für zeitgenössische Skulpturen interessieren.“

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RECHTS OBEN Richard Long verlegt die Kunst aus dem Atelier in die Natur und stellt die Frage nach der Beziehung von Kunst und Leben. RECHTS UNTEN

"A Line in Norfolk"

(2016) heißt die Land-Art-Skulptur von Richard Long.




Yorkshire Z WI S C H E N TÄ L E R N, S C H A F E N UND MOOREN



YORKSHIRE

Burton Agnes Hall & Gardens

OBEN Von den Fenstern des Herrenhauses genießen Familie und Besucher einen wunderbaren Blick auf den formalen Wassergarten. UNTEN Die Mauern des alten viktorianischen Küchengartens schaffen ein einzigartiges Mikroklima für die breite Pflanzenvielfalt.

Seit fünfzehn Generationen ist das Herrenhaus Burton Agnes Hall, erbaut zwischen 1598 und 1610, im Besitz der Familie. Die Sammlungen an historischen und zeitgenössischen Möbeln, Gemälden und Teppichen zeugen von der langen Geschichte des Familiensitzes. Aus den Fenstern der oberen Stockwerke bieten sich feine Ausblicke in die Landschaft, auf die imposanten Formschnitt-Eiben, die den Weg vom Torhaus zur Hall eskortieren, und in den Walled Garden. 1990 gestaltete Susan EIGENTÜMER Cunliffe-Lister, deren Familie 1989 Burton Agnes Hall Simon und Olivia Cunliffe-Lister/ Preservation Trust übernommen hatte, den ummauerten Garten neu – in Erinnerung an den einstigen elisabethanischen Garten vor BESONDERHEIT vierhundert Jahren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts Privates Herrenhaus mit feiner existierte noch ein typisch viktorianischer Küchengarten, Sammlung an Gemälden und Möbeln der aber aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben worden Formschnitt (topiary) , Formale war. Susan Cunliffe-Lister hatte die Idee, GestaltungseleWasserbecken, Ha-Ha (unsichtmente aus der Zeit Elisabeth I. und der heutigen Zeit zu barer Graben), Walled Garden mit Gewächshäusern, neu gekombinieren. Nun wachsen in dem geschützten Garten staltet im 20. Jh. mit Gemüse, über 3000 verschiedene Pflanzen. Hecken, FormKräutern, Staudenrabatten, schnitt-Obst und Pergolen mit Kletterrosen und honeysuckFarbgärten, Nationale Plant Heritage Sammlung NCCPG an les (Geißblatt, Lonicera) gliedern den Walled Garden in einen Glockenblumen (Campanula) Gemüse- und Kräutergarten, in Rosenbeete und Obstreilebensgroße Spiele wie ein hen, in einen Dschungelgarten und in eine Serie von nach Außen-Schachbrett Farben gestalteten Gärten. Lebensgroße Spiele, wie das Garden Tours mit dem head gardener Riesen-Schachbrett im Senkgarten, unterhalten die Familie Woodland Walk, Farmer’s Food und Besucher wie in der Elisabethanischen Zeit. Bezaubernd Store, Home and Garden Shop, sind die Glockenblumen (Campanula), von denen manche Courtyard Café, Jazz & Blues Arten, wie die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula Festival persicifolia), durch den ganzen Garten vagabundieren. www.burtonagnes.com

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E D E N Penrith

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Keswick

LAKE DISTRICT 1

Rydal Mount & Gardens

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DIE L AKES MIT DEM BOOT ERLEBEN Der Lake Windermere mit einigen kleinen Inseln ist Englands längster und berühmtester See. Von Bowness-on-Windermere starten sommerliche Bootsfahrten nach Ambleside und Lakeside. Im See spiegelt sich die romantische Landschaft der Schäfer, Fischer und Holzfäller – und die der Dichter und Schriftsteller. Der Lake District Nationalpark ist die beliebteste Ferienregion der Engländer!

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AFTERNOON TE A M IT SE E B L IC K Light Lunches oder Afternoon Tea mit Seeblick bieten das stilvolle „Macdonald Old England Hotel“ am Lake Windermere oder in Brantwood das „The Terrace Coffee House and Restaurant“ mit Blick auf Coniston Water.

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NT - Hill Top Farm & Gardens Holker Hall & Gardens

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AUF DEN SPUREN VON WORDSWORTH Die bedeutenden englischen Dichter der Romantik, William Wordsworth (1770 – 1850), Samuel Taylor Coleridge und Robert Southey, durchwanderten den Lake District und machten die spektakuläre Landschaft als sogenannte „Lake Poets“ bekannt. 1810 schrieb Wordsworth den ersten Reiseführer über die Region „Complete Guide to the Lakes“. Im Wordsworth House & Garden in Cockermouth verlebte Wordsworth seine Kindheit und verfasste später in Grasmere im bescheidenen Dove Cottage, heute das Wordsworth Museum, einige seiner besten Gedichte. Erst mit weiterem Familienzuwachs zog der Dichter in das stattlichere Rydal Mount (siehe S. 142).

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JOHN RUSKIN IN BRANTWOOD Der Sozialreformer, Philosoph und Maler John Ruskin (1819 – 1900) verbrachte die letzten Jahre seines Lebens in Brantwood am Ufer des Sees Coniston Water. Zusammen mit dem Künstler William Morris initiierte Ruskin maßgeblich die Arts-andCrafts -Bewegung (Reformbewegung in Architektur und Design) in Großbritannien. Der Landsitz mit Waldgarten (u. a. mit Professor’s Garden, Fern Garden mit über 250 heimischen britischen Farnen) bietet eine Kunstsammlung und eine schöne Aussicht. Das Ruskin Museum im Dorf Coniston informiert zudem über Geologie, Bergbau und Schafzucht.

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PA S S I O N F O R M A R M A L A D E ! Seit 2005 veranstaltet Jane Hasell-McCosh jährlich ein Marmeladen-Fest. Sie selbst kocht leidenschaftlich gern Orangenmarmelade (passion for marmalade) und greift auf traditionelle Familienrezepte zurück. Dalemain Mansion in der Nähe des Lake Ullswater ist seit 300 Jahren in 9. Generation im Besitz der Familie. Unterstützt von Sponsoren wie Fortnum & Mason sammelt das inzwischen internationale Dalemain Marmalade Awards & Festival Spendengelder für die Hospizbewegung.

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S O U T H

L A K E L A N D

Kendal

Levens Hall & Gardens

Gresgarth Hall Gardens

EINE GARTENREISE IN DEN LAKE DISTRICT Wildromantisch und von einer eigenwilligen pittoresken Ästhetik ist die Berg- und Seenlandschaft im Nordwesten Großbritanniens. Im Juli 2017 ernannte die UNESCO den Lake District zum Weltkulturerbe. Die Eiszeiten formten die Landschaft mit den höchsten Bergen (Scafell Pike, 978 m über dem Meeresspiegel) und den tiefsten und größten Seen (Lake Windermere mit 1459 ha Fläche) Englands. Der 2300 Quadratkilometer große Lake District Nationalpark in der Grafschaft Cumbria ist der größte britische Nationalpark. An die Wikinger, die im 10. Jahrhundert den Nordwesten Englands besiedelten, erinnern die landschaftlichen Begriffe Fell (Hügel, Berg), Ghyll oder Force (Wasserfall), Beck (Fluss), Dale (Tal), Gill (Schlucht), Tarn oder -mere (See). Die Bezeichnung -thwaite (Rodung) bezeugt die Rodung der Wälder, die bereits in vorgeschichtlicher Zeit einsetzte und die zu kahlen Hängen an steilen, schroffen Bergen führte. Die intensive Schafhaltung, seit dem Mittelalter bis heute die vorherrschende Landwirtschaft, verhindert neuen baumartigen Bewuchs. Die Berge und Seen fügen sich mit moosigen Farnwäldern, Wildblumenwiesen und schroffen Felsen zur einzigartigen, von Natur und Mensch geformten grünen Kulturlandschaft. Der Lake District ist Englands regenreichstes Gebiet mit bis zu 3000 Millimeter Niederschlägen pro Jahr. Im Frühling wehen wild daffodils, hellgelbe Wildnarzissen (Narcissus pseudonarcissus) auf den Wiesen an den Seen und inspirierten Wordsworth zu seinem bekanntesten Gedicht über die daffodils. Die Landschaft ist ein Paradies für Naturfreunde, Bergsteiger, Kletterer, Wassersportler und Wanderer. Die Anreise empfiehlt sich über den Fährhafen Kingston upon Hull.



Der krönende Abschluss eines heiteren Reisetages ist ein Picknick im Garten oder der Afternoon Tea mit Gartenfreunden. Am Sonntag tauschen wir mittags im Pub die Eindrücke der Gartenreise in entspannter Atmosphäre aus: beim Sunday Roast, dem typisch englischen Sonntagsbraten. Köstlich ist Roastbeef mit Yorkshire Pudding! Und zum Abschluss ein Dessert. Eton Mess mit Erdbeeren oder ein Trifle. Dann reicht am Abend ein Salat oder eine Suppe aus dem Küchengarten und ein Botanical Cocktail als Sundowner.

Hinweis zur Ofeneinstellung Die Temperaturangaben in den Rezepten beziehen sich auf das Backen im Elektroherd mit Umluft und können bei Backen mit Ober- und Unterhitze abweichen.


Botanical

Cocktails

AUS DEM

KÜCHENGARTEN

Erfrischende Sundowner & fruchtige SummerCocktails für die Gartenparty!

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GIN TONIC with Cucumber Z U TAT E N

Hendrick’s Gin Tonic Water (z.B. Fever Tree Indian Tonic Water) Gurkenscheiben Eiswürfel mit eingefrorenen Borretschblüten Garnierung: Dill ZUBEREITUNG

11 Botanicals (pflanzliche Extrakte) wie Wacholderbeeren, Gurke, Rosenblüten, Holunderblüten (Sambucus nigra) , Mädesüß

Red SUMMER DREAM

(Filipendula ulmaria) oder Engelwurz (Angelica archangelica) verleihen dem schottischen Hendrick’s Gin sein blumiges, erfrischendes Aroma.

Gin und Eiswürfel in ein Glas geben. Eingefrorene, essbare Borretschblüten (Gurkenkraut, Borago officinalis) als himmelblaue Eyecatcher. Mit Tonic Water aufgießen und mit Gurkenscheiben sowie einem duftigen Dillstängel servieren.

GARDENER’S LOVE Z U TAT E N

2 unbehandelte Zitronen 1 kg Zucker 25 g Zitronensäure 30 voll erblühte Holunderblüten (Elderflower) Sekt oder Prosecco Garnierung: Limettenscheibe und Zitronenmelisse

Z U TAT E N

ZUBEREITUNG

Rote Johannisbeeren Himbeeren Zucker Wasser Limettensaft Gin (z.B. Sipsmith London Dry Gin) neutrales Tonic Water Eiswürfel mit eingefrorenen Johannisbeeren Garnierung: Phloxblüte

Johannisbeeren, Himbeeren und Zucker (2:2:1) mit wenig Wasser erhitzen, pürieren und durch ein feines Sieb streichen, um Kerne zu entfernen. Den Fruchtsirup in eine sterilisierte Flasche füllen und im Kühlschrank aufbewahren. Cocktail (Mengen nach Belieben variabel): 3 TL Fruchtsirup, 2 TL Limettensaft und Eiswürfel in ein Glas füllen. Sipsmith London Gin dazugeben (10 Botanicals wie Wacholderbeeren, Sevilla-Orangen, Zitronenschale oder Engelwurz rufen sein blumiges Aroma mit Zitronennoten hervor.) Mit Tonic Water auffüllen und einer essbaren Phloxblüte servieren.

GOOSEBERRY & ELDERFLOWER Bellini

Z U B E R E I T U N G E L D E RFLOWER CORDIAL ( H O L U N D E R B L Ü T E NSIRUP)

Zitronen heiß abwaschen und in Scheiben schneiden. 1 Liter Wasser mit Zucker und Zitronensäure zu einem Sirup aufkochen. Holunderblüten und Zitronenscheiben in einen Krug geben, mit Sirup auffüllen. Zugedeckt 3 Tage bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Zwischendurch umrühren. Durch ein Mulltuch filtern, erneut aufkochen und in sterilisierte Flaschen füllen. Verschließen, kühl und dunkel lagern. Haltbarkeit: mindestens ½ Jahr (ungeöffnet)

Z U TAT E N

ZUBEREITUNG

Stachelbeeren Wasser Zucker Holunderblüten-Sirup Sekt oder Prosecco Garnierung: Stachelbeeren und Rosmarinzweig

Stachelbeeren und Zucker (2:1) mit wenig Wasser erhitzen, pürieren und durch ein feines Sieb streichen, um Kerne und feste Bestandteile zu entfernen. Den Fruchtsirup in eine sterilisierte Flasche füllen und im Kühlschrank aufbewahren. Cocktail: 5 TL Fruchtsirup und 1 TL HolunderblütenSirup (Rezept s. links) in ein Glas füllen. Mit Sekt oder Prosecco aufgießen. Mit Stachelbeeren und einem Rosmarinzweig servieren.

C O C K TA I L

Holunderblüten-Sirup mit Sekt (1:5) aufgießen und mit Limettenscheibe und Zitronenmelisse servieren.

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Die Insel ist das Mutterland des Gärtnerns und nach wie vor das Maß aller Dinge in Sachen Gartengestaltung und Pflanzenverwendung, von denen sich Gartenliebhaber in aller Welt inspirieren lassen. In diesem Bildband stellt Anja Birne die schönsten Gärten Englands von London bis Yorkshire vor: In sechs neuen großen Touren werden berühmte Gärten wie die Kew Gardens, aber auch weniger bekannte Geheimtipps vorgestellt, die es noch zu entdecken gilt. Tipps zu den spannendsten Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, Porträts besonderer Persönlichkeiten, Einblicke in die junge Gartenszene sowie ein umfassender Serviceteil runden diesen besonderen Gartenreiseführer ab. Mit stimmungsvollen Bildern renommierter Gartenfotografen und 40 köstlichen Rezepten aus dem englischen Küchengarten ist dieses Buch einfach unverzichtbar für alle echten Garten- und Englandfans!

DIE SCHÖNSTEN GÄRTEN ENGLANDS – EINE EINZIGARTIGE ZUSAMMENSTELLUNG GEHEIMTIPPS UND SPANNENDE SEHENSWÜRDIGKEITEN DER UMGEBUNG RUND 40 KÖSTLICHE REZEPTE AUS DEM ENGLISCHEN KÜCHENGARTEN


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