RESTAURO 05/2018

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ZEITSCHRIFT FÜR KONSERVIERUNG UND RESTAURIERUNG

NO 5 2018

MUSEEN IM UMBRUCH

Grand Opening Jetzt sind die Kunstwerke in die Kunsthalle Mannheim eingezogen

BAUHAUS Die Vorarbeiten zum großen Jubiläum laufen

BERLIN Braucht die Museumsinsel ein zentrales Eingangsgebäude?

BEZIEHUNGEN Österreich weitet sein Engagement in Asien aus


INHALT

TITELTHEMA: NEUBAU UND UMBAU VON MUSEEN

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Susanne Lux M.A. Mannheims neue Bühne Grand Opening der Kunsthalle Mannheim

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Dr. Ute Strimmer „Die hohe Lagerdichte war eine Herausforderung“ Die Kunsthalle Mannheim bekam ein neues Museumsdepot

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Uta Baier Sie ehrt einen der wichtigsten Stifter der Berliner Museen Der Neubau der James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel

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Ayhan Ayrilmaz Mit dem Willen zur Beschränkung auf das Wesentliche Ein neues Depot für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

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Dipl.-Rest. Heike Schlasse Zwischen Welt und Erbe – wie die Schlösserlandschaft Preußens gerettet wird Der Masterplan für die preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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Uta Baier Mehr Platz für die frühitalienische Tafelmalerei Altenburgs Lindenau-Museum erhält ein Depot und Restaurierungszentrum

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Alexandra Wach M.A. Ein Herz aus Glas Der Gewinner des Architekturwettbewerbs für die Kunsthalle Karlsruhe

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Dr. Frank Maier-Solgk Eine gelungene Verbindung von Ort, Architektur und Ausstellungsidee Das Europäische Hansemuseum in Lübeck

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Dipl.-Rest. Boris Frohberg 800 Jahre Stadt- und Hansegeschichte In Wismar eröffnete das neue Stadtgeschichtliche Museum im Schabbell

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MUSEEN IM UMBRUCH

Fassade der Kunsthalle Mannheim

Vorhang auf! Ein kleiner Vorgeschmack auf die Fachmesse MUTEC in Leipzig

SGRAFFITO

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Sgraffito am Residenzschloss Dresden

Dipl.-Rest. Boris Frohberg Formvollendet zwischen Alpen und Riesengebirge Ein Abriss über Technik- und Ausführungsveränderungen bei Sgraffitos

SAMMLUNGEN

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Verpackungsübungen an Dummies

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Mag. Johanna Wilk Wie Österreich Südindien in der präventiven Konservierung unterstützt Die Angewandte in Wien berät das Napier Museum

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Dr. Ute Strimmer Wien baut sein Engagement in Asien weiter aus Forschungsprojekte der Universität für angewandte Kunst Wien

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Dr. Ute Strimmer Das kulturelle Erbe Afrikas Eine Ausstellung zu Perlkunst im Museum Rietberg 5/2018

Fotos (v. o. n. u.): Kunsthalle Mannheim / Constantin Meyer; Dipl.-Rest. Matthias Zahn; Tanushree Gupta, Johanna Wilk/Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Kommentar von Ayhan Ayrilmaz Wenn weniger mehr ist


BAUHAUS 56

Uta Baier Holzfenster, schwarzes Opakglas und ein Nutzgarten Restaurierungsarbeiten im Musterhaus „Am Horn“

RUBRIKEN 6

KUNSTSTÜCK

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BLICKPUNKT Japanische Vogelbauervase offenbart unterschiedliche Restaurierungsethiken zwischen Ost und West Die „Gläserne Baustelle“ des Fraunhofer-Zentrums für energetische Altbausanierung und Denkmalpflege bleibt vorerst bestehen

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BERUF: Von aktiver Öffentlichkeitsarbeit

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FIRMEN & PRODUKTE

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TERMINE Ausstellung: „Licht und Leinwand“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg Veranstaltungen Impressum Vorschau

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PORTRÄT: Natalie Kesik

Titelmotiv Drei Jahre dauerte der Bau der Kunsthalle Mannheim. Entstanden ist eine spektakuläre Architektur, die Bezug nimmt auf Mannheim und den am Quadrat orientierten Grundriss einer Idealstadt der Barockzeit. Die renommierte Sammlung erhielt damit nicht nur einen würdigen Rahmen, sondern auch einen, der die Kunst schützt und optimale Bedingungen bietet. Denn der Neubau erfüllt technische und bauliche Museumsstandards und ist mit moderner Sicherheitstechnologie ausgestattet (s. S. 10).

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Foto: Kunsthalle Mannheim/ Constantin Meyer

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NEUBAU UND UMBAU VON MUSEEN

Mannheims neue Bühne Optimale Bedingungen für die Kunst bietet die gerade im Juni eröffnete Mannheimer Kunsthalle. Die renommierte Sammlung hat mit ihrem spektakulären Neubau nicht nur einen würdigen Rahmen erhalten, sondern auch einen, der die Kunst schützt. Der neue Komplex schließt an den alten Jugendstil-Bau an

1 Die Außenhülle des Neubaus der Kunsthalle Mannheim ließen die Architekten von gmp mit einem Metallgewebe ummanteln

Als „Stadt in der Stadt“ ist die neue Kunsthalle in Mannheim konzipiert. Die gmp-Architekten von Gerkan, Marg und Partner, eine Architektensozietät mit Sitz in Hamburg, entwarfen den Neubau mit Bezug auf Mannheim und den am Quadrat orientierten Grundriss einer Idealstadt der Barockzeit. Nun eröffnete die Kunsthalle nach dreijähriger Bauzeit und präsentiert einen spektakulären Bau.

Bereits im Dezember 2017 wurde der Bau an die Stadt Mannheim übergeben, damit das Kunsthallen-Team den Museumskomplex wieder beziehen kann. 5.700 Quadratmeter Ausstellungsfläche wurden neu eingerichtet, die Sammlungen neu inszeniert. Insgesamt handelt es sich um etwa 13.000 Quadratmeter Nutzfläche, auf welcher das Konzept als „Museum in Bewegung“ in einer „Stadt in der Stadt“ umgesetzt wurde.

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MUSEEN IM UMBRUCH

KOMM

ENTAR

az Ayrilm Ayhan

Der Gebäudekomplex, der sich an einem der schönsten Plätze Mannheims befindet, wurde tatsächlich als großstädtisches Element verwirklicht: Sieben Ausstellungshäuser sind um das 22 Meter hohe, mit einem Glasdach überspannte Lichtatrium versammelt, bei dem es sich mit 700 Quadratmetern um den größten Raum handelt. Die versetzt angeordneten verschieden großen Kuben, die wiederum durch ihre Komposition

Ayhan Ayrilmaz ist Direktor der Abteilung Architektur in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG)

Foto: Kunsthalle Mannheim / Constantin Meyer

Wenn weniger mehr ist

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Es ist eine bekannte Herausforderung im Museumsbau: Schaffung von Räumen, die hochkarätige Exponate beherbergen und dabei optimale Bedingungen bieten. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass sich heute je nach Museumstyp 40 bis 90 Prozent der Bestände in Depots befinden. Da selten nur vollständige Sammlungen ausgestellt werden können, befinden sich häufig auch Bestände im Besitz eines Museums, die niemals in ihrer Gesamtheit präsentiert werden. Sie stehen aber analog zu den Sammlungsbeständen, die in Aktenarchiven aufbewahrt werden, der Forschung zur Verfügung. Depotgebäude für hochkarätige Kunstgüter nehmen in der aktuellen Bauplanung vieler Museen einen immer größeren Stellenwert ein. Dabei stellt sich immer wieder die Frage, wie die hohen konservatorischen, sicherheits- und brandschutztechnischen Anforderungen an das empfindliche Kunstgut adäquat umgesetzt werden können. Es gibt zahlreiche Praxisbeispiele von technisch extrem aufwendigen Depotgebäuden, die versuchen, den bisweilen sehr hohen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten BerlinBrandenburg hat beim Neubau ihres Zentralen Depots in Potsdam bewusst einen alternativen Weg eingeschlagen. Mit dem Willen zur Beschränkung auf das Wesentliche ist in enger Zusammenarbeit mit Museologen, Restauratoren, Architekten und Fachplanern ein einfaches, technikarmes und nachhaltiges Gebäude entstanden, das zum einen gestaltungsstark einen als schwierig zu bezeichnenden Ort bereichert und zum anderen in vier Klimazonen optimale Bedingungen für über 40.000 Kunstgüter aus sämtlichen Sammlungsgruppen bereithält. Lassen Sie sich vom Ergebnis überraschen (s. S. 24). 11


SGRAFFITO

Formvollendet zwischen Alpen und Riesengebirge Seit dem ausgehenden Mittelalter prägen Putzgestaltungen die zentraleuropäischen Regionen. Doch wie haben sich Technik und Ausführung der haltbaren Kratzputztechnik vom Mittelalter bis ins späte 20. Jahrhundert verändert? Und wie haben sich die Veränderungen durch Alterung sowie Bau- und Erhaltungsmaßnahmen der erhaltenen Sgraffitodekorationen gewandelt? Ein Abriss

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SGRAFFITO

Technik Sgraffito stellt eine künstlerische Dekorationsform zur Bearbeitung von Wandflächen dar und wird zu den Putz- und Stucktechniken gezählt. Der Putzaufbau ist mit dem Fresco vergleichbar. Die erste Putzschicht heißt Rinzaffo oder auch Strigata (Grundierung bzw. Grundputz). Diese dient der Egalisierung des Untergrundes und zeigt unterschiedliche Schichtstärken. Die zweite Putzschicht wird Arriccio genannt (Endputz) und meist in Dicken von 1,5 bis 2 cm relativ gleichmäßig aufgetragen. Der Arriccio kann zwei- oder mehrlagig ausgeführt und eingefärbt sein. Die folgenden Schichten werden dann in der Regel zunehmend dünner mit höherem Anteil an Kalk und Feinsanden oder Steinmehlen ausgestattet. Die letzte Schicht wird Intonaco oder Intonachino genannt (Schleier oder Zivilputz). Diese hat eine feine Teilchengröße, bei welcher meistens der natürliche Mörtel-Farbton belassen wird, der lediglich durch die Farbe des Sandes verschieden ausfällt. Ihre Anwendungsdicke beträgt weniger als 3 mm, teils als Kalktünche mit breiter Bürste in zwei bis drei Lagen aufgestrichen und gegebenenfalls noch gefilzt oder mit einer Glättscheibe sauber abgezogen. Das endgültige und sichtbar bleibende Bild wird in einem sogenannten Tagwerk (it.: giornata) auf die oberste Schicht des geglätteten Feinputzes aufgepaust und anschließend durch Zahn- und Kratzeisen sowie verschieden geformte Schlingkratzer eingearbeitet, sodass die durchgefärbte Schicht sichtbar wird. Der Begriff Sgraffito wird vom italienischen Verb sgraffiare oder graffiare, deutsch kratzen, abgeleitet. Dabei ist der Schwarz-Weiß-Kontrast (auch als Chiaroscuro-Verzierung bezeichnet) das überwiegende Stilmittel. Bei der Carbonatisierung (auch Einsinterung) des Kalkes werden die Pigmente stabil in den Putz eingebunden. Dabei sind die Ausführungsqualität und die Materialwahl für die Haltbarkeit ausschlaggebend. Das Problem ist dabei, dass die Arbeit fertig sein muss, bevor die oberen Putzschichten abgebunden sind, weshalb die Größe der in einem Zug bearbeiteten Fläche, wie bei der Freskomalerei, begrenzt ist. Die Sgraffitos bieten in Bezug auf die angewandte Kratztechnik auch Bezüge zum Holzschnitt und Kupferstich, aber auch zur Hinterglasmalerei. Eine Kombination mit der Fresco- oder Seccomalerei kommt gelegentlich vor, z. B. in Schloss Litomyšl 5/2018

1 Martin Wolf beim Kratzen eines Sgraffito am Residenzschloss in Dresden

ABSTRACT Perfectly Shaped Between The Alps And The Krkonoše Since the late middle ages, scratched plasterwork is typical for Middle European regions. How have techniques of that durable style changed from then to the late 20th century? And how have these sgraffito decorations changed due to aging and building activities? An abstract.

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SAMMLUNGEN

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SAMMLUNGEN

Wie Österreich Südindien in der präventiven Konservierung unterstützt Das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien gehört zu den internationalen Beratern des Napier Museum in Trivandrum (Kerala/Indien). Dort ist derzeit Sammlungspflege ein zentrales Thema – vom Transport über die sachgemäße Lagerung bis hin zur Pflege und Reinigung der Objekte

Fotos: (1–3) Napier Museum, Gasnafar

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Seit 2016 ist das Team des Instituts für Konservierung und Restaurierung unter der Leitung von Prof. Gabriela Krist in Trivandrum in Kerala im Süden Indiens tätig. Projektpartner ist das Napier Museum – eines der ältesten Museen des Landes mit einer hochqualitativen Sammlung von Skulpturen aus Bronze und Holz, Münzen, Möbeln und Tempelausstattungen aus der Region. Ziel des Projekts ist es, Strategien der Sammlungspflege und der präventiven Konservierung im Museum umzusetzen und so die Erhaltungsbedingungen für die Sammlung zu verbessern. Die präventive Konservierung beschäftigt sich mit möglichen Risiken und Gefahren und bemüht sich, diese schon im Vorfeld zu vermeiden. Das ideale Resultat einer solchen Maßnahme ist, dass sich der Zustand des Objekts nicht verändert. Vor allem in einer tropischen Region wie Kerala ist Dauerhaftigkeit jedoch ein großes Ziel. Übers Jahr rangiert die Luftfeuchtigkeit in der Region zwischen 65 und 85 Prozent, die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 25 und 30 °C. Bei diesen Bedingungen vermehren sich Schädlinge besonders schnell, Korrosion, Abbauprozesse im organischen Material und Schimmelwachstum werden begünstigt. Nichtsdestotrotz befindet sich ein großer Teil der Objekte des Napier Museums, 5/2018

die seit Jahrzehnten in dem feuchten, aber gut belüfteten historischen Gebäude aus dem Jahr 1880 ohne Klimaanlage (Abb. 2) untergebracht sind, in einem stabilen Zustand. Die Problematik zeigte sich dort, wo die traditionelle Bauweise nicht zum Einsatz kam, nämlich im Depot des Museums. Es handelt sich hierbei um einen Anbau an das historische Museumsgebäude, eine zugemauerte Seitenterrasse ohne Fenster oder Öffnungen. Dadurch ergab sich, dass die Luftfeuchtigkeit sogar höher war als im Außenbereich und somit vermehrt Schimmelwachstum, Insektenfraß und Korrosion auftraten. Hinzu kam die Aufbewahrung der Objekte in offenen Regalbrettern, die Staub und Schmutzanlagerung bedingten. Darüber hinaus verhinderte der Platzmangel eine effiziente Reinigung der Depots und der Objekte (Abb. 3). Diese verbesserungswürdigen Punkte wurden gemeinsam mit anderen Parametern der präventiven Konservierung in einem mehrtägigen Workshop im Februar 2016 mit dem Museumspersonal und lokalen Experten erarbeitet und daraus eine „Roadmap“ für die Zukunft erstellt. Die Landesregierung von Kerala fasst den Entschluss, das gesamte Museum zu renovieren und Ausstellung und Lagerung der Sammlung zu verbessern.

1 Ein Student des NMIs bei der Reinigung der Objekte 2 Das Napier Museum in Trivandrum Kerala/Indien 3 Das alte Depot des Napier Museums

ABSTRACT How Austria Supports South India With Its Conservation Efforts The Institute of Conservation and Restoration at the University of Applied Arts Vienna is one of the advisors of the Napier Museum in Thiruvananthapuram (Kerala). Current key issues there are related to the care of the collections – from transportation to maintenance to appropriate storing and cleaning of objects.

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BAUHAUS

Holzfenster, schwarzes Opakglas und ein Nutzgarten Das erste Haus der Moderne, das „Haus Am Horn“ in Weimar von Georg Muche, wird originalgetreu wiederhergestellt – Deutschland fördert aber auch die Restaurierung von Bauhausbauten in Tel Aviv

1 Arbeiten an der Außenfassade des Haus Am Horn: Die Zusammensetzung des Putzes entspricht der Originalrezeptur von 1923 2 Blick von Westen auf das Musterhaus Am Horn (vor den Restaurierungsmaßnahmen)

Die Ideen des Architekten und Bauhausgründers Walter Gropius fielen durch. Seine Weimarer Studenten votierten gegen die Entwürfe ihres Direktors für ein Bauhaus-typisches Musterhaus und entschieden sich für den Vorschlag des Malers und Bauhausmeisters Georg Muche. Thema des Wettbewerbs war es, ein Musterhaus für eine neue Wohnsiedlung zu entwerfen. Muche schlug einen schlichten Baukörper auf quadratischem Grundriss vor. Alle Räume wie Küche und Kinderzimmer, Schlafraum und Badezimmer gruppierte er um einen großen, in der Mitte gelegenen Wohnraum. Dessen zentrale Rolle betonte Muche

durch eine größere Höhe, die auch von außen sichtbar ist. Querliegende Fensterbänder umgeben den turmartig herausstehenden Mittelteil in allen vier Richtungen. Die glattgeputzten Fassaden der umlaufenden Räume sind von sparsam und funktional gesetzten Fenstern unterbrochen. Im Innern herrschte Funktionalität. Es gab Einbauschränke, eine Einbauküche sowie eine Zentralheizung. Das Haus wurde innerhalb von nur vier Monaten gebaut und mithilfe der Meister und Studenten aller Werkstätten ausgestattet. Küche, Möbel, Teppiche – alles wurde von Bauhausmitarbeitern entworfen und teilweise auch gefertigt.

Foto: Birgit Busch, © Stadt Weimar/Klassik Stiftung Weimar

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BAUHAUS

So entstand das Gesamtkunstwerk „Haus Am Horn“. Es ist das erste Bauhaus-Haus, der Prototyp des Neuen Bauens, die Grundlage für alles Folgende: das Bauhausgebäude und die Meisterhäuser in Dessau, die deutschen und weltweiten Bauhausbauten sowie für ein neues, schnörkelloses, funktionales Bauen überhaupt. Das Weimarer Haus wurde von Adolf Sommerfeld, einem mit Gropius befreundeten Unternehmer und Investor, finanziert. Sommerfeld verkaufte es an einen Privatmann. In der DDR war es sogenanntes Volkseigentum und verfiel anfangs, wurde dann aber von seinen Bewohnern erhalten.

Seit 1996 ist es UNESCO-Weltkulturerbe. Der Freundeskreis der Bauhausuniversität Weimar e.V. übernahm das Haus in Erbbaupacht von der Stadt und begleitete die Generalsanierung 1997–99, bei der beispielsweise Garagenanbauten entfernt wurden. Sie orientierte sich allerdings an der damals geplanten Nutzung des Hauses als Ausstellungsort und temporäre Wohnung für Stipendiaten. Deshalb wurden beispielsweise Isolierglasfenster und moderne Plattenheizkörper eingebaut. Zwanzig Jahre und intensive Recherchen später soll das Haus museal erfahrbar werden. Dazu werden wieder einfach verglaste Holzfenster

ABSTRACT Wooden Windows, Black Opaque Glass And A Kitchen Garden The first modernity house, Georg Muche's “Haus Am Horn” in Weimar is being restored true to the original – and the restoration of Bauhaus buildings in Tel Aviv is supported with German money, too.

Foto: Wikimedia Commons / Most Curious

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