STEIN 10/2017

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STEIN

S 10 | 2017

ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

DIE

-SERIE ZUR MARMO+MAC 2017

SCHÄTZE ITALIENS (2)

ROT UND SPIELE IN VERONA VERLASSEN

RESTAURIERT

INDIVIDUELL

Noch immer echte Hingucker: aufgelassene Steinbrüche im Altmühltal

Denkmalgerecht saniert: das alte Wasserkraftwerk Raffelberg in Mülheim an der Ruhr

Im Trend: Grabmale, die die Persönlichkeit des Verstorbenen widerspiegeln


INHALT

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Moderne Elemente Zum Auftakt der Markönnenpräsentiert alte Friedhöfe momac die auflockern, wennEinsie STEIN-Redaktion sich, wie in Altdorf drücke aushier Verona. Lebei Sie Nürnberg, zurücksen über 3-D-Druck nehmen und nicht aus Steinmehl und in den Vordergrund Überraschendes über drängen.der Region. Gesteine

Das100 Jahre alte Wasserkraftwerk Raffelberg ist mit dem COS-Verfahren gereinigt und aufwändig restauriert worden. Wir waren vor Ort und haben die Arbeiten dokumentiert.

EinFotografien unter DenkmalDie von schutz Klotzeck stehenderspreHubert Bunker München chen ihreinganz eigene wurde behutsam renoSprache und werfen viert und innen mit einen melancholischen dem auf Naturstein „Fade Blick verlassene to Grey“ ausgelegt. Steinbrüche im Altmühltal.

STEIN ONLINE STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema „Naturstein“ gibt es auf Facebook/stein. Die STEIN-Community wächst von Tag zu Tag. Besuchen Sie uns und machen Sie mit! STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles können Sie auf unserer Webseite finden. Im neuen Design auch bequem zu lesen auf Tablet-PC und Smartphone. stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Wer regelmäßig über Neues aus der Stein-Welt informiert werden will, kann auf stein-magazin.de den STEIN-Newsletter bestellen.

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SCHÖNE WELT DER STEINE 06

Veronas Liebe zum Stein Die STEIN-Serie Italiens Klassiker führt ins „steinerne Meer“ rund um die Marmomac-Stadt Verona.

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Ein Tal im Wandel Die Geschichte der Solnhofener Platten von einem Fotografen auf einfühlsame Weise ins Bild gerückt.

STEINE BEARBEITEN 22

Kraftprotz mit Geschichte Wie ein Industriedenkmal aus Ettringer und Weiberner Tuff neuen Glanz erhält.

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Verlegen im XXL-Format Große Formate zu verlegen ist ein Kinderspiel, wenn der Steinmetz weiß, wie er vorgehen muss.

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Nicht verschwenden -- weiterverwenden Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit gehen häufig Hand in Hand. Wir zeigen erfolgreiche Beispiele.

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DER FIXE ALLESKÖNNER IM NATURSTEINBEREICH NATURSTEINVERLEGEMÖRTEL SCHNELL, FLEXIBEL

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Wasseraufbereitungsund Filtersysteme sind wichtige Bestandteile der Recyclingkonzepte in Steinmetzbetrieben. Wir stellen unter anderem ein effektives Klärsystem vor.

MAPESTONE 1 • mit effektiver kristalliner Wasserbindung • besonders geeignet für Natursteine mit starken Dickentoleranzen • für Schichtdicken von 5-20 mm • nach ca. 3-4 Std. begehbar

KUNDEN GEWINNEN 46

Grabmal im Wandel Individualität und die Persönlichkeit des Toten werden in der Grabmalgestaltung großgeschrieben.

CHANCEN NUTZEN 54

Stark machen fürs Handwerk! Was Steinmetze von der Bundespolitik erwarten, und welche Wünsche das Gewerk formuliert.

PANORAMA 60

Termine, Produkte und mehr

RUBRIKEN 63 64 74

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Vorschau Impressum Seitenblicke Gestein des Jahres

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Steinerne Zeugin: Die Arena von Verona ist älter als das Kolosseum Roms und hat sogar eine Zeit als Steinbruch der Stadt überstanden. Heute dient sie wieder als Freilufttheater

BÜHNE FREI Verona ist gleichzeitig Name einer italienischen Provinz und ihrer Kapitale. Die Stadt ist seit Langem würdiger Gastgeber der Marmomac, die große internationale Natursteinmesse geht in die 52. Runde. Veronas reiche Kulturgeschichte hat viele Querverbindungen zum Werkstoff, unzählige historische Steinbauten und Kunstwerke zeugen davon. In der Region wird traditionell Naturstein abgebaut und verarbeitet.

ROSSO VERONA Der „Veroneser Marmor“ wird im Valpolicella, nordwestlich der Provinzhauptstadt, gebrochen und schmückt zahlreiche historische Gebäude in der Kapitale. Der Kalkstein hat eine über 2.000 Jahre alte Verarbeitungstradition als Bau- und Dekorationsgestein und ist trotz seines landläufigen Namens aus petrografischer Sicht kein Marmor, sondern ein polierfähiger Knollenkalk. Die verschiedenen Sorten entstammen ozeanischen Sedimentablagerungen aus dem mittleren und oberen Jura. Sehr bekannt sind die roten Spielarten (Rosso Verona), deren Farbgebung das Mineral Hämatit hervorruft. Es gibt aber durch Limonit-Verteilungen auch gelbliche und gelbgrüne Variationen (Giallo Verona).

Der Stein aus dem Berggebiet Monte Pastello bei Fumane verdankt seinen Namen der Ähnlichkeit seiner Maserung zum Gefieder des Rebhuhns (ital.: pernice). Zusammengesetzt aus stark zerütteten, kantigen Kalkstein-Komponenten, bewirkt eine variierende Konzentration von Eisenhydroxid diverse Braun- und Orangetöne. Es handelt sich um eine sogenannte tektonische Brekzie: Ursprünglich aus Kalkschlamm am Meeresboden unter Druck entstandenes Gestein zerbarst später durch die Kontinentaldrift wieder. Als natürliches Bindemittel wurde in den Verwachsungen weißlicher bis gelber Calcit eingelagert. Nicht nur hinsichtlich der Farbigkeit, auch bezüglich Größe und Anordnung der Bruchstücke gibt es unterschiedliche Ausprägungen, die Risslinien aus der Entstehungsgeschichte sind teilweise fühlbar.

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Fotos: Philipp Neuman (oben); Draenert (2)

BRECCIA PERNICE

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DIE STEIN -SERIE ZUR MARMO+MAC 2017

ARENA DI VERONA Das Amphitheater wurde um 30 n. Chr. errichtet und ist damit circa ein halbes Jahrhundert älter als das Kolosseum zu Rom. Die ursprüngliche Fassade bestand aus großen Kalksteinblöcken des Valpolicella in Weiß und Rosé. Heute steht davon nur noch ein kleiner Teil, genannt „L’ala“, der Flügel. Mittelalterliche Erdbeben (1117 und 1183) zerstörten den Außenring größtenteils, er wurde dann als Steinbruch für den Wiederaufbau der Stadt genutzt. Dennoch insgesamt gut erhalten, können seit 1913 nun 22.000 neuzeitliche Zuschauer Konzertbesuchen frönen, wo dereinst Gladiatoren vor 30.000 alten Römern miteinander und mit wilden Bestien rangen. Adresse: Piazza Bra 1 Geöffnet: Di. – So. 8.30 – 19.30 Uhr, Mo. 14.30 – 19.30 Uhr; Juni – Sep. auch Mo. ab 8.30 Uhr | Kasse schließt um 19 Uhr

Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 7,50 Euro, Kinder bis zu 7 Jahren und Menschen mit Behinderung frei

GASTROTIPP: ANTICA BOTTEGA DEL VINO Vom Keller der ehemaligen französischen Botschaft (Baujahr 1600) führt ein antiker Tunnel zur Arena. Früher wurden wilde Tiere durch ihn zur Kampfbahn getrieben, heute lagert hier eine enorme Weinselektion: 20.000 Flaschen von 4.200 Labels, die Älteste von 1928. Küchenchef Luca Dalla Via serviert Köstliches aus dem Veneto. Sie speisen auf: Boden und Bar aus Rosso Verona Adresse: Vicolo Scudo di Francia 3 Geöffnet: tgl. Bar ab 11 Uhr, Restaurant 12 – 23 Uhr Hauptgerichte: 12 – 28 Euro

. . . IN VERONA Nach der Messe ist vor der Messe. Und dazwischen? Bei einem Bummel durch das „steinerne Herz“ Veronas lassen sich Materialkunde, Kunstgeschichte und leibliches Wohl ganz formidabel vereinen. Von Philipp Neuman

SANTA MARIA MATRICOLARE

Fotos: Philipp Neuman (2)

Die Grundmauern des Doms stammen aus dem 8. Jahrhundert, endgültige Weihe 1187, im 15. und 16. Jahrhundert größere Umbauten. Romanische und gotische Elemente, der Campanile erreichte seine 75 Meter erst 1927, die Spitze fehlt bis heute. Die Fassade des Langhauses ist eine Kombination aus Tuffstein, weißem und roséfarbenem Marmo sowie Cottostein, die Steinmetzarbeiten am Portal stammen vom romanischen Meister Niccolò. Erstaunlich ist das Taufbecken aus einem Monolithen roséfarbenen Marmo in der Kapelle San Giovanni in Fonte.

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Adresse: Piazza Duomo 21 Geöffnet: März – Okt. 10 – 17 Uhr; So. & Feiertage 13.30 – 18 Uhr / Nov. – Feb. 10 – 17 Uhr; So. & Feiertage 13.30 – 17 Uhr Eintritt: 2,50 Euro, ermäßigt 2 Euro

GASTROTIPP: CAFFÈ & PAROLE Das kleine Café liegt gleich gegenüber des Doms an einer Straßenecke. Es gibt leckere Snacks, Pasta und natürlich Kaffee – alles auch vegan. Wer sich in die Hausmarke verliebt, kann den „100% Arabica Moka“ von Betreiberin Roberta in einer 250-Gramm-Dose erwerben. Sie speisen auf: Boden Rosso Verona Adresse: Piazza Duomo 1/A Geöffnet: tgl. 8 – 19 Uhr

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SCHÖNE WELT DER STEINE

EIN TAL IM WANDEL Fotografien aus dem Steinbruch Es sind die wichtigsten Motive seiner Karriere: Altmühltaler Natursteinbrüche. Über zehn Jahre hat der Eichstätter Fotograf Hubert Klotzeck sie mit der Kamera eingefangen. Seine Bilder erzählen mit einer ganz eigenen Mischung aus Melancholie und Ästhetik die Geschichte der Solnhofener Platten. Von Friederike Voigt

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SCHÖNE WELT DER STEINE

Gewitterstimmung im Steinbruch Langenaltheimer Haardt

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STEINE BEARBEITEN

Foto: Tanja Slasten

KRAFTPROTZ MIT GESCHICHTE

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STEINE BEARBEITEN

Fassadenrestaurierung Das Mülheimer Wasserkraftwerk Raffelberg ist seit 1926 in Betrieb. In der großen Halle laufen sogar noch die vier Originalgeneratoren. Die Fassade des Querbauwerks besteht aus Ettringer und Weiberner Tuffsteinen, auf denen sich mit der Zeit eine unansehnliche schwarze Patina bildete. 2011 begann man, die historische Verkleidung denkmalgerecht zu restaurieren. Von Tanja Slasten

Eindrucksvoller Blick von der Raffelbergbrücke: Die Natursteinfassade des fast 100 Jahre alten Wasserkraftwerks in MülheimSpeldorf ist aufwendig restauriert worden

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KUNDEN GEWINNEN

Beim Thema Grabmal geht ein Riss durch die Gesellschaft. Doch Persönlichkeit und Werte des Verstorbenen werden für die Gestaltung der Grabstätten immer wichtiger

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KUNDEN GEWINNEN

Friedhof und Grabmal Grabsteine werden immer stärker personalisiert, zeigen Beruf, Hobby, Werte oder Lebenseinstellung von Verstorbenen. Für den Steinmetz bedeutet das viel Gestaltungs- und Beratungsaufwand. Die Individualisierung wird auch für den Friedhof immer wichtiger. Von Annette Mühlberger

GRABMAL IM WANDEL E

s ist für den Steinmetz nichts Neues, dass der Umgang mit Tod und Trauer sich verändert und mit ihm der Friedhof. Der Beratungsaufwand rund um das Grabmal steigt. Wer sich als Angehöriger für ein Reihengrab entscheidet, will der Individualität des Verstorbenen Ausdruck verleihen. Die Ära der großen Familiengräber ist vorbei. In Metropolen wie Berlin werden nur noch 20 Prozent der Verstorbenen in einem traditionellen Erdgrab bestattet.

Illustration: iStock

1.000 FRIEDHÖFE BESUCHT Dr. Thorsten Benkel und Matthias Meitzler kennen über 1.000 Friedhöfe im deutschsprachigen Raum. Die beiden Soziologen der Universität Passau

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beschäftigen sich seit 2008 von Berufs wegen mit der Sepulkralkultur und damit mit unserem Verhältnis zu Tod, Bestattung und Trauer. Was die beiden Gesellschaftsforscher auf ihren Friedhofsspaziergängen vorfinden, weicht immer häufiger von dem ab, was noch vor wenigen Jahren Standard auf deutschen Friedhöfen war.

ES GIBT NICHTS, WAS ES NICHT GIBT Die Grabzeichen werden kleiner, immer individueller, nicht wenige tragen überraschende, amüsante bis ziemlich befremdliche Inschriften und halten sich so gar nicht mehr an die „Norm“, die für frühere Generationen noch völlig

selbstverständlich war. „Schatz, anbei dein Schwiegervater“, „Gestatten Sie, dass ich liegen bleibe“, „Ich bin dann mal weg“ oder „Game Over“ sind nur einige Beispiele für ungewöhnliche Grabsteine und ihre auffälligen Inschriften, die die beiden Autoren auf ihren Streifzügen entdeckt haben. Die ungewöhnlichsten Grabzeichen präsentieren sie in zwei umfangreichen Bildbänden und auf einer eigenen Internetseite. Blättert man sich durch dieses bemerkenswerte Sammelsurium, fällt es bisweilen schwer, zu glauben, was man da so alles zu sehen und zu lesen bekommt. Pluralität muss man aushalten können – auch in dieser Hinsicht ist der Friedhof ein Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft.

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