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Rudolf Schricker
StudienfĂźhrer Innenarchitektur Lehre Studium ExistenzgrĂźndung Kompetenz Qualifikation
Inhalt Vorneweg Sich Einlesen
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Zur Sache … Berufsbilder
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Momentaufnahme 18 Allianzen/Kooperationen/Partnerschaften in der Innenarchitektur 20 Innenarchitektur zwischen 22 Architektur und Design Tätigkeitsbereiche 26 Prof. Klaus Schmidhuber 34 Bewerbung 38
Hochschulen 44 Hochschulsituation Hochschule Coburg Hochschule Darmstadt Hochschule Ostwestfalen-Lippe Detmold Hochschule Düsseldorf Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle Hochschule Hannover Hochschule Hildesheim Hochschule Kaiserslautern Muthesius Kunsthochschule Kiel Hochschule Mainz Akademie der Bildenden Künste München Hochschule Rosenheim Hochschule für Technik Stuttgart Hochschule Trier Hochschule RheinMain Wiesbaden Hochschule Wismar
46 50 58 66 74 82
Fördernde Unternehmen
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Kompetenz und Haltung sind gefragt 180 AGROB BUCHTAL 184 ALAPE 186 ALGECO 188 ANKER 190 BEMBÉ Parkett 192 BULTHAUP 194 DER KREIS Systemverbund 196 DORNBRACHT 198 HAWORTH 200 JAB 202 JUNG 204 KALDEWEI 206 KAMPMANN 208 210 Kinnarps KNAUF Design 212 OBJECT CARPET 214 WILKHAHN WILKENING + HAHNE 216 windmöller flooring products 218
90 98 106
Anhang 220
114 122 130 138 146 154 162 170
Wer hilft weiter? 222 Impressum/Bildnachweis 224
Vorneweg
Dieses Buch ist entstanden aus zahllosen Diskussionsrunden an den Hochschulen, im Kollegenkreis, mit Studierenden, aber auch mit Praktikern und renommierten Innenarchitekten/innen, die sich mit den vielfältigen Veränderungen in der Innenarchitektur und damit auch in den Studiengängen Innenarchitektur auseinandersetzen.
RUD OLF SCHRICKER
Dank gebührt all den Kolleginnen und Kollegen in der Lehre in den verschiedenen Studiengängen und den Engagierten in diesem verantwortungsbewussten und erfüllenden Beruf, den motivierten Studierenden und den arrivierten Unternehmern, die diese Publikation beispielhaft fördern und unterstützen. Danken möchte ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in meinem Atelier in Stuttgart, die koordinierend mit großem Engagement zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben.
HO CHSCHULE COBURG
Der Lektorin beim Callwey-Verlag, Verena Jaumann, sowie den Verantwortlichen beim Verlag, die stets an den Erfolg dieses Buches geglaubt haben, danke ich ebenfalls sehr.
GUTACHTER
DIPL.-ING., INNENARCHITEKT, DESIGNER 1993–2002 PROFESSOR HO CHSCHULE WISMAR SEIT 2002 PROFESSOR PLANUNGSATELIERS IN STUT TGART UND COBURG 1991–2007 VIZEPRÄSIDENT BDIA 2007–2011 PRÄSIDENT BDIA 2011–2015 VIZEPRÄSIDENT BDIA PUBLIZIST UND AUTOR JUROR
Prof. Dipl.-Ing. Rudolf Schricker
VORNEWEG
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Sich Einlesen Das vorliegende Buch Studienführer Innenarchitektur versteht sich als Nachschlageund Studienbuch. Es stellt sozusagen die publizistische Reaktion auf die Diskussion über Kompetenzen und Qualifikationen in der Innenarchitektur in Hochschule und Beruf dar. Schwerpunkte, Besonderheiten und Spezifika der verschiedenen Studiengänge im Bereich Innenarchitektur an deutschen Hochschulen werden dargestellt. Bei der Recherche zu den Studienmöglichkeiten zeigte sich rasch, dass Studieninhalte bestenfalls als Basis eines Buches fungieren können; als zu vielfältig, zu interessant, zu heterogen offenbaren sich die einzelnen Schwerpunkte, Qualifikationsmerkmale und Kompetenzerwerbe. Wandel und Differenzierung im Studium und berufliche Verantwortung in der Innenarchitektur fordern neue Orientierung und innovative Perspektiven. Dieses Buch will Menschen, die für sich ein Studium der Innenarchitektur in Erwägung ziehen, Informationen dazu vermitteln, welche Hochschulen welche Alleinstellungsmerkmale und welche Schwerpunkte in Lehre und Studium anbieten. Zudem wirft es in diesem Kontext relevante Fragen auf: Wie muss oder kann man sich vor dem Studium darauf vorbereiten, oder welche Voraussetzungen sollte man für eine spätere Existenzgründung oder allgemein für sein späteres berufliches Leben in einer sich wandelnden Disziplin wie der Innenarchitektur erfüllen? Das Buch ist also viel mehr als ein Führer zum oder durch das Studium; eher ein Begleiter, der dem lebenslang Lernenden Mut machen kann, den geänderten Anforderungsprofilen der Wirtschaft zu entsprechen, sich weiterzuqualifizieren und auch Verantwortung in der Gestaltung zu übernehmen. Es regt Diskussionen an und dient als Ratgeber und Navigationssystem im professionellen Gestaltungsdschungel. Renommierte Büros und Unternehmen definieren erforderliche Konditionierung, Wegzehrung und Schlüsselqualifikationen und geben Einblick in Voraussetzungen für ein erfülltes und erfolgreiches Berufsleben in der Innenarchitektur. Drei Botschaftssäulen tragen das Buch: - Voraussetzung und Vorbereitung auf einen sich wandelnden Beruf; - Studienmöglichkeiten Innenarchitektur an den verschiedenen Hochschulen in Deutschland; - Erwartungen und Haltungen von Wirtschaft und Unternehmen in der Realität. Jeder berufliche Weg ist einzigartig, und jeder kann es schaffen, das Ziel zu erreichen – auf seine ganz eigene Weise. Die Entwicklungslinien der Absolventen verschiedener Hochschulen dokumentieren dies in ihrer Unterschiedlichkeit höchst eindrücklich und facettenreich. Lehre und Studium der Innenarchitektur unterliegen Wandel und Änderungsprozessen, was als Reflexion auf die ebenfalls in Veränderung befindlichen Tätigkeits- und Berufsbilder in der Innenarchitektur zu werten ist. Planungs- und Gestaltungswirtschaft generieren neue Verantwortlichkeiten und eröffnen künftige Existenzmöglichkeiten in der Kultur einer sich emanzipierenden Innenraumgestaltung. Das „Innere“ von Architektur ist überlebenswichtig.
SICH EINLESEN
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Zur Sache … Berufsbilder
Mehr als nur „die schönen Dinge“ – Innenarchitektur ist richtig, schön und gut Das Berufsbild „Innenarchitekt/in“ ist nach wie vor von Vorurteilen belastet; insbesondere in weiten Teilen der Gesellschaft wird fälschlicher Weise immer noch von „Innenarchitektur ist teuer“ gesprochen und der Zusammenhang von Design und Luxus und Geld im anachronistischen Sinn gepflegt. Bedeutung von Innenarchitektur und Leistungsfähigkeit der in der Innenarchitektur Tätigen sind häufig immer noch unterschätzt. In der Vergangenheit haben manche Architekten im ganzheitlichen Selbstverständnis Innenarchitektur einfach mit gemacht. Oft werden Innenarchitekten abfällig als „Ausstatter“ oder „Möbelrücker“ bezeichnet. Auch verschiedene Fernsehformate und der Einfluss der Berufsdarstellung in den Medien haben dazu geführt, dass der Beruf des Innenarchitekten unterschätzt und fehlinterpretiert wird. In Zeiten, in denen das meiste bereits gebaut ist und in denen bereits existierende Gebäude zunehmend modernisiert, saniert und umgebaut werden, wendet sich der Fokus gesellschaftlichen Interesses automatisch auf das „Innere“. Innenraum gewinnt rasant an Bedeutung. Technikintegration, insbesondere Licht, Raumakustik und Klima, liegt moderner Innenarchitektur zugrunde. Zudem interessieren sich immer mehr Menschen für „gesunde, unterstützende, barrierefreie und inspirierende Innenarchitektur, die zudem rentabel und sozial ist. In Verbindung mit Humanwissenschaften emanzipiert sich Innenraumgestaltung mehr und mehr vom Schutzschirm der Architektur. Soziologen, Mediziner und Psychologen unterstützen Eigenständigkeit von Raumgestaltung und Planung und geben ihr einen ernsthaften Bedeutungsgewinn. Innenarchitektur wird zunehmend zur kulturellen Hoffnung und Perspektive von Lebensqualität zahlreicher Menschen. Professionen in der Innenarchitektur verstehen sich als kompetente Dienstleister, vertraute Begleiter und argumentsichere Fürsprecher, mit tiefem Verständnis und ausgeprägter Empathie, sehr anwendungsorientiert, technisch kompetent und gestalterisch versiert.
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Wie werde ich Innenarchitekt? Für die Tätigkeit als „Innenarchitekt/in“ ist zunächst ein abgeschlossenes Hochschulstudium nötig. Die Zulassung zum Studium erfolgt häufig über einen Numerus clausus oder eine Eignungsprüfung; die dafür erforderlichen Voraussetzungen und Qualifikationen sind zum Teil höchst unterschiedlich. Alle Hochschulen haben mittlerweile auf Bachelor- und Masterstudium umgestellt. Inhalte, Schwerpunkte, Dauer und Modalitäten der verschiedenen Studiengänge sind ebenfalls äußerst heterogen und uneinheitlich. Nach dem Studium muss der Berufsanfänger in den meisten Bundesländern mindestens zwei Jahre Praxiserfahrung nachweisen und begleitend an entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, bevor er auf Antrag Mitglied einer Landesarchitektenkammer werden kann und damit die Berufsbezeichnung „Innenarchitekt/in“ führen darf. Dieser Titel ist also eine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung und Teil der jeweiligen Landesarchitektengesetze. Der Gesetzgeber hat entsprechend hohe Hürden in Form von Kriterienkatalogen für die Erlangung dieser Berufsbezeichnung aufgebaut, analog zur Bezeichnung „Architekt/in“. Innenarchitekten üben ihren Beruf entweder als freischaffende Selbstständige in einem eigenen Büro oder als Angestellte aus. Als Mitglied einer Architektenkammer sind sie in der Regel berufshaftpflichtversichert, rechnen ihre erbrachten Leistungen nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) ab und sind normalerweise im Versorgungswerk der Architektenkammer rentenversichert. Bedauerlicherweise konnten sich bislang die 16 verschiedenen Landesarchitektenkammern in Deutschland nicht auf einheitlich geltende Eintragungsvoraussetzungen für „Innenarchitekten/innen“ einigen. In der Konsequenz bedeutet dies, dass manche Landesarchitektenkammern beispielsweise bereits Absolventen mit einem sechssemestrigen Innenarchitekturstudium aufnehmen und eintragen, andere dagegen nur solche mit einem mindestens achtsemestrigen Studienabschluss. Die ungleichen Eintragungsvoraussetzungen teilen Deutschland und fordern junge Studienwillige dazu auf, sich bereits im Vorhinein genau zu überlegen, wo sie später als Innenarchitekten arbeiten wollen und an welcher Hochschule sie die dazu notwendigen Voraussetzungen erlangen können.
BERUFSBILDER
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Innenarchitektur im Fluss Das „Innere“ von Architektur ist selbsterklärend an die Gebäudehülle gebunden. Bedingt durch die abnehmende Zahl von Neubauten werden Innenarchitekten immer häufiger besonders bei Umbaumaßnahmen und der Konzeption von neuen Inhalten, die wiederum mit einer Umnutzung und damit einhergehend mit einer neuen Funktion im Inneren zu tun haben, beauftragt. Zunehmend sind dabei auch nicht mehr zwangsläufig architektonische Bauaufgaben zu bewältigen, sondern vielmehr Aufgaben der inhaltlichen Neubewertung, der Technikintegration und des Change-Managements. Neben dem Gebäude an sich und der es umhüllenden Architektur stehen entsprechend Innenräume und Inhalte mehr und mehr im Fokus des öffentlichen Interesses. Der Beruf des Innenarchitekten ist inhaltlich zwischen den Bereichen Architektur und Design, Handwerk und Technologie, Gestaltung und Humanwissen einzuordnen. Diese verschiedenen Verantwortlichkeiten machen den Beruf sehr abwechslungsreich und eröffnen in den letzten Jahren viele spannende, neue Tätigkeitsfelder jenseits tradierter Vorstellungen. Das geht einher mit der stetigen Weiterentwicklung des Berufsbilds. Bereiche wie die szenografische Ausstellungsgestaltung, Möbel- und Lichtdesign, Mediengestaltung, Eventdesign und vieles mehr gehören inzwischen ebenso zu den Aufgabengebieten wie die klassische Innenraumgestaltung. Die konzeptionelle Innenraumgestaltung ist ihrerseits immer häufiger nahezu unabhängig vom umgebenden Gebäude. Künstlerisch ambitionierte Rauminstallationen stehen ebenso auf der innenarchitektonischen Tagesordnung wie Bühnenbilder und Inszenierungen. Die Kernaufgabe des Innenarchitekten besteht in der gestaltenden, technischen, wirtschaftlichen, ökologischen sowie sozial verträglichen Entwicklung und Planung von Innenräumen. Dazu gehört jedoch nicht nur der Entwurf und die Planung, sondern auch die Beratung und Vertretung des Auftraggebers sowie die Kommunikation mit Handwerkern, Produzenten und Lieferanten; außerdem die Nachbetreuung und Begleitung nach der Fertigstellung. Der Beruf des Innenarchitekten stellt sich den Gestaltungsaufgaben ganzheitlich und gewährleistet in der Regel abgestimmte Lösungen. Ein Projekt wird von der ersten Idee bis zur Fertigstellung vor Ort bearbeitet und entwickelt. Der Innenarchitekt ist Treuhänder des Auftraggebers und fordert vor allem verantwortungsbewusstes Denken und Handeln – auch über den Tag der Fertigstellung hinaus.
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Berufsbilder – der Versuch eines Überblicks Innenarchitekten beraten bei der Entwicklung von Raumstrukturen und der Einschätzung ihrer Auswirkung auf die Raumfunktionalität. Sie integrieren technische Ausrüstungen im Raum und beraten bei Material-, Licht-, Klang- und Farbgestaltung. Innenarchitekten planen und koordinieren den Aus- oder Umbau wie auch die Erweiterung vorhandener Bausubstanz, die Sanierung von bestehenden Gebäuden und die Erstellung raumbildender Ausbauten. Sie passen Bauten an veränderte Nutzungsanforderungen oder einen veränderten Zeitgeist an, erhalten Bausubstanz und berücksichtigen dabei soziale, humane und viele weitere Aspekte. Innenarchitekten entwerfen und planen Räume für spezielle Zielgruppen – etwa für Senioren, Kinder, Kranke und Menschen mit Handicap, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Menschen in ihrer Freizeit usw. Sie entwickeln Konzepte zur optimalen Nutzung von Gebäuden und planen sinnvolle Räume im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und Möglichkeiten. Innenarchitekten integrieren neueste Technik in überzeugende Gestaltungskonzepte und weisen in der Regel nach, dass sich die Investition in nachhaltige Innenraumgestaltung lohnt.
DIE VE R SC H IE DE NE N STUD IEN ABSCHL ÜSSE WERD EN U NT E RSC H IE DLIC H BE W ERTET
Viele Wege führen mittlerweile in die Innenarchitektur Der lineare Weg zum Innenarchitekten ist nur noch eine Möglichkeit neben anderen, um in der Innenarchitektur erfolgreich sein zu können. Unterschiedlichkeit und Heterogenität von Studiengängen, Studieninhalten und Studiendauer haben mittlerweile auch verschiedene und individuelle Berufs- und Tätigkeitsvorstellungen in der Innenarchitektur zur Folge. Zahlreiche Absolventen eines Innenarchitekturstudiums suchen später nicht sofort den direkten Weg in die Architektenkammer – streben also gar nicht mehr die geschützte Berufsbezeichnung „Innenarchitekt/in“ und die damit verbundenen Vorteile an, sondern versuchen ihr berufliches Glück zunächst in den verschiedenen, eben nicht gesetzlich geschützten Berufsbezeichnungen „Designer/in“, „Gestalter/in“, „Einrichter/in“ oder „Künstler/in“. Nachdem inzwischen an allen Hochschulen die alten Diplomstudiengänge durch sechs-, sieben- und gar achtsemestrige Bachelor- und anschließende zwei-, dreiund auch viersemestrige Masterstudiengänge ersetzt wurden, treten die Vor- und Nachteile von Heterogenität und Vielfalt und das Streben nach Alleinstellungsmerkmalen voll zutage. Vergleichbarkeit und inhaltliche Beurteilung erworbener Kompetenzen während des Studiums erscheinen häufig erschwert.
BERUFSBILDER
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LANDESARCHITEKTENKAMMERN DEFINIEREN DIE VORRAUS-
Alles wird komplizierter,
S E T Z U N G E N F Ü R „ I N N E N A R C H I T E K T “ U N EI NHEI T LI C H
auch der Erwerb der Berufsbezeichnung „Innenarchitekt/in“
Die Anforderungen zur Eintragung als „Innenarchitekt/in“ sind bei den entsprechenden Landesarchitektenkammern unterschiedlich. Die Eintragungsausschüsse in den verschiedenen Bundesländern operieren nach eigenen gesetzlichen Vorgaben und Rahmenbedingungen. In manchen Bundesländern reichen sechs Semester Innenarchitekturstudium zum Eintrag; andere wiederum fordern mindestens acht Semester Studium. Die Diskussion um Qualitätssicherung und Kompetenznachweis drängt immer mehr auf die zukünftige Eintragungspraxis mit achtsemestriger Studienvoraussetzung. Wer „Innenarchitekt/in“ werden und auf „Nummer sicher“ gehen will, dem sei empfohlen, am besten gleich mindestens acht Semester Studium Innenarchitektur anzustreben – entweder in Form eines achtsemestrigen Bachelorstudiums oder, falls nicht anders möglich, als Kombination aus Bachelorund Masterstudium mit insgesamt mindestens acht Studiensemestern. Lange Jahre galt der direkte Weg in die Innenarchitektur über Innenarchitekturstudium, Studienabschluss, Mitgliedschaft in der Architektenkammer und das Arbeiten als „Innenarchitekt/in“ als einzige Garantie für ein erfolgreiches Berufsleben. Das hat sich heute jedoch grundlegend geändert; jedem steht durch Zusatzqualifikation, weitere und kombinierte Studienmöglichkeiten und auch im fortgeschritteneren Alter noch der Weg in die Innenarchitektur offen.
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Immer mehr Menschen studieren Innenarchitektur in allen möglichen Varianten; die Studienschwerpunkte und die Berufsziele werden kombinierter, variabler und individueller. In Zeiten der Diplomstudiengänge stand eindeutig die technische Kompetenz im Vordergrund. Das ist relativ logisch, da der Diplomingenieur Technik, Konstruktion und Mathematik voraussetzt. Mit dem aktuellen Bekenntnis aller Hochschulen zu den neuen Abschlüssen „Bachelor of Arts“ und „Master of Arts“ hat sich eine erstaunliche Verschiebung hin zur gestalterischen und künstlerischen Qualifikation vollzogen – im Übrigen auch in der Architektur. Das genauere Studieren der Lehrinhalte an den verschiedenen Hochschulen gibt Aufschluss darüber, wie die einzelnen Schwerpunkte und vermeintlichen Voraussetzungen während des Studiums strukturiert und verteilt beziehungsweise gewichtet sind. Spätere Qualifizierung und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten hängen somit vielfach bereits von der Wahl des Studienorts ab. B A C H E LO R OF ART S, M ASTER OF ARTS – G E STALT U NG SK O M PE T EN Z STEHT IM VORD ERGR UN D
Neben den Schwerpunkten „Gestaltung“ und „Technik“ wird häufig versucht, weitere Kompetenzfelder in das Curriculum einzufügen, um bessere Grundlagen für die spätere berufliche Existenz zu erzielen: Design-Management, Medienkompetenz, Ausdruck und Präsentation, Nachhaltigkeit und Folgenabschätzung usw. appellieren an tieferes Verantwortungsbewusstsein und die Sinnhaftigkeit von Gestaltung.
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Nachdem der Ingenieur nicht mehr vorrangiges Ausbildungsziel der Innenarchitekturstudiengänge ist, ergeben sich mit einem Mal eine Vielzahl neuer und zum Teil individuell zusammengestellter Kompetenzfelder. Die Integration innovativer Designaspekte in das Innenarchitekturstudium führt vermehrt zu innovativen und bislang noch eher unbekannten Kombinationen – mit der Konsequenz zunehmend neuer Tätigkeitsfelder und Verantwortungsbereiche jenseits der etablierten und konventionellen Berufe. Auch der zunehmende Einfluss humanwissenschaftlicher Erkenntnis liefert der Gestaltung ernsthafte Argumente und formt aus den ehemals weichen Faktoren „hard facts“. Innenarchitektur ist grundsätzlich integrativ und verstärkt interdisziplinär, Tendenz steigend. Mittlerweile gibt es auch schon Studiengänge, die sich noch nicht einmal mehr „Innenarchitektur“ nennen, sondern in den Fakultäten „Gestaltung“ oder „Design“ integriert als Schwerpunkt „Szenografie“, „Raumgestaltung“ oder „Interior Design“ gelehrt werden. „I NNENARC HI T EK T EN/I NNEN“ UND ANDERE I N DER I NNENARC HI T EK T UR T ÄT I GE
Berufsziele greifen mehr und mehr nur noch Teilaspekte der global ausgelegten Innenarchitektur auf und werden mit „Lichtdesigner“, „Messeplaner“, „Badgestalter“, „Shopdesigner“, „Büroeinrichter“ usw. beschrieben. Wirkliche Innenarchitekten sind in der Tat weit mehr als nur für die eher handwerklich orientierte Raumausstattung und Einrichtung verantwortlich. Im ganzheitlichen Sinne sollten Innenarchitekten eine treuhänderisch und
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verantwortungsbewusst agierende Persönlichkeit verkörpern, die planungstechnische, kreativ-ästhetische und sozial relevante Aspekte in ihrer Arbeit vereint und entsprechend der Landesarchitektengesetzgebung eigenverantwortlich eine Dienstleistung erbringt, die zum einen dem Werkvertrag unterliegt und zum anderen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI).
I N N E N A R C H I T E K T U R I S T V I E L F Ä LT I G U N D D I E V E R A N T W O RT U N G W I R D A U F T E I L A S P E K T E V E RT E I LT
Nachdem bei Weitem nicht mehr alle Absolventen eines Studiengangs Innenarchitektur deutscher Hochschulen den Weg in die Architektenkammer suchen und vielen sogar die Mitgliedschaft in der Kammer verwehrt bleibt, steigt die Zahl derer, die andere und individuelle Qualifikationen unmittelbar in anderen und individuellen Tätigkeitsfeldern kompensieren, welche zwar meist noch zur Innenarchitektur dazugehören, jedoch nicht mehr auf „Innenarchitekt/in“ reflektieren, sondern vielmehr auf nicht geschützte Bezeichnungen und Kombinationen mit „Design“ oder „Gestalter“. Offenbar gibt es eine wachsende Zahl von in der Innenarchitektur Tätigen, die nicht mehr die Berufsbezeichnung „Innenarchitekt/in“ führen. Nachdem dieser Gruppe von Kreativen die Berufsbezeichnung vorenthalten ist, kennt auch hier die Fantasie keine Grenzen. Nicht geschützte Berufsbezeichnungen wie „Designer“, „Raumgestalter“, „Formgeber“, „Künstler“ usw. sind die Folgeerscheinungen. Theoretisch und praktisch kann sich jeder „Designer“ nennen. Auch die Tätigkeitsfelder der in der Innenarchitektur Tätigen und Kreativen werden spezifischer, spezieller und individueller; manchmal auch mit überraschenden Kombinationen, Varianten und Erfolgen. Es liegt nahe, dass daraus ein neues Bewusstsein und eine neue Identität erwachsen können.
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Situationsbeschreibung – eine Momentaufnahme
STEFANIE KOLB ABSOLVENTIN STUDIENGANG INNENARCHITEKTUR
Oftmals ist das Studium von Unsicherheit charakterisiert – nicht nur in der Innenarchitektur –, zumal selten klar ist, ob das, was im Studium vermittelt wird, auch korreliert mit den Erwartungen in der Berufspraxis. Zu Studienbeginn muss man sich erst zurechtfinden – Selbstorganisation und Priorisierung sind gefragt. Je näher dann der Studienabschluss rückt, umso drängender werden Fragen wie: „Was erwartet mich nach dem Studium? Worauf muss ich gefasst sein, und was verlangt der Arbeitsmarkt nach meinem Abschluss von mir? Wie und womit kann ich einen zukünftigen Arbeitgeber überzeugen?“ Die nicht einheitliche Eintragungspraxis zum/r „Innenarchitekten/in“ in den verschiedenen Bundesländern erschwert den Berufseinstieg ungemein, weil unklar ist, ob man seinen angestrebten Beruf in dem für einen infrage kommenden Bundesland überhaupt ausüben kann. Dazu kommt, dass der Bachelorabschluss nicht automatisch zum Masterstudium berechtigt. Hier wird hochschulspezifisch zum Teil sehr stark selektiert. Zudem ist keineswegs sicher, dass die Lehrinhalte eines Masterstudiums die entsprechenden Voraussetzungen für den notwendigen Architektenkammereintrag erfüllen. Auf all diese Fragen werden Studierende im Lauf des Studiums zwar theoretisch vorbereitet, doch fängt das Lernen nach dem Studium erst so richtig an – denn trotz sechs-, sieben- oder achtsemestrigem Studiengang Innenarchitektur muss man sich im Berufseinstieg neu orientieren und je nach Tätigkeitsbereich und Projektgebiet neu dazugelernen. Generell sollte die Umstellung vom Diplomstudiengang auf das Bachelor- und Mastersystem das Studieren einfacher, überschaubarer, strukturierter und vergleichbarer machen. Durch das Sammeln von Credit Points (CP) oder im europäischen Kontext ECTS sollte es jedem Studierenden möglich sein, das Studium an einer anderen Hochschule weiterzuführen oder aber ein externes, mitunter auch ein Auslandssemester einzulegen. Trotzdem gibt es noch immer kein einheitliches Modulsystem, das ein lücken- und problemloses Überspringen auf einen neuen Zug möglich macht. Das hat zur Folge, dass Studierende, die ein Auslandssemester anstreben, mit einer verlängerten Studienzeit rechnen müssen, um so fehlende Module und CP oder ECTS nachzuholen und so ihr Studium vollständig absolvieren zu können. Insgesamt sammelt ein Studierender im Lauf des Studiums also jedes Semester Punkte – im Schnitt 30 pro Semester –, die belegen sollen, wie sehr und wie lange er sich mit einem Themengebiet auseinandergesetzt hat. Ein Leistungspunkt in dieser Rechnung steht dabei für einen Aufwand von circa 25 bis 30 Arbeitsstunden (teils in Eigen- und Heimarbeit und teils in Kontaktzeit an der Hochschule). Häufig missverständlich: Anders als die wirkliche Benotung geben Credit Pionts selten Aufschluss über Qualität und Leistungsstärke.
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Nicht nur deshalb wird zu Beginn und damit bei Projektwahl, aber auch am Ende des Semesters fieberhaft gerechnet, ob das Soll erreicht und über die Semesterwochen durch den Arbeitsaufwand genügend Punkte gesammelt wurden. Zusammen mit Professoren entwickeln Studierende oft Verbesserungsmaßnahmen, um dieses System gerechter und glaubwürdiger werden zu lassen, denn die gesammelten Punkte für eine Arbeit oder Abgabe geben wiederum keinen Beleg für die Qualität der gebrachten Leistung. So erhalten Studierende mit einer sehr guten Leistung dieselbe Punktzahl wie Studierende, die nur ausreichende Leistung erbracht haben. Nur in Zusammenarbeit mit den Professoren kann in Einzelfällen diskutiert und die Qualität der Arbeit wenigstens in der Notengebung gebührend honoriert werden. Der Studiengang Innenarchitektur wird an den meisten Hochschulen praxisnah gelehrt. Dies geschieht durch Projekte mit realem Hintergrund und Partnern aus der Industrie, was hilft, schon während der Studienzeit wichtige Kontakte zu knüpfen. Diese praktischen Arbeiten sind meist sehr zeitintensiv und beinhalten Recherche und komplette Bearbeitung von der ersten Skizze bis hin zum Resultat. Durch die hohe zeitliche Belastung müssen schon früh im Studium Präferenzen festgelegt werden, da sonst leicht Überforderung droht. Bald stellt sich die Erkenntnis ein: Man kann nicht alles gleichzeitig und nicht alles gleich gut machen, denn die Zeit reicht meist hinten und vorne nicht. Kaum einer schafft den Studienabschluss in der Regelstudienzeit. Auch wenn der Studiengang praxisorientiert angelegt ist, sind die Absolventen nach dem Abschluss keinesfalls sicher, was draußen in der Berufswelt auf sie wartet. Fragen wie „Was verdiene ich als Bachelor/Master?“, „Wo kann ich mich mit meinem gewählten Schwerpunkt bewerben?“ und „Wo in Deutschland oder im Ausland finde ich einen guten Arbeitgeber?“ können nur durch den Austausch zwischen Studierenden und Professoren, aber auch den Kontakt zu Ehemaligen geklärt werden, die meist gern im Rückblick auf ihre eigene damalige Situation helfend zur Seite stehen. Alles in allem zählen im Studium meist nur Lernbereitschaft, Neugierde, Willensstärke und Durchhaltevermögen – und das Lernen beginnt nach dem Studium ohnehin erst so richtig! Stefanie Kolb, Absolventin Studiengang Innenarchitektur
Allianzen / Kooperationen / Partnerschaften in der Innenarchitektur Bauherr / Auftraggeber Innenarchitekten verstehen sich als Treuhänder des Auftraggebers und sorgen dafür, dass Planungsleistungen entsprechend den Landesarchitektengesetzen erbracht und entsprechend der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) auch vergütet werden. Auftraggeber beauftragen Innenarchitekten mit der Gestaltung, Planung und Durchführung eines Objekts, eines Projekts, eines Raumthemas – in Form eines Neu- oder Umbaus – im Zeichen der Integration aktueller Technologien und nachhaltiger Möglichkeiten in der Innenarchitektur, mit dem Ziel der Wertschöpfung, Nutzereffizienz und Bedarfsoptimierung. Innenarchitekten vertreten den Auftraggeber in der Kommunikation mit Dritten und stehen ihm in der Regel in allen Leistungsphasen zur Seite. Eine stufenweise Beauftragung ist durchaus möglich. Architekt / Kollege / Partner Innenarchitekturleistungen mit Erfolg zu erbringen, ist immer Teamwork, das in den vielfältigsten Kooperationen stattfinden kann. Das gewinnt aufgrund der zunehmenden Komplexität von Innenraumplanungen wohl immer mehr an Bedeutung. Nach wie vor gibt es freischaffende Innenarchitekten, die eigenverantwortlich und selbstständig Planungsleistungen erbringen. Zudem steigt die Zahl der Kooperationen mit Hochbaukollegen, Fachspezialisten und weiteren Anlaufstellen. Auch Partnerschaften und Bürogemeinschaften mit Architekten und anderen Fachleuten sind allgemein üblich, teils auch nur temporär und projektbezogen. Generell steigt der Bedarf an Kooperationen und projektbezogener Teambildung. Spezialisten / Fachplaner Die steigende Tendenz, spezifische Problemlösungen zu finden, fördert Spezialistentum, macht aber zunehmend auch die Notwendigkeit von Schnittstellendenken und synergetischer Abstimmung deutlich. Innenarchitekten können diese Schnittstellen in enger Kooperation mit Fachplanern glaubwürdig abdecken.
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Behörden / Ämter und öffentliche Hand Bauämter und Planungsbehörden der Städte und Gemeinden entwickeln und betreuen häufig sehr anspruchsvolle Innenarchitekturen. Oft zwingen Kapazitätsengpässe und spezielle innenarchitektonische Herausforderungen zu temporären Zusammenarbeiten mit Innenarchitekten bei Modernisierung, Sanierung und Umbaumaßnahmen. Forschung / Hochschulen Studium und Lehre der Innenarchitektur an Hochschulen in Deutschland war und ist bewährt praxisorientiert. Der Bedarf an erfahrenen Innenarchitekten in der Hochschullehre steigt stetig – entweder als Lehrbeauftragte oder als hauptamtliche Professoren und Dozenten. In absehbarer Zeit wird es altersbedingt einen signifikanten Generationswechsel des Lehrpersonals an den Hochschulen geben; Innenarchitekten, die Interesse an einer Lehrtätigkeit haben, können sich verstärkt um die frei werdenden und auch neu entstehenden Lehrgebiete bewerben. Durch anwendungsbezogene Forschung erhält Innenarchitektur zunehmend akademische und wissenschaftliche Reputation. Hier ist ein enger Schulterschluss mit Wirtschaft und Produktion sicher von Vorteil. Medien Innenarchitektur ist in den vergangenen Jahren medientauglich geworden und verfügt über ein gutes Image in der interessierten Fachöffentlichkeit. Internet und digitale Möglichkeiten werden diese Tendenz sicher weiter verstärken. Innenarchitektur ist gesellschaftsrelevant, hat sozialen Charakter und unterstützt die Individualität. Diese Faktoren werden die Innenarchitektur in den Medien stets in der Diskussion halten. Die Öffentlichkeit wird die Entwicklung der humanen Innenarchitektur weiter mit größtem Interesse begleiten. Aktuell erwachsen daraus Grundsätze einer neuen Identität und eines gewachsenen Bewusstseins. Gesellschaftliche Megatrends unterstreichen die Notwendigkeit eines autonomen und eigenständigen Innenarchitekturbewusstseins auch in Zukunft.
BERUFSBILDER
// Allianzen / Kooperationen / Partnerschaften
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Innenarchitektur zwischen Architektur und Design
mit starken Bezügen zur Architektur und Bauplanung und zum Design-Entwicklungsprozess mit eher Produktdesign-Hintergrund
Innenarchitektur ist an der Schnittstelle zwischen Architektur und Design positioniert – mit starken Überlappungen auf beiden Seiten, aber dennoch mit zunehmend eigenständigem Profil.
Innenarchitekten als Designer Innenarchitekten mit starken Designbezügen im Tätigkeitsfeld der Raumgestaltung und Raumausstattung verstehen den Designprozess als Gestaltungsmethode analog dem Produktdesign. Design als Prozess erfolgt vor allem im Team. Spezialisten aus Entwicklung, Konstruktion, Produktion, Marketing/Vertrieb, Design und Unternehmensführung gilt es von Anfang zu motivieren und zu koordinieren. Der Designprozess setzt sich im Wesentlichen aus folgenden Schritten zusammen: Briefing Analyse Konzeption Entwurf Realisierung Kommunikation. Design ist ein vielschichtiges, gesellschaftliches und vernetztes Phänomen mit unterschiedlichen Bedeutungszuweisungen und Identifikationen. Deshalb fokussiert es auch auf vier prozesshafte begleitende Aspekte aus den Bereichen Entstehung, Fertigung, Verwendung und Nachhaltigkeit: Designprozesse Kreation Herstellungsprozesse Produktion Gebrauchsprozesse Konsumtion Spiegelungsprozesse Reflexion
Innenarchitekt/in als Architekten/in Innenarchitekten mit sehr starken Architekturbezügen im Planungs- und Tätigkeitsfeld von Bauen und Technik unterliegen den gesetzlichen Regelungen zum Thema architektonischer und ingenieurtechnischer Planungsleistung sowie deren entsprechender Gewährleistung und Honorierung. Für Berufstätige in diesem Feld ist die gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung „Innenarchitekt/in“ eine herausragende Errungenschaft. Die Möglichkeit, nach entsprechender Qualifizierung auch Mitglied einer Architektenkammer zu werden und
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damit analog zu gesetzlichen Vorgaben zur Berufsstandwahrung entsprechende Leistungen erbringen zu können, ist für viele existenzsichernd und überlebenswichtig. Eingetragene Innenarchitekten unterscheidet dieses Privileg von Nicht-Innenarchitekten – und damit auch von allen weiteren, häufig nicht gesetzlich geschützten Berufen, die sich im kreativen Umfeld von Design etablieren. Die Leistungsbilder nach Honorarordnung für Architekten und Ingenieurleistungen gliedern sich in die folgenden Leistungsphasen 1 bis 9: 1. Grundlagenermittlung 2. Vorplanung 3. Entwurfsplanung 4. Genehmigungsplanung 5. Ausführungsplanung 6. Vorbereitung der Vergabe 7. Mitwirkung bei der Vergabe 8. Objektüberwachung (Bauüberwachung oder Bauoberleitung) 9. Objektbetreuung und Dokumentation Im Folgenden wird die praktische Herangehensweise in verschiedenen Aufgabenbereichen an innenarchitektonische Aufgaben kurz skizziert, um eine Vorstellung davon zu geben, wie die Arbeitsweise aussieht.
Innenarchitekten/in als Gestalter/in im Entwurfsprozess Grundlagenermittlung und Vorplanung - Ausführliche Gespräche und Dialog mit den Auftraggebern über deren Wünsche und Vorstellungen - Abklärung der bautechnischen, baurechtlichen und räumlichen Möglichkeiten - Entwicklung eines oder mehrerer alternativer Konzepte - Skizzieren und Darstellen der Ergebnisse als Vorentwurf und Ideenfindung - Erste Kostenverifizierung in Form einer Kostenschätzung Entwurf - Entwurfsplanung auf der Basis eines ausgewählten Vorentwurfs und einer Konzeptidee - Entwicklung von Varianten und Herbeiführung einer Entscheidung für klar definierten Entwurf - Entwicklung eines Kostenrahmens und eines Kostenvoranschlags
BERUFSBILDER
// Innenarchitektur zwischen Architektur und Design
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Innenarchitekt/in als Begleiter/in nach Fertigstellung im Betreuungsprozess Genehmigungsplanung Falls erforderlich: Bauantrag, Baugenehmigung für innenarchitektonische Planung (das sogenannte Planvorlagerecht für Innenarchitekten ist in den Bundesländern zum Teil sehr unterschiedlich geregelt); erforderlich für Raumneubau, Raumanbau beziehungsweise Raumerweiterung und Nutzungsänderung. Berücksichtigung baurechtlicher Vorschriften, zum Beispiel: - Festlegungen in Bebauungsplänen - genaue Prüfung der baurechtlichen Möglichkeiten - Erstellung der erforderlichen Unterlagen (Pläne, Berechnungen, Formulare) - Einreichung des Bauantrags bei den zuständigen Behörden - Ermittlung der Baukosten, aufgegliedert nach Gewerken Ausführungsplanung Für die Ausführung der Arbeiten auf der Baustelle benötigen die Handwerker Ausführungs- beziehungsweise Werkpläne und Detailpläne mit genauen Angaben über Maße, Dimensionen, Materialien, Schichtaufbauten, Technologien. Abstimmung mit Fachplanern, wenn erforderlich, zum Beispiel: - Statiker (Berechnung der Tragfähigkeit) - Energieberater - Fachingenieur für Heizung, Lüftung und Sanitär - Fachingenieur für Elektroinstallationen - weitere technische Spezialisten Kostenberechnung Ausschreibung, Beschreibung der geplanten Leistungen; Vorbereitung der Vergabe. Damit ausführende Betriebe vergleichbare Preisangebote zur entwickelten Planung erarbeiten und abgeben können, wird die Planungsleistung präzise beschrieben und definiert.
Ermittlung der erforderlichen Mengen und die Definition der Randbedingungen und Nebenleistungen ist ebenfalls vonnöten. Vorbereiten der Vergabe Damit ausführende Betriebe vergleichbare Angebote zur entwickelten Planung erarbeiten und abgeben können, wird die Planungsleistung präzise beschrieben und definiert. Ausschreibung, Beschreibung der geplanten Leistungen; Vorbereitung der Vergabe; Ermittlung der erforderlichen Mengen Definition der Randbedingungen und Nebenleistungen
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