BAU ME ISTER
B9
11 4 . J A H R G A N G
September
Dreckig wuchtig geil – Beton 4
FERNANDO MENIS
194673
TOYO I TO S T U D I O F U S E S -VI AD E R DIENER & DIENER
016003
TILLICHARCHITEKTUR NERI & HU
17
Das ArchitekturMagazin
01 D A,L I CH 16 € 18 € 19,90 € 24 SFR
BETON
4
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Köpfe
Ideen
Wir stellen in dieser Ausgabe – alle Jahre wieder im September – Beton-Bauten vor, die es in sich haben. Die unterstrichenen Beiträge rechts befassen sich mit dem Titelthema.
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vPPR Architects sind Fans von klaren Formen.
Beton mal anders inszeniert: Textilmacher
10 vPPR Architects
20 Barockmuseum
Die drei Architektinnen beschäftigen sich mit Geometrie und neuen Typologien.
Toyo Ito versucht sich alla Gehry an einem Museumsmagneten in Mexiko.
14 Fernando Menis
30 Landschaftskunst
Ein Vertreter der Bauskulptur-Architektur, sein Motto: „razón y emoción“
Das Besucherzentrum von Fuses-Viader verschwindet gänzlich in der Natur.
42 Kulturzentrum Architekten vollenden IndustrieEnsemble – eine Stadt in der Stadt.
BAU MEISTER. DE
56 Foksal-Galerie Der Entwurf von Diener & Diener respektiert das historische Erbe.
66 Origami-Fassade Skupturaler Industriebau in München
Interessiert am Entstehungsprozess des Barockmuseums in Puebla? Wie die Fertigteil-Wände des Museums auf der Baustelle aufgestellt wurden, sehen Sie auf unserer Website.
76 Spiritueller Saal Neri & Hu platzierten den Kubus der Kapelle auf einem Ziegel-Labyrinth.
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Fragen
Lösungen
Gast-Arbeiter
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Exil-Architektur? Bruno Taut in Ankara
Die freistehende Badewanne von Laufen
86 Beton – unendlich viele Möglichkeiten ?
100 Bad
Austin Rhys Williams ist ChinaKenner und stellt in der dieser Ausgabe die „Suzhou Chapel“ vor. Er ist leitender Dozent an der Kingston University, London, und Honorary Research Fellow an der Xi’an-Jiaotong Liverpool University in China. Außerdem ist er Gründer und Direktor des Future Cities Project in London.
108 Fenster, Türen, Tore
90 In der Fremde zu Hause ? 94 Können Genossenschaften die Gentrifizierung aufhalten ?
RUBRIKEN 6 EIN BILD 40 KLEINE WERKE 54 SONDERFÜHRUNG 64 UNTERWEGS 94 ARCHITE K TUR + M ANAGE ME NT 106 REFERENZ 11 4 PORTFOLIO: FASSADE 11 3 IMPRE SSUM + VORSCHAU 12 2 KOLUMNE
Die zweite Frage „In der Fremde zu Hause?“ schrieb Burcu Dogramaci. Sie ist Professorin für Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie forscht und publiziert zu Exil und Migration, Architektur, Urbanität und Kunst. Im Jahr 2016 zeichnete sie der Europäische Forschungsrat mit dem ERC Consolidator Grant aus.
Stilsicher: die drei Gründerinnen von vPPR in ihrem Projekt Ott’s Yard
14 Fotos: Jaime Chinarro, Simona Rota, Jordi Bernado, Jakub Certowicz
Kritik: Falk Jaeger
SINNLICHE BAU KUNST
Fernando Menis realisiert Bauwerke, die visuell wie akustisch unter die Haut gehen.
Fernando Menis aus Teneriffa ist ein Vertreter der Bauskulptur-Architektur. Seine Landschaftskunstwerke, die nach dem Motto „razón y emoción“ entstehen, entwachsen der Erde und lassen sich nur mit einem persönlichen Besuch ganzheitlich begreifen.
20 Architekten: Toyo Ito & Associates
Kritik: Francisco Quiñones
Fotos: Patrick Lopez Jaimes
DER LEERE RAUM
Ein Kulturpalast für die Menschen oder bloß Mittel zum Zweck? Man wird sehen
Das neue Museo Internacional del Barroco im mexikanischen Puebla macht Wahlkampf: Der Politiker Rafael Moreno Valle hat sich mit dem Bau eine Ikone geschaffen – und verspricht sich eine Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2018. Architektonisch setzt er auf Toyo Ito und den Bilbao-Effekt.
Ideen
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„Arquipélago“ – Inselgruppe – nennt sich das Zentrum für zeitgenössische Kunst, das in alte Fabrikhallen auf den Azoren eingezogen ist.
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Ideen
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Ideen
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Der weiße Kubus thront auf einer dunklen Backsteinmauer – eine Adaption der traditionellen Häuser, bloß verkehrt herum.
77 Kritik: Austin Williams
Architekten: Neri&Hu Design and Research Office
Fotos: Pedro Pegenaute
VER LÄNGERTE REISE Christen haben in China keinen guten Stand. Die Suzhou-Kapelle von Neri&Hu wird daher vorsichtshalber als „spiritueller Raum“ vermarktet – dem sakralen Ausdruck tut dies aber keinen Abbruch.
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Fragen
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BRUNO TAUT, BRIE F AN SE INE FR AU HE DWIG, 17. F E B R U A R 1 9 3 8
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In der Fremde zu Hause ? In der Architekturgeschichte haben sich viele emigrierte Baukünstler im Exil einen Namen gemacht. Die aktuellen Fluchtbewegungen bringen auch Architekten nach Europa – und werden sie vor ähnliche Herausforderungen stellen. Text: Burcu Dogramaci Wenn Architekten aus politischen, wirtschaftlichen oder privaten Gründen ihre Heimat verlassen, hat dies unweigerlich Folgen für ihre Arbeit. Der veränderte Mikro- und Makrokosmos, die durch Migrationserfahrung geprägte psychische und physische Konstitution, die neuen ästhetischen Parameter, Institutionen, Kollegen und Auftraggeber sind prägende Parameter für das künstlerische Schaffen. Die Architekturgeschichte kennt eine Vielzahl emigrierter Baukünstler, die ihre Heimat freiwillig oder erzwungenermaßen verließen. Beispielhaft sind etwa Rudolph Schindler oder Richard Neutra, die in den 1910er und 1920er Jahre in die USA emigrierten und sich in Kalifornien einen Namen machten. Schwieriger wurden die Bedingungen für Architekten, welche nach 1933 auf der Flucht vor den Nationalsozialisten waren: Die wachsende Zahl an Emigranten verschärfte die Einreiseregeln vieler begehrter Fluchtländer, womit auch die Konkurrenz
um Bauaufträge in den Exilländern zunahm. Ohnehin war das Bauen im Exil von funktionierenden Netzwerken und den jeweiligen Arbeitsbedingungen abhängig. Architekten wie Walter Gropius oder Mies van der Rohe erhielten Unterstützung durch berufliche Kontakte und konnten wiederum emigrierten Kollegen zu Positionen verhelfen. Andere Architekten taten sich schwerer, in ihrem Exilland anzukommen, da sie nur in Zusammenarbeit mit einheimischen Architekten tätig werden konnten oder in andere Berufsfelder ausweichen mussten. Das Bauen in der Fremde bedeutete ein Arbeiten mit Kompromissen und eine Annäherung an die lokale Ästhetik, Bautradition und Vorlieben der einheimischen Auftraggeber.
selbst entworfene Wohnbauten, gerade im Exil interessante Einsichten. Da beim eigenen Haus das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Auftraggeber und Architekt aufgehoben ist, sind diese Bauten als Ausdruck künstlerischer Haltungen und (kunst) politischer Positionierungen zu deuten. Sie können als „Ich-Architektur“ von ästhetischen Vorlieben und Abneigungen ihrer Erbauer berichten und können auch programmatisch gelesen werden. Mitunter artikulieren sie auch die kritische Auseinandersetzung mit Theorien, Debatten und architektonische Strömungen. Das Architektenhaus kann ein „Manifest“ sein und ist als „Selbstportrait“ seiner Erbauer deutbar – Es dient als Instrument der Werbung für die eigene Sache.
sen“ an die neue Umgebung in Erscheinung treten. Das Haus des Architekten im Kontext von Exil und Migration führt zu wichtigen Überlegungen zum Verhältnis von Heimat und Fremde in Gestalt des eigenen Hauses, das als Zuhause in Zeiten des Umbruchs dient. Aus der Distanz verändert sich das Verhältnis zur Heimat unweigerlich. Während das Heimweh eine Folge sein kann und aus der Ferne die Kontur der Heimat geschärft wird, kann die Heimat auch zur Fremde werden. Zugleich sind Auswanderer zunächst Fremde in ihrem Zielland. Dieser Zustand gehört zumindest in der Anfangszeit eines Heimatwechsels zu den Grunderfahrungen von Migranten. Der Moment des Fremdseins kann für den Schaffensprozess eine große Rolle spielen.
Bauaufgabe Architektenhäuser
Deutung der Heimat im Exil
Architektenhaus Bruno Taut
Deshalb bietet die Bauaufgabe der Architektenhäuser, also von Architekten für sich
Auch die Sehnsucht und Erinnerung an die verlassene Heimat können als „Synthe-
Besonders eindrucksvoll lässt sich dies am Haus des Architekten Bruno Taut nachvoll-