STEIN
S 05 | 2018
ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN
TRAUERKULTUR IM WANDEL
STIRBT DER FRIEDHOF? LIFESTYLE
KREISLAUF
PARTNERSCHAFT
Die stilsichere Inszenierung verkauft ausgefallene Natursteinprodukte im Luxussegment
Der Markt für professionelle Wasseraufbereitung bietet unterschiedliche Systemlösungen
Richtig angepackt können Kooperationen von Steinmetzbetrieben ein Erfolgsmodell sein
INHALT
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Moderne Elemente Es kann nicht exotisch können alte genug Friedhöfe und exklusiv auflockern, sein: Objektewenn oder sie sich, wie hieraus in Altdorf ganze Räume bei Nürnberg, zurückNaturstein füllen die nehmen und nicht Auftragsbücher von in den Vordergrund Steinmetzen, die auf drängen. Luxus spezialisiert sind.
Mit steigendem Maschinisierungsgrad wird Wasseraufbereitung in jedem Steinmetzbetrieb ein Thema. Es gibt Systeme mit Sacktrocknungsstation oder Kammerfilterpresse (Bild).
Ein unter Gesten derDenkmalTrauer schutzanstehender sollen allen Bunker in München möglichen Orten stattwurdedürfen. behutsam renofinden Bäume viertbesonders und innen gefragt mit sind „Fade –dem wie Naturstein das preisgekrönte to Grey“ eindrücklich ausgelegt. Grabmal unter Beweis stellt.
STEIN ONLINE
SCHÖNE WELT DER STEINE
STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt es auf facebook.com/stein.magazin STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Regelmäßig Neues aus der Stein-Welt, zu abonnieren auf stein-magazin.de
ZUM SAMMELN Die neue STEINKUNDE In dieser Ausgabe: Serizzo Antigorio
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STEINE BEARBEITEN 12
Das Erbe eines Supervulkans Wie sich der Steinabbau ab 1850 im sächsischen Porphyrland entwickelt hat.
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Zur Zukunft des Friedhofs Der Ort der Trauer muss stärker ins Leben der Lebenden integriert werden.
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Serizzo Antigorio Die Steinkunde stellt einen exklusiven Naturstein aus dem Piemont vor.
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Damit es lange währt Mit Drainagesystemen sieht Naturstein im Außenbereich noch nach Jahren aus wie neu.
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Auf einer Ebene Mit einer bodenegleichen Dusche wird jedes Bad zu einem edlen Wellnessbereich.
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Wasser im Kreislauf Wie die neuesten Systeme für professionelle Wasseraufbereitung funktionieren.
KUNDE
Handelsname:
SERIZZO ANTIGORIO ● Petrografische Familie:
Orthogneis (gemäß EN 12440 Anhang A) ● Typische Farbe:
Gemischtfarbig dunkelgrau mit weißen Partien ● Herkunftsort:
Valle Antigorio/Pimont/ Italien ● Liefernachweis:
Sarizzo di Crodo S.p.a./ Crevoladossola/Italien
● GEOLOGIE/PETROGRAFIE Die meisten silikatischen Hartgesteine der Alpen, die sich in einem grauen Farbspektrum bewegen, sind Paragneise. Serizzo Antigorio, der ebenfalls zu den silikatischen, metamorphen Hartgesteinen zählt, ist jedoch ein Orthogneis. Der Unterschied zwischen einem Orthogneis und einem Paragneis ist kaum erkennbar. Er ist in der Petrogenese (Gesteinswerdung) begründet. Beide Gesteinsfamilien zählen zur Gruppe der Umwandlungsgesteine. Ein Paragneis entsteht aus einem Sedimentgestein. Bei einem Orthogneis war ein ehemaliger Granit das Ursprungsgestein. Die metamorphe Überprägung ist auch heute noch gut an der Schichtung im Querbruch und der Einregelung der dunklen Schichtsilikate erkennbar.
● ARCHITEKTUR Bis zum Aufkommen der chinesischen Granite zählte Serizzo Antigorio zu den
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preisgünstigsten silikatischen Hartgesteinen auf dem deutschen Markt. Da der Stein eine hohe Witterungsbeständigkeit aufweist, wurde er meist auch im Außenbereich eingesetzt. Außenfensterbänke, Bodenbeläge als Bahnenware, Treppenstufen und Riemchen für Fassade und Sockel waren die bevorzugten Produkte. Im Zuge des momentanen Trends zu dunklen und schwarzen Natursteinen dürfte dieser Stein wieder interessant sein. Im direkten Vergleich zu Graniten hat er aufgrund seiner metamorphen Überprägung ein lebendigeres Dekor. Serizzo Antigorio bewegt sich in einem grauen Farbspektrum ohne Sekundärfarben. Deshalb ist er farblich neutral und kann problemlos mit anderen Farben kombiniert werden. Die jeweiligen Grauabstufungen können unterschiedlich ausfallen. Sie hängen stark vom jeweiligen Anschnitt der Rohblöcke und damit auch vom Anschnitt der enthaltenen hellen Alkalifeldspäte ab.
Stein und Design Mit Naturstein lassen sich die edelsten Einrichtungsgegenstände herstellen.
Dies ist wichtig für den Einkauf und die Kommissionierung von Aufträgen. Bezieht ein Verarbeiter Unmaßtafeln, die aus einem einzigen Rohblock in unterschiedlichen Dicken gefertigt wurden, sind die Helligkeit und Texturunterschiede sehr gering. Wird hingegen Fertigware, gegebenenfalls von verschiedenen Lieferanten bezogen, so können zwischen einzelnen Bauteilen größere Textur- und Helligkeitsunterschiede auftreten. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn standardisierte Bodenbeläge in Kombination mit Treppenstufen eingebaut werden, oder eine Kombination von Natursteinfliesen mit Produkten, die aus Tafelware gefertigt wurden, erfolgt. Auch bei der Zusammenstellung von Aufträgen, die aus unterschiedlichen Einkaufschargen stammen, sollte vor Auslieferung ein optischer Abgleich erfolgen. Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill www.steinkultur.eu
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PR ÜBER GEGEN EF T H L E IN Z E
Als Einzelkämpfer kommt man auf Dauer nicht voran. Bei komplexen Aufträgen sind Handwerker gut beraten, wenn sie auf Kollegen setzen und im Netzwerk arbeiten.
KUNDEN GEWINNEN 42
Gemeinsam stark Kooperationen bringen Handwerkern viele Vorteile. Dabei kommt es aber auf die richtige Form an.
CHANCEN NUTZEN 50
Zeitgemäß um Mitarbeiter werben Beim Recruiting sollten Handwerker heute auf digitiale Stellenanzeigen, Facebook und Co. setzen.
PANORAMA 56
Vorbericht stone+tec
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Das Geheimnis von Görlitz
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Termine, Produkte und mehr
RUBRIKEN 63 64 74
Vorschau Impressum Seitenblicke Netzwerk
Testen Sie jetzt! 3 AUSGABEN STEIN FÜR NUR
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SCHÖNE WELT DER STEINE
STEIN UND DESIGN Ausgefallen und künstlerisch: ein Raumteiler aus gewundenem Naturstein. Hergestellt mit der CNC-Maschine
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SCHÖNE WELT DER STEINE
Kunstvolle Steinobjekte Sie haben verheißungsvolle Namen: Rosso Balmoral, Verde Guatemala, Cosmic Black oder Baltic Brown. Bei entsprechender Verarbeitung können aus ihnen wahre Kunstwerke entstehen oder besonders ungewöhnliche Objekte, für deren Herstellung man früher nicht auf die Idee gekommen wäre, Naturstein zu verwenden. Der Werkstoff erfährt seit einigen Jahren eine ideelle Aufwertung. Von Christina Haberlik
Foto: Ströhmann Steindesign
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em „Herzschlag der Zeit“ folgend, bietet Marktführer Antolini Exotisches aus Naturstein unter der Produktlinie Lifestyle an. Was klein angefangen hat, irgendwo zwischen Gardasee und Verona, hat sich inzwischen ausgeweitet zu einem weltweit agierenden Riesenkonzern. „Designed von der Natur“ ist einer der Werbeslogans der Firma. Luigi Antolini hat die Pracht und Vielfalt der Steine nicht erfunden, aber er ist in der Lage, deren Schönheit durch spezielle Bearbeitung zu verstärken und ihnen Leben einzuhauchen. Neue Technologien werden entwickelt und eingesetzt – beispielsweise werden Steinplatten bearbeitet, indem Risse oder Poren im Stein mit Vakuumharz verfüllt werden. Auch für die Oberflächenbearbeitung bieten sich viele Möglichkeiten. Die herkömmlichen Verfahren sind gebürstet, sandgestrahlt, wassergestrahlt, gefräst, auf Hochglanz poliert und dergleichen mehr. Der neueste Clou der Firma Antolini ist die Erfindung einer säureresistenten, gewissermaßen imprägnierten Oberfläche, einer Schutzbehandlung, genannt „Azerocare“. Es ist das bestgehütete Geheimnis des Herstellers. Um ein Beispiel aus der neuesten Produktion zu nennen: ein Fitnessraum aus blauem Naturstein nach dem Design von Alessandro La Spada. Nein, die Hanteln sind nicht aus Stein, auch nicht das Laufband oder sonstige Fitnessgeräte, aber alles sonst: ein steinerner Raum zum Stählen der Muskeln. Blaue Steine in verschiedenen Schattierungen kamen hier zum Einsatz: Der Boden ist aus italienischem Marmor Calacatta Cielo mit seinen Farbnuancen Gold, Beige, Blau und Elfenbein. Für die Wände, die Dusche und ein Waschbecken wählte man den eher filigranen und ausdrucksstarken Calcite Azul Extra, Ursprungsland Brasilien, der durchscheinend wie kristallisiertes Wasser wirkt. Auch was die „Performance“ anbelangt, war Antolini Vorreiter innerhalb der Branche.
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STEINE BEARBEITEN
Der Steinbruch bei Lüptitz lieferte Material für die erst kürzlich eröffnete Schnellstrecke der Bahn zwischen München und Berlin
Steine in Sachsen Der Geopark Porphyrland im Nordwesten von Sachsen gehört zu den größten Vulkangebieten Europas. Während das ortsansässige Museum „Steinarbeiterhaus“ in Hohburg sich vergangenen Zeiten widmet, schreibt das benachbarte Hartsteinwerk Lüptitz mit dem Jahrhundertprojekt „Bahnstrecke München–Berlin“ Geschichte. Von Friederike Voigt 12
Fotos: Friederike Voigt
DAS ERBE EINES SUPERVULKANS S05| 2018
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Bossierplatz am Steinbruch Hohnstädt bei Grimma in den 1930er-Jahren
Quarzporphyr, neben Granit eines der härtesten Gesteine, die es gibt
Fotos: Steinarbeiterhaus; Friederike Voigt
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atthias Müller steht am Ufer eines kleinen idyllischen Sees östlich von Leipzig. „In den 1970er-Jahren war das ein Paradies für uns“, erinnert sich der 60-Jährige mit Blick auf das Wasser. Bis 1965 wurde hier hauptsächlich für die sächsische Porzellanindustrie Kaolin abgebaut. Als das Werk geschlossen wurde, füllte sich die Grube langsam mit Wasser. „An die anfänglichen Schlammschlachten erinnere ich mich noch allzu gut“, lächelt Müller. Später lernte er hier schwimmen.
MUSEUM STEINARBEITERHAUS ZEIGT SCHWERE HANDARBEIT Matthias Müller erzählt gerne von damals. Kein Wunder. Schließlich ist er Historiker. Und seit 1985 Leiter des Mu-
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seum Steinarbeiterhaus im sächsischen Hohburg. Sein Haus dokumentiert den Steinabbau, der sich ab 1850 im sogenannten Porphyrhügelland an der Mulde zu entwickeln begann. Das Fachwerkgebäude selbst wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut und war das bescheidene Heim einer Steinarbeiterfamilie. Noch heute zeigt es im Erdgeschoss die Wohnverhältnisse von damals – der Garten funktioniert hingegen wie ein Freilichtmuseum: Eine Feldbahn mit Kipploren, der Lanz-Bulldog, die Straßenwalze, der Muldenkipper oder die Bohrraupe, aber auch die schweren Vorschlaghammer lassen den Schweiß der früheren Handarbeit noch heute von der Stirn der Besucher tropfen. „Der Knüller ist eine fahrbare Brecheranlage, die ich den Besuchern
immer vorführe“, erzählt Müller mit strahlenden Augen. Dann ist es ordentlich laut im Garten.
GRÖSSTES VULKANGEBIET EUROPAS Das Steinarbeiterhaus von Matthias Müller würde es aber nicht geben, wenn es nicht vor circa 300 Millionen Jahren östlich von Leipzig zwischen den Hohburger Bergen, dem Collm bei Oschatz und dem Rochlitzer Berg ziemlich gekracht hätte. Heute sprechen Experten reißerisch von einem Supervulkan, der die Erde erschütterte: In der sogenannten Rotliegendzeit ereigneten sich mehrere Vulkanausbrüche, die Gesteinsmassen aus dem tiefen Erdinneren nach oben
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Digitalisierung als Lösung für ein Platzproblem: Weil es auf Hongkongs Bestattungsplätzen, wie hier im Happy Valley, sehr eng geworden ist und Beisetzungen extrem teuer sind, gibt es nun die Idee eines virtuellen Friedhofs
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ZUR ZUKUNFT DES FRIEDHOFS Grabmalkultur Ein Friedhofswandel ist im Gange, alternative Bestattungsarten sind etabliert. Zeit, zu reflektieren. Mit welchen Konzepten reagieren Steinmetze und Friedhofsverwaltungen auf die veränderten Bedürfnisse der Angehörigen und Friedhofsbesucher? Und was halten Vertreter verschiedener Friedhofsgewerke davon, den Ort der Trauer stärker in das Leben der Lebenden zu integrieren? Von Carolin Werthmann
Foto: picture alliance/Ton Koene
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s war im Jahr 1999, als ein Obdachloser das Grabmal eines dreihundertjährigen Leichnams aufbrach und eine Reihe unerklärlicher Ereignisse auslöste. Ereignisse, die dazu führten, dass Friedhöfe hin und wieder mehr als Schauer- denn Trauerorte wahrgenommen werden. Die Geschichte ereignete sich auf dem Greyfriars Friedhof in der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Der dunkle Stein der Grabmäler und die grauen Monumente sind gezeichnet vom rauen Wetter Schottlands, von der spätmittelalterlichen Entstehungszeit und von gotischen Gestaltungsvorlieben. Der Friedhof wirkt wie das perfekte Set eines Horrorfilms. Hier suchte der heimatlose Mann Obhut vor dem Regen und stolperte nachts über den Greyfriars Kirkyard im Süden der Altstadt. Dabei brach er in ein schwarzes Mausoleum mit dem Leichnam George Mackenzies ein, der als blutiger Verfolger und sadistischer Scherge einen kontroversen Ruf in der schottischen Geschichte hinterlassen hat und 1691 dort beigesetzt wurde.
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Seit jenem Jahr des Einbruchs bemerkten Besucher unheimliche Geschehnisse auf Greyfriars Kirkyard: Eine Frau wurde bewusstlos neben dem offenen Mausoleum gefunden, andere wiesen unerklärliche blaue Flecken auf der Haut auf und berichteten von Mackenzies Poltergeist, der seit jenem Tag sein Unwesen auf dem Friedhof treibe. Im Jahr 2000 nahm sich der Exorzist Colin Grant des Mysteriums an, beendete seine Maßnahme jedoch mit den Worten, er fürchte um sein Leben und fühle sich umzingelt von unheilvollen Seelen, zu mächtig, um sie von dem Friedhof vertreiben zu können. Wenige Wochen später fand man Colin Grant tot auf. Herzinfarkt.
EINLADEND UND BUNT STATT UNHEIMLICH UND EINFÄLTIG Derartige Legenden, von Stadtverwaltung und Medien gut dokumentiert, mag man glauben oder nicht. Klar wird dadurch, dass Friedhöfen – geschürt vor allem auch durch Filme, Literatur und bildende Kunst – eine mystische, ambivalente Atmosphä-
re anhaftet. Kindern sind Friedhöfe oft unheimlich, und nachts scheint es angenehmer, sie weitläufig zu umgehen. Als ausgelagerte Orte, abgetrennt vom Alltag der Lebenden, werden sie akzeptiert. Doch vor einigen Jahren begannen Friedhofsverwaltungen zu erkennen: Die Reputation des Friedhofs bedarf einer Renaissance. Ein Wandel ist bereits im Gange. Das ist einerseits eine natürliche Entwicklung zeitgemäß bedingter Bestattungsentscheidungen, andererseits eine notwendige Antwort hinsichtlich angemessener Grabmalgestaltungen. Nachfrage und Angebot bedingen sich. So gilt zum Beispiel der Hauptfriedhof Karlsruhe als zukunftsweisend: Schaukeln für Kinder, Trauerpfade, attraktive Bepflanzung, kreative Grabmale mit Erinnerungsstücken und Spielsachen – ein Friedhof der Kuscheltiere, wie er Horrorautor Stephen King nicht gefallen würde. Matthäus Vogel, Leiter des Friedhofsund Bestattungsamts Karlsruhe, erklärt diese Friedhofsästhetik damit, dass heute ein anderer Umgang mit Trauer bestünde. „Die Menschen möchten nicht
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Edler Blickfang: Das Badezimmer besticht durch sein minimalistisches Design, auch hervorgerufen durch die fugenlose Dusche
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Foto: baqua/Ralph Emmerich
AUF EINER EBENE Bodengleiche Duschen liegen im Trend Verschiedene Ablaufsysteme sorgen dafür, dass das Bad nach dem Brausen nicht unter Wasser steht. STEIN erklärt, was der Steinmetz beim Einbau beachten muss und wie sich die Systeme unterscheiden. Von Alexandra Nyseth
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WASSER IM KREISLAUF
Foto: Michael Spohr
Sorgen für perfekte Funktion der Lamellenscheibenfilter: Geschäftsführer Franz Seitz präsentiert die Vielzahl der leicht zu reinigenden roten Polypropylen-Ringe im Inneren der Filterkartuschen für seine Pumpen – hier bei der König-Hausmesse in Karlsruhe
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Wasseraufbereitungsanlagen und Pumpen Mit zunehmendem Maschinisierungsgrad benötigen Stein verarbeitende Betriebe eine professionelle Wasseraufbereitung. Unterschiedliche Systeme – mit Kammerfilterpresse oder Sacktrocknungsstation – stehen zur Verfügung. Von Michael Spohr
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nter den Fundamenten etlicher Gelände von Steinmetz-Firmen befinden sich mehrere Wassergruben, die durch Überläufe miteinander verbunden sind. Im Sumpf des letzten Beckens fördert eine Pumpe das Wasser, welches zuvor über Bodenkanäle ins erste Becken geflossen ist, wieder zu den Maschinen. Sinn der Sache ist, dass sich der im Prozesswasser enthaltene Schleifund Sägestaub am Boden der Becken absetzt. Mit jedem Überlauf wird das so geklärte Wasser sauberer. Feinstpartikel indes lassen sich dem Wasser auf diese Weise nicht entziehen. Außerdem ist nicht zu verhindern, dass das Wasser im letzten Becken verunreinigt wird. Und erschwerend kommt hinzu, dass die Becken regelmäßig manuell vom Schlamm befreit werden müssen. Alles in allem ist das Verfahren längst nicht mehr zeitgemäß und in einer Zeit immer sensiblerer, weil hochtechnisierter Maschinen auch gefährlich. Daher haben viele Firmeninhaber zunächst damit begonnen, das in ihren Überlaufbecken vorgereinigte Wasser in eine einfache Wasseraufbereitungsanlage zu pumpen. Diese Anlagen sehen aus wie große Tränken mit Überlauf – unten ausgestattet mit mehreren Auslässen in Form von Stutzen. Hier werden Säcke angehängt, die den feuchten Schlamm vom Grund der Absetzwanne
aufnehmen. Die Säcke können dann nach weitgehender Austrocknung der Entsorgung zugeführt werden. Modernere Wasseraufbereitungssysteme hingegen bestehen aus einem großen Silo oder einem Schräg-Lamellenklärer sowie einer Sacktrocknungsstation oder einer Kammerfilterpresse. Gegebenenfalls kommt noch eine Beflockungsstation hinzu, die zusätzlich zur rein physikalischen Wasseraufbereitung chemikalisch bei der Sedimentation der im Prozesswasser enthaltenen Schwebstoffe nachhilft. Zu einer professionellen Prozesswasser-Aufbereitungsanlage gehören zudem Druckerhöhungsanlagen, die das gereinigte Wasser aus einem Frischwasserspeicher zu den Produktionsmaschinen zurückführen. Dabei saugt eine Pumpe das gereinigte Wasser an und fördert es mit Druck weiter. Gegebenenfalls sorgt eine zweite Pumpe für den erforderlichen konstanten Druck im System. Eingesetzt werden hierzu automatisch gesteuerte Pumpen mit Druckschalter und Durchflussmengenmesser. Die Herausforderung besteht darin, bei schwankenden Abgabemengen stets einen konstanten Versorgungsdruck zu erzielen. Mit Lamellenscheibenfiltern ausgestattet, sorgen die Pumpen für ein Ausfiltern selbst mikroskopisch kleiner Partikel aus dem vorgeklärten Wasser.
STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Kemie B.V., Niederlande, www.kemie.nl und ECS Eich, www.ecs-eich.com 2. Wigastone Natursteinsysteme GmbH, Steinwenden, www.wigastone.de und Italmecc S.r.l., Schio (VI)/Italien, www.italmecc.com sowie Seitz KG, Rutesheim-Perouse, www.seitz-pumpen.de 3. Leiblein GmbH, Hardheim, www.leiblein.de und Jogerst Steintechnologie, Oberkirch, www.jogerst.com 4. SteMaTec GmbH, Krumbach (Schwaben), www.stematec-gmbh.de
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KUNDEN GEWINNEN
Damit die Auftragsbücher voll bleiben, sollten Steinmetze bei größeren Aufträgen zusammenarbeiten – wie hier am Berliner Humboldt Forum
GEMEINSAM STARK Kooperationen Für volle Auftragsbücher braucht man verlässliche Partner. Damit Kooperationen langfristig funktionieren, sind Kommunikation, Führung und realistische Ziele wichtig. Von Annette Mühlberger
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Foto: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss/Stephan Falk
rfolgreiche Unternehmer pflegen häufiger Partnerschaften und den Austausch mit anderen Betrieben. Sie sind offen gegenüber Netzwerken, profitieren von Synergien und erweitern durch Kooperationen Leistungsumfang und Zielgruppe. Das jedenfalls ist das Bild, das die Reinhold Würth Handwerks-Studie zuletzt vor drei Jahren von den besten zehn Prozent der 700 teilnehmenden Betrieben zeichnet. Alle anderen nutzen zu knapp zwei Dritteln Kooperationen und Partnerschaften mit anderen Unternehmen immerhin weitgehend. Etwas stärker etabliert ist der regelmäßige Austausch mit Kollegen – etwa über die Innung.
STEINPLUS
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Ich habe bereits Kooperationserfahrung. Ich kenne die Risiken von Kooperationen. Mein Unternehmen besitzt das Potenzial, an einem Netzwerk mitzuwirken. Die Zusammenarbeit besitzt für mich einen hohen Stellenwert. Ich sehe die Kooperation als strategischen Vorteil und nicht als „Notnagel“. Ich habe freie Kapazitäten für die Kooperation. Die Aufträge der Kooperation haben Vorrang. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist mir wichtig. Ich lege großen Wert auf einen regelmäßigen Austausch und offene Gespräche mit den Partnern.
Viele Kooperationen werden aus der Not heraus geboren, beobachtet Franz Falk, Geschäftsführer Unternehmensservice der Handwerkskammer Region Stuttgart. Sind die Firmen raus aus der Krise, schwindet das Interesse für die Zusammenarbeit mit steigender Auftragslage. „Die meisten Partnerschaften halten nicht länger als zehn Jahre“, erklärt Frank Falk im Interview mit STEIN (siehe Seite 46). Dennoch, betont der Kooperationsexperte, Netzwerke werden für das Handwerk immer wichtiger. Hochkonjunktur hin oder her, für volle Auftragsbücher braucht es verlässliche Partner. Mit ihnen steht und fällt jede Kooperation. Ohne aktives Kooperationsmanagement passen möglicherweise die Unternehmenskulturen nicht zusammen, die Partner verfolgen andere Ziele oder gehen von unterschiedlichen Voraussetzungen aus. Letztlich ist eine Kooperation ein Projekt und muss als solches aktiv gesteuert werden.
Ich bin bereit, Informationen über meinen Betrieb ins Netzwerk zu geben.
Die kulturellen Unterschiede zwischen kooperierenden Betrieben werden oft unterschätzt. Dabei hat jeder Betrieb seine eigene DNA. Das hat nicht nur mit dem Leistungsspektrum, den Kunden und der Firmenhistorie zu tun, sondern
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NEIN
Ich kenne die Grundlagen kooperativer Zusammenarbeit.
DER EINZELKÄMPFER IST OUT
VORSICHT KULTURCLASH
JA
Ich bin bereit, im Team zu denken. Ich bin bereit, Entscheidungen mit zu tragen, auch wenn ich selbst anderer Meinung bin. Konkurrenzeffekte lassen sich in Netzwerken nicht vermeiden und müssen offen geregelt werden. Ich weiß, dass eine Kooperation mein persönliches und zeitliches Engagement voraussetzt. Ich bin bereit, in die Kooperation zu investieren. Ich weiß, dass Kooperationen neue Formen der Zusammenarbeit brauchen. Ich bin bereit, von meinen Partnern zu lernen. Meine Mitarbeiter lassen sich vom Kooperationsgedanken begeistern. Quelle: Leitfaden Kooperationen, Handwerkskammer Münster
auch mit den individuellen Regeln der Zusammenarbeit und den internen Abläufen. Oft scheitert die Zusammenarbeit, weil es zu wenig persönliche Kontakte und keine gemeinsame Kommunikationsetikette gibt. Aufgrund der räumlichen Distanz werden Konflikte in Kooperationen oft erst dann erkannt, wenn der Frust schon groß ist, ein Teammitglied die Arbeit einzustellen droht oder die Kooperation aufkündigt. Andere Ko-
operationen schleppen sich, nachdem die anfängliche Dynamik verflogen ist, dahin, ohne dass die Partner noch ernsthaftes Interesse aneinander haben.
VON ALLEINE GEHT NICHTS Was viele vergessen: Eine Kooperation braucht Führung. Oft kümmert sich darum ein Partner, ohne dafür extra beauftragt worden zu sein. Findet sich
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MIT GRIPS UM MITARBEITER WERBEN Personalbeschaffung Wer heute Auszubildende oder Fachkräfte sucht, muss kreativ sein. Einfach eine Stellenanzeige schalten und auf Bewerber warten, genügt schon lange nicht mehr. Online-Stellenangebote, Social Media und die mobile Web-Recherche eröffnen Jobsuchenden und Betrieben neue Möglichkeiten zusammenzufinden. STEIN erklärt, was im Personalmarketing und Recruiting möglich ist und wie Steinmetzbetriebe neue Mitarbeiter finden. Von Bärbel Daiber
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s ist die größte Baustelle in den Betrieben, allen voran im Handwerk: die Suche nach Fachkräften und Azubis. Dabei gilt die alte Marktregel von Angebot und Nachfrage. Der „Preis“ für das knappe „Gut“ Fachkraft steigt. Betriebe müssen sich im Wettbewerb um Mitarbeiter, im sogenannten „Active Sourcing“, gezielt um Azubis und Mitarbeiter bewerben – die Rollen sind mittlerweile vertauscht. Hier setzt Personalmarketing an als Instrument zur Mitarbeitergewinnung. Es geht heute darum, was der Betrieb bieten kann – nicht nur Kunden, sondern auch potenziellen Mitarbeitern.
STELLENANZEIGEN: IMMER NOCH BELIEBT Ein Großteil des Stellenmarkts hat sich mittlerweile ins Internet verlagert. Laut Staufenbiel Recruiting-Trends 2017 sind Online-Jobbörsen mit 89 Prozent das erfolgreichste Medium bei der Personalsuche in Deutschland, gefolgt von der eigenen Karriere-Internetseite mit 72 Prozent. Jobbörsen sind optimal, wenn es schnell gehen muss, denn viele Onlinebörsen bieten Bewerbern die Möglichkeit, ihr komplettes Profil inklusive Lebenslauf und Zeugnissen direkt hochzuladen. Unternehmen können die Profile bequem durchsuchen und passende Fachkräfte ansprechen. Eine Stellenanzeige kann man auf verschiedenen Jobbörsen schalten, Multiposting im Fachjargon. Auch für Jobsuchende sind Internet-Stellenbörsen die aussichtsreichsten Kanäle, besonders für die überregionale Suche. Sie können Onlinestellenanzeigen jederzeit und überall kostenfrei abrufen. Einige Onlinestellenbörsen wie Gigajobs.de oder die Bundesagentur für Arbeit sind auch für Unternehmen kostenlos und leicht zu bedienen. Der Münchner Steinmetz Steininger arbeitet beispielsweise erfolgreich mit der Agentur für Arbeit zusammen und stellt freie Stellen auf seine Homepage.
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Fachkräftemangel ist eines der wichtigsten Themen der Branche. Nur wer mit kreativen Ideen nach Personal sucht, hat Erfolg
MOBILE WEB-RECHERCHE UND SOCIAL RECRUITING NEHMEN ZU Die Suche nach Arbeitsstellen via Smartphone wird 2018 weiter zunehmen und zu den Top-Recruiting-Trends gehören, ebenso die gezielte Rekrutierung über soziale Netzwerke, das Social Recruiting. Bereits 2014 gaben 76 Prozent der Befragten an, sich mobil bewerben zu wollen – wenn die Akzeptanz seitens der Arbeitgeber dafür höher wäre. Gerade für die Ansprache der Generationen Y und Z wird Social Media immer wichtiger. „Unsere Homepage ist responsive, also für Smartphone kompatibel, und wir sind in den Sozialen Netzwerken präsent“, beschreibt Roxanna Steininger die Maßnahmen des gleichnamigen Steinmetzbetriebs. Neben Social Media sind mobile Karriere-Websites, SMS und Apps gängige Mittel, um potenzielle Jobkandidaten zu kontaktieren. „Führend ist immer noch das Karrierenetzwerk Xing, allerdings nutzen auch 72 Prozent der Unternehmen Facebook, um sich zu präsentieren. Immer mehr Arbeitgeber setzen außerdem auf Videos, um Nachwuchskräfte zu begeistern: Die Hälfte der Befragten nutzt YouTube für das Employer Branding, im Vorjahr waren es noch 44 Prozent. Spannend dürfte sein, wie sich der Einsatz von WhatsApp und der Job-App Truffls im HR-Bereich weiter entwickelt”, so die Autoren der Recruiting-Trends 2017.
Foto: i-stock
PASSUNG DURCH MATCHING-SYSTEME Ursprünglich für Partnerbörsen entwickelte Matching-Modelle bringen heute auch Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammen. Matching-Plattformen nehmen dem Personaler die Vorarbeit für seine Entscheidung ab. „Im Recruiting 4.0 bekommen Unternehmen eine automatisierte Vorselektion
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