STEIN 12/2017

Page 1

STEIN

S 12 | 2017

ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

HISTORISCHES MUSEUM FRANKFURT

NATURSTEIN MIT GESCHICHTE MIT KUNST

IN POSITION

AUS MAGGIA

So gelingt es Ihnen, sich Zeitfenster für Ihre kreative Arbeit am Stein zu schaffen

Wo stehe ich und wo will ich hin? Wer sich am Markt richtig aufstellt, ist auf Dauer erfolgreich

Granit aus dem Tessin bildet in einer Villa die Verbindung von innen und außen


INHALT

06

Moderne Elemente Ein Platz für viele: Das können alteMuseum Friedhöfe Historische in auflockern, sie Frankfurt ist wenn eine Bereisich, wiefür hier Altdorf cherung dieinMainbei Nürnberg, metropole. Die zurückArchinehmen und städtenicht tekten haben in den Vordergrund baulich und historisch drängen. alles richtig gemacht.

Nur ein Unternehmer, der weiß, wo er steht und welche Chancen und Risiken es gibt, kann seine Ziele und den Weg dorthin besser festlegen und am Ende auch erreichen.

Ein unter DenkmalWenn Naturstein und schutz stehender Innenarchitektur Bunker in Münchenwird zusammentreffen, wurde es meistbehutsam sehr edel.renoDas viert und innen Spektrum reicht mit von dem Naturstein „Fade Küchen über Bäder bis to Grey“ ausgelegt. hin zu Möbeln und skulpturalen Objekten.

STEIN ONLINE STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema „Naturstein“ gibt es auf Facebook/stein. Die STEIN-Community wächst von Tag zu Tag. Besuchen Sie uns und machen Sie mit! STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles können Sie auf unserer Webseite finden. Im neuen Design auch bequem zu lesen auf Tablet-PC und Smartphone. stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Wer regelmäßig über Neues aus der Stein-Welt informiert werden will, kann auf stein-magazin.de den STEIN-Newsletter bestellen.

4

36

14

SCHÖNE WELT DER STEINE 06

Fassadenkunst in Rot Außergewöhnliche Details zieren die Außenhülle des Historischen Museums in Frankfurt.

STEINE BEARBEITEN 14

Erlesenes Interieur Innenausbau mit Naturstein ist für den Steinmetz ein stilvolles und lukratives Geschäft.

22

Muschelkalk im Masterbad Für das fachgerechte Verlegen im Nassbereich ist die richtige Abdichtung das A und O.

28

Besser mit IT: Software für den Steinmetz In der Branche gibt es inzwischen eine Vielzahl von Programmen für unterschiedliche Anwendungen.

S12 | 2017


DER FIXE ALLESKÖNNER IM NATURSTEINBEREICH NATURSTEINVERLEGEMÖRTEL SCHNELL, FLEXIBEL

44

Vier Steinmetze erzählen, wie und warum sie sich Freiräume für künstlerisches Arbeiten am Stein schaffen. Eine Erkenntnis: Kunst und Handwerk sind eins.

KUNDEN GEWINNEN 36

Die eigene Marktposition bestimmen Nur Unternehmer, die genau wissen, wo sie stehen, sind langfristig erfolgreich.

CHANCEN NUTZEN 44

Der Steinmetz und die Kunst Kreativ sein und Naturstein, das gehört eigentlich zusammen. Wenn da nicht der stressige Alltag wäre.

PANORAMA 52

Messenachberichte von Cersaie und Marmomac

58

Termine, Produkte und mehr

RUBRIKEN 63 64 74

S12 | 2017

Vorschau Impressum Seitenblicke Das Prinzip Blickfang

MAPESTONE 1 • mit effektiver kristalliner Wasserbindung • besonders geeignet für Natursteine mit starken Dickentoleranzen • für Schichtdicken von 5-20 mm • nach ca. 3-4 Stunden begehbar


SCHÖNE WELT DER STEINE

FASSADENKUNST IN ROT

In Frankfurt am Main beginnt direkt neben der Nikolaikirche das „Museumsviertel“. Eine breite Treppe führt die Besucher auf den neuen Museumsplatz

6

S12 | 2017


SCHÖNE WELT DER STEINE

Fassade aus Neckartäler Hartsandstein In Frankfurt am Main bereichern zwei neue Bauwerke das Altstadtbild: das Ausstellungshaus und das Eingangsgebäude des Historischen Museums. Die detailreichen Außenhüllen bestehen aus rotem Neckartäler Sandstein mit geschliffener Oberfläche.

Foto: Roland Halbe

Von Tanja Slasten

S12 | 2017

7


STEINE BEARBEITEN

14

S12 | 2017


STEINE BEARBEITEN

ERLESENES INTERIEUR

Foto: Ströhmann Steindesign

Naturstein im Innenausbau Wenn Naturstein im gehobenen Innenausbau zum Einsatz kommt, muss der Steinmetz sowohl mit Innenarchitekten als auch mit anderen Handwerkern wie Schreinern und Lichtgestaltern zusammenarbeiten. Das Ergebnis dieser Kooperation ist Innenraumgestaltung mit Naturstein vom Allerfeinsten. Von Christina Haberlik

S12 | 2017

Der edle Küchenblock besteht aus afrikanischem Pierre Gris Marbre und ist in Dünnsteintechnik gearbeitet. Der mit feinen weißen Adern durchzogene Naturstein harmoniert hervorragend mit dem dunklen Holzboden

15


STEINE BEARBEITEN

BESSER MIT IT: SOFTWARE FÃœR DEN STEINMETZ

28

S12 | 2017


STEINE BEARBEITEN

CNC-Steuerung für Maschinen: Die Thibaut-CAM-Software importiert Zeichnungen und schreibt Maschinenprogramme

Maschinenprogramme (CAD) CNC-gesteuerte Maschinen für die Steinbearbeitung enthalten heute neben der CAM-Software meist ein abgespecktes CAD-Programm zum Zeichnen der Werkstücke. Fünfachsige Drehkopfsägen und CNC-gesteuerte Bearbeitungszentren erlauben jedoch komplexe 3-D-Anfertigungen, die entsprechendes separates Konstruktionsprogramm sowie das nötige AnwendungsKnow-how voraussetzen. Spezifische Steinbearbeitungs-Softwarelösungen helfen, das Maximum aus den Maschinen herauszuholen. Von Michael Spohr

Foto: Michael Spohr

S

teinbearbeitung und Computertechnologie waren lange Zeit zwei verschiedene Welten. Aber selbst im „Steinzeit“-Handwerk haben die Computer und ihre Programme mittlerweile Einzug gehalten. Diejenigen, die als Jugendliche in den 80er-Jahren mit dem Heimcomputer Commodore 64 (kurz C64 oder „Brotkasten“) in Berührung kamen und später die DOS-Welt erkundeten, sind heute bereits 50 Jahre alt oder älter. Die nachfolgende Generation wuchs bereits so selbstverständlich mit dem Computer auf, dass jüngere Steinmetze heute kaum mehr Berührungsängste mit der PC-Welt haben. Spätes-tens seit der Einführung der Smartphones haben die digitalen Alleskönner Einzug in nahezu alle Bereiche des Alltags gehalten. Zudem haben die auf die Natursteinbranche spezialisierten Software-, Firmware- und Hardware-Hersteller – im

S12 | 2017

kaufmännischen wie im maschinentechnischen Segment – ihre Systeme derart anwendungsorientiert vereinfacht, dass die Bedienung weitgehend intuitiv möglich ist. Standards wie ein festes Layout oder eine feste Terminologie erleichtern das Erlernen der Software; und durch die Aktivierung bereits erlernter Vorgehensweisen zur Bedienung technischer Systeme werden den Anwendern mögliche Hemmungen im Umgang mit dem Medium genommen. So erläutert beispielsweise Maximilian Weiß von Weiss Steintechnik, dass sämtliche von seinem Haus in Deutschland verkauften CMS-Maschinen mit der Software EasyStone laufen, um eine einheitliche Benutzeroberfläche zu gewährleisten. Dies hat etwa Betriebswirt und Juniorchef Dennis Wiebe vom Natursteinwerk Wiebe in Halver dazu veranlasst, den gesamten Maschinenpark des Unternehmens über diese Software steuern zu

lassen. Dann müsse nämlich jeder Mitarbeiter nur ein Software-System erlernen, könne damit als Allrounder aber sämtliche Maschinen bedienen. Bei EasyStone handelt es sich um eine CAD/CAM-Software-Lösung für die Steinbearbeitung und die Bearbeitung ähnlicher Materialien mit NC-gesteuerten Maschinen mit drei bis fünf Achsen. EasyStone ist besonders unter „Usability“-Aspekten (Gebrauchstauglichkeit) entwickelt worden; so sind beispielsweise alle Funktionen per Mausklick verfügbar. Das Programm kann nach Aussage des Anbieters auch von Anwendern benutzt werden, die über

STEIN stellt folgende Firma vor: 1. Steinmetzbetriebe Hedtfeld, Bochum hedtfeld.de

29


DIE EIGENE MARKTPOSITION BESTIMMEN Strategie Nur wer sich am Markt klar positioniert, ist nachhaltig erfolgreich. Dann verstehen Kunden, was das Unternehmen macht und wofür es steht. Zu einer erfolgreichen Positionierung gehört aber auch der Mut, mit bestehenden Mustern zu brechen und Neues auszuprobieren. Von Annette Mühlberger

36

S12 | 2017


KUNDEN GEWINNEN

Eine Frage, die sich jeder Steinmetz ab und an stellen sollte: Wo stehe ich mit meinem Unternehmen und wo will ich hin?

E

Illustration und Foto: i-stock

ingesessene Handwerksbetriebe stecken oft im Hamsterrad zwischen Kunden und Aufträgen fest. Wichtige strategische oder Zukunftsthemen werden auf die junge Generation geschoben oder verdrängt. Dabei ist der regelmäßige, kritische Blick in den Spiegel und auf den Markt auch für erfolgreiche Unternehmen wichtig. Die eigenen Kernkompetenzen neu herausarbeiten, attraktive Marktnischen erschließen, innovative Geschäftsmodelle entwickeln, das alles kann nur, wer mehr als die tägliche To-do-Liste im Blick hat.

WISSEN SIE WIRKLICH, WAS SIE WOLLEN? Für Familienbetriebe spielt die Zukunftssicherung eine große Rolle. Schließlich

S12 | 2017

soll der Betrieb später auf die nächste Generation oder talentierte Mitarbeiter übertragen werden. Dennoch treffen viele Inhaber ihre Entscheidungen nach wie vor aus dem Bauch heraus. Konkrete Ziele oder eine Vorstellung, wie man diese Ziele erreichen will, haben sie nicht. So gaben in einer Handwerksstudie des Würth-Konzerns nur 28 Prozent aller befragten Handwerksbetriebe an, dass sie künftige Aufgaben und Zielsetzungen regelmäßig schriftlich festhalten. Noch weniger (21 Prozent) fördern Innovationen durch ihre Mitarbeiter. Über ein Leitbild, das das beabsichtigte Handeln und Streben des Unternehmens grundsätzlich beschreibt, verfügen aber immerhin 69 Prozent. Ein Anfang scheint gemacht. Angesichts des Digitalisierungsdrucks, sich wandelnder Märkte und Kunden, die ständig auf der

Suche nach Neuem sind, scheint etwas mehr Strategiearbeit trotzdem angesagt.

KREATIVITÄT UND HANDWERK Wenn Unternehmen wirklich Neues wollen, müssen sie Dinge tun, die im Widerspruch zu dem stehen, was sie bisher machen und kennen. Damit widerspricht vieles von dem, was künftig erfolgreich sein kann, erst einmal dem Bauchgefühl, auf das die Pragmatiker so gerne hören. Auch die eigene Erfahrung steht erprobten Machern schon mal im Weg, wenn es darum geht, Neuland zu betreten oder mit überkommenen Mustern zu brechen. Doch nur mit Innovationen, Kreativität und Gestaltungsfreiraum bleibt das Gewerk der Steinmetze zukunftsfähig. Trotz notwendiger Indus-

37


CHANCEN NUTZEN

DER STEINMETZ UND DIE KUNST

Handwerk und Kunst liegen nah beieinander – vor allem bei Steinmetzen (Peter May, Brunnendetail)

44

S12 | 2017


CHANCEN NUTZEN

Das Handwerk sichert die Kunst Kreativ am Stein zu arbeiten, ist der Wunsch vieler Steinmetze. Doch der Alltag ist oft von Aufträgen aus anderen Bereichen geprägt, die dem Handwerker die Existenz sichern. Vier Steinmetze berichten, wie sie sich trotzdem der Kunst nähern. Von Alexandra Nyseth

K

unst ist gefragt und gewinnt in der Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Laut Statista hat sich der Umsatz auf dem weltweiten Kunstmarkt zwischen 2002 und 2016 von 22,26 Milliarden auf 40,13 Milliarden fast verdoppelt. Ein Grund ist die Sehnsucht der Menschen nach Individualität in einer sehr konformen Welt. Gleichzeitig wird Kunst als Geldanlage gesehen, denn das Ersparte auf der Bank anzulegen ist in Zeiten der Niedrigzinspolitik nicht mehr lukrativ. Und natürlich ist Kunst ein Statussymbol. Wer sein Haus mit Kunst dekoriert, zeigt, dass er nicht nur einen besonderen Geschmack hat, sondern auch ein gut gefülltes Bankkonto. Hinzu kommt ein Trend, der „Homing“ genannt wird: Die Menschen ziehen sich in die eigenen vier Wände zurück und machen es sich dort schön und gemütlich. Hier können Steinmetze mit ausgefallenen Objekten punkten, denn “in“ ist, wer das Besondere anbietet. Der beständige Naturstein mit seiner ganz besonderen Strahlkraft und jahrtausenden alten Geschichte bietet die perfekte Voraussetzung für werthaltige Kunstobjekte.

Foto: Peter May

IM ALLTAGSDSCHUNGEL ZUR KUNST Nach der Lehre arbeitet der Steinmetz meist in einem Betrieb und kann sich höchstens in der Freizeit künstlerisch betätigen. Und auch zu Beginn einer Selbstständigkeit ist es häufig schwierig, Zeit für die Kunst zu finden. Geht es doch zunächst darum, eine Existenz aufzubauen und zu sichern. Sylke Lambert, Meisterin im Steinmetz- und Bildhauerhandwerk aus Ulm, erinnert sich: „Mit 24 Jahren habe ich einen kleinen Betrieb übernommen, der sich auf Grabmale spezialisiert hatte. Ich habe als Einfraubetrieb begonnen, und es ging erst einmal nur ums nackte Überleben. Es mussten Aufträge an Land gezogen werden, um den Betrieb aufzubauen. In den ersten Jahren habe ich sehr wenig ‚reine‘ Kunst gefertigt. Aber ich habe die Kunst vermisst, denn schon seit der Kindheit ist die Kreativität meine Leidenschaft gewesen. Nach zehn Jahren war mein ‚Laden‘ so gut aufgestellt, dass ich mich immer häufiger aus dem Alltagsgeschäft herausziehen und mich wieder meiner Kunst widmen konnte.“ Dazu gibt Lambert heute viele grundlegende Arbeiten an andere Unternehmen ab. Das Alltagsgeschäft erledigen zwei feste und drei freie Mitarbeiter, für sie selbst bleiben Relief, Ornament und künstlerische Grabzeichen, „Schlusssteine“, wie sie sie gerne nennt. „Je qualifizierter die Angestellten sind, desto mehr können sie mir abnehmen. Allerdings haben Arbeiten für den

S12 | 2017

45


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.