KL AUS BENDER UND MANFRED LUCENZ ELKE GRÄFIN VON PÜCKLER SABINE FREIFRAU VON SÜSSKIND VICTORIA WEGNER
Romantische
GARTENREISEN IN
Deutschland
ZU BESUCH IN DEN SCHÖNSTEN GÄRTEN MIT DEN BESTEN GEHEIMTIPPS
Romantische
GARTENREISEN IN
Deutschland
ZU BESUCH IN DEN SCHÖNSTEN GÄRTEN MIT DEN BESTEN GEHEIMTIPPS
KL AUS BENDER MANFRED LUCENZ ELKE GRÄFIN VON PÜCKLER SABINE FREIFRAU VON SÜSSKIND VICTORIA WEGNER
CALLWEY
I N H A LT
6 EINLEITUNG 11 DIE TOUREN
Nordbayern
14 MUSSÄROL BAMBERGER KRÄUTERGÄRTNEREI 18 EREMITAGE BAYREUTH 20 BÜRGERLICHER LANDSCHAFTSGARTEN – FELSENLABYRINTH LUISENBURG IN WUNSIEDEL 24 NEPAL HIMALAYA PARK 28 PRIVATGARTEN BARBARA KRASEMANN 32 SCHLOSSPARK DENNENLOHE 36 REISETIPPS
Rund um München
40 BOTANISCHER GARTEN MÜNCHEN-NYMPHENBURG 44 BOTANISCHER GARTEN AUGSBURG 46 PRIVATER BOTANISCHER GARTEN DAXBERG 48 SCHLOSSPARK LINDERHOF 52 KRÄUTER-ERLEBNIS-PARK BAD HEILBRUNN 54 KURPARK BAD AIBLING 56 REISETIPPS
Baden-Württemberg
60 LANDHAUS ETTENBÜHL 64 HERRENMÜHLE BLEICHHEIM 66 SCHAU- UND SICHTUNGSGARTEN HERMANNSHOF 70 INSEL MAINAU 74 BLÜHENDES BAROCK LUDWIGSBURG 76 BAROCKRESIDENZ RASTATT 78 BOTANISCHER GARTEN UND ARBORETUM TÜBINGEN 80 REISETIPPS
Hessen
84 PALMENGARTEN FRANKFURT 86 PRINZ-GEORG-GARTEN UND MATHILDENHÖHE IN DARMSTADT 90 PRIVATGARTEN CONRADI IN KRONBERG 92 PRIVATGARTEN STADTAUS IN KRONBERG 94 SCHLOSS FRIEDRICHSHOF IN KRONBERG 98 SCHLOSS WOLFSGARTEN BEI LANGEN 100 SCHLOSS FASANERIE IN EICHENZELL BEI FULDA 102 REISETIPPS
Ostwestfalen-Lippe
106 MAXIMILIANPARK IN HAMM 108 FLORA WESTFALICA IN RHEDA-WIEDENBRÜCK 110 PRIVATGARTEN WAGENHUBER/LESSMEIER IN VERSMOLD 112 SCHLOSS NEUHAUS IN PADERBORN
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I N H A LT
114 PRIVATGARTEN BERGSCHNEIDER IN PADERBORN 116 PRIVATGARTEN ASEMISSEN IN LEOPOLDSHÖHE 118 GRÄFLICHER PARK BAD DRIBURG 120 REISETIPPS
Rheinland von Bonn bis Düsseldorf 124 GARTEN ADENAUER 128 ARBORETUM HÄRLE 132 PRIVATGARTEN LONSDORF 134 SCHLÖSSER AUGUSTUSBURG UND FALKENLUST 138 JAPANISCHER GARTEN LEVERKUSEN 140 MUSEUM INSEL HOMBROICH 142 SCHLOSS BENRATH IN DÜSSELDORF 144 GARTEN HORTVS IN HILDEN 146 REISETIPPS
Niederrhein
150 GARTENANLAGEN IN KLEVE 152 PRIVATGARTEN IMIG-GEROLD IN BEDBURG-HAU 154 PRIVATGARTEN LUCENZ-BENDER 156 PRIVATGARTEN FRITSCHY/DAHL 158 BLICK ÜBER DIE GRENZE: LOTTUM UND PRIVATGARTEN VERHEGGEN 162 WASSERBURG ANHOLT 164 LANDSCHAFTSPARK DUISBURG-NORD 168 PRIVATGARTEN GÖRNERT IN ESSEN 170 REISETIPPS
Norddeutschland 174 KURPARK MALENTE 176 SCHLOSSPARK TREMSBÜTTEL 180 PLANTEN UN BLOMEN IN HAMBURG 184 PRIVATGARTEN FENNA GRAF 186 PRIVATGARTEN MOORRIEM 188 PARK DER GÄRTEN IN BAD ZWISCHENAHN 190 REISETIPPS
Ostdeutschland
194 FÜRST-PÜCKLER-PARK BAD MUSKAU 198 FÜRST-PÜCKLER-PARK BRANITZ 202 GOETHES GARTEN AM RANDE DES ILMPARKS 204 WÖRLITZER PARK 208 SCHLOSSPARK BABELSBERG 212 KARL-FOERSTER-GARTEN 214 PRIVATGARTEN ROSENHOF 216 REISETIPPS 218 SERVICE-ANHANG MIT ALLEN WICHTIGEN ADRESSEN UND WEITEREN TIPPS 224 BILDNACHWEIS / IMPRESSUM
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EINLEITUNG
Bei Gartenreisen denkt man meistens zunächst an England, Frankreich, die Benelux-Länder oder Italien, dabei befinden sich direkt vor unserer Haustür unzählige sehenswerte Gärten oder Parkanlagen, die oft auch weniger bekannt sind. Auch wegen seiner malerischen Landschaften zählt Deutschland zu den meistbesuchten Ländern der Welt. Ein besonderer Anziehungspunkt für Touristen sind außerdem die Schlösser mit ihren dazugehörenden Parkanlagen. In unseren neun Gartentouren führen wir Sie durch Süd-, West-, Nord- und Ostdeutschland und zeigen in den über 60 vorgestellten Gärten eine große Bandbreite unterschiedlicher Gartentypen. Vom versteckten Privatgarten, über Kurgärten und Gärtnereien, bis zum UNESCO-Welterbe haben wir Ihnen in diesem Buch einige Gartenjuwele zusammengestellt, die eine Reise wert sind. Begeben Sie sich mit uns auf die Reise durch Deutschlands schönste Gärten und erleben Sie bei der Lektüre spannende und vielfältige Geschichten. England gilt als das Mutterland der Gärtner, wo sich bereits im 18. Jahrhundert der englische Landschaftsgarten entwickelt hat, ein Stil, der die Gärten von den formalen Vorgaben befreite und sich mehr
an der Natur orientierte. Trotzdem war nichts dem Zufall überlassen und die Natur wurde von Menschenhand gestaltet. Die Gartenszenen wurden malerisch arrangiert, geschwungene Wege verliefen durch die Parkanlagen, naturnahe Landschaftselemente prägten das Bild. Bis heute stellt er die wohl bekannteste englische Gartenform dar, die auch Vorbild für zahlreiche private Gärten ist. Auch in Deutschland entstanden im 18. Jahrhundert die ersten Landschaftsgärten im englischen Stil. Der Wörlitzer Park (S. 192 bis 195) ist einer der frühesten und bedeutendsten Landschaftsgärten auf europäischen Festland. Mit seinen prächtigen, ständig wechselnden Gartenbildern wurde er schnell Vorbild für weitere Parklandschaften, die von Fürst Hermann von Pückler-Muskau, Peter Joseph Lenné oder Friedrich Ludwig von Sckell kreiert wurden. Weitere hier im Buch aufgeführte Beispiele für den englischen Landschaftsstil sind unter anderem die Eremitage von Bayreuth (S. 18/19), der Gräfliche Park in Bad Driburg (S. 118/119), der Ilmpark in Weimar (S. 202/203) oder die Parkanlagen Branitz in Brandenburg (S. 198 bis 201) und Muskau in Sachsen (S. 194 bis 197). Sie repräsentieren harmonische
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EINLEITUNG
Landschaft und sind der Inbegriff eines schönen Parks. Bei Besuchen dieser Anlagen kann man auch für den eigenen Garten eine Fülle an Anregungen sammeln. Der englische Landschaftsgarten stand im Kontrast zu den streng formalen, französisch geprägten Renaissance- und Barockgärten, die sich mit geometrisch angelegten Blumenbeeten der Architektur unterordnen mussten, damit so die Herrschaft des Menschen über die Natur demonstriert wurde. Ein schönes Beispiel hierfür ist das Blühende Barock in Ludwigsburg (S. 74/75). In vielen Anlagen, wie zum Beispiel bei der Wasserbug Anholt (S. 162/163), finden sich Barockgärten oder auch barocke Elemente. Ein besonders sehenswerter Park, der Elemente des französischen Barockgartens und des englischen Landschaftsgarten vereinigt, ist der Schlosspark Linderhof (S. 48/49). Deutsche Gärten haben aber auch ihren eigenen Stil: Dass sie sogar international immer mehr im Kommen sind, ist vor allem an dem „New German Style“ auszumachen. Besonders die Briten haben Gefallen an deutschen Gärten gefunden und werden immer häufiger dabei gesichtet, wie sie unterschiedlichsten Gärten in Deutschland einen Besuch abstatten, um sich inspirieren zu lassen. So war es auch ein britischer Autor, der den Begriff „New German Style“ geprägt hat. Hierbei handelt es sich weniger um einen Garten-Stil im herkömmlichen Sinne, als vielmehr um eine Art zu gärtnern: Pflanzen werden ausschließlich nach Lebensbereichen kombiniert und gepflanzt. Beete werden bewusst so angelegt, als hätte die Natur sich den Platz erobert. Allerdings ist die Bepflanzung der üppigen Pflanzenvielfalt zu dicht und auch zu vielseitig für ein zufälliges Wachstum. Es wird ein selbsterhaltendes System von Pflanzgemeinschaften angestrebt, welches sich aussäen und regenerieren kann. Eine Art und Weise, die der berühmte Staudenzüchter Karl Foerster schon vor vielen Jahren in seinem Sichtungsgarten in Bornim bei Potsdam praktizierte und die auch heute noch dort besichtigt werden kann (S. 208/209). Das beste Beispiel für diesen Gestaltungsansatz finden Sie im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim (S. 66 bis 69). Der Leiter des Hermannshofes, Cassian Schmidt, unter-
sucht dort zusammen mit seinem Team wissenschaftlich und experimentell neue Pflanzengemeinschaften für Gärten und öffentliche Flächen und perfektioniert so diesen „Naturstil“. GARTENSCHAUEN
Die Bundesgartenschau (BUGA) ist eine Ausstellung zum Gartenbau, die alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt stattfindet. Früher fanden sie meistens in den großen Metropolen der Bundesrepublik statt, heute werden auch verstärkt kleinere Städte wie 2007 Gera und Ronneburg, 2009 Schwerin oder 2011 Koblenz als Gastgeber ausgewählt. Alle zehn Jahre ersetzt die Internationale Gartenbauausstellung (IGA) die BUGA. Parallel dazu gibt es in den Bundesländern noch die Landesgartenschauen (LAGA oder LGS), das kleine Pendant zur Bundesgartenschau, welche auf Landesebene stattfinden. Nach dem zweiten Weltkrieg haben die Gartenschauen sehr dazu beigetragen, Parks wieder instand zu setzen oder den Städten ihre Parkanlagen wiederzugeben. Heute sind die Gartenschauen für viele Kommunen eine willkommene Gelegenheit, Parks oder neue Freiraumplanungen mit hohem Budget umzugestalten oder zu verwirklichen. Außerdem versprechen sich die Städte von den Veranstaltungen viele Touristen und eine überlokale touristische Wirksamkeit. Gartenschauen sind prägend für viele Gartenanlagen, wie zum Beispiel für Planten und Blomen in Hamburg (S. 178 bis 181) mit der IGA 1953, 1963 und 1973, für den Westpark in München mit der IGA 1983 oder auch für den Botanischen Garten in Augsburg (S. 44/45), wo 1985 die bayrische Landesgartenschau stattfand. OFFENE GÄRTEN
Neben den Gartenschauen ist auch der Tag der offenen Gartenpforte zu einer unverzichtbaren Institution in der Gartenszene geworden. Die Aktion geht auf ein englisches Vorbild, den National Garden Scheme (NGS), zurück, der ursprünglich 1927 vom „Frauenkomitee zum nationalen Gedenken an Queen Alexandra“ gegründet wurde. Ziel war es, die Öffnung der Gärten zur Sammlung von Spenden zu nutzen. Dieser karitative Charakter hat sich in
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EINLEITUNG
Deutschland nicht etabliert, hier stehen vielmehr die Begegnung selber und der Austausch über Pflanzen und Gärten im Vordergrund. Egal, ob es der kleine Reihenhausgarten, eine grüne Oase in der City oder der weitläufige Bauerngarten auf dem Land ist: Wo normalerweise nur Freunde und Familie Zutritt haben, dürfen an bestimmten Terminen in den Sommermonaten auch reiselustige Blumen- und Gartenfans Inspirationen sammeln und Gartenkultur erleben. Die Gartenbesitzer haben ihren Gärten für den großen Tag natürlich liebevoll in Bestform gebracht. Die Tage der Offenen Gartenpforte werden regional und meist durch private Initiativen organisiert. Viele der hier im Buch vorgestellen Privatgärten wie Wagenhuber/Lessmeier in Versmold (S. 110/111), Imig-Gerold in Bedburg-Hau (S. 152/153) oder Fenna Graf aus Sprangsrade (S. 182/183) machen bei der Aktion Offener Garten mit. Einige Gärten können nur nach Voranmeldung besucht werden, andere sind öffentlich zugänglich.
UNSERE GARTENTOUREN
Für das vorliegende Buch haben wir zu fünft neun Touren für verschiedene Regionen in Deutschland erarbeitet. Einige Gärten sind Ihnen sicher bekannt, andere möchten unbedingt noch entdeckt werden. Warum wir dieses Buch zu fünft geschrieben haben ist schnell erklärt: Wir möchten Ihnen die besten und abwechslungsreichsten Touren mit tollen Geheimtipps durch die unterschiedlichen Regionen in Deutschland aufzeigen. Und das funktioniert natürlich am besten, wenn man sich in der jeweiligen Region besonders gut auskennt. Sabine Freifrau von Süsskind ist auf dem Familiensitz Schloss Dennenlohe für die Verwaltung, Marketing, PR und die Öffentlichkeitsarbeit für das Schloss und den Landschaftspark zuständig und hat sich den Süden Deutschlands vorgenommen. Neben einer Tour durch Baden-Württemberg hat sie zwei Routen durch Bayern zusammengestellt. Dabei führt eine Route durch Südbayern – dort zeigt sie die schöns-
EINLEITUNG
ten Gärten zwischen den Alpen und Ingolstadt. Die zweite Tour führt durch das idyllische Nordbayern. Hier werden neben dem Schlosspark Dennenlohe unter anderem auch der Nepal Himalaya Park bei Regensburg oder das Felsenlabyrinth Luisenpark in Wunsiedel erkundet. Manfred Lucenz und Klaus Bender sind seit über 25 Jahren Gärtner aus Leidenschaft. Sie lassen uns an ihrem umfangreichen Wissen über die Gärten in Hessen, in Ostwestfalen-Lippe und im Rheinland teilhaben. In Hessen besuchen wir den Palmengarten in Frankfurt, Schlösser wie das Schloss Wolfsgarten bei Langen und natürlich auch faszinierende Privatgärten. In Ostwestfalen-Lippe, der Region im östlichen Nordrhein-Westfalen, laden Parkanlagen wie der Gräfliche Park in Bad Driburg ebenso wie aufwendig gestaltete Privatgärten zum Ausruhen und Genießen ein. Im Rheinland erwartet Sie eine spannende gärtnerische Rheinreise von Bonn bis Düsseldorf, die unter anderem in den Garten von Konrad Adenauer oder den Japanischen Garten Leverkusen führt. Außerdem gilt es am Niederrhein, die Landschaft zwischen Gartenund Industriekultur zu entdecken: Neben idyllischen Privatgärten wartet hier der Landschaftspark in Duisburg sowie ein Abstecher nach Holland nach Lottum und in den Privatgarten Verheggen auf Sie. Elke Gräfin von Pückler ist Schirmherrin des Gartenfestivals Park und Schloss Branitz – beste Voraussetzungen also, um die Tour für Ostdeutschland durch unberührte Natur und traumhafte Parklandschaften wie den Parkanlagen in Branitz, Muskau oder Babelsberg zusammenzustellen. Sie widmet sich auch zwei interessanten Persönlichkeiten, nämlich dem genialen Landschaftsgestalter mit Zukunftsvisionen, Fürst Hermann von Pückler-Muskau, und dem bedeutenden Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné. Beide haben die Geschichte des deutschen Gartens mit ihren eigenen Formensprachen und außergewöhnlichen Ideen mitgeprägt. Als Autorin und Gartenredakteurin und Nordlicht aus Hamburg hat Victoria Wegner sich der Route durch Norddeutschland gewidmet. Die gemütliche Landpartie zwischen den Meeren schlängelt sich durch das herrlich flache Land von Ostholstein in Schleswig-Holstein über Hamburg bis ins Ammer-
land in Niedersachsen. Hier können Sie, neben den traumhaften Privatgärten mit alten Fachwerkhäusern von Fenna Graf und von Ute und Albrecht Ziburski z.B. auch den Schlosspark in Tremsbüttel entdecken. Im Park der Gärten in Bad Zwischenahn gilt es schließlich in über 40 Gärten, Inspirationen für den eigenen Garten zu sammeln. So sind alle neun Touren auf ihre Art unterschiedlich – eben der Region angepasst. Einiges haben aber alle Gartenrouten gemeinsam, Sie bieten magische Momente und wunderbare Entdeckungen in traumhaften Gärten! Besuchen Sie zwei, maximal drei Gärten an einem Tag. Nehmen Sie sich Zeit, um so viel wie möglich zu entdecken und sich inspirieren zu lassen. Oft gibt es in den Parkanlagen und Gärten auch Sitzgelegenheiten, um sich zu entspannen und die Natur und die aufwendig angelegten Gartenbereiche zu genießen. Ergänzen Sie ihren Ausflug außerdem mit einem Stadtbummel, mit gutem, regional typischem Essen, einem Antik- oder Flohmarktbesuch, einem Zoobesuch oder einem Spaziergang durch ein idyllisches Dorf oder an einem See. Es lohnt sich immer, die Natur oder die Region um die Gärten herum kennenzulernen und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. Natürlich haben wir uns auch hierzu Gedanken gemacht und jede Gartentour noch einmal mit einer Doppelseite mit Reisetipps und Wissenswertem ergänzt. So haben wir weitere Gärten oder Parks, schöne Tipps, kulturelle Inspiration und Wissenswertes über die Region für Sie zusammengetragen. Zusätzlich finden Sie im Anhang – nach den jeweiligen Routen sortiert – noch weitere Adressen für Hotels, Restaurants, Gärtnereien, weitere Gärten und Sehenswürdigkeiten. Alle Gärten, die in dem vorliegenden Buch vorgestellt werden, sind regelmäßig geöffnet oder können nach vorheriger telefonischer Absprache besucht werden. Nehmen Sie bitte besonders bei den privaten Gärten Rücksicht auf die Eigentümer und melden Sie sich vorher an. Oft können Sie die Öffnungszeiten auch auf den jeweiligen Homepages herausfinden. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und Entdecken!
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Touren BIS vom SÜDEN IN den OSTEN DIE
Nordbayern H E R R S C H A F T L I C H E PA R K A N L A G E N UND ROMANTISCHE KLEINODE
N O R D B AY E R N
Mussärol Bamberger Kräutergärtnerei
OBEN Immer wieder gibt es kleine Überraschungen zu entdecken – hier mit Gänseblümchen. UNTEN Die Anbauflächen mit Staudenbeeten in Gelb, Orange und Weißtönen befinden sich seit sechs Generationen im Familienbesitz.
Etwas versteckt und von außen für den Laien kaum als Gärtnerei erkennbar, befindet sich mitten in Bamberg auf dem Gelände der Bamberger Kräutergärtnerei Mussärol ein idyllischer Schaugarten. Geparkt wird an der Hauptstraße oder, noch besser, man kommt mit dem Stadtbus oder dem Fahrrad. Die Gärtnerei befindet sich im typischen Gärtnerviertel Wunderburg und gehört zum seit mehr als 500 Jahren gewachsenen Gärtnerland, in dem es heute noch ca. 19 Gartenbaubetriebe gibt. Als Erkennungsmerkmal für die Gärtnereien dienen große Tore, das gilt auch für die Kräutergärtnerei Mussärol. Das historische Gärtnerhaus mit den dahinter liegenden Anbauflächen befindet sich seit sechs Generationen im Familienbesitz. Gertrud Leumer liegt das Gärtnersein also im Blut, sie setzt die gärtnerische Tradition mit Erfolg fort und zeigt hier die Vielfalt der Kräuter. 1994 übernahm sie nicht nur die schon eine Weile brachliegende elterliche Gärtnerei, sie stellte den konventionellen Gemüsebaubetrieb auf Bio-Anbau mit Schwerpunkt auf Topfkultur um und spezialisierte sich auf Kräuter. Der Betrieb ist Mitglied beim Anbauverein Naturland, es wird nach Naturland-Richtlinien biologisch-organisch, also ohne den Einsatz von chemischen Spritzmitteln und ohne künstliche Dünger gearbeitet. Auch der Strom wird schon seit vielen Jahren von der Sonne erzeugt, die Pflanzen werden mit gespeichertem Regenwasser gegossen. Nur wenige Schritte von der historischen Altstadt entfernt, liegen die etwa 4,3 Hektar großen Gärtnerflächen, umschlossen von kleinen, dicht aneinandergebauten Häusern, die zum Weltkulturerbe Bambergs gehören. Die Kräutergärtnerei Mussärol liegt in der Oberen Gärtnerei und befindet sich daher etwa 10 Minuten von der Altstadt
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EIGENTÜMER
Gertrud Leumer BESONDERHEIT
LINKS Fast wie in der Provence: In langen Reihe blüht hier im Sommer der Lavendel. RECHTS Immer wieder gibt es schattige Sitzplätze zum Ausruhen.
150 bis 200 Kräuterarten und -sorten Kultivierung der Süßholzpflanze Anerkannt biologischer Anbau nach Naturland-Richtlinien Kräuter- und Gärtnerstadtführungen
entfernt. Gartenbau hat in Bamberg eine lange Tradition, der Handel mit Kräutern, Gemüse und Samen machte die Gärtner aus Bamberg bekannt. Als Bamberger Besonderheit gilt der Anbau der Süßholzpflanze, die nach 60 Jahren in der Kräutergärtnerei Mussärol zum ersten Mal www.biokraeuter.info wieder kultiviert wird. Neben Süßholz war Majoran lange Zeit die wichtigste Kultur der Bamberger Gärtner und wurde großflächig auf den Feldern der Bamberger Gärtnerstadt des Mittelalters angebaut. „Um die Tradition der alten Namen wiederaufleben zu lassen, habe ich den alten Bamberger Dialektausdruck für Majoran Mussärol für meine Kräutergärtnerei gewählt“, erzählt Gertrud Leumer. Es ist ein Erlebnis der besonderen Art, durch den etwa 1.500 Quadratmeter großen Kräutergarten zu schlendern und die Vielfalt der Kräuter in Form von Duft-, Tee- und Heilpflanzen und klassischen Küchenkräutern in Natura kennenzulernen. Beim Sehen,
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Riechen und Fühlen der je nach Saison 150 bis 200 verschiedenen Arten und Sorten (im Schaugarten sind sogar über 200 Sorten zu sehen), wie unter anderem Ananasminze, Römischer Wermut, Lavendel, Beinwell, Kapuzinerkresse oder Mönchspfeffer, die in Töpfen zum Verkauf angeboten werden, wird die Welt der Biokräuter sinnlich erlebbar. Im Mai und Juni gibt es natürlich auch verschiedenste Jungpflanzen von Sommergemüse; vor allem seltene Tomatensorten und auch die beliebte Kartoffelsorte „Bamberger Hörnla“ finden sich im Sortiment der Gärtnerei. Ab Juli können dann die beliebten sonnengereiften Tomaten im Hofladen gekauft werden. Dort gibt es auch Kräuter in allen Variationen: Kräuteröle oder -essige, selbst gemachtes Basilikumpesto, köstliche Brotaufstriche oder auch Gemüsechutneys. Süßholz wird unter anderem geraspelt für Tee angeboten oder als kleine Stangen zum Auskauen. Und auch Lavendelfans kommen nicht zu kurz: es gibt Lavendelkissen, -bündel, -säckchen oder auch Lavendelzucker und -sirup, alles aus dem eigenen Bamberger Lavendel.
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N O R D B AY E R N
Eremitage Bayreuth
OBEN Die Orangerie mit Sonnentempel und die obere Grotte bieten einen unvergesslichen Blick. UNTEN Im Laubengang am Kanalgarten kann man im Schatten lustwandeln.
Etwas außerhalb vor den Toren der Stadt Bayreuth liegt die historische 49 Hektar große Parkanlage der Eremitage Bayreuth, eine der schönsten und bekanntesten Gartenanlagen im Barockstil. 1715 begann unter Markgraf Georg Wilhelm der Ausbau des 1664 gegründeten Tiergartens zu einer Eremitage mit einem Sommerschloss als Mittelpunkt einer höfischen Einsiedelei. Inmitten barocker Gartenanlagen kamen willkürlich verstreute kleine Eremitenhäuschen dazu, die, ähnlich wie in den späten englischen Landschaftsgärten, über geschwungene Wege zu erreichen sind. Dort spielte die höfische Gesellschaft das Eremitenleben nach. 1735 begann Markgräfin Wilhelmine die Eremitage nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Sie ließ das Alte Schloss erweitern, die Untere Grotte und eine halbkreisförmige Orangerie (heute das Neue Schloss) mit Sonnentempel und Großem Bassin mit prächtig sprudelnden Fontänen sowie die Eremitage des Markgrafen oder das Ruinentheater wurden neu angelegt. So entstanden außergewöhnliche Gartenteile, die bis heute nichts von ihrem Reiz verloren haben. Da die einzelnen Gartenbereiche unabEIGENTÜMER hängig voneinander standen und eine dominierende Achse Freistaat Bayern fehlte, entstand trotz der von Wilhelmine zugefügten traditiBESONDERHEIT onellen Elemente wie Alleen, Bosketten, Laubengängen und Altes Schloss Wasserspielen kein typischer Barockgarten. Neues Schloss Nach der Auflösung des Markgrafentums 1791 verfiel das Wasserspiele Gartenkunstwerk, im Zweiten Weltkrieg wurde auch das Großes Bassin Neue Schloss stark beschädigt. In umfangreichen WieObere Grotte derherstellungsarbeiten konnte die Anlage fast originalKünstliche Ruinen getreu wiederhergestellt werden. Die außergewöhnliche Kulturausstellungen und Komposition eigenständiger Gartenteile hat bis heute Theateraufführungen nichts von ihrem Reiz verloren und lädt zu ausgedehnten www.bayreuth-wilhelmine.de Spaziergängen ein.
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Bürgerlicher Landschaftsgarten – Felsenlabyrinth Luisenburg in Wunsiedel
Im abwechslungsreichen Felsenlabyrinth Luisenburg geht es teilweise auf steilen Stufen hoch hinaus.
Eine Entdeckungstour, entlang von Schluchten und Höhlen im bürgerlichen Landschaftsgarten, der mit seinen 300 Millionen Jahre alten Gesteinsblöcken zugleich das größte Felsenlabyrinth seiner Art in Europa ist, verspricht ein spannender und erlebnisreicher Tag für die ganze Familie zu werden. Die gigantischen Felsenmeere übten schon immer eine große Faszination auf die Menschen aus – früher fürchtete man das Felsenmeer sogar. Inzwischen erfreuen sich jedes Jahr über 100.000 Besucher an diesem einmaligen Naturereignis. Auch Johann Wolfgang von Goethe besuchte die Luisenburg und das Felsenlabyrinth gleich mehrmals. 1785 reiste er das erste Mal für naturwissenschaftliche Studien ins Fichtelgebirge. Diese Reise ließ ihn auch zu der Erkenntnis kommen, dass das Felsenlabyrinth durch sehr lang andauernde Verwitterungs- und Erosionsprozesse entstanden ist. Bis zu diesem Zeitpunkt nahm man noch an, dass für seine Entstehung Katastrophen wie Erdbeben verantwortlich waren. 35 Jahre später besuchte Goethe die Luisenburg zum zweiten Mal, um im Nachgang der wissenschaftlichen Welt seine Erkenntnis von der Entstehung des Felslabyrinths zu unterbreiten. Ende des 18. Jahrhunderts begann daraufhin die touristische Erschließung des Felsenlabyrinths als bürgerlicher Landschaftsgarten. Die undurchdringliche steinerne Wildnis der Luxburg wurde durch Sprengungen und Einebnungen in eine parkähnliche Anlage verwandelt. Im Sommer 1805 besuchte das preußische Königspaar die Gegend und die „Luxburg“ wurde zu Ehren der bürgernahen Königin Luise in „Luisenburg“ umbenannt. Damals wie heute bestimmen riesige Granit-Felsbrocken, umrandet von Höhlen und
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Bürgerlicher Landschaftsgarten – Felsenlabyrinth Luisenburg in Wunsiedel
Schluchten die einzigartige romantische Landschaftskulisse inmitten des Fichtelgebirges. Grotten und senkrecht mit Moos und Flechten bewachsene Felswände lassen schmale Durchgänge frei, manchmal blitzt es goldgrün dazwischen auf: dann hat man eine botanische Rarität vor sich, das Leuchtmoos. Der Rundgang durch den Landschaftsgarten leitet Sie durch Felsspalten und Steinriesen zu den 25 schönsten Plätzen, an denen Sie auf steinernen Giganten einzigartige Ausblicke genießen können. Dabei überwinden Sie, entlang von teils steilen Passagen, Höhlen und Schluchten, über 100 Höhenmeter und müssen sich bücken und schlank machen … Vom Alten Theaterplatz führt ein Nebenweg durch die Wolfsschlucht. Alternativ können Sie auch den blau markierten Aufstieg gehen, dieser führt unter anderem über die Burgtreppe, das Alte Schloss, den Goethefelsen, die Burgschlucht und weiter über das kleine Labyrinth mit den 30 steilen Felsstufen der Teufelstreppe bis hin zum Gipfelkreuz auf dem Bundesstein in 785 Meter Höhe. Von hier geht es entweder weiter in Richtung Burgstein oder noch höher zur 939 Meter hohen „Kösseine“, von wo man bei schönem Wetter einen herrlichen Ausblick hat. Natürlich kann man auch einfach den rot markierten Rückweg antreten: Vorbei an den Drei Brüdern, der Mariannenhöhe,
LINKS Auf dem Pfad zum Goethefelsen säumen Moosbewachsene Findlinge den Weg. RECHTS Auf der Anhöhe befinden sich malerische Ruinen.
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Bürgerlicher Landschaftsgarten – Felsenlabyrinth Luisenburg in Wunsiedel
dem Zuckerhut, dem 6 Meter langen „Napoleonshut“ und der Insel Helgoland (einem 7 Meter hohen Granitblock mitten in einem kleinen Weiher) gelangt man unterhalb des Luisensitzes wieder zum Hauptweg. Der 6 Meter lange Granitfelsen mit dem Namen des Französischen Kaisers wiegt übrigens 43 Tonnen und thront auf einer Fläche von gerade mal 0,2 Quadratmetern – Anlehnen ist also nicht ratsam! Zwei bis drei Stunden und gutes Schuhwerk sollte man mitbringen, wenn es Spaß machen soll. Zahlreiche Rastplätze und beeindruckende Aussichtspunkte laden EIGENTÜMER zum Verweilen und Genießen im Felsenlabyrinth ein. Stadt Wunsiedel Die Granitfelsen der Luisenburg sind nicht nur ein BESONDERHEIT Naturerlebnis für Wanderer, sie dienen auch als Kulisse Größtes Granitsteinmeer für eine Naturbühne, den Luisenburg-Festspielen, mit seiner Art in Europa überdachtem Zuschauerraum, auf der zwischen Juni Auszeichnung als „Nationaler Geotop“ und August ein abwechslungsreiches Programm aus Bayerns schönste Geotope klassischem Theater, Musical, Operette und KinEigens angelegte Rundwege dertheater stattfindet.
Zahlreiche Rastplätze Beeindruckende Aussichtspunkte Verschiedene Erlebnisführungen Hunde erlaubt, müssen aber an die Leine genommen werden Audio-Führer (4 €) in Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Tschechisch www.wunsiedel.de/tourismus/ felsenlabyrinth-luisenburg
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Nepal Himalaya Park
Direkt hinter dem Eingangspavillon befindet sich der Heidegarten, der besonders im Spätsommer eine Attraktion ist.
Oberhalb der Donau in Wiesent bei Regensburg erstreckt sich seit 2003 in einem ehemaligen Steinbruch der naturbelassene Nepal Himalaya Park. Auf einer Fläche von 8,5 Hektar liegen asiatische Gebäude und Statuen harmonisch eingebettet in einer naturnahen, großzügigen Pflanzung. Den Freunden der fernöstlichen Kultur begegnen unter anderem die Schlangengöttin, Ganesha, Hanuman und verschiedene BuddhaFiguren. Pflanzenliebhaber entdecken zahlreiche Stauden und Gehölze, die in Deutschland nur selten zu finden sind. Natürlich kann man sich auch „einfach nur“ bei einem Spaziergang durch die bunte Farben- und Formvielfalt sowie den im Geäst hängenden Glockenspielen von dieser mit viel Liebe gestalteten Anlage verzaubern lassen. Mittelpunkt des Parks ist der handgeschnitzte Nepal-HiEIGENTÜMER Nepal Himalaya Park Stiftung malaya-Pavillon, der in Hannover auf der EXPO 2000 vom Land Nepal als „Symbol der Toleranz“ gezeigt wurde. BESONDERHEIT Er besteht je zur Hälfte aus einem hinduistischen Tempel Nepal-Himalaya-Pavillon und einem buddhistischen Stupa und versinnbildlicht das der Expo 2000 friedliche Nebeneinander verschiedener Religionen in NeHimalaya-Pflanzensammlung pal. Im Wind wehende Gebetsfahnen tragen Glücks- und Chinagarten Segenswünsche in alle Welt. Im Laufe der Jahre entstand Bhutanteil mit einer originellen wassergetriebenen Gebetsrund um den Nepal-Himalaya-Pavillon ein sehr artenreimühle und einer Hängebrücke cher Schau- und Sichtungsgarten, in dem rund 3.500 verMehr als 3.500 Pflanzenarten schiedene Pflanzenarten wachsen, darunter Wildstauden aus aller Welt aus der ganzen Welt. Besonders sehenswert ist die umEiner der artenreichsten öffentlichen Gärten Deutschfangreiche Sammlung der Pflanzen des Himalayas. lands Dank der Hanglage des Parks am Fuße des Bayerischen Walds konnten auf dem stark strukturierten Gelände www.nepal-himalayazahlreiche verschiedene Gartenräume entstehen. Im Einpavillon.de
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