STEIN 12/2018

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STEIN

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ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

PLATTENTEKTONIK

AUS FREUDE AM VERLEGEN ANERKENNUNG

ALLESKÖNNER

BIM & CIM

Besondere Steinbauten: Projekte, die beim Deutschen Naturstein-Preis nicht gewannen

Trotz Waterjet und Drehkopfsäge: Wo sich der Invest in CNC-Bearbeitungszentren lohnt

Überblick behalten: Die Baustelle 4.0 ist voller Abkürzungen bei Fachbegriffen und Abläufen


INHALT

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Moderne Elemente Anspruchsvolle Naturkönnen alte Friedhöfe steinarchitektur. Wir auflockern, stellen nebenwenn dem sie sich, wie hier in Altdorf Schweizer Steinhaus bei Nürnberg, zurückzwei weitere Objekte nehmen undDeutschen nicht vor, die beim in den Vordergrund Naturstein-Preis eine drängen. Anerkennung bekamen.

Die Herausforderungen für Handwerksbetriebe nehmen zu. Wer auch künftig volle Auftragsbücher haben will, muss sich mit Trends an der Schnittstelle zum Kunden befassen.

Ein letzte unter Schliff DenkmalDer für schutz eine derstehender Heiligenfiguren Bunker in München des Engeltors der Abtei wurde behutsam Rommersdorf. Dierenoviert und innen mit Skulpturen aus Tuffstein dem Naturstein „Fade wurden rekonstruiert to Grey“ und sollenausgelegt. bald wieder das Tor schmücken.

STEIN ONLINE

SCHÖNE WELT DER STEINE

STEIN – auf Facebook Wissenswertes rund um das Thema Naturstein gibt es auf facebook.com/stein.magazin STEIN – die Webseite Fachliches, Interessantes, aber auch Skurriles finden Sie auf unserer Homepage stein-magazin.de STEIN – der Newsletter Regelmäßig Neues aus der Stein-Welt, zu abonnieren auf stein-magazin.de

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STEINE BEARBEITEN 14

Wenn Engel reisen ... Warum fünf Heiligenfiguren aus Weiberner Tuff zuerst restauriert und dann rekonstruiert wurden.

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Jura gelb geblümt Die STEINKUNDE stellt einen Naturstein aus Bayern vor.

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Sicher verlegen im Nassbereich Tipps und Tricks für die fachgerechte Verarbeitung von Naturstein im nassbelasteten Zonen.

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Konkurrenzdruck für Alleskönner Wann und für wen macht es Sinn, ein CNC-Bearbeitungszentrum anzuschaffen?

ZUM SAMMELN Die neue STEINKUNDE In dieser Ausgabe: Jura gelb geblümt

Besonders gelungen Drei Projekte, die die Anerkennung der Jury des Deutschen Naturstein-Preises erhalten haben.

KUNDE

Handelsname:

JURA GELB GEBLÜMT Petrografische Familie:

Kalkstein Typische Farbe:

Gelb Herkunftsort:

Altmühlgebiet/Bayern/ Deutschland Liefernachweis:

Überall im gut sortierten Natursteinhandel erhältlich

GEOLOGIE/PETROGRAFIE Beim Jura „Marmor“, wie dieser Stein sogar in der aktuellen EN 12440 im Anhang A aufgeführt ist, handelt es sich nicht um einen Marmor, sondern um einen Kalkstein. Für mein Dafürhalten kann eine derartige Handelsbezeichnung zu Irritationen bei Endverbrauchern führen, selbst wenn der Stein in EN 12440 bei der Angabe der petrografischen Familie richtigerweise als Kalkstein aufgeführt ist. Mittlerweile finden sich für Jura „Marmor“ in der EN-Norm auch synonyme Handelsbezeichnungen wie Treuchtlinger Kalkstein oder Eichstätter Kalkstein. Bei einem Marmor muss immer eine metamorphe Umwandlung stattgefunden haben, was bei den fränkischen Jura-Typen nicht gegeben ist. Man sollte dies jedoch nicht negativ auslegen. Jura „Mamor“ ist ebenfalls wie ein echter Marmor polierfähig. Darüber hinaus ist in diesem Stein (je nach Ablagerungsschicht)

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eine Vielzahl von Fossilien enthalten. Hier kann auch der private Bauherr fündig werden und erhält neben einem ansprechenden Dekor zusätzlich einen „zu Stein gewordenen“ Einblick in unsere Erdgeschichte. Würde es sich beim Jura „Marmor“ um einen echten Marmor im petrografischen Sinn handeln, so wäre ein Vorhandensein von Fossilien nicht möglich, da im Zuge der Metamorphose eines Kalksteins zu einem Marmor alle enthaltenen Fossilien zerstört werden.

ARCHITEKTUR Der fränkische Jura, der in unmittelbarer Nähe des Altmühltals abgebaut wird, zählt zu den bekanntesten Natursteinen Deutschlands. Im Gegensatz zu vielen deutschen Natursteinen, die überwiegend regional verbaut werden, ist dieser Stein weltweit in Großprojekten verbaut. Neben seinem kompakten Gefüge und einem ansprechenden Farbton spielt die

Verfügbarkeit im internationalen Natursteinhandel eine wichtige Rolle. Da es sich um eine großräumige Lagerstätte mit vielen Aufschlüssen handelt, ist diese gegeben. Außerdem sind in der Region viele Unternehmen ansässig, die über große Kapazitäten und einen modernen Maschinenpark verfügen, um internationale Großobjekte abzuwickeln. Bezüglich der Produktpalette bleiben keine Wünsche offen. Sie reicht von dünnen Natursteinfliesen über großformatige Werkstücke bis zu Massivwerkstücken. Der Stein ist mit allen gängigen Oberflächenbearbeitungen, die bei Kalksteinen möglich sind, lieferbar. Da der Stein in einer großen optischen Bandbreite lieferbar ist, sollten in Ausschreibungen die Leistungspositionen eindeutig benannt werden. Hierzu sind Zusätze zum Handelsnamen wie gelb, grau, gemischtfarben sowie geblümt oder gebändert erforderlich. Dipl.-Ing. (FH) Detlev Hill www.steinkultur.eu

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Mobile Hard- und Software für Baustellencontrolling sowie digitale Tools, Roboter und 3-D-Drucker bereiten den Weg für das Bauen der Zukunft. Wie die Baustelle 4.0 aussieht.

KUNDEN GEWINNEN 40

Rezepte für die Zukunft Trends wie Digitalisierung und technologischer Wandel erfordern neue Abläufe und Geschäftsmodelle.

CHANCEN NUTZEN 48

Die digitale (R)evolution am Bau Wie die 4. Industrielle Revolution langsam auch am Bau ankommt.

PANORAMA 56 58

Nachbericht Cersaie 2018 Termine, Produkte und mehr

RUBRIKEN 63 64 74

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Vorschau Impressum STEINLUPE: Stefan Wolf von natursteinwolf

n Sie Besuche ch u a s n u esse! auf der M NCHEN BAU MÜ.1.2019 9 1 14.–


SCHÖNE WELT DER STEINE

BESONDERS GELUNGEN Architektur aus regionalem Material Die Jury des Deutschen Naturstein-Preises hat in diesem Jahr insgesamt 19 europäische Projekte ausgezeichnet. Gestalterisch und konstruktiv vorbildliche Bauvorhaben, die zeigen, wie vielfältig man Naturstein bearbeiten und einsetzen kann. STEIN stellt drei Häuser vor, die Beachtung verdienen. Von Tanja Slasten

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Foto: Giancarlo Gardin

SCHÖNE WELT DER STEINE

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„Besondere Anerkennung“: das dreigeschossige Einfamilienhaus am Hang des Schweizer Bergdorfs Vicosoprano

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STEINE BEARBEITEN

SICHER VERLEGEN IM NASSBEREICH

Metamorphe Plattenpracht im Bad: Diese Dusche ist mit Corteccia ausgekleidet, einem Silikatmarmor aus Brasilien

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Fotos: Antolini

Baustelle Beläge aus Naturstein zeichnen sich durch außergewöhnliche Optik, Langlebigkeit und hohe Belastbarkeit aus. Sie sind hochwertige Ausstattungselemente, die Gebäude einzigartig machen. Denn kein Stein gleicht dem anderen. Die Nachfrage steigt stetig, und der weltweite Handel ermöglicht es, dass heute auch Natursteine aus entfernten Ländern wie China oder Brasilien in die hiesigen Wohn- und Badezimmer gelangen und Balkone sowie Terrassen zieren. Von Markus Balleisen

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STEINE BEARBEITEN

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ass Natursteinbeläge dauerhaft schön und makellos bleiben, ist für Verarbeiter eine besondere Herausforderung: Die Verlegung hat verfärbungsfrei, ausblühsicher und dauerhaft anhaftend ausgeführt zu werden. Zudem müssen die Verlegeuntergründe fachgerecht vorbereitet und insbesondere in nass belasteten Bereichen dauerhaft geschützt werden. Dieser Artikel beschreibt, wie Sie beides sicherstellen. Wie können sowohl nass belastete Verlegeuntergründe also auch die angrenzenden Bauteile vor Wassereinwirkung geschützt werden? Für die Beantwortung dieser Frage orientieren wir uns an den geltenden Regelwerken, also den Normen DIN 18531 bis DIN 18535. Diese enthalten alle relevanten Vorschriften zu Planungsgrundsätzen, Abdichtungsstoffen, Abdichtungsdetails, Bemessung, Ausführung, Instandhaltung etc. Andere Regelwerke sind dahingehend also nicht zu berücksichtigen. Den gesamten Inhalt dieser Normen wiederzugeben, würde diesen Rahmen sprengen, sodass im Folgenden nur die wichtigsten Details aus den Normen DIN 18531 und DIN 18534 dargestellt werden – mit Verweisen auf Regelwerke, die primär keramische Fliesen und Platten betreffen. Sinngemäß und in Ermangelung eigener Regelwerke lassen sich diese auf Naturwerksteine übertragen und anwenden.

DIN 18531: ABDICHTEN VON DÄCHERN, BALKONEN, LOGGIEN UND LAUBENGÄNGEN Die bereits seit mehreren Jahren bestehende DIN18531 wurde überarbeitet und um Teil 5 – „Balkone, Loggien und Laubengänge“ – erweitert. Neben den bekannten Abdichtungsstoffen unterhalb des Estrichs, Bitumenschweißbahnen und Kunststofffolie, wurde die flüssig zu verarbeitende Verbundabdichtung (AIV-F) auf dem Estrich in die Gruppe der Abdichtungsstoffe aufgenommen. Diese muss die Qualitätsanforderungen der DIN EN 14891 für die Verlegung mit Fliesen oder Platten erfüllen. Abdichtungen aus flexiblen, mineralischen Dichtungsschlämmen wie PCI Seccoral 1K und PCI Seccoral 2K Rapid sind somit anerkannte Regel der Technik und funktionssicher anwendbar. Bei der Ausführung der Abdichtung ist Folgendes zu beachten: • Ausreichendes Gefälle von mindestens 1,5 Prozent. • Abdichtungsebene und Belagsoberfläche müssen zuverlässig entwässern können (nächste Seite, Bild oben). • Hochzug der Abdichtung an Senkrechte, mindestens 15 cm, eventuell höher. • Im Bereich von Türanschlüssen ist eine Verringerung auf 5 cm möglich, wenn über die gesamte Türbreite eine Entwässerungsrinne angeordnet wird.

BILDLICHE DARSTELLUNG DER GELTUNGSBEREICHE

DIN 18531 Dach, Balkone, Loggien

DIN 18532 befahrbar

DIN 18534 Innenräume

Fotos: Xxxxxxxx xxxxxx

DIN 18535 Behälter/Becken

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DIN 18533 erdberührt

Quelle: PCI

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STEINE BEARBEITEN

KONKURRENZDRUCK FÜR ALLESKÖNNER CNC-Bearbeitungszentren Lohnt sich in Zeiten des Vormarschs der Wasserstrahl-Schneidetechnik und der erweiterten Maschinenmöglichkeiten einer CNC-gesteuerten Drehkopf-Säge überhaupt noch die Anschaffung eines CNC-Bearbeitungszentrums? Welche Arbeiten innerhalb der Steinbearbeitung werden sinnvollerweise mit einem CNC-Bearbeitungszentrum ausgeführt? Wann und für wen rentiert sich eine derartige Maschine? Von Michael Spohr 32

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STEINE BEARBEITEN

STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Horst Zentgraf GmbH, Laufach, www.horst-zentgraf.de 2. Wiebe Naturstein & Keramik, Halver, www.naturstein-wiebe.de

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Fotos: Michael Spohr/J. König GmbH & Co., Karlsruhe-Durlach

Als multifunktionelle Alleskönner sind die CNC-Bearbeitungszentren aus den Steinmetz-Werkstätten nicht mehr wegzudenken – hier eine für Kundentests in der Maschinenhalle von J. König in Karlsruhe aufgestellte Omag blade 5ar.

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ereits in der letzten STEIN-Ausgabe hatten wir vom Inhaber eines Stein verarbeitenden Betriebs berichtet, der keine Notwendigkeit mehr für ein CNC-Bearbeitungszentrum in seiner Maschinenhalle sieht. Lange Aufbänkzeiten, Probleme bei der Bearbeitung von Keramik, der durch Fräser verursachte Materialbruch sowie generell die Trends zu immer dünneren Platten und weniger Massivarbeiten veranlassen auch andere Firmenchefs, sich bei Neuinvestitionen eher für eine Wasserstrahlanlage oder eine weitere Säge zu entscheiden. Verfolgt man jedoch die Entwicklung der Steinmetzbetriebe mit Maschinenpark in den letzten Jahren, so wird deutlich, dass die Anschaffung eines Bearbeitungszentrums durchaus Sinn machen kann. Meist war hier zunächst eine Brückensäge vorhanden – oft mit Drehtisch, heute häufig mit Drehkopf. Die neuen Sägen sind zwar dank zahlreicher neuer Aggregate in der Lage, fast sämtliche Arbeiten des CNC-gesteuerten Bearbeitungszentrums zu übernehmen, würden hierdurch jedoch stark ausgebremst. Eine Wasserstrahlanlage als Ergänzung zur Säge bringt den gewünschten Schub,

allerdings nur jenen Firmen, die vorwiegend mit verhältnismäßig dünner Plattenware im Innenausbau arbeiten. Für wen hingegen die Massivbearbeitung und das 3-D-Design wichtig sind, wer einen hohen Funktionsumfang – zum Beispiel bei unterschiedlichen Werkstoffen und Materialstärken – gewährleisten, häufig Oberflächen gestalten und Fräsarbeiten ausführen möchte, der kommt an einem CNC-Bearbeitungszentrum nicht vorbei. Aber auch Ausschnitte und deren Politur bleiben ein Dorado für die multifunktionalen Alleskönner.

Entwickeln sich immer weiter in Richtung Bearbeitungszentren: Moderne Sägen wie diese CMS Sprint bei Wiebe verfügen heutzutage über ein Bohr- und Fräsaggregat

Meistverkaufter Maschinentyp: Die Wasserstrahlanlagen – hier eine Omag Water 5 – übernehmen immer mehr Aufgaben in den Maschinenhallen der Steinmetze mit Baugeschäft

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KUNDEN GEWINNEN

REZEPTE FÜR DIE ZUKUNFT 40

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KUNDEN GEWINNEN

Foto:Neuhoff Naturstein

Edle Natursteinküchen wie diese werden immer mehr nachgefragt. Allerdings werden die Kunden anspruchsvoller und das Tempo in der Fertigung steigt. Zeit für Handwerker, die Schnittstelle zum Kunden zu überprüfen

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Erfolgreich bleiben Kapazitätsengpässe, anspruchsvolle Kunden, komplexe Projekte, Digitalisierung. Die Anforderungen an den Steinmetz steigen. Wer im Spiel bleiben will, muss sich auf die Gegebenheiten einstellen. Auch im Verkauf. Von Annette Mühlberger

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