Baumeister 04/2018

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BAU ME ISTER

115 . J A H R G A N G

April

Das ArchitekturMagazin

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Ja mei Neue Architektur in Bayern

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D 16 € A,L 18 € I 19,90 € C H 2 4 S F R

ATELIER ACHATZ ARCHITEK TEN F R A N Z X AV E R K R O E T Z

PETER HAIMERL

MECK ARCHITEKTEN

WAGNISART

HILD UND K

CHRISTIANE THALGOTT

MAX OTTO ZITZELSBERGER


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Köpfe

Ideen

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Selbstkritischer Bayer: Franz Xaver Kroetz

Hausgeschichte aus dem Bayerischen Wald

10 Franz Xaver Kroetz

18 Rathaus in Maitenbeth

Schonungslose Analyse von Leid und Leben in Bayern

Unauffällig gefällt. Meck Architekten bauen in der Provinz.

12 Max Otto Zitzelsberger

26 Akademie am Schedlberg

Ein junger Münchner Architekt balanciert zwischen Moderne und Tradition.

Peter Haimerl repariert ein weiteres Stück bayerische Heimat.

38 Gärtnerplatztheater in München BAU MEISTER. DE

150 Jahre Baugeschichte – mit Kontrapunkt vom Atelier Achatz Architekten

54 Wohnanlage in Nordschwabing wagnisART plant Zukunftsweisendes.

In Regensburg entsteht derzeit ein neues Museum der Bayerischen Geschichte von den Frankfurter Architekten Woerner Traxler Richter. Mehr zu Konzept und Entwurf finden Sie online.

64 Stadthäuser in München Hild und K etablieren einen Bautypus.

FOTOS VON LINKS: THOM AS DASHUBE R; E DWARD BE IE RLE; DOKUME NTATIONSZE NTRUM RE ICHSPARTE ITAGSGE L ÄNDE 12 89- 05; RE PUBLIC FRIT Z HANSE N

Zum 100. Geburtstag des Freistaats Bayern werfen wir einen Blick auf die bayerische Architektur. Und fragen: Gibt es sie überhaupt?


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Fragen

Lösungen

Gast-Arbeiter

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Kein einfaches Erbe: die NS-Großbauten

Eine Kunst: zeitlos und gleichzeitig zeitgemäß

74 Gibt es eine bayerische Architektur?

98 Fenster, Türen, Tore

82 Architektur oder (konservative) Revolution?

Setzt sich mit unserem schwierigen Erbe auseinander: Der Historiker Alexander Schmidt leitete sieben Jahre das Projekt KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und ist seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Ausstellungskurator am Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

104 Referenz Foscarini-Leuchten für ein türkisches Hotel

106 Mobiliar

86 „Riesen des Dritten Reiches“: Bauen gegen den Bedarf? 90 Wie München weiterbauen? 94 Blade Runner und Blade Runner 2049 – Gesichter der hyperpostmodernen Stadt?

RUBRIKEN 6 EIN BILD 36 SONDERFÜHRUNG 52 KLEINE WERKE 62 UNTERWEGS 104 REFERENZ 11 3 IMPRE SSUM + VORSCHAU 11 4 KOLUMNE

Christiane Thalgott muss man zumindest in München nicht vorstellen. Die Architektin war dort zwischen 1992 und 2007 Stadtbaurätin und ab 1994 Aufsichtsratsvorsitzende der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung. Und damit an vielen wichtigen Entscheidungen für die Stadtentwicklung beteiligt.


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Ideen

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Eine unmittelbare Verzahnung von Alt und Neu: das Haus am Schedlberg von Peter Haimerl


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e r i n a m w al s E e i n H a us

Wie kann man dem strukturschwachen, ländlichen Raum helfen? Mit zeitgenössischer Architektur, die Vergangenheit transformiert und dabei mutig neue Nutzungssze­ narien erfindet – sagt Peter Haimerl. Der Münchner Architekt rettet alte Gebäude im Bayerischen Wald, zum Beispiel das Haus am Schedlberg, das er gerade fertigstellt. Wir zeigen vorab erste Bilder. Architekt: Peter Haimerl

Kritik: Barbara Teichelmann

Fotos: Edward Beierle


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FOTO: GÄRTNE RPL AT Z THEATE R/CHRISTIAN POGO Z ACH

Ideen

Überraschung auf dem Dach: der Orchesterprobensaal mit seinen zahlreichen Faltungen für die komplexen akustischen Anforderungen

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Ideen

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Die differenzierte Gebäudestruktur bietet Platz für gemeinschaftliches Wohnen und Verbindungen zwischen innen und außen.

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Münchne r s p e r ä g t c d he a t S In der letzten Dekade haben Hild und K in der Münchner Innenstadt fast ein Dutzend Stadthäuser neu gebaut oder saniert. Es entstand eine Sammlung von Wohn- und Geschäftsgebäuden, Hotels und Gastronomie im direkten Kontext zum Bestand. Sie sind ein Glücksfall für München: Sie passen sich an und finden doch eine eigenständige Sprache, die die Innenstadt inzwischen prägt. Architekten: Hild und K

Kritik: Matthias Castorph

Fotos: Michael Heinrich


Ideen

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Sanierung Abgeordnetenhaus Ismaninger Straße, 2014

„ Es geht einerseits um den Effekt der Mimikry für den uninteressierten Betrachter und anderer­ seits um das Offenlegen der Machart für den interessierten Betrachter. “

Umbau und Sanierung Wohnhaus Residenzstraße, 2015

ANDREAS HILD

Hotel Bayerstraße, 2015


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Fragen

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Wie München weiterbauen ?

Als Stadtbaurätin von 1992 bis 2007 hat sie die Entwicklung Münchens in den vergangenen 25 Jahren entscheidend mit geprägt. Hier zieht Christiane Thalgott am Beispiel einiger Großprojekte ihr Fazit. Dieses fällt, sagen wir, vorsichtig optimistisch aus.


91 Text: Christiane Thalgott

München ist sehr traditionsgeprägt, alles Neue wird von den Bürgerinnen und Bürgern misstrauisch beäugt, und gleichzeitig ist manches Neue nicht großartig und außergewöhnlich genug, um dem hohen Anspruch gerecht zu werden. Alles Neue braucht viel Zeit, um im Geflecht der vorhandenen Bindungen entstehen zu können und sich einzufügen. Der Hauptbahnhof und das Werksviertel mit der neuen Konzerthalle sind dafür gute Beispiele. Auch die beliebte und architektonisch besonders schöne und raffinierte Galerie „Fünf Höfe“ in der Theatinerstraße hat eine lange und schwierige Planungsgeschichte, samt Widerstand von Nachbarn und anderen „Altstadtfreunden“, mit Unterbrechungen und Änderungen. Umso bemerkenswerter, da die Galerie kaum nach außen wirkt, das gewohnte Bild nicht verändert, nur im Inneren ein neues Gefüge hervorbringt.

ILLUSTR ATION: AUE R WE BE R ARCHITE K TE N BDA

Tradition in der Stadtentwicklung Das Olympische Dorf hingegen wird fast 50 Jahre nach Fertigstellung von vielen noch immer als unpassender Fremdling betrachtet (natürlich bis auf das kleinteilige, bunte Frauendorf). Und das, obwohl es inzwischen begrünt wurde und in der Mischung von Wohnen, Arbeiten, Erholung und Infrastruktur, auch in der stadträumlichen Einbindung – in unmittelbarer Nähe zum Industriestandort eines weltbe-

kannten Automobilherstellers, mit dem sich fast alle Münchner identifizieren – äußerst beliebt und beispielhaft ist. „Ja, so sans“ – so sind sie, die Münchner. Das passt gut zum „mia san mia“, so der über die Grenzen Bayerns hinweg bekannte Spruch, der eine verschworene Gemeinschaft ausdrückt. Diejenigen, die die Stadt weiterbauen wollen und müssen, dürfen nicht feige sein, müssen viel Geduld und Überzeugungskraft mitbringen, für das neue Schöne kämpfen. „Fremde und Fremdes brauchen wir nicht“, das haben schon im 19. Jahrhundert die Könige

Der Hauptbahnhof In der Stadt gibt es einige Themen, die jede Generation in der Stadtplanung immer wieder aufgegriffen hat und aus den unterschiedlichsten Gründen nur teilweise und oft unbefriedigend voranbringen konnte. Dazu gehört die Verbesserung der Eisenbahnerschließung und damit auch der Bahnhöfe. Schon vor 100 Jahren wurde in München die Verlagerung des Bahnhofs nach Westen diskutiert, um das Vorfeld angemessen vergrößern zu können; in den 1930er-Jahren sollte er Nabel einer gewaltigen Umgestal-

Dach am Haupteingang. Dazwischen ging es eher verwinkelt und sparsam zu, teilweise unter Nutzung der Reste des Altbaus. Die direkte Umgebung der eindrucksvollen Gleishalle, darunter die Eingangshalle, der Starnberger und der Holzkirchner Bahnhof, umfasst historische funktionale Ergänzungen. Jedoch sind die Wege zwischen den einzelnen Bahnhofsteilen lang. Diese Gebäudeassemblage in ihrem beengten Umfeld ist im Vergleich zu den großartigen Bahnhöfen des 19. Jahrhunderts, in denen Ankunft und Abschied und der Stadteingang zelebriert

Die Neugestaltung des Hauptbahnhofs von Auer Weber Architekten stellt ein klares, offenes Entrée dar.

und ihre Architekten bei den großen, historischen Projekten gesagt bekommen und aushalten müssen. Stadtbaurätinnen befinden sich also in guter Tradition. Die Münchnerinnen und Münchner lieben ihre Stadt nämlich so, wie sie ist, ebenso die ungestörte Gemütlichkeit. Daran soll sich nichts ändern. Baustellen stören nämlich, bei den Marktbuden wie auch beim Bahnhofsbau – es sei denn, letzter wird wieder genau so wie der Bürkleinbau (1847 – 49) vor 160 Jahren.

tung mit neuen Stadtachsen werden. Entscheidungen mussten wegen des Krieges vertagt werden, dann wurden sie durch die Kriegszerstörung erzwungen. Wünsche der Stadt wurden von der mächtigen Deutschen Bahn eher nachrangig behandelt. Der Hauptbahnhof erhielt 1950 – 1960 eine sehr schöne Gleishalle, von Franz Hart im sachlichen Geist der Nachkriegsmoderne entworfen. Auf sie ist die Bahn zu Recht noch heute stolz, ebenso auf das großzügige, moderne

wurden, kein Ruhmesblatt, sondern ein zufälliges Konglomerat von technischen Notwendigkeiten und öko­ nomischen Zwängen. Mehr als 450.000 Menschen suchen hier täglich ihren Weg im Bahnhof und auf den Straßen rundum, überall beengt. München 21? Im Jahr 1994 sollte dann endlich der große Wurf gelingen. Im Rahmen der Modernisierung der Bahnhöfe und der Auflösung der großen SackWEITER


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