MARTINA MEIDINGER
TRAUMHAFTE DURCH DIE JAHRESZEITEN FOTOS VON EVI PELZER
MARTINA MEIDINGER
TRAUMHAFTE DURCH DIE JAHRESZEITEN FOTOS VON EVI PELZER
C A L LW E Y
I N H A LT S V E R Z E I C H N I S
EINLEITUNG 7
Frühling A U F TA K T Z U M B L Ü T E N R E I G E N – Garten Franz und Lisa Holmer 14 G A L A D E R G E H Ö L Z E – Garten Maier und Rottenberger 22 M A I G R Ü N I M S C H AT T E N G A R T E N – Garten Rau und Seifert 30 E I N E I N S E L I M FA R B E N M E E R – Garten Winklmaier 38
DURCH DAS JAHR
Sommer L A N D L U F T U N D R O S E N D U F T – Ein Garten in der Oberpfalz 54 D I E N AT U R M A LT P F L A N Z E N B I L D E R – Garten Rackl 62 E L E G A N Z I N G R Ü N-W E I S S – Garten Mayer 70 G Ä R T N E R N A U F D E M B A U E R N H O F – Garten Eder 78 G E N U S S F Ü R A U G E U N D G A U M E N – Garten Anna und Werner Holmer 86
DURCH DAS JAHR
Herbst KO N T R A S T E I M H A L B S C H AT T E N – Garten Schürmann 102 B U N T E S L A U B T R I F F T A U F M A R K A N T E S TA U D E N – Garten Höpfl 110 S PÄT E B L Ü T E N Z W I S C H E N FA L L E N D E N B L ÄT T E R N – Garten Lohr 118 DURCH DAS JAHR
P F L A N Z E N V I E L FA LT H AT I M M E R S A I S O N – Garten Feckl 126
Winter F R O S T I G E I D Y L L E – Garten Mages 142 I M M E R G R Ü N E S K U L P T U R E N A M H A N G – Garten Aschenbrenner 148 E I N R O S E N G A R T E N, T I E F V E R S C H N E I T – Garten Wolf 152 DURCH DAS JAHR
B E G E H R T E R A U R E I F B I L D E R – Garten Pelzer 158
P F L A N Z E N R E G I S T E R 170 A D R E S S E N · L I T E R AT U R · B E Z U G S Q U E L L E N 174 D A N K · I M P R E S S U M 176
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EINLEITUNG
DAS GARTENJAHR
in Bildern
Die Zwiebelblumen des Frühlings werden von der Rosenblüte abgelöst, danach schmückt buntes Herbstlaub die Gehölze. Im Winter wirken Gräser, Fruchtstände der Stauden und immergrüner Blattschmuck. Der Garten hat das ganze Jahr über Saison und kann entsprechend gestaltet werden.
Lenzrosen, Narzissen und Primeln sind beliebte Frühjahrsblüher, die schon vor dem Laubaustrieb der Sträucher bunte Akzente setzen.
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ragt man Gartenbesitzer, was ihnen bei der Gestaltung ihrer grünen Oase am wichtigsten ist, bekommt man häufig zur Antwort: „Ich möchte, dass das ganze Jahr über etwas blüht.“ Das ist ein hoher Anspruch, wenn man bedenkt, dass eine Jahreszeit etwa drei Monate dauert und die Blütezeit einer Gartenpflanze durchschnittlich nur zwei Wochen währt. Im Winter ist dieser Wunsch ohnehin kaum realisierbar, da hier nur wenige Pflanzen blühen und das auch nur bei milden Temperaturen. Besser beraten ist man mit dem Leitbild, dass der Garten zu jeder Jahreszeit einen attraktiven Anblick bieten soll. Dies erreicht man mit einer guten Raumaufteilung, der ansprechenden Gestaltung von Wegen und Plätzen und einem stabilen Rahmen aus sogenannten Strukturpflanzen. Das können geschnittene oder freiwachsende Hecken sein, immergrüne Gehölze oder Stauden mit dekorativen Blättern. Kleine Bäume in Kugelform zeigen oft große Wirkung. Stilvolle Rankelemente sind ebenso hilfreich, wie formschöne Beeteinfassungen. Nicht zuletzt beeinflussen auch Gartenmöbel oder Accessoires das Gesamtbild der Anlage. Wenn aus diesen Zutaten ein angenehmer
Freiraum geschaffen wurde, können darin saisonale Schwerpunkte mit Blüten, Fruchtschmuck, Herbstfärbung oder Winteraspekten gesetzt werden. Dieses Buch will Anregungen geben, wie solche Höhepunkte im Lauf einer Gartensaison aussehen können. Um ein möglichst vielfältiges Bild zu zeigen, wird jede Jahreszeit an mehreren Terminen abgebildet. Richtschnur hierfür ist der sogenannte phänologische Kalender, der das Jahr in zehn Phasen einteilt. Jeder dieser Phasen ist ein beispielhaftes Gartenporträt gewidmet. INDIVIDUELLE GARTENTRÄUME Darüber hinaus zeigen wir vier Gärten jeweils durch das gesamte Jahr, und jeder dieser Gärten setzt in einer anderen Jahreszeit einen Schwerpunkt. So ergibt sich ein umfassendes Bild, wie Gärten zu unterschiedlichen Zeiten wirken können und welche Pflanze dann gerade ihren großen Auftritt hat. Jeder porträtierte Garten zeigt seinen individuellen Charakter und gibt persönliche Einblicke preis. Inspirierende Fotos und praktische Tipps der Gartenbesitzer runden diese Sammlung ab.
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EINLEITUNG
Der phänologische Kalender Die Phänologie kennt zehn Jahreszeiten. Frühling, Sommer und Herbst sind jeweils in drei Phasen unterteilt. Als Zeit der Vegetationsruhe kommt der Winter mit einer einzigen Phase aus. Die Gartenporträts in diesem Buch folgen den Jahreszeiten des phänologischen Kalenders.
In manchen Jahren befindet sich die Natur zum kalendarischen Frühlingsanfang am 20. März noch in tiefster Winterruhe. In anderen Jahren ist die Vegetation um diese Zeit schon sehr aktiv. Der Termin im Kalender ist also nicht übertragbar auf den aktuellen Zustand von Flora und Fauna. Die Phänologie hingegen beschreibt den Jahreslauf anhand von Erscheinungen in der Natur. Beispielsweise beginnt der Frühherbst, wenn
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FRÜHLING Die Natur erwacht und der Garten verändert sich in rasanter Geschwindigkeit. Fast täglich erscheinen neue Triebe, Blätter und Blüten. Für viele Gartenbesitzer ist dies die schönste Zeit.
die Herbstzeitlose ihre Blüten öffnet. Mithilfe des phänologischen Kalenders lässt sich für alle Gartenarbeiten der optimale Zeitpunkt definieren. Klassisches Beispiel ist der Rosenschnitt, der während der Blütezeit der Forsythie im Erstfrühling durchgeführt werden sollte. Wenn man bei der Pflanzenauswahl alle phänologischen Phasen berücksichtigt, kommt man dem Idealbild vom ganzjährig attraktiven Garten sehr nah.
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SOMMER Das Wachstum drosselt das Tempo und die ersten Früchte werden reif. Kübelpflanzen müssen gegossen werden. Mehrjährige Pflanzen überstehen kurze Trockenphasen auch ohne Hilfe.
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HERBST Diese Zeit ist ideal für Genießer, vor allem, wenn die Tage noch warm sind. Es gibt viel zu ernten, aber Routinearbeiten wie Jäten, Gießen oder Mähen sind nicht mehr so häufig erforderlich.
WINTER Bäume und Sträucher begeben sich zur Winterruhe. Stauden lagern ihre Säfte in die unterirdischen Speicherorgane ein. Die oberirdischen Teile sterben meist ab und erneuern sich im Frühjahr.
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Fr체hling Keine andere Jahreszeit wird so sehnsuchtsvoll erwartet. Verewigt in unz채hligen Liedern, Geschichten und Gedichten ist der Fr체hling nicht nur Jahreszeit, sondern auch Symbol f체r Jugend, Fruchtbarkeit und Neubeginn.
EINFÜHRUNG
FRÜHLING
„Wandlung ist notwendig wie die Erneuerung der Blätter im Frühling.“ Vincent van Gogh
D Blau blühende Katzenminze (Nepeta) und der violette Zierlauch (Allium) sind eine schöne Kombination für den späten Frühling.
as große Erwachen der Natur aus dem Winterschlaf kündigt sich durch kleine Zeichen an. Sobald der Schnee schmilzt und der Boden taut, sprießen die ersten Triebe durch das liegen gebliebene Laub vom Vorjahr. Noch ist es draußen kalt, aber schon wenige wärmere Tage reichen aus, um das Wachstum in Gang zu setzen. In der zweiten Frühlingshälfte kann bereits gepflanzt werden. Einen blühenden Frühlingsgarten sollte man dennoch schon im Herbst vorbereiten. Zwiebeln und Knollen müssen noch
vor dem Winter in die Erde gesetzt werden, wenn sie im Frühjahr im Garten erblühen sollen. Stauden und Gehölze hingegen dürfen auch im Frühjahr gesetzt werden, aber die günstigste Pflanzzeit für alle früh blühenden Gewächse ist nach wie vor der Herbst. Ein wichtiger Termin im Ziergarten ist der erste Rasenschnitt. Diesen kann man mit einer Frühjahrskur verbinden, bei der der grüne Teppich vertikutiert und gedüngt wird. Ein freudiges Ereignis ist die Rückkehr von Kübelpflanzen und Gartenmöbeln aus dem Winterquartier.
EINFÜHRUNG
FRÜHLING
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Der phänologische Kalender
VORFRÜHLING Die erste Phase des Frühlings zeigt die Natur mit den Blüten von Erle und Hasel sowie verschiedener Weidenarten an. An warmen Tagen kann bereits im Garten gearbeitet werden. Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt für den Obstbaumschnitt. Wer blühende Zwiebeln und Knollen wie Schneeglöckchen, Winterlinge, Krokusse, Frühlings-Alpenveilchen oder Blausterne im Garten hat, sollte sie nach der Blüte nicht abschneiden. Die Pflanzen ziehen selbständig ein und lagern dabei die Nährstoffe aus den Blättern in ihren Speicherorganen ein. Sobald das Laub gelb und trocken geworden ist, kann es entfernt werden. ERSTFRÜHLING Die Laubentfaltung bei Bäumen und Sträuchern beginnt, unter anderem bei Rosskastanie, Birke, Rotem Hartriegel und Schwarzem Holunder. Im Garten treiben die Johannisbeeren aus. Die Pflanzzeit beginnt, und der Kompost kann umgesetzt werden. Auffällig zeigen sich die sattgelben Blüten
der Forsythie in den Gärten, dazu der zartgelbe Flor der Kornelkirsche, die sowohl in der Natur als auch im Garten zu Hause ist. Im Ziergarten blühen die Narzissen und kurz darauf die Tulpen, ebenso Magnolien und Blumenhartriegel, und im Staudenbeet die zarten duftenden Veilchen, Leberblümchen und Küchenschellen. Mit der Blüte von Kirsche und Pflaume schließt diese Phase ab. VOLLFRÜHLING Auf den Obstwiesen blühen die Apfelbäume und im Ziergarten gibt der Frühling nochmal alles. Flieder, Weigelie, Blauregen, Ginster und Rhododendron blühen üppig, meist in kräftigen Farben. Im Staudenbeet leuchten prächtige Pfingstrosen, Storchschnabel und Mohn. Als einer der letzten Bäume entfaltet die Stieleiche ihr Laub. Die günstige Pflanzzeit neigt sich dem Ende zu. Stauden und Gehölze, die zu spät in die Erde kommen, haben nicht mehr so gute Anwachsbedingungen wie die rechtzeitig gepflanzten Exemplare.
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GARTEN FRANZ UND LISA HOLMER
FRÜHLING
A U F TA K T Z U M
Blütenreigen
Mit einer durchschnittlichen Dauer von rund einhundert Tagen ist der Frühling die längste aller Jahreszeiten. In diesem Garten wird er vom ersten Schneeglöckchen bis zur letzten Akeleiblüte hingebungsvoll zelebriert.
Winterlinge (Eranthis hyemalis) und Märzenbecher (Leucojum vernum) breiten sich unter der Hainbuchenhecke aus.
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en Stil des Gartens von Lisa und Franz Holmer im niederbayerischen Plattling darf man zwar als formal bezeichnen, aber sein Erscheinungsbild ist alles andere als streng. Die geometrischen Formen der Beete, Pflasterflächen, Mauern und Beeteinfassungen strukturieren die Anlage in gefällige Proportionen. Dazwischen finden sich immer wieder naturnahe Bereiche und frei wachsende Gehölze. Auffällig sind die vielen großen Bäume, die über die gesamte Anlage verteilt sind. Die Gartenbesitzer sind der Meinung, dass Bäume in den Gärten einen viel zu geringen Stellenwert besitzen. „Man sieht nur selten einen Gartenbaum, der das Haus überragt“, bedauert Franz Holmer. Er ist der Meinung, dass sich Bäume wunderbar dazu eignen, unschöne Ausblicke zu kaschieren. In dem Zusammenhang verweist er auf die wenig attraktiven, aber sehr dominanten Gebäude einer nahen Zuckerfabrik, von der dank des Gehölzbestands aber nichts zu sehen ist. Auf dem fruchtbaren Lössboden gedeihen Eiche, Traubenkirsche und Eberesche. Der Fokus liegt auf heimischen Gehölzen, und die naturnahe Bepflanzung steht der formalen Anlage überraschend gut zu Gesicht. Die geschnittenen Hecken sind ebenfalls
aus regionalen Pflanzen wie Hainbuche oder Eibe. Für spezielle Anforderungen darf es aber auch mal eine moderne Züchtung sein.Wie die Eiben-Sorte 'Renke's Kleiner Grüner', die sich hervorragend als niedrige Einfassung eignet. VON FRÜH BIS SPÄT Das Konzept erklärt Franz Holmer so: „Wir geben den Rahmen vor und dann darf die Natur den Raum erobern.“ Das berufstätige Ehepaar verbringt jede freie Minute im Garten. Das kann bereits bei der ersten Tasse Kaffee in den frühen Morgenstunden sein oder in Form eines kurzen Rundgangs nach einem arbeitsreichen Tag. Das Wetter oder die Jahreszeit sind dabei nicht ausschlaggebend. „Wenn es noch kalt ist, nehme ich einfach eine Decke oder eine Wärmflasche mit auf die Terrasse“, berichtet Lisa Holmer und stellt damit klar, dass es für echte Gartenliebhaber keine ungünstigen Zeiten gibt. Tatsächlich beginnt die Blütezeit in diesem Garten mit dem Rückzug der Schneedecke und den ersten wärmeren Spätwintertagen. Die Holmers haben für alle drei Phasen des Frühlings reizvolle Pflanzenbilder kreiert, aber auch danach ist noch lange nicht Schluss.
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GARTEN FRANZ UND LISA HOLMER
Die SandsteinSkulptur „Doppelkopf“ stammt von einem befreundeten Bildhauer. Vor den noch kahlen Sträuchern wirkt sie besonders gut.
Die Blüten der Schneeglöckchen (Galanthus) läu ten den Vorfrühling ein und schon bald gesellen sich die gelben Winterlinge (Eranthis hyemalis) dazu. Etwas später erscheinen die Märzenbecher (Leucojum vernum). Einen zarten und sehr kurzlebigen Flor steuern weiße und lila Krokusse bei. In dieser Zeit, die auf den ersten Blick sehr trist erscheint, stehen die meisten Sträucher noch ohne Laub da. Der Rasen trägt einen bräunlichgrauen Schleier und die Sonnenstrahlen erwärmen den froststarren Boden nur zaghaft. Umso mehr Entzücken ver ursachen die blühenden Kleinode, sobald sie ihre Köpfchen aus der Erde strecken. Vorfrühlingsblü her kann man gar nicht genug haben. „Wenn man sie in Ruhe lässt, werden es schnell mehr“, wissen die Gartenbesitzer. BAUEN MIT NATURSTEIN Dank der behutsamen Behandlung haben die klei nen Blühwunder im Garten Holmer bereits große Teppiche gebildet. Die zarten Pflänzchen kommen in den eingefassten Bereichen besonders gut zur Geltung. Um diese Jahreszeit sind die Konturen der Flächen noch deutlich erkennbar, und die Tatsache, dass für die baulichen Elemente nur ausgesuch te Materialien verwendet wurden, wertet das Bild noch zusätzlich auf. Eine niedrige Trockenmauer
VORFRÜHLING
aus Granitfindlingen überbrückt nicht nur die 30 cm Höhenunterschied zum Nachbargrundstück. Die sorgfältig geschichteten Steine sind auch op tisch ein tolles Gestaltungselement. Neben dem Re gionalgestein Granit verlegt das kreative Paar auch alte Ziegel und Klinker, welche bei Hausabbrüchen erstanden wurden. Besondere Fundstücke sind die alten Gredplatten. Gred nannte man hier früher den Eingangsbereich eines Hauses, in dem einige Platten verlegt waren. Dadurch konnte der Vorplatz sauber gehalten werden, und der Übergang zum unbefes tigten Belag im Hof wurde deutlich. Franz Holmer hat die großformatigen Gredplatten zu einem Gar tenweg verbaut, dem das historische Material eine besondere Ausstrahlung verleiht.War das Setzen von Mauern und Steinen früher noch Männersache im Garten Holmer, so hat Lisa Holmer diese Tätig keit inzwischen auch für sich entdeckt. Überhaupt sind die beiden derart versierte Hobbygärtner und Heimwerker, dass im Grunde jeder alles kann. Al lerdings versuchen sie schon, sich die Arbeit gemäß ihrer speziellen Vorlieben aufzuteilen. So ist er eher für die großen Pflanzen wie Bäume und Sträucher zuständig, während sie sich bevorzugt um Stau den und Zwiebelblumen kümmert. Gejätet wird abwechselnd, und auch das Rasenmähen ist eine gemeinsame Lieblingsbeschäftigung.
Trockenmauern, Wege und Treppen aus Granit sind wichtige Strukturelemente und geben der noch spärlichen Vegetation Stabilität.
Die selbst gebaute Ziegelmauer soll den englischen Gartenstil unterstreichen und rahmt den Weißen Garten ein. Die kleinblättrige Buchsbaum-Sorte 'Herrenhausen' bildet die Einfassung für die frühen roten Tulpen.
GARTEN FRANZ UND LISA HOLMER
Im Erstfrühling sind Tulpen in allen Variationen gefragt. Im Vorgarten und an anderen prominen ten Plätzen stehen farbstarke Zuchtformen der wertvollen Frühlingsblumen. Im naturnahen Teil gibt es einen beeindruckenden Bestand von Wild tulpen. Wo vor kurzem noch die Winterlinge gel be Inseln bildeten, ist die Fläche nun übersät mit den Blüten von Tulipa turkestanica, einer Wildart, die im Deutschen auch GnomenTulpe genannt wird. Der Auftritt ihrer pergamentweißen Blüten mit der auffällig gelben Mitte währt nur kurz. Oft ist der überreiche Flor schon nach drei oder vier Tagen vorbei. Gleich danach erscheinen an der selben Stelle die Triebe des Straußen oder Trich terfarns (Matteucia struthiopteris). Die Pflanzung ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man auf einer Fläche mit einer gut abgestimmten Folge von Aus trieb und Einzug drei verschiedener Pflanzenarten ein in allen Phasen des Frühlings attraktives Gar tenbild kreieren kann. Gegen Ende des Erstfrüh lings beginnt die Blütezeit des alten Kirschbaumes, der erst seit 1991 zum Garten von Familie Holmer
„Uns gefällt kurz geschnittener Rasen, der die verschiedenen Gartenteile wie ein
grüner Teppich verbindet.“
ERSTFRÜHLING
gehört. Damals wurde das Nachbargrundstück zum Verkauf angeboten und damit stand eine mög liche Bebauung im Raum. Weil den Gartenliebha bern die Aussicht auf zu nahe Nachbarn nicht be hagte und weil sie den alten Kirschbaum auf dem Nebengrundstück in ihr Herz geschlossen hatten, erwarben sie diesen Teil kurzerhand selbst. Bei dem imposanten Gehölz handelt es sich um 'Kas sins Frühe Herzkirsche', wie der Sohn herausfand, der den Baum im Rahmen einer wissenschaftli chen Arbeit einmal über ein ganzes Jahr hinweg beobachtet hatte. EIN FEST FÜR DIE KIRSCHBLÜTE Die Liebe zu den Bäumen zeigt sich aber noch in weiteren Handlungen. Jedes Jahr am ersten Mai wird bei allen Bäumen im Garten der Stammum fang gemessen. Zu Ehren des Kirschbaums veran staltet Familie Holmer regelmäßig ein Kirschblü tenfest. Durch das Dokumentieren der Blütezeiten fanden die Pflanzenfreunde heraus, dass sich die Blüten der Kirsche von Jahr zu Jahr früher öffnen.
Am Teichufer verschmelzen große Buchskugeln mit Granitfindlingen. In der vegetationsarmen Zeit ergeben sich reizvolle Spiegelungen im Wasser.
GARTEN FRANZ UND LISA HOLMER
VOLLFRÜHLING
Im Vollfrühling ist der sogenannte Weiße Garten besonders attraktiv. Herzstück ist ein Laubengang, an dessen Metallbögen sich Glyzinen (Wisteria) empor schlingen. Durch den Laubengang führt ein mit Granit gepflasterter Weg hindurch. Als Blickfang steht am Ende des Weges eine verzierte Steinvase auf einem Sockel. Die Randbepflanzung des schmalen Pfades ist mit Funkien (Hosta) und Salomonssiegel (Polygonatum) sehr schattenverträglich gestaltet. Darüber schweben die Blütenkugeln des Riesen-Zierlauchs (Allium) in den weiß blühenden Sorten 'Mount Everest' und 'Mont Blanc'. Durch die Verwendung verschiedener Sorten, die sich kaum vernehmbar, aber dennoch unterscheiden, wirkt die monochrome Pflanzung nicht langweilig.
ten, flankiert von zwei Eibenhochstämmchen. Ein paar Schritte weiter steht ein aus Granit gehauener Wandbrunnen, der von einem Wasserspeier gespeist wird. Das plätschernde Wasser erzeugt eine wunderbar beruhigende Atmosphäre. Panaschierte Blätter von Hartriegel (Cornus alba 'Sibirica Variegata') und Salomonssiegel (Polygonatum 'Variegatum') bringen Licht in den schattigen Bereich. In den Beeten am Fuß der Mauer findet man viele weiß blühende Pflanzen wie Lilien-Funkie (Hosta plantaginea), Wiesenraute (Thalictrum) oder Nacht-
„Wir diskutieren gerne unsere Ideen, und oft kommt dann etwas ganz anderes dabei heraus.“
DER WEISSE GARTEN Im sonnigeren Außenbereich des Durchgangs blüht die weiße Form der Jakobsleiter (Polemonium caeruleum 'Album'), zusammen mit Prärielilie (Camassia) und Akelei, ebenfalls ausschließlich in weißen Sorten. Inspiriert ist dieser Gartenteil vom berühmten „White Garden“ des britischen Gartenjuwels Sissinghurst Castle. Früher waren die Holmers gerne auf touristischen Reisen unterwegs, doch dann entdeckten sie die Möglichkeit der Gartenreisen für sich. Insbesondere das abwechslungsreiche Reiseprogramm des niederbayerischen Gartenbau-Bezirksverbandes, der jedes Jahr zwei Touren zu Garten- und Kulturschätzen in den Nachbarländern anbietet, hat es ihnen angetan. In diesen Reisegruppen fanden die Pflanzenliebhaber auch die Möglichkeit zum Austausch, und es sind Freundschaften mit Gleichgesinnten entstanden. In einem weiteren Weißen Garten auf einer Englandreise hat Franz Holmer erfahren, dass die Bezeichnung nicht so genau genommen werden muss. „Im White Garden von Hidcote Manor habe ich mehr blaue Glockenblumen gesehen als weiß blühende“, berichtet er und duldet seither auch im eigenen Weißen Garten einige blau blühende Vergissmeinnicht oder Akeleien. Am Ende dieses Gartenteils steht eine pittoreske Ziegelmauer, davor eine Holzbank mit einer schönen Patina aus Flech-
viole (Hesperis matronalis 'Alba'). Das weiß blühende Lungenkraut (Pulmonaria officinalis 'Ice Ballet') hat silbrig-weiß gefleckte Blätter mit lang haltender Schmuckwirkung. Es gibt aber noch mehr zu entdecken, beispielsweise den Rosenpavillon in einem sonnigen Gartenteil. Weniger ausgeschmückte Bereiche wie eine Experimentierfläche für Gemüse oder der Spielplatz für die Enkelkinder zeigen, dass hier keineswegs alles perfekt gestaltet sein muss. STÜCK FÜR STÜCK So ist dieser Garten langsam und stetig gewachsen, nicht nur gestalterisch, sondern auch an Fläche. Durch Grundstückszukäufe konnte die anfängliche Größe von 750 m² stückweise auf 2.100 m² erweitert werden. Auch die verschiedenen Gartenräume sind nach und nach entstanden. „Wir setzen uns oft mit einer Stelle auseinander, dann kommen Ideen und manchmal werden sie auch wieder verworfen. Wir entdecken gerne Neues und erarbeiten gemeinsam unsere Pläne“, fasst Franz Holmer die Vorgehensweise von ihm und seiner Frau zusammen. Besser kann man einer gemeinsamen Liebe zum Garten kaum Ausdruck verleihen.
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Blickfang am Ende des Laubengangs ist eine viktorianische Vase aus Sandstein, die mit Flechten und Moosen bewachsen ist.
Am Wandbrunnen bezaubert die weiße Nachtviole (Hesperis matronalis 'Alba') mit ihrem Abendduft. 'Mount Everest' ist eine der besten weißblühenden Sorten des Riesen-Lauchs (Allium).
GARTEN MAIER UND ROT TENBERGER
FRÜHLING
GALA DER
Gehölze
Bäume und Sträucher, die sehr zeitig blühen, sind ganz besondere Schmuckstücke. Während rings herum das Leben nur zögerlich aus dem Winterschlaf erwacht, sorgen sie bereits mit frischen Farben für Frühlingsstimmung.
Der Judasbaum (Cercis siliquastrum) blüht purpurrosa, daneben steht eine Säulen-Blutbuche (Fagus sylvatica 'Dawyck Purple').
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er Garten von Sophie Rottenberger und Hermann Maier ist eine Bühne für die verschwenderische Blütenfülle des Frühjahrs. Auf etwa 12.000 m² scheint auf den ersten Blick auch genug Platz zu sein für Zierkirschen, Magnolien und Rhododendren. Doch selbst auf dieser großzügigen Fläche wird es manchmal zu eng, sodass Pflanzen entfernt oder versetzt werden müssen. „Man denkt, das ist ja nur ein kleiner Strauch, aber spätestens nach zehn Jahren ist dann meistens doch ein Baum daraus geworden“, erklärt Sophie Rottenberger und lobt bei dieser Gelegenheit die sorgfältige Arbeitsweise ihres Partners, die sie beim Pflanzenwachstum für mitverantwortlich hält: „Er gräbt für jede Pflanze ein großes Loch, lockert den Boden und gibt Sand dazu.“ Das fruchtbare Rottaler Schwemmland tut ein Übriges, dass die Pflanzen gut anwachsen und schnell groß werden. Früher wurde dieses Gelände als Pferdekoppel genutzt. Nachdem Hermann Maier die Pferdehaltung aufgegeben hatte, das Grundstück aber wegen der ungünstigen Lage nicht verpachten konnte, keimte die Idee, dort einen Garten anzulegen. Die Begeisterung für Bäume und Sträucher war bei ihm bereits latent vorhanden, sie galt zunächst vor
allem heimischen Laubbäumen wie Ahorn oder Hainbuche. Als der Pflanzenliebhaber die Witwe Sophie Rottenberger kennenlernte, war die ideale Partnerin für ein größeres Projekt gefunden. Die Gartenfreundin hatte nicht nur eine Vorliebe für Rhododendren, sie brachte auch gleich einige Exemplare der immergrünen Frühjahrsblüher mit. GESUCHTE RARITÄTEN Pflanzte das Paar anfangs noch viele heimische Gehölze, wurde der Wunsch nach nicht alltäglichen Pflanzen mit der Zeit immer größer. Eine Offenbarung war schließlich der Besuch bei einem Pflanzenfreund. Bei Wolfgang Reiffenstuel, der in der Nähe von Pfarrkirchen eine einzigartige Gehölzsammlung hegt, lernten sie eine Vielzahl von seltenen Bäumen und Sträuchern kennen und bekamen wertvolle Informationen zu deren Ansprüchen. Glücklicherweise konnten sie dort auch gleich ein paar Pflanzen erwerben und fortan wuchs ihre Sammlung ausgefallener Gehölze beständig. In großzügigen Beeten mit geschwungenen Konturen, unterpflanzt mit blühenden Stauden und Blattschmuckpflanzen, ist daraus ein schönes Arboretum entstanden.
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GARTEN MAIER UND ROT TENBERGER
Sofern das Wetter mitspielt, öffnen sich die ersten Magnolienblüten schon im März, der Höhepunkt des Blütenrausches ist je nach Witterung von April bis Mai. Um die 30 Sorten nennen die Gartenbe sitzer ihr Eigen. Darunter Tulpenmagnolien (Magnolia x soulangiana) mit riesigen Blütenkelchen, aber auch zarte Sternmagnolien (Magnolia stellata). Begleitet werden sie von unzähligen Zwiebel blumen. Nach und nach kommen bodendeckende Stauden wie Storchschnabel (Geranium) oder Frau enmantel (Alchemilla mollis) zum Vorschein. TRAUMHAFTE MAGNOLIEN Der Gattung der Magnolien werden etwa 230 Arten zugerechnet, die in Ostasien oder Amerika heimisch sind. Die gartenwürdigen Arten unter liegen intensiver Züchtung, sodass die Sortenviel falt unüberschaubar ist. Dennoch ist es nicht ganz einfach, Neuzüchtungen und besondere Sorten in deutschen Baumschulen zu erstehen. Da die frühe Blüte in hiesigen Klimaverhältnissen häufig dem Frost zum Opfer fällt, sind die Gehölze zwar für viele Gartenbesitzer ein Traum, werden aber nur selten gepflanzt. In den Kreisen passionierter Gehölzsammler wird deshalb viel selbst vermehrt und untereinander getauscht – nicht nur was die Magnolien betrifft. Auch viele andere Gehölze haben Sophie Rottenberger und Hermann Maier
ERSTFRÜHLING
als kleine Ableger bekommen. Etwa den Ameri kanischen Blütenhartriegel (Cornus nuttallii), den ein befreundeter Hobbygärtner ganz einfach per Absenker vermehrt hatte. Dabei wird ein nah am Boden wachsender Zweig auf der Erde befestigt. Nachdem er Wurzeln getrieben hat, wird er ab geschnitten und kann als neue Pflanze an anderer Stelle wachsen. Natürlich muss man wissen, wel che Vermehrungstechnik sich für welche Pflanzen art eignet. Nicht alles lässt sich aus Samen ziehen, und Stecklinge wachsen nur zu bestimmten Zeiten gut an. So gehen die Themen nicht aus, wenn die Autodidakten sich mit anderen Sammlern austau schen.Von den Blütenhartriegeln stehen hier eben falls viele Sorten. Genau wie bei den Magnolien, gibt es auch hier Arten, die bereits vor dem Laub austrieb blühen, und solche, die ihre Blüten erst später öffnen. Der Judasbaum (Cercis siliquastrum) gehört ebenfalls zu den optischen Glanzpunkten des Erstfrühlings. Seine tiefrosa Blüte beginnt am noch kahlen Holz und wird erst später von den austreibenden Blättern durchsetzt. Ein ähnliches Blühverhalten zeigen die Sorten der Zierkirschen (Prunus), wobei hier in manchen Jahren der Laub austrieb schon etwas fortgeschrittener ist. Die überraschende Wirkung der überschwänglichen Blüte an den kaum belaubten Zweigen macht den besonderen Reiz dieser Jahreszeit aus.
Ein sprudelnder Quellstein ist ein schöner Blickfang und passt in jeden Garten.
„Die Leidenschaft für den Garten vergrößert sich, wenn man darin arbeitet.“
Neben der Tulpenmagnolie wächst die panaschierte Buchsbaum- Sorte 'Elegantissima'. Am Gartenteich blühen Sumpfdotterblumen und Lungenkraut, dahinter Lenzrosen, Lerchensporn und Narzissen.