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Interview Artenschutz-Gutachterin

Den Spatzen auf der Spur

Artenschutzgutachterin Marilyn Schindelarz fahndet auf Baustellen nach tierischen Untermietern

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Was genau macht man ei-

Marilyn gentlich als ArtenschutzSchindelarz gutachter*in am Gebäude? Wir untersuchen, ob es bei Gebäudesanierungen im Rahmen des Bauvorhabens zu Beeinträchtigungen von gebäudebewohnenden Arten, also Vögeln und Fledermäusen, kommen kann. Das heißt, wir gehen raus, idealerweise im Jahr davor, führen Ein- und Ausflugskontrollen durch und schauen, ob es an den Gebäuden interessante Strukturen wie Spalten oder auch schon Indizien für Lebensstätten gibt, also ob zum Beispiel Nistmaterial unter dem Attikablech heraushängt. Wenn Lebensstätten betroffen sind, ist es unsere Aufgabe, Lösungen zu finden. Wir erstellen dann ein Ausgleichskonzept und betreuen gegebenenfalls das Bauvorhaben im Rahmen einer ökologischen Baubegleitung.

Wie schwierig ist es, den Artenschutz auf einer Baustelle durchzusetzen?

Es kommt darauf an. Manche Bauherrschaften sind nicht so begeistert, andere wollen von vornherein den Artenschutz beachten und Nistkästen anbringen. Wir bewegen wir uns ja auf Basis rechtlicher Vorgaben, und im Ernstfall können der Bauherrschaft Konsequenzen wie Schutzzonen oder sogar ein Baustopp drohen. Es liegt also in ihrem eigenen Interesse, auf uns zu hören. Letztlich sind die Kosten für den Artenschutz im Vergleich zu gering, um dafür einen Baustopp zu riskieren.

Was waren deine größten Erfolge?

Ich freue mich immer, wenn ich an einem Haus vorbeikomme, und die Nistkästen, die ich mitgeplant habe, werden fleißig genutzt.

Man hört manchmal Kritik, dass Gutachter*innen nicht unabhängig sind, weil ihr ja von der Bauherrschaft beauftragt werdet. Wie siehst du das?

Ich persönlich denke, wir machen diesen Job, weil wir etwas für den Artenschutz tun wollen und uns die Tiere am Herzen liegen. Außerdem ist die Beauftragung eines Gutachters ja oft einfach Pflicht.

Naturschützer*innen fordern eine obligatorische Baubegleitung für alle Projekte. Ist das realistisch?

Natürlich ist es wünschenswert, dass jedes Bauvorhaben ökologisch begleitet wird. Allerdings gibt es derzeit zu wenige Gutachter*innen. Wir müssen schon jetzt manchmal neue Aufträge ablehnen, weil die Kapazitäten nicht ausreichen.

Warum mangelt es an Gutachter*innen?

Ich glaube, es liegt vor allem daran, dass viele junge Leute gar nicht wissen, dass es diesen Beruf gibt. Ich zum Beispiel bin Landschaftsarchitektin und eher zufällig über meine Abschlussarbeit im Bereich Umweltplanung zum Artenschutz gekommen. Man müsste mehr über den Beruf informieren und Werbung machen, zum Beispiel an den Universitäten. Da ist der NABU Berlin ja auch schon aktiv.

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