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STEIN

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ZEITSCHRIFT FÜR NATURSTEIN

SÄGEN MIT WASSER

MESSERSCHARF KALKULIERT ERWEITERT

MIT HAFTUNG

VERNETZT

Kontrastreicher Anbau aus armenischem Basalt

So werden große Formate im Badezimmer richtig verlegt

Wie Sie intelligent auf sich aufmerksam machen


SCHÖNE WELT DER STEINE

Die kleine denkmalgeschützte „Alte Kirche“ mit ihrer sandsteinfarbenen Natursteinfassade ist umgeben von einem neuen Anbau und einer Grundstücksmauer aus armenischem Basalt.

KONTRASTREICHES ENSEMBLE 6

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Foto: soan architekten boländer hülsmann gbr, Roman Weis

SCHÖNE WELT DER STEINE

Basalt und Ruhrsandstein Das Bochumer Architekturbüro soan architekten hat die sandsteinfarbene „Alte Kirche“ in BochumWattenscheid saniert und durch einen Anbau erweitert. Während in dem historischen Gebäude der Boden mit Platten aus regionalem Ruhrsandstein neu verlegt wurde, schmückt dunkler armenischer Basalt die Grundstücksmauer sowie die Fassade und den Boden des Neubaus.

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Von Tanja Slasten

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STEINE BEARBEITEN

Die Küchenarbeitsplatte ist in Leichtbauweise ausgeführt, sodass sie trotz ihrer Stärke ein relativ geringes Gewicht hat.

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STEINE BEARBEITEN

MÖGLICHKEITEN IM INNENAUSBAU Hochwertiger Innenausbau und Leichtbauweise Vielerorts gibt es die kleinen und mittleren Steinmetzbetriebe. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten liegt meist auf der Herstellung von Grabmalen. Auch Aufträge für neue Fensterbänke, Treppenstufen oder Bodenbeläge bestimmen das Tagesgeschäft. Es gibt aber auch Betriebe, die eine Nische gefunden haben und sich nun vom klassischen Steinmetzbetrieb unterscheiden.

Foto: Schwanekamp

Von Tanja Slasten

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STEINE BEARBEITEN

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STEINE BEARBEITEN

GROSSE FORMATE – GROSSE WIRKUNG Naturstein verlegen Der Trend zu großen Fliesen hat längst auch das Badezimmer erreicht. Doch die Planung und Verlegung der XXL-Platten stellt selbst erfahrene Fachleute vor große Herausforderungen. Wir stellen gelungene Beispiele von Natursteinbädern vor und zeigen, worauf bei der Verlegung zu achten ist. Von Julia Wolpert

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lättert man in aktuellen Wohnzeitschriften oder klickt man sich durch die Bildergalerien erfolgreicher Einrichtungsblogs, so fällt eines sofort ins Auge: Der Trend zum puristischen Wohnen setzt sich fort. Klare Formen, schlichte Materialien und dezente Farben sind charakteristisch für den Einrichtungsstil, der

sich aus dem improvisierten Wohnen im Fabrikgebäude entwickelte. Im Sinne des Purismus halten auch immer öfter großformatige Fliesen Einzug in Wohnzimmer, Küchen und vor allem Bäder. Da weniger Fugen notwendig sind als bei kleinen Formaten, wirken die Flächen ruhig und durchgängig wie aus

Fotos: Ströhmann Steindesign GmbH

Vorher

Am Ammersee wurde ein ehemaliges Kloster in ein Wohnhaus umgebaut. In diesem Zuge wurde unter anderem dieses in die Jahre gekommene Badezimmer modernisiert.

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einem Guss. Dieser Eindruck lässt sich noch verstärken, indem die Fugen Tonin-Ton mit der Fliesenfarbe ausgeführt werden. So entsteht im Raum optische Weite, die für ein hochwertiges, modernes und großzügiges Ambiente sorgt. Die vermehrte Nachfrage nach den XXL-Platten kann auch Uwe Ströhmann, Geschäftsführer der Ströhmann

Nachher

Die Natursteinbearbeitung und -verlegung erfolgte durch die Ströhmann Steindesign GmbH. Das Badezimmer wirkt jetzt dank der großformatigen Natursteinfliesen edel und modern.

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STEINE BEARBEITEN

STEININDUSTRIE 4.0 Computergestützte Fertigung Die Computertechnologie hat vor den Steinmetzen nicht Halt gemacht. Doch die Anlagensteuerungen sind nur die halbe Miete, denn ohne geeignete Programme und fähige Programmierer lassen sich die Vorzüge computergesteuerter Maschinen nicht optimal ausschöpfen. Von Michael Spohr

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Werkstücke auch ohne Programmierfähigkeiten auf CNC-Anlagen fertigen kann. Dennoch kommen Steinmetze heute nicht mehr um Grundkenntnisse in der CAD-Programmierung herum. Die Arbeit mit Planungssoftware, die Übergabe der Daten an computergestützte Maschinen und die entsprechende Fertigung haben deshalb inzwischen auch Einzug in die Lehrpläne der Steinmetz-Berufsausbildung gehalten.

STEIN stellt folgende Firmen vor: 1. Natursteine Mulbach GmbH, Bitburg natursteine-mulbach.de 2. Peter Pung GmbH & Co. KG, Bonn pung.de Foto: Michael Spohr

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n Stein verarbeitenden Betrieben müssen Maschinen keine komplexen Konstruktionsaufgaben erledigen, die den gesamten Leistungsumfang eines CAD-Programms erfordern. Beispielsweise fallen Netzmodelle mehrdimensionaler Körper im Alltagsgeschäft der meisten Betriebe nur in Ausnahmefällen an. Die Hersteller haben ihre Maschinen daher mit einfachen Konstruktionswerkzeugen ausgestattet, mit denen man

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STEINE BEARBEITEN

1. ZUVERLÄSSIGE TECHNOLOGIE AUS PORTUGAL Die erste Maschine des portugiesischen Herstellers Cei in Deutschland steht in Bitburg bei der Firma Natursteine Mulbach. Nach der Marmomacc wird die fünfachsige CNC-Brückensäge „Stonecut Mill“ Gesellschaft von einer weiteren Cei-Anlage erhalten, die zuvor noch auf der Marmomacc in Verona gezeigt wurde.

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ohann Peter Mulbach erstaunt, dass die Firma Cei in Deutschland – anders als etwa in Belgien und den Niederlanden – bisher noch nicht Fuß fassen konnte. Zunächst hatten der Steinmetzund Steinbildhauermeister sowie seine Söhne Vorbehalte gegenüber einem portugiesischen Hersteller, der in Deutschland noch nicht bekannt war. Nach dem Kennenlernen der Cei-Inhaber jedoch verwandelte sich die anfängliche Skepsis in Begeisterung. „Zu den drei Cei-Chefs haben wir heute ein freundschaftliches Verhältnis“, erzählt Johann Peter Mulbach. Grund hierfür sei neben der gegenseitigen Sympathie vor allem die Zuverlässigkeit des Maschinenlieferanten. Dieser hätte die Maschine in Portugal aufgebaut und die Mulbachs zu den wichtigsten Voreinstellungen einfliegen lassen. Dann sei die Anlage von zwei Monteuren binnen drei Tagen in der Mulbach-Maschinenhalle installiert worden. Nach zwei Stunden konnten die ersten Sägearbeiten beginnen.

beitungszentrums angeschafft. Auch weil der Hersteller bei der Bestellung noch auf die Sonderwünsche der deutschen Steinmetzen eingegangen sei. Beispiele hierfür sind die KipptischAusführung, die dennoch mit Fräsaggregat benutzbar ist, sowie die VakuumManipulatoren und auch das WerkzeugWechselmagazin in Form eines Seitenrevolvers. Bei allen anderen Maschinenherstellern hätten die Mulbachs benötigte Sondermodule – wie etwa das zum Schneiden von Profilen oder auch ein Keramik-Schneideprogramm – zukaufen müssen. Und wichtige Accessoires wie die Kameraüberwachung, das Luftentwässerungssystem, die Zentralschmie-

MULTIFUNKTIONSMASCHINE

Foto: Michael Spohr

NACH MASS Drei Jahre lang habe man auf der Marmomacc, auf der Stone+tec und dann wieder in Verona nach der passenden Maschine gesucht. „Eine Multifunktionsmaschine für unsere Platz- sowie Produktionsverhältnisse gab es vor einigen Jahren noch nicht am Markt – oder wenn, dann nur viel zu groß“, sagt Sohn Thorsten Mulbach. Bis eben auf die CeiAnlagen, die zwischen den Messezyklen dem Bedarf deutscher Steinmetzen angepasst wurden. So wurde im März 2015 diese fünfachsige CNC-Brückensäge mit mehreren Features eines Bear-

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Tobias Peter, Johann Peter und Thorsten Mulbach (v. l.) diskutieren das Digitalisieren und anschließende CAD-Überarbeiten einer Pizzaofen-Schablone.

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KUNDEN GEWINNEN

ERFOLGREICH AUF ALLEN KANÄLEN

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KUNDEN GEWINNEN

Crossmedia Ihre Kunden sind vernetzt – sind Sie es auch? Die Homepage allein reicht nicht. Wer von Kunden wahrgenommen werden will, kommt an sozialen Netzwerken nicht vorbei. Wie Sie sich online intelligent verzahnen. Von Annette Mühlberger

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ollte ein Betrieb früher für sich werben, tat er das mit Anzeigen, einem Eintrag in den Gelben Seiten, einem Stand auf der Gewerbeschau – und war präsent. Diese Rechnung geht längst nicht mehr auf. Selbst eine attraktive Homepage garantiert nicht, dass Kunden Sie wahrnehmen. Zu modernem Marketing gehört mehr. Die Zauberformel heißt Crossmedia. Crossmedia bedeutet Präsenz über die Kanäle hinweg. Sprich in mehreren Medien, im Idealfall durch gezielte Kampagnen. Verschiedene Medien, neben klassischem Print, der UnternehmensHomepage, dem Blog, thematischen Landingpages, vor allem die Präsenz in sozialen Medien. 28 Millionen Deutsche nutzen Facebook, jeder Vierte sogar täglich, mobil via Smartphone. Sechs Millionen Deutsche twittern, neun Millionen posten und teilen Bilder zudem auf Instagram.

Illustration: iStock

LÄNGST SIND ALLE KUNDEN DABEI

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Die größten Zuwachsraten hat Facebook bei Menschen über 55. Auch YouTube ist längst in allen Altersgruppen angekommen und wird als Special-Interest-Medium für praktisch jedes Wissensgebiet, Bedürfnis und Hobby genutzt. Zeit für das Handwerk mitzuspielen. Wer außer-

halb seines aktuellen Kundenstamms (und zunehmend auch dort) wahrgenommen werden will, sollte einsteigen.

BEHALTEN SIE DEN ÜBERBLICK Doch die mediale Vielfalt kann überfordern. Ständig kommen neue Hypes hoch. So tummelt sich die Jugend auf Snapchat. Und auch über den Messenger Whatsapp kann man sich mit Kunden vernetzen und sie in thematischen Gruppen (bis zu 256 Teilnehmer kann eine Whatsapp-Gruppe aufnehmen) mit Bildern und Infos versorgen. Hinzu kommen stylische Plattformen rund um Bauen und Wohnen mit coolem Look-and-Feel, die für Living-Referenzen wie geschaffen sind und Kunden in ihrem Wunsch nach außergewöhnlichem Design hervorragend abholen. Bestes Bespiel ist Houzz (siehe Steinplus auf Seite 36). Houzz will Eigentümer, Architekten und Handwerk weltweit so lässig zusammenbringen wie AirBnB Vermieter und Feriengäste. Ihr Profil dort braucht vor allem eines: herausragende Bilder und eine „lustmachende“ Story.

PLANEN SIE DEN AUFWAND EIN Crossmedia geht nicht mal eben so nebenher. Es braucht eine gewisse Strategie und jemanden, der sich engagiert

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CHANCEN NUTZEN

DIE ZÜNDENDE IDEE Erfolg durch Innovation Wenn ein Handwerker zu neuen Horizonten aufbrechen will, muss er bereit sein, ausgetretene Pfade zu verlassen. Denn Innovationen entspringen oft einer neugierigen Skepsis gegenüber dem vermeintlich Planmäßigen und Regelhaften. Oder sie sind schlicht die Lösung für ein Problem. Von Karin Fink

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CHANCEN NUTZEN

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ute Ideen tarnen sich gern als spontane Geistesblitze aus heiterem Himmel. Tatsächlich sind sie aber das Ergebnis harter Arbeit und des oft unerwarteten Zusammentreffens günstiger Umstände. Innovationen – das machen die folgenden Beispiele deutlich – sind keine Selbstläufer, die einem klaren Fahrplan folgen. Sie entspringen vielmehr einem Denken, das seiner Zeit voraus und auf Märkte und Bedürfnisse zugeschnitten ist, die nur bedingt vorhersehbar sind. So begann die Geschichte des Nano-Stone-Furniers schlicht mit einem Zufall. Auf der internationale Fachmesse und Konferenz Material Vision liefen sich im Jahr 2005 Eberhard Richter, Geschäftsführer von Richter Akustik & Design aus dem niedersächsischen Melle, und ein Schieferexperte zufällig über den Weg. Nach einem ausführlichen Gespräch beschlossen die beiden, künftig zusammenzuarbeiten. So entstand das Produkt Stone-Veneer – ein Furnier aus echtem Schiefergestein. Das Steinfurnier, das es inzwischen in einer ganzen Reihe von Ausführungen gibt, hat den Interieur-Bereich um eine natürliche und leicht zu verarbeitenden Steinoberfläche erweitert. Für das Steinfurnier hat Richter Akustik & Design im Jahr 2009 sogar einen Designpreis erhalten. Doch wie werden Unternehmen innovativ, wenn Genosse Zufall nicht im Spiel ist? Nur mit „Versuch und Irrtum“? Die Komplexitätsforscher Stuart Kauffman und John Holland haben gezeigt, dass Fortschritt immer dann entsteht, wenn viele winzige Schritte und einige wenige hochspekulative Gedankensprünge zusammenkommen. Es braucht also beides: zielgerichtetes Forschen und wildes Herumprobieren. Nicolai Andersen, Leiter des Bereichs Innovation bei Deloitte Analytics, versteht Innovation „nicht notwendigerweise als die Erfindung eines neuen Produkts oder einer Dienstleistung. Sie ist vielmehr das Erstellen eines lohnenswerten, neuen Angebots, das vom Kunden auch als lohnenswert und neu empfunden werden muss.“ Dabei müsse dieses Angebot nicht unbedingt gänzlich neu sein. Es reiche, wenn es sich um eine Neuheit in einer Branche handelt. „Ein wichtiges Kriterium“, so Andersen weiter, „ist die kommerzielle Verwertbarkeit des Angebots, die die Innovation von der Erfindung oder dem Forschungsergebnis abgrenzt. Mit anderen Worten: Innovation ist, wenn der Markt jubelt.“

Das Ehepaar Seeberger freut sich über den Bayerischen Innovationspreis für seine Natursteinheizung mit Nanotechnologie. Mit dabei der damalige Wirtschaftsminister Martin Zeil und Betriebsleiter Robert Graf (links).

Fotos: iStock/Seeberger GmbH

EIN NEUES ANGEBOT So hat es Eberhard Richter mit den Steinfurnieren gemacht. Er hat das Thema Furnier von Kunststoff auf Naturstein übertragen. Anlass für sein Umdenken waren rückläufige Umsatzzahlen bei herkömmlichen Furnieren. „Es gab einen Trend weg vom Kunststoff“, erinnert sich Richter. Auf Messen und in Gesprächen mit Architekten und Designern, versuchte der Furnierexperte herauszufinden, was Kunden wollen. Bei seinen Bemühungen, neue Geschäftsmodelle zu finden und ausgetretene Pfade zu verlassen, habe ihm auch der Besuch einer Veranstaltung des Querdenkerclubs in München geholfen. „Es genügt nicht allein, Neuerungen zu kreieren, man muss sie auch verkaufen. Dazu sollte man in andere Branchen schauen und sich mit vielen Menschen unterhalten“, so sein Credo. Auf einer Möbelmesse fand Richter mit dem italienischen Möbelhersteller Presotto beispielsweise einen Kunden, der seine Möbel mit Steinoberflächen ausstattete. Inzwischen ist Steinfurnier auf dem Markt gut angenommen worden. Derzeit denkt Richter über neue Möglichkeiten für Furniere nach. „Ich stehe in Kontakt mit der TU Göttingen. Gemeinsam mit einem Professor für Forstwissenschaften und Waldökologie arbeiten wir daran, Silikate zu entwickeln, die Holz wetterfest machen.“ Auch das Thema Steinfurnier steht weiterhin auf seiner Agenda. „Wir wollen es außentauglich und im urbanen Bereich leichter

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BRENNPUNKT

Beeindruckte zum 60-jährigen Jubiläum nicht nur am Marmomacc-Messestand mit transluzenter Opulenz, sondern mit neuem Verfahren: Luigi Antolini präsentierte mit „Azerocare“ eine neue Naturstein-Vorbehandlung.

STRAHLENDE AUSSICHTEN FÜR MARMOR UND KERAMIK Marmor hat sich seit dem letzten Jahr zum echten Verkaufsschlager entwickelt – vor allem in Nordamerika, wo er nicht nur für die Boden- und Wandgestaltung, sondern auch als Wohnaccessoire Verwendung findet. In Europa und Asien boomt der Naturstein derzeit ebenfalls. Die 51. Auflage der nach Auffassung der Marmomacc-Macher weltweit wichtigsten Naturstein-Messe konnte aber nicht nur mit ihrem namengebenden Material, sondern zudem mit innovativen Werkstoffen, Werkzeugen und Maschinen auftrumpfen. Von Michael Spohr

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inen Aussteller- und einen Besucherrekord sowie eine nochmals gewachsene internationale Bedeutung verzeichnete die diesjährige Marmomacc. Auf der wegen der großen Ausstellernachfrage um vier Prozent auf mehr als 80.000 Quadratmeter vergrößerten Ausstellungsfläche präsentierten mehr als 1.650 Firmen aus 53 Staaten (gegenüber 1.524 Ausstellern aus 55 Ländern 2015). Die Zahl ausländischer Besucher wuchs um fünf Prozent, sodass diese nunmehr 60 Prozent ausmachen. Ein ausverkauftes Messezentrum, bei dem sämtliche Hallen und das komplette Außengelände besetzt waren, spricht für die Zugkraft der Veranstaltung, die die gesamte Wertschöpfungskette der Branche abdeckt. Mit einem ebenso umfangreichen wie attraktiven Rahmenprogramm unterstützte die Messegesellschaft die Bemühungen der Aussteller, Stein als zukunftsfähiges Material zu bewerben.

YES, WITH CERAMIC YOU CAN Bestimmendes Messethema war allerdings nicht Naturstein, sondern die Keramik – sei es auf den Ständen der Natursteinanbieter, die sich jetzt schon auf ihrer ureigenen Messe immer mehr unter Druck gesetzt fühlen, sei es bei den MaschinenHerstellern, die Anlagen und Werkzeuge speziell für die Bearbeitung des harten sowie spröden Werkstoffs in den Fokus stellten oder sei es bei den Firmen der chemischen Industrie, die Klebstoffe, Dichtmittel und Reinigungsprodukte immer stärker auf keramische Oberflächen abstimmen. Bereits auf der zwei Tage zuvor in Bologna gestarteten Cersaie war offenkundig geworden, dass extrem große und dünne keramische Platten in Naturstein-Optik den Markt künftig vermutlich geradezu überschwemmen werden – so stark ist die Zahl der Anbieter dieser Materialien gewachsen. Aber mit Firmen wie Laminam, Neolith und Lapitec sowie Breton im Segment der Engineered Stones nehmen auch auf der „Natursteinmesse“ Marmomacc künstlich gefertigte Steine einen immer größeren Raum ein. Zwischen drei und 30 Millimeter stark ist das Wettbewerbsmaterial erhältlich, bei Lapitec und Breton sowie der zur Fiandre-Gruppe gehörenden neuen Marke Sapienstone sogar mit durch den Materialquerschnitt reichenden Aderungen. Und das Format reicht bis zu 3,365 x 1,50 Meter, also bereits mehr als fünf Quadratmeter. So ist nicht weiter verwunderlich, dass gleich mehrere Maßnahmen auf der Messe präsentiert wurden, wie diesem Trend mit Naturstein begegnet werden kann. Allen voran stellte Luigi Antolini auf seinem Event am zweiten Messeabend im altehrwürdigen Veroneser Teatro Romano anlässlich des 60-jährigen Firmenbestehens eine neue Produktionstechnologie unter dem Namen „Azerocare“ vor, bei der Marmor, Onyx und weitere Natursteine werkseitig vorbehandelt werden. Das proprietäre Antolini-Verfahren soll den empfindlichen Steinen einen Säureschutz verleihen, sodass diese beispielsweise bei Kontakt mit säurebasierten Lebensmitteln dauerhaft nicht mehr verätzt oder verfärbt werden könnten.

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Es ist angerichtet: Im „Italian Stone Theatre“ erwartete die Besucher unter anderem ein fünfgängiges Naturstein-Menü.

„Caleido“, eines von zehn Artefakten nach dem Design von Raffael Galiotto – hergestellt aus Palissandro-Stein mit Licom-Software auf einer Gmm-Brückensäge mit ADI-Werkzeugen.

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