ZEITSCHRIFT FÜR KONSERVIERUNG UND RESTAURIERUNG
NO 8 2017
Der Schatz von Berthouville Die römischen Silberobjekte sind jetzt restauriert und konserviert aus den USA zurückgekehrt ENTLARVT Malewitsch-Gemälde ist eine Fälschung
ERFORSCHT ENTHÜLLT Neue Erkenntnisse zur Die Bilder-Welten des Cornelius Gurlitt in Bern und Bonn Hinterglasmalerei der Moderne
INHALT
TITELTHEMA: METALL Kommentar von Dipl.-Rest. Joachim Kreutner Metall strahlt (zu oft) in neuem Glanz
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Dr.-Ing. Kerstin Kracht Synthese von Kopf- und Handarbeit Kerstin Brendel Bronzen in Silikon und Gips Nachgüsse
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Dr. Ute Strimmer Der Schatz von Berthouville
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Dr. Ute Strimmer Wie sich der internationale Kunsthandel für das Kulturerbe stark macht
Silberbecher, Schatz von Berthouville (Detail)
Hayo Ross, Michael Schmidt, Annette Jäger und Sabine Zaplin Wartung contra Verfall Gegen Witterung und Vandalismus
Fotos (v. o. n. u.): Wikimedia Commons / Marie-Lan Nguyen / Cabinet des Médailles, Paris; Museum Penzberg – Sammlung Campendonk; © Kunstmuseum Bern
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Jörg Stolz Erste Nachweise des Dezimalsystems? Der frühbronzezeitliche Spangenbarrenhort von Oberding
GLAS
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Rückansicht von Floris Jaspers’ „Harlekin“
Werner Hiller-König Forschungsprojekt zum Schutz bedeutender Gläser Sammlungsmanagement und Dokumentation
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Uta Baier „Wir plädieren für Blockbergungen“
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Susanne Lux Pionierarbeit zur Hinterglasmalerei der Moderne
SAMMLUNG GURLITT
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Blick in die Restaurierungswerkstatt in Bern
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Uta Baier „Beschriftungen oder Stempel wurden wohl ausgeschabt“
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Dr. Ute Strimmer Das verdächtige Erbe ist enthüllt
8/2017
RUBRIKEN 6
KUNSTSTÜCK
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BLICKPUNKT Restaurierungsintervalle an Sgraffitodekorationen werden kürzer Audrey Azoulay steht jetzt an der Spitze der UNESCO 570 Steine, 14 Filialen und 16 Skulpturen Malewitsch-Gemälde entpuppt sich als Fälschung Von Bauphysik bis zu Konservierungstechnologien Von grenzüberschreitender Zusammenarbeit Wir gratulieren!
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BERUF
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QUALITÄTSSCHMIEDE
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REFERENZ
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FIRMEN & PRODUKTE
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BUCHBESPRECHUNG
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TERMINE Ausstellung Veranstaltungen Impressum Vorschau
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PORTRÄT
Titelmotiv
Foto: Getty Museum, Los Angeles
1830 wurde der Schatz von Berthouville in der Normandie entdeckt. Das Getty Museum in Los Angeles konservierte und restaurierte in den letzten Jahren den antiken Silberfund, der der Pariser Nationalbibliothek gehört. Nach Ausstellungsstationen in den USA ist dieser bis Mitte Januar 2018 noch in Arles zu bewundern. Unser Cover zeigt den Spiegel einer prunkvollen Trinkschale: Omphale, die Geliebte des Hercules, schläft halbnackt auf einem Löwenfell. Lesen Sie dazu mehr ab Seite 26.
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8/2017
METALL
Jörg Stolz
Erste Nachweise des Dezimalsystems? Der frühbronzezeitliche Spangenbarrenhort von Oberding
796 Spangenbarren aus Kupfer – das ist das spektakuläre Ergebnis einer archäologischen Grabung bei Erding in Oberbayern im Jahr 2014. Der Depotfund lagerte in einer bronzezeitlichen Abfallgrube und ist der bislang umfangreichste in der Forschungsgeschichte. Mittlerweile sind die Blockbergungen freigelegt und die Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgeschlossen. Auffällig war eine Zehner-Bündelung der Barren, die als archäologischer Hinweis für die frühe Verwendung eines Dezimalsystems gelten kann.
1 Einzelner Spangenbarren nach der Freilegung
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2 3-D-Modell der Spangenbarren aus der großen Blockbergung, berechnet aus der Computertomografie 3 Computertomografie, Schnitt durch eine Barrengruppe
ABSTRACT First Proof Of Decimal Numeration? 796 copper rib ingots – this is the spectacular corpus of finds of an excavation near Erding in Upper Bavaria. The hoard was found in a Bronze Age waste pit and is the most extensive find in research history. Meanwhile, the block excavations have come to an end and conservation measures at the Bayerisches Amt für Denkmalpflege are finalised. The peculiar clustering of the ingots can be seen as archaeological evidence for the early use of decimal numeration.
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Im Frühjahr 2014 wurde in Oberding, Landkreis Erding, ein Zweifamilienhaus gebaut. Die bauvorgreifende Grabung brachte vier in einer Reihe liegende Abfallgruben zum Vorschein. Sämtliche datierbaren Befunde der Grabung werden in die Frühbronzezeit eingeordnet, rund 1800–1550 v. Chr. Beim Abtiefen entdeckten Archäologen am Ende der östlichsten Grube in einer seitlichen Nische ein Depotfund mit Spangenbarren, den man in zwei Blockbergungen hob. Die großartige Chance für die Hortfundforschung, die Spangenbarren hervorragend dokumentiert zu bergen und in allen Details zu analysieren, blieb nicht ungenutzt. In einem Gemeinschaftsprojekt des Museums Erding, des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege und der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie weiteren Experten wurde die Grabung, finanziert durch die Stadt Erding, aufgearbeitet. Die Spangenbarren vom Typ Bermatingen bestehen aus Kupfer (Abb. 1). Die Fundgattung diente dem Verhandeln von Metall, das schließlich weiterverarbeitet werden konnte. Insgesamt umfasst der Depotfund 796 Barren und ist damit der umfangreichste seiner Art. Wegen der unterschiedlichen Anforderungen an die Befunderfassung wurden verschiedene Dokumentationsmethoden ausgewählt: Fotografie, 8/2017
Fotos: (1) Jörg Stolz, BLfD; (2, 3) Fraunhofer-Institut in Fürth
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KOMM
ENTAR im Kreutner
oach ator J estaur R l. ip D
Joachim Kreutner ist Leiter der Metallrestaurierung im Bayerischen Nationalmuseum, München
Metall strahlt (zu oft) in neuem Glanz
Kartierungen auf Grundlage von Fotografien, Computertomografie (CT), Zeichnungen, Röntgenbilder, 3-D-Modelle über Structure from Motion (SfM), schriftliche Dokumentation sowie tabellarische Erfassung. Computertomografie Von beiden Blockbergungen wurden Computertomografie-Aufnahmen angefertigt. Bei der großen Blockbergung mit den Maßen 100 x 100 x 60 Zentimeter und einer knappen Tonne Gewicht war zunächst eine Reduzierung der Blockgröße um die Bereiche ohne Spangenbarren notwendig. Die Röntgenbilder des großen Blockes und sämtliche CT-Aufnahmen wurden im Entwicklungszentrum für Röntgentechnik des Fraunhofer-Instituts in Fürth erstellt. Dort steht die weltweit größte und stärkste CT-Anlage zur Verfügung, die hier zum ersten Mal Blockbergungen solchen Ausmaßes mit einer so hohen Dichte tomografierte. Nun können Beobachtungen zur Ablegungssituation der Barren im Boden angestellt werden. Das 3-D-Modell der Spangenbarren in der großen Blockbergung zeigt die einzelnen Gruppen der Barren und, dass diese auf unterschiedlichen Höhen verteilt sind. Das Erdreich ließ sich für diese Ansicht über den Dichteunterschied wegrechnen (Abb. 2). 8/2017
Vor über hundert Jahren forderte Georg Dehio: Konservieren statt restaurieren! Heute folgt die museale Restaurierungspraxis fast aller Materialgattungen diesem Postulat. Es stellt die dauerhafte Erhaltung und Authentizität des Museumsobjekts vor seine ästhetisierende und so immer von ihrer Entstehungszeit geprägte Präsentation. Im Dialog zwischen Ausstellungskuratoren und Restauratoren entstehen Lösungen, mit denen auch Objekte in unvollständig überliefertem Zustand oder mit vermeintlich unschön gealterter Oberfläche überzeugend vermittelt werden. Dies ist bei Gegenständen aus Metall leider noch nicht immer der Fall. So werden besonders Edelmetalle durch regelmäßige „Reinigungen“ – naturgemäß nichts anderes als Materialabtrag – ständig auf Hochglanz gehalten. Es wird selten versucht, eine beeinträchtigte Lesbarkeit mithilfe von reversiblen Retuschen oder geschickter Präsentation zu verbessern. Stattdessen werden Fehlstellen und Schäden, häufig unter Inkaufnahme drastischer Eingriffe in die originale Substanz, in der handwerklichen Technik der Entstehungszeit behoben. Gleichzeitig zeigen jedoch viele Beispiele, dass der Besucher mithilfe geeigneter Dokumentation versteht, warum die „Reparatur“ eines Schadens nicht angezeigt war. Dabei ändern sich allmählich jene Sehgewohnheiten, die nur das perfekte Glanzstück zu würdigen wissen. Neben naturwissenschaftlicher Expertise, beispielsweise bei der Minimierung von Korrosionsprozessen durch Verwendung inerter Vitrinenmaterialien, können wir Restauratoren so vor allem durch Kommunikation zur Erhaltung unserer Objekte beitragen.
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GLAS
Werner Hiller-König
Forschungsprojekt zum Schutz bedeutender Gläser Sammlungsmanagement und Dokumentation
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg initiierten 2014 ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC) und den Kunstsammlungen der Veste Coburg zum besseren Verständnis der Korrosionsabläufe in neuzeitlichen Hohlgläsern sowie deren Benennung und Dokumentation. Geplant ist, die laufenden Untersuchungen mit der visuellen Schadensdokumentation zu verbinden und die Erkenntnisse in einen sogenannten Glaskorrosion-Atlas einfließen zu lassen.
1 Karaffe mit Wölkchenbildung
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ABSTRACT Research Project For The Protection Of Important Glasses The Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg agency in cooperation with the Fraunhofer Institute For Silicate Research (ISC) and the Veste Coburg Art Collections initiated a research project in 2014 to foster the understanding of corrosion processes in new-age hollow glassware as well as their nomenclature and documentation. Ongoing studies are to be linked with visual damage documentation and results will be added to a socalled glass corrosion atlas.
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8/2017
GLAS
Den Restaurierungswerkstätten Karlsruhe und Ludwigsburg als Teile der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG) obliegt die Aufgabe der konservatorischen und restauratorischen Betreuung der Mobilen in den historischen Liegenschaften im Besitz des Landes. Bekannte Objekte der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg sind Schloss Heidelberg, Kloster Maulbronn sowie Schloss Ludwigsburg. Zur Ausstattung der Schlösser gehören bedeutende Sammlungen von Glasobjekten. Für eine konservatorisch unbedenkliche als auch verantwortungsvolle Aufbewahrung und Präsentation ist es unerlässlich, Ursachen und Abläufe von Korrosionsprozessen zu kennen sowie Möglichkeiten der konservatorischen und restauratorischen Betreuung auf Basis der speziellen Gegebenheiten in historischen Gebäuden zu klären. Das Projekt Als Ausgangpunkt für ein seit 2014 laufendes Forschungsprojekt der SSG dient eine Sammlung, deren Hohlgläser zum Teil stark korrosionsgeschädigt sind. In einem ersten Modul sollten die notwendigen Voraussetzungen für eine Präsentation der geschädigten Objekte erarbeitet werden. Besonderes Augenmerk liegt hierbei darauf, die Möglichkeiten eines präventiven Schutzes in historischen Räumen festzustellen sowie das Verhalten empfindlicher Gläser unter verschiedenen klimatischen Bedingungen zu beobachten (Hiller-König 2017, S. 252–259). In einem zweiten Modul ist die Klassifizierung von Schadensbildern an musealen Hohlgläsern aus dem Sammlungsbestand vorzunehmen. Anhand ausgewählter Exponate wird mittels lichtmikroskopischer und rasterelektronenmikroskopischer Untersuchung sowie Energiedispersiver Röntgenspektroskopie (EDX) eine genaue Darstellung und Charakterisierung der Schadensbilder vorgenommen. (Publikation ist in Bearbeitung: 8/2017
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2 Glas mit großflächiger Trübung 3 Pokal mit Trübung und Haarrissen
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SAMMLUNG GURLITT
„Beschriftungen oder Stempel wurden wohl ausgeschabt“ RESTAURO sprach mit Dorothea Spitza, Papierrestauratorin am Kunstmuseum Bern, über ihre Arbeit an den Werken aus dem Münchner Kunstfund, die aktuell in Bern gezeigt werden.
des Kunstmuseums Bern zur Herausforderung. Auch wenn sie sich auf die große Aufgabe vorbereiten konnten, musste es schnell gehen. Denn nach der Anlieferung im Juli 2017 blieben nur wenige Wochen bis zur Ausstellungseröffnung. Es gab viel zu tun. Eine hochdiffizile Aufgabe. Warum war die Restaurierung des Kunstfundes eine besondere Herausforderung? Dorothea Spitza: Wir hatten gleich mehrere Fragen vorab zu klären. Die erste Frage war, wie wir die Arbeiten, die jetzt in Bern sind, behandeln. Wir hatten die Möglichkeit, sie als Konvolut zu sehen oder als Einzelarbeiten. Die zweite Frage war, ob die Geschichte der Lagerung nach der Restaurierung sichtbar bleiben sollte. Die besondere Herausforderung bestand in der sehr kurzen Zeit, die uns Restauratoren zur Verfügung stand. Wie viel Zeit hatten Sie für wie viele Arbeiten? Spitza: Für die Restaurierung der 216 Papierarbeiten und der 13 Arbeiten auf Leinwand, die aus dem Fund in Bern sind, hatten wir knapp sieben Wochen Zeit. Insgesamt gehören zum Münchner Kunstfund 1.500 Kunstwerke. Es kommen nur die Werke nach Bern, bei denen ein Raubkunstverdacht definitiv ausgeschlossen werden kann.
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Vita Restauratorin Dorothea Spitza studierte an der Hochschule der Künste in Bern Restaurierung und Konservierung. Derzeit arbeitet sie im Kunstmuseum Bern und ist für den Bereich Grafik, Fotografie und Schriftgut zuständig.
Kontakt: dorothea.spitza@kunstmuseumbern.ch
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Als Cornelius Gurlitt, der Sohn des NS-Kunsthändlers Hildebrandt Gurlitt, seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern vererbte, war schnell klar, dass das Haus nur Werke annehmen würde, die von jedem Raubkunstverdacht frei sind. Daraufhin begann in Deutschland eine intensive Provenienzforschung, die längst nicht abgeschlossen ist. Experten konnten nach und nach verschiedene Werke vom Raubkunstverdacht befreien, die jetzt in Bern gezeigt werden. 216 Papierarbeiten und dreizehn Gemälde sind derzeit in einer ersten Ausstellung im Kunstmuseum Bern zu sehen. Parallel dazu hat in der Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung mit weiteren Werken aus GurlittBesitz eröffnet. Im Zusammenhang mit dem Kunstfund war viel von unsachgemäßer Lagerung durch Cornelius Gurlitt die Rede. Viele Bilder befanden sich bei ihrer Entdeckung in schlechtem Zustand. Das wurde für die Abteilung Konservierung und Restaurierung
Mit wie vielen Restauratoren haben Sie gearbeitet? Spitza: An der Restaurierung der 216 Papierarbeiten haben wir mit vier Restauratoren/Konservatoren und drei Studierenden gearbeitet. Den Gemälden widmeten sich eine Restauratorin und mehrere Studierende. Was waren die Hauptschäden? Spitza: Es waren meist mechanische Schäden: Knicke, Risse, beschädigte Kanten. All das, was auf eine Aufbewahrung auf zu kleinen Flächen schließen lässt. Außerdem waren Oberflächen verunreinigt und verstaubt. Gab es ein Blatt, mit dem Sie besonders viel Arbeit hatten? Spitza: Wie viel an einem Blatt gearbeitet werden musste, hing stark von der Technik ab. Bei Malereien 8/2017
SAMMLUNG GURLITT
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war eher mehr zu tun. Das betrifft vor allem Arbeiten von Otto Dix, der auf Packpapier mit glatter Oberfläche gemalt hat. Diese Blätter zeigen abblätternde Farbschollen. Sie sagten, Sie mussten entscheiden, ob der Konvolutcharakter der Arbeiten erhalten bleiben soll oder einzelne Blätter besonders behandelt werden. Wie haben Sie sich entschieden? Spitza: Aus kunsthistorischer Sicht sollte der Konvolutcharakter erhalten bleiben. Das wurde in Zusammenarbeit mit den Kuratoren entschieden. Für die Konservierung hatte das letztendlich weniger Folgen, als ich anfangs vermutet habe. Denn auch aufgrund der kurzen Zeit war es für uns ganz klar, dass wir nur reduzierte Konservierungsmaßnahmen durchführen können. Da ergab sich gar nicht die Frage, ob wir an einem Blatt zu viel machen könnten. 8/2017
Wie sind die Arbeiten gerahmt? Spitza: Wir nutzen unsere Wechselrahmen. Zwei, drei Arbeiten kamen in ihren Originalpassepartouts und ihren Originalrahmen und werden darin auch wieder gezeigt. Sind das alte Rahmen? Spitza: Ja, unbedingt, darauf deuten zum Beispiel Lichtschäden hin. Ob die Rahmen aber von den Künstlern stammen, das kann ich nicht sagen. Konnten Sie durch eine Restaurierung einen Beitrag zur Provenienzforschung leisten? Haben Sie etwas Besonderes entdeckt? Spitza: Die Besonderheit auf den Rückseiten verschiedener Blätter waren starke Abriebstellen, die darauf hindeuten, dass Beschriftungen oder Stempel ausgeschabt wurden. An diesen Stellen, die vor allem im Durchlicht sichtbar werden, sind die Blätter fast transparent. Bei der Konservierung
1 Papierrestauratorin Dorothea Spitza 2 Anfang Juli 2017 wurden die ersten Werke der Sammlung Gurlitt im Kunstmuseum Bern eingeliefert. Unter Hochdruck wurden sie für die Ausstellung „Bestandsaufnahme Gurlitt. ,Entartete Kunst‘ – Beschlagnahmt und verkauft“ restauriert und konserviert. Hier die Abnahme alter Montagestreifen an einem Holzschnitt von Edvard Munch
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