Tischkultur

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BJÖRN KRONER

Tisch kultur TRAUMHAFT DEKORIEREN für Feste und Gäste



BJÖRN KRONER

Tisch kultur TRAUMHAFT DEKORIEREN für Feste und Gäste Fotografie Charlotte Schreiber

CALLWEY


Inhalt Einleitung 6

Besuch! Mit Gästen feiern Hoffest 14

Tisch für Kollegen 20

Sushi: Geschenk der Götter 28 Ein Tisch mit Geschichte(n)

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Brunchvergnügen 42

Dinner for 2 Romantisches Dinner mit Anlass 50 Cool Vintage 56

Familienfeste Ein Ostertisch 64

72 Ein junger Hochzeitstisch 78 Traumhochzeit 86 Sonntags zu Tisch. Mit Braten. 94 Tisch mit Familie


Tafeln im Freien Gartenparty 102

Party on the Roof 110 Picknick 116

Tea Time & Kaffeeklatsch Kaffeekränzchen reloaded 126

134 Tea Time mit Dame(n) 140 Tea Time klassisch

Advent & Weihnachten Weihnachtstafel klassisch 148 Weihnachten modern 156

Weihnachten mit Freunden 164

Björns kleine Tischkunde Glas ist nicht gleich Glas 172

Das berühmte Tafelsilber 176

Eine Kerze ist keine Kerze ist keine Kerze! 180 Björns Etikette für Gäste 184

Herstellerverzeichnis 188 Danksagung 191 Impressum 192



Der Tisch als

TEIL DER KULTUR des Gastgebens

ls wir vor einigen Jahren nach Berlin zogen, wurden wir anfangs häufig zu sogenannten »Freunden von Freunden« eingeladen, Blinddates wenn man so will, verkuppelt von freundlichen Menschen, die unseren Wegzug von Köln bedauerten und sich gleichzeitig Sorgen um unsere soziale Einbindung in der Hauptstadt machten. An einem solchen Abend kam mir die Idee zu diesem Buch. Auch wenn wir die Gastgeber nicht persönlich kannten, hatten wir doch einige Informationen über sie bekommen und wussten, dass wir in ein Haus mit einem gewissen Wohlstand geladen waren. Deshalb waren wir auch nicht überrascht, als wir in eine jener herrlichen Altbauwohnungen eintraten, die es nur in Berlin zu geben scheint. Weitläufig, fast unüberschaubar in ihrer großbürgerlichen Dimension, wunderschönes Parkett, makelloser Stuck, perfekt restaurierte zweiflügelige Türen mit alten originalen Messinggriffen und

Scharnieren. Es war die Beletage eines gerade erst restaurierten Gründerzeitbaus, man seufzt leise, wenn man dort eintritt, und fragt sich, warum heute solche Wohnungen nicht mehr gebaut werden. Als ich die Einrichtung betrachtete, entfuhr mir ein bewunderndes »Oh!«, was die Gastgeber nicht ohne Genugtuung zur Kenntnis nahmen. Ich fühlte mich wie in einem Showroom auf der Kölner Möbelmesse. Alle großen Marken waren mit den neuesten Werkstücken vertreten. An einem ausladenden Sofa, vermutlich von Walter Knoll, standen drei »Bell Tables« von Sebastian Herkner, deren wunderschöne Glasfüße in der Glasmanufaktur unseres Freundes Benedikt von Poschinger produziert werden. Die drei Prachtstücke standen nicht nur hier, sondern schon lange auf meiner privaten Wunschliste für unsere eigene Wohnung in Berlin. Mit einem Hauch von Vorwurf schaute ich meinen Mann an. Er musste lachen. Die gesamte Wohnung sah aus, als hätten die Bewohner dieses traumhaften Interieurs gerade erst die Straße gewechselt – von Ikea einmal rüber direkt ins Stilwerk. Mit einem Beutel voll Gold. ÜBER DIE ABWESENHEIT VON TISCHKULTUR Als wir uns den circa zehn Gästen vorstellten, gab es Champagner und dort hätte ich zum ersten Mal stutzig werden müssen. Nicht weil der Champagner nicht von bester Qualität war und köstlich schmeckte. Es waren die Gläser, die nicht passten. Sie sahen aus, als wären sie beim letzten Schützenfest heimlich mitgenommen worden. Bevor ich aber diesen Gedanken zu Ende denken konnte, wurden wir in die Küche gebeten. Es begann ein Programmpunkt, der mir noch lange in Erinnerung bleiben sollte. Der Hausherr führte uns in eine neue Küche, deren Wert –

Ein Strauß mit Namen: die »Wilde Mama« für die Muttertagskampagne der Fleurop AG.

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er fiel wie zufällig während der kleinen Einführung – dem eines mittelgroßen Wochenendhauses entsprach. Wir träumten davon schon länger – vom Haus versteht sich, nicht von der Küche. Sie war komplett in Weiß gehalten und hatte den Charme eines Zahnlabors. Alles war clean, versteckt und irgendwo eingebaut. Vorgeführt wurde ein Gadget nach dem anderen: Dampfgarer, Ofen, Mikrowelle, Wärmeschublade, verschiedene Kochfelder (Induktion, Gas, Elektro), der Kühlschrank verfügte über drei Klimazonen, zusätzlich gab es natürlich einen Weinkühlschrank. Besonders faszinierte mich der nahezu unsichtbare Geschirrspüler, der die aktuellen Informationen via LED-Strahler auf den Fußboden projizierte. Man öffnete ihn, indem man zweimal gegen ihn klopfte. Wir alle waren pflichtschuldig beeindruckt und staunten auch über die geschätzt 500 Kochbücher, die eine ganze Wand einnahmen und dem Raum etwas Leben einhauchten. Wie ein Ausblick auf das Kommende lag das neueste Kochbuch von Jamie Oliver aufgeschlagen herum, und ich war froh, wenigstens ein Teil zu entdecken, das auch wir besitzen. Als wir uns gerade Sorgen über das sich anschließende Menü machten – die Küche erweckte nicht den Eindruck, als ob hier kürzlich gekocht

wurde – öffnete der Hausherr eine Tür zum Hinterzimmer, wo die Speisen bereitstanden, um erwärmt und serviert zu werden. Beeindruckt verließen wir die Küche und setzten uns zu Tisch. Man ahnt, was jetzt kommt, denn dieses hier ist ein Buch über Tischkultur, und ich beginne diese kleine Einleitung mit einer Geschichte über ihre gänzliche Abwesenheit. Auf dem Tisch der »Freunde von Freunden« sah es aus, wie ich mir die Tische in Studenten-WGs vorstelle. Die Nicht-Sichtbarkeit der Dinge, die in der Küche gerade noch ein teures, aber stilbildendes Element war, geriet hier zu ihrer kompletten Abwesenheit. Es mangelte an dem, was einen schönen Tisch ausmacht, die Tischwäsche komplett, die Servietten waren aus Papier, es gab weder Blumen noch Platzkarten, sprich: Es fehlte jede Form von Charme. Es war vorhanden, was man zwingend braucht für den reinen Akt des Speisens, mehr nicht. Ein Porzellan von sehr fragwürdiger Provenienz – und auch nicht komplett –, die Gläser passten ohne Zweifel zum Stil der Sektgläser bei der Begrüßung und schienen Zeiten, die prekärer waren als die jetzigen, irgendwie überdauert zu haben. Ohne jegliche ironische Absicht und ohne Glasgefäße brannten einzelne Teelichte auf dem Tisch.

Über die entschiedene

ANWESENHEIT von Tischkultur

ch möchte nicht falsch verstanden werden. Es war durchaus ein herrlicher, lustiger Abend mit sehr netten Gästen, die ebenso in Erinnerung bleiben wie der erstklassige Wein, der äußerst gastfreundlich nachgeschenkt wurde. Auch das Essen hat geschmeckt, so wie die Gerichte von Jamie Oliver immer schmecken. Mit unseren Gastgebern sind wir nach wie vor freundschaftlich verbunden und konnten mittlerweile bei der Anschaffung eines sehr schönen Porzellans und einer sehr edlen Glasserie behilflich sein. Aber ich erzähle diese Anekdote oft und zuweilen wie eine Art missionarisches Mantra, weil es eben auch anders geht. Als wir im Taxi saßen und nach diesem besonderen Abend durch Berlin fuhren, musste ich an unsere Freunde Knut und Mario denken, in deren toskanischem Landhaus

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wir seit vielen Jahren den Sommer verbringen. Beide kochen zum Herzerbarmen, die klassische italienische Küche mit vielen Zutaten aus dem eigenen Garten. In einer traumhaft romantischen, alten Landhausküche, in der wir einen Dampfgarer bisher noch nicht entdecken konnten. Und auch die Spülmaschine sieht aus wie eine Spülmaschine und wirft keine LED-Botschaften auf den Fußboden. Wir verleben dort glückliche, zeit- und weltvergessene Wochen und streiten höchstens über die Frage, was wir mehr lieben. Das selbst produzierte Olivenöl oder den ebenso selbst gemachten Limoncello, den wir am Abend trinken, wenn die Sonne über den Bergen, den hochstehenden Dörfern, den Olivenhainen und Weinbergen untergeht über einer Landschaft, die so vor 1000 Jahren nicht anders ausgesehen


haben muss. Spurlos ist die Zeit über sie hinweggeweht und ebenso Kriege, Seuchen und Touristen. Das eigentlich Besondere an den großen Essen unserer Freunde ist aber das Decken des Tisches. Der Fundus an Tischwaren, verborgen in einigen alten, großen Bauernschränken, ist nahezu unbegrenzt. Von allem gibt es fast zu viel. Wie soll man sich zwischen den vielen Porzellanen entscheiden, zwischen all den Stilen, Formen, Farben und Dekoren? Oder bei den Gläsern? Nehmen wir das rustikale Waldglas oder doch die feinen Baccarat-Gläser? Das Besteck von Christofle oder das einfache Bistrobesteck? Es ist das reine Vergnügen, hier den Tisch zu decken mit all den Serviettenringen, Tischdecken, Vasen, Windlichtern und Kerzenständern. Mit all den in vielen Jahren und mit viel Liebe angehäuften Schätzen. Und dann in den großen, von Blumen überbordenden Garten zu gehen und zu schneiden, wie es grade in den Sinn kommt. Was wir dort erleben, ist mehr als das Gegenbild zu den durchaus verbesserungswürdigen Vorstellungen vom gedeckten Tisch, die wir bei vielen unserer Freunde allzu häufig feststellen. Es ist der Beweis, dass die Magie eines unvergesslichen Abends unter Freunden und Bekannten, die hohe Schule des Gastgebens mehr ist als ein gut gekochtes Menü. Ein schön gedeckter Tisch gehört in jedem Fall dazu. EIN BUCHLADEN NUR FÜR KOCHBÜCHER In Düsseldorf gibt es einen Buchladen, der ausschließlich Kochbücher verkauft. Wer gerne kocht und dort eintritt, befindet sich im Paradies. Bis unter die Decke stapeln sich Tausende von Kochbüchern, alle relativ aktuell, man möchte meinen, das Thema »Kochen« wäre auspubliziert. Aber so ist es durchaus nicht, die Gattung Kochbuch wird von Jahr zu Jahr neu erfunden, die Ideen gehen keineswegs aus und regelmäßig werden neue Bestseller produziert. Was wäre der Buchmarkt ohne Kochbücher? Und was wäre das Fernsehen ohne Koch-Shows? Es besteht kein Zweifel, das Thema »Kochen« ist längst kein Trend mehr, der irgendwann wieder verschwindet. Es wird gekocht, was das Zeug hält. Ich finde das wunderbar, und auch mein Bestand an Kochbüchern mehrt sich von Jahr zu Jahr. Und selbstverständlich schaue ich gerne Koch-Shows und liebe regelrecht Tim Mälzer. Nicht zuletzt für seine unverwechselbare Art: Er ist locker und nicht so verkniffen. Genauso sollte man beim Tischdecken vorgehen. Bei diesem Buch habe ich versucht, mich daran zu halten. Bei allem Hype um das Kochen jedoch bleibt es mir ein Rätsel, warum die Tischkultur nicht so recht davon zu profitieren scheint. Denn um uns herum und vermutlich überall im Lande ist es eher so wie bei unseren »Freunden von Freunden«. Der gedeckte Tisch spielt nur selten und überhaupt eine viel zu kleine Rolle. Auch und leider in den Medien. Als ich in dem schönen Düsseldorfer Kochbuchladen nach Büchern über Tischkultur fragte, bekam ich außer einem eher ratlosen Blick des Verkäufers keine Antwort, und im Internet

Die Serie »Memento Mori – Carpe diem« für die Zeitschrift »Green« ist ein Beispiel meiner floralen Arbeiten mit deutschen Manufakturen.

Der gedeckte Tisch spielt angesichts des Koch-Hypes eine viel zu kleine Rolle – auch und vor allem in den Medien. war es ebenso. Es gibt einige wenige Kochbücher, die zudem die gedeckte Tafel zum Thema haben, es gibt Bücher über Gastgeberinnen und viele über Tischmanieren und auch einige eher fragwürdige Bücher über Tischdekoration. Aber ansonsten? Fehlanzeige! Es macht mich ratlos. Ist es denn nicht der Tisch, an dem gegessen wird? An dem sich Freunde treffen, um zu reden, zu feiern, Wein zu trinken? Ist denn der Tisch nicht der Ort, die Bühne, an dem das stattfindet, was Gastfreundschaft ausmacht? Und gehört er denn nicht zwangsläufig zum Kochen dazu? Wir leben ohne Zweifel in bewegten Zeiten, und es gibt

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sicherlich viele Dinge, die wichtiger sind als ein gedeckter Tisch. Aber eben: Nur wenige sind schöner. Und überhaupt und bei aller Notwendigkeit, sich mit den ernsten Themen in der Welt auseinanderzusetzen und Haltung und Handeln in Einklang zu bringen: Es gibt immer noch unsere Art zu leben, unsere – nennen wir es einfach so – bürgerliche Kultur, zu der neben Wohlstand eben auch die Lebensfreude und durchaus der Umgang mit schönen Dingen gehört. So wie die Freiheit und der Frieden. Überhaupt Kultur! Ich mag den zweiten Teil des Wortes »Tischkultur« sehr. Man muss kein Philosoph sein, um zu verstehen, was damit gemeint ist. Kultur begreife ich als einen Prozess der Verfeinerung, und sicher gibt es deshalb viele verschiedene »Kulturen« – bei jedem Menschen ist die Kultur anders ausgeprägt. Es gibt Leute, die interessieren sich für Autos, andere für Wein, und wieder andere sammeln Kunst oder Briefmarken. Es beginnt mit Interesse und wird allmählich zur Leidenschaft, man entwickelt Kenntnis und kulturelles Handeln. Manch ei-

ner betrinkt sich als Jugendlicher mit Blanchet und kann 20 Jahre später einzelne Lagen und Güter beim Chablis unterscheiden. All diese verfeinerten Interessen und Leidenschaften ergeben in der Summe eines: unsere Kultur. So wie wir sind, verschieden, aber mit Schnittmenge. Und darin befindet sich, davon bin ich überzeugt, die Gastfreundschaft, die Kunst des Gastgebens. Der fein gedeckte Tisch ist die Geste des Gastgebers, die schönstmögliche Referenz an die Gäste. Ein Tisch ist auch eine Art Achtsamkeitsübung, man deckt ihn, wie Japaner einen Garten pflegen. In all seinen Bestandteilen muss er – wie der japanische Garten – eine Harmonie in sich tragen und eine Schönheit. Ein Ort, der in Erinnerung bleibt. Und wenn wir ganz ehrlich sind und einmal die vielen privaten Einladungen Revue passieren lassen: So köstlich und aufwendig man in der Regel bewirtet wird, wann aber ist ein selbstgekochtes Menü schon so spektakulär, dass man sich noch Jahre danach daran erinnert? Bei Tischen ist das, mir geht es jedenfalls so, anders. Wir sind vor allem dort gerne zu Gast, wo wir uns an einen besonders schönen Tisch setzen dürfen – Blumenschmuck inklusive. EIN MANUFAKTURENDINNER FÜR 160 GÄSTE Ich kann mich nicht entsinnen, wann meine Liebe zu Blumen entstand. Vielleicht war sie schon immer da. Besser erinnern kann ich mich allerdings, wann meine Liebe zum gedeckten Tisch geboren wurde. Vor einigen Jahren erhielt ich einen sehr besonderen Auftrag. Zur Buchpremiere für eine große Publikation über die schönsten deutschen Manufakturen wurde ich vom Verlag beauftragt, ein Dinner im Auswärtigen Amt zu dekorieren – für 160 Gäste und mit Tischwaren ausschließlich von den im Buch präsentierten Manufakturen. Unabhängig vom logistischen Aufwand erschloss sich mir eine Welt, die ich bis dahin nicht kannte. Ich arbeitete mit Gläsern aus jahrhundertealten Manufakturen, mundgeblasen und handgefertigt. Mit Porzellanen, deren kristalline Oberflächen bestgehüteten Geheimrezepturen und hochkomplexen Brennvorgängen entstammten. Ob Leinen oder Silber, alles wurde erschaffen in alten, traditionsreichen Unternehmen und gefertigt von Meisterhandwerkern, die ihre Disziplin ebenso lieben mussten wie ich die Floristik. Es war ein Traum und hat mich seither nie wieder losgelassen. Das Format »Manufakturendinner« habe ich noch viele Male – allerdings in kleinerer Form – umgesetzt. Auch aus diesem Grund liegt unverkennbar in diesem Buch ein Schwerpunkt auf deutschen Manufakturen. Denn das gehört ebenfalls zur erwähnten kulturellen Verfeinerung des Tischdeckens dazu: das Bewusstsein von und die Kenntnis über den Wert der Waren, ihrer anspruchsvollen Fertigungsmethoden und des dahinterFlorist aus Leidenschaft: Björn versteht sich auch als Botschafter für den »schönsten Beruf der Welt«.

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stehenden höchst traditionsreichen Meisterhandwerks. Jeder gut gedeckte Tisch kann unendlich viele Geschichten erzählen. Geschichten von jahrhundertealten Betrieben oder von jungen, wilden Entrepreneuren und Handwerksmeistern, die sich gerade erst mit kleinen Manufakturen selbstständig gemacht haben. Von begnadeten, teilweise weltberühmten Gestaltern und Designern. Von erlesenen Materialien und besonderen Wegen der Herstellung. Auch das ist eine Achtsamkeitsübung, sich den Dingen zuneigen, sie betrachten und den Wert der Arbeit erkennen. Man nehme nur einmal ein mundgeblasenes Rotweinglas in die Hand und vergleiche es mit einem geschichtslosen Massenprodukt aus industrieller Fertigung. Man erkennt den Unterschied sofort. LUST AUF TISCHE MACHEN Ein sorgsam und mit Sinn für die Qualität und Geschichte der Waren gedeckter Tisch öffnet die Tür zur Welt der zuweilen verborgenen, aber sehr lebendigen Manufakturen. Hierfür das Bewusstsein zu schärfen – beziehungsweise überhaupt erst zu schaffen – ist ein Anliegen dieses Buches. Aber natürlich präsentiert dieser Band nicht nur Manufakturen, sondern öffnet den Blick auf die ganze Bandbreite, das ganze große Spektrum an Marken und Herstellern für den Tischbereich. Mit diesem Buch möchte ich Lust auf Tische machen. Dass ich die gedeckte Tafel als Teil unserer kulturellen Identität, als Teil der kulturellen Disziplin »Gastfreundschaft« verstehe, habe ich bereits ausgeführt. Ich hoffe, dass ich dabei nicht allzu theoretisch geworden bin. Denn eigentlich ist Tischkultur ja etwas absolut Konkretes. Etwas aus der Welt der Dinge, die anfassbar sind und schön. Es macht Spaß, einen Tisch zu decken! Ich habe in diesem Buch versucht, den Bogen weit zu spannen. Von den ganz kostbaren, erlesenen Waren bis hin zu den einfachen, schlichten. Vom nahezu unbezahlbaren Porzellan, auf das Porzellanmaler in wochenlanger Arbeit die Dekore von Hand auftragen, bis hin zum selbstgetöpferten Steinzeug, von edlem Leinen mit Hohlsaum bei der Tischwäsche bis zur Serviette aus Papier. Denn letztendlich bin ich davon überzeugt, dass Tischkultur keine Frage des Budgets ist, man kann auch mit einfachen Mitteln einen traumhaften Tisch decken. Wie das geht, habe ich versucht, mit zahlreichen Do-it-Yourself-Anleitungen zu zeigen. Natürlich bin ich durchaus der Meinung, dass man über eine Grundausstattung von Porzellan, Gläsern, Besteck und Tischwäsche verfügen sollte. Ich wollte zeigen, dass zu den Schätzen eines schönen Lebens nicht nur Designermöbel gehören, sondern eben auch ein schönes Porzellan und anständige Gläser. Solche wunderschönen Gegenstände scheinen auf den Wunschzetteln vieler unserer Freunde jedoch häufig zu fehlen. Es mangelt nicht an den Mitteln, sondern am Bewusstsein, und ich möchte nicht selten rufen: »Kauft euch mal ein anständiges Porzellan!« Bei der Vorbereitung dieses Buches haben wir uns

gefragt, ob wir bei den einzelnen Bildstrecken auch die Marken und Hersteller der Waren nennen, die wir inszenieren. Ich war absolut dafür und mache gerne etwas Reklame für einige der besten und interessantesten Manufakturen, Marken und Hersteller des Landes. Freilich spiegelt dieses Buch nur einen Ausschnitt aus der nahezu unendlichen Vielfalt spannender Anbieter. Andererseits, das Herstellerverzeichnis kann sich durchaus sehen lassen und nennt zumindest die bedeutendsten Namen, jene, die man durchaus kennen sollte. Könnte ich damit den einen oder anderen Leser inspirieren, ein schönes Teil zu erwerben, um damit die eigene Tischkultur voranzubringen, dann freue ich mich: Mission accomplished! KLEINE KUNSTWERKE Einen Tisch zu decken, ist eine Tätigkeit, die mindestens so freudvoll ist wie das Kochen selbst. Man muss den Tisch als Bühne verstehen und sich selbst als Regisseur, der alle Akteure in ein funktionierendes Stück verwandelt und in Harmonie bringt. Die Akteure heißen Porzellan, Glas, Besteck, Tischwäsche, Kerzen und jede Menge Deko. Es ist eine kreative Arbeit, einen Tisch zu decken, und nicht selten entstehen regelrecht kleine Kunstwerke. So muss man das sehen! Das Bühnenbild, den Rahmen für alle Akteure liefert der Blumenschmuck. Womöglich kann man das auch anders sehen, nur ist es mir nicht möglich. Ich bin Florist aus Leidenschaft und ohnehin – Tisch hin oder her – der Meinung, dass frische Blumen immer zu einem ordentlich geführten Haus gehören. Beim gedeckten Tisch aber sind sie unerlässlich, und deshalb spielt der Blumenschmuck in diesem Buch naturgemäß eine wichtige Rolle. Mit einigen wenigen Ausnahmen, bei denen ich mich nicht zurückhalten konnte, sind alle Blumendekorationen so gestaltet, dass sie leicht nachzuarbeiten sind. Mit einer Reihe von Do-It-Yourself-Anleitungen zeige ich, wie es geht, und Gleiches gilt auch für zahlreiche weitere Ideen zum Selbermachen. Kaum ein Projekt in den letzten Jahren hat mir so viel Freude gemacht wie die Arbeit an diesem Buch. Mit den über 20 Tischen zu den verschiedensten Gelegenheiten und Anlässen, die wir hier präsentieren, wollte ich die Schönheit des gedeckten Tisches feiern und vielleicht einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Tischkultur als etwas wahrgenommen wird, das als Teil der »Kultur des Gastgebens« vor allem zum Kochen dazugehört. Und nicht nur dazu, sie ist einfach ein Stück Lebensfreude. Denn was kann es Schöneres geben, als mit Freunden zu speisen? An einem mit Liebe gedeckten Tisch? Ich wünsche Ihnen viel Freude und vor allem viel Inspiration beim Lesen dieses Buches. HERZLICHST, IHR BJÖRN KRONER

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BESUCH! Mit Gästen feiern

Der Tisch ist der Ort, an dem gegessen wird. Ob mit Freunden, der Familie oder mit Kollegen – er ist die Bühne der Gastfreundschaft. Und der Gastgeber ist der Regisseur. Von ihm hängt ab, ob das Stück gelingt. Hier nun einige Beispiele für »Stücke«, die mit Sicherheit gute Kritiken bekommen werden.


An schรถnen Sommerabenden wird im Hof eingedeckt. Die Kinder spielen noch, aber gleich wird zum Abendessen gerufen.


Hoffest W i r h a b e n F r e u n d e , d i e b e s i t z e n s e h r s c h ö n e H ä u s e r. U n d w i r h a b e n F r e u n d e, d i e s i n d s e h r s c h ö n e i n g e r i c h t e t . L e i d e r s i n d e s n i c h t d i e s e l b e n . M i t e i n e r Au s n a h m e.

chon lange bin ich der Meinung, dass vieles, was man über guten Geschmack sagt, nicht stimmt. Guter Geschmack ist zum Beispiel keine Glückssache. Man kann ihn sich erarbeiten. Guter Geschmack ist eigentlich auch nicht selten, bei den meisten Menschen ist er nur ... wie soll ich das sagen ... irgendwie fokussiert. Wir haben Freunde, die haben den perfekten Geschmack für Wein. Andere ein sicheres Händchen bei der Auswahl von makelloser Kunst. Bei der Einrichtung hapert es dann ziemlich. Oder eben bei der Tischkultur. Was fehlt und tatsächlich äußerst selten ist, ist gewissermaßen ein ganzheitliches Verständnis für guten Geschmack. Ich meine Geschmack als Haltung, als Vorstellung von der ästhetischen Gestaltbarkeit des Lebens an sich und in all seinen Bereichen. Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass sich sehr wohl über Geschmack streiten lässt. Relativ ist er jedenfalls nicht, ich finde, es gibt durchaus viele lebendige Zeugnisse von richtig schlechtem Geschmack, der einfach indiskutabel ist. Punkt. Wenn Freunde ein Auto, ein Sofa oder ein Haus kaufen, möchte man manchmal einschreiten, um das Schlimmste zu verhindern. Man schweigt dann lieber, weil man den Freunden nicht zu nahe treten möchte.

Ein Sommergedeck wie geschaffen für ein Familienessen im Freien. Für das klassische Bistro-Besteck scheint es fast keine Alternative zu geben. Selbst die Orchidee ist robuster, als sie aussieht.

ÜBER GESCHMACK LÄSST SICH NICHT STREITEN? DAS SEHE ICH ANDERS! HOFFEST

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Und man tröstet sich mit dem Gedanken an jene Fälle, bei denen die Sache ganz anders gelagert ist. Tatsächlich sind es Ausnahmen, bei denen der berühmte »gute Geschmack« eine ganzheitliche Angelegenheit ist, eine selbstverständliche, alle Lebensbereiche umfassende kulturelle Frage. Wie zum Beispiel bei unseren Freunden Petra und Tom, bei denen wir hier für ein Hoffest eingedeckt haben. Mit ihren vier (sic!) Kindern leben sie in einem kleinen Städtchen an der Weinstraße, in dem sie vor einigen Jahren ein sehr renovierungsbedürftiges altes Pfarrhaus gekauft haben. Das Besondere ist, dass unsere Freunde das Haus nicht nur nach allen Regeln der Kunst (und des Denkmalschutzes) renoviert haben – sie haben es auch mit gleichem Aufwand eingerichtet. Innen wie außen ist es ein Realität gewordener Familientraum. Die perfekte Bühne für eine Firma, die mir für dieses Umfeld wie geschaffen scheint: Le Creuset. Der Siegeszug dieses französischen Herstellers begann ursprünglich in der Küche. Darauf verweist nicht nur der Markenname (frz. für Schmelztiegel), sondern auch das wohl berühmteste Produkt des Hauses, die nahezu ikonische Serie aus gusseisernen Töpfen und Pfannen – meistens in Ofenrot, der DNAFarbe von Le Creuset. Auf Petras Lacanche-Herd (auch so ein

· DER PROFITRICK · Eine schön dekorierte Serviette ist das perfekte Finish für den Tisch. Meistens geht es ganz einfach darum, die Serviette in Form zu bringen. Hier hilft ein ummantelter Rebdraht und eine einzelne Orchidee.

Unverwüstlich und wie geschaffen für ein Familienessen im Freien: Geschirr aus widerstandsfähigem Steinzeug von Le Creuset und windfeste Gläser von Eisch. Sehr praktisch: Kräuterübertöpfe mit Untersetzer, die Staunässe vermeiden. Sie sehen schön aus und können die schnellste Tischdeko der Welt sein.

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französischer Traum!) stellen wir einen sehr schönen Wasserkessel und wenden uns dann wie geplant der frischen Luft auf dem Hof zu. Denn das Sortiment des Franzosen ist nicht nur »Küche«, sondern auch »Tisch«. Um das zu zeigen, entscheide ich mich dafür, das Porzellan komplett von Le Creuset zu nehmen, decke es in allen Farben ein und liebe vor allem die schönen Salz- und Pfeffermühlen mit ihren Farbverläufen sehr. Bei den Gläsern fällt meine Wahl auf die sehr sturmfest wirkende Serie »Liz« von Eisch, es sind schließlich vier Kinder im Hause. Der breite Fuß der Gläser verspricht eine solide Bodenständigkeit und ist eigentlich auch schon ein Klassiker. Beim Besteck greife ich noch mal zu einer Ikone der Tischkultur, die nahezu immer geht: das gute alte und nie aus der Mode kommende Bistro-Besteck. Hier eine hochwertige Variante, die seltsamerweise auf den Namen »Nürnberg« hört und aus dem Hause Günter Gräwe stammt. Zum Schluss widme ich mich den Blumen, auch hier darf es etwas »sturmfester« sein. Ich entscheide mich für einige Zweige von Mini-Cymbidien und ansonsten für unverwüstliche Pflanzen wie Aloe Vera oder Echeverien.

DER TIPP VOM PROFI Bei Tischen, die in der Sonne stehen, sollte man auf Blumen achten, die das auch aushalten und nicht zu schnell schlapp machen. Und schnell müde aussehen.

Man braucht hierfür keinen grünen Daumen: Aloe Vera und Echeverien sind robust und sehen schön aus. Küchen, in denen alles in den Schränken verschwindet, sind langweilig. Auch Aufbewahren kann Stil haben. Und alles ist immer sofort zur Hand.

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Madeleines vollenden den frankophilen Tisch gemeinsam mit dem klassischen Bistrobesteck von Gßnter Gräwe.


BĂźrokĂźchen sind in der Regel eine DekoHerausforderung. Diese hier macht es einem leicht: Bunte Luftballons und viele Blumen reichen eigentlich aus.


Tisch für

Kollegen M i t Ko l l eg e n f e i e r n S i e n u r a u f d e r We i h n a c h t s f e i e r ? A n s o n s t e n g i b t e s » o r i g i n a l s e l b s t g e k a u f t e n « Ku c h e n z u m G e b u r t s t a g ? D a s g e h t a u c h a n d e r s. Probieren Sie es aus!

eim Thema Work-Life-Balance bin ich immer etwas skeptisch, obwohl ich den grundsätzlichen Gedanken darin sehr begrüße. Balance ist immer gut. Dabei halte ich genauso die gute alte »Tüchtigkeit« für eine wichtige Tugend, ich selbst gelte vermutlich auch nicht als ganz faul. Allerdings kennen wir ebenso Menschen, die unentwegt arbeiten. Etwas verstörend finde ich dabei, wie stolz einige Freunde auf ihren sogenannten

Einer von vielen Food-Trends in Berlin: Slicing – verschiedene Gemüse hauchdünn geschnitten und mit Gewürzen und Öl verfeinert. Das sieht nicht nur schön aus und ist unwiderstehlich lecker, es geht auch ganz einfach.

»Workload« sind. Karriere ist eine individuelle Lebensentscheidung, und ich respektiere das natürlich. Wenn ich allerdings sehe, wie wichtig einige Bekannte von uns ihre Arbeit nehmen, wenn ich sehe, wie wenig soziales Leben, Freunde und Hobbys sie haben, wie wenige Bücher sie lesen und wie wenige Museen sie besuchen, dann muss ein leiser Zweifel erlaubt sein. Vielleicht ist das alles auch eine Generationenfrage, vom Alter her


Hier ist Selbstbedienung angesagt. Nicht nur beim Champagner, sondern auch bei den Kräutern. Kleine Schere inklusive.


Einfach mal die Kollegen überraschen: der gedeckte Tisch als Teambuilding-Maßnahme.

Praktisch in jeder Lebenslage, ob beim Picknick oder im Büro: Besteck mit Henkel für die Selbstbedienung. Hier eine moderne Variante von Carl Mertens. Unverwüstliches Allround-Porzellan von Asa Selection, veredelt mit kleinen Schieferplatten, die wundervoll zum Holz passen.

könnten alle Beispiele, die mir unter unseren Freunden in den Sinn kommen, irgendwann in den 90ern eine Art Yuppie-Macke abbekommen haben. Karriere über alles, arbeiten, arbeiten, arbeiten, ein Schritt nach dem anderen und irgendwann ist man ganz oben und absolut superglücklich. Wie gut, dass ich in den 90ern noch zur Schule gegangen bin und dieses Thema von meiner Generation ganz anders gesehen wird. Und überhaupt: Manche tun so, als wären sie im Vorstand von Mercedes Benz oder Partner bei Boston Consulting, sind es aber durchaus nicht. Ich finde, ab Mitte 30 bekommt das Ganze etwas Verzweifeltes. Es wäre für viele vermutlich an der Zeit, sich zu entspannen und das eigene Wertesystem fundamental zu überdenken. Manchmal muss man sich einfach etwas locker machen. Wie das geht im Beruf, zeige ich mit diesem Tisch hier. Er ist inspiriert von der sehr schönen Küche im Büro einer befreundeten Architektin (Danke, Ester!). Als ich die sah, dachte ich: Warum nicht mal die Kollegen überraschen? Und eben nicht mit einer »selbstgekauften« Apfeltorte und auch nicht mit dem ollen Bürogeschirr, sondern mit einem staunenswerten Tisch, etwas, was die Kollegen mit Sicherheit nicht erwartet haben. Ein Tisch wie

DEKO-IDEE Vielfältig einsetzbar und einfach umzusetzen: Tafelfolie kann man mit der Schere in die gewünschte Form schneiden und mit dem Kreidestift nach Belieben beschriften. Bei diesem Porzellan ist das Kreidefeld bereits Teil des Designs.

TISCH FÜR KOLLEGEN

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eine Geste, wie ein freundliches »Team-Building« – gedacht für einen frühen Feierabend oder einen Freitagnachmittag vor dem Wochenende. Wichtigstes Prinzip einer solchen Veranstaltung: Es muss Effekt machen, aber gleichzeitig ganz einfach gehen und Ruckizucki aufgebaut sein. Kulinarisch ist das schon mal kein Problem, es gibt nämlich einen neuen Trend. Er heißt »Slicing«, und ich habe ihn auf einer der letzten Messen auf dem Stand der Firma Graef kennengelernt. Es ist eigentlich ganz einfach: Man schneidet Gemüse in hauchzarte Scheiben, legt sie auf ein Tellerchen – hier perfekt passend von ASA Selection

– und verfeinert sie mit Olivenöl und Gewürzen. Köstlich! Und nicht nur das, »Slicing« ist auch völlig unkompliziert, gesund und budgetschonend. Und es kann auch noch gut aussehen, vor allem, wenn man so eine schöne Vintage-Schneidemaschine wie die »Manuale« von Graef auf dem Tisch hat. Dazu etwas Käse, Schinken und Brot, jeder kann sich bedienen, auch beim Prosecco, es kommt garantiert kommunikative Dynamik auf. Und natürlich eine perfekte Tisch- und Raumdeko. Ich habe mich für einfache Luftballons entschieden, die wunderbar in die bunte Einrichtung passen. In dieser sind Neonfarben angesagt, die vor dem schwarzen Hintergrund der Küchenzeilenwand perfekt zur Geltung kommen. Bei den Blumen – bunte Dahlien, Gloriosa und sehr coole Strelitzien – und vor allem bei den selbstgemachten Serviettenringen habe ich versucht, die knallig-bunten Farben des Interieurs aufzugreifen. Bei so viel Farbe bleibe ich beim Porzellan und beim Glas schlicht und unaufgeregt. Teller und Gefäße stammen aus dem Programm von ASA Selection, die Gläser von Schott Zwiesel. Besonders schön – und auch sehr praktisch – finde ich übrigens das Reisebesteck von Carl Mertens, das die Sache deutlich vereinfacht. Kein Vorlegen mehr, die Gäste bedienen sich einfach, und das Ganze sieht auch noch sehr stylish aus.

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WORK-LIFEBALANCE IST ANGESAGT: WER ARBEITET, MUSS AUCH FEIERN KÖNNEN.

Alles auf einen Blick: schlichtes Porzellan mit Kreidefenster, der natürliche Ton des Holztisches, dazu passend die Schiefer-Etagere und die bunten Serviettenringe.

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TISCH FÜR KOLLEGEN


Eine schwarze Wand mit schwarzer Kßchenzeile ist an sich schon eine spektakuläre Idee. Getoppt wird sie nur noch durch leuchtende Neon-Akzente. I love Tweety!


Vase & Serviettenring

VASE MIT KREIDEBAND DAS BRAUCHST DU: eine schöne, langstielige Blüte (Strelitzie), Schere, selbstklebendes Tafelband (von Halbach), Kreidestift und konische Glasvase 1

Vase gründlich reinigen, das Tafelband in der Länge der Vase zuschneiden. 2

Vor dem Aufbringen das Tafelband mit Kreidestift beschriften und antrocknen lassen. 3

Die Klebefolie vom Band abziehen und am oberen Vasenrand fixieren. 4

Anschließend in Richtung Vasenboden sorgfältig andrücken und darauf achten, dass keine Blasen zurückbleiben.

TIPP Tafelbänder gibt es in verschiedenen Farben und Größen, klebend oder nicht klebend.

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TISCH FÜR KOLLEGEN

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Serviettenring DAS BRAUCHST DU: runde Pappscheiben i n N e o n ( h i e r P r e i s s c h i l d e r b z w. Moderationskärtchen), Messer, Schneideb r e t t , Servietten 1

Mit dem Messer auf der Rückseite des Pappkreises im Abstand von ca. 1 cm zwei parallele Schlitze schneiden. Die Länge richtet sich nach der Breite der gefalteten Serviette. 2

Mit den Fingern vorsichtig den Spalt in der Pappscheibe öffnen. Das erleichtert später das Durchziehen der Serviette.

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Die Serviette nach Wunsch falten und als Raute aufrollen. 4

Die Serviette vorsichtig durch die Pappschlaufe ziehen.

TISCH FÜR KOLLEGEN

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Ein Tisch wie eine Achtsamkeitsübung für Ästheten. Feinstes Meissener Porzellan gibt die Struktur vor, die durch minimalen Einsatz von Grün nur leicht gebrochen wird.


Sushi

Geschenk der Götter W e r S u s h i f ü r Fa s t - Fo o d h ä l t , m ö g e j e t z t d e n F i n g e r h e b e n – u n d d e n S a a l v e r l a s s e n . S u s h i i s t k e i n Fa s t - Fo o d . S u s h i i s t e i n G e s c h e n k d e r G ö t t e r. U n d e i n e E r l ö s u n g f ü r a l l j e n e, d i e n i c h t k o c h e n k ö n n e n , a b e r t r o t z d e m gerne Gäste einladen.

ir haben Freundinnen, die sind irgendwie toll. Ziemlich erfolgreich im Job, selbstbewusst, sportlich und gut aussehend. Sie sind politisch engagiert, belesen und selbstverständlich umweltbewusst. Sie haben ihr Leben im Griff – ob mit Kindern, im Beruf, ob verheiratet oder Single. Bei einigen von ihnen beobachten wir eine seltsame Sache: Viele unserer Freundinnen wollen zu allem Überfluss auch noch als gute Köchinnen gelten, was, bei Lichte betrachtet und bei aller Liebe, durchaus nicht immer der Fall ist. Ich frage mich, warum das so ist? Ist es ein post-feministischer Komplex? Oder einfach nur der Wunsch, Gäste einzuladen, um einen schönen Abend mit Freunden zu verbringen? Letzteres ist ganz einfach zu lösen. Niemand muss gut kochen können, viel wichtiger ist es, ein guter Gastgeber zu sein. Brot und Käse und ein guter Wein, eine schön gedeckte Tafel et voilà: Bühne frei für den perfekten Abend mit Gästen! Und für diejenigen, die es etwas feiner wollen, hat der liebe Gott Sushi erfunden. Man sollte nur darauf achten, bei einem guten Japaner zu bestellen und dabei nicht zu knauserig sein, weil Qualität ihren Preis hat. Die Gäste werden es lieben, vor allem dann, wenn man mit dem Tisch eine entsprechende Atmosphäre schafft. Wie das gehen kann, habe ich bei dieser sehr edlen Tafel demonstriert. Auf der Suche nach einem feinen und ebenso schönen wie minimalistischen Sushi-Porzellan bin ich bei Meissen fündig geworden.

»The Garden of Börner« heißt das Dekor der »Cosmopolitan«-Serie von Meissen und erinnert damit an einen großen Porzellankünstler.

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Angesichts der nahezu unendlichen Formenwelt der »Cosmopolitan«-Serie und der wunderschönen Dekore war es gar nicht leicht, sich zurückzuhalten. Ich wollte den Tisch klar, strukturiert und sehr reduziert gestalten. Deshalb habe ich mich bei der Farbe auf Platin beschränkt und nur mit dem zugegebenermaßen sehr schönen, neu interpretierten Dekor »The Garden of Börner« einen etwas dekorativen Akzent gesetzt. Das Dekor nutzt historische Vorlagen des Meissener Künstlers Emil Paul Börner (1888–1970), der zu den ganz großen Porzellanmalern der berühmten Manufaktur zählt. Ich liebe besonders den Blick von oben auf den Tisch. Er sieht aus wie ein minimalistisches Mosaik aus feinsten Tischwaren, nur unterbrochen vom Rund

der kleinen Saucenbecher und vor allem der perfekt passenden Flammschalen von Mono, die mit ihrer kleinen Flamme dem Tisch Leben einhauchen. Für eine persönliche Note, gedacht als freundliche Gastgebergeste, habe ich die Serviettenbrücken aus Passepartout-Pappe selber gebaut und darauf die schönen, grauen Leinenservietten gelegt. Es versteht sich von selbst, dass ich mich bei den Blumen zurückhalte und das asiatisch-reduzierte Bild nicht störe. Ein zarter Ranunkelstrauchzweig sorgt für den gewünschten Effekt, ansonsten fülle ich die kleinen und größeren Meissener Vasen mit Vanda-Orchideen, Anthurien und zwei Chrysanthemenkugeln, die sich mit Steckschaum sehr einfach selber herstellen lassen.

Ordnung, Struktur, Zartheit: ein Tisch wie ein ZENGarten. · BLUMENTIPP · Zweige aus dem Garten können eine schöne Ergänzung zur Blumendeko sein. Oft haben sie jedoch zu viele Blätter. Deshalb konsequent drei Viertel des Laubes entfernen und die Linienführung des Astes hervorheben.

Perfekt zu den Platinrändern des Porzellans passen die Flammschalen von Mono.

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Blumendeko kann so einfach sein: Den äuĂ&#x;erst zarten, aber entscheidenden Ton gibt ein junger Ranunkelzweig an.

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STARFLORIST BJÖRN KRONER PRÄSENTIERT ÜBER 20 SPEKTAKULÄRE TISCHDEKORATIONEN FÜR JEDEN ANLASS UND FÜR JEDES BUDGET. Vom romantischen Candlelight-Dinner über die große Weihnachtstafel, den Kaffeeklatsch mit Freunden bis zur bunten Familienfeier – außer-­ gewöhnliche und erstaunlich inspirierende Dekorationen sollen die Lust auf den gedeckten Tisch wecken. Denn von einem ist der Autor überzeugt: Gut kochen allein reicht nicht! Es wird Zeit, zu zeigen, dass zu einem perfekten Essen auch ein perfekt gedeckter Tisch gehört.

Neben zahl­reichen Dekoideen bietet dieses Kompendium auch eine umfassende Kunde über Besteck, Glas und Tisch­manieren. So ist Tischkultur weniger ein Buchtitel als ein Ausrufezeichen und Plädoyer für ein ganzheit-­ ­­liches Begreifen des gemeinsamen Speisens – mit Freunden, Familie, dem Partner oder Geschäftsfreund, mit einem tollen Menü und einem unvergess­lichen Tisch.


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