STEIN 09/2018

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STEIN

S 09 | 2018

ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

VORBERICHT

BRUCHTEST

ZEITGEMÄSSES SCHWERES GERÄT WEIHRAUCH

WASSER

WOHLGEFÜHL

Travertin Sonderbuch, eine Rarität der Schwäbischen Alb, in Karlsruher Kirche integriert

Wachsam bleiben: Hydrophobierung ist komplex und kann schützen, aber auch schädigen

Kundenbindung erfordert heute neben Qualität und Leistung auch den Servicegedanken


INHALT

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Moderne Elemente Eine katholische Kirche alte wurde Friedhöfe inkönnen Karlsruhe mit auflockern, wenn sie Travertin Sonderbuch sich, wie hier Altdorf renoviert. Das in Material bei Nürnberg, zurückkorrespondiert mit der nehmen und nichtund Raumatmosphäre in den Vordergrund verleiht dem Raum eine drängen. sakrale Ästhetik.

Die Palasthündin aus Baumberger Kalksandstein vor Schloss Gesmold bei Osnabrück sieht fast 40 Jahre nach der fachgerechten Hydrophobierung noch wunderbar aus.

Ein unter DenkmalEdle Küchen aus Naturschutz stehender stein liegen im Trend. Bunker in München Der Küchenblock aus wurde behutsam Negresco wurde inrenoviert und innen mit modularer Bauweise dem Naturstein „Fade gefertigt und enthält to Grey“Extras ausgelegt. diverse wie eine Hightech-Abzugshaube.

STEIN ONLINE

SCHÖNE WELT DER STEINE

STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt es auf facebook.com/stein.magazin STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Regelmäßig Neues aus der Stein-Welt, zu abonnieren auf stein-magazin.de

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STEINE BEARBEITEN 12

Natursteinrezept für Küchenprofis Ein Münchner Bauherr hat sich seinen Küchentraum aus brasilianischem Negresco erfüllt.

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Brannenburger Nagelfluh Die STEINKUNDE stellt in dieser Ausgabe einen Naturstein aus Bayern vor.

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Hydrophobierung und ihre Folgen Um Naturstein nachhaltig zu imprägnieren, braucht der Steinmetz viel Erfahrung und Know-how.

ZUM SAMMELN STEINKUNDE Brannenburger Nagelfluh

Bescheidene Erhabenheit Travertin Sonderbuch fügt sich in Oberflächenstruktur und Farbigkeit gut in eine Kirche ein.

TITELTHEMA 30

Aus dem Berg geschnitten Wir präsentieren neue Entwicklungen bei Maschinen, die im Steinbruch zum Einsatz kommen.

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Großes bewegen Die Geschichte der Steinbruchmaschinen, zurückverfolgt bis in die Römerzeit

KUNDE

Handelsname:

BRANNENBURGER NAGELFLUH ● Petrografische Familie:

Konglomerat ● Typische Farbe:

Hellgrau ● Herkunftsort:

Brannenburg, Bayern, Deutschland ● Liefernachweis:

Anton Feicht GmbH & Co. KG/Brannenburg Grad Nagelfluhwerk GmbH & Co. KG/Brannenburg Steinbruch Huber/ Brannenburg

● GEOLOGIE/PETROGRAFIE Beim Brannenburger Nagelfluh handelt es sich um ein Sedimentgestein. Die genaue Gesteinsbezeichnung lautet polymiktes Konglomerat. Aus dieser Bezeichnung kann ein Fachmann bereits Rückschlüsse auf das Aussehen des Steins ableiten. Ein polymiktes Gestein ist ein Naturstein, der Gesteinsbruchstücke unterschiedlicher Herkunft enthält. Folglich wird ein polymiktes Gestein in der Regel recht bunt aussehen. Die Bezeichnung Konglomerat lässt Rückschlüsse auf die Form dieser Gesteinsbruchstücke zu. Im Gegensatz zu einer Brekzie, die aus eckigen Bruchstücken aufgebaut ist, sind bei einem Konglomerat die Gesteinsbruchstücke gerundet. Dies ist auf die Kraft der urzeitlichen Flüsse zurückzuführen, die die Gesteinsbruchstücke aus den Zentralalpen in das Alpenvorland über eine weite Strecke verfrachteten. Ließ die Kraft der

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Flüsse nach, lagerten sich die Gerölle ab, und nun bedurfte es nur noch eines Bindemittels, um aus einem Lockersediment ein diagenetisch verfestigtes Gestein werden zu lassen. Im Fall des Brannenburger Nagelfluhs handelt es sich um eine karbonatische Bindung. Da die Entstehung des Steins im Pleistozän erfolgte, kann man ihn aus geologischer Sicht als „Youngster“ bezeichnen.

● ARCHITEKTUR Wer ihn nicht kennt, der wird ihn für Beton halten. Doch dieser Stein ist, wie beschrieben, auf natürliche Art entstanden. Während bei einem Beton die Sieblinien meist auf engere Abstufungen beschränkt sind, variiert die Größe der Gesteinsbruchstücke im Brannenburger Nagelfluh zwischen 0,5 und zehn Zentimetern. Im Handmuster wirkt der Stein vielleicht recht

bunt. Auf eine Gesamtfläche betrachtet, wie beispielsweise bei Fassaden, stellt sich jedoch ein homogenes Farbbild ein, welches vom hellen Grau des Bindemittels bestimmt wird. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass das Bindemittel über 40 Prozent des Gesteins ausmacht. Ebenfalls typisch für dieses Gestein sind die offenen Poren, die sich in einem Bereich zwischen 10 und 20 Prozent bewegen. Deshalb sollte man bei einer zementären Verfugung den Belag nicht einschlämmen, sondern mittels Fugeisen verfugen, um den Charakter des Steins zu wahren. Wegen der relativ geringen diagenetischen Verfestigung ohne auflastenden Gebirgsdruck und des offenporigen Gefüges, sollte die Plattendicke von Bodenbelägen 40 Millimeter nicht unterschreiten. Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill www.steinkultur.eu

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Mittlerweile bieten die Hersteller in jeder Leistungsklasse eine beachtliche Auswahl an Akkuwerkzeugen an. Das Repertoire reicht längst über Bohrhämmer hinaus.

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SCHÖNE WELT DER STEINE

Gottesdienst in moderner Atmosphäre: Seit Ende 2017 ist die römisch-katholische Kirche St. Konrad in Karlsruhe mit einem neuen liturgischen Raum ausgestattet

BESCHEIDENE ERHABENHEIT 6

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SCHĂ–NE WELT DER STEINE

Naturstein im sakralen Raum Die Kirche St. Konrad in Karlsruhe strahlt eine Bescheidenheit aus, die schon zu Beginn ihres Baus als besonders galt. Nun wurde die Kirche mit Travertin Sonderbuch renoviert. Die Raumatmosphäre hat dadurch nochmals gewonnen.

Fotos: Traco

Von Carolin Werthmann

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STEINE BEARBEITEN

NATURSTEINREZEPT FÜR KÜCHENPROFIS Innenausbau Im Bereich der gehobenen Küchenausstattung tut sich schon seit geraumer Zeit eine Menge. Die Küche ist für anspruchsvolle Gourmets eine kultige Genusswerkstatt. Da ist nur das Beste gut genug. Ein Münchner Bauherr verband damit eine eigene Natursteinidee und eine besondere Mischung aus Funktionalität, Ästhetik und neuesten gestalterischen Standards. Von Christina Haberlik

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STEINE BEARBEITEN

Fotos: Umsetzung: Huber Naturstein - Foto: Andreas Acktun

Prachtstück für Kochprofis: ein maßgefertigter Küchenblock aus brasilianischem Negresco

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STEINE BEARBEITEN

Hundeskulptur nach einer zyklischen Reinigung in 2013. Erkennbar sind umfangreiche figürliche Restauriermörtelergänzungen, die um 1980 erfolgten. Im Zuge der damaligen Restaurierungsmaßnahme erfolgte auch eine Tränkung der Skulpturen mit einer hydrophobierenden Imprägnierung

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STEINE BEARBEITEN

HYDROPHOBIERUNG UND IHRE FOLGEN Hydrophobierung und Festigung In den 1970er-Jahren begann man mit der Hydrophobierung von Fassaden und frei bewitterten Kunstwerken aus Naturstein. Doch Jahrzehnte später traten vermehrt Schäden auf, die bis dato nicht aufgetreten waren. Was hat das mit der Hydrophobierung zu tun? Warum war sie früher das Nonplusultra und hat heute einen schlechten Ruf? Von Tanja Slasten

FotosThomas Lehmkuhl

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or rund 40 Jahren begann man, vor allem bei Sanierungsmaßnahmen alter Gebäude, die Naturstein-, Ziegel- oder Putzfassaden zu hydrophobieren. Der Verwitterungsprozess und die damit einhergehenden Schäden sollten eingedämmt werden. „Der Grundgedanke war: Das Wasser ist an allem Schuld. Wenn es nicht in den Baukörper eindringt, hält man den Verwitterungsprozess auf“, skizziert Diplomrestaurator Thomas Lehmkuhl den damaligen Denkansatz. Salze gelangen mithilfe des Wassers in gelöster Form in die Fassade. Beim Austrocknungsprozess kristallisieren sie heraus, folglich kommt es zu einer Volumenvergrößerung, wodurch der Stein gesprengt wird. Auch die Umwelt spielt eine Rolle. Die verschiedenen Schadstoffe aus der Luft lagern sich auf den Oberflächen der Bauwerke ab und dringen mit dem Wasser in die Fassade ein. Auf den feuchten Bauwerksoberflächen siedeln sich zudem bevorzugt Moose und Algen an. „Das ist alles auch erst einmal richtig“, findet Lehmkuhl. „Aber in dieser Pauschalität, kann man das nicht sagen. Der Bauchemie ist es gelungen, durch

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entsprechende Produkte und Publikationen Denkmalämter und Eigentümer davon zu überzeugen, dass Hydrophobierung grundsätzlich auch vorbeugend das Richtige ist“, bedauert der Fachmann. Daraus resultierte, dass bei Sanierungen pauschal die Hydrophobierung als Abschlussmaßnahme in jedem Leistungsverzeichnis stand. „Man hat so über Jahre eine Vielzahl von Objekten behandelt, die keinerlei Verwitterungsschäden aufwiesen, die auf Wassereintrag zurückzuführen gewesen wären.“

VERSCHIEDENEN PRODUKTE Was passiert bei der Hydrophobierung? „Gelangt ein Wassertropfen an einen nicht imprägnierten Baustoff, wird das Wasser aufgrund der Porosität des Baustoffes aufgesogen. Die Oberflächenspannung der Wassertropfen wird zerstört, das Wasser kann in Abhängigkeit vom Saugvermögen des Untergrunds in den Porenraum eindringen“, erklärt der Diplomrestaurator. „Hydrophobierungsmittel basieren im chemischen Sinne auf sogenannten Silanverbindungen. Wenn man diese in den Baukörper einbringt,

Abgenommener Arm einer hydrophobierten Christusfigur. Auf der Bruchfläche sieht man am Rand die Eindringtiefe der Imprägnierflüssigkeit. Während dort der Wassertropfen abperlt, saugt der nicht behandelte Natursteinkern das Wasser auf

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STEINE BEARBEITEN

Größere Lasten dank kleineres Abstands: Bei der neuen Fravizel-Schnellkupplung befindet sich der Drehpunkt dichter am Arbeitsgerät als bei anderen Herstellern, sodass auf den Anbaugabeln und -schaufeln mit dem Radlader schwerere Steinblöcke abtransportiert werden können als bisher

AUS DEM BERG GESCHNITTEN Steinbruchmaschinen Zwei Anforderungen müssen bei Maschinen, die im Steinbruch zum Einsatz kommen, unter einen Hut gebracht werden: Zum einen wird schweres Gerät benötigt, um die Rohblöcke aus dem Berg zu lösen, zum anderen sollen die Maschinen möglichst mobil und flexibel sein – denn sie müssen ja dem Abbauort im Steinbruch folgen. Von Michael Spohr

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blöcke indes besonders groß oder unförmig, lassen sie sich mit Steinspaltwerkzeugen oder mobilen Seilsägen in die gewünschte Form bringen. Vom Steinbruch aus werden die derart zugeschnittenen Rohblöcke heute meist mit Radladern abtransportiert – entweder zur Mono- oder Multiwire-Seilsäge für den Tranchen- respektive Plattenzuschnitt oder für den Weitertransport per Schwerlast-Lkw zu Stein verarbeitenden Betrieben. n

STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Steinbruchbetriebe Grandi GmbH, Herdecke www.grandi-steinbruchbetriebe.de 2. Fravizel engineering, Alcanede (P) www.fravizel.com 3. Janssen-Steintechnik, Hamburg www.janssen-steintechnik.de

Foto: Fravizel Alcanede (P)

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aturwerksteine werden in Steinbrüchen heutzutage meist mithilfe von Seilsägen und Schrämen gewonnen – bei bestimmten Steinen und in gewissen Lagen kann aber auf die Hilfe explosiver Sprengstoffe nicht verzichtet werden. In den Sommermonaten kommt häufig auch Quellzement zum Einsatz, um die Natursteinblöcke schonend aus dem Fels herauszutrennen. Diamantseilsägen und Schrämsägen schneiden Lösefugen in den Stein. Sind die Gesteins-

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STEINE BEARBEITEN

1. STEINWÄNDE EINFACH UMSTOSSEN Je nach Gefüge des abzubauenden Steins kommen heute neue Maschinentechniken zum Einsatz, um 500 bis 3.000 Tonnen schwere Steinwände am Stück aus dem Fels zu lösen, umzuwerfen und in Blöcke zu schneiden.

Fotos: Fravizel, Alcanede

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aben Sie schon einmal eine drei Meter dicke, zehn Meter breite und zwanzig Meter hohe Wand umgestoßen? Das ist selbst in Steinbrüchen bisher nicht üblich, obwohl dort täglich riesige Blöcke aus dem Berg geschnitten werden. Wenn es nach dem portugiesischen Maschinenhersteller Fravizel und seinem deutschen Handelspartner Janssen Steintechnik geht, dann werden demnächst noch häufiger ganze Steinwände auf einmal umfallen. Fravizel stellt hierfür hochinteressante Maschineninnovationen zur Verfügung – selbstverständlich nur, wenn im jeweiligen Bruch die Steine auch die erforderliche Morphologie aufweisen. Zunächst einmal stellt sich auch dem Steinbruchhandwerker mit dem modernsten Fravizel-Maschinenpark die Aufgabe, eine komplette Steinwand aufzuschließen. Verfügt die Wand über keine offene(n) Seite(n), so bleibt lediglich die Möglichkeit, Blindschnitte zu setzen oder – unter Hinnahme eines Materialverlustes – Kanäle in der Wand anzustechen. Dann allerdings können die für das Sägeseil erforderlichen und sich am Kreuzungspunkt treffenden vertikalen und horizontalen Bohrungen durchgeführt werden. Für die waagerechten sowie die senkrechten Bohrlöcher hält Fravizel mehrere unterschiedliche fahrbare sowie stationäre Bohraggregate bereit, etwa auch für Eckbohrungen. Bei Bohrlöchern ab 255 Millimetern Durchmesser können die nun zum Einsatz kommenden triangulären Diamant-Seilsägen einen Sägeschnitt von oberhalb der Wand in die Tiefe hinablassen, wobei die Umlenkrollen mit im Bohrloch verschwinden. Bei schmaleren Bohrungen kann ein Führungs-

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seil mit einem Ball an der Spitze per Druckluft durch das senkrechte sowie das waagerechte Bohrloch eingeblasen werden. Anschließend wird das Sägeseil in eine schienengebundene oder auf einem Raupen-Unterfahrgestell positionierte Bruchseilsäge eingespannt und verschraubt. Somit ergibt sich ein geschlossener Seilring, mit dessen Hilfe der – wassergekühlte und -gespülte – Tiefenschnitt von der Seite aus erfolgen kann. Auch hierfür bietet Fravizel mehrere Maschinenlösungen. Bruchseilsägen generieren einen sauberen, erschütterungsfreien Schnitt und haben das Sprengen und Bohren in vielen Steinbrüchen abgelöst. Gegebenenfalls wird an der Wandunterkante aber zusätzlich noch horizontal mit einer Schrämsäge ein etwa 30 Millimeter hoher und drei Meter tiefer Sägespalt quer durch den Berg geschnitten und mit Keilen entsprechend gesichert. Ist die zum Umstoßen vorgesehene Wand derart präpariert, tritt ein hydraulisches Spreizgerät, der in drei Größen verfügbare und bis zu elf Tonnen schwere hydraulische „Stone Bench Pusher“ in Aktion. Das an einem Bagger befestigte Gerät wird an die Bruchkante gefahren, wo die Hydraulik sich beidseitig gegen Berg und Wand stemmt: Es entsteht ein kleiner Spalt, der mit Steinen gefüllt wird, damit er sich nicht wieder schließt. Anschließend setzen die Steinbruchmitarbeiter den „Pusher“ erneut an. In den dabei hydraulisch erweiterten Spalt werden nun entsprechend größere Steine gefüllt. Dieser Vorgang setzt sich – bei manueller Verstellung des Ausfahrwegs des Hydraulikstempels – so lange fort, bis die Wand den Gesetzen der Schwerkraft nicht länger widerstehen kann.

Wirft komplette Steinwände um: der hydraulische Steinwand-Drücker TB von Fravizel, hier im Steinbruch-Einsatz angehängt am Baggerarm

Wandzuschnitt: In bis zu acht mal drei Meter große Blöcke kann die mobile Diamant-Seilsäge MFER die umgekippten Steinwände zerteilen

Radlader im Steinbruch: Dank neuer Anbaugabel mit Schnellkupplung hebt der Radlader problemlos einen etwa 60 Tonnen schweren Natursteinblock

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STEINE BEARBEITEN

GROSSES BEWEGEN wartet werden. Neben den eigentlichen Steinbrechern gab es die Quadratarii, welche die rohen Blöcke in eine annähernd rechtwinklige Form zu hauen hatten. Die Sectores serrarii schließlich spalteten diese zu Platten. Jeweils zu zweit sägten sie in Holzfällermanier die Blöcke auf. In den ältesten Brüchen existieren noch Spuren der Abbruchmethode aus jener Zeit: der berühmt gewordenen römische Tagliate (Schnitt).

STEINE AUF SCHWELLEN „Freund und Telfer“: Bis zu 24 Tonnen trug der elektrische Kran (Telfer) in der Firste über dem Eingang des Laaser Weißwasserbruchs in den 1930ern

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isen- und Holzkeile, Hammer und Meißel sowie einfache Sägen waren die ersten Werkzeuge, mit denen in Europa Naturstein in römischer Zeit abgebaut wurde. Als Steinbrecher setzten die Römer vorwiegend Sklaven ein, die sie nach den Arbeitsschritten in Gruppen einteilten: Die Marmorarii lösten die Blöcke aus dem Berg, indem sie Eisenkeile in die natürlichen Spalten oder gemeißelten Löcher trieben. Um Blöcke mit festgelegten Abmessungen zu erhalten, schlugen sie mit Hammer und Meißel entlang der Schnittlinie in regelmäßigen Abständen V-förmige, etwa 15 bis 20 Zentimeter tiefe Kerben in den Stein und führten dort nach und nach die Eisenkeile ein. Sobald alle Keile „im Schießen“ begriffen waren, das heißt unter den Hammerschlägen den gleichen scharfen Ton erzeugten, konnten die Arbeiten beendet und die Ablösung der etwa zwei Meter dicken Blöcke aus dem Felsgestein er-

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Die Steinbrecher verwendeten zudem Holzkeile, die sie mit Wasser durchtränkten. Das feuchte, quellende Holz half ihnen, die Blöcke aus dem Fels zu lösen. Um die einzelnen Blöcke abzutransportieren, legten die Arbeiter vor dem Abbruch Eisenkugeln aus, auf denen sie den Block rollten. Da die Steinbrüche vorzugsweise im Gebirge lagen, ließ man die Blöcke meist einfach die steilen Steinhänge hinunterrollen. Abflug: Der Laaser Kabelkran von 1930 konnte 12,5 Tonnen bewegen und wurde erst 2011 durch die neue Weißwasserseilbahn mit 20 Tonnen Tragkraft ersetzt

Diese Abbriviatura genannte Methode wurde teilweise bis in die heutige Zeit angewandt. Damit die Blöcke unversehrt blieben, nahm man oftmals die sogenannte Lizza zu Hilfe, die sich ebenfalls bis in unsere Tage erhalten hat. Dabei wurden zwei einfache Holzschienen im Steilhang verlegt, die den Steinbruch mit der unterhalb liegenden, in die Ebene führenden Straße verbanden. Die Natursteinblöcke wurden nicht nur durch die Schienen gelenkt, sondern auch abgeseilt. Mithilfe dicker Hanfseile – später auch mit biegsamen Stahlseilen – führten und bremsten die Steinbrucharbeiter die großen Lasten. Die eigentliche Lizza bestand aus zwei mehr als zehn Meter langen Holzbalken in Form eines Schlittens, auf denen einzelne oder mehrere kleinere Blöcke (bis zu einem Gesamtgewicht von rund 25 Tonnen) befestigt waren. Später wurden die Schwellen durch die sogenannten Parati, bewegliche und besonders geformte Balken, ersetzt; diese wurden während des Abtransportes immer wieder sorgfältig eingeseilt vor der Lizza angebracht, damit diese darauf gleiten konnte. Jeweils bis zu zwanzig Lizzatori und ein Capolizza (Vorarbeiter) sorgten entlang den zum Teil enorm steilen Hängen dafür, die Parati fortlaufend wieder vor die Lizza zu setzen, wenn diese sie beim Abgleiten hinter sich gelassen hatte. Von oben dirigierten Männer das Seil und bremsten den Abschwung der Lasten nach Bedarf, indem sie das Seil um Pfähle schlangen, die zu diesem Zweck entlang der Strecke fest in den Boden gerammt worden waren.

Fotos: Lasa Marmo

Mensch und Maschine im Bergbau Mit welchen Methoden Steine in Europa zu Zeiten der Römer, im 14. Jahrhundert und bis ins 20. Jahrhundert abgebaut wurden. Von Michael Spohr

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STEINE BEARBEITEN

Massenkeilerei: 1926 brauchte es im Laaser Weißwasserbruch viele Spitzhacken, Keile und Menschen. Gesprengt wurde erst ab den 1930ern. Das führte zu Haarrissen und Materialverlusten. Diamantseilsägen und -schrämmaschinen gewinnen den Marmor heute schonend

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KUNDEN GEWINNEN

ALLES GEBEN FÜR DIE KUNDEN Serviceexzellenz Wie ein Unternehmen wahrgenommen wird, hat viel mit den Serviceangeboten zu tun. Dazu gehören (digitale) Serviceleistungen genauso wie Respekt und Empathie im Umgang. Von Annette Mühlberger

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KUNDEN GEWINNEN

Foto: Hermann Rudolph GmbH

Schreiben den Dienst am Kunden groß: Hermann Rudolph (links) mit Sohn Andreas (auf seinem Meisterstück) sowie Hermann Rudolph Senior

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CHANCEN NUTZEN

Kabellose Baustelle: Elektrowerkzeuge mit Akku sind keine Nischenprodukte mehr, die Nachfrage auch nach großen Geräten wie Bohrhämmern und Winkelschleifern steigt

POWER-TOOLS UNPLUGGED! 48

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Foto: Metabo

CHANCEN NUTZEN

Mobile Werkzeuge Akkuwerkzeuge werden immer leistungsf채higer und machen inzwischen sogar Netzger채ten Konkurrenz. Worauf der Steinmetz beim Kauf und beim Einsatz netzunabh채ngiger Ger채te unbedingt achten sollte.

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Von Marian Behaneck

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