4 minute read
Die Menschen in Mosambik sind immer noch auf Nothilfe angewiesen. Erst jetzt können sie die Felder neu bebauen
Libanon: Die Menschen, die nirgends bleiben können
erhalten Bargeldhilfe zwischen 200 und 300 Dollar pro Monat für 3 bis 6 Monate. So können sie vorübergehend über die Runden kommen. «Geldzahlungen sind deshalb so wichtig, weil sie kurzfristig und individuell helfen», sagt Mirna Sabbak von der libanesischen Caritas. Wo nötig, übernimmt die Caritas auch Krankenhaus- oder Arztkosten. Mariam besucht zurzeit einen Nähkurs bei Caritas Libanon und erhält Unterstützung bei der Jobsuche von einer anderen Organisation.
« Ich wünsche mir einfach ein menschenwürdiges Zelt. »
Der Himmel hängt tief in der BekaaEbene und wechselt seine Farbe im Stundentakt. Dicht aneinander drängen sich in dieser grossen Weite zwischen zwei Gebirgsketten die Siedlungen aus Zelten und Bretterverschlägen. Mehr als ein Drittel der etwa 915 000 registrierten und schätzungsweise 650 000 nicht erfassten syrischen Flüchtlinge im Libanon leben in der Bekaa-Ebene. Sie kommen in Zeltlagern, in verlassenen Bauernhöfen oder Garagen unter – überall, wo sie ein wenig Schutz und einen Vermieter finden, der sie toleriert oder ein Geschäft machen möchte.
In einem Lager nahe der Stadt Zahle sitzen Mariam Khalaf und ihre Kinder Sidra, Shiro und Jalal um den Ofen, Mittelpunkt und einziges Möbel ihres Zelts. Die Temperaturen fallen jetzt im Winter auf unter null. Ein Hagelschauer fegt über das Lager. Es tropft durch die Decke. Wer auf die Toilette muss, nimmt einen schlammigen Fussweg zu einem Blechhäuschen im Freien in Angriff.
Die extreme Armut der Menschen hier ist erdrückend. Arbeitsplätze sind rar, besonders im Winter. Im Frühling gibt es wieder mehr Tagelohn- und Saisonarbeitsplätze in der Landwirtschaft. Fast alle Menschen sind verschuldet. Ständig begleitet sie die Angst vor dem Rauswurf, wenn sie die Miete nicht bezahlen können. Das hat Mariam bereits mehrmals erlebt. «Wir ziehen von Lager zu Lager», erzählt sie. «Nirgends können wir länger bleiben».
Bargeld verhindert das Schlimmste
In dieser Situation wird jede Erkrankung, jeder Todesfall, jede Trennung und jeder Diebstahl zu einer akuten Bedrohung. Mariams Mann starb vor einigen Monaten an einem Herzleiden. Die Medikamentenkosten verschlangen alles, was sie hatte. Um die Beerdigung bezahlen zu können, musste sie sich verschulden. Mariam ist hochschwanger und hat keine Ausbildung.
In solchen Fällen ist die Caritas da. Menschen wie Mariam, die einen sozioökonomischen Schock erlitten haben,
Die Kräfte und Ressourcen sind aufgebraucht
Die meisten Geflüchteten in der BekaaEbene harren seit fünf, sechs, sieben Jahren hier aus. Sidra, Shiro und Jalal kennen nichts anderes: Sie wurden hier geboren. Die Menschen können nicht mehr. «Ich möchte einfach ein men schenwürdiges Zelt an einem Ort, an dem wir bleiben können», sagt Mariam. Von einer richtigen Wohnung wagt sie nicht mehr zu träumen.
Auch die Libanesinnen und Libanesen sind müde. Wirtschaft und Infrastruktur ächzen unter der Last der zusätzlichen 1,5 Millionen Menschen. Die lokale libanesische Bevölkerung verarmt zusehends. Auch libanesische Bedürftige unterstützt die Caritas mit ihrer Bargeldhilfe – während immer weniger Gelder der internationalen Gebergemeinschaft zur Verfügung stehen, um der humanitären Katastrophe Herr zu werden. (ah) Mehr zu Mariams Geschichte mit Video: caritas.ch/mariam Mariam Khalaf (25) und ihre drei Kinder kennen seit Langem nur noch das Leben im Flüchtlingslager.
Caritas-Mitarbeitende klären die Bedürfnisse der Betroffenen ab.
Nothilfe nach dem Erdbeben in Albanien
Die Caritas war sofort nach dem verheerenden Erdbeben in Albanien vor Ort und hilft nun beim Wiederaufbau.
Mitten in der Nacht kam das Unheil am 26. November 2019 über die Küste Albaniens. Das Erdbeben überraschte die Menschen im Schlaf. In der Morgendämmerung wurde das Ausmass der Zerstörung klar: Dutzende Tote, über 2000 Verletzte, Tausende Menschen ohne Obdach. Die Ärmsten, deren Häuser in schlechterem Zustand waren und dem Beben kaum Stand hielten, traf es besonders hart.
Zwei Zeltstädte, Essen und Wasser
Ab den ersten Stunden versorgte Caritas Albanien 1200 Menschen in zwei improvisierten Zeltstädten mit Mahlzeiten, Wasser und Decken. In enger Zusammenarbeit mit der albanischen Caritas leistete auch Caritas Schweiz Nothilfe: Obdachlosen Menschen wurden warme, wintersichere Unterkünfte zur Verfügung gestellt, Essenspakete und Hygieneartikel verteilt und psychosoziale Hilfe angeboten. Caritas Schweiz unterstützte zudem die Nothilfe des Roten Kreuzes. Von Anfang an konnten wir auf die grosse Solidarität der Schweizer Bevölkerung zählen.
Caritas Schweiz unterstützt die Betroffenen weiterhin dabei, ihren Grundbedarf zu decken, und plant die Instandstellung von Kindergärten. (ah)
Tausende venezolanische Flüchtlinge kommen täglich
Die Menschen in Venezuela haben nichts mehr zu essen, keine Medikamente, keine Arbeit oder Sicherheit. Millionen flüchten in die Nachbarländer, vor allem nach Kolumbien, eine davon ist Darlimar Alvarez.
Die Caritas unterstützt die Flüchtenden in Kolumbien mit ihrem Projekt Famig, auch an der Grenze in Maicao. Die Menschen, die ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen mussten, erhalten hier das Nötigste zum Überleben sowie psychosoziale Beratung. Vielen hilft es schon, dass ihnen jemand zuhört.
Vor Hunger ohnmächtig
Eine davon ist Darlimar Alvarez (29). Sie hat vier Kinder und ist mit dem fünften schwanger. Vor der Krise war ihr Leben perfekt. Sie und ihr Mann führten einen Lebensmittelladen im eigenen Haus. Als die Krise ausbrach, trennten sie sich, Darlimar war auf sich alleine gestellt. Tagelang versuchte sie, Essen für ihre Kinder aufzutreiben. «Eines Tages war meine älteste Tochter vor Hunger ohnmächtig, als ich nach Hause kam», sagt sie. «Da beschloss ich, das Land zu verlassen.»
Sie tauschte ihr Haus für Bustickets nach Kolumbien ein. Sie fand Arbeit als Haushalthilfe und später als Bäckereiangestellte. Bei Famig von Caritas wurde sie psychologisch betreut und juristisch beraten. Sie erhielt Tickets, damit sie mit den Kindern zu ihrem Bruder fahren konnte, den sie in Kolumbien wiedergefunden hatte. (lf)