Baumeister 05/18

Page 1

4

194673

016003

K U R A T I E R T VO N DAV I D A D J AY E

16 € A , L 18 € I 19,90 € CH 24 SFR

05 D

115. Jahrgang Das Architektur-Magazin

Mai 18


B5 kuratiert von David Adjaye 4


Inhalt

08

Klimamoderatoren

22

Zukunft und

76

Eine persönliche Reise

Einleitung

Vergangenheit bauen

Interview mit David Adjaye

(David Adjaye)

Lúcio Costa in Brasilien

(Alexander Russ)

(Guilherme Wisnik) 80 10

Architektur in Afrika

32

Synthese aus Ost

Bildessay

und West

(David Adjaye)

Junzō Sakakura in Japan (Ken Tadashi Oshima)

18

Ein Platz an der Sonne

Sugar Hill

Wohn- und Kulturgebäude in New York, USA 88

Aïshti Foundation

Kunstgalerie und Einkaufs zentrum

Essay

44

(Charles Correa)

für die Nation

Ein Versammlungsort

in Beirut, Libanon

Louis Kahn und Charles Correa

96

in Indien und Bangladesch

Corporation (IFC)

International Finance

(David Adjaye)

Bürogebäude in Dakar, Senegal

54

Zwischen drinnen

und draußen

102

Alvar Aalto in Finland

Museum für zeitgenössische

(Esa Laaksonen)

Kunst in Riga, Lettland

64

Der Ort und seine

Wohngebäude in München,

Alison und Peter Smithson

Deutschland

(Peter Allison)

114

Lösungen

122

Referenz

129

Impressum, Vorschau

130

Kolumne

Übersetzung/Lektorat: Michael Wachholz Asta Machat Melissa Harkin Anja Miller

5

Apartmenthaus

Bedingungen in Großbritannien

Rubriken

108

Lettisches Museum


Zukunft und Vergangenheit bauen LĂşcio Costa ist eine SchlĂźsselfigur in der modernen Architektur Brasiliens. Weniger bekannt ist sein Interesse an traditioneller Architektur und regionalen Konstruktionsmethoden. Durch die Verschmelzung von Alt und Neu versuchte er, der Vergangenheit seines Landes gerecht zu werden. von Guilherme Wisnik


BILD: DMITRI KE SSE L/ THE LIFE PIC TURE COLLEC TION/GE T T Y IM AGE S

Lúcio Costa beim Besuch des Geländes für die zukünftige Hauptstadt Brasilia, für die er den Masterplan entwarf.


Zwischen drinnen und draußen In einem Land der Seen und Wälder, wo die Winter lang sind und die Sommer kurz, interessierte sich Alvar Aalto vor allem für die Architektur der Antike. Von Beginn an variierten seine Projekte die Idee des Innenhofs, um ein besseres Mikroklima zu erzeugen, und sahen Atrien vor, die im Winter ersatzweise die Rolle von Außenräumen übernehmen sollten. von Esa Laaksonen


BILD: HE INONE N, ALVAR A ALTO MUSE UM

Der finnische Architekt Alvar Aalto in den 1930er-Jahren


Folio – Aïshti Stiftung Beirut Libanon 2012 – 2015

Wenn man das Zentrum von Beirut in Richtung Norden verlässt, trennt ein Gewerbegebiet die Küstenst raße vom Mittelmeer ab und verhindert den Zugang zum Ufer. Der Neubau reagier t auf diese Situation, indem er mehrere Ro l l e n g l e i ch z e i t i g ü b e rnimmt: Er fungiert als Erweiterung eines bestehenden Einkaufszent rums, das sich in einem älteren Gebäude auf einem Nachbargrundstück befindet, und wird in den oberen Etagen zu einem Museum für die Kunstsammlung des Bauherrn. A l s Ve r b i n d u n g s e l e m e n t dient ein über mehrere Stockwerke reichendes Fenster, das einen Panoramablick auf die Küste bietet. Zudem schirmt das Gebäude einen neu entstandenen öffentlichen Raum gegen die Straße ab, von dem man ebenfalls einen Ausblick auf das Meer und die Küste hat. Die verschiedenen Bereiche des Baus werden von einem Atrium zusammengehalten, das sich nach oben aufweitet. Dort treten die Besucher und Kunden als Erstes ein. Vom Atrium aus geht es weiter zu den Verkaufsflächen und zum Museum und schließlich in den öffentlichen Raum mit seinem beeindruckenden Ausblick auf die Küstenlandschaft. Aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung wird das Innere des Gebäudes durch eine Fassade aus Aluminium-Gittern geschützt, deren dunkelroter Anstrich die Farbe traditioneller Ziegeldächer in der Stadt aufgreift. Das Muster der Gitterelemente erinnert an brechende Wellen und schafft dadurch einen weiteren Bezugspunkt zur Küste. Zur Straße hin ist die Fassade geneigt und dient als Schallschutz, der das Gebäude wirksam gegen den Verkehrslärm abschirmt.

1

Lage am Ufer des Mittelmeeres, Ansicht von Westen

2

Lage an der Küstenschnellstraße, Ansicht von Süden

3

Ostfassade

4

Öffentlicher Vorplatz zwischen Gebäude und Ufer

5

Nord- und Ostfassade (Blickrichtung Stadtzentrum)

6

Detail der Westfassade

7

Atrium, Blick nach unten

8

Atrium, Blick nach oben

9

Metallgitterwand, Atrium

10

Fenster zwischen Galerie und Einzelhandelsgeschäft

11

Zweigeschossiger Galerieraum


BILDE R: JULIE N L ANOO

1

2


Folio – Lettisches Museum für zeitgenössische Kunst Riga, Lettland, in Planung

Das Museum und die daran ang renzenden Frei f lächen sind das Kernstück der New Hanza Ci t y, ei nem neuen Stadtviertel, das nördlich des Stadtzentrums entstehen soll. Es spielt für die zukünftige Entwicklung des Gebiets eine wichtige Rolle, was auch in seine Formfindung mit einfloss, die von den g roßen Landwirtschaftsgebäuden im Umland von Riga inspirier t wurde. Diese sind in der Regel von kleineren Gebäuden umgeben, wodurch sie in ihren Propor tionen z wischen der Weitläufigkeit der Landschaft und der Kleinteiligkeit der vo r h a n d e n e n S i e d l u n g e n vermitteln. Das Museum ist in Anlehnung an die Linearität der Bauernhäuser auf einer Ost-WestAchse angeo rdnet. De r Haupteingang öffnet sich zu einer Straße, die das neue Stadtviertel mit dem Stadtzentrum verbindet. Eingangsund Servicebereiche befinden sich im Erd- und Untergeschoss, während die Ausstellungsfläche sich über ein du rchgehendes Obe rgeschoss erstreckt. Ebenerdig ergeben sich durch diese Anlage diagonale Blickachsen durch das Gebäude. Das gefaltete Holzdach über dem Ausstellungsbereich öf fnet sich nach Norden, lässt Licht ins Gebäudeinnere und wird von einem Raster aus Betonträgern gestützt, das auch die an fa l lenden Schneelasten verteilt. Das Raster ermöglicht zusätzlich eine temporäre Unterteilung der Ausstellungsbereiche, die trotzdem mit Tageslicht versorgt werden können. Dach und Wände der Ausstellungsfläche sind mit Platten aus Dolomitgestein verkleidet, begleitet von bronzefarbenen Aluminiumlamellen. Ad jaye A ssoci a t es wu rd e auch die Gestaltung der Außenflächen im Norden übertragen. Von dort aus vermittelt das Dach zwischen dem Museum, den Gebäuden, die es in der Zukunft umgeben werden, und den Kirchtürmen der Stadtsilhouette von Riga.

1

Ansicht der Nordfassade mit der umgebenden Freifläche

2

Westfassade, Ansicht von der Straße

3

Eingangsbereich, Untergeschoss

4

Galerieräume

5

Nördlicher Korridor, erstes Obergeschoss


1

2


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.