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Caritas leistet konkrete und direkte Hilfe für Betroffene und engagiert sich auch politisch, damit die Ärmsten aufgefangen werden
Caritas fordert mehr staatliche Unterstützung für Menschen, welche die Corona-Krise in Notlagen bringt. Dazu zählen auch Alleinerziehende und ihre Kinder.
Die Corona-Krise trifft die Ärmsten am härtesten
Für die Ärmsten in der Schweiz und auf der ganzen Welt ist die Corona-Krise eine existenzielle Bedrohung. Caritas leistet nicht nur konkrete und direkte Hilfe für Betroffene. Sie engagiert sich auch dafür, dass die Schwächsten bei den politischen Antworten auf Corona nicht vergessen gehen.
Stellen sie sich vor, Sie verfügen über ein so kleines Einkommen, dass Sie den Alltag gerade knapp bewältigen können. Jeder hart erarbeitet Franken muss umgehend für das Nötigste zum Leben eingesetzt werden. So sieht die Realität von Menschen an der Armutsgrenze aus. Die Corona-Pandemie zeigt nun mit aller Deutlichkeit: Unzählige Menschen sind nicht in der Lage, auf eine so unerwartet heftige Krise zu reagieren. Es fehlt ihnen an Reserven, an der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit.
Caritas bekämpft Armut in all ihren Facetten, in der Schweiz und weltweit. Dieses Fundament unserer Arbeit hat in der aktuellen Krise, die beispiellos ist in der jüngeren Geschichte, eine besondere Bedeutung. Wo Armut herrscht, schlagen die Folgen der Corona-Krise mit besonderer Härte zu. Caritas antwortet darauf mit konkreten Projekten in der Schweiz und rund um den Globus; die Beiträge in diesem Heft berichten darüber. Caritas Schweiz hat aber auch eine weitergehende Verantwortung und nimmt politisch Einfluss.
Hilfspaket für Armutsbetroffene in der Schweiz
Caritas Schweiz hat hinsichtlich der Sondersession Anfang Mai einen Aufruf an Parlament und Bundesrat lanciert, weil das Unterstützungspaket des Bunderates angesichts der Corona-Krise gravierende Lücken aufweist. Es erreicht Menschen mit den tiefsten Einkommen und Armutsbetroffene in der Schweiz nur ungenügend. Caritas fordert den Bundesrat und das Parlament dazu auf, den Notlagen in dieser Zielgruppe Rechnung zu tragen und Direktzahlungen und andere Entlastungsmassnahmen für Armutsbetroffene zu beschliessen. Dies fand in der Sondersession Gehör und floss in verschiedene Vorstösse im National- und Ständerat ein.
Schweiz muss weltweit Verantwortung wahrnehmen
Gerade in den Entwicklungsländern führt die Corona-Pandemie zu massiven wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen. Gleichzeitig diskutiert das Parlament nun darüber, wie die Schweiz ihre Entwicklungszusammenarbeit in den kommenden vier Jahren ausgestalten wird. Dass sich der Bundesrat stärker gegen den Klimawandel und seine Folgen engagieren will, ist richtig. Dass dafür aber Gelder eingesetzt werden sollen, die dem Kampf gegen Armut und Hunger gewidmet waren, ist nicht zu verantworten. Die Corona-Krise zeigt aus Sicht der Caritas klar auf, dass die Schweiz ihren Beitrag für Menschen in ärmsten Ländern deutlich erhöhen muss. (sg)
Die Ärmsten in den Ländern des Südens verfügen nicht über die notwenigen Hygieneeinrichtungen, um sich vor dem Virus schützen zu können.
Die Schutzlosen vor dem Virus und dessen Folgen schützen
Die Folgen der Corona-Krise sind gerade für die Menschen in den ärmsten Ländern gravierend. Zum Schutz der verletzlichsten Menschen sind Hygienemassnahmen und Nothilfe nötig. Zudem erhält der Kampf gegen Armut neue Dringlichkeit.
«Ich habe vor der Krise an einer Ampel Süssigkeiten an die wartenden Autofahrer verkauft. Das reichte gerade, um Essen und Unterkunft zu bezahlen. Nun kann ich wegen der Ausgangssperre nicht mehr arbeiten. Ich habe grosse Angst, mich und die Kinder anzustecken», erzählt Luz Maria Gutierrez aus Bolivien.
Der Krise schutzlos ausgeliefert
Die ärmste Bevölkerung in den Ländern des Südens hat dem Coronavirus kaum etwas entgegenzusetzen. Wegen mangelhafter Ernährung und fehlender sanitärer Grundversorgung war ihr Gesundheitszustand schon vor Ausbruch der Krise prekär, die Zahl geschwächter Menschen mit chronischen Krankheiten hoch. Bereits in Zeiten ohne Epidemien stossen die Gesundheitssysteme vieler Entwicklungsländer an ihre Grenzen.
Die meisten Menschen in den rund 20 Projektländern von Caritas Schweiz leben von der Hand in den Mund. Sie haben wie Luz Maria Gutierrez ungeregelte Arbeitsverhältnisse und keinerlei Absicherung durch ein staatliches Sozialsystem. Schutzmassnahmen wie Ausgangssperren oder Grenzschliessungen bekommen gerade die ärmsten Menschen sehr schnell und gravierend zu spüren. Die Preise steigen, die informelle Wirtschaft bricht zusammen, der Handel ist erschwert oder gar unmöglich.
Die Caritas hat bereits im März begonnen, ihre Projektaktivitäten den neuen Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Zum Beispiel in Haiti, Bolivien oder im Südsudan.
Haiti: Aufklärungskampagne auf dem Land
In Haiti, wo der erste Todesfall Anfang April gemeldet wurde, wird die arme Landbevölkerung von der Zentralregierung oft vergessen. Die Caritas hat deshalb in drei ländlichen Gemeinden ein Projekt gestartet. Es baut auf die Erfahrungen im Kampf gegen die Cholera.
In Gesundheitsposten aktive Gemeindemitglieder werden bezüglich Coronavirus geschult, sodass sie ihr Wissen in Hausbesuchen weitergeben können. Übers Radio oder mittels Postern lernen die Menschen, wie wichtig