Baumeister B8/2017

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Wo sind die Architektinnen?

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August

Das ArchitekturMagazin


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5 Wo sind die Architektinnen?

+ S 92 15 LÖS U N G E N RUBRIKEN S 6 EIN BILD S 38

Katharina Marchal studierte Architektur in Wien, Stuttgart und London. Von 1996 bis 1999 arbeiGastarbeiter

S 80

Für diese Ausgabe haben wir uns auf eine RechercheReise um die Welt be­geben, um nach spannenden Baumeisterinnen zu suchen. Ob in Mexiko oder den USA, Großbritannien oder Irland, Deutschland oder der Schweiz, Dänemark oder Frankreich und zuletzt auch in Bangladesch – überall sind wir auf herausragende Architektinnen ge­ stoßen, die ihre Disziplin um beeindruckende Bauwerke bereichern. Dabei haben wir auch auf die typologische Mischung geachtet: Sie finden in dieser Ausgabe unter an­ derem eine Moschee in Dhaka, eine Wohnanlage in London oder ein Universitätsgebäude in Lima.

tete sie als Architektin bei Herzog & de Meuron. Im Jahr 2002 absolvierte sie ein Nachdiplomstudium an der ETH Zürich am Institut gta bei Werner Oechslin. Seit 2008 ist sie Mitglied der Stiftung ArchitekturDialoge in Basel.

Niklaus Graber studierte Architektur an der ETH Zürich und der GSAPP/ Columbia University

S 50

in New York. Seit

KLEINE WERKE

1995 führt er zusam-

S 62

men mit Christoph

UNTERWEGS S 86 ARCHITE K TUR + M ANAGE ME NT S 97

Gastarbeiter

SONDERFÜHRUNG

Steiger das Architekturbüro Graber & Steiger Architekten in Luzern. In den

REFERENZ

letzten Jahren be-

S 104

schäftigte er sich in-

QUALITÄTSSCHMIE DE

tensiv mit der zeit-

S 106

genössischen Archi-

PORTFOLIO: BEST PRODUCTS

tektur Bangladeschs

S 11 3

und lernte auf For-

IMPRE SSUM + VORSCHAU

schungsreisen die

S 11 4

vibrierende Archi-

KOLUMNE

tekturszene kennen.


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Zwischen Bauen und Intervenieren Tatiana Bilbao ist die bekannteste Architektin Mexikos. Mit ihren Ar­beiten verfolgt sie einen konsequent gesellschaftsbezogenen Ansatz. In einem Land wie Mexiko bedeutet das einerseits Grundlagenarbeit, doch die Chancen für eine Architektur mit sozialem Einfluss stehen momentan nicht schlecht. Text: Alexander Gutzmer

Porträtfoto: Isabelle Pateer


Kรถpfe

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Architektin mit sozialem Anspruch: die Mexikanerin Tatiana Bilbao


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Die hängenden Gärten von Lima Shelley McNamara und Yvonne Farrell von Grafton Architects sind die Baum­eister der Stunde: Nächstes Jahr werden sie die Architekturbiennale in Venedig kuratieren, und gerade wurde ein be­eindruckendes Universitätsgebäude in Lima fertiggestellt. Wir sprachen mit Shelley McNamara über das Projekt. Interview: Alexander Russ

Fotos: Iwan Baan


Ideen

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Das Utec liegt an einer stark befahrenen Autobahn.


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Ideen

Das Gebäude verjüngt sich auf der Südseite nach oben hin.

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Dhaka kann überall sein Die bengalische Architektin Marina Tabassum hat eine Moschee in Dhaka entworfen, die exemplarisch für die Suche eines noch jungen Landes nach seiner architektonischen Identität steht. Text: Fotos: Niklaus Graber Sandro di Carlo Darsa


Ideen

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Ă–ffentlicher Raum: die Bait-Ur-RoufMoschee von Marina Tabassum


Ideen

Das einströmende Licht verändert unablässig die Raumstimmung.

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FOTO: R AJE SH VOR A; COPYRIGHT: AGA KHAN AWARD FOR ARCHITEC TURE

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Ein Blick in die Baugeschichte zeigt vielfältige Wege, mit denen sich Architek­ tinnen in einer von Männern dominierten Welt behauptet haben. Unsere Autorin Mary Pepchinski erklärt die Strategien. Text: Mary Pepchinski


Fragen

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Marlene Moeschke-Poelzig und

FOTO: E RBE NGE ME INSCHAF T M ARLE NE POE L ZIG

Hans Poelzig, Berlin 1930

Um 1900 trat eine Gruppe von Frauen in Deutschland erstmals der damaligen gesellschaftlichen Auffassung entgegen, dass sich die Arbeit eines Architekten nicht mit Weiblichkeit vertragen würde. Sie forderten das Recht auf eine universitäre Ausbildung ein und erreichten bis 1909, dass sämtliche technischen Universitäten in Deutschland auch Frauen zum Studium zuließen. Trotzdem blieb es schwierig, als Architektin einen Arbeitsplatz zu finden. Weitverbreitete Vorurteile wie die, dass Frauen nicht mit Finanzen umgehen könnten und nicht in der Lage wären, Arbeiter auf einer Baustelle zu beaufsichtigen, führten dazu, dass Architektinnen sich auf Strategien verlegten, mit denen sie sich gesellschaftlichen Geschlechtervorstellungen entweder anpassten oder sie neu zu verhandeln suchten. Diese Situation blieb das gesamte 20. Jahrhundert über bestimmend und ist es zum Teil auch heute noch.

Anfänge Es ist wenig überraschend, dass die ersten Architektinnen vor allem Projekte rea­ lisierten, bei denen sie selbst oder jemand aus ihrer Fami­lie der Bauherr war. Therese Mogger erwarb um 1911 Grundstücke im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim, für die sie dann Mehrfamilienhäuser entwarf. Elisabeth von Knobelsdorff und Prin­ zessin Victoria von BentheimSteinfurt, beide frühe Ab­ solventinnen der TH Berlin, entwarfen Wohnungen und soziale Einrichtungen, die auf Ländereien ihrer Familie errichtet wurden. In den 1920er-Jahren war es ein üb­ licher Weg für Architektinnen, mit einem männlichen Partner zusammenzuarbeiten, um an bedeutenden öffent­l ichen Projekten arbeiten zu können: Ein Besucher der Weißenhofsiedlung in Stuttgart im Jahr 1927 hätte dort Lilly Reich und Mies van der Rohe, Marlene Moeschke-Poelzig

und Hans Poelzig oder Else Oppler-Legband und Peter Behrens angetroffen. Diese Frauen hatten in der Regel Kunstgewerbe oder bildende Künste studiert. Ihre Entwurfsbeiträge betrafen vor allem das Mobiliar und die Innenausstattung – Bereiche, die als weniger prestigeträchtig angesehen wurden. Studierte Frauen hatten auch die Möglichkeit, eine Position im öffentlichen Dienst anzustreben, sie mussten allerdings unverheiratet bleiben, um ihre Stelle nicht zu ver­l ieren. Die Österreicherin Margarete Lihotzky war in den 1920erJahren unter Ernst May im Frankfurter Hochbauamt be­ schäftigt. Als sie ihren Berufskollegen Wilhelm Schütte heiratete, musste sie ihr Anstellungsverhältnis aufgeben und konnte fortan nur noch als freie Mitarbei­terin tätig sein. Ihr Mann war derartigen Beschrän­kungen nicht unterworfen. Die Zeit des deutschen Nationalsozialismus bedeu­tete für eine Rei-

he vielversprechender jüdischer Architektinnen das abrupte Ende ihrer Karriere. Darunter waren die BauhausSchülerinnen Friedl Dicker und Zsuzsa Bánki sowie Ilse Bloch (geb. Cats), die an der TH Berlin ihren Abschluss gemacht hatte. Alle drei Frauen wurden in Auschwitz ermordet. Andere, wie Lotte Cohn in den 1920erJahren und Elsa Gidoni-Mandelstamm und Judith StolzerSegall in den 1930er-Jahren, wanderten in das damalige britische Mandats­palästina aus. Dort wurden Architekten dringend gesucht, und auch Frauen wurden mit der Leitung verschiedenster Projekte betraut – darunter Stadtplanung, kollektiver Wohnungsbau und öffentliche Gebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Frauen in Deutschland, unabhängig davon, ob sie in der DDR oder in der BRD arbeiteten, größere Chancen, wenn sie sich auf Baupro­jekte mit sozialer Ausrichtung konzentrierten wie etwa WEITER


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