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Inhalt

Lernen im Krieg

Trotz dem immer noch andauernden Krieg wollen die Kinder in Syrien zur Schule. Sie lernen in kalten und überfüllten Klassenzimmern, denn die meisten Schulen sind zerbombt und müssen zuerst wieder aufgebaut werden. Jasmina (14) lebt in Ost-Ghouta, eine der am stärksten zerstörten Regionen Syriens. Sie erzählt aus ihrem Alltag in der Schule und wie sie und ihre Klassenkameradinnen den Widrigkeiten trotzen. Seite 6

Brennpunkt: Folgen von Idai in Mosambik

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Die Menschen in Mosambik sind immer noch auf Nothilfe angewiesen. Erst jetzt können sie die Felder neu bebauen.

Integration: Flüchtlingskinder gehen zur Schule

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Im «Haus der Bildung und Integration» von Caritas nehmen Kinder an einem Vorschulprogramm teil. Nach sechs Monaten können sie ins öffentliche Schulsystem wechseln.

Schweiz: Sich um Pflegekinder kümmern

Ursula und Richard Winter nehmen seit 40 Jahren Pflegekinder auf. Manchmal kamen sie an ihre Grenzen, aber sie erlebten auch viele schöne Momente.

IMPRESSUM Das Magazin der Caritas Schweiz erscheint sechsmal im Jahr. Herausgeberin ist Caritas Schweiz, Kommunikation und Marketing, Adligenswilerstr. 15, Postfach, CH-6002 Luzern, E-Mail: info@caritas.ch, www.caritas.ch, Tel. +41 41 419 22 22 Redaktion: Lisa Fry (lf); Fabrice Boulé (fbo); Stefan Gribi (sg); Anna Haselbach (ah); Vérène Morisod Simonazzi (vm) Das Abonnement kostet fünf Franken pro Jahr und wird einmalig von Ihrer Spende abgezogen. Grafik: Evelyne Bieri Titelbild: Hasan Belal Druckerei: Kyburz, Dielsdorf Papier: 100% Recycling Spendenkonto: PC 60-7000-4

Freiwillige Helferinnen und Helfer entlasten Bergbauern in einer Notlage.

Sinnvoller «Ferieneinsatz» bei einem Bergbauern

Auch 2020 sucht Caritas Schweiz wieder über 1000 Freiwillige, die eine Bergbauernfamilie mindestens eine Woche lang unterstützen. Vorkenntnisse braucht es keine, eine gesunde Motivation reicht für die vielseitigen Tätigkeiten von Kinderhüten bis Heuen. Den Betrieb kann man online selber auswählen. Der Einsatz gibt Einblick in ein anderes Leben und bietet einer Bergbauernfamilie die dringend nötige Entlastung. Wer sich für dieses meist anstrengende, aber sehr sinnvolle «Ferienabenteuer» entscheidet, schont zudem seinen CO 2 -Fussabdruck.

Für Firmen gibt es eine zusätzliche Option: Ganze Teams können einen Tageseinsatz leisten. Dies sorgt nicht nur für viel Spass und ein etwas anderes Fitnessprogramm, sondern verbessert auch den Teamgeist. (lf)

Mehr Informationen unter: bergeinsatz.ch

Neuer Caritas-Markt in Biel

Am 30. Januar konnte die Caritas Schweiz in Biel einen neuen Caritas-Markt eröffnen. So können nun armutsbetroffene Menschen in der Stadt mit der schweizweit höchsten Sozialhilfequote günstige Lebensmittel und Hygieneartikel kaufen. Auch frisches Brot, Früchte und Gemüses gehören zum Sortiment. Die Caritas ist überzeugt, dass der neue Laden im Zentrum von Biel einem Bedürfnis entspricht. Somit verfügen nun alle grösseren Schweizer Städte über einen Caritas-Markt. Der Caritas-Markt ist auch ein sozialer Treff punkt. Zudem bietet er jeweils sechs langzeit-arbeitlosen Personen einen Einsatzplatz – finanziert durch die Stadt –, damit sie ihre Chancen auf einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt erhöhen können. (lf)

Medienecho

Kath.ch | Sozialhilfe: Mehr Spielraum und Solidarität statt Zwang und Willkür | 31.1.2020 Obwohl sich die Leistungen der Sozialhilfe in den vergangenen Jahren verschlechtert haben, nimmt der Druck auf die Betroffenen zu. Am Caritas-Forum in Bern setzten sich heute rund 300 Fachleute mit der Frage auseinander, wie die Sozialhilfe weiterentwickelt werden kann, um sie im System der sozialen Sicherheit besser zu verankern. Das setzt voraus, endlich die strukturellen Ursachen von Armut anzugehen und Sozialhilfebeziehenden mehr Handlungsspielraum zu geben.

WOZ | «Das ist ein Feldzug» | 23.1.2020 Der Bundesrat nutzt das Migrationsrecht, um immer mehr Druck auf Sozialhilfebezügerinnen zu machen. (…) «Die unleidige Verknüpfung der Sozialmit der Migrationspolitik ist verheerend», sagt Marianne Hochuli, die in der Geschäftsleitung von Caritas Schweiz für die politische Grundlagenarbeit zuständig ist. (…) Zwei politische Felder, die von der Sache her nichts miteinander zu tun haben, nämlich die Unterstützung von Bedürftigen und das Recht auf Aufenthalt in der Schweiz, werden seit Jahren rechtlich immer stärker miteinander in Verbindung gebracht.

Walliser Bote | Caritas schlägt Alarm | 3.12.2019 100 000 Kinder in der Schweiz wachsen in Armut auf. Die Caritas fordert das neue Parlament, den Bund und die Kantone auf, schweizweit Familienergänzungsleistungen zur Verhinderung von Kinderarmut durchzusetzen. Es brauche ein Rahmengesetz des Bundes (…) Dass sich der Bund aus der Armutsbekämpfung heraushalte und die Zuständigkeit allein den Kantonen übertrage, ist für Caritas-Direktor Hugo Fasel «nicht akzeptabel», wie er am Montag (…) in Bern erklärte.

Admira Filipe möchte ihrem Sohn einmal ein besseres Leben bieten.

Wieder auf eigenen Füssen stehen

Der Wirbelsturm Idai fegte am 15. März 2019 über Mosambik. Viele Menschen verloren ihr Hab und Gut. Da die ganze Ernte zerstört wurde, sind die meisten Menschen auch heute noch von der Lebensmittelhilfe abhängig und brauchen Unterstützung, um ihre Felder wieder bebauen zu können.

Admira Filipe hat wie viele andere Menschen beim Wirbelsturm Idai ihr Haus verloren. Sie war damals im dritten Monat schwanger – nun lebt sie mit ihrem vier Monate alten Sohn in einem Zelt, das sie

Caritas unterrichtet Bäuerinnen und Bauern in nachhaltigen Anbaumethoden.

von Caritas bekommen hat. Sie erhielt auch Kleider, Lebensmittel sowie Haushalt- und Landwirtschaftsgeräte, wie es im Notprogramm von Caritas vorgesehen war.

Inzwischen haben die meisten Menschen in der Region Dombe eine neue Hütte aus Lehm in einer höher gelegenen Region gebaut. Einige Familien leben jedoch vorläufig noch in Zelten. Die meisten sind Selbstversorger, sind aber noch auf Lebensmittelverteilungen der Caritas angewiesen. Sie konnten die letzte Erntesaison nicht nutzen, da der Zugang zu Agrarland nach den Überschwemmungen beschränkt war. Zudem waren die Felder durchnässt, so dass sich Schädlinge rasch verbreiten konnte. Die Felder entlang des Flusses sind immer noch mit Lehm und Schlamm bedeckt.

Die Bäuerinnen und Bauern versuchen nun, in höher gelegenen Zonen anzupflanzen, obwohl es dort weniger Wasser gibt. In dieser Höhe sind die Felder vor Überschwemmungen sicher. Caritas zeigt den Familien, wie sie nachhaltig anbauen können. Zusammen mit lokalen Partnern unterrichtet sie die Bauern in verschiedenen Anbaumethoden. Sie erhalten lokales Saatgut, das an die klimatischen Bedingungen angepasst ist: Sesam, Mais, verschiedene Bohnen- und andere Gemüsesorten. Die Caritas bietet auch technische Unterstützung. So finanziert sie Traktorarbeiten, die nötig sind, um die Felder für die Saat vorzubereiten. Das Ziel ist, dass die Betroffenen wieder auf eigenen Füssen stehen können und keine Nothilfe mehr brauchen. Sie werden systematisch in die Planung und Durchführung aller Aktivitäten einbezogen und von der Caritas vor Ort begleitet.

Zugang zum Markt

Bisher hatten die Bauern nur unzureichenden Zugang zu den lokalen Märkten. Die lokalen Zwischenhändler mit hohen Margen verringerten ihr Einkommen. Nun unterstützt die Caritas die Bauern darin, kommunale Marktgruppen zu bilden, die bessere Liefer- und Kaufvereinbarungen aushandeln können. So können sie mehr Einkommen generieren und ihre Lebensgrundlage verbessern. Auch Admira Filipe hofft, ihrem Sohn einmal ein besseres Leben bieten zu können. (lf)

Lernen trotz Kälte und überfüllten Klassenzimmern

Recherche: Zeina Shahla Bilder: Hasan Belal

Jasmina und ihre kleine Schwester schauen sich zur Ablenkung einen Film auf dem Handy an.

Seit neun Jahren herrscht in Syrien Krieg. Die ganze Schulzeit der 14-jährigen Jasmina * fällt in diese gewaltgeprägte Zeit. Trotz Schulabbrüchen hat sie den Mut zu lernen nicht verloren, auch wenn sie in der Schule friert und unter den viel zu grossen Klassen leidet.

Wenn Jasmina zum Fenster hinausblickt, sieht sie zerbombte Wohnblöcke und einen Friedhof. In diese Landschaft der Zerstörung kehrte sie mit ihrer Mutter und den fünf Schwestern vor zwei Jahren zurück. Wie fast die gesamte Bevölkerung der Stadt Mleiha lebte die Familie über Jahre – vertrieben durch die brutalen Kämpfe zwischen den Regierungs- und den Widerstandstruppen – immer wieder an anderen Orten. Mleiha liegt nahe

5 der 17 Schulen sind heute wieder in Betrieb – jedoch in desolatem Zustand.

der Hauptstadt in der Ost-Ghouta, eine der am stärksten zerstörten Regionen Syriens.

Heute nähert sich Mleiha wieder der früheren Einwohnerzahl von 25 000 an. Täglich kehren Menschen zurück. Sie beziehen vom Krieg stark beschädigte Wohnungen, da sie es sich nicht mehr leisten konnten, ein intaktes Haus in anderen Gegenden zu mieten. In vielen Häusern fehlen noch immer Fenster und Türen. Strom gibt es nur sechs Stunden am Tag, nicht selten fällt er auch den ganzen Tag aus. Auch fliessendes Wasser fehlt in den meisten Häusern. Auf dem Markt können die Menschen Vieles finden, was sie für den Grundbedarf brauchen. Doch oft übersteigen die Preise ihre Möglichkeiten. Die Arbeitslosenquote ist hoch. Wer als Taglöhner in der Landwirtschaft oder im Baugewerbe Arbeit findet, verdient wenig. tigsten gebraucht wird. Der Vater leidet als Folge des Krieges unter gesundheitlichen Problemen und lebt anderswo. Nur zwei der Mädchen besuchen die Schule. Jasminas erblindete Schwester hat diese Chance nicht, keine Schule bietet speziellen Unterricht für sehbehinderte Kinder an. Die drei jüngsten Schwestern sind noch im Vorschulalter.

Sechs Jahre von Ort zu Ort

Jasminas Leben spielt sich zwischen den Wänden der engen Wohnung und der Schule ab. Alle 17 Schulen Mleihas wurden im Krieg stark beschädigt oder zerstört. Fünf davon sind heute wieder in Betrieb, wenn auch in desolatem Zustand. Jasmina absolviert die 6. und 7. Klasse in einem Jahr. Diese Klassenform wurde vom Bildungsministerium und der UNICEF entwickelt für Schülerinnen und Schüler, die die Schule wegen des Kriegs abgebrochen haben.

Jasmina hat einige Schuljahre verpasst, während die Familie in der Zeit der brutalen Belagerung über sechs Jahre lang in Ost-Ghouta von einem Ort zum nächsten ziehen mussten. Sie brach die Schule mehrmals ab, stieg wieder ein und dann wieder aus. Später schaffte sie es in der Stadt Saqba, bis zur vierten Klasse, während der Krieg weiter tobte. Vor zwei Jahren, als die Waffen in der Gegend verstummten, konnte Jasmina ihre Ausbildung endlich friedlich fortsetzen – nach der Rückkehr nach Mleiha.

Bildung für Syriens Kinder

Viele Kinder in Syrien haben infolge des Krieges in Syrien die Schule abbrechen oder länger unterbrechen müssen. Sie laufen Gefahr, ohne ausreichende Bil dung erwachsen zu werden. Um das zu verhindern, bietet die Caritas in drei Sozialzentren in Damaskus, Aleppo und Tartus den Kindern sichere Lernmöglichkeiten, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind. Zudem bildet sie Lehrpersonen weiter, vor allem im Umgang mit traumatisierten Kindern. Dieses Angebot führt Caritas Schweiz in den kommenden Monaten auch in der zerstörten Stadt Mleiha und anderen Regionen von OstGhouta ein.

Direkte Hilfe für das Nötigste

Jasminas Mutter ist allein für die sechs Töchter verantwortlich und auf jede Unterstützung angewiesen, die sie erhalten kann. Caritas hilft der Familie mit ihrem Projekt Carma Cash Assistance. So hat Jasminas Mutter Bargeld zur Verfügung, das sie einsetzen kann, wo es am nö

Die meisten Familien wohnen in zerbombten Häusern ohne Heizung.

in dieselbe Schule gehen. Andere Klassen sind sogar noch voller als unsere – mit mehr als 65 Mädchen im selben Klassenzimmer.»

Die ideale Schule für Jasmina ist eine Schule, in der nicht mehr als 25 Mädchen im selben Raum sitzen, wo es warm ist und ruhig, so dass sie dem Unterricht gut folgen kann. Sie lacht und sagt: «Ich wünschte, die Schule könnte nur im Sommer stattfinden, so dass wir uns nicht mehr so frieren und klamme Finger haben müssen.» (sg)

Viele Schulen haben keine Fenster, die Kinder frieren.

* Name geändert

Lernen ohne zu frieren

Jasmina kann dem Unterricht gut folgen. Sie möchte Lehrerin werden, wenn sie gross ist, denn sie liebt ihre Lehrpersonen

« Jasmina schreibt mit klammen Fingern. Sie lernt für eine bessere Zukunft. »

und möchte so sein wie sie. Sie mag Mathematik, die Naturwissenschaften dagegen fallen ihr schwer. Das Hauptproblem für das Mädchen sind die Kälte und die grossen Schulklassen. 45 Schülerinnen werden zusammen in einem Klassenzimmer unterrichtet. Fünf Mädchen müssen sich jeweils eine Bank teilen. Schwierig ist das besonders dann, wenn sie in ihre Hefte schreiben wollen. Da müssen einige der Mädchen aufstehen, damit die anderen genügend Platz zum Schreiben haben. «Manchmal wird es im Klassenzimmer so laut! Da ärgere ich mich richtig», erklärt Jasmina. «Leider gibt es in der Gegend nicht genügend intakte Schulhäuser. Alle Mädchen meines Alters müssen

Mehr dazu unter: caritas.ch/syrien

Der Fotograf Hasan Belal und die Journalistin Zeina Shahla aus Damaskus haben im Januar 2020 im Auftrag von Caritas Schweiz die Stadt Mleiha besucht und diese Reportage erstellt. Das Foto hat Jasmina gemacht.

Syrische Schulkinder brauchen unsere Unterstützung

Ihre Spende hilft Kindern in Syrien, wieder zur Schule zu gehen und lernen zu dürfen.

Helfen Sie mit einer Spende!

Spendenkonto: 60-7000-4 Vermerk: « Schulkinder in Syrien »

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