FREISTIL
DIE RHEINPFALZ AM SONNTAG
SEITE 16
23. SEPTEMBER 2012
Sei ein Frosch! Boris Becker ist schleimig, Prinz Charles glitschig und Beyoncé ziemlich behaart. Das kommt davon, wenn Forscher ihren Entdeckungen prominente Namen verpassen. Nicht immer dürfte sich der Pate geehrt fühlen. Von Anna Flämig
PRINZ CHARLES Ganz ohne Kuss hat sich dieser Frosch in einen Prinzen verwandelt. „Hyloscirtus princecharlesi“ ist eine seltene Amphibie, die 2008 von Luis Coloma in Ecuador entdeckt wurde. Mit der Namensgebung würdigte der ecuadorianische Wissenschaftler den Einsatz des britischen Thronfolgers für den tropischen Regenwald. Und wenn Prinz Charles dann irgendwann die Nachfolge von Queen Elizabeth antritt, hat die Natur ihren ersten Froschkönig. Noch eine Bitte an alle Prinzessinnen: Werfen Sie den braunen Frosch mit den orangefarbenen Punkten nicht an die Wand. Es gibt nur noch wenige Exemplare von „Hyloscirtus princecharlesi“. Bleibt nur noch die Frage offen, warum der Nacktmull nicht nach Prinz Harry benannt wurde. (fotos: luis a. coloma/centro jambatu, afp)
LORIOT Der Erfinder der Steinlaus („Petrophaga lorioti“) ist seit Kurzem auch Pate einer knapp zwei Millimeter großen Spinne. „Otacilia loriot“ hat zwar keine Nudel im Gesicht, aber sie erinnerte ihren Entdecker Peter Jäger trotzdem an den 2011 verstorbenen Vicco von Bülow: „Loriot hat immer das Komische im normalen, alltäglichen Leben gesucht. Da fand ich es passend, eine Spinne nach ihm zu benennen, die auf den ersten Blick keine Besonderheiten zeigt“, sagte der Forscher. (fotos: peter jäger/senckenberg, dapd)
ADOLF HITLER „Anophthalmus hitleri“ ist braun, blind und klein. Der augenlose Krabbler gehört zur Familie der räuberischen Laufkäfer. Kein Wunder also, dass der deutsche Käfersammler Oscar Scheibel seine Entdeckung 1937 nach Adolf Hitler benannte. Für den Käfer begann damit der Untergang. Er wurde zum beliebten Sammlerobjekt und ist heute vom Aussterben bedroht. (fotos: nhm, afp)
BEYONCÉ Sie ist die Diva unter den Pferdebremsen, die „Scaptia beyonceae“. Zu verdanken hat sie den Namen ihren Rundungen, die Entdecker Bryan Lessard an das schön geformte Hinterteil seiner Lieblingssängerin Beyoncé erinnerten. Die verpackt der Popstar nämlich gerne in goldene Abendkleider. Bootylicious! (fotos: rtr) BORIS BECKER Seine Fans kennen zwar die „Beckerrolle“, den „Beckerblocker“ oder die „Beckerfaust“, von der „Bufonaria borisbeckeri“ dürften aber die Wenigsten gehört haben. Der Münchner Biologe Manfred Parth machte den Tennisspieler 1996 zur Schnecke, genauer gesagt zu einer Meeresschnecke, die bei den Philippinen vorkommt. (fotos: guido & philippe poppe/www.conchology.be, dapd)
BILL GATES Er tut so, als ob er gefährlich wäre, ist in Wirklichkeit aber harmlos. Der fliegende Namensvetter von Microsoft-Gründer Bill Gates gehört zu den Schwebfliegen, die wie Bienen oder Wespen aussehen, aber keinen Stachel haben. „Eristalis gatesi“ lebt in den Nebelwäldern von Costa Rica. Ob sich Bill Gates darüber gefreut hat, dass ein tierischer Hochstapler nach ihm benannt wurde, ist nicht bekannt. (fotos: united states department of agriculture, rtr)
ELVIS Auch der King of Rock‘n‘Roll stand Pate für ein Krabbeltier. Die Röhrenspinne aus Simbabwe hört auf den Namen „Paradonea presleyi“. Ihr samtiges Äußeres erinnerte den Spinnenforscher Jeremy Miller und seine Kollegen an Elvis. Allerdings nicht an seine samtene Stimme, sondern an die kitschigen Gemälde des Kings auf Samt. (fotos: miller, griswold, scharff, rezác, szuts, marhabaie, afp)
UDO LINDENBERG „Heteropoda udolindenberg“ sollte wie sein Pate Sonnenbrille tragen. Dann sähe die Riesenkrabbenspinne gleich netter aus. Der Spinnenforscher Peter Jäger hat das rötlichbraune Exemplar in Bukittinggi auf Sumatra entdeckt. (fotos: peter jäger/senckenberg, dapd)
GEORGE W. BUSH Als Präsident braucht man manchmal einen dicken Panzer. Zum Beispiel, wenn Wissenschaftler einen Schleimpilz fressenden Schwammkugelkäfer „Agathidium bushi“ nennen. Weitere Arten der Gattung, die die Forscher der Cornell University in Mexiko fanden, heißen „Agathidium cheneyi“ und „Agathidium rumsfeldi“. Im Gegensatz zu seinen mexikanischen Artgenossen lebt Bushs Käfer zumindest in den USA. (fotos: cornell university, afp) RSG_16