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BAU ME ISTER
11 4 . J A H R G A N G
Juni
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Das ArchitekturMagazin
4 194673 016003 06 D A,L I CH 16 € 18 € 19,90 € 24 SFR
+ CHRISTIAN BARTE NBACH CASTILLO MIRAS ARQUITECTOS GERSTMEIR INIĆ ARCHITEKTEN ANDREAS HELLER ARCHITECTS & DESIGNERS PAT R I K S C H U M AC H E R TALLE R DE ARQUITEC TUR A ROCHA CARILLO JORGE VIDAL , VÍC TOR RAHOL A WIRTH ARCHITEKTEN
Ziegelkleider Material, Form, Geschichte
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Köpfe
Ideen
Der Baustoff Ziegel erlebt derzeit bei Architekten eine Renaissance – wie die ausgezeichneten Bauten dieser Ausgabe zeigen. 10
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Mauricio Rocha hat ein Talent für Geometrie.
Ein spanisches Weingut feiert den Ziegel.
10 Taller de Arquitectura Rocha Carillo
22 Hansemuseum in Lübeck
Tektonik ist das Steckenpferd des des mexikanischen Architekturbüros.
14 Christian Bartenbach junior hat das Unternehmen vom Lichtpionier Christian Bartenbach senior übernommen – eine Bilanz.
BAU MEISTER. DE
16 Patrik Schumacher Kontroverse Aussagen: der neue Chef von Zaha Hadid Architects im Gespräch
Vom Quereinsteiger Andreas Heller und Team entworfen, mit dem DAM-Preis ausgezeichnet
38 Weingut Mont-ras Ein Gewerbebau aus regionalen Ziegeln für die lokale Weinproduktion
52 Remise in Affinghausen Die bemerkenswerte Lösung einer unscheinbaren Bauaufgabe
60 Zwei Denkmäler in Almería Ein Architektenpaar auf Spurensuche
Auf Seite 36 stellen wir Ihnen in diesem Heft die Ausstellung „Otto Bartning – Architekt einer sozialen Moderne" vor. Das komplette Interview finden Sie auf baumeister.de
70 Hinterhof in München Ein Anbau auf kleinstem Raum
FOTOS V.L .: NIN SOLIS; JOSÉ HEVIA; FOTOMONTAGE M AT TI SUURONE N, E SPOO CIT Y MUSE UM; IM I
Die unterstrichenen Beiträge rechts befassen sich mit dem Titelthema.
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Fragen
Lösungen
Gast-Arbeiter
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War damals Zukunftsmusik: das Futuro
Wie dunkelbraunes Leder: Wandbaustoff von Imi
78 War die Zukunft früher besser ?
88 Fenster, Türen, Tore
84 Bauen wir am Bedarf vorbei ?
Besuch bei Geberit
Unser Spanienkorrespondent ist diesmal Rafael Gómez Moriana. Er hat Architektur in Waterloo, Kanada, und am Berlage Institute, Amsterdam, studiert und lehrt an der Universität Calgary, wo er gerade das Auslandssemester in Barcelona leitet.
94 Qualitätsschmiede 96 Mauerwerk und Wandbaustoffe RUBRIKEN 6 EIN BILD 36 SONDERFÜHRUNG 50 KLEINE WERKE 58 UNTERWEGS 83 BAUMEISTER LIVE 84 ARCHITE K TUR + M ANAGE ME NT 94 QUALITÄTSSCHMIE DE 102 PORTFOLIO: BAD 11 3 IMPRE SSUM + VORSCHAU 11 4 KOLUMNE
Dirk Meyhöfer hat gleich nach seinem Architektur- und Städtebaustudium in Hannover die journalistische Laufbahn eingeschlagen, als Redakteur, freier Autor, Architekturvermittler, Ausstellungsmacher und vor allem als profunder Architekturkenner und Kritiker, als der er seit drei Jahrzehnten bekannt ist.
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Neue Stadtmauer
Die Jury des DAMPreises lobte vor allem die städtebauliche Lösung aus dem Neubau anstelle der alten Stadtmauer und der neuen Verbindung zur höher gelegenen Altstadt. Und die „selbstverständliche Synthese von Archäologie, Denkmalschutz und neuer Architektur mit der plausiblen ortsfesten Insze nierung der Ausstellung“.
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Die Giebelwand in der Seitengasse erhielt einen durchlässigen Vierpass-Verband. Siehe auch Detailschnitte Seite 34
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Der Anecker Patrik Schumacher macht es niemandem leicht – weder den Diskurstreibern in der Architektur, noch sich selbst. Im Januar sorgte er mit einer Rede während des World Architecture Festivals in Berlin für einen Eklat. Im März sprach er auf dem Symposium „Architecture Matters“ in München. Dort trafen wir ihn und unterhielten uns über Politik, Neoliberalismus und die Zukunft von Zaha Hadid Architects. Fotos: Interview: Alexander Russ
Tanja Kernweiss
Kรถpfe
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G e s ch i ch t e n von Steinen und Schichten Kritik: Peter Cachola Schmal
Architekten: Andreas Heller Architects & Designers
Fotos: Werner Huthmacher
TITELTHEMA
ZIEGELKLEIDER
Vielfältige Spuren lassen sich hier ablesen, Altes und Neues ergeben zusammen ein Puzzlebild aus fast 900 Jahren Baugeschichte. Dabei verwebt der Baustein Ziegel die Zeitschichten. Das Europäische Hansemuseum in Lübeck erhielt den Preis des Deutschen Architekturmuseums.
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Ideen
1
Diese eigentümliche Fassade ist die ehemalige Innenwand der zerstörten Klosterkirche. Die Baubronzevertäfelung schützt die Seitenkapellen.
Kultwerk Garage TITELTHEMA
ZIEGELKLEIDER
Architekten: Wirth Architekten
Fotos: Christian Burmester
Kritik: Dirk Meyhöfer
Dieses Objekt der architektonischen Begierde ist kein Fall für BIM. Und der BetongoldProduktionsbetrieb wird diese kleine Remise ganz im Norden der Republik mit Ignoranz abstrafen. Kein Fall für den Diskurs? Man wundert sich, was alles drin steckt in der Box: eine Art Steinbruch der alten und jungen Baugeschichte.
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Die recycelten Steine wurden im Lochmuster-Backsteinverband verbaut – so entsteht ein Dialog zwischen innen und auĂ&#x;en.
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Fragen
1
War die Zukunft früher besser ?
Derzeit ist in München ein Ufo im Landeanflug. Matti Suuronens legendäres Futuro hält Einzug im Garten der Pinakothek und erinnert uns daran, wie futuristisch und einfallsreich die Vergangenheit einmal war. Es hat bald fünfzig Jahre auf dem Buckel, so ergibt sich die Frage:
Was ist modern ? und: Was ist zukünftig ?
FOTOMONTAGE OBE N: M AT TI SUURONE N, E SPOO CIT Y MUSE UM; FOTO M IT TE: DIE NE UE SA M MLUNG - THE DE SIGN MUSE UM
Eine Futuro-Siedlung: Fotomontage mit maßstabsgetreuen Modellen
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Text: Ira Mazzoni
Fliegende Bauten sind wieder Hoffnungsträger. Leichte Konstruktionen, die nach Bedarf ein- und ausgeflogen werden können, die auf Flachdächern Platz finden oder Zwischenräume temporär besiedeln, könnten helfen, großstädtische Wohnungsprobleme zu lösen. Nachdem das Designmuseum der Neuen Sammlung Werner Aisslingers mondänes Loftcube an den Rand des Münchner Innenstadtverkehrs stellte, präsen-
tiert sie nun auf der grünen Wiese vor der Pinakothek der Moderne ihre neueste Erwerbung: das legendäre Futuro des finnischen Architekten Matti Suuronen. Auf den Werbegag, Futuro mit einem Hubschrauber ins Pinakotheken-Areal einfliegen zu lassen, hat das Team der Neuen Sammlung verzichtet. Dem Restaurator Tim Bechthold und der Architektin Pamela Voigt war diese Aktion zu riskant und vor allem zu kostspielig. Das erste seriell produzierte Kunststoffhaus der Welt, das mit seiner mathematisch vollkommenen ellipsoiden Form zeitgleich mit der Mondlandung von Apollo 11 zur Ikone des Space-Age avancierte, ist längst rarer Designklassiker. Bereits Florian Hufnagl, bis 2014 Direktor der Neuen Sammlung, hatte nach einem geeigneten Exemplar Ausschau gehalten. Erst 2016 gelang es seiner Nachfolgerin Angelika Nollert ein Futuro zu
erwerben, das neben seiner legendären Entstehungsgeschichte auch eine „Sexymini-super-flower-pop-up“Vita zu bieten hat. In Kooperation mit dem Kunststoffzentrum in Halle restauriert, kamen die auf eigens kon-
Eines der doppeltgekrümmten Plexiglasfenster
struierten Paletten in Folien verpackten 16 Segmente des Finnen-Ufos auf Lkw-Anhängern im Mai dieses Jahr nach München. Der sorgfältig austarierte Aufbau des Ellipsoids dauerte dann länger als die vom Hersteller einst ange-
nommenen zwei Tage. Es gibt eben einen Unterschied zwischen einer Grillhütte und einem Museumsstück. Geplant war eine Skihütte Futuristisches hatte Suuronen nicht im Sinn, als er von seinem Freund Mitte der 1960erJahre den Auftrag erhielt, eine Berghütte zu konstruieren. Sie sollte in unwegsamem Gelände leicht zu montieren sein, sich bei Schnee, Schmelzwasser und Geröll am Hang halten. Ganz wichtig: Die Hütte sollte schnell warm werden, wenn die Skiwanderer eintrafen. Unter den Prämissen kam nur ein Leichtbau auf Stelzen in Frage. Suuronen hatte bereits Erfahrungen mit glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) gesammelt, einem Material, das seit 1942 vor allem im individuellen Bootsbau Verwendung fand. 1964 hatte der finnische Architekt eine Silokuppel mit WEITER