Garten + Landschaft 09/2018

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SEPTE M B E R 2018

MAGAZ I N F Ü R L ANDSC HAF T SARC HI TEK TUR

GARTEN +

LANDSCHAFT

ACHTUNG, DAS DORF VERSCHWINDET. WAS TUN?

plus

Virtual Reality in der Planung Produkt-Trends auf der GaLaBau 2018


18

42

Qualifizieren statt

Mehr als nur ein naturnahes

klassifizieren: ein

Dorf: Die Gemeinde

Plädoyer von Sören

Hinterstoder in Oberösterreich

Schöbel gegen die

erhält den diesjährigen Europä-

Eigenschaftslosigkeit des

ischen Dorferneuerungspreis.

ländlichen Raums.

Unser Autor Wojciech Czaja hat sich den Ort genauer angeschaut.

30 Das oberfränkische

Raums, indem es seinen

24

Dorfkern erneuert und

Mit dem Volmepark in Kierspe

neue Formen des Wohnens

zeigt Franz Reschke Landschafts-

und Arbeitens ermöglicht.

architektur, welchen Effekt eine

Altenplos reagiert auf den Wandel des ländlichen

Gestaltung auf den öffentlichen Freiraum im Dorf haben kann.

40

Norwegen

Verteilt auf acht Länder, nehmen 17 Akteure am InterregProgramm Sempre teil. Ihr Ziel: Die Verbesserung der sozialen Infrastrukturen im ländlichen Raum.

Dänemark

15 1 2

Deutschl


INHALT

AREN A 06 11

T I T EL Achtung, das Dorf verschwindet. Was tun? 12

„DIE KLEINSTADT HALTEN HEISST DAS LAND STÄRKEN“ Im Gespräch mit Stadt- und Regionalplaner Peter Dehne

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MIT LANDSCHAFT LAND MACHEN Sören Schöbel fordert ein neues Verständnis von Land

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DASSELBE IN GRÜN? Was ein Park im ländlichen Raum bewirken kann: Der Volmepark in Kierspe von Franz Reschke Landschaftsarchitektur

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URBANES LEBEN AUF DEM LAND Wie Altenplos in Oberfranken dem Strukturwandel begegnet

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DAS DORF BRAUCHT BAUKULTUR Ein Kommentar von Mark Michaeli, Architekt und Stadtplaner

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DIE PROJEKTDOLMETSCHER Das Architekturbüro nonconform im Porträt

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HERAUSFORDERUNG FÖRDERUNG Wie das EU-Projekt Sempre soziale Infrastrukturen auf dem Land stärkt

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DORFENTWICKLUNG MIT WEITBLICK Ein Besuch in Hinterstoder, Preisträger des Europäischen Dorferneuerungspreises 2018

STUDIO 46

FRAGE Wie nutze ich Virtual Reality in der Planung?

50

PRAXIS Die grüne Alternative?

52

REFERENZ Platz des Erinnerns

54

LÖSUNGEN GaLaBau Spezial

14 13

5 4

Schweden

Finnland

Russische Föderation

n

land

SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Wolkenradler

11

16

10

Estland

17 7

8 Lettland Litauen

9 Belarus

RUBRIKEN 65

Stellenmarkt

70

Impressum

71

Lieferquellen

72

DGGL

74

Sichtachse

74

Vorschau

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org

12 Polen

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LÄNDLICHER RAUM – „DIE KLEINSTADT HALTEN HEISST DAS LAND STÄRKEN.” Kleinstädte – sie sind die Versorgungszentren des ländlichen Raums und decken knapp die Hälfte der deutschen Bundesfläche ab. Trotzdem wissen wir kaum etwas über sie und noch weniger, wie es mit ihnen weitergehen soll. Insbesondere mit den Kleinstädten im peripheren Bereich, also den Unterzentren abseits einer größeren Stadt. Wir haben uns mit dem Stadt- und Regionalplaner Peter Dehne über die Zukunft der Kleinstädte unterhalten und warum der ländliche Raum das Städtische braucht. THERESA RAMISCH

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L ÄNDLICHER R AUM IM INTERVIEW MIT PETER DEHNE

Herr Dehne, was sind Ihrer Meinung nach aktuell die größten Herausforderungen, denen sich der ländliche Raum stellen muss?

Viele sehen in der Wirtschaftskraft und der Schaffung von Arbeitsplätzen die zentrale Aufgabe. Ich bin da skeptisch. Meines Erachtens ist es mindestens genauso wichtig, die richtigen Rahmenbedingungen für ein gutes Leben in Kleinstädten und Dörfern zu schaffen. Denn heute und in Zukunft geht es weniger um Arbeitsplätze als vielmehr um Arbeitskräfte, die in den ländlichen Raum ziehen. Was heißt das für Sie konkret?

Wir müssen uns die Frage stellen, wer in die Kleinstadt, in den ländlichen Raum zieht und was zu tun ist, damit diese Personen kommen. Wir brauchen gute Schulen, Ärzte und Betreuung und müssen Lebensqualität schaffen – insbesondere im öffentlichen Raum – und nach außen deutlich machen, dass man auch in den Dörfern und Kleinstädten sehr gut leben kann. Die andere große Herausforderung im Ländlichen ist, älteren Menschen – auch im hohen Alter – ein gutes Leben zu ermöglichen. Wer zieht denn heute noch aufs Land? Was sind das für Menschen?

INTERVIEWPARTNER Prof. Dr. Peter Dehne studierte Raumplanung und Stadt- und Regionalplanung in Dortmund und Berlin. Seit 1997 ist er Hochschullehrer an der Hochschule Neubrandenburg und bearbeitet dort insbesondere Projekte zu Themen der ländlichen Entwicklung, der kooperativen Stadt- und Regionalentwicklung sowie zu Strategien der kommunalen Daseinsvorsorge.

Wenn man sich die Wanderungsstatistiken in Deutschland anschaut, dann stellt man fest, dass ungefähr zwei Drittel der Wanderungen im Alter von 18 bis circa 35 Jahren stattfinden. Die jungen Leute verlassen den ländlichen Raum, gehen in die Großstädte zum Studieren. Wenige kommen zurück. Wenn man sich anschaut, wer aufs Land zieht, sind das diejenigen, die die typischen Qualitäten des ländlichen Raums schätzen: Nähe zu Freunden, Familie, Natur, Ruhe und Gelassenheit. Es klingt langweilig, aber es ist so. Allerdings sind das häufig Rückkehrer – weniger Städter, die es nun aufs Land zieht. Dann gibt es sie gar nicht, die vermeintliche Stadtflucht?

Na ja, die zentralen Lagen der großen Städte sind weiterhin gefragt. Gleichzeitig fällt aber auf, dass wieder mehr Menschen ins Umland ziehen, weil das Leben in den Städten zu teuer wird. Zum Arbeiten fahren sie jedoch meistens in die Stadt. Abgesehen davon gibt es aber ebenso diejenigen, die gezielt die Peripherie suchen, weil ihnen die Stadt zu voll, zu unruhig und zu laut geworden ist. Die Provinz scheint für die jungen Städter wieder eine Alternative zu werden. Die Frage ist nur, ob die Zuwanderung ausreicht, um die sinkende Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung auszugleichen. Ich bin da skeptisch. Bei Schrumpfungstendenzen im ländlichen Raum denkt man schnell an die neuen Bundesländer. Wie stark unterscheidet sich die Lage zwischen Ost und West?

Es ist definitiv nicht mehr so schwarz-weiß wie früher. Die demografische Lage ist in den neuen wie in den alten Bundesländern generell dramatisch. Allerdings spüren wir zurzeit ein demografisches Echo: Die Enkelkinder der Babyboomer kommen in die Kitas und Grundschulen. Das wird jedoch wieder abebben, und die Überalterung des ländlichen Raums wird bleiben.

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MIT LANDSCHAFT LAND MACHEN Nachdem sich die Landschaftsarchitektur in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich auf die Erneuerung der Europäischen Stadt konzentriert hat, ist es Zeit, sich gleichfalls an der Planung des Landes zu beteiligen. Dazu gehört, existierende Instrumente zu hinterfragen, Landschaft neu zu bewerten und zu planen. SÖREN SCHÖBEL

Das klassische Bild vom

Städten klare Attribute zuweisen kann, wird das Land zunehmend eigenschaftsloser.

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Foto: Xxxxxxx

Land? Während man


Foto: Xxxxx

LÄNDLICHER RAUM MIT LANDSCHAFT LAND MACHEN

19 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Werkstatt

Hof 5 Co-working

EH Café „Alter Bahnhof” e aß tr ls ie Sp

Dienstleister

E

Werkstatt

Dienstleister Energieversorgung

Dienstleister

Parkscheune + Carsharing 44 Stellplätze inkl. E-Tanken

Tagespflege Anger

Alle Gebäude der „Altenploser Höfe“ ermöglichen einen Blick auf die umgebende Landschaft. Ein wesentlicher Aspekt ist

Altenwohnen

die Mischung von Wohnen und Arbeiten.

5,5 x 4,5m 6 x 11,5m

9 x 9m

12 x 20m

NUTZUNGSKONZEPT gemischte Nutzung für ein gemeinschaftliches Dorfleben

multifunktionale Marktscheune Sport | Freizeit Dienstleistung | Gewerbe Werkstatt | Atelier Co-working spaces Einfamilienhaus med. Versorgung Alten-Wohnen Mehrgenerationen-Wohnen Stellplätze

BAUSTEINE ortstypische Gebäudekubaturen

15 x 26 Meter

MARKTSCHEUNE vielfältige Nutzungsmöglichkeiten

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LÄNDLICHER RAUM NEUE MITTE ALTENPLOS

EH

EH

URBANES LEBEN AUF DEM LAND

eg w ld Fe

Aussicht

Atelier

Hof 4

EH

Co-working

EH

EH EH Hof 3

Aussicht

Dienstleister A r se lo np lte of H

ALTENPLOSER HÖFE vielfältige Hoftypen

MARKANTES GEBÄUDE Durchlässigkeit ermöglicht Kommunikation auf Platzfläche

In einer sich immer schneller urbanisierenden Welt tauchen vielfältige und widersprüchliche Aspekte des Ländlichen auf. Dabei stehen sich eine romantisierende Verklärung und dramatisierende Untergangsszenarien des Dorfes gegenüber. Wie lassen sich jenseits stereotypischer Zuschreibungen zukunftsfähige Bilder des Ländlichen denken? SIGRUN LANGNER, MICHAEL RUDOLPH

PRODUKTIVER HOF gemischte Nutzung, Werkstätten, Gemeinschaftshof

MARKTPLATZ Veranstaltungen, Feste, Wochenmärkte, Dorfladen,…

Digitalisierung, Energiewende, globalisierte Produktions- und urbane Lebensweise stehen für treibende Kräfte, die ländliche Räume verändern werden. Diese Transformationsprozesse lassen sich nur in Relation zum Urbanen verstehen. Die Beziehungen sind häufig konfliktbeladen und verbunden mit einer Marginalisierung des Ländlichen. Um bisher ungesehene, aber produktive Verbindungen zwischen dem Urbanen und dem Ruralen aufzudecken, ist es nötig, die uns umgebenden Landschaften als (Re)-Kombination von urbanen und ruralen Praktiken, Strukturen und Kontexten neu zu lesen. Wie können zukunftsfähige Strukturen im ländlichen Raum aus urban-ruralen Verflechtungen entstehen, und welche räumlichen Bilder sind damit verbunden? Das Dorf als produktiver Standort, in dem sich landwirtschaftliches Arbeiten, Wohnen und das Bewirtschaften der angrenzenden Landschaft räumlich

AUTOREN Sigrun Langner ist Juniorprofessorin für Landschaftsarchitektur und -planung an der Bauhaus-Universität Weimar und Büropartnerin im Büro Station C23, Leipzig. Ein aktueller Forschungsschwerpunkt sind 'rurbane Landschaften' als Ergebnis urbanruraler Beziehungsgeflechte.

Michael Rudolph ist Partner im Büro Station C23 in Leipzig und studierte Architektur und urban design in Leipzig sowie an der Bartlett School of Architecture in London.

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DIE PROJEKTDOLMETSCHER nonconform versteht sich als Vermittler zwischen Projekt und Bevölkerung. Beteiligungsprozesse intelligent inszenieren, das ist die Stärke des Architekturbüros – und das vor allem auf kommunaler Ebene. Ihnen geht es dabei um die Zukunftsfähigkeit von Orten und Gemeinden. Ihr Motto: miteinander weiter denken.

AUTORIN Anja Koller hat an der Technischen Universität Dresden Kommunikationswissenschaft, Politik und Kunstgeschichte studiert. Seit 2017 ist sie Redakteurin bei topos und Garten + Landschaft.

Die Gründer Roland Gruber (Mitte links) und Peter Nageler mit drei ihrer Mitarbeiterinnen.

Nonkonform bedeutet nicht angepasst sein, anders. Der Nonkonformist schert sich nicht um Dogmen, allgemeingültige Floskeln, feststehende Denkmuster. Das, was die Mehrheit sagt, muss nicht für ihn gelten. Den Nonkonformisten umweht die Aura eines Revolutionärs. Das geht im ganz Großen; die Geschichte kennt zahlreiche Beispiele von Werken eines Capability Browns, Le Corbusiers oder einer Zaha Hadid. Das geht aber auch im Kleinen. Auf kommunaler Ebene. Hier kann man viel bewegen. Das gilt für auch das Architekturbüro nonconform, 1999 von Peter Nageler und Roland Gruber in Wien gegründet. DIE LIEBE ZUM LÄNDLICHEN

Das in Wien gegründete Architekturbüro hat noch weitere Büros in Österreich und eines in Berlin.

36 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Am Anfang verlief alles so wie es eben bei einer Bürogründung vor sich geht: wenig Vitamin B, kaum Kontakte, aber große Ziele und Visionen. Und allen voran die

Liebe zum Kommunalen, zum Ländlichen, die bis heute den Kern des Büros aumacht. Für Gruber, Nageler und das nonconformTeam ist das Land nicht gleich Land. Es ist vielfältig. Jeder Ort hat eine eigene DNA, die es zu entschlüsseln gilt, um ihn in irgendeinem Punkt – ob als Bildungs-, Energie- oder Wirtschaftsstandort – zukunftsfähiger zu machen und sich von anderen abzuheben. „Wir kommen aus einfachen, ländlichen Verhältnissen“, so der Bürogründer und Geschäftsführer Roland Gruber. „Für uns war von Anfang an klar, dass wir die Zukunft von Kommunen aktiv mitgestalten wollen, und so haben wir uns zu Beginn ganz klassisch in die Wettbewerbsschiene begeben, um Aufträge zu bekommen“, erinnert er sich. Das hat auch funktioniert, doch die Architekten wurden Anfang der 2000er-Jahre mit zahlreichen Bürgerprotesten konfrontiert. „Wir haben uns gefragt, warum regen sich die Leute so

Foto: nonconform

ANJA KOLLER


LÄNDLICHER RAUM NONCONFORM IM PORTRÄT

auf ? Verstehen sie das Projekt nicht? Wurde es schlecht erklärt?“, so Gruber, der in diesem Zusammenhang gerne von Nadelöhrprojekten des Büros spricht. Nicht selten diskutierten sie mit der halben Gemeinde, mit Parteien, dem Pfarrgemeinderat, Politikern, Jugendlichen, Senioren, Vereinen. „Am Ende hieß es immer – wenn wir das gewusst hätten, wären wir gar nicht dagegen gewesen“, so Gruber. PARTIZIPATION ANDERS GEDACHT

Das war der Schlüsselmoment. Die Architekten realisierten, dass sie das, was sie tun, für die Gemeinschaft, für die Bürger, für die Dörfer, Gemeinden, Städte machen. Dabei standen plötzlich drei Fragen im Raum. Denn wenn man sich als Architekturbüro hauptsächlich mit Beteiligungsprozessen auf kommunaler Ebene beschäftigen wolle, müsse man sich fragen: Wie sieht die

eigene Arbeit in Zukunft aus? Muss man den Planungsprozess verändern? Muss man das eigene Selbstverständnis verändern? Der Nonkonformismus von nonconform war geboren. nonconform, das heute mit etwa 40 Mitarbeitern Büros in Wien, Braunau am Inn, Moosburg am Wörthersee, Ilztal in der Oststeiermark und in Berlin hat, entwickelte eine neue Planungsmethode, die es bis heute einsetzt und stetig optimiert. Die Stärke des Büros liegt im Vordenken, Planen, Skizzieren, Organisieren, Moderieren, Visualisieren. Und das nicht im Büro, sondern direkt vor Ort, wo es um die Aufgabe geht und wo Menschen sind, die man abholen will. Und zwar mit eigens konzipierten Formaten wie etwa der Ideenwerkstatt. Das heißt: Ein Projekt, ein Pop-up-Büro, drei Tage, viele Menschen, viele Ideen – fertig ist die Werkstatt. Sie ist die Basis für konkrete Bauprojekte. In einer Gemeinde kann das die Reaktivierung des

Ortszentrums sein, eine Stadt will ein Wohnquartier aufwerten, oder eine Schule möchte Räume ihren pädagogischen Bedürfnissen anpassen. In Illingen im Saarland hat nonconform etwa im Rahmen einer Ideenwerkstatt die Ortsmitte in der schrumpfenden Gemeinde neu gedacht und gestaltet oder in Pressbaum in Niederösterreich ein Gemeinschaftswohnprojekt im ländlichen Raum geplant. „Wir entwickeln die Projektaufgabe zusammen mit Bürgern, wir verlagern unser Büro in die jeweilige Gemeinde, Ortschaft, in das betreffende Stadtquartier“, so Gruber. Gemeinsam erarbeiten sie an Ort und Stelle architektonische, gestalterische Lösungen, die oftmals die Grundlage für das große Ganze sind. DIE ZWEITE REIHE UND DOCH VORN

nonconform hat erkannt, dass es mehr ist als ein Architekturbüro. Es sei dem Team 37 GARTEN+ L ANDSCHAFT


FR AGE

Mit virtuellen Technologien lässt sich mittlerweile vieles vor Baubeginn simulieren. Damit sind nicht nur Planungsfehler oder falsche Größenverhältnisse frühzeitig erkennbar, der Planungsprozess ist auch von realen Bedingungen unabhängig. Kelly Kelch über bereits durchgeführte Projekte, welche Vorteile virtuelle Technologien für die Landschaftsarchitektur beinhalten und welche Voraussetzungen vonnöten sind, um sie für sich zu nutzen. KELLY KELCH

46 GARTEN+ L ANDSCHAFT

Grafik: designed by Rawpixel.com - Freepik.com

WIE NUTZE ICH VIRTUAL REALITY IN DER PLANUNG?


STUDIO FRAGE

Die Entwicklung für und mit digitalen Welten schreitet voran. Okay, zugegeben: Das hört sich im ersten Moment wie eine Floskel an. De facto bedeutet das aber schlichtweg ein hohes Potenzial für Landschaftsplaner und Architekten, neue, kreative, digitale Werkzeuge zu nutzen, von denen jedes Jahr mehr auf den Markt kommen. Konkret gemeint sind damit virtuelle Welten – auch unter den Namen Virtual Reality (‚VR’), Augmented Reality (‚AR’) und Mixed Reality (‚MR‘) bekannt. Warum das gerade für die planenden Disziplinen so spannend ist? Die Vorteile von VR, AR und MR liegen in einer anschaulicheren und erlebbaren Visualisierung von Objekten, der Verbindung realer Umgebungen mit digitalen Informationen und einer verständlicheren Darstellung von Prozessen für eine kollaborative Anwendung. Im komplexen Feld der Planung treffen stets Fachkompetenzen aufeinander, und die Verständigung zwischen interdisziplinären Schnittstellen gestaltet sich nicht selten als schwierig. Dennoch gibt es ein verbindendes Ziel: die Realisierung von Projekten. Und die kann durch virtuelle Welten unterstützt werden. DREI VIRTUELLE TECHNOLOGIEN

VR verkörpert eine nicht reale, computererstellte, dreidimensional begehbare Umgebung. Die interaktive und inzwischen

nahezu fotorealistische Echtheit des Umfelds vermittelt dem Nutzer das Gefühl, Teil dieser digitalen Welt zu sein. Für dieses Erleben dienen sogenannte VR-Brillen. Sie sind zwar in der Handhabung etwas sperrig, aber indessen deutlich leichter, teilweise kabellos und mit einer Audiofunktion ausgestattet. Das ermöglicht dem User, in einer virtuellen Landschaft die darin abgebildete Szenerie zu sehen und zu hören. Darüber hinaus verbessert sich die Darstellungsqualität hinsichtlich Bildauflösung/ -verzerrung und dem vielfach genannten Übelkeitsfaktor. Die ersten Modelle einer VR-Brille waren sogenannte Cardboards. Sie bestehen lediglich aus Pappkarton mit einem als Display fungierenden Smartphone. Für die schnelle Darstellung unterwegs ist dies noch eine Option, für eine professionelle Visualisierung allerdings keine adäquate Wahl. In der AR wird hingegen die reale Welt lediglich um virtuelle Aspekte erweitert (‚augmented’) und meist mithilfe mobiler Endgeräte und entsprechender Apps dargestellt. Der Sichtkontakt zur analogen Umgebung bleibt während der Nutzung bestehen. Die Visualisierung ist gegenüber VR leichter umsetzbar und lässt sich mit und ohne Brille erleben. Die Immersivität erhöht sich aber mit dazugehörigen AR-Datenbrillen deutlich, beispielsweise mit der Microsoft Hololens. Sie ist im Prinzip ein vollständiger, per Sprache und

AUTORIN Kelly Kelch ist Inhaberin der Agentur architekturdesigner und arbeitet seit 2000 als freie Journalistin.

Foto: xxxxx

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