INHALT // AUSGABE 09/2016 IM BRENNPUNKT
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Kluft zwischen Arm und Reich: Handwerker müssen umdenken
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Nutzfahrzeuge Was
ist neu auf dem Automobilmarkt? Wir stellen die aktuellen Modelle und Trends vor.
AKTUELL //
06 Meldungen 72 Panorama
IM BRENNPUNKT // 10 Aussichts-Reich
Die Reichen werden immer reicher: Den reichsten zehn Prozent der Deutschen gehört inzwischen mehr als die Hälfte des Vermögens. Maler, die langfristig erfolgreich bleiben wollen, sollten sich auf diese anspruchsvolle, vermögende Oberschicht spezialisieren.
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Technik
In der Mappe Technik zeigen wir Lösungen für den Aufbau von Laibungen bei WDVS
Fokus Welche Lacke und
Lasuren eignen sich für welchen Zweck? Wir gehen auf verschiedene Anwendungsfälle ein.
KUNDENAUFTRAG //
18 Marketing
10 Tipps für Baustellenhelden in Privaträumen
20 Technik // Fassadendämmung Laibungssysteme im WDVS
28 Nutzfahrzeuge
Zwischen Pickup und autonomem Fahren
34 Dämmstoffe
Natürlich nachhaltig dämmen
38 Wärmedämmung Marktchancen für WDVS
42 Fassadenfarben
Unterstützung für das Kundengespräch
44 Betriebsführung Malen oder streichen?
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graďŹ sche Wandel stellt Betriebe vor
Herausforderungen. Wie kann altersgerechtes Arbeiten in Zukunft aussehen?
Fotos: Friedberg/Fotolia,contrastwerkstatt/Fotolia, Bernd Ducke/Mappe, Fiat Covermotiv: Mappe
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Trends & Chancen Der demo-
FOKUS // BAUTENLACKE 50 Lackierpraxis Malermeinungen
52 Anwendertest
Praxistest mit Lacksystemen
50 Schaufenster Lacke und Lasuren
TRENDS UND CHANCEN // 64 Trends erkennen // Demografie Das alternde Jahrhundert
68 Chancen nutzen // Demografie Aging Workforce
RUBRIKEN // 03 04 16 17 60 62 74
Editorial Inhalt Dialog // KLICKEN SIE REIN! Impressum Schaufenster // Materialien und Produkte Malerquellen Vorschau // Heft 10 /2016
DIE MAPPE IM INTERNET // Webseite // www.mappe.de facebook // www.facebook.com/Mappe.Malerzeitschrift pinterest // www.pinterest.com/diemappe
IM BRENNPUNKT //
EINKOMMEN
AussichtsReich
Die sich weiter etablierende Gruppe der Besserverdienenden steht zukünftig mehr Geringverdienern gegenüber
SOZIALE UNGLEICHHEIT Die Reichen werden immer reicher: Den reichsten zehn Prozent der Deutschen gehört inzwischen mehr als die Hälfte des Vermögens. Maler, die langfristig erfolgreich bleiben wollen, sollten sich auf diese anspruchsvolle, vermögende Oberschicht spezialisieren.
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»Wenn die Chemie nicht stimmt, wenn der Kunde mit mir handeln möchte, oder wenn ich spüre, dass es einfach nicht passt, dann lehne ich den Auftrag konsequent ab. Eine gemeinsame Wellenlänge mit meinen Kunden ist mir sehr wichtig.«
Geschäftsfeld Reichtum Malermeister Geyer ist außerdem ein erfolgreicher Geschäftsmann. Er kann es sich leisten, Kunden zurückzuweisen. Er hat sich auf eine Kundenschicht spezialisiert, die nicht nur genug Geld hat, um einen professionellen Maler zu beauftragen, sondern auch willens ist, dieses Geld auszugeben. Solche Kunden
olker Geyer ist nicht nur Malerun-
werden zukünftig noch stärker von anderen
ternehmer, sondern auch Stratege.
Malern umworben werden: Die Kluft zwi-
Sein Sohn Florian und die vier Mit-
schen Arm und Reich wird immer größer,
arbeiter malen täuschend echte, wolkenverhangene Himmel an Schlafzimmerdecken,
zeigen verschiedene Studien. Die reichsten zehn Prozent der Deut-
verzieren Wohnzimmerwände mit goldenen
schen verdienen heute siebenmal so viel wie
Schmuckelementen oder spachteln Fußbö-
die ärmsten zehn Prozent, heißt es in einer
den im Loft-Betonlook. Seine Kunden sind
aktuellen Analyse der Organisation für wirt-
oft gut situiert und meistens sehr anspruchs-
schaftliche Zusammenarbeit und Entwick-
voll. Sie suchen stets das Individuelle, das Be-
lung (OECD). Vor 30 Jahren war es nur fünf-
sondere. Volker Geyer ist Malerunternehmer
mal so viel. Zu einem ähnlichen Ergebnis
in dritter Generation: Sein Großvater ist frü-
kommt auch der aktuelle Armuts- und Reich-
her mit einem Karren voller Pinsel und Farbe
tumsbericht des Bundessozialministeriums:
durch die Straßen gezogen. Kunde wurde je-
Demnach verfügen die oberen zehn Prozent
der, der gerade einen Maler brauchte. Sein
der Haushalte über 51,9 Prozent des Netto-
Enkel ist heute viel wählerischer: »Ich suche
vermögens, während die unteren 50 Prozent
mir sehr genau aus, mit wem ich zusammen-
der Haushalte nur ein Prozent des Nettover-
arbeiten möchte«, sagt der 58-Jährige.
mögens ihr Eigentum nennen. Zum Ver-
VERMÖGENSVERTEILUNG IN DEUTSCHLAND
gleich: 15 Jahre zuvor besaßen die Reichen 45,1 Prozent und die Armen 2,9 Prozent. Für Maler bedeutet das vor allem: Den klassischen Kunden der Mittelschicht wird
So verteilt sich das Nettovermögen auf die
es zukünftig seltener geben. Dafür wächst
reichsten zehn Prozent und auf die ärmsten
die Zahl derjenigen, die zwar vermögend
50 Prozent der Deutschen. Nettovermögen
sind, dementsprechend aber auch beson-
meint hier: Bankguthaben, Wertpapiere, an-
ders hohe Ansprüche an einen Handwerker
gesammeltes Kapital bei Lebensversiche-
haben. Gleichzeitig werden immer mehr
rungen, Immobilien, dazu Gold, Schmuck
Menschen, die eigentlich einen Maler
oder Münzen.
bräuchten, Profi-Leistungen nicht mehr be-
1998
Anteil des Anteil des unteren Zehnoberen Zehntels tels 45,1 2,9
2003
49,4
1,4
2007
52,9
1,2
2013
51,9
1,0
Foto: Friedberg/Fotolia
Jahr
Quelle: www.armuts-und-reichtumsbericht.de/DE/Indikatoren/Gesellschaft/Vermoegensverteilung/vermoegensverteilung.html
zahlen können.
Neue Betriebsstrukturen Aus Arbeitgeberperspektive wandelt sich der Markt ebenso: Seit Anfang Mai gelten neue Branchen-Mindestlöhne. Seitdem müssen ungelernte Mitarbeiter mindestens 10,10 Euro pro Stunde verdienen. Ausgelernte Maler verdie-
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10 Tipps KUNDENAUFTRAG // MARKETING
für …
… Baustellenhelden in Privaträumen
ANWENDUNG Kleine Details und große Gesten, die bei den Kunden punkten: Das hätte bestimmt jeder Betrieb gerne auf einen Blick parat. Deshalb geben wir Ihnen 10 Tipps mit an die Hand, die dabei helfen, Ihre Marketingstrategie schnell und effektiv zu optimieren.
Tipp 1:
Tipp 2:
iten Kündigen Sie den Beginn der Arbe mamit eit Uhrz ue an. Teilen Sie die gena Tarere meh raum ximal 30 Minuten Spiel kann Dann mit. ge vor Baustellenbeginn sich der Kunde darauf einstellen und Schlafwird nicht ‒ womöglich noch im rMale der anzug ‒ überraschend von ingss Planu diese truppe überrollt. Schon gibt keit cherheit und Verlässlich
Ihr Team fährt pünktlich vor. Das Baustel-
Termine sind da, um gemacht und eingehalten zu werden.
Pluspunkte für Ihren Betrieb.
Gründliche Absprachen signalisieren dem Bauherrn Wertschätzung. Kunden-
territorium. Wer gemocht werden will, muss genau diese Hoheit wertschätzen . Der Baustellen-Teamleiter spricht mit dem Kunden deshalb ab, wie der Arbeitslauf für den Tag geplant ist, wo Material gelagert werden darf, wann das Team Pause mach t und wann das geplante Arbeitsende für den Tag sein wird. Der Bauherr weiß Bescheid, und statt dem Gefühl einer feindlichen Über nahme seiner vier Wände macht sich in ihm pures Wohlgefühl breit.
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lenfahrzeug wird korrekt geparkt, sodass niemand behindert wird ‒ auch nicht die Nachbarn. Der Wagen ist gepflegt und hat erst kürzlich eine Waschanlage auch von innen gesehen. Das registriert der Bauherr beim Blick durchs Fenster mit Befriedigung, schon bevor es an seiner Tür klingelt. So einfach schaffen Sie einen Vertrauensvorschuss!
Tipp 5:
Tipp 4:
Hinter der Türschwelle beginnt das
Saubere Arbeit beginnt mit einem sauberen ersten Auftritt.
Einrichtungen des Kunden nutzt das Team nur mit Erlaubnis.
Als Maler in Privaträumen muss man irgendwo Wasser holen, sich die Hände waschen und zur Toilette gehen können. Ihr Team sollte dies bestenfalls noch vor Arbeitsbeginn beim Bauherrn ansprechen und sich den Ort zuweisen lassen. Auch das gehört zum territorialen Respekt. Die Erlaubnis für die Benutzung der sanitären Anlagen einzuholen wird immens gern gesehen.
Tipp 3:
Der erste Kontakt muss überzeugen. Dem Wagen entsteigen Maler, die ordentlich und sauber gekleidet sind, rasiert sind und eine getrimmte Frisur haben. Sie klingeln beim Kunden, er öffnet die Tür und ihr Team stellt sich auf der Schwelle mit Handschlag, einem »Guten Morgen!« und mit vollem Namen vor. Die Mitarbeiter setzen noch einen drauf, indem sie dem Kunden ihre personalisierte Visitenkarte überreichen. Der Kunde wird Augen machen ‒ damit kann er die Mitarbeiter auch direkt und persönlich mit ihrem Namen ansprechen. So entstehen persönliche Beziehungsbrücken. Erst wenn der Kunde das Team hereinbittet, wird die Wohnung betreten. Höflich, respektvoll und freundlich: Das ist ein Auftakt nach Maß für eine von Sympathie getragene Zusammenarbeit.
Tipp 6:
Team-Fragen gehören gesammelt geklärt.
Ein gutes Team respektiert nicht nur die räumliche Hoheit des Kunden, sond ern
auch seine Zeithoheit. Dazu gehö rt, dass offene Fragen wo immer möglich vor Ar-
beitsbeginn und vor Arbeitsschluss mit ihm besprochen werden. Die übrig e Zeit hat der Kunde »frei« und kann über den Tag verfügen. Nur bei dringende n Fragen kann noch mal gestört werden ‒ indem man nochmals an der Haustür klingelt statt den Namen des Kunden durch die Räume zu rufen. Dieser einfache Kniff garantiert, dass der Bauherr eine entspannte Baustellenzeit genießen kann.
Tipp 9:
Tipp 7:
elt. werden zuvorkommend behand Wünsche und Fragen des Kunden n. ickel arf entw der Kunde weiteren Beratungsbed Während der Baustellenzeit kann tzbeauftragungen. einem Produkt, manchmal um Zusa Manchmal geht es um Details zu ten kann, muss er Kundenfragen nicht selbst beantwor Auch wenn der Vorarbeiter diese Bescheid be, wann der Bauherr dazu vom Chef sich kümmern. Eine klare Mitteilung nehmen mich automatisch beim Kunden an: »Die kommt, ist wichtig. So kommt ganz , hier bin ich gut aufgehoben.« ernst, die legen sich für mich ins Zeug
Tipp 8: Vor dem Feierabend ist Aufräumze it.
Eine saubere Baustelle ist garantier
t der Eindruck, der für lange Zeit ange nehm beim Kunitsschluss ist Entmüllen, Kehren und Staubsaugen daher Pflicht. So kann sich die Arbeitsstä tte ‒ wenn auch nur für wenige Stun den ‒ wieder in eine einigermaßen behagliche Woh nstätte wandeln. Ohne dass der Bauh err dies selbst bewerkstelligen muss. den haften bleibt. Vor jedem Arbe
Wiedersehen macht Freude mit einem anständigen »Auf Wiedersehen«.
det Am Ende des Arbeitstages verabschie en. sich das Team persönlich vom Kund werDabei sollte auch gleich mitgeteilt sten den, wann das Maler-Team am näch effen Tag wieder auf der Baustelle eintr
tändwird. Mit dieser eigentlich selbstvers e heut lichen Benimmregel schafft man es ch animmer noch, sich positiv von man deren Handwerkern abzuheben.
Tipp 10: Ein guter Abschluss ziert alles.
Einweisungsgespräch ist es Zeit für das Abnahme- und Alle Arbeiten sind beendet. Dann die Gelegenheit, munikationseinheit gibt dem Team mit dem Bauherrn. Diese letzte Kom n. Der Kunde kann weisen und Service zu demonstriere auf schöne Besonderheiten hinzu bei einem pingenochmals wertgeschätzt. Gerade Fragen sofort stellen und fühlt sich iger UnzufriedenAbschlussdialog zu deutlich wen ligen Gegenüber führt der direkte . Denn Sie wissen ja ‒ nicht hoch genug einzuschätzen heiten und Reklamationen. Das ist e kommt wieder! nur ein rundum glücklicher Kund
DAS WÜNSCHT NSCHT IHR KUNDE!
Prima Klima in der Kundenbeziehung! Wer sich als Malerbetrieb in bewohnten Räumen höflich, zuvorkommend und sauber zeigt und verhält, empfiehlt sich dringend für den weil dies Kunden den sonst üblichen Hand-
werkerstress nimmt und sich stattdessen ein gutes Gefühl breitmacht,
weil ein gutes Gefühl sehr gut erinnert wird
und beim nächsten Bedarf wieder präsent ist,
weil so ein positives Malererlebnis gerne ge-
teilt wird und zu Weiterempfehlungen führt.
Foto: privat
Fotos: sunnychicka/Fotolia, Juhku/Fotolia
nächsten Auftrag. Einfach deshalb,
Matthias Eigel Kaleidoskop Marketing-Service
»Respekt, Respekt und nochmals Respekt. Das ist die Verhaltenstugend, mit der man bei Bauherrn punktet – speziell bei Privatkunden im Innenbereich.«
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KUNDENAUFTRAG // MAPPE-TECHNIK
Laibungssysteme
WDVS
im
DÄMMSYSTEME Eine Wärmedämmung hilft, Heizenergie einzusparen. An der Fassade stehen Wärmedämm-Verbundsysteme im Fokus. Details wie die Dämmung von Laibungen an Gebäudeöffnungen müssen dabei besonders sorgfältig geplant und ausgeführt werden. Wir zeigen, worauf zu achten ist und wie Laibungsdämmplatten einzubauen sind.
L
angfristig wird Energie immer teurer und der Druck,
gedämmten Altbauten aus der Zeit, in der noch keine genau
diese Kosten im Zaum zu halten, wächst permanent.
definierten Regeln zum MIndestwärmeschutz vorgegeben
Wärmedämm-Maßnahmen als geeignetes Mittel zur
waren. Auch die Aufdämmung bereits gedämmter Fassa-
Energiekostenreduzierung erfordern zunächst Investitionen, reduzieren aber ab diesem Zeitpunkt permanent die
denflächen wird vermehrt in Betracht gezogen. Dabei gilt für die Ausführungsphase und die Nutzungs-
monatlichen Betriebskosten eines Gebäudes. Die Einsparef-
dauer des eines Wärmedämm-Verbundsystems: Eine Fassa-
fekte fallen je nach Gebäudesituation ‒ beispielsweise durch
de hat ihre Schutzfunktion vor Witterungseinflüssen über ei-
die Art und Dicke des Wandaufbaus, schon vorhandene
nen möglichst langen Zeitraum hinweg in vollem Umfang
Dämmmaßnahmen oder die Art der Heizung ‒ unterschied-
zu erfüllen. Entscheidend für die zuverlässige Erfüllung die-
lich aus.
ser Anforderungen ist die Qualität der Ausführung. Das zeigt sich unter anderem daran, dass trotz jahrzehntelanger Erfah-
Entscheidend ist die Verarbeitungsqualität Be-
rungen mit WDV-Systemen immer wieder mängelbehaftete
sonders hoch ist der Energieeinsparungseffekt bei noch un-
Dämmobjekte angetroffen werden, die sich teilweise sogar
DER FENSTERBEREICH Rund ums Fenster lauern bei der Verarbeitung eines Dämmsystems viele Fehlerquellen. Wer in diesem Bereich nicht exakt nach den Regeln der Technik arbeitet und zum Beispiel keine Dichtbänder zur Gewährleistung der Schlagregendichtigkeit verwendet, muss mit Mängeln und Schäden z. B. durch Risse und Undichtigkeiten rechnen.
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Der L-förmige Zuschnitt von Dämmplatten ist die ideale Ausführung, um Risse in Diagonalrichtung zu vermeiden (1). Diese Zuschnittart wählt man an allen vier Ecken eines Fensters (2). Dazwischen fügt man
zugeschnittene Stück passend ein. Mit stufenlos einstellbaren Stützen hält man Dämmplatten, die abrutschen können, während der Trockung auf Position (3).
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Die Dämmung der Laibungen von Gebäudeöffnungen birgt einige Tücken. Ausführungen mit modernen Laibungssystemen vereinfachen die Ausführung und bieten eine hohe Dämmleistung
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FASSADENDÄMMUNG
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CHANCEN NUTZEN // DEMOGRAFIE
AGING
WORKFORCE ARBEITSMODELL Der demografische Wandel hat die Arbeitswelt erfasst. Seit 2007
steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten über 50 Jahre um rund 300.000 Personen pro Jahr an. Auch in Malerbetrieben müssen sich die Meister dieser Herausforderung stellen.
Foto: Imago
D
er demografische Wandel hat das
immer schwerer, qualifizierte Arbeitskräfte
gungen zu entwickeln. Es gilt also einmal
Handwerk in Deutschland erreicht.
und Nachwuchs zu finden. Handwerksbe-
gewonnene Mitarbeiter möglichst lange ge-
Schon jetzt ist klar, dass Arbeitneh-
triebe müssen sich also zwangsläufig darauf
sund im Unternehmen zu halten und das
mer künftig länger beschäftigt sein müssen,
einstellen, einerseits mit älteren Beschäf-
Potenzial der älteren Angestellten optimal
bevor sie sich in den Ruhestand verabschie-
tigten ihre Wettbewerbs- und Leistungsfä-
zu nutzen. Dazu gehört auch eine bessere
den können. So steigt das Durchschnittsal-
higkeit zu erhalten und andererseits für
Eingliederung älterer Arbeitnehmer in den
ter der Belegschaften. Gleichzeitig wird es
Nachwuchskräfte attraktive Arbeitsbedin-
Produktionsprozess.
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Die hohe physische Belastung insbesondere im Außenbereich macht es Malern und Lackierern im Alter nicht leicht
Der Zentralverband des Deutschen
informiert, wie man sich trotz berufsbe-
Handwerks hat eine ganze Reihe von Zielen
dingter Belastungen dauerhaft gesund
definiert, wie im Handwerk am besten mit
hält.« Er selbst verteile zudem von Zeit zu
älteren Mitarbeitern umzugehen ist. Dabei
Zeit Infoblätter, in denen er Tipps zu ergo-
lautet ein vorrangiges Ziel, die gesetzlich
nomischem Arbeiten gibt. Grundsätzlich sei
festgelegte, höhere Regelaltersgrenze der
man als Maler angesichts oft sehr unter-
Erwerbstätigkeit zu erreichen. Also Schluss
schiedlicher körperlicher Anforderungen
mit der Frühverrentung! Das bedeutet für
»sportlich« unterwegs. »Es macht einen Un-
die Arbeitgeber, dass sie die Arbeitsplätze
terschied, ob man einen Stuhl lackiert oder
der Menschen alters- und alternsgerecht ge-
eine Fassade anstreicht«, so sein Credo.
stalten müssen. Erwerbsarbeit stellt nach
Wenn man es als Arbeitgeber schafft, seine
den Erkenntnissen des Zentralverbands des
Mitarbeiter nicht immer an die gleiche Ar-
Deutschen Handwerks in mehrfacher Hin-
beit zu stellen, sondern bei der physischen
sicht eine hohe Anforderung an den Men-
Beanspruchung gezielt variiert, erhält man
schen ‒ sowohl körperlich als auch psy-
ihre Arbeitskraft länger, so Malermeister Wa-
chisch. Der Arbeitsplatz der Zukunft müsse
genmanns Erfahrung.
daher so ausgestaltet sein, dass seine Anfor-
Damit meint er allerdings nicht, dass ein
derungen dem Alter allgemein, aber auch
Maler unendlich lange berufstätig sein kann.
den individuellen Leistungsvorausset-
»Es macht einen erheblichen Unterschied,
zungen entsprächen. Darüber hinaus müsse
ob man 30 oder 40 Jahre lang im Büro saß
vorausschauend dafür Sorge getragen wer-
oder auf der Baustelle gearbeitet hat«, so
den, dass die Gestaltung des Arbeitsplatzes
sein Urteil. »Mit über 65 Jahren noch täglich
nicht Raubbau an der künftigen Arbeitsfä-
aufs Gerüst zu klettern ist ein Unding.« In-
higkeit betreibe. Auch die Beschäftigten
nerhalb seiner Mannschaft sieht er derzeit
selbst seien gefragt, ihre Erwerbsfähigkeit
bei niemandem ein Problem, bis in die Ren-
eigenverantwortlich aufrecht zu erhalten
te hinein zu arbeiten. Er führt den Malerbe-
und sich auch im eigenen Interesse gesund-
trieb jetzt in dritter Generation und es habe
heitsbewusst zu verhalten.
bislang jeder geschafft, die Rente zu erreichen. Von betagteren Mitarbeitern kämen
Nachhaltige Gesundheit verlangt Rückhalt Oliver Wagenmann, Malermei-
Foto: IMAGO
ster aus Laar, denkt in diesem Zusammen-
allerdings im Vergleich zu jüngeren Kollegen vermehrt Krankmeldungen. Innerhalb des ddn wird an verschie-
hang spontan an Themen wie rückenge-
denen Modellen gearbeitet, wie Firmen ge-
rechtes Heben oder Probleme mit den
eignete Maßnahmen für Gesundheitsma-
Knien. »Unsere Mitarbeiter sind durch die
nagement einführen können. Derzeit
Berufsgenossenschaften und die Schule gut
arbeitet das Netzwerk an einem Entwurf, der die Etablierung eines regionalen Gesundheitsnetzwerks vorsieht. Dasselbe kann in der Region Gesundheitsangebote schaffen, die ein kleines Unternehmen allein nicht in der Lage ist, zu stemmen. Damit würde sichergestellt, dass auch die Mitarbeiter kleinerer Betriebe länger gesund und leistungsfähig bleiben. Denn große Firmen haben dieses Thema bereits auf ihrer Agenda.
Hilfestellung leisten auch die Krankenkassen Die IKK-classic hat beiFoto: Alexander Raths/Fotolia
spielsweise ein umfangreiches Angebot zum betrieblichen Gesundheitsmanagement aufgelegt. Unter anderem gibt es Eine gute Beratung und diverse Gesundheitsangebote leisten älteren Arbeitnehmern Hilfestellung
IKK-Seminare und Webinare, die für mehr Gesundheit im Betrieb sorgen sollen. Außerdem erhält der Arbeitgeber einen Bonus von 50 Euro je teilnehmendem IKK-versi-
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