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BAU ME ISTER
115 . J A H R G A N G
Februar
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Das ArchitekturMagazin
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Höher mit Holz
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D A,L I CH
CASE DESIGN KLAUS FRANZ
16 € 18 € 19,90 € 24 SFR
HERMANN KAUFMANN, FLORIAN NAGLER R Ü D I G E R L A I N E R + PA R T N E R MDH ARKITEKTER ROLF MÜHLETHALER NKBAK PUP ARCHITECTS SAUERBRUCH HUT TON
Baustoff für die Stadt ?
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Köpfe
Ideen
Passt Holz in die Stadt? Mehrere Projekte in dieser Ausgabe treten den Beweis an. Die unterstrichenen Beiträge rechts befassen sich mit dem Titelthema.
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Liebe zum Handwerk: Case Design
Skandinavischer Hochbau aus Holz
10 Case Design
18 Gymnasium in Diedorf
Eine Niederländerin und ein Amerikaner planen und bauen in Mumbai.
14 PUP Architects Drei junge Londoner Architekten auf Sinn- und Auftragssuche
Hermann Kaufmann und Florian Nagler schaffen Vorbildliches aus Holz.
30 Gesamtschule in Frankfurt-Riedberg Das Büro NKBAK findet einen Weg zu angenehmen, preiswerten Klassenzimmern.
BAU MEISTER. DE
Aufsehenerregende Holzskulptur von PUP Architects
54 Studentenwohnheime in Trondheim Rekordverdächtig: Wohntürme aus Holz
Das Büro Case Design kann natürlich viel mehr, als wir auf unseren Seiten im Heft zeigen. Weitere Designobjekte, Möbel und Innenausbauten finden Sie auf unserer Webseite.
66 Studentenwohnheim in Hamburg Sauerbruch Hutton stapeln hoch.
FOTOS VON LINKS: CASE DE SIGN; IVAN BRODEY; BIJAN BANIAHM AD; M IE LE
44 Dachpavillon in London
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Fragen
Lösungen
Gast-Arbeiter
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Kirchenbesuch nach 50 Jahren
Schöner kochen: zu finden im Kapitel „News“
74 Passt Holz in die Stadt?
94 Heizung, Klima, Lüftung
82 Maria Regina – immer noch ungeliebt?
98 Referenz
86 Fantasiefilme – Architektur des Postfaktischen? 90 Wie kommuniziert man Bauprojekte?
Zwar ist Anna Schabel in München geboren, doch schon während des Studiums an der TU München zog es sie an die East London University. Nach der Mitarbeit bei Matthew Lloyd Architects bis 2012, gründete sie mit ihrem Mann „Wilton Studio Ltd“. Sie lehrte als Gast an verschiedenen Unis und leitet heute zudem eine Architektinnengruppe.
Das Studentenwohnheim Flint in Leuven mit einer Klinkerfassade von Röben
100 News
RUBRIKEN 6 EIN BILD 42 SONDERFÜHRUNG 52 KLEINE WERKE 64 UNTERWEGS 90 ARCHITE K TUR + M ANAGE ME NT 98 REFERENZ 105 IMPRE SSUM + VORSCHAU 106 KOLUMNE
Christoph Gunßer hat mal Architektur in Hannover und Stuttgart studiert, in den USA seinen Master samt Praxis drangehängt. Seit einer UniAssistenz im Wohn- und Städtebau sowie Jahren als Redakteur schreibt er frei über sein Metier, baut daneben aber selber noch gern, am liebsten in Holz.
Stuttgart 21
Stand Januar 2018
6 Ein Bild
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FOTO: DIE ARGE LOL A – K AI LOGE S * ANDREAS L ANGE N
Stuttgart 21 – das ist jenes Großprojekt, das den Juchtenkäfer bekannt machte. Noch immer siedelt er auf einem baumbestandenen Restflecken der Baustelle, geschützt durch Naturschutzgesetze. Seine Ganglienknoten werden kaum reichen, um zu ermessen, was um ihn geschieht. Den Stuttgartern, die um die Baustelle siedeln, unterstellt man das auch, trotz High-End-Zerebralorgan: Immer noch würden Vorteile und Komplexität von Stuttgart 21 nicht erkannt, klagen die Befürworter. Auf der Baustelle beginnt man dafür so langsam zu erahnen, dass dort tatsächlich das entsteht, was Visualisierungen seit Ende der 1990er versprechen. Begeisterung macht sich dennoch nicht breit, zu sehr dominieren Staub und Lärm. Und die Kosten nähern sich nun auch offiziell den Zahlen, die alternative Gutachter schon 2015 genannt hatten: 9,8 Milliarden Euro hatten sie prognostiziert; man liegt also „nur“ noch 2,2 Milliarden auseinander. Glücklicher Juchtenkäfer – ihm darf auch das gleichgültig sein.
Text
Christian Holl
Die jungen Hunde
Text: Anna Schabel
TITELTHEMA HÖHER MIT HOLZ
STEVE WILKINSON THEO MO LLOY CHLOË LEEN
In London ist die Lage vieler junger Architekten prekär. Auch wenn sie Glück haben und bekannt werden wie PUP Architects mit ihrem aufsehenerregenden Projekt eines weithin sichtbaren Dachpavillons. Nicht zuletzt fiel aber vor allem ihr merkwürdiger Büroname auf: Pup bedeutet auf deutsch Welpe. Wir sprachen mit einem der Gründer, Theo Molloy.
ABBILDUNGE N: PUP ARCHITEC TS
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Köpfe
Sieht aus wie ein Klimagerät? Absicht! Nach den Bauvorschriften ist die Platzierung von „Haustechnik“ auf Londoner Dächern erlaubt.
Wir sitzen auf der Klappbank im Inneren von „H-VAC“ und schauen hinunter auf den Strom der Radler entlang des Kanals. Theo Molloy erzählt, wie das Büro entstanden ist. „PUP – das sind drei Architekten: Chloë Leen, Steve Wilkinson und ich. Wir fingen an, zusammen zu arbeiten, als wir an der Westminster-Universität in London studier ten. 2012 gewannen wi r einen Wettbewerb für ein Studentenprojekt, das im Rahmen der Londoner Olympischen Spiele gebaut wurde. Das war ein Alptraum, denn es musste fertig werden, während wir uns für das Diplom vorbereiteten. Nach dem Diplom arbeiteten wir alle für ein paar Jahre in verschiedenen Büros und machten nebenher in unserer wenigen freien Zeit eigene Projekte. So fing unser Büro an, es gab keinen bestimmten Moment, an dem wir sagten: so, jetzt!“ Prekäre Lage Das Büro ist seitdem gewachsen. Molloy lehrt nebenher an der Universität Oxford Brookes und betreut einen Sommerkurs in Lettland. Alle drei haben noch andere Jobs, so wie viele junge Architekten, um in London durchzukommen. Sie verfügen auch über ein Netzwerk von Freunden, die bei größeren Projekten aushelfen. Keiner bezieht ein reguläres Gehalt. PUP nimmt an vielen Wettbewerben teil und ist dabei auch erfolgreich. Der Wettbewerb für den „Antepavilion“ (oben und Seite 44) machte sie bekannt; inzwischen kennt man ihren eigenartigen Büronamen. Molloy erklärt, dass Steves Mutter ursprünglich den Namen aufbrachte. Die drei Architekten waren dagegen, einfach
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ihre Nachnamen zu verwenden – das war ihnen zu altmodisch und spiegelte für sie nicht wider, wie Architektur heute funktioniert. Sie wollen kein „normales“ Büro sein. Ihre Projekte sollen einen positiven Beitrag leisten: für die Stadt, für den Bauherrn, in der Gesellschaft. Und was trägt der Antepavilion zur Stadt bei? Das Projekt hat den jungen Architekten die Gelegenheit gegeben, zu entwerfen und gleichzeitig zu bauen. Sie finden das sehr wichtig und interessant, aber das ist natürlich selten. Warum es wie eine Röhre aussieht? Die Ausschreibung hatte zwei wichtige Vorgaben: erstens innovative urbane Wohnideen zu untersuchen und zweitens Ideen zu Nachhaltigkeit und Materialien zu entwickeln. „Wir kamen immer wieder an den Punkt: Ja, es gibt Wohnungsknappheit, aber wie kann man die Stadt, also den Raum, der gegeben ist, nutzen?“, erläutert Molloy. „Die Leute sagen oft, was kann Architektur überhaupt tun? Wir wollen die Krise nicht lösen, aber wenn der Platz beschränkt ist und Wohnungen im Bestand gebaut werden müssen, dann nutzen wir eben den Raum, den wir haben. Und das sind vor allem die Dachflächen.“
unbemerkt wachsen solche Anlagen in der ganzen Stadt – oft an prominenten Orten. Durch den Wettbewerb konnten PUP eine Diskussion über dieses Thema anstoßen. Molloy findet, dass Architektur ein relativ schneller Weg ist, die Öffentlichkeit zu erreichen. Schwieriger wäre es, eine politische Diskussion darüber zu führen oder mit wirtschaftlichen Argumenten Bauherren zu überzeugen. In diesem Sinn können sie immerhin das öffentliche Bewusstsein für das Thema stärken. Die Verkleidung aus Tetrapak-Materialbahnen war bereits Teil des ersten Entwurfs. Molloy hatte das Material das erste Mal mit den Studenten seines Sommerkurses in Lettland verwendet. „Tetrapak enthält Getränke, es ist wasserdicht: Damit muss man doch etwas anfangen können!“ Es ist umsonst und nachhaltig. Wenn man es richtig faltet, werden die Ränder geschützt, denn wenn diese feucht werden, weicht die Papierschicht auf. Die Schuppen werden demnach so gefaltet, dass jede die nächste darunter schützt und die Ränder nach innen zeigen. „In Lettland hat ein Dach aus Tetrapak sogar Schnee überlebt“, meint Molloy. PUP hatte lange nach neuen Anwendungen gesucht. Zukunft Holzbau Und wie stellen sie sich die Zukunft des Büros vor? „Wir werden Haustechniker!“, scherzt Molloy. Nein, ernsthaft: Es hat ihn immer schon interessiert zu basteln, zu erfinden – schon als Kind. Molloy hat daher Workshops über Holzkonstruktion in Japan besucht und lehrt auch Holzbau. Der Pavillon ist daher kein schwieriges Gebäude für einen Zimmerer. Die Pläne sind einfach und aus leichten, billigen Materialien umzusetzen. H-VAC kann also als Prototyp für ähnliche Gebäude dienen. PUP Architects wollen so etwas gerne wieder machen. „Die Zukunft unseres Büros sehen wir so: Wir arbeiten an vielen kleinen experimentellen Projekten und bringen unsere Erfahrungen auch in größere Projekte ein. Wir bauen Teile von Häusern selbst wie bei einem Neubau in Irland, wo wir einen zentralen Raum als Holzkonstruktion in einem Steinhaus ausgeführt haben.“
SIEHE AUCH
„Vorschriftsmäßig“ In London gibt es Vorschriften, die es erlauben, ohne Genehmigung auf Industriegebäude bis zu fünf Meter hohe technische Anlagen – Haustechnik, Aufzugsanlagen, Antennen – aufzusetzen. Die Architekten fragten sich, wieso die Haustechnik von den Planungsbestimmungen ausgenommen, also privilegiert wird. Sichtbar, aber
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Ideen
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Linke Seite: Auch
Oben: Die Bauteile
WCs und Treppen-
bleiben sichtbar,
häuser passen
nichts wird verklei-
ins Raster und sind
det – nur im Trep-
in diesem östlichen
penhaus aus Brand-
Block zusammen-
schutzgründen
gefasst. Die Glas-
(rechts).
fassade sorgt für ein transparentes Entree.
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Pop-up auf dem Dach TITELTHEMA
Architekten: PUP Architects Kritik: Anna Schabel Fotos: Jim Stephenson
HÖHER MIT HOLZ
„Als junges Büro braucht man einen spaßigen Namen“, sagt der eloquente und zugleich ernsthafte junge Architekt Theo Molloy von PUP Architects, den wir auf Seite 14 vorstellen. Bekannt wurden sie allerdings nicht nur wegen ihres Büronamens, sondern auch mit dem H-VAC, eine Art Pavillon auf einem alten Fabrikdach in London, der die Diskussion um Lösungen für die Londoner Wohnungsnot ankurbelte.
Kunstpavillon in Form eines Lüftungsgeräts. Unter dem silbernen Schuppenkleid versteckt sich ein hölzernes Skelett.
Ideen
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Skandinavischer Budenzauber
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Architekten: MDH Arkitekter Kritik: Marius Nygaard Fotos: Ivan Brodey
TITELTHEMA HÖHER MIT HOLZ
Zwischen den bestehenden Ziegelbauten sorgen fünf neue Holzhochhäuser nun für städtische Dichte.
In eine Ansammlung bestehender Studentenwohnhäuser aus den 1960er-Jahren haben MDH Arkitekter fünf neue Wohntürme platziert, dazu eine Bibliothek und einen Kindergarten, um eine neue Mitte auszubilden. Nicht nur der Grundriss für Wohngemeinschaften, auch die Holzkonstruktion ist zukunftsweisend und – Rekorde sind offenbar wichtig –, es handelt sich um das derzeit größte CLT-Massivholzprojekt in Europa.
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Ideen
Heimeliges Holz für lange Winternächte – neun Geschosse hoch. Die Türme gruppieren sich um einen Platz, hier unter dem Schnee versteckt.
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DER AND
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Fragen
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1/3 Fantastischer Film – Architektur des Postfaktischen ? Nicht erst seit Donald Trump ist klar: Wir leben im postfaktischen Zeitalter. Die Grenzen zwischen wahr und falsch verschwimmen. Wie aber kann man unsere postfaktische Zeit verstehen? Ein Weg: über Filme. Genauer gesagt über den fantastischen Film. Regisseure wie David Lynch oder Christopher Nolan loten die Grenzen jeglicher Wahrheitsbegriffe aus. Sie arbeiten dabei auch architektonisch – oder mit dem, was unser Autor als „unmögliche Räume“ bezeichnet. In einer dreiteiligen Serie in diesem und den folgenden Heften geht Mark Kammerbauer der Rolle der Architektur in der heutigen Filmkultur nach.
DERE ORT Text: Mark Kammerbauer Illustration: Anne-Gaëlle Amiot
Das Thema ist in aller Munde und verändert unsere Welt: Verstärkt durch soziale Medien, werden postfaktische Paralleluniversen aufgespannt, die unseren gegenwärtigen Realitätsbegriff zunehmend infrage zu stellen scheinen, sogar erodieren. Die wissenschaftlich belegbaren und durch Tatsachen unterstützten Grenzen einer gemeinsam erfahrbaren „Wirklichkeit“ verwischen zunehmend. In besonderer Weise und innerhalb gewisser Grenzen, zum Beispiel jene der Kinosäle, hat der Film die wunderbare Eigenschaft, solche und andere postfaktische Welten zu visualisieren und zu verräumlichen. Die Sehnsucht nach alternativen Wirklichkeiten, die in der Echokammer postfaktischer Paralleluniversen genährt wird, ist verführerisch. Jedoch gilt es, hier Vorsicht walten zu lassen, denn wie Philip K. Dick bereits sagte: „If you think this world is bad, you should see some of the other ones.“
Was heißt „postfaktisch“? Es stellt sich die Frage, was das Postfaktische eigentlich bedeutet. Gesellschaftlich und politisch betrachtet, geht es um eine Strategie, die narrative Methoden etwa der Werbung nutzt, um bestehende Vorstellungen und Wahrnehmungen zu polarisieren. Dabei werden Emotionen gezielt geschürt oder angeheizt, um einen fruchtbaren Boden für die Manipulation des Individuums zu schaffen. Diese Strategie des Postfaktischen ist aufgrund der Vereinfachung der jeweiligen Botschaften besonders wirksam. Komplexität wird nivelliert und als Konflikt zwischen polarisierten Positionen oder Antagonisten stilisiert. Verstärkt wird dies durch die unverblümte, mittlerweile schamlose Ablehnung von Fakten und Tatsachen. Eine Taktik, die dabei Verwendung findet, ist das Mantra, die ständige Wiederholung von Phrasen unabhängig von deren Wahrhaftigkeit. So wird ein Paralleluniversum generiert, eine „Echokammer“, die autoritären Politikstilen dienlich ist. Information wird propagandistisch gelenkt, Diskurs wird kurzgeschlossen. Das Ergebnis scheint, zumindest auf der politischen Bühne, das Erschaffen einer „postfaktischen“ Welt zu sein. Ist es unter diesen Umständen überhaupt möglich, faktische „Wahrheit“ und postfaktische „Lüge“ in Einklang zu bringen, miteinander zu versöhnen? Kann und darf dies überhaupt das Ziel sein? Architektonisch gefragt, sind räumliche Modelle einer solchen Ver-
söhnung denkbar, die eine Vermittlung und Übersetzung zwischen antagonistischen Paralleluniversen und „unserer Welt“ ermöglichen? Fantasiewelten sind somit auf einmal politisch. Dies betrifft jede Art der Fantasie, sei es in schriftlicher, filmischer oder jener normativ orientierten Form der Vorstellungskraft, die zur Errichtung zukünftiger, realer (Lebens-) Welten dient – also Planung, Design und damit auch der Architektur. Es ist daher wichtig, über die Frage nachzudenken, wie räumlichgestalterische Ansätze zur Versöhnung postfaktisch polarisierter Positionen beitragen können. Ein solcher Ansatz ist „die Stadt“ – ein Raumkonzept, das geradezu paradigmatisch eine Bühne zur friedlichen Ausverhandlung von Gegensätzen bietet oder zumindest so dargestellt wird. Die Stadt ist bekanntermaßen ein Ort, in dem verschiedene soziokulturelle „Bilder“ aneinandergereiht sind, sich überlappen und miteinander zu bisweilen eigensinnigen, oft reizvollen, manchmal aber auch erschreckenden Amalgamen verschmelzen, strukturiert von Monumenten, Institutionen und Parzellen. Die wesentlichen Parameter des „Urban Way of Life“ sind dabei Dichte, Diversität, Zentralität, die in der Summe Urbanität ergeben. Aktuelle Wahlergebnisse in den USA und anderswo scheinen die Beobachtung zu bestätigen, dass die städtischen und ländlichen Lebenswelten sich unversöhnlich gegenüberstehen. Diese Sichtweise verzerrt jedoch auch die
Tatsache, dass wir in einem mittlerweile globalen Milieu leben, das nicht dem feudalen Herrschaftsanspruch auf ein irgendwie historisch verstandenes „Land“ unterliegt, im Gegensatz zu einer selbstbestimmten, synoikistischen – selbstverwaltenden – „Stadt“, auch wenn Rückgriffe auf solche Dualismen ihren Charme und ihren analytischen Nutzen besitzen. Film als Medium im Postfaktischen Der Blick in Richtung Film als erkenntnisreiches Medium für alle Lebenswelten bietet sich im Fall des Postfaktischen geradezu an. Hier scheint der Schritt zwischen möglichen und unmöglichen Orten nahtlos zu sein. Zumindest kann der Zuschauer den Weg vom einen zum anderen im Rahmen des Filmnarrativs begleiten. Die Befassung mit der Szenografie verweist stets auf die Rolle und Bedeutung der Architektur und der Stadt. Nehmen wir also eine Reise vor zu den unmöglichsten der unmöglichen Orte des fantastischen Films, um zu erfahren, wie wir auf die Herausforderungen der postfaktischen Welt räumlichgestalterisch reagieren können. Aber wir müssen Vorsicht walten lassen, denn der postfaktische Raum ist auch ein Ort, wo der Sieg der Emotio über die Ratio mächtigen Interessen dienstbar gemacht wird. Die „Befreiung“ von der Komplexität der globalen Gesellschaft kann eben auch zur Errichtung neuer Barrieren beitragen.
WEITER
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