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Schon vor der Explosion war der Libanon wirtschaftlich und sozial am Abgrund: eine Chronologie der Krisen
Bei Safarbi Latifova holen sich gerne auch männliche Kollegen einen Rat zur Pflege von Obstplantagen.
Mit Obstplantagen und Satellitenbildern gegen Erosion
Tadschikistan zählt zu den Ländern, die dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt sind. Wie die Bevölkerung dramatischen Folgen wie Überschwemmungen und Dürren nicht schutzlos ausgeliefert bleibt, zeigt ein erfolgreiches Projekt der Caritas Schweiz in der Region Ost-Khatlon beispielhaft auf.
Für die Bevölkerung im gebirgigen Tadschikistan ist der Klimawandel harte Realität. Die Temperaturen sind deutlich gestiegen, Dürren wechseln sich ab mit starken Niederschlägen und Überschwemmungen sowie Bergrutsche nehmen zu. Kleinbauernfamilien müssen zusehen, wie der Boden weggeschwemmt wird, auf dem sie Getreide anbauen und ihre Tiere weiden lassen. Seit 1991 ist die Waldfläche von 20 auf 3 Prozent geschrumpft. Denn die verarmte Bevölkerung braucht in den harten Wintern Holz zum Heizen. Strom, Erdgas und Kohle sind als Folge des erbitterten Bürgerkriegs in der einst florierenden Sowjetrepublik kaum mehr erhältlich.
Nachhaltig und existenzsichernd
Mit dem Zusammenbruch der Industrie war ein Grossteil der Bevölkerung wieder auf die Landwirtschaft angewiesen. Gleichzeitig wurde deren wichtigste Basis, der fruchtbare Boden, durch Übernutzung immer stärker degradiert, was zu schwindenden Ernteerträgen führte. Dieser fatalen Entwicklung entgegenzuwirken, war das Ziel eines Projekts, das Caritas Schweiz seit 2011 mit Unterstützung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) realisierte. Im Vordergrund stand dabei, in der Bevölkerung betreffend Klimawandel und seine Risiken zu sensibilisieren. Zudem sollen die Menschen lernen, wie sie die natürlichen Ressourcen schützen und Landwirtschaft existenzsichernd und nachhaltig betreiben können.
Weniger Kühe, mehr Milch
Eine zentrale Massnahme waren Verbesserungen in der Viehhaltung. Bäuerin Saida Mirzoeva aus dem Dorf Dehlolo in der Region Ost-Khatlon erzählt: «Bei den Schulungen von Caritas Schweiz habe ich gelernt, dass wir die Produktivität unseres Viehbestandes steigern können, wenn wir weniger Tiere halten und diese stattdessen mit mehr und nahrhafterem Futter versorgen. Heute bekomme ich von zwei Kühen eine grössere Menge Milch mit höherem Fettanteil als vorher von fünf Kühen. Dadurch kann ich mehr Joghurt produzieren und verkaufen.» Eine sorgsamere und gemeinschaftliche Weidebewirtschaftung schont zudem die Hänge vor Erosion und Erdrutschen.
2012: Früher war der Boden komplett der Erosion ausgesetzt. 2019: Dank einer Obstplantage kann der Boden mehr Wasser aufnehmen und das Risiko einer Überschwemmungen reduziert sich.
Eine stolze Obstbauexpertin
Eine Verbesserung der Situation liess sich durch das Anlegen von Obstplantagen erzielen. Auch hier verbindet sich der Schutz des Bodens mit der Schaf-
fung neuer Einkommensquellen. Dabei werden auch traditionelle Geschlechterrollen überwunden, wie Bäuerin Safarbi Latifova aus dem Dorf Dendistan erläutert: «In unserer Gesellschaft heisst es oft, dass eine Frau keine landwirtschaftlichen Ratschläge geben könne. Aber da ich bewiesen habe, dass ich mich gut um eine Obstplantage kümmern kann, fragen mich heute die Männer um Rat in Bezug auf die Veredelung oder welche Art von Dünger sie verwenden sollen.»
Satellitenbilder ermöglichen gezieltes Handeln
Innovativ sind aber auch die technischen Methoden, die zur Unterstützung des Projekts eingesetzt werden. Caritas nutzt Satellitenbilder und macht diese den Bauern zugänglich. Sie zeigen, wo Risiken für Überschwemmungen und Hangrutsche bestehen. Und sie machen auch gut sichtbar, wo die degradierte Natur in den letzten Jahren wieder grün und fruchtbar geworden ist.
«Zu den wichtigsten Errungenschaften des Projekts zählt, dass Naturkatastrophen, insbesondere Überschwemmungen, seltener werden. Die Erosion geht zurück», erklärt Jumakhon Safarov, Leiter der Landwirtschaftsabteilung des Distrikts Muminabad. «Durch die Baum- und Staudenpflanzungen wurde die Degradierung gestoppt und die Fruchtbarkeit des Landes erhöht. Die meisten Hänge im Projektgebiet sind nicht mehr der Gefahr von Erdrutschen ausgesetzt.» Die positiven Veränderungen sind nachhaltig: Die Behörden wenden Ansätze, die mit Caritas entwickelt wurden, auch nach Abschluss des Projekts zusammen mit der Bevölkerung an. (sg)
Mehr Infos: caritas.ch/programme-tajikistan
Wetterstationen für Bauernfamilien
Das Wetter ist für die armen Bauern entscheidend – das Timing von Frost, Wärme und Regen bestimmt Ertrag und Qualität der Ernte sowie Häufigkeit und Stärke von Naturkatastrophen. Häufig sind die Bauern diesem Geschehen uninformiert ausgesetzt. Ein neues Projekt der Caritas Schweiz in Tadschikistan will solche lebenswichtigen Informationen «über die letzte Meile» auch Bäuerinnen und Bauern zugänglich machen: Wetterstationen sollen ihnen dabei helfen, profitable und nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben und auf Naturgefahren besser vorbereitet zu sein.