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Feiern Zeitschrift der 端berkonfessionellen Bewegung Campus f端r Christus Schweiz

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I N H A L TE D I T O R I A L festen und feiern | inhalt

festen und feiern | editorial

Inhalt

Editorial

ZUM THEMA

Festen und feiern: Wenn das Innenleben fehlt

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Weihnachtsbräuche – ein kostbarer Schatz

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Wenn Krippen erzählen

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Heiligabend auf der Gasse

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Obdachlose feiern im Ballsaal

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Peter Höhn

Wir brauchen regelmässige Marschhalte Das Wort des Missionsleiters Hanspeter Nüesch

Das unerwartete Weihnachtskind Eine Geschichte von Adrian Hofmann

REPORTAGE

Woher kommen die Weihnachtskrippen?

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Zu Besuch beim Schnitzer Hanswerner Trachsel

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Lebensfreude und Dienstbereitschaft Die Ururenkelin von Heilsarmee-Gründer Booth

Weihnachtsfest mit Pfarrer Sieber in Zürich

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Feiern und Festen wie Jesus An Partys Beziehungen pflegen

Wie Dieter Theobald zum Krippensammeln kam

Familie Forster überschreitet Grenzen

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«Ladies night» Monika Blatter feiert jeweils mit zehn Frauen

Steht die Hauptperson im Mittelpunkt?

Musik zu Weihnachten

Glauben und helfen in der «Schweiz des Orients» Interview mit Thomas und Lydia Liechti aus dem Libanon

Ausgewählte Klassiker neu gehört

HINWEISE

In fünfzig Jahren von 11 auf 43 Personen

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Weihnachten wird zu einem Grossanlass

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Schwierige Weihnachten Vom rechten Umgang mit falschen Erwartungen

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt Festlich dekorieren mit Therese Kast

«Vom Sinn der Feste» Die Feiern im Kirchenjahr als Erinnerung

Inspiration oder verstaubtes Ritual?

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CFC National Internetevangelisation und Alphalive-Initiative 2007

CFC International 40 Jahre CfC Deutschland / Studentenkongress in Südkorea

Agenda

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Inserate

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Impressum

Bald ist es wieder zu hören, neben Jingle Bells und Stille Nacht – das Klagelied von Weihnachten: Man klagt über die Geschenke, den Kommerz, den Stress, die fromme Heuchelei, die vollen Bäuche, die leeren Herzen. Am meisten freut man sich noch auf die paar freien Tage danach; dann, wenn alles vorbei ist. Natürlich ist das bei Christen anders. Sie freuen sich auf Weihnachten und können es kaum erwarten, gemeinsam Christi Geburt zu feiern und die «grosse Freude, die für das ganze Volk sein wird» (Lukas 2,10), mit allen Menschen zu teilen. Wirklich? Ist es nicht so, dass auch viele Christen sich aus unterschiedlichen Gründen schwertun mit Weihnachten, mit Ostern, mit Pfingsten, ja manchmal mit Festen überhaupt? Ich geb‘s zu, ich habe jedenfalls auch schon ins besagte Klagelied eingestimmt. Meist, um mich

Die alte Sprache der Liturgie neu entdecken

vom allgemeinen Festrummel zu Welche Elemente helfen, damit eine persönliche distanzieren. Oder und gemeinschaftsstiftende Note hinkommt? Wie vielleicht noch können wir auf stimmige Weise Gott die Ehre gemehr, um meiben für das, was wir feiern? Und wie soll das Fest ne eigene Hilflodiesbezüglich in etwa ablaufen? sigkeit in Sachen Festen und Feiern was und warum gefeiert wurde, und wo zu kaschieren. Erst mit den Jahren haman als Gast spätabends irgendwie ratbe ich gelernt, was für ein Reichtum und los und etwas melancholisch nach Hauwelche Chance in einem guten Fest liegt, se fuhr. In unserer Zeit einer oft leeren gerade auch in einem mit Liebe gestalteund hohlen Festkultur sind Menschen ten Weihnachtsfest. gefragt, die mit Substanz zu feiern wissen. Die Weihnachten und Ostern, aber Meine Frau Barbara und ich haben in unserer Familie und im Umfeld der Gemein- auch Geburtstagspartys und Jubiläumsfeiern mit Liebe, Leben und Geist füllen. de dann die besten Feste und Feiern erlebt, wenn wir uns nebst dem äusseren Festen und Feiern braucht Zeit, nicht nur Rahmen auch für das Innenleben des für die äussere, noch mehr für die inneFestes genügend Zeit genommen hare Vorbereitung. Nehmen wir uns diese ben: Welche Elemente helfen, damit eine Zeit, investieren wir unser Herzblut und persönliche und gemeinschaftsstiftenunsere Kreativität! Lassen wir uns inspide Note hinkommt? Wie können wir auf rieren, damit unsere Feste an Ausstrahstimmige Weise Gott die Ehre geben für lung gewinnen! Ich hoffe, dass Ihnen das, was wir feiern? Und wie soll das Fest dieses Heft dazu gute Anstösse gibt, auf diesbezüglich in etwa ablaufen? dass Ihnen und anderen Menschen im Hinblick auf kommende Festtage ganz Es gab viele Feste (auch eigene), wo man diese Fragen und Inhalte dem Zufall über- neue Lichter aufgehen. liess, wo man ins Fest hineinstolperte Peter Höhn und improvisierte, wo nicht klar wurde,

RÜCKSEITE

Der zebrochene Laib Ein Musikerpaar lädt Freunde zum Sederabend ein

«Die schönste Geschichte der Welt»

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Dankeschön und Weihnachtswünsche Campus-Mitarbeitende grüssen

Kindern die Schätze des Glaubens weitergeben 2

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B R A U C H E

festen und feiern | weihnachtsbräuche

Das Woher und Wohin begreifen «Unsere christlichen Feste sind Gedenktage, Erinnerungszeiten. Sie sind

Weihnachtsbräuche – ein kostbarer Schatz

wie Denkmale an unserem Lebensweg, die uns erinnern an das Woher und

Wohin unseres Lebens. Sie binden uns ein in die lange Geschichte Gottes

mit uns Menschen, sie geben uns Halt und Orientierungspunkte

... sofern die Hauptperson im Mittelpunkt steht

für die Zukunft.» (Vreni Theobald )

Weihnachten ist ein volkstümliches Fest. Deshalb konnten sich rund um diese Feier im Lauf der Jahrhunderte viele Traditionen und zahlreiche Bräuche in Kirchen und Familien entwickeln.

Das Licht wird siegen!

Vreni Theobald Mir selber ist es eine Hilfe, wenn ich im Advent die Kerze bei der Krippe anzünden kann. Wenn ich mich mit den Hirten und Weisen, mit Maria und Joseph hinknien und mit einstimmen kann in das Lied von Paul Gerhard: «Ich stehe an deiner Krippe hier, o Jesu, du mein Leben. Ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben; nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin und lass dir‘s wohlgefallen.» In vielen Gemeinden und Familien wird am ersten Advent Psalm 24 gelesen und dazu das bekannte Lied gesungen: «Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.» Eine der Strophen nimmt Bezug auf die SacharjaStelle, die eigentlich zur Palmsonntagsgeschichte gehört, als Jesus auf dem Esel in die Stadt Jerusalem ritt und die Menschen ihm zujubelten und mit Zweigen zuwinkten: «Die Zweiglein der Gottseligkeit steck auf mit Andacht, Lust und Freud ...» In meiner Kindheit schmückte man noch Spiegel und Bilder, indem man oben ein kleines Tannzweiglein dahintersteckte. Sie erinnern an die Willkommenskundgebungen damals und wiederholen sie für heute. 4

Sehr beliebt ist auch der Adventskranz. Wir binden oder kaufen den grünen Kranz auf den ersten Advent und schmücken damit unsere Wohnungen. Der Adventskranz hat eine prophetische Botschaft: nach aussen wird es dunkler, die Tage gehen dem kürzesten Sonnenstand entgegen. Dem setzen wir den Siegeskranz des Lichtes entgegen und sagen damit: Das Licht

Wenn die Hauptperson vergessen geht Traditionen und Bräuche sind schön, aber sie haben auch ihre Tücken. Man vergisst mit der Zeit den Sinn und Inhalt, aber die Form wird weiter gepflegt. Damit geht ihre eigentliche Bedeutung verloren. Weihnachtsbräuche ohne innere Füllung gleichen jener Taufe, zu der man viele Bekannte eingeladen hatte: Aus Platzmangel leg-

Wenn die Hauptperson nicht mehr die Hauptsache ist, dann bleibt alles Feiern, und wenn es in noch so schönen, alten Bräuchen und Traditionen kunstvoll verziert geschieht, inhaltslos, leer und hohl. wird siegen! Ja, es nimmt sogar von Sonntag zu Sonntag zu, es wird heller, je näher das Weihnachtsfest kommt. Beliebt und bekannt als Adventsdekoration ist das Sternmotiv. Heute werden Sterne aus ganz verschiedenen Materialien hergestellt, früher kannte man vor allem die Strohsterne. Das Stroh deutet hin auf die Geburt des Erlösers im Stall von Bethlehem. Jesus, der König aller Könige, kam nicht im Palast zur Welt, sondern kam wortwörtlich mitten hinein in den «Mist dieser Welt». Aus Stroh wird im Stall Mist. So gibt es viele weitere Bräuche, die uns erinnern sollen.

ten alle ihre Mäntel und Jacken überall hin, auf Betten, Stühle und auf die Wiege. Dann wurde fröhlich gefeiert. Als man nach dem Essen den Täufling holen wollte, fand man ihn tot – erstickt unter den Mänteln. Wenn die Hauptperson nicht mehr die Hauptsache ist, dann bleibt alles Feiern, und wenn es in noch so schönen, alten Bräuchen und Traditionen kunstvoll verziert geschieht, inhaltslos, leer und hohl. Gute, von innen gefüllte Weihnachtsbräuche aber sind ein kostbarer Schatz. Man kann ein Leben lang, auch in Zeiten der Not, davon zehren. So schreibt Dietrich cz 4|07

Bonhoeffer 1943 aus dem Tegeler Gefängnis einen Weihnachtsbrief an seine Eltern: «Ihr habt uns durch Jahrzehnte hindurch so unvergleichlich schöne Weihnachten bereitet, dass die dankbare Erinnerung daran stark genug ist, um auch ein dunkleres Weihnachten zu überstrahlen. In solchen Zeiten erweist es sich eigentlich erst, was es bedeutet, eine Vergangenheit und ein inneres Erbe zu besitzen, das von dem Wandel der Zeiten und Zufälle unabhängig ist.»

Fest der erfüllten Herzen Damit Weihnachten für uns wieder zum echten Fest, zum «Fest der Feste» werden kann, ist es dringend notwendig, wegzukommen vom Fest der «erfüllten Wünsche», hin zum Fest der «erfüllten Herzen». Das Schenken an Weihnachten kommt aus dem dankbaren Wissen, dass Gott uns beschenkt hat. Er hat sich das Liebste und Beste, was er hatte, vom Herzen gerissen und uns geschenkt: seinen Sohn Jesus. Darum möchten wir Menschen auch et-

was zurückschenken. Nur kann man Gott direkt nichts geben. Aber wir können aus Liebe und Dankbarkeit für Gottes Geschenk an andere Menschen oder Hilfsprojekte etwas weitergeben und damit Gott ein Danke sagen. Das ist der eigentliche Sinn des Schenkens an Weihnachten!

Feste neu entdecken und gestalten

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politisches festen und engagement feiern | wenn | wirkrippen leben heute erzählen und …

Wenn Krippen erzählen, ...

man, dass er ein überaus sensibler, feinfühliger und liebevoller Mann war. Er hat Maria nicht verlassen, sondern für sie und das Kind gesorgt und sein Leben für seine Familie aufs Spiel gesetzt hat. Er war ein Vater par excellence, und darum ist er mir überaus sympathisch.» Was Dieter Theobald an Josef darüber hinaus noch faszinierend findet, erzählt er in folgender Geschichte:

... wird die Welt der Bibel lebendig

Krippen sind (auch) Männersache

«Wenn man erst einmal ein paar Stücke von etwas besitzt, kommen automatisch immer mehr dazu», sagt Dieter Theobald, der eher zufällig zum Krippensammeln kam. Am meisten begeistert ihn, wie ihm einzelne Figuren die Weihnachtsgeschichte immer wieder neu erschlossen haben – dazu gehört im Besonderen die Figur von Josef.

Johanna Vollenweider / Dieter Theobald Das Sammeln nimmt seinen Anfang in den späten Sechzigerjahren, als Dieter Theobald Prediger in Winterthur ist. Immer zu Weihnachten schenkt ihm seine Gemeinde eine Krippenfigur von einem Schnitzer aus Dörflingen, Schaffhausen. Mit den Jahren schenken ihm Leute ganze Krippen, wenn sie keine Verwendung mehr dafür haben, andere wiederum bringen ihm Krippen aus Taiwan oder Mexiko mit. Später ersteht Dieter Theobald selber einige Exemplare. «Selbst in der libyschen Wüste fand ich auf dem Markt eine Krippe aus Speckstein, obwohl das Land zu etwa 97 Prozent muslimisch ist.» So kommt allmählich eine kunterbunte, exotische Sammlung zusammen. Heute besitzt Dieter Theobald mehr als 50 Krippen, von der winzigen Baumnussschale, die Maria, Josef und das Jesuskind beherbergt, bis hin zu 30 Zentimeter hohen Figuren aus Steingut, getöpfert von einer Lehrerin aus dem Aargau. «Aus der Tschechoslowakei brachte ich eine Krippe aus Sperrholzfiguren mit, die einseitig mit Bildern beklebt waren. Es 6

sind verschiedenste Berufe vertreten, darunter der Kaminfeger, die Gänseliesel oder der Bäcker. Die über 60 Figuren sind alle zur Krippe hin ausgerichtet und stellen einen Bezug zur Bevölkerung dar.» Es gibt einige Krippen mit 365 Figuren – für jeden Tag des Jahres eine Figur.

Geschichte der Krippe Dieter Theobald erzählt von den Anfängen: Der erste uns bekannte Krippendarsteller sei Franz von Assisi gewesen. «Das Latein der Kirche haben zu seiner Zeit nur die Menschen der gebildeten Schicht und Wissenschaftler verstanden.» Um die Weihnachtsbotschaft dem Volk nahezubringen, habe er im Jahre 1223 in Greccio das Weihnachtsszenario in einer Scheune dargestellt. Nach und nach habe die Krippe ihren Platz in den Kirchen erobert und sei dort aufgebaut worden, wo der Altar steht. Ab dem 16. Jahrhundert brachten Jesuitenmissionare die Krippe nach Afrika, Südamerika und Asien. Auf diese Weise konnten sie trotz Sprachschwierigkeiten und Analphabetismus die Frohe Botschaft verkünden. Heute findet man Krippen auf

der ganzen Welt, vor allem in katholischen Ländern: peruanische Marien, kenianische Josefs und bayerische Jesuskinder. Im 18. Jahrhundert verbietet Papst Joseph II. das Aufstellen von Krippen in den Kirchen. Sei es, weil die Krippenfiguren den Menschen wichtiger werden als das Kruzifix und Maria, oder sei es, weil es eine zunehmende Verlagerung vom Wesentlichen hin zu den Krippen gibt — jedenfalls beginnen die Menschen nach dem Verbot eigene Krippen bei sich zu Hause aufzustellen.

Ein Gespräch unter Männern – das ist etwas ganz Besonderes. Ein Gespräch unter Männern hat Charakter. Da wird nicht geplaudert oder gar geschwatzt, nein, da wird ernsthaft geredet: sachlich, klar und mitunter auch hart. Da schwingen keine seelischen Zwischentöne mit, wie das sonst manchmal der Fall sein mag. Dennoch mag es dir, lieber Josef, merkwürdig vorkommen, was ich da gerade von wegen ‹steifem Klotz› gesagt habe. Beruhige dich nur: Das ist nicht meine Überzeugung. Phrasen sind das, allerdings noch immer oft gehörte. So ist das leider im Leben: Man wird einfach katalogisiert, in eine Schublade gesteckt. Männer sind nun mal so, und Frauen sind halt anders. Oder umgekehrt. Wahrscheinlich hast du schon eine Menge solcher Klischees über dich und auch über deine Frau gehört. Deine Frau haben sie ganz schön hochstilisiert. Was die Leute doch alles aus ihr ge-

Kein steifer Klotz Eine Krippe erfüllt für Dieter Theobald keinen blossen Dekorationszweck: «Sie soll bewusst platziert werden. Sie trägt einerseits zur Weihnachtsstimmung bei, andererseits ist sie eine Versinnbildlichung der Botschaft von Weihnachten, die, wenn wir gut hinschauen und zuhören, immer wieder neu und konkret zu uns spricht.»

macht haben im Laufe der Zeit! Und nicht nur das einfache Volk - auch die Theologen, die Gottesgelehrten. Ja, die vor allem! Ich möchte wissen, welcher Gott sie das gelehrt hat. Kaum der, den dein Sohn als seinen Vater bezeichnet. Aber lassen wir das. Kommen wir zu dir, Josef. Damit wären wir zwar wieder bei einem Gespräch unter Männern. Doch hoffe ich, dass es kein so phrasenreiches Blabla wird. Mir wäre an einem ehrlichen und auch verständnisvollen Gespräch gelegen. Selbst wenn es dann kein «Gespräch unter Männern» ist. Josef, ich teile dir sicherlich keine Neuigkeit mit, wenn ich dir sage, wie du immer wieder dargestellt wirst: etwas plump naiv, etwas unbeholfen – so habest du angeblich an der Wiege deines Kindes gestanden. Das heisst: Es war ja nur eine Futterkrippe. Not macht eben erfinderisch! Übrigens, war das nicht deine Idee? Ich finde sie toll! Damit hast du Maria eine grosse Sorge abgenommen. Nur, wenn man heute nicht gleich alle seine Vorzüge und Ideen, sein Wissen und seine Wendigkeit in die Welt hinausposaunt, wird man rasch als dümmlich-naiv abgestempelt. Du hast bei der Geburt des Kindes unter so aussergewöhnlichen Umständen nicht die Nerven verloren, hast nicht einfach das Weite gesucht, wie das so mancher Vater in dieser Situation getan hätte. Und das finde ich ganz prächtig von dir. Doch, wirklich, ich staune über dich. Es war ohnehin eine schlimme Zeit für dich: voller Irrtümer und Unver-

ständnis, voller Unterschlagungen und Verdächtigungen! Ob ich so was durchgehalten hätte? Ich weiss es wirklich nicht. Heute ist mir natürlich klar, dass dir das alles nur möglich war, weil du dein Ohr nicht den vielen anderen Stimmen geliehen hast, sondern nur dieser einen Stimme. Der Stimme von oben. Darum beneidet man dich heute manchmal, dass du so klare Weisungen im Traum erhalten hast. Aber war das wirklich so eindeutig für dich? Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass deine Träume vielleicht nur Wunschträume gewesen sind? Dann hat man doch wenigstens eine Erklärung, eine Entschuldigung. Träume sind doch Schäume! Du hast die Träume schlicht und einfach als Anweisungen Gottes, als seine Stimme verstanden und auch angenommen. Und du hast dich damit gleich noch einmal der Lächerlichkeit preisgegeben. Doch die Geschichte hat dich rehabilitiert. Nein, Josef, diese Phrase hast du nicht verdient. Du würdest schlicht sagen: «Gott hat sich zu mir gestellt.» Josef, du hast dich zu Gott und seinem Wort gestellt. Auch wenn manche sagen, du wirkest steif und unbeweglich wie ein Klotz, so sage ich: «Bleibe nur dort stehen.›› 2006 by Brunnen Verlag Basel «Weihnachten ist (auch) Männersache»

‹‹Die Figur des Josef gefällt mir bei der DDR-Krippe sehr gut. Josef sagt man oft nach, er sei ein steifer Klotz, der neben der Krippe steht und sich nicht rühre. Wenn man aber seine Geschichte liest, merkt cz 4|07

• Dieter Theobald, Sammler: «War Josef ein steifer Klotz? Wenn man seine Geschichte liest, merkt man, dass er ein überaus sensibler, feinfühliger und liebevoller Mann war. »

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festen und feiern | heiligabend auf der gasse

auf der Gasse sind sie einfach noch zu selten begegnet.»

Heiligabend auf der Gasse Eine Familie überschreitet Grenzen Hansjörg und Helen Forster und ihre vier Kinder verbringen den 24. Dezember 2006 mit Randständigen in Winterthur. Anfangs skeptisch, sind letzten Endes alle begeistert von der ungewöhnlichen, aber positiven Erfahrung. Johanna Vollenweider Das Outreach-Team ihrer GVC Chile Hegi in Winterthur geht jedes Wochenende in die Stadt zum Rondell, um mit Leuten von der Gasse zu reden und um mit je-

nen, die Anschluss suchen, Kontakte zu knüpfen. Das bringt Helen Forster auf die Idee, mit ihrem Mann Hansjörg und den vier Kindern an Heiligabend das Team der Gemeinde zu begleiten. «Ich dachte: Eigentlich wäre es schön, anderen an Weihnachten eine Freude zu machen und nicht zu Hause im Wohnzimmer zu hocken.» Sie überlegt zusammen mit Hansjörg, ob das mit den beiden jüngeren Töchtern,

8- und 10-jährig, zu machen wäre. Auch das Outreach-Team findet Helens Idee prima, und obwohl die Familie Forster noch keine Ahnung hat, wie dieses Team arbeitet und was sie erwartet, lässt sie sich auf das Abenteuer ein. Hansjörg: «Als es dann 24. Dezember wurde, war das Unbekannte für die beiden Kleineren, Andrea und Evelyn, eine kleine Überforderung. Nicht, dass sie nicht aus der warmen Stube hätten hinausgehen wollen, aber Menschen

«Die coolsten Weihnachten!»

Sie laden die Leute ein, zum Rondell hinter dem Manor zu kommen, um Paella «Zuerst hatte ich überhaupt und Wurst mit Brot zu essen und mit ihkeinen Bock» nen Weihnachten zu feiern. Das Rondell Sohn David (15) ist zunächst wenig beist ein spezieller Platz, eine Art kleine geistert: «Was für eine Idee ist das denn Bühne mit Treppenstufen, teils gedeckt, wieder!», ärgert er sich. «Später hab ich teils unter freiem Himmel. Die Kerzen es mir aber nochmals überlegt und gerund um den Platz sorgen für eine gemütmerkt, dass diese Menschen auch gerne liche Stimmung. Es stehen Tische und Weihnachten feiern möchten. Ich fand Stühle bereit, eine kleine Kochstelle und den Abend dann auch wirklich cool. Ich ein riesiger Grill, an dem man sich die war erstaunt, wie direkt und ehrlich diese Hände wärmen kann. Wer immer noch friert, bekommt eine Wolldecke, in die er «Ich habe gemerkt, dass sich einwickeln kann, und einen diese Menschen auch gerne WeihPunsch. Der ganze Platz strahlt nachten feiern möchten. Ich war erstaunt, Wärme aus, und besonders die wie direkt und ehrlich diese Leute Frauen sind angetan von der Familie mit den vier Kindern, die sind.» einfach so den Abend mit ihnen verbringen. Es gibt ihnen ein heimeliges GeLeute sind.» Isabel (12) erzählt: «Ich konnfühl, denn die meisten von ihnen haben te mir das alles zuerst gar nicht richtig selten Kontakt zu anderen Menschen als vorstellen, weil mir nur die Leute in den zu jenen von der Gasse. Nun erzählt Beni, Sinn kamen, die ich manchmal auf der ein Mann aus dem Team, der bis vor kurStrasse sitzen sehe. Ich dachte, dass lauzem selber in den Drogen steckte, aus seiter komische Leute auftauchen würden. nem Leben und weist auf Jesus, die wahAber es kam dann gut heraus!» re Weihnachtsfreude, hin. Hansjörg: «Mit Andrea (10): «Wir dachten zuerst, es sei grosser Erleichterung merkten wir Eltern, vielleicht langweilig, und ein wenig Angst dass sich unsere Kinder zusehends enthatten wir auch. Es hat uns aber sehr gut spannten und ihren Platz fanden. Die gefallen.» Angst wich der Freude, an etwas WichtiAm Heiligabend trifft sich die Familie Forgem teilzuhaben. Irgendwann im Lauf ster um 17 Uhr mit dem Outreach-Team, des Abends kam Evelyn ganz nah zu uns um den Ablauf zu besprechen und geheran und flüsterte uns ins Ohr: ‹Du, das meinsam zu beten. Eine Stunde später sind die coolsten Weihnachten, die wir je geht es los: Als einzige Familie mischen gefeiert haben!›» sie sich unter das Team, gehen auf die Gasse und verteilen selbst gebackene Helene: «Anfangs hatten wir geplant, dass Guetzli. Ob Taxifahrer, Schaufensterguich um 20 Uhr mit den Kleineren nach cker oder Randständiger, die meisten AnHause gehen würde. Doch dann gefiel es gesprochenen nehmen die kleinen Geuns allen so gut, dass wir uns nicht losschenke dankend an. Von einer Frau an reissen konnten und schliesslich bis um der Bushaltestelle bekommen sie sogar 23 Uhr blieben.» Evelyn (7): «Die meisten etwas Geld für die Guetzli. Leute waren sehr nett, vor allem Larissa, sie hat uns gedrückt und mir ein Küsschen auf die Wange gegeben. Ich würde sie gerne wieder einmal sehen.»

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Ein richtig gutes Gespräch Helene: «Mit Larissa redeten wir lange und kamen auch auf den Glauben zu sprechen. Sie hat bereits von anderen Menschen gehört, dass Jesus der Weg zum Leben ist. Einmal drehte sich Larissa plötzlich zu David um und fragte ihn, ob er auch an Jesus glaube.» David: «Ich sagte Ja, darauf fragte sie mich, wie ich sicher sein könne,

«Ich konnte mir das alles zuerst gar nicht richtig vorstellen, weil mir nur die Leute in den Sinn kamen, die ich manchmal auf der Strasse sitzen sehe. Ich dachte, dass lauter komische Leute auftauchen würden.»

dass ich zu Gott gehöre. Ich erklärte ihr von meinen Erfahrungen, dass vieles einfacher geworden sei und ich mich besser entscheiden könne. Ich denke, sie hat mir geglaubt. Die Leute vom Team sagten uns nachher, dass es nicht einfach sei, mit Larissa ins Gespräch zu kommen. Sie waren sehr beeindruckt, dass sie mit uns geredet hat.» Helene: «Larissa hat sich total wohlgefühlt, und es war sehr schön. Ich denke, die Kinder haben viel dazu beigetragen, dass sie sich in diesem familiären Rahmen öffnen konnte. Eigentlich müsste man erneut so feiern. Es hat mich an früher erinnert, als wir auch auf die Gasse gingen, und mich angespornt, wieder mehr auf Leute zuzugehen und sie auf den Glauben anzusprechen.» Hansjörg: «Wir haben in die leuchtenden Augen unserer Kinder geblickt. Wir haben an diesem Abend auch viele trostlose Blicke wahrgenommen. Wir beten darum, dass das Outreach-Team weiter gute Kontakte zu den Menschen auf der Gasse pflegen kann und Leben verändert werden. Ob wir diese Weihnachten wieder dabei sind? Wir werden sehen.» 9


D I E N E N Obdachlose feiern im Ballsaal Weihnachtsfest mit Pfarrer Sieber im Zürcher Hotel Marriott An einem Abend Mitte Dezember ziehen jeweils Menschen aus dem Schatten der Gesellschaft ins Licht der Kerzen im Ballsaal des Hotels Marriott in Zürich. Die ganze Belegschaft sowie Pfarrer Sieber mit seinem Team heissen sie willkommen zur Obdachlosenweihnacht. Ausgestossene erleben ein Fest der Liebe bei Speis und Trank, bei Musik, Geschichten und Gebet.

Manfred Kiener «Als ich vor zwei Jahren das erste Mal zur Obdachlosenweihnacht ging, kam es mir vor wie beim grossen Abendmahl», erzählt Martin Fischer (59), Geschäftsführer der Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber in Zürich. «Unterwegs sah ich Leute aus der Szene. Sie freuten sich und schwankten, einander eingehängt, zum Hotel. Einer warf noch die Bierflasche weg. Im Hintergrund erklangen die Glocken vom Grossmünster und von St. Peter. Es schien, als würden die Menschen zur Kirche gehen. Doch sie zogen zum Weihnachtsfest. Sie wussten: Da wird uns Speise gegeben. ‹Bethlehem› heisst ja ‹Brothaus›. An jenem kalten Abend kamen mir die Tränen. Die Menschen erschienen buchstäblich ‹von den Hecken und Zäunen› zum grossen Mahl.»

Niemand will sie sehen Laut Fischer strömten letztes Jahr rund 300 Personen zur Obdachlosenweihnacht. «Wir begrüssen Menschen, die in der Stadt leben und zur Stadt gehören, die aber in den Schatten gedrückt werden. Menschen, die in der Öffentlichkeit niemand sehen will und die nirgends zu Hause sind, 10

Kranke, Arme, Drogenabhängige und Leute aus dem Milieu. Für einmal dürfen sie Gäste sein. Das Team des Hotels serviert jeweils grossartige Speisen und Getränke. Die Menschen dürfen wählen, was ihr Herz begehrt.»

Menschen willkommen heissen «Als Businesshotel wollten wir unsere soziale Verantwortung als Teil der Stadt wahrnehmen», begründet Marketingleiter Olivier Rappai die Initiative des Hotels Marriott für den Anlass. «Wir wollten nicht einfach Geld spenden, sondern Gastfreundschaft anbieten und Menschen bei uns willkommen heissen.» Durch den Kontakt zu Pfarrer Ernst Sieber kam die Obdachlosenweihnacht zustande. «An diesem Abend dient die ganze Hotelbelegschaft vom Direktor bis zum Tellerwäscher unentgeltlich, einfach um den Gästen ein schönes Weihnachtsessen zu ermöglichen. Wir freuen uns immer auf diese ergreifende Feier, wenn Pfarrer Sieber betet und Prominente singen oder Geschichten erzählen», erklärt Olivier Rappai.

ziell an Weihnachten Gutes tun», schildert Martin Fischer seine Erfahrungen. «Doch gesucht sind jeden Tag des Jahres Freiwillige, die den Menschen am Rande zu Mitmenschen werden. Weihnachten muss in unseren Institutionen das ganze Jahr über erlebbar werden. Durch die Art und Weise, wie wir mit ihnen umgehen, sollen Menschen spüren: dieser Gott, der hinter allem steht, interessiert sich für mich.»

• Ein Mitarbeiter des Hotels Marriott bedient eine obdachlose Frau.

Weihnachten täglich erleben

(Foto aus dem Tages-Anzeiger)

«Viele Menschen wollen Bedürftigen specz 4|07

festen und feiern | obdachlose feiern im ballsaal

Mehr Pflegeplätze einrichten Welches sind die aktuellen Herausforderungen der Sozialwerke? «Die grösste Herausforderung ist unser Kleinspital ‹SuneEgge›», betont Martin Fischer. «Dort haben wir die 28 Betten dauernd belegt. Wir benötigen mindestens 50 Betten für die Pflege schwerstkranker Suchtpatienten, von denen viele HIV-positiv sind und Hepatitis C haben. Wir bemühen uns, vom Kanton einen neuen Leistungsauftrag zu erhalten, damit wir einen grösseren ‹Sune-Egge› bauen können.» Zudem suche die Stiftungsleitung mittelfristig einen Ersatz für das «Ur-Dörfli». Die dreissig Plätze dort teilen sich Menschen, die sonst keinen Unterschlupf finden. Wo werden sie künftig Weihnachten feiern? Weitere Informationen: www.swsieber.ch.

• Martin Fischer (59), Geschäftsführer der Stiftung Sozialwerke Pfarrer Ernst Sieber .

• Der Ball- und Seminarsaal des Hotels Marriott in Zürich • Pfarrer Ernst Sieber (rechts) und ein Musiker an der Weihnachtsfeier für Obdachlose.


GESCHICHTE Das unerwartete Weihnachtskind Von einem Unfall im Schneefall «Das wird wohl eine stille Nacht am Heiligen Abend», denkt Tom Looser. Vor kurzem ist Freundin Tanja ausgezogen. «Die Liebe ist verduftet!», hat sie ihm an den Kopf geworfen. Adrian Hofmann Tom setzt sich mit dunklen Augenringen hinters Steuer. Müde dreht er den Zündschlüssel und fährt in den kalten Nachmittag hinaus. Schon bald hat er die Stadtgrenze hinter sich gelassen, den breiten Fluss überquert, und jetzt liegen noch dreihundert Autobahnkilometer vor ihm. Wenn alles klappt, wird er beim Eindunkeln in seiner Heimatstadt ankommen. Wie jedes Jahr will er dort mit seiner Ursprungsfamilie Heiligabend feiern. Zu Beginn werden sie alle miteinander den Gottesdienst besuchen. Tom schafft es gerade noch. Als er sich, etwas ausser Atem, neben seine Mutter auf die Kirchenbank setzt, sagt der Pfarrer: «Liebe Freunde, viele von Ihnen sind heute in Ihre Heimatstadt zurückgekehrt, um Gottes Geburtstag zu feiern. In der immer dunkler werdenden Adventszeit feiern wir Marias Schwangerschaft und jetzt, in der längsten Nacht, erblickt Jesus das Licht der Welt. Heute möchte wohl keine moderne Frau mehr so gebären wie Maria damals, in einem Stall, auf Stroh und ganz ohne Hebamme. Trotzdem, so wie damals im Stall will Jesus auch in uns geboren werden. Dazu braucht er nicht den modernsten 12

Gebärsaal unseres Herzens. Es ist viel wahrscheinlicher, dass Gott im Dreck unseres Lebens zur Welt kommen will.» Bei diesen Worten greift Tom nach der Hand seiner Mutter, und während der Pfarrer über Gottesgeschenk und Kinderfest weiterredet, versinkt Tom in seine Gedanken. Er wacht daraus erst wieder auf, als er den Pfarrer sagen hört: «In dieser Heiligen Nacht möchte ich Ihnen zwei Fragen mit nach Hause geben: Erstens, was wissen Sie über Ihre eigene Geburt? Und zweitens: Wie wurden Sie als Kind behandelt? Wenn Sie an diesen Fragen arbeiten, werden Sie immer das passende Weihnachtsgeschenk finden.» Nach dem Ausgangsspiel begrüsst sich die ganze Familie Looser vor der Kirche. Da sind Vater und Mutter Looser, dann Maya, die Älteste, mit ihrem Mann und drei Buben. Kurt, der Zweitgeborene, mit Frau Angela und zwei Mädchen. Und Tom, der Jüngste. Im Schein der Strassenlaternen gehen sie nach Hause. Als sie dort das Wohnzimmer betreten, ist der Tisch bereits gedeckt. Wie jedes Jahr gibt es Schinkensandwiches mit Rotwein für die Erwachsenen und Coca-Cola für die Kinder.

«Ich arbeite jetzt wieder 50 Prozent», sagt Maya und greift nach einem Sandwich. «Und ich 150», antwortet Kurt. «Der Hypozins ...» «Und du bist befördert worden.» Angela muss unbedingt dafür sorgen, dass diese Tatsache gehört wird und auch, dass die Älteste in der Schule jetzt Englisch hat. «Genau», schmatzt diese, «Looser heisst auf Englisch Loser und das heisst: Verlierer.» «Das trifft nur auf Tom zu», rutscht es da Maya heraus, und um die Stille zu überbrücken, fragt sie mit hochrotem Kopf: «Will noch jemand ein Sandwich?» «Mir ist der Appetit vergangen», antwortet Tom. «Aber wir könnten die Fragen des Pfarrers diskutieren.» «Nein! Hör auf, du nervst wie schon früher!» Toms Geschwister verwerfen die Hände. «Und wie finden wir dann das passende Geschenk?», fragt Tom. «Eine Kalaschnikow wäre cool», sagt einer von Mayas Söhnen. «Oder eine Barbie», kontert eine von Kurts Töchtern. «Peter bekommt ein Mofa, Britta ein Snowboard, mein Freund bekommt eine DVD, die für Zwölfjährige ist», sagt der Erstklässler. Plötzlich reden alle wild durcheinander. «Opa, dürfen wir fernsehen?», schreit jemand. Das ist das Stichwort. Wie auf Kommando rennen Kinder und Erwachsene ins Fernsehzimcz 4|07

festen politisches und feiern engagement | das unerwartete | wir lebenweihnachtskind heute und …

mer. Tom und seine Mutter bleiben allein zurück. Sie beginnen mit dem Abwasch. «Deine Geburt war lang und schmerzhaft», beginnt die Mutter zu erzählen, während sie abtrocknet. «Eine ganze Nacht hat sie gedauert.» «Ja, Tom, du lagst verkehrt. Aber deine Mutter hat nicht aufgegeben, weil wir beide dich unbedingt haben wollten», sagt der Vater. Er ist unbemerkt in die Küche gekommen. Mitten in der sternenklaren Nacht setzt sich Tom wieder in sein Auto und macht sich auf den Heimweg. Gegen Ende der Fahrt beginnt es zu schneien. In der Nähe des Flusses hüllt ihn der Nebel in ein gefährliches Ruhekissen. Plötzlich versetzt ihn ein gelbes, blinkendes Licht in höchste Alarmbereitschaft. Er bremst ab und wird von weiteren Blinklichtern auf die dritte Fahrbahn hinübergeleitet. Schon passiert er erste, ineinanderverkeilte Fahrzeuge. Sirenengeheul dringt an sein Ohr. Jetzt winkt ihn ein Polizist auf die mittlere Fahrbahn. «Sie müssen helfen!», schreit der Polizist, nachdem Tom angehalten hat. Die Hintertüren seines Wagens werden aufgerissen. Zwei Rettungssanitäter schieben eine schwangere Frau auf seinen Rücksitz. Ein Sanitäter hängt die Infusionsflasche an den Kleiderhaken und schlägt die Türen wieder zu. Der zweite Sanitäter öffnet die Tür zum Beifahrersitz, wirft eine Handtasche in den Wagen und steigt selbst ein. «Fahren Sie los!», befiehlt er. «Wohin?», fragt Tom ruhig. «Uniklinik!» Tom gibt Gas und fährt durch das Schneegestöber. Der Sanitäter wendet sich der Frau zu und stöhnt: «Sie cz 4|07

verliert das Fruchtwasser!» «Was ist sonst noch?», fragt Tom und schlingert um eine Linkskurve. «Blutverlust am Kopf, das Bein gebrochen und ... He! Da vorne ist rot!», schreit der Sanitäter. «Ich sehe es», sagt Tom, drückt auf die Hupe und fährt vorsichtig über die Kreuzung. Kurz danach bringt er das Auto vor der Notaufnahme sicher zum Stehen. «Nehmen Sie ihre Handtasche, erledigen Sie das mit der Aufnahme und warten Sie!», schreit der Sanitäter und springt aus dem Wagen. «Los, Los! Ein Rollgestell ...» Während weitere Autos mit Verletzten eintreffen, parkiert Tom seinen Wagen. Dann greift er nach der Handtasche. In ihrem Portemonnaie findet Tom die Identitätskarte der drei Jahre jüngeren Inga Jonson. Adresse und Telefonnummer stehen auf ihrem Langlaufpass. Mit der Handtasche geht er zur Notaufnahmestation und sagt am Anmeldeschalter, was er weiss. Dann sucht sich Tom eine Telefonzelle und wählt Ingas Nummer. Als der Anrufbeantworter kommt, legt er auf. Er holt sich vom Automaten einen Kaffee und setzt sich in den Warteraum. Dort zieht er sich ins Dunkel seiner Seele zurück.«So, wie wir als Kinder behandelt wurden, behandeln wir uns unser gan-

zes Leben lang. Was haben Sie erlebt? Wie gehen Sie heute mit sich selber um, und was wäre das passende Geschenk?», hört er die Stimme des Pfarrers erneut. Als der Kaffee in seinem Pappbecher längst kalt ist, kennt er erst einen Teil der Antwort. «Meine Eltern haben mich immer gut behandelt. Andere weniger. Aber am schlechtesten habe ich selber zu mir geschaut», sagt er sich. «Aber das Geschenk?» Tom grübelt weiter, bis ein Arzt vor ihm stehen bleibt und fragt: «Sind Sie Herr Looser?» «Ja», antwortet Tom. «Sie können kurz zu ihr. Zimmer 331.» Im Morgengrauen des ersten Weihnachtstages betritt Tom hundemüde ihr Zimmer. «Sind Sie Tom?», fragt Inga von ihrem Bett aus. «Ja», sagt er. Er geht ihr entgegen und betrachtet das weisse Pflaster auf ihrer Stirn. Am unteren Bettrand bleibt er stehen und fragt: «Kann ich jemanden anrufen? Ihren Mann? Ihren Freund?» Inga schüttelt den Kopf. «Nein. Als ich schwanger wurde, wollte er mich nicht mehr.» Dann sieht Tom das schlafende Kind in ihrem Arm. «Es ist ein Mädchen», sagt Inga. Jetzt blinzelt es Tom kurz an. Da springt der Funke, und Tom weiss, was in Zukunft für jeden Tag und jeden Menschen das passende Weihnachtsgeschenk sein wird: echte Fürsorge. «Soll ich heute Abend wiederkommen, Inga?», fragt Tom. «Ja», nickt sie und fragt: «Welchen Namen würdest du dem Mädchen geben?» «Noëlle», sagt Tom. «Und du?» «Ich auch», antwortet Inga und schliesst ihre müden Augen. 13


SCHNITZER

festen und feiern | weihnachtskrippen

Woher kommen die Weihnachtskrippen? Zu Besuch beim Brienzer Schnitzer Hanswerner Trachsel Als Mädchen wusste meine Cousine Tabea die Weihnachtspakete ihres Göttis Hanswerner Trachsel wenig zu schätzen: Der Holzbildhauer aus Brienz schenkte ihr Jahr für Jahr Krippenfiguren und Tiere. Heute, als Frau und Mutter, ist Tabea stolze Besitzerin einer Weihnachtskrippe mit über vierzig Figuren und Tieren. Woher kommen eigentlich diese Weihnachtsfiguren?

• Werkstatt mit Blick auf den Brienzersee: Holzbildhauer Hanswerner Trachsel (rechts) und sein Schnitzerkollege Hanspeter Stähli

Manfred Kiener So muss ein Holzschnitzerhaus aussehen: Verwitterte, halbrunde Schindeln kleiden das alte Chalet an der engen Hauptstrasse in Brienz. Über zwei Schaufenstern im Erdgeschoss verkünden Goldbuchstaben auf schwarzem Grund: Sculptures P. Huggler-Huggler Holzbildhauer. Artikel mit Schweizer Kreuz leuchten aus dem Schaufenster: Taschenmesser, Fahnen, Spielkarten, Brieföffner, Taschen und Nussknacker. Sie warten auf Touristen. Kinderspielzeuge aus Holz, geschnitzte Tiere und Figuren ergänzen die Auslage.

Start in einem Hungerjahr Mit der Holzschnitzerei in Brienz begann Christian Fischer im Hungerjahr 1816 – aus Not. Er schuf Reiseandenken für Gäste. Leider erlebte Fischer die Blüte der Holzbildhauerei nicht mehr. Er starb 1848 als armer Mann. Das Handwerk fand später bis zweitausend Nachahmer in und um Brienz und bis hinten ins Tal

• Die heilige Familie auf der Flucht

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nach Meiringen. Die Schnitzer verkauften ihre Werke in Brienz und Interlaken sowie im Grandhotel Giessbach über dem Brienzersee. In diesem Jugendstil-

Brienzersee. Reben umranken die Scheiben. Die Sonne scheint auf drei Schnitzerbänke. Vor dem mittleren Bank sitzt er auf einem alten Bürodrehstuhl: Hans-

Für ihn als begnadeten Holzbildhauer sind die Brienzer Krippen mehr als blosse Dekoration zur Weihnachtszeit.

Schnitzerbank entgegen: Runde, V-förmige, schmale, breite und gebogene Metallspitzen stecken in Holzgriffen. Die Metallspitzen liegen dem Meister zugewandt, damit er das Profil mit einem Blick erkennt und die Meissel schnell wechseln kann.

Erstes Treffen an einer Hochzeit haus weilten früher die englische Königs- sowie die russische Zarenfamilie im Sommerurlaub. Diese gutbetuchte Klientel erwarb viele Schnitzereien. Ein Steinbrunnen bei der Schifflände am Quai in Brienz erinnert an den Schnitzerpionier Fischer. Ein Junge sitzt darin auf einer Muschel und hält zwei Fische in den Armen. Jeder der Fische speit Wasser.

Tausend Tiere pro Jahr Die Ladentüre bimmelt und ruft Hanspeter Stähli, einen von Hanswerner Trachsels Schnitzerkollegen, nach vorne. Er führt mich in eine helle Stube mit Teppich und Holzboden. Die Aussicht lockt meinen Blick durch die Fenster auf den cz 4|07

werner Trachsel, der Götti meiner Cousine Tabea. Wie seine Kollegen trägt er eine dunkelblaue Schürze. Mit einem Meissel bearbeitet er ein Stück Lindenholz. «Das wird ein Widder», sagt er. Neben ihm steht das fertige Modell eines Widders auf dem Fenstersims. «Für ein Tier benötige ich etwa eine Stunde. Pro Jahr komme ich gut und gerne auf tausend Tiere.» Er arbeitet ruhig. Im Raum ist es still. Die Atmosphäre scheint mir meditativ. Ich höre Füsse rascheln in Spänen, hie und da ein Kratzen und Schaben der Meissel auf dem Holz. Leise klackt es, wenn Trachsel einen Meissel ablegt und einen anderen nimmt. Fünfzig Schnittkanten strecken sich ihm vom

Meine Gedanken schweifen dreissig Jahre zurück. Ich sehe mich als dreizehnjährigen Jungen an einem Tisch im Festsaal im Schloss Hünigen in Konolfingen. Ein geschnitztes, braun bemaltes Bärchen sitzt auf dem weissen Tischtuch vor meinem Teller. Es starrt mich aus schwarzen Knopfaugen an. Das kleine Tier wirkt so echt. Hat es nicht geblinzelt? Bei jedem der rund sechzig weiteren Plätze sitzt ebenfalls so ein putziger Kerl. Vor jedem Bär steht der Name des Gastes auf einem Kärtchen. Am Platz des Brautpaares sitzen zwei grössere Bären. Mein Onkel Christian heiratet Vreni aus dem Berner Oberland. Sie ist eine Drillingsschwester von Hanswerner, dem Holzbildhauer. 15


festen und feiern | wenn krippen erzählen

Er hat alle Bären für diese Hochzeitsfeier geschnitzt. Onkel Christian hatte mir Jahre zuvor Kerbschnitzmesser und Lindenholzbretter zu Weihnachten geschenkt. Ich weiss, wie schwierig, aber auch wie schön Schnitzen sein kann.

Seltene Firmentreue Über einem kleinen Lavabo in der Werkstatt hängt ein Blatt an der Pinnwand: «Dienstjubilare der Firma Huggler-Wyss Holzbildhauerei AG.» Ein Schnitzer arbeitet seit 10 Jahren hier, zwei seit 15 und vier Mitarbeiter seit 20 Jahren. Sind das treue Seelen, begeisterte Schnitzer oder beides? Hanspeter Stähli, der mich empfangen hat, begeht das 35-Jahr-Jubiläum. Zuunterst steht noch ein Name: Hanswerner Trachsel. Er hält der Firma

seit 45 Jahren die Treue! Dahinter müssen Leidenschaft und Liebe zum Handwerk stecken. Als Neunzehnjähriger war Trachsel vom Bergbauernhof in Ried ob Frutigen nach Brienz gezogen und hatte die Lehre als Holzbildhauer begonnen – oder eben als «Schnitzler», wie er sagt. Er hat sich auf Tiere spezialisiert und ist bis heute in derselben Firma geblieben. «Sowohl an der Schnitzerschule in Brienz als auch in unserem Betrieb lernen die Jungen heute alle drei Richtungen zu schnitzen: Figuren, also Menschen, Tiere und Ornamente», betont Trachsel.

Mehr als blosse Dekoration Auf dem Gang durch das Dorf zeigt mir Hanswerner Trachsel die Kapelle des Evangelischen Brüdervereins, wo er mit

seiner Gattin Lydia und den Kindern seine geistliche Heimat gefunden hat. Er verliert zwar nicht viele Worte darüber, doch ich weiss: Für ihn als begnadeten Holzbildhauer sind die Brienzer Krippen mehr als blosse Dekoration zur Weihnachtszeit. Er führt mich vorbei am Fischerbrunnen die Hauptstrasse hinab und die Brunnengasse mit den alten Holzchalets hinauf in die Hauptwerkstatt. Dort steht der Maschinist Ernst Egger an einer Bandsäge. Vor sich an der Maschine hängen Auftragszettel und Papierschablonen. Aus dicken Brettern sägt Egger je nach Schablone Klötze aus. «Wir verwenden zu über neunzig Prozent Lindenholz», erklärt Hanswerner Trachsel.

«Das stammt alles aus unserer Gegend rund um den Brienzersee.» In einem weiteren Raum steht die Kopiermaschine. Dort spannt Maschinist Egger jeweils das fertige Modell einer Krippenfigur wie beispielsweise einen Hirten ein. Zwischen Metalldornen spannt er bis acht in Form gesägte Holzklötze ein. Über jedem Klotz rotiert ein Metallmesser. Mit einem Griff zieht Ernst Egger den Balken mit den rotierenden Messern nach unten. Mit einem Metallstab fährt er den Kurven des eingespannten Hirten entlang. Parallel dazu bewegen sich die Metallmesser links und rechts von ihm und fräsen die Holzklötze in Hirtenform. «Mit dieser Maschine erledigen wir den Grobzuschnitt der Figuren», sagt Hans-

werner Trachsel. «Am Schnitzerbank geben wir ihnen noch den Feinschliff. Doch das geht bei den Lämmchen nicht. Die fertigen wir ganz in Handarbeit.»

Figuren für Ostern und Palmsonntag Im Hauptladen der Firma Huggler-Wyss Holzbildhauerei AG zeigt mir Hanswerner Trachsel vollständige Weihnachtskrippen in verschiedenen Varianten. Im einen Gestell stehen wenige Zentimeter grosse Hirten und Könige. Von einem Brett über dem Schaufenster blicken eine Maria und ein Josef von einem halben Meter Grösse auf uns herab. «Solche Figuren stehen oft in der Kirche.» Liebevoll schildert Hanswerner Trachsel das Besondere dieser oder jener Figur. Speziell weist er mich auf die Figuren hin, die

vor einem offenen leeren Felsengrab knien. «Das sind neue Figuren, die wir für Ostern geschaffen haben.» Daneben schreitet Jesus neben einem Esel durch das Tor einer Stadtmauer. «Diese Situation symbolisiert, wie Jesus am Palmsonntag in Jerusalem einzieht.» Über dem Holztor sitzt eine kleine weisse Taube. Nächstes Jahr wird Hanswerner Trachsel offiziell in Pension gehen. Er wird sich dann mehr Zeit für seinen kleinen Bauernhof hoch über Brienz und für seine Enkel nehmen können. Doch die Liebe zum Handwerk wird bleiben: «Schnitzen werde ich weiterhin. Ich habe mir zu Hause bereits eine Werkstatt eingerichtet.»

• Grosses Bild: Eine Brienzer Weihnachtskrippe mit bemalten Figuren und Tieren • Kleine Bilder: Jesus zieht in Jerusalem ein und Ostermorgen vor dem leeren Grab

• Mit starken Händen schnitzt Hanswerner Trachsel geschickt einen Widder. 16

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K rium die Hauptbotschaft bereits in den ersten Takten vermittelt, wenn die Streicher wie Blitze herunterfahren: Gott wird Mensch! Was folgt, ist eine grossartige Abfolge von Chorpartien, Rezitativen, Duetten und Solo-Arien. Neben strahlendem Gotteslob («Jauchzet, frohlocket», «Fallt mit Loben, fallt mit Danken vor des Höchsten Gnadenthron») finden sich innige Bekenntnisse («Ich steh an deiner Krippen hier, ich komme, bring und schenke dir, was du mir hast gegeben»). Oder wir hören ein wunderbar sanftes Wiegenlied Marias:

Musik zu Weihnachten Ausgewählte Klassiker neu gehört Zu Weihnachten gehört Musik. Dies schon deshalb, weil am Weihnachtstag die Engel gesungen haben. Gesungen? Im Urtext des Neuen Testamentes steht zwar nichts davon, aber ohne Musik fehlt Weihnachten ganz einfach die Seele. Vier Vorschläge für Ihr Fest.

Beat Rink Zunächst noch ein Wort zu den Weihnachtsengeln: Gemäss Lukas 2,13 brachten die himmlischen Heerscharen ihre Botschaft «Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens» sprechenderweise vor. In gewaltigen Sprechchören vielleicht. Wir können uns zwar nicht so recht vorstellen, dass gar keine Musik im Spiel war. Möglicherweise verwendete Lukas das Wort «sprechen» auch nur deshalb, weil es ihm weniger auf die Begleitumstände als auf die Aussage selber ankam. Wie dem auch sei: Im Verlauf der Kirchengeschichte wurde die Weihnachtserzählung schon bald musikalisch umgesetzt und Christi Geburt in herrlichen Liedern gepriesen. Weihnachten, wie wir sie heute feiern, ist ohne Musik nicht denkbar.

Welche Musik wählen? Fragt sich nur, wo und wie. Die «Jingle Bells»-Endlosschlaufen der Warenhäuser einmal beiseite: Wird im Familienkreis noch gesungen? Und werden in den Kirchen noch all die alten Weihnachtslieder 18

angestimmt? Manches deutet darauf hin, dass sich um Weihnachten herum eine musikalische Verlegenheit breitmacht. Dieser könnten wir abhelfen, indem wir selber wieder einmal singen oder uns gute CDs anhören würden. Aus dem Bereich der Klassik gäbe es viele Empfehlungen – von der «Weihnachtshistorie» des Heinrich Schütz (1644) bis hin zu den genau dreihundert Jahre später entstandenen «Vingt regards sur l‘enfant Jésus» von Olivier Messiaen (1944), zwanzig eindrücklichen, rein pianistischen Impressionen rund um die Geburt Jesu. Oder – etwas ganz anderes! – Paul Burkhards «Zäller Wiehnacht» (1960). Im Folgenden seien vier hörenswerte Weihnachtskompositionen etwas eingehender vorgestellt:

Johann Sebastian Bach: «Weihnachtsoratorium» (1734) Johann Sebastian Bach (1685-1750) schrieb für die Jahreswende 1734/1735 einen Zyklus von sechs Kantaten, die er von Anfang an «Oratorium» nannte. Die sechs Teile des Weihnachtsoratoriums sind alle einem bestimmten Festtagsdatum zugeordnet.

festen und feiern | musik zu weihnachten

«Schlafe, mein Liebster, geniesse der Ruh, Wache nach diesem vor aller Gedeihen! Labe die Brust, empfinde die Lust, Wo wir unser Herz erfreuen!» (aus Teil II, Satz 19)

• Beat Rink hat eine Broschüre über das Weihnachtsoratorium geschrieben, die uns Johann Sebastian Bachs Werk in Text und Musik neu erschliesst.

Teil I Geburt Jesu: erster Weihnachtstag Teil II Verkündigung an die Hirten: zweiter Weihnachtstag Teil III Anbetung der Hirten: dritter Weihnachtstag Teil IV Namensgebung Jesu: Fest der Beschneidung, Neujahr Teil V Die Weisen bei Herodes: Sonntag nach Neujahr Teil VI Anbetung der Weisen: Epiphanias, Fest der Erscheinung Christi Wie in manchen Romanen bereits der erste Satz die Weiche für das ganze Buch stellt, so wird auch im Weihnachtsoratocz 4|07

Das ist typisch barocke Sprache und gar nicht so leicht zu verstehen. Dem Kind wird zugesungen, dass es die Brust laben solle – gemeint ist die Brust der Glaubenden! Dann wird es aber sogleich selber «Lust» empfinden – über unser erfreutes Herz. Später wird es nicht mehr schlafen, sondern für uns und das «Geheihen» aller Menschen wachen. Bleiben wir noch etwas bei dieser mit 246 Takten recht langen Arie, die in verschiedener Hinsicht für das Weihnachtsoratorium typisch ist: Die Melodie geht auf ein bereits früher komponiertes weltliches Liebeslied zurück. Und dies ist im Oratorium kein Einzelfall. Bach hat manche alten säkularen Melodien in seine geistlichen Werke übernommen. Man kann daraus schliessen, dass für Bach das Leben eines Christen nicht in einen «geistlichen» und in einen «weltlichen» Teil zerfiel. Typisch für das ganze Werk ist im Wiegenlied auch der Wechsel vom «Ich» zum «Wir»: Die Gemeinde wird in das Weihnachtsgeschehen hineingenommen. Das Weihnachtsoratorium ist unter den drei vorgestellten Werken das «pietistischste» (obwohl sich Bach nicht als Pietist, cz 4|07

sondern als frommer Lutheraner bezeichnet hätte). Es ruft den Zuhörer explizit zum Glauben auf und macht besonders in den Chorpartien die Antwort der glaubenden Gemeinde auf ergreifende Weise hörbar.

Georg Friedrich Händel: «Messias» (1741) Der «Messias», 1741 innert 24 Tagen(!) zu Papier gebracht und im Folgejahr in Dublin uraufgeführt, ist im engeren Sinn keine Weihnachtsmusik und der Geburt Jesu wird darin gar kein grosser Platz eingeräumt. Warum wird dieses wohl bekannteste geistliche Werk klassischer Musik, das zuerst den Unmut der englischen Kirche erregte, weil das Wort Gottes in Konzertsälen statt in der Kirche gesungen wurde, warum wird der «Messias» dennoch so oft an Weihnachten aufgeführt? Sein Thema ist die Ankündigung und das Kommen des Erlösers. Aus dem Alten Testament, vor allem aus Jesaja, werden messianische Verheissungen zitiert. Sie beginnen mit dem kraftvollen Ruf des Tenors, dem Herrn den Weg zu bereiten und alle Tale zu erhöhen. Dann folgt die Ankündigung des Gerichts, das im Alten Testament oft mit dem Kommen des Messias verknüpft wird. Das Weihnachtsthema klingt erstmals mit der Prophetie der Altstimme an: «Siehe, eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären ...» und setzt sich dann in der strahlenden Chorpartie fort: «Denn es ist uns ein Kind geboren, uns ist ein Sohn gegeben ...». Das Geschehen zu Bethlehem wird daraufhin fast eher gestreift und mit dem Engelchor «Ehre sei Gott in der Höhe» wieder verlassen. Die weiteren Teile des «Messias» gelten dem Wirken Jesu, seiner Passion und Auferstehung, der Verkündigung des Evangeliums, der Anbetung des Gotteslammes und schliesslich der triumphalen Auferstehung der Gläubigen. Am bekanntesten ist der «Hallelujah»Chorus, bei dem übrigens der englische

• An der Crescendo-Konferenz im ungarischen Sárospatak wurde im Sommer 2007 Händels «Messias» einstudiert und in der Kirche aufgeführt.

König Georg I. spontan aufsprang, weil er meinte, das Werk sei hier zu Ende (seither erhebt sich in England das Publikum an dieser Stelle von den Sitzen). Den «Messias» neben dem «Weihnachtsoratorium» einzulegen lohnt sich. Beide Werke sind, obwohl dem Barock zuzuordnen, recht unterschiedlich. Auf der einen Seite die innige Frömmigkeit Bachs und die Einladung, sich zu jedem Ereignis rund um die Geburt Jesu auf die eigene Glaubenseinstellung zu besinnen. Auf der anderen Seite die Weite der Heilsgeschichte, die wie ein grosser Bilderbogen aufgeschlagen wird und den Konzertbesucher zum Hörer des kraftvollen Bibelwortes macht. Dahinter steht bei Händel ein nicht weniger ernsthafter Glaube, auch wenn er – anders als Bach – nicht zeitlebens der Kirche gedient, sondern rund vierzig Opern geschrieben hat. Der Komponist, der längere Zeit in London lebte und dort immer wieder die Versammlungen der Gebrüder Wesley besuchte, soll einmal in einer «Messias»-Probe – bei der wunderschönen Arie «Ich weiss, dass mein Erlöser lebet» – eine Sopranistin unterbrochen und gesagt haben: «So, wie Sie das singen, können Sie unmöglich wissen, dass Ihr Erlöser lebt!» 19


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festen und feiern | musik zu weihnachten

Arthur Honegger: «Weihnachtskantate» (1953) Der Schweizer Komponist Arthur Honegger, dessen Bild auf unserer Zwanzigernote prangt, hat mehrere geistliche Werke geschrieben. Sein wohl bekanntestes ist das eindrückliche Oratorium «Le Roi David» («König David»). Auf seinem Sterbebett schrieb er eine rund halbstündige Weihnachtskantate, die selbst unter Musikkennern immer noch ein Geheimtipp ist. Im Zentrum steht der Chor, der in dunklen Tönen mit dem Busspsalm 130 anhebt: «De profundis clamavi ad te Domine» («Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir»). Eine Engelsstimme (Tenor, nicht Sopran!) kündigt die Geburt des Retters an und versetzt uns so zu den Hirten aufs Feld bei Bethlehem. Als öffnete sich nun eine Himmelstür – erst spaltweit, dann immer mehr –, hören wir alte Weihnachtslieder: «Es ist ein Ros‘ entsprungen», «Freu Dich, Israel», «O du fröhliche» usw., die nicht nacheinander erklingen, sondern sich überlagern, ineinanderfliessen und sich allmählich wieder entflechten – dies in einem unbeschreiblich schönen (und allen drohenden Weihnachtskitsch immer genial in Schach haltenden!) Stimmengewirr. Nachdem sich die Himmelstür geschlossen hat, stimmt der Chor als irdische Antwort ein kräftiges, von starken Rhythmen durchpochtes «Laudate omnes gentes» an – ein Aufruf an alle Völker, Gott zu loben. Auf das Lob • Es lohnt sich, die Musik des Schweizer Komder Dreifaltigkeit ponisten Arthur Honegger kennenzulernen. folgt ein Amen, 20

in das sich noch einmal bekannte Weihnachtsmelodien flechten. Gerade für Musikfreunde, die mit Werken des 20. Jahrhunderts wenig vertraut sind, bietet dieses Werk einen guten und sanften(!) Einstieg in die Beschäftigung mit moderner Klassik. Reizvoll und theologisch bestimmt nicht abwegig: dass Engelchöre unsere Weihnachtslieder singen. Es lohnt sich, die «Weihnachtskantate» und überhaupt Honeggers Werke kennenzulernen. Die Zwanzigernote wird uns daran erinnern.

Paul Burkhard: «Zäller Wiehnacht» (1960)

beschreibt: «Mir schwebte etwas vor, das weit weg war vom normalen, üblichen Weihnachtsspiel mit Heiligenschein und Engelsflügelchen, süsslichen Kostümen und feinen Redensarten, wo vor lauter ‹Poesie› der Kern der Sache nicht einmal gestreift wird. Und obwohl ich seit gut dreissig Jahren nie mehr zur Kirche gegangen war, hatte ich mich doch intensiv mit diesen ungeheuren Geschichten aus der Bibel auseinandergesetzt – und genau das wollte ich darstellen.» Und der Schweizer Komponist Rolf Liebermann, der später Intendant der Hamburger Staatsoper wurde und seinen Freund Paul Burkhard mit der Komposition einer Weihnachtsoper beauftragen sollte, sagte, die «Zäller Wiehnacht» sei den Mysterienspielen des 13. Jahrhunderts vergleichbar. Damit meinte er wohl (und dasselbe liesse sich im Blick auf die weiteren Zeller-Spiele oder die wunderschönen Kindermessen sagen), dass sich darin Schlichtheit mit hoher musikalischer Qualität verbindet. «Das isch de Schtärn vo Bethlehem», «Kei Mueter weiss», «Mis Schöfli tue-n-em bringe», «Mir händs glatt bim König Herodes», «Was isch das für e Nacht?» – wem es diese Lieder einmal angetan haben, der kommt wohl nie mehr davon los. Ob ihr Stil auch heute noch die eher Pop-Rockorientierte Jugend anspricht, weiss ich nicht. Sicher trifft auf sie zu, was für alle gute, für Kinder geschaffene Kunst gilt: Sie spricht ebenso Erwachsene an. Weihnachten ohne Paul Burkhards Melodien – für mich persönlich undenkbar!

Die «Zäller Wiehnacht» zählt nicht zur klassischen Musik im engeren Sinn. Dies tut ihrer künstlerischen Qualität jedoch nicht den geringsten Abbruch. Für Schweizer gehört sie ohnehin zu den «Klassikern» der neueren Musik – zusammen mit anderen Werken Burkhards, allen voran dem «Schwarzen Hecht» und der «Kleinen Niederdorfoper». Paul Burkhard war, wie ein kürzlich in den Kinos angelaufener Film zeigt, ein überaus sensibler Mensch und Künstler. Wie kaum ein anderer Komponist konnte er sich deshalb in Texte einfühlen und diese in wunderbare Lieder und Chansons verwandeln. Seine Melodien sind dabei nie banal, sondernd meist recht eigenwillig. So beginnt sein weltberühmtes «O mein Papa» originellerweise mit einer Folge von fünf gleichen Tönen. Auch die Lieder der «Zäller Wiehnacht», eines für Jugendliche seines neuen Wohnorts Zell geschriebenen Singspiels, sind bei aller Eingängigkeit nie seicht oder gar kitschig. Dem entspricht das Grundkonzept des • Paul Burkhard mit Kindern von Zell beim Einstudieren der «Zäller Werks, das Paul Wiehnacht». Burkhard mit folgenden Worten

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festen und feiern | weihnachten als grossanlass

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In fünfzig Jahren von 11 auf 43 Personen Weihnachten wird zu einem Grossanlass • Ernst (links vorne) und Margot Lehmann (Mitte) begründeten die Festtradition.

Die Familie Ernst und Margot Lehmann aus Gänsbrunnen im Kanton Solothurn besteht aus 9 Kindern, 26 Enkeln und ... 6 Urenkeln. «Seit der Geburt meines ältesten Bruders wird bei uns Weihnachten auf die gleiche Art gefeiert. Das ist nun über fünfzig Jahre her», erzählt mir Dora Fuhrer-Lehmann, eines der neun Geschwister, die heute in Weggis wohnt und selber drei erwachsene Kinder hat.

Monika Blatter Am 24. Dezember trifft sich die ganze Sippschaft im Hotel des einen Bruders. Der Saal ist geschmückt, die Tische sind festlich gedeckt. Ohne viel Aufhebens übernimmt im Vorfeld jemand die Dekoration. Auch die Organisation des ganzen Festes läuft trotz der vielen Familienmitglieder fast von selbst. Man spricht nur vorher kurz ab, wer was übernimmt. Die Initiative, eine Aufgabe zu übernehmen, komme dabei nicht immer von ein und derselben Person – aber sie komme, so Dora Fuhrer. Nach einigem Plaudern setzen sich alle zu Tisch. Mutter Lehmann hat die Singbüchlein jeweils schon bereitgelegt. Alle können Weihnachtslieder wünschen. Viele wünschen sich Stücke von Paul Burkhard, da die Jungen der Familie einst bei einer Plattenproduktion mit Burkhard mitgewirkt haben. Einige Enkel sind musikalisch und begleiten auf Instrumenten. Früher las der Vater jeweils die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor; die kleine Dora konnte sie auswendig. Heute wird eine cz 4|07

Geschichte gelesen, die den tieferen Sinn von Weihnachten unterstreicht. Nach einem Dankgebet für die Familie und das Kommen von Jesus wird gegessen. Es gibt immer warmen Schinken, viele verschiedene Salate und ein Dessertbuffet. So kann jedermann zum Festessen beitragen. Die Kinder müssen Geduld haben, denn erst jetzt folgt die Bescherung. Für die Erwachsenen gibt es grundsätzlich keine Päckli mehr. Ausser für die Eltern Lehmann, die von allen Kindern gemeinsam etwas erhalten. Und sie wiederum erfreuen alle Anwesenden noch heute mit liebevoll verpackten Geschenken. «Und danach wird so richtig gefeiert!», freut sich Dora. «Meist haben wir auch Musik, zu der wir tanzen. Das einzige Mal im Jahr, wo ich so richtig tanzen kann», sagt sie verschmitzt.

zum Fest eingeladen, und man war nicht nur als Familie unter sich. Viele Familienmitglieder sind überzeugte Christen. «Bestimmt ist das mit ein Grund, weshalb das Fest Tiefgang hat», ist Dora Fuhrer überzeugt. Den meisten sei es wichtig, die Botschaft von Weihnachten an diesem Anlass zu betonen. So hat eine vor fünfzig Jahren begonnene Tradition Bestand und wird noch immer von der Gottesfurcht der Eltern Ernst und Margot Lehmann geprägt.

• Musikalische Enkel begleiten die Lieder mit Gitarre.

Das grosse Weihnachtsfest bedeutet allen sehr viel, niemand verpasst es, ausser man sei im Ausland oder krank. Die Freude, einander wieder einmal zu sehen, ist gross. Nicht immer begegnet man allen während des Jahres. Oft hat die Mutter auch einsame Menschen aus dem Ort

• Dora Fuhrer-Lehmann mit ihrem Gatten.

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E N T- S PA N N E N Schwierige Weihnachten Vom rechten Umgang mit falschen Erwartungen Ich liebe es, Feste, Rituale und Übergänge zu feiern. Nur mit Weihnachten tue ich mich, wie manche Menschen auch, eher schwer. Was ist bei Weihnachten so anders? Und wie könnte es im guten Sinn besser werden?

festen und feiern | schwierige weihnachten

Viele Menschen sind keine starken Lebensbäume, weil sie gravierende Enttäuschungen in der Kindheit erleben mussten. Traditionsgemäss ist das Weihnachtsfest ein Familienfest. Diese Tradition sitzt tief in unseren Genen. Wenn wir uns je im Laufe eines Jahres um die Erfahrung guter Familienbeziehungen betrogen fühlten, einsam, verlassen und mit grossen Enttäuschungen konfrontiert sahen, dann an Weihnachten. Wenn es etwas gibt, das diesen Mangel stillen kann, ist es allein die Herzensbegegnung mit Jesus. Wir können uns bemühen, etwas von diesem Vermissten als Stellvertreter Christi anzubieten. Heilen kann nur er.

der emotionale Druck rund ums Weihnachtsfest bei unseren Pflegekindern auch im Erwachsenenalter nicht gelegt hatte, liessen wir ihnen absoluten Freiraum, wie sie Weihnachten verbringen wollten. So kann es sein, dass sie lieber arbeiten und die Festtage verschlafen als sich der ungeliebten Gefühle aussetzen. Besuchszwang über die Festtage kennen wir nicht. Telefone kommen oder kommen auch nicht. Unsere Familientreffen sind Gartenfeste im Sommer und Besuche, wenn es uns gefällt. Wir feiern Weihnachten, mit denen, die kommen wollen. Aber wir feiern nur einmal. Auch nicht bei den Grosseltern.

Was wir tun, ist einfach feiern Veronika Schmidt

Was Weihnachten so anders macht

Das Aufziehen von acht Kindern hat mich gelehrt, wie wichtig Feiern und Rituale sind, wie viele Emotionen sie wecken und wie sie zu bleibenden Erinnerungsschätzen werden. Sie sind wie Anker in die Vergangenheit, die Vertrauen und Sicherheit hervorrufen. Umso wichtiger ist es, deren Gestaltung eine gewisse Sorgfalt angedeihen zu lassen. Auch der Alltag schafft sich seine Rituale und gibt damit Sicherheit. Das wird uns oft erst bewusst, wenn wir diese heiligen Gewohnheiten abschaffen wollen und

Doch was ist nur mit Weihnachten los? Das hab ich mich oft gefragt. Das «Rituelle» an Weihnachten liebe ich sehr. Was ich nicht mag, ist, was vor und an Weihnachten «abgeht» und wie es sich anfühlt. Sozial benachteiligte Kinder (und vier davon lebten in unserer Familie) sind oft Symptomträger vorweihnachtlicher Turbulenzen mit weihnachtlicher Eskalation. Mein Mann leitet eine Stiftung mit sozialpädagogischen Grossfamilien. Ich arbeite selbstständig als Familienberaterin. Mitte November zieht es an, Situationen eskalieren: Plötzlich sollen dringend Kinder aus ihren Familien wegplatziert werden. Bei mir suchen Erziehungskursteilnehmer Rat, weil sie mit ihren Kindern nicht mehr zurechtkommen. Paare suchen Hilfe aus scheinbar unlösbaren Konflikten. Das hat sicher nicht nur mit Weihnachten zu tun. Es hat damit zu tun, dass sich nun verdichtet, was sich über den Sommer leichter anfühlte. Mehr Sonne, mehr Licht, mehr Luft lassen uns ungelöste Konflikte leichter ertragen. Sobald es dunkel wird, drohen sie uns zu erdrücken. Eltern und Lehrer werden gereizter und intoleranter, Kinder unruhiger, aufsässiger oder blockiert.

An Weihnachten sollten wir tun, was wir von Herzen tun möchten. auf erbitterten Widerstand der Kinder stossen. Beispiele: Eine Ferienreise nach Italien startet um 4 Uhr morgens, Frühstückshalt drei Stunden später in Bellinzona-Nord. Änderung seit Jahren nicht mehr möglich. Oder wie der Geburtstagstisch geschmückt werden soll, ist selbst bei unseren Jugendlichen noch sakrosankt. Adventskalender abschaffen? Der vorwurfsvolle Blick meines erwachsenen Sohnes deutet an, dass ich das lieber bleiben lasse. 22

Weihnachtszeit ist eine Zeit, in der sich die «Geister» scheiden.

Übersteigerte Erwartungen Weihnachtszeit oder genauer die Adventszeit bedeutet Ankunft und Erwartung. Wir sind in Erwartung der Ankunft unseres Erlösers Jesus Christus. Von ihm sollten wir die Lösung unserer Probleme und den inneren Frieden erwarten. Doch nur allzu oft steigert die Adventszeit unsere Erwartungen an unsere Mitmenschen oder an das Leben allgemein. Mütter erwarten brave Kinder, Väter ungestörte Ruhe, Kinder die Erfüllung materieller Wünsche, Ehefrauen aufmerksame Ehemänner, Familienclans die Einhaltung der Tradition. Weihnachtszeit ist geradezu geschaffen, uns unsere Mängel schmerzhaft in Erinnerung zu rufen. Kein Geld, kein Partner, keine (intakte) Familie, keine Freunde, keine Arbeit, kein Erfolg, unversöhnte Beziehungen, eingefahrene Familientraditionen und ein übersteigertes Harmoniebedürfnis machen diese emotional überfrachtete Zeit für viele unerträglich. «Hingezogene Hoffnung macht das Herz krank, aber ein eingetroffener Wunsch ist ein Baum des Lebens» (Sprüche 13,12). cz 4|07

Plädoyer für mehr Gelassenheit Ich habe mich im Laufe der Zeit von der Vorstellung gelöst, der Harmonie zuliebe zu erwarten, diese Mängel würden in der Weihnachtszeit nicht zu Tage treten. Das Gegenteil ist der Fall: Unsere Mängel manifestieren sich geradezu in dieser Zeit. Wohl dem, der «erlöst» ist, er wird am meisten Gelassenheit an den Tag legen können. Das heisst für mich, damit zu rechnen und zu leben, dass es in der Adventszeit drunter- und drübergehen kann. Dass die Weihnachtsfeier auch von Tränen und Wutausbrüchen begleitet werden kann. Es heisst, Rituale zu finden, ohne mit der Tradition oder mit dem Glauben Druck auszuüben. Es heisst für mich, an Weihnachten keine Harmonie zu erwarten. Es heisst, viel emotionalen Stress zu ertragen und unausgesprochene riesige Erwartungen und die unweigerlich damit verbundenen Enttäuschungen und Reaktionen auszuhalten. Deshalb ist Weihnachten nicht mein Lieblingsfest.

Weihnachtsrituale entwickeln Dazu gehört, festlegende Vorstellungen zu ent-wickeln. Eine davon war, alle unsere Kinder müssten das Weihnachtsfest bei uns verbringen. Nachdem sich cz 4|07

Jeder darf sein, wie er will, auch der «müffelige» Teenie. Schön gekleidet sein oder auch nicht, am Boden liegen oder im Sofa hängen, singen oder es bleiben lassen. Unser Weihnachtsfest ist eher rituell, aber lustig und überhaupt nicht sakral. An Weihnachten koche ich etwas, das ich noch nie gekocht habe, weil die Familie das liebt. Dafür muss der Rest der Familie einkaufen, putzen und den Baum schmücken. Herzstück unserer Feier ist der Lobpreis bei Kerzenschein. Wir singen zusammen Lieder, die wir über die Jahre passend zu Weihnachten gesammelt haben, einfach so lange wir mögen (wir singen gerne). Jemand liest die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel vor. Wir beten zusammen, es betet, wer will. Dann gibt es Dessert und Geschenke. Mit zunehmendem Alter der Kinder sind es zum Glück immer weniger geworden. Mit zu vielen Geschenken ist Weihnachten nicht lustig, ohne aber auch nicht. Ein Geschenk, das wir uns machen, ist eine neue DVD, die wir uns anschliessend zusammen anschauen. Über die Festtage ist mir eher nach Ruhe zumute. Aber schnell packt mich auch die Lust, den Baum abzuräumen und Weihnachten als Tradition hinter mir zu lassen.

Weihnachten ent-spannen, heisst ❤ mit Unvollkommenheit und Mangel leben zu lernen ❤ eventuelle Erwartungen und Wünsche an meine Mitmenschen von der Weihnachtszeit abzukoppeln und ihnen gegenüber zu kommunizieren ❤ ungeliebte Familientraditionen frühzeitig zur Diskussion zu stellen und Alternativen vorzuschlagen ❤ «heisse Eisen» in Familie und Verwandtschaft ausserhalb der Weihnachtszeit anzusprechen ❤ ungelöste Probleme nicht an Weihnachten lösen zu wollen. Konflikte, die bis dahin kein Thema waren, sollen nicht angesprochen werden ❤ loslassen zu lernen – Menschen und Vorstellungen ❤ einander zu fragen, was wir tun möchten ❤ das zu tun, was wir von Herzen tun möchten ❤ dass daraus ein Ritual entstehen kann oder gerade eben nicht

Familie Schmidt

• Von links nach rechts, hinten: Aaron, Zippora, Jonathan, Andreas, Vorne: Jemima, Veronika

Veronika Schmidt (46) ist Systemische Paar-, Familien- und Erziehungsberaterin in eigener Praxis (www.familienwerkstatt.ch). Zusammen mit ihrem Mann Andreas hat sie 4 Kinder zwischen 15 und 22 Jahren. Beide sind Sozialpädagogen mit langjähriger Erfahrung in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen und leiteten über 13 Jahre eine Sozialpädagogischen Familie, in der sie Pflegekinder gross zogen. 23


STIMMUNG

festen und feiern | festlich dekorieren

LLICHT I C KR H ANZ TKRANZ Einen Kranz aus Weidenästen oder Nielen (Waldrebe) kann man selber machen oder aber kaufen. Lichterketten mit Silberkabel sind, passend zu den verschiedenen Glitzerketten, in den Kranz hineingewoben. Tipp: Obwohl das Kabel silbern ist, sollte man darauf achten, es möglichst zu verbergen.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt

BAUMNUSS B A U M KR N ÄNZE USSKRANZ

Festlich dekorieren Gewusst wie. Die richtige Dekoration trägt viel zur festlich-andächtigen Stimmung bei. Therese Kast hat bereits an vielen Festen für stilvolle Dekoration gesorgt. Und sie hat mir einige einfache Tricks verraten.

Als Grundlage dient ein Styroporkranz. Die Nüsse, die Perlen und das Kraut können ganz einfach mit Heissleim befestigt werden. Das Kraut gibt es im Blumengeschäft zu kaufen. Der Zwischenraum zwischen den Nüssen kann auch mit Moos, Engelshaar und anderem Material nach Lust und Laune gefüllt werden. Tipp: Beim Kranz mit den Kerzen müssen zuerst die Kerzen mit Heissleim befestigt werden, erst danach kommt die restliche Dekoration hinzu.

APFE A P LSCHALE FELSCHALE

Johanna Vollenweider CZ: Was passt besser zu Weihnachten, warme oder kalte Farben? Therese Kast: Heute kann man nehmen, was gefällt. Wichtig ist einzig, dass es zur Einrichtung passt. Es gibt schöne eisblaue Dekorationen, die die winterliche Kälte darstellen. Die meisten von uns stellen sich Weihnachten aber als eine Zeit der Wärme vor, entsprechend sind warme Farben üblicher. Das Schöne ist, dass man viele Dinge aus der Natur — wie Zapfen und Nüsse — verwenden kann, die sehr gut zur Geltung kommen. Das Wichtigste ist, beim Thema

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zu bleiben. Wenn man die Farbe Weiss wählt, sollte man die ganze Dekoration so durchstylen, dass Weiss immer wieder vorkommt. Hast du bestimmte Vorlieben bei Weihnachtsfarben? Tannengrün und Rot sind die traditionellen Weihnachtsfarben, die finde ich sehr schön. Weisstöne gefallen mir ebenfalls gut, sie wirken elegant. Gerade Kinder sprechen auf das Farbige und die warmen Töne an. Welche Materialien passen zur Weihnachtszeit?

Sehr schön sind Tannenzapfen, Nüsse, Zimtstangen, Sternanis, Nägeli, Orangen, Mandarinen, getrockneter Ingwer und getrocknete Orangenscheiben. Das Grünzeug darf natürlich auch nicht fehlen: Efeu, Tannenzweige und Moos sind sehr gut geeignet, um Zwischenräume zu füllen. Schöne Samt- oder Taftbänder bringen zusätzlich Farbe und einen festlichen Touch in die Dekoration. Kerzen sind ein Inbegriff von Festlichkeit und Weihnachtszeit. Wer ohne Kerzen arbeiten möchte, kann Lichtstränge in einen Kranz flechten oder sie in einem Glas bündeln. Wichtig ist, dass es kalte Lichter sind, die nicht zu heiss werden.

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Eine Schale aus Zinn oder Ton füllt man mit Steckmoos. Die eine Hälfte des dicken Blumendrahtes sticht man in den Apfel, die andere Hälfte ins Steckmoos. Auf dieselbe Weise kann die restliche Dekoration befestigt werden, die man nicht direkt am Moos fixieren kann. Tipp: Künstliche Äpfel halten ewig im Gegensatz zu echten und eignen sich darum besser für eine vierwöchige Adventsdekoration.

G E F Ü L LT E VA S E N

GEFÜLLTE VASE N

Vasen können mit beliebigem getrocknetem Material gefüllt und im Raum aufgestellt werden. Tipp: Es eignen sich auch spanische Nüsse, kleine Christbaumkugeln und vieles mehr. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!

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L I T U R G I E

festen und feiern | inspiration politisches engagement | wir oder lebenverstaubtes heute und ... …?

Inspiration oder verstaubtes Ritual? Die alte Sprache der Liturgie neu entdecken Riesige Kirchen, grossartige Kunst, Rituale, Orgelmusik, monotones, im Chor gesprochenes Gebet, aufstehen, sich hinsetzen, niederknien, seltsame Gerüche und Geräusche. Nicht nur Reformierte mutet die Liturgie eines katholischen Gottesdienstes zuweilen unverständlich an. Doch wer sich tiefer mit diesen Ritualen auseinandersetzt, entdeckt geistliche Schätze.

Monika Blatter Auch katholische Gläubige verstehen manchmal den tieferen Sinn dessen nicht mehr, was sie sich als Kind angeeignet haben. «Mein Gott!», fragen sie sich, «wo finden wir dich darin wieder?» Liturgien haben zum Ziel, unseren Glauben an Gott sichtbar zu machen und das gemeinsame Feiern zu ermöglichen. Doch wie feiert man den Glauben, oder wie stellt man ihn dar? Was verleiht meinem persönlichen Glauben Ausdruck? Die alten Rituale der Kirche bieten dafür eine Möglichkeit und sind das sichtbare Zeichen unserer persönlichen Leidenschaft für Gott, ein Zeichen, das alle Sinne anspricht. «Komm und sieh!» heisst einer der Kurse der Arbeitsstelle für Pfarrei-Erneuerung. Diakon Marcel Bregenzer, Mitarbeiter des Teams, lehrt in diesen Kursen interessierte Frauen und Männern, wie sie ihren Glauben neu entdecken können. Das Einführen und Vertrautmachen mit den Liturgien der katholischen Kirche ist nur ein Aspekt dieser Kurse. 28

«Je länger ich mich damit befasse, desto mehr begeistern mich Liturgien. Es ist, als würde man eine alte Sprache neu entdecken», sagt er.

Persönliche Ostern Darum feiert Marcel Bregenzer persönlich die Ostertage, indem er die Liturgien der Kirche besucht. In diesen Liturgien wird der Weg Jesu vom letzten Abendmahl bis zur Auferstehung für alle Sinne wahrnehmbar gefeiert. Am Gründonnerstag gedenkt man dem letzten Abendmahl und dass Jesus als Herr den Seinen die Füsse wusch. Die Gläubigen werden eingeladen, den Leidensweg Christi nachzuvollziehen. Bis zur Osternacht schweigen auch die Kirchenglocken. Am Nachmittag von Karfreitag findet eine Liturgie mit der sogenannten «Kreuzverehrung» statt. Die Kirchgänger werden nach dem Lesen der Leidensgeschichte eingeladen, nach vorne zu kommen und sich vor dem Kreuz zu verneigen. Damit soll das Mitleiden mit Christus sichtbar gemacht werden.

Am Karsamstag findet weltweit keine Eucharistiefeier statt: Es wird somit kein Abendmahl ausgeteilt. Man denkt daran, dass Jesus in die Unterwelt hinabgestiegen ist und auch dort das Evangelium verkündete.

ist die Osterkerze. Sie ist das Zeichen, dass Jesus als Licht der ganzen Welt mitten unter uns ist. Nun beginnen auch die Kirchenglocken wieder zu läuten – als Ausdruck von Hoffnung und Freude.

Die Liturgie der Osternacht dauert – wenn sie in voller Länge gefeiert wird – bis zum Morgen. Es ist die Nacht des Sterbens und Wiederauferstehens. Zum Beispiel wird die ganze Schöpfungsgeschichte gelesen, als Erinnerung daran, dass Gott etwas Neues schafft. In dieser Nacht wurden in der Urkirche die Taufbewerberinnen und -bewerber aufgenommen und in einem Taufbecken untergetaucht, nachdem sie ihren Glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist bekannt hatten. Noch heute werden in der Osternacht Taufen vollzogen. Das Taufwasser, das in dieser Nacht geweiht wird, dient während des ganzen Jahres als Weihwasser. Jedes Mal, wenn Weih-wasser gebraucht wird, soll es uns das erinnern, dass wir durch den Tod und die Auferstehung Jesu gerecht gemacht werden und neues Leben haben. Zentrales Symbol in dieser Osternacht

Das Erleben und Mitfeiern dieser Tage ruft in Marcel Bregenzer und seiner Frau Monika jedes Jahr die Bedeutung von Ostern intensiv in Erinnerung, nicht zuletzt, weil durch die liturgischen Handlungen alle Sinne angesprochen werden. Ausser dem traditionellen Schoggi-Osterhasen zu Hause braucht Marcel Bregenzer im privaten Rahmen keine andere Form des Feierns.

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Wege erwachsenen Glaubens In der katholischen Kirche sind Taufe, Erstkommunion und Firmung Glaubensakte der Jugend. Durch verschiedene Einflüsse verlieren viele mit der Zeit den «Draht» zu Gott. Früher oder später tauchen aber existenzielle Fragen wieder auf, und als Erwachsene sind die Menschen oft ratlos, weil Antworten fehlen. Die Kurse der Arbeitsstelle für PfarreiErneuerung wollen Hilfestellung geben, cz 4|07

damit Antworten gefunden werden können, die zu einer neuen, lebendigen Gotteserfahrung führen. Die Kurse laufen unter dem Stichwort «Wege erwachsenen Glaubens», wurden von einem internationalen Team entwickelt und sind inzwischen in vielen

rung. Bei dieser Feier werden die Teilnehmenden eingeladen, ihre Taufkerze zu Hause zu suchen und in den Gottesdienst mitzubringen. Sie bereiten sich daheim vor, wie sie mit eigenen Worten ihr Ja zur Nachfolge Jesu geben möchten. Während der Feier dürfen alle, die

Jede neu gegründete Gemeinschaft wird früher oder später ihre ganz eigenen «liturgischen» Abläufe entwickeln.

Ländern in Gebrauch. Es gibt Einstiegsund Aufbaukurse. Angeknüpft wird am Vertrauten: zum Beispiel an der Taufe, der Kommunion, der Eucharistie, dem Vaterunser oder der Liturgie. Die Einstiegskurse fordern dazu heraus, sich neu mit dem Glauben an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist auseinanderzusetzen. Katholische Rituale und Symbole werden aufgegriffen und erklärt; anschliessend geht es darum, wie man dieses Wissen im täglichen Leben umsetzen kann. Ein Beispiel dafür ist der Versöhnungsgottesdienst oder auch die abschliessende Eucharistiefeier mit Taufgelübde-Erneue-

es wünschen, nach vorne kommen und die mitgebrachte Taufkerze, die vor vielen Jahren stellvertretend von den Eltern angezündet wurde, nun selber an der Osterkerze anzünden. Mit der brennenden Kerze gehen sie dann zu einer bereitstehenden Person – oftmals ein Priester oder Diakon – und schenken Jesus mit eigenen Worten ihr Ja zum Bund mit Gott. Anschliessend werden sie mit geweihtem Wasser gesegnet. Viele Teilnehmende haben dabei ein tiefes Aha-Erlebnis, weil nicht alles komplett neu ist, sondern an Bestehendes angeknüpft wird, das neu oder überhaupt zum ersten Mal begriffen 29


festen politisches und feiern engagement | inspiration | wir oder lebenverstaubtes heute und ... …?

Eintauchen ins Bewährte Warum arbeiten Diakon Marcel Bregenzer und sein Team mit diesen jahrhundertealten Liturgien und Inhalten? «Es hat mit Respekt und Anerkennung gegenüber den Glaubensvätern zu tun», erklärt Bregenzer. «Unsere Vorfahren haben sich etwas überlegt, als sie Glaubenssymbole und Rituale einführten. Warum soll in der modernen Welt nun all das nicht mehr von Wert sein und das sprichwörtliche Rad neu erfunden werden?» Natürlich gibt es Dinge, die sich im Laufe der Zeit ändern können. «Ich erinnere mich an meine Kindheit, in der noch Latein die Sprache der Liturgie war und der Priester dem Volk den Rücken zuwandte. Das ist heute anders, und so wird es auch in Zukunft Veränderungen geben», ist Marcel Bregenzer überzeugt und bedauert gleichzeitig, dass viel kostbares Wissen verloren gegangen ist.

Was im Herzen geschehen ist, findet in der alten Symbolik der Liturgie einen konkreten Ausdruck, eine sichtbare Form.

wird. Was im Herzen geschehen ist, findet in der alten Symbolik der Liturgie einen konkreten Ausdruck, eine sichtbare Form. Für die Mitarbeitenden der Arbeitsstelle für Pfarrei-Erneuerung steht der persönliche und gemeinschaftliche Glaubensweg im Vordergrund. Teilnehmende der Einstiegskurse werden herausgefordert, sich in irgendeiner Art in der Gemeinde zu engagieren. So hilft manch ehemalige Teilnehmerin nun selber in Kursen mit, oder ein Teilnehmer singt neuerdings im Kirchenchor. 30

Im Vordergrund der Weiterführung steht die Beteiligung in einer Kleingruppe. Diese Fortsetzung im kleinen Rahmen heisst «Neuer Wein in neuen Schläuchen» und will dazu anregen, die Bibel zu studieren und die Erkenntnisse ins Alltagsleben umzusetzen. Man trifft sich, um einen Bibeltext miteinander zu lesen, zu meditieren und die Stelle mitzuteilen, die einen angesprochen hat. Über den Text diskutiert wird wenig; man vertraut, dass er während des Treffens selber wirkt – wie auch die persönliche Bibellese während der Woche.

Es geht nicht einfach darum, das Alte zu bewahren, sondern vielmehr um eine hervorragende Möglichkeit, das Feiern unseres Glaubens verständlich zu machen, weil die Symbole dem Menschen dienen. Das erfordert ein Sicheinlassen, ein Eintauchen in die Rituale und Handlungen. Als Zuschauer und Beobachter würde vieles verborgen bleiben. Es ist, als betrachtete man ein Kirchenfenster von aussen. Achtlos geht man daran vorbei und denkt: Nichts Besonderes, altbekannt und mit viel Strassenstaub bedeckt. Wer sich aber in das Kirchengebäude hineinbegibt und von innen das Glasfenster betrachtet, dem wird die Schönheit aufleuchten — vor allem dann, wenn er auf dieses oder jenes Detail hingewiesen wird. So ähnlich ist es mit der Liturgie und den Ritualen: Man versteht sie schwerlich, wenn man sich nicht auf sie einlässt.

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Rituale und Liturgien vereinfachen das «organisierte» Glaubensleben. Eine Hochzeit, Ostern oder das Abendmahl müssen nicht jedes Mal neu erfunden werden. Der Raster für den Ablauf ist klar. Jede neu gegründete Gemeinschaft wird früher oder später ihre ganz eigenen «liturgischen» Abläufe entwickeln, die eine oder zwei Generationen später wieder neu entdeckt oder überdacht werden müssen. Solange man noch weiss, warum man etwas tut, und sich von ganzem Herzen hineinbegeben kann, haben Liturgien etwas Positives und Befreiendes an sich.

Persönlicher Nachklang Kürzlich kaufte ich beim Bauern ein. Mir wurde eine rote Tomate mit grünem Stiel angeboten. Eine Tomate, wie eben eine Tomate aussieht. «Das ist eine alte Tomatensorte — wiederentdeckt und herrlich im Geschmack», klärte mich die Bäuerin auf. Das sah man nicht, aber ich liess mich überzeugen und kaufte ein Kilo. Tatsächlich, sie schmeckte viel besser als die mir bekannte Sorte, herrlich süsslich. Ist doch interessant, dass eine uralte Sorte, wiederentdeckt und ausprobiert, so himmlisch schmecken kann, nicht wahr? Ich bin inspiriert, Altes zu kosten, um neu auf den Geschmack des Glaubens zu kommen.

Weitere Informationen Marcel und Monika Bregenzer Arbeitsstelle für Pfarrei-Erneuerung Zellgrundstrasse 4d 6210 Sursee Tel. 041 921 84 94 Fax 041 921 84 45 Mail info@pfarrei-erneuerung.ch www.pfarrei-erneuerung.ch cz 4|07

• Marcel und Monika Bregenzer machen die Einladung Gottes hör- und erfahrbar. 31


P E S S A C H

festen und feiern | der zerbrochene laib

nung auf einen neu einsetzenden Tempeldienst zum Ausdruck bringen. Salzwasser ist ein Symbol für die Tränen, die während der Zeit der Knechtschaft in Ägypten geweint wurden und erinnert zugleich an das Schilfmeer, durch das die Israeliten ziehen mussten.»

Der fünfte Becher

Der zerbrochene Laib «Nächstes Jahr in Jerusalem!» Seit einigen Jahren feiern Simone und Benjamin Guggisberg, beide als Musiker tätig, am Abend vor Karfreitag den jüdischen Sederabend. Sie laden dazu ihre Freunde ein. Dieser Vorabend von Pessach, dem Fest der ungesäuerten Brote, hat ihnen mit seiner Symbolik ganz neue Horizonte auf Christus hin eröffnet.

Johanna Vollenweider Simone Guggisberg erzählt: «Es hat sich bei mir eine völlig neue Dimension aufgetan, was Feiern wirklich ist. Jedes Mal wenn wir den Sederabend begehen, erstaunt es mich, wie viele Symbole und Handlungen der Feier auf Jesus hinweisen. Lange Zeit war das Thema Judentum für mich als gläubige Christin kaum relevant. Doch Gott hat angefangen, mein Herz umzuwandeln, denn er ist ja zuerst der Gott der Juden und wir sind eingepfropft auf diesen Weinstock (Römer 11,17). Es war ein Prozess, und Gott muss uns viel Weisheit geben, wie wir heute den Juden als Volk Gottes und ihren Traditionen begegnen sollen.» Benjamin Guggisberg: «Die Zeit der Pessachfeier veranschaulicht die Geschichte der Israeliten, die in Ägypten versklavt waren und die Gott von dort herausgeführt hat. Beim Sederabend handelt es sich um den letzten Abend vor der Abreise, als die Israeliten ein Lamm schlachteten und die Türpfosten mit seinem Blut bestrichen, damit der Todesengel vorbeiging. Beim Abendmahl, das Jesus mit 32

seinen Jüngern feiert, handelt es sich um denselben Abend: den Sederabend von Pessach. Jesus freute sich sehr auf die intensive Gemeinschaft an diesem letzten Abend vor seiner Kreuzigung» (Lukas 22,7-38 und Johannes 13,1; 17,26).

bei, dass es ein Fest der Sinne wird. Man kann es buchstäblich in Form von Essen in sich aufnehmen. So ist nicht nur der Intellekt, sondern sind auch Körper, Seele und Geist rege beteiligt. Das Fest ist sehr fröhlich und kann gut mit Kindern gefeiert werden.»

Das Brot des Kommenden Simone Guggisberg: «Drei übereinanderliegende ungesäuerte Brote (Mazzen) erinnern an den eiligen Auszug des Volkes aus Ägypten. Während des Sedermahls wird die mittlere Matze zerbrochen. Den grösseren Teil, Afikoman genannt, wickelt man in ein separates Tuch und versteckt es im Raum, damit es die Kinder im Laufe der Feier suchen können. Wer den Afikoman findet, bekommt nach sieben Wochen ein Geschenk, und zwar am Wochenfest, was unserem Pfingsten entspricht. Afikoman heisst auf Griechisch ‹das, was nachher kommt› und meint im hier genannten Kontext so viel wie ‹das Brot des Kommenden›. Damit ist natürlich der Messias gemeint. Ich finde es eindrücklich, dass die Juden das heute so feiern – und es so genau auf Jesus passt! Alle Beilagen des Sedermahls tragen dazu

Benjamin Guggisberg: «Beim Sedermahl werden jedoch noch weitere Beilagen verwendet: Ein grünes Kraut wie die Petersilie kann als Symbol für das Ysopbüschel verwendet werden, mit dem die Israeliten das Blut des Passahlammes an die Türpfosten strichen. Die bitteren Kräuter, wie zum Beispiel Meerrettich, weisen auf das bittere Leben der Väter in Ägypten und in der Diaspora hin. Ausserdem gibt es ein Fruchtmus, das an den Lehm der Ziegel erinnert, welche die Israeliten in Ägypten herstellen mussten.» Simone Guggisberg: «Ein makelloser Lammknochen erinnert an das Passahlamm, welches man seit dem Auszug bis zur Zerstörung des Tempels am Sederabend gegessen hat. Ein gekochtes Ei steht für das Ende des Tempeldienstes. Es soll aber gleichzeitig auch die Hoffcz 4|07

Benjamin Guggisberg: «Im Verlauf des Sederabends trinkt jeder Mahlteilnehmer vier Kelche Wein oder Traubensaft. Diese Kelche markieren jeweils einen Abschnitt im Sederablauf. Den Kelch der Heiligung, des Gerichts, der Erlösung und des Lobpreises. Einige füllen einen Extrabecher für Elia, einen Becher, der nicht getrunken wird. Dabei wird Elia gleichzeitig zum Synonym für den kommenden Messias. Manche sagen, dass Jesus während des Abendmahls diesen Becher genommen und sich so vor seinen Jüngern klar als Messias zu erkennen gegeben habe. ‹Trinkt alle daraus! Denn das ist mein Blut, das den Neuen Bund besiegelt. Ich sage euch, von jetzt an werde ich keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn wieder im Reich meines Vaters mit euch trinken werde› (Matthäus 26,29). Am Schluss der Feier öffnet man die Türe, für den Fall, dass Elia wiederkommt (Maleachi 3,23). So wie sich die Juden nach dem Messias sehnen, freuen auch wir uns auf die Wiederkunft desselben Messias Jeshua.» Simone Guggisberg: «Das jüdische Denken ist sehr umfassend, und es geht darum, dass man die Geschichte nochmals miterlebt. Die Juden sagen nicht: ‹Das war damals, heute haben wir etwas anderes›, sondern identifizieren sich mit dem Geschehenen, als ob sie selbst dabei gewesen wären. Wir haben mit Pessach angefangen, und ich weiss nicht, wie es jetzt weitergeht. Tief in mir habe ich aber das Gefühl, wir sollten alle jüdischen Feste feiern. Doch cz 4|07

als Nächstes möchten wir Pessach in Israel feiern. Deshalb stimmt für uns der Schlussgruss ganz besonders, den sich die Juden am Ende des Sederabends wünschen: ‹Nächstes Jahr in Jerusalem!›»

Buchtipp Obrist, Hanspeter (Hrsg.): Feste Israels mit messianischer Haggada Basel: Brunnen 2006, ISBN 3-7655-1372-5, CHF 9.80.

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S C H A T Z E uns Lobpreis, geistliche Musik und der Inhalt geistlicher Lieder. Mit neuen Interpreten alter Hymnen entdeckten unsere Kinder auch wieder den Schatz alter Glaubenslieder. Viele Texte sprechen von der Bedeutung des Kreuzes und des Blutes Jesu; aber auch von Glaubenszeugnissen tiefster Erfahrungen mit Gott, sowohl in Freude als auch in Leid. Ein wesentlicher Teil aber waren viele Gespräche über Gott und die Welt, darüber, wie dieses oder jenes in der Bibel wohl gemeint sei – und dass wir auch nicht auf alles eine Antwort haben.

Die schönste Geschichte der Welt Den Kindern die Schätze des Glaubens weitergeben Wir hatten unsere Zippora als kleines Kind «gesegnet», und mit neun Jahren wollte sie sich unbedingt taufen lassen. Sieben Jahre später wurde die Konfirmation wegen der bereits erfolgten Taufe hinfällig. Andere Rituale standen mangels entsprechender Gemeindestruktur nicht zur Verfügung. Aber sie und wir als Eltern wollten diesen Übergang mit Familie, Verwandten, Götti und Gotte feiern.

Veronika Schmidt Ich machte mir Gedanken über die Gestaltung dieser Feier. Zippora wünschte sich einen Lobpreis und hatte sich dafür schon ihre Lieblingslieder ausgesucht. Da entdeckte ich in einer Zeitschrift ein Inserat eines Schmuckstücks aus Südamerika, das die «schönste Geschichte der Welt» symbolisierte – «La historia más bella del mundo». Da wusste ich, dies sollte das Geschenk für unsere Tochter und die Geschichte Teil der Zeremonie sein.

• Die Taufe der neunjährigen Zippora

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Achtundzwanzig Jahre lag meine eigene Konfirmation zurück. Aufgewachsen war ich in einer klassischen «Stündelerfamilie». Das «Stündli» fand sonntagnachmittags in unserem Haus statt. Wir Kinder besuchten die Sonntagsschule in der reformierten Kirche, wo auch meine älteren Geschwister konfirmiert wurden. Meine Identifikation mit der mittlerweile entstandenen Jungschar und Jugendgruppe der Chrischona gab den Ausschlag, mich dort konfirmieren zu lassen. Im Konfunterricht lernten wir das Glaubensbekenntnis, das Unservater, Psalmen, die Zehn Gebote und alte Liedstrophen auswendig. Wichtig war mir damals vor allem das klare Bekenntnis, mein Leben weiterhin mit Gott gestalten zu wollen. Mit neunzehn Jahren führte mein Weg mich aus meiner kleinen frommen Welt hinaus, und ich lernte andere Glaubensrichtungen kennen. Mein «Liebesleben», so stellte sich heraus, hatte sich in England als Erwachsener taufen lassen. Er sang Lobpreislieder und konnte zudem in Sprachen reden, was mir völlig unbekannt war. Nach unserer Heirat besuchten wir zuerst die Landeskirche und liessen die ersten beiden Kinder

festen und feiern | die schönste geschichte der welt

dort segnen. Dann zogen Campus-Vollzeiter in unser Haus ein und mit ihnen eine christliche Abenteuerlust. In den nächsten Jahren stürzten wir uns fröhlich in allerlei unbekannte geistliche Gefilde. Das war eine herrliche Zeit, erweiterte gewaltig unseren geistlichen Horizont und prägte entscheidend unsere mittlerweile sechsköpfige Familie. Bis eine berufliche Veränderung und die geistlichen Erschütterungen der letzten Jahre uns schliesslich aus dem etablierten Gemeindekosmos spülten. Dies zwang uns, darüber nachzudenken, was wir in Eigenverantwortung an religiösen Glaubensinhalten und Handlungen in unserer Familie aufrechterhalten wollten. Dabei wurde uns vor allem die Bedeutung von grossen und kleinen Ritualen bewusst: das Feiern und Begleiten von wichtigen Lebensübergängen, verschiedenste Formen von Gebeten, Festen und dem Abendmahl. Beschränkt auf das Wesentliche, besannen wir uns auf essenzielle Inhalte wie sie im Unservater, im Glaubensbekenntnis oder in verschiedenen übermittelten Gebeten zusammengefasst sind. Ebenso wichtig waren cz 4|07

Wenn ich auf all die Jahre zurückblicke, so weiss ich, dass Glaubenströmungen kommen und gehen können. Was ich meinen Kindern mitgeben will, ist das, was unveränderlich bleibt, die Grundlagen unseres Glaubens. Wie eben zum Beispiel «die schönste Geschichte der Welt»: «Drei heilige Könige folgten dem Stern auf dem Weg zum Jesuskind nach Bethlehem. Dort lag es in einer Krippe in einem Stall mit den Eltern Maria und Josef. Später wurde Jesus Zimmermann und Fischer von Menschen und Seelen. Er umgab sich mit zwölf Aposteln, welche mit ihm Liebe und Gerechtigkeit predigten. Aber an einem Tag, voll von Zorn, Hass und Tod, wurde er gekreuzigt. Und er vergoss sein Blut, um uns von unseren Sünden zu erlösen. Jetzt ist er im Himmel und sitzt als Sohn zwischen Gottvater und dem Heiligen Geist – er, der geopfert wurde aus Liebe zu den Menschen.»

Zippora: «Es war ein ganz besonderer Tag für mich» «So hatte ich es mir vorgestellt: Freundinnen, Familie, Verwandte, Gotti und Götti waren mit Geschenken beladen extra für mich gekommen. Neben allen Festivitäten war der schönste Moment die Feier mit Lobpreis und mit der lustigen Gesangseinlage von Bruder und Cousin. Das Fest bedeutete für mich eine Glaubensbestätigung, aber auch nochmals ein öffentliches Festmachen vor Freunden und Familie, dass ich die Verantwortung für meinen Glauben nun selbst übernehme. Das Armbändchen ist ein super Geschenk. Auch wenn ich es nicht immer trage, erinnert es mich daran, dass Jesus für mich gestorben ist und ich daran glaube und darauf mein Leben aufbauen will. Das symbolisierte schon die Taufe mit neun Jahren. Meine zwei Brüder hatten sich schon vor mir taufen lassen. Dieser Akt beeindruckte mich damals tief. Ich begriff, dass es ein Bekenntnis zu Gott war, ihm das Leben ganz zu geben. Das wollte ich unbedingt auch. Ich wollte unbedingt ‹offiziell dazugehören›. Damals wie heute will ich in das hineinkommen, was es heisst, ein Kind Gottes zu sein. Es bedeutet, dass Jesus für mich gestorben und auferstanden ist, dass seine Liebe zu mir endlos und unglaublich gross ist und ich ganz unter seiner Herrschaft leben will. Die schönste Geschichte der Welt trage ich als Tatsache fest in meinem Herzen.»

Segensgebet Blut Jesu Dieses Segensgebet, von uns zusammengestellt aus einer Predigt über das Blut Jesu, war über Jahre Bestandteil all unserer Gebete mit unseren Kindern am Bett, für unterwegs oder besondere Gelegenheiten: «Ich lege auf dich die Segnungen des vergossenen Blutes von Jesus, welche sind: Erlösung, Heilung, Schutz, Sicherheit und Reichtum.»

Ich glaube Glaubensbekenntnis Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

• Das im Text erwähnte Armband mit dem Namen «La historia más bella del mundo».

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F E I E R N «Ladies night»

festen und feiern | ladies politisches engagement | wir lebennight heute und …

Monika Blatter

Wie man Geburtstage feiern kann Seit einigen Jahren lade ich zu meinem Geburtstag rund zehn Frauen ein. Und lasse mir jeweils etwas Besonderes einfallen. For women only! Mein Mann Johannes flüchtet dann meist zu einem Kollegen.

Es ist morgens um zwei, ich räume glücklich und zufrieden die Küche auf und denke über die vergangenen Stunden nach. Dieses Mal war es wieder ein wenig anders als letztes Jahr. Wir haben nicht gespielt wie andere Jahre, und einige sind schon früh nach Hause gegangen. Wir andern haben bis spät in die Nacht hinein gequatscht und gelacht. Alle haben sich wohlgefühlt, genau wie bei den letzten «Ladies nights». «Es war cool!», «Tolle Freundinnen hast du», «Ich hab mich köstlich amüsiert», «Es hat alles gepasst.» Einmal habe ich die Mütter der Kindergartenkollegen meines Sohnes eingeladen. Der Hauskreis hat serviert; es war wie im Restaurant. Alle konnten es richtig geniessen. Das hat die Frauen beeindruckt: Eine Gruppe von Leuten zur Verfügung zu haben, die einen bedienen. Was für ein Privileg! Meist achte ich darauf, Personen einzuladen, die zueinander passen und die an ähnlichen Dingen Freude haben. So bin ich sicher, dass sich jede Frau an diesen Abenden wohlfühlt. Einzelne mussten sich zwar an jenem Abend, an dem «Personality» gespielt wurde, erst einmal überwinden, da Gesellschaftsspiele nicht gerade ihre Lieblingsbeschäftigung waren. Aber das Spiel gab zu lebhaften Diskussionen Anlass, weil man einander gegenseitig einschätzen musste und herausgefordert war, entsprechend offen zu sein. So wissen nun alle, dass ich Höhen-

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angst habe und meine Freundin Christine oft ihren Schirm liegen lässt. Weil die eingeladenen Frauen aus verschiedenen Regionen kamen, kannten sie einander nicht oder nur flüchtig. Als Einstieg gab es einen Apéro, und jede Frau erhielt eine Postkarte. Darauf beschrieb ich, wie ich zu einer der anwesenden Personen stand und was ich besonders an ihr schätzte. Nach einer Zeit des Smalltalks lasen wir einander die Karten vor und mussten raten, zu wem der Text passen könnte. Das schuf innert kürzester Zeit eine vertraute Atmosphäre, sodass schnell Gespräche in Gang kamen und es am Ende des Abends keine Probleme mit dem Persönlichkeitsprofilspiel «Personality» gab. Es gefällt mir, immer auch Frauen einzuladen, die ich nicht besonders gut kenne, jedoch näher kennenlernen möchte. Dieses Jahr musste jede Frau ein Buch mitbringen, das ihr etwas bedeutete. Im Verlauf des Abends stellte jede ihr Buch vor und erzählte, warum sie es ausgewählt hatte. Die Bücher kamen auf einen Tisch, und am Ende unseres Treffens durfte jede Frau mit einem anderen Buch wieder nach Hause gehen. Keine Geschenke diesmal. Auch kein Mitbringen von Salaten oder Desserts. Ich wollte meine Freundinnen an diesem Abend beschenkt nach Hause gehen lassen. Nicht alle haben das ohne Protest über sich ergehen lassen. Manchen gefällt es besser, wenn alle etwas Kulinarisches zum Abend beisteuern dürfen und eine Fülle von Salaten und

Desserts zusammenkommt. Ich schätze es an diesen Partys, dass alle glücklich sind, wenn das Essen nicht zu üppig ausfällt – damit man hinterher das grosse Stück Torte zum Kaffee auch noch geniessen kann. Tja, wie es uns Frauen eben gefällt ... Wir schwelgen einen Abend lang und bedienen dabei das eine oder andere Klischee: Salat, Kaffee, Kuchen, einen Schwatz, lachen, nochmals einen Schwatz, ein bisschen Persönlichkeitsstudie und als Krönung einen Schuss Amaretto. Trotz schmutziger Küche und Alltagssorgen erhebt sich meine Seele. Es war wieder ein gelungener Abend unter Frauen. Ein Abend, wie ich ihn liebe, weil er mein Leben reich macht!

• Monika Bla

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P A R T Y S

politisches festen undengagement feiern | feiern | wir und leben festen heute wieund jesus…

Feiern und festen wie Jesus An Partys Beziehungen pflegen und Freundschaften aufbauen

• Sämi und Denise Berger mit Tochter Linda und Impressionen von den Partys im Letten

Kritiker hielten Jesus vor, er sei ein Freund der Fresser und Säufer. Er setzte sich tatsächlich mit Prostituierten und Zöllnern an einen Tisch, und sie begegneten dem Gottessohn. Wie halten Sie es mit der Gastfreundschaft? Manfred Kiener Aus spontanen Partys bei Sämi und Denise Berger im Zürcher Letten ist die multikulturelle «Latinochurch» geworden. Wie war das möglich? Nach einem schweren Unfall drohte Sämi ein Leben als Invalider. Doch Gott griff ein und richtete ihn wieder auf. Finanziell nicht auf Rosen gebettet, suchte er eine günstige Wohnmöglichkeit in Zürich. Da kam ihm die Idee, einen alten Bau38

«Ich gab ihnen einen Vertrauensvorschuss. Das war der Schlüssel. Meine unkonventionelle Lebensform forderte die Besucher heraus.»

wagen wohnlich einzurichten. Der gelernte Schreiner machte sich ans Werk. 2002 stellte er die Baracke auf Rädern im Zürcher Gebiet Letten auf Brachland, das er von den Schweizerischen Bundesbahnen gemietet hatte, und zog ein.

Herz und Leben teilen Die originelle Wohnform mit Blick auf die Limmat faszinierte die Männer seiner Kleingruppe und zog bald weitere Neugierige an. «Ich öffnete mein Herz und meinen Wagen und teilte mein cz 4|07

Leben mit Besuchern», schildert Sämi schliesslich unseren Glauben zu teilen.» Berger, der heute mit seiner Frau DeBald brutzelten regelmässig Steaks oder nise und der sogar ganze Spankleinen Tochferkel auf Bergers ter Linda im Auf der Holzterrasse unterGrill. Auf der HolzWagen wohnt. hielten sich Bergers und ihre terrasse unterhiel«Ich gab ihFreunde mit Fremden über Gott ten sich Bergers nen damit eiund die Welt. Menschen kamen und ihre Freunde nen Vertrauzum Glauben und liessen sich in mit Fremden über ensvorschuss. der nahen Limmat taufen. Gott und die Welt. Das war der Menschen kamen Schlüssel. zum Glauben und Meine unkonventionelle Lebensform liessen sich in der nahen Limmat taufen. forderte die Besucher heraus. Wir kamen ins Gespräch. Immer mehr MenLatinos ansprechen schen begannen, unser Leben und Da Denise Berger spanischer Muttercz 4|07

sprache ist, fanden sich zunehmend Latinos bei dem jungen Paar ein. Zu den Partys stiessen bald zwischen vierzig und fünfzig Personen. Schliesslich gründeten Bergers mit ihren Freunden aus den Kleingruppen die «Latinochurch» als Tochtergemeinde des ICF in Zürich. Einmal monatlich treffen sich sechzig bis hundert Personen für einen «culto latino» in spanischer Sprache in der Celebrationhall des ICF. Sämi und Denise Berger arbeiten weiter in ihren Berufen und leiten die Kirche ehrenamtlich. Ihnen stehen inzwischen rund dreissig ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Seite. 39


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Was kann ich tun?

Kochen und Kinder hüten Nachbarsfamilien zur Taufe ihres SprössWas kann ich in meinem Umfeld tun? Spontan oder regelmässig hüten wir im lings ein. Über die Rasenpflege ergeben Meine Frau Renate und ich haben uns Quartier uns gegenseitig die Kinder. Als sich im Quartier weitere Kontakte: Wiedas auch gefragt. An ihderholt mährem Geburtstagsmorte ich einem Läuft da nicht etwas falsch, wenn der Kirchenbetrieb zum gen lädt Renate jeweils viel beschäftigreinen Selbstzweck wird und die Qualitätsansprüche immer Freundinnen und Nachten Nachbarn höhergeschraubt werden? Wer kann sie noch erfüllen? barinnen zu Kaffee und den Rasen. Dies Gipfeli ein. Weitere Gäsführte zu guten te erscheinen nachmitKontakten und tags oder abends. Falls möglich beeine Nachbarin mit dem dritten Kind aus später zu gegenseitigen Einladungen zum wirte ich ihre Gäste. Renate hilft mir dem Spital heimkehrte, kochte Renate Essen und zu weiteren Gesprächen. im Gegenzug an meinem Geburtstag, spontan für sie oder lud sie mit den Kinwenn wir abends Nachbarn und Freundern zum Essen ein. Andere NachbarinKeine Zeit für Freunde? de einladen. Viele gute Gespräche ernen sprangen ebenfalls ein. Schliesslich In einer Männerkleingruppe erlebte ich geben sich eben erst zu später Stunde. lud die junge Familie uns und weitere kürzlich einen denkwürdigen Abend: Der 40

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Leiter verteilte ein Blatt voller Forderungen an künftige Teilnehmer seiner Gruppe. Überrascht lasen wir diese Forderungen - darauf brach ein Damm: Ein Mann nach dem anderen liess Dampf ab. Der Grundtenor lautete: «Ich bin beruflich eingespannt, leiste Überstunden, die Familie braucht mich, ich bilde mich fachlich weiter, und in der Kirche setze ich mich in einem Dienstbereich ein. Nun konfrontierst du als Leiter der Kleingruppe mich auch noch mit Forderungen und machst mir damit indirekt den Vorwurf, ich leistete zu wenig für die Kirche. Dabei bleibt mir jetzt schon keine Zeit mehr für Freunde!» Nach zwei Stunden cz 4|07

erschöpfte sich unsere Diskussion. Wir steckten fest.

Nächtliches Gespräch Spät am selben Abend fuhr ich etwas ratlos von der Männergruppe zur Geburtstagsparty einer Freundin der Familie. Ich dachte: Läuft da nicht etwas falsch, wenn der Kirchenbetrieb zum reinen Selbstzweck wird und die Qualitätsansprüche immer höhergeschraubt werden? Wer kann sie noch erfüllen? Kirche lebt doch dort, wo Christen Beziehungen pflegen! Zuerst und immer wieder die Beziehung zu Gott und die Beziehungen untereinander. Wenn dafür keine

Zeit mehr bleibt, müssen wir uns losreissen und Menschen treffen. Am Partyort angekommen, setze ich mich zu den letzten Gästen auf die Terrasse unter den Sternenhimmel. Ein anderer Gast holt mir aus der Küche warme Speisen und Getränke. Wir kommen ins Gespräch. Er spricht über Verletzungen aus der Jugendzeit. Wir sprechen über zerstörte Beziehungen und Gottes Heilmittel: Vergebung und Versöhnung. Vielleicht müssen wir wieder lernen, mit fremden Menschen an einen Tisch zu sitzen wie Jesus. Damit sie bei Speis und Trank dem Gottessohn begegnen wie an den Partys von Sämi und Denise Berger. 41


HEILSARMEE

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Renate Blum

Lebensfreude und Dienstbereitschaft «Für mich gibt es nichts Schöneres als zu helfen, wo ich helfen kann.»

Gartenstrasse in Bern: Beim Schild «Heilsarmee Passantenhilfe» trete ich ein. «Was das wohl sein mag?», geht mir durch den Kopf, während ich Treppe um Treppe hochsteige. Im vierten Stock, unter der Dachschräge, erwartet mich Jessica Tursi. Auf den ersten Blick wirkt sie auf mich wie eine ganz normale moderne Studentin. Wir kommen schnell ins Gespräch. Jessica spricht Hochdeutsch, versteht aber meinen Berner Dialekt gut. Temperamentvoll und mit erfrischender Natürlichkeit erzählt sie von der Heilsarmee, ihrem Glauben an Jesus Christus und ihren Zukunftsplänen. «Ich habe die Wahl, ob ich für andere oder für mich leben will», erklärt sie mir fröhlich und entschlossen. Nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Lehrerin will Jessica Tursi in einem Missionsprojekt der Heilsarmee mitarbeiten. Ob nun in Afrika Kinder unterrichten oder anderswo als Missionarin arbeiten spiele keine Rolle. Wichtig sei ihr, dort, wo sie lebe, den Menschen die Botschaft Jesu weiterzugeben und sich zum Wohl anderer einzusetzen. In ihrer Freizeit arbeitet sie aktiv in der Gemeinde mit, zurzeit vor allem in der Jugendarbeit.

Jessica Tursi, 24 und bald diplomierte Lehrerin, hat ein gewichtiges Erbe. Sie ist eine Urururenkelin von Catherine und William Booth, dem Gründerehepaar der Heilsarmee. Das Christliche Zeugnis hat sie an ihrem Wohnort in Bern besucht.

Lebensstil, und meine Eltern erklärten und begründeten uns ihre Entscheidung, ein einfaches Leben zu führen.» Zu Hause habe sie offen über alles reden können. «Meine Eltern verlangten nicht Dinge von uns, die wir nicht verstanden. Wir konnten wählen. Als es bei mir zum

er über konkrete Lebensfragen denkt. «Meine Beziehung mit Gott ist mir sehr wertvoll», sagt Jessica. «Er liebt mich, wie ich bin, leitet mich und offenbart mir seinen Plan für mein Leben.» Dies sei nicht immer einfach, denn auch die Medien, die Werbung und die Gesell-

«Ich liebe die Weihnachtszeit, weil ich dann in besonderer Weise das tun kann, was ich am liebsten mache: schenken, mich um andere kümmern, bei Kerzenlicht feiern.»

Beispiel um das Thema Rauchen ging, kam ich irgendwann selbst zum Schluss, dass ich das nicht brauche.»

Verankert in Gott Die Atmosphäre, in der Jessica aufwuchs, war geprägt von einer lebendigen Gottesbeziehung, die alles andere als religiöse Sonntagsroutine war. Die Eltern erhoben nicht den Anspruch, perfekte Vorbilder zu sein. Ihre Tochter findet, dass sie konsequent gelebt hätten, was sie predigten. Als Kind lernte Jessica biblische Geschichten kennen und fing an, selber mit Gott zu sprechen. Sie wollte von Gott selber wissen, wie wichtig sie ihm ist oder was

schaft wollten uns lautstark vorgeben, was im Leben wichtig sei. Wenn man diesen Stimmen folge, laufe man aber letztlich am Leben vorbei und bleibe innerlich leer. «Gottes Stimme tönt oft leiser, und wir müssen Acht geben, sie zu hören.» Jessica Tursi nimmt sich deshalb auch jeden Morgen bewusst Zeit, um ihre Beziehung zu Gott zu pflegen, liest in der Bibel und betet. «Ich weiss, mein Tag ist unter Gottes Hand, und er begleitet mich!» Im Moment liest sie jeden Tag in den Andachten von Oswald Chambers «Mein Äusserstes für sein Höchstes». Das helfe ihr, Gott immer besser kennenzulernen und ein Leben nach seinem Willen zu führen.

In den Fussstapfen der Vorfahren Jessica wuchs mit drei Geschwistern in der Westschweiz, in Neapel und in Berlin auf. «Diese Ortswechsel haben uns als Familie zusammengeschweisst», erzählt Jessica Tursi. «Meine Eltern waren für uns Kinder zuerst Eltern. Erst dann waren sie Offiziere der Heilsarmee. Ich erinnere mich, wie wir in Neapel im Korps Reis kochten und wie mich mein Vater zum Bahnhof mitnahm, um den Reis an Bedürftige zu verteilen. Der Glaube hat unser Leben geprägt, wir lebten einfach, aber ich hatte nie das Gefühl, zu kurz zu kommen. Wir sprachen über unseren 42

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• Die Familie Tursi (v.l.n.r.): Majorin Anne-Florence Tursi, Urenkelin von William Booth, Major Massimo Tursi, Marc-Daniel (14), Christine (20), Jessica (22) und Michelle (18) Tursi.

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William Booth (1829-1912) Gerettet, um zu retten «Sein Herz gehörte den Ärmsten der Armen.»

Ich frage Jessica, was sie empfinde, wenn sie am Bahnhof Bern an gesellschaftlichen Aussenseitern vorbeigehe. «Ich sehe jede Frau und jeden Mann als Menschen an, der von Gott geliebt ist. Gott hat einen Plan für sein Leben. Ich vergesse die Vorurteile der Gesellschaft und frage mich, was für eine Person er oder sie wohl ist. Zu allen will ich freundlich sein.» So sei mit einer Frau ein loser Kontakt entstanden. Zwischendurch verschwinde sie zwar von der Bildfläche, tauche dann aber plötzlich wieder auf. Wenn sie sich begegnen, grüssen sie einander, und Jessica hat ihr auch schon ein Sandwich oder einen Apfel geschenkt. «Von den Menschen aus meinem Umfeld, die sich besonders um Randständige kümmern, weiss ich, wie viel Zeit und Geduld solche Kontakte brauchen.»

William Booth

William Booth (1829-1912) kannte Armut aus eigener Erfahrung. Sein Vater verlor nach einer unglücklichen Spekulation sein ganzes mit Immobilienhandel erworbenes Vermögen. Booth musste mit dreizehn die Schule verlassen und einen Beruf erlernen. Nach dem Tod des Vaters rutschte die Familie völlig in die Armut ab. Mit 23 Jahren gab William Booth seinen kaufmännischen Beruf auf, besuchte das Predigerkolleg und wirkte zunächst in der Methodistenkirche als Evangelist. Nach der Trennung von der Methodistenkirche verschlossen sich ihm mehr und mehr die Kirchentüren, und Booth musste in Zirkuszelten, Theatern oder im Freien evangelisieren. In London gründetet er für die Arbeit in den Elendsvierteln die Ostlondoner Mission, der er 1879 den Namen «Salvation Army» (Heilsarmee) gab. Er wurde deren erster «General».

Adventsstimmung Hochsaison für Salutisten sind traditionsgemäss die Advents- und Weihnachtstage. Jessica Tursi gefällt an Weihnachten besonders, mit der Bläsergruppe unterwegs zu sein und auf Strassen und Plätzen Musik zu machen. Sie spielt Horn. «Wir verteilen auch warme Getränke und Informationsschriften, sprechen mit Passantinnen und Passanten und laden sie zu Veranstaltungen ein. Manchmal eile ich von Termin zu Termin, aber das habe ich gern.» Bevor ich mich verabschiede, will ich von Jessica noch wissen, was ich mir unter der «Passantenhilfe» im Erdgeschoss des Hauses vorstellen müsse. «Das ist eine Anlaufstelle für Menschen, die irgendwie in Schwierigkeiten sind», erklärt Jessica. «Sozialarbeiter von der Heilsarmee helfen ihnen hier praktisch und beraten sie.» Auf dem Heimweg blättere ich in den Informationsunterlagen und staune, wie viele Gemeinden und soziale Einrichtungen innerhalb der Heilsarmee weltweit entstanden sind. Dass sich hier Menschen von Generation zu Generation von Gott ansprechen und senden lassen, imponiert mir. Wie viel ärmer wäre die Welt und auch unsere reiche Schweiz ohne diese Menschen!

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Catherine Clibborn

Die Heilsarmee hat auch in der Schweiz eine bewegte Geschichte hinter sich. 1882 kam Booth‘ Tochter Catherine zusammen mit fünf jungen Heilsarmee-Offizieren aus England nach Genf. Die Aktivitäten der Pioniere gefielen dem Volk, weckten aber bei den etablierten Kirchen Widerstand. Es kam zu Ausschreitungen, und die jungen Leute wurden vielerorts vertrieben oder ins Gefängnis gesteckt. Aber sie gaben nicht auf. 1889 anerkannte das Bundesgericht die Heilsarmee als religiöse Institution in der Schweiz. Dank der Hilfe einflussreicher Persönlichkeiten wie zum Beispiel des Bundesrat Louis Ruchonnet wurden 1894 alle Gesetze aufgehoben, die das Wirken der Salutisten einschränkten. Darauf verbreitete sich die Heilsarmee rasch im ganzen Land. 125 Jahre später ist die Heilsarmee bei der Schweizer Bevölkerung breit anerkannt. Mit dem Motto «Suppe, Seife, Seelenheil» verknüpft sie weiterhin die Verkündigung des Evangeliums mit sozialem Engagement. Als freikirchliche Bewegung pflegt sie Kontakte mit anderen Kirchen und Werken und ist Partnerin für die Behörden im Sozialwesen. Dank ihrer internationalen Verbindungen und Präsenz in 111 Ländern spielt sie auch in der Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe eine wichtige Rolle. Seit dem 28. Januar 2007 wird ununterbrochen irgendwo in der Schweiz in Räumlichkeiten der Heilsarmee gebetet. Die Aktion wird während 365 Tagen durchgeführt. Die Heilsarmee erinnert damit an die christliche Grundlage ihrer Bewegung, schöpft daraus Kraft und Motivation für die Zukunft und bringt ihre Dankbarkeit zum Ausdruck.

• 125 Jahre Heilsarmee Schweiz: Impressionen vom Jubiläumsfest vom 19./20. Mai 2007 in Bern

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PERSONLICH

politisches festen und engagement feiern | regelmässige | wir lebenmarschhalte heute und …

Zeitschrift andrehen will, «zur entspannenden Lektüre am Wochenende», damit uns Schweizern neben den durchschnittlich zehn Stunden Fernsehkonsum am Wochenende nicht langweilig wird.

Abschalten!

Wir brauchen regelmässige Marschhalte! Das persönliche Wort des Missionsleiters In den vergangenen fünf Jahren hat der amerikanische Professor Michael Zigarelli via Internet eine Umfrage unter 20 000 bekennenden Christen zum Thema «Wachstumshindernisse» gemacht. Unter anderem haben auch 595 Christen aus Europa die Umfrage ausgefüllt. Die Ergebnisse stimmen sehr nachdenklich.

Hanspeter Nüesch 44 Prozent der 595 Europäer gaben an, immer oder oft von Aufgabe zu Aufgabe zu hetzen (rush), wobei der Anteil der gehetzten Männer ein bisschen höher liegt als jener der Frauen. Am meisten gehetzte Personen finden sich in Japan mit 57 Prozent, wo Burn-out und Überforderung insbesondere unter den Jugendlichen beinahe epidemische Ausmasse angenommen haben. Aber selbst in Afrika gibt noch jede dritte Person an, unter Arbeitsstress zu leiden, wobei das natürlich nur etwas über diejenigen Afrikaner aussagt, die das Internet benutzen.

Beziehung zu Gott immer oder oft in die Quere kommt. Der Kommentar von Professor Michael Zigarelli dazu: «Es ist tragisch. Und ironisch. Genau die Personen, die uns helfen könnten, aus dem Gefängnis der übermässigen Geschäftigkeit heraus zu kommen, befinden sich selbst in deren Ketten.» Als christlicher Vollzeiter fühle ich mich da direkt angesprochen.

geht, schickt man in der ganzen Welt viel Unnötiges umher und erwartet dann auch noch eine Antwort. Schliesslich beantwortet man ja auch selber treu alle meist gar nicht verlangten E-Mails. Man möchte ja nicht unhöflich sein. Man unterbricht das Mailen nur, wenn gerade das Telefon wieder einmal klingelt; und das tut es in letzter Zeit viel öfter, da

Was ganz besonders nachdenklich stimmt, ist die Tatsache, dass – auf Berufsgruppen bezogen – bei den Pastoren der Anteil der übermässig Arbeitsgetriebenen am höchsten ist, noch höher als bei den Managern. Dabei sollten doch gerade die Pastoren aus der Stille heraus handeln. 65 Prozent der Pastoren gaben an, dass die Geschäftigkeit (busyness) des Lebens ihnen beim Entwickeln ihrer

Das Problem beHeute würde Jesus wahrscheinlich noch deutlitrifft jedoch alle chere Worte wählen, um uns vor den Gefahren Berufsgruppen. Wir der übermässigen Geschäftigkeit zu warnen. globalisierten Zeitgenossen sind zunehmend überforTelefonieren ja so billig geworden ist. dert mit der Fülle an Informationen und Und nun kann man «dank» des MobilAngeboten. Statt dass uns die moderne telefons auch von unterwegs anrufen. Technologie rund um Internet und MobilSo wird das Telefon immer mehr für Untelefon hilft, Zeit für Wesentliches zu genötiges oder Belangloses benutzt, für winnen, lassen wir uns von einer unüberBotschaften wie: «Mein Zug fährt jetzt sichtlichen Fülle von meist unwichtigen gerade aus dem Tunnel. Du kannst die Informationen zudecken. Bratwürste langsam bereit machen.» Die Bratwürste müssen jedoch noch Viel Lärm um Unwesentliches warten, weil gleichzeitig auf der andeJetzt müssen wir nach der Arbeit zusätzren Linie jemand unserem Gesprächslich noch den E-Mail-Verkehr zu Hause partner unbedingt das Abonnement einer beantworten. Und weil es so einfach

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Pastoren am meisten betroffen

Ich denke, wir hätten es alle nötig, uns von Zeit zu Zeit Gedanken zu machen zu Themen wie «Zeit nehmen für das Wesentliche» oder «Richtiger Umgang mit den modernen Kommunikationsmitteln». Und wären das nicht zeitgemässe Predigtthemen? Ich habe herausgefunden, dass man das Handy abschalten und den Stecker bei den meisten Telefonstandleitungen herausziehen kann. Plötzlich geniesst man wieder die Zeiten mit Gott und miteinander. Bei uns zu Hause habe ich nämlich die Erfahrung gemacht, dass das Telefon immer dann klingelt, wenn wir uns eben zum Gebet versammelt haben. So einfach dürfen wir es dem Feind nicht machen. Also abschalten und die Zeit mit Gott und miteinander ungestört geniessen. Mich fasziniert es, wie praktisch Jesus die Alltagsprobleme anspricht, als er beim Gleichnis von der vierfachen Saat davor warnt, die aufgehende Frucht nicht von den Dornen des Alltags und der Fülle der Ablenkungen, der Events und des (Medien-)Konsums ersticken zu lassen (vgl. Lukas 8,14). 2000 Jahre später würde Jesus wahrscheinlich noch deutlichere Worte wählen, um uns vor den Gefahren der übermässigen Geschäftigkeit, die uns vom Wesentlichen ablenkt, zu warnen.

Campen, um für den Kampf bereit zu sein Der Apostel Paulus ermahnte die urbanen römischen Christen, «sich nicht dem Weltlauf anzupassen», sondern ihre Werte und Prioritäten dank einer grundsätzlichen Gesinnungsänderung grundlegend erneuern zu lassen. Nur so könnten sie Gottes guten Willen in ihrem Leben erkennen und tun (vgl. Römer 12,2). Wie cz 4|07

aktuell sind diese Ermahnungen für uns von der schieren Fülle der Dinge zugedeckten Christen des 21. Jahrhunderts! Wie gut, hat unser Schöpfer und Vater uns wöchentliche Sabbatzeiten verordnet! Wie gut, gibt es spezielle Gedenkfeiern wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten! Die alten Israeliten hielten an 11 von 12 Monaten spezielle Feiern ab. Dreimal pro Jahr zog die ganze Familie hinauf nach Jerusalem: an Sukkoth (Laubhüttenfest), am Pessach (Passahfest) und an Schawuoth (Pfingsten), um Gottes Taten und Verheissungen in Erinnerung zu rufen. Man stelle sich vor: Jedes Jahr drei EXPLO-Konferenzen – und das nach einer längeren Familienwanderung quer durch die Schweiz! Bei diesem Gedanken habe ich als EXPLO-Organisator verständlicherweise gemischte Gefühle. Wie froh bin ich, dass Gott niemanden überfordert, sondern uns wie das Volk Israel auf der Wanderung ins Gelobte Land regelmässig campen lässt, um die inneren Batterien aufzuladen und um nachher wieder bereit zu sein zum Marsch und – wenn nötig – zum Kampf. Das Campen, das der Erholung und Erneuerung dient, ist dabei genauso wichtig wie der Kampf. Der Kampf wird nur dann erfolgreich und gesegnet sein, wenn zuvor die Zeiten des Ausruhens und der Erneuerung aktiv genutzt wurden. Nehmen wir uns im Jahre 2008 genügend Zeit zur Pflege unserer Beziehung zu unserem himmlischen Vater und zum Lesen seines Wortes, und laden wir unsere geistlichen Batterien regelmässig auf! Seien wir dankbar für die christlichen Feiertage! Wir brauchen von Zeit zu Zeit einen solchen Marschhalt, damit wir uns neu bewusst werden, was wir in Jesus Christus haben, und damit wir in neuer Dankbarkeit und Frische wieder «full power» ans Werk gehen können. Die regelmässigen Feiertage helfen uns, das uns von Gott gesetzte Ziel trotz der mannigfaltigen Ablenkungen nicht aus den Augen zu verlieren.

• Wer unterwegs ist, braucht immer wieder Zeiten des Rastens. 47


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«Hat das Leben mehr zu bieten?»

Im Internet entkirchlichte Menschen erreichen

Rückblick auf die Alphalive-Initiative 2007

E-Coach gesucht «Schon seit längerem bin ich auf der Suche nach Gott und seiner Liebe. Ich hatte jedoch immer das Gefühl, er hört mich nicht», schreibt Jasmina ins Gästebuch von gottkennen.com. Jasmina gehört zur wachsenden Gemeinde von Menschen, die im Internet googeln und surfen, um eine Antwort auf ihre Fragen nach dem Sinn des Lebens zu finden.

flexibel und von zu Hause aus suchende Menschen über das Internet auf dem Weg zu und mit Jesus begleiten?

Johanna Vollenweider Jasmina schreibt weiter: «Ich frage mich, ob ich vielleicht etwas falsch mache.» Nachdem sie den «Liebesbrief des Vaters» gelesen habe, sei sie schluchzend vor ihrem Computer gesessen. Sie beendet ihr E-Mail mit: «Danke! Durch diese Worte, die ihr zusammengestellt habt, habe ich die Liebe und Wärme Gottes gespürt. Danke!»

Anforderungen an einen E-Coach: • • • •

•oben: Für die persönliche Evangelisation können Sie unter www.jesusinternetproject.ch kostenlos Gottkennen-Visitenkarten bestellen. • rechts: Matthias Langhans, Betreuer der beiden Pro-

gottkennen.com ist eine Webseite, die Menschen das Evangelium auf zeitgemässe und feinfühlige Art erklärt. Ein Gebet leitet an, wie man sein Leben in Gottes Hand legen kann. Lebensberichte von Menschen, die das bereits getan haben, wollen zu diesem Schritt ermutigen. Ein Formular, auf dem man seine Fragen loswerden kann, vermittelt den Kontakt zu einem E-Coach. Mittlerweile haben weltweit 3,2 Millionen Menschen die mehrsprachige Gottkennen-Seite besucht. In den eineinhalb Jahren, seit es die Webseite gottkennen.com für den deutschsprachigen Raum gibt, haben 310 000 Personen die Seite aufgerufen, das sind pro Tag rund 500 Besucherinnen und Besucher. Pro Woche füllen sieben bis zehn Leute aus der Schweiz ein Kontaktformular aus, Tendenz steigend. Diese Formulare kommen in den Posteingang von Bettina Schmid, einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin von Campus für Christus. Sie teilt die Absender aufgrund verschiedener Kriterien (Frage, Geschlecht, Region, Alter) einem E-Coach der entsprechenden Region zu. Innerhalb von zwei bis vier Tagen bekommt der Absender direkt ein E-Mail von einem E-Coach.

Möchten Sie …

jekte.

warumjesus.ch

Leute denken, sie müssten erst eine Menge KurZitat: «Ich habe schon sehnAls Folgeangebot se besuchen, bevor sie süchtig auf deine Mail gewartet. wird Anfang 2008 E-Coaches werden könn:-) Gerade gestern habe ich eine die Webseite warten. So ist es aber nicht.» ganz schlechte Nachricht erhalumjesus.ch aufgeDer grosse Vorteil, wenn ten und habe die ganze Nacht schaltet. Sie bietet man per E-Mail den Kondurchgeweint. Darf ich dir die einen interaktiven takt mit suchenden MenGeschichte erzählen? Aber bitte Onlinekurs an, der schen pflegt, ist die zeitverurteile mich nicht deswegen.» die Grundlagen des liche Unabhängigkeit. christlichen GlauE-Coaches sollten die bens erklärt. Einen Möglichkeit und Bereitschaft haben, sich Abend pro Woche treffen sich die interessierten wenn nötig mit dem suchenden Menschen Personen und beginnen mit der Lektion «Worum persönlich zu treffen. Ebenso sollte eine Gegeht es im Leben wirklich?». Anschliessend geht meinde unterstützend hinter ihrem E-Coach es mit «Warum ist Jesus gekommen?» weiter. stehen. «Schliesslich geht es immer darum, Ein E-Coach begleitet diesen Onlinekurs. Die die suchende Person verbindlich in eine GrupIdee entstand in Holland, wo schon mehr als pe von aktiven Christen zu integrieren.» 3000 Onlinekurse durchgeführt wurden. Die Hälfte der Kursteilnehmenden besucht nach der Online-Kleingruppe einen Alphalive-Kurs. Matthias Langhans, der diese beiden Projekte betreut, sucht laufend Personen, die sich als E-Coaches engagieren möchten: «Die meisten 56

Ein Herz für suchende Menschen Geduld und Lebenserfahrung Gute schriftliche Kommunikation Integriert in lokaler Kirche bzw. Gemeinde • Eigene E-Mail-Adresse und eigenen Internetanschluss (es sind keine speziellen Internetkenntnisse erforderlich) • Von Vorteil: seelsorgerliche Begabung bzw. Ausbildung

Die nächsten E-Coach-Startschulungen finden statt am

Peter Höhn Viele der 152 offiziell teilnehmenden Kursorte, davon 44 in der französischsprachigen Schweiz, nutzten diese Möglichkeit der Werbung. So wurden erneut viele Tausend Menschen durch Tages- und Wochenzeitungen auf den Alphalive-Kurs aufmerksam gemacht. Auf besonders gutes Echo stossen jene Kurse, die gemeinsam mit anderen (Kirch-)Gemeinden im Dorf oder in der Stadt durchgeführt werden, wie zum Beispiel in Rüti ZH oder in Wil SG. Weitaus am wichtigsten bleibt nach wie vor die persönliche Einladung zum Schnupperanlass oder an den darauf folgenden Kurs. Die Webseite www.alphalive.ch zeigt aktuell die Ergebnisse eines Meinungsforschungsinstituts, das untersucht, wie viele Personen diesen Herbst den Alphalive-Kurs als christlichen Kurs erkennen..

Weitere Informationen unter www.alphalive.ch

Zitterpartie mit Happy End in Wil «Einmal mehr erlebten wir einen filmreifen Krimi mit dem Alphalive-Znacht. Am Morgen hatten wir sechs Anmeldungen für den Kurs und zwei schriftliche Anmeldungen für den heutigen Znacht. Und dies, nachdem weit über 1000 Flyer in Umlauf gebracht worden waren. Im Glauben und mit zittrigen Knien beauftragten wir die Küche, für 50 Gäste zu kochen. Um 18:50 Uhr sitzt eine Journalistin im fast leeren Saal. Sie fragt mich: ‹Kommen wohl viele Leute?› Meine Antwort: ‹Ich hoffe es, weiss es aber nicht, wir sind völlig im Ungewissen!› Um 19:15 Uhr sagt sie: ‹Haben Sie gesehen, Herr Gugger, der Saal ist voll!› Es war ein super Abend: locker, tiefgründig und einladend wie noch nie. Um 22 Uhr liegen 29 Anmeldungen für den Kurs vor, zurzeit sind es bereits über 40.» Diakon Thomas Gugger

Samstag, 10. November 2007 und am Samstag, 8. März 2008

Weitere Informationen unter www.jesusinternetproject.ch

Matthias Langhans‘ Wunsch ist es, ein Heer von E-Coaches in der ganzen Deutschschweiz und im Tessin aufzubauen – in der Romandie gibt es bereits vierzig E-Coaches. cz 4|07

Hunderte von lokalen und regionalen Zeitungsartikeln und Kurzberichten begleiteten die diesjährige Alphalive-Initiative.

• Bilder der Alphalive-Initiative aus Kanada. Die diesjährige Initiative wurde neben der Schweiz in England, Frankreich (Paris), Holland, Hongkong, Kanada und Neuseeland durchgeführt. cz 4|07

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Die Mitarbeitenden und der Vorstand von Campus f端r Christus Schweiz w端nschen Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit. Wir danken Ihnen herzlich f端r

Wir gr端ssen Sie mit einem Mitarbeiter-Gruppenbild, das Peter Jehle an der Campus-Retraite 2007 in Gomadingen aufgenommen hat.

das uns geschenkte Vertrauen im vergangenen Jahr. Wir bitten Sie, stehen Sie weiter hinter uns in den herausfordernden Aufgaben, die auf uns zukommen.

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