LERN-LANDSCHAFTEN
D E Z EMBE R 2017
M AG AZ IN F Ü R L AN D S C H AF T S ARC H I T E KT UR
GARTEN +
GARTEN + LANDSCHAFT
D E Z E M B E R 2 017
LANDSCHAFT
CAMPUS-LIEBE: LANDSCHAFT UND LERNEN plus
Richtig netzwerken Sind Spielplätze überreguliert? Jamaika vs. Baukultur
12 Fotograf James Mollison
34
reiste in mehr als 19 Länder, um Pausenhöfe auf dem ganzen
Viel Freiraum zum Schulen
Globus zu besuchen.
der Sinne bietet das Institut für Hören und Sprache (IFH) in Straubing.
24 Australiens Universitäten setzen im Kampf um ihre Studenten auf eine attraktive Außenraumgestaltung. So auch der Caulfield Campus in
40 Koeber Landschaftsarchitekten zeigen in ihren Entwürfen für Hochschulen harte Kante.
52 Nachhaltig und stylisch – die Pendelleuchte "Aura" des amerikanischen Unternehmens Structura mit Accoya-Holz.
Foto: xxxxx
Melbourne.
INHALT
ARENA 06 11
SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Freies Territorium
T I T EL Campus-Liebe: Landschaft und Lernen 12
PAUSENBROT WELTWEIT Ort konzentrierter Emotionen: Fasziniert vom Pausenhof geht James Mollison auf Reisen – eine Fotostrecke
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"DAS LERNEN WIRD DYNAMISCHER" Interview mit dem Zukunftsforscher Lars Thomsen
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DER BLAUE MAGNET Das Büro TCL setzt für die Monash University in Melbourne einen eigenen Freiraum-Masterplan um
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OFFEN FÜR ALLE(S) Die Gropiusstadt in Berlin startet durch: Ein Bildungskomplex bietet künftig Kindern aus 16 Nationen sämtliche Schullaufbahnen
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SCHULE FÜR DIE SINNE Welche Lernlandschaft brauchen Kinder mit Hör- und Sprachbehinderung? Ein Blick nach Straubing
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LERNORT SCHULHOF Neue Bildungskonzepte in die Gestaltung einbeziehen – wie weit ist die Landschaftsarchitektur? Ein Kommentar
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AUF DEM TREPPCHEN Sie wissen, was Studenten brauchen: Koeber Landschaftsarchitekten im Porträt
STUDIO 46
FRAGE Wie netzwerke ich richtig?
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PRAXIS Geschickt gespielt
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REFERENZ Schwebendes Licht
54
LÖSUNGEN Stadtmobiliar + Editor’s Pick
RUBRIKEN 60
Stellenmarkt
62
Lieferquellen
63
Impressum
64
DGGL
66
Sichtachse
66
Vorschau
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org
5 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Die Klosterschule Dechen Phodrang liegt auf einem steilen Berghang oberhalb von Thimphu, der Hauptstadt von Bhutan. Eltern schicken ihre Sรถhne hierher, da sie sie selber nicht versorgen kรถnnen. Aber auch die Schule hat Schwierigkeiten, den Jungen ausreichende Mahlzeiten zu bieten.
12 GARTEN+ L ANDSCHAFT
LERN-LANDSCHAFTEN FOTOSTRECKE JAMES MOLLISON
LERN LANDSCHAFTEN – PAUSENBROT WELTWEIT Für Fotograf James Mollison ist der Pausenhof ein Ort des Spiels und des Lachens, aber auch der Hänselei und der Angst. Wenn er sich an seine Schulzeit erinnert, denkt er genau an diesen Raum konzentrierter Emotion zurück. Für das Buch „Playgrounds“ reiste er um den Globus, um die Schulen dieser Erde zu erkunden. Sein überraschendes Fazit: So unterschiedlich sie auch sind, auf dem Schulhof ticken Kinder fast überall gleich. JAMES MOLLISON
13 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Planung trifft auf Kunst: Gemeinsam mit der Künstlerin Agatha Gothe-Snape entwickelte das Büro TCL für den Campus ein multifunktionales Freizeitareal, das von oben betrachtet zum Kunstwerk wird.
24 GARTEN+ L ANDSCHAFT
LERN-LANDSCHAFTEN CAULFIELD CAMPUS GREEN, MELBOURNE
DER BLAUE MAGNET Der Wettbewerb unter australischen Universitäten ist enorm. Sie buhlen um zahlungskräftige, ausländische Studierende – eine wichtige Einnahmequelle. Die Monash University, Melbourne, will mit ihrem Uni-Gelände punkten und gestaltete einen Campus in Caulfield mit Hilfe der Planer von TCL zum Freiluft-Erlebnis um.
Foto: John Gollings
RICKY RAY RICARDO
Der Caulfield Campus ist seit 1990 Teil der Monash University. Er ist benannt nach dem Stadtteil, in dem er sich befindet, und hat Tradition: Bereits im Jahr 1922 befand sich dort eine technische Schule. In den vergangenen Jahren baute man den Standort sukzessive aus, vernachlässigte aber lange die umgebenden Freiflächen. Erst 2011 erhielten die Büros MGS Architects und Aspect Studio den Auftrag, einen Masterplan zu entwickeln. Das Landschaftsarchitekturbüro TCL brachte sich selbst ins Spiel, indem es, aufbauend auf den Masterplan, der Universität einen sogenannten „Mid-Level-Masterplan“ empfahl. Aus Sicht von TCL fokussierte die Planung von MGS und Aspect die gebauten und weniger die landschaftlichen Elemente. TCL überzeugte die Universität, einem ergänzenden Masterplan für die Freiräume zwischen den Gebäuden zuzustimmen. Das war auch nötig, denn „das Campusgelände bestand aus einem Sammelsurium an Gebäuden, darunter sogar privat genutzte Wohnhäuser“, sagt Perry Lethlean, einer der drei Gründer von TCL.
AUTOR Ricky Ray Ricardo studierte Landschaftsarchitektur in Melbourne und ist heute Chefredakteur der Zeitschrift Landscape Architecture Australia (LAA) und von LandscapeAustralia.com. Vor seiner Tätigkeit bei LAA arbeitete Ricky für Topos in Deutschland.
25 GARTEN+ L ANDSCHAFT
SCHULE FÜR DIE SINNE Die Freiräume des Instituts für Hören und Sprache in Straubing bieten viel Raum für Spiel und Sport. Mit zurückhaltenden Farben und Materialien gestalteten die Landschaftsarchitekten einen abwechlungsreichen Lernort für Kinder mit Hörbehinderung, der sich bewusst nicht von anderen Schulen unterscheidet. TANJA GALLENMÜLLER
AUTORIN Tanja Gallenmüller studierte Landschaftsplanung an der TU Berlin und arbeitet seit 2004 als Redakteurin und Projektmanagerin für Garten + Landschaft und Topos.
Der Pausenhof der Mittelschule kommt mit wenigen Gestaltungselementen aus: grüne Bauminseln und Miscanthus-Beete, um die Fassaden zu schützen. Die schlichten Holzbänke gibt es mittlerweile nicht mehr.
34 GARTEN+ L ANDSCHAFT
Hören, Schmecken, Riechen, Fühlen und Sehen – nicht alle Menschen verfügen gleichermaßen über alle fünf Sinne. Die rund 350 Kinder, die das Straubinger Institut für Hören und Sprache (IfH), ehemals Institut für Hörgeschädigte, in Straubing besuchen, haben eine Hör- oder Sprachbehinderung. Ihnen ermöglicht das IfH seit seiner Gründung im Jahr 1835 eine auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmte Ausbildung, Förderung und Betreuung: vom Kindergarten über die Grundschule bis zur Mittelschule. Eine Sonderpädagogische Tagesstätte bietet Ganztagesplätze und ein Internat Betreuung für die gesamte Woche. Das Einzugsgebiet der Einrichtung erstreckt sich auf ganz Niederbayern und einen Großteil der Oberpfalz. Teils haben die Kinder einen täglichen Schulweg von bis zu 100 Kilometern, wenn sie nicht unter der Woche im angeschlossenen Internat wohnen. Schon von Weitem fällt das am südöstlichen Stadtrand von Straubing gelegene kammartige Schulgebäude auf. Es hebt sich architektonisch stark ab von seiner teils gewerblich, teils landwirtschaftlich genutzten Umgebung.
TEIL DER KULTURLANDSCHAFT
2004 lobte der Bezirk Niederbayern als Träger des IfH einen Wettbewerb für den Neubau des Zentrums aus. Die damals aktuellen Anforderungen ließen sich am ehemaligen Standort im Zentrum Straubings durch Sanierung und Modernisierung des Gebäudes aus den 1970erJahren nicht realisieren. Im nachgeschalteten VOF-Verfahren erhielten die zweitplatzierten Planer den Bauauftrag: frank und probst architekten zusammen mit terra.nova landschaftsarchitektur, beide Büros aus München. Die Idee für Gebäude und Außenraum greift die umgebende Landschaft des Gäubodens auf; ein Begriff, der auf das mittelhochdeutsche „Gäu“ – gutes Ackerland – zurückgeht. Die Planer interpretierten das gesamte Baugrundstück als Bestandteil der besonderen Kulturlandschaft, als Parzelle innerhalb der Feldfluren. Mit seiner erdfarbenen Putzfassade fügt sich das Gebäude ästhetisch in die Landschaft ein. Ein 150 Meter langer zweigeschossiger
Foto: Foto: xxxxx Boris Storz
LERN-LANDSCHAFTEN IFH STRAUBING
35 GARTEN+ L ANDSCHAFT