Garten + Landschaft 07/2018

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J UL I 2018

MAGAZ I N F Ü R L ANDSC HAF T SARC HI TEK TUR

GARTEN +

LANDSCHAFT

SCHON WIEDER: EIN HEFT ÜBER GARTENSCHAUEN

plus

Stephan Lenzen über die Relevanz von Gartenschauen DSGVO: Was ist zu beachten? Utrechts größte Radgarage


18 Das flache Wasserbecken

30

auf der Würzburger Landesgartenschau wird aus Niederschlagswasser

Ein Kurpark, ausgeweitet auf

gespeist. Das gesamte Konversionsgelände

zwei Täler. Für die Landes-

beträgt 135 Hektar.

gartenschau in Bad Schwalbach arbeitete lohrer.hochrein den denkmalgeschützten Bestand neu aus.

24 Nur eine Herausforderung

konzipierte club L 94 einen

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See, der Landschafts- und

In Burg verwandelten relais

Badesee zugleich sein sollte.

Landschaftsarchitekten historische

von vielen: Für die Landesgartenschau in Lahr

Gartendenkmäler und ehemalige Industrieareale in erlebbare Freiräume, die sich über die ganze Stadt aufspannen.

52 „The Bicycle first“ heißt ein Teil des Mottos in Utrecht. Dementsprechend erhält die niederländische Stadt die weltweit größte Fahrradgarage.


INHALT

AREN A 06 11

SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME So gesehen

T I T EL Schon wieder: Ein Heft über Gartenschauen 12

„ES GEHT EBEN NICHT NUR UM DEN EVENT“ Ist das Format der Gartenschau überholt? Stephan Lenzen gibt Antworten

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DIE GANZ GROSSE GESTE hutterreimann inszenieren Landschaft und Urbanität auf der Würzburger Landesgartenschau

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BRÜCKENSCHLAG Das Konzept von club L94 für die Landesgartenschau in Lahr überwindet alle Barrieren, auch Bundesstraßen

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„DER CHARME IST ZURÜCK“ lohrer.hochrein Landschaftsarchitekten öffnen in Bad Schwalbach den denkmalgeschützten Kurpark Richtung Stadt und Wald

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„EINE GANZ SCHÖNE HAUSNUMMER“ Landesgartenschau Burg: vier Projektareale, eine Schau

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EINE SCHAU AUF IRRWEGEN? Bad Iburg – was die Gartenschau in Rekordzeit kann

STUDIO 46

FRAGE DSGVO – Was nun?

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PRAXIS Der, der nach Aufmerksamkeit schreit

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REFERENZ Vorfahrt Rad

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LÖSUNGEN Spielgeräte und Sportanlagen

RUBRIKEN 59

Stellenmarkt

62

Impressum

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Lieferquellen

64

DGGL

66

Sichtachse

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Vorschau

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org

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ARENA SNAPSHOTS

C H R I S T O P H VA L E N TIEN ÜBER ...

EHRENDOKTOR FÜR JAMES CORNER AUTOR Christoph Valentien ist Landschaftsarchitekt und Stadtplaner. 1971 gründete er mit Donata Valentien das Büro Valentien + Valentien. Von 1980 bis 2002 war er Professor für Landschaftsarchitektur und Entwerfen an

Fotos: © Tim Street_Porter/ © Iwan Baan

der TU München.

Zum ersten Mal in der 150-jährigen Geschichte der Technischen Universität München (TUM) wurde die Ehrendoktorwürde an einen Landschaftsarchitekten verliehen: an James Corner, Gründungspartner des amerikanischen Landschaftsarchitekturbüros Field Operations. Corner erhielt die Auszeichnung für sein städtebaulich-landschaftsplanerisches Œuvre und seine Beiträge zur Theorie des landscape urbanism, die er als Verfasser mehrerer Bücher und Aufsätze veröffentlicht hat. Was Andreas Hild, Dekan der TUM, in der Würdigung und Udo Weilacher in seiner Laudatio bereits ansprachen, bestätigte James Corner am nächsten Tag mit seinem Vortrag im überfüllten Oskar von Miller Forum. Der gebürtige Brite gewann die Sympathie seiner Zuhörer durch sein engagiert vorgetragenes Plädoyer für einen Wandel in der Klimapolitik und die damit verbundene deutliche Kritik an Präsident Donald Trump. Sehr bildhaft beschrieb er sein Verständnis von Landschaft, das weit über traditionelle Vorstellungen hinausreicht – von Eiswüsten über Industriebrachen bis zu hochverdichteten Metropolregionen. Der Anspruch, Stadt und Land als Einheit zu verstehen, prägt die Arbeiten seines Büros: ein großes Spektrum, vom innerstädtischen öffentlichen Raum über Parkplanungen bis hin zu großräumigen Stadtplanungen in China. Oft steht dabei die Vitalisierung einer gestörten Situation im Mittelpunkt. Die Lösungen werden dabei nicht „erfunden“, sondern aus dem Potenzial des Ortes entwickelt. Besonders bekannt: das Projekt der High Line in New York. Statt sie abzureißen, verwandelte Field Operations die aufgeständerte innerstädtische Bahntrasse in einen linearen Park. So entstand eine ganz neue Sicht auf die Stadt und eine Bühne für die städtische Gesellschaft. Es ist ein Hoffnungsschimmer, dass mit der Auszeichnung James Corners zumindest die Fachwelt wahrnimmt, dass sich die Arbeit von Landschaftsarchitekten nicht im Dekorativen erschöpft, sondern einen grundsätzlichen Beitrag zur Lösung von drängenden Problemen der Umwelt und der Städte leisten kann.

Bei seinem Vortrag in München stellte James Corner zahlreiche Projekte vor, darunter der Tongva Park in Santa Monica (unten) und sehr ausführlich die High Line in New York.

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ARENA SNAPSHOTS

FR AN K M A I E R- S O L GK ÜB E R ...

NRW LANDSCHAFTSARCHITEKTURPREIS 2018 AUTOR Dr. Frank MaierSolgk lebt und arbeitet als Publizist und freier Journalist in Düsseldorf. Er schreibt in Tagesund Fachzeitschriften und veröffentlicht Bücher zu Architektur, Städtebau, Gartenkunst und

gepflegtem Park auf und zeigt nebenbei, wie die um ihre Zukunft besorgten Kurstädte neue Attraktivität erlangen können. Ebenfalls ein großräumliches Projekt ist der neue Seepark Körbecke Möhnesee, der einmal mehr den Freizeitwert von Wasser unterstreicht. Die Bochumer Landschaftsarchitekten wbp haben hier eine vom See hangaufwärts reichende breite Schneise entwickelt, die wie eine Landschaftstreppe wirkt und den Bezug zwischen Ortsrand und See herstellt. Das Projekt, das auf schmückende Details und eine intensive Bepflanzung verzichtet, hat die Topografie sozusagen beim Wort genommen. Schließlich darf auch – als kleinräumlicher Gegensatz dazu – der Privatgarten nicht fehlen. Für einen „Auengarten am Rhein“ wurde die Landschaftsarchitektin Brigitte Röde aus Köln ausgezeichnet, die eine jedoch von Beeten und Sträuchern eingefasste Rasenfläche elegant abgestuft in die angrenzende freie Natur übergehen lässt – da lässt es sich wohnen.

Ausgezeichnete Projekte 2018: der WaldKurPark in Bad Lippspringe, ein „Auengarten am Rhein“, das Projekt RS 1 im Ruhrgebiet und der Seepark Körbecke Möhnesee (von oben links nach unten rechts).

Fotos: Philip Winkelmeier; Gary Rogers; Claudia Dreysse (2)

Kulturgeschichte.

Radschnellwege sind ein Ausdruck sich verändernder Mobilität, die in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet tatsächlich verkehrliche Perspektiven besitzen können. Hier hat das Büro Danielzik, Leuchter + Partner bereits seit mehreren Jahren mit dem Projekt RS 1 größere Streckenabschnitte neu gestaltet, die über die Funktion hinaus auch immer wieder die spezifische landschaftliche und kulturelle Umgebung einbeziehen. Für dieses Projekt erhielten sie im Mai einen Landschaftsarchitekturpreis NRW. Insgesamt 30 Einreichungen gab es diesmal, prämiert wurden vier davon. Jedes der Projekte steht für einen klassischen Schwerpunkt der Profession, darüber hinaus spiegeln sie aber auch gesellschaftliche Veränderungsprozesse. So auch der neue WaldKurPark der Berliner Landschaftsarchitekten SINAI, der im Rahmen der Landesgartenschau Bad Lippspringe 2017 entstanden ist. Er räumt vor allem mit dem Gegensatz von unberührter Natur und

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GARTENSCHAUEN 2018

„ES GEHT EBEN NICHT NUR UM DEN EVENT” Als großmaßstäbliche Projekte haben Gartenschauen, mit Fokus auf die Daueranlagen, auch heute große Relevanz für die Profession. In der Fachwelt umstritten ist und bleibt der „Event“. Dort und ebenso beim zeitlichen Vorlauf sieht Stephan Lenzen, der schon zahlreiche Gartenschauen realisert hat, den größten Entwicklungsbedarf. TANJA GALLENMÜLLER

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GARTENSCHAUEN 2018 INTERVIEW MIT STEPHAN LENZEN

Herr Lenzen, welche Relevanz haben Gartenschauen heute für die Profession?

Ich kenne kein anderes Format, bei dem Landschaftsarchitekten federführend so große Freiraumprojekte realisieren können. Andere Projekte mit ähnlich großem Maßstab sind meist städtebaulich und werden dadurch immer in Kombination mit anderen Fachkollegen realisiert. Das soll keine Rede gegen das Interdisziplinäre sein, auch bei Gartenschauen holt man ja andere Planer dazu. Aber dabei steht der Freiraum im Vordergrund. Mit keinem anderen Projekt kann ein Landschaftsarchitekt in einer Stadt einen solchen „Stempel“ über den Freiraum setzen. Und für Städte und Kommunen?

Aus meiner Sicht sind Gartenschauen immer noch das einzige probate Mittel, um größere zusammenhängende Freiflächen als Stadtentwicklungsinstrument realisieren zu können. Dabei geht es gar nicht so sehr um den Event, der einen gewissen Druck ausübt. Vielmehr geht es darum, dass die Kommunen über die Gartenschau GmbH personelle Unterstützung bekommen, um in einem kurzen Zeitfenster diese großen Maßnahmen umzusetzen. Die Kommunen sind ja, was die Grünflächenämter anbelangt, unterbesetzt. Und das Label Gartenschau ist so etabliert, dass man als Kommune vom Land beziehungsweise Bund die entsprechenden Fördermittel erhält. Das ist wichtig. Die Veranstaltung selber ist dabei nur der Datums- und Druckgeber.

INTERVIEWPARTNER Stephan Lenzen studierte Landschaftsarchitektur an der GHS Essen und Wirtschaftswissenschaften an der Fernuniversität Hagen. Seit 1995 ist er für RMP Landschaftsarchitekten tätig, seit 2004 als Inhaber der Büros RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten. Er hat bereits vier Landesgartenschauen, eine Buga und eine IGA realisiert.

Würde es ohne Gartenschauen keine Projekte in solch großem Maßstab mehr geben?

Die Kommunen würden die Flächen trotzdem entwickeln, aber über einen viel längeren Zeitraum in unterschiedlichen, kleineren Projektgrößen mit verschiedenen Landschaftsarchitekten. Dadurch würde aber die Möglichkeit, Flächen im großmaßstäblichen Zusammenhang zu entwickeln, fehlen – und das ist ja das Wesentliche bei Gartenschauen. Gibt es Ihrer Meinung nach Entwicklungsbedarf?

Ich glaube, das Problem vieler Gartenschauen ist, dass die Beteiligung im Vorfeld zu kurz kommt und dadurch den Ansprüchen nicht gerecht wird. Dieses Zeitfenster müsste größer werden. So kann man mit den Bürgern, zumindest in Teilflächen, vorher ausprobieren wie eine Entwicklung funktionieren kann, bevor man sie in das schnelle Verfahren der Umsetzung gibt. Einen weiteren Ansatz sehe ich bei der Auswahl der Flächen: Welche Flächen sollen überhaupt weiterentwickelt werden, wo soll eine Gartenschau stattfinden? Auch für diese Fragen wird aus meiner Sicht zu wenig Zeit aufgebracht. Aber in der Umsetzung am Ende, wenn man gemeinsam weiß, was man will, ist das Instrument Gartenschau immer noch unschlagbar. Und wie stehen Sie zum „Event“ Gartenschau?

Dort sehe ich den größten Überholungsbedarf. Immer wieder wird versucht, diesen zu modernisieren, zeitgemäß zu machen. Trotzdem sieht jede Gartenschau gleich aus, obwohl es ein anderer Ort, ein anderer Raum, ein anderer Planer ist. Aber alle Versuche, eine andere Art der Veranstaltung hinzubekommen, scheitern an Besucherzahlen und wirtschaftlichen Zahlen. Das ist auch der Angriffspunkt von außen. Vordergründig wird wahrgenommen, dass man die Gartenschau nur für diesen Event macht, statt es umgekehrt zu sehen: Der Event soll 13 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Gef端hlte unendliche Weiten kennzeichnen die W端rzburger Landesgartenschau. Entlang des zentralen Gr端nstreifens f端hrt der Belt-Walk. Auf dem Aktivband an der Eschenallee findet man Spielfelder und Picknickbereiche.

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GARTENSCHAUEN 2018 ANJA KOLLER ÜBER WÜRZBURG

DIE GANZ GROSSE GESTE Die Würzburger Landesgartenschau auf dem ehemaligen Militärgelände Leighton Barracks ist mit über 20 000 verkauften Dauerkarten schon allein im ersten Monat ein großer Erfolg. Aber: Die Schau ist das eine, das andere ist der neue Stadtteil Hubland, der parallel entsteht und ein Paradebeispiel für eine Stadtentwicklung mit viel Frei- und Grünfläche sein soll.

Foto: hutterreimann

ANJA KOLLER

„Ich bin das Grün, nutze mich, leg dich hin, lauf ' auf mir ...“, schwärmt Christian Baumgart, Stadtbaurat von Würzburg, beim Gedanken an die rund tausend Meter lange Grünfläche auf der Landesgartenschau seiner unterfränkischen Heimatstadt. Der langgestreckte, offene Park nimmt die enormen Ausmaße der Landebahn des dortigen ehemaligen US-Militärflughafens auf und wird zukünftig auch die zentrale grüne Freifläche des neuen Stadtteils Hubland sein. Als Architekt und Stadtplaner hat Baumgart nicht nur von Haus aus ein Faible für zusammenhängende urbane Grünflächen, er ist auch ein großer Verfechter der Gartenschau, ohne die sein Herzensprojekt, ebendieser neue Stadtteil, nie so realisiert worden wäre. „Seien wir doch mal ehrlich“, fährt er fort, „in den meisten Städten haben

AUTORIN Anja Koller hat Kommunikationswissenschaft, Politik und Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden studiert. Seit 2017 ist sie Redakteurin für Garten + Landschaft und topos.

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Alte Verbindung neu

chen im Herzen des Goetheparks verknüpft die neue Spielplatznutzung mit dem Friedhofserbe.

Der Weinberg ist eines Ihrer persönlichen Highlights?

Ja, er hat als Weinberg eine jahrhundertelange Tradition in Burg. Dieser Ausläufer des Fläming läuft mit einem Höhensprung von mehr als zehn Metern in die Stadt hinein. Das steile Weinbergareal war für uns als Landschaftsarchitekten besonders reizvoll. Zusammen mit dem am Fuß des Weinbergs liegenden ehemaligen Industrieareal haben wir hier unterschiedlichste Strukturen auf engstem Raum. Ihre Formen galt es herauszuarbeiten und gleichzeitig den Naturraum an der Ihle als Park für die Bevölkerung nutzbar zu machen. Unterhalb des Weinbergs gibt es einen weiteren Spielplatz. Der sieht aus wie eine alte Fabrikanlage ...

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Steht man oben auf dem Weinberg, schaut man auf den Ziegelschornstein der ehemaligen Astonschen Maschinenfabrik und deren erhaltene Backsteinmauer hinunter. Mit dem Konzept der Spielanlage greifen wir die industrielle Vergangenheit dieses Ortes auf, ein acht Meter hoher Spielturm ist der kleine Zwillingsbruder zum Industrieschornstein. Das Spielhaus daneben erhielt ein Sheddach nach Art einer klassischen Fabrikarchitektur. Am Weinberg selber gibt es mehrere hundert Pflanzen, aber Wein wird hier nicht erzeugt. Gab es dafür einen besonderen Grund?

Eine 99-Reben-Regelung erlaubt Weinanbau ohne Lizenz. Bei größeren Anlagen braucht es aber eine, die die Stadt Burg nicht besitzt. So haben wir uns am Ende für eine Mischung

Foto: Hanns Joosten, Plan: relais Landschaftsarchitekten

gelebt: Das Spielwäld-


aus weißen und roten Tafeltrauben entschieden, deren Anbau nicht durch das Weinrecht geregelt ist.

450 000

GARTENSCHAUEN 2018 BURG, INTERVIEW MIT GERO HECK

Einen Hang des Weinbergs haben Sie außerdem im Urban-Gardening-Stil gestaltet ...

Das ist ein Konzept, das wir mit Mark Krieger Pflanzungen gemeinsam erarbeitet haben. In diesem greifen wir die alte Tradition des Obstanbaus am Weinberg auf und übersetzen sie mittels des modernen Themas „Urban Gardening“ in einen öffentlichen Park. Hier gibt es, das Mikroklima des Südhangs ausnutzend, Mandel-, Walnuss-, Quitten- und Aprikosenbäume und in den Staudenpflanzungen allerlei Essbares. Hundert Meter weiter, im nächsten Abschnitt, beginnen die Ihlegärten, die sich entlang des kanalisierten Flusses erstrecken. Wie verwandelten Sie die Ufer mit Industriebrachen und kleinteiligen Rudimenten ehemaliger Häuser in erlebbare und begehbare neue Grünbereiche?

Wir haben diese ehemals bebaute Struktur, die Parzellen der Häuser, über eine Heckenstruktur aufgegriffen. Diese bildet die sogenannten Parzellengärten. In Terrassen führen sie zur Ihle hinunter. In begrenzenden Trockenmauern haben wir alte Materialien, wie Steinreste aus der ehemaligen Bebauung, integriert, um auf die innerstädtische Lage hinzuweisen. Die neue Brücke nimmt mit der fließenden Silhouette ihres Geländers das Wassermotiv auf und verbindet die auf einer Insel gelegenen Ihlegärten mit dem Ufer.

BESUCHER erwartet man zur Landesgartenschau in Burg.

Die Schau in Burg zieht sich durch die gesamte Stadt: Der Goethepark mit Bahnhof im Westen, der Weinberg und die Ihlegärten im Zentrum und der Flickschupark mit Teich im Osten.

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EINE SCHAU AUF IRRWEGEN? Niedersachsen hat keine lange Gartenschautradition. Die fehlende Erfahrung macht sich auch in Bad Iburg bemerkbar. Zwar folgen die Daueranlagen einer klaren Idee, doch das Gesamtkonzept gleicht eher einem Puzzle. STEFAN LEPPERT

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GARTENSCHAUEN 2018 STEFAN LEPPERT ÜBER BAD IBURG

Als Teil der Landesgartenschau gestalteten A24 Landschaft den Kurpark Bad Iburgs neu. Im Bild: die

Foto: Hanns Joosten

„Blütenterrassen“.

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FR AGE

Seit dem 25. Mai 2018 gilt die neue EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Die neuen Regelungen stiften insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen Verwirrung. Susann Harder, Rechtsanwältin und Partnerin bei Ecovis in Rostock, beantwortet die dringendsten Fragen und zeigt auf, was Landschaftsarchitekturbüros berücksichtigen sollten. ISA FAHRENHOLZ

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Grafik: Created by Freepik

DSGVO – WAS NUN?


Beispiel Angestellte, die auswärts unterwegs sind und mit einem Tablet arbeiten und damit E-Mails schreiben, Angebote erstellen oder andere Daten sammeln, speichern und übermitteln. Man kann aber auch einen internen Datenschutzbeauftragten benennen …

Genau, man kann einen Mitarbeiter des Unternehmens zum internen Datenschutzbeauftragten benennen. Derjenige sollte fachlich kompetent sein und Ahnung von Datenschutzrecht und Organisationsstrukturen haben. Dieses Fachwissen kann man sich zwar durch Seminare oder Weiterbildungsmaßnahmen aneignen, aber der Datenschutzbeauftragte muss auf jeden Fall jemand sein, der von der Geschäftsleitung unabhängig ist. Denn seine Aufgabe ist es, zu überprüfen, dass das Unternehmen die Datenschutzverordnung einhält. Das schließt folgende Personengruppen aus: die Inhaber eines Unternehmens, Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder, Prokuristen, Mitarbeiter aus dem EDVBereich, Betriebsleiter und Ehepartner der Unternehmensinhaber.

Wie viel Zeitaufwand muss ein interner Datenschutzbeauftragter dafür denn aufwenden?

Das hängt von der Unternehmensgröße ab. Im Allgemeinen gehe ich davon aus, dass das Thema Datenschutz nicht in ein oder zwei Stunden pro Woche erledigt ist. Auf jeden Fall muss man demjenigen Zeit einräumen, um sich einzuarbeiten. Anschließend wird entsprechend Zeit benötigt, um die Dokumentationsaufgaben zu erfüllen und gegebenenfalls Arbeitsprozesse anzupassen und organisatorische und technische Maßnahmen zu prüfen. Wenn das alles eingerichtet ist, muss es aktualisiert und geprüft werden. Der Aufwand dafür dürfte geringer sein. Aber man muss sagen: Es ist zeitaufwendig. Das Thema Datenschutz ist einfach umfangreich und komplex. Wenn Landschaftsarchitekten neue Kunden haben, müssen sie diesen Einwilligungserklärungen vorlegen und unterschreiben lassen?

Es gibt ein Missverständnis zwischen dem Einholen von Einwilligungen und dem Erfüllen von Informationspflichten. Lassen Sie mich das auflösen: Wenn ich einen Kunden oder einen Auftraggeber habe, brauche ich dessen personenbezogene Daten, damit ich das Vertragsverhältnis überhaupt erfüllen kann. In diesem Fall habe ich eine rechtliche Grundlage, die es nicht mehr erforderlich macht, eine Einwilligung einzuholen. Davon zu unterscheiden ist die Informationspflicht: Ich muss den Betroffenen darüber aufklären, welche Kategorien von personenbezogenen Daten von welchen Personen ich zu welchen Zwecken verarbeite und welche Rechte der Betroffenen hat. Da die DSGVO alle Unternehmen verpflichtet, beweisen zu können, dass sie datenschutzkonform agieren, ist es am sichersten, den Kunden diese Informationen zur Verfügung zu stellen.

Um nicht von jedem eine Unterschrift einholen zu müssen, kann man auch auf die zumutbare Kenntnisnahmemöglichkeit zurückgreifen. Die ist besonders für Unternehmen mit vielen Kunden hilfreich. Das bedeutet, dass die Informationen zum Datenschutz auf der Website zur Verfügung stehen. In der Mail-Signatur,

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Grafik: Created by Freepik

Wie kommt man dieser Informationspflicht am besten nach?


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