Kenny, Jane & Justin – N° 1 – Fanzine by Henning Strassburger

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With Contributions by Enver Hadzijaj JPW3 Felix Kultau Jana Schröder




KEN


NNY












Dünnmalerei ist intellektuell. Sie ist kontrolliert und sie ist durchdacht. Oftmals sieht sie ziemlich dürftig aus, weswegen sie es schwerer hat durchzukommen. Je dünner, umso kläglicher. Deswegen denkt man, diese Malerei muss schlau sein, denn als Maler kann man ja unmöglich Lust darauf haben, immer so kläglich zu malen. Nur die harte Fan-base liebt solche Malerei. Der/die Malersmaler/in von heute malt dünne. Dickmalerei ist was für Machos, auch für die weiblichen. Der Dickmaler wuchtet das Öl auf die Leinwand und zeigt damit seine wahnsinnige Potenz. Er wühlt sich dann durch die Farbe, dass es nur so Blasen wirft und knetet noch Malbutter drunter, wenn’s noch nicht saftig genug war. Der Dickmaler wird häufiger bewundert, denn er ackert ja richtig für sein Geld. Er entspricht einer diffusen Vorstellung eines Malers. Er/Sie ist aber auch ziemlich leidenschaftlich bei der Sache! Sprüherei lenkt ab und ist ein guter Trick. Mit ihr sieht alles ziemlich future-mäßig und realistisch aus. Bestimmt wegen dem Blur-Effekt. Außerdem denken alle, man kommt vom Graffiti, was einen in der arty farty Genealogie cool und fancy macht. Streetcredibility und so. Früher war es mal anti, weil es eine schlechte Maltechnik war. Achso, sie sieht auf Digital-Abbildungen immer sehr gut aus, weswegen sie im social media unfassbar geil gefunden wird. Angeber lieben es rumzusprühen, man kommt auch schnell zu Potte. Lackmalerei ist die dümmste aller Malformen. Sie rührt aus dem Missverständnis heraus, dass die stehenbleibenden Nasen der triefenden Farbe irgendetwas über Malerei aussagen. Die faltige Lackhaut sieht übrigens immer scheiße aus. Achtung: immer! Der/die Lackmaler/in kann nicht malen. Er/Sie ist ein elender Schisser. Schichtmalerei beruft sich auf das vernichtendste Argument, dass sie ja technisch sehr hochwertig ist. Alrightyright! Print-Malerei, also digital auf Leinwand oder hot-shit-silkscreen-print und vieles mehr. Ok, man hat’s ja so mega deep


verstanden als Maler absolut meta zu sein: „Don’t touch the canvas, let the canvas touch you!“ Natürlich ist jeder der nicht printed immer neidisch auf die print-Malerei, weil sie halt einfach gut aussieht. Sie ist das Hütchenspiel unter der Malerei. Sieht vielversprechend aus, ist aber selten was drunter. Assistentenmalerei ist ok, aber auch echt langweilig. War mal Punk, ist jetzt aber Dorf. Gebt den Chinesen andere Jobs! Beamer-Malerei hat immer noch was verruchtes, weil es ja wie tricksen ist. Wahrscheinlich ist sie aber einfach keine Malerei, weil man mehr am Umrisse abzeichnen ist als sonst was. Dann noch flotti ausgemalt und fertig is’ die Chose! Laufende Farbe ist in Ordnung, aber nur wenn man sie kontrolliert und wenig einsetzt. Wenn es immer nur so aus Versehen oder stilistisch rumläuft, ist das zu simpel. Laufende Farbe kann auf zwei Sachen hindeuten: der/die Maler/ in musste zackig voran kommen, weil er/sie so unheimlich scharf auf das fertige Bild war, oder er/sie ist nicht so besonders gut in Technik – oder tut so ungelenk aus strategischen Gründen. Malerei + kleine Installation ist so ein Kunstmesse-Phänomen. Eine Messekoje hat meistens 3 Wände und Platz in der Mitte, da kommt dann irgendwas hottes hin. Meistens ist es hohl oder unnütz. Malerei kann das eigentlich echt alleine. Aber das Publikum liebt es doch so sehr mit dem Holzhammer! Malerei + irgendwas reingeklebt ist manchmal in Ordnung, aber hey, wir alle kennen den Trick: scheiß Bild – was reingeklebt = geiles Bild! Bis der Suff dann vorbei ist... Manche haben’s allerdings drauf, manche nicht. Man kann aber auch so tun, als hätte man es wahnsinnig verstanden und begriffen und ist den anderen angeblich meilenweit voraus. Na ja.





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