Bern
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Nachbarn
Solidarisch sein J채hrlich setzen Menschen in der Schweiz 체ber eine halbe Milliarde Stunden ihrer Freizeit f체r das Gemeinwohl ein und leisten damit einen wesentlichen Beitrag zu einer solidarischen Schweiz
Inhalt
Inhalt Editorial
Von Claudia Babst Geschäftsleiterin
Kurz & bündig
News aus dem Caritas-Netz Persönlich
Eine gute Tat am Tag Sechs Antworten
Regional
Die grosse Vorfreude auf den Patengötti Das Projekt «mit mir» entlastet Familien in schwierigen Lebenssituationen und schafft Perspektiven.
Solidarität ist die Basis eines harmonischen Zusammenlebens in der Gemeinscha
Schwerpunkt
Die Freiwilligen der Caritas Bern haben sich zum Begegnungs- und Dankesfest getroffen.
Solidarisch sein Solidarität muss nicht spektakulär sein, es nicht in eine Schlagzeile oder an eine Hauswand schaffen. Doch ist sie mehr als nur eine Worthülse. Solidarität ist spür- und erlebbar, vor allem in der Freiwilligenarbeit. Jährlich leisten 1,5 Millionen Menschen in der Schweiz über 600 Millionen Stunden unentgeltlich zum Wohle unserer Gesellschaft. Zwei davon sind Petra Felder und Gabi Holenstein. Die beiden Frauen erzählen, wie und weshalb sie sich für Familien engagieren, denen es schlechter geht. Und sie machen deutlich, dass jeder von uns einen Beitrag zu einer solidarischen Schweiz leisten kann.
Erfahrungsaustausch in unbeschwerter Atmosphäre
Ein Zeichen setzen für die nächste Generation Erbschaften und Legate ermöglichen der Caritas Bern eine langfristige Planung von Projekten.
Kiosk
«Wie kann ich mich für Armutsbetroffene engagieren?» Gedankenstrich
«Das bin ich»
ab Seite
Nachbarn /
Editorial
Liebe Leserin lieber Leser Solidarisch sein ist das Thema der aktuellen NachbarnNummer, die Sie in den Händen halten. Wer sich heutzutage umhÜrt, bekommt zuweilen das Gefßhl, Solidarität sei ein Unwort. So wird vorgeschlagen, die Entwicklungshilfe zu kßrzen, da diese die Eigenverantwortung behindere. Die Sozialhilfe wird in Frage gestellt, weil sie angeblich der wirtschaftlichen Wiederintegration der Betroffenen im Wege steht. Oder es wird zum Widerstand gegen neue Asylzentren aufgerufen mit der Begrßndung, diese beherbergten vorwiegend Scheinasylanten. Wer sich solidarisch gibt, ist nach dieser Lesart blauäugig. Wer Geld fßr ein Entwicklungsprojekt spendet, riskiert, dass dieses in falsche Hände gerät. Wer sich fßr Sozialhilfebezßger einsetzt, hilft in erster Linie Sozialschmarotzern. Im Zusammenhang mit der Flßchtlingsfrage wird die ursprßngliche Lesart des Wortes Solidarität sogar umgedreht: Solidarisch ist demnach, wer dafßr sorgt, dass die Flßchtlinge vor Ort bleiben, weil sie dann nicht das Risiko einer Flucht auf sich nehmen mßssen. Dabei kann Solidarität ganz viel bewirken und verhindert soziale Folgekosten, wie unsere Magazin-Geschichten zeigen. So zum Beispiel die Porträts der beiden Personen, welche sich als Freiwillige in Caritas-Projekten engagieren und damit einen Teil ihrer Freizeit in den Dienst von Armutsbetroenen stellen. Oder der Beitrag ßber die Familie Demirtas, welche dank dem Patenschaftsprojekt mit mir in der Schweiz nicht nur sozialen Anschluss, sondern sogar neue Freunde gefunden hat. Drei Geschichten, stellvertretend fßr ganz viele, welche zeigen, dass Solidarität wichtig ist und es diese zu leben gilt. Ich wßnsche Ihnen viel Lesevergnßgen! Claudia Babst
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Claudia Babst Geschä sleiterin Caritas Bern
Nachbarn das Magazin der regionalen Caritas-Organisationen erscheint zweimal jährlich Gesamtauage Ex Auage BE Ex Redaktion Oliver Lßthi Caritas Bern Bojan Josifovic national Gestaltung und Produktion Urs Oderma Cyrille Massaux Druck Stämpi AG Bern Caritas Bern Eigerplatz Postfach Bern Tel www caritas-bern ch PC – –
Kurz & bĂźndig
Verantwortungsvoll haushalten
EnergiesparCheck Fßr Haushalte mit knappem Budget lanciert Caritas Aargau ein neues Projekt. Freiwillige EnergiesparCoachs machen kostenlose Hausbesuche. Mit dem Energiespar-Check verhilft Caritas Aargau Menschen mit wenig Einkommen zu einer Energieberatung. Sie lernen, wie sie Ükologisch sinnvoll lßften, stromsparend kochen und sorgsam mit Wasser umgehen kÜnnen. Der Energiespar-Check läuft in einer Pilotphase von 2015 bis 2017 im Bezirk Baden und versteht sich vor allem als Bildungsprojekt. Die betroenen Haushalte leisten einen wichtigen Beitrag zur Schonung unserer Umwelt und entlasten gleichzeitig ihren Geldbeutel. Die wichtigsten Projektpartner sind Freiwillige, die vorgängig eine Schulung durchlaufen. Als Energiespar-Coachs nehmen sie Stromrechnungen, Haushaltsgeräte und Heizungen unter die Lupe, geben Tipps und montieren Soforthilfen wie Sparlampen und wassersparende Duschbrausen. Das Projekt wird mit Beiträgen von Bund, Kanton, der Stadt Baden, der Umweltarena Spreitenbach, der ABB und den Elektrizitätswerken der Region unterstßtzt. www caritas-aargau ch/ energiesparcheck
Neue Wege in der Arbeitsmarktintegration
Caritas scha Perspektiven Im Kanton Bern sollen FlĂźchtlinge und vorläufig Aufgenommene rascher in den Arbeitsmarkt integriert werden. Caritas Bern hat den Zuschlag fĂźr ein entsprechendes Pilotprojekt erhalten. FlĂźchtlinge und vorläuďŹ g Aufgenommene (VAs) werden im Kanton Bern nur unzureichend in den Arbeitsmarkt integriert. Auf Initiative der Privatwirtschaft hat deshalb die Kantonsregierung ein Pilotprojekt lanciert, das von Caritas Bern nun umgesetzt wird und den Namen ÂŤCaritas PerspektiveÂť trägt. Ziel: Die FlĂźchtlinge und VAs sollen schneller in den ersten Arbeitsmarkt gelangen. Dies, indem man die betroenen Personen direkt im Arbeitsmarkt platziert und sie mittels eines Job-Coachings begleitet, welches Ăźber die reine Einarbeitungsphase hinausgeht. Dabei lässt Caritas Bern die eigene langjährige Erfahrung im Bereich der Arbeitsintegration einiessen und berĂźcksichtigt die BedĂźrfnisse der Arbeitgeber. Das Besondere an ÂŤCaritas PerspektiveÂť ist, dass der Kanton Bern die Ziele vorgibt sowie misst, das Pilotprojekt aber von der Privatwirtschaft ďŹ nanziert und von Caritas Bern umgesetzt wird. Werden die Ziele erfĂźllt, proďŹ tieren alle Beteiligten. Im anderen Fall mĂźssen die Geldgeber und Caritas Bern mit einem begrenzten Kapitalverlust rechnen. Claudia Babst, Geschäftsleiterin von Caritas Bern: ÂŤEine solche Finanzierungsvereinbarung ist ein Novum fĂźr uns. Wir zeigen damit aber, dass uns das Projekt und dessen Ziele ernst sind.Âť www caritas-bern ch
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Kurz & bĂźndig
Stellenabbau bei Caritas Luzern
Asylau rag verloren Der Kanton Luzern hat der Caritas Luzern den Asylauftrag auf Ende 2015 gekĂźndigt. Das hat fĂźr das Hilfswerk einschneidende Folgen. 30 Jahre lang war die Caritas Luzern fĂźr die Unterbringung und Betreuung von Asylsuchenden zuständig. Ab 2016 Ăźbernimmt dies der Kanton Luzern in Eigenregie und kĂźndigte deshalb den bisher an Caritas Luzern vergebenen Asylauftrag. Das Hilfswerk muss in der Folge 54 Mitarbeitenden kĂźndigen und aufs kommende Jahr hin die Organisation um einen Viertel verkleinern. Caritas Luzern hot, dass die zum Teil langjährigen Mitarbeitenden mit ihrem Fachwissen und ihrer grossen Erfahrung im Umgang mit Asylsuchenden beim Kanton eine Anstellung ďŹ nden. Integration bleibt ein Schwerpunkt-Thema bei der Caritas Luzern. Auch in Zukunft setzt sie sich fĂźr die beruiche und soziale Integration von Armutsbetroenen, Stellensuchenden und die MigrationsbevĂślkerung ein. Dank ihrer GrĂśsse, guter Vernetzung und viel Erfahrung kann sie diese Aufgaben auch wahrnehmen. So bleibt sie im FlĂźchtlingsauftrag tätig, fĂźhrt den Dolmetschdienst Zentralschweiz und engagiert sich in weiteren Integrationsprojekten. Ebenso verfĂźgt Caritas Luzern Ăźber eine Sozial- und Schuldenberatung und betreibt Hilfsprojekte fĂźr Armutsbetroene, Bildungsangebote zur Begleitung in der letzten Lebensphase und eine Fachstelle fĂźr Freiwilligenarbeit. Nicht zuletzt bietet sie eine breite Palette von Programmen zur beruichen und sozialen Integration von versicherten Erwerbslosen und Personen mit wirtschaftlicher Sozialhilfe. Mehr Infos im Online-Jahresbericht: www caritas-luzern-jb ch
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NEWS KulturLegi fĂźr den Kanton Thurgau Die KulturLegi soll neu auch den Thurgauerinnen und Thurgauern den Zugang zu verbilligten Angeboten im Bereich Bildung und Kultur ermĂśglichen Bereits konnten Partner/innen gefunden werden aus Bereichen wie Kino Theater Bibliotheken oder Fitnessstudios Ebenfalls haben einige Supporter/innen die ďŹ nanzielle UnterstĂźtzung zugesichert Zum jetzigen Zeitpunkt werden weitere Partner und Supporter gesucht Das Ziel ist der Start der KulturLegi Thurgau im FrĂźhjahr www caritas-thurgau ch
Finanzielle Bildung durch Caritas Schweiz Caritas Schweiz hat fĂźr Lehrpersonen Hilfsmi el zum Thema Budget entwickelt Dabei erfreuen sich die Materialien zu den ÂŤ goldenen Regeln im Umgang mit GeldÂť einer hohen Nachfrage Caritas wird bei der Verbreitung der Hilfsmi el unterstĂźtzt durch den Berner Bildungsverlag hep sowie durch iconomix das Lehrangebot der Schweizerischen Nationalbank SNB Die Mi el kĂśnnen hier kostenlos heruntergeladen werden www caritas ch/ďŹ nanzkompetenz
mit mir bei Caritas Solothurn Neu gibt es das Patenscha sprojekt mit mir auch bei Caritas Solothurn Das Projekt soll freiwillige Patinnen und Paten mit Kindern aus belasteten Familien zusammenbringen Das Projekt fÜrdert die soziale Integration und entlastet armutsbetroene Familien im Alltag www caritas-solothurn ch/patenscha
Neues Angebot Zßrich unbezahlbar Zßrich zählt zwar zu den teuersten Orten der Welt doch bietet die Stadt erstaunlich Vieles umsonst KulturLegi Kanton Zßrich lanciert den Online-Stadtfßhrer Zßrich unbezahlbar Dieser bßndelt kostenlose Kultur- Sport- und Freizeitangebote beispielsweise Freibäder Openair-Konzerte Lesungen Leihfahrräder Stadtfßhrungen Freilu kinos oder Ausstellungen Damit wird Menschen mit knappem Budget der Zugang zu abwechslungsreichen Aktivitäten ermÜglicht www zuerichunbezahlbar ch
Rubrik
Solidarität heisst Hilfesuchenden unter die Arme zu greifen damit sie bald wieder auf eigenen Beinen stehen können
Ein Leben in Armut bringt Eltern an den Rand der Verzweiflung und lässt Kinderträume platzen
Schwerpunkt
Solidarität zwei Frauen ein Anliegen Sich solidarisch zeigen durch Handeln: Wir haben mit Petra Felder und Gabi Holenstein zwei Frauen getroffen, die freiwillig bei Caritas mitarbeiten. Wir wollten von ihnen wissen, wie sie sich von den tiefen Einblicken in das Leben anderer abgrenzen und was Solidarität im Alltag fßr sie bedeutet. Text Karin Rechsteiner Bilder Zoe Tempest in Zusammenarbeit mit Barbara Rusterholz
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ls wir an diesem Montag in Escholzmatt ankommen, läuten die Kirchenglocken und ein warmer Sommerabend bricht an. Pßnktlich fährt der Zug weiter, es bleibt die ländliche Stille. Zu sehen sind einzig zwei Syrer, die sich leise unterhalten, während in der Schweiz hitzig darßber debattiert wird, was man mit diesen Menschen, den Flßchtlingen, tun soll. Petra Felder ist 42 Jahre alt und Lehrerin von Beruf. Sie arbeitet Teilzeit und wohnt mit den beiden Kindern und ihrem Mann in Escholzmatt. Fßr sie ist klar: Diesen Menschen soll man helfen. Und das sagt sie nicht nur, sie tut es auch.
Alltag statt Ausnahmezustand Seit fast zwei Jahren begleitet Petra fĂźr Caritas eine vierkĂśpďŹ ge FlĂźchtlingsfamilie aus Syrien. Der Anfang war streng, gibt Petra oen zu. Während Vater Hakim* bereits sehr gut Deutsch konnte, sprach die Mutter Alima* nur gebrochen, der Austausch ďŹ el schwer. Pet-
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ra gab nicht auf und hielt an den wÜchentlichen Treen fest. Sie versuchte ihr neues Engagement und ihren Umgang mit der syrischen Familie so natßrlich wie mÜglich zu gestalten und in ihren Alltag zu integrieren. Der gegenseitige Respekt, sich zu achten und zu unterstßtzen, ist ihr wichtig – denn das ist es, was Petra unter Solidarität versteht. Und so kommen Alima und ihre beiden SÜhne einfach mit, wenn Petra mit ihren Kindern in die Bibliothek geht. Sie hilft den dreien beim Lesen und bei der Bßcherauswahl, erzählt und erklärt, wie die Bibliothek und die Schweiz funktionieren. Am Wochenende besuchen die beiden Familien manchmal gemeinsam die Fussballturniere der Kinder. Sie sind fßr Hakim und Alima eine Chance, neue Kontakte zu knßpfen.
Wenn Unwissen schmerzt Die beiden SÜhne von Alima und Hakim sind im Dorf integriert. Sie kommen in der Schule mit, lernen eissig Deutsch und spielen im Fussballclub mit. Etwas schwerer fällt es den Eltern. Hakim arbeitet 80 Pro-
Schwerpunkt
zent, aber die Arbeitszeiten sind unregelmässig, der Arbeitsweg ist lang. Ihn unterstützt Petra bei der kräftezehrenden Suche nach einer Vollzeitstelle in der Nähe. Alima versucht ebenfalls neue Leute kennenzulernen und ihr Deutsch zu verbessern. Sie geht zum Beispiel regelmässig in den Damenturnverein. Ihre Eltern und Brüder, die Menschen, die ihr am nächsten wären, leben jedoch in Syrien. Manchmal hat sie tagelang keinen Kontakt zu ihnen. Das ist nicht einfach auszuhalten – auch für Petra nicht. «Ich muss mich abgrenzen», sagt sie. «Ich wertschätze jetzt unser Leben bewusster, obwohl ich auf früheren Reisen schon vieles gesehen habe. Wir diskutieren in der Familie darüber und ich hoffe, ich kann meinen Kindern etwas mitgeben.» Ist sie sich bewusst, dass sie solidarisch handelt? «Am Anfang ja, aber das ist inzwischen in den Hintergrund gerückt.» Aus einer Aufgabe, verbunden
mit einem leisen Pflichtgefühl, wurde eine Freundschaft. Und es ergaben sich viele gute Gespräche im Zusammenhang mit ihrem freiwilligen Engagement, denn sie entschied sich bewusst, über ihre Erfahrungen zu sprechen. «Auch als Lehrerin möchte ich meine Schüler teilhaben lassen. Ich stelle immer wieder fest, dass wir nicht aufgeklärt sind. Viele denken, die Flüchtlinge seien faul, und vergessen dabei, dass sie oftmals gar nicht arbeiten dürfen, dass sie von einem Ort zum nächsten geschoben werden.» Die gemeinsame Zeit mit der syrischen Familie empfindet sie als schön und lehrreich. Und empfehlen würde sie einen solchen Einsatz ohne Vorbehalt jedem.
Vom Schreibtisch in den Verkauf Wir treffen Gabi Holenstein am Bahnhof Bern, quasi auf der Durchreise. Denn die 77-Jährige war am Tag zu-
Wir alle geraten in Situationen in denen wir auf Hilfe angewiesen sind Gut wenn wir auf hilfsbereite Menschen zählen dürfen
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Schwerpunkt
vor an der Expo in Mailand, und morgen geht’s nach Zürich, wo sie eine krebskranke Freundin besucht. Gabi Holenstein wurde 1938 in Ostpreussen als Tochter von Auslandschweizern geboren. Die Familie flüchtete am Ende des Zweiten Weltkrieges in die Schweiz, wo Gabi Holenstein als ältestes von acht Kindern aufwuchs. Zuletzt arbeitete sie als Personalchefin in einem Bundesbetrieb. Seit 16 Jahren ist sie pensioniert und hat heute mehr zu tun als damals, als sie noch berufstätig war. Gabi Holenstein lief im Dezember 2006 zufällig am Caritas-Markt in Bern vorbei und dachte zuerst, es sei ein neues Tearoom, schliesslich stand da ein einladender Tisch draussen. Sie betrat neugierig den Laden und fragte spontan, ob sie mithelfen könne. Seither arbeitet sie zwei Mal im Monat mit. Solidarität bedeutet für sie, dass man sich für andere einsetzt, sie mitträgt, für sie da ist. Deshalb füllt sie im Caritas-Markt Regale auf, packt Backwaren in Plastiksäcke ab, räumt um und ein, büschelt das Gemüse, putzt.
Kein Markt der unbeschränkten Möglichkeiten Gabi Holenstein erhält Einblicke in fremde Leben und Kulturen. Ihre Kunden kommen nicht nur aus der Schweiz, sondern aus der ganzen Welt. «Die meisten sind sehr herzlich und offen. Wenn ich länger nicht da war, fragen sie, wo ich war, wie es mir geht.» Und wenn aus der Kaffeepause eine Deutschstunde wird, gerade wenn die Mitarbeitenden aus dem Arbeitsintegrationsprogramm da sind, gibt es viel zu lachen. Aber nicht nur. Wer im Caritas-Markt einkauft, kämpft mit finanziellen Problemen. Dazu gehören Bezügerinnen und Bezüger von Ergänzungsleistungen, Arbeitssuchende oder Working Poor. Über die jeweiligen Lebensumstände wird nicht viel gesprochen. Manches schmerzt aber auch ohne Worte. Es fällt schwer, zu sehen, wie Kunden ihr Geld genau abzählen – und auch mal Einkäufe wieder zurücklegen. «Das holt mich auf den Boden der Realität zurück und es tut mir Leid. Ich versuche jedoch, mich abzugrenzen und die Erlebnisse nach Feierabend im Laden zu lassen.» Warum aber macht sie das, sie, die zeit ihres Lebens berufstätig war? Möchte sie sich nicht einfach entspannen? «Es geht mir gut und dafür bin ich dankbar. Und solange ich noch kann, möchte ich mich denen gegenüber solidarisch zeigen, die meine Hilfe brauchen können. Die Zeit totschlagen kann ich später.»
ORTE DER MENSCHENLIEBE Ich setze meine eigenen Bedürfnisse vor die meiner Mitmenschen Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Überhaupt nicht denn es heisst ja immer noch «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst » Auf die Bedürfnisse anderer einzugehen trägt in sich die grosse Gefahr sich selber auszubeuten andere abhängig oder mit der Hilfe Profit zu machen Erst durch das Au anken eigener Energie wird es möglich diese Kra weiterzugeben Auch ich kenne Zeiten in denen ich mich zurückziehen muss um auf mich zu schauen und innezuhalten bevor ich wieder auf andere zugehe und meine Hilfe anbiete
«Unser Alltag ist geprägt von Abhängigkeiten.» Unser Leben ist geprägt von We bewerb Kommt da die Gemeinscha zu kurz? Ob in der Schule bei der Arbeit oder auf dem Fussballplatz Menschen schaffen Räume wo zwar We bewerb entsteht aber auch gemeinscha liches Leben erst möglich wird Unser Alltag ist nicht nur von We bewerb sondern vor allem von Abhängigkeiten geprägt Wir leben eine Freiheit in Bezogenheit Diese Bezogenheit aufeinander formt unsere Gemeinscha und lässt Orte von Menschenliebe entstehen Jeder von uns kann einen Beitrag zu einer solidarischen Schweiz leisten indem wir uns darauf besinnen dass unser uneigennütziger Einsatz für die Allgemeinheit notwendig ist Welchen Stellenwert hat die diakonische Arbeit in der Schweiz? Mit ihren Räumen an bester Lage sind Kirchen Orte der Gastfreundscha und des Schutzes für Flüchtlinge Benachteiligte und Hilfesuchende Mit ihren Freiwilligen in der Schweiz stellen Kirchgemeinden und Pfarreien ein Reservoir zivilgesellscha licher Kra dar ohne die das Pflegen von Betagten und Benachteiligten sowie das Hegen von Kultur und Natur gar nicht möglich wären
Christoph Sigrist ist Pfarrer am Grossmünster Zürich und Dozent für Diakoniewissenscha an der theologischen Fakultät der Universität Bern
* Namen zum Schutz der Personen geändert
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Schwerpunkt
Gelebte Solidarität Jährlich setzen Menschen in der Schweiz über eine halbe Milliarde Stunden ihrer Freizeit für das Gemeinwohl ein. Auch aus eigennützigen Interessen. Text Theres Arnet-Vanoni Präsidentin BENEVOL Schweiz Illustration Achilles Greminger
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er Begriff «Solidarität» bezeichnet das starke Gefühl von Menschen, zusammenzugehören, sei es als Familie, als Gemeinde oder gar als Nation. Das solidarische Zusammenleben ist in der Schweizer Gesellschaft tief verankert und besonders in der Freiwilligenarbeit spürbar, wo sich Bürgerinnen und Bürger unentgeltlich für ihre Mitmenschen einsetzen. Dabei gestaltet sich deren freiwilliges Engagement sowohl vom Umfang als auch von der Art her so vielfältig, wie es unsere Gesellschaft ist. Es gibt keine «typischen
Freiwilligen». Die Bandbreite reicht vom Studenten, der via Internet kostenlose Aufgabenhilfe leistet, über die Mutter, die sich im Sportverein des Sohnes engagiert, bis hin zum Versicherungsfachmann, der Geld für den Tierschutz spendet, und zur jungen Frau, die sich für Kinder in Armut starkmacht.
Grundpfeiler unserer Gesellschaft Wir unterscheiden zwischen zwei Formen des freiwilligen Engagements: Geld- und Zeitspenden. Gemäss Bundesamt für Statistik spenden fast 75 Prozent der
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Schwerpunkt
Wunschkerze Schweizer BevĂślkerung Geld oder Naturalien. Noch eindrĂźcklicher: Jährlich leisten 1,5 Millionen Menschen in der Schweiz 665 Millionen Stunden freiwillig und unentgeltlich zum Wohle unserer Gesellschaft. Dies entspricht etwa der Anzahl Stunden, die in der Landwirtschaft und in der Üentlichen Verwaltung jährlich gearbeitet werden. Zum einen engagieren sich die Personen durchschnittlich 13 Stunden pro Monat fĂźr formelle, institutionalisierte Freiwilligenarbeit in Bereichen wie Sport, Kultur, Bildung oder Politik, in kirchlichen oder sozialen Projekten. Zum anderen erbringen sie nochmals so viele Stunden fĂźr Hilfeleistungen an Nachbarn, Freunde und Bekannte. Die Freiwilligenarbeit hat in der Schweiz folglich einen hohen Stellenwert. Sie bietet den Freiwilligen eine Plattform, sich fĂźr die Gemeinschaft einzubringen und diese mitzugestalten. Diverse empirische Studien belegen zudem, dass das freiwillige Engagement der BĂźrgerinnen und BĂźrger die Armut reduziert, die Gesundheit und das subjektive WohlbeďŹ nden verbessert, die Ăśkonomische Produktivität erhĂśht und die politische Partizipation fĂśrdert.
Zunehmende Professionalisierung Seit fĂźnf Jahren nimmt das ehrenamtliche Engagement der Menschen in der Schweiz stetig zu. Gleichzeitig sind auch die AnsprĂźche an die Organisationen, Projekte oder Vereine gestiegen. Basierte frĂźher die Motivation der Freiwilligen auf Selbstlosigkeit oder PichtgefĂźhl, treten heute verstärkt auch eigene Interessen in den Vordergrund: Die freiwillige Tätigkeit soll Spass machen, Sinn stiften, Kontakte mit Menschen und individuelle Weiterentwicklung ermĂśglichen. Einsatzorganisationen sind zunehmend gefordert, die Freiwilligenbegleitung zu professionalisieren, um das Potenzial der Freiwilligen auszuschĂśpfen. Dies bringt fĂźr alle Beteiligten Vorteile. So entwickeln Organisationen Angebote, deren Reichweite sie mithilfe von Freiwilligen multiplizieren. Ein konkretes Beispiel: Caritas betreibt seit einigen Jahren das Patenschaftsprojekt ÂŤmit mirÂť. Die FĂźhrung des Projekts liegt bei Caritas, doch sind es die zahlreichen Freiwilligen, die letztlich benachteiligten Kindern Zeit und Aufmerksamkeit schenken. Caritas kann auf motivierte Freiwillige zählen; diese wiederum proďŹ tieren von sinnvollen Engagements und die betroenen Familien von solidarischer UnterstĂźtzung.
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Am Samstag, 12. Dezember 2015, bringen wir die Schweiz zum Leuchten. Im Rahmen der Aktion ÂŤEine Million SterneÂť lassen wir Plätze, BrĂźcken und Gebäude an vielen Orten der Schweiz im Kerzenmeer erstrahlen. Gross und Klein ďŹ ndet zusammen, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Jede Kerze ist ein Bekenntnis fĂźr eine Schweiz, die sich fĂźr Schwache und Benachteiligte einsetzt.
Ihr persÜnlicher Wunsch Auf www.wunschkerze.ch erzählen ab November Armutsbetroene und Freiwillige, die sich fßr benachteiligte Menschen einsetzen, von ihrem Alltag, ihren Herausforderungen und Wßnschen. Weiter kÜnnen Sie direkt auf der Webseite Ihren Liebsten einen persÜnlichen Wunsch hinterlassen. Diesen schreiben wir auf eine Wunschkerze und stellen diese dann am 12. Dezember an einem von Ihnen ausgewählten Eine-Million-SterneVeranstaltungsort auf.
Weiterfßhrende Informationen Eine Million Sterne Tausende Kerzen leuchten am Dezember als Zeichen fßr eine solidarische Schweiz Veranstaltungsorte in Ihrer Nähe www einemillionsterne ch BENEVOL BENEVOL Schweiz und die regionalen Fachstellen stehen fßr Qualität in der Freiwilligenarbeit ein definieren Standards und bieten Beratung im Bereich Freiwilligenarbeit an www benevol ch
Persönlich
Nihada aus Winterthur «Ich fahre gerne Inlineskates Vor ein paar Wochen hat mir ein Mädchen dabei zugeschaut wie ich meine Runden drehe Nach einiger Zeit habe ich sie gefragt ob sie auch fahren will Sie ha e aber keine eigenen Inlineskates Also habe ich ihr meine geliehen Sie war sehr glücklich Das hat mich irgendwie auch fröhlich gemacht »
Officid quiadis videlic tisit Officid quia videlic tisitem faccatempos quam, volorep ratiunt, sandae num nonsed qui utem aliquam fuga. Ibusdamet dolesequi reria arum eos aut fugiam aut vid expliqui ratquam id que oditio escia net, omniendem demporia nonsedis aut ligenim olestem qui repero etur aut eos et audignisate sed quam sape sequid. Bild Officid quia videlic tisitem faccatempos quam volorep ratiunt sandae num nonsed qui utem aliquam fuga
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Persönlich
«Eine gute Tat am Tag» lautet das Credo der Pfadfinder Was war Ihre letzte gute Tat? Antworten von Passantinnen und Passanten aus der Deutschschweiz.
Kim Mai Nangsa Mangtshang, Sechstklässlerin, Zürich Ein paar Buben aus meiner Klasse hänselten gestern auf dem Pausenplatz ein Mädchen aus der 1. Klasse, das eine Behinderung an den Händen hat. Das fand ich so fies. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen sofort damit aufhören, und habe das Mädchen dann getröstet. Sie hat sich bei mir bedankt und mich angelächelt.
Beate Brodkorb, ehemalige Finanzangestellte, Faulensee Ein sehr guter Freund hatte schwere Bandscheibenprobleme und musste sich deswegen mehrmals operieren lassen. Dann hat sich sein Gesundheitszustand massiv verschlechtert und er befand sich während mehrerer Tage in Lebensgefahr. Ich bin in dieser Zeit seiner Frau zur Seite gestanden und habe sie stark unterstützt.
Gabi Mayer, Pflegefachfrau, Herisau Ich war eine Woche als Küchenhilfe in einem Blauring/Jungwacht-Lager. Weil dort nicht die Erwachsenen den Takt vorgaben, entstand ein organisiertes Chaos. Mich hat beeindruckt, wie selbstverständlich die Grossen die Kleinen unterstützt haben und wie zwanglos die verschiedenen Altersgruppen miteinander umgegangen sind. Es war ein Privileg, dabei zu sein.
Rebar Muhamad, Hilfswerkvertreter, Kreuzlingen Ich habe Kleider aus einer Sammelaktion der Caritas Thurgau erhalten und sie zum Empfangsund Verfahrenszentrum Kreuzlingen gebracht. Die Leute haben sich sehr darüber gefreut. Ich setze mich dort auch für Minderjährige ein, sobald ich sehe, dass sie unzureichend betreut werden. Anderen zu helfen, gibt mir ein gutes Gefühl und ebensolches Gewissen.
Dominik Portmann, Treuhänder, Lohn-Ammannsegg Ich führe unter anderem für gemeinnützige Stiftungen die Buchhaltung. Nebenbei bin ich Präsident eines Fussballvereins. Aufgrund dieser beiden Tätigkeiten habe ich vor kurzem ein Mitglied unseres Vereins, welches sich in einer Notlage befand, an eine dieser Stiftungen weitergeleitet, wo sein Problem professionell angegangen und ihm geholfen wurde.
Noel Wartmann, Schüler, Emmenbrücke In meiner Nachbarschaft wohnt eine ältere Frau, die nicht mehr gut laufen kann. Einmal in der Woche gehe ich zu ihr, dann kaufen wir zusammen ein. Ich schaue, dass sie nichts vergisst und helfe ihr beim Tragen. Und manchmal essen wir auch ein Zvieri zusammen, da erzählt sie mir dann von damls, als sie selbst noch in die Schule ging.
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Caritas Sektion
ÂŤArian* freut sich jedes Mal auf den Besuch bei seinen Paten Insbesondere zu seinem GĂś i hat er eine innige Beziehung aufgebaut Âť
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Caritas Bern
Die grosse Vorfreude auf den PatengĂś i Das Projekt ÂŤmit mirÂť will Familien in schwierigen Lebenssituationen entlasten. Eine ÂŤmit-mirÂť-Patenscha erlaubt aber auch gesellscha lichen Anschluss. Und manchmal entstehen aus einer solchen Patenscha sogar Freundscha en, wie das Beispiel von Leyla Demirtas* und ihrem Sohn Arian zeigt. Text Oliver LĂźthi Bild Andreas Schwaiger
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eyla Demirtas stammt aus einem kleinen Dorf in der Osttßrkei. Seit ihrer Studienzeit war sie politisch aktiv. Sie setzte sich fßr das Selbstbestimmungsrecht der Kurden ein und nahm an unbewilligten Demonstrationen teil. Als die Journalistin gegen das tßrkische Regime anschrieb, erliess dieses einen Haftbefehl gegen sie. Leyla Demirtas musste mit ihrem erst wenige Monate alten Sohn in die Schweiz iehen. 2011 erhielt sie hier Asyl.
Fehlende soziale Strukturen Erleichtert Ăźber den positiven Asylentscheid, stand Frau Demirtas trotzdem vor einer unsicheren Zukunft: Wie sollte es beruich und ďŹ nanziell weiter gehen? Als Journalistin konnte sie in der Schweiz nicht arbeiten. Sie entschied sich fĂźr eine Ausbildung als Pegehelferin. Daneben stellten sich auch soziale Fragen: Frau Demirtas und Arian kannten zu diesem Zeitpunkt niemanden in der Schweiz. Ăœber die Caritas Bern erfuhr Frau Demirtas vom Patenschaftsprojekt
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mit-mir. Sie war sofort begeistert. Dadurch konnte Arian mehr ßber die Schweiz erfahren und eine lokale Bezugsperson gewinnen. Es dauerte ein Jahr, bis eine geeignete Begleitperson gefunden war. Jede Patenschaft wird von der Caritas Bern sorgfältig abgeklärt; ausserdem war es Frau Demirtas wichtig, eine männliche Bezugsperson fßr Arian zu haben, da ihm eine solche in der Schweiz fehlte. Schliesslich konnte die Caritas Bern ein junges Patenpaar vermitteln. Seither verbringt Arian durchschnittlich zwei- bis dreimal pro Monat mehrere Stunden bei seinen Paten. Die zeitliche Einteilung ist exibel. Neben ihrem Job als Pegehelferin studiert Frau Demirtas inzwischen an der Berner Fachhochschule. Während Prßfungsphasen ist Arian Üfter bei seinen Paten, wodurch seine Mutter zeitlich entlastet wird.
Mehr als nur eine Patenschaft Arian freut sich jedes Mal auf den Besuch bei seinen Paten. Insbesondere zu seinem ÂŤGĂśttiÂť Franco
hat er eine innige Beziehung aufgebaut. Mit ihm kann er richtige Männerspiele unternehmen, wie Fussball spielen oder Steine in den Fluss werfen. Zwischen der Familie Demirtas und dem Patenpaar ist mittlerweile eine Freundschaft entstanden. Weihnachten wird gemeinsam gefeiert, und an den Wochenenden unternehmen die beiden Familien zusammen Ausßge. Frau Demirtas fßhlt sich dadurch besser integriert in der Schweiz, und auch die Paten fßhlen sich durch den gegenseitigen Austausch bereichert. *Alle Namen geändert / Symbolbild
ÂŤmit-mirÂť-Patenscha en Worum geht es? ÂŤmit mirÂť bringt Patinnen und Paten mit Kindern aus Familien in einer schwierigen Lebenssituation und bescheidenen ďŹ nanziellen Verhältnissen zusammen Eltern werden entlastet während das Kind eine unbeschwerte Zeit mit seiner Go e oder seinem GĂś i verbringt Die Paten verbringen in der Regel ein bis zwei Mal pro Monat einen halben oder ganzen Tag mit ihrem Patenkind Das Angebot ist kostenlos Interessierte melden sich bei der Caritas Bern Tel
Caritas Bern
Erfahrungsaustausch in unbeschwerter Atmosphäre Einmal im Jahr lädt die Caritas Bern zum Begegnungs- und Dankesfest. Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Familien und Einzelpersonen treffen und unterhalten sich und knßpfen dabei auch neue Freundschaften. Nachfolgend einige Impressionen vom diesjährigen Anlass im Botanischen Garten in Bern. Fotos Thomas Cunz aufgezeichnet von Oliver Lßthi
In den Werkateliers lernten die Kinder viel Neues und Spannendes
Das Begegnungsfest bot Gelegenheit zum Austausch – und zu angeregten Diskussionen
Eindrßckliche Zahlen haben sich ‌ • Menschen freiwillig bei der Caritas Bern engagiert und dabei ‌ • geschätzte Stunden ihrer Zeit zur Verfßgung gestellt Die Caritas-Patenscha en bereichern Patinnen und Patengrosseltern
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Caritas Bern
Ein Zeichen setzen fßr die nächste Generation Viele Menschen mÜchten ßber ihr Leben hinaus Gutes tun. Mit einer Erbschaft oder einem Legat zugunsten von Caritas Bern lindern Sie Not und helfen dort, wo Ihre Hilfe am dringendsten benÜtigt wird. Was gilt es dabei zu berßcksichtigen? Hana Kubecek, verantwortlich fßr Testamente und Erbschaften, beantwortet Ihre wichtigsten Fragen. Foto Justin Meissen/Flickr com
Wie kann ich mich näher informieren? Rufen Sie uns an Im persÜnlichen Gespräch kÜnnen wir Sie am besten beraten Unsere Verantwortliche fßr Erbscha en und Legate Hana Kubecek steht Ihnen fßr Auskßn e gerne zur Verfßgung Telefon erreichbar Mi und Do Wenn Sie keine mßndliche Kontaktnahme wßnschen schicken wir Ihnen gerne eine Broschßre mit weiteren Informationen zu E-Mail h kubecek@caritas-bern ch Mit einer Erbscha oder einem Legat lindern Sie Not – auch ßber Ihr Leben hinaus
Warum sind Erbschaften und Legate fĂźr Caritas Bern wichtig? FĂźr karitative Organisationen wie die Caritas Bern sind Legate und Erbschaften von grosser Bedeutung, da diese Art von UnterstĂźtzung eine langfristige Planung von Projekten ermĂśglicht. Was ist der Unterschied zwischen einer Erbschaft und einem Legat? Mit einer Erbschaft vermachen Sie der Caritas Bern einen Teil Ihres Nachlasses. Caritas Bern wird zur Miterbin. Meist ist dieser Erbschaftsteil in Prozenten des frei verfĂźgbaren Erbes angegeben. Im Gegensatz dazu ist ein Legat ein im Testament festgelegter, ďŹ xer Betrag.
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Kann ich bestimmen, fßr welches Projekt mein Erbe eingesetzt wird? Ja, der Caritas Bern ist dies ganz wichtig. Sie bestimmen, ob Sie Kinder aus Familien in schwierigen Lebenssituationen, alleinerziehende Mßtter und Väter oder die berufliche Integration von Erwerbslosen unterstßtzen wollen. Oftmals ist es den Menschen, die uns ein Erbe anvertrauen, jedoch ein Anliegen, dass wir ihr Geld fßr die dringendsten Aufgaben verwenden. Solche Spenden sind fßr uns ebenfalls sehr wichtig, und wir freuen uns ßber das grosse Vertrauen, welches Sie uns damit entgegenbringen.
Oder wenden Sie sich an das Sekretariat der Caritas Bern Telefon E-Mail info@caritas-bern ch
Wie sicher kann ich sein, dass mein Erbe sinnvoll verwendet wird? Es ist uns ganz wichtig, dass wir Ihr Vermächtnis mit grosser Sorgfalt pegen. Transparenz und Oenheit sind uns ein grosses Anliegen. Gerne kÜnnen Sie sich im persÜnlichen Gespräch mit den Caritas-Verantwortlichen ein Bild von unserer Arbeit machen. Wenn Sie es wßnschen, besuchen wir Sie auch bei Ihnen zu Hause. Oder vielleicht mÜchten Sie vorgängig sogar ein Projekt von Caritas besichtigen? Auch das ist nach Absprache mÜglich.
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Liebe Caritas, wie kann ich mich als Freiwillige/r fßr Armutsbetroene engagieren? Vielen Dank, dass Sie uns bei unserem Einsatz fßr armutsbetroffene Menschen in der Schweiz unterstßtzen wollen. Grundsätzlich gibt es drei MÜglichkeiten, wie Sie diesen Menschen direkt oder indirekt helfen kÜnnen: 1. Engagieren Sie sich freiwillig fßr Familien, die besonders auf Hilfe angewiesen sind. Schenken Sie ihnen Zeit und Aufmerksamkeit. Sie erhalten Einblicke in andere Lebenswelten und erfahren Wertschätzung fßr Ihr Engagement. Je nach CaritasOrganisation gestalten sich die Einsätze fßr Freiwillige unterschiedlich: vom punktuellen Anpacken an Anlässen ßber eine Patenschaft im Rahmen des Projekts mit mir bis zur regelmässigen Aushilfe im Caritas-Markt. Mehr dazu erfahren Sie auf der Webseite der Caritas-Organisation in Ihrer Region. 2. Oder unterstßtzen Sie uns mit einer Spende. Diese iesst in Hilfsprojekte, mit denen wir Armutsbetroenen unter die Arme greifen. Mit Ihrer Spende ermÜglichen Sie uns, Familien auf dem Weg aus der Armut zu begleiten und die Lebensbedingungen aller Familienmitglieder dauerhaft zu verbessern. 3. An mehreren Standorten in der Schweiz betreibt Caritas Secondhand-Läden und Caritas-Märkte. Ihre Kleider-, Sachoder auch Warenspenden nehmen wir gerne entgegen. In welcher Form wir diese benÜtigen, wie wir sie weiterverwenden und wem sie letztlich zugutekommen, erfahren Sie auf www caritas-markt ch oder auf der Webseite der CaritasOrganisation in Ihrem Kanton. Haben Sie eine Frage an uns? Senden Sie diese per E-Mail an nachbarn@caritas-zuerich ch Gerne beantworten wir diese in der nächsten Ausgabe
AGENDA Fit und gesellig im Alltag / Insieme a ivi in salute An die Veranstaltung von Caritas Bern und weiteren Organisationen sind Einwohnerinnen und Einwohner von Lyss und Umgebung eingeladen die sich zu den Themen Ernährung Bewegung und Gesang/Musik informieren und austauschen mÜchten Geplant sind Inputs durch einen Gesundheitsexperten und eine Musikerin Die Veranstaltung wird auf Italienisch und Deutsch durchgefßhrt und ist kostenlos Weitere Auskßn e Gerlind Martin Co-Leiterin Programm Migration und Alter Tel Donnerstag reformiertes Kirchgemeindehaus Lyss
Weiterbildungsreihe fĂźr freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Die Caritas Bern bietet gemeinsam mit der Fachstelle Sozialarbeit der katholischen Kirche Region Bern eine Weiterbildungsreihe an Weitere Informationen ďŹ nden Sie ab Oktober auf unserer Webseite www caritas-bern ch Ab November bis November
Eine Million Sterne Am Dezember werden wiederum Tausende von Kerzen verschiedene Üentliche Orte im Kanton Bern in ein magisches Licht tauchen Ebenfalls wieder durchgefßhrt wird die Aktion Wunschkerzen Weitere Informationen www caritas-bern ch Hauptveranstaltung auf dem Bundesplatz Samstag – Uhr
Wiener Sängerknaben singen fĂźr Caritas Revision Sozialhilfegesetz im Kanton Bern Der Kanton Bern revidiert sein Sozialhilfegesetz Zu diesem Zweck fĂźhrte die kantonale Gesundheits- und FĂźrsorgedirektion GEF Ăźber die Sommermonate ein Vernehmlassungsverfahren durch Die Caritas Bern hat sich daran beteiligt die entsprechende Stellungnahme ďŹ ndet sich auf der Webseite www caritas-bern ch Eine erste Lesung des Ăźberarbeiteten Gesetzes ist in der Januarsession des Grossen Rates vorgesehen
Die Wiener Sängerknaben singen in einem exklusiven Konzert zugunsten der Caritas die schÜnsten Weihnachtslieder Der ReinerlÜs aus dem Konzert iesst in das Projekt KulturLegi der Caritas Tickets erhältlich beim Ticket Corner Sonntag Kultur Casino Bern
Nachbarn /
Gedankenstrich
Das bin auch ich A
rnold Schwarzenegger färbt sein ProďŹ lbild auf Facebook in Regenbogenfarben ein, die PaziďŹ stin Simone Weil geht 1936 in den Spanischen BĂźrgerkrieg, um fĂźr die kämpfenden Franco-Gegner zu kochen, Menschen reisen ans Mittelmeer, um Frontex zu Ăźberwachen, andere zĂźnden auf dem Bundesplatz Kerzen an, um sich mit den ermordeten Mitarbeitenden von ÂŤCharlie HebdoÂť zu solidarisieren. Aber was heisst das genau: sich solidarisieren? FĂźr mich hat es immer bedeutet, sich neben jemanden zu stellen, an ihre oder seine Seite, jemanden oder einander zu stärken. Nicht aus PichtgefĂźhl oder Erbarmen, sondern aus einer gleichberechtigten Verwandtschaft heraus, im Sinne einer ZusammengehĂśrigkeit, die letztlich mit jedem fĂźhlenden Wesen empfunden werden kann. Manchmal ist diese ZusammengehĂśrigkeit deutlicher: Solidarität mit dem streikenden Supermarktpersonal, Solidarität mit Menschen, die wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden, Solidarität mit von Ausschaffung bedrohten Nachbarn. Aber auch, wenn die Nähe hinsichtlich GeograďŹ e und Lebenssituation geringer
ist, kann man ZusammengehÜrigkeit fßhlen: Solidarität mit den zu Tode Verurteilten in den USA, mit den kolumbianischen Blumenarbeiterinnen, den Wohnungslosen in Griechenland, mit den Inuit, denen der Lebensraum wegschmilzt. Solidarität muss nicht spektakulär sein, es nicht in eine Schlagzeile oder an eine Hauswand schaen. Ich war erst ein paar Monate an einer Arbeitsstelle, da bemerkte ich, dass es der Firma schlecht ging, dass LÜhne zurßckgehalten und Beiträge an die beruiche Vorsorge nicht eingezahlt wurden. Nachdem ich den Chef damit konfrontiert hatte, begann er mich zu schikanieren, bis hin zum Vorwurf, ich hätte ihn bestohlen, und schliesslich der Drohung mit Kßndigung. Meine beiden Kolleginnen stellten sich – trotz der unsicheren Lage – hinter mich. Wenn sie gehen muss, gehen wir auch. Wir blieben alle nicht mehr lange, aber diese Erfahrung hat mich weit ßber die Situation hinaus gestärkt. Es ist nicht leicht, Solidarität abzugrenzen von Nächstenliebe und Mitgefßhl oder von Protektion, Seilschaft, Interessengemeinschaft. Aber man kann sie fßhlen. Sie sagt: Das kÜnnte ich sein. Das bin auch ich.
Ulrike Ulrich lebt als freie Schri stellerin in ZĂźrich Nach den Romanen ÂŤfern bleibenÂť und ÂŤHinter den AugenÂť ist im Sommer ihr erster Erzählband ÂŤDraussen um diese Zeit“ erschienen Sie ist Mitherausgeberin der Anthologie ÂŤ Jahre Menschenrechte – literarische TexteÂť und engagiert sich fĂźr Schri steller/innen die staatlichen Repressionen ausgesetzt sind www ulrikeulrich ch
Nachbarn /
Setzen Sie ein Zeichen für die nächste Generation Caritas Bern hilft armutsbetroffenen und benachteiligten Menschen im Kanton Bern. Ihre Unterstützung – Spende oder Legat – ist wertvoll. Herzlichen Dank! Bestellen Sie Informationen zu unseren Projekten oder den Testament-Ratgeber: info@caritas-bern.ch oder 031 378 60 00
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