STEIN 11/2018

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STEIN

S 11 | 2018

ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

Zeitgemäße Grabmale

UNPOLIERTE STEINFLÄCHEN PFLEGEN

SCHACH, MATT

DE LUXE

DIAMANTEN

DATENSCHUTZ

Viel Kalkstein in der distinguierten Innenausstattung eines Münchner Premiumanwesens

Für wen ergeben mineralische und für wen diamantene Schleiflösungen mehr Sinn?

Die neue DSGVO gilt für alle Betriebe, viele haben noch nichts umgesetzt. Was gibt es zu tun?


INHALT

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Moderne Elemente Am Naturstein wurde in können alte Villa Friedhöfe dieser edlen nicht auflockern, wenn sie gespart. Sämtliche sich, wie in Altdorf Bäder, die hier Küche und beiWohnbereich Nürnberg, zurückder sind nehmen und nicht mit erlesenen Materiain den lien ausVordergrund verschiedenen drängen.ausgestattet. Ländern

Die Zahl der Schäden am Bau steigt kontinuierlich. Wer mit Reklamationen professionell umgeht, schafft es, den Kunden zu einem Fan zu machen. Entschuldigen ist dabei wichtig.

Ein unter DenkmalGerold Eppler (Experte schutz stehender für Begräbniskultur) Bunker inprämierte München analysiert wurde behutsam renoGrabmale und spricht viert und innen im Interview, wiemit auch dem Naturstein „Fade Sylke Lambert (Oberto Grey“ ausgelegt. meisterin aus Ulm), über Marktperspektiven.

STEIN ONLINE

SCHÖNE WELT DER STEINE

STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt es auf facebook.com/stein.magazin

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Ein Palast zum Wohnen In München wurde ein verlassener Rohbau zu einer Luxusvilla mit viel Naturstein umgebaut.

STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de

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Entscheidend is’ auf’m Platz Ein großes Lebendschach-Spielfeld aus Rosso Asiago und Bianco Perlino wird gepflegt.

STEIN – der Newsletter Regelmäßig Neues aus der Stein-Welt, zu abonnieren auf stein-magazin.de

STEINE BEARBEITEN 20

Den Friedhof wieder wertschätzen Experten für Begräbniskultur erörtern zeitgemäße Grabmale und die Zukunft der Branche.

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Marinace Black Die STEINKUNDE stellt einen Naturstein aus Brasilien vor.

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Diamanten – beste Freunde der Steinverarbeiter Mineralische versus diamantene Schleifmittel – oder gibt es einen Königsweg dazwischen?

ZUM SAMMELN Die neue STEINKUNDE In dieser Ausgabe: Marinace Black KUNDE

Handelsname:

MARINACE BLACK Petrografische Familie:

Meta-Konglomerat Typische Farbe:

Schwarz mit helleren Gesteinsbruchstücken Herkunftsort:

Brasilien Liefernachweis:

Überall im gut sortierten Naturstein-Fachhandel

GEOLOGIE/PETROGRAFIE Es ist nicht immer einfach, Natursteine zu katalogisieren. Auf den ersten Blick könnte man Marinace Black sicherlich als Konglomerat einstufen. Zeigt er doch die für Konglomerate typischen gerundeten Gerölle unterschiedlicher Größen in einer makroskopisch nicht differenzierbaren Matrix. Doch bei näherer Betrachtung wird man feststellen, dass die enthaltenen Gerölle ein erkennbares Richtungsgefüge aufweisen. Es handelt sich somit nicht um ein Konglomerat, das der Gesteinsgruppe der Sedimente zuzuordnen ist, sondern um ein Meta-Konglomerat, das der Gesteinsgruppe der metamorphen Gesteine angehört. Im Vergleich zu einem sedimentären Konglomerat erfuhr dieser Stein zusätzlich eine nachträgliche metamorphe Überprägung. Dabei sind die enthaltenen Gerölle nicht zerbrochen, sondern es kam zu einer plasti-

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schen Verformunge, die man auch heute noch sehr gut an den eingebetteten Geröllen erkennen kann. Man bezeichnet einen derartigen Vorgang als duktile Deformation. Als Gerölle können sowohl silikatische als auch karbonatische Gesteine enthalten sein. Die feinkörnige, makroskopisch nicht differenzierbare Matrix besteht aus Quarz, Biotit und Calcit.

ARCHITEKTUR Schwarze Natursteinsorten liegen momentan voll im Trend. Bei den meisten dieser Gesteine handelt es sich um Gabbros, Basalte oder Dolerite, die im polierten Zustand eine dunkle bis nahezu schwarze Farbe zeigen. Ausgeprägte Texturen sind bei diesen Gesteinen in der Regel nicht erkennbar. Sie haben meist ein fein- bis mittelkörniges oder gelegentlich auch grobkörniges Gefügebild. Beim Marinace Black verhält

sich dies anders. Während die meisten schwarzen Steine dazu dienen, stark texturierte Natursteine oder andere bunte Hüllflächen durch den starken Kontrast zur Farbe Schwarz in ihrer Farbintensität zu steigern, sollte man beim Marinace Black auf eine Kombination mit bunten oder stark texturierten Werkstoffen möglichst verzichten. Der Stein ist sehr ausdrucksstark und benötigt „Raum“. Diese optische Dominanz macht ihn zum Eyecatcher der Gestaltung. Benachbarte Bauteile sollten optisch zurückhaltender gestaltet werden, wobei jedoch auch durchaus eine Kombination mit kräftigen Farben möglich ist. Die Auslängung der ursprünglich gerundeten Gerölle verleiht dem Stein etwas Dynamisches, Fließendes, was im direkten Einklang mit seiner Entstehungsgeschichte zu sehen ist. Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill www.steinkultur.eu

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Sie gilt zwar schon seit dem 25. Mai, verunsichert die Branche aber noch immer. Was die Datenschutz-Grundverordnung Handwerksbetrieben vorgibt und worauf man achten muss.

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Dumm gelaufen Die Bauschäden nehmen zu. Wir zeigen, wie man mit Reklamationen professionell umgeht.

CHANCEN NUTZEN 50

Vorsicht Datenfalle Jedes dritte Unternehmen ignoriert bislang die Datenschutz-Grundverordnung.

PANORAMA 56 58 60

Mitteldeutscher Natursteintag Die Friedhofsflüsterer Termine, Produkte und mehr

RUBRIKEN 63 64 74

Vorschau Impressum STEINLUPE: Garvin Stingel von Lithofin

NEUE HORIZONTE Die Schönheit von Stein überragt alles – Rossittis zählt zu den Pionieren im Natursteinhandel. Wir sind heute noch in der Welt unterwegs und entdecken für unsere Kunden Neues und kennen wie kein anderer Bekanntes. Erleben Sie echte Vielfalt an unseren drei Standorten in Deutschland.

HOLZWICKEDE | WEYHE | WALLDORF

ROSSITTIS.DE S11| 2018


SCHÖNE WELT DER STEINE

ENTSCHEIDEND IS’ AUF’M PLATZ Steinreinigung Angeblich spielte man in Marostica 1454 das erste Mal Schach mit echten Menschen als Figuren – um die Hand der Kastellanstochter. Seit 1954 empfinden die Bewohner des Städtchens im Veneto dieses legendäre Duell alle zwei Jahre in historisierenden Kostümen nach. Den Marktplatz ziert ein riesiges Schachbrett aus Rosso Asiago und Bianco Perlino. Weil Witterung, Verkehr und Begehung auf den unpolierten Steinflächen Spuren hinterlassen, muss regelmäßig gepflegt werden. Von Boris Frohberg

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Foto: Sergio Sartori

SCHÖNE WELT DER STEINE

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STEINE BEARBEITEN

Grabmalkultur Viele Menschen besuchen den Friedhof nur noch im konkreten Trauerfall, das Geschäft mit dem Grabmal ist rückläufig. Die Gründe dafür sind so vielschichtig wie die Lösungsmodelle. Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich, den Friedhof nicht mehr als tabuisierten düsteren Ort des Todes zu betrachten, sondern als ein Angebot an die Lebenden – nicht nur für die Trauerarbeit, auch für schöne Stunden in einer elysischen Parkanlage. Mit Sylke Lambert,

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Foto: Philipp Neuman

DEN FRIEDHOF WIEDER WERTSCHÄTZEN

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STEINE BEARBEITEN

Modezaren-Mausoleum: Auf dem Münchner Ostfriedhof ruhen Rudolph Mooshammer und seine Mutter Else in einem klassizistischen Grabbau aus dem Jahr 1898 (links). Ursprünglich diente die Gruft dem Hofschuhmacher von König Ludwig I. Der umgebende parkartige Friedhof ist ein herrlicher Ort zum Flanieren.

Obermeisterin der Steinmetz-Innung Ulm, beleuchten wir im Interview Gründe und Lösungsideen für den sich wandelnden Komplex aus Gesellschaft und Grabmal. Doch zunächst erklärt Gerold Eppler, stellvertretender Leiter des einzigartigen Museums für Sepulkralkultur, wie moderne Grabmalgestaltungen aussehen – und analysiert sechs Werke, die beim bundesweiten Gestaltungswettbewerb Grabmal jüngst ausgezeichnet wurden.

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STEINE BEARBEITEN

Diamant-Schleifsysteme setzen sich auf Kantenpolier-Maschinen mit Oszillation immer mehr durch – hier das Euro Space-System von Nozar auf den acht Stirnflächen-Supporten eines KolbKantenautomaten.

DIAMANTEN – BESTE FREUNDE DER STEINVERARBEITER Diamantwerkzeuge für Maschinen Auf einigen Maschinen, wie etwa Brückensägen und Bearbeitungszentren, geht schon lange nichts mehr ohne Diamanten. Hinsichtlich der geeigneten Werkzeuge für das Schleifen und Polieren aber, etwa auf Kantenschleifanlagen, verfolgen Steinmetze zwei unterschiedliche Philosophien: mineralische Steine oder DiamantSchleifmittel. Dies gilt ebenso für Tisch- wie Bandkantenschleifmaschinen. STEIN will wissen, ob es einen Königsweg gibt. Von Michael Spohr 32

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STEINE BEARBEITEN

STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Creation in Stein Mike Behrendt, Aarbergen, www.behrendt-natursteine.de 2. Marmor Otto GmbH & Co. KG, Grevenbroich, www.marmor-otto.de 3. Marmor Duarte, Neuss, www.marmor-duarte.de

Fotos: Nozar GmbH & Co. KG, Ascheberg

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Von Nozar: Euro Space ExzellentSchleifsystem mit verklebter weicher Moosgummischicht und harter Kunststoffplatte für eine optimale Verbindung zum Aufnahmeteller des Oberflächen-Schleifautomaten (oben) Speziell für Quarzkomposit-Material: Euro Space XXL White DiamantSchleifsystem mit Hartgummi (unten)

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ährend Sägeblätter, Bohrer, Fräser und Bürsten heute mit Industriediamanten bestückt sind, erfreuen sich mineralische Steine auf Kantenautomaten nach wie vor großer Beliebtheit. Insbesondere bei Steinmetzen ist die Skepsis gegenüber den Diamantsystemen noch groß. Dies liegt am Werkzeugaufbau und an den vergleichsweise hohen Einstandskosten. Diamantpads auf Kletttellern hinterlassen an den Kanten eine unschöne Orangenhaut, mit den Steinen hingegen lässt sich sowohl ein perfektes Polierergebnis als auch eine unübertreffliche Farbtiefe erzielen. Grund hierfür ist der starre Aufbau der massiven Poliersteine, der auch Verkanten oder winkelungenaue Sägeschnitte verzeiht. Aufgrund der Flexibilität der Diamantpolierer waren die Ergebnisse lange nicht gleichermaßen zufriedenstellend. Bei älteren Kantenautomaten ohne Oszillation kommt hinzu, dass die Diamanten nicht jede Stelle der Kante gleichmäßig erreichen und so die Politur mit der mineralischer Steine nicht mithalten kann. Obgleich neuere Maschinen zwar generell oszillierende Schleifköpfe haben, liefern die meisten Hersteller bei der Erstausstattung der Kantenschleifmaschinen meist steinerne Werkzeuge auf den Supporten aus. Diese sind preisgünstiger und verfügen über deutlich geringere Maschinen-Standzeiten. Mit der Verbreitung der Engineered Stones und keramischer Platten wurde es für Betriebe, die sich den neuen Werkstoffen öffneten, wichtiger, ein Schleifund Polierset für alle Materialien zu installieren, um nicht ständig die Werkzeuge wechseln zu müssen. Hierfür sind Diamantsysteme bestens geeignet, wenn sie passgenau von verantwortungsvollen Lieferanten für die jeweilige Maschine und das Anforderungsprofil gefertigt werden. Werkzeughersteller Nozar etwa verklebt

die Diamantpads auf unterschiedlich starken Gummischichten sowie – bei weniger präzise arbeitenden Maschinen – zusätzlich auf einer Kunststoffplatte. Während der Kunststoff das Werkzeug erstarren lässt, puffert das Gummi die Maschinenschwingungen ab. Im Ergebnis kommen die Diamanten so an die Steine heran, bei dafür deutlich höheren Standzeiten. Während bei einem Bandkantenautomaten ein mineralischer Stein je nach Einsatz nach 50 bis 100 Laufmetern ausgetauscht werden muss, können mit den Diamanten rund 4.000 Laufmeter gefahren werden. Die höheren Anschaffungskosten der Diamantpads werden hierdurch mehr als aufgefangen. Seit CNC-gesteuerte Maschinen die Werkstätten erobert haben, droht von den mineralischen Werkzeugen ein weiteres Ärgernis: Die bei den Schleifprozessen frei werdenden Salze lassen sich in der Wasseraufbereitung nicht ausfiltern und gelangen mit dem Prozesswasser an die Spindeln der empfindlichen Sägen und Bearbeitungszentren und lösen einen enormen Verschleiß aus. Auf einer Schlittenmaschine mit Planetarköpfen, wie etwa der KSL 100 von Löffler, entfällt der durch die höheren Standzeiten entstehende Kostenvorteil der Diamanten zwar; andererseits bestätigt der Hersteller, dass bei der Bestückung etwa mit Nozar-Diamanten die Vorschubgeschwindigkeit des Schlittens nahezu verdoppelt werden kann. Zudem bleibt das erwähnte Salzargument bestehen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Steinmetzbetriebe mit älteren Maschinen oft gut mit mineralischen Steinen fahren – vor allem, wenn sie sich auf die Bearbeitung von Naturstein beschränken. Wer jedoch verschiedene Werkstoffe mit CNC-gesteuerten Maschinen bearbeitet, sollte sich Diamantsysteme maßfertigen lassen.

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KUNDEN GEWINNEN

Wenn Träume zusammenfallen: Baumängel nehmen zu. Inzwischen steigen die Schäden schneller als der Umsatz

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KUNDEN GEWINNEN

DUMM GELAUFEN Reklamationen Die Bauschäden nehmen zu. Doch selbst wenn es gut läuft, sind Kunden anspruchsvoll. Schnelligkeit, Transparenz und Großzügigkeit sind im Krisenfall die Gebote der Stunde. Von Annette Mühlberger

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Foto: i-stock

eschönigen, Ignorieren, Negieren, Lügen, Bagatellisieren, Verkomplizieren und Schuldzuweisungen sind die sieben Totsünden der Schadenskommunikation. Der Dialog mit unzufriedenen Kunden ist Chefsache. Aussitzen, abwiegeln oder delegieren gilt nicht. Hier ist umgehend persönliche Präsenz gefragt. Ob eine Reklamation (unabhängig davon, ob sie begründet ist oder nicht) zum Streitfall wird, entscheidet sich innerhalb kürzester Zeit – oft in den ersten 24 Stunden. Schlechtes Timing ist vielfach der Auslöser für Eskalationen. Genauso wie intransparente Kommunikation. Service-Expertin Sabine Hübner beschreibt die Erwartungen von Kunden an Unternehmen im Schadensfall so: „Für Fehler geradestehen. Sich kümmern. Ganz wichtig: Niemals dem Kunden die Schuld geben, den Beschwerdegrund bestreiten, Ausflüchte suchen, die Reklamation auf die lange Bank schieben oder leere Versprechungen machen.“ (Siehe Interview Seite 46)

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ZEITNAH AGIEREN Wenn Kunden sich beschweren, lautet das Prinzip: Handeln Sie schnell und bewahren Sie die Ruhe. Lassen Sie sich unter keinen Umständen zu unbedachten Äußerungen, Besserwisserei oder gar Beschimpfungen provozieren. Nehmen Sie das Anliegen des Kunden ernst. Behalten Sie das Heft in der Hand und steuern Sie den Ablauf aktiv im Sinne aller Beteiligten. Tun Sie das nicht, übernimmt der Kunde die Kommunikation, meist mit einem negativen Ergebnis für alle.

EHRLICH BLEIBEN Achten Sie darauf, dass alles, was Sie sagen, den Tatsachen entspricht. Kritische Kunden haken und recherchieren nach. Lügen oder kleine Unwahrheiten haben kurze Beine – dieses Sprichwort gilt in der Krise umso mehr. Tatsächlich haben Bauherren heute öfter Anlass zur Reklamation. Die Baumängel nehmen zu, und die Schäden steigen schneller als der Umsatz, wie eine Analyse des Bauherren-Schutzbundes e.V. (BSB) gemeinsam mit dem Institut für Bau-

forschung aus dem Jahr 2015 zeigt (siehe Grafik Seite 45). In einer Untersuchung von BauInfoConsult machen Hersteller der Baustoffbranche neben Preisdruck, Zeitdruck und Planungsfehlern vor allem den Fachkräftemangel für die schwindende Bauqualität verantwortlich.

ESKALATION VERMEIDEN Geht es vor Gericht, wird es teuer. Bei Baurechtsstreitigkeiten entstehen erhebliche Kosten aus der Arbeit von Sachverständigen, Gerichten und Anwälten. Laut BSB summieren sich die Gutachterkosten auf durchschnittlich rund 3.000 Euro. Die Gerichts- und Rechtsanwaltskosten betragen im Durchschnitt 8.000 Euro. Die Kosten selbstständiger Beweisverfahren belaufen sich auf 7.000 Euro. Außergerichtliche Verfahren schlagen mit fast 4.000 Euro zu Buche. Nahezu 60 Prozent der Rechtsfälle wurden in der Vergangenheit mit außergerichtlichen und gerichtlichen Sachverständigengutachten untermauert. Dabei geht es mit einem durchschnittlichen Streitwert von 42.000 Euro um hohe Beträge. In diese Berechnung sind auch kleinere Werklohnstreitigkeiten und Mängelbeseitigungsansprüche eingeflossen, nicht nur Bauschäden. Für diese ist der durchschnittliche Streitwert noch einmal deutlich höher (siehe Grafik Seite 45). Klar ist: Kunden werden durch einen Prozess vor Gericht, selbst wenn sie ihn gewinnen, eher zu Feinden als Freunden. Mit allen negativen Folgen für das betriebliche Image. „Vor Gericht gibt es nur Ver-

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