Garten + Landschaft 01/2017

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WAGNIS LANDSCHAFT

J AN UAR 2017

MAGAZIN FÜR LANDSCHAFT SARCHITEKTU R

GARTEN +

LANDSCHAFT WAGNIS LANDSCHAFT WIE VIEL RISIKO VERTRÄGT DER FREIRAUM? plus

Peter Latz im Interview München: Der Englische Garten wird wieder eins

GARTEN + LANDSCHAFT

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Blumen-Esche

Planungsskepsis und

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Zukunftsangst? Entwürfe,

Bank

Steinsäule Farbwechsel

Beethovenplatz Brunnen

wie die von scape Landschaftsarchitekten

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28 Mutige Planer: Beim Wohnprojekt

setzen sich über solche

„wagnisArt“ in München

Gedanken hinweg.

durften die künftigen Bewohner mitplanen und -bauen.

20 Was bedeutet Mut aus psychologischer Sicht, und welche Bedeutung hat er für die Baukultur? Die Psychologin Antje

34 Er wurde mit dem Landschaftspark Duisburg-Nord berühmt – 25 Jahre später spricht Peter Latz über den Wert von Erfahrung für seine Arbeit.

40 Das Architektenehepaar Grub-LeJeune hat eine Vision und kämpft dafür: Der Englische Garten in München wird wieder eins.

Foto: xxxxx

Flade gibt Antworten.


INHALT

AR EN A 06 11

SNAPSHOTS MOMENTAUFNAHME Experiment Landschaft

T ITEL Wagnis Landschaft: Wie viel Risiko verträgt der Freiraum? 12

WARUM DER FREIRAUM COURAGIERTE PLANER BRAUCHT Landschaftsarchitektur erfordert künftig mehr Mut

19

MUT SOLLTE KEINE ATTITÜDE SEIN Ein Kommentar von Gabriele Pütz, gruppe F, Berlin

20

EINE FRAGE DER KULTUR Über Mut und mutige Baukultur aus psychologischer Sicht

22

MUTIGE POSITIONEN

28

EIN WAGNIS BAUEN Deutscher Städtebaupreis 2016: wagnisART, München

34

„MAN MUSS VIEL AUSHALTEN“ Ein Gespräch mit Peter Latz über Mut und den Landschaftspark Duisburg-Nord

40

BEWEGLICH BLEIBEN Die Münchner Architekten Grub + LeJeune im Porträt

Sechs Statements zum Thema Mut

STUDIO 46

FRAGE Was kommt mit der VgV?

50

PRAXIS Hölzerne Alternativen

52

LÖSUNGEN BAU 2017 Spezial + Editor’s Pick

58

REFERENZ Pixel schaffen Einheit

RUBRIKEN 60

Stellenmarkt

62

Lieferquellen

63

Impressum

64

DGGL

66

Sichtachse

66

Vorschau

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur e.V. (DGGL) Wartburgstraße 42 10823 Berlin www.dggl.org

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12 GARTEN+ L ANDSCHAFT


WAGNIS LANDSCHAFT FREIRAUM UND COURAGIERTE PLANER

Foto: Green City e.V.

WAGNIS LANDSCHAFT – WARUM DER FREIRAUM COURAGIERTE PLANER BRAUCHT Planungsskepsis und Zukunftsangst: zwei mögliche Gründe, warum unsere Profession sich nichts mehr traut, obwohl die Zukunft genug Aufgaben bringen wird, die Mut erfordern. Ein Plädoyer, wieder mehr zu wagen. 13 GARTEN+ L ANDSCHAFT


MUTIGE POSITIONEN Mut ist auch eine Frage der Definition. Wir haben bei Landschaftsarchitekten und Stadtplanern nachgefragt, was „Mut“ in ihrem Berufsalltag bedeutet.

WANN SIND LANDSCHAFTSARCHITEKTEN WIRKLICH MUTIG? „Wenn sie mit der Zeit gehen, ohne dem Trend zu folgen. Wir versuchen, mit Zurückhaltung eine qualitative Beständigkeit zu schaffen. Unser Wagnis in der heutigen Zeit ist es, neue Wege zu finden, um die Idee ans Ziel zu bringen.“ TIMO HERRMANN BBZ LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, BERLIN

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WIE VIEL MUT BRAUCHT MAN, UM SICH SELBSTSTÄNDIG ZU MACHEN? „Wenig. Was man viel eher braucht, ist vielleicht Leidenschaft. Ja, Leidenschaft. Und Herzblut, viel Herzblut. Geduld ist auch nicht schlecht. Hohe Frustrationstoleranz? Unbedingt! Und ein aufopferungsvolles Umfeld. Vor allem aber: geringe Lebenshaltungskosten.“ JAN STADELMANN + DAIA STUTZ

Fotos: S2L; K1 Landschaftsarchitekten

S2L LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, ZÜRICH

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28 GARTEN+ L ANDSCHAFT


WAGNIS LANDSCHAFT WAGNISART, MÜNCHEN

Das Wohnprojekt „wagnisART“ in München bietet seinen Bewohnern verschiedene Freiraumtypologien auf den Dächern und auf der Stadtebene.

EIN WAGNIS BAUEN Bezahlbares und mitbestimmtes Wohnen in München? Dass das geht, zeigt das kürzlich fertiggestellte genossenschaftliche Bauprojekt „wagnisART“, das auch den diesjährigen deutschen Städtebaupreis erhielt. Die Freiräume des Teilhabeprojekts entwickelte das Planerteam gemeinsam mit den künftigen Bewohnern.

Fotos: David Riek/vidadmedia

HEIKE VOSSEN

„Mieter im eigenen Haus“, fasst wagnis eG das Prinzip der Münchner Wohnbaugenossenschaft zusammen, was grundsätzlich nicht neu ist. Doch die Idee dahinter ist komplex, das Programm steckt bereits im Namen – Wohnen und Arbeiten in Gemeinschaft, nachbarschaftlich, innovativ und selbstbestimmt, abgekürzt zusammengefasst als „wagnis“. Um das zu erreichen, legt die Wohnbaugenossenschaft sämtliche Wohnprojekte partizipativ an: Alle künftigen Bewohner planen und bauen von Anfang an gemeinsam. Das klingt zeitraubend, ja: utopisch. Andere würden sagen: mutig. Die Wohnanlage im Domagk-Areal ist das fünfte Bauprojekt der im Jahr 2000

gegründeten Genossenschaft. Bis vor wenigen Jahren zählte das Areal der ehemaligen Funkkaserne als Europas größte Künstlerkolonie – wagnisART erschuf daraus den Anspruch, ein für Kunst und Kultur inspirierender Begegnungsort zu sein. 138 Wohnungen, teils mit experimentellen Wohnformen und Ateliers für Künstler, verteilen sich auf fünf polygonale Baukörper, allesamt verbunden mit Laubengängen und Brücken. Dadurch entsteht eine Vielzahl verschiedener Freiräume mit unterschiedlichen Graden an Öffentlichkeit. Geplant wurde die Wohnanlage von den Architekten bogevischs büro und Schindler Hable Architekten, in Zusammenarbeit mit den Freiraumplanern bauchplan ).( und Auböck & Kárász. Florian Otto, einer der 29 GARTEN+ L ANDSCHAFT


Petra Lejeune-Grub und Hermann Grub in ihrem Münchner Büro: Seit Jahren setzt sich das Architektenpaar für lebenswerte Freiräume in der Stadt ein. Die den Englischen Garten in München durchschneidende Verkehrsachse soll nach dem Willen der beiden unter die Erde verlegt, der Garten so wiedervereinigt werden (unten).

40 GARTEN+ L ANDSCHAFT


WAGNIS LANDSCHAFT GRUB+LEJEUNE

„DER FREIRAUM HAT KEINE LOBBY“ Das Architektenehepaar Grub-Lejeune hat eine Vision: Sie wollen Münchens Englischen Garten, seit Jahrzehnten von einer Verkehrsader in Nord- und Südteil zerschnitten, über die sich täglich tausende Autos schieben, wiedervereinigen. Was wie eine Utopie klingt, könnte bald Wirklichkeit werden: Der Freistaat Bayern hat für den Bau eines Tunnels Finanzmittel in Millionenhöhe bewilligt. Die Initiative (M)Ein Englischer Garten ist nicht das erste Projekt, mit dem Petra Lejeune-Grub und Hermann Grub für lebenswerte Freiräume in der Stadt eintreten. Wir unterhielten uns mit ihnen über Widerstände, Erfolgserlebnisse und den Mut, beständig gegen den Strom zu schwimmen.

INTERVIEW: TANJA BRAEMER

Fotos: Sophie Charlotte Hoffmann (oben); ambild/A. Müller

Garten + Landschaft: Frau Lejeune-Grub, Herr Grub, Sie sind beide Architekten, engagieren sich aber vor allem für Projekte, die Freiräume betreffen. Warum? HERMANN GRUB: Das ist eigentlich ein

ganz normaler Vorgang für Architekten und auch Landschaftsarchitekten, die problemorientiert arbeiten. Wir beide haben Architektur studiert und waren auch lange Jahre in diesem Bereich tätig. Ich kam Ende der 1960er-Jahre nach München, um mit Günter Behnisch am Ehrengastbereich des Olympiastadions mitzuarbeiten. Wir haben damals auch das Alpamare geplant, ein Freizeitbad in Bad Tölz. Das, was wir da geplant haben, fand ich sehr unsympathisch. Diese Massen an Menschen, die geschichtet auf Saunahügeln liegen – es ist doch furchtbar, dass man die Freizeit an solchen Orten konzentriert. Über die architektonische Arbeit und die Defizite, denen ich und auch meine Frau dort begegneten, haben wir zum Freiraum gefunden. PETRA LEJEUNE-GRUB: Wir haben uns schlicht die Frage gestellt: Was fehlt uns in der Stadt? Die Antwort war aus unserer Sicht einfach: Freiraum, der möglichst begrünt sein sollte.

Ihr erstes Projekt begann 1974 ja buchstäblich vor der eigenen Türe ... PLG: Richtig. Der Hof unseres Schwabin-

ger Altbaublocks stand voller Autos und Müll. Ein fürchterlicher Ort. Wir hatten den Eindruck: Höfe als Freiraumpotenzial in der Stadt werden noch nicht richtig genutzt, und man müsste daraus mehr machen. So entstand das Modell „Stadtoase München“. HG: Es ging zuerst nur um die Idee und die Planung. Wir haben Umfragen gemacht, Modelle gebaut – aber interessiert hat es niemanden. Bis eine Zeitung kam. Das Thema schlug ein wie eine Bombe, Reporter und Kamerateams standen Schlange bei uns. Das Wohnumfeld als wichtiges Thema im Städtebau war geboren. Das Land Bayern hat uns dann beauftragt, aus dieser Idee ein Konzept für 12 Quadratkilometer Münchner Innenstadt zu entwickeln. Gab es auch ein Echo in anderen Städten? PLG: Ja, viele Städte haben Programme

aufgelegt, Zuschüsse gewährt oder Pflanzen bezahlt. Es gab eine regelrechte Bewegung zur Verbesserung des Wohnumfelds. 41 GARTEN+ L ANDSCHAFT


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