Českosaské Švýcarsko Sächsisch-Böhmische Schweiz
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2017/2018
Wandern Geschickt eingefädelt und gut koordiniert: Unterwegs im Böhmischen Niederland Kultur Ein verborgener Schatz im Park Aktiv Die Landschaft der Mysterien – Alles Wissenswerte unter einem Dach Natur Die Rückkehr zur natürlichen Vielfalt Verkehr Unbeschwerte Streifzüge durch die Sächsisch-Böhmische Schweiz
Erlebnisse v Českém Švýcarsku in derZážitky Sächsisch-Böhmischen Schweiz
Herkulessäulen
LIEBE LESERINNEN UND LESER, herzlich willkommen auf den Seiten der nunmehr sechsten Nummer der Zeitschrift „Erlebnisse in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz“. Wir, die wir hier zu Hause sind, möchten Sie gern einladen: Besuchen Sie uns im Land der hohen Felsen und tiefen Schluchten, der Felsenstädte und verträumten Wälder, der saphirblauen Bäche und des mächtigen Elbstroms. Besichtigen Sie die schönen Umgebindehäuser, die interessanten profanen und sakralen Denkmäler, die Städte und Dörfer. Lernen Sie das majestätische Prebischtor kennen, die stille Schönheit der Kamnitzklamm, die romantische Grundmühle und die unzähligen Ausblicke von den Dittersbacher Felsen. Geben Sie sich aber nicht mit dem Offensichtlichen und allseits Bekannten zufrieden. Suchen Sie nach der Schönheit jenseits der schrillen Werbeplakate und entdecken Sie das Lausitzer Gebirge, das versonnene, überaus attraktive Böhmische Niederland und das malerische Kirnitzschtal. Fahren Sie auch ins benachbarte Sachsen und in die Oberlausitz. Vergessen Sie nicht, dass die Grenzen heute kaum mehr als Linien auf der Landkarte sind und dass Schönheit keine Grenzen kennt. Staunen Sie über die wilde Natur und die weltweit einzigartige Kulturlandschaft. Im Mittelpunkt dieser Nummer steht das Thema „Verborgene Schätze“. Das sind faszinierende Orte und überwältigende Erlebnisse, die es zu erwandern und aufzuspüren gilt. Dabei werden wir uns oft begegnen, denn auch wir Einheimischen entdecken in unserer Umgebung tagtäglich neue Dinge, die unsere Liebe zu dieser Region und den Stolz auf sie noch größer werden lassen. Bei uns finden Sie immer ein freundliches Lächeln, eine helfende Hand, einen guten Rat und einen von Jahr zu Jahr besseren Service. Ich wünsche Ihnen viele interessante Erlebnisse und hoffe, Sie kommen immer wieder gern zu uns in die Sächsisch-Böhmische Schweiz. Zbyněk Linhart Vorsitzender des Verwaltungsrats der gemeinnützigen Organisation Böhmische Schweiz, Senator des Parlaments der Tschechischen Republik für den Wahlbezirk Děčín
Geleitwort des Autors Als ich vor einigen Jahren damit begann, mitteilenswerte Erlebnisse in der SächsischBöhmischen Schweiz für Sie festzuhalten, hätte ich nie gedacht, dass ich mich bis über beide Ohren in die Landschaft meiner Kindheit verlieben würde. Was ich als kleiner Junge nicht verstand, wird mir heute umso deutlicher bewusst: Es ist ein herrliches Fleckchen Erde, das man in seinem ganzen Leben nie vollständig kennenlernen kann, auch wenn man sich noch so große Mühe gibt. Jahr für Jahr entdecke ich etwas Neues, Erstaunliches, Einzigartiges. Es ist ein Landstrich voller Schönheit. Und so habe ich in diesem Jahr einen einzigen Rat für Sie: Fahren Sie in diese herrliche Gegend und nehmen Sie die Schönheit begierig mit allen Sinnen in sich auf. Denn Freude, Stolz, Pracht, Reichtum, und seien sie noch so groß, selbst das ganz gewöhnliche kleine Glück – das alles wird dem unerbittlichen Zahn der Zeit zum Opfer fallen. Deshalb sollte man fest zugreifen, wo immer sich das Schöne bietet, man sollte es genießen, sich ihm hingeben. Bevor es vergeht. Rostislav Křivánek Verfasser der Texte
ková, Jiří Rak
vánek, Dana Štefáč
l.n.r.): Rostislav Kři
Redaktionsteam (v.
INHALT
GESCHICHTE UND KULTUR WANDERN AKTIVE ERHOLUNG NATUR VERKEHR INTERESSANTES
Zeichenerklärung über Informationen den Eintritt
Behindertengerechter Zugang
Ein verborgener Schatz im Park...............................................................................6 Die Rückkehr zur natürlichen Vielfalt............................................................... 10 Ein märchenhafter Schlosshof...............................................................................12 Von Hřensko durch eine Felsschlucht zum Tor der Tore....................... 14 Behaglichkeit in bester Lage..................................................................................15 Eine Stadt voller Dynamik und Schönheit..................................................... 16 Die Toskana an der Elbe.............................................................................................. 17 Das „Tor nach Böhmen“ – die Tür zu einer Erlebniswelt......................18 Im Nationalpark auf den Spuren unserer Vorfahren..............................20 Wie Růžová zu einer Volkstracht kam...............................................................22 Die schlichte Schönheit des linken Elbufers................................................23 Experimente in der Alchemistenküche............................................................ 24 Über den Zaun geschaut.............................................................................................25 Kreuz und quer durch die Stadt Šluknov........................................................26 Děčín, die Stadt der unbegrenzten Bewegungsmöglichkeiten......28 Neue Erlebnisse im Handumdrehen...................................................................29 Abenteuer in der Wasserwelt ................................................................................29 Rund um Prysk, das Tor zum Lausitzer Gebirge.........................................30 Unbeschwerte Streifzüge durch die Sächsisch-Böhmische Schweiz......32 Quellfrisches Bier und Natur pur..........................................................................34 Das östliche Tor zur Böhmischen Schweiz.....................................................35 Vom Fuße des Studenec zum Landgut Stodolec........................................36 Geschickt eingefädelt und gut koordiniert: Unterwegs im Böhmischen Niederland......38 Vom unwiderstehlichen Zauber der Modelleisenbahn.........................40 Durch die Schwedenlöcher zur Bastei.............................................................. 41 Arosa – ein Ausgangspunkt für herrliche Streifzüge.............................42 Die Stadt am Fuße des Dymník............................................................................. 44 Fürstliche Speisen und eine Heuhütte als Nachtquartier..................46 Eine Festung über den Wolken............................................................................... 47 Unternehmer aus der Region für die Region...............................................48 Valdemar Grešík – vom Kräuterhexer zum Schnapsbrenner............50 Das Schlaraffenland des František Dlask....................................................... 51 Die Landschaft der Mysterien – alles Wissenswerte unter einem Dach.......52 Die Rumburker Loretokapelle – von Jahr zu Jahr schöner................54 Die anmutige Königin dreier Reiche..................................................................55 Ein Ausflug der Extraklasse......................................................................................56 Ein Hotel auf den Gipfeln der Felsen................................................................. 57 Karte.........................................................................................................................................58
Die Sächsische Schweiz
GESCHICHTE UND KULTUR
Das Foto der Dittrichgruft wurde uns für diesen Artikel vom Regionalmuseum Děčín, Zweigstelle Rumburk, zur Verfügung gestellt.
August Frind (1852–1924) Der gebürtige Schönlinder August Frind machte eine Ausbildung zum Lithografen und ließ sich nach dem Abschluss der Dresdner Akademie 1886 in München nieder, wo er ein eigenes Atelier hatte. Er war sehr produktiv und malte an die tausend Bilder, davon rund zwei Drittel nach seiner Rückkehr nach Schönlinde (heute Krásná Lípa), in den Jahren 1912–1924, als man bei ihm überwiegend Porträts und Stillleben in Auftrag gab.
Ein Schornstein mitten im Park?
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Die Dittrichgruft
EIN VERBORGENER SCHATZ IM PARK Die Jahre, in denen ich nun schon über die verschiedensten Ecken und Winkel der Böhmischen Schweiz und des Böhmischen Niederlandes schreibe, haben mich gelehrt, mich nicht mit dem Offensichtlichen zufriedenzugeben. Der Urlaubstourist ist ja gemeinhin ein ziemlich bequemer Geselle. Er kommt und möchte das sehen, was andere schon vor ihm gesehen haben, und er möchte es so nah und bequem wie möglich haben. So wird von allen immer wieder dasselbe bestaunt und bewundert. Dann gibt es aber auch noch die Touristen aus Leidenschaft. Sie möchten so viel wie möglich sehen, sind auf die verborgenen, wenig bekannten Schönheiten aus, sie wollen Neues entdecken und suchen die Herausforderung. Und weil ich glaube, dass zu der zweiten Sorte auch die Leser dieser Zeitschrift gehören, ist diese Nummer verborgenen Schätzen gewidmet. Bei den meisten Artikeln finden Sie Tipps, mit deren Hilfe Sie Orte und Schönheiten entdecken können, die wenig bekannt oder schwer zu finden sind und dabei die Anmut und Attraktivität dieses herrlichen Fleckchens Erde noch unterstreichen. Um uns einzustimmen, begeben wir uns geradewegs zu einem Schatz, der in ganz Europa seinesgleichen sucht. Dabei weiß so gut wie niemand davon. Vielleicht gelingt es uns ja sogar, wieder das Interesse an ihm zu wecken und ihn auf diese Weise zu retten, was, wenn ich das hier gestehen darf, ein inniger und lang gehegter Wunsch von mir ist.
Ein Schornstein mitten im Park In der Nähe des Platzes Křinické náměstí in Krásná Lípa (Schönlinde) gibt es einen Ort, den ich, wie die meisten Besucher dieser Stadt, nicht kannte. Als ich mich aber unlängst aufmachte, um auf dem Kögler-Pfad zu wandern, fand ich mich nach ein paar hundert Metern in einem Waldpark mit einem Teich, einem mäandernden Bach, Wegen, Aussichtspunkten, Pavillons und Bänken wieder. Ich blickte nach oben: Die Sonne schien durch die dichtbelaubten
Krásná Lípa
Baumkronen – schlanke Birken, ehrwürdige Linden, scheue Erlen, stolze Ahornbäume … und ein ziegelroter Schornstein. Wie bitte? Ein Schornstein? In einem Park? Aber ja, tatsächlich, und zwar ein stolzes Exemplar, gut acht Meter hoch, wobei er noch dazu aus einem halbverfallenen Häuschen herauswächst ... Wozu konnte das, um alles in der Welt, gut sein? Etwa 25 Meter weiter, etwas erhöht auf einer Bodenwelle, steht eine Art Kapelle ohne Turm. Ich steige zu ihr hinauf. Sie war sicher einmal schön und stattlich, mit Statuen, Reliefs, Schmuckelementen ... Gleich vor der Kapelle befindet sich ein schmiedeeisernes Ziergitter, auch schon gehörig vom Zahn der Zeit angenagt, und dahinter … ein Friedhof. Auf einmal geht mir ein Licht auf. Über der Eingangstür zum Gebäude befindet sich die Aufschrift Familie Dittrich. Also eine Gruft. Und zwar eine riesige und wunderschöne. Die Dittrichs mussten eine bemerkenswerte Familie gewesen sein, wenn sie sich so etwas leisten konnten. Schade, dass die Gruft in einem so schlechten Zustand ist – das Dach eingefallen und von wildem Buschwerk bewachsen, durch einen Spalt in der Tür kann man in den verwaisten Innenraum mit einer etwas rätselhaften runden Öffnung im Boden blicken ... Ich ging noch ein paarmal um die Gruft herum und begann allmählich ihrem Zauber zu verfallen – ich wurde neugierig auf ihre Geschichte. Damit begann ein Rechercheabenteuer, wie ich es nur selten erlebt habe.
GESCHICHTE UND KULTUR
Frinds Porträt Karl August Dittrichs sen.
Die Familie Dittrich Wer waren nun diese Dittrichs? Etwas konnte ich schon in Krásná Lípa in Erfahrung bringen: Sie waren eine Fabrikantenfamilie, der die Stadt viel zu verdanken hatte. Die Informationen waren aber bruchstückhaft und beim Lesen begriff ich schon bald, dass ich wohl nach Polen fahren muss. Es ist nämlich so: Zwei ehrbare Schönlinder Bürger, Carl August Dittrich und sein Schwager Karl Theodor Hielle, gründeten am ersten Tag des Jahres 1849 in ihrer Stadt eine Handelsgesellschaft, die vor allem Geschäfte mit Leinengarn machte. Sie waren erfolgreich und so konnten sie acht Jahre später nach Polen expandieren. Sie kauften eine maschinelle Flachsspinnerei in Żyrardów, einem Ort im Herzen Polens zwischen Lodz und Warschau, und waren schon bald nicht mehr aus der Stadt wegzudenken – sie beschäftigten bis zu 8000 Menschen, bauten Wohnhäuser, eine Kinderkrippe, eine Schule, eine Kirche ... Wie ich mich persönlich vor Ort überzeugen konnte, haben die Żyrardówer ihre Wohltäter nicht vergessen: Es gibt bis heute in der Stadt überall Denkmäler für sie. (Übrigens unterhält Krásná Lípa mit Żyrardów eine rege Partnerschaft.) Nachdem ich durch den Carl-August-Dittrich-Park gegangen war, stieß ich im Leinenmuseum auf eine Broschüre über die Familien der beiden Fabrikanten. So stand ich später in Krásná Lípa wieder an der Gruft, den Kopf voller Informationen über die Dittrichs. Der alte Herr hatte mit achtzig Jahren zu kränkeln begonnen. Er litt an einer sich verschlimmernden psychischen Krankheit. Deshalb übernahm sein Sohn, der ebenfalls Carl August hieß, alle Pflichten. Er hatte den gesunden Geschäftssinn seines Vaters und die einfühlsame Seele seiner Mutter geerbt. So führte er nicht nur das Unternehmen erfolgreich weiter, er dachte auch sozial und engagierte sich im öffentlichen Interesse. Er investierte in den Bau eines Krankenhauses und eines Schwimmbades, ließ Wasserleitungen, eine Kanalisation, ein Waisenhaus, ein Armenhaus und eine Pflegeanstalt bauen ... Den Park seiner Familie ließ er in einen Stadtpark umwandeln und einen Teil davon stiftete er der Gemeinde als Grundstück für einen neuen Friedhof. Als das Familienoberhaupt im Januar 1886 aus dem Leben schied, beschloss Carl August junior, für ihn eine würdige Gruft errichten zu lassen – und zwar eine wirklich komfortable. Eine Gruft, in der das ganze Jahr über ein angenehmes Klima herrscht. Eine beheizbare Gruft.
Mit Plastiken verzierte Stirnseite der Gruft – rechts „Der Friede“ (ein Engel mit Palmzweig), links „Der Schlaf“ (ein Engel mit Schlafmohn).
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GESCHICHTE UND KULTUR
Die Dittrichgruft
Allerheiligen steht vor der Tür – höchste Zeit, die Gruft zu heizen!
Der Innenraum, der früher mit Frinds Malereien geschmückt war
Carl wünschte sich eine Gruft in der unmittelbaren Nachbarschaft des Friedhofs. Das Requiem würde immer im Januar zu halten sein, Allerheiligen ist im November – aber man kann doch die Trauergäste nicht frieren lassen! Sicher ist Ihnen schon aufgegangen, dass das kleine Ziegelhaus mit dem Schornstein in Sichtweite der Gruft ein Heizhäuschen ist. Von dort gelangte der heiße Dampf durch Rohre in die Krypta, wo er vier Radiatoren erhitzte. Diese erwärmten wiederum die von außen angesaugte Frischluft, die dann durch eine kreisförmige Öffnung in der Decke der Krypta in den oberen Raum aufstieg. Zudem wurde die Wärme auch in hohle Sockel geleitet. Es war überhaupt alles sehr raffiniert, klug und modern projektiert – es gab außerdem noch ein Belüftungssystem, Isolierschichten, die gleichzeitig die Wärme zurück in den Raum abstrahlten, hohle Wände, an den Rohren angebrachte Regulatoren, einen Lüftungsschacht, der die Feuchtigkeit aus den Fundamenten abführte ... Sobald in der Stadt das erste Kraftwerk in Betrieb genommen wurde (1894 – fünf Jahre nach der Fertigstellung der Gruft), wurde die letzte Ruhestätte des Herrn Dittrich elektrifiziert und komfortabel ausgeleuchtet.
Nur vom Besten
Der Berliner Dom
Die Mosaiken in der Krypta sind überwältigend
Blieb die Frage, wer die Gruft bauen soll. Carl dachte groß. Er wandte sich an Julius Carl Raschdorff, der gewissermaßen der Hofarchitekt des deutschen Kaisers war. Das war etwas Unfassbares – ein hochgeschätzter Architekturprofessor der Berliner TU, Mitglied an Akademien in ganz Europa, ein führender Vertreter der Neorenaissance, ein Mann, dem das Wohlwollen und das künstlerische Interesse des jungen Kaisers Wilhelm II. galten, ein Architekt, der gerade die Vorbereitungen für sein größtes Werk, den Berliner Dom abgeschlossen hatte, der mit einer einzigen Ausnahme, dem Turm und der Fassade der deutschen St. Gertrudkirche in Stockholm (1880), ausschließlich auf dem Gebiet des Deutschen Reichs tätig gewesen war – dieser Mann sollte die Gruft für einen kleinen Flachsspinner aus Schönlinde bauen? Wie auch immer es Carl junior eingefädelt haben mag, Raschdorff nahm den Auftrag an und schuf so sein erstes Grabmal. Das zweite entstand im Grunde parallel an der Friedenskirche in Potsdam – es handelte sich um das Mausoleum eines gewissen Friedrich, des dritten dieses Namens, von Beruf Kaiser … Ist so etwas überhaupt möglich? Und nun stellen Sie sich vor, dass während des Krieges die meisten Bauten Raschdorffs zerstört wurden. Die Familiengruft der Familie Dittrich in Krásná Lípa ist also eines der wenigen erhaltenen Werke des Meisters! Das ist natürlich eine Sensation! Bedenkt man, dass es sich zudem um eine beheizbare Gruft handelt, haben wir nichts Geringeres vor uns als ein europäisches Unikat!
Ein Mosaikhimmel unter der Erde Nun dachte ich schon, dass es im Zusammenhang mit dieser Gruft nichts Überraschendes mehr für mich geben kann. Und dann besuchte ich eine Ausstellung über den in Schönlinde geborenen, noch immer nicht gebührend gewürdigten und dabei so wunderbaren Maler August Frind. Im Treppenaufgang des Hauses der Böhmischen Schweiz, wo die Ausstellung stattfand, traf ich die Kuratorin, Gabriela Jeřábková vom Denkmalschutzamt Ústí nad Labem. Wir kamen ins Gespräch und sind seitdem in Kontakt. Ich fragte sie nach der
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Krásná Lípa
Gruft und sie führte mich wortlos zwischen die Exponate und zeigte mir mehrere Tafeln. Ich war verblüfft. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass man, obwohl das Innere der Gruft nahezu vollständig zerstört ist, ihre ursprüngliche Innengestaltung noch irgendwo zu Gesicht bekommt, aber im Rumburker Museum ist ein Papiermodell mit August Frinds Ausgestaltung der Gruft hinterlegt. Eigentlich hätte ich selbst darauf kommen können – die Familie Dittrich förderte Frind, ermöglichte ihm sein Studium in Dresden, er war im Grunde der Familienporträtist, Frau Dittrich sammelte seine Bilder ... Begreifen Sie, wie diese Familie tickte? Sie beauftragten einen absoluten Spitzenarchitekten und den Dekorateur suchten sie sich an der nächsten Straßenecke. Und Frind lohnte es ihnen – er entwarf als Wandmalerei den Zyklus „Der Lebensweg“, außerdem den Altar, die Kniebänke, ein reich verziertes schmiedeeisernes Gitter, die Beleuchtung der Grabkapelle, die Bleiglasfenster ... und ein Mosaik für die Krypta. Damit war es für mich an der Zeit, zu Jan Kolář, dem Bürgermeister von Krásná Lípa zu gehen und ihn zu bitten, mit mir in die Gruft hineinzugehen. Ist dort überhaupt noch etwas übrig? In der Gruft selbst so gut wie nichts, nur Reste der Ausmalung. Aber als wir über die linksdrehende Wendeltreppe in die Krypta hinabstiegen, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Dort stand nicht nur ein wunderbarer, 15 Tonnen schwerer Sarkophag aus schwarzgrünem Diabas, der aus einem Schacht bei Mikulášovice stammt und von Steinmetz Viktor Schleicher meisterhaft verarbeitet wurde, sondern auch die erwähnten Wandmosaiken sind dort bis heute vorhanden! Sie sind beschädigt, aber immer noch atemberaubend. Ein paar Tage später kletterten wir noch einmal zusammen mit Magdaléna Kracík-Štorkánová, einer Mosaikgestalterin und großen Kennerin dieser Kunst, dort hinunter. „Ich bin überwältigt von der bislang verborgenen Schönheit und Monumentalität dieses Mosaiks“, sagte sie tief bewegt. „Es ist eines der ältesten in dieser Technik gestalteten Werke in Tschechien. Im tschechischen Kontext handelt es sich unter den Mosaiken um eine absolute Kostbarkeit und seine Größe ist mit historischen Grüften von Herrschern in Italien oder Deutschland vergleichbar. In Tschechien kann sich wahrscheinlich nur die königliche Gruft in der Veitskathedrale in Prag damit messen.“
GESCHICHTE UND KULTUR
Entwurf zur Gestaltung der Ostwand
Ein herrlicher Sarkophag aus Diabas
Eine gesunde Zivilisation pflegt ihre Wurzeln Ich stehe in der unwirtlichen und kühlen Gruft, schließe die Augen und stelle mir vor, wie es gewesen sein mag, wenn die Witwe Theresia Dittrich im stillen Gedenken hierher kam, sich auf das runde Geländer über der Bodenöffnung stützte und auf den Sarkophag mit den Gebeinen ihres Mannes hinabsah, umgeben von Frinds Wandmalereien, in das farbige Licht der Bleiglasfenster getaucht, geblendet vom Glanz der goldenen Mosaiken ... Lässt sich das wieder herstellen? Könnte dieser verborgene und europaweit einmalige Schatz wieder in altem Glanz erstrahlen und den Betrachter in Erstaunen versetzen? Das Grundstück gehört der Stadt, das Bauwerk dem Staat. Die Millionen für die Rettung der Gruft hat weder die eine noch die andere Seite. Krásná Lípa plant eine Überdachung, die den weiteren Verfall des Grabmals zumindest aufhalten soll. Gibt es also noch Hoffnung? Gewiss. Es liegt in unser aller Händen. Die Bürger von Krásná Lípa müssen ihren Stolz auf dieses einzigartige Juwel wiederentdecken. Jeder Mensch, der ein Herz für Schönheit und Kunst hat, der seiner eigenen Vergangenheit Respekt zollt, sollte sich für das Schicksal dieses Baus interessieren, Fragen stellen, keine Ruhe geben … Es geht darum, nicht gleichgültig zu sein, nicht locker zu lassen und mit Engagement und starkem Willen zu erreichen, dass die Instandsetzung der Dittrichgruft ganz oben auf die Prioritätenliste gesetzt wird. Dann, so bin ich überzeugt, wird auch das Geld zusammenkommen.
Erhaltene Fragmente von Frinds Wandmalereien
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NATUR
Für Schatzsucher Im Kirnitzschtal finden Sie auf der tschechischen Seite Wolfstafeln aus dem Jahr 1640, die von der heldenhaften Jagd des Forstmeisters Grohmann auf zwei Wölfe zeugen. Auf der sächsischen Seite wiederum gibt es einen Luchsstein, der daran erinnert, dass Förster Puttrich 1640 einen Luchs erlegte.
Der Nationalpark Böhmische Schweiz
Bei Jetřichovice
DIE RÜCKKEHR ZUR NATÜRLICHEN VIELFALT Es gibt ehrlich gesagt nur Weniges, das für mich so ergreifend ist, wie ein Streifzug durch den Nationalpark Böhmische Schweiz. Manchmal komme ich mit Bekannten aus den verschiedensten Landesteilen hierher und sie sind durch die Bank begeistert. „Das ist ja wie Neuseeland“, meinte erst kürzlich einer von ihnen: „So viel Schönes und Spektakuläres, und das alles auf engstem Raum.“ Damit hatte er den Nagel auf den Kopf getroffen. – Auch der größte Zyniker wäre nicht imstande, sich hier zu langweilen.
Die Königin der Wälder kehrt zurück - die Tanne
Tannensämling Luchsstein
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Auf Schritt und Tritt erwartet Sie eine Überraschung – Felsmonumente, berauschende Ausblicke, Schluchten, denen ein eisiger Hauch entströmt, das kristallklare Wasser der Bäche, das langes grünes Elfenhaar umspült, wildromantische Alleen, struppige Wälder, Felsspalten, erhabene Hügel ... Man möchte ausrufen: Dem Nationalpark sei Dank, dass er diese Schönheit schützt! Doch sie nur zu schützen, reicht nicht aus. Es gilt auch umzugestalten, der Natur Schritt für Schritt ihr natürliches Gepräge zurückzugeben, das ihr der Mensch im Überlebenskampf nach und nach genommen hat. Lassen Sie uns also von den Rückkehrern sprechen. Der Mensch hat nämlich im Namen des industriellen Fortschritts Schäden angerichtet, die ein normaler Tourist höchstwahrscheinlich gar nicht wahrnimmt. Der Fachmann aber leidet und versucht, die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Er bemüht sich darum, die natürliche Vielfalt wiederherzustellen. Was heißt das konkret? – Wo soll man da anfangen … Packen wir es also bei den Wurzeln und beginnen wir beim Wald. „Diese Wälder sind so herrlich!“, schwärmt der begeisterte, aber ahnungslose Tourist. Er weiß nicht, dass die Waldbestände zu großen Teilen nicht natürlich gewachsen sind – Bäume derselben Alterskategorie, überwiegend Fichten und Kiefern, einschließlich der invasiven, aus Nordamerika importierten Weymouthskiefer, bilden Monokulturen, die wunderbar für die Holzgewinnung geeignet sind, aber den Wuchs anderer Bäume, Kräuter und Sträucher aggressiv unterdrücken und so indirekt auch eine sehr viel geringere Vielfalt von Tierarten verursachen, als sie im Wald möglich wäre, wenn ... Und gerade dieses „Wenn“ stand am Beginn der Bemühungen, dem Wald wieder einen möglichst ursprünglichen Charakter zu verleihen. Und so werden Buchen angepflanzt, die Bergulmen kehren in die Waldgesellschaft zurück und vor allem erlebt die Weißtanne, einst der ganze Stolz der hiesigen Wälder, ihre Wiederkehr. Das bedeutet aber nicht, Fichten und Kiefern auszurotten! Die Kiefern werden gemeinsam mit Birken die Felsplateaus zieren, Fichten
NATUR
Der Nationalpark Böhmische Schweiz
und Tannen werden die tief eingeschnittenen, kühlen Schluchten bewohnen, Erlen und Weiden säumen die Bäche, Ahorn und Ulme verleihen der Waldfamilie eine besondere Note. Was nun im Vordergrund steht, ist die Mannigfaltigkeit der Arten und Generationen, die schrittweise Einschränkung und schließlich der völlige Verzicht auf Eingriffe in das Leben des Waldes, denn ein toter Baum ist für die Gesundheit des Waldes genauso wichtig wie ein lebendiger. Und gerade die Rückkehr der Tanne in diese Region, zu deren wertvollsten Naturschätzen sie gehört, ist der Anfang und das Symbol einer langfristigen Veränderung.
Der Herrscher der Flüsse kehrt zurück – der Lachs Es liegt auf der Hand, dass mit dem sich verändernden Wald auch die Vielfalt der Fauna zunimmt. Auch hier kehren viele Arten zurück. Bei einigen geschieht das nahezu von selbst, im Zuge der Entwicklung, bei anderen muss der Mensch den Tieren zur Seite stehen. Dann kann man vielleicht auch wieder den Balzruf des Auerhahns hören oder mit eigenen Augen ein Haselhuhn sehen. Zu den Schätzen der Natur gehört aber auch das Wasser. In den Flüssen und Bächen der Sächsischen und Böhmischen Schweiz war der gemeine Lachs – ein herrlicher, stolzer Fisch – einst weit verbreitet. Der Fischfang (ohne jedes Maß) und die schleichende Verunreinigung des Wassers sorgten jedoch dafür, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den hiesigen Gewässern kein einziger Lachs übrig blieb. Der letzte wurde 1923 aus der Kamnitz gefischt. Aus und vorbei. Den Anglern ließ das natürlich keine Ruhe und so engagierte sich der Tschechische Anglerverband ab 1998 für die Rückkehr des Königs der Flüsse. Der Nationalpark schloss sich nach seiner Gründung im Jahr 2000 diesen Bemühungen an, und so konnte 2008 das Programm „Die Rückkehr der Lachse“ gestartet werden. Was aber ist zu tun? Beschwörungsformeln über dem Wasser sprechen? Das würde den Lachs wohl kaum zur Rückkehr bewegen. Vielmehr wird die Kamnitz zweimal im Jahr – und das ist jedes Mal ein feierliches Ritual – mit Lachsbrut besetzt. Wer möchte, kann mithelfen, zum Beispiel indem er eine Lachspatenschaft übernimmt. Jahr für Jahr werden 130 000 Stück Lachsbrut ausgesetzt. Und weil das Wasser immer reiner ist, Hindernisse beseitigt und an Wehren Fischpässe gebaut wurden, kehren die Lachse, die als Jungtiere zum Meer wandern, in immer größerer Zahl zum Laichen von dort zurück. Bis jetzt sind es nur einige Dutzend, aber Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Es braucht Zeit, Geduld, Zuversicht und jede Menge Arbeit.
Die Partner des Nationalparks Die ovale Plakette „Partner národního parku“ (Partner des Nationalparks) steht für erstklassige Dienstleistungen, Rücksicht und Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Region und eine enge Beziehung zum Nationalpark Böhmische Schweiz. Das Projekt ist noch ganz jung: Bisher zählen zu den Partnern das Gut „Na Stodolci“ in Dolní Chřibská, die Brauerei Falkenštejn in Krásná Lípa, die Tschechische Bahn sowie Cottage.cz – Ausleihstation, Apartments und geführte Touren, aber es werden bald weitere hinzukommen. Schauen doch einfach mal bei ihnen vorbei!
Die Ärzte des Waldes kehren zurück – die Wildtiere Das dritte Kapitel unserer Rückkehrergeschichte handelt von Wildtieren: vom Eurasischen Luchs und vom Wolf. Und das ist durchaus kein Grund zur Panik, sondern zu großer Freude! Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch auf einen Luchs oder einen Wolf trifft, geht gegen Null. Wir sollten nicht vergessen, dass Tiere vor uns tausendmal mehr Angst haben als wir vor ihnen und dass es bei uns nur wenige dieser Tiere gibt – von riesigen Rudeln kann überhaupt keine Rede sein. Wölfe, die ursprünglich aus dem Baltikum stammen, gibt es vorerst nur im Schluckenauer Zipfel, wir hoffen aber, dass sie auch bald im Nationalpark ankommen. Der Nutzen großer Wildtiere liegt auf der Hand: Sie sorgen für das Gleichgewicht und optimieren die Zahl der Großtiere – vor allem der Wildschweine und Hirsche, die sonst keine Feinde hätten. Und wieder muss man sagen: Es war einmal … Den Luchs rottete der Mensch in diesem Gebiet im 19. Jahrhundert aus, den Wolf sogar schon hundert Jahre früher. Die Rückkehr der Wildtiere zu fördern, ist schwierig. Man kann höchstens versuchen, ihnen keine Hindernisse in den Weg zu legen, ihnen positiv gegenüberzutreten und weiter daran zu arbeiten, dass die Tier- und Pflanzenwelt in einen natürlichen Zustand zurückgeführt und dann von den Wildtieren als ihre Heimat betrachtet wird. Aber darum mache ich mir keine Sorgen. Wer die Mitarbeiter des Nationalparks kennt, der weiß, dass für sie ihr Beruf eine Berufung und eine Leidenschaft ist, der sie auf Gedeih und Verderb verfallen sind. Unser Job ist es, ihnen die Arbeit nicht zu erschweren und sie zu unterstützen – und das ist gar nicht so wenig, wie Sie vielleicht denken.
Die Kamnitz (Kamenice)
Lachspatenschaften Informationen hierzu unter www.npcs.cz/de.
Lachs
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GESCHICHTE UND KULTUR
Das Schloss in Děčín
Das Děčíner Schloss
Für Schatzsucher Lassen Sie sich auf dem Besucherrundgang „Die barocken Perlen des Schlosses“ auch von der Gloriette aus durch einen Gang in die angrenzende Heilig-Kreuz-Kirche führen und besehen Sie sich im Oratorium den dort erst seit Kurzem ausgestellten Kirchenschatz! Die einzigartigen sakralen Gegenstände aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts – zwei Monstranzen, fünf Kelche, zwei Beinkreuze, ein Ziborium, ein Ornat und eine Dalmatik – sind wirklich atemberaubend.
Die Heilig-Kreuz-Kirche
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EIN MÄRCHENHAFTER SCHLOSSHOF Es war einmal ein ganz besonderer Hof ... So oder so ähnlich könnte ein Märchen über einen Ort beginnen, der von majestätischen Mauern umgeben ist. Es sind die Mauern des Děčíner Schlosses, das sich hoch über der Elbe auf einem Felsmassiv erhebt und über das ich in dieser Zeitschrift regelmäßig schreibe. Deshalb wissen Sie auch schon, dass es ein Ort ist, an dem – und dafür verbürge ich mich – tatsächlich Wunder geschehen. Denn die Verwandlung einer von mehreren Armeen heruntergewirtschafteten Ruine in ein attraktives Ausflugsziel und ein würdiges Museum der Familie von Thun mit drei Besucherrundgängen, das ist einfach ein Wunder – erkauft allerdings mit der Kreativität, den Fähigkeiten und der harten Arbeit einer Gruppe von Menschen, für die das Schloss zum Lebensinhalt geworden ist.
Eine Eibe und eine Buche – zwei Helden, die überlebten Wenn Sie über die weltweit einmalige Lange Fahrt, eine 292 Meter bergauf führende barocke Zufahrtsstraße zum Schloss, und durch die Einfahrt im Ostflügel gehen, gelangen Sie in einen Hof, von dem heute vornehmlich die Rede sein soll. Er wurde nämlich erst kürzlich einfühlsam rekonstruiert, wobei die ursprüngliche parkähnliche Gestaltung so getreu wie möglich nachgeahmt wurde. Nun ja – ursprünglich … Das, was Sie heute zu sehen bekommen, ist eigentlich eine recht junge Anlage, die Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Bis dahin war der Hof und damit die Burg und später das Schloss in einen oberen und einen unteren Teil gegliedert, was auch der Form des felsigen Terrains entsprach. Nach der Zusammenlegung der Schlosshöfe entstand eine Parkanlage und für den Hof begann ein völlig neues Leben. Er war als Wohnhof konzipiert, es gab Gartenmöbel und die Kinder der Familie Thun nutzten ihn zum Spielen und Radfahren. Als die kleine Komtess Marie ihr erstes Fahrrad bekam, das war zu Ostern, fand sie es beim Ostereiersuchen in den Ästen einer ausladenden Buche. Diese Buche und ihr treuer Gefährte, eine Eibe, sind zwei Zeitzeugen, die so Einiges überlebt haben – sogar die Einquartierung einer Armee, der noch weitere folgten, mit verheerenden
Das Schloss in Děčín
Auswirkungen. Sie überlebten die Zeit, als es hier einen asphaltierten Exerzierplatz gab, als man alles sonstige Grün sorgfältig ausmerzte und Turngeräte aufstellte, als stumpfsinnige Befehle zwischen den Mauern hallten und russische Laster über den Hof fuhren. Beide Bäume wurden vor über zweihundert Jahren gepflanzt und machen ihrer Art alle Ehre. Die Eibe musste sich zwar von einem Blitzschlag erholen, wächst und gedeiht aber wieder, und die herrliche farnblättrige Buche ist eines der schönsten Exemplare, die ich je gesehen habe. Heute können Sie in dem Bewusstsein um die beiden Bäume herumspazieren, dass mit der Wiederherstellung dieses Hofs eine wichtige Etappe der Rekonstruktion des Schlosses beendet ist. Der letzte Teil, den noch eine grundlegende Sanierung erwartet, ist das barocke Dreigestirn Lange Fahrt, Rosengarten und Gloriette. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass sie nicht schon heute sehenswert wären. Im Gegenteil: Gerade sie zählen zu den Höhepunkten des Schlossrundgangs. Und wie jeder Hausbesitzer aus eigener Erfahrung weiß, kommt man mit dem Renovieren nie wirklich an ein Ende. Bei einem etwas größeren Exemplar wie dem Děčíner Schloss gilt das natürlich erst recht.
GESCHICHTE UND KULTUR
Richard und Caspar-David begegnen sich
Eine Begegnung zwischen Richard und Caspar-David Wenn wir mal davon ausgehen, dass Sie bei Ihrem Besuch alle Ausstellungen und Schlossgärten gründlich durchstöbern, dürften Sie eigentlich schon bis über beide Ohren mit Erlebnissen eingedeckt sein. Doch damit noch nicht genug. Zu den unzähligen Veranstaltungen kommt jeden Sommer auch noch die eine oder andere Opernaufführung hinzu. So wurden in den Südgärten schon „Die verkaufte Braut“, „Figaros Hochzeit“ und „Die Zauberflöte“ präsentiert, „Der Barbier von Sevilla“ ist in Planung … Im Jahr 2017 soll es eine etwas andere Vorführung geben. Im rekonstruierten Hof findet nämlich eine Aufführung statt, die von den Richard Wagner Spielen übernommen wird. Diese werden bereits seit 2013 im Schloss Graupa veranstaltet. Die Inszenierung „Ein Stück vom Himmel oder Wenn ich erst ewig bin“ von Johannes Gärtner wird am 8. und 14. Juli 2017 aufgeführt. Es geht um ein Theaterstück über ein fiktives Zusammentreffen des Komponisten Richard Wagner und des Malers Caspar-David Friedrich, das von zwei tschechischen Schauspielern live gedolmetscht wird. Es verspricht eine außergewöhnliche Vorstellung zu werden, lassen Sie sich dieses Erlebnis also nicht entgehen! Zudem fiel die Wahl nicht zufällig auf dieses Thema. Richard Wagner war zwar nie auf dem Děčíner Schloss (obwohl er auf der nahegelegenen Burg Schreckenstein begann, seinen „Tannhäuser“ zu schreiben), dafür war hier aber Caspar David Friedlich mit seinen Werken überaus präsent. Graf Franz Anton von Thun und seine Verlobte, Gräfin Theresia von Brühl, besuchten nämlich im Sommer 1808 Friedrichs Dresdner Atelier und waren vor allem von drei Bildern begeistert: seinem bis heute berühmtesten und wertvollsten Werk „Das Kreuz im Gebirge“ (auch „Tetschener Altar“ genannt) und von zwei Landschaften, die noch nicht ganz vollendet waren – der heute weithin bekannten „Böhmischen Landschaft mit dem Milleschauer“ und ihrem Pendant „Böhmische Landschaft“ – beide zeigen den Milleschauer mit dem Kletschen, einmal im Morgen- und einmal im Abendlicht. Die Landschaften verkaufte ihnen der Künstler ohne zu zögern, vom „Tetschener Altar“ dagegen wollte er sich nicht trennen und Graf von Thun musste all seine Überredungskünste aufwenden, um ihn umzustimmen. So gelangten die drei Gemälde ins Děčíner Schloss. Franz Anton hatte dem Maler zwar versprochen, das „Kreuz im Gebirge“ in der Schlosskapelle auszustellen, er entschied sich dann aber anders. Er war von diesem Bild so fasziniert, dass er es über seinem Bett aufhängen ließ. Das weitere Schicksal von Caspar Davids Bildern bestimmte ein anderer, Graf Jaroslav von Thun. Diesem gefielen die Gemälde nicht und er beschloss, sie zu verkaufen. So kam es, dass wir heute den „Tetschener Altar“ und die „Böhmische Landschaft mit dem Milleschauer“ in Dresden und die„Böhmische Landschaft“ in Stuttgart bewundern können.
Der Rosengarten
Wussten Sie, dass … … der berühmte „Tetschener Altar“ zumindest in Form einer meisterhaften Kopie ins Děčíner Schloss zurückkehrt? Anlässlich der Richard Wagner Spiele wird er vom Schloss Graupa feierlich mit einem Raddampfer ins Schloss Děčín überführt und findet danach dauerhaft seinen Platz in der dortigen Ausstellung.
Das Projekt „Richard Wagner Spiele“ wird aus Mitteln der Europäischen Union gefördert.
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WANDERN
Hřensko
Das Prebischtor
Hřensko um 1900
Für Schatzsucher Ein so pittoreskes Haus haben Sie garantiert noch nie gesehen: Die Hobbitburg, zu der Sie auf dem grün markierten Weg gelangen (dem Sie weiter bis nach Janov zum Aussichtsturm folgen sollten!) ist in Wirklichkeit ein ehemaliges Acetylengaswerk, das 1905 erbaut wurde und von dem aus das Gas damals zu den vierzig Straßenlaternen des Ortes geleitet wurde. Ist es nicht wundervoll?
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VON HŘENSKO DURCH EINE FELSSCHLUCHT ZUM TOR DER TORE Hřensko (Herrnskretschen) war schon immer anders als die umliegenden Ortschaften, und das bereits in einer Zeit, als „Tourist“ noch ein unbekanntes Fremdwort war. Während sich überall in der Umgebung die Menschen auf den Feldern abplagten, um dem wenig fruchtbaren Boden einen Ertrag abzuringen, hatten die Herrnskretschener in der schmalen Klamm der Kamnitz, die hier in die breite Elbe mündet, gar keine Möglichkeit, irgendwo zu pflügen und zu säen. So ernährten sie sich vom Holzeinschlag und zudem florierte im Ort das Handwerk. Nach getaner Arbeit trafen sich dann die Holzfäller, Flößer, Spinner, Weber und Strumpfmacher aus Herrnskretschen in den Wirtshäusern.
Über den Nutzen von Stammtischwetten Nein, keine Angst, das hier wird keine historische Abhandlung, aber Hřensko hat nun einmal eine interessante Geschichte und die Wirtshäuser spielen darin eine entscheidende Rolle. In einem Gasthaus wetteten nämlich 1877 die dort versammelten Männer, dass fünf von ihnen mit einem Floß durch die Felskluft, durch die sich die wilde Kamnitz ins Tal ergießt, bis nach Herrnskretschen fahren. Sie schafften es. In dieser Zeit kam in Herrnskretschen allmählich der Tourismus auf, wenn auch die damalige Outdoorkleidung meist aus Krinolinen, Fräcken und Zylindern bestand. Fürst Edmund von Clary-Aldringen ließ sich von der mutigen Unternehmung der Herrnskretschener Holzfäller inspirieren, holte italienische Baraber (also Bauarbeiter) ins Land und begann mit dem Bau von Stegen, Galerien und Tunneln, Wehren und Bootsanlegern. Sogar ein Restaurant ließ er errichten, um am 4. Mai 1890 feierlich eine große Attraktion einweihen zu können: Kahnfahrten auf einer ruhigen Wasserfläche zwischen bis zum Himmel aufragenden Felswänden – in der Klamm, die bis heute seinen Namen trägt. (Acht Jahre später wurde dann die zweite, die Wilde Klamm eröffnet.) Edmund investierte auch in die Erschließung anderer Naturattraktionen. So ließ er beispielsweise den Weg zum Prebischtor pflastern, zu dem man bis dahin eher von Sachsen aus gewandert war.
Nationalpark Böhmische Schweiz
WANDERN
Eine atemberaubende Tour Auf den Spuren der damaligen Touristen und auf der Jagd nach Naturschönheiten sind die Besucher der Stadt Hřensko bis heute zu denselben Zielen unterwegs. Der Ort setzt seine Tradition fort und bietet den Touristen zugleich ein zeitgemäßes Umfeld. Begleiten wir sie doch ein Stück! Wir beginnen direkt dort, wo die Kamnitz in die Elbe mündet, in der neu gebauten Touristinformation. Dort können Sie nach dem Weg fragen, man berät Sie in Sachen Essen, Übernachtung und Parken und gibt Ihnen Tipps, die nicht jeder kennt … Dann brechen wir auf. Weil wir ganze Kerle sind und uns ein paar Kilometer nicht gleich umhauen, gehen wir durch die Kamnitzklamm zum Prebischtor. Eine romantischere Wanderung ist schwer vorstellbar. Auf den geschickt gebauten Wegen, die sich nicht selten an die Felswände schmiegen wie Schwalbennester, gelangt man zur Kahnanlegestelle, wir steigen ein und fahren – begleitet vom zwanglosen und amüsanten Wortfluss des Kahnführers – in die Edmundsklamm. Auf der glatten Wasserfläche spiegeln sich die unwirklich erscheinenden Gipfel der Felsen, vom Hang ergießt sich plötzlich ein schmaler Wasserfall und ehe man es sich versieht, ist man schon wieder per pedes unterwegs und geht an einem Imbiss und einer Ausstellung über die Geschichte der Klammen vorbei weiter durch diese wundervolle Szenerie. So gelangen wir zu einem weiteren Anleger, steigen wieder in einen Kahn, um uns herum die überwältigende Schönheit der Wilden Klamm, dann ein Fußweg in die Tiefe der Klamm, am nun schon recht munteren Flüsschen entlang, durch die wunderbare Schlucht hinauf bis nach Mezní Louka und von dort über den unbeschreiblichen Gabrielensteig, einem spektakulären Weg, der sich am Fuße der Felswände entlangschlängelt bis zum achten Weltwunder – dem Prebischtor. Über ein paar Stufen steigen wir hinauf bis in den Himmel, wo uns faszinierende Ausblicke auf das Tor der Tore, in den Prebischgrund, auf die Silberwände und die sächsischen Tafelberge erwarten. Nun noch hinunter, über den Weg, den einst Edmund pflastern ließ, bis zur Wegkreuzung „Tři prameny“ (Drei Quellen), wo uns der Wanderbus zurück nach Hřensko bringt. Summa summarum an die 15 Kilometer. Eine Ganztagswanderung – und was für eine!
Behaglichkeit in bester Lage Wenn Sie in der Kamnitzklamm von einem Anleger zum anderen gehen, kreuzen Sie genau in der Mitte den grün markierten Wanderweg, auf dem Sie links zu einem zwar steilen, aber zum Glück nicht langen Aufstieg gelangen. Oben erwartet Sie ein wahres Paradies. Schon von Weitem sehen Sie die reich mit Fassadenmalereien verzierte Pension „Na vyhlídce“ und in unmittelbarer Nachbarschaft die Pension „Nad soutěskami“. Es handelt sich eigentlich um ein und denselben Gastronomiebetrieb mit zwei Restaurants und Gästezimmern für verschiedene Ansprüche. Dieser Ort ist wirklich unglaublich: Auf der einen Seite schaut man in ein idyllisches, mit kleinen Umgebindehäusern dekoriertes Tal. Zur anderen Seite hin ist von einigen Zimmern aus das Prebischtor zu sehen, was mit einer Ausnahme keine andere Unterkunft zu bieten hat. Sie befinden sich in der Gemeinde Mezná (da hier die Straße endet, ist Ruhe garantiert), von wo eine wunderschöne Allee nach Mezní Louka und der zauberhafte alte Mühlenweg zum Abzwei „Tři prameny“ führen. Ich kenne keinen Ort, der strategisch günstiger wäre. Man kann hier traumhaft schlafen und ebenso gut speisen. Die Restaurants bieten ein vollkommen neues Menü, das auf tschechischen Spezialitäten basiert. Essen Sie Eisbein, Schweinegulasch auf Pilzen, die sensationelle Forelle oder zum Beispiel den panierten Gouda und Sie werden sehen, dass ich recht habe. Zur Pension gehören eine große Terrasse und ein malerischer Kinderspielplatz. Zudem können Sie sich auch einen Reitausflug durch die Landschaft vermitteln lassen. Es ist hier einfach so schön, dass man gar nicht mehr weg möchte.
Die Edmundsklamm
Praktische Informationen Sämtliche Informationen über Hřensko finden Sie im Internet unter http://herrnskretschen.de/. Alles Wissenswerte über die beiden Pensionen in Mezná erfahren Sie unter www.penzionnavyhlidce.eu.
Die Pension „Na Vyhlídce“
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AKTIVE ERHOLUNG
Bad Schandau
EINE STADT VOLLER DYNAMIK UND SCHÖNHEIT Mit der Kirnitzschtalbahn in die Felsenwelt
Bad Schandau ist eine Stadt mit zwei Gesichtern. Wenn man Historischer ankommt, erblickt man zunächst eine still und malerisch an die Personenaufzug beiden Elbufer geschmiegte Idylle im Schutze der märchenhaften Schrammsteine. Schon nach den ersten Schritten begreifen Sie jedoch, dass dieser Ort der ideale Ausgangspunkt für die unterschiedlichsten Aktivitäten ist und einfach ungemein inspirierend wirkt.
Ein Ausgangspunkt für vielerlei Abenteuer
Ein Kletterparadies
Wussten Sie, dass … … im Nationalparkzentrum interessante saisonale Veranstaltungen stattfinden? – Zum Beispiel im April das Wollfest und im Oktober des Apfelfest. Unter www.lanu.de und www.bad-schandau.de erfahren Sie mehr.
Bad Schandau weckt in mir immer die Lebensgeister. Ich schlendere hier sehr gern ziellos durch die malerischen Gässchen und über die Uferpromenade, aber in der Regel halte ich das nicht lange durch – es gibt in dieser Stadt einfach immer etwas, das einen dazu animiert, etwas zu unternehmen. Da wäre allein schon die Tatsache, dass es in Bad Schandau gleich drei Anlaufstellen gibt (eine am Bahnhof und zwei am Marktplatz), die den Gästen mit verschiedensten Angeboten und Informationsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Sehr wichtig ist auch, dass die Stadt mehrere Möglichkeiten bietet, sich alles nur Denkbare auszuleihen und sich so zum Beispiel in einen Bergsteiger, Wanderer, Radfahrer oder Wasserwanderer zu verwandeln ... Dazu kommt dann noch die perfekte strategische Lage der Stadt im Herzen des Nationalparks Sächsische Schweiz und die Tatsache, dass es sich um einen Verkehrsknotenpunkt handelt, sodass man sich von hier mit dem Zug, dem Bus, dem Schiff und sogar mit der historischen Kirnitzschtalbahn auf Abenteuerreise begeben kann. Wenn Sie ankommen, parken Sie bequem (und kostenlos) am Bahnhof und vertrauen sich der Fähre an, die Ihnen einen Panoramablick auf das ganze Städtchen bietet. Am Marktplatz gehen Sie ins Aktiv Zentrum im Hotel Elbresidenz und leihen sich aus, was immer Sie benötigen. Im benachbarten Haus des Gastes erfahren Sie alles, was mit Übernachtungsmöglichkeiten, Freizeit- und Kulturangeboten zusammenhängt. Und dann? Nun, das liegt ganz bei Ihnen, aber die faszinierenden Schrammsteine nicht zu erkunden, die Affensteine nicht zu erwandern (zum Beispiel über einen Klettersteig) oder nicht mit der Kirnitzschtalbahn in die Felsenwelt zu fahren, wäre eine unverzeihliche touristische Sünde. Die unendlichen Möglichkeiten in der wirklich herrlichen Umgebung bedeuten aber natürlich nicht, dass es im Städtchen selbst nichts zu sehen gäbe – ganz im Gegenteil.
Selbst Ausstellungen regen hier zum Aktivsein an
In der Stadtmitte finden Sie auch das NationalparkZentrum
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In erster Linie wäre da das Nationalparkzentrum zu nennen, mit einer wunderbaren und rundum interaktiven Ausstellung zur Flora, Fauna, Geologie und Kulturlandschaft des Nationalparks Sächsische Schweiz, bei der direkt mit Ihrer aktiven Beteiligung gerechnet wird und Sie alles selbst anfassen, spielen, suchen, entdecken dürfen. Es werden Ihnen hier auch zwei Filme geboten, wobei einer vor allem für Kinder gedacht ist. Alles hier, auch die erwähnten Filme und die ganze Ausstellung, spricht konsequent auf Deutsch und Tschechisch zu Ihnen, sodass es ganz egal ist, ob Sie aus Sachsen oder Böhmen kommen – dies ist einfach ein Haus, wo die Menschen einander verstehen. Dass es Ihnen Spaß machen wird, dafür kann ich mich aus vielfacher persönlicher Erfahrung heraus verbürgen. Von hier aus führt Sie dann eine Luchsfährte, die ins Pflaster eingelassen ist, durch die ganze Stadt bis zu einem historischen Touristenhighlight, dem „Eifelturm“ Bad Schandaus, einem bezaubernden fünfzig Meter hohen Personenaufzug, der auf einem Felsplateau über dem Tal endet. Von dort können Sie die ganze Stadtszenerie überblicken und danach am Luchsgehege Ihre Fährtensuche beenden. Meine persönliche Empfehlung führt Sie zum Botanischen Garten im Kirnitzschtal sowie in das Museum Bad Schandau mit einer Ausstellung zur Stadtgeschichte, über das Bergsteigen und den Forschungsreisenden Erich Wustmann. Inzwischen dürfte der Adrenalin- und Endorphinspiegel so stark angestiegen sein, dass Sie die Unternehmungslust übermannt und Sie zu weiteren wunderbaren und unvergesslichen Abenteuern animiert.
Toskana Therme
DIE TOSKANA AN DER ELBE
AKTIVE ERHOLUNG
Bad Schandau
Nun wissen Sie also schon, dass Bad Schandau ein Ausgangspunkt für vielerlei Aktiverlebnisse ist, sodass man dort gar nicht weiß, was man zuerst unternehmen soll. Wofür auch immer Sie sich entscheiden, keine Sorge – auch für Entspannung ist gesorgt. In Bad Schandau gibt es nämlich einen Ort, an dem Erholung garantiert ist. Dieser Ort heißt Toskana Therme und ist einfach wundervoll. Sie meinen, ich übertreibe? Probieren Sie es aus und urteilen Sie selbst.
Ein Bad für Leib und Seele Wann immer ich hierher komme, hat sich mein Körper innerlich schon auf all die raffinierten Wellnessprozeduren eingestellt, auf das Baden in dem von Farben und Musik durchdrungenen Thermalwasser, auf den heißen Dampf, der die Müdigkeit aus den Gliedern treibt ... Der Körper erinnert sich einfach daran, wo er gut behandelt wird – und hier ist das der Fall. Und wie funktioniert das Ganze? So, wie Sie es für sich zusammenstellen. Die Grundlage bilden Bassins und Whirlpools, größtenteils überdacht, sodass das Erlebnis nicht vom Wetter getrübt werden kann. Wenn die Sonne scheint, ist es entspannend, sich auf der Liegewiese niederzulassen und zuzusehen, wie sich ringsum begeisterte Kinder tummeln. Mitte November ist es zum Beispiel herrlich, dem Wetter ein Schnippchen zu schlagen und aus der lichtdurchfluteten Wärme in den unermüdlichen Regen zu blicken. Wieso eigentlich lichtdurchflutet? Das hat mit dem einzigartigen System Liquid Sound® – flüssiger Klang – zu tun. Das Wasser und seine Umgebung werden von einer raffinierten, sich stetig wandelnden Lichtshow durchdrungen, durch das Wasser tönt Musik, die direkt aus dem Boden zu sprudeln scheint und Ihre Seele ebenso wohltuend umspült, wie es das Wasser mit Ihrem Körper tut. Auch Projektionen auf einer Wand aus Wassertropfen bekommen Sie sicher nicht alle Tage zu Gesicht. Wenn Sie einen guten Rat möchten: Kommen Sie doch einmal bei Vollmond hierher. Das Bad hat zwar jeden Tag abends lange geöffnet, aber bei Vollmond kann man die Bahn der silbernen Scheibe bis ein Uhr morgens beobachten – zum Beispiel von der neuen Panoramasauna aus. Dazu Massagen aller Art, Kräuterbäder, Therapieanwendungen, Fangopackungen, verschiedene Saunen … Kennen Sie beispielsweise Gerards Schokoladenmassage? Das ist etwas Fantastisches! Und wenn Sie der Hunger überkommt, steht Ihnen während der gesamten Öffnungszeit des Bades jederzeit ein hervorragendes Restaurant mit einer auserlesenen mediterranen Küche offen. Jetzt fehlt nur noch, sich in einem guten Hotel verwöhnen zu lassen, sagen Sie sich nun vielleicht – und da müssen Sie nicht lange suchen. Teil der Toscanaworld ist nämlich das einzige Fünf-SterneHotel Sachsens, die luxuriöse „Elbresidenz“ mit exklusivem Service. Das Hotel am Elbufer nimmt im Grunde die ganze Südseite des Marktplatzes ein. Es verfügt über ein eigenes Fitnessstudio, einen Wellnessbereich und Saunen – wenn Sie also von der Therme noch nicht genug haben, kann es im Hotel mit dem Wohlfühlprogramm weitergehen. Ab und zu gönne ich mir den Service der „Elbresidenz“, man soll sich schließlich dann und wann belohnen, nicht wahr? Und die Toskanaworld ist wahrhaftig eine paradiesische Belohnung.
Ein Wasserparadies bei Tag und Nacht
Praktische Informationen Die Toskana Therme hat täglich ab 10 Uhr geöffnet, sonntags bis donnerstags bis 22 Uhr, freitags und samstags bis Mitternacht und bei Vollmond bis ein Uhr morgens. Mehr unter www.toskanaworld.net, über die Stadt als solche unter www.bad-schandau.de.
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AKTIVE ERHOLUNG
Tor nach Böhmen
Das Elbtal und das Böhmische Mittelgebirge
DAS „TOR NACH BÖHMEN“ – DIE TÜR ZU EINER ERLEBNISWELT Schon seit vielen Jahren bin ich für Sie gewissermaßen als Vorhut und Vorkoster in der Sächsischen und Böhmischen Schweiz unterwegs und berichte Ihnen von meinen Erlebnissen. Diesmal möchte ich Ihren Blick aber noch darüber hinaus auf die schöne und faszinierende Umgebung dieser Region lenken, auf den Kreis Ústí, der heute gern als „Tor nach Böhmen“ bezeichnet wird. Denn auch dieser Landstrich hat viele bemerkenswerte Erlebnisse zu bieten. Was kann man denn nun also bei den Nachbarn erleben?
Ein Wasserparadies In erster Linie wird Sie wahrscheinlich das interessieren, was Sie in der Böhmischen Schweiz nicht finden – große Wasserflächen, die zum Baden und zum Wassersport verführen. Dabei haben Sie eine ganze Reihe von Möglichkeiten: bei schönem Wetter unter freiem Himmel, bei schlechter Witterung in modernen Erlebnisbädern, die Sie zum Beispiel in Most und Chomutov finden. Baden und in der Sonne liegen ist ja aber eigentlich eine Domäne des Sommers, und Sie können dieses Erlebnis ganz nach Belieben, also aktiv oder völlig passiv, an den Ufern und auf dem Wasser des Badesees Chmelař in der Nähe des mittelalterlichen Städtchens Úštěk genießen, am See Píšťanské jezero, einem gefluteten Sandbruch bei Velké Žernoseky am Fuße des Berges Radobýl, oder aber am fünftgrößten Stausee Tschechiens, der Egertalsperre bei Nechranice, wo es neben idealen Bademöglichkeiten auch hervorragende Bedingungen zum Windsurfen und Kiten gibt. Ein einzigartiges Erlebnis, das Sie nirgendwo sonst in Europa finden, bietet Ihnen der Alaunsee (Kamencové jezero) in Chomutov. Sein Wasser ist dank der hohen Alaunkonzentration glasklar (der See ist eigentlich so etwas wie ein totes Meer im Kleinen) und vor allem hat es eine gesundheitsfördernde Wirkung auf den Körper. Alle erwähnten Orte bieten Ihnen ein breites Sport- und Freizeitangebot. Es liegt also allein bei Ihnen, wie Sie es nutzen. Nechranice
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Für unverbesserliche Sportfreaks Verehrte Müßiggänger und Faulpelze, dieses Kapitel dürfen Sie ruhig überspringen, denn hier werden Sie nichts Passendes für sich finden. Dieser Abschnitt ist nämlich für Adrenalin-, Bewegungs- und Sportfans bestimmt. Beginnen wir mit den populärsten Aktivitäten – dem Rad- und Skifahren.
Tor nach Böhmen
Radfahrer wissen längst, dass der Kreis Ústí für sie ein Paradies ist. Die drei Hauptradwanderwege (den vierten im Bunde, den PloučniceRadweg, kennen Sie aus der Böhmischen Schweiz) mit unzähligen Abzweigen und Routen haben für jeden das Passende zu bieten. Wer nach Ruhe und Schönheit sucht, wird sich zweifellos für den Elberadweg begeistern, der immer dem Flusslauf folgend durch die herrlichen Berge des Böhmischen Mittelgebirges und durch die Porta Bohemica führt. Wer es etwas abenteuerlicher mag, kann auf dem Egerradweg die herrliche Umgebung der drei Königsstädte Kadaň, Žatec und Louny erkunden. Für Adrenalinfans ist die fast 140 Kilometer lange Erzgebirgsmagistrale bzw. die gesamte Radfahrregion Erzgebirge ideal. Wie die Sprossen einer Leiter verbinden hier Nebenstrecken die beiden Haupttrassen links und rechts der Grenze miteinander und bilden ein nahezu 600 Kilometer langes Radwegenetz. Obwohl … Adrenalin hin oder her: Wenn Sie das Fahrrad in einer der Seilbahnen auf den Kamm mitnehmen, können Sie anschließend tagelang genauso bequem dahinradeln wie auf dem Elberadweg. Wenn Schnee fällt, genügt es, das Rad gegen Langlaufski einzutauschen und über die Erzgebirgsplateaus zu gleiten – auch das, ohne sich Gedanken um die Grenze machen zu müssen. Das gilt vor allem rund um das Wintersportzentrum Klíny bei Litvínov. Dort gibt es übrigens auch ein hervorragend ausgestattetes Abfahrtsgelände mit vielen traditionellen und auch völlig überraschenden Freizeitangeboten. Und dann wäre da ja auch noch der König des Erzgebirges – der Keilberg. Das dortige Skigebiet, das mit den sächsischen Abfahrtspisten verbunden ist, bietet wirklich erstklassige Bedingungen für Sport und Spaß. Ich jedenfalls schwöre auf die hiesigen Skigebiete. Oder steht Ihnen der Sinn nach etwas anderem? Spazieren Sie lieber mit einem Bag über der Schulter und eleganten Handschuhen in der hinteren Hosentasche über kurz geschorene Rasenflächen? Dann werden Sie begeistert sein, denn es erwarten Sie sowohl der am höchsten als auch der am tiefsten gelegene Golfplatz Tschechiens – das Golfareal Cínovec, wo es ein waschechtes Hochmoor gibt, und der Golfplatz „Kotlina“ in Terezín. Darüber hinaus haben Sie die Wahl zwischen einem herrlichen Platz, der sich in einen englischen Park an der Talsperre Barbora bei Duchcov einfügt, oder dem Golfplatz in Bítozeves (auch hier hat ein Teil des Platzes Parkcharakter), einem bemerkenswert vielgestaltigen Platz auf einer ehemaligen Bergwerkshalde – diesen finden Sie in Most, oder aber einem Golfplatz, der wie eine Nachbildung des pittoresken Böhmischen Mittelgebirges im Kleinformat wirkt – das wäre der Golfplatz „Terasy“ am Rande von Ustí nad Labem. Oder vielleicht lieber Motorsport? Auf dem Autodrom in Most können Sie sich als Rennfahrer probieren und Ihre Fähigkeiten unter extremen Bedingungen testen. Oder Sie machen ein Fahrsicherheitstraining auf dem dortigen Polygon-Gelände.
Was Sie anderswo nicht erleben können Wenn Sie mit Kindern unterwegs sind, dann besuchen Sie mit ihnen unbedingt die zoologischen Gärten in Ústí nad Labem und Chomutov (wo Sie auch eine Safari und ein Freilichtmuseum erwarten) oder fahren Sie auf einen der Biobauernhöfe (beispielsweise Babiny, Zababeč oder Nepomyšl), und schauen Sie auch im Teufels- und im Hexenmuseum vorbei (ersteres in Ústěk, letzteres in Kadaň), beide originell und sehr gruselig. Gehen Sie auch in die historischen Bergwerke, zum Beispiel ins Schaubergwerk „Alter Martin“ bei Krupka, oder ins Niedererzgebirgische Technische Museum bei Most, versetzen Sie sich in der wunderbar rekonstruierten Mühle in Brloh bei Louny in die Rolle eines Müllers … Oder wissen Sie was? Vertrauen Sie sich den Fahrern des großartigen Projekts „Offroad Safari“ an und lassen Sie sich querfeldein zu Erlebnissen chauffieren, die Ihnen normalerweise nicht in den Sinn kommen würden. Sie können mit Ihnen nach böhmischem Granat schürfen, eine Reise durch den Zweiten Weltkrieg unternehmen, Bergwerke hautnah erleben … ganz nach Ihren Wünschen.
AKTIVE ERHOLUNG
Skiareal Klínovec
Der Golfplatz „Kotlina“ in Terezín
Praktische Informationen Genauere Informationen finden Sie unter www.branadocech.cz/de. Offroad Safari
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GESCHICHTE UND KULTUR
Der Nationalpark Böhmische Schweiz
Grundmühle
Für Schatzsucher Erklimmen Sie doch einmal den Schlossberg (Zámecký vrch) in Vysoká Lípa. Nicht viele Leute tun das, dabei ist der Ausblick faszinierend. Sie finden dort das wunderbare neue Teuschelkreuz, ein hölzernes Kruzifix mit einer auf Blech aufgemalten Christussilhouette, das in die ursprüngliche Felsöffnung eingelassen wurde.
IM NATIONALPARK AUF DEN SPUREN UNSERER VORFAHREN Die herrliche Natur der Böhmischen Schweiz wurde in dieser Zeitschrift schon vielfach gerühmt. Diese wunderbare Landschaft ist aber keine wilde, unberührte Natur. Im Gegenteil: Schon viele Generationen vor uns haben in sie eingegriffen. Es ist eine Kulturlandschaft, eine Landschaft, die von Spuren menschlichen Lebens übersät ist. Und das gilt auch für das Epizentrum all dieser Naturschönheit – für den Nationalpark.
Die Rettung der Grundmühle
Grundmühle um 1910
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Wahrscheinlich würden Sie sich wundern, wie viele Menschen bis heute denken, dass ein Nationalpark die Natur zu schützen und sich nicht darum zu kümmern hat, was auf seinem Areal von Menschen erbaut wurde. Lange Zeit war das auch tatsächlich so. Der Nationalpark Böhmische Schweiz brach jedoch mit dieser Tradition und eröffnete eine völlig neue Perspektive auf den Schutz einer solchen Region mit Sonderstatus. Inzwischen beginnt man, sich auch in den anderen Nationalparks um besondere Bauwerke und historische Denkmäler zu kümmern. Und wie alle großen Veränderungen begann auch dies alles mit dem Engagement einer Einzelperson. Natálie Belisová, heute Historikerin der Nationalparkverwaltung, ist schon seit vielen Jahren eine begeisterte, selbstlose und hartnäckige Schützerin, Retterin, ja Erneuerin sakraler Kleindenkmäler und anderer Objekte. Schon vor der Samtenen Revolution restaurierte sie als Einzelkämpferin auf eigene Faust und auf eigene Kosten Kreuze und Bildstöcke. Dieser Einsatz wurde für sie zur Leidenschaft. Dabei rückte für Sie die Grundmühle (Dolský mlýn) mehr und mehr in den Mittelpunkt. Die Ruine dieser barocken Mühle aus dem Jahr 1727, die sich in der felsigen Talenge der Kamnitz befindet, ist schon seit vielen Jahrzehnten weit und breit der romantischste Ort und einer der größten Besuchermagneten der Böhmischen Schweiz. Natálie war diejenige, die beschloss, die Reste der Mühle zu reinigen, zu konservieren und so zu
Der Nationalpark Böhmische Schweiz
fixieren, dass der Charakter des Ortes gewahrt bleibt, die Mühle aber nicht weiter dem Verfall preisgegeben wird. Mit der Entstehung des Nationalparks im Jahr 2000 wurde die Mühle Teil des Parks und 2007 erklärte man sie zum Kulturdenkmal. Die Seele des Instandsetzungsprojekts war Natálie. Sie stellte einen beispiellosen Freiwilligentrupp zusammen, mit wechselnder, aber wachsender Klientel. Zu den Arbeitseinsätzen reisten auch Leute aus Sachsen und sogar aus England, Spanien und Mexiko an. Auch durch ein vernichtendes Hochwasser ließen sie sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen, sie griffen zur Schaufel und begannen wieder von vorn. Im Laufe der Zeit wurde der Nationalpark bei der Instandsetzung der Mühle zu einem wichtigen Faktor – erst kürzlich investierte er zum Beispiel in die aufwändige Instandsetzung des Mühlenantriebs und des Weges von der Königsfichte zur Grundmühle.
Auf Schatzsuche in Zadní Jetřichovice Auf dem Gebiet des Nationalparks gibt es zwei Wüstungen – Zadní Doubice und Zadní Jetřichovice. Wenn man dort entlangging, erfuhr man zwar auf einem Schild, dass es hier einst menschliche Ansiedlungen gab, ihre Spuren waren aber längst von Grün überwuchert. Und wieder war es Natálie, der das keine Ruhe ließ. Die Leitung des Nationalparks willigte ein, dass sie zwei der insgesamt acht Ruinen in Zadní Jetřichovice freilegt und konserviert. Der Ort, der am berühmten Böhmischen Steig, am Ufer der Kirnitzsch und direkt an der Grenze zu Sachsen lag, war Ende des 19. Jahrhunderts ein beliebtes Touristenziel. Es gab hier die „Kirnitzschschänke“, das Hotel „Zum Hirsch“ und den Gasthof „Zum Hegerhaus“, ein Forsthaus und ein Jugendheim. Nach 1945 verfiel das alles, es blieben nur die Fundamente und einige Mauerreste übrig. So begann man auch hier mit Arbeitseinsätzen, und die freiwilligen Helfer begannen, die Überreste der früheren Ortschaft freizulegen und zu sanieren. Und sie fanden sogar einen Schatz! Nicht etwa Goldmünzen, wie Sie vielleicht denken, sondern Pflastersteine. Sie finden, das ist gar kein Schatz? Dann gesellen Sie sich doch einmal zu diesen Leuten, greifen Sie zur Spitzhacke oder zur Schubkarre und nach ein paar Tagen wird auch Ihnen die Entdeckung von Pflastersteinen wie ein Goldschatz erscheinen.
GESCHICHTE UND KULTUR
Natálie Belisová
Praktische Informationen Die Ankündigung der Arbeitseinsätze, zu denen Sie herzlich eingeladen sind – es ist immer ein ganz besonderes und nachhaltiges Erlebnis – finden Sie unter www.npcs.cz/de (öffentliche Veranstaltungen). Konkrete Anfragen zu den Arbeitseinsätzen können Sie per Mail auch direkt an Natálie Belisová richten: n.belisova@npcs.cz
Denkmäler des Glaubens in einer Landschaft der Felsen Ein letztes, aber dafür sehr umfangreiches Kapitel des Nationalparkengagements für die Kulturlandschaft sind die sogenannten sakralen Kleindenkmäler: Nischenkapellen, Bildstöcke, Kreuze verschiedener Größe, Bilder, Kapellen… Auf dem Nationalparkgelände gibt es unzählige davon. Natálie Belisová nannte das Gebiet einmal „Landschaft der leeren Rahmen“. Die in die Felsen gehauenen Nischen waren nämlich vor zwanzig Jahren noch ausnahmslos leer. Den leeren Rahmen wieder ihre Bilder zurückzugeben, Kreuze zu restaurieren oder neu anzufertigen, die typischen Figurenreliefs aus Blech, die die Kreuze zierten, zu rekonstruieren – das alles nimmt auf die Initiative des Nationalparks hin allmählich Form an. Natálie empfindet diese Langsamkeit als positiv. „In der Ruhe liegt die Kraft“, sagt sie oft und gern. Nicht alles lässt sich planen, kalkulieren, delegieren, termingerecht abschließen – nein, diese Kleindenkmäler sind angefüllt mit den Emotionen, Sehnsüchten und Hoffnungen derer, die einst das Bedürfnis hatten, sie aufzustellen. Und auch dieser ideelle Gehalt muss mit Besonnenheit und Demut wiederhergestellt werden. „Kürzlich ging ich durch die Schlucht Vřesová rokle bei Bynovec, und als ich zu einer leeren Nischenkapelle kam, nahm ich mir zum hundertsten Mal vor, auch dort für die Rückkehr des Bildes zu sorgen, und plötzlich stehe ich da und sehe – das Bild hatte schon jemand angebracht! Das berührt mich. Es gab Zeiten, da wäre das niemandem in den Sinn gekommen, und jetzt gibt es immer mehr solche Leute.“
Arbeitseinsatz an der Grundmühle
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WANDERN
Růžová
WIE RŮŽOVÁ ZU EINER VOLKSTRACHT KAM Die Peter- und Paulskirche in Růžová
Für Schatzsucher Schatzsucher erwartet eine unauffällige und nur mäßig hohe Erhebung oberhalb des Ortes, die man beinahe übersehen könnte, und wahrscheinlich würden Sie nie auf die Idee kommen, dass man von dort einen Ausblick hat. Hat man aber – und was für einen! Er wird Sie überwältigen, jede Wette. Der Hügel heißt Hutberg (Pastevní vrch) und Sie sehen von dort die sächsischen Tafelberge, das Prebischtor, die Flügelwand, den Hohen Schneeberg, den Wolfsberg und den Milleschauer! Die Einwohner von Růžová veranstalten eine Sammlung für den Bau eines Aussichtsturms – wenn Sie sich beteiligen möchten: IBAN : CZ29 0300 0000 0002 6801 7647,BIC: CEKOCZPP
Da dachte ich, dass mich nach all den Jahren, die ich mich nun schon in der Böhmischen Schweiz herumtreibe, nichts mehr überraschen kann. Und wie ich so durch den bezaubernden Ort Růžová gehe, die Ruhe und die frische Luft genieße, für die er bekannt ist, da kommt mir im Eilschritt eine Frau in Tracht entgegen. Eine Volkstracht? Hier? In einer Gegend, in der nach dem Krieg die Traditionen abgerissen sind? Und doch ist es tatsächlich eine Volkstracht und nach einem kurzen Wortwechsel mit ihrer Trägerin beginne ich zu verstehen. Eigentlich hätte ich auch selbst darauf kommen können: Wenn irgendwo die alten Traditionen wieder aufleben, dann hier in Růžová.
Langeweile streng verboten Es ist nämlich so: Schon in meiner Kindheit war Růžová eine Děčiner Wochenendadresse der Luxusklasse. Heute ist das anders – die Leute ziehen nicht mehr nur für die Wochenenden aufs Land, sondern auf Dauer. Und so steigt die Einwohnerzahl Růžovás und im Ort ist praktisch ständig etwas los. Das gesellschaftliche Leben dieser Ortschaft ist bilderbuchreif. Da wären zum Beispiel das Dreikönigssingen, Faschingsbälle, ein Karnevalsumzug, ein Bowlingturnier, natürlich ein ereignisreiches Osterfest, die Walpurgisnacht, die Nacht der Kirchen, die Peter- und Paulskirmes, Ausstellungen, Sportwettbewerbe, ein Country-Band-Treffen, ein Jägerfest, der Advents- und Weihnachtsmarkt, ein Blasmusikfestival, Turnvorführungen, ein Keramikzirkel, ein Müttertreff, ein Kinderclub und vor allem – die „Röschen“. Ohne sie kommt nämlich keine Veranstaltung aus: Sie bereiten vor, dekorieren, helfen und haben vor allem bei alldem einen Heidenspaß. Von wem die Rede ist? Von einer Gruppe engagierter Rentnerinnen. Zu dem Genannten kommen noch die Kirchenkonzerte, ein Lokalblättchen und das nahegelegene Indianerdorf Rosehill … nun aber genug, für mehr reicht der Platz einfach nicht.
Voller Stolz auf den eigenen Ort Visualisierung des geplanten Aussichtsturms
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Wie kam denn nun aber dieser Ort zu einer Volkstracht? Die Frauen von Růžová forschten so lange nach der traditionellen regionalen Kleidung, bis ihnen klar wurde, dass es keine Lösung ist, gedankenlos etwas aus der Vergangenheit nachzuahmen. Als Grundlage diente ihnen ein an die Gegend angepasstes Dirndl, wie es im Sudetenland getragen wurde. Die Farben und der Inhalt sind aber durchaus von heute – die Grundlage bilden Weinrot und Rosa, die Farben des Ortes. Ein Trägerkleid, eine Schürze, eine weiße Bluse, ein weinrotes Haarband und natürlich ein Röschen, wie es im Wappen Růžovás zu finden ist. Und warum? Die Frauen von Růžová möchten sich ganz einfach zu ihrem Ort bekennen und ihre Zugehörigkeit und ihren Stolz demonstrieren. Wenn Sie also nach Růžová kommen (übrigens im Kreis Ústí Dorf des Jahres 2014!) – wegen der herrlichen Umgebung, der schönen Spazier-, Wander- und Fahrradrouten, der kristallklaren Luft, wegen des Naturbads in Nový Svět oder der für ihren Pilzreichtum berühmten Wälder – und sie treffen auf eine Gruppe von Frauen in Volkstracht, dann sprechen Sie sie doch einfach einmal an.
Das linke Elbufer
WANDERN
DIE SCHLICHTE SCHÖNHEIT DES LINKEN ELBUFERS Die Elbe, dieser gewaltige Strom, der Böhmen durch das wildromantische Elbtal verlässt, wird von vielen mit der Grenze der Sächsisch-Böhmischen Schweiz gleichgesetzt. Beim Blick von den Gipfeln der rechtselbischen Felsmassive auf das gegenüberliegende Ufer scheint man bereits einen anderen Landstrich vor sich zu haben. Doch auch die buschigen Wälder hinter den vereinzelten Felsnadeln an jenem linken Ufer gehören noch zur Sächsisch-Böhmischen Schweiz, wenn dort auch bereits das herbere Erzgebirgsflair zu erahnen ist. Das Gebiet reicht bis zum faszinierenden Labyrinth der Tyssaer Wände und ist etwas anders, nicht ganz so bekannt und dabei bezaubernd und einzigartig.
Vom Elbufer zum Schachbrett der Riesen Vom Elbufer aus durchschneiden vier Wege das ansteigende Gelände – der erste von Schmilka, der zweite (mit großen Sandsteinquadern gepflasterte) von Dolní Žleb, der dritte von Čertova Voda und der vierte von Přípeř aus. Man wandert durch herrliche tiefe Wälder hinauf bis in die Gegend an der Porta Bohemica und zur Ortschaft Maxičky, in deren Umgebung es einen legendären Reichtum an Heidelbeeren und Pilzen gibt, dazu reglose, durchsonnte Ruhe. Alle Wege führen ins Reich der höchsten Tafelberge, die sich wie geheimnisvolle Felsinseln über dem Ozean des Waldes erheben – zum Hohen Schneeberg und zum Großen Zschirnstein. Welchen Weg Sie auch wählen, Sie kommen immer am romantischen See „Vlčí jezero“ vorbei, der im Wald versteckt liegt, und wenn Sie sich ein Stück weiter auf einen Abzweig locken lassen, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelt, gelangen Sie zum abgelegenen Jagdschlösschen Christianenburg, das einst der Familie von Thun gehörte. Heute befinden sich darin eine sehr komfortable Pension und ein berühmtes, auf Wild spezialisiertes Restaurant. Der Schneeberg selbst wird Sie langsam, aber unweigerlich in seinen Bann ziehen. Die Landschaft wandelt sich allmählich. Ins Blickfeld rücken wundersame Wiesen, in denen wie Augen Tümpel und Teiche aufblitzen. Die Bäume sind gedrungener und robuster. Unmerklich ebnet sich der Horizont – bis auf jenen gigantischen steinernen Tisch, auf dem weithin ein Turm zu sehen ist, die vergessene Figur einer Schachpartie unter Waldriesen. Und glauben Sie mir: Vom Aussichtsturm auf dem Schneeberg hat man unvergleichliche, überwältigende Ausblicke.
Blick von der Grenzplatte zum Schneeberg
Für Schatzsucher Wenn Sie von Ostrov aus über den Lehrpfad „Vergessenes Grenzland“ wandern, lassen Sie sich zu einem Abstecher auf die sächsische Seite verleiten. Auf dem grünen und anschließend dem roten Wanderweg gelangen Sie zur Grenzplatte, einem malerischen Aussichtsfelsen: Felsnadeln, die aus den struppigen Wäldern hervorschauen – ein tröstlicher Anblick für die Seele.
Unterwegs zu den Tyssaer Wänden Wir folgen unbeirrt weiter unserem Weg, der uns in ein bemerkenswertes Tal, bis hinab auf den Grund einer riesigen Felsmulde, in die Ortslage Ostrov führt. Auf der Wasseroberfläche einer Kette von Teichen spiegeln sich die umliegenden Felsen, und auch hier erwartet Sie ein brillanter Gastronomiebetrieb: das über Jahre wohlbewährte Hotel Ostrov. Durch die Felsenstadt „Volské kameny“ geht es weiter zum größten Juwel des linken Elbufers, den Tyssaer Wänden, einer einzigartigen Felsregion mit beeindruckenden Steinkolossen in den wunderlichsten Formen. Am Fuße der Felsen schlängelt sich ein Pfad entlang, den zu begehen ein faszinierendes Erlebnis ist. Ein paar Seiten weiter erfahren Sie darüber hinaus, wie Sie mithilfe einer neuen Buslinie Ihre Wanderung auch mit den lohnenswerten linkselbischen Zielen auf der sächsischen Seite verbinden können. Nehmen Sie sich die Zeit dafür – es lohnt sich!
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INTERESSANTES
Nobilis Tilia
EXPERIMENTE IN DER ALCHEMISTENKÜCHE Das Besucherzentrum von Nobilis Tilia in Vlčí Hora
Für Schatzsucher Diesmal gibt es eher ideelle als materielle Dinge zu entdecken: Ende Juni das traditionelle Sonnenwendfest, Vorträge, Kurse, eine neue Ausstellung über die Firma, Erlebnispfade und eine Wurzelkläranlage. Und zum krönenden Abschluss? Unbedingt ein Ausflug zum Aussichtsturm oberhalb des Dorfes – einfach sensationell!
Über die Firma Nobilis Tilia, die sich mit Aromatherapie, Phytotherapie und der Herstellung reiner Naturkosmetik befasst, habe ich in dieser Zeitschrift schon mehrmals geschrieben. Diesmal habe ich für Sie lauter gute Nachrichten, denn es gibt einiges Neues zu berichten. Nobilis Tilia öffnet sich nämlich jetzt noch weit mehr für Besucher als früher. Möglich wird das durch den Bau eines neuen Besucherzentrums – ein duftendes, magisches und überaus gastfreundliches Haus, in das Sie herzlich eingeladen sind.
Eine Schule der Düfte Das Haus ist eine ehemalige Schule, die in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut wurde. Nobilis Tilia gestaltete das Gebäude um, stellte dabei aber in vielem den ursprünglichen Zustand wieder her und respektierte die Seele des Hauses. Auch der Genius Loci wurde wiederbelebt – schließlich lernen hier auch heute die Besucher ständig etwas Neues und können sogar an Kursen teilnehmen. Aber schauen wir uns doch einmal praktisch an, wie es dort aussieht. Sie treten ein und sind – in einer anderen Welt. Helle Pastelltöne, ein allgegenwärtiger Duft, lichtdurchflutete Ruhe, Gastlichkeit. Links gehen Sie in die große Teestube, wo Sie einen Gastraum, eine Kinderecke, eine kleine Bibliothek und vor allem eine Theke finden, an der man guten selbstgebackenen Kuchen und Tee – natürlich Kräuterteemischungen aus eigener Herstellung – bestellen kann. An kalten Tagen flackert im Kamin ein gemütliches Feuer, an heißen Tagen sind die Türen ins Freie geöffnet, wo Sie ein Permakulturgarten, ein Barfußweg, eine Wiese mit Feuerstelle und ein Teich erwarten. Kinder sind von dieser Welt begeistert, denn die Mitarbeiter widmen sich ihnen und bringen ihnen beispielsweise bei, Düfte zu unterscheiden. Aber auch die Erwachsenen kommen auf ihre Kosten.
Immer der Nase nach
Hier kann jeder Alchemist werden
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Rechts vom Eingang befindet sich nämlich der Verkaufsraum – Regale voller Naturprodukte mit vielerlei Wirkungen. Eine freundliche Fachfrau ist auch gleich zur Hand, die berät, erklärt, zeigt und empfiehlt. Alles kann man beschnuppern, ausprobieren und in Ruhe überdenken. Der Clou ist ein rosa Toilettentisch mit Spiegel. Nun gut, es ist nicht wirklich ein alchemistisches Labor, aber auf die Suche nach der Quintessenz des eigenen Ichs kann man sich hier trotzdem begeben. An diesem Tisch kann sich nämlich jeder, der möchte, sein eigenes Parfüm mischen. Und dafür hat man gleich zwei Möglichkeiten. Entweder man verlässt sich auf seine Nase oder man setzt auf die Magie der Intuition. Mit anderen Worten – entweder Sie wählen Gerüche aus, die Ihnen zusagen, und mischen sich mit der dezenten Hilfe einer Mitarbeiterin ihr persönliches Parfüm, oder Sie gehen in sich und greifen dann blind nach vier Kärtchen. Diese bestimmen dann die Zusammensetzung Ihres individuellen Parfüms. Ich persönlich empfehle, beide Methoden auszuprobieren – keine Angst, es ist wirklich nicht sehr kostenintensiv. Wie wohl Ihr persönliches Parfüm ausfallen mag?
Regionale Produkte
AKTIVE ERHOLUNG
ÜBER DEN ZAUN GESCHAUT In der letzten Ausgabe habe ich über die Suche nach der Herkunft einer wunderbaren gewebten Tasche geschrieben, die mich nach Horní Poustevna und Šluknov, ins Zentrum für Menschen mit Behinderung führte. Die Begegnung mit den geistig behinderten Menschen hatte mich damals tief beeindruckt und ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Man sollte meinen, dass einen der Umgang mit diesen Menschen auslaugt, mich aber hatte er beflügelt und mit neuer Energie erfüllt. Das ließ mir keine Ruhe und ich fuhr ein weiteres Mal dorthin.
Vom Zauber des natürlichen Lebens Mit einer Behinderung zu leben, muss nicht heißen, allein, isoliert und ohne Anstöße von außen zu sein. Im Zentrum für Menschen mit Behinderung ist das jedenfalls ganz und gar nicht der Fall. Die Klienten des Zentrums leben in einer ganz natürlichen Umgebung, die nichts mit der Nüchternheit einer „Anstalt“ gemein hat, im Gegenteil: Sie leben in Wohnungen, in einer Gruppe, gehen einkaufen, machen Ausflüge, arbeiten in sozialtherapeutischen Werkstätten. Kurz: Ihr Tagesablauf ist derselbe wie bei den meisten Menschen – sie gehen zur Schule oder zur Arbeit (einige auch außerhalb des Zentrums), sie freuen sich auf das Wochenende, sie feiern Geburtstage und andere Feste, planen ihren Urlaub – sie sind also Bewohner dieser Region wie jeder andere. Anders zu sein, ist schließlich kein Manko – es ist eine Herausforderung, über den Zaun zu schauen und nach anderen Wegen zu suchen, nach Wegen zu Empathie und Toleranz.
Eine Therapie für beide Seiten Wie Sie ja vielleicht auch, hatte ich anfangs etwas Angst, über den Zaun zu schauen. Dann aber saß ich in der Villa in Šluknov, in der sozialtherapeutischen Werkstatt und staunte über das Geschick dieser Menschen. Jeder arbeitet nach seinen Möglichkeiten, aber jeder tut etwas! Es entstehen dort wunderbare Webteppiche aus recyceltem Material, Taschen, Knöpfe, wunderbare Dinge aus Papier, Kerzen, Keramik ... Das Interesse an den Produkten von dort ist übrigens so groß, dass die Werkstatt mit der Fertigung nicht nachkommt. Die Werkstatt ist aber nur eine Art Schaufenster, im Hintergrund ist im Zusammenhang mit der tagtäglichen Betreuung in den Wohnungen noch sehr viel mehr Arbeit zu bewältigen. Einige Klienten sind später sogar in der Lage, in einer eigenständigen Wohnung zu leben, sie haben ihren eigenen Beruf, ihre eigenen Beziehungen– dabei können sie aber auch jederzeit ins Zentrum zurück. Ich erfahre zum Beispiel von einer Frau, die im Pflegeheim war und nur noch im Bett lag – und hier steht sie auf einmal auf, läuft umher, ist interessiert, lebt auf! Ich unterhalte mich mit einer Frau, der ihre Webarbeit gut von der Hand geht, und mit jedem Satz wird unser Gespräch natürlicher – man muss nur Empathie zeigen, als würde man mit jemandem reden, dessen Sprache man nicht versteht. Nach einer Weile werden Sie lachen, gerührt sein, sich ärgern, jubeln – genauso unbefangen und aufrichtig wie diejenigen, die Sie hier besuchen. Diese Menschen gaukeln Ihnen nichts vor, sie verstellen sich nicht, sagen, was sie denken. Ja, das ist wirklich eine Therapie – aber nicht für die Behinderten, sondern für uns. Kommen Sie doch auch einmal vorbei, um mit ihnen gemeinsam über den Zaun zu schauen!
Das Geschick der Klienten ist bewundernswert
Wussten Sie, dass … … Sie Klienten des Zentrums auf den Märkten in der Region antreffen können, aber auch, wenn die Werkstatt im Sommer ihre Tore öffnet? Oder Sie schauen einfach in der Villa in Šluknov oder in der Niederlassung des Zentrums in Horní Poustevna vorbei.
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WANDERN
Šluknov
KREUZ UND QUER DURCH DIE STADT ŠLUKNOV Über der Stadt Šluknov erhebt sich der Kreuzberg (Křížový vrch), auf dem sich ein unlängst restaurierter Kreuzweg befindet. Er stammt aus dem Jahr 1730 und ist damit der älteste im gesamten Böhmischen Niederland. Stationen, wie der Garten Gethsemane und der Kerker Christi, eine Grotte des Heiligen Petrus, herrliche Holzreliefs, eine Kalvarienund eine Grabeskapelle machen ihn zu einem vielgestaltigen und epischen Kreuzweg, dem zu folgen wohl jedem neue Kräfte verleiht, ganz gleich, woran man glaubt. Das Schloss in Šluknov
Wussten Sie, dass … … das Interesse am Šluknover Schloss in jedem Jahr in der letzten Juniwoche am größten ist, wenn das Schlossfest stattfindet?
Schlossfest
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Vom Herzen der Stadt zu Stätten des Glaubens Vom Kreuzberg aus empfehle ich, direkt ins Herz der Stadt, zum Marktplatz, zu gehen. Dieser ist schließlich die Visitenkarte einer jeden Stadt, eine Art Ankündigung, was den Besucher hier aller Wahrscheinlichkeit nach erwartet. Die Empfangsbotschaft, die Šluknov aussendet, ist überaus erfreulich – der Marktplatz wurde erst kürzlich instandgesetzt und neu gepflastert, den angenehmen kleinen Park schmücken ein frühklassizistischer Steinbrunnen und eine wunderschöne Dreifaltigkeitssäule, der, wie vielen anderen sakralen Kleindenkmälern, in der letzten Zeit eine fundierte Renovierung zuteilwurde. Wenn Sie einen Spaziergang zu diesen Kleindenkmälern unternehmen, können Sie unterwegs die ganze Stadt kennenlernen – probieren Sie es aus! Beginnen können Sie im Stadtteil Kaiserwalde (Císařský), im Westen der Stadt. Am Fuße des Botzen (Partyzánský vrch) ließ einst der Bauer Josef Mautsch aus Dankbarkeit für die Heilung seines Kindes eine Kapelle erbauen, die wunderbar renovierte Botzen-Kapelle. Der zweite Anlaufpunkt befindet sich ein kleines Stück oberhalb der Bahnstation am Fußweg von Kaiserwalde nach Neugrafenwalde (Nové Hraběcí) am Zeckel-Kreuz, von dem bis vor Kurzem nur noch der halbzerstörte Sockel übrig war. Inzwischen kann man sich an einem gusseisernen Kreuz mit den Gestalten Christi, der Jungfrau Maria und des heiligen Johannes erfreuen. Auf der Masaryk-Straße geht es nun mitten durch die ganze Stadt bis zu einer Steinmetzwerkstatt. Gegenüber finden wir ein Kreuz mit drei Figuren, die auf Blechsilhouetten aufgemalt sind. Es wurde mit der Unterstützung der aus Schluckenau stammenden Deutschen restauriert. Aus der Masaryk-Straße wird jenseits der Bahnlinie die Královská-Straße, die bis zum Stadtteil Königswalde (Království) führt. Hier erwarten uns gleich drei Denkmäler. Wir beginnen oberhalb von Königswalde, wo am Waldrand ein Kreuzweg versteckt liegt. Erbaut wurde er 1859. Der Zahn der Zeit und die menschliche Dummheit und Gleichgültigkeit haben ihm schwer zugesetzt. Seit Neuestem erwacht er aber wieder zum Leben. Unsere Aufmerksamkeit verdient hier insbesondere die Geißelungskapelle, mit deren Renovierung die langfristige Instandsetzung eines Ortes begonnen hat, der Ruhe und Frieden ausstrahlt. Wir kehren nach Königswalde zurück und an der St. Laurentiuskirche finden
WANDERN
Šluknov
wir ein weiteres Kleindenkmal in strahlend neuem Gewand, eine Kapelle, die der Schmerzensmutter geweiht ist. Etwas weiter östlich, am Hang rechts ist noch die Dreifaltigkeitskapelle zu finden, ebenfalls in strahlendem Weiß. Davor hat man nun auch Gelegenheit, sich zu setzen und zu verweilen. Von hier sahen die Wallfahrer auf Königswalde hinab, hier machten die Prozessionen halt, knieten die Kurrendesänger nieder – schließen Sie also für eine Weile die Augen, vielleicht hören sie ja ihre leisen Gebete. Wenn Sie die Augen wieder öffnen, erblicken Sie am Horizont den majestätischen Jüttelsberg (Jitrovník). Schön ist es hier. Und ruhig.
Ein Schloss umrahmt von einem Park Es ist an der Zeit, wieder ins Zentrum Šluknovs zurückzukehren. Dort wartet schon das Schloss auf uns, das im Stile der sächsischen Renaissance erbaut wurde. In dieser Zeitschrift habe ich Ihnen schon mehrfach vom großen Brand im Jahr 1986 berichtet, der den Bau vollkommen zerstörte. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch meine Bewunderung für die Handwerker zum Ausdruck gebracht, die auch heutzutage noch imstande sind, wundervolle Kassettendecken, schöne Türzargen und Fußböden mit Intarsien herzustellen. Es ist kaum zu glauben, aus was für einem Trümmerhaufen dieses Schloss wieder auferstanden ist. Umgeben ist es von einem bezaubernden Park mit herrlichen alten Bäumen, Die Inneneinrichtung des Schlosses aus der Zeit der Ersten Republik einem Rosengarten und einem Schwanensee, Brücken und Wegen. Und aus allen Winkeln hat man – jedes mal etwas anders – einen Blick auf das dominierende Schlossgebäude. Dieses ist übrigens das ganze Jahr über geöffnet und Sie erhalten eine Führung, selbst wenn Sie nur zu zweit kommen! Man sagt ja, dass letztlich alles sein Gutes hat, und das gilt auch hier. Unter dem neuen Schlossdach entstand nämlich ein wunderbarer Raum – ein großer Dachboden, der mich jedes Mal wieder überwältigt. Lassen Sie sich diesen Raum zeigen – es ist ein Erlebnis, auch wenn dort nicht gerade ein Konzert, eine Theateraufführung oder eine der zahlreichen anderen Veranstaltungen stattfindet. Auch im Erdgeschoss des Schlosses finden Sie zwei sehr angenehme Räume. Zum einen die hervorragende Konditorei des Konditormeisters František Dlask und zum anderen das sehr gute Informationszentrum (ebenfalls ganzjährig geöffnet) mit freundlichen und kompetenten jungen Damen, die Sie in allem beraten, wozu Sie im Zusammenhang mit dem Schluckenauer Zipfel und seiner Umgebung Fragen haben. Sie verkaufen Ihnen auch gern eine Eintrittskarte für das Schloss und begleiten Sie in die erste Etage mit der historischen Ausstellung und auch in den zweiten Stock, wo Sie eine ganz neue Ausstellung finden, die Ihnen das Leben und die Zeit des Grafen Erwein Leopold von NostitzRieneck nahebringt, dem das Schoss in der Zeit der Ersten Republik gehörte. Dort können Sie das private Arbeitszimmer, das Toilettenzimmer, das Ankleidezimmer, das Schlafzimmer und den Salon des Grafen besichtigen und auch einen Blick in das Mädchenzimmer von Erweins Tochter Amalie werfen.
Die Dreifaltigkeitskapelle in Království
Für Schatzsucher Wenn Sie an der Stadtkirche St. Wenzel vorbeikommen, schauen Sie sich ruhig auch etwas in ihrer Umgebung um. Sicher stoßen Sie dann auf einen Rest der Stadtmauer, genauer gesagt auf ein niedriges Steintor in einem Torso dieser Mauer. Es ist ein Pesttor, durch das die Totengräber, die Masken mit langen Schnäbeln trugen (die übrigens mit duftenden Gewürzen ausgestopft waren), die Opfer des Schwarzen Todes aus der Stadt brachten.
Kreuzweg
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AKTIVE ERHOLUNG
Děčín
DĚČÍN, DIE STADT DER UNBEGRENZTEN BEWEGUNGSMÖGLICHKEITEN
Das Děčíner Schloss
Praktische Informationen Was Sie außerdem noch wissen möchten, finden Sie unter http://www.idecin.cz/de/ oder unter www.facebook.com/ decinproturisty.
Auf dem Elberadweg
Über Děčín wird in dieser Zeitschrift regelmäßig berichtet und seine größten Besuchermagneten sind Ihnen schon bestens bekannt. So haben Sie bereits vom Zoologischen Garten gelesen, von der dortigen Ausstellung Paradiesische Inseln, vom Schloss und den Schlossgärten, von der freundlichen Atmosphäre der Stadt und den netten Einheimischen. Děčín hat aber noch weit mehr zu bieten. Wussten Sie zum Beispiel, dass die Stadt auch ein hervorragender Ort für diejenigen ist, die Bewegung, Adrenalin, Sport, Abenteuer und Überraschungen mögen?
Auf dem Fahrrad, im Raft und mit Kletterschuhen Děčín bietet Ihnen in Sachen Outdoor alle erdenklichen Möglichkeiten. Radfahren? Hier stehen Ihnen gleich drei Hauptradwanderwege zur Verfügung – der Elberadweg, der durch das felsige Elbtal führt, der Ploučnice-Radweg, der sich am gleichnamigen Flüsschen entlangschlängelt und die Radmagistrale Erzgebirge, die den Kamm dieses wunderbar herben und verträumten Gebirgszugs erklimmt. Hinzu kommen weitere faszinierende Strecken, die in die Felsenwelt der Sächsischen und Böhmischen Schweiz sowie auf den Hohen Schneeberg führen, Geländefahrten eingeschlossen … Oder lieber Wasser? Dann sollten Sie es mit Rafting probieren! Sie ahnen ja nicht, was für ein umwerfendes Erlebnis das ist! Umgeben von Gesteinskolossen, im Schoße des Elbstroms, um Sie herum Felsen, die bis in den Himmel wachsen, Biber und Kormorane, die neugierig nach Ihnen Ausschau halten … Das Raft kann man in Děčín ausleihen und in Hřensko oder nach Belieben auch erst in Sachsen wieder abgeben. Die Umgebung von Děčín bietet unzählige Orte für eine gehörige Portion Adrenalin: Klettern, Bouldern, Freiklettern – wonach Ihnen gerade der Sinn steht. Klettergebiete, wie das Elbtal, Rájecké skály, Ostrovské skály und Tyssaer Wände, sind unter Eingeweihten absolut legendär. Sie können das Klettern aber auch genießen, wenn Sie nichts darüber wissen und es noch nie ausprobiert haben: perfekt gesichert, an einer senkrechten Wand und noch dazu mitten im Herzen der Stadt, an der Schäferwand (Pastýřská stěna) gegenüber dem Děčíner Schloss! Dort versetzt schon seit einigen Jahren die landesweit einzige innerstädtische Via Ferrata die Touristen in Begeisterung. Leihen Sie sich einfach die Ausrüstung aus und begeben Sie sich auf eine der fünfzehn Aufstiegsrouten. Nutzen Sie Stufen, Geländer, Trittstifte, Eisenklammern und eine Hängebrücke. Kaum zu glauben, aber der Aufstieg ist auch für größere Kinder machbar!
Nordic Walking mit Stadtpanorama
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Děčín und seine Umgebung sind buchstäblich gespickt mit Wandermarkierungen, dank derer Sie nahezu überallhin gelangen, und immer ist es ein sensationelles Erlebnis. Außerdem gibt es auf dem Gipfel der Schäferwand wunderbare neue Nordic-Walking-Routen, die vor allem durch bewaldete Passagen mit unvergesslichen Ausblicken führen. Fragen Sie im Infozentrum (im Bahnhof oder im Bibliotheksgebäude) nach einer Übersichtskarte. Dort sagt man Ihnen auch, wie Sie am besten zum Ausgangspunkt der markierten Routen kommen. Kurzum: Děčín ist eine Stadt für aktive Menschen – ganz egal, ob sie zu den Einheimischen oder zu den gern gesehenen Gästen zählen.
Děčín
AKTIVE ERHOLUNG
NEUE ERLEBNISSE IM HANDUMDREHEN Nun stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten keine Ihrer Aktivitäten in Děčín umständlich und im Vorhinein planen. Sie kommen einfach hierher, wählen aus, wonach Ihnen der Sinn steht, und um alles andere kümmert sich das Reisebüro Enthusia, wobei Sie sogar im agentureigenen Camp übernachten können. Das Camp Děčín befindet sich im Stadtzentrum, am Elbufer, direkt am Elberadweg. Doch nicht nur Radfahrer sind dort willkommen – das Camp bietet beachtlichen Komfort und alles, was Sie brauchen: von Sanitäranlagen über ein Gemeinschaftszelt, eine Küche mit Waschmaschine, eine Spielecke, kostenloses WLAN,einen Imbiss und Fahrradgaragen bis hin zum Frühstücksservice. An der Rezeption werden Sie freundlich beraten und können noch weitere Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Zum Beispiel den hervorragend ausgestatteten Fahrradverleih mit Trekking-, Mountain-, Elektrobikes – und sogar Tandems! – Kinderanhängern, Kindersitzen … Sie können auch Klettersteig-Sets ausleihen und für die innerstädtische Via Ferrata (und die Klettersteige in der Umgebung) einen Bergführer buchen. Das Personal organisiert für Sie einen der schon erwähnten Raftingausflüge, die Sie auch mit der Rückfahrt per Rad kombinieren können. Sie haben auch die Möglichkeit, eine Führung durch die Stadt und das Schloss zu buchen, einen Schiffsausflug zu machen und dann nach Wunsch mit einem geliehenen Fahrrad weiterzufahren … Sagen Sie einfach, wozu Sie gerade Lust haben, und die Mitarbeiter kümmern sich um alles Weitere.
Abenteuer in der Wasserwelt Nur ein paar Schritte vom Camp entfernt erwartet Sie der Aquapark Děčín – ein ganz besonderes Erlebnisbad, wo Sie drinnen wie draußen alle Möglichkeiten vorfinden, was nur wenige derartige Bäder von sich behaupten können. Unter dem Areal befinden sich Thermalquellen. Um die Wassertemperatur müssen Sie sich also keine Gedanken machen – auch wenn Sie zum Beispiel im Winter durch den Wildfluss von drinnen nach draußen schwimmen, umgibt Sie zwischen verschneiten Rasenflächen wohlige Wärme ... Das 25 Meter lange Außenbecken ist ebenfalls das ganze Jahr über in Betrieb, und bei Frost in 27°C warmem Wasser zu schwimmen, ist einfach genial! Natürlich gibt es auch Wasserrutschen (drei an der Zahl), Whirlpools, Massagedüsen, Kinderbecken, Saunen und Solarien. Wenn Sie sich sonnen möchten, finden Sie draußen genügend Liegeflächen und darüber hinaus – wir sind schließlich in der Stadt der unbegrenzten Bewegungsmöglichkeiten – Beachvolleyball-, Fußballtennis- und Streetballfelder (jeweils zwei). Außerdem steht eine Kinderecke mit großem Sandkasten bereit. Es gibt ein komfortables Sportlerheim, dessen Zimmer mit eigenem Bad ausgestattet sind. Absolut genial ist natürlich das bis zu 6 Meter tiefe Tauchbecken. Im Sommer finden dort Tauch- und Freitauchkurse statt. Haben Sie Lust auf Abendschwimmen? – Kein Problem! Neben dem 25-MeterBecken gibt es im Außenbereich außerdem ein 50-Meter-Becken und ein Erlebnisbecken. Den möchte ich sehen, der sich dort langweilt!
Jede Menge Spaß im Wasserparadies und auf dem Volleyballplatz
Praktische Informationen Um sich ein genaues Bild von allen Möglichkeiten zu machen, studieren Sie das Angebot von Enthusia unter www.enthusia.cz/de/, Fotos vom Erlebnisbad finden Sie unter http://aquaparkdecin.cz/ fotogalerie-aquapark/.
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WANDERN
Prysk
Ausblick vom Berg „Střední vrch“
Für Schatzsucher Im Grunde ist das Lausitzer Gebirge als Ganzes ein verborgener Schatz, ich führe Sie aber außerdem noch auf den Gipfel des Herdsteins. Wenn Sie in den Sattel unterhalb des Berges Střední vrch hineingehen, biegt dort nach rechts ein Waldweg ab. Dann gelangen Sie auf besagten Gipfel, von dem man einen Ausblick ins Tal der Kamnitz hat. Darin liegt ein weiterer Schatz verborgen – die Ruine Pustý zámek (dorthin kommt man von der Wegkreuzung oberhalb der Riedel-Höhle). Über dem Fluss erhebt sich eine faszinierende Steinwand, die aus gewaltigen Basaltruten geflochten ist. Oben erwarten Sie die Burgruine Fredewald und ein Gipfel mit weiteren herrlichen Ausblicken.
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RUND UM PRYSK, DAS TOR ZUM LAUSITZER GEBIRGE Schon lange schwebt mir vor, Ihnen einmal das wunderbare Gebiet vorzustellen, das an die Böhmische Schweiz und das Böhmische Niederland angrenzt und zusammen mit diesen beiden eine dreizackige Krone bildet. Es ist das Lausitzer Gebirge, eine ideale Region für Streifzüge, Ausflüge und Expeditionen. Der erste Ort im Lausitzer Gebirge von der Böhmischen Schweiz aus gesehen ist die Gemeinde Prysk. Der Ortsname geht auf das tschechische Wort „prýštit“ (quellen, sprudeln, entspringen) zurück und bezieht sich auf die Quelle des Baches, der sich wie ein blaues Band durch die beiden Ortsteile Dolní Prysk und Horní Prysk zieht. Lassen Sie uns also unsere Erkundungstour durch das Lausitzer Gebirge in Prysk und seiner Umgebung beginnen.
Auf alten und neuen Wegen Das Lausitzer Gebirge ist nicht groß und hat auch keine besonders hohen Gipfel zu bieten – der höchste Berg, die Lausche, erhebt sich lediglich 793 Meter über den Meeresspiegel. Das kleine, aber sehr reizvolle Zittauer Gebirge bildet den nördlichen Teil des Lausitzer Gebirges. Das größte Kapital dieser Hügellandschaft ist ihre malerische Schönheit. Die bewaldeten, oft von Felskuppen gekrönten Hügel, die schönen Fluss- und Bachtäler, die schlichte Anmut der Bauernhäuser, die üppigen Bergwiesen, das Zusammenspiel von Sandstein, Phonolith, Granit und Basalt ... Prysk, das freundliche Eingangstor zu diesem Gebirge, ist keine gewöhnliche Ortschaft – 2016 wurde es zum zweitschönsten Dorf in ganz Tschechien gewählt! Die Prysker lieben ihren Ort und das sieht man ihm auch an. So setzen sie beispielsweise alte Wege instand und legen neue an. Nach Prysk gelangen Sie von Česká Kamenice aus, abseits der stark befahrenen Straße über einen alten Weg, dessen Name Fuchssteig auf den einstigen Besitzer des Papierwerks zurückgeht, an dem der Weg vorbeiführte. An diesen Steig schließt sich dann im Ort Meixners Trimm-dich-Pfad an. Er wurde nach dem Prysker Chronisten, Lehrer und Ortskundigen Meixner benannt, verbindet die Ortsteile Dolní Prysk und Horní Prysk und umfasst elf Stationen, von denen die meisten Sport- und Spielcharakter haben. Am Weg gibt es auch zwei
Prysk
WANDERN
renovierte historische Pavillons. Rund um Prysk führt zudem der wirklich außergewöhnliche Riedel-Rundweg, auf den wir uns nun begeben wollen. Er ist, inklusive Abzweige, zehn Kilometer lang und durchaus auch für einen Dreijährigen zu bewältigen. Dreimal bergauf und bergab Die Wegmarkierung führt uns am Friedhof vorbei und hinter einer schönen Wiese in den Wald, der mit unzähligen Sandsteinfelsen durchsetzt ist. (In der Umgebung von Prysk gibt es übrigens 50 markierte Klettersteige mit einem Schwierigkeitsgrad von 3 bis 7 und in Bälde wird es auch einen Kletterführer dazu geben.) Schon bald erreicht man ein schönes Waldkreuz und auch den ersten Abzweig, der zum Berg Lipový vrch führt. Im Gegensatz zu seinem Namen „Lindenberg“ ist es aber eher ein Buchenberg. Die fast magische kreisförmige Anordnung der Buchen macht den Gipfel zu einem sehr beeindruckenden Ort und der Ausblick von dort ist ein erster Beleg für meine Behauptung, das Lausitzer Gebirge sei eine malerische Gegend. Durch einen Hohlweg gehen wir zurück nach Prysk und lassen uns nicht von der Anweisung beirren, dass wir eine Zeit lang dem grün markierten Wanderweg folgen sollen, denn in Wirklichkeit ist die Markierung (nachdem man sie geändert hat) gelb. Aber bevor wir zwischen die Zäune einbiegen, machen wir noch einen zweihundert Meter langen Abstecher zur wirklich wundervollen Peter- und Paulskirche. Diese ist nämlich ein barockes Juwel aus der Werkstatt Pietro Paolo Columbanis. Die strahlend neue Fassade der Kirche und des benachbarten Glockenturms ist weithin sichtbar. Gleich gegenüber befindet sich außerdem ein Freibad mit Kinderspielplatz und Imbiss, man kann also auch eine etwas längere Pause einlegen … Aber zurück zum Rundweg. Nun erwartet uns das erste von zwei Sahnehäubchen – der Berg Ovčácký vrch. Bleibt man eine Weile am Rande der Wiese stehen, die allmählich ansteigt, um oben von einem Haarschopf aus Buchen- und Ahornbäumen gekrönt zu werden, fühlt man sich geradewegs wie im Paradies. Dieser Blick ist unvergesslich. Ein Steinwall, eine von Wäldern gesäumte Wiese, am Horizont bewaldete Hügel … Anmut in Reinform.
Loblied auf einen besonderen Berg Der Rundweg führt uns dann zum Abzweig auf den Berg Střední vrch. Über eine sumpfige Wiese gelangen wir durch den Wald zu einer majestätischen Basaltwand mit überdachtem Rastplatz und dann klettern wir wie die Gämsen auf einem schmalen, gewundenen und steinigen Pfad auf eine Felskuppe, die kahl ist wie der Kopf eines alten Mannes. Dieser Ausblick ist atemberaubend. Man braucht keinen Aussichtsturm, im Gegenteil, Sie können sich hier ganz so fühlen wie die ersten Touristen irgendwann vor zweihundert Jahren. Metalltafeln zeigen die Namen der umliegenden Erhebungen an. Sie sehen die Berge Klíč, Ovčácký vrch (in der Ferne), Studenec, Břidličný vrch, Zlatý vrch, Kamenický vrch, Růžovský vrch, das Böhmische Mittelgebirge, die sächsischen Tafelberge… Es fällt schwer, sich wieder von diesem Anblick zu trennen. Auf dem Weg nach unten erwartet uns noch die Riedel-Höhle, genauer gesagt ein unterirdischer Sandsteinbruch, der in einem Felsen auf dem Grundstück Ernst Riedels angelegt wurde, dem der Rundweg seinen Namen verdankt. Hineingehen darf man nicht, denn es lebt eine Fledermauskolonie darin. Man kann also nur durch ein Gitter und bei spärlichem Licht einen Blick in den ungleichförmigen Hohlraum werfen.
Ländliche Architektur
Blick vom Berg „Ovčácký vrch“
Prysk
Fuchsova papírenská stezka
obecní kiosek
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Mapový podklad 2015
VERKEHR
Lassen Sie das Auto zu Haus
Elbfähre
Wussten Sie, dass … ... es eine Tageskarte namens Elbe-Labe-Ticket gibt? Sie gilt im Einzugsgebiet des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) und auf tschechischer Seite im gesamten Bezirk Ústí. Das Ticket gilt jeweils einen Tag – in Zügen, Bussen, auf fast allen Fähren und in Straßenbahnen in den genannten Gebieten. Sie kommen damit z. B. nach Dresden und Most, aber auch in Städte wie Ústí, Děčín, Teplice, Pirna, Meißen ... Und für die Kirnitzschtalbahn gibt es 50 %, für das Ausflugsschiff 10 % Ermäßigung!
Kirnitzschtalbahn
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UNBESCHWERTE STREIFZÜGE DURCH DIE SÄCHSISCHBÖHMISCHE SCHWEIZ Genießen Sie Unbeschwertheit und Entschleunigung. Und gönnen Sie auch Ihrem Auto einmal eine Ruhepause. Wir laden Sie ein, sich zu den schönsten Orten der Sächsischen Schweiz chauffieren zu lassen. Mit Bussen und Fähren, der Kirnitzschtalbahn und einem Wanderschiff bringt Sie die OVPS - Oberelbische Verkehrsgesellschaft Pirna-Sebnitz mbH sogar bis in die Böhmische Schweiz.
Zu Lande und zu Wasser in die Welt der Felsen und Schluchten Es genügt wirklich voll und ganz, wenn Sie nach Bad Schandau, Sebnitz, Königstein oder Pirna fahren und dann den Finger über der Karte kreisen lassen. Das dichte Netz von Bus- und Bahnverbindungen, von Fahrradbus- und Wanderbus-Linien bringt Sie nahezu überallhin. Bereits unterwegs werden Sie sich nicht vom Blick aus dem Fenster losreißen können, denn die hiesige Landschaft ist buchstäblich auf jedem Meter faszinierend. Das gesamte System ist bestens ausgeklügelt: Die Busse, die an Werktagen die Kinder zur Schule und die Erwachsenen zur Arbeit bringen, ziehen sich, sobald das Wochenende oder ein Feiertag naht, ihr Festtagsgewand an und werden zu Wanderbussen, die stolz sind, Menschen aus ganz Europa zeigen zu können, was es in der Sächsischen Schweiz alles zu sehen gibt. Auf diese Weise gelangen Sie zum Bespiel zum faszinierenden Basteifelsen mit der ältesten Touristenbrücke Europas, ins bezaubernde Hinterhermsdorf mit der Oberen Schleuse und ihren von Kähnen befahrenen Schluchten oder ins Kunstblumenmuseum nach Sebnitz ... Und wenn Sie Ihr Fahrrad dabeihaben, erwarten Sie sieben Fahrradbus-Linien. An allen Wochenenden der Saison können Sie sich auf diese Weise so weit wie möglich nach oben befördern lassen und dann stundenlang bergab durch diese herrliche Landschaft der Felsen, Wiesen und Wälder radeln. Oder aber Sie wählen den Wasserweg – schließlich ist da ja noch die Elbe, dieser majestätische und mächtige Strom. Warum also nur die Straße nutzen? Das kleine Wanderschiff der OVPS nimmt Sie gern an Bord. Vom Deck aus können Sie die Schönheit des Elbtals zwischen Bad Schandau, Schmilka und Hřensko auf sich wirken lassen. An jedem Anleger haben Sie die Möglichkeit, auszusteigen und wieder Ihrer eigenen Wege zu gehen. Alle Stationen sind hervorragende Ausgangspunkte für angenehme Wanderungen links und rechts der Elbe.
VERKEHR
Lassen Sie das Auto zu Haus
Auf die Tafelberge, zu den Tyssaer Wänden und zum Snežník (Schneeberg) Zwei Buslinien möchte ich Ihnen besonders ans Herz legen. Die erste nennt sich Steine-Linie. Sie hat die Liniennummer 244 und bringt Sie von April bis Oktober an allen Wochenenden und Feiertagen zu den berühmten sächsischen Tafelbergen – und zwar nicht etwa nur zu den namhaftesten, wie Pfaffenstein, Papststein, Zschirnsteine und Königstein, sondern auch zu den weniger bekannten. So halten die Busse beispielsweise auch am Wanderweg zum Kleinhennersdorfer Stein mit mehreren Höhlen oder (und hier sage ich mit erhobenem Zeigefinger: Achtung – ein weiteres unentdecktes Juwel!) zum herrlichen und urwüchsigen Gohrisch, auf dessen Gipfel man über steile Leitern gelangt, sowie an die Wanderwege zu den attraktiven Aussichtsgipfeln Katzstein und Kohlbornstein. Die Linie 217 heißt Tisá-Linie, ihr grenzübergreifender Charakter liegt also auf der Hand. Die deutschen Touristen gelangen mit ihr von Pirna aus nach Tisá, in eine der schönsten Felsenstädte dieses Planeten (und diese Behauptung würde ich jederzeit bis aufs Blut verteidigen) und zum Hohen Schneeberg mit der höchsten Schachfigur der Welt, dem dortigen Aussichtsturm. Die tschechischen Touristen wiederum fahren die Busse, in Verbindung mit der Bielatal-Linie 242/245, ins Bielatal zu den überwältigenden Herkulessäulen und weiter bis zum Fuße des Königsteins mit der gleichnamigen Festung (zu dieser mehr auf S. 47). Alle Verbindungen dieser Linien fungieren darüber hinaus auch als Fahrradbusse, sodass bei Ausflügen für den Transport der Räder gesorgt ist. Ein Hinweis an dieser Stelle: Es werden keine E-Bikes mitgenommen. Ab 5 Personen mit Fahrrad bittet die OVPS um Anmeldung unter 03501 792-160 oder per E-Mail an pirna@ovps.de. Vielen Dank.
Praktische Informationen Ausflugsvarianten, Fahrpläne und Preise finden Sie unter www.ovps.de oder www.vvo-online.de (hier auch auf Tschechisch); Infos zu Fahrradbussen: www.ovps.de/Verkehrsmittel/ Bus/Fahrradbus/470/
Eine gelbe Dame im Herzen der Felsenwelt Die größte Attraktion der OVPS ist und bleibt die „Gelbe Dame“, wie sie die Sachsen liebevoll nennen – eine Straßenbahn, die Sie direkt in die Felsenwelt bringt, mitten ins Herz des Nationalparks Sächsische Schweiz. Mit einer Straßenbahn sind Sie sicher schon gefahren, aber bis Kuhstall mitten in eine Felslandschaft? Die ehrwürdigen gelben Wagen der Kirnitzschtalbahn starten in Bad Schandau und folgen dem Lauf der Kirnitzsch durch ein wildromantisches Tal, durch Wälder und Auwiesen bis zum Lichtenhainer Wasserfall. Und so hält man es in diesem Tal schon seit 1898! Einige Wagen haben bereits einen erheblichen historischen Wert – diese sind an Festen und Feiertagen im Einsatz. In der Regel werden Sie in einem der „jüngeren“ Wagen unterwegs sein, die bei jedem Schließen der Türen ein höfliches Surren von sich geben und Ihnen schon bald Aussichten eröffnen, die für eine Straßenbahn überaus untypisch sind. Egal, wo Sie aussteigen – von allen Haltestellen führen Sie übersichtlich markierte Wanderwege durch die Wälder und Felsgebiete. Was Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen sollten, ist der sogenannte Kuhstall, ein bemerkenswertes Felsentor, das von einem riesigen Steinmassiv überspannt wird, auf das man über die schmale „Himmelsleiter“ gelangt. Ob von oben oder vom Plateau hinter dem Felsentor – überall erwartet Sie ein weiter Ausblick auf die gegenüberliegenden Felswände. Rund um den Kuhstall kann man mehrere Stunden zubringen. Es gibt hier versteckte Winkel und Felsspalten, das berühmte Schneiderloch – eine Höhle, die in einer Felswand mündet –, aber auch ein behagliches Gasthaus, und wer möchte, kann von hier zur Straßenbahn wandern und wieder zurück zur Elbe fahren. Von der Haltestelle Lichtenhainer Wasserfall, der letzten Haltestelle der Kirnitzschtalbahn, bis zum Kuhstall und zurück sind es circa fünf Kilometer, die auch für kleinere Kinder gut zu schaffen sind.
Geheimtipp Jedes letzte Wochenende im Juli fahre ich mit der Straßenbahn zum Kirnitzschtalfest. Alles hierzu finden Sie unter www.ovps.de. Vielleicht begegnen wir uns ja dort?
Wanderbus
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AKTIVE ERHOLUNG
Das Brauhaus Falkenštejn
QUELLFRISCHES BIER UND NATUR PUR Das Brauhaus Falkenštejn am Marktplatz in Krásná Lípa hat seine Lehrjahre längst hinter sich. Es ist inzwischen ein ausgewachsenes und ganz außergewöhnliches Unternehmen, in dessen Lokal zu sitzen, eine reine Freude ist. Das Bier, das dort gebraut wird, gehört – jedenfalls nach meinem Geschmack – zu den besten Tschechiens. Trotzdem ruht sich die Brauerei nicht auf ihren Lorbeeren aus: Sie wächst. Und zwar gehörig. Im Laufe der Saison 2017 kommt ein zweites Gebäude hinzu, sodass das Brauhaus die Hälfte der Westseite des Marktplatzes einnimmt. Welche Tour Sie auch planen – mit einem Falkenštejn-Bier ist Erfrischung garantiert
Praktische Informationen Für Gruppen ab vier Personen werden Brauereibesichtigungen mit Bierverkostung angeboten. Man sollte sich aber vorher telefonisch unter 00420 605 271 835 oder per Mail unter piju@pivovarfalkenstejn.cz anmelden.
Falkenštejn wächst Dieses Loblied auf das hiesige Bier hat eine fiktive Dimension, denn während ich es ins Laptop tippe, ist die Rekonstruktion des zweiten Brauereigebäudes noch in vollem Gange. Wenn Sie aber während der Saison in Krásná Lípa haltmachen, werden Sie dort im ursprünglichen Gebäude bereits das erweiterte Restaurant und in den neuen Räumlichkeiten die von der Straße hinter Glas einsehbare Brauanlage vorfinden. Die blitzenden Sudkessel aus Edelstahl haben Sie übrigens auch vom Restaurant aus im Blick. Darüber hinaus wird dann schon die Brauereipension in Betrieb sein. Wenn Sie also unvorbereitet vom einzigartigen Geschmack des Falkenštejn-Biers überrascht werden, können Sie bedenkenlos die gesamte Palette verkosten und dann ein Stockwerk höher weiter davon träumen. Gezapft werden hier klassische Lagerbiere – ein 11-gradiges helles und ein 12-gradiges halbdunkles, die hervorragend gehopft, köstlich herb und herrlich süffig sind; außerdem ein 14-gradiges, erfreulich herbsüßes dunkles Spezial mit leichter Kaffeenote und schließlich ein obergäriges, angenehm herbes Ale mit leichter Fruchtnote. Aber probieren Sie am besten selbst, die Biere sind wirklich erstklassig. Hinzu kommen regelmäßig saisonale Spezialbiere. Auch die Küche ist auf das Bier abgestimmt – man kann hervorragenden Gulasch oder langsam gebratenen Schweinebauch, Hähnchenschenkel, Wildbratwurst oder die wunderbare Ente und zum Schluss klassische Quarkkäulchen nach Sudetenart essen.
Start- und Zielpunkt für herrliche Ausflüge
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Das Brauhaus am Marktplatz
Die Brauerei Falkenštejn ist aber noch viel mehr. Von hier kann man gut gestärkt zu wunderschönen Ausflügen aufbrechen, hierher kehrt man – von der Landschaft verzaubert – wieder zurück, um sich zu erfrischen. Man kann sich aufs Rad schwingen und über den wundervollen Kirnitzsch-Radweg am Wasser entlang nach Sachsen fahren, bis zur Mündung der Kirnitzsch in die Elbe. Von hier kann man sich aber auch mit festem Schuhwerk auf den Kögler-Pfad begeben und den gesamten östlichen Teil des Nationalparks Böhmische Schweiz durchwandern. Das Brauhaus ist der ideale Startpunkt, um das geheimnisvolle Böhmische Niederland oder das Lausitzer Gebirge zu entdecken. Zudem ist die Brauerei für die Stadt ein Veranstaltungszentrum. So finden dort beispielsweise Reisevorträge, Gesprächsrunden und Konzerte statt. Für mich persönlich ist aber am wichtigsten, dass ich mich dort immer willkommen fühle, dass man mich umsorgt, mich anlächelt, ein paar Worte mit mir wechselt und mich dann mit einem wunderbaren Bier verwöhnt. Und das ist, leider, gar nicht so selbstverständlich.
Krásná Lípa
AKTIVE ERHOLUNG
DAS ÖSTLICHE TOR ZUR BÖHMISCHEN SCHWEIZ Krásná Lípa (Schönlinde). Eine Stadt, die in den letzten fünfzehn Jahren buchstäblich aufgeblüht ist und nun ihrem Namen alle Ehre macht. Außerdem ist ihre Lage ideal – von hier aus ist alles problemlos zu erreichen, was im Děčíner Umland und im Schluckenauer Zipfel sehenswert ist. Kurz – ein idealer Urlaubsort.
Vom Marktplatz zum Sportpark ist es nicht weit
Zur Erholung wie geschaffen Krásná Lípa ist ein Ort, der viel zu bieten hat. Neben Architekturstreifzügen, vor allem zu den einzigartigen Villen (Villa Palme und Villa Hielle), können Sie durch den Waldpark schlendern, die Umgebindehäuser im Ortsteil Kamenná Horka bewundern oder sich auf die Spuren des Malers August Frind begeben ... Sie finden hier den gut ausgestatteten und ganzjährig geöffneten Sportpark Böhmische Schweiz mit überdachten Mehrzweckspielfeldern, Turnhalle, Außenspielfeldern, insbesondere Tennisplätzen, Tischtennishalle, Kletterwand, Beachvolleyballplatz, Minigolf und einem Kinderparadies mit Luftseilbahn, Trampolin, Spielburg und anderen Klettergerüsten ...
Das Umland von Krásná Lípa und seine Reize Auch die Umgebung von Krásná Lípa ist schön – ganz egal, in welche Richtung Sie aufbrechen. Hier meine Tipps: Der 23 km lange Rundweg namens KöglerPfad mit vierzig Infostationen führt Sie bis auf das Gebiet des Nationalparks Böhmische Schweiz, Sie steigen auf den Gipfel des Berges Vlčí hora und noch höher hinauf – bis auf die verglaste Aussichtsplattform des dortigen Aussichtsturms mit einem einzigartigen Panoramablick. Kyjovské údolí (Khaatal). Durch das herrliche und idyllische Tal der Kirnitzsch können Sie am Fluss entlang bequem bis zum Abzweig „Turistický most“ oder auch noch weiter bis nach Sachsen wandern. Sněžná. In diesem Dorf oberhalb von Krásná Lípa finden Sie eines der schönsten Fotomotive der ganzen Umgebung– die barocke Dreifaltigkeitskapelle unter einer riesigen Linde, im Hintergrund die Silhouette des Berges Vlčí hora. Von dort geht es auf einem idyllischen Weg hinunter zur Wallfahrtskirche „Maria Schnee“, und wenn Sie auf dem rot markierten Weg Richtung Krásný Buk weitergehen, führen Sie Wegweiser vom Grohmann-Kreuz zum Arboretum im Privatgarten Fritsche, das ganzjährig kostenlos zugänglich ist. Im Frühjahr werden Sie die von Blüten übersäten Rhododendren begeistern, im Sommer das Meer von Lilien und die Seerosenteiche, im Herbst wiederum die unglaubliche Farbpalette. Karlova výšina (Karlshöhe). Wenn Sie ein Stück auf dem Kögler-Pfad entlanggehen und an der Wegkreuzung „Nad Vápenkou“ auf den gelb markierten Wanderweg abbiegen, erwartet Sie ein kurzer Aufstieg auf den Berg „Široký vrch“, am Katzen- und am Drachenfelsen vorbei, bis zur Karlshöhe mit dem Karlsblick. Der Blick von dort über die Wälder der Böhmischen Schweiz ist einmalig. Der gelb markierte Weg ist eine Rundtour und führt Sie bequem wieder zurück in die Stadt, die mit Sicherheit auch Ihr Herz erobern wird.
Wussten Sie, dass … … es am Marktplatz in Krásná Lípa ein Schokoladenhaus gibt? In der Schokolaterie Mana, wo man unter anderem handgemachte Schokobonbons und eine hervorragende heiße Schokolade bekommt, kann man bei der Herstellung zusehen und sich in der Werkstatt an einer eigenen Schokokreation versuchen. Und gegenüber lockt die Bäckerei „Chodská pekárna“ mit den besten Speckbrötchen der Welt. Mehr über die Stadt unter www.krasnalipa.cz/de/.
Maria-vom-Karmel-Kapelle in Vlčí Hora
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WANDERN
Na Stodolci
Das Landgut „Na Stodolci“
VOM FUSSE DES STUDENEC ZUM LANDGUT STODOLEC
Tadeáš Haenke
Praktische Informationen Alles über das Landgut finden Sie unter www.nastodolci.cz/uvod-de, auf Facebook unter „Penzion Na Stodolci“
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Wo wir schon auf der Suche nach verborgenen Schätzen sind: Ich wüsste da einen wunderbaren Weg, den kaum jemand kennt. Es ist der neue, grün markierte Wanderweg, der durch die bemerkenswerte Landschaft am Fuße des Berges Studenec führt. Gleich am Anfang dieses Weges befindet sich ein Haus, das wir nicht unbeachtet lassen sollten. Ich weiß nicht, was für Erfahrungen Sie bisher mit Kleinstadtmuseen gemacht haben – ich für meinen Teil nur die besten. Meist sind es kleinere, aber bezaubernde Ausstellungen, um die sich engagierte Bürger kümmern. Am Marktplatz in Chřibská gibt es ein solches Museum. Es ist dem in dieser Stadt geborenen Thaddäus Haenke gewidmet, einem Botaniker, Arzt, Ethnografen, Kartografen, Weltreisenden und Entdecker (zum Beispiel der Amazonas-Riesenseerose und des Schießpulvers aus Chilesalpeter). Auf dem Marktplatz vor diesem Museum beginnt der grüne Wanderweg.
Über die schönste aller Wiesen in den Paulinengrund Wir gehen gegen den Strom der Zeit, nach Dolní Chřibská. Die Markierung lotst uns schon bald weg von der Straße in eine Gasse, die parallel zum Kreibitzbach (Chřibská Kamenice) verläuft. Wie durch ein Wunder finden wir uns plötzlich in der Welt der Heimarbeiter, Weber und Spinner wieder – ein herrliches Umgebindehaus neben dem anderen. Der Weg führt uns zum Landgut „Na Stodolci“, aber dazu später. Zuerst erwartet uns eine Wiese, und zwar nicht irgendeine, sondern höchstwahrscheinlich die schönste der gesamten Böhmischen Schweiz. Sie ist einfach zauberhaft. Nicht nur weil sie so malerisch ist, sondern auch weil sie uns in eine Landschaft mit einer einzigartigen Atmosphäre hineinführt. Die Wiesen, Wälder und Dörfer am Fuße des Studenec unterscheiden sich von der Landschaft in ihrer Umgebung. Es ist nicht mehr die Landschaft des Lausitzer Gebirges und noch nicht die der Böhmischen Schweiz. Die Melancholie und eigenwillige Schönheit dieser Gegend hinterlassen unvergessliche Eindrücke. Schon bald nimmt uns der Wald auf, den wir auf einem bequemen Weg durchqueren, bis wir in die Ortschaft Studený gelangen. Dort leben engagierte Menschen, die sich in einem Ortsverein (Spolek pod Studencem)
Na Stodolci
zusammengeschlossen und das frühere Spritzenhaus in ein Infozentrum umgebaut haben, wo sie persönlich die Touristen beraten. Den angrenzenden Parkplatz haben sie mit Informationstafeln ausstaffiert, zum Beispiel zur Erlebnisroute durch den Ort und seine Umgebung. Diese führt durch herrliche Wiesen, vorbei an den Lehmann-Denkmälern für die Gefallenen der österreichisch-preußischen Schlacht am Kaltenberg im Jahr 1757 und vorüber am Austen-Kreuz mit einem Bildnis des Erzengels Gabriel, hinab ins Tiefe Loch mit einer bezaubernden Marienkapelle. Anschließend wandert man über Lipnice, an einem Bach entlang und an einem Sühnekreuz vorbei in den wunderbaren Paulinengrund (dort kann man die Route abkürzen und nach Studený zurückkehren), zum Paulinenteich, zur Najadenhöhle (auch Rusalka-Höhle), nach Jetřichovice, über die wenig bekannte Steinerne Rinne hinauf nach Rynartice, danach wieder hinunter ins Tal und an der barocken Johnkapelle vorbei zurück nach Studený. Sie werden randvoll mit Eindrücken von dieser Wanderung zurückkehren. Aber nun erwartet uns schon das Landgut „Na Stodolci“. Dort haben wir an die 18 (bzw. 12) Kilometer in den Beinen, an einem ordentlichen Appetit sollte es also nicht mangeln…
Eine Oase, wo man Sie verwöhnt Wenn ich mir etwas wirklich Gutes tun will, ist für mich das Landgut „Na Stodolci“ der richtige Ort. Es ist nämlich – ohne Übertreibung – eine Oase für Leib und Seele. Es gibt eine große Scheune, in der sich ein angenehmes Café befindet, wo man drinnen, aber auch draußen auf der Wiese mit Aussicht auf die Landschaft beim Kaffee sitzen kann, es gibt einen Laden mit regionalen Nahrungsmitteln, übrigens denselben Produkten, aus denen die Köche ein Stück weiter die von Ihnen gewünschten Speisen zaubern, es finden dort Konzerte und Theateraufführungen statt … Es gibt Haustiere, spielende Kinder, die Möglichkeit zu reiten … Eine ländliche Idylle. Das Herzstück des Landgutes ist aber die Pension mit Restaurant. Man schläft dort göttlich. Wenn ich hier einkehre, gelingt es mir selten, mich nicht zu überessen. Ehrlich gesagt, liegt das an den Liwanzen, die man gleich in drei Geschmacksrichtungen bestellen kann. Das Problem ist, dass ich damit immer mein Menü abschließe, in dem auch die legendäre Martinsgans inbegriffen ist, die hier erstklassig zubereitet wird. Es ist ein opulentes Mahl. Danach noch die Liwanzen zu essen, ist eine Herausforderung, und keine kleine. Wenn sie aber nun mal süchtig machen ... Aber der Reihe nach – wie wird hier eigentlich gekocht? Das Restaurant ist schon seit Jahren regelmäßig unter den meistbesuchten und am häufigsten ausgezeichneten tschechischen Gastrotempeln zu finden. Mit Recht. Eine moderne tschechische Küche, die auf Regionalität, Saisonalität und absoluter Frische beruht, strenge gastronomische Ansprüche und ein nachbarschaftlicher Umgangston gehen in diesem Gasthof eine glückliche Verbindung ein, sodass man sich hier immer gut aufgehoben fühlt. Dabei geht es nicht nur ums Essen, sondern auch um Freundlichkeit und Zuvorkommenheit. So Sie mögen, hält man hier auch gern einen Plausch mit Ihnen. Ich persönlich sehe schon seit Jahren nicht mehr in die Speisekarte – ich lasse mir eine hausgemachte Limonade und eine Suppe empfehlen, die schmackhafteste aus dem aktuellen Angebot, das sich durchaus täglich ändern kann – natürlich unter Beibehaltung der Stammgerichte. Über das Dessert müssen wir nicht diskutieren, das ist klar. Die Köche Jirka und Miloš sind wahre Magier. Ente, Wildschwein, Rinderbäckchen, Tatar, Huhn mit Stachelbeersoße, Lammkeule – das sind bewährte Größen. Aber lassen Sie sich ruhig einmal von den Köchen überraschen: Auf dem Herd und im Backofen halten sie viele unerwartete Köstlichkeiten für Sie bereit, es genügt, sich ihnen anzuvertrauen. Außerdem sollten Sie unbedingt das hervorragende Bier „Stodolecký lišák“ probieren, das von der Brauerei Falkenštejn aus Krásná Lípa speziell für diesen Gasthof gebraut wird.
WANDERN
Die Gaststube
Für Schatzsucher Neben dem schon beschriebenen Weg ist zum Beispiel die wunderbare Nischenkapelle „Mariä Heimsuchung“ am Abzweig nach Doubice zu empfehlen. Für Pflanzenliebhaber ein absolutes Muss: die Feuchtwiesen „Marschnerova louka“ und „Louka u Brodských“, insbesondere im Mai und Juni, denn dann sind sie voller Knabenkräuter, also einheimischer Orchideen.
Die Pferde des Landguts
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WANDERN
Nordic walking
GESCHICKT EINGEFÄDELT UND GUT KOORDINIERT: UNTERWEGS IM BÖHMISCHEN NIEDERLAND Das Böhmische Niederland Ausblick vom Berg Špičák
„Böhmisches Niederland“ ist eine uralte Bezeichnung, die den überwiegenden Teil des Schluckenauer Zipfels einschließt. Das Gebiet grenzt an die Böhmische Schweiz und seine Landschaft ist durch eine herbe, ungebändigte und schlichte Schönheit gekennzeichnet. Von Touristen wurde es noch nicht annähernd in dem Maße entdeckt, das es verdient hätte. Alles, worüber ich jetzt schreibe, ist also im Grunde ein einziger großer verborgener Schatz. Und noch ein kleiner Hinweis: Lesen Sie die folgenden Zeilen am besten mit festem Schuhwerk, denn es könnte sein, dass Sie bei der Lektüre die Lust übermannt, zu den Stöcken zu greifen und loszumarschieren. Was denn für Stöcke? Natürlich solche, mit denen man jene Art des Laufens betreiben kann, die Nordic Walking genannt wird. Doch nicht alle Laufstöcke verdienen diesen Namen ...
Lob des Diagonalschritts Stellen Sie sich vor, Sie wären – so wie ich – völlig ahnungslos, und begleiten Sie mich zu Jana Lemfeldová nach Velký Šenov. Denn wenn jemand etwas über Nordic Walking weiß, dann ist sie es. Als ich vor der Villa am Stadtrand ankomme, erwarte ich eigentlich einen warmen Raum und einen Kaffee (es ist trüb und der Herbst steht vor der Tür). Stattdessen ein forschender Blick auf meine Schuhe. „Das könnte gehen“, sagt Jana, wählt Stöcke für mich aus, fädelt meine Hände geschickt durch die Schlaufen und schon gehe, nein fliege ich über einen Feldweg in Richtung Wald. Beim Laufen erlerne ich die Grundlagen. Zum Glück macht mir der Diagonalschritt, also der Gang, bei dem das linke Bein und der rechte Arm vorn sind und dann umgekehrt, keine Probleme. „Es gibt Leute, die das während des gesamten Spaziergangs nicht in den Griff bekommen“, sagt Jana. Nie hätte ich gedacht, was das ausmacht. Die Handschlaufen ermöglichen es, die Stöcke hinter sich loszulassen und sie dann wieder aufzunehmen und nach vorn zu bringen. Der Körper gewöhnt sich schnell an diese völlig andere Art des Gehens, bei der er plötzlich ganz mit einbezogen wird. Schon nach kurzer Zeit wird er zu einer wunderbar funktionierenden biomechanischen Maschine, die unversehens mit viel größerer Geschmeidigkeit und Geschwindigkeit arbeitet. Das Hirn springt an und produziert laufend neue Ideen. Ich frage mich, wie ich bis jetzt ohne diese Stöcke laufen konnte.
Wer es nicht probiert hat, weiß nicht, was er versäumt
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Ich erfahre, dass Jana Lemfeldová mit ihren praktischen Nordic-WalkingLektionen begann, weil sie von dieser Art zu laufen begeistert war und diese Begeisterung auch an andere weitergeben wollte. So bot sie auf ihrem Facebookprofil Nordic Walking České Švýcarsko Ausflüge durch die Böhmische Schweiz, aber eben auch im wenig bekannten
Nordic walking
WANDERN
Böhmischen Niederland an. Solche Lektionen umfassen den Verleih der Stöcke und Konsultationen bei „laufendem Betrieb“ – Jana berät, korrigiert die Haltung, die Lauftechnik, das Loslassen der Stöcke ... Bei den Ausflügen handelt es sich immer um Rundtouren bis zehn Kilometer. Wenn sich eine Gruppe zusammenfindet, die schnell Fortschritte macht, können Tempo und Entfernung gesteigert werden. Außerhalb der Saison werden an den Samstagen Halbtagsausflüge angeboten. Zur Wahl stehen auch Erlebnistouren, zum Beispiel Nachtwanderungen mit Stirnlampe, oder spielerische Ausflüge mithilfe von QR-Codes. Wer das Facebookprofil verfolgt, erfährt jeweils einen Monat im Voraus von den angebotenen Lektionen und muss sich nur noch anmelden.
Das Böhmische Niederland heißt Sie willkommen Ich genieße, wie natürlich es sich inzwischen anfühlt, mit dem ganzen Körper zu gehen. Gleichzeitig verschlinge ich mit den Augen die Gegend. Ein wunderbar sauberer Hochwald, ein fotogener Bach, eine Wegkreuzung, Ruhe, Stille … „Das war hier einmal ein beliebtes Ausflugsziel“, weiht mich Jana ein. „Hier befand sich der idyllische Lilienteich und daneben ein Ausflugslokal. Auf dem Teich konnte man Boot fahren, im Winter kam man mit Skiern vorbei, es gab eine Kegelbahn, man veranstaltete Konzerte.“ Heute ist der Teich eine etwas größere Pfütze, aber die Natur in der Umgebung ist nach wie vor idyllisch. Auf einmal sind wir schon wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt. „Fünf Kilometer in einer halben Stunde, das kann sich sehen lassen“, konstatiert Jana und ich platze fast vor Stolz, hauptsächlich aber vor Zufriedenheit. Seit dieser Zeit greife ich, wann immer ich kann, zu den Stöcken und laufe die Touren, die Jana mir empfohlen hat. „Eine herrliche Strecke ist die nach Salmov. Man kann sie auch noch bis nach Mikulášovice verlängern, oder man biegt in den grün markierten Weg ein und geht unterhalb des Berges Hrazený entlang. Man muss nicht einmal auf den Berg steigen und hat doch einen faszinierenden Blick bis weit nach Sachsen hinein. Ein Stück weiter, vom Felsen „Volský kámen“ hat man dann eine Aussicht in Richtung Jeschken. Den Berg Hrazený kann man vollständig umrunden, man kann aber auch hinaufsteigen. Es gibt dort wunderbare Buchenbestände, im Frühjahr ist das zum Beispiel eine Augenweide. Wenn man Lust hat, kann man über Kunratice zum Karltal weitergehen und von Šluknov aus mit dem Zug zurückfahren. Wenn ich eine Rundtour machen will, dann umrunden wir den Berg Hrazený und kehren auf dem Weg zwischen den Bergen Hrazený und Partyzánský vrch zurück.“ Etwas später – inzwischen war ich doch noch in den Genuss des warmen Raumes und des Kaffees gekommen – erzählt sie mir von weiteren wenig bekannten Schätzen dieser faszinierenden Landschaft. Zum Beispiel von einem Ausflug von Lobendava nach Severní, am Grenzbach entlang zum nördlichsten Punkt Tschechiens und über Sachsen wieder zurück zum Ausgangsort. Oder ein ganz besonderer Tipp: von Tomášov über den Diebesweg auf den Wachberg mit überwältigenden Ausblicken (und einem Imbissstand) und weiter zum Aussichtsturm auf dem Weifberg oberhalb von Hinterhermsdorf – eine wahrlich luxuriöse Panoramawanderung. Wunderbar ist auch eine Tour auf dem „Eisfallweg“: vom Sattel unterhalb des Berges Vlčí hora aus am Bach Vlčí potok entlang zu den Resten der Felsenburg „Brtnický hrádek“ und zum Felsüberhang „Velký pruský tábor“ bis ins Kirnitzschtal. Das ist also die Landschaft der umherziehenden Alchemisten, Wandergesellen und schmiedeeisernen Kreuze, in die Sie hier allerdings nur einen ersten, flüchtigen Einblick erhalten haben.
Wussten Sie, dass … … Sie bei Wanderungen in der Umgebung von Kunratice ein schönes Arboretum besuchen können, das nördlichste Tschechiens? Das Baum- und Straucharboretum bietet Ihnen Gelegenheit für einen angenehmen und erholsamen Spaziergang in Gesellschaft sehr wertvoller und vor allem wunderschöner Gehölze. Der nördlichste Punkt Tschechiens
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AKTIVE ERHOLUNG
Kurort Rathen
VOM UNWIDERSTEHLICHEN ZAUBER DER MODELLEISENBAHN Wer könnte dem Zauber der Modelleisenbahn widerstehen ...
Praktische Informationen Die Bahn ist von Ende März bis Anfang November, von 10 bis 18 Uhr in Betrieb. Nach Rathen gelangen Sie mit dem Auto, Bus, Zug oder Schiff, zu Fuß und auf dem Fahrrad. Der Eintritt beträgt 8 € für Erwachsene (ermäßigt 7 €), 5 € für Kinder (6 -16 J.) bzw. 1,50 (unter 6 J.). Gruppen ab 10 Personen zahlen pro Person 1 € weniger. Die Pension ist ganzjährig geöffnet, eine Nacht kostet Sie 35 €, Frühstück und freier Eintritt zu den Eisenbahnwelten inklusive.
Kinder sind schwer von hier loszueisen
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Menschen haben verschiedene Vorlieben und nicht selten geraten sie deswegen in Streit. Allerdings habe ich noch nie jemanden getroffen, der keine Spieleisenbahnen gemocht hätte. Der Anblick von Modellgleisen mit kleinen Lokomotiven, Waggons und Bahnhöfen, die auf einer Handfläche Platz finden, wirkt auf die menschliche Seele einfach besänftigend und erholsam. Hier, in dieser Welt, die wir von oben überblicken können, scheint noch alles in bester Ordnung zu sein. Ein Ausflug in den Kurort Rathen dürfte also wohl jeden begeistern.
Die Sächsisch-Böhmische Schweiz im Miniaturformat Die Rathener Modelleisenbahn firmiert unter dem Namen „Eisenbahnwelten“. Womöglich kommt Ihnen da die Frage in den Sinn, ob das nicht ein bisschen sehr selbstbewusst ist – ist es aber nicht. Stellen Sie sich einen großen Garten zwischen der Elbe, einer schmalen Straße und der wirklichen Bahnlinie vor, auf der in kurzen Abständen Züge vorbeidonnern und so der ganzen Szenerie eine reale Kulisse verleihen. Beete werden Sie hier nicht finden, dafür schlängelt sich ein verzwicktes, kurvenreiches und wunderbar verzweigtes Schienennetz mit einer Gesamtlänge von 4,6 Kilometern durch diesen Garten! Der stets gut aufgelegte Besitzer Lothar Hanisch gewährt Ihnen gegen einen Obolus Einlass in seine Welt und Sie können durch eine Kopie der realen Landschaft spazieren – Sie beginnen am Děčíner Schloss und wandern über das Prebischtor, den Kuhstall, Bad Schandau und Pirna bis nach Meißen, sogar mit mehreren Abzweigungen – zum Beispiel in die Oberlausitz, zum geheimnisumwobenen Kloster Oybin. Sie sehen Nachbildungen der Besuchermagnete, begegnen rund zweihundert schmucken Gebäuden, dies alles dicht bevölkert von den verschiedensten Figuren. Und wenn Sie sich aus Ihrer gewaltigen Höhe hinunterbeugen und aus der Nähe hinschauen, dann scheinen diese Menschen, die auf den Zug warten, in Geschäften einkaufen, die Maurer bei der Arbeit, die Zuschauer im Freilichttheater, die Bauern mit ihren Traktoren, die emsigen Schornsteinfeger, die Kellner und Gäste in den Restaurants – sie alle scheinen wirklich zum Leben zu erwachen und man staunt nur so über diese geschäftige Eile en miniature. Man muss sich nämlich sputen, um den Anschluss nicht zu verpassen – schließlich sind von den 105 Lokomotiven und 250 Waggons, die zur Verfügung stehen, 37 Züge mit 110 Wagen ständig in Bewegung, Wasserläufe fließen über eine Strecke von 350 Metern durch die Anlage und es sind 80 Weichen zu bedienen ... Man kann sogar in das Hirn dieser ganzen Landschaft blicken, ins Schaltzentrum, wo zehn Computer die Einhaltung eines genauen Fahrplans überwachen, und gleichzeitig arbeiten hier Gärtner, Steinmetze, Monteure und Modelleure an der Instandhaltung der Gebäude, Züge, Menschen und Tiere … Ich fühlte mich wie in einer Traumwelt. Als ich alles abgelaufen hatte, setzte ich mich noch in das angenehme Restaurant, wo fabelhaft gekocht wird – ausschließlich regionale Spezialitäten , und danach schaute ich weiter, bis am Abend die ganze Bahnanlage erleuchtet wurde und wiederum in ein etwas anderes Leben eintauchte. Und nun stellen Sie sich vor, dass es hier auch noch eine gemütliche Pension gibt, wo man zu einem sehr vernünftigen Preis wunderbar übernachten und Streifzüge in die traumhaft schöne Landschaft in der Umgebung unternehmen kann, um dann wieder hierher zurückzukehren – ins Königreich der Eisenbahn, wo noch klare und strenge Regeln herrschen, die von niemandem in Frage gestellt werden. Und wenn Sie mindestens zehn Personen sind, führt Sie Herr Hanisch persönlich und beantwortet Ihnen sogar noch die Fragen, auf die Sie gar nicht gekommen wären. Sie werden sehen, dass Sie hier gar nicht mehr weg möchten. Und die Kinder? Die schon gar nicht.
Bastei
AKTIVE ERHOLUNG
DURCH DIE SCHWEDENLÖCHER ZUR BASTEI Was das Prebischtor für die Böhmische Schweiz, das ist für die Sächsische Schweiz die Bastei – der Besuchermagnet Nummer eins. Wenn man sie nicht gesehen hat, ist das ein großes touristisches Manko. Wie jeder beliebte Ausflugsort hat aber auch die Bastei ihre neuralgischen Punkte. Wenn Sie Ausflüge in der geselligen Atmosphäre großer Menschenmengen mögen, können Sie getrost vom Kurort Rathen aus den kürzesten Weg nehmen. Sollten Sie aber Sinn für Romantik haben und lieber allein wandern, folgen Sie mir auf dem Malerweg am Amselsee vorbei durch die Schwedenlöcher. Es ist ein längerer, aber reizvoller Weg.
Durch eine wilde Schlucht zu faszinierenden Ausblicken Von der Modelleisenbahn kommend fahren Sie mit einem an einem Seil befestigten Katamaran über die Elbe und gehen durch das malerische Städtchen voller farbenfroher Fachwerkhäuser am Grünbach entlang in den Amselgrund. Um Sie herum mehren sich die Felsen und Felsnadeln und plötzlich stehen Sie am Ufer des im Wald versteckten Amselsees. Wenn Sie der Versuchung widerstehen, sich ein Boot zu mieten und für eine Weile auf der ruhigen Wasserfläche zu meditieren, sind Sie im Handumdrehen am Abzweig zu den Schwedenlöchern. Als ich zum ersten Mal hier entlangging und hinter der kleinen Brücke ein paar Steinstufen erblickte, wäre ich wahrhaftig nicht auf die Idee gekommen, dass es ganze 700 Stufen sind, die mich dort erwarten. Es ist aber ein herrlicher Aufstieg, der durch eine wild zerklüftete Schlucht führt, in der die Dorfbewohner einst Zuflucht vor dem Zorn der schwedischen Soldaten suchten – daher im Übrigen auch der Name der Schlucht. Über uns ragen schroffe Felsen in den Himmel, wir gehen an Felsvorsprüngen und Höhlen vorüber, spazieren durch Felsentore, die mitunter so schmal sind, dass man kaum hindurchpasst. Oben wird der Zugang zu den Schwedenlöchern von einer riesigen Buche bewacht und dahinter wartet ein Wanderrastplatz mit Bänken auf Sie – glauben Sie mir, er wird Ihnen willkommen sein. Wann immer Sie unterwegs den Wegweiser „Aussichtspunkt“ sehen, sollten Sie ihn nicht ignorieren, denn er führt Sie in jedem Fall zu einer Aussicht de luxe. Zunächst überwältigt uns der Blick in einen tiefen Felskessel, der am Horizont von Tafelbergen umrahmt ist. Erst jetzt begreifen Sie ganz, warum diese Strecke Teil des 112 Kilometer langen Malerwegs ist, der durch die schönsten Gegenden der Sächsischen Schweiz führt. Dies hier ist in der Tat eine Augenweide für alle Maler, Grafiker und Fotografen, aber auch für jeden anderen feinsinnigen Menschen. Jeder weitere Ausblick bringt uns Stück für Stück einem Aussichtspunkt näher, der garantiert auch für Sie atemberaubend sein wird: der Bastei – einer majestätischen Mauer aus Felsnadeln, gesäumt von einer Steinbrücke. Wenn wir dann unseren angesichts der Schönheit dieses Ortes offenstehenden Mund endlich wieder geschlossen haben, fangen wir an, darüber nachzudenken, wie diese Brücke eigentlich hierhergekommen sein mag. Schließlich führt sie ja im Grunde nirgendwohin! Sie überbrückt eine Schlucht namens „Mardertelle“, ist 76 Meter lang und durch und durch romantisch. Als stünde sie hier wirklich nur wegen der Touristen. In der Tat! Schon 1851 war sie das erste europäische Bauwerk, das ausschließlich um des Komforts der Ausflügler willen gebaut wurde. Und führt sie wirklich nirgendwohin? Aber nein – sie führt schließlich zur Felsenburg, die den Weg über die Brücken und Stege zwischen den Felsen wahrhaftig wert ist. Nimmt man noch die unglaublichen Ausblicke ins Elbtal, das komfortable, wenn auch etwas übervölkerte Hotel mit Restaurant hinzu, ist Ihnen wahrscheinlich klar, dass Sie dort nicht mehr allein unterwegs sind. Zurück zur Stadt geht man auf einem bequemen gepflasterten Weg einen Waldhang hinab. Die Fähre erwartet Sie schon und Sie haben einen vollen Skizzenblock (hm, wahrscheinlich eher Fotoapparat oder Handy) mit Bildern, die man nirgendwo sonst geboten bekommt.
Die Basteibrücke
In den Schwedenlöchern
Wussten Sie, dass … … diese Landschaft der Felsklüfte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts von zwei Freunden, den Schweizer Malern Adrian Zingg und Anton Graff, entdeckt wurde? Sie erinnerte die beiden an ihre Heimat – und deshalb hören diese Felsen bis heute auf den Namen Sächsisch-Böhmische Schweiz.
Unvergessliche Ausblicke
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WANDERN
Růžová
Die Gemeinde Růžová
Praktische Informationen Alle Informationen, die Sie brauchen, um in der Pension oder dem Landhaus „Arosa“ ein Zimmer zu buchen, finden Sie unter www.arosa.cz.
AROSA – EIN AUSGANGSPUNKT FÜR HERRLICHE STREIFZÜGE Über das Dorf Růžová habe ich ja ein paar Seiten weiter vorn schon geschrieben. Sie wissen also bereits, dass das ein wunderschöner und interessanter Ort ist. Bis jetzt war aber noch nicht die Rede von seiner strategisch günstigen Lage. Apropos Strategie – die ist ja immens wichtig, wenn man auf der Pirsch nach Erlebnissen ist. Ein gutes Basislager, von dem aus die gewünschten Ziele leicht zu erreichen sind, und dabei einen komfortablen Rückzugsort zu haben, der schon an sich das eine oder andere Erlebnis bietet – das ist natürlich der Idealfall. Der beste Ort dieser Art ist für mich in Růžová die Pension Arosa. Wobei man da inzwischen zwei Möglichkeiten hat …
Im Haus des Dorflehrers oder im Forsthaus?
Pension Arosa
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Zum einen ist „Arosa“ nämlich eine ansprechende und angenehme Pension in der Ortsmitte, in einem Fachwerkhaus von 1910, in dem einst der Dorflehrer wohnte. Heute befindet sich darin eine umweltfreundliche Pension mit Wärmepumpenheizung, hellen, gut ausgestatteten Zimmern, einer komfortablen Küche und einem angenehmen Terrassengarten hinter dem Haus, wo man sorglos faulenzen und am Feuer grillen kann ... Und die andere Möglichkeit? Nun, da wäre noch das sogenannte „Landhaus Arosa“, das ehemalige Forsthaus der Adelsfamilie von Clary-Aldringen. Es wurde 1763 erbaut und das Sahnehäubchen des Objekts ist ein großer Obstgarten, der sich an den kleinen Garten der Pension anschließt. Der Landhauscharakter ist eher eine atmosphärische Angelegenheit und verdankt sich den originalen Fußböden, Geländern und dem Keller. Ansonsten hat jedes der geräumigen Zimmer ein eigenes schönes Bad, und im Bedarfsfall könnte man ruhig mit fünf Personen darin übernachten, ohne Platzangst zu bekommen. Es gibt zwei kleine Küchen, eine Terrasse, einen Fahrradraum, ein originelles Bad unter freiem Himmel mit Blechwanne … Und vor allem – einen herrlichen Ausblick! Von den Fenstern der Zimmer im Obergeschoss aus kann man nicht nur einen großen Teil Růžovás einsehen, sondern man hat auch einen Blick auf die umliegende Landschaft, der am Horizont von der Silhouette des Großen und Kleinen Zschirnsteins gekrönt wird. Sie haben also die Wahl, oder Sie können, wenn Sie mehr Personen sind, auch beide Gebäude belegen und dort einen wunderbaren Gruppenurlaub verbringen – das Landhaus und die Pension haben zusammen 24 Betten. Da ich persönlich zum Kochen zu faul bin,
Růžová
WANDERN
gehe ich für gewöhnlich in eines der umliegenden Gasthäuser, die allesamt zu empfehlen sind und auch gutes Bier zu bieten haben. Und neben all den schon früher erwähnten Freizeitmöglichkeiten in Růžová gibt es in der Nähe auch noch eine Bowlingbahn. Das wäre also unsere strategisch günstige Unterkunft. Und wohin schwärmen wir von dort aus?
Ein idealer Ausgangspunkt zu den Besucherhighlights Nicht viele wissen das, aber man kann von Růžová aus leicht und schnell und noch dazu auf einem wunderschönen Weg zu allen wichtigen Besuchermagneten der Böhmischen Schweiz gelangen. Aber der Reihe nach – zuerst wäre da die Grundmühle zu nennen. Dorthin gehen fast alle von Jetřichovice aus, aber Sie lernen jetzt noch den überaus schönen Weg von Růžová aus über den Hutberg (Pastevní vrch) und das denkmalgeschützte Dorf Kamenická Stráň kennen. Möglich ist auch der Weg von der anderen Seite über einen Lehrpfad am Rosenberg (Růžovský vrch) vorbei. Auf diesem Berg standen nacheinander drei Aussichtstürme, heute gibt es leider keinen Turm mehr. Aber gegen Ende des Herbstes hierherzukommen, wenn die Blätter fallen und man weit sehen kann, ist ein weiterer Geheimtipp für ein ganz besonderes Erlebnis. Was ist noch sehenswert? Die Kamnitzklamm und das Prebischtor. Alle gehen von Hřensko aus dorthin – Sie aber wandern abseits des Touristenstroms von Růžová aus auf dem grünen Wanderweg, am Indianerdorf „Rosehill“ vorbei, über Hájenky, steil bergab in die Schlucht der Kamnitz hinunter und geradeaus über die Stimmersdorfer Brücke (Mezní můstek). Sie sind gerade einmal drei Kilometer gelaufen und schon befinden Sie sich mitten in den Klammen – nach links kommen Sie in die Edmundsklamm, nach rechts in die Wilde Klamm. Zum Prebischtor können Sie sogar auf drei verschiedene Weisen gelangen – mit dem Boot durch die Wilde Klamm und dann über Mezní Louka, wohin Sie auch über einen steilen Aufstieg von der Stimmersdorfer Brücke, durch den Ort Mezná und danach durch die schönste Allee der Böhmischen Schweiz wandern können. Von Mezní Louka gehen Sie dann über den legendären Gabrielensteig, der sich am Fuße der Felswände entlangschlängelt direkt bis zum Tor der Tore. Eventuell können Sie auch von Mezná aus den wenig bekannten, aber sehr schönen und ruhigen Mühlenweg (Mlýnská cesta) wählen, bis zum Abzweig „Tři prameny“ gehen und auf dem gepflasterten Wanderweg zum Prebischtor hinaufsteigen. Dass Sie über die schon erwähnte Grundmühle leicht nach Jetřichovice mit den nach der Adelsfamilie Kinsky benannten Aussichtsfelsen, dem romantischen Paulinengrund (Pavlínino údolí) und dem Zwergfelsen (Trpasličí skála) gelangen, können Sie leicht selbst bei einem kurzen Blick auf die Landkarte feststellen.
Zu einem Aussichtsturm und einem Ausblick auf das Elbtal Man kann aber auch weniger bekannte Ziele ansteuern. Von Růžová aus sind es 3,5 km auf dem gelb markierten Wanderweg bis nach Janov, zum neuen gusseisernen Aussichtsturm, von dem man einen unfassbar schönen Ausblick auf die gesamte Sächsisch-Böhmische Schweiz und das Lausitzer Gebirge hat. Gleich unterhalb befindet sich ein Golfplatz in einer unvergleichlichen Naturkulisse. Man kann aber auch in Richtung Südwesten aufbrechen, nach Nový Svět, wo im Wald ein Naturbad versteckt liegt, nach Arnoltice mit der bemerkenswerten Mariä-Himmelfahrtskirche und anschließend durch das bewaldete felsige Tal der Dürrkamnitz nach Labská Stráň und zum herrlichen Felsplateau Belvedere gehen, das Anfang des 18. Jahrhunderts von Fürst ClaryAldringen zu einem Felstheater ausgestaltet wurde, wo man in den Wolken, hoch über der unwirklichen Kulisse des Elbtals Konzerten und anderen Aufführungen beiwohnen konnte.
Das Landhaus Arosa
Für Schatzsucher In der Nähe von Růžová kann man in stillem Gedenken an zwei steinernen Sühnekreuzen verweilen. Das Riedl-Kreuz steht im Wald an der schmalen Straße von Růžová nach Srbská Kamenice und stammt von 1792, als dort zwei Brüder einen Kaufmann namens Riedl überfielen und töteten. Das Veronika-Kreuz erinnert an den Mord an Veronika Bergert, die 1836 von ihrer Freundin umgebracht wurde – die neu aufgestellte Kopie des Kreuzes finden Sie am Růžová-Lehrpfad, ein kleines Stück hinter der Wegkreuzung „U obrázku“. Das Riedl-Kreuz
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INTERESSANTES
Rumburk
DIE STADT AM FUSSE DES DYMNÍK Der Ausblick von der verglasten Aussichtsplattform des August-Turms, der aus dem bewaldeten Teil des Berges Dymník herauszuwachsen scheint, ist überwältigend. Wenn mich jemand fragt, warum ich die Stadt Rumburk mag, nehme ich ihn als erstes mit hierher. Der Blick vom Aussichtsturm sagt nämlich mehr als tausend Worte. Danach muss man sich nur noch auf den Weg hinunter nach Rumburk machen, um bei einem Gang durch die Straßen und Gassen die Seele dieser Stadt zu ergründen. Der Aussichtsturm auf dem Dymník
Praktische Informationen Am besten, Sie gehen auf dem Rumburker Marktplatz ins Städtische Infozentrum. Dort werden Sie freundlich beraten, mit allem Erforderlichen ausgestattet und ein Lächeln bekommen Sie auch noch mit auf den Weg. Wenn Sie sich im Vorfeld vorbereiten möchten, gehen Sie auf www.icrumburk.cz/de.
Ein geheimnisvoller Berg Bevor wir uns aber auf den Weg in die Stadt begeben, bleiben wir noch eine Weile auf dem Dymník. Der runde Ziegelturm ist ein wirklich eleganter Herr und für sein Alter (über 120 Jahre) noch hervorragend in Schuss. (Sein Bruder, ein deutlich kantigerer Geselle auf dem bereits erwähnten Kottmar, ist 14 Jahre älter, lebt aber sehr zurückgezogen und gewährt Touristen bis zu seiner Wiedereröffnung keine Audienz.) Schon eine geraume Weile umkreisen wir die Aussichtsplattform und können uns nicht sattsehen: die sächsischen Tafelberge, die Sächsisch-Böhmische Schweiz, das Böhmische Mittelgebirge und selbstverständlich auch das Lausitzer Gebirge, an dessen Rand wir uns hier befinden. Aber was ist das dort, ein kleines Stück vom Turm entfernt, auf dieser großen, seltsam präparierten Wiese? Ein eigenartiges Konglomerat von Steinsäulen … Das sollten wir uns aus der Nähe besehen! Schon von oben war zu erkennen, dass die Granitstelen die komplizierte Form eines zwölfzackigen Sternes umreißen – den Steinernen Baum des Lebens. Es genügt, sich hier eine Weile aufzuhalten, sich an eine der Säulen zu lehnen, auf den Wegen zwischen ihnen zu flanieren oder einfach nur so dazuliegen und zuzusehen, wie sich die Steinsäulen in die Wolken bohren – dann wird klar, dass dieser Ort eine außergewöhnliche, überaus beruhigende Energie verströmt. Und die Wiese? Das ist der erste Fußballgolfplatz Tschechiens. Und dann wäre da noch die Jagdhütte, wo wir eines der berühmten Steaks essen, um uns für die Stadtbesichtigung zu stärken.
Ein architektonisches Festmahl Die Loretokapelle
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Dass Rumburk eine Stadt ist, lässt es schon auf den ersten Blick erkennen – kein aus den Nähten geplatztes Dorf, sondern eine stolze Stadt voller stattlicher, selbstbewusster Bürgerhäuser und prunkvoller, architektonisch bemerkenswerter Villen, meist vom Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts.
Rumburk
Am liebsten mag ich persönlich das imposante Jungendstilgebäude des Gymnasiums, das Schloss, die Post im historisierenden Stil, die neugotische Mädchenschule, die ehemalige Weberschule im Stile der Neorenaissance, das ehemalige Bankgebäude und die im Jugendstil erbaute Villa Körber. Rumburk ist schon seit 1377 eine Stadt. Dass die Geschichte hier bemerkenswerte Monumente hinterließ, liegt also auf der Hand. Das herausragendste ist das barocke Loreto des Wiener Architekten Hildebrandt (aber das verdient eine gesonderte Seite in dieser Zeitschrift), ein einzigartiger Bau mit Kreuzgang, Santa Casa und Heiliger Stiege. Und wenn wir schon in der Barockzeit sind, müssen wir auch auf den Marktplatz (Lužické náměstí) zu der wirklich schönen Dreifaltigkeitssäule mit einer Skulptur der Maria Immaculata, die von sieben Heiligenstatuen bewacht wird. Ein paar Schritte unterhalb des Marktplatzes sollte man sich den Besuch des Rumburker Museums nicht entgehen lassen, wo man neben vielen anderen Dingen auch etwas über die bemerkenswerte Geschichte des hiesigen Weihnachtskrippenbaus erfahren kann. Solche Krippen waren in Rumburk und Umgebung nahezu in jedem Haus zu finden – auch in den bescheidenen Handwerkerhäusern, die Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut wurden, märchenhaft aussehen, aber eine erstaunlich pragmatische Geschichte haben. Diese historischen Umgebindehäuser, gleich achtzehn auf einmal, wurden nämlich an einem Ort errichtet, den der aufgeklärte Fürst Liechtenstein in Parzellen aufteilen und kurzerhand an Handwerker verkaufen ließ. Die bauten sich dann diese Häuser. Und weil es überwiegend Weber waren, nannte man die Straße Webergasse oder auch – weil die Giebel dieser Häuser Augen zu haben scheinen – Neugierige Gasse. Heute heißt die Straße Šmilovského und ist seit 1995 eine Denkmalzone.
Ein von Bäumen gesäumter Kreuzweg Es gäbe gewiss noch mehr Sehenswertes in der Stadt, zum Beispiel die Parks … Wissen Sie was? Wenn Sie die Loretokapelle besichtigen, fragen Sie doch einfach nach dem Flyer „Rumburker Streifzug durch die Jahrhunderte“. Darin finden Sie eine unterhaltsame Rallye, bei der Sie anhand von Hinweisen bestimmte Orte suchen und ein Lösungswort erraten müssen, wobei Sie die ganze Stadt durchkämmen. Dann ist es aber wieder an der Zeit, einen Hügel zu besteigen. Diesmal nicht den Dymník, sondern den Strážní vrch. Auch das ist ein Ort mit einer starken Ausstrahlung. Die Anhöhe wird von einem anmutigen Kirchlein gekrönt, dessen Schicksal wohl einmalig sein dürfte. Die kleine, Johannes dem Täufer geweihte Kirche wurde nämlich unter Joseph II. entweiht, zu einem Schleuderpreis verkauft, in eine Windmühle umgebaut, dann in ein Gasthaus mit Ausschank, dann wieder in eine Windmühle, bis man sie schließlich wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zuführte. Das Gebäude wurde in den fünfziger Jahren von der orthodoxen Kirche gerettet, die es bis heute nutzt. Unterhalb der Kirche gibt es einen friedlichen Ort mit einem steinernen Kreuz und mehreren Nischenkapellen mit wunderbaren Terrakottareliefs, die zu einem von vier Linden gerahmten Kreuzweg aus dem Jahr 1900 gehören. Sie werden sehen, Rumburk ist eine Stadt mit Herz – und Sie haben nun schon einen kleinen Einblick in seine Seele gewonnen.
INTERESSANTES
Gymnasium
Für Schatzsucher In der Straße „9. května“ (zwischen Loreto und Marktplatz) steht ein Art-Deco-Gebäude aus dem Jahr 1925. Dort befand sich einst das berühmte Café Henke. Nun wird das Haus Schritt für Schritt reanimiert. Vielleicht kann man dort ja schon bald wieder guten Wiener Kaffee trinken. Wenn ich Sie ins Krankenhaus einlade, werden Sie mir wahrscheinlich einen Vogel zeigen. Es ist aber so, dass sich dort ab 1901 das beliebte Sanatorium Frankenstein befand (so benannt nach einem Rumburker Stadtteil, nicht nach der Romanfigur), das alternative und sehr moderne Behandlungsmethoden anbot. Während des Ersten Weltkriegs hielt sich dort auch Franz Kafka eine Zeit lang auf – allerdings nicht als Patient, sondern als Beamter einer Unfallversicherungsanstalt.
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AKTIVE ERHOLUNG
Gastronomie
FÜRSTLICHE SPEISEN UND EINE HEUHÜTTE ALS NACHTQUARTIER Das Restaurant „U Fořta“, wo man in Ruhe genießen kann
Praktische Informationen Weitere Informationen unter www.uforta.cz/de.
Das Wanderrestaurant - gut essen und schnell wieder durchstarten
Geheimtipp Die Böhmische Schweiz im Winter mit Basislager in der Pension „U Fořta“! Keine Menschenmengen, Ruhe, Romantik, die Köche haben Zeit, Sie zu verwöhnen – übrigens werden auch Kochkurse angeboten. Und wie wäre es mit einem Ausflug auf den Adventsmarkt in Königstein?
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Einen attraktiveren Ort, um zu übernachten und gut zu essen, gibt es in der Böhmischen Schweiz einfach nicht: Die Pension und das Restaurant „U Fořta“ finden Sie nämlich in Mezní Louka, am Beginn des Gabrielensteigs, der zur größten Attraktion der Region, zum Prebischtor, führt. Wenn Sie das abschreckt und Sie an einem solchen Touristenbrennpunkt keinen guten Service erwarten, dann kann ich nur sagen: Sie haben sich gewaltig getäuscht.
Gastronomie zwischen Felsen Das Restaurant „U Fořta“ gehört nämlich zu den vier besten gastronomischen Anlaufstellen in der Böhmischen Schweiz und die Pension ist alles andere als alltäglich. Das heikle Problem mit dem großen Touristenansturm wurde hier exzellent gelöst: Statt Abstriche an der Gastronomie zu machen, richtete man zwei Restaurants ein – eines für diejenigen, die nur eine kurze Pause einlegen und rasch etwas essen wollen, und ein zweites, hochklassiges. Ich bin sicher, dass Sie beim Blick in die Speisekarte höchst erstaunt sein und nach dem letzten Bissen zufrieden aufseufzen werden. Das Restaurant bietet moderne tschechische Küche mit frischen, saisonalen Zutaten, die fast ausschließlich aus der Region stammen: Fleisch, Wurst und Ziegenkäse aus Varnsdorf, Pilze und Wild aus den umliegenden Wäldern (auf Wild ist man hier übrigens spezialisiert), Bier aus dem nahegelegenen Cvikov (es gibt auch spezielle Aktionswochenenden mit Biergerichten), … Viele Spezialitäten stammen aus eigener Zubereitung – zum Beispiel Brotaufstriche, hervorragende Desserts und Hagebuttensoße mit weißer Schokolade. Der Tannennadelsirup und Fořts Bierteig-Flakes erhielten sogar das Zertifikat „Regionales Produkt der Böhmischen Schweiz“. Die unter der Aufsicht von Chefkoch Tomáš Med hervorragend zubereiteten Speisen – überwiegend langsam gebratenes Fleisch – werden Sie mit Sicherheit begeistern. Was die Übernachtungen angeht, können Sie zwischen den Zimmern im rekonstruierten historischen Forsthaus und modernen Appartements in einzeln stehenden Heuhütten wählen. Bei letzteren handelt es sich um neue Holzbauten, die dem regionaltypischen Stil Rechnung tragen. Der Standard ist hoch, wobei lobend zu erwähnen ist, dass größter Wert auf die Auswahl der Matratzen gelegt wird. Gleich nebenan gibt es übrigens einen wirklich gelungenen Spielplatz mit einer Nachbildung des Prebischtors und außerdem den einfallsreichen, interaktiven Luchsweg (beides Aktivitäten des Nationalparks), und am Forsthaus wird in diesem Jahr darüber hinaus ein neues Gebäude eröffnet, das speziellen Übernachtungskomfort für Familien mit Kindern bietet. Die Apartments sind mit allem ausgestattet, was Familien mit kleinen Kindern brauchen und nur ungern mit auf Reisen nehmen möchten. Wenn Sie nun noch hinzunehmen, dass das Prebischtor circa sechs Kilometer von hier entfernt und die Kamnitzklamm sogar noch näher ist, dann haben Sie für Ihren Urlaub einen Ort gefunden, der nur schwer zu toppen sein dürfte.
Königstein
AKTIVE ERHOLUNG
EINE FESTUNG ÜBER DEN WOLKEN Wenn Sie wieder einmal durch das Elbtal fahren, kann es passieren, dass die Gipfel der umliegendem Berge gerade ganz vom Nebel verschlungen werden, der aus den Felsschluchten quillt. Und das bisweilen auch mitten im Sommer. Wenn dann aber die Sonne ein Loch in die Nebelfetzen brennt, erscheint hoch über der Erde Gullivers legendäres Laputa, eine Stadt, die auf einem schwebenden Felsen dahinsegelt. Nein, das ist keine Fata Morgana – es ist die Festung Königstein.
Auf dem Stein des Königs Wir befinden uns im Land der Tafelberge, in der bezaubernden Sächsischen Schweiz. Am linken Elbufer erhebt sich der Berg Königstein und auf seinem Gipfel leuchten stolze Mauern im Glanz der Sonne. Bereits im 13. Jahrhundert, unter König Wenzel I., als dieses Gebiet noch zum Königreich Böhmen gehörte, standen hier die ersten Bauten „in lapide regis“, auf dem Stein des Königs, dessen Name auf den böhmischen König Wenzel I. zurückgeht. Egal aus welcher Perspektive – Königstein ist immer faszinierend: vom Tal und dem gleichnamigen Städtchen aus, wo ich empfehle zu parken und sich auf dem gepflasterten Weg zu Fuß oder mit dem Festungsexpress nach oben zu begeben; aber auch von den fast zwei Kilometer langen Festungsmauern, von denen man einen unvergesslichen Blick auf die Landschaft hat. Wenn Sie sich auf den Weg hierher machen, bringen Sie ausreichend Zeit mit. Eine ausführliche Besichtigung der ganzen Festung samt gemütlichem Spaziergang auf dem nahezu zehn Hektar großen, von Sandsteinmauern umgebenen Plateau dauert mindestens zwei Stunden. Sie können im Advent hierher kommen, wenn in den Kasematten und auf den Plätzen einer der schönsten Weihnachtsmärkte Sachsens stattfindet – mit altertümlichen Ständen und Händlern in historischen Kostümen; oder Mitte Juni, wenn die Nachstellung der hypothetischen Festungseinnahme durch das schwedische Heer stattfindet; oder auch Anfang September, wenn über dem Elbtal der Donner von rund dreißig Kanonen erschallt; oder aber zu jedem beliebigen anderen Zeitpunkt – Königstein ist immer schön. Sie beginnen im Torhaus, einem monumentalen Bauwerk, das sich über dem Zugangsweg erhebt. Hier befindet sich die großartige Ausstellung „In lapide regis – Auf dem Stein des Königs“, die Ihnen überaus einfallsreich die achthundertjährige Geschichte des Königsteins vermittelt. Auf Schritt und Tritt gibt es interaktive Hebel und Knöpfe, man kann sogar an einem Simulator ausprobieren, wie es ist, mit einer Steinschleuder zu schießen. Nachdem Sie größere Gepäckstücke in der Garderobe deponiert haben, lassen Sie sich nicht den 15-minütigen Einführungsfilm entgehen – er ist wirklich gut gemacht. Beim Weiterspazieren kommen Sie am Brunnenhaus mit dem tiefsten historischen Brunnen Sachsens vorbei. Sich hier einen Blick in die Tiefe von 152,5 Metern zu verwehren, wäre eine unverzeihliche Torheit. Es ist wirklich schwierig – es gibt hier einfach nichts, das man weglassen könnte: die Garnisonskirche mit herrlichen romanischen Malereien im Chorraum, das Alte Zeughaus mit einer Ausstellung über die Geschichte des sächsischen Zeugwesens, der Fasskeller in der Magdalenenburg, Gebäude, die das Leben der Garnison und ihrer Kommandanten dokumentieren, die Gärten, Festungsmauern, Kasematten … und ich könnte die Hälfte dieser Zeitschrift füllen und wäre noch immer nicht am Ende. Schauen Sie aber ganz bestimmt zumindest bei der herrlichen barocken Friedrichsburg vorbei. Von dem ehemaligen Lustschlösschen hat man den schönsten Blick auf den gegenüberliegenden Tafelberg, den Lilienstein. Hier befindet sich ein zauberhafter Saal, der auch für private Feierlichkeiten vermietet wird. Dort kann man sich von einem achteckigen Tisch in Erstaunen versetzen lassen, der die Fähigkeit besitzt, ein Stockwerk tiefer, in die Küche hinunter und reich gedeckt wieder nach oben zu fahren.
Herzlich willkommen auf dem Königstein
Praktische Informationen Im Sommer zahlen Sie 10 €, im Winter 8 € Eintritt, der Audioguide kostet 3 €. Geöffnet ist täglich von 9 bis 18 Uhr, im Winter bis 17 Uhr. Mehr unter www.festung-koenigstein.de.
Die Ausstellungen sind abwechslungsreich und eindrücklich
Geheimtipp Eine Hochzeit ist immer ein unvergleichlicher Tag im Leben. Aber eine Hochzeit auf dem Königstein? Das ist wirklich etwas Außergewöhnliches – wer hat schon das Glück, über den Wolken in den Bund der Ehe zu treten?
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WANDERN
Für Schatzsucher Dieser Radwanderweg wird erst noch markiert, es ist also gut möglich, dass Sie ihn noch nicht auf der Karte finden – er hört auf den Namen 3076A und zweigt ein Stück oberhalb von Růžová von der Hauptstrecke ab, folgt eine Weile dem Lehrpfad Růžová, um dann einen Bogen um den Berg Růžovský vrch zu schlagen, sich dem gelb markierten Wanderweg anzuschließen und in Srbská Kamenice, direkt unterhalb der schönen Barockkirche St. Wenzel mit ihrem holzverschalten Turm wieder in die Straße einzumünden. Gehen Sie doch auch einmal hinauf zum Friedhof – er ist sehr malerisch.
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Eltech
Der Rosenberg (Růžovský vrch)
UNTERNEHMER AUS DER REGION FÜR DIE REGION Irgendwie haben wir uns in den letzten Jahren angewöhnt, Unternehmer für eine besondere Spezies zu halten, die – ferngesteuert von der unsichtbaren Hand des Marktes – mit dem Handy am Ohr, mit Scheuklappen und permanent gestresst ausschließlich in Firmenräumen haust. In der Sächsisch-Böhmischen Schweiz habe ich allerdings eine Reihe von Unternehmern kennengelernt, die ganz und gar nicht diesem Bild entsprechen, denen nicht egal ist, wo sie leben und was um sie herum geschieht. Sie fördern Kultur, Sport und Bildung und vor allem genießen sie das wunderbare Fleckchen Erde, auf dem sie leben.
Sinnvoller Lokalpatriotismus Warum ich, um alles in der Welt, darüber in den „Erlebnissen“ schreibe? Weil es ohne diese Menschen so manches Erlebnis gar nicht gäbe. Heute möchte ich Ihnen gern das Ehepaar Milan und Václava Liebl vorstellen. Schon mehr als fünfzehn Jahre gehört ihnen die Firma ELTECH mit Sitz in Děčín. Das Unternehmen hat in Tschechien die exklusive Vertretung der weltbekannten Schweizer Firma Cellpack inne, die Kabelverbindungssysteme für Nieder- und Mittelspannung herstellt. Darunter können sich sicherlich viele nichts Konkretes vorstellen, dabei begegnet man diesen Produkten überall in der Region. Wenn Sie an einem Strommast vorbeikommen, achten Sie doch einmal auf die typischen „Ziehharmonikas“, mit denen die Masten gespickt sind. Sie werden sehen, wenn wir uns gleich auf die Jagd nach interessanten Fahrradtouren begeben, werden uns solche Kabelendverschlüsse auf Schritt und Tritt begegnen. Aber vorher schauen wir uns die Firma ELTECH noch aus einem anderen Blickwinkel an. Das Ehepaar Liebl lebt in Růžová und als echte Lokalpatrioten unterstützen sie ihren
Eltech
Ort, wo sie nur können. Sie sind Mitveranstalter einer Kunstausstellung, sie beteiligten sich mit einer Spende am Kronleuchter für die Kirche, sie fördern die Veranstaltungen vor Ort, einschließlich des alljährlichen Country-BandTreffens ... Das Wort „Heimat“ verstehen sie aber in einem weiteren Sinne, und so unterstützen sie auch Sportveranstaltungen in Děčín, den Golfplatz in Janov, die Schüler der Děčíner Schulen, sie fördern die Instandsetzung der Grundmühle und vieles mehr. Was ihnen aber am nächsten liegt, ist der Radsport, und so veranstalten sie Jahr für Jahr die Arosa-Tour, mit der rund 60 Teilnehmer jeweils die Fahrradsaison abschließen. Sie gehörten auch zu den Begründern des legendären Bergzeitfahrens „Janovský trhák“. Da fällt mir ein: Wie wäre es, sich aufs Rad zu setzen, mit dem Ehepaar Liebl dessen Lieblingstouren abzufahren und dabei spaßeshalber nach den allgegenwärtigen Kabelendverschlüssen Ausschau zu halten? Also – auf in den Sattel!
WANDERN
Wussten Sie, dass ... … Sie den Innenraum der Peter- und Paulskirche in Růžová samt neuem Kronleuchter jeden Sonntag bei der Elf-Uhr-Messe oder bei den zahlreichen Konzerten und Veranstaltungen vor Ort bewundern können?
Mit dem Rad zu neuen Erlebnissen Es ist naheliegend, in der Umgebung Růžovás zu beginnen. Dass das ein strategisch genialer Ausgangspunkt zu den schönsten Ausflugszielen der Böhmischen Schweiz ist, wissen Sie ja bereits. Und mit dem Fahrrad können Sie noch mehr davon sehen! Lassen Sie uns beispielsweise den 20 Kilometer langen, wundervollen Radwanderweg 3076 ausprobieren, der in Růžová beginnt. Wir fahren nach Kamenická Stráň mit seinen schönen Umgebindehäusern, hinter dem Dorfplatz machen wir einen Abstecher zu einem Ausblick in die Klammen, danach radeln wir hinunter zur Grundmühle und fahren am bezaubernden Flüsschen Jetřichovická Bělá entlang bis nach Jetřichovice, an der Ruine Falkenštejn vorbei, hinauf zu den Jagdhütten Na Tokání, dann durch die bewaldete Schlucht Vlčí rokle nach Doubice und noch weiter bis nach Kyjov. Von dort kehren wir auf einem anderen Weg, zum Beispiel durch das idyllische Kirnitzschtal, zurück. Einfach zauberhaft, und das vom ersten bis zum letzten Meter, ist der Radweg 21. Wir nutzen ihn gleich zweimal. Wo wir schon in Růžová sind, erklimmen wir den Berg nach Janov (wo wir auf den Aussichtsturm steigen), dann fahren wir über die Strecke des Bergzeitfahrens „Janovský trhák“ in der barmherzigeren Richtung, nämlich bergab, bis nach Hřensko, wo der Radweg 21 beginnt. Wir radeln nach Mezní Louka und bleiben noch ungefähr einen Kilometer auf dieser Strecke, um im Wald an einer Wegbiegung nach links auf die unauffällige Route 3030 abzubiegen und uns einen kurzen, aber nahezu alpinen Anstieg hinaufzuquälen – zum Lohn machen wir einen Abstecher zum wenige hundert Meter entfernten Kleinen Prebischtor und rauschen dann mit Hochgenuss auf einem befestigten Waldweg bergab, der am Ufer der Kirnitsch, in der früheren Ortschaft Zadní Jetřichovice wieder in eine Straße einmündet. Zurück auf dem Böhmischen Steig fahren wir bis nach Vysoká Lípa und über Jetřichovice nach Všemily. Dort schauen wir uns die berühmte Felsenkapelle St. Ignatius am rechten Ufer des Baches Chřibská Kamenice an (ein Stück weiter gibt es ein wunderbares Umgebindehaus mit Türmchen – die ehemalige Schule) und am linken Ufer, am Waldrand einen von engagierten Einheimischen freigelegten kleinen Friedhof. Danach erwartet uns Srbská Kamenice mit einem Aussichtsfelsen, einem Waldtheater, einem barocken Relief am Felsen unterhalb der Kirche, einem Lehrpfad und dem Naturreservat Arba … Bis nach Růžová ist es nun nur noch ein Katzensprung. Eine andere tolle Möglichkeit, den Radweg 21 zu nutzen, ist folgende: Man fährt über Všemily oder über Česká Kamenice, durch ein hinreißend schönes Tal, über Mlýny bis nach Kytlice, hinter dem dann schon das Vorgebirgsland des Lausitzer Gebirges die Landschaft prägt. Dort erwartet uns ein herrlicher Streckenabschnitt bis zum idyllischen Teich Hraniční rybník. Wenn uns noch Kraft bleibt, können wir über Nová Huť und Horní Světlá bis nach Heřmanice, ins Ferienresort Malevil fahren, wo man gut essen und Sport treiben kann (dort wird zum Beispiel der ebenfalls von ELTECH gesponserte MTB-Marathon „Malevil Cup“ ausgetragen). Das sind stattliche 40 Kilometer, aber die Fahrt durch die Böhmische Schweiz und das Lausitzer Gebirge ist es wert.
Innenraum der Peter- und Paulskirche in Růžová
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AKTIVE ERHOLUNG
Valdemar Grešík
VALDEMAR GREŠÍK – VOM KRÄUTERHEXER ZUM SCHNAPSBRENNER
Valdemar Grešík
Praktische Informationen Grešíks Köstlichkeiten können Sie in ganz Tschechien kaufen, in Děčín in zwei Fabrikverkaufsstellen, an jedem Elbufer eine. Wenn Sie die Fabrik besichtigen und sich mit eigenen Augen von den ehrbaren Firmenprinzipien überzeugen möchten, melden Sie sich an unter: 00420 412 528 763 oder natura@gresik.cz.
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Die meisten Tschechen bringen den Namen Valdemar Grešík mit Tee in Verbindung. Früher wohnte Valdemar in meiner Nähe und ich erinnere mich noch gut an den Jungen, der mit einem Korb über die Wiesen tigerte und dann zu Hause mit einem primitiven Häcksler seine ersten Kräutertees herstellte. Schon damals wusste er genau, gegen welches Leiden welches Kraut gewachsen ist.
Vom Tee zum Obstbrand Inzwischen hat er mehr als dreihundert Angestellte und ist Besitzer der duftenden Fabrik „Natura“ im Děčíner Ortsteil Bělá. Er expandiert unentwegt und seine Teemischungen und Gewürze sind in ganz Tschechien bekannt. Mit der Marke „Grešík“ sind schon seit vielen Jahren Attribute verbunden, die für Qualität stehen – ein hoher Anteil an natürlichen Zutaten, keine „Schummel“-Zusätze, Verpackungen, bei denen man sieht, was man kauft und trinkt, keine Chemie, keine künstlichen Aromastoffe. Die neuesten Produkte im Sortiment sind Fruchtsäfte, Liköre und Obstbrände. Eine Mosterei und Brennerei entstand bereits vor einigen Jahren, eine zweite wird gerade fertiggestellt. Außerdem werden wunderbare getrocknete Apfel- und Birnenringe, aber auch hervorragende Konfitüren und Chutneys hergestellt.
Das Geheimnis von Geschmack und Erfolg Alles begann mit dem Vogelbeerschnaps, genauer gesagt mit der Idee, ein originelles Souvenir für die Besucher des Děčíner Schlosses zu kreieren, an dessen Wiedergeburt Valdemar von Anfang an entscheidend beteiligt war. Schon bald zeigte sich, dass das Interesse an dieser traditionell hier beheimateten Spezialität so groß ist, dass es keinen Sinn hatte, sie anderswo produzieren zu lassen. Wenn Sie heute durch den Betrieb gehen (und das sollten Sie tun), werden Sie feststellen, dass zum Vogelbeerschnaps inzwischen Sliwowitz und andere Obstbrände hinzugekommen sind, aber auch hervorragende Liköre –Kümmel, Tetschener Schlosslikör und vor allem der unglaublich gute Kirschlikör. Es genügt ein Schluck und schon spüren Sie den Geschmack reifer Sauerkirschen bis in die Fingerspitzen. Das liegt an der sorgfältig ausgewählten Sorte und dem unverfälschten Herstellungsverfahren – nur reichlich Kirschen und Alkohol. Und erst Grešíks Fruchtsäfte … Man kann bei ihm seine Ernte abgeben und in ein leckeres Getränk verwandeln lassen, das dank Pasteurisierung und Bag-In-BoxVerpackung bis zu einem halben Jahr haltbar ist! Darüber hinaus kauft Valdemar im Böhmischen Mittelgebirge Obstgärten auf und legt neue an, und das Obst von dort ist einfach … Ein Beispiel: Ich stehe mit ihm vor der Brennerei und an uns fährt ein Auto vorbei, das mit herrlichen, duftenden Äpfeln beladen ist. Ich koste und auf meiner Zunge entfaltet sich eine Sinfonie. Und dann bringt mich Valdemar aus der Fassung: „Schmeckt´s?“, fragt er. „Daraus machen wir Most.“ Verstehen Sie? Keine in Säcke gepressten Holzäpfel vom Straßenrand, denn für Most genügt das ja schließlich, sondern erstklassiges Obst! Das ist das Geheimnis von Grešíks Erfolg.
Café Dlask
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DAS SCHLARAFFENLAND DES FRANTIŠEK DLASK Das süße Laster – wer könnte ihm widerstehen ... Ich persönlich bin allerdings der Meinung, wenn man sich schon diesem Laster hingibt, sollte man sorgfältig darauf achten, wo und warum man es tut. Ein Ort, der sich mit Sicherheit hervorragend dafür eignet, ist die Konditorei Café Dlask im Zentrum von Varnsdorf. Konditormeister František Dlask folgt nämlich konsequent der Devise: „Über den Ladentisch geht nur das, was mir auch selbst schmeckt.“
Fantišek Dlask
Köstlichkeiten aus aller Welt Geboren in Argentinien (der Vater war dort für eine Varnsdorfer Fabrik auf Montage), lebte er acht Jahre in Venezuela und hielt sich auch eine Zeit lang in Mexiko und Spanien auf … Er ist also alles andere als ein Stubenhocker, der nie über den Tellerrand hinausgeschaut hat. Die Welt hat ihn inspiriert, aber mit dem Herzen ist er hier, im Norden Böhmens zu Hause. In seiner Konditorei finden Sie Köstlichkeiten aus aller Welt: klassischen amerikanischen Carrot Cake, Cheesecake oder Pecan Pie, köstliche französische Tartalettes, das italienischste aller Desserts – Tiramisu, aber auch tschechische Klassiker – Eierlikörspitzen (hoch wie das Matterhorn!), hauchzarte gefüllte Makronen, Cremerollen (ganz wie aus guten alten Zeiten), Punschtorte, duftend und perfekt durchfeuchtet, und natürlich Dlasks berühmtes Meisterstück – seine Windbeutel. Ich schwöre, noch nirgendwo bessere gegessen zu haben! Hinzu kommen regionale (und sogar zertifizierte) Delikatessen. Zumindest die wundervolle Tante-Alenka-Torte sei hier erwähnt. Das Geheimnis ihrer Zubereitung wird strenger gehütet als das Becherovka-Rezept. František gibt sich natürlich nie mit einem übernommenen Rezept zufrieden: Unzählige Male ändert er es ab, variiert, verkostet. Und erst wenn sich auf seinem Gesicht ein zufriedenes Lächeln ausbreitet, kommt die Kreation ins Regal.
Gefrorene und flüssige Gaumenfreuden Ähnlich verhält es sich auch mit seinen Eisspezialitäten, die er von Jahr zu Jahr vervollkommnet. Sie werden nach unverfälscht klassischer Rezeptur zubereitet: aus reinen Zutaten, frischem Obst, duftenden Vanilleschoten, belgischer Schokolade ... Sein Vanilleeis ist göttlich, das Sauerkirscheis legendär, schwarze Johannisbeere – ein Geheimtipp, Zitrone, Erdbeer, Himbeer, Nuss ... Seit Neuestem ganz oben auf der Beliebtheitsskala: selbstgemachte Limonaden. Die werden ja inzwischen vielerorts angeboten. Aber haben Sie zum Beispiel schon einmal Františeks Gurkenlimonade probiert? Das intensive frische Gurkenaroma führt in Ihren Hirnwindungen zu einer regelrechten Geschmacksexplosion. Die Zitronenlimonade mit dem herben Aroma der Fruchtschale ist erfrischend wie ein Gebirgsbach. Und die Pfefferminzlimonade und die Ingwerlimonade … Zwar kenne ich die Geheimnisse von Františeks Rezepturen nicht, aber er hat mein absolutes Vertrauen. Wenn es irgendwo ein Schlaraffenland gibt, dann hier.
Praktische Informationen Das Café Dlask finden Sie in Varnsdorf, in der Nähe der Peter- und Paulskirche, im hinteren Trakt eines Gebäudes an der Legií-Straße. Es gibt auch eine Terrasse mit Ausblick auf einen Teich und einen Kinderspielplatz. Eine Filiale befindet sich im Erdgeschoss des Šluknover Schlosses.
Erbeereis - hmmm ...
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Haus der Böhmischen Schweiz
Haus der Böhmischen Schweiz in Krásná Lípa Bonifaz
Wussten Sie, dass ... … die Ausstellung in den zehn Jahren ihres Bestehens mehr als 100 000 Besucher zu verzeichnen hatte und dass das Infozentrum und die Ausstellung seit der Gründung des Hauses der Böhmischen Schweiz weit mehr als eine halbe Million Menschen besucht hat?
Edmund
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DIE LANDSCHAFT DER MYSTERIEN – ALLES WISSENSWERTE UNTER EINEM DACH Ich kann Ihnen versichern: Mir geht es hier richtig gut. Heuer werden es zehn Jahre, dass mir das „Haus der Böhmischen Schweiz“ am Marktplatz in Krásná Lípa Unterschlupf gewährt hat, und von Jahr zu Jahr fühle ich mich wohler hier. Vor zehn Jahren wurde nämlich im Erdgeschoss und im Souterrain die Ausstellung Die Böhmische Schweiz – Leben, Mysterium, Inspiration eingerichtet und man lud mich ein, es mir hier gemütlich zu machen. Ach, Pardon, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Bonifaz und ich bin meines Zeichens ein Dachs.
Bonifaz, Gunda und Edmund laden Sie ein Ich gestehe gleich vorweg, dass ich mich sehr geehrt fühle. Die Leute, die in diesem schönen Haus arbeiten, das heißt im Infozentrum, gleich neben unserer Ausstellung, und auch oben, in den Büros, Unterrichts- und Galerieräumen der gemeinnützigen Gesellschaft Böhmische Schweiz, haben mich gebeten, Ihnen etwas über die Ausstellung zu erzählen. Also eigentlich haben sie gleich drei von uns Ausstellungsbewohnern darum gebeten – mich, den Eisvogel Gunda und den Lachs Edmund. Aber Sie wissen ja: Fische reden gewöhnlich nicht viel und Eisvögel schweben immer irgendwo in höheren Sphären, es wird also wohl an mir hängen bleiben. Wie soll ich Ihnen das nun beschreiben … Am besten, Sie schauen mal bei uns vorbei! Nein, das kann ich noch besser sagen … Kommen Sie und erleben Sie bei uns Abenteuer, spielen Sie, schlüpfen Sie für eine Weile in die Haut eines Ballonfahrers, Malers, Komponisten, Archäologen, Botanikers, Glasbläsers oder Fuhrmanns! Hier darf man nämlich nicht nur alles anfassen, man muss es sogar tun. Es gibt jede Menge Schubkästen, Kuckfensterchen, Hebel, Knöpfe, Schalter … Nicht selten kommt zum Beispiel eine Familie mit zwei Kindern herein: der Vater schlecht gelaunt, weil er nicht auf ein Bierchen nach nebenan ins Brauhaus Falkenštejn gehen darf, die Mutter voller Sorge, dass den Kindern nichts passiert, und die Kinder völlig
Krásná Lípa
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vertieft in ihre Handys. Und nachdem sie bei uns zwei Stunden Neues entdeckt, gespielt und herumgealbert haben, gehen sie wie ausgewechselt, begeistert und fröhlich wieder weg. Tja, wir können hier eben zaubern. Meine Wenigkeit zum Beispiel, um bei dem zu beginnen, womit ich mich am besten auskenne: Ich lebe in einem Bau, in den man auf allen vieren hineinkriechen muss. Und es waren nicht wenige Kinder, die schon hier bei mir zu Besuch waren … in diesen zehn Jahren Zehntausende! Aber auch Erwachsene kommen oft mit den Kindern zu mir gekrochen. Edmund gibt mir mit der Flosse einen Wink, dass ich auch etwas über die Fischtreppe sagen soll. Sie befindet sich neben der Treppe und die Lachse führen dort vor, wie sie bergauf schwimmen, also Wehre überwinden und gegen den Strom wieder dahin gelangen können, wo sie geboren sind. Und da ist auch schon Gunda zur Stelle, die über mir krakeelt, dass ich alles durcheinanderbringe. Sie könne das viel besser und vor allem schön der Reihe nach erzählen. Also bitte, wenn du es besser kannst, dann hast du jetzt das Wort ...
Ballonfahrer und Glasbläser Bonifaz hat doch keine Ahnung. Der hockt den ganzen Tag in seinem Bau, während ich von oben den Überblick habe. Also: Die Ausstellung betritt man, wie könnte es anders sein, durch das Prebischtor. Im Obergeschoss erwartet uns das Modell eines Heißluftballons. Man steigt in seinen Korb und durch einen mir unverständlichen Trick fliegt man auf einmal und sieht die Böhmische Schweiz genauso wie wir Vögel. Ein Stück weiter stehen zwei Wände voller anschaulich dargebotener Informationen über die hiesige Flora und Fauna, es gibt eine Windmühle, deren Flügel man in Bewegung setzen kann, danach steigt man auf einen Aussichtsturm, fährt mit einem Pferdefuhrwerk durch die Landschaft der Wegkreuze, Mühlen, Fels- und Nischenkapellen, man kann sich sogar in einen Bergsteiger verwandeln und auf einen steilen Felsen klettern. Wenn man an der Fischtreppe vorbei nach unten geht, kann man sich einen schönen Film über die Landschaft der Mysterien ansehen – mich rührt dieser Film nun schon seit zehn Jahren zu Tränen, dabei sind wir Eisvögel ja eher kühle Naturen. Man hat aber auch die Möglichkeit, sich einen Informationsfilm über die Entstehung der Elbsandsteinlandschaft anzuschauen. Vor allem kann man aber in der Ausstellung ausprobieren, wie man aus einer heißen Masse feinstes Glas bläst, man kann im Sand wühlen und nach mittelalterlichen Scherben suchen, Schneeschuhe anziehen und ausprobieren, wie es sich damit läuft, man kann unterschiedliche Oberflächen ertasten, eine Weile Botaniker oder Kartograf sein, auf einem Dendrophon spielen und den Klang unterschiedlicher Holzarten testen, man kann sich in einen Fotografen aus der Anfangszeit des Tourismus hineinversetzen oder sich gemütlich hinsetzen und zeichnen oder malen, denn schließlich waren es die von der Landschaft faszinierten Maler, die dieser Gegend ihren Namen gaben. Ja – und dann wäre da noch der berühmte Bau von Dachs Bonifaz. Das würde er mir nie verzeihen, wenn ich das unterschlagen würde.
Praktische Informationen Das Infozentrum im Haus der Böhmischen Schweiz, wo man Eintrittskarten für die parallel geöffnete Ausstellung kaufen kann, ist das ganze Jahr über täglich von 9.00 Uhr bis mindestens 16.00 Uhr geöffnet, je nach Saison sogar bis 18.00 Uhr. Mehr unter www.ceskesvycarsko.cz/de/.
Ein Herz für die Böhmische Schweiz Das wäre also unsere Ausstellung – ein frischgebackenes zehnjäriges Geburtstagskind. Aber wenn wir schon einmal das Wort haben, würden wir Sie gern einladen, direkt von hier aus einen richtig schönen Ausflug zu unternehmen und sich alles in Natura anzusehen. Gehen Sie zum Beispiel ins Kirnitzschtal. Dort werden wir uns ziemlich wahrscheinlich begegnen, und wenn Sie etwas Zeit mitbringen, kann ich Sie vielleicht auch mit einem Schwarzstorch bekanntmachen. Und je tiefer Sie dann in die Böhmische Schweiz vordringen, umso mehr Tiere, Bäume und Pflanzen werden Sie entdecken. Sie sehen Falken, die über den Felsen kreisen, mit etwas Glück auch eine Uhufamilie und in der Kamnitzklamm vielleicht auch einen von Edmunds Verwandten. Warum ich das alles erzähle? Weil ich all den Leuten, die sich schon seit mehr als sechzehn Jahren in diesem Haus dafür einsetzen, diese Schönheit bekannt zu machen und zu schützen, danken möchte, auch im Namen von Bonifaz und Edmund. Kommen Sie uns doch einmal besuchen!
Gunda
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GESCHICHTE UND KULTUR
Loreto
DIE RUMBURKER LORETOKAPELLE – VON JAHR ZU JAHR SCHÖNER Die Loretokapelle in Rumburk zählt gewiss nicht zu den verborgenen Schätzen. Im Gegenteil: Sie ist das wohl bedeutendste Baudenkmal der Region und gehört zu meinen Lieblingsorten. Ich lade Sie also immer wieder gern dorthin ein. Es ist nämlich nicht so, dass sich niemand um den Gebäudekomplex kümmern würde – es haben sich tolle Leute gefunden, die hartnäckig und engagiert das gesamte Loreto-Areal wiederbeleben und seine einstige Schönheit wiederherstellen, sodass Sie jedes Mal, wenn Sie hierherkommen, etwas Neues vorfinden. Die Loretokapelle in Rumburk
Kreuzgang mit einem Bild des Kreuzwegs und St. Josephskapelle
Praktische Informationen Geöffnet ist das ganze Jahr über dienstags bis samstags, in der Ferienzeit seit Neuestem auch sonntags. Alles Weitere finden Sie unter www.loretarumburk.cz/de/.
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Eine Insel der Ruhe Für die, die es noch nicht wissen: Wenn Sie vom Rumburker Marktplatz kommen, sehen auf einmal vor sich die Silhouette der St. Adalbertkirche und davor einen barocken Turm mit Zwiebelkuppel, der den gesamten Komplex krönt. Bewacht wird er von einer reich mit Statuen verzierten Steinbalustrade. Über ein paar Stufen gelangt man zu einer Tür direkt unter dem Turm. Durch sie betritt man eine völlig andere Welt. Der wunderbare Kreuzgang bildet einen nahezu magischen Schutzwall, der Stress, Hektik, kleinliche Streitereien und Ärgernisse fernhält. Nach innen schützt er eine Insel, die in der Mitte aus dem grünen Meer des Klostergartens herausragt – das Heilige Haus. Die traditionelle Innenausstattung des mit Säulen, Skulpturen und Reliefs reich verzierten Gebäudes wird von einer Statue der Schwarzen Madonna mit dem Jesuskind gekrönt. Nach der Besichtigung der Santa Casa können Sie langsam durch den Kreuzgang wandeln, denn Eile ist etwas, das nicht an diesen Ort zu passen scheint, Sie können die Deckenmalereien betrachten, die rekonstruierten Eckkapellen bewundern und schließlich, mit verhaltenem Atem, vor der wundervollen Heiligen Stiege stehen bleiben, die meiner Meinung nach die schönste in ganz Tschechien ist.
Am Kreuzweg vorbei zur Heiligen Stiege Seit ihrer Errichtung wurde die Stiege nie umgebaut und nach ihrer Rekonstruktion wird sie wieder von Logen mit den Skulpturen höhnender Juden und des gegeißelten Christus gesäumt. Dieser blickt auf die Büßer hinab, die auf Knien – denn anders darf man diese Stiege nicht betreten – zur Kalvarienkapelle mit einem wunderbaren Relief der im Fegefeuer leidenden Seelen hinaufsteigen. Teil des Areals ist eine Dauerausstellung zur kirchlichen Kunst im Schluckenauer Zipfel, es finden bemerkenswerte Veranstaltungen statt, Konzerte, Besichtigungen bei Kerzenschein und Besichtigungen der technischen Anlagen. Auch in die Kirche kann man hineinschauen – insbesondere im Jahr 2017, wenn die Loretokapelle ihr 310. Jubiläum feiert. Mit dem Jubiläumstag, dem 16. 9. 2017, während des Loretofestes, erreichen die Feierlichkeiten ihren Höhepunkt. Daneben wird aber natürlich weiter am Gebäudekomplex gearbeitet. An der Reihe war zuletzt die Instandsetzung der Kreuzwegbilder von Josef Maschke – dreizehn großformatige Lünettengemälde. Die Rekonstruktion dieser wertvollen Malereien aus dem 19. Jahrhundert wird nun nach zwei Jahren Arbeit abgeschlossen und das LoretoAreal nähert sich damit wieder ein Stück mehr seiner ursprünglichen Schönheit.
Česká Kamenice
WANDERN
DIE ANMUTIGE KÖNIGIN DREIER REICHE Würde Ihnen jemand die Augen verbinden, Sie zum Marktplatz in Česká Kamenice bringen und Ihnen dann das Tuch abnehmen, würde Ihnen angesichts dieses malerischen Ortes vor Staunen der Mund offen stehen bleiben. Für mich zählt er zu den schönsten Marktplätzen in Tschechien. Dabei beeindruckt er weder durch romantische Laubengänge noch durch prächtige Sakralbauten – er ist einfach nur nett und bezaubernd.
Marktplatz in Česká Kamenice
Ein Turm und eine Wunderkapelle Die Stadt selbst bietet dezente Schönheit, versteckt in engen Gassen. Gleich oberhalb des Marktplatzes steht die bemerkenswerte Jakobuskirche (Antonín Dvořák erlernte dort das Orgelspiel), deren Turm man besteigen kann. Von oben hat man einen Blick auf das kleine Städtchen, das in einem Talkessel vor sich hin döst. In dieser Gegend treffen drei Schutzgebiete aufeinander – Elbsandsteingebirge, Lausitzer Gebirge und Böhmisches Mittelgebirge. Beim Blick von oben wird sicherlich die Kuppel der wunderbaren barocken Wallfahrtskapelle Mariä Geburt mit Kreuzgang Ihre Aufmerksamkeit wecken. Ihr sollten Sie einen Besuch abstatten – vielleicht bedenkt ja die Jungfrau Maria von Kamnitz auch Sie mit ihrem wundertätigen Blick. Falls nicht, so strahlt schon allein der Ort eine heilsame Ruhe aus. Bummeln Sie dann durch die Stadt zum ehemaligen herrschaftlichen Spital mit dem überaus angenehmen Restaurant „Starý klub“, zum Salhausen-Schlösschen und zum neugotischen Armenhaus, an Bürgerhäusern, Umgebindehäuschen und stattlichen Villen vorbei, folgen Sie den Spuren der Familie Preidl, der Česká Kamenice viel zu verdanken hat, zu deren Gruft und den beiden Villen und gehen Sie auch in die herrschaftliche Brauerei, wo nach 60 Jahren wieder leckeres Bier gebraut wird.
Ein geheimnisvoller Altar Wenn Sie genug von der Stadt gesehen haben, können Sie zur Ruine der Burg Kamnitz gehen und von deren neu gebautem Aussichtsturm die Stadt wiederum aus einer anderen Perspektive betrachten. Weiter geht es an der Kamnitz entlang zur Burgruine „Pustý zámek“ und dann nach Mlýny und Kytlice. Oder Sie wandern ins idyllische Tal bei Janská, wo sich eine unterirdische Fabrik der Nazis und das Konzentrationslager Rabstein befanden, gehen hinauf nach Líska und von dort zum Berg „Zlatý vrch“ mit seinen faszinierenden, gigantischen Basaltsäulen. Vor allem sollten Sie den Berg „Jehla“ besteigen und den Brüderaltar besuchen. Wenn Sie auf den steilen Gipfel des Berges „Jehla“ klettern, werden Sie mit dem dann schon dritten königlichen Ausblick des Tages belohnt. In einer kleinen Felskluft stoßen Sie plötzlich und völlig unterwartet auf einen magischen Platz mit einer sehr starken Ausstrahlung. Sie finden dort mitten im Wald einen Felsaltar, eine Engelsstatue und einen (wunderbar instandgesetzten) Kreuzweg. Es ist ein Ort, zu dem sich über Jahrhunderte hinweg jeweils diejenigen flüchteten, deren Glaube gerade nicht offiziell geduldet war – einmal die Katholiken, dann wieder die Protestanten ... Auf dem Rückweg erwarten Sie noch interessante Felsgebilde, bevor Sie Česká Kamenice wieder freundlich in seine Arme schließt.
Ruine der Burg Kamenice mit Aussichtsturm
Für Schatzsucher Unternehmen Sie einen schönen Ausflug auf dem blau markierten Wanderweg, über Filipov, durch einen Hohlweg im Wald, an kleinen Bunkern vorbei bis nach Všemily, wo Sie neben der einzigartigen Felsenkapelle auch den malerischen Friedhof nicht übersehen sollten.
Wallfahrtskapelle Mariä Geburt
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Jedlová und Tolštejn
EIN AUSFLUG DER EXTRAKLASSE Auf dem Tolštejn
Wie wäre es mit einem Ausflug für die ganze Familie? Eine Wanderung zur Burg Tolštejn und auf den Berg Jedlová ist in diesem Fall genau das Richtige. Bei dieser Tour ist für jeden etwas dabei: Geschichte, Landschaft, Ausblicke, Adrenalin, gutes Essen und Spaß.
Schöne Ausblicke, Adrenalin und Heidelbeeren
Vom Berg Jedlová wieder ins Tal? Auf jeden Fall mit dem Roller!
Praktische Informationen Wenn Sie Ihre Ausflüge gern sorgfältig vorbereiten, klicken Sie auf folgende Seiten: www.restaurace-tolstejn.cz/ de/restaurant, www.jedlova.cz/ de/restaurant, www.sportjedlova.cz/de/ – dort finden Sie alles, was Sie brauchen.
Lassen Sie das Auto auf dem Parkplatz oberhalb von Jiřetín pod Jedlovou stehen und gehen Sie über einen leichten Anstieg bis zur Wegkreuzung am Fuße der Felskuppe, die von der ausgedehnten Burgruine Tolštejn gekrönt wird. Diese Burg muss wirklich einmal ein erhabener Herrschaftssitz gewesen sein, der nur schwer einzunehmen war – das werden Sie übrigens selbst feststellen, wenn Sie sich die Zugangswege von den verschiedenen Aussichtspunkten aus besehen. Es gibt dort ein angenehmes Panoramarestaurant, das auch Übernachtungen anbietet. Wenn Sie die Rundsicht genießen, wird sicherlich der benachbarte, von einem steinernen Aussichtsturm gekrönte Berg Ihre Aufmerksamkeit wecken – der Berg Jedlová. Keine Angst, aus der Ferne mag der Aufstieg strapaziös scheinen, aber der rot markierte Wanderweg führt gemächlich bis hinauf auf den Gipfel. Dort erwartet Sie ein Hotel mit gemütlichem Restaurant, in dem klassische tschechische Küche geboten wird. Schon unterwegs begegnen Sie wahrscheinlich einer wahren Heidelbeerschwemme, sodass Sie die Rubrik Blaubeerspecial auf der Speisekarte kaum mehr überraschen wird. Besonders der riesige Heidelbeerknödel ist erstklassig. Versuchen Sie aber, sich nicht zu überessen, denn als nächstes steht eine gehörige Portion Bewegung auf dem Programm. Nur ein paar Schritte vom Restaurant entfernt befindet sich der einfallsreich gestaltete Hochseilpark. Danach werden Sie wahrscheinlich Lust haben, sich etwas auszuruhen, und wo könnte man das besser tun als auf der Aussichtsplattform des steinernen Turms von 1891? Das Lausitzer Gebirge, die Sächsisch-Böhmische Schweiz, der Hohe Schneeberg, aber auch das Böhmische Mittelgebirge, der Jeschken, der Bezděz und sogar das Riesengebirge mit der Schneekoppe sind von dort zu sehen.
Riesenspaß auf der Riesenwippe
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Aber wie nun wieder hinunter? Die beste Lösung: mit einem Downhill-Roller. Den können Sie am Hochseilpark ausleihen, dann entscheiden Sie sich für eine Route und rauschen tollkühn bis zur Talstation der Seilbahn, wo Sie den Roller wieder abgeben. Nach vorheriger Absprache können Sie die Strecke auch bis nach Chřibská oder Krásná Lípa ausdehnen. Noch nicht genug Adrenalin? Dann leihen Sie sich ein Mountaincart, lassen sich vom Schlepplift nach oben ziehen und pesen in rasanter Fahrt über die Abfahrtspisten wieder nach unten. Ich habe es selbst getestet – es ist ein Heidenspaß! An der Talstation des Lifts befinden sich auch noch ein kleinerer Hochseilpark, eine Kletterwand und vor allem eine Riesenwippe. So etwas erlebt man nicht alle Tage: Mir schlug das Herz bis zum Hals, aber es war einfach genial! Zu Ihrem geparkten Auto ist es von dort gar nicht mehr weit und unterwegs können Sie sich über die Erlebnisse dieses Tages austauschen – und da werden Sie garantiert jede Menge Gesprächsstoff haben.
Bastei
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EIN HOTEL AUF DEN GIPFELN DER FELSEN Die Bastei, ein wunderbares Felsensemble, das die monumentale Kulisse für die erste steinerne Touristenbrücke Europas bildet, zieht ganze Scharen von Besuchern an. Von einem intimen Erlebnis kann man in diesem Fall also kaum sprechen. Es sei denn, Sie nehmen die Dienste des Berghotels Bastei für sich in Anspruch. Ich selbst habe das getan und bin begeistert!
Das Panoramarestaurant
Einmal die Bastei ganz für sich allein haben Stellen Sie sich vor, Sie erwachen morgens in einem komfortablen und sonnendurchfluteten Zimmer und brechen noch vor dem Frühstück zu einem kleinen Spaziergang auf. Die einzigen Geräusche, die Sie wahrnehmen, sind Vogelgezwitscher und das leise Rauschen eines Frühzugs. Ein paar Schritte genügen und vor Ihnen öffnet sich ein wahrlich göttlicher Ausblick – auf ein bewaldetes Tal, eine fantastische Felswand, eine noch schlafende Brücke und die am Horizont aus dem Nebelmeer herausragenden Tafelberge. Dabei sind Sie hier vollkommen allein, als habe man das alles einzig für Sie arrangiert. Oder am Abend, wenn die Sonne aus letzter Kraft die Spitzen der Felsen vergoldet und die Touristen längst verschwunden sind ... Das ist die wichtigste Besonderheit des Berghotels Bastei, aber bei Weitem nicht die einzige. Zu den überaus bequemen, mit allem Erdenklichen ausgestatteten Zimmern kommt nämlich noch die Beauty- und Wellness-Oase im historischen Schweizerhaus hinzu. Dort können Sie sich unter anderem Aromaölmassagen, Kosmetikbehandlungen, Körperpackungen und Bäder gönnen … und am Ende sollten Sie auf keinen Fall die Sauna vergessen. Denn auch sie ist einzigartig – durch ein großes Fenster hat man einen fantastischen Panoramablick.
Das Berghotel Bastei
Praktische Informationen Alle wichtigen Informationen und außerdem fantastische virtuelle 360°-Rundgänge finden Sie unter www.berghotel-bastei.de. Und ich habe noch eine wunderbare Idee für Sie, eine, die nicht zu toppen ist: Heiraten im Berghotel Bastei!
Ein Festmahl für die Augen und den Gaumen Das waren aber längst noch nicht alle grandiosen Ausblicke! Das Berghotel Bastei bietet nämlich außerdem ein Panoramarestaurant mit moderner Gastronomie. Von dort hat man einen Ausblick, den ich beim besten Willen nicht in Worte fassen kann. Das muss man sehen. Das silberne Band der Elbe, das sich tief unter Ihnen in einem majestätischen Mäander dahinschlängelt, die abwechslungsreiche, von Tafelbergen gekrönte Landschaft und direkt unter Ihnen die Spitzen der Felsnadeln … Diesen Blick werden Sie Ihr Leben lang nicht vergessen. Essen Sie dort beispielsweise die im Speckmantel gebratenen Schweinemedaillons an Pfefferrahm, die Rathmannsdorfer Regenbogenforelle Müllerin Art, den geschmorten Kasslernacken in Apfel-Zwiebelsoße mit Specksauerkraut und Kartoffelknödeln oder das Wildschweinfilet in Knusperpanade auf rahmigem Wirsing mit Preiselbeerbirne. Beim Dessert fällt die Entscheidung leicht: Die Oberlausitzer Quarkkeulchen mit heißen Sauerkirschen sind einfach fabelhaft. Sie werden aber auch keine Schelte ernten, wenn Sie nur auf einen Kaffee oder ein Bergsteigerbrot (ein Sandwich mit Kasslerbraten, Gewürzgurken und Zwiebeln auf Landbrot) vorbeikommen und den Blick über die Landschaft schweifen lassen. Das Berghotel Bastei empfängt Sie immer mit offenen Armen und mit einem Ausblick, den Sie nirgendwo sonst auf der Welt erleben können.
Guten Appetit!
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Severní
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NP Sächsische Schweiz Bastei
Kurort Rathen U28
Pirna Weesenstein Kirn
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NP Sächsische Schweiz
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Tisá Dresden D8
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Kottmar U28 Království
Oybin 10 km
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Křinice
NP Böhmische Schweiz
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Studen˘
Studenec 737 m
Sloup v âechách
Lindava
Obecně prospěšná společnost České Švýcarsko (Gemeinnützige Gesellschaft für die Böhmische Schweiz) Křinické nám. 1161/10, 407 46 Krásná Lípa Telefon: +420 412 383 413 E-mail: informace@ceskesvycarsko.cz www.ceskesvycarsko.cz Herausgeber: České Švýcarsko, o. p. s., Krásná Lípa 2017 Verfasser der Texte: Rostislav Křivánek Übersetzungen: Angela Lindner Fotos: P. Germanič, M. Rak, V. Sojka, Z. Patzelt, P. Zápotocký, T. Pufler,T. Čmuchálek, J. Stejskal, R. Křivánek, I. Šafus, Matthias Hultsch, Bernd Walther, Procopter, Státní okresní archiv Děčín, Archiv České Švýcarsko o.p.s. Grafische Bearbeitung und Druck: NOESIS s.r.o. Nicht für den Verkauf bestimmt ISBN: 978-80-87248-45-4
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