15 EMPFEHLUNGEN FÜR DAS
MUSIKTHEATER
BERLIN
INHALT Vor wort
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Peter Eötvös: TRI SE STRI / DREI SCHWE STERN . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Reinhard Febel: MOREL S ERFIN DUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Dai Fujikura: SOL ARIS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Heiner Goebbels: L AN DSCHAFT MIT ENTFERNTEN VERWAN DTEN . . . . . . .
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Huang Ruo: DR. SUN YAT-SEN
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Klaus Huber: SCHWARZERDE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Albert Lortzing: REGINA
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Giovanni Simone Mayr: M EDE A IN CORINTO . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Giacomo Meyerbeer: ROBERT LE DIABLE . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Olga Neuwirth: TH E OUTCA ST
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Emmanuel Nunes: L A DOUCE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Enno Poppe: IQ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Rolf Riehm: SI REN EN
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Gerhard Stäbler: MADAM E L A PE STE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Alexander von Zemlinsky: DER TRAUMGÖRGE
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Komponisten: Biografien & weitere Musiktheater werke
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SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN INTENDANTEN, OPERNDIREKTOREN, DRAMATURGEN UND DIRIGENTEN! LIEBE THEATERSCHAFFENDE!
Swichtigsten italienischen Komponisten wie Giuseppe Verdi, Gioachino
eit der Gründung 1808 in Mailand ist Casa Ricordi mit den Namen der
Rossini oder Giacomo Puccini verbunden. 1908 gründete das traditionsreiche Verlagshaus eine deutsche Dependance, die bald auch ein eigenes Verlagsprogramm herausgab. Heute zählt Ricordi als Teil der Verlagsgruppe Universal Music Publishing Classical weltweit zu den größten Bühnen- und Musikverlagen, und auch das bei Ricordi Berlin verlegte Repertoire besitzt einen beträchtlichen Umfang: Es umfasst Kammer- und Ensemblemusik genauso wie Kompositionen für großes Orchester und für das Musiktheater, Zeitgenössisches und traditionelle Opern-Klassiker, die unterschiedlichsten Formate und Musiksprachen.
Die Lust auf Musiktheater, ihre Freude am Komponieren haben sich unsere Komponisten, darunter Peter Eötvös, Reinhard Febel, Dai Fujikura, Heiner Goebbels, Klaus Huber, Olga Neuwirth, Emmanuel Nunes, Enno Poppe, Rolf Riehm, Huang Ruo oder Gerhard Stäbler, auch in kulturpolitisch schwierigen Zeiten nie nehmen lassen. Sie findet ihren Niederschlag in dem sehr spezifischen und äußerst eigenwilligen, kulturell, klangsprachlich, formal und inhaltlich höchst unterschiedlichen Umgang mit diesem Genre und seinen möglichen Ausprägungen. In der Absicht, Ihnen für Ihre Spielplangestaltung viele interessante Anregungen mit auf den Weg zu geben, wünschen wir Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre unserer kleinen Auswahl.
Mit unseren „15 Empfehlungen fürs Musiktheater“ wollen wir Ihnen einen kleinen Überblick über diese Vielfalt geben. Wir haben für Sie einige unserer Komponisten mit jeweils einem ihrer Werke ausgewählt, die im Bereich des Musiktheaters exemplarisch für diese Bandbreite stehen. Ihr Ricordi Berlin-Team Die Opern Albert Lortzings, Giovanni Simone Mayrs und Giacomo Meyerbeers liegen in Kritischen Editionen vor oder es sind weitere in Planung – so etwa für Alexander von Zemlinskys frühe Märchenoper Es war einmal… Die Kritischen Editionen sind essentieller Bestandteil unseres Verlagskatalogs. Unsere Intention, die wir mit diesen Werkausgaben verfolgen, ist dabei nicht nur, die jahrhundertealte Verlagstradition fortzusetzen, sondern auch, Ihnen, den Theaterpraktikern, ein Instrumentarium an die Hand zu geben, das Ihre Auseinandersetzung mit den einzelnen Werken erleichtert und Sie im Theateralltag unterstützt.
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Peter Eötvös
TRI SESTRI / DREI SCHWESTERN Oper in drei Sequenzen
(1996– 97)
TEXT: Claus H. Henneberg und Peter Eötvös (russ.) nach Anton Tschechow; dt. Übersetzung: Alexander Nitzberg; ungar. Übersetzung: Ágnes Romhányi BESETZUNG: 4Cten, 3Ten, 3Bar, 3B Die Frauenrollen können auch von Frauenstimmen gesungen werden. ORCHESTERBESETZUNG (im Orchestergraben): 1.1.1.BKL.Ssax.1 – 2.Flghr.Tenor-Bass-Posaune.0 – 2Perc – E-Klav.Akk – 1.0.1.1.1 ORCHESTERBESETZUNG (auf der Bühne): 2.2.2.2 – 2.2.2.1 – 2Perc – E-Klav.Zuspiel-CD – Str URAUFFÜHRUNG: 13. März 1998, Opéra National de Lyon
A Peter Eötvos’ gleichnamige Oper, die er in drei »Sequenzen« unterteilt: nton Tschechows Klassiker Drei Schwestern bildet die Vorlage für
I. Irina istvollkommen desillusioniert, sie ödet alles an, ihr Leben, die militärische Umgebung. Sie entscheidet sich für die Heirat mit Tusenbach, obwohl sie ihn nicht liebt. Doch Tusenbach stirbt im Duell. II. Ihr Bruder Andrej hat nach seinem Scheitern an der Universität und nach der Heirat mit der herrschsüchtigen Natascha seinen eigenen Willen
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quasi aufgegeben. Von seinen Schwestern zur Rede gestellt, beschränkt er sich darauf, seine Frau in einem positiven Licht erscheinen zu lassen. Er ist von sich selbst und ihr enttäuscht und verlässt das Haus. Natascha macht sich nun für das Treffen mit ihrem Geliebten Protopopow bereit. III. An Irinas Namenstag wird der Oberstleutnant Vershinin angekündigt. Mascha weist ihren Ehemann ab, der in seiner Eitelkeit und seinem Eifer lächerlich wirkt. Sie verliebt sich leidenschaftlich in Vershinin, der schließlich mit der Garnison abzieht. Mascha kann den Abschied nicht verschmerzen. 1998 wurde Tri Sestri in Lyon uraufgeführt. Für die deutsche Erstauff ührung der Drei Schwestern im darauffolgenden Jahr übertrug der Komponist seine Oper vom russischen Original ins Deutsche und schrieb die Partien der weiblichen Protagonisten, die ursprünglich mit Countertenören besetzt waren, für Frauenstimmen um. Dafür waren zwei Gründe ausschlaggebend: die leichtere Textverständlichkeit der Oper, die auch längere gesprochene Textpassagen beinhaltet, sowie die höhere Kompatibilität für das deutsche Ensembletheater-System, für das die originale Besetzung mit vier Countertenören nur schwer umzusetzen ist. Bis heute ist Tri Sestri Eötvös’ meistgespielte Oper. Der Komponist durchbricht ganz bewusst die Linearität der Vorlage und konzipiert drei »Sequenzen«, in denen das Geschehen jeweils aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Er ist dabei weniger an Amalgamierung als vielmehr an Simultaneität interessiert und verwendet bewusst bestimmte Intervalle, Rhythmen und Instrumentalkonstellationen. Die Konzeption als »Madrigal mit 13 Stimmen« platziert das Werk fernab traditioneller Opernschemata. Das betriff t auch die Behandlung des Orchesters, dessen Doppelfunktion auf radikale und spektakuläre Weise unterstrichen wird: Zum einen gibt es ein »Ensemble« mit eigenem Dirigenten im Orchestergraben und einer aus 18 Spielern bestehenden Kammerbesetzung, dem die intimeren Szenen, das Innenleben und die Monologe vorbehalten sind. Zum anderen befindet sich ein zweites, mit 50 Instrumentalisten groß besetztes Orchester (und ebenfalls eigenem Dirigenten) im Bühnenhintergrund. Seinen Figuren hat Eötvös dabei in einer Art »Instrumenten-Psychologie« bestimmte Instrumente auf den Leib komponiert. Eine besondere Stellung erhält das – so Eötvös – »Instrument ohne Geschichte«, das Akkordeon, das jede Sequenz eröff net: »das seid ihr, das bin ich, das sind die hundert Jahre, die uns von ihrer Geschichte trennen«.
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Peter Eötvös Tri Sestri Opernhaus Zürich
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Reinhard Febel
MORELS ERFINDUNG Oper in einem Akt
(1993/94)
TEXT: Lukas Hemleb nach Adolfo Bioy Casares’ La invención de Morel BESETZUNG: 2Sop, Msop, Alt, 2Ten, 2Bar, B ORCHESTERBESETZUNG: 2.1.3.2 – 2.2.2.2 – 3Perc – Klav.Hrf. – Str URAUFFÜHRUNG: 6. November 1994, Staatstheater Darmstadt
DPazifikinsel geflüchtet. Eines Tages kommt eine Gruppe an Land, die er
er unschuldig zum Tod verurteilte Arturo hat sich auf eine unbewohnte
misstrauisch beobachtet. Bald aber verliebt er sich in die attraktive Faustine aus dieser Gruppe, die seine Annäherungsversuche jedoch übersieht. Mitglied dieser Gruppe ist auch Morel, der ebenfalls Faustine umwirbt. Eifersüchtig registriert Arturo jede noch so kleine Veränderung im Verhalten der beiden. Zu seiner Überraschung verkündet Morel, er habe das Leben auf
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der Insel »verewigt«: Mit seinen Apparaten, die in der Lage seien, alle körperlichen Eigenschaften zu speichern und zu projizieren, habe er alle Handlungen der Gruppe festgehalten. Von nun an würden die Ereignisse digital in Dauerschleife abgespielt. Als fatal erweist sich dabei, dass das künstliche »ewige« Leben der so Aufgezeichneten mit dem schnellen Verfall ihrer Körper verbunden ist. Arturo wird klar, dass die Gruppe bereits vor mehreren Jahren auf der Insel gewesen sein muss und alle – inklusive seiner geliebten Faustine – inzwischen tot sind. Er beschließt, seine trostlose Existenz zu opfern, um Faustine wenigstens im Tod nah zu sein: Er lernt, Morels Apparate zu bedienen und bezieht sich nachträglich in die todbringende Dauerschleife mit ein. Literarische Vorlage ist der 1940 erschienene Roman La invención de Morel (Morels Erfindung) von Adolfo Bioy Cesares, der dem argentinischen Schriftsteller nicht nur zu seinem ersten durchschlagenden Erfolg verhalf, sondern der als einer der zentralen fantastischen Romane des 20. Jahrhunderts insgesamt gilt. »Wenn es möglich wäre, für die anderen Sinne so gestochen scharfe Reproduktionen herzustellen wie sie das Spiegelbild dem Auge und der Plattenspieler dem Ohr bieten, können wir auf genaueste Weise den ganzen Menschen reproduzieren«, so der Schriftsteller. Anfang der 1990er Jahre, als die Oper entstand und die Existenz von 3D-Druckern noch in die utopische Welt der Science Fiction gehörte, interessierten Komponist Reinhard Febel und seinen Librettisten Lukas Hemleb gerade die hellsichtige Vorwegnahme des Themas »virtuelle Realität«. Im Zentrum standen die Nichtlinearität der Erzählweise sowie das Zeitspiel auf zwei Ebenen, die Parallelisierung beider Zeitschichten, die erst am Ende zur Deckung gebracht werden. Die Urauff ührung 1994 in Darmstadt rief ein äußerst wohlwollendes Echo hervor. In der Frankfurter Rundschau schwärmte Hans-Klaus Jungheinrich: »Dramaturgisch und musikalisch stellt das Sujet verwickelte, ungewöhnliche, reizvolle Aufgaben. Febels Musik ist auf sehr diskrete Weise präzise und faszinierend. Es entsteht ein musikalisches Klima, das an eine leicht mondäne Konversationskomödie denken lässt. Auff ällig macht sich auch das südamerikanische Kolorit bemerkbar. Eine hohe kompositorische Intelligenz ist merklich, eine Akribie und Ökonomie, die ihre Herkunft von konstruktivistischen Avantgarde-Positionen nicht verleugnet. Eine interessante musiktheatralische Novität fand auf Anhieb ihre überzeugende Bühnengestalt.«
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Dai Fujikura
SOLARIS
(2013–2014) Oper in vier Akten
TEXT: Saburo Teshigawara nach dem Roman Solaris von Stanislaw Lem BESETZUNG: Sop, Ten, 2Bar, B ORCHESTERBESETZUNG: 1.1.1.1 – 1.1.1.0 – Perc – Cel – 1.1.1.1.1 – Live-El. URAUFFÜHRUNG: 5. März 2015, Théâtre des Champs-Elysées
Plötzlich taucht Kris‘ Frau Hari auf, und er kann nicht glauben, dass dies real ist, denn Hari lebt längst nicht mehr. Nüchtern analysiert Professor Snaut, sie sei nur eine Kopie, die der Ozean aus Kris‘ Erinnerung hergestellt habe. Hari, die die Unterhaltung der beiden belauscht hat, versteht nichts, glaubt aber, dass sie wertlos sei. Sie ist verzweifelt, ihre Gefühle für Kris werden jedoch stärker. Snaut gegenüber gibt sie zu, dass sie nur eine Kopie sei, beharrt aber auf ihrer Liebe zu Kris, der nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Im Traum spricht er mit dem toten Gibarian, doch es führt zu nichts, seine Angst nimmt weiter zu. Hari will Selbstmord begehen und trinkt flüssigen Sauerstoff – ohne Erfolg. Sie fragt Kris, was sie nun noch tun könne, da sie offenbar nicht einmal sterben kann. Kris bleibt nichts, als sie in den Arm zu nehmen. Kris, Snaut und Hari treiben in ihrer Leere vor sich hin, Tage und Nächte ziehen vorüber, kein Ausweg ist in Sicht. Eines Morgens ist Hari weg. Kris erfährt, dass Snaut sie auf ihre Bitte hin habe verschwinden lassen: mittels des »Neutrinos«, dessen Wirkungsweise die Wissenschaftler gerade studieren. Kris beschließt, auf Solaris zu bleiben und ein neues Leben zu beginnen, auch wenn er weiß, dass dies für ihn weiteres Leiden bedeutet. Hoff nung ist das Einzige, was ihm von Hari geblieben ist. Obwohl erst 37 Jahre alt, hat der Japaner Dai Fujikura, der in London lebt, schon zahlreiche Kompositionsaufträge von weltweit renommierten Orchestern wie auch Neue Musik-Ensembles erhalten. Solaris ist seine erste Oper. Ihre Urauff ührung wurde im März 2015 in Paris mit dem Ensemble Intercontemporain am Théâtre des Champs-Elysées realisiert.
Dtet an wie ein riesiges Gehirn, dessen Funktionsweise der menschliche er Ozean, der fast die ganze Oberfläche des Planeten Solaris bedeckt, mu-
Verstand nicht zu begreifen in der Lage ist. Der Psychologe Kris Kelvin soll herausfinden, weshalb alle bisherigen Kontaktversuche auf dem Planeten gescheitert sind. Er entdeckt verschiedene anormale Phänomene. Ein Video zeigt den Selbstmord des Wissenschaftlers Gibarian.
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Als Vorlage wählte der Komponist, der sich durch einen großen Sinn für das Visuelle auszeichnet, den gleichnamigen Roman von Stanislaw Lem aus dem Jahr 1961, der als Prototyp für das Genre Science Fiction und als Meisterwerk gilt, mehrfach verfilmt und für die (Opern-)Bühne adaptiert wurde. Fujikura gelingt es auf besondere und eindrückliche Weise, die unterschiedlichen Welten musikalisch zu charakterisieren und miteinander zu verschränken. Seine Intention als Komponist beschreibt Fujikura so: »Komponieren bedeutet für mich, eine andere Welt zu erschaffen, in der es keine Grenzen gibt. Ich suche nach einem Utopia, wo ich frei von allem sein kann. Und wo immer meine Musik aufgeführt wird, lade ich das Publikum ein, mir in diese Welt zu folgen, wenigstens für ein paar Minuten …«
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Dai Fujikura Solaris Théâtre des Champs Elysées
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Heiner Goebbels
LANDSCHAFT MIT ENTFERNTEN VERWANDTEN (2002)
Oper für Solisten, Chor und Ensemble
TEXT: Giordano Bruno, Arthur Chapman, T. S. Eliot, François Fénelon, Michel Foucault, Katharina Fritsch, Claude Lorrain, Henri Michaux, Estelle Philleo, Nicolas Poussin, Max Reger, Gertrude Stein, Diego Velázquez, Leonardo da Vinci, Sisley Xshafa BESETZUNG: Bar – Chor – Schsp ORCHESTERBESETZUNG: 1.1.1.1 – 2.1.1.0 – 2Perc – Cem.Klav.Clavichord.Samp.Hrf.Sam.Klav. Akk – 1.1.1.2.1 URAUFFÜHRUNG: 16. Oktober 2002, Grand Théâtre de Genève
Dbewusst auf die Kunst Alter Meister, deren Gemälde nicht zentralpers-
er Titel Landschaft mit entfernten Verwandten bezieht sich ganz
pektivisch angeordnet sind, sondern alle Motive gleichrangig behandeln – was zur Folge hat, dass auch der Bildhintergrund tiefenscharf und detailgetreu zu sehen ist. Diese Idee griff Heiner Goebbels für seine Komposition auf. Eine lineare und nacherzählbare Handlung im traditionellen Sinn gibt es nicht; es entstand vielmehr ein Kaleidoskop aus ständig wechselnden
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Bildern, in denen die Beteiligten gleichermaßen als Darsteller wie als Musiker in ständig wechselnden Personenkonstellationen agieren: als Trommlergruppe, Rokoko-Gesellschaft, tanzende Derwische oder abgehalfterte Cowboys. In einer losen Folge von Situationen durchdringen sich Musik, Text, Raum und szenische Aktion auf vielfältige Weise. Die Struktur gleicht dem Gang durch ein Museum, bei dem für den Betrachter der Bilder aus verschiedenen Zeiten und Kulturen auch der Raum für eigene Assoziationen bewusst offen gehalten ist. Heiner Goebbels verwendet Texte von Giordano Bruno, Gertrude Stein, Leonardo da Vinci, Michel Foucault u. a. Darin wird die Hierarchie des Universums bezweifelt und das Gleichgewicht der Gegensätze propagiert. Zudem behandeln die Texte die private und öffentliche Erfahrung des Krieges. Durchgehende Motive sind Tischgesellschaften und Bildbeschreibungen, vor allem immer der »öffentliche Raum«, in dem es – frei nach Hannah Arendt – gilt, »nicht übereinander herzufallen«. Nach und nach bildet sich aus der Interaktion dieser verschiedenen Elemente eine Art »Mikrokosmos«, eine szenische Reduktion der Weltordnung, in der sich vielfältige Widersprüche spiegeln. Goebbels Komposition beschreibt der Dramaturg der Genfer Urauff ührung, Alain Perroux, auf folgende Weise: »Die Musik ist weder seriell noch minimalistisch noch neo-romantisch, sie ist viel mehr. Goebbels oftmalige ›Ausflüge‹ in die Bereiche Rock und Jazz, in nicht-europäische Musikrichtungen sowie in die elektronische Musik haben ihn zu einem begeisterten Verfechter dieses Stilmixes gemacht.« Dieser offenen, nicht-linearen und nicht-zentrierten Form entsprechend hat Heiner Goebbels zwischen 2002 und 2012 immer wieder verschiedene Varianten der Landschaften mit unterschiedlicher Dauer und Unterteilung entwickelt – sowohl für die szenischen Realisierungen mit dem Ensemble Modern (die Genfer, die Berliner und die Frankfurter Fassung) als auch für die akustischen Editionen. Zur Spezifik seiner szenischen Fassungen gehört, dass – ergänzt von einem Bariton, einem Schauspieler und gelegentlich einem Chor – alle szenischen Aktionen, Tänze, Choreografien und viele Sprecherrollen bei den Instrumentalisten liegen. Denkbar ist aber für weitere Inszenierungen und Varianten, dass die dafür ausgewählten Bilder und Szenenfolgen von Tänzern, Schauspielern, Sängern oder Statisten wahrgenommen und so für den Theaterbetrieb mit seinen festgefügten Strukturen nutzbar werden.
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Heiner Goebbels Landschaft mit entfernten Verwandten Oper Frankfurt
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Huang Ruo
DR. SUN YAT-SEN
Oper in drei Akten
(2011)
TEXT: Candace Mui-Ngam Chong BESETZUNG: 2Sop, 2Msop, Ten, Bar, Bbar – Chor ORCHESTERBESETZUNG: 2.2.2.2 – 2.2.2.1 – 2Perc – 3.3.3.1 – Dizi, Xiao Guanzi, Sheng, Pipa, Guquin URAUFFÜHRUNG: 13. Oktober 2011, Opera Hong Kong
Sun weiß nicht, dass sie die jüngere Tochter seines Freundes Charlie ist. Die beiden verlieben sich, zwei Jahre später beschließen sie zu heiraten. Am Hochzeitstag verweigert Charlie überraschend seine Zustimmung und beschuldigt Sun, seine Tochter entführt zu haben. Der neuen Ehe fehlt also der Segen der Brauteltern, ein schlechtes Omen. Sun setzt seine revolutionären Aktivitäten fort. Die politische Situation bleibt weiterhin sehr ungünstig für ihn, und er begibt sich mit Chingling von einem Versteck ins nächste. Während die südlichen Provinzen ihre Unabhängigkeit deklarieren, steht der Norden nach wie vor unter der Kontrolle lokaler Macht haber. Sun verspricht dem General der Beiyang-Armee die Präsidentschaft, wenn er den Kaiser dazu bringt abzudanken. Doch der General betrügt Sun und ernennt sich selbst zum Kaiser eines neuen Imperiums. Den Revolutionären gelingt es, dessen Hinterhalten zu entgehen. Chingling erleidet eine Fehlgeburt und kehrt zurück in ihr Elternhaus. Ihr Vater, inzwischen todkrank, bedauert, Sun jemals die Freundschaft aufgekündigt zu haben. Nun ist er sich auch der Bedeutung der Revolution im Klaren. Nachträglich erkennt er die Heirat seiner Tochter an. Sun Yat-Sen (1866-1925) wird als Gründer des modernen China verehrt – sowohl in Taiwan als auch in der Volksrepublik China. 1912 wurde er der erste provisorische Präsident der Republik China, mit der das 2000 Jahre alte Kaiserreich endete. Sein Leben und sein politischer Kampf stehen im Zentrum von Huang Ruos erster, 2011 in Hong Kong uraufgeführter Oper. Ziel des Komponisten war es, »die östlichen und westlichen Opernstile und -traditionen miteinander« zu vereinen. Geschrieben ist sie für westliche Opernstimmen, gesungen wird auf Mandarin sowie zum Teil auf Kantonesisch. Die traditionelle europäische kammermusikalische Orchesterbesetzung hat Huang Ruo um drei traditionelle chinesische Instrumente ergänzt.
ISeine Frau Ni ist nicht damit einverstanden, dass ihr Mann Geld für Sun
n seinem Haus in Shanghai feiert Charlie Soong eine Fundraising-Party.
Yat-Sens Revolutionspartei sammelt, doch Charlie verteidigt seinen neuen Freund. Da bringt jemand die Nachricht, Sun werde per Haftbefehl gesucht. Charlie drängt ihn zur Flucht, woraufhin dieser ins Exil nach Japan geht. Dort triff t er die junge Frau Chingling, die seine revolutionären Visionen teilt.
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Huang Ruos »unverwechselbarer Stil«, so die New York Times, »gründet sich zu gleichen Teilen auf traditionell-folkloristischer chinesischer Musik wie auf westlicher Avantgarde, Rock und Jazz.« Sein Œuvre beinhaltet bereits fünf Bühnenwerke, Dutzende von Orchester- und Ensemblestücken sowie Multi-Media-Installationen. Das Magazin The New Yorker bezeichnete Huang Ruo, Jahrgang 1976, als »einen der weltweit führenden jungen Komponisten«.
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Huang Ruo Dr. Sun Yat-Sen Santa Fe Opera
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Klaus Huber
SCHWARZERDE
(1997–2001) Bühnenwerk in neun Sequenzen
TEXT: Michael Schindhelm in Zusammenarbeit mit Klaus Huber, basierend auf Gedichten und Prosatexten von Ossip Mandelstam BESETZUNG: Sop, Msop, Alt, Ten, Bar, B – Chor ORCHESTERBESETZUNG: 2.2.1.2 – 2.2.1.1 – Pk.2Perc – Hrf – 5.4.3.2.2 – Tonb URAUFFÜHRUNG: 3. November 2001, Theater Basel
Inachvollziehbaren Handlung. In neun Sequenzen verwebt er stattdessen
n Schwarzerde erzählt Klaus Huber keine lineare Geschichte, mit einer
Situatives, Gedichte, surreale Dialoge und Gedankensplitter. Das Libretto von Michael Schindhelm verwendet dabei drei Sprachen: deutsch, russisch
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und armenisch. Vertont hat Klaus Huber Gedichte und Prosatexte von Ossip und Nadeshda Mandelstam sowie von Marina Zwetajewa und Anna Achmatova - russische Dichter, die zur Gruppe der Akmeisten gehörten. Diese hatte sich ab 1911 gebildet und wollte mit einer neuen Ästhetik die Mystik und den Okkultismus des Symbolismus überwinden, Ziel des Akmeismus war Gegenständlichkeit und Klarheit der Darstellung. Problematisch wurde für die Mandelstams die Zeit nach der Oktoberrevolution, es fehlte überall an Geld, abwechselnd lebten sie in Moskau, Petersburg und Tiflis. Dennoch entstanden zahlreiche Gedichtsammlungen, zugleich Dokumente ihrer ungeheuer großen Vielseitigkeit. Das Prosastück Rauschen der Zeit von Ossip Mandelstam aus dem Jahr 1925 spiegelt sein Gefühl der Fremdheit im sowjetischen System wider – im Gegensatz zu Achmatowa und anderer Dichter durften seine Bücher in den 1920-er Jahren jedoch noch erscheinen. Das änderte sich mit Beginn der Säuberungswelle Stalins, 1934 wurde er zum ersten Mal verhaftet. Mandelstams Selbstmordversuch bewirkte eine relativ milde Strafe, und er wurde »nur« nach Woronesch verbannt, seine letzten Gedichte, die Woronescher Hefte, entstanden hier. Im Mai 1938 wurde er schließlich zu fünf Jahren Lagerhaft wegen konterrevolutionärer Aktivitäten verurteilt, sieben Monate später, an Weihnachten, starb er, halb verhungert, herzkrank, von Halluzinationen gequält. Er wurde in einem Massengrab beerdigt. Die Urauff ührung fand am 3. November 2001 am Theater Basel statt. Im Programmheft schrieb Max Nyffeler: »Einige thematisch bedeutsame Aspekte finden eine unmittelbare Entsprechung in kompositionstechnischen Verfahren. Zum Beispiel die zunehmende Einengung des Lebenshorizonts, die auf Mandelstams Dichtung mit einer Ausweitung des inneren Raumes antwortete. Dort, wo der Klang ins Verstummen übergeht, wächst ein ungeheurer Reichtum an musikalischen Gestalten, Klangfarben und Ausdrucksnuancen. Die Musik drängt nicht zielgerichtet voran, sondern breitet sich aus. Veränderungen sind nicht das Resultat dynamischer Entwicklungen, sondern sie geschehen abrupt, blitzartig. Den katastrophischen Einschlägen wohnt aber auch in dialektischer Weise ein utopisches Moment inne. Sie verweisen zugleich auf das, was anders sein könnte. Die unerhört fein geschliffene Musik ist wie Mandelstams Dichtung ein Bekenntnis zum Leben, und gerade in ihrer Zerbrechlichkeit schärft sie das Bewusstsein für den Verlust an Humanität, der uns heute mehr denn je bedroht.«
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Klaus Huber Schwarzerde Theater Basel
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Albert Lortzing
REGINA
(1848) Oper in drei Akten
TEXT: Albert Lortzing BESETZUNG: 2Sop, Alt, 3Ten, Bar, 2B – Chor ORCHESTERBESETZUNG: 2.2.2.2 – 4.2.3.0 – Pk.Perc – Hrf – Str URAUFFÜHRUNG: 21. März 1899, Königliche Oper Berlin
Isätzliche Verbesserungen. Dem Vorarbeiter Richard, der heimlich mit n einer Fabrik streiken die Arbeiter. Sie fordern mehr Lohn und grund-
Regina, der Tochter des Fabrikbesitzers Simon, liiert ist, gelingt es, die Arbeiter zu beschwichtigen. Anders als erwartet, stimmt Simon der Heirat seiner
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Tochter mit Richard zu. Stephan, ein anderer Vorarbeiter, ist ebenfalls in Regina verliebt. Zusammen mit weiteren politischen Aufrührern besetzt Stephan die Fabrik, in der gerade Verlobung gefeiert wird. Arbeiter stehen gegen Arbeiter, Gemäßigte gegen Radikale. Es kommt zum Kampf, und die Fabrik wird in Brand gesetzt. Stephan entführt Regina, die vergeblich versucht, ihn zur Umkehr zu bewegen. Schließlich gelingt ihr die Flucht. Während die Landbevölkerung den Sieg der revolutionären Truppen und den Gewinn der Freiheit feiert, beklagt Simon die Entführung seiner Tochter: Stephan hat Regina erneut in seine Gewalt bekommen und verschanzt sich mit ihr in einem Munitionslager, dem Pulverturm. Richard und den Arbeitern gelingt es, einen Teil der Aufrührer zu besiegen. Doch Stephan will eher den Pulverturm sprengen, als sich zu ergeben oder Regina frei lassen. Als sich der Sieg der Befreier abzeichnet und er seinen Plan in die Tat umsetzen will, erschießt Regina ihn. »Wir werden Recht uns jetzt verschaffen, wenn nicht mit Worten, dann mit Waffen.« Streik, Entführung, Rebellion, Terror einerseits und revolutionäre Freiheitsbestrebungen andererseits sind die Themen von Lortzings »Revolutionsoper« Regina, in der zum ersten Mal in der Musikgeschichte überhaupt das Geschehen in einer Fabrik angesiedelt wird. Lortzing nimmt Bezug auf seine eigene Gegenwart, konkret auf das Jahr 1848, in dem zumindest vorläufig mehr als 30 Jahre Polizei- und Zensurstaat endeten. In Berlin und Wien wurde die freie Republik ausgerufen, erstmals ein deutsches Parlament gewählt. Endlich schien auch in Deutschland möglich, was Frankreich vorgemacht hatte: ein deutscher Nationalstaat anstelle von 36 Kleinstaaten. Die Menschen waren voller Hoff nung. »Beschlossen ist’s, zu Ende sei die Knechtschaft und die Tyrannei! … Das Volk lässt sich nicht spotten! … Heil Freiheit dir, du Völkerzier!« So endet Lortzings Oper, ein im Bereich des Musiktheaters einzigartiges Dokument der Revolution von 1848. Darüber hinaus gelingt es dem Komponisten, Strukturen herauszuschälen, die für Revolutionsbewegungen, gesellschaftliche Verflechtungen und menschliche Beziehungen aller Art zu jeder Zeit und an jedem Ort Gültigkeit haben. Auch musikalisch besitzt Regina das, was bereits seine früheren Opern – Zar und Zimmermann von 1837 oder der Wildschütz von 1842, der als sein reifstes Bühnenwerk gilt – auszeichnet und sie bis heute so beliebt macht: schwungvolle Ensembles und mitreißende Chöre, feinsinnige Arien und eine volksliedhafte Melodik.
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Giovanni Simone Mayr
MEDEA IN CORINTO
Melodramma tragico
(1813)
TEXT: Guiseppe Felice Romani BESETZUNG: 3Sop, 4Ten, 1B – Chor ORCHESTERBESETZUNG: 2.2.2.2 – 4.2.3.0 – Ph.Perc – Hrf – Str URAUFFÜHRUNG: 28. November 1813, Teatro San Carlo Neapel
Ssamkeit. Weil ihr Mann Giasone sie wegen Creusa, der Tochter des
Kleid, die daraufhin einen qualvollen Tod sterben muss. Damit Medeas Kinder nicht in die Hände der sie verfolgenden Korinther fallen, ermordet Medea sie eigenhändig und wirft Giasone das blutige Messer vor die Füße. Allein die herbeieilenden Korinther verhindern seinen Selbstmord. Doch Medea gelingt es, sich der irdischen Gerichtsbarkeit zu entziehen: Umgeben von Flammen und in einem von Drachen gezogenen Wagen, den ihr der Sonnengott Helios gesandt hat, entflieht sie in den Himmel. Aufgrund seiner bisherigen Opernerfolge erhielt Mayr, der gebürtige Oberbayer aus dem Kreis Eichstätt mit Wahlheimat Italien, 1813 einen Opernauftrag für das renommierte Teatro San Carlo in Neapel. Als Textdichter wählte er Felice Romani, der später auch mit Rossini, Bellini und Donizetti (der Mayrs bedeutendster Schüler war) arbeitete und bis heute als einer der wichtigsten italienischen Librettisten gilt. Medea in Corinto war Romanis erstes selbständiges Opernlibretto. Mayrs meisterliche Behandlung der musikalischen Szene zeigt etwa die Art und Weise, wie er die Accompagnatos mit Arien oder mit Duetten samt Chor verknüpft – für die nachfolgende Komponistengeneration Italiens war dies geradezu richtungsweisend. Auch seiner Instrumentationskunst verdankt die italienische Oper wesentliche Neuerungen: Die Posaune wurde in den gängigen Orchesterapparat integriert, das Schlagzeuginstrumentarium wesentlich erweitert und eine Standardbesetzung für die Bühnenmusik entwickelt. Mayr ließ sich von der französischen Revolutionsoper, ganz wesentlich aber auch von der Wiener Klassik und da besonders von dem von ihm hochgeschätzten Wolfgang Amadeus Mozart inspirieren. Nicht von ungefähr erinnern die Posaunenakkorde, die den Gesang der Rachegötter begleiten, an den Posaunensatz in Mozarts Don Giovanni (1787). Darüber hinaus war Mayr in Italien Mittler der sogenannten »Couleur locale« des Orchesterklangs, der Modellierung des Klangbilds nach geografischen oder historischen Kategorien.
eit der Antike ist Medea ein Symbol für entmenschlichte Grau-
Herrschers von Corinth, verlassen hat, gibt es für Medea nur noch ein Ziel: Rache um jeden Preis. Ihrer Nebenbuhlerin schickt sie ein vergiftetes
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Der große Uraufführungserfolg von Medea in Corinto im Jahr 1813 markiert den Höhepunkt von Mayrs Einfluss auf die italienische Opera seria, unmittelbar vor Rossinis Triumphen.
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Giovanni Simone Mayr Medea in Corinto Theater St.Gallen
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Giacomo Meyerbeer
ROBERT LE DIABLE Oper in fünf Akten
(1831)
TEXT: Eugène Scribe und Germain Delavigne BESETZUNG: 3Sop, 4Ten, 3B – Chor ORCHESTERBESETZUNG: 4.2.Eh2.4 – 4.4.3.Ophikleide.0 – Pk.Perc – Org.2Hrf – Str BÜHNENMUSIK: Picc.0.0.0 – 4.4.3.Ophikleide.0 – Perc – 2Hrf URAUFFÜHRUNG: 21. November 1831, Opéra National de Paris
Dunter keinem guten Stern. Er ging hervor aus der Liaison seiner Mutter
as Leben Roberts, des Herzogs der Normandie, steht von Beginn an
mit dem dämonischen Ritter Bertram, der insgeheim im Dienst des Satans steht und seine irdische Existenz nur dadurch erhalten kann, dass er andere Menschen in die Hölle bringt. Aufgrund Roberts vielen Freveltaten wird er verbannt und gelangt in seinem Exil schließlich nach Sizilien.
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Dort verliebt er sich in die Prinzessin Isabelle, die seine Gefühle erwidert. Doch Robert verwickelt sich in Streitigkeiten, und nur Bertrams Eingreifen bewahrt ihn vor dem Tod. Obwohl er seinen Sohn über alles liebt, ist Bertram unablässig bemüht, ihn zum Bösen zu verführen, denn nur in gemeinsamer Verdammnis kann er mit ihm vereint sein. Ein Happy End gibt es zum Schluss allein für Robert: In einem wahren Showdown kann Vater Bertram ihn nicht dazu bewegen, den Pakt zu unterzeichnen, der sie beide für immer verbinden soll. Bertram versinkt in ewiger Finsternis. Während Engelsstimmen erklingen, führt die vom Hofstaat des Königs umgebene Isabelle Robert zum Altar. Deutlich standen bei dem Werk die literarischen Vorbilder der schwarzen Romantik Pate. Der Meyerbeer-Experte Sieghart Döring: »In der Figur des dämonischen Bertram verbinden sich Himmel und Hölle zu einem bizarr-paradoxen, gleichwohl psychologisch stringent entwickelten Charakter: Sein Verführungs- und Zerstörungswerk an Robert ist ein Akt der Liebe.« Im Gegensatz zu ihm hat sein Vater jedoch keine Wahl: seine Vaterliebe bringt Bertram, den »gefallenen Engel«, dem Himmel kein Stückchen näher. »Verdammnis« wird zur mythischen Chiff re für die Tragik der auf sich selbst zurückgeworfenen, in unlösbare Widersprüche verstrickten Existenz. Dass der Titelheld einer Oper als Antiheld fungiert, war für Meyerbeers Zeitgenossen nicht weniger neu und revolutionär als die Figurenkonzeption Bertrams. Knapp ein Vierteljahrhundert nach der Urauff ührung schrieb Franz Liszt 1854 einen Essay, der einfühlsam das geistige Klima der Zeit beschreibt, deren führende Repräsentanten in Robert ein revolutionäres Gesamt- und Ideenkunstwerk erkannten. Nicht nur eine neue Stufe sei mit Robert erreicht, hieß es, die Oper sei geradezu Zeichen einer Epochenwende. Roberts Einfluss auf das Opernschaffen des 19. Jahrhunderts ist in der Tat nicht hoch genug einzuschätzen: er reicht musikalisch über Verdis Macbeth (1847), dramaturgisch über Wagners Tannhäuser (1845) und Bizets Carmen (1875) bis zu Korngolds Toter Stadt (1920). Gleich mit seinem ersten Beitrag zur Pariser »Grand Opéra« also führte der in Deutschland geborene und in Italien zum Musikdramatiker gereifte Meyerbeer die Gattung auf bis dahin nicht gekannte Höhen. Die Urauff ührung 1831 in Paris war ein Ereignis, das die Gattung Oper in Frankreich und bald danach in ganz Europa in den Fokus der Kunstdiskussion rückte.
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Giacomo Meyerbeer Robert le Diable Royal Opera House
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Olga Neuwirth
THE OUTCAST
(2009–2011) Hommage to Herman Melville A musicstallation-theater with video
TEXT: Barry Gifford und Olga Neuwirth, mit Monologen von Anna Mitgutsch BESETZUNG: Sop, Cten, Ten, 2Bar, Chansonnier, Knabenstimme – Knabenchor, Männerchor – 3Schsp ORCHESTERBESETZUNG: 2.2.2.2 – 2.2.2.1– 2Perc – Akk.E-Git.Synth – Str – elektr.Zusp URAUFFÜHRUNG: 25. Mai 2012, Nationaltheater Mannheim
DRevue passieren und sinnt nach über seine Kindheit, das Schreiben,
er alte, vereinsamte Schriftsteller Herman Melville lässt sein Leben
den Sinn des Lebens, die Abgründe des Menschen und die Rätselhaftigkeit des unermesslichen Meeres. Dabei triff t er auf Figuren aus seinen eigenen Romanen, insbesondere aus Moby Dick.
»Olga Neuwirth schaff t mit von Synthesizern und Orchester produzierten Klangflächen eine spannungsgeladene Atmosphäre. […] Die Österreicherin mischt die akustischen Instrumentalfarben mit den synthetischen so raffiniert, dass man deren Ursprung nicht mehr erfassen kann. Der Klang teppich
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kann wie eine Meeresoberfläche beruhigend wirken oder verstörend, er kann Assoziationen freisetzen, Hoff nung entstehen lassen und Ängste schüren.« Zu lesen war das am 30. Mai 2012 in der Badischen Zeitung in einer Rezension der Urauff ührung. Eines war der Mehrzahl der Urauff ührungsKritiken gemeinsam: Hochachtung und größte Anerkennung für die aus Graz stammende und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Komponistin, die schon früh Ensemblemusik, Elektronik und Video zu einem visuellen und akustischen Sinnerlebnis verschmelzen ließ – in der Neuen Musik gilt Olga Neuwirth darin als Pionierin. In The Outcast zeigt sich ihre genreübergreifende Kompositionsweise bereits in der Besetzung: Neben den anspruchsvollen Solistenpartien, die von Sopran und Bariton über Countertenor, Knabensopran, einem Chansonnier bis hin zu zwei Sprechrollen reichen, sind ein Männer- und vor allem ein Knabenchor die Hauptakteure des Werkes. In der Sprachbehandlung wird die ebenfalls große Nähe der Komponistin zur Literatur deutlich – Olga Neuwirth erhält viele Anregungen von der mit ihr nicht nur durch regelmäßige Zusammenarbeit, sondern auch freundschaftlich verbundenen Schriftstellerin Elfriede Jelinek. In The Outcast greift die Komponistin zusammen mit ihrem Librettisten Barry Gifford, der auch das Drehbuch für David Lynchs Film Lost Highway geschrieben hat, auf Herman Melvilles Moby Dick zurück, einem der bedeutendsten Romane der US-Literatur. Darin werden die Erfahrungen des Erzählers Ishmael (bei Olga Neuwirth Ishmaela, ein hoher Sopran) bei der Jagd des Kapitäns Ahab auf den weißen Pottwal Moby Dick geschildert. Melville beschreibt auf detaillierte Weise den Walfang als Metapher für die Ausbeutung der indigenen Völker und der Natur Amerikas durch die europäischen Kolonialmächte, porträtiert mit Ishmael und dem Neuseeländer Queequeg eine Freundschaft über alle Konventionen hinweg und macht mit Ahabs Besessenheit die Hybris einer Macht, die sich als Totengräber von Demokratie und Solidarität erweist, zum Thema. Olga Neuwirths Affi nität zum Film zeigt sich in unerwarteten Schnitten, Überblendungen und Montagen. Allerdings sucht die Komponistin mit ihren intermedialen Konzeptionen nicht eine Synthese der Künste, sondern Raum für »schöpferische Fantasie, um der Sprachlosigkeit über die Irrationalität des menschlichen Daseins zu entkommen.«
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Emmanuel Nunes
LA DOUCE
(2008 –2009) Musiktheater für zwei Schauspieler, zwei Sänger, Kammerensemble und Live-Elektronik
TEXT: Emmanuel Nunes nach der Erzählung Die Sanfte von Fjodor Dostojewski BESETZUNG: Sop, Cten – 2Schsp ORCHESTERBESETZUNG: 2.1.2.0 – Euph – Keyb.3Perc – Klav/MIDI-Keyb.2MIDI – 3.0.2.2.1 – Live-El. URAUFFÜHRUNG: 22. September 2009, Casa da Música Porto
VLa Douce als ein sich in die Klanglandschaft einfügendes Musiktheaon Anfang an hat der portugiesische Komponist Emmanuel Nunes
terwerk konzipiert, als dramaturgisch-szenisches Projekt, das sich nah an Dostojewskis gleichnamiger Vorlage von 1876 orientiert. Der szenische Entwurf ist expressionistisch, die Figuren werden äußerst prägnant charakterisiert. Für Nunes war der theatrale Aspekt mit dem Fokus auf Sprache und Schauspiel vorrangig: Die Rollenbesetzung erfordert neben zwei Sängern auch zwei Schauspieler.
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Dostojewskis La Douce besteht aus dem Monolog eines Pfandleihers, dessen Frau sechs Stunden zuvor Selbstmord begangen hat. Ihr Leichnam liegt dabei die ganze Zeit direkt neben ihm. Der Pfandleiher sucht nach den Gründen für seine Einsamkeit, seine erste und auch seine letzte Äußerung enthüllt den egozentrischen Grund seiner Ängste: »Wie soll ich dann allein bleiben?« und »Was soll ich dann?« Die Sanfte, »la douce«, hatte ihn geheiratet, um ihrer von Einsamkeit und Gewalt geprägten Kindheit zu entgehen, ein Fehlschluss, denn in der Ehe wird ihr Leben in jeder Hinsicht kontrolliert. Als ihr Mann ihr das erste ehrlich gemeinte Liebesangebot eines Ausflugs zum Meer macht, manifestiert sie auf tragische Weise ihre Autonomie: Sie stürzt sich aus dem Fenster in den Tod. Nunes definiert den Text Dostojewskis neu: Der Ehemann behält als Erzähler zwar die führende Rolle der Handlung, seine Frau erhält nun aber eine eigene Stimme, mit der sie den Erinnerungen des Erzählers Ausdruck verleiht. Bereits 1988 arbeitete Nunes an der zugrundeliegenden Idee, doch erst vier Jahre später fand er die Zeit, konkret mit der Komposition zu beginnen, die er nach weiteren vier Jahren abschloss. Uraufgeführt wurde das zweistündige Werk 2009 in Porto. Die Kompositionstechnik von La Douce entspricht einer Art »kaleidoskopischer Fragmentierung«: Aus zwei Orchester-Improvisationen von 2002 entnahm Nunes kurze Sequenzen von ein bis sechs Takten, die in La Douce in neuen Zusammenhängen wiedererscheinen, zum Teil wurden sie hinsichtlich der Notation und Instrumentierung etwas angepasst. Diese Fragmente tauchen regelmäßig auf und werden durch immer neue Kontextualisierungen neu- bzw. umdefiniert. Im Schaffen Nunes‘ besitzt dieses »Rekomponieren« große Bedeutung und ist als Mittel zur Entwicklung eines polymorphen Meta-Werks zu verstehen, das andere Werke in sich aufnimmt und daraus wieder neue Werke generiert. In Bezug auf La Douce gewinnt Nunes durch eine »Pulverisierung« musikalischer Fakturen kurze und kürzeste Eigenzitate, die immer wieder in neue Kontexte gestellt werden. Das Fragment ist in Nunes‘ Musik kodifizierbarer Bedeutungsträger – wie eine Tür, durch die man in andere Klangwelten und zu neuen Wahrnehmungsformen gelangt. Das komplexe Netzwerk der Selbstreferenzen macht La Douce zu einem tiefgründigen Klangobjekt, für das eine herkömmliche lineare Wahrnehmung zwar möglich ist, das aber seine volle Pracht erst dann entfaltet, wenn man dazu bereit ist, eine immer neue Beziehungen herstellende Hörhaltung einzunehmen.
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Enno Poppe
IQ
(2011/2012) Testbatterie in acht Akten
TEXT: Marcel Beyer BESETZUNG: Sop, Msop, Bar – Spr/A – Key.Perc ORCHESTERBESETZUNG: 0.2.Sax.0 – 1.1.0.0 – Perc – Akk – 1.1.1.1.1 – Live-El. (außer Testleiterin und Akk. alle Vokalisten und Instrumentalisten mit Gitarren ausgestattet) URAUFFÜHRUNG: 27. April 2012, Schwetzinger Festspiele
Rassenhygiene gehören. Neben der Vermessung der Schädel und Gehirne war die Vermessung der geistigen Fähigkeiten für die Wissenschaft von entscheidender Bedeutung. Das Ziel war die Klassifikation aller Menschen. Der ursprüngliche Zweck, die Intelligenz anzuheben und die Menschheit zu verbessern, wurde aber sofort durch die gegenläufige Tendenz, durch die Testverfahren, Menschen abzuqualifizieren, in sein Gegenteil verkehrt. […] Die Frage, was für die Intelligenz für relevant erklärt wird und deshalb entsprechend gewertet werden soll, ist entscheidend für das Testergebnis. Unterschiedliche Tests kommen bei denselben Personen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. […] Die Grundidee meiner Oper ist sehr einfach. In acht Akten wird, immer wieder von vorn beginnend, die Situation eines Intelligenztestes dargestellt. Die verschiedenen Testverfahren, aber auch Musik, Licht, Kostüme, Requisiten etc. können wie Variationen auseinander abgeleitet werden. Dadurch entsteht für das ganze Stück auf allen Ebenen eine musikalisch durchgearbeitete Großform. Durch die Fülle an existierenden Tests ist eine Fülle an kleinen Szenen möglich. Da viele der Verfahren auf der Einübung und Abfragung völlig sinnentleerter Techniken beruhen, kann hier vieles gezeigt werden, vom Grotesken über tumultartige Massenszenen bis zur Verzweiflung.« Natur und Seele nehmen in den Augen der Neuzeit ungezähmte Auswüchse an. »Ordnung resultiert aus der Angst vor dem Chaos. Im 18. Jahrhundert galt das Gehirn als Maschine, heute gipfelt die Vorstellung darin, das Hirn dem Computer gleichzusetzen. Am Ziel, unaufhörlich Messergebnisse zu produzieren, hat sich nichts geändert: monströse Archaik im Laboratoriumskittel unserer Gegenwart«, notiert der Autor und Dramaturg Norbert Abels zu Poppes IQ.
E Festspielen uraufgeführt. Im Programmheft schreibt der Komponist nno Poppes Oper IQ wurde im April 2012 bei den Schwetzinger SWR
über sein Stück: »Was messen wir, wenn wir die Intelligenz messen? Was ist überhaupt Intelligenz? Die Geschichte des Intelligenztests beginnt Ende des 19. Jahrhunderts in einem Umfeld, zu dem auch Eugenik und die sogenannte
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Und weiter schreibt er: »Der Autor Marcel Beyer spürt seit langem den Konditionierungsprozeduren am Menschen nach. Seine Faszination für Stimmen ist offenkundig. Aus Stimmen von ausmessenden Testern und ausgemessenen Probanden fügte er das Textbuch zu IQ zusammen. Darin mutieren Instrumentalisten wie Publikum zu integralen Bestandteilen eines hermetischen Versuchssystems. Dessen Glücksanspruch bringt eine Testerin auf die traurige Formel: ›dass mir meine Tage am Testgenerator doch die allerliebsten Tage sind‹. Enno Poppes Klangwelt operiert an der Dialektik von Zahl und Zufall, Kontrolle und Zerfall, Technik und Freiheit, und entsteht aus dem Zusammenwirken aller Kräfte.«
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Enno Poppe IQ Schwetzinger Festspielen
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Rolf Riehm
SIRENEN
(2010 –2013) Bilder des Begehrens und des Vernichtens Musiktheater in acht Bildern und in drei Teilen
TEXT: Rolf Riehm BESETZUNG: 8 Frauenstimmen, Msop (Cten) – Spr ORCHESTERBESETZUNG: 4.4.4.4 – 4.4.4.0 – 4Perc – Klav. Keyb. Akk – Str URAUFFÜHRUNG: 14. September 2014, Oper Frankfurt
E zusammen. Sie verrät ihm, wie er unbeschadet an den sagenumwo-
in Jahr lang lebt Odysseus mit der Zauberin Kirke als ihr Liebhaber
benen und gefährlichen Sirenen vorbeikommen könne: An den Mast gebunden könne er den verlockenden Gesang hören und sicher an ihnen
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vorbeisegeln sowie zu ihr zurückkehren. Doch Odysseus kehrt nicht zurück und erfährt so auch nicht von ihrem gemeinsamen Sohn Telegonos. Als dieser alt genug ist, schickt Kirke ihn mit dem Speer seines Vaters in die Welt hinaus. Es kommt, wie es kommen muss: Ohne ihn zu erkennen, verwundet Telegonos seinen Vater schwer. Bald aber spüren beide ihre Blutsverwandtschaft, und Telegonos begleitet Odysseus auf seiner Reise in den Tod. In der 2014 in Frankfurt uraufgeführten Oper Sirenen. Bilder des Begehrens und des Vernichtens hat Rolf Riehm eigene Texte sowie verschiedene Handlungsvarianten ganz unterschiedlicher historischer und literarischer Provenienz verwendet – von Homer über Karoline von Günderrode bis zur Schweizer Reiseschriftstellerin Isabelle Erhardt. Den alten Mythos erzählt Riehm nicht einfach nur nach; es geht ihm um das Hier und Heute. »Einen Schönheitstaumel aus Musik, Gesang und Bildern möchte ich evozieren und das heutige Publikum da hineinziehen«, so der Komponist. »Ich wäre glücklich, wenn die Gegenwärtigkeit meiner Musik deutlich machen könnte: Kirke, die Sirenen, Odysseus – das sind Namen. In Wahrheit sind wir es selbst, die in den Konfl ikten von Liebe, Verrat, Abschied, Begehren, Sehnsucht und Todesdrift schier unterzugehen drohen. Es geht mir nicht um einen bestimmten Stoff, nicht um die eine oder andere Version einer antiken Sage, sondern um Verhaltensmuster für das Heute.« In der Deutschen Bühne schreibt Detlef Brandenburg, angetan von der dramatisch effektvollen und unterhaltsamen musikalischen Gestalt dieser Oper: »Riehm ist ein undogmatischer Komponist, der alle möglichen stilistischen und strukturellen Versatzstücke aufgreift, zerlegt und neu miteinander verwebt und verwirbelt. Seine Musik kennt harmonische Klänge und grelle Dissonanzen, tonale Gesten und brutistische Eruptionen, irisierende Gesänge und ratternde Repetitionen, Materialgeräusche und elektronische Klänge, all das fragmentiert zu einem zersplitterten Funkeln und Tönen, welches viel Sogkraft entfaltet. Aufgrund des klanglichen oder gestischen Wiedererkennungswertes all der Fanfaren, Erschütterungen, Wut- und Wahnsinns-Fieberkurven, Lamento-Seufzer oder Tanzrhythmen bekommt die ›Sirenen‹-Musik eine sehr plastische dramatische Diktion. Man ›hört‹ sofort szenische Vorgänge, gestische Aktionen. Virtuose Soli der Violine, des Klaviers oder des Akkordeons sorgen zudem für musikantische Attraktivität.«
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Gerhard Stäbler
MADAME LA PESTE
(2000/2001)
Musiktheater in vier Bildern für Sängerin, Tänzerin, Chor und Orchester
TEXT: Matthias Kaiser nach Bruno Jasieński, Edgar Allan Poe und Claude Debussy BESETZUNG: Sop, Msop, 4Ten, 2Bar, Bass – Chor – Kinder ad.lib. ORCHESTERBESETZUNG: 3.3.3.2. – 2.2.2.1 – Pk.2Perc.Hrf – 8.6.4.4.2 – Tonb URAUFFÜHRUNG: 16. April 2002, Theater der Stadt Duisburg
D Quarantäne und ist durch einen »Cordon sanitaire« von der Außen-
ie Pest ist ins moderne Paris zurückgekehrt. Die Stadt steht unter
welt abgeschnitten. Im Kampf gegen die Krankheit formieren sich verschiedene Gruppierungen: Die Republikaner Jeanette und Laval streiten, ob man Bündnisse eingehen oder sich den Weg durch die Absperrung freikämpfen soll, um Nahrung zu suchen. Der amerikanische Medienmagnat Dr. Lingslay wiederum will die Wachen bestechen, um nach Draußen zu gelangen. Die Exilrussen um den Weißgardisten Solomin geben sich dem Terror und
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sexueller Enthemmung hin. Rabbi Eleasar befragt Gott im Gebet. Zwischen dem chinesischen Mädchen Tschen und dem jungen chinesischen Kommunisten P’an entspinnt sich eine Liebesgeschichte, die ebenso wenig Zukunft hat wie das Leben selbst: Am Ende sind sie alle tot. Wie aus dem Nichts kriechen Überlebende hervor. »Die Beziehungspest« frisst an den Mauern des »Psychobunkers«, dem Haus Usher. Roderick, letzter Lord des Hauses Usher, ruft seinen Freund Poe um Hilfe, doch vergebens – ihm gelingt es nicht, Roderick aus der Verklammerung mit seiner Schwester zu befreien. Auch eine Katastrophe ist irgendwann zu Ende: Madame La Peste hat gesiegt. Sie lässt Gericht über die von ihr bezwungenen Menschen halten. Doch der Schrei, zu dem sie in ihrem Siegesrausch anhebt, bleibt stumm. Der Schrei als maximale Entäußerung menschlicher Stimme und das Schweigen, die formulierte Stille als dessen Kontrapunkt, sind für den Komponisten Gerhard Stäbler zentrale Ausdruckskomponenten. Außermusikalisches wie Literatur übersetzt er in musikalische Zahlenreihen, die, einem Regelsystem vergleichbar und von Werk zu Werk neu definiert, zur Ermittlung von Tonhöhen, Tondauern, Rhythmen oder anderen Strukturelementen dienen. Sie sind die Bausteine des musikalischen Sinnzusammenhangs. Seine kraftvolle Musik bezieht, angelehnt an der Arithmetik, auch die Tonsprache Debussys ein. Madame La Peste beginnt mit einem 13-tönigen »Pest-Akkord«, den Stäbler als flexibles Motiv einsetzt und in verschiedene Gruppen auf verschiedene Instrumente verteilt. Stäblers 2002 in Düsseldorf uraufgeführtes »Musiktheater in vier Bildern und einem Intermezzo für Sänger, Tänzerin, Chor und Orchester« Madame La Peste beruht auf zwei literarischen Vorlagen: dem futuristischen Roman Pest über Paris des polnischen Schriftstellers Bruno Jasieński aus dem Jahr 1928 sowie der Kurzgeschichte Der Untergang des Hauses Usher des Amerikaners Edgar Allan Poe aus dem Jahr 1839. Beide Texte sind zwar vor langer Zeit entstanden, »ihr Gespür für die Gefahren und den Zerfall« der Gesellschaft ist jedoch sehr aktuell und zeigt, dass »Gerhard Stäbler zu den Komponisten gehört, die unsere gesellschaftliche und politische Wirklichkeit nicht aus den Augen verlieren«, wie Gerhard Rohde in seiner Uraufführungskritik (nmz, 6/2002) schreibt. Inhaltlich wie musikalisch zeichnet Stäbler eine bis heute ungebrochene Experimentierfreudigkeit aus. Das stete Suchen nach neuen, ungewohnten, auch vergessenen Ausdrucksmitteln ist für ihn ästhetische wie existenzielle Notwendigkeit.
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Gerhard Stäbler Madame La Peste Saarländisches Staatstheater Saarbrücken
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Alexander von Zemlinsky
DER TRAUMGÖRGE
(1904–1906) Oper in zwei Akten und einem Nachspiel
TEXT: Leo Feld ÜBERARBEITUNG: Antony Beaumont BESETZUNG: 5Sop, 3Ten, 2Bar, 3B – Chor ORCHESTERBESETZUNG: 4.3.3.3 – 4.3.4.1 – Pk.4Perc – 2Hrf.Cel.Git – Str BÜHNENMUSIK: 4Hrn, Glsp, Hrf, 4Vln URAUFFÜHRUNG: 11. Oktober 1980, Städtische Bühnen Nürnberg
Ddenn er will die Mühle behalten, die laut Erstgeburtsrecht Görge gehört.
er Müller will seine Tochter Grete mit ihrem Cousin Görge verheiraten,
Doch Grete bleibt der weltentrückte Träumer und Bücherwurm Görge fremd. Als am Verlobungstag Hans vom Militärdienst heimkehrt, macht er Grete einen Antrag und verspottet seinen »Rivalen«. Mit dem Ruf »Lebendig müssen die Märchen werden« verlässt Görge die Verlobungsfeier, um in der Welt nach der Prinzessin seiner Träume zu suchen. Drei Jahre später lebt er mittellos und desillusioniert in einem anderen Dorf. Allein für die Ausge-
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stoßenen der Gesellschaft empfindet er Sympathie, so auch für Gertraud, die als Hexe verschrien ist. Die Bauern, die einen Aufstand gegen die Obrigkeit planen, wollen den wortgewandten Görge zu ihrem Anführer machen und verlangen, dass er sich von den Geächteten abwendet. Um Görges Glück nicht im Weg zu stehen, will Gertraud sich das Leben nehmen. Görge aber verteidigt Gertraud gegen alle Anfeindungen und flieht mit ihr. Er kehrt in sein Heimatdorf zurück und übernimmt die Mühle. Görge erkennt, dass sein Traum sich erfüllt hat – in Gertraud hat er die Prinzessin gefunden, die ihm einst in seinen Visionen erschienen war. Zwei Akte – zwei Welten: Das kleinbürgerliche Dorf-Idyll mit reifendem Korn und Sonnenschein des 1. Aktes steht gegen das Dorf des 2. Aktes, in dem als Ort der Sünde die Bewohner getrieben sind von Neid, Wollust, Hass und Geiz. Am Ende der Oper, im sogenannten Nachspiel, folgt die Versöhnung mit der Gesellschaft und die Anerkennung durch sie: Das Stück erscheint wie eine Allegorie der Sehnsucht, des Ausschlusses sowie der Integration des anderen in die Welt. Im Sommer 1903 tauchte erstmals in Briefen Zemlinskys an seinen Schwager Arnold Schönberg, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband, der Plan einer Oper nach Heinrich Heines Gedicht Der arme Peter (1821) auf. Volkmann-Leanders Märchen Vom unsichtbaren Königreiche (1871) diente Zemlinsky als weitere Inspirationsquelle, und drei Jahre später war die Partitur seiner dritten Oper Der Traumgörge vollendet. Mit seinem unendlich wirkenden Reichtum an Klangfarben verhält das Werk sich zur deutschen Operntradition keineswegs naiv, musikalische wie dramatische Bezüge auf Mozart, Beethoven und Wagner sind deutlich erkennbar. Gustav Mahler, seit 1897 Hofopernintendant, hatte sich schon für Zemlinskys vorausgehende Opern begeistert, die zweite davon, Es war einmal…, hatte er selbst in Wien zur Urauff ührung gebracht. Nun wollte er auch Zemlinskys Traumgörge herausbringen, die Urauff ührung war für 1908 fest geplant. Doch 1907 verließ Mahler, der zahllosen Anfeindungen und Querelen um seine Person und sein Wirken müde, die Hofoper, und sein Nachfolger Felix Weingartner zeigte wenig Interesse an der von seinem Vorgänger favorisierten Zemlinsky-Oper. Die Urauff ührung erfolgte dann auch erst Jahrzehnte später, im Zug der aufkeimenden ZemlinskyRenaissance, am 11. Oktober 1980 in Nürnberg.
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Alexander von Zemlinsky Der Traumgörge Deutsche Oper Berlin
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KOMPONISTEN BIOGRAFIEN & WEITERE MUSIKTHEATERWERKE
Péter Eötvös
( *1944)
studierte bei Zoltán Kodály und zählt heute zu den am häufigsten aufgeführten Opernkomponisten der Gegenwart. Als Dirigent ist er regelmäßig bei den bedeutendsten Orchestern und Opernhäusern in Europa und der USA zu Gast. Neben der mehrfach ausgezeichneten Oper Tri Sestri sind im Ricordi-Verlag drei weitere Opern von Péter Eötvös verlegt.
L ADY SARA SHINA (1999/2007) Oper in neun Bildern Text: Mari Mezei nach As I Crossed A Bridge of Dreams. Recollections of A Woman in the Eleventh-Century Japan, engl. Übersetzung von Ivan Morris Besetzung: Sop, Vokaltrio: Sop, Msop, Bar (teilweise mikrophoniert) Orchesterbesetzung: 2.1.3.Sax.1 – 3.2.3.1 – 2Perc – Cel.Hrf – Str Urauff ührung: 4. März 2008, Opéra National de Lyon
A S I CROSSED A BRIDGE OF DREAMS (1999) Klangtheater Text: Mari Mezei nach As I Crossed A Bridge of Dreams. Recollections of A Woman in the Eleventh-Century Japan, engl. Übersetzung von Ivan Morris 1. Version (1999): Besetzung: 1 Rezitatorin, 3 Sprecher: Sop, Msop, Bar Orchesterbesetzung: 3Kl.Asax.Sousaphon – 3Perc.Klav(computergesteuert, ohne Spieler) – 3.0.2.2.2 Auf Anfrage auch in reduzierter Besetzung mit Zuspielband. Urauff ührung: 16. Oktober 1999, Donaueschinger Musiktage 2. Version (1999/2006): Reduktion für sechs Solisten und Zuspielung Besetzung: 1Spr, Sop, Msop, Bar Orchesterbesetzung: Apos, Kbpos/Sousaphon Urauff ührung: 17. März 2006, Haus der Berliner Festspiele
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HARAKIRI (1973) Szene mit Musik in japanischer Sprache für Frauenstimme, einen Sprecher in Funktion eines Übersetzers (in Landessprache), zwei Shakuhachi (oder zwei Bassklarinetten) und Holzhacker Text: István Bálint Besetzung: Frst – Spr Orchesterbesetzung: 2Shakuhachi (oder 2Bkl.), Holzhacker Urauff ührung: 22. September 1973, Theater Bonn
Reinhard Febel
( *1952)
schrieb Auftragswerke für die Bayerische Staatsoper München, den SWR, das Mainfrankentheater Würzburg sowie den WDR und das Staatsheater Darmstadt. Morels Erfindung ist das vierte seiner bei Ricordi veröffentlichten Bühnenwerke und wurde 1994 am Staatstheater Darmstadt uraufgeführt. Reinhard Febel ist seit 1997 Professor für Komposition an der Universität Mozarteum in Salzburg.
MORDE IN BILDERN (2005 –2008) Musiktheater in drei Teilen für zwei Sänger, zwei Schauspieler und Kammerorchester nach drei Gemälden von Frida Kahlo, Edward Hopper und Diego Velazquez Teil 1: Frida, Teil 2: Gespensterhaus, Teil 3: Raum 17 Text: Reinhard Febel Besetzung: Sop, Bar – 2Schsp Orchesterbesetzung: 2.0.2.0 – Perc – Klav/Cem.Hrf.Git – 1.1.2.2.1 (oder 1.0.1.1.1) Urauff ührung: 16. Mai 2009, Theater Kiel Frida (2005) (Teil 1 von Morde in Bildern) Ein Traumbild nach Unos quantos piquetitos von Frida Kahlo Musiktheater für drei Stimmen und Ensemble Text: Reinhard Febel Besetzung: Sop/Spr, Bar/Spr, Spr(Frau II)
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Orchesterbesetzung: Fl, 2Kl, Perc, Vl, Vla, Vc Urauff ührung: 1. August 2005, Toihaus Salzburg (TRT-Festival) Gespensterhaus (2006) (Teil 2 von Morde in Bildern) Musiktheater für vier Stimmen und Ensemble Ein Horrorbild nach Haunted House von Edward Hopper Text: Reinhard Febel Besetzung: Sop, Ten – 2Schsp Orchesterbesetzung: 2.0.2.0 – Perc – Klav – 1.1.2.2.1 (oder 1.0.1.1.1) Urauff ührung: 1. August 2006, Toihaus Salzburg (TRT-Festival) Raum 17 (2008) (Teil 3 von Morde in Bildern) Musiktheater für vier Stimmen und Kammerensemble nach dem Rokeby Venus genannten Gemälde von Diego Velasquez Text: Reinhard Febel Besetzung: Sop, Ten – 2Schsp Orchesterbesetzung: 2.0.2.0 – Perc – Klav/Cem.Hrf.Git. – 1.1.2.2.1 (oder 1.0.1.1.1) Urauff ührung: 16. Mai 2009, Theater Kiel
LICHTUNG (2000) Spiel für drei Schauspieler und Musik Text: Reinhard Febel Besetzung (auf der Bühne): 3 Personen Besetzung (unsichtbar): 2Sop, Msop, Alt, 3B Orchesterbesetzung: 3Kl, 3Trp, Hr, 2Pos, Tba, 4Perc, Tonb, Live-El. Urauff ührung: 10. Mai 2001, Theater Bonn
BEAUTY (1995/96) Musiktheater Text: Lukas Hemleb nach einer Zeitungsmeldung Besetzung: Sop, 2Ten, 2Bar - Schsp Stimmen im Orchestergraben: Sop, 2Ms, 3Ten, 4Bar – 2Spr Orchesterbesetzung: 4.2.4.2.Kfg – 4.3.3.1 – 4Perc – Klav – Str Urauff ührung: 14. September 1996, Theater Hagen
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SEKUNDEN UND JAHRE DE S CA SPAR HAUSER (1991/92) Oper in drei Akten und neun Bildern Text: Lukas Hemleb Besetzung: 3Sop, Alt, 4Ten, 4Bar, 4B – Chor Orchesterbesetzung: 3.3.3.3 – 4.3.3.2 – 3Perc – Klav/Cel.Hrf – Str – Bühnenmusik Urauff ührung: 12. April 1992, Städtische Bühnen Dortmund
NACHT MIT GÄSTEN (1987/88) Musiktheater Text: Reinhard Febel nach Peter Weiss Besetzung: 2Sop, Alt, Ten, Bar, B Orchesterbesetzung: 1.0.1.Asax.0 – 1.1.1.0 – 3Perc – Git.Klav – 3.3.3.3.2 Urauff ührung: 15. Mai 1988, Bühnen der Landeshauptstadt Kiel
EU RIDICE (1983) Kammeroper nach Jacopo Peri Text: Helmut Danninger nach Ottavio Rinuccini Besetzung: 2Sop, Msop, 2Alt, 2Ten, Bar, 2B – Chor Orchesterbesetzung: 1.1.0.0 – 1.0.1.0 – 2Perc – 1.0.1.1.1 – Tonb. Urauff ührung: 10. November 1983, Marstall München
Dai Fujikura
( *1977)
erhielt Kompositionsaufträge u. a. von den BBC Proms, dem Lucerne Festival und den Salzburger Festspielen. Zu den Interpreten seiner Werke zählen Pierre Boulez, Jonathan Nott, Gustavo Dudamel und Matthias Pintscher sowie das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das BBC Symphony Orchestra und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Seine erste Oper Solaris wurde im März 2015 am Théâtre des Champs-Élysées, der Opéra de Lille und der Opéra de Lausanne aufgeführt.
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Heiner Goebbels
( *1952)
der zuletzt als Intendant der Ruhrtriennale tätig war, wandte sich Mitte der 1990-er Jahre verstärkt dem Musiktheater zu. Sein erstes Bühnenwerk Surrogate Cities gehört zu den am häufigsten aufgeführ ten zeitgenössischen Musiktheaterwerken. Landschaft mit entfernten Verwandten ist das dritte seiner insgesamt fünf Bühnenwerke, die alle bei Ricordi verlegt sind.
WHEN THE MOUNTAIN CHANGED ITS CLOTHING (2012/13) Musiktheater für gemischten Chor Text: Jean Jaques Rousseau, Gertrude Stein, Adalbert Stifter, Alain Robbe-Grillet u. a. Besetzung: gem. Chor Urauff ührung: 26. September 2012, Jahrhunderthalle Bochum (Ruhrtriennale)
I WENT TO THE HOUSE BUT DID NOT ENTER (2007/08) Szenisches Konzert in drei Bildern für vier Männerstimmen Texte: T. S. Eliot, Maurice Blanchot, Franz Kafka, Samuel Beckett Besetzung: Cten, 2Ten, B Urauff ührung: 28. August 2008, Royal Lyceum Theatre, Edinburgh Festival
SCHWARZ AUF WEISS (1995/96) Musiktheater für achtzehn Musiker Text: Edgar Allan Poe: Shadow, John Webster/ T. S. Eliot: That Corpse aus: The Waste Land, Maurice Blanchot: L’attente l’oubli Orchesterbesetzung: 1.1.1.Bkl.1 – 1.1.1.0 – 2Perc – 2Akk – 3.1.1.1.1 alle Instrumente sind elektronisch verstärkt Urauff ührung: 14. März 1996, Bockenheimer Depot Frankfurt
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SU RROGATE CITIE S (1993/94) für Mezzosopran, Sprechstimme, Sampler und großes Orchester Text: Heiner Müller, Hugo Hamilton, Paul Auster Besetzung: Msop, Sp Orchesterbesetzung: 0.0.2.Bkl.2.Kfg – 4.0.4.2 – Pk.4Perc – Klav.Hrf – Str Urauff ührung: 31. August 1994, Alte Oper Frankfurt
Huang Ruo
( *1976)
kombiniert traditionelle chinesische Musik mit Rock, Jazz und westlicher Avantgarde. Zu den Interpreten seiner Musik gehören Orchester wie New York Philharmonic, Philadelphia Orchestra und San Francisco Symphony. Huang Ruos insgesamt fünf Musiktheaterwerke wurden an der Washington National Opera, der New York City Opera, der Opera Hong Kong und der Houston Grand Opera aufgeführt. Seit 2015 ist Huang Ruo Composer-in-residence des Concertgebouw.
PARADISE INTERRUPTED (2015) Oper in einem Akt Text: Ji Cao, Jennifer Wen Ma, Huang Ruo, Qian Yi Besetzung: weiblicher Kunqu-Gesang, Cten, Ten, Bar, Bbar Orchesterbesetzung: 1.0.1.1 – 0.1.1.0 – Perc – 1.1.1.1.1 – Dizi, Pipa, Sheng Urauff ührung: 22. Mai 2015, Spoleto Festival USA
AN AMERICAN SOLDIER (2014) Oper in einem Akt Text: David Henry Hwang Besetzung: Msop, 2Ten, 2Bar, Bbar, B Orchesterbesetzung: 1.1.1.1 – 1.1.1.0 – Perc – 1.1.1.1.1 Urauff ührung: 13. Juni 2014, Washington National Opera (American Opera Initiative)
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BOUND (2014) Oper in einem Akt Text: Bao-Long Chu Besetzung: Sop, Msop, Bbar Orchesterbesetzung: Fl, Kl, Pos, Klav, Vl, Vlc, Dan Bau, Dan Tranh Urauff ührung: 11. Februar 2014, Houston Grand Opera
Klaus Huber
( *1924)
erlangte 1959 mit der Kammerkantate Des Engels Anredung an die Seele seinen internationalen Durchbruch. Sein einziges Bühnenwerk Schwarzerde wurde 2001 in Basel uraufgeführt. Als Kompositionslehrer unterrichtete er u. a. Wolfgang Rihm, Brian Ferneyhough und Kaija Saariaho. Klaus Huber wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Ernst von Siemens Musikpreis und der Musikpreis Salzburg.
Albert Lortzing
(1801 – 1851)
ist der Hauptrepräsentant der deutschen Spieloper. Er erlangte 1838 seinen Durchbruch mit der Oper Zar und Zimmermann. Seine „Revolutionsoper“ Regina wurde 1998 zum ersten Mal in seiner Originalfassung auf Grundlage der von Ricordi veröffentlichten Kritischen Edition aufgeführt.
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Giovanni Simone Mayr (1763 – 1845)
war der Lehrer von Gaetano Donizetti und gilt mit seinen über 60 Bühnenwerken, die in ganz Europa zur Auff ührung gebracht wurden, als »Vater der italienischen Oper«. Die 1813 vom Teatro San Carlo in Auftrag gegebene Oper Medea in Corinto ist sein bekanntestes und am häufigsten aufgeführtes Werk. Die Kritische Edition seiner Werke erscheint seit 2005 bei Ricordi Berlin.
IL RITORNO D’ ULISSE (1808) Azione eroica per musica in 2 Akten Text: Luigi Previdali Besetzung: 3Sop, 3Ten, 2B – Chor Orchesterbesetzung: 2.2.2.2 – 4.2.0.0 – Pk – Str Bühnenmusik: Ob, Kl, Fg, Hr, Vl Urauff ührung: 1809, Teatro La Fenice
GINEVRA DI SCOZIA (1801) Dramma eroico per musica in 2 Akten Text: Gaetano Rossi Besetzung: 4Sop, 4Ten – Chor Orchesterbesetzung: 2.2.2.2 – 2.2.0.0 – Pk.PH – Hrf – Str Urauff ührung: 21. April 1801, Teatro Nuovo Triest LODOISK A (1796/1799) Dramma per musica in 3 Akten Text: Anonym Besetzung: 4Sop, 3Ten – Chor Orchesterbesetzung: 2.2.2.2 – 2.2.0.0 – Pk –Str Urauff ührung: 26. Januar 1796, Teatro La Fenice
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Giacomo Meyerbeer (1791 – 1864)
ist der wichtigste Vertreter der französischen Grand Opéra des 19. Jahrhunderts. Mit seiner Oper Robert le Diable feierte Meyerbeer 1831 seinen internationalen Durchbruch. Er schrieb insgesamt 17 Bühnenwerke, darunter Les Huguenots, Le Prophète und seine postum uraufgeführte, letzte Oper Vasco de Gama. Die Kritische Edition seiner Werke erscheint seit 1995 bei Ricordi Berlin.
VA SCO DE GAMA (L ‘ AFRICAINE) (1865) Oper in fünf Akten Text: Eugène Scribe Besetzung: 2Sop, 2Ten, Bar, 4B – Chor Orchesterbesetzung: 4.2.2Eh.2.2Bkl.4 – 6.4 Kornette, Ophikleide4.3.0 – 3Pk.Perc – 4Hrf – Str Hinter der Bühne: 2.0.2.2 – 2.0.0.0 – 2Hrf.Kanon Bühnenmusik: 2Picc, 4Flh, 4Cor(alt), 4Hrn, 2Baritonhorn, 4Trp, 6Btba, Perc Urauff ührung: 28. April 1865, Opéra national de Paris
DINORAH (LE PARDON DE PLOËRMEL) (1859) Opéra comique in drei Akten Text: Jules Barbier und Michel Carré Besetzung: 3Sop, 2Ten, Bar, B – 2Schsp – Chor Orchesterbesetzung: 2Picc.2.2.Eh.2.Bkl.2 – 7.2Kornett.4.3.0 – Pk.Perc – Hrf – Str Bühnenmusik: Glsp.Harm.Wind-/Donnermaschine Urauff ührung: 4. April 1859, Opéra-Comique Paris
LE S HUGU ENOTS (1836) Oper in fünf Akten Text: Eugène Scribe und Émile Deschamps Besetzung: 6Sop, 2Alt, 7Ten, 10B – Schsp – Chor – Ballett Orchesterbesetzung: Picc.2.2.2.4 – 4.Ophikleide.4.2Valve-Trp.3.0 – Pk.Perc – 2Hrf – Str Bühnenmusik: Picc.0.2.7.2.Kfg – 4.Ophikleide.5.2.0 – Perc Urauff ührung: 29. Februar 1836, Grand Opéra Paris
LE PROPHÈTE (1849) Oper in fünf Akten Text: Eugène Scribe und Emile Deschamps Besetzung: 2Sop, 1Sop, 2Alt, 8Ten, 10B – Chor – Ballett Orchesterbesetzung: Picc.2.2.Eh.2.BKl.4 – 4.2Cor.Ophikleide.4.2Valve – Trp.3.0 – 4Pk.Perc – 4 Hrf – Str Bühnenmusik: 0.0.0.0 – 3ValveHrn.4TenHrn.2Picc Cor.4Alt Cor.4Ophikleide.2.2.4tba Banda hinter der Bühne Urauff ührung: 16. April 1849, Grand Opéra Paris
MARGHERITA D’ANJOU (1820) Oper in zwei Akten Text: Felice Romani Besetzung: 3Sop, 2Ten, 4B – Chor Orchesterbesetzung: Picc.2.2.2.2 – 4.2.3.Serpent.0 – Pk.Perc – Str Bühnenmusik: Picc.0.0.2.2 – 4.4.2.Serpent.0 – Perc Urauff ührung: 14. November 1820, La Scala Mailand
EMMA DI RE SBU RGO (1818/19) Oper in zwei Akten Text: Gaetano Rossi Besetzung: 2Sop, Alt, 2Ten, Bar – Chor Orchesterbesetzung: 2Picc.2.2.2 – 2.2.2.0 – Pk. – gr. Tr. – Str Urauff ührung: 26. Juni 1819, Teatro San Benedetto
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Olga Neuwirth
( *1968)
wurde im Alter von 22 Jahren mit zwei Mini-Opern nach Texten der Nobelpreisträgerin Elfride Jelinek erstmals international bekannt. Es folgten das erste große Bühnenwerk Bählamms Fest, ebenfalls nach einem Text Jelineks, sowie die Musiktheaterwerke The Outcast, American Lulu und Hommage à Klaus Nomi. 2015 erhielt Olga Neuwirth einen Kompositionsauftrag der Wiener Staatsoper für die Oper Orlando, die im Dezember 2019 uraufgeführt werden soll.
AMERICAN LULU (2006 –2011) Overall concept and new interpretation of Alban Berg’s opera Lulu Text: 1. und 2. Akt adaptiert von Olga Neuwirth und Helga Utz nach der engl. Übersetzung von Richard Stokes und Catherine Kerkhoff-Saxon; 3. Akt von Olga Neuwirth, ins Englische übersetzt von Catherine Kerkhoff-Saxon Besetzung: Sop, Bar, 2Ten, 2B, Blues-Sänger – 2Spr Orchesterbesetzung: 1.0.1.Bkl.Ssax.Asax.Barsax.0 – 0.2.2.1 – 2Perc.Jazz-Perc – E-Git.Synth.Samp – 2.2.2.2.2 Urauff ührung: 30. September 2012, Komische Oper Berlin
Emmanuel Nunes (1941 –2012)
erhielt Kompositionsaufträge u. a. vom Ensemble Intercontemporain, dem IRCAM und Radio France. Zu den Interpreten seiner Werke zählten das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Ensemble Modern und das Arditti Quartett. Der Gattung Oper wandte sich Emmanuel Nunes erst spät zu. Sein erstes Bühnenwerk Das Märchen wurde 2008 in Lissabon uraufgeführt. Drei Jahre vor seinem Tod folgte die Urauff ührung seiner zweiten und letzten Oper La Douce in Porto.
DA S MÄRCHEN (LE CONTE , DIT DU SERPENT VERT) (2002 –2007) Oper in einem Prolog und zwei Akten für acht Solostimmen, fünf Schauspieler, Tänzer, gemischten Chor, großes Orchester, MIDI-Keyboard und Live-Elektronik Text: Emmanuel Nunes nach Das Märchen von J. W. v. Goethe Besetzung: 2Sop, Alt, Cten, 2Ten, 2B – 5 Schsp – Chor – Tänzer Orchesterbesetzung: 4.4.4.Kbkl.2.2Kfg – 6.3.Picctr.3.Bpos.0.Euph – 6Perc – 2Hrf. MIDI-Keyb – Str – Live-El. Urauff ührung: 25. Januar 2008, Teatro Nacional São Carlos Lissabon
BÄHL AMMS FE ST (1997/98) Musiktheater in 13 Bildern nach Leonora Carrington Text: nach der Übersetzung von Heribert Becker von Elfriede Jelinek Besetzung: 2Sop, Ms/Spr, Alt, Cten, Bar, 2Kst – Spr Orchesterbesetzung: 1.0.1.Bkl.Ssax.Kfg.Kinderokarina – 1.2.1.1 – 2Perc – Klav.EGit.Akk.Theremin-Vox – 2Vl.Vla.2Vc – Kinderratsche – Elektr./Live-El.Samp.Filme Urauff ührung: 19. Juni 1999, Wiener Festwochen
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Enno Poppe
( *1969)
Rolf Riehm
( *1937)
erhielt Kompositionsaufträge u. a. von den Salzburger Festspielen, den Berliner Festwochen und dem Ensemble Intercontemporain. Zu den Interpreten seiner Musik zählen Dirigenten wie Pierre Boulez, Susanna Mälkki und Emilio Pomárico sowie das Los Angeles Philharmonic Orchestra, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Deutsche SymphonieOrchester Berlin, das Arditti Quartet und das Ensemble Modern.
studierte bei Wolfgang Fortner und war von 1976 bis 1981 Mitglied des legendären »Sogenannten Linksradikalen Blasorchesters«. Seine Werke wurden u. a. von der Staatsoper Stuttgart, dem hr-Sinfonieorchester, dem Ensemble Modern und dem Klangforum Wien aufgeführt. Seine beiden Bühnenwerke Das Schweigen der Sirenen und Sirenen: Bilder des Begehrens und des Vernichtens entstanden im Abstand von 20 Jahren.
ARBEIT NAHRUNG WOHNUNG (2006 –2007) Bühnenmusik für 14 Herren Text: Marcel Beyer Besetzung: 2Spr/Sänger, Cten, Ten, Bar, B Ensemble: 4Perc, 4Keyb Urauff ührung: 17. April 2008, Muffathalle, Münchner Biennale
DA S SCHWEIGEN DER SIRENEN (1994) Musiktheater Text: Franz Kafkas Das Schweigen der Sirenen Besetzung: 5Sop, Msop – 2Spr Orchesterbesetzung: 4.4.2.Bkl.Kbkl.Asax.Bsax.4 – 4.6.4.1 – Pk.3Perc – Key. E-Org. Akk – Str Urauff ührung: 9. Oktober 1994, Staatsoper Stuttgart
INTERZONE (2003/2004) Lieder und Bilder für Stimmen, Video und Ensemble Text: Marcel Beyer Besetzung: 2Sop, Alt, Cten, B – Spr/Bar Orchesterbesetzung: 1.1.3.2Sax.0 – 2Perc – 2Keyb.Akk Urauff ührung: 2. September 2004, Haus der Berliner Festspiele
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Gerhard Stäbler
( *1949)
komponierte Auftragswerke für den Bayerischen Rundfunk, das Mainfrankentheater Würzburg, das hr-Sinfonieorchester, das Festival Musica Viva sowie das Ensemble Modern, das Arditti Quartett und das Kairos Quartett. Sein umfangreiches Oeuvre beinhaltet insgesamt sieben Bühnenwerke. Zuletzt wurde The Colour im April 2015 in Würzburg uraufgeführt.
THE COLOU R (2013 –2014) Text: Hermann Schneider Besetzung: 2Sop, Msop, 2Bar, 3Ten, 2B – Sprecher – Chor Orchesterbesetzung: 3.3.3.3 – 4.3.3.1 – Pk.Perc – Hrf.Akk – Str Urauff ührung: 24. April 2015, Mainfranken Theater Würzburg
CA SSANDRA COMPLEX (1993/94) Musiktheater nach Kassandra von Christa Wolf Text: Hanns-Werner Heister nach Christa Wolf Besetzung: 2Sop, 2Msop, 2Alt, 2Ten, 2Bar, B – Chor Orchesterbesetzung: 2.2.Eh.2.Bkl.2.Kfg – 4.2.2.2 – 4Perc – 2Klav.Hrf – Str Urauff ührung: 29. April 2000, Hessisches Staatstheater Wiesbaden
SÜNDE. FALL. BEIL. (1990/91) Königliche Oper in fünf Akten Text: Andreas F. J. Lechner nach Alexandre Dumas d. Ä. Drama Catherine Howard Besetzung: KolSop, Alt, 2Ten, 3Bar, 2B – Spr Orchesterbesetzung: 1.1.1.1 – 1.1.1.1 – 3Perc – Klav.Akk.Hrf – Str – Tonb Urauff ührung: 16. Mai 1992, Marstall (Münchener Biennale)
Alexander von Zemlinsky
ERLÖST ALBERT E. (2011 –2012) Musiktheater Text: Matthias Kaiser Besetzung: KolSop, Sop, 2Ten, 2Bar, B, Knst – Spr/ Vl, Schsp/St – 2Tänzer – Chor – Ballett Orchesterbesetzung: 2.2.2.2 – 4.2.2.1 – Pk.4Perc – Hrf – Str Urauff ührung: Juni 2014, Theater Ulm
[VOIX (TIME)] (1997-98) Multimediales Projekt in Zusammenarbeit mit den Komponist(inn)en Suyeon Hong, Vadim Karassikov, Ernst-August Klötzke, Jeff rey Kowalkowski, Michael Maierhof, Michael Oesterle, Kunsu Shim, Amnon Wolman und den Videokünstlern Heiko Daxl, Hartmut Jahn und Veit-Lup Besetzung: 6Sop Orchesterbesetzung: Kl, Pos, Perc, Klav, Akk, Vl, Kb, Tonb, Video Urauff ührung: 1. August 1999, Akademie für Tonkunst Darmstadt
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(1871 – 1942)
war als Lehrer von Arnold Schönberg einer der zentralen Komponisten der Wiener Moderne, seine Werke gerieten jedoch nach seinem Tod in Vergessenheit. In den 1970-er Jahren setzte eine Wiederentdeckung seiner Musik ein, seit der Uraufführung von Der Traumgörge im Jahr 1980 in Nürnberg erfreuen sich seine Bühnenwerke wieder großer Beliebtheit. Ricordi bereitet zurzeit eine Kritische Edition seiner Oper Es war einmal… vor. DER KÖNIG K ANDAULE S (1935 – 1936) Drama in drei Akten von André Gide Text: Deutsche Umdichtung von Franz Blei Libretto von Alexander von Zemlinsky Besetzung: Sop, 4Ten, 3Bar, 4B – Männerchor Orchesterbesetzung: 3.3.3.Asax.3 – 4.3.3.Bass-Tb – Pk.3Perc – Cel.Hrf – Str Bühnenmusik: 2Fl, Tamb, Hrf, Vla Urauff ührung: 6. Oktober 1996, Staatsoper Hamburg
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E S WAR EINMAL … (1897 – 1899) Märchenoper in einem Prolog und drei Aufzügen Text: Maximilian Singer nach Holger Drachmanns gleichnamiger Komödie Besetzung: 2Sop, 2Ten, 2Bar, 3B – Chor Orchesterbesetzung: 3.2.2.3 – 4.2.3.1 – Pk.Perc – 2Hrf – Str Bühnenmusik: 2Picc, 3Hrn, 4Trp, Perc, Solo-Vl Urauff ührung: 22. Januar 1900, Hofoper Wien
EIN LICHTSTRAHL (1901) komponiert für Ernst von Wolzogens literarisches Variété Überbrettl Mimodram mit Klavierbegleitung von Oskar Geller Besetzung: 3Pantomimen Instrument: Klav. Urauff ührung: 23. April 1992, Konzerthaus Wien
SAREMA (1893 /95) Oper in 3 Abteilungen Text: Adolf von Zemlinsky nach Rudolf von Gottschalls Die Rose vom Kaukasus Besetzung: Sop, 3Ten, 2Bar, 2B – Chor Orchesterbesetzung: 3.2.2.2 – 4.2.3.1 – Pk.Perc – Hrf – Str Bühnenmusik: 2Trp, 4Hr Urauff ührung: 10. Oktober 1897, Königliches Hof- und Nationaltheater München
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G. Ricordi & Co. Bühnen- und Musikverlag GmbH Part of Universal Music Publishing Classical Stralauer Allee 1, D-10245 Berlin E-Mail: UMPG.Classical@umusic.com Tel.: +49 (0) 30 52007-1323 www.ricordi.de Facebook: www.facebook.com/ricordi.umpc Twitter: twitter.com/Ricordi_UMPC Universal Music Publishing Germany, 2015 Design: Katrin Bahrmann, www.fws-berlin.de Redaktion: Daniela Brendel, Julia Eder, Jens Wernscheid Photos: Hans-Jörg Michel (Eötvös: Tri Sestri), Vincent Pontet (Fujikura: Solaris), Monika Rittershaus (H. Goebbels: Landschaft mit entfernten Verwandten; Poppe: IQ), Ken Howard (Huang: Dr. Sun Yat-Sen), Sebastian Hoppe (Huber: Schwarzerde), Tanja Dorendorf (Mayr: Medea in Corinto), www.arenapal.com (Meyerbeer: Robert le Diable), Stage Picutre / Thomas M. Jauk (Stäbler: Madame La Peste), A. T. Schaefer (Zemlinsky: Der Traumgörge)
BERLIN