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Kommentar der Übersetzerin

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Impressum

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Welch unfassbare Sammlung von Gerichten – diese Tatsache wird mir nun, da ich über mehrere Monate die 1001 Pastarezepte des Codex übersetzt habe, umso deutlicher bewusst. Wie viele Rezepte und Varianten muss Autor Vincenzo Buonassisi gesammelt, gekostet und verglichen haben, um schließlich diese 1972 vollendete Essenz zu erhalten. Buonassisis Leidenschaft für gutes Essen und das italienische Kulturgut Pasta, die man ganz deutlich in seinen Kommentaren zu den Rezepten spürt, begleiteten mich durch das gesamte Buch.

Die meisten Rezepte stammen von der italienischen Halbinsel, einige sind jedoch für die Entstehungszeit des Buchs geradezu exotisch. Zutaten wie Sojasauce und Sake waren damals noch weitgehend unbekannt und verleiteten den Autor zu Erläuterungen, die manchmal etwas ungenau ausfelen und heutige Leser schmunzeln lassen. Dabei wird deutlich: Das Buch ist ein historisches Zeugnis – nicht nur von der Passion eines wahren Genussmenschen und kulinarisch hochgebildeten Mannes sowie den vielen köstlichen Gerichten, die er im Laufe seines Lebens genoss, sondern auch von der Vielfältigkeit italienischer Pastarezepte, die bis in die 1970er-Jahre überliefert oder zu dieser Zeit kreiert wurden. Einige der damals üblichen Zutaten werden heute kaum noch verwendet oder sind in Vergessenheit geraten, während andere im 21. Jahrhundert eine Renaissance erleben oder von kleinen, engagierten Produzenten nach alter Tradition wieder hergestellt werden. Buonassisi würde sich darüber sicher sehr freuen.

Alle Gerichte in diesem Buch sind für etwa 6 Personen ausgelegt; manchmal gibt es keine genauen Mengenangaben – dann sind der persönliche Geschmack und etwas italienische Spontaneität gute Richtwerte. Einige Zutaten werden Ihnen unbekannt sein oder auf Sie befremdlich wirken. Je nach Abenteuerlust kann man sich auf viel Neues einlassen oder sich an schlichtere Gerichte halten, die man gut im Alltag umsetzen kann. Bei den Formen gefüllter Nudeln habe ich versucht, die Herstellung so anschaulich wie möglich zu beschreiben (denn ich fand Angaben wie „Ravioli formen“ nicht so hilfreich). Sofern man keinen versierten Pastakoch zur Hand hat, den man fragen kann, fndet man heute glücklicherweise anschauliche Hilfe im Internet.

Oft wurden die Rezepte von damals bekannten Persönlichkeiten zur Verfügung gestellt – Sänger, Musiker und Gastronomen, von denen der Autor viele zu seinen Freunden zählte. Mit Sicherheit verband er – wie wohl jeder Italiener – gutes Essen mit guter Gesellschaft und menschlichen Begegnungen. Ich bin überzeugt, sein Anliegen bei diesem Buch war es, seinen Lesern nicht nur die Vielfältigkeit von Pasta zu demonstrieren, sondern ihnen den gleichen Genuss zu ermöglichen, den er selbst erfahren durfte, als er diese Gerichte kennenlernte.

Ich hofe, Sie werden durch dieses Buch genauso viel lernen wie ich bei seiner Übersetzung, und wünsche Ihnen gutes Gelingen beim Kochen und viel Freude beim Genießen der Pasta.

— Judith Marnet

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