Perspektive LEBEN 01/2014

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Perspektive DAS SCHWEIZER MAGAZIN FÜR MENSCHEN MIT KREBSDIAGNOSE UND IHRE ANGEHÖRIGEN

LEBEN AUSGABE 1 ∙ MÄRZ 2014

Diagnose Brustkrebs Eine Betroffene erzählt

Meilensteine der Krebsmedizin Die Therapien werden immer besser

Entdecken Sie kostbare Momente Was die Geschäftsführerin der Krebsliga rät

Nebenwirkungen abfangen Wie Chemotherapie gut vertragen wird

ähren n r e d n u s Ge

Brustkrebs

Warum Frauen hoffen dürfen


Die Sprache des Lebens in lebenswichtige Medikamente umsetzen. Wir bei Amgen glauben, dass die Antworten auf die dringendsten Fragen der Medizin in der Sprache unserer DNA formuliert sind. Als Pioniere der Biotechnologie setzen wir unser tiefes Verständnis dieser Sprache für die Entwicklung lebenswichtiger Medikamente ein, besonders für diejenigen Patienten, für deren spezifische Erkrankungen bis heute nur wenige oder keine effektiven Therapien zur Verfügung stehen – um deren Gesundheit und Lebensqualität entscheidend zu verbessern. Weitere Informationen über Amgen finden Sie unter: www.amgen.ch

AMGEN SWITZERLAND AG Dammstrasse 21 Postfach 1459 6301 Zug www.amgen.ch ©03-2014 AMGEN SWITZERLAND AG


VORWORT · PERSPEKTIVE LEBEN

Informationen liefern – Ängste nehmen Liebe Leserin, lieber Leser, Alle Themenfelder der Onkologie – von der Krebserkrankungen im eigenen Umkreis maKrebsprävention, der Früherkennung, der chen betroffen und werfen viele Fragen auf. Diagnostik, bis hin zur Therapie – werden Nehmen Sie mich: Letzte Woche war ich bei der Mammografie. Dieses Mal habe ich die von Fachjournalisten für Perspektive LEBEN lesefreundlich und verständlich aufbereitet. Einladung des Thurgauer Programmzentrums Ein wissenschaftlicher Beirat und die Krebsfür Brustkrebsfrüherkennung nicht einfach im liga Schweiz wirken mit, garantieren die SeOrdner «Susanne Krankenkasse» abgelegt wie riosität und helfen bei der Themenauswahl. vor zwei Jahren. Warum? Weil zwei meiner Bekannten an Brustkrebs erkrankt sind und ich Angst bekam, dass ich die Nächste sein könnDr. med. te. Zudem habe ich mich intensiv mit dem Es gibt mehr als 200 verschiedene Formen Susanne Schelosky, von Krebs, darunter gut behandelbare und Schwerpunktthema Brustkrebs für dieses erste Projektleiterin und heilbare, sogar weitgehend harmlose. Aber Ausgabe von Perspektive LEBEN befasst. Die Redaktorin Mammografie war nicht gerade angenehm, auch bei unheilbaren und weit fortgeschritaber rasch durchgestanden. Und nun habe ich tenen Krebserkrankungen gibt es Behandlungsmöglichkeiten, und Betroffene können oft noch es schwarz auf weiss, dass zwei qualifizierte Fachärzte keinen Hinweis auf Brustkrebs in den Aufnahmen gefunden viele Jahre trotz der Erkrankung bei guter Lebensqualihaben. Meine akute Angst vor Brustkrebs ist damit weg. tät verbringen. Über Häufiges wird es häufig zu berichVorerst – achtsam werde ich trotzdem bleiben. ten geben, aber es soll auch Raum für Besonderes sein. Perspektive LEBEN bietet Lese- und Diskussionsstoff zum Stellenwert von komplementären und alternativen Über 37 000 Menschen Methoden und wird vor unlauteren Angeboten warnen. Informationen in der Schweiz erhalten und Geschichten jährlich die Diagnose, zum Mutmachen dass sie an Krebs erWir von Perspektive LEBEN wünschen Ihnen für die krankt sind. Für sie und schwierige Zeit einer Krebserkrankung, dass Sie Menihre Angehörigen beginnt schen in Ihrem Umkreis finden, die Ihnen Ängste nehdamit eine Zeit des Hoffens und Bangens, der intenmen und Hoffnung geben. siven Gespräche mit Ärzten und Fachleuten und von wichtigen Entscheidungen. Perspektive LEBEN, die neue Zeitschrift der Medical Tribune, will Krebspatienten und Herzlichst, ihre Angehörigen mit aktuellen Informationen und vor allen Mutmach-Geschichten begleiten. Es werden nicht nur die nüchternen Fakten hinter den bösartigen Krankheiten, sondern auch die Menschen mit ihren Bedürfnissen, Sorgen und Nöten zu Wort kommen. Susanne Schelosky

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Perspektive leben · INHALT

19 Darmkrebs: Durchhalten und gewinnen – eine Betroffene erzählt

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Brustkrebs: Warum Frauen hoffen können

Leukämie: Die neuen guten Chancen

Themenschwerpunkt Brustkrebs 6

Warum Frauen Hoffnung schöpfen Erstaunlich, welche Fortschritte die Medizin in den letzten Jahren gemacht hat

8 Brustkrebszentren in der Schweiz Warum Zertifizieren wichtig ist

12 Knochenmetastasen So werden sie früh erkannt und behandelt

36 Diagnose Brustkrebs Sehr persönliche Erfahrungen einer Betroffenen: «Mit einer Ritterrüstung statt BH hatte ich nicht gerechnet»

Menschen und Erfahrungen 10 Die Krebsliga ist immer für Sie da Interview mit Dr. Kathrin Kramis-Aebischer, CEO der Krebsliga Schweiz

14 Acht Jahre Überleben mit Nierenkrebs Ein Patient und sein behandelnder Onkologe betonen, wie wichtig es ist, die Medikamente zu nehmen

19 «Schlapp machen gilt nicht!» Wie schafft man es, mit Darmkrebsdiagnose guten Mutes zu bleiben? Karin Endres, heute 63, erzählt

Medizin und Forschung 16 So wirken Wachstumshemmer gegen Krebs Tyrosinkinase: Ein sperriges wissenschaftliches Wort – aber für die Patienten hat es heute grosse Bedeutung

22 Eierstockkrebs Mit den neuen Medikamenten können Patientinnen heute länger überleben

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Fotos: thinkstock (3), Foto: fotolia/cranach

Heilsversprechen: Misstrauen Sie dubiosen Angeboten

24 Meilensteine der Krebsmedizin Wie Forschung und Technik dazu beitragen, dass die Krankheit Krebs immer besser behandelt werden kann

30 Leukämie: Gute Chancen durch den Fortschritt Warum die Therapie bei der chronisch myeloischen Leukämie heute so erfolgreich ist

32 Krebsmarker Welche Bedeutung haben sie für die Therapie?

18 Patienten fragen – Experten antworten

Rat und Hilfe 27 Fallen Sie nicht auf Scharlatane herein Misstrauen Sie zweifelhaften Angeboten von selbsternannten Heilern

Leben und Gesundheit 34 Hilfe gegen Nebenwirkungen Wie die Chemotherapie heute besser vertragen wird

40 Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut Was Ihnen hilft, Ihre Haut während der Therapie schön und geschmeidig zu halten

42 Tipps für gesundes Essen und Trinken Gutes Essen hält Leib und Seele bei Laune

Service-Rubriken  3 Editorial 39 Fachwörter-Lexikon 46 Wissenschaftlicher Beirat 46 Impressum

Möchten Sie uns Ihre persönliche Frage stellen? info@medicaltribune.ch


PUBLIREPORTAGE

Molekulares Tumorprofil: Mithilfe neuer Diagnosemethoden den Tumor gezielt bekämpfen Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und die stete Verbesserung von Technologien ermöglichen es heute, Molekülstrukturen von Krebs genau zu analysieren und damit einen einzigartigen «Fingerabdruck» des Tumorgewebes zu erstellen. Mithilfe dieser Beschreibung des Krebses, dem sogenannten molekularen Tumorprofil, ist es für den Arzt möglich, eine zu dem individuellen Tumor passende Therapie auszuwählen. Dies erhöht die Chance auf einen Behandlungserfolg und vermeidet unnötige Therapien. Nicht alle Patienten sprechen gleichermassen gut auf eine Therapie an. Ursache hierfür ist, dass jeder Mensch seine ganz eigene genetische Ausstattung mit persönlichen Besonderheiten aufweist (den «Fingerabdruck»). Das führt unter anderem auch dazu, dass die gleiche Krankheit bei verschiedenen Menschen unterschiedliche Ursachen aufweisen kann oder dass Medikamente unterschiedlich effektiv wirken. Die individuelle genetischen Tumoreigenschaften zu identifizieren und entsprechend die passende Behandlung auszuwählen, ist Ansatz der individualisierten oder personalisierten Medizin. Die Tumoreigenschaften bestimmen die Therapie Grundlage für diese massgeschneiderte Krebsbehandlung sind neue diagnostische Methoden, wie die molekular-genetische Untersuchung von Tumorgewebe, die das Ziel haben den «Fingerabdruck» zu analysieren. Dabei wird eine Tumorgewebeprobe auf spezifische Veränderungen von Strukturen hin untersucht, die für Tumorwachstum und -ausbreitung oder für die Aggressivität einer Krebserkrankung verantwortlich sind. Diese Strukturen bezeichnet man auch als «Biomarker» - und die Zusammenfassung aller Biomarker, die den Tumor charakterisieren, als «molekulares Tumorprofil» (oder «Fingerabdruck»). Die individuellen Veränderungen im «Fingerabdruck» geben Hinweise, welche speziell entwickelten Medika-

mente, sog. zielgerichtete Therapien, Wachstum und Ausbreitung des Tumors hem men können, weil sie genau diese Tumorstrukturen angreifen. Mithilfe der Identifizierung der speziellen Tumoreigenschaften bzw. des Biomarkerprofils durch spezielle molekularbiologische Testmethoden ist es also möglich, eine Auswahl aus verschiedenen Krebsmedikamenten zu treffen und die am besten für den individuellen Patienten geeignete Therapie auszuwählen. Mehr erfahren Sie unter: http://carismolecularintelligence.eu/de/ Caris Life Sciences® International CityGate Building C St. Jakobsstrasse 199 CH-4052 Basel Switzerland Telefon: +800 12 12 30 30 E-Mail: EUCustomerServices@carisls.com


Perspektive leben · Brustkrebs

Brustkrebs

Warum Frauen Hoffn Wer diese Diagnose erfährt, ist nicht allein: Jede zehnte Frau hört im Lauf ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs – allein 2012 waren es in der Schweiz rund 5500 Frauen. Doch die Chancen für Betroffene stehen besser denn je.

Brustkrebs. Keine Frage: Diese Diagnose konfrontiert

die betroffenen Frauen mit einer ernst zu nehmenden Krankheit. «Doch bitte keine Panik!», mahnt Prof. Dr. Christian Jackisch, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Offenbach. Der erfahrene Mediziner, zudem Vorsitzender der Hessischen Krebsgesellschaft, betont: «Brustkrebs ist sicherlich eine ernste Erkrankung. Aber nur sehr selten ein Notfall!»

In Ruhe informieren – und mitmachen

Brustkrebs hat an Schrecken verloren

Die wichtige Botschaft, die aus diesen Worten spricht, lautet: Der früher so gefürchtete Brustkrebs hat durch die Fortschritte der Medizin, der Technik und der Pharmazie viel von seinem Schrecken verloren. «Heute werden schon 70 % der Betroffenen allein durch eine Operation geheilt», unterstreicht Prof. Dr. Jackisch den aktuellen Stand der Heilungschancen. Er fügt an: «Ganz entscheidend für einen positiven Behandlungsverlauf ist auch, dass die Patientin aktiv bei ihrem Heilungsprozess mitmacht und an den Erfolg glaubt. Und dazu hat sie heute allen Grund!»

Operation – Brusterhaltung und Ästhetik

Welchen Ratschlag gibt der erfahrene Krebsarzt den Brustkrebspatientinnen? Prof. Dr. Jackisch nennt drei wichtige Punkte für Frauen, die die Diagnose erhalten: n Suchen Sie sich ganz bewusst den Arzt Ihres Vertrauens aus:

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«Ein gutes Vertrauensverhältnis ist genauso wichtig wie die fachlichen Fähigkeiten», sagt der Experte. «Es muss über alle Fragen offen gesprochen werden können. Und nichts darf schöngeredet werden!» n Nach der Diagnose gilt: Erst einmal in Ruhe die weiteren Behandlungsschritte planen. Denn die moderne Therapie ist mittlerweile hoch individualisiert – und bietet gerade deshalb den Patientinnen eine Menge neuer Chancen. n Sprechen Sie über Ihre Sorgen und Befürchtungen ganz offen mit Ihrem Arzt. Er versteht Sie – und kann aufgrund seines Wissens manche unbegründete Furcht nehmen.

Die nach wie vor wichtigste Therapiemethode ist die Brustkrebs-Operation. Sie wird oft immer noch mit einer Entfernung der Brust gleichgesetzt. Ein Missverständnis! Denn die Brustkrebs-Operation wird – anders als noch vor 20 Jahren – in der Regel so durchgeführt, dass die weibliche Brust in ihrer natürlichen Form erhalten werden kann. In rund drei Viertel aller Fälle bleibt die Brust erhalten – und das sogar fast ausnahmslos in der ästhetisch gewünschten Form. Selbst dort, wo in wenigen Fällen eine Brust entfernt werden muss, gibt es mittlerweile sehr gute Möglichkeiten der Brustrekonstruktion. Dies geschieht entweder mit einem Implantat oder mit körpereigenem Gewebe. Ein grosser Schritt in der schonenden Behandlung von Brustkrebs ist die Einführung des Konzepts der sogenannten Wächterlymphknoten. Als Wächterlymphknoten werden solche Lymphknoten bezeichnet, die nahe


Brustkrebs · Perspektive leben

nung schöpfen können eines bösartigen Tumors zu finden sind. So wird bei einer Operation beispielsweise untersucht, ob in diesen Lymphknoten bereits Tumorzellen zu finden sind. Sollte dies der Fall sein, so finden sich wahrscheinlich auch noch mehr Metastasen in der Umgebung. Sind dagegen die Wächterlymphknoten frei von Tumorzellen, können die Ärzte davon ausgehen, dass weitere Lymphknotenmetastasen eher nicht vorliegen werden. Deshalb kommt diesen Wächterlymphknoten in der Diagnostik und der Therapie eine besondere Rolle zu. Denn sind keine Tumorzellen erkennbar, kann der behandelnde Arzt auf die Entfernung weiterer Lymphknoten verzichten – was die Patientin schont.

Systemtherapie – für jeden Fall extra Eine nächste Variante, den Brustkrebs wirkungsvoll zu bekämpfen, ist die Systemtherapie. Mithilfe dieser Therapie sollen alle im Körper zirkulierenden Tumorzellen aufgespürt und zerstört werden. Dies geschieht mithilfe neu entwickelter Medikamente, die die Krebszellen an der Teilung hindern können. Zur Systemtherapie gehören die antihormonelle Therapie (meist Tabletten), die Chemotherapie, aber auch der Einsatz von Antikörpern. Hierzu erfolgen die Therapieplanungen mit Experten aller beteiligten Fachrichtungen im Rahmen einer speziell für die Patientin abgehaltenen Tumorkonferenz, sowohl vor als auch nach der Operation. Die Chemotherapie kann heute sehr individuell angepasst werden. Sie kommt in unterschiedlichen Situationen zum Einsatz – bei metastasierten Karzinomen genauso wie bei Karzinomen im Frühstadium. Sie kann entweder eine vorherige oder spätere Ergänzung zur Operation darstellen. Sie macht den Brusttumor entweder operabler oder dient als Zusatzbehandlung.

Wie der Fortschritt die Chancen verbessert Bei den meisten Frauen kann Brustkrebs heute in eine «chronische Krankheit» verwandelt oder sogar geheilt werden. Die drei wichtigsten Fortschritte sind: n Früherkennung: Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto bes-

ser. Acht von zehn Frauen mit frühen Stadien werden geheilt. n Brustkrebszentren: Dort stellt ein Team aus verschiedenen

Fachrichtungen sicher, dass die Patientinnen stets von medizinischen Fortschritten und dem aktuellen Wissen profitieren. n Individuellere Therapie: Ein erfolgreiches Beispiel ist der ­HER2-positive Brustkrebs, der jede fünfte Patientin betrifft. Früher hatten diese Frauen schlechtere Überlebenschancen – mit zielgerichteten Medikamenten hat sich dies geändert.

pieerfolg entscheidend ist die Absprache mit dem Arzt über alle Therapien, um Nebenwirkungen auszuschliessen.

Strahlentherapie – zielgenau gegen Krebs Eine weitere Therapieform ist die Strahlentherapie. Sie gehört mit der Operation und der medikamentösen Therapie zu den drei wichtigsten Therapien bei Brustkrebs. Die Wirkung der Strahlentherapie beruht auf der Bestrahlung und damit Schädigung von Brustkrebszellen. Die Strahlentherapie ist immer Bestandteil einer die Brust erhaltenden Operation. Aber auch nach einer Brustamputation kann eine zusätzliche Bestrahlung erforderlich werden. Mit der Strahlentherapie können Tumore zielgenau getroffen werden, ohne andere Organe zu schädigen. Nebenwirkungen gibt es kaum – bis auf eine: Die Haut kann in Mitleidenschaft gezogen werden.

Nebenwirkungen – heute beherrschbar

Brustkrebszentren: Garanten für Qualität

Natürlich hat auch eine Chemotherapie Nebenwirkungen – wie etwa Erschöpfung und Müdigkeit, Übelkeit, Durchfall oder Appetitlosigkeit. Das Auftreten und die Ausprägungen hängen aber auch von der Konstitution der Patientin ab. «Die gute Nachricht dabei ist: Die Nebenwirkungen dauern meist nur kurze Zeit!», sagt Prof. Dr. Jackisch. Er empfiehlt, zur besseren Bewältigung der Behandlung körperlich aktiv zu bleiben, sich so viel wie möglich an frischer Luft zu bewegen und auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung zu achten. Unterstützende Hilfe kann die sogenannte Komplemen­tärmedizin bieten, etwa die Naturheiltherapie oder Homöopathie. Für den Thera-

Die wichtige Suche nach dem richtigen Arzt erscheint oft schwierig. Doch das muss sie nicht sein. Denn es gibt in der Schweiz mittlerweile flächendeckend exzellente Brustkrebszentren. Eine gute Hilfestellung bei der Suche bietet das unabhängige Institut OnkoZert. Unter­­ www.onkozert.de werden über eine einfache Suchanfrage zertifizierte Brustkrebszentren in einem definierten Standort­umkreis angezeigt. In solchen Zentren werden Patientinnen durch alle Phasen der Erkrankung begleitet. Möglich ist dies durch die Präsenz von Spezialisten unterschiedlicher medizinischer Fachrichtungen. >> Hilfreiche Informationen unter: www.onkozert.de, www.krebsliga.ch

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Perspektive leben · Brustkrebs

Zertifikate als Orientierungshilfe

Leistungsangebote auf dem Prüfstand Es genügt im Gesundheitswesen schon lange nicht mehr, im Ton der Überzeugung zu sagen: «Die von uns erbrachte Leistung ist qualitativ gut.» In der Krebsmedizin gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ein Zertifikat zu erwerben, das die Qualität des Angebotes bestätigt. Brustkrebszentren, die ein Label von der Krebsliga Schweiz und der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie erhalten haben, wurden in mehr als 100 Qualitätskriterien geprüft.

Qualität messen. Kliniken, Arztpraxen

rung kann auch nach ISO-Norm geschehen, Viele Kriterien und weitere Einrichtungen des Gesunddie deutsche Krebsgesellschaft DKG bietet müssen erfüllt ebenfalls ein eigenes Zertifikatsystem an. heitssystems werden regelmässig von den werden Gesundheitsbehörden kontrolliert. Dazu Die Schweizer Krebsliga hat gemeinsam mit kommen seit einigen Jahren Zertifizierungsder Gesellschaft für Senologie eine Zertifizierungsstelle eingerichtet. Sieben Zentren der systeme. Diese gibt es von mehreren Anbietern. Schweiz sind bereits mit so einem Label ausgezeichnet, Sie verfolgen das Ziel, die Betreuung von Patienten zu einige sind nun doppelt zertifiziert (s. Tab.). verbessern und ihnen in jeder Phase und für jeden Bereich ihrer Erkrankung eine an hohen Qualitätsmassstä100 Kriterien messen die Qualität ben orientierte Behandlung zu ermöglichen. Eine Analyse des Ist-Zustandes deckt Schwachstellen eines Systems auf. Um das Label der Krebsliga Schweiz und der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie zu erlangen, muss Im Idealfall ist ein Zertifikat der Nachweis dafür, dass ein ein Brustzentrum rund 100 Qualitätskriterien erfüllen. Qualitätsmanagementsystem installiert ist und sich eine Entscheidend ist z. B., dass Behandlung und Betreuung Institution prüfen und hinterfragen lässt. Zertifizierer kommen nicht nur, um zu kritisieren, sondern auch um von einem interdisziplinären Team durchgeführt werden, Verbesserungsvorschläge zu machen. dem Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichen Die EUSOMA (European Society of Mastology) hat im Facharztdisziplinen sowie der Psychologie und Pflege Jahr 2000 Kriterien für die Behandlung und Betreuung angehören. Zentral ist auch die Erfahrung des Teams: von Frauen mit Brustkrebs aufgestellt. Eine ZertifizieMindestens 125 Brustkrebspatientinnen muss ein Brust-

Qualitätslabel Ein Qualitätslabel oder Qualitätsgütesiegel ist ein Konformitätszeichen, das bestätigt, dass ein Produkt oder eine Leistung bestimmte normative Anforderungen erfüllt. Ob ein Produkt oder eine Leistung die normativen Anforderungen erfüllt, wird durch ein Audit vor Ort überprüft. Zertifikat Urkunde oder Bestätigung, die beschreibt, aufgrund welcher Prüfprozesse zu welchem Zeitpunkt und durch wen festgestellt worden ist, dass ein Qualitätsmanagementsystem, ein Produkt oder eine Leistung die definierten normativen Anforderungen zum Zeitpunkt des Audits erfüllte.

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«Lernende Organisation»: Im Rahmen des Qualitätsmanagements werden Arbeitsabläufe reflektiert und optimiert.

Foto: thinkstock

Begriffe:


BRUSTKREBS · PERSPEKTIVE LEBEN

Zertifizierte Brustzentren in der Schweiz In der Schweiz gibt es mehrere bereits zertifizierte Brustzentren. Zertifikate stellen sowohl die Schweizerische Gesellschaft für Senologie (SGS) zusammen mit der Krebsliga Schweiz (KLS), die Europäische Brustkrebsvereinigung (EUSOMA) und die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) aus.

ORT

BRUSTZENTRUM

KLS/SGS

Baden

Interdisziplinäres Brustzentrum Baden

Basel

Brustzentrum des Universitätsspitals Basel

Frauenfeld Münsterlingen

Brustzentrum Thurgau

Lausanne

Brustzentrum des CHUV

Luzern

Brustzentrum Luzern

St.Gallen Grabs

Brustzentrum St. Gallen Brustzentrum Grabs

St. Gallen

Brustzentrum ZeTuP Klinik Stephanshorn

Aarau

Brustzentrum am Kantonsspital Aarau

Bern

Brustzentrum am Universitätsspital Bern

Zürich

Brust-Zentrum Zürich

Zürich

Brustzentrum des UniversitätsSpitals Zürich

Bellinzona Lugano

Centro di Senologia della Svizzera Italiana

Dank für die fachlich inhaltliche Prüfung an PD Dr. med. Christoph Rageth, Zürich.

zentrum jährlich betreuen und die einzelnen Fachvertreter müssen die geforderten Fallzahlen in ihrer jeweiligen Disziplin aufweisen. Weitere Kriterien betreffen das Arbeiten gemäss den aktuellen, von den Fachgesellschaften auf europäischer Ebene empfohlenen Leitlinien für Diagnostik und Therapie, die apparative Ausstattung, die Teilnahme an klinischen Studien sowie Information und Nachsorge der Patientinnen.

Enormer Aufwand

DKG

EUSOMA

Quelle: www.krebsliga.ch

rungswelle» daher nur positiv. Eine Gefahr wird darin gesehen, dass der Erwerb eines Qualitätslabels vorwiegend dem Marketing dient.

Kleinere Spitäler stehen nicht abseits Untersuchungen haben gezeigt, dass sich im Hinblick auf Patientenzufriedenheit und Behandlungssicherheit zertifizierte Spitäler nicht von nicht zertifizierten unterscheiden. Wer lieber in das Spital seines Vertrauens geht, fährt in dieser Hinsicht nicht unbedingt schlechter. Kleinere Behandlungseinheiten sind zudem oft mit den Zentren vernetzt. So müssen die Niedergelassenen und die kleineren Spitäler nicht abseits stehen, sondern können sich einem zertifizierten Zentrum anschliessen. Sie

Kliniken, die sich einer Überprüfung unterziehen, erhalten bestätigt, dass sie den hohen Anforderungen entsprochen haben. Die Selbstreflexion der Beteiligten steigt, und es formiert sich eine «lernende Organisation». Ein Zertifikat ist zeitlich beWählen grenzt, es entstehen nicht unbeträchtliche das Spital ihres Kosten und auch der Personalaufwand ist Vertrauens belastend. Nicht alle finden die «Zertifizie-

>> Hilfreiche Informationen unter: www.samw.ch AUSGABE SCHWEIZ

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PERSPEKTIVE LEBEN · MENSCHEN

Interview mit Menschen, die sich für Sie einsetzen

«Was ich Patienten vor allem Vorrat an schönen Erlebnisse Die Krebsliga Schweiz (Gründungsjahr 1910) engagiert sich als gemeinnützige Organisation in der Vorbeugung und Früherkennung von Krebs, fördert die Krebsforschung und unterstützt Krebskranke und ihre Angehörigen. Die promovierte Psychologin und Pychotherapeutin Dr. Kathrin Kramis-Aebischer bringt seit September 2011 als Geschäftsführerin ihre reiche Erfahrung in Forschung, Lehre, Führung und Beratung ein.

MEIN PERSÖNLICHER RAT Kathrin Kramis-Aebischer, CEO der Krebsliga Schweiz

«Von der Krebsdiagnose sollten nicht alle Lebensbereiche überschattet werden. Entdecken Sie kostbare Momente.»

Frau Dr. Kramis, was war der Hauptbeweggrund für Sie, die Aufgabe als CEO der Krebsliga zu übernehmen? Sie waren in bester Position, warum der Wechsel? KRAMIS: Im Rahmen eines For-

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schungsprojekts an der Universität Fribourg 1983–1987 habe ich mich intensiv mit Fragen zu günstigen Bewältigungsstrategien bei Frauen mit Brustkrebs auseinandergesetzt. Die psychologische Betreuung und Begleitung von Frauen mit Brustkrebs für anderthalb Jahre ab der Diagnosestellung war für mich eine sehr eindrucksvolle, bedeutsame und nachhaltige Erfahrung. Von daher kommt es nicht von ungefähr, dass ich mich in meiner Disseration mit dem Thema Stress, Belastungen und Burn-out auseinandergesetzt habe. Die Frage, wie Menschen mit belastenden und herausfordernden Situationen umgehen, welche Un10 ·

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terstützung und Begleitung für sie förderlich und hilfreich ist, hat mich auch in meiner späteren Führungsarbeit an der Pädagogischen Hochschule immer wieder bewegt. Zur Krebsliga kam ich eher zufällig. Ohne die Absicht, meine Stelle an der PH Bern aufzugeben, erregte das Inserat der Krebsliga vor drei Jahren meine Aufmerksamkeit und liess mich nicht mehr los. Erinnerungen wurden wach und damit auch der Wunsch, Menschen mit chronischen Krankheiten und Krebs zu unterstützen, mich in meinen letzten Berufsjahren mit wesentlichen Lebensfragen zu befassen, mich sinnerfüllten Aufgaben zuzuwenden. Nach mehreren Gesprächen und Assessment bekam ich die Stelle. Es war wie ein Bogen zurück zur Thematik, die mir nah war. Mich für Betroffene und Angehörige einzusetzen, erfüllt mich.

Wo sehen Sie die Aufgaben der Krebsliga heute und was möchten Sie persönlich in fünf Jahren umgesetzt haben? KRAMIS: Im Wesentlichen beschäftigt

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sich die Krebsliga mit drei Aufgaben: Zum einen mit der Prävention und Früherkennung von Krebskrankheiten, zum anderen mit der Beratung und Unterstützung von krebsbetroffenen Menschen und ihren Angehörigen, wobei diese Aufgabe schwergewichtig von den kantonalen und regionalen Ligen wahrgenommen wird. Des Weiteren fördert und unterstützt die Krebsliga im Verbund mit der assoziierten Stiftung «Krebsforschung Schweiz» die industrieunabhängige Krebsforschung. Alle diese Aufgaben sind mit einer breit angelegten Öffentlichkeits- und Medienarbeit verbunden. Dazu ist die Krebsliga Schweiz als Dachorganisation von neunzehn kantonalen und regionalen Krebsligen zuständig für die Koordination aller national angelegten Aufklärungs- und Präventionskampagnen und für die politische Arbeit des Gesamtverbandes. Und schliesslich publiziert die Krebsliga Schweiz eine Vielzahl von Informations- und Aufklärungsbroschüren zu fast allen krebsspezifischen Themen. Wenn ich an die nächsten fünf Jahre denke, so ist die Krebsliga angesichts der sich rasch wandelnden Schwer-


MENSCHEN · PERSPEKTIVE LEBEN

m wünsche: Den kostbaren en erweitern» punkte und Prioritäten in unserem Gesundheitswesen gefordert, ihre Ziele immer wieder zu hinterfragen und ggf. neu zu justieren. Jedes Jahr erkranken in der Schweiz rund 36 000 Menschen neu an Krebs. Es bleibt mit Sicherheit die grösste Herausforderung, diese Zahl trotz der demografischen Entwicklung nachhaltig zu senken. Die medizinischen Fortschritte bei der Behandlung von Krebserkrankungen sind dank neuen, immer besser auf die individuellen Erscheinungsformen der Krankheit zugeschnittenen Medikamenten und Therapien enorm. Krebs ist heute zum Glück kein Todesurteil auf Raten mehr und oft können die Betroffenen erfolgreich behandelt oder im Idealfall sogar gänzlich geheilt werden. Bei allem berechtigten Optimismus: Krebs bleibt in vielen Fällen eine chronische Krankheit, die für die Betroffenen mit einer lang dauernden, hohen psychischen Belastung verbunden ist. Es müssen gesundheitspolitische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die garantieren, dass jeder und jede Krebsbetroffene in der Schweiz die bestmögliche Behandlung und Betreuung erhält – unabhängig von Ort, sozialem Status und finanziellen Möglichkeiten. Welches Angebot der Krebsliga für Patienten wird am besten angenommen? KRAMIS: Sehr häufig genutzt wird

?

das Krebstelefon, das 2014 neu mit einer zehnstündigen Erreichbarkeit angeboten wird. Wir hatten über 4200 Anfragen und über 200 000 Abrufe unserer Broschüren im letzten Jahr, die Nachfrage steigt. Vor Ort ist es die personennahe Begleitung, die

von Betroffenen und Angehörigen in hohem Ausmass genutzt wird. Welche neuen Projekte sind für Patienten bereits in Ihrer Amtszeit realisiert worden, was ist geplant? KRAMIS: Es gibt bereits viele laufende

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und angedachte Projekte in der Prävention, Beratung und Unterstützung. Aus Untersuchungen wissen wir jedoch, dass der Anteil Angehöriger, die unter psychischen Störungen leiden, hoch und das Bedürfnis nach psychosozialer Unterstützung gross ist. Gleichzeitig ist bekannt, dass in der Schweiz generell Lücken in der Behandlung psychischer Leiden bestehen und die Voraussetzungen für psychologische Unterstützung grundsätzlich eher schlecht sind. Im Krebsbereich will die nationale Strategie gegen Krebs hier gegensteuern. Unser Ziel ist es, die psychosoziale und psychoonkologische Betreuung von Krebsbetroffenen und deren Angehörigen als festen Bestandteil der Krebsversorgung zu verankern. Wir erarbeiten Massnahmen, die es ermöglichen sollen, die grossen Defizite bei der psychoonkologischen Versorgung zu beheben. Sie sollen besonders die Belastungs- und Bedarfserfassung auch von Langzeitpatienten fokussieren sowie die verbesserte Information über verfügbare Unterstützungsangebote, die bessere Koordination und Vernetzung zwischen medizinischen und nicht medizinischen Berufsgruppen im spitalinternen und -externen Bereich sowie die Finanzierung von Angeboten.

?

Was ist Ihre persönliche Strategie der Krebsprävention?

KRAMIS: Ich rauche nicht. Ich ver-

suche, mich trotz langer Arbeitstage gesund zu ernähren, indem ich darauf achte, dass ich genügend Früchte zu mir nehme. Grossen Wert lege ich auf die Bewegung: Ich verzichte immer mal wieder auf den Lift, statt des Trams lege ich eine Wegstrecke zu Fuss zurück und letztlich übe ich mich trotz des hohen Arbeitspensums in Gelassenheit und koste Augenblicke der Leichtigkeit aus. Was würden Sie Krebspatienten und Angehörigen gerne mit auf den Weg geben, wenn Sie selbst in der Beratung tätig wären? KRAMIS: Viele Menschen mit einer

?

Krebsdiagnose leben heute länger und besser. Die Behandlung der Krankheit ist allerdings oft langwierig und belastend und manches im Leben muss danach ausgerichtet werden. Krankheit und Behandlung werden im Kreis der Betroffenen und Mitbetroffenen oft zum dominierenden Thema. Es ist jedoch wichtig, dass nicht alle Lebensbereiche davon überschattet werden. Angesichts der Erkrankung tritt oft auch die Verletzlichkeit und die Vergänglichkeit des Lebens ins Bewusstsein und damit auch der Wunsch, die einzelnen Tage, Begegnungen, Erlebnisse bewusster zu gestalten. Wenn Betroffene und Angehörige die gemeinsame Zeit im Rahmen des Möglichen aktiv gestalten und so gleichsam den «Vorrat» an schönen Erlebnissen zu erweitern vermögen, lassen sich gerade in den schwierigen und belastenden Phase einer Krebserkrankung auch kostbare Momente entdecken und leben. AUSGABE SCHWEIZ

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PERSPEKTIVE LEBEN · KNOCHENMETASTASEN

Wenn der Krebs in die Knochen streut

Richtige Diagnose und frühe schützten vor Komplikatione Bei drei von vier Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs zum Beispiel entwickeln sich Krebsableger in den Knochen. Diese Knochenmetastasen können zu Komplikationen wie Schmerzen, Lähmungen und Knochenbrüchen führen. Die Behandlung zielt darauf ab, das Wachstum zu bremsen, Symptome zu lindern und den Knochen zu stärken.

Metastasen sichtbar machen

Krebserkrankung kann es zu Ablegern von bösartigen Tumoren in den Knochen kommen. Knochenmetastasen sind bei Brustkrebs, Prostatakrebs und Lungenkrebs häufig, können aber auch bei zahlreichen weiteren Krebsarten auftreten. Die beste Massnahme gegen Knochenmetastasen ist die wirkungsvolle Behandlung der ursprünglichen Krebserkrankung. Dank einem bes-

seren Verständnis der Vorgänge im Knochen, gibt es heute gute therapeutische Möglichkeiten. Knochenmetastasen können im Wachstum gebremst oder sogar ganz zum Verschwinden gebracht werden.

Baustelle Knochen In unseren Knochen findet wie in jedem Gewebe unseres Körpers ein ständiger Auf- und Abbau statt. Die

«Je früher Knochenmetastasen behandelt werden, desto besser lässt sich damit leben.» 12 ·

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Foto: thinkstock

FINDEN UND BEHANDELN. Im Verlauf einer


Knochenmetastasen · Perspektive leben

e Behandlung en Knochen bildenden Zellen nennt man Osteoblasten, die Knochen abbauenden Zellen Osteoklasten. «Blasten und Klasten» sind über biochemische Signalwege miteinander verbunden, damit der Auf- und Umbau regelrecht erfolgt. Krebszellen können bei einer Ansiedelung im Knochen diese geordneten Abläufe stören. Dann wird entweder zu viel Knochen gebaut und es kommt zu osteoplastischen Knochenmetastasen, oder es überwiegt der Knochenabbau; dann liegen osteoklastische oder osteolytische Knochenmetastasen vor. Am häufigsten sind Mischformen.

Tumorarten, bei denen im fortgeschrittenen Stadium Skelettmetastasen auftreten können: n Brustkrebs n Prostatakrebs n Lungenkrebs n Nierenzellkarzinome n Schilddrüsenkrebs

Seltener, aber möglich bei: n Leberkrebs n Bauchspeicheldrüsen-

krebs n Gallenblasenkrebs n Magenkrebs n Gebärmutterkörperkrebs n Blasenkrebs n Eierstockkrebs n Schwarzem Hautkrebs

und Operationen können heute gezielt Medikamente eingesetzt werden, die das Wachstum der Metastasen im Knochen behindern. Spezielle Medikamente wie Bisphosphonate wirken dem Knochenabbau entgegen und gehen dadurch im GegenErst mal finden satz zu Schmerzmitteln die Ursache an. Ihre Wirkungsweise wird auch bei der Osteoporose genutzt. Sie lagern Ob und mit welchem Verfahren nach Ablegern in Knochen gesucht wird, hängt auch davon ab, welche Inforsich an den Knochen an und verringern bzw. verhindern mationen für die weitere Behandlung gebraucht werden. so dessen Abbau durch Knochenabbauzellen. Manche Bisphosphonate verringern zudem die Bildung minderFür ein Screening nach Knochenmetastasen am besten wertigen Knochens durch Knochenaufgeeignet ist in vielen Fällen die sogenannte Skebauzellen. lettszintigrafie. Andere Verfahren wie Computertomografie, Magnetresonanztomografie Ein weiteres Wirkungsprinzip ist der EinDie Therapie oder Positronenemissionstomografie zeigen satz von zielgerichteten Medikamenten, ist einfacher Wirbelsäule, Rückenmark und Rückenwelche die gestörte Signalübertragung im Knochen unterbrechen und so dem marksnerven in allen Einzelheiten. Manchmal geworden Knochenabbau entgegenwirken. Es hanwird auch die Knochenmetastase vor dem urdelt sich dabei um Antikörper, die in den sprünglichen Tumor entdeckt. Eine Feingewebeuntersuchung kann dann helfen, diesen aufzufinden. Knochenstoffwechsel eingreifen, indem sie einen bestimmten Signalstoff (RANKL) blockieren. Der AnVielfalt an Möglichkeiten tikörper wird unter die Haut gespritzt und kann KomEine Behandlung von Knochenmetastasen wird nicht plikationen wie Knochenschmerzen, Knochenbrüche und Rückenmarkskompressionen vermindern oder erst eingeleitet, wenn bereits Komplikationen eingetreverzögern. ten sind, sondern es wird alles getan, diese zu vermeiden. Knochenmetastasen erhöhen das Risiko für KnoMit zunehmender Erfahrung und dank neuer Verfahren chenbrüche, sie führen sehr häufig zu Schmerzen und und Medikamente ist es heute einfacher geworden, Knomachen Operationen oder Bestrahlungen notwendig. chenmetastasen zu behandeln. Je früher sie entdeckt und Im Wirbelbereich kann es zudem zu einer Kompression je konsequenter sie behandelt werden, umso besser kann des Rückenmarks kommen, in diesem Fall muss sofort ein Patient trotzdem damit leben. gehandelt werden. Oft finden sich Knochenmetastasen im knöchernen Becken und in der Wirbelsäule, die lanQuellen: Fehm T et al. AGO-Leitlinie «Diagnostik und Therapie primärer gen Röhrenknochen an Armen und Beinen sind weniger und metastasierter Mammakarzinome: Bisphosphonate häufig betroffen. und der RANKL-Antikörper Denosumab», Version 2012.1D. In Krebszentren wird in den Fallbesprechungen (Tumorboard) immer von einem Team aus Fachärzten besprochen, was im Einzelfall am besten ist. Knochen>> Hilfreiche Informationen unter: schmerzen müssen sofort gelindert und langfristig sollte www.krebsliga.ch ein Schutz vor Komplikationen wie Knochenbrüche aufwww.krebsgesellschaft.de gebaut werden. Neben Bestrahlungen, Chemotherapien www.leben-mit-knochenmetastasen.de Ausgabe Schweiz

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Perspektive leben · Nierenkrebs

Acht Jahre überleben mit fortgeschrittenem Nierenkrebs

«Ich nehme meine Medis immer streng nach Plan!» Ueli M.* gehört zu den Menschen, die am längsten mit der Diagnose metastasierender Nierenzellkrebs überlebt haben. Zu verdanken hat er dies vor allem seiner eisernen Disziplin, mit der er sich an den Rat seines Arztes hält. Auch wenn unangenehme Nebenwirkungen auftreten, nimmt er seine Medikamente streng nach Vorschrift.

Ueli M. hatte wenig gesundheitliche Probleme in seinem Leben. Das änderte sich schlagartig, als der gelernte Mechaniker vor neun Jahren Blut im Urin entdeckte. Er suchte seinen Hausarzt auf, der ihn schliesslich ins Spital für weitere Abklärungen überwies. Hier erfuhr er, dass er an Nierenzellkrebs erkrankt und sein Tumor schon gross war. Patienten mit einem Nierenzellkrebs haben nicht mehr lange zu leben. Aber seit einigen Jahren sind neue spezifische Medikamente zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms in der Schweiz zugelassen.

Bereits Metastasen in der Lunge «Die Diagnose war ein Schock. Sie warf mich glücklicherweise aber nicht ganz aus der Bahn», erinnert sich der 62-Jährige. Denn seine Ehefrau hatte damals gerade ihren Brustkrebs überwunden. «Durch die Krankheit, die meine Frau gerade durchgemacht hatte, hatte ich mich schon mit Krebs befasst. Das half mir, mit meiner eigenen Diagnose umzugehen.» Kurz nach der Krebsdiagnose wurde Ueli M. operiert. Dabei wurde der Tumor mit der rechten Niere chirurgisch entfernt. Die Operation verlief gut. Nur ein halbes Jahr später aber musste er erneut operiert werden. In der Computertomogra14 ·

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fie hatten die Ärzte Geschwülste in der linken Lunge entdeckt, die nun ebenfalls entfernt werden sollten. Wegoperiert werden konnten aber nur einige grosse Geschwülste und nicht die vielen kleinen Tumoren, die sich ebenfalls bereits in der Lunge eingenistet hatten. «Weil diese chirurgisch nicht entfernt werden konnten, beschlossen wir, abzuwarten und die Tumoren laufend zu beobachten.» Drei Jahre lang veränderten sich die Metastasen in der Lunge nicht. 2009 zeigte eine CopmputertomografieUntersuchung dann aber, dass die Krankheit doch weiter fortgeschritten war und sich die Tumoren vergrössert hatten. Sein Onkologe verschrieb ihm daraufhin den Tyrosinkinasehemmer Sunitinib. Dieses Medikament nimmt er seither nach einem speziellen Schema immer regelmässig ein.

Medis immer nehmen – trotz Nebenwirkungen Die Behandlung verträgt Ueli M. recht gut. «Unter dem Medikament kann ich weiterhin vollberuflich arbeiten. Trotz Krebs im fortgeschrittenen Stadium führe ich heute fast ein normales Leben», freut er sich. Mit einigen Einschränkungen muss er aber dennoch leben: Der Krebs und die Nebenwirkungen des Medikaments schwächen

ihn. «Zu schaffen machen mir die Füsse», erzählt er. Seine Fusshaut ist oft stark verdickt und verhärtet und bei längerem Gehen oder anderer Belastung beginnen die Füsse stark zu schmerzen und zu jucken. Ausserdem leidet er an Sodbrennen, geschwollenen und tränenden Augen, zu hohem Blutdruck, einer Schilddrüsenunterfunktion und einem zu hohem Harnsäurespiegel, der schon zu einem Gichtanfall geführt hat. «Auch die Müdigkeit beeinträchtigt meinen Alltag etwas. Ich gehe heute alles ruhiger an, mache öfters Pausen», erzählt er.

Das Leben so akzeptieren, wie es ist «Ich war früher impulsiv. Durch den Krebs bin ich gelassener und ruhiger geworden. Ich versuche, mich nicht mehr so häufig über Nichtigkeiten zu ärgern und das Leben so zu akzeptieren, wie es ist», erzählt er. Zu Beginn der Krankheit hat Ueli M. auch öfters mit seinem Schicksal gehadert, sich gefragt, warum es gerade ihn getroffen habe und ob seine Lebensaussichten heute besser wären, wenn das Nierenzellkarzinom bei ihm schon früher entdeckt worden wäre. Solche und ähnliche Fragen vermeidet er heute möglichst. Stattdessen versucht er, trotz Krebs so normal wie möglich zu leben. *Name der Redaktion bekannt


NIERENKREBS · PERSPEKTIVE LEBEN

Fragen an Dr. Mark Haefner, Onkologe von Ueli M.

Ein ganz und gar ungewöhnlicher Patient Der Krebsspezialist Dr. Mark Haefner aus Bülach ist der behandelnde Onkologe von Ueli M. Er ist von der guten Zusammenarbeit mit seinem Patienten begeistert.

mir zurückgeschickt. Da sich Ueli M. in einem relativ guten Zustand befand, haben wir entschieden, eine Behandlung mit einem Tyrosinkinasehemmer zu beginnen: Er wirkt, indem er bestimmte Enzyme hemmt, die bei der Vermehrung der Tumorzellen eine Rolle spielen.

Beginn des Therapiezyklus geht es ihm in den ersten ein bis zwei Wochen weitestgehend gut. Aber dann entwickelt er vor allem Probleme an den Füssen. Es kommt zu schmerzhaften Druckstellen und viel Hornhautbildung. Er wendet bei Bedarf Steroide und vorbeugend Salbe an. Spezialschuhe mit einem guten Fussbett haben sich als wohltuend erwiesen. Nach Ende des Zyklus klingen die Beschwerden innert weniger Tage schnell wieder ab. Ausserdem hat der Patient ganz weisse Haare bekommen, was eine bekannte Veränderung unter Sunitinib ist, und ziemlich schnell hohe Blutdruckwerte entwickelt, die wir mit einem Kombipräparat gut im Griff haben.

Welche Wirkung hatte das Medikament? DR. HAEFNER: Nach drei Monaten

Seine Überlebenszeit ist erstaunlich. DR. HAEFNER: Ja, der Verlauf ist sehr

habe ich eine Verlaufsuntersuchung mittels Computertomografie veranlasst. Leider hatte sich die Situation eher etwas verschlechtert. Aber angesichts damals mangelnder echter Alternativen habe ich die Behandlung mit dem Medikament fortgesetzt. Nach weiteren zwei Monaten Therapie ging der Tumor zurück und wurde deutlich kleiner. Damit war klar: Wir führen die Behandlung so weiter!

erfreulich. Der Patient hat seit der Erstdiagnose neun produktive Jahre erlebt. Die Überlebensprognose beim metastasierten Nierenzellkarzinom sieht sonst nicht so günstig aus. Die Zulassungsstudie des Medikaments konnte zeigen, dass sich die Lebenszeit ohne Fortschreiten der Erkrankung unter dem Wirkstoff mehr als verdoppelt. Ueli M. ist sicherlich ein aussergewöhnlicher Fall eines Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom. Er hatte er in den fünf Jahren niemals eine Dosisreduktion, vielleicht hat deswegen die Therapie so gut gewirkt.

MEIN PATIENT Dr. med. Mark Haefner, FMH Innere Medizin, Onkologie Bülach «Der Patient hatte nie eine Dosisreduktion, weswegen die Therapie wahrscheinlich so gut gewirkt hat.»

Dr. Haefner, Sie behandeln einen Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom, der erstaunlich lange mit dieser Krankheit lebt. DR. HAEFNER: Der Patient ist jetzt

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62 Jahre alt. Ich kenne und begleite ihn seit neun Jahren, als ein spezieller Nierentumor, ein Nierenzellkarzinom, bei ihm entdeckt wurde, das in die Lunge gestreut hatte. Seit Mai 2009 erhält er einen Tyrosinkinasehemmer in voller Dosis. Fünf Jahre erfolgreiche palliative Therapie beim metastasierten Nierenzellkarzinom sind ungewöhnlich. Können Sie uns etwas mehr zur Krankengeschichte erzählen? DR. HAEFNER: Die betroffene Niere

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wurde 2005 entfernt. Der vom restlichen gesunden Gewebe isolierte Lungenrundherd wurde kurze Zeit später auch entfernt. Im Frühling 2009, nach drei Operationen von Lungenmetastasen, wurde der Patient wegen anhaltender Schmerzen im Brustkorb, Husten und Weichteilmetastasen zu

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Wie sieht es mit unerwünschten Nebenwirkungen aus? DR. HAEFNER: Der Patient hat mit

Nebenwirkungen zu kämpfen. Zu

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PERSPEKTIVE LEBEN · THERAPIE

Den Krebs am Wachstum hindern:

So wirken Tyrosinkinasehem Bei Krebszellen findet die Zellteilung unkontrolliert statt. Moderne Therapien können das Wachstum hemmen. Perspektive LEBEN stellt das Wirkprinzip der Tyrosinkinasehemmung vor und beantwortet die vier wichtigsten Fragen.

SCHALTER UMLEGEN. In der Forschung und Entwicklung von modernen Therapien in der Krebsmedizin liegt der Fokus auf Medikamenten, die das Wachstum des Tumors verlangsamen, hinauszögern oder sogar zum Stillstand bringen. Es handelt sich dabei um Wirkstoffe, die gezielt für verschiedene Krebsarten entwickelt werden. Gemäss ihrer Wirkungsweise werden sie allgemein als Wachstumshemmer bezeichnet. Zu ihnen gehört auch die Wirkstoffgruppe der sogenannten Tyrosinkinasehemmer. Sie hemmen in den Zellen dasjenige Eiweiss, das für das unkontrollierte Wachstum verantwortlich ist.

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Energie

Energie

Mutiertes Enzym

Welche Ziele hat die Therapie mit Tyrosinkinasehemmern? Bei einer Therapie mit Tyrosinkinasehemmern stehen vier Ziele im Vordergrund:

CML

1. die Lebensqualität

zu erhalten und zu verbessern

2. das Wachstum des Tumors zu verlangsamen

und im besten Fall zu stoppen

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3. Krankheitssymptome zu lindern 4. die Lebenszeit des Betroffenen zu verlängern.

Was sind Tyrosinkinasehemmer und wie wirken sie? Die meisten Zellen in unserem Körper müssen ein Leben lang erneuert werden – alte Zellen sterben ab, neue werden gebildet. Damit dies kontrolliert geschieht, sind viele verschiedene Enzyme notwendig. Sie sorgen dafür, dass der Stoffwechsel in der Zelle geordnet abläuft. Auch Tyrosinkinasen gehören zu diesen Enzymen. Sie sind an der Zellteilung beteiligt, indem sie Signale der sogenannten Wachstumsfaktoren von aussen in den Zellkern weiterleiten. Gesunde Zellen teilen sich nämlich nur dann, wenn sie ein Signal dazu erhalten. Die Tyrosinkinasen sitzen sozusagen an einer der Schaltstellen und achten darauf, dass das

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Wachstum geordnet abläuft. Krebszellen können hingegen durch Mutationen so verändert sein, dass Tyrosinkinasen den Impuls für die Zellteilung permanent abgeben, ohne dass ein Signal von aussen kommt. Ihr Schalter steht ununterbrochen auf «an» – der Befehl zur Teilung wird permanent weitergeleitet. Darum kommt es zu einer unkontrollierten, häufigeren Zellteilung. Tyrosinkinasehemmer (TKI) sind nun winzige Moleküle, die durch die Zellwand in die krankhaften Krebszellen eindringen. Diese Moleküle setzen sich auf das Tyrosinkinaseprotein und verhindern so den Impuls zur Zellteilung.


THERAPIE · PERSPEKTIVE LEBEN

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Welche Nebenwirkungen gibt es und wie werden sie behandelt?

Grafi k: M T

Energie

TKI Mutiertes Enzym

Tyrosinkinasehemmer (TKI) können Krebszellen – hier bei chronischer myeloischer Leukämie (CML) – an der Teilung hindern.

CML

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Foto: thinkstock

mmer Schwerwiegende Nebenwirkungen treten nur selten auf. Zu Beginn der Behandlung kann es zu mehr oder weniger schweren Hautreaktionen kommen, dem sogenannten RASH. Diese Reaktion ist ein Zeichen, dass das Medikament vom Körper gut angenommen wird. Nach vier Wochen sollte diese allerdings wieder abgeklungen sein. Sie sollten Ihren Arzt fragen, welche pH-neutrale Kosmetik und Cremes empfehlenswert sind, um in der Zwischenzeit den Ausschlag zu lindern. Ausserdem können Verdauungsprobleme wie Durchfall auftreten, der zu Gewichtsverlust führen kann, falls er längere Zeit andauert.

Falls Nebenwirkungen auftreten, sollten Sie Ihren Arzt so bald wie möglich darüber informieren. Die meisten Nebenwirkungen sind bekannt und lassen sich in der Regel durch geeignete Massnahmen bessern. Klingen die Nebenwirkungen daraufhin nicht ab, kann der Arzt entscheiden, die Therapie zu unterbrechen und nach Besserung der Beschwerden fortzuführen oder ggf. auf eine andere Therapie umzusteigen. Unterbrechen Sie Ihre Therapie unter keinen Umständen ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt und gehen Sie regelmässig zu den Terminen Ihrer Kontrolluntersuchungen!

Welche Arten von Krebs können mit Tyrosinkinasehemmern behandelt werden? Bei einigen Leukämien kommen heute Tyrosinkinasehemmer als empfohlene Standardtherapien zur Anwendung. Sie dringen in die kranken Leukämiezellen ein und blockieren das Eiweiss, das die unkontrollierte Zellteilung auslöst. Die Zellteilung der gesunden Zellen wird durch Tyrosinkinasehemmer kaum beeinflusst und starke Nebenwirkungen treten nur selten auf. Aus diesem Grund können Tyrosinkinasehemmer hier auch als Langzeittherapie eingesetzt werden. Bei Lungenkrebs kommen

Tyrosinkinasehemmer als Therapie infrage, wenn die Krebszellen einen bestimmten Wachstumsfaktor-Rezeptor aufweisen. Die Zellteilung der Krebszelle wird somit verhindert und das Wachstum des Tumors kann zum Stillstand kommen. Tyrosinkinasehemmer werden Patienten verabreicht, deren Tumor so gross ist, dass er durch eine Operation nicht mehr entfernt werden kann. Auch werden die Medikamente bei weiteren Tumoren wie Nieren-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzt.

>> Hilfreiche Informationen und Selbsthilfegruppen unter: www.lungenliga.ch www.leben-mit-cml.de www.forum-lungenkrebs.ch

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Perspektive leben · Wissen

Patienten fragen – Experten antworten Eine Diagnose, die tausend Fragen aufwirft: Was Betroffene alles wissen möchten, trägt unsere Redaktion für Sie in jeder Ausgabe in Ihren Fragen und Experten-Antworten zusammen. Wie entsteht Krebs? Der Körper besteht aus Millionen Zellen, die unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Dabei verbrauchen sich die Zellen, sterben ab und müssen ersetzt werden. Dies geschieht durch Zellteilung, bei der die Erbinformationen auf die Tochterzellen weitergegeben werden. Hierbei kann es zu Fehlern kommen. Häufen sich diese Fehler im Kern der Zelle, ihrer Befehlszentrale, kann dies zu unkontrollierten Zellvermehrungen führen. Daraus wiederum kann bösartiges Zellwachstum – der Krebs – entstehen.

Was sind Metastasen? Krebs entwickelt sich am Anfang fast immer örtlich eng begrenzt. Ausgehend von einer solchen Störung können aber einzelne Krebszellen in die Lymph- und Blutgefässe eindringen, die nahe an diesem Herd liegen. Dadurch werden Krebszellen über den Blut- oder Lymphstrom in andere Körperregionen transportiert. Dort können sie unter Umständen neue Ansiedlungen des ursprünglichen Tumors bilden. Diese Ansiedlungen nennt man Metastasen.

Kann Krebskrankheit eigentlich vererbt werden? Nur in wenigen Fällen. Denn nur etwa 5 % aller Krebserkrankungen werden direkt vererbt. Den vererbten Krebserkrankungen

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liegen bestimmte Fehlbildungen bzw. Mutationen der Erbinformation zugrunde. Diese werden von den Eltern auf die Kinder weitergegeben. Bekannt sind die Mutationen bestimmter Gene, die mit einem erhöhten Risiko für Brust- und Eierstockkrebs sowie Darmkrebs einhergehen.

Nehmen denn heutzutage Krebs­erkrankungen zu? Ja, die Häufigkeit von Krebsdiagnosen hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen: bei Frauen um 35 % und bei Männern um 80 %. Der Anteil der Patienten, die an Krebs sterben, ist aber geringer geworden. Die Zunahme der Krebserkrankungen ist durch die immer älter werdende Gesellschaft, durch die Einführung der Vorsorgeuntersuchungen mit immer moderneren Diagnosemethoden zu erklären. Der enorme Fortschritt der medizinischen Forschung und Entwicklung erklärt ebenso die abnehmende Sterblichkeitsrate.

Gibt es wirkungsvolle Medikamente gegen Krebsschmerzen? Heutzutage lassen sich durch den richtigen Einsatz und die Kombination von Schmerzmedikamenten auch starke Krebsschmerzen gut behandeln. Eine optimale Schmerztherapie ist

eine anspruchsvolle Aufgabe der Medizin, für die die Ärzte eine spezielle Ausbildung und Erfahrung benötigen. In der Schmerztherapie besonders ausgebildete Ärzte sind z. B. Onkologen, Anästhesisten und Palliativmediziner.

Wie steht es um die Nebenwirkungen von Chemotherapien heute? Die Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie zum Einsatz kommen, sind Zellgifte, sogenannte Zytostatika. Diese können auch gesunde Körperzellen in einem gewissen Umfang angreifen. Der schädigende Effekt ist bei Krebszellen allerdings deutlich stärker ausgeprägt, da diese aufgrund ihres raschen Wachstums- und Teilungsverhaltens viel empfindlicher auf die Zytostatika reagieren. Im Rahmen der Chemotherapie werden die Medikamente in ihrer Dosierung und der zeitlichen Abfolge so eingesetzt, dass die Nebenwirkungen auf die gesunden Zellen möglichst gering sind und der schädigende Effekt auf die Krebszellen möglichst gross ist. Auch stehen seit einigen Jahren unterstützende Arzneimittel zur Verfügung, mit denen es gelingt, typische Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Übelkeit oder Abwehrschwäche zu vermeiden.

Möchten Sie uns Ihre persönliche Frage stellen? Sie erreichen uns unter info@medical-tribune.ch

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PATIENTEN ERZÄHLEN · PERSPEKTIVE LEBEN

Darmkrebs: Was eine Patientin bewegt

«Schlappmachen? Gilt nicht!» Karin Endres war 50, als sie krank wurde. Operation, Chemotherapie, Bestrahlung – die gelernte Verkäuferin erlebte das gesamte Behandlungsprogramm. Wie sie es schaffte, dabei ihren Mut zu behalten, aktiv zu bleiben, erzählt sie hier.

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Foto: Privat

ch war nie ein Mensch, der unbedingt die Öffentlichkeit suchte. Denn ich bin zufrieden mit dem, was mir das Leben an Freuden bietet – mit meiner Familie, meinen Freunden, meiner Arbeit in der Altenpflege, die ich mittlerweile seit 20 Jahren ausübe. Deshalb verschwieg ich auch damals, im Sommer 1999, meiner Familie den Grund für meinen überraschenden Spitalbesuch: «Ich gehe jetzt mal wegen einer belanglosen Sache für ein paar Tage ins Krankenhaus» – so meine Nachricht an Verwandte und Freunde.

Schliesslich entschloss ich mich, einen Facharzt für Gastroenterologie aufzusuchen. Auch er machte eine Blutuntersuchung. Dabei stellte er fest, dass irgendetwas in meinem Körper nicht in Ordnung sein musste. Er schickte mich als Erstes zu meinem Frauenarzt, um mich bei ihm weiter untersuchen zu lassen. Bei der Untersuchung wurde dieser Arzt rasch fündig: Er fand einen Tumor ganz dicht am Schliessmuskel. Die Gewebeuntersuchung ergab das, was ich gefürchtet hatte. Die Diagnose lautete: Bösartig! Ich brach in Panik aus.

Am Anfang stand ein Eisenmangel

Erst dachte ich: «Nein! Das will ich nicht!»

Aber harmlos war die Sache ganz und gar nicht. Alles fing an mit einer einfachen Blutspende, die ich immer gern gebe. Routinemässig werden hier natürlich die Werte geprüft. Einer der Ärzte kam zu mir und sagte: «Ihr Hämoglobin-Wert ist nicht ganz in Ordnung – Sie haben einen Eisenmangel!» Ich ging zu meinem Hausarzt. Der beruhigte mich: «Kein Problem. Das kriegen wir hin mit Eisentabletten!» Die nahm ich auch brav. Doch der Wert wurde nicht besser. Dann stellten sich weitere Symptome ein, die ich mir nicht recht erklären konnte. Eines war, dass ich, sobald ich etwas ass, sofort auf die Toilette musste. Komisch – so etwas hatte ich vorher noch nie an mir beobachtet.

Mein Arzt empfahl mir, mich an meinem Wohnort in Hannover, im Oststadtkrankenhaus, operieren zu lassen. Die Ärzte dort nahmen sich Zeit, erklärten mir meine Krankheit, das Vorgehen bei der Operation und sagten mir, ich bekäme aufgrund der Lage des Tumors einen künstlichen Darmausgang, ein Stoma. Ich erkundigte mich bei ihnen, was das genau sei – und lehnte es rundweg ab. Ich war in diesem Augenblick offensichtlich so durcheinander, dass mir als Nächstes nur einfiel, die Ärzte nach einem Hochhaus zu fragen, das hoch genug wäre, um dort runterspringen zu können. Ich schäme mich, wenn ich heute daran zurückdenke, noch nachträglich über diesen unsinnigen Gedanken. Die Operation war »

«‹Ich gehe jetzt mal wegen einer belanglosen Sache für ein paar Tage ins Krankenhaus› – so meine Nachricht an Verwandte und Freunde.» KARIN ENDRES

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Perspektive leben · Patienten erzählen

lang. Ich wurde operiert, der künstliche Darmausgang angelegt. Hinterher berichteten mir die Ärzte, es sei fünf Minuten vor zwölf gewesen. Der Krebs sass – Gott sei Dank – nicht im Darm, sondern weiter aussen. Das hatte mich gerettet. Denn in dieser Lage konnten sich Metastasen des Tumors glücklicherweise nur schlecht verbreiten.

Die Nachbehandlung? Kein Problem Danach suchte ich die Medizinische Hochschule Hannover auf. Dort empfahlen mir die Ärzte, zur Sicherheit eine weiterführende, also eine sogenannte adjuvante Therapie zu beginnen. Bei mir waren das die Chemotherapie und die Bestrahlung. Rasch spielte sich der Rhythmus ein: Ich ging für einen Behandlungszyklus jeweils eine Woche dorthin. Die Behandlungen dauerten von Montag bis Freitag. Sie wurden ambulant vorgenom-

men – das heisst, ich konnte immer wieder abends nach Hause gehen, was ich als sehr angenehm empfand. Der Prozess spielte sich ein: Erst zur Blutabnahme, dann ging es weiter zum Röntgen der Lunge, dann zur Chemotherapie. Ich traf dort auf viele andere Menschen, die mein Schicksal teilten, und merkte, wie viele Menschen heute von Krebs betroffen sind. Merkwürdig war für mich, dass ich so gut wie keine Nebenwirkungen verspürte, obwohl ich doch das volle Behandlungsprogramm durchlief. Ich war die Einzige, die während der Chemotherapie immer kräftigen Hunger bekam und ordentlich essen musste. Die meisten der anderen berichteten eher von Appetitlosigkeit. Zwischen den Zyklen der Chemotherapie gönnte ich mir drei Wochen Pause. Mit dem Beginn der dritten Staffel kam parallel noch die Strahlenbehandlung dazu. Sie dauerte

«Meine Devise: Nicht hängen lassen! Nicht schlappmachen!»

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sechs Wochen lang. Doch auch diese Zeit ging schnell und ohne nennenswerte Nebenwirkungen vorüber. Ein halbes Jahr später war alles vorbei.

Meine Sicherheit kehrt zurück Schon während der Behandlung merkte ich: Ich muss wieder aktiv werden! Sonst fällt mir noch die Decke auf den Kopf! Ich begann daher wieder zu arbeiten, halbtags, in meinem Seniorenheim. Dort kümmere ich mich gerne um die Menschen. Und diese Menschen, so merkte ich jetzt, geben mir auch zugleich immer etwas zurück. Ganz wichtig in der ersten Zeit war auch die Unterstützung meiner Familie, von Freunden und Mitmenschen, die mein Schicksal teilten und versuchten, mich aufzumuntern. Ich hatte nämlich ein Stück meiner sonst so gewohnten Selbstsicherheit durch die anfänglichen Probleme mit dem Stoma vorübergehend verloren. Meine Kolleginnen im Seniorenheim unterstützten mich in dieser Zeit ganz grossartig. Ich wurde ständig eingeladen, zu Betriebsfesten und Feiern aller Art. Erst war ich verunsichert, gehemmt, wollte nicht so richtig. Doch meine Kolleginnen liessen nicht locker, riefen mich immer wieder an, wenn ich kneifen wollte. Und schliesslich liess ich mich auch erfolgreich überreden. Gut so! Auf diesem Weg schöpfte ich Schritt für Schritt wieder neue Lebenskraft, fand wieder in meinen Tritt.

Kämpfen lohnt sich Meine Devise lautete: Nicht hängen lassen! Nicht schlappmachen! Du kannst selbst viel tun, damit es Dir besser geht. Ich fing bewusst an zu kämpfen, liess mich nicht länger in Watte packen. Ich wollte, dass die Krankheit keine Chance mehr hat zurückzukommen. Dabei half mir die Nachsorge. Sie bedeutet regelmässige Ultraschalluntersuchungen, Computertomografie, Blutuntersuchungen. Die Abstände dazwischen verlängerten sich von Jahr zu Jahr. Anfangs hatte ich noch Sorge vor den Ergebnissen. Würde wieder etwas gefunden


PATIENTEN ERZÄHLEN · PERSPEKTIVE LEBEN

werden? Mit den Jahren, die seitdem vergangen sind, wurde ich entspannter. Nach fünf Jahren war alles vorbei. Dann fing bei mir als ehemaliger Krebspatientin gewissermassen die Vorsorge wieder an. Wie für alle anderen unvorbelasteten Menschen auch. Ich hatte es geschafft.

Das Leben ist etwas anders als vorher, aber mindestens genauso lebenswert.

Ein Jahr nach meiner Erkrankung fuhr ich übrigens zur Rehabilitationszeit nach Bad Oeynhausen in eine tolle Klinik. Ich fühlte mich dort sehr gut aufgehoben und sehr gut verstanden. Dort lernte ich viel, vor allem, mit meinem Stoma professioneller umzugehen. Wenn ich an meine Zeit in der Rehabilitationsklinik zurückdenke, kann ich einen solchen Aufenthalt jedem Patienten nur empfehlen. Übrigens wurde mir in dieser Zeit auch das Thema Selbsthilfe zum ersten Male nahegebracht. Alle meine Hobbys kamen wieder zum Zuge: Radfahren, Kegeln, Tan-

Foto: Privat

Die Reha-Zeit hilft mir sehr

«Plötzlich merkte ich: Meine Selbstsicherheit, die mir abhanden gekommen war, kehrte Stück für Stück zurück.» KARIN ENDRES

zen und Schwimmen – ja, das geht alles. Und noch vieles mehr. Meine Erfahrung aus dieser Zeit lautet: Man muss es einfach nur ausprobieren. Und sollte sich auf gar keinen Fall hängen lassen – auch wenn das manchmal verführerisch sein mag! Wichtig war zudem das Engagement in der Selbsthilfe in dieser Zeit. Denn ein Erfahrungsaustausch im Alltag findet am besten unter Betroffenen statt. Kurzum: 15 Jahre sind seither vergangen. Das Leben ist nun etwas anders als vor der Krankheit. Aber es ist mindestens genauso lebenswert. Jetzt freue ich mich als Nächstes auf mein zweites Enkelkind!

Karin Endres ist Landesvorsitzende Niedersachsen/Bremen und Regionalsprecherin Hannover der Deutschen ILCO e. V. (Deutsche Vereinigung der Stoma-Träger & Menschen mit Darmkrebs)

Darmkrebs: So wird heute behandelt In der Schweiz erkranken jedes Jahr 4100 Menschen an Darmkrebs. Es ist somit die dritthäufigste Krebsart. Das geläufige Verfahren, mit dem Darmkrebs behandelt wird, ist die Operation. Das gilt sowohl für das Kolon- als auch für das Rektumkarzinom. Kolon-Rektumkarzinome sind die bösartigen Tumore des Dickdarms (Kolon) und des Mastdarms (Rektum). Zusätzliche Massnahmen wie Chemotherapie oder Radio-Chemotherapie können den Erfolg der Operation sichern und nach erfolgreicher Operation die Langzeitprognose für den Patienten weiter verbessern. DIE OPERATION

verfolgt das Ziel, den Tumor mit den angrenzenden Lymphknoten – und wenn möglich etwaigen Metastasen – vollständig zu entfernen. Das wird umso schwieriger, je näher der Krebs am Darmausgang liegt. Kann der Schliessmuskel nicht gerettet werden, ist ein dauerhaft künstlicher Darmausgang (Stoma) nötig. Als vorübergehende Massnahme kann das sogenannte Stoma dem operierten Darm die Heilung erleichtern. Dabei ist der dauerhaft künstliche Darmausgang heute die seltene Ausnahme.

DIE STRAHLENTHERAPIE

wird meistens nur noch bei Rektumkarzinomen durchgeführt. Sie erfolgt häufig in Kombination mit der Chemotherapie. Die Strahlentherapie kann nach der Operation (adjuvant), aber auch vor der Operation (neoadjuvant) zur Tumorverkleinerung angewendet werden. DIE CHEMOTHERAPIE

kann vor der Operation zur Tumorverkleinerung eingeleitet werden (neoadjuvant), damit der Krebs besser operiert werden kann. Nach der Operation (adjuvant) setzt meistens eine kombinierte Chemotherapie mit verschiedenen Medikamenten (sogenannten Zytostatika), die Krebszellen zerstören können, ein. DIE IMMUNTHERAPIE

setzt Abwehrstoffe als Medikamente ein, sogenannte Antikörper, die sich gegen verschiedene Bausteine der Krebszelle richten können und diese so am Wachstum hindern. Diese Antikörper der Immuntherapie werden in der Praxis häufig in Kombination mit Zytostatika verabreicht.

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Perspektive leben · Eierstockkrebs

Fortschritte beim Eierstockkrebs

Eine stille Gefahr, die es zu bannen gilt Rund 600 Frauen erkranken pro Jahr in der Schweiz an einem Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). Der zweithäufigste Tumor im gynäkologischen Bereich ist so gefährlich, weil er oft wenige Beschwerden macht und daher spät entdeckt wird. Fortschritte gibt es sowohl bei den Diagnose-, als auch bei den Behandlungsmöglichkeiten. Wann und wie diese im Einzelfall zum Einsatz kommen, wird in spezialisierten Zentren von den Fachleuten im Tumorboard besprochen.

Jahre früher, und daher wird als Vorsorge ÜBERLEBENSZEIT ERHÖHEN. Überall in Dank neuer die Entfernung der Eierstöcke und Eileiter unserem Körper finden sich Zellen, die Medikamente nach Abschluss der Familienplanung oder mit dem ständigen Auf- und Abbau von länger leben mit spätestens 45 Jahren empfohlen. Der Gewebe beschäftigt sind. So auch in den Eierstockkrebs ist gefährlich, weil er häufig Eierstöcken. Funktionsgestörte Zellen, die erst spät entdeckt wird und schon Tochtergesich ungehindert teilen, können sich anhäufen schwülste vorhanden sein können. Fortschritte in allen und bilden schliesslich einen Gewebeknoten: den Tumor. Bereichen der Diagnose- und BehandlungsmöglichkeiJe nachdem, wie weit dieser Prozess fortgeschritten ist, unterscheidet man zwischen Vorstadien, präkanzerösen ten führen dazu, dass die Überlebenszeiten auch bei weit Stadien und frühem Karzinom. fortgeschrittenen Erkrankungen gestiegen sind. Auch Ovarialkarzinome wachsen unterschiedlich: Langsam wenn der Krebs sich im ganzen Bauchraum ausgebreitet, wachsende Karzinome (Typ-I-Ovarialkarzinome) haben überall kleine Tumorabsiedlungen (Peritonealkarzinose) eine bessere Prognose. Karzinome vom Typ II wachsen gesetzt hat und sich Flüssigkeit im Bauchraum (Aszites) aggressiver. Für die Unterscheidung der verschiedenen ansammelt, gibt es neue Behandlungsmöglichkeiten. Stadien von Eierstockkrebs hat die Internationale VerEinzelbesprechung im Tumorboard einigung für Gynäkologie und Geburtshilfe die FIGOKlassifikation entwickelt (s. Tab.). Der klinische Verlauf Die Entscheidung, welche Behandlung im Einzelfall zum der Erkrankung ist abhängig vom sogenannten biologiEinsatz kommt, hängt von zahlreichen Faktoren ab: Beschen Subtyp und dem Tumorstadium. stimmung der Tumorausbreitung, Wachstumsverhalten Es gibt allerdings auch Tumoren, die einige, aber nicht des Tumors, allgemeiner Gesundheitszustand der Frau, alle Elemente einer bösartigen Krebserkrankung zeigen. feingeweblicher Aufbau (Histologie) und Veränderungen Hier ist die Gesamtprognose besser als beim Eierstockin den Genen. Es sind immer mehrere Fachleute gemeinkrebs. sam, die je nach den Befunden entscheiden, wie es für eine betroffene Frau weitergehen sollte («Tumorboard»). Familiäre Risiken Die Entscheidung, wie ausgedehnt eine Operation erfolgen kann, welche Chemotherapie oder ob eine AntiBei bis zu 20 % der Patientinnen mit einem Eierstockkrebs kann eine Genveränderung vorliegen. Dann findet körpertherapie zum Einsatz kommen kann, erfolgt nach sich in der Familie ein gehäuftes Auftreten von Brust-, Eidieser Sitzung im Gespräch mit der Patientin. Dabei wird erstock-, Prostata- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Eine auch über alle Risiken aufgeklärt. Wenn ein Rückfall aufgenetische Beratung zur weiteren Abklärung ist hier sinntritt oder es darum geht, eine symptomlindernde (palliavoll. Von zehn Betroffenen sind bei der Diagnose zwei tive) Behandlung zu beginnen, wird die Patientin erneut jünger als 50 Jahre, vier sind zwischen 50 und 69 Jahre im Tumorboard besprochen. In dieser Situation kann und vier älter als 70 Jahre. Bei Patientinnen mit erblieine erneute Operation, Chemotherapie oder Bestrahchem Eierstockkrebs beginnt das Risiko aber rund zehn lung vorgeschlagen werden. Bei weit fortgeschrittenen 22 ·

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EIERSTOCKKREBS · PERSPEKTIVE LEBEN

Die vier Stadien von Eierstockkrebs Gemäss der Internationalen Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe (FIGO) wird der Eierstockkrebs je nach Sitz und Ausdehnung in vier Tumorstadien eingeteilt:  FIGO I: Der Tumor beschränkt sich auf die Eierstöcke.  FIGO II: Der Tumor erfasst weitere Organe des kleinen Beckens wie beispiels-

weise die Gebärmutter.  FIGO III: Bösartige Tumorzellen befallen das Bauchfell ausserhalb des kleinen

Beckens oder Lymphknoten.  FIGO IV: Der Tumor streut in andere Organe wie die Leber (Fernmetastasen).

gut mit Chemotherapeutika, die das Edelmetall Platin oder Taxane enthalten, behandelt werden. Diese Substanzen stören den Zellstoffwechsel bzw. die Zellteilung. Besonders stark wirken sie auf schnell wachsende Tumoren. In gewissem Masse beeinträchtigen sie aber auch das gesunde Gewebe. Die Frauen leiden daher während der Therapie häufig an Haarausfall, Erbrechen, Durchfall oder Sensibilitätsstörungen. Auch die Blutbildung kann gestört sein.

«Neue Behandlungsoptionen erhöhen die Überlebenszeit auch bei weit fortgeschrittener Erkrankung»

Erkrankungen ist das wichtigste Ziel, die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Standardtherapie beim Eierstockkrebs ist die grösstmögliche Entfernung des Tumors unter Abwägung der Operationsfolgen. Der Operateur sollte ein speziell hierfür ausgebildeter Gynäkologe mit möglichst viel Erfahrung sein – am besten ein gynäkologischer Onkologe – und in einem Tumorzentrum arbeiten. Eierstockkrebs kann sehr

Foto: thinkstock

Auf neue Medikamente setzen In frühen Tumorstadien wendet man platinhaltige Medikamente alleine, in fortgeschrittenen Stadien auch als Kombinationstherapie zusammen mit taxanhaltigen Medikamenten an. Falls ein Tumor bei der Operation nicht vollständig entfernt werden konnte oder schon weit fortgeschritten ist, sollte zusätzlich ein Antikörper verabreicht werden, der hemmt die Bildung von Blutgefässen hemmt, über die sich der Tumor mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Der Antikörper kann während der Chemotherapie und anschliessend als Erhaltungstherapie zum Einsatz kommen. Damit konnten betroffene Frauen in Studien rund neun Monate länger überleben. Eine ganze Reihe an neuen Medikamenten wird gerade untersucht. Auch wenn beim Eierstockkrebs noch nicht so durchschlagende Erfolge wie beim Brustkrebs zu verzeichnen sind, die Auswahl an Behandlungsmöglichkeiten ist beträchtlich angewachsen. Eine engmaschige ärztliche Betreuung trägt dazu bei, eine Verbesserung der Lebensqualität und gleichzeitig eine Verlängerung der Lebenszeit bei Krebspatienten zu erzielen. Zentren, die Studien durchführen, haben den Vorteil, dass bestimmte Patientinnen mit neuen, vielversprechenden Medikamenten behandelt werden können, die noch nicht zugelassen sind.

>> Hilfreiche Informationen unter: www. krebsliga.ch www.eierstock-krebs.de http://www.sprechzimmer.ch/sprechzimmer/Krankheitsbilder/ Eierstockkrebs_Ovarialkarzinom.php AUSGABE SCHWEIZ

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Perspektive leben · Meilensteine

Meilensteine der Krebsforschung

Fotos: thinkstock (2)

Seit Jahrzehnten ist Krebs unaufhörlich im Fokus der Forschung – mit grossen Errungenschaften für die Therapie.

Ein Klassiker der Behandlung: Chemotherapie – Erfolg seit 60 Jahren Lebensqualität. Seit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts werden sogenannte «Zellstopper» – in der Fachsprache Zytostatika – zur Chemotherapie bei Krebs eingesetzt. Solche Substanzen hindern Krebszellen an ihrer Teilung und bringen sie schliesslich zum Absterben. Die Anwendungsmöglichkeiten für Zytostatika haben sich im Laufe der Jahre immer mehr erweitert: Eine Che-

motherapie kann heute bei Krebs im Frühstadium zum vollständigen Verschwinden der bösartigen Zellen führen. Sie kann Therapiemassnahmen unterstützen oder ergänzen, z. B. einen Tumor so verkleinern, dass er gut operiert werden kann. Oder sie dient dazu, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Viele Betroffene fürchten jedoch auch heute die Nebenwirkungen der Che-

motherapie. Sie sollten wissen: Die modernen Zytostatika haben häufig weit weniger Nebenwirkungen als die Medikamente, die noch vor zehn Jahren eingesetzt wurden. Und ausserdem gibt es in der Chemotherapie mittlerweile neu entwickelte Begleitmedikamente, die die Nebenwirkungen deutlich lindern oder sogar gänzlich unterdrücken können.

Kein Nachschub für Krebszellen: die Antihormontherapie Stoppschild. Die Antihormonthe-

rapie hat zum Ziel, das Wachstum von Tumorzellen zu stoppen. Und so wirkt diese Therapieform: Viele Krebszellen sind abhängig von körpereigenen Hormonen, da sie verstärkt unter ihrem Einfluss wachsen.

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Hier setzt die Antihormontherapie an. Sie schaltet die körpereigenen Hormone aus, um die Ausbreitung eines Tumors zu hemmen und Tumorfolgen zu lindern. Zum Einsatz kommt diese Behandlung vor allem bei Brustkrebs, Pro-

statakrebs, Gebärmutterkrebs und Schilddrüsenkrebs, wo sie sehr ermutigende Ergebnisse zeigt. Das Gute zudem an der Antihormontherapie: Sie bringt für die meisten Patienten relativ wenig Nebenwirkungen mit sich.


Meilensteine · Perspektive leben

Strahlentherapie mit Schwer-Ionen Punktgenau. Erst seit etwa 16 Jahren gibt es die Bestrah­ lung mit schweren Ionen. Die­ se Behandlungsmethode ist ein wichtiger Fortschritt in der Strahlentherapie, die neben Chirurgie und Chemotherapie zu den drei Grundpfeilern der Tumorbehandlung gehört. Bei dieser speziellen Form der Krebstherapie wird mit soge­ nannten Schwer-Ionen gezielt auf Tumorzellen geschossen. Schwer-Ionen sind Kohlenstoff­ partikel, die ionisiert wurden: Gezielt sind aus diesen Teilchen Elektronen entfernt worden, so­ dass ihre Atome positiv geladen werden.

Mein Medikament hilft mir: personalisierte Krebsmedizin Individuell. Ein neues Prinzip, das grossen Fortschritt bedeutet, ist die sogenannte personalisierte Krebs­ medizin. Ziel dabei ist eine Behand­ lungsweise, die auf jeden Patienten optimal zugeschnitten und damit zugleich optimal wirksam ist und ihn in vielen Fällen nur wenig durch Nebenwirkungen belastet. Im Kern geht es darum, dass die Krankheit des einzelnen Patienten präzise dia­ gnostiziert und zielgerichtet behan­

delt werden kann. Die Grundlagen dafür sind die neuesten Methoden der Diagnostik sowie die aktuellen Erkenntnisse aus der Genetik und der modernen Arzneimittelfor­ schung. Die personalisierte Krebsmedizin macht es nach einer so genauen Dia­ gnose möglich, für jeden Patienten individuell die Therapie auszuwäh­ len und anzuwenden, die für ihn die grössten Erfolgschancen bietet.

Gewebe wird geschont Der Vorteil dieses neuen Ver­ fahrens, das massgeblich in Deutschland entwickelt wur­ de: Die Schwer-Ionen geben, anders als andere Strahlungs­ arten, ihre Energie zielgenau erst an einem Ort ab, den der Arzt zuvor genau definiert hat. Das den Tumor umliegende ge­ sunde Gewebe kann auf diese Art und Weise besonders gut geschont werden. Diese Art der Strahlentherapie wirkt also punktgenau und wird deswegen gut vertragen, weil umliegende Gewebeteile weitgehend ge­ schont werden können.

Für tiefsitzende Tumoren Besonders geeignet ist die Schwer-Ionen-Therapie bei nur schwer zugänglichen Tumoren, die z. B. tief im Körper oder im Gehirn, im Auge oder am Seh­ nerv wachsen. Und noch eine gute Nachricht: Auch Patien­ ten, deren Tumore sich als wi­ derstandsfähig gegenüber her­ kömmlichen Strahlentherapien erweisen, können von dieser Methode profitieren.

Therapie nach Mass: Jeder Patient erhält die für ihn persönlich ausgewählte optimale Behandlung.

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Perspektive leben · Meilensteine

Meilensteine der Krebsforschung NährstoffEntzug. Lebewesen sind durchzogen mit Blutgefäs­ sen. Sie versorgen die Zellen mit allem, was sie zum Wachstum und Erhalt des Körpers benötigen, und transportieren unbrauchba­ re Stoffe wieder ab. Blutgefässe verändern sich und werden bei Bedarf auch neu gebildet. Vor allem dann, wenn neues Gewebe entstehen soll. Besonders wichtig ist dies bei Verletzungen. So wird der Baustofftransport zum Ort der Heilung sichergestellt. Auch Krebszellen brauchen für ihr unheilvolles Wachstum Sauer­ stoff und Nährstoffe. Diese holen sie sich aus dem Körper über die Blutgefässe. Damit der wachsende Tumor den steigenden Sauerstoff-

und Nährstoffbedarf decken kann, müssen neue Blutgefässe gebildet werden. Dazu sendet der Tumor Botenstoffe aus, die die Gefässe anregen, in seine Richtung zu wachsen und ein dichtes Netz in und um ihn herum zu bilden. Er nutzt damit eine für uns lebens­ wichtige Funktion des Körpers aus und richtet sie letztlich gegen uns. Der Fachmann nennt diese Boten­ stoffe Gefässwachstumsfaktoren. Wenn diese Faktoren, die der Tumor aussendet, abgefangen oder inaktiviert werden können, müsste das Wachstum des Tumors gestoppt werden können – so war die Überlegung der Forscher. Und in der Tat: Sie haben Medikamente entwickelt, die diese Faktoren ab­

Grafik: obs/Roche Pharma AG

Blutgefässbildungshemmer: wie sie funktionieren

fangen können. Die Blutgefässe können keine Botenstoffe mehr empfangen und stellen das wei­ tere Wachstum und Verzweigen ein. Damit wird der Tumor von der Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen zunehmend ab­ geschnitten. Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von Blutgefässbildungshemmern, den sogenannten Angiogenese­ hemmern. Dabei steht der Begriff «Angiogenese» für die Neubildung von Blutgefässen.

Mit dem eigenen Körper gegen den Tumor: die Krebsimmuntherapie therapie hat das Potenzial, eine der grossen Säulen der Krebsbehand­ lung zu werden. Ziel ist es, Krebs­ zellen mithilfe des Immunsystems zu zerstören. Dies kann durch eine Stimulation des Immunsystems geschehen, die eine direkt auf die Krebszellen ausgerichtete Vermehrung krebs­ zerstörender Zellen zur Folge hat. Auch die Behandlung mit Anti­ körpern, die so präpariert sind, dass sie giftige Substanzen zur

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Foto: thinkstock

Antikörper. Die Krebsimmun­

Krebszelle transportieren oder deren Stoffwechsel stören, ist eine Form der Krebsimmuntherapie. Die Forschung hat grosse Fort­ schritte gemacht. Längst werden Antikörper eingesetzt, um bei Brustkrebs, Lymphdrüsenkrebs, Leukämien, Magenkrebs, Darm­ krebs oder Lungenkrebs das Wachstum der Tumorzellen gezielt zu blockieren. Ein Vorteil: In den meisten Fällen weist die Immun­ therapie mit Antikörpern nur re­ lativ wenige Nebenwirkungen auf.


Rat und Hilfe · Perspektive leben

Fokus

Foto: thinkstock

Fatale Heilsversprechen von Hugo Stamm – Extreme Formen der Alternativmedizin können tödlich sein. Schwere Krankheiten, insbesondere Krebs, lösen bei Patienten oft Verzweiflung aus. Viele suchen Zuflucht bei alternativen Heilmethoden und legen ihr Schicksal in die Hände zweifelhafter Heiler. Bislang gibt es keine gesetzlichen Möglichkeiten, Scharlatane und Abzocker zur Rechenschaft zu ziehen.

schen Untersuchung ein Knötchen in der «Sanfte» linken Brust. Krebs! Die Frau stürzte in triff jedes Jahr rund 32 000 SchweizerinMethoden können eine Krise. Eine Bekannte empfahl ihr nen und Schweizer wie ein Keulenschlag. nicht heilen die «Neue Medizin» des deutschen Arztes Plötzlich hängt das Leben an einem seidenen Faden, und der Tod wird zum stänGeerd Hamer und vermittelte ihr zwei Thedigen Begleiter. In ihrer Verzweiflung suchen rapeutinnen. Diese versprachen ihr baldi ge viele Patienten Hilfe bei alternativen Heilmethoden, Genesung. Allerdings nur unter einer Bedingung: Sie dürfe Geistheilern, Reikimeistern und Naturärzten. Unter ihsich auf keinen Fall schulmedizinisch behandeln lassen, nen tummeln sich viele Scharlatane, die rasche Heilung denn Chemotherapie und Bestrahlungen seien pures Gift versprechen und Patienten manchmal auch finanziell für den Körper und würden die Heilmethoden der «Neuen schamlos ausnützen. So schmerzhaft die Erkenntnis Medizin» zunichte machen. Krebs habe nämlich nichts mit auch ist: Niemand kann mit alternativen oder «sanften» bösartig wuchernden Zellen zu tun, sondern sei lediglich Methoden Krebs nachweisbar heilen. die Folge eines seelischen Konflikts. Dieser lasse sich mit Dies musste auch der Ehemann einer 47-jährigen Patitherapeutischen Massnahmen leicht beheben, erklärten entin erfahren. Ihr Arzt entdeckte bei einer gynäkologiihr die Therapeutinnen der «Neuen Medizin». Die » Scharlatanerie. Die Diagnose Krebs

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PERSPEKTIVE LEBEN · RAT UND HILFE

konventionelle Medizin belüge die Öffentlichkeit, um zusammen mit den Pharmamultis ein Milliardengeschäft auf dem Buckel der Krebspatienten zu machen.

Untersuchung im Hotel Die Therapie bestand vor allem aus der Ursachenforschung: Welcher verborgene Konflikt hat den Tumor ausgelöst? Ein Jahr lang verhielt sich der Knoten ruhig, und die Patientin glaubte bereits an die Genesung. Doch dann platzte der Tumor. Die damit verbundene Blutung war kaum zu stillen. Die beiden Hamer-Therapeutinnen hatten den Schuldigen rasch eruiert: Der Arzt hat das Drama mit seiner Punktierung verursacht, behaupteten sie. Die Patientin litt unter schrecklichen Schmerzen. Der Ehemann, der die eigenartige Nach einem Therapie mit Skepsis verfolgt hatte, Jahr platzte telefonierte einem Arzt. Dieser ordder Tumor nete die notfallmässige Einweisung ins Spital an. Die ganze Brust war vereitert, die Operation gestaltete sich schwierig. Trotz der ungünstigen Prognose verweigerte die Patientin Chemotherapie oder Bestrahlung. Sie würde an der Behandlung sterben, machten ihr ihre Therapeutinnen weis. Die Wunde wollte nicht mehr heilen und produzierte viel Eiter. Die Patientin zerfiel körperlich und benötigte einen Rollstuhl. Die Schmerzen brachten sie fast um den Verstand. Diese seien Ausdruck der Genesung, behaupteten die beiden Hamer-Therapeutinnen weiterhin. Schmerzmittel durfte sie keine einnehmen. In seiner Verzweiflung flog das Ehepaar zu Geerd Hamer nach Spanien. Dem Begründer der «Neuen Medizin» war in Deutschland die Zulassung als Arzt entzogen worden, ausserdem war er schon mehrfach zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Doch auch Hamer war am Ende seines Lateins: «Er hat meine Frau in der Hotelhalle untersucht, aber auch nichts unternommen», erklärt der Ehemann. Die Ursache des Brustkrebses liege in einem Partnerschafts- und Vaterkonflikt, habe Hamer nur gesagt. «Meine Frau hatte aber weder mit ihrem Vater noch mit mir Konflikte», erzählt der Ehemann. Obwohl ihm der Zustand seiner Frau immer mehr Angst machte, respektierte er ihren Wunsch, der «Neuen Medizin» zu vertrauen und ärztliche Hilfe abzulehnen. Die Schmerzen breiteten sich auf Arme und Schultern aus. Der Ehemann holte Hilfe bei einer befreundeten Physiotherapeutin. Diese verlangte eine Röntgenuntersuchung. «Das Resultat war niederschmetternd», erinnert sich ihr Mann. Am rechten Oberarm fehlte ein grosser Teil des Knochens, das Schulterblatt war durchlöchert. Trotzdem hielten die beiden Vertreterinnen der «Neuen Medizin» an ihrer Methode fest. Die Knochen würden sich wieder aufbauen, sagten sie. Der Ehemann verzweifelte. Weil seine Frau die Schulmedizin ablehnte, suchte er Rat bei einer Ärztin der traditio28 ·

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AUSGABE SCHWEIZ

nellen chinesischen Medizin. Doch sie war auch machtlos. «Ihre Frau lebt nur noch ein bis zwei Monate», sagte sie. Das war zu optimistisch: Die Patientin starb eine Woche später unter unsäglichen Qualen. Ihr Ehemann sagte danach einer Hamer-Therapeutin, er habe ein schlechtes Gewissen, weil er nichts unternommen habe. Ihre Antwort: «Aha, der Konflikt war also nicht gelöst. Deshalb ist deine Frau gestorben.»

Millionengeschäft boomt Seit die Esoterikwelle die westliche Welt erfasst hat, breitet sich der alternative Gesundheitsmarkt rasant aus. In der Schweiz werden mehrere hundert Millionen Franken umgesetzt. Rund 13 000 Geistheiler, Handaufleger, Reikimeister, alternative Therapeuten, Magnetopathen usw. kümmern sich um das körperliche und seelische Wohl der Leute, die an übersinnliche Phänomene nach esoterischem Gedankengut glauben. Diese bieten rund 500 Heilmethoden an. Allein zur Behandlung von Krebs gibt es hundert alternative Methoden. Eine Umfrage im Kantonsspital St. Gallen unter 160 Krebspatienten hat ergeben, dass mehr als die Hälfte Hilfe bei Geistheilern und Heilpraktikern gesucht haben. Eine andere Untersuchung mit 1500 Patienten kam zu einem ähnlichen Resultat. Man darf natürlich nicht alle alternativen Methoden und Geistheiler in einen Topf werfen. Es gibt viele, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Entscheidend ist, dass sie eine schulmedizinische Abklärung und eine klare Di-

«Viele Krebspatienten hoffen auf die Hilfe von Geistheilern oder Heilpraktikern»


Rat und Hilfe · Perspektive leben

agnose verlangen. Bei Krebs sollten die Heiler darauf bestehen, dass die Patienten sich über die Behandlungsmethoden und deren Erfolgsaussichten bei Onkologen ins Bild setzen. Von keiner Seite darf Druck ausgeübt werden, die Patienten sollen die Behandlungsmethode frei wählen können. Verspricht ein Heiler oder Handaufleger Heilung, muss er zu den Scharlatanen gerechnet werden.

Konsumentenschutz vonnöten Wie lässt sich das moderne Phänomen der Geistheilung, des Handauflegens, der Alternativmedizin und der Esoterik erklären? Mit den Fortschritten der Naturwissenschaften, der Technik und der Medizin ist die Anspruchshaltung vieler Menschen gestiegen. Sie erwarten und fordern Instantlösungen in allen Lebensbereichen. Stösst die konventionelle Medizin an Grenzen, wenden sie sich Heilern zu, die Wunder versprechen. Wunder, die angeblich sogar sanft und schmerzlos sein sollen, in Wirklichkeit oft tödlich sind. Doch das erfahren manche Patienten erst, wenn es zu spät ist. Fatal ist, dass Scharlatane an ihre vermeintlichen Fähigkeiten glauben, selbst schwere Krankheiten heilen zu können. Sie erlangen in esoterischen Kreisen eine besondere Bedeutung. Der damit verbundene soziale Status

immunisiert sie weitgehend gegen Selbstkritik. Sie identifizieren sich so stark mir ihrer Funktion als Heiler, dass jeder Zweifel zu einem Einbruch des Selbstwertgefühls führen würde. Diese Selbstüberschätzung ist bei Scharlatanen verhängnisvoll. Obwohl immer wieder Patienten unter ihren aufgelegten Händen sterben, lassen sie sich nicht verunsichern. In ihrer spirituellen Verblendung lassen sie nichts auf ihre Heilmethoden kommen, hängt doch ihr ganzes Weltbild daran. Verschlechtert sich der Gesundheitszustand eines Patienten oder stirbt er, greifen sie zu Ausreden: Der Patient kam nicht rechtzeitig zur Behandlung, war spirituell blockiert, hat die Anweisungen nicht befolgt oder sich schulmedizinisch behandeln lassen. Die Gleichgültigkeit von Gesellschaft und Politik gegenüber geistheilenden Scharlatanen ist für viele Kranke fatal. Wir bräuchten dringend eine Art Konsumentenschutz im alternativmedizinischen Bereich. Heiler Scharlatane müssten zwingend schriftlich festüberschätzen halten, welche Behandlungsmethosich de sie anwenden, wie ihre Prognose lautet, wie lang die Therapie voraussichtlich dauert und wie hoch das Honorar ist. Könnten Scharlatane gerichtlich belangt werden, würden sie eher eine medizinische Diagnose verlangen und ihre Heilsversprechen vorsichtig formulieren. Bei einem Todesfall müsste auch den Angehörigen ein Klagerecht eingeräumt werden.

Foto: fotolia/cranach

Alternative Heilmethoden im Aufwind


Perspektive leben · BLUTkrebs

Fotos: thinkstock (2)

«Aktivsein an der frischen Luft – ein guter Weggefährte!»

Chronische myeloische Leukämie

Trotz Blutkrebs – ein ganz normales Leben leben Wenn sich weisse Blutkörperchen im Knochenmark unkontrolliert vermehren, spricht man im Volksmund oft von Blutkrebs. Die «chronische myeloische Leukämie», kurz: CML, ist eine solche Form – und sie wird heute sehr erfolgreich behandelt.

Erstaunlicher Fortschritt. Das ist die gute Nachricht für alle CML-Patienten: Bei der chronischen mye­ loischen Leukämie handelt es sich um eine Form von Blutkrebs, die Ärzte sehr gut unter Kontrolle bekommen. «Bei der Behandlung dieser Krankheit hat eine Weiterentwicklung stattgefunden, die in der gesamten Krebsmedizin ihresgleichen sucht», sagt Professor Dr. Martin Müller, Oberarzt für Hämatologie und Internistische Onkologie am Universitätsklinikum Mannheim. «Mit den heutigen

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medikamentösen Therapieverfahren können die Patienten fast ausnahmslos mit einer guten Lebensqualität vollkommen normal leben!»

Gute Lebensqualität – normale Lebenserwartung Tatsache ist: In den letzten 15 Jahren gab es ganz erstaunliche Therapieerfolge. Wurde in den 1990er-Jahren die Diagnose CML gestellt, dann lag die durchschnittliche


Blutkrebs · Perspektive leben

Lebenserwartung der Patienten bei lediglich fünf bis sechs Jahren. Als wichtigste Behandlungsmethoden wurden in erster Linie die Therapie mit Interferon sowie die Stammzellentherapie mithilfe einer Stammzelltransplantation angewendet. «Heutzutage können CML-Patienten dagegen von einer ganz normalen Lebenserwartung ausgehen», erläutert Prof. Dr. Müller. «Wir haben die Krankheit also im Griff.» Auch hier gilt wie bei allen Krebserkrankungen: Sicherlich darf man – genau genommen – noch nicht von Heilung sprechen, solange noch Spuren der Erkrankung im Körper nachweisbar sind. Deshalb dauert die Therapie auch ein Leben lang. Doch das ist mittlerweile für die Patienten unproblematisch geworden.

Der Patient handelt eigenverantwortlich Die Therapie der CML erfolgt mit zielgerichteten Medikamenten, die in Tablettenform genommen werden. Es handelt sich dabei um die Wirkstoffgruppe der sogenannten «Tyrosinkinaseinhibitoren», abgekürzt TKI. Mit diesen Substanzen liegen aus umfangreichen klinischen Studien der letzten Jahre sehr gute Erfahrungen vor, die sich auch langfristig bestätigt haben. Und so wirkt diese Behandlung: Die Wirkstoffe in diesen Medikamenten hemmen eine sogenannte Tyrosinkinase. Das ist ein spezielles Protein, das in den Leukämiezellen überaktiv ist. Damit gelingt es in den meisten Fällen, die Leukämie wirkungsvoll zurückzudrängen. Zudem sind aktuell neue Mittel in der klinischen Prüfung, die eine noch wirkungsvollere Behandlung versprechen und auch nicht mehr lange bis zur Marktreife benötigen werden. Aufgrund des überzeugenden Erfolges wird die Behandlung mit TKI heute u. a. von der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie und von internationalen Fachgesellschaften wie dem European Leukemia Net als Therapie der ersten Wahl empfohlen. «Die Medikamente müssen allerdings ein Leben lang genommen werden», sagt Prof. Dr. Müller. Deshalb kommt der Eigenverantwortlichkeit der Patienten eine besondere Bedeutung zu. «Ausserordentlich wichtig ist die Einhaltung der exakten Dosierung», mahnt der Mediziner, «bereits zehn Prozent weniger Tabletten können zu einem Versagen der Therapie führen.»

Warum Sorgfalt nötig ist Wichtig zudem: Es sind Regeln bei der Einnahme zu beachten. Einer der Tyrosinkinasehemmer muss z. B. während der Mahlzeiten genommen werden. Das kann entscheidend sein für den Erfolg der Behandlung. Wie

quasi bei allen Medikamenten gilt: Was Wirkung zeigt, hat auch Nebenwirkungen: Beobachtet werden Übelkeit, Wadenkrämpfe und Wassereinlagerungen um die Augen. Doch sie sind ausgesprochen harmlos gegenüber der Krankheit selbst. Ausserdem können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten – etwa Wir haben mit Mitteln gegen Bluthochdruck die Krankheit oder Diabetes. Alle behandelnim Griff den Ärzte müssen daher über die Krebstherapie im Bilde sein. «Patienten müssen lediglich daran denken, im Falle anderer Krankheiten darüber zu sprechen», sagt Prof. Dr. Müller. Auch sollten sie, wenn nötig, ihre Lebensweise so umstellen, dass keine neuen Krankheiten entstehen. Eine ausgeglichene Ernährung, kein Übergewicht und viel Bewegung oder Sport sind gute Weggefährten, um die CML als Betroffener völlig beschwerdefrei zu meistern.

Erfolgskontrolle – Blutuntersuchung genügt Zu Beginn und während der Therapie werden die Fortschritte überprüft und der Erfolg kontrolliert. Das geschieht über spezielle Bluttests auf Basis der sogenannten Polymerasekettenreaktion (PCR), die zu bestimmten Zeitpunkten durchgeführt werden und zeigen, ob der Verlauf als optimal zu bewerten oder ob eine Änderung der Medikation sinnvoll ist. Wichtig für die Patienten: Die Befunde verschiedener Labore müssen vergleichbar sein. Wenn dieser Standard erfüllt ist, sind die Befunde mit einem (IS) gekennzeichnet, was für «interna­tionale Skala» steht.

Leukämie ist nicht gleich Leukämie Je nach Art der weissen Blutkörperchen, die böse entarten, werden «myeloische» und «lymphatische» Leukämien unterschieden. Beide Leukämieformen können akut oder chronisch verlaufen. Akute Leukämien verlaufen sehr rasch, verursachen schwere Krankheitssymptome und Fieber. Ohne Behandlung überleben die Patienten oft nur wenige Monate. Chronische Leukämien bleiben oft längere Zeit unbemerkt und verlaufen relativ langsam. Die akute lymphatische Leukämie (ALL) tritt meistens bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Die akute und chronische myeloische Leukämie (AML und CML) betrifft vor allem Erwachsene im mittleren Lebensalter, die chronische lymphatische Leukämie (CLL) tritt meist bei über 50-Jährigen auf.

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Perspektive leben · Forschung

Foto: thinkstock

Die Erb-Information der Tumorzelle kann dem Arzt helfen, die richtige Therapie zu finden.

Molekulare Profiler

Detektivarbeit auf Gen- und Biomarkerebene Wer Krimis mag, weiss, was ein Profiler macht. So ein Fallanalytiker erstellt aufgrund der Ausführung einer Tat ein Profil des Täters. Möglichst viele Einzelheiten werden gesucht und wie bei einem Puzzle zusammengesetzt. Eine noch kompliziertere Detektivarbeit ist es, die Eigenschaften von Krebszellen zu untersuchen. Das Profil einer bösartigen Zelle gibt nicht nur Hinweise auf ihren Ursprung, es kann auch helfen, Entscheidungen für die Behandlung zu treffen.

Bösartige Eigenschaften. «Täter erkannt, Gefahr

gebannt» bedeutet im Fall von Krebszellen, sie mit ihren bösartigen Eigenschaften zu erfassen, um eine möglichst massgeschneiderte Behandlung beginnen zu können. Dazu gehört heute in vielen Fällen auch die genetische Untersuchung. Dabei wird eine Tumorgewebeprobe auf Veränderungen von Strukturen hin untersucht, die für 32 ·

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Tumorwachstum und -ausbreitung oder für die Aggressivität einer Krebserkrankung verantwortlich sind. Diese Strukturen bezeichnet man als «Biomarker». Alle Biomarker, die einen Tumor charakterisieren, werden als «molekulares Tumorprofil» bezeichnet. Im Folgenden erfahren Sie mehr über aktuelle Arbeitsfelder der «Molekular-Detektei»: »


Forschung · Perspektive leben

Mit welchen Methoden und Datenmengen in einer molekularen Detektei gearbeitet wird, lässt sich nur schwer anschaulich machen. Vereinfacht ausgedrückt, wird die Erb-Information einer normalen Körperzelle mit der einer Krebszelle verglichen. Die Untersuchungen laufen teilweise vollautomatisch und die Resultate, die daraus entstehen, werden mit der Fachliteratur abgeglichen und dann per Computer ausgewertet. Für jeden Patienten entsteht so ein individuelles Tumorprofil in Form eines Berichts. Mithilfe dieser Information kann der Onkologe herausfinden, welche Dank TumorMedikamente bei der Behandlung marker gezielt des Krebses die grössten Erfolgsbehandeln aussichten aufweisen und welche vermieden werden sollten. So ein Priofil hilft bei der Auswahl aus verfügbaren Behandlungen, kann aber auch auf Behandlungen hinweisen, die normalerweise nicht in Betracht gezogen worden wären. Die Abwägung einer Behandlungsmöglichkeit mit ihren Nebenwirkungen und dem Gesundheitszustand eines Patienten fällt leichter.

Suche nach dem Ersttumor Zwar selten, aber doch immer wieder wird ein Krebsleiden dadurch entdeckt, dass ein Ableger, eine Metastase, Symptome macht oder zufällig bei einer Untersuchung auffällt. Werden Ableger im Gehirn, in der Lunge oder in den Knochen zuerst festgestellt, so beginnt die detektivische Suche nach dem Krebs, aus dem die Metastasen entstanden sind. Für die Behandlung ist es entscheidend zu wissen, aus welchem Organ oder Gewebe der Ableger stammen könnte. Bei unbekanntem Ursprungstumor sind wieder die Detektive gefragt und das molekulare Tumorprofil kann helfen, Licht ins Dunkle zu bringen. Die «molekularen Profiler» untersuchen die Krebszellen akribisch nach bereits bekannten und weniger bekannten Veränderungen. Anhand der Ergebnisse lässt sich ein Tumorprofil erstellen, das in Form eines

Berichts dem Arzt so viele Hinweise liefert, dass er eine gezielte Krebstherapie beginnen kann.

Für die Früherkennung nicht geeignet

Tumormarker Je früher eine Krebserkrankung diagnostiziert wird, desto grösser sind im Regelfall die Heilungschancen. Noch ist es ein Wunschdenken, dass mittels Tumormarker eine Früherkennung von Krebserkrankungen erfolgen kann. Für den Verlauf von Erkrankungen können sie aber wichtige Hinweise geben. Tumormarker sind Zucker-Eiweiss-Verbindungen, die von Krebszellen ausgeschüttet werden. Sie können in Blut, Urin, anderen Körperflüssigkeiten und im Gewebe vorkommen. Tumormarker steigen häufig mit dem Wachstum eines Tumors an. Nur bei einigen Krebsarten spielt die Bestimmung von Tumormarkern gleich beim ersten Krankheitsverdacht eine wichtige Rolle. Dazu zählen beispielsweise CEA (Carcinoembryonales Antigen) bei Darmkrebsverdacht oder hCG (humanes Choriongonadotropin) bei Verdacht auf Keimzelltumoren wie etwa Hodenkrebs. Bekannte Tumormarker für Krebszellen des Eierstockkrebs sind z. B. CA 125 oder das prostataspezifische Antigen PSA für das Prostatakarzinom. Da Tumormarker auch bei gutartigen Erkrankungen erhöht sein können, sind sie nicht geeignet, die Diagnose Krebs zu sichern. Auch für eine Frühdiagnose von Krebserkrankungen gesunder, beschwerdefreier Personen sind die bisher zur Verfügung stehenden Tumormarker nicht geeignet. Zu viele Kranke würden nicht erkannt (mangelnde Sensitivität), zu viele Gesunde fälschlich als krank eingestuft und unnötig beunruhigt sowie überflüssigen Abklärungsuntersuchungen ausgesetzt (mangelnde Spezifität). Ob ein Tumormarker für den Verlauf einer Krebserkrankung zum Einsatz kommt, hängt davon ab, ob und welche Folgen eine Erhöhung im Einzelfall hat. Manche Patienten wünschen eine Bestimmung, andere fühlen sich stark beeinträchtigt und möchten lieber unbelastet bleiben. Foto: thinkstock

Individuelles Tumorprofil

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Perspektive leben · Nebenwirkungen abfangen

Foto: thinkstock

Frauen, die Übelkeit in Schwangerschaften erlebt haben, müssen sich auch bei einer Chemotherapie eher auf diese Nebenwirkung einstellen.

Hilfe gegen Nebenwirkungen

Wie die Chemotherapie besser vertragen wird Die Therapie beginnt – dazu gehört in vielen Fällen auch die Chemotherapie. Sie hilft, den Krebs zu besiegen, dank dem Fortschritt mittlerweile mit grossem Erfolg. Doch ihre Wirkung hat auch eine zweite Seite: Ganz ohne Nebenwirkungen geht es nicht.

Vorbeugen wichtig. Für viele Menschen ist der Begriff Chemotherapie sofort mit der Vorstellung von Übelkeit verbunden. Tatsächlich müssen Ärzte in der Krebstherapie auch Mittel einsetzen, die vorübergehend solche unangenehmen Nebenwirkungen haben können. Perspektive LEBEN erklärt, was es mit der Übelkeit auf sich hat und

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wie man sie lindern oder verhindern kann. Wenn eine Chemotherapie eingesetzt wird, kommt es häufiger zu Übelkeit. Warum ist das so?

Bei der Chemotherapie werden gezielt Zellgifte eingesetzt, die hauptsächlich Zellen angreifen, die sich häufig teilen, so wie es bei Krebszellen

der Fall ist. Der Nebeneffekt: Bei dieser Aufräumaktion gegen Krebszellen werden aber auch gesunde Darmzellen angegriffen. Die Darmzellen setzen dann vermehrt den Botenstoff Serotonin frei. Unser Körper verfügt über eine Vielzahl von Botenstoffen. Dies sind die Neurotransmitter, die Signale an unser Gehirn übermitteln. Das Gehirn nimmt die Signale auf,


Nebenwirkungen abfangen · Perspektive leben

verarbeitet sie und löst bestimmte Reaktionen im Körper aus. Serotonin ist verstärkt in den Zellen der Dünndarmschleimhaut gespeichert. Eine Chemotherapie kann die Zellen der Dünndarmschleimhaut schädigen, was zur Folge hat, dass vermehrt Serotonin freigesetzt wird. Dieses verbindet sich nun mit den Serotonin-Rezeptoren im Gehirn – und der Übelkeitsreflex wird ausgelöst. Das Ganze zeigt also dem Patienten durchaus: Die Chemotherapie wirkt so, wie sie wirken soll. Hat jede Chemotherapie Übelkeit als unerwünschte Nebenwirkung?

Nein. Der Verlauf einer Chemotherapie und ihre Nebenwirkungen hängen von vielen, oft individuellen Faktoren ab. Sie sind bei jedem Patienten unterschiedlich. Ganz wesentlich sind die Dosierung und Verabreichung, die sich nach der Art und dem Grad der Erkrankung richten. Wer muss als Patient besonders mit Übelkeit rechnen?

Die persönliche Veranlagung und auch die Einstellung spielen bei der Therapie eine wesentliche Rolle. Kinder, Frauen, aber auch Männer unter 50 Jahren reagieren häufiger mit Übelkeit als ältere Menschen. Ängstliche oder empfindliche Menschen, die zu Reisekrankheit neigen, sind erfahrungsgemäss bei einer Chemotherapie eher von Übelkeit betroffen. Für Frauen, die während der Schwangerschaft Übelkeit erlebt haben, besteht ein erhöhtes Risiko, dass ihr Körper auf eine Chemotherapie mit Übelkeit reagiert. Gibt es wirksame Medikamente gegen die Übelkeit?

Ja. Es gibt inzwischen verschiedene sehr gute Medikamente gegen Übelkeit unter Chemotherapie. Ihr Arzt wird u. U. von einem Antiemetikum sprechen. Diese Medikamente blockieren z. B. den Botenstoff der Darmzellen und verhindern so, dass im Gehirn der natürliche Schutzmechanismus, also der Übelkeitsreflex, ausgelöst wird. Diese Präparate gibt

Keine Angst vor Übelkeit – man kann gut vorbeugen! n Akut toxische Übelkeit tritt innerhalb von 24 Stunden nach der Verabreichung der

Zytostatika auf. Mit vorbeugenden Medikamenten (Antiemetika) können Übelkeit und Erbrechen in den meisten Fällen vermieden werden. n Verzögerte Übelkeit tritt erst 24 Stunden nach der Therapie oder später auf. Durch weitere Behandlung mit Antiemetika kann auch diese Nebenwirkung heute sehr gut verhindert werden. n Antizipatorische Übelkeit: Wenn die Übelkeit schon vor der Chemotherapie auftritt, sind meist schlechte Erfahrungen mit Zytostatika der Grund. Die beste Vorbeugung ist daher eine gute Behandlung der akuten und verzögerten Übelkeit.

es in Form von Ta­bletten, Spritzen oder Infusionen. Im Allgemeinen lässt sich die Übelkeit, die während, aber auch schon vor einer Chemotherapie auftreten kann, u. a. durch Serotonin-Antagonisten sehr gut kontrollieren. Sollte ich die Medikamente gegen Übelkeit wirklich nehmen?

Ja. Sie haben eine ganz entscheidende Schlüsselrolle für die Wirksamkeit und Verträglichkeit der notwendigen Therapiemassnahmen und tragen dadurch entscheidend zum Erfolg der Chemotherapie bei. Welches Medikament für Sie am besten geeignet ist, hängt u. a. auch von Ihren persönlichen Stoffwechselvorgängen ab. Ihr Arzt bestimmt das Medikament, das Ihnen am besten hilft. Was kann ich von mir aus noch gegen Übelkeit tun?

Einiges. Untersuchungen zeigen: Patienten, die in einem positiven Vertrauensverhältnis zu ihrem behandelnden Arzt stehen und der bevorstehenden Chemotherapie auch positiv gegenüber eingestellt sind, sind weitaus weniger anfällig für Übelkeit. Versuchen Sie, die Chemotherapie als etwas Gutes zu sehen, das Ihre Beschwerden lindert, Ihre Krankheit bekämpft und diese im besten Fall zum Stillstand bringt. Und wie ist das, wenn ich schon einmal eine Chemotherapie hatte?

Dann sollten Sie offen über Ihre bisherigen Erfahrungen sprechen. Unser Gehirn kann Übelkeit auch

lernen. Negative Erfahrungen und Angsterlebnisse werden oft mit Übelkeit in Verbindung gebracht und schützen uns so vor weiterem Unbehagen. Wir alle kennen das Gefühl «… beim Anblick ist mir schon schlecht geworden». Dieser Lernprozess könnte fälschlicherweise auch von einer Chemotherapie ausgelöst werden. Daher ist es so wichtig, Angst und Übelkeit im Vorfeld der Therapie bewusst und deutlich beim Arzt anzusprechen und sofort professionell dagegen anzugehen. Welche Rolle spielen die Ernährung und mein Verhalten?

Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung empfiehlt sich besonders vor und während der Chemotherapie. Schwer verdauliche Speisen sollten Sie jetzt vermeiden und immer auf eines achten: trinken, trinken, trinken. Versuchen Sie ausserdem, gut ausgeruht und möglichst entspannt zu Ihrer Chemotherapie zu gehen. Falls Sie Angst haben, sollten Sie dies Ihrem Arzt unbedingt sagen. Er gibt Ihnen dann unmittelbar vor Therapiebeginn ein unterstützendes Beruhigungsmittel.

>> Hilfreiche Informationen unter: www.krebsliga.ch www.krebsinformationsdienst.de www.krebsgesellschaft.de www.dkfz.de www.onkodin.de Ausgabe Schweiz

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PERSPEKTIVE LEBEN · PATIENTEN ERZÄHLEN

Brustkrebs: Persönliche Erfahrungen nach der Diagnose

«Mit einer Ritterrüstung hatte ich nicht gerechnet» Von Silvia A. Finke – «Sie haben da was» – dieser Satz am Ende der jährlichen Routineuntersuchung beim Gynäkologen ist wohl das, wovor sich eine Frau während der ganzen Untersuchung am meisten ängstigt.

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at man als Frau Vertrauen zu Arzt oder Ärztin – die Grundvoraussetzung für eine Arzt-Patienten-Beziehung –, steigt die Beklemmung noch einmal. Erhärtet sich der Verdacht, gerät vieles ins Wanken. Für alle Beteiligten sicherlich eine anspruchsvolle Situation: Der Arzt muss ehrlich sein, die Patientin muss aber auch psychisch möglichst stabil bleiben – die wirklich herausfordernden Stationen des Weges kommen ja erst noch.

«Darf ich in Zukunft nicht mehr als Frau wahrgenommen werden?»

Wird man wieder wach, ist der erste Gedanke: Erleichterung! Dann setzt das Gehirn ein: Warte ab, bis der Arzt da war, die Ergebnisse dauern ein paar Tage. Trotzdem überwiegt die Zuversicht. Es darf nicht anders sein! Die emotionale Situation ist stark schwankend und äusserst instabil, die Aufnahmefähigkeit ebenso. Kommt der Arzt dann mit einem nachdenklichen oder zumindest nicht strahlenden Gesicht, hat frau wenig Zeit, sich zu wappnen. Dann geht es wahrscheinlich immer recht schnell und schon am nächsten Tag liegt man wieder auf dem Tisch. Das neuerliche Warten auf Ergebnisse – es ist ja schon einmal schief gegangen – ist emotional wesentlich anstrengender als beim ersten Mal.

SILVIA FINKE

Wie in Trance und doch hellwach

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AUSGABE SCHWEIZ

Alle sind wohlmeinend, alles ist empathisch

Foto: zVg

Die dann anstehenden Untersuchungen gehen auf der einen Seite wie in Trance vorbei, auf der anderen Seite wird jede noch so kleine Regung registriert. Da kann der Verstand tausendfach sagen «Lass es, es bringt nichts» – es muss so etwas wie ein Reflex sein, der sicherlich vom Stammhirn ausgeht. Im Spital verfliegt die Zeit bis zur Operation, ist angefüllt mit Untersuchungen, Aufklärungen, aufmunternden Telefonaten. Und trotzdem – sind einmal fünf ruhige Minuten dabei, schlägt das Kopfkino unerbittlich zu. Es weiss leider nur nicht so recht wohin und darum steht dann immer gleich alles infrage.

Natürlich haben die betreuenden Menschen Verständnis und zeigen dieses auch. Und es ist ja nicht so, dass man keine emotionale Wärme braucht. Am liebsten natürlich möglichst so dosiert, wie es für einen selbst gerade richtig ist. Das steht einem aber weder auf der Stirn geschrieben, noch können die anderen es schmecken. Das wohlgemeinte und wirklich geschätzte Verhalten ist für die Betroffenen manchmal aber noch schwerer auszuhalten als eine «kalte Hundeschnauze». An der Wartezeit


Patienten erzählen · Perspektive leben

kann die Patientin nichts ändern – eine Zellteilung geht eben nicht im Turbotempo und die Ergebnisse müssen ja «wasserdicht» sein. Aber überstehen muss sie die Zeit erst einmal. Und das ist ein Job, den frau schlussendlich allein erledigt. Also wird nicht nur bei mir Verdrängung das Gebot der Stunde gewesen sein. Jedes noch so wohlmeinende Wort, jede Geste kann wie das Kamel sein, welches das berühmte Gras abfrisst, sobald es etwas gewachsen ist. Im persönlichen Umfeld kann man einigermassen gegensteuern: Ich habe allen Anrufern verboten, Fragen zu stellen, und nur das erzählt, was für mich zu ertragen war. Aber Ärzte und Pfleger? Man erkennt, schätzt und honoriert den guten Willen und die Anteilnahme – aber es kostet immer noch ein kräftiges Schüppchen Energie mehr, einigermassen durchzukommen. Aber hier hat man es mit Profis zu tun und viele merken schon, wann Sachlichkeit besser ist. Wie wird es aber «draussen»? Es schwant einem so manches. In der Zwischenzeit gibt es viele Broschüren zu lesen – mit denen man sich vielleicht sogar prima ablenken könnte – von unabhängigen Institutionen genauso wie von Autoren, die in einem Auftrag tätig sind. Mir persönlich sind diese Publikationen ziemlich sauer aufgestossen und zum grossen Teil der Auslöser dafür, diesen Artikel zu schreiben.

Bin ich vielleicht doch zu unsensibel? Zum besseren Verständnis vielleicht einiges zu meiner persönlichen Einstellung: Ich habe für mich beschlossen, der Krebs hat mich zwar erwischt, ich gestehe ihm aber nur den Platz in meinem Leben zu, der ihm gebührt – und keinen Zentimeter mehr! (Ich hoffe, er weiss das und hält sich daran.) Also kein Unterhalten des Wartezimmers mit der Krankengeschichte und des mit gestrafften Schultern vorgetragenen Resümees: Aber ich stehe das durch! Kein: Ich habe eine Krebsoperation gehabt, können Sie mir das aus dem Regal geben? Ich habe gesagt:

«Nicht jede Krebspatientin möchte eine Sonderstellung.» Silvia Finke

«Ich hatte einen kleineren Eingriff und kann den Arm nicht so strecken, aber ich möchte trotzdem den Champagner kaufen. Helfen Sie mir?» – Funktioniert hervorragend und sicher nicht nur beim Champagner. Kein: Ich bin ein besonders bedauernswertes Wesen, du musst dich um mich kümmern – glücklicherweise lebe ich nicht in einer langweilig gewordenen, abgestumpften Beziehung.

Empathisch zum Opfer stilisiert

Erfahrungen einer Brustkrebspatientin Anfang Dezember 2012 wird bei Silvia A. Finke (51) im Rahmen einer routinemässigen Vorsorgeuntersuchung ein auffälliger Befund erhoben. Noch am gleichen Tag werden Ultraschall und Biopsie durchgeführt, nach vier Tagen erhielt sie die Diagnose: «bösartig». Nur zwei Tage später erfolgte die erste Operation, wieder Warten, dann doch die Entfernung der Brust. «Ich wollte unbedingt, dass alles sehr schnell geht», erklärt Silvia Finke, «bei einer eindeutigen Diagnose kann sich jede Stunde, die ich länger warte, eine Krebszelle auf den Weg in meinen restlichen Körper machen. Das hat mir Angst gemacht.» Die Entscheidung für die begleitende Radiotherapie fiel dann nach Abwägung aller Optionen. Über die ersten Tage und Wochen nach der Mastektomie berichtet Silvia Finke hier – ungeschminkt und gewürzt mit mehr als einer Prise schwarzem Humor.

Und jetzt also zur Literatur: In dieser Situation ist man schon dankbar für Informationen. Krebs gehört ja in der Regel nicht zu den Themen, in die frau sich prophylaktisch einarbeitet. Ich persönlich würde mir aber wünschen, sie wären neutraler formuliert und präsentiert. Nicht jede Krebspatientin ist ab sofort ein Sonderwesen (oder möchte so behandelt werden), nicht jede möchte ihre Umwelt triezen mit Sonderwünschen (die nicht immer zwingend zum Wohlbefinden notwendig sind) und bestimmt nicht jede möchte sich einreden lassen, dass sie ab nun ein «bedauernswertes Hascherl» ist. Genau das erreichen in meinen Augen aber die Publikationen, die den Patientinnen als erstes und im Schockzustand in die Hand gedrückt werden. Eine empathische «Schreibe» ist sicher angemessen, aber auch hier gilt: Allzu viel ist ungesund. Mich haben diese Publikationen eher abgestossen, ich habe sie nicht zu Ende gelesen (und damit eventuell vorhandene brauchbare Informationen nicht bekommen) und meinem behandelnden Arzt in die Hand gedrückt. Dann habe ich ihn gebeten, er möge mir in Kürze erklären, worauf ich in Zukunft zu achten hätte. Hat hervorragend funktioniert. Hier möchte ich Ihnen die Frage stellen: Wieso wird in einer für eine Frau sowieso schon belastenden Situation dem emotionalen Aufruhr noch Vorschub geleistet? Wieso gibt es keine wertneutralen Informationen (die trotzdem nicht empathiefrei sein müssen und sollten) » Ausgabe Schweiz

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Perspektive leben · Patienten erzählen

statt dem grossen «Bangemachen» – das kann keine von uns in dieser Situation gebrauchen! Informieren, unterstützen, Hand reichen ist sicherlich jeder Betroffenen willkommen und wird bestimmt geschätzt. Dabei aber bitte nicht vergessen, dass die Welt sich auch in Zukunft nicht um die jeweils Betroffene dreht – bei der Vielzahl käme sie auch ganz schön ins Trudeln. Dies zur Erklärung meiner Einstellung, mit der ich dann auf die Realität «draussen» getroffen bin.

recht, vergrössere damit optisch den Po (ist ja bei keiner Frau eine der Problemzonen), der Mann schaut auf den Po und dann auf jeden Fall weg – und garantiert nicht auf die fehlende Brust. Mission erfüllt!

Muss ich jetzt in Sack und Asche gehen? Daraus folgt die zweite Frage an die Leser: Heisst das jetzt, ich darf in Zukunft als Frau nicht mehr wahrgenommen werden? Hängt mein Frausein an einer Brust, also im Durchschnitt an ungefähr einem Kilo oder weniger meines Körpergewichtes? Muss ich von jetzt an in «Sack und Asche» gehen? Und was machen die vielen Frauen, die jünger sind als ich und von denen der operierende Arzt gesagt hat, dass sie zunehmend betroffen sind? Werden all diese Frauen zu grauen Zombies? Irgendwie war mein Verständnis von Frausein bisher anders … und soll es eigentlich bleiben. Natürlich muss ein BH, der eine Prothese hält, etwas anders geschnitten sein. Grosse Cups mit Laschen – so gross, dass selbst eine C-Prothese nicht fest sitzt und seitlich herausschaut –, die schon beschriebenen breiten Träger und ein Schnitt, der angeblich Narben verdeckt (angeblich deshalb, weil es zwar hoch und unerotisch ist, aber trotzdem nicht alles abdeckt), sind wirklich etwas ganz anderes. Wenn schon nicht abdeckend – dann doch wenigstens optisch ansprechend, oder nicht?

Die Körperlichkeit auf ganz neue Art definieren Einer der ersten Wege führt ins Sanitätshaus, es braucht ja nun ein paar Ersatzteile mehr. Mir war klar, dass ein BH, der eine Prothese halten muss, nicht gerade ein «sweet nothing» sein würde; mit einer Ritterrüstung hatte ich aber auch nicht gerechnet. Ich bin zwar auf eine Art im Krieg – aber doch nicht gegen mein Frausein! Das Gewicht der Brust einer Frau ist abhängig von der Grösse – so weit, so einleuchtend, oder? Es gibt aber noch einen anderen Faktor: das Material! Ist eine der beiden Brüste aus Schaumstoff oder einem anderen (Erst-)Füllmaterial, wird sie automatisch wesentlich schwerer. Unlogisch? Mag sein, aber kennen Sie eine andere Erklärung, weswegen sogar A- und B-Cups bei ProthesenBHs mit überbreiten Trägern ausgerüstet sind und das mit der Bequemlichkeit erklärt wird? Der Steg in der Mitte ist auch «schön hoch», auch kleine Brüste könnten sich ja sonst Richtung Dekolleté verirren. Der ganze Schnitt gleicht eher der schon erwähnten Rüstung, die «sexy Exemplare» gleichen den rundgeschnittenen Bikinioberteilen für 3- bis 5-jährige Mädchen – irgendwie hat das mit der dann auch dazu notwendigen Verjüngung bei mir aber nicht geklappt. Und bei Badekleidern haben sich die Designer einen einfachen, aber wirksamen Trick einfallen lassen, uns arme Frauen zu schützen: Wähle den Beinausschnitt möglichst waage38 ·

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Das Arrangement mit der Realität

«Wieso gibt es keine wertneutralen Informationen für Betroffene?» Silvia Finke

Ich bin überzeugt, dass ich nicht die einzige Frau mit diesem gedanklichen Ansatz bin. Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass auch Frauen mit Brustkrebsoperationen weiterhin Frau sein wollen und sich in schönen Dessous wohler fühlen als im Panzer. Und nicht zuletzt bin ich davon überzeugt, dass «mehr geht», als heute gemacht wird. Das gilt für BHs und andere Hilfsmittel genauso wie für Aufklärungsbroschüren oder den Umgang miteinander.


Den Arzt verstehen · Perspektive leben

Fachwörter aus diesem Heft – leicht erklärt Adjuvante Therapie

Maligne

Stoma

Zusätzlich unterstützende Behandlung nach operativer Entfernung eines Tumors, um möglicherweise unerkannt im Körper verbliebene Krebszellen zu zerstören.

bösartig

Malignes Melanom

Chirurgisch hergestellter Ausgang an der Körperoberfläche für Darm, Harnleiter oder Luftröhre.

Schwarzer Hautkrebs. Entsteht meist aus Muttermalen oder Pigmentflecken.

Strahlentherapie

Antihormontherapie Behandlung von hormonempfindlichen Tumoren, beispielsweise bei Patienten mit Brustkrebs oder Prostatakarzinom. Ziel ist es, die Wirkung oder die Bildung von körpereigenen Hormonen durch deren Gegenspieler oder durch Medikamente­zu unterdrücken. Die Antihormontherapie dient dazu, das weitere Wachstum von Tumoren zu verhindern.

Benigne

Metastasen Die Bildung von Tochtergeschwülsten durch Absiedlung von Tumorzellen in andere Organe.

Neoadjuvante Therapie Meist medikamentöse Therapie, die einer Operation vorgeschaltet wird, um einen Tumor zu verkleinern und damit die Operation zu erleichtern oder möglich zu machen.

gutartig

Nierenzellkarzinom

Bronchialkarzinom

Ein von den Tubuluszellen der Niere ausgehender Tumor. Etwa 90 % der Nierentumore sind Nierenzellkarzinome.

Lungenkrebs. Ein von den Bronchien ausgehender Tumor. Das Bronchialkarzinom ist eine der häufigsten Krebserkrankungen.

Chemotherapie Die Behandlung mit zellwachstumshemmenden Substanzen, sogenannten Zytostatika, zur Tumorbekämpfung.

Chronisch myeloische Leukämie Eine Erkrankung des blutbildenden Systems, abgekürzt bezeichnet als CML, bei der zu viele weisse Blutkörperchen im Knochenmark gebildet werden.

Computertomografie Computerunterstützte Röntgenuntersuchung, abgekürzt bezeichnet als CT, bei der vom Arzt bestimmte Körperregionen in einzelnen Schichten durchleuchtet werden.

Echografie siehe Sonografie

Gastroenterologie

Palliative Therapie Wichtiger Bestandteil der Behandlung fortgeschrittener Tumorerkrankungen. Eine palliative Therapie hat nicht die Heilung einer Krebserkrankung zum Ziel. Sie dient vor allem zur Verbesserung der Lebensqualität der Patienten sowie der Schmerzbehandlung. Sie ist ein eigenes medizinisches Fachgebiet: die Palliativmedizin.

Polymerasekettenreaktion (PCR) Verfahren zur Vervielfältigung von DNA, um etwa krebsauslösende Gen-Veränderungen festzustellen. Dient in der Krebsmedizin auch dazu, einzelne Tumorzellen im Körper nachzuweisen.

Primärtumor Ursprungs- oder Ausgangstumor, in Abgrenzung zu den Metastasen. Die Suche nach dem Primärtumor ist ein wichtiger Bestandteil bei der Diagnose und der Therapieplanung, da Behandlungsmöglichkeiten wie eine Chemotherapie oder Bestrahlung auf das entsprechende Gewebe zugeschnitten sein müssen.

Ein Teilbereich der inneren Medizin. Sie befasst sich mit den Krankheiten des Verdauungstrakts.

Rektumkarzinom

Kolonkarzinom

Schilddrüsenkarzinom

Gezielte Bestrahlung von Tumoren, um die Krebszellen zu zerstören. Wird auch Radiotherapie genannt.

Szintigrafie Bei der Szintigrafie werden radioaktiv markierte Stoffe gespritzt, die sich in bestimmten Organen anreichern. Damit können einzelne Körpergewebe wie Schilddrüse oder Knochen sichtbar gemacht werden.

Tumormarker Substanzen, die das Vorhandensein und eventuell auch das Stadium oder die Bösartigkeit eines Tumors im Körper anzeigen. Werden von den Krebszellen selbst gebildet oder sind eine Reaktion anderer Körpergewebe auf das Tumorwachstum. Messung im Blut, im Urin oder im Gewebe.

Tyrosinkinasehemmer Auch Tyrosinkinaseinhibitor, TKI. Arzneistoffe, die das Wachstum bestimmter Krebszellen hemmen, indem sie sogenannte Tyrosinkinasen gezielt blockieren. Eingesetzt etwa bei der chronisch myeloischen Leukämie.

Ultraschall siehe Sonografie

Wächterlymphknoten Die im Lymphabflussgebiet eines Tumors liegenden Lymphknoten, die im Falle einer Verbreitung von Tumorzellen über die Lymphkanäle als Erste betroffen sind.

Tumor im Enddarm.

Zielgerichtete Therapie

siehe Antihormontherapie

Auch Ultraschall oder Echografie genannte bildgebende Untersuchungsmethode. Mit Schallwellen werden – weit oberhalb der Hörschwelle – Bilder des Körperinneren erzeugt. Der Vorteil: keine Strahlenbelastung.

Oberbegriff für die Krebsbehandlung mit verschiedenen Wirkstoffen, die in die Wachstumssteuerung von Krebszellen eingreifen, indem sie wichtige Vorgänge oder Signalwege blockieren. Ihre Anwendung erfolgt überwiegend in Kombination mit einer Chemooder Strahlentherapie.

Magnetresonanztomografie (MRT)

Staging-Untersuchung

Zytostatikum

Tumor im Dickdarm.

Kurative Therapie Diese Therapie ist auf eine vollständige Genesung ausgerichtet.

Hormontherapie

Auch als Kernspintomografie bekannte Untersuchungsmethode, mit der sich Schichtbilder vom Körperinneren erzeugen lassen. Basiert auf einem starken Magnetfeld und Radiowellen. Daher führt dieses Verfahren keine Strahlenbelastung mit sich.

Bösartige Neubildung der Schilddrüse.

Sonografie

Einschätzung des Ausmasses einer Tumorerkrankung. Das Ausmass wird in erster Linie anhand von Grösse und Lokalisation beurteilt. Die Kenntnis über ein «Tumor-Stadium» ist entscheidend für die Therapieplanung und die weitere Entwicklung der Krankheit.

Sie wollen keine kostenlose Ausgabe versäumen? Dann merken wir Sie gerne ohne Kosten fürs nächste Heft vor! Senden Sie uns eine E-Mail an: info@medical-tribune.ch oder schreiben Sie an: swissprofessionalmedia AG, Grosspeterstrasse 23, Postfach, CH-4002 Basel

Arzneistoff, der bei einer Chemotherapie von Krebserkrankungen eingesetzt wird. Ein Zytostatikum stört, verzögert oder verhindert den Zellzyklus und verhindert somit, dass Tumorzellen sich teilen und verbreiten.

Möchten Sie uns Ihre persönliche Frage stellen? info@medicaltribune.ch

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Perspektive leben · hautpflege

Pflege während der Behandlung:

Was schützt und schont jetzt Ihre Haut? Krebstherapien sind heute viel besser verträglich als früher. Dennoch können – auch abhängig von Ihren persönlichen Voraussetzungen – bei der Chemo- und Strahlentherapie Hautreizungen auftreten.

Die Haut spielt mit. Wer das grösste Körperorgan, das

der Mensch besitzt, während einer Strahlen- oder Chemotherapie besonders schützen möchte, der kann sich zuerst einmal über zwei gute Nachrichten freuen. Die erste lautet: Hautreizungen, die während einer Therapie

Fotos: thinkstock (2)

Pflegeprodukte, die die Haut reizen? Bitte nicht während der Therapie! Viel besser sind dann sanfte und natürliche Mittel.

auftreten, verschwinden wieder – oft schon währenddessen, aber spätestens, sobald die Behandlung beendet ist. Und die zweite gute Nachricht: Wenn man weiss, was zu tun ist, bekommt man im Fall der Fälle Nebenwirkungen auf der Haut ausgesprochen gut in den Griff.


hautpflege · Perspektive leben

Chemotherapie: Natur zählt! Während einer Chemotherapie gilt der Grundsatz: Sie müssen in der Regel nichts an ihrer Hautpflege ändern. Moderne, zielgerichtete Medikamente sorgen mittlerweile dafür, dass Sie – wenn überhaupt – nur sehr geringe Hautprobleme erleben werden. Dies kann dann im Einzelfall trockene, schuppende oder juckende Haut sein. Beklagt werden von manchen Patienten auch Rötungen, Pigmentflecken und allergische Reaktionen. Während der Behandlung steigt übrigens auch das Infektionsrisiko, da das Immunsystem vorübergehend geschwächt wird.

7

Vermeiden Sie zu starke und lang anhaltende Sonnenstrahlen. Gut dosiert hilft die Sonne jedoch bei der Regeneration der Haut.

8

Sorgen Sie für eine nicht zu hohe Raumtemperatur mit ausreichender Luftfeuchtigkeit, denn bei trockener Wärme transportiert die Haut vermehrt Feuchtigkeit an die Oberfläche und trocknet aus.

9

Lassen Sie Ihre Haut während der Behandlung regelmässig vom Arzt kontrollieren. So kann bei Auffälligkeiten schnell reagiert werden.

Was Sie vorbeugend tun können:

1

Verzichten Sie während der Behandlung auf Pflegeprodukte mit reizenden Inhaltsstoffen. Meiden Sie also am besten Seifen und Deos mit chemischen Zusätzen. Sanfte Pflegemittel wie natürliche Babyöle ohne künstliche Zusätze oder auch medizinische Hautcremes sind genau das Richtige. Sie meiden so übrigens gleichzeitig überflüssige synthetische Duftstoffe, auf die manche Patienten in dieser Zeit der Behandlung empfindlich reagieren.

2

Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie die Anwendung von pflegenden Lotionen oder Cremes mit Ihrem Arzt ab, auch dann, wenn diese nicht verschreibungspflichtig sind.

3

Haben Sie eine empfindliche Haut, dann waschen Sie sich nur mit lauwarmem Wasser. Trocknen Sie Ihre Haut mit einem weichen Handtuch ab. Bitte abtupfen, nicht abreiben.

4

Bei sehr trockener Haut sind fettige Cremes nicht geeignet, weil sie eher Krankheitskeime verbreiten. Greifen Sie auf medizinische Gels zurück. Ihre Haut wird so mit ausreichend Feuchtigkeit versorgt, ohne zu überfetten.

Strahlentherapie: So schonen Sie Ihre Haut Durch die Bestrahlung wird die Haut gereizt. Dabei können Nebenwirkungen wie Juckreiz, Brennen, Rötung, selten auch offene Stellen auftreten. Beugen Sie diesen Nebenwirkungen vor, indem Sie folgende Grundregel beachten: Bitte vermeiden Sie jede zusätzliche Reizung der Haut im Bestrahlungsfeld. Gemeint sind nicht nur mechanische Reizungen, sondern auch chemische und thermische. Was sollten sie überdies tun?

1

Verzichten Sie auf eng anliegende oder raue Kleidungsstücke. Auch Schmuck kann – ohne dass Sie es gleich merken – die Haut reizen.

2

Vermeiden Sie Parfums, Deos, Seifen, Salben und Desinfektionsmittel mit reizenden Inhaltsstoffen. Vorsicht auch bei Nassrasuren und beim Schwimmen in öffentlichen Bädern. Das Wasser ist in der Regel gechlort und reizt deshalb die Haut.

3

Meiden Sie direkte Sonneneinstrahlung – selbst für nur kurze Zeit. Auf Sonnenbäder sollten Sie nach Absprache mit dem Arzt verzichten.

4

Setzen Sie Ihre Haut keinen extremen Temperaturen aus. Hierzu gehören Saunabesuche, Wärmflaschen und Fön genauso wie kalter Wind oder Eisbeutel.

5

Pudern Sie Ihre Haut regelmässig morgens und abends und nach Bedarf. Das kühlt und hält sie trocken. An feuchten Körperstellen wie unter den Armen bitte nicht pudern, da dies zu Verklumpungen führen würde.

5

Verwenden Sie bei jeder Wäsche frische Handtücher und Waschlappen. Sinnvoll ist auch ein Seifenspender anstatt eines Seifenstücks. So wird das Risiko einer Infektion durch verschleppte Keime reduziert.

6

Betreiben Sie eine gründliche Fusspflege mit dem Ziel, die Menge von Keimen zu verringern. Dabei helfen antiseptische Fussbäder.

6

Waschen Sie die Haut im Bestrahlungsfeld nur mit lauwarmem Wasser. Tupfen Sie dort die Haut mit weichen Handtüchern trocken. Bitte nicht reiben!

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Suchen Sie Ihren Arzt auf, falls es im Laufe der Behandlung zu Veränderungen der Haut im Bestrahlungsfeld kommt. Er wird ihnen mit einer geeigneten Behandlung weiterhelfen. Ausgabe Schweiz

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Perspektive leben · Richtig ernähren

Was essen, was trinken?

Fest steht: Was Leckeres! Muss ich jetzt auf Fleisch verzichten? Wie viel Obst und Gemüse soll ich essen? Brauche ich Vitaminpräparate? Diese und viele andere Fragen beschäftigen Krebspatienten. Und tatsächlich: Die Ernährung spielt für die Genesung eine wichtige Rolle.

mung ist für viele Patienten ein wichtiger Gutes Essen Faktor ihrer Genesung. «Was darf ich jetzt noch alles essen?» Susanmacht gute ne Karg, 48, erkrankt an GebärmutterhalsObst schützt – das ist erwiesen Stimmung krebs, ist sich nicht ganz klar. Ihr Arzt hat ihr geraten, sich angesichts ihrer Diagnose geDer Zusammenhang zwischen Ernährung und dem Schutz vor manchen Krebsarten gilt sund, vitaminreich und frisch zu ernähren. Also: inzwischen als sicher. Vor allem für den hohen Konsum Ade ihr fleischlichen Genüsse? Vorbei die Currywurst, wenn einen der Heisshunger danach überfällt? Schluss von Obst und Gemüse konnte nachgewiesen werden, dass mit Pommes rot-weiss? er eine gewisse schützende Wirkung zeigt. Das gilt für Nein, das sicherlich nicht. Denn auch bei der Ernährung Tumoren von Lunge, Dickdarm, Speiseröhre, Bauchspeivon Menschen, die eine Krebsdiagnose erhalten haben, cheldrüse oder Mund und Rachen. Die Deutsche Krebsgilt: Erlaubt ist, was gefällt – und was schmeckt. Da darf gesellschaft empfiehlt daher, täglich rund 600 g Obst und auch durchaus einmal eine Portion Pommes mit dabei Gemüse, verteilt auf fünf oder mehr Portionen, zu essen. sein. Denn auch ein leicht ungesunder Genuss kann dazu Die Effekte beruhen dabei auf verschiedenen Inhaltsstofbeitragen, die Stimmung zu heben – und eine gute Stimfen. Manche helfen direkt mit, eine Tumorbildung zu Die Unsicherheit ist Anfangs groSS:

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Obst schützt – das ist erwiesen. Die Ernährungswissenschaft weiss, dass Inhaltsstoffe freie Radikale abfangen. Vitamine stärken das Immunsystem.

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Richtig ernähren · Perspektive leben

verhindern, andere stärken das Immunsystem. Und einige Substanzen wie etwa Antioxidanzien fangen schädliche Sauerstoffmoleküle, die sogenannten freien Radikale, ab, die bei der Entstehung eines Krebses beteiligt sein können.

Das ist gesund und schmeckt: Knackiger Salat und frische Tomaten – ein idealer Snack.

Risiko: Darauf sollten Patienten achten Umgekehrt gibt es eine ganze Reihe schädlicher Einflüsse, die das Krebsrisiko erhöhen. Generell ist Übergewicht gefährlich. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt es als sicher, dass Übergewicht die Gefahr für bösartige Tumore von Speiseröhre, Brust, Gebärmutter, Niere und Dickdarm erhöht. Verantwortlich sind u. a. ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel und die Ausschüttung bestimmter Hormone aus den Fettzellen. Es kommt dadurch z. B. zu Entzündungsprozessen im Körper, die eine Umwandlung gesunder Zellen in Krebszellen begünstigen. Auch Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Tumorarten wie Bauchspeicheldrüsen-, Leber-, Dickdarm-, Harnblasen-, Brust-, Gebärmutterhals- oder Gebärmutterkrebs. Die genauen Zusammenhänge im Stoffwechsel sind noch nicht geklärt. Doch eines scheint klar: Die höheren Insulin- und Blutzuckerspiegel scheinen eine Rolle zu spielen. Bei Diabetikern ist zudem eine höhere Sterblichkeit bei Krebserkrankungen bekannt. Sowohl zur Vorbeugung als auch im Verlauf eines möglichen Tumorleidens sollte daher der Blutzucker optimal eingestellt und auf eine gute Gewichtskontrolle geachtet werden.

Alkohol und rotes Fleisch: Nur in Massen Ein weiterer Risikofaktor ist Alkohol – auch wenn er in geringen Mengen genossen wird. Einen sicheren Zusammenhang gibt es zu Karzinomen von Kehlkopf, Mundhöhle und Rachen, mit zunehmendem Konsum steigt auch die Gefahr für Speiseröhre, Leber und Brust. Wissenschaftler empfehlen für Männer höchstens einen halben Liter Bier oder einen Viertelliter Wein pro Tag, für Frauen höchstens einen Viertelliter Bier oder einen Achtelliter Wein. Was den Genuss von rotem Fleisch betrifft, gibt es Untersuchungen, die ein erhöhtes Risiko von Dick- und Enddarmkrebs beschreiben. Aber zugleich gibt es auch Studien, in denen kein Zusammenhang gefunden werden konnte. Eine endgültige Beurteilung ist daher noch nicht wissenschaftlich möglich.

gen – ausser Prostatakarzinomen – senken kann. Allerdings war der Vorteil nur bei Menschen nachweisbar, bei denen in der Familie noch keine Krebsleiden aufgetreten waren. Wichtig scheint auch eine ausreichende Versorgung mit Selen, das über verschiedene Nahrungsmittel (Fisch, Fleisch, Milch, Gemüse) aufgenommen wird. Bei nicht ausgewogener Ernährung kann ein Selen-Mangel entstehen, der möglicherweise krebsfördernd wirkt.

Ein paar einfache Regeln helfen

Nutzen Nahrungsergänzungsmittel?

Generell gilt: Die Ernährungsempfehlungen für Krebspatienten weichen nicht wesentlich von denen ab, die für jeden nicht von irgendeiner Krankheit betroffenen Menschen gelten. Die internationale Weltkrebsforschungsstiftung rät dazu, die gleichen Regeln zu befolgen, die sie zur Vorbeugung von Krankheiten allgemein nennt: n nur eingeschränkt energiereiche Lebensmittel n wenig Zucker essen n vorwiegend pflanzliche Lebensmittel nutzen n nur wenig rotes Fleisch verzehren n keinen oder wenig Alkohol trinken n den Salzkonsum reduzieren n keine verschimmelten Nahrungsmittel essen n den Nährstoffbedarf nur über Lebensmittel, nicht über Nahrungsergänzungsmittel decken n Übergewicht vermeiden.

Etwas unklar ist ebenso die Lage bezüglich der vorbeugenden Einnahme von Vitaminen, Spurenelementen oder anderen Nahrungsergänzungsmitteln. Viele blieben den Nachweis ihrer Wirksamkeit schuldig, Für einige Sub­ stanzen wie etwa isoliertes Beta-Karotin oder Vitamin E zeigten Untersuchungen, dass sie das Krebsrisiko sogar steigern können. Eine aktuelle Studie zu einem Multivitaminpräparat, das u. a. die Vitamine D, A und C enthält, ergab nun, dass es das Auftreten von Krebserkrankun-

Zusätzlich sollte sich jeder Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten täglich körperlich bewegen. Weitverbreitete grundsätzliche Ratschläge wie «Krebspatienten müssen auf Kaffee verzichten» oder «als Getränk nur Sauerkrautsaft» entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Stattdessen können manche dieser Tipps zur Mangelernährung führen und die Lebensqualität erheblich senken. Vor speziellen Krebsdiäten warnen Me- » Ausgabe Schweiz

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Perspektive leben · Richtig ernähren

Auch gutes Fett braucht der Körper jetzt. Deshalb immer wertvolles Öl nehmen!

diziner sogar ausdrücklich (s. Kasten zu «Krebsdiäten» unten auf dieser Seite).

Foto: thinkstock

Was nützen Nahrungsergänzungsmittel? Viele Patienten wollen sich etwas Gutes tun und greifen zur ergänzenden Medizin, also zur Komplementär- oder Alternativmedizin. Zu deren Bestandteilen gehören häufig Heilkräuter, Nahrungsergänzungsmittel, Mineralstoffe oder Vitamine in hohen Dosen. Ohne Rücksprache mit dem Arzt ist dringend davon abzuraten, einseitigen Empfehlungen zu folgen. Denn einige Substanzen können z. B. die Wirkungen einer Chemotherapie beeinträchtigen. Bei manchen Krebsarten oder nach deren Behandlung wie etwa nach Magenkrebsoperatio­nen kann der Körper bestimmte Vitamine nicht mehr aus der Nahrung aufnehmen. Dann helfen Präparate, die einem Mangel vorbeugen. Einen positiven Einfluss auf den Verlauf einiger Tumorerkrankungen haben hohe Vitamin-D-Spiegel. Für Brust-, Darm-, Lungen- und Lymphdrüsenkrebs konnte gezeigt werden, dass Pati-

Krebsdiäten: Nicht nur nutzlos, sondern ausgesprochen gefährlich Immer wieder kursieren Empfehlungen für Krebsdiäten, die helfen sollen, den Tumor zu besiegen. Fachgesellschaften warnen ausdrücklich vor solchen Konzepten: Sie können schwere gesundheitliche Schäden verursachen. n Bei der «Krebskur-Total» nach Breuss sollen Patienten

42 Tage nur Gemüsesaft und Tee zu sich nehmen und in dieser Zeit auf jegliche Krebstherapie verzichten. >> Das sagen die Experten: Es gibt keinerlei wissenschaftliche Daten über eine positive Wirkung, bei Durchführung droht eine hochgradige Mangelernährung. n Bei der Öl-Eiweiss-Kost nach Budwig werden schwefel-

haltige Proteine zusammen mit ungesättigten Fettsäuren eingesetzt. Bekannt ist der «Budwig-Quark» aus Leinöl und Quark, als Getränke stehen Sauerkrautsaft, Obst- und Gemüsesäfte auf dem Plan, weisser Zucker ist praktisch tabu. >> Das sagen die Experten: Es gibt keine Studien zur Wirksamkeit, bei reiner Budwig-Kost sind Mangelerscheinungen an Vitaminen, Folsäure und Eisen möglich, ausserdem fehlen sekundäre Pflanzenstoffe. n Bei der Gerson-Diät sollen die Patienten mindestens 10 kg Obst

und Gemüse – in Form frisch gepresster Säfte – täglich zu sich nehmen. Tierische Proteine sind nur in geringen Mengen erlaubt, Fett ist untersagt. Drei bis vier Kaffee-Einläufe täglich sollen entgiften. >> Das sagen die Experten: Vorliegende Studien halten strengen wissenschaftlichen Kriterien nicht stand. Stattdessen kann diese Kost zu lebensgefährlichen Verschiebungen im Mineralstoffwechsel führen, Todesfälle sind dokumentiert. n Diäten der Makrobiotik bestehen aus 50–60 % Getreide,

15–25 % Gemüse, 5–10 % Bohnen und Algen. Kleinere Mengen

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Hühnereier und Fisch sind erlaubt, die Patienten sollen wenig trinken, aber viel Salz zu sich nehmen. >> Das sagen die Experten: Die wenigen vorliegenden Studien lassen keine positive Bewertung zu. Die Diät hat in der Regel wenig Kalorien und führt zu Gewichtsverlust, was bei untergewichtigen Krebspatienten die Situation verschlimmert. Mangelerscheinungen bezüglich der Vitamine C, B12 und D, Zink, Kalzium, Eisen und essenziellen Aminosäuren sind möglich. n Bei der ketogenen Diät sind gereinigte (raffinierte) Kohlen-

hydrate und Obstsorten mit hohem Kohlenhydratanteil untersagt. Nahrungsmittel aus komplexen Kohlenhydraten (Brot, Kartoffeln) sollten nur selten gegessen werden, bei Fetten sind pflanzliche Öle und Omega-3-Fettsäuren (Fisch) zu bevorzugen. >> Das sagen die Experten: Kontrollierte klinische Studien fehlen und bisher veröffentlichte, positive Fallbeispiele sind nicht überzeugend. Stattdessen drohen Nebenwirkungen wie Nährstoffmangel, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und starke Müdigkeit.

Ein wichtiger Tipp von Diplom-Ökotrophologin Antje Gahl, Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Wann immer es geht, sollten Menschen mit der Diagnose Krebs so normal wie möglich essen. Ideal sind 30–40 kcal pro Kilogramm Körpergewicht, um Mangelernährung und Gewichtsverlust zu vermeiden.


Richtig ernähren · Perspektive leben

enten mit hohen Werten ein deutlich niedrigeres Sterberisiko haben. Vitamin D wird vom Körper unter dem Einfluss von UV-Strahlen selbst produziert. Oft genügt es schon, sich in den Sommermonaten täglich fünf bis 25 Minuten in der Sonne aufzuhalten, um die Vorräte im Körper ausreichend zu füllen. Wenn das nicht möglich ist, kann u. U. die Gabe von Vitamin D in Tablettenform sinnvoll sein. Aber auch hier sollte vorher eine Absprache mit dem Arzt erfolgen, denn hohe Dosen des Vitamins können ebenfalls einige Therapien stören.

Bei Gewichtsabnahme: Gegensteuern! Im Verlauf eines Krebsleidens oder durch die Nebenwirkungen einer Therapie kann es zu Appetitlosigkeit, mangelnder Lust am Essen und Gewichtsverlust kommen. Dann droht auch ein Nährstoffmangel. Ausserdem wirkt sich Untergewicht negativ auf eine GesundungsPrognose aus. Den meisten Betroffenen gelingt es in dieser Lage nicht, durch erhöhte Nahrungszufuhr gegenzusteuern. Deshalb sollten die Speisen so oft wie möglich mit Fett wie etwa Butter, Sahne oder Pflanzenölen angereichert werden. Schon durch ein wenig Zugabe von Fett gelangen mehr Kalorien und damit Energie in den Organismus. Darüber hinaus muss auch auf eine ausreichende Eiweisszufuhr geachtet werden. Einen hohen Eiweissgehalt haben Eier, Käse, Nüsse oder Hülsenfrüch-

te. Generell ist es günstig, die gesamte Nahrungsmenge auf fünf bis sechs kleine Mahlzeiten am Tag zu verteilen. Denn zu grosse Portionen können leicht bewirken, dass man sich schon beim Anblick des bereiteten Essens satt fühlt. Wenn es mit den Umstellungen nicht gelingen sollte, die nötige Kalorienzahl zu erreichen, gibt es spezielle Trinkoder Aufbaunahrungen in fertiger Form – die sogenannte Astronautenkost. Je nach Bedarf hat sie unterschiedliche Zusammensetzungen, die entweder den normalen Bedarf abdecken oder auch gezielt Mangelzustände ausgleichen können. Über das geeignete Produkt kann man sich mit dem Arzt beraten. Den besten Tipp zur Gewichtsabnahme hat aber die Krebspatientin Susanne Karg selbst: «Man muss sich selbst etwas gönnen. Und das geniessen, worauf man selber Hunger hat!» Richtig! Denn häufig weiss der eigene Körper am besten, was er jetzt gerade am meisten braucht. Deshalb gilt der Rat: Vertrauen Sie auf Ihr Gefühl – es hat recht! >> Hilfreiche Informationen unter: www.krebsliga.ch www.krebsgesellschaft.de www.krebsinformationsdienst.de

Einfaches Rezeptbeispiel mit hochwertigeR Nährstoffbilanz:

Schmackhaft und gesund:

Pouletbrust im Kräutermantel Zutaten für 2 Personen 250 g Pouletbrustfilet 20 g gemischte Kräuter (glatte Petersilie, Kerbel, Estragon, Dill, Schnittlauch) 1 EL Olivenöl Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Foto: © HLPhoto – Fotolia.com

Für die Sauce 1 TL Olivenöl, 150 g Tomatenfond 300 g geschälte Tomaten aus der Dose 100 ml Rahm etwas getrockneter Oregano, Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer 100 g Nudeln (z. B. Nudelnester)

Tomatensauce Olivenöl erhitzen, die geschälten Tomaten dazugeben und leicht andünsten, mit Tomatenfond und Rahm auffüllen. Die Tomaten mit der Gabel zerdrücken und die Sauce bis zur cremigen Konsistenz einköcheln lassen, mit Salz, Pfeffer und Oregano würzen.

Die Kräuter sehr fein hacken, das Filet mit Salz und Pfeffer würzen, mit Olivenöl bepinseln und rundum in den gehackten Kräutern wenden. Das Filet dann straff zuerst in Frischhaltefolie, anschliessend in Alufolie einwickeln.

Die Nudeln nach Packungsanleitung kochen. Das Fleisch vorsichtig aus der Folie wickeln, aufschneiden und mit den Nudeln und der Tomatensauce anrichten. Nach Belieben mit frischen Kräutern garnieren.

Das Päckchen in siedendes Wasser geben, kurz aufkochen und anschliessend für etwa 25 Minuten darin gar ziehen lassen. Das eingewickelte Fleisch aus dem Wasser nehmen und für etwa fünf Minuten ruhen lassen.

Nährwerte pro Person Energie: 558 kcal Kohlenhydrate: 43 g Eiweiss: 36 g, Fett: 25 g Calcium: 145 mg, Zink: 4 mg Vitamin C: 36 mg, Vitamin E: 4 mg Ausgabe Schweiz

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Perspektive leben

Wissenschaftlicher Beirat Prof. Franco Cavalli

Dr. Agnes Glaus

Dr. Marc Schlaeppi

Direktor des Oncology Institute of Southern Switzerland in Bellinzona sowie Professor an den Universitäten Bern und Varese

Expertin Onkologiepflege Tumor- und Brustzentrum ZeTuP, St. Gallen

Leitender Arzt Onkologie / Hämatologie und Zentrum für Integrative Medizin, Kantonsspital St. Gallen

Prof. Thomas Cerny

Leiterin klinische Forschung (CCRC), Universitätsspital Basel

Chefarzt Onkologie Kantonsspital St. Gallen, Präsident der Krebsforschung Schweiz

Donatella Corbat Präsidentin Europa Donna Schweiz, Bern

Dr. Stephan Eberhard Onkologische Rehabilitation, Berner Klinik Montana

Susi Gaillard

Prof. Richard Herrmann Ehemaliger Chefarzt der Klinik für Medizinische Onkologie, Universitätsspital Basel

Dr. Christian Taverna Leitender Arzt Onkologie, Kantonsspital Münsterlingen

Prof. Frank Zimmermann Chefarzt Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Universitätsspital Basel

Dr. phil. Kathrin Kramis-Aebischer Geschäftsführerin Krebsliga Schweiz, Bern

PD Dr. Christoph Rageth Brust-Zentrum, Zürich

Prof. Christoph Renner Onkozentrum Hirslanden, Zürich

Foto: thinkstock

Leben wie zuvor, Kontaktstelle für Frauen nach Brustkrebs, Reinach

Prof. Dr. Viviane Hess

Impressum

Chefredaktion: Dr. med. Petra Genetzky, Winfried Powollik Redaktion: Dr. med. Susanne Schelosky, Prof. Dr. phil. Christoph Fasel, Jochen Schlabing, Dietmar Kupisch, Felix Schlepps, Sandro Most, Jonas Lisker, Jörg Schumacher

Perspektive LEBEN – Das Schweizer Magazin für Menschen mit Krebsdiagnose und ihre Angehörigen © 2014 Verlag: swissprofessionalmedia AG Geschäftsleitung: Oliver Kramer Verlagsleitung: Dr. med. Theo Constanda Projektleitung: Dr. med. Susanne Schelosky

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Creative Director: Anette Klein Layout: Andrea Schmuck, Beate Scholz, Mira Vetter, Christoph Detmer Herstellung: Olivier Kilchherr Vertriebsleitung: Carolyn Piele, carolyn.piele@s-p-m.ch Marketing und Anzeigenadministration: Daniela Uhl, daniela.uhl@s-p-m.ch

Verkauf: Marc Philipp (Rx) Tél. 058 958 96 43, mphilipp@medical-tribune.ch Antonino Diaco (Rx) Tél. 058 958 96 17, adiaco@medical-tribune.ch Biagio Ferrara (Rx) Tél. 058 958 96 45, bferrara@medical-tribune.ch Rahel Saugy (OTC) Tél. 062 966 03 69, rsaugy@medical-tribune.ch Druck: PRINTEC OFFSET medienhaus, D-34123 Kassel Reproduktion nur mit schriftlichen Genehmigung des Verlags. Mit der Einsendung eines Manuskriptes erklärt sich der Urheber damit einverstanden, dass sein Beitrag ganz oder teilweise in allen Printmedien und elektronischen Medien der Medical Tribune Group, der verbundenen Verlage sowie Dritter veröffentlicht werden kann.


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*bis zum 15. Mai 2014


Perspektive leben · Thema

Den Krebs zu besiegen ist unser Ziel. Mit vereinten Kräften. Wir arbeiten mit Leidenschaft an der Zukunft der Krebsmedizin, um den Patienten bestmöglich zu unterstützen. Unsere jahrzehntelange Erfahrung und innovativen Forschungstechnologien sind die Basis für neue, richtungsweisende Therapien in der Onkologie. Symptome nicht nur behandeln, sondern langfristig Krebs besiegen: Das ist für uns kein Traum, es ist das Ziel.

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www.roche-pharma.ch

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