Nachbarn 2-20 Caritas Luzern

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Caritas Luzern

«Lieber pragmatisch vorwärts als perfekt stillstehen» Hans-Peter Widmer-Malatesta hat die berufliche Integration bei der Caritas Luzern mit aufgebaut. Nun verabschiedete sich der langjährige Bereichsleiter in seine wohlverdiente Pension. Wir haben mit ihm auf 24 bewegte Jahre zurückgeschaut. Text: Claudia Blaser    Bild: Raphael Wicki

Stillstand war für Hans-Peter Widmer-Malatesta nie eine Option.

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or knapp einem Vierteljahr­ hundert startete Hans-Peter Widmer-Malatesta seine Tä­ tigkeit bei der Caritas Luzern mit der Errichtung des Bauteilmarktes in Sursee. Kurz darauf wurde er von der Geschäftsleitung damit beauf­ tragt, alle Beschäftigungsprogram­ me unter einem Dach zusammen­ zulegen und zu koordinieren. Vier Jahre später, im Jahr 2000, begann er als Bereichsleiter und Geschäfts­ leitungsmitglied, den heutigen Be­ reich der beruflichen Integration mit aufzubauen. «Damals war noch vieles möglich. Konzepte schrieben wir meist erst, wenn das Angebot schon stand», erklärt er augenzwin­ kernd.

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Bereits im Spätsommer 2000, fast schon übermütig, konnte er die Geschäftsleitung von einem neuen Standort, der Bleicherstrasse in Lu­ zern, überzeugen. Das war ein rich­ tungsweisender Entscheid für die Gesamtorganisation. «Der Mietzins war nicht gerade niedrig. Ich sehe heute noch das bleiche Gesicht von Werner Riedweg, dem damaligen Geschäftsleiter, vor mir, als ich den Antrag einreichte.» Über die Jahre kamen viele weitere Standorte und Geschäftsfelder dazu. Stillstand war nie eine Option für WidmerMalatesta. «Es war sicher nicht im­ mer für alle einfach, mit mir, mei­ nen verrückten Ideen und meiner Getriebenheit umzugehen», gibt er lachend zu. Doch sein ausser­ordentliches Engagement zeigte Wir­ kung: Heute ist die Caritas Luzern die grösste Anbieterin von Ange­ boten in der beruflichen Integra­ tion in der Zentralschweiz. Bis zu 300 Plätze stehen Menschen, die stellenlos sind oder von Sozial­ hilfe leben, zur Verfügung: Die Ar­ beitsplätze befinden sich in Velo­ werkstätten, Restaurants, in einer Schreinerei oder im Räumungsund Abholservice in Luzern, Hoch­ dorf, Sursee, Baar und Kerns. «Vor allem für ältere Berufsleute, die ihre Stelle verloren haben, und für Ungelernte ist der Wiederein­ stieg schwierig», so die Erfahrung von Hans-Peter Widmer-Malatesta. «Unsere Aufgabe ist es, die Teilneh­ menden der Arbeitsintegrationspro­

gramme so gut wie möglich auf den Wiedereinstieg in den ersten Ar­ beitsmarkt vorzubereiten. Sie sollen viel lernen und wichtige Erfahrun­ gen mitnehmen können. Wir möch­ ten konkrete Arbeit anbieten, nicht einfach nur ‹beschäftigen›.» In den letzten 24 Jahren hat sich in der beruflichen Integration viel ver­ ändert – vor allem gesetzlich. Die Anforderungen der Arbeitslosenver­ sicherung wurden verschärft, die Stellensuchenden haben immer we­ niger Taggelder zur Verfügung. Auch lastet ein massiver Spardruck auf den Gemeinden. «Es wird ge­ spart auf dem Buckel der Erwerbs­ losen und Ausgesteuerten», bedau­ ert Hans-Peter Widmer-Malatesta. Die grossen Herausforderungen für die Zukunft sieht er in der Zusam­ menarbeit mit der Wirtschaft: «Wir wären natürlich froh, wenn alle Leute eine Stelle finden und es uns nicht mehr geben müsste. Doch das ist illusorisch. Darum müssen wir noch enger mit der Wirtschaft zu­ sammenarbeiten.» Diese Aufgabe übergab er per An­ fang September der neuen Leiterin Karin Hunziker. Nun freut er sich darauf, mehr Zeit mit seiner Frau und seinen Enkelkindern zu ver­ bringen. «Hoffentlich geht mein al­ ter Leitspruch auch nach meinem Abschied nicht vergessen», fügt er abschliessend an. «Lieber pragma­ tisch vorwärts, als perfekt stillste­ hen.»

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