08_2_Schoepfung

Page 1

Zeitschrift der überkonfessionellen Bewegung Campus für Christus Schweiz

2|08

SCHÖPFUNG


I N H A L TE D I T O R I A L schöpfung | inhalt

schöpfung | editorial

Inhalt ZUM THEMA

04

40

Zufall oder Gott? Warum es nicht um «Schöpfung oder Evolution» geht

08

25 26

Selbst gelebt

Die guten Hirten von Indemini Leben und Glauben am Hinterhang der Schweiz

Die Schöpfung leidet ... und dagegen wollte ich etwas tun!

Kolumnen «von Wegen» und «New Generation» Fredy Staub und Andreas Boppart schreiben

Mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten Emanuel Mahler, Biopionier aus dem Seetal

Hanspeter Horsch: «Jesus heilt» Der etwas andere Drogist und Naturheilpraktiker aus Heiden

Esoterik und Glaube Schule für Christlich ganzheitliche Heilverfahren in Herisau

Schweizer Biobauer unterrichtet im Sudan Herausforderung für Ernst Frischknecht aus Tann

Kolumne «beziehungsweise»

30

47

Wie Gott alles getrennt hat – und wieder zusammenfügt

Historisches Beispiel über Max Thürkauf

Gottes Grösse, seine Liebe, seine Weisheit und Macht. Aber die Schöpfung redet auch von Schmerz: Sie seufzt, schreit und sehnt sich nach ihrer Erlösung.

Dienst als Christ hat mit Kristallen zu tun Das Wort des Missionsleiters Hanspeter Nüesch

«Die Schöpfung»

Peter Höhn

Joseph Haydn und sein Oratorium

«Filmtipp» und «Gedanken zwischen Büchern» Andy Schindler und Manuela Richard

REPORTAGE

48 51

Fernsehpionier tritt in den Ruhestand Walter Kast übergab den Stab an Urs Leuzinger

Kolumne «unterwegs erlebt»

Samen in Kinderherzen pflanzen

HINWEISE

Kolumnen «Medien» und «Farbe bekennen» Markus Baumgartner und René Bregenzer

Den Atem des Schöpfers spüren Hintergrund

Letzten Geheimnissen auf der Spur Moleküle, Zellen, Sterne, Galaxien – alle erzählen das Gleiche

Wer dient wem? Über Technik, Klimawandel und Schöpfung

«Wir setzen auf Sonnenenergie» Der Unternehmer Josef Jenni zeigt Alternativen

2

Die Schöpfung sehen – und hören!

Eine Stimme für das Leben

Roland Kurth schreibt aus Havanna

Die Natur – das am meisten abgelichtete Fotomotiv

34

46

Sabine Fürbringer über anbetende Bäume

Ein Landwirtepaar mit offener Türe

29

42 44

Editorial

Einheit – Trennung – Einheit

52

55 58

CFC National Frauenfrühstück, Männerforum und Taschenbibeln

CFC International Campus Portugal, Christustag in Finnland und Newsticker

Agenda/Inserate/Impressum

Die ganze Schöpfung ist somit sichtbarer Ausdruck der Worte und Gedanken Gottes. Kein Wunder, dass wir in der Bibel immer wieder davon lesen, dass die Schöpfung gleichsam als lebendiges Wort immerfort redet: Sie rühmt, sie verkündet, sie ruft, sie erzählt, sie bejubelt

ZUM SCHLUSS

63 64

Oswald Chambers schrieb: «Zum allerersten, was Jesus Christus tut, gehört, dass Er einem Menschen die Augen öffnet, so dass er die Dinge richtig sehen kann. Und achte darauf, was wir nach Jesu Worten sehen werden: Lilien und Sperlinge und Gras.» Jesus hat uns Menschen die Augen geöffnet, damit wir durch die Natur den Schöpfer und sein wunderbares und wundersames Handeln bildhaft erfassen können. Jesus hat illustriert und entfaltet, was wir schon auf der ersten Zeile der ersten Seite der Bibel lesen: «Im Anfang schuf Gott..., und Gott sprach...» Später hat der Jünger Johannes dieses Geheimnis der Schöpfung noch etwas tiefgründiger ausgedrückt: «Im Anfang war das Wort..., alles ist durch dasselbe geworden.»

Zufall? «Die Schöpfung ruft» Lied von Brian Doerksen mit Walfischbild aus Alaska

cz 2|08

cz 2|08

ben nahebringt. Der Umweltingenieur Walter Ernst und der Solarpionier Josef Jenni, die sich für erneuerbare Energien einsetzen. Und nicht zuletzt unsere Kolumnisten Sabine Fürbringer oder René Bregenzer, die das Reden der Schöpfung im Alltag unverhofft vernahmen und für sich persönlich umsetzten.

Das ist auch der Brennpunkt unserer Ausgabe: Dass Jesus uns neu und in rechter Weise die Augen für die Schönheit der Schöpfung öffnen möge! Dass wir aber noch viel mehr hinhören, was Kein Wunder, dass wir in der Bibel immer wieuns die Lilien, die der davon lesen, dass die Schöpfung gleichsam als Sperlinge und das lebendiges Wort immerfort redet: Sie rühmt, sie Gras von Gott erzähverkündet, sie ruft, sie erzählt, sie bejubelt Gottes len. Wenn wir lesen, Grösse, seine Liebe, seine Weisheit und Macht. was der Hobbyastronom Martin Hänggi oder der Molekularbiologe Michael Hot«Schöpfung oder Evolution» – dazu hat tiger in den letzten Dimensionen des Felix Ruther verschiedene Sichtweisen Mikro- und Makrokosmos herausfanden, zusammengetragen. Die Frage, wie lange war nicht das Entscheidende, was sie Gott für die Schöpfung schliesslich sahen, sondern was sie in ihrem Herzen gebraucht hat, scheint uns zweitrangig. über den Schöpfergott hörten und Wichtiger ist, dass das erfassten. glaubensvolle Hören auf den Schöpfer unseren Die Menschen, die Sie in diesem Heft Umgang mit kennenlernen, haben in diesem Sinn auf Menschen und das Reden der Schöpfung gehört und mit der Natur so Heilsames gelernt: Ernst Frischknecht, prägt, dass der durch schonende Bodenbearbeitung anders­den­zum Biobauerpionier wurde. Die Appen­kende Menschen zeller Drogisten Hanspeter Horsch und unseren Gott Rolf Nussbaumer, die nach christlichen gerne näher Alternativen zu den esoterisch geprägten kennen lernen. Heilverfahren suchten. Das Bauernehepaar Hauser, das Kindern das BauernlePeter Höhn

3


O

D

E

R

?

Zufall oder Gott Warum es nicht um «Schöpfung oder Evolution» geht «Jeder von uns ist Frucht eines Gedankens Gottes. Jeder ist gewollt, jeder ist geliebt, jeder ist gebraucht.» Dies sagte der neue Papst Benedikt, als er im April 2005 in sein Amt eigeführt wurde. Sein Argument: «Wir sind nicht das zufällige und sinnlose Produkt der Evolution.»

Dr. chem. Felix Ruther Dieser Rede des Papstes schliesse ich mich von ganzem Herzen an, zumal er im nachfolgenden Satz noch betont: «Es gibt nichts Schöneres, als Gott zu kennen und anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken.» Wenn der Papst sagt: «Wir sind nicht das zufällige Produkt der Evolution!», stellt sich nun die Frage, ob nun der Papst ein Kreationist ist oder gar ein Anhänger der Kurzzeitvariante des Kreationismus, wonach die Welt in sechs 24-Stunden-Tagen vor rund 6000 Jahren von Gott erschaffen wurde.1 Die Zeitung «Die Welt» berichtete aber, dass sich der Papst bei einem Priestertreffen im Juli 2007 wie folgt geäussert habe: «Evolution und Schöpfung werden als Alternativen vorgestellt, die einander ausschliessen.» Dieser Konflikt, so der Papst, sei jedoch absurd, weil es einerseits viele wissenschaftliche Nachweise für eine Evolution gebe und andererseits die Evolutionstheorie nicht alle Fragen beant-

worte. Vor allem werde durch sie die entscheidende Frage, woher alles komme, nicht beantwortet.

an. In seinem Buch «Zufall und Notwendigkeit» schrieb er: «So folgt daraus (aus seinen wissenschaftlichen Erklärungen), dass einzig und allein der Zufall jeglicher Neuerung, jeglicher Schöpfung in der belebten Natur zugrunde liegt. Der reine Zufall, nichts als der Zufall, die absolute blinde Freiheit als Grundlage des wunderbaren Gebäudes der Evolution.»2

Wer hat recht? Ein Onlinekommentator wetterte gegen die katholische Kirche und meinte, dass die Evolutionslehre schon lange widerlegt sei und man als bibeltreuer Christ eben nicht an den sechs Tagen von 1. Mose 1 vorbeikomme. Als gegenteilige Stimme in der Vielfalt der Meinungen führe ich den Nobelpreisträger Jacques Monod

Aus obigen Äusserungen werden generell drei Grundhaltungen sichtbar (siehe Schema):

Erdalter

Positionen Von Gott geschaffen

Durch Zufall geworden

Tief (junge Erde)

1

(2)

Hoch (alte Erde)

3

4

Die Positionen 1 und 3 gehen von einer göttlichen Schöpfung aus (Papst und Onlinekommentator). Im Feld 1 werden die klassischen «KurzzeitKreationisten» wie etwa der obige Online­ kommentator und vermutlich auch die meisten Anhänger der ID-Theorie (Intelligent Design)3 angesiedelt. In Feld 3 finden sich die Befürworter einer «theistischen Evolution» (zum Beispiel den Papst oder C. S. Lewis4). In Feld 4 findet man die atheistische Position, wie sie Jacques Monod oder in jüngster Zeit ziemlich militant der englische Professor Richard Dawkins («Der Gotteswahn») vertreten. Position 2 wird eher leer bleiben. Sie würde bedeuten, dass das Leben auf der Erde erst vor kurzer Zeit, aber nicht durch einen Schöpfergott entstanden ist. Vielleicht glauben das einige Ufologen?

gehend die Interpretation der vorgegebenen Fakten. Daher werden die wissenschaftlichen Fakten je nach Weltanschauung atheistisch, theistisch – also ausgehend vom Glauben an einen Gott, der mit der Welt in Kontakt steht – oder auch pantheistisch, wie im Hinduismus oder Buddhismus, gedeutet.5 Ganz in diesem Sinne äusserte sich der atheistische Evolutionsbiologe Stephen Jay Gould: «Entweder ist die Hälfte meiner Kollegen unglaublich dumm, oder aber der Darwinismus ist völlig vereinbar mit den üblichen religiösen Überzeugungen – und ebenso vereinbar mit dem Atheismus.»6 Diese Meinung vertreten die meisten Wissenschaftsphilosophen. Das bedeutet im Klartext, dass wir die gefundenen naturwissenschaftlichen Fakten nicht gezwungenermassen atheistisch interpretieren müssen, wie das die Atheisten Monod und Dawkins behaupten.

An dieser Stelle muss festgehalten werden, dass im Kern dieser Grundhaltungen je eine bestimmte Weltanschauung oder ein Glaube sichtbar wird. Ein Glaube, der letztlich nicht mehr beweisbar, sondern nur noch bezeugbar ist. Denn nur von einer Warte ausserhalb jeglicher Weltanschauung könnte man die verschiedenen Überzeugungen letztgültig als richtig oder falsch beurteilen. Diese übergeordnete Position besitzt nur Gott, und wir müssen uns mit der Tatsache abfinden, dass unser Erkennen eben nur Stückwerk ist. Unsere Weltanschauung bestimmt nun aber weit-

Begeistert als Wissenschaftler und als Christ Seit Jahren erteile ich an einem Gymnasium Lektionen in Chemie. Wenn ich mich jeweils einer neuen Klasse vorstelle und dabei etwas von meinem Glauben preisgebe, kommt meist die Frage: «Aber wie können Sie an Gott glauben und zugleich Naturwissenschaftler sein?» Bei meinen Rückfragen zeigt sich immer wieder, dass sich bei den Schülerinnen und Schülern die Vorstellung breitgemacht hat, man müsse als Christ die ersten Kapitel der Bibel wortwörtlich lesen. In der Tat, wenn

man diese Texte wortwörtlich liest, reiben sie sich mit den Deutungen, die die Naturwissenschaften bezüglich des Erdalters und der Entstehung des Menschen geben. Im Umgang mit diesem Problem muss ich mich ehrlich folgenden zwei Fragen stellen. Erstens: Erwarte ich wirklich, dass mir die Bibel Problemstellungen aus der Naturwissenschaft des 21. Jahrhunderts beantworten soll? Und zweitens: Darf ich wissenschaftliche Fakten einfach umdeuten, verneinen oder ausblenden, wenn ihre Einordnung und Interpretation biblisch gesehen (noch) Schwierigkeiten bereitet? Grob haben sich für mich folgende Grundhaltungen herauskristallisiert:

Leben mit oder ohne Gott Weil sich die biblischen Schöpfungstexte mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen reiben, verwerfen viele Menschen die ganze Heilige Schrift oder deuten die biblischen Texte als alte Volksmythen – zwar schön zu lesen, aber ohne Wahrheitsgehalt. Das kann und will ich nicht! Die Bibel ist ein von Gott inspiriertes7 Buch. Als Christ vertraue ich darauf, dass Gott durch die Bibel zu meinem Herzen und Gewissen spricht, auf diese Weise meinen Glauben schafft und erhält, mich leitet und alles lehrt, was zu meinem Heil wichtig ist. Ich erwarte aber nicht, dass mir Gott in der Bibel naturwissenschaftliche Fragen aus dem 21. Jahrhundert beantwortet. Das ist einfach nicht die Absicht dieser Texte. Beim Lesen dieser Texte erschliessen sich

ID, Intelligent Design: Im ID wird argumentiert, dass komplexe biologische Strukturen nur durch das Einwirken eines «intelligenten Designers» – eben Gott – erklärt werden könnten. Das ID geht von der Annahme aus, dass die Evolutionstheorie fundamental fehlerhaft sei 4 Vgl. Lewis, Clive Staples, in: Über den Schmerz, Kapitel: Der Fall des Menschen 5 Vgl. Ruther, Felix: «Der Mythos der weltanschaulichen Neutralität», http://www.vbginstitut.ch/index.php?id=68 6 McGrath, Alister: Impeaching a Self-Appointed Judge, zitiert in: Dawkin‘s God, Blackwell Publishing, S. 80 7 Was das genau bedeutet, sagt uns die Bibel nicht, denn mit 2. Timotheus 3,16 haben wir nur einen Vers, der uns vermutlich etwas zu den alttestamentlichen Schriften sagt 3

Die wörtliche Übernahme aller Zeitangaben findet man auch im orthodoxen Judentum. Demnach wurde die Welt im Jahre 3761 vor unserer Zeitrechnung erschaffen 2 Monod, Jacques: Zufall und Notwendigkeit, dtv, S. 106 1

4

schöpfung | zufall oder gott

cz 2|08

cz 2|08

5


schöpfung | zufall oder gott

mir Antworten auf meine zentralsten Fragen bezüglich Sinn und Ziel meines Lebens. Im Sinne des Zitates von Papst Benedikt sage ich daher: Ich bin eben nicht definiert durch meine biologische Herkunft aus dem Evolutionsgeschehen. Mein Wert und meine Bestimmung stammen von Gott. Er hat mich geschaffen, durch welche Vorgänge auch immer, und er hat mich bei meinem Namen gerufen. Was ist ein Mensch? Ich definiere das Menschsein als Gegenübersein von Gott. Irgendein hominides (menschenähnliches) Wesen wurde zu dem Zeitpunkt zum wirklichen Menschen, als Gott es als Gegenüber ansprach. Menschsein ist für mich mehr als nur eine bestimmte Ausformung eines (Affen-)Körpers. So habe ich kein Problem, wenn die überwiegende Mehrheit der Forscher die Entstehung des hominiden Körpers evolutionär erklärt. So wie ich den ersten Schöpfungsbericht lese, fand die Erschaffung des eigentlichen Menschen eben dort statt, wo Gott in einem historisch einmaligen Moment einen Hominiden ansprach und ihn damit zum Menschen werden liess. Oder er hat eine ganze Gruppe angesprochen, denn Adam wird in der Bibel zuerst als Gattungsbegriff und nicht als Name verwendet. Auf diese Weise – ganz im Sinne der Bibel – definiere ich den Menschen nicht biologisch, sondern theologisch. Es gibt für mich weitere Gründe, weshalb ich die atheistische Position nicht teile: Ohne Gott macht es wenig Sinn, von Wahrheit zu sprechen.8 Ohne Gott wird es enorm schwierig, Werte zu gewinnen. Der atheistische Philosoph Friedrich Nietzsche9 sah das vielleicht als Einziger mit absoluter Klarheit: «Wenn Gott tot ist, dann herrscht das Nichts. Nun müssen wir selber zum Übermenschen werden.» Das

Unheimliche am «Übermenschen» ist aber, dass dieser Gedanke gnadenlos konsequent ist. Nach dem «Tode Gottes» sei nicht nur alles erlaubt, nach dem Tode Gottes «ist das Einrücken des starken, von allen Rücksichten ‹befreiten› Menschen in eine Position, über die niemand noch ein Urteil zusteht, unvermeidlich»10. Zugegeben, all diese Gründe leuchten mir vermutlich nur ein, weil ich in Jesus Gott begegnet bin und nun aus dieser «Innensicht» heraus die Wirklichkeit deute und zu verstehen suche. Denkerische Argumente führen letztlich nicht zum Glauben, räumen aber durchaus Glaubenshindernisse aus dem Weg. Zum Glauben selbst kommt man nur durch die Begegnung mit Gott.

sua 10,13 (‹Die Sonne verzögerte ihren Umlauf um die Erde›) auch nicht wörtlich. Ich bin sicher, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Eine durchgehend wortwörtliche Auslegung ist gar nicht durchzuhalten und wird weder von der Bibel selber noch von irgendeinem grossen Theologen der Kirchengeschichte gefordert. Der zum Scheitern verurteilte Versuch, die Bibel an allen Stellen wörtlich zu lesen, kann daher die letztlich gesuchte Sicherheit auch nicht liefern. Die Sicherheit, auf die ich mein Leben bauen kann, finde ich weder im Buchstaben noch in Interpretationen, sondern nur in Gott selber – aber eben, in welchem Gott? Dem Gott der Bibel, das ist meine tiefe Überzeugung! Ohne Bibel geht es nicht.

Anerkennen oder verweigern Reibungen zwischen Naturwissenschaften und biblischen Texten bestehen. Man kann darauf mit der kreationistischen Haltung reagieren, indem alle wissenschaftlichen Erkenntnisse verneint oder umgedeutet werden, wenn sie nicht mit der wortwörtlichen Interpretation der biblischen Schöpfungsberichte zusammenpassen. Doch dieser Grundhaltung kann und will ich mich als glaubender Naturwissenschaftler nicht anschliessen. Ich will sowohl das biblische Wort als auch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ernst nehmen. Denn es gibt nur die eine ungeteilte Wahrheit – Gottes Wahrheit. Wenn also in der Schöpfung etwas entdeckt wird – man hat überwältigende Indizien gefunden, die für ein Erdalter von mehreren Milliarden Jahren sprechen –, was der Bibel zu widersprechen scheint, muss ich mich an die Arbeit machen. Dabei hinterfrage ich aber nicht zuerst die Bibel, sondern meine Leseart der Bibel. Die Frage lautet dann: «Weshalb will ich die Schöpfungsberichte wortwörtlich lesen? So lese ich doch Jo-

Ich frage: Weshalb muss ich als Christ glauben, dass es keine Evolution gegeben habe – obwohl diese Theorie für die überwiegende Mehrheit der Naturwissenschaftler fast schon ein Faktum ist? Und weshalb soll ich glauben, dass die Erde erst 6000 Jahre alt sei? Dieses künstliche Dilemma hat schon viele denkende Menschen vom Glauben an Jesus abgehalten. Mich schmerzt es, wenn ich sehe, wie Glaubende mit einem verengten Bibelverständnis anderen Menschen den Weg zur lebendigen Gottesbeziehung erschweren. Leider geschieht das, meinen Beobachtungen gemäss, nicht selten, besonders unter Studierenden. Schon Augustinus monierte: «Gerade sie, um deren Heil wir uns mühen, tragen den grössten Schaden, wenn sie unsere Gottesmänner daraufhin als Ungelehrte verachten und zurückweisen. Denn wenn sie einen von uns Christen auf einem Gebiet, das sie genau kennen, bei einem Irrtum ertappen und merken, wie er seinen Unsinn mit unseren Büchern belegen will, wie sollen sie dann jemals diesen Büchern die Auferstehung

der Toten, die Hoffnung auf das ewige Leben und das Himmelreich glauben, da sie das für falsch halten müssen, was diese Bücher geschrieben haben über Dinge, die sie selbst erfahren haben und als unzweifelhaft erkennen konnten.» Schon Augustinus meinte also, dass jene, um deren Heil wir uns mühten, am meisten Schaden davontragen würden, wenn sie glaubende Menschen als Ungelehrte verachten müssten. Dies sei dann der Fall, wenn sie die Christen in einem Bereich, in dem sie sich selbst bestens auskennten, bei einem Irrtum ertappten. Und Augustinus gibt weiter zu bedenken, dass jene, die zum Glauben geführt werden sollten, der Bibel gerade in den heilsentscheidenden Dingen nicht mehr vertrauen könnten, wenn Christen ausgehend von der Bibel «Unsinn» behaupteten.

Ehrlich sein und ernst nehmen Was schliesse ich aus oben Gesagtem? Ich will beides ernst nehmen, das biblische Wort und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse. Ich will das biblische Wort ernst nehmen: Dabei will ich die Bibel beim Wort nehmen und sie nicht durchgehend wörtlich lesen. Weshalb? Weil ich erstens Gott erfahren und bemerkt habe, dass er durch die Bibel zu mir spricht. Und weil der Glaube an Gott Sinn macht – mehr als jeder Glaube an den Zufall. Ich will aber auch die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ernst nehmen: Weil ich keinen triftigen Grund habe, den meisten Wissenschaftlern – unter denen es

Der Hohenheimer Jahrringkalender Der derzeit längste Jahrringkalender der Welt weist auf eine Klimageschichte von 12 483 Jahren zurück, und man ist gerade daran, ihn auf 14 400 Jahre zu erweitern. Weil man weiss, dass Jahrringe aus Jahren mit guten Bedingungen breiter sind als solche aus Jahren mit schlechten, kann man durch Vergleiche der Jahrringmuster das Alter eines Holzstückes errechnen.

Muss ich verleugnen, um zu glauben? Deshalb kann ich einfach nicht an eine 6000 Jahre alte Erde glauben. Es sei denn, dass Gott eine Erde erschaffen hat, die jung ist, aber alt aussieht. Diese Vorstellung eines betrügerischen Gottes kann ich aber nicht mit dem Gott der Bibel vereinbaren. «Ich glaube nicht, dass der Gott, der das Universum schuf und der mit den Seinen durch Gebet und spirituelle Einsicht kommuniziert, von uns erwarten würde, dass wir die offensichtlichen Wahrheiten der natürlichen Welt, welche die Wissenschaften uns eröffnet, verleugnen, um Ihm unsere Liebe zu beweisen.»12 Mit Collins stimme ich deshalb überein, dass das Modell der theistischen Evolution oder «BioLogos» (ein Namensvorschlag von Collins) die bei Weitem ehrlichste, zufriedenstellendste und befriedigendste Alternative ist. Als intellektuell ernst zu nehmende Position bietet sie auch Antworten auf schwierige Fragen, und sie erlaubt Wissenschaft und Glauben, sich gegenseitig zu stützen und zu stärken wie zwei starke Pfeiler, die ein Gebäude halten, das Wahrheit heisst.13 Welch eine Freude, wenn sich Glaube und wissenschaftliches Denken nicht ausschliessen!

Warvenchronologie Weil sich besonders in Gletscherseen im Frühjahr hellere Ablagerungen bilden und im Winter dunklere, kann man durch Abzählen der Schichten (eine helle und eine dunkle zusammen werden «Warve» genannt) einen Kalender erstellen. Im Lago Grande di Monticchio in Süditalien kommt man so auf 76 000 Jahre. Schichtungen findet man auch in den Landeismassen. Von Jahr zu Jahr setzt sich eine neue Schicht Eis ab. Im Grönlandeis bohrte man im Jahre 2003 bis auf eine Tiefe von 3085 Metern und fand 123 000 Schichten. Das älteste Eis ist demnach 123 000 Jahre alt. Die tiefste derartige Bohrung fand 2004 in der Antarktis statt. Sie führte in eine Tiefe von 3270 Metern. Die unterste Eisschicht war demnach ca. 900 000 Jahre alt.

Radiometrie und Astronomie Stellt man Messungen auf der Basis des Zerfalls von radioaktiven Elementen an, kommt man zu einem Erdalter, das schon in die Milliarden geht. Ähnlich sieht es bei Altersbestimmungen aus der Astronomie aus: Für äusserst gesichert gelten hier ein Erd­alter von 4,56 Milliarden Jahren und ein Alter des Universums von 13,7 Milliarden Jahren.

11 Zum Beispiel Collins, Francis S., der Leiter des Human Genome Project, dem 2003 die Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes gelang. Sein lesenswertes Buch heisst: Gott und die Gene – Ein Naturwissenschaftler begründet seinen Glauben 12 Collins, Francis S.: ebd., S. 171 13 Collins, Francis S.: ebd., S. 172

Vgl. Spaemann, Robert: Das unsterbliche Gerücht – Die Frage nach Gott und die Täuschung der Moderne, Klett-Cotta Nietzsche, Friedrich, in: Die fröhliche Wissenschaft 10 Lütz, Manfred: Gott – Eine kleine Geschichte des Grössten, Pattloch, S. 61 9

cz 2|08

Hinweise auf eine «alte» Erde

• Felsmäander: Entwicklungsdynamik im Fels verewigt • Dr. chem. Felix Ruther

8

6

viele ernsthafte Christen gibt – zu misstrauen.11 Gerade in der Frage des Erdalters sehe ich eine erdrückende Menge von Hinweisen, die auf eine «alte» Erde hindeuten (siehe Kasten).

cz 2|08

7


S E L B S T

G

E

L

E

B

T

schöpfung | die schöpfung leidet

rungen, sondern mit bewegten und bewegenden Bildern zu überzeugen. Darauf drehten wir innerhalb einiger Jahre über zehn Lehrfilme für landwirtschaftliche Schulen.

Interessiert das Christen?

Die Schöpfung leidet ... und dagegen wollte ich etwas tun! Hormonkälber, Batteriehühner, Schweinemast auf engstem Raum – Massentierhaltung war von den Sechziger- bis in die Achtzigerjahre ein brisantes Thema. Als Biologe und junger Christ erhielt ich die Gelegenheit, an den Missständen etwas zu ändern.

Tom Sommer Um es vorwegzunehmen: Heute hat sich die Tierhaltesituation in der Schweiz stark verbessert. Doch im Einsatz für Gottes Kreaturen war mühsame Forschungsund Überzeugungsarbeit bei Bauern und Behörden notwendig und viel Stallgeruch unvermeidlich.

zur tiergerechten Aufstallung von Milchkühen bearbeitet. Nach diesem 36-Stunden-Einsatz setzten wir uns an jenem Morgen müde und «duftend» ins Auto –

und plötzlich war die Idee geboren: Wir wollten die eigentliche Forschungsarbeit durch Filmdokumentationen ergänzen. Ziel war, die Bauern nicht nur mit Erklä-

Wie sag ich‘s, damit es ankommt? «Wissen die Bauern eigentlich, was wir für sie tun?», fragte ich meinen Kollegen erschöpft, nachdem wir in einem Kuhstall 36 Stunden lang nonstop Forschungsdaten erhoben hatten. In diesem Projekt ging es darum, das Verhalten von Milchkühen zu beobachten und zu protokollieren, wenn diese auf engstem Raum gehalten werden. Konkret: Wie schafft es eine Kuh, in einer zu kurzen Liegebox aufzustehen? Wie wirken sich elektrische Schläge aus, mit denen der Bauer dafür sorgen will, dass die Liegebox sauber bleibt, wenn die Kuh kotet? Welche Einschränkungen erleiden die Kühe in ihrem arttypischen Verhalten, wenn sie auf glitschigen und durch Exkremente verunreinigten Böden umherlaufen müssen? Wir hatten bereits verschiedene Fragen 12

Es war 1982, als ich vor der Frage stand, wie ich mein Leben bewusst mit dem dreieinigen Gott gestalten wollte. An der Universität luden grüne und theologischliberale Kreise zu Veranstaltungen ein über «Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung». Das faszinierte mich, ebenso wie Franz von Assisis «Sonnengesang» und Albert Schweitzers «Ehrfurcht vor dem Leben». Es ging dabei um eine Ethik der Mitgeschöpflichkeit, die jedoch im Umgang mit landwirtschaftlichen Nutztieren weitgehend unberücksichtigt schien. Es ging um eine Ethik, die im Umfeld meiner neuen christlichen Freunde kein Thema war. Dabei lehrte schon Salomo (Sprüche 12,10): «Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz des Gottlosen ist unbarmherzig.» So stand ich vor dem Dilemma: Was ist wichtiger, die Beschäftigung mit der Ewigkeit und mit dem persönlichen Heil oder diejenige mit dem irdischen Leben und meinem Umgang mit der Schöpfung?

Hühner im Grosskäfig

Konfliktlösung beruflich Schon bald wurde mir klar, dass ich auf die erste Frage eine persönliche Antwort geben wollte. Aber ich wollte auch den drängenden Fragen zur artgerechten Nutztierhaltung nachgehen. Wenn Tiere nur noch als «Produktionseinheiten» zählten, wenn Hühnern im Käfig noch der Platz einer A4-Seite zustand, wenn eingepferchte Muttersauen ein blockiertes Gebärverhalten zeigten, dann rief das nach Untersuchungen und Massnahmen, die möglichst viele Beteiligte aus Landwirtschaft und Forschung unterstützen würden. Dafür wollte ich mich einsetzen! Besonders Hühner, Schweine, Rinder und Hasen hatten es mir angetan. Ich fand

Filmaufnahmen für die Forschung

cz 2|08

cz 2|08

Komfort für Sauen?

13


S E L B S T G E L E B T K

O

L

Fvon Wegen! R E

es ungerecht, Tiere, die uns Milch, Fleisch und Eier liefern, so einzustallen, dass ihre natürlichen Bedürfnisse missachtet, ja mit Füssen getreten werden.

U D

Politik und Wissenschaft spannen zusammen An der «Ethologischen Station» (Ethologie = Verhaltensforschung) der Universität Bern begannen wir mit umfassenden Analysen. Wir versuchten zu beschreiben, wann das Verhalten eines Tieres im Stall noch artgemäss und wann es schon gestört ist und wo die Grenzen für die Anpassungsfähigkeit des Tieres liegen. Auf der Basis dieser funktionellen Verhaltensanalysen und der damals neuen Gesetzesgrundlagen (siehe Kasten) erhielt unsere kleine Forschungsstation in der Nähe von Bern mehrere Aufträge vom Bundesamt für Veterinärwesen. Wir erarbeiteten Grundlagen zur artgerechten Haltung verschiedener Tierarten. Für mich war dies eine spannende und dankbare Aufgabe, die mich als Christ motivierte, der «schreienden» Schöpfung nachhaltig zu helfen (siehe Römerbrief Kapitel 8, Vers 22).

Moderner Laufstall für Milchkühe

Tierschutz in der Schweiz Am 9. März 1978 verabschiedete das Schweizer Parlament das Tierschutzgesetz und am 27. Mai 1981 die Tierschutzverordnung. 1992 erhielt die Schweizerische Bundesverfassung (Art. 120 Satz 2) sogar eine Ergänzung bezüglich der Würde der Kreatur: «Der Bund erlässt Vorschriften über den Umgang mit Keim- und Erbgut von Tieren, Pflanzen und anderen Organismen. Er trägt dabei der Würde der Kreatur sowie der Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt Rechnung und schützt die genetische Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten.»

Pfarrer Fredy Staub erzählt in seiner Kolumne von Wegen! wahre Geschichten aus seinem Erleben mit Menschen. Die Namen sind von der Redaktion geändert.

Gott schuf auch die Opposition Es ist ein wunderschöner Frühlingsabend. In einem Mehrzweckgebäude verkündige

A Generation N D R New

14

E

(

T

A

U

S

Sanft flechte ich Aussagen ein, die kritische Menschen grundsätzlich als Person würdigen. Und ich hinterfrage mutig Argumente, die man landauf, landab gegen

Schönreden Kreativität im bildnerischen Gestalten war noch nie meine Stärke. Viel lieber habe ich mich textlichen Dingen gewidmet ... und meine passablen Noten im Zeichnungsfach während der Kantonsschulzeit verdanke ich einzig und allein meiner Fähigkeit, eine Arbeit «schönzureden». Nicht wenige Male war ich ziemlich frustriert, als ich das Resultat begutachtete: Was in meinem Kopf absolut brillant und bestechend modelliert gewesen war, liess dann auf dem Papier cz 2|08

n B

eine klare und begeisterte Auslegung des Evangeliums vorbringt. Einige Gemeindeglieder beten wohl innerlich heftig um Gottes Wirken. Wahrscheinlich treffen einige meiner Aussagen die persönliche Situation von Herrn Amstutz und anderer, die in stiller Opposition anwesend sind. Mit Tränen in den Augen entscheidet sich Herr Amstutz nach Predigtschluss als Erster für ein Leben mit Jesus Christus. Gott in jeder Lage zu vertrauen, hat sich auch hier als die beste Haltung erwiesen. Logisch: Gott schuf auch jene Menschen, die im Augenblick ganz gegen uns – und auch gegen sein Evangelium sein mögen. Frage an Sie: Fühlen Sie sich von jemandem angegriffen? Geben Sie sich im Vertrauen ganz Gott hin. So können Sie ruhig und zuversichtlich bleiben. Er hat alles im Griff, was er erschaffen hat.

B O P P A R T

jegliche Grazie missen. Dreidimensionale Gebilde bewegten sich meist auf ebenso mitleiderregendem Level.

Andreas Boppart ist Eventprediger und Autor und arbeitet im Arbeitszweig campus generation von Campus für Christus.

cz 2|08

N

ich das Evangelium. Auf einmal steht Herr Amstutz auf und unterbricht mich. Lauthals, mit hochrotem Kopf und geballten Fäusten wettert er und widerspricht mir in allen Punkten. Offen gesagt: Eine solch unerwartete, öffentliche Opposition liebe ich nicht. Ich fühle mich irritiert, bleibe aber ruhig und bete in Gedanken. Die Spannung im Saal steigt. Plötzlich geht dem Opponenten die Luft aus. Er setzt sich wieder. Ich fahre mit meinem Vortrag weiter.

E A S

Tierschutzfragen in der Familie Unsere drei Kinder entwickelten damals schnell Verständnis für die Arbeit ihres Vaters, auch wenn er oft mit Stall- und Mistgeruch heimkehrte. Der Duft an Kleidung, Rekorder und Kamera verriet sogar, mit welchen Tieren er es an diesem Tag zu tun gehabt hatte. «Wie ist die Geburt verlaufen bei der grossen Muttersau?», bestürmten sie mich. Oder: «Sind die Kälber schon geschlachtet worden, von denen du erzählt hast?» Es ging um Kälber, die ihr Leben in einer engen Box ohne Kontakt mit den anderen verbringen mussten. Solche und andere Fragen sensibilisierten uns als ganze Familie. Wir wollten auch zu Hause einen Beitrag leisten, damit es Tiere «gut haben». Das bedeutete, weniger Fleisch zu essen und dafür solches von Tieren aus naturnaher Aufzucht zu geniessen.

Y

M

Umso mehr fasziniert mich, was Gott alles erschaffen hat. Ein solcher Grad an Kreativität und Fantasie ist schlicht umwerfend! Was ich dagegen fertigbringe, sei es nun in Bild oder Text, wird ihm wohl nicht selten ein mitleidiges, wenn auch nicht weniger liebevolles Lächeln abringen. Wobei er es natürlich auch viel einfacher hatte. Da lese ich nämlich auf den ersten Seiten der Bibel schlicht: «Und Gott sprach ... und es ward.» Das ging ja doch sehr simpel. Schmälert natürlich keineswegs die Tatsache seiner Kreativität und Allmacht, aber wenn ich meine Ideen und Vorstellungen einfach so aufs Papier oder in die Realität hinein quatschen könnte, dann würde da Vinci vor Neid erblassen. Bei mir scheint jedoch irgendwie unterwegs von der Vorstellungskraft meines Hirns bis zu den Fingerspitzen meiner Hände ziemlich viel an kreativessenzieller Information verloren zu gehen.

Natürlich könnte man jetzt fragen und sich in eines dieser unsäglichen Streitgspräche verlieren, wie viel Zeit Gott denn wirklich für seine kreative Phase benötigt hat. Wenn man denn überhaupt an Gott glaubt. Doch egal, wie wir es biegen: Wenn dieser intelligente Gott Ursprung von all dem ist, was existiert, kommt es doch letzten Endes nicht drauf an, wie er es geschaffen hat. Ob in 6 mal 24 Stunden oder in Jahrmillionen, ob mit Händen oder Worten, ob mit sanftem Hauchen oder urknalligem Getöse: es ändert nichtsan der Rechnung, dass da ein unendlich grosser Gott ist, mit unendlich grossem Verstand und ebenso grossem Herzen. Ein Gott, der wirklich schön geredet hat! Ein Gott, dessen Schöpfungskraft wir niemals erfassen, aber dem wir staunend immer wieder die Ehre geben können! Das wäre zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Wie wäre es doch angenehm, einfach ein Wort zu sprechen, und dieser Text hier wäre perfekt fertig und würde jeden Leser gleichzeitig zum Lachen und zum Weinen bringen! Nur bin ich da noch nicht ganz so weit in meiner geistlichen Entwicklung ... und mühe mich wie eh und je ab, meine Gefühle in möglichst präzisen Buchstaben wiederzugeben ... und übe mich darin, wenn‘s wieder mal nicht so läuft, wie‘s sollte, mehr über Gott zu staunen, als meine eigenen Kreationen schönzureden. 15

)


S E L B S T

G

E

L

Gemüse aus Treibhäusern. Die Nachfrage stieg. 1989 bauten Mahlers ein Kühlhaus und richteten eine Rüsterei ein. Skandale wie Nitrat im Salat oder Hormone im Kalbfleisch weckten zusätzliches Interesse an gesunden Lebensmitteln. Mahlers setzten tagsüber Salate und rüsteten Gemüse mit Saisonniers, Praktikanten und Lehrlingen. Abends erledigte Margrit administrative Arbeiten im Wohnzimmer. Mäni besuchte Produzenten im Ausland und importierte Früchte und Gemüse etwa aus Israel oder aus Spanien.

Mit der Natur und nicht gegen sie arbeiten Emanuel Mahler, Biopionier und Christ aus dem Seetal

Als Christ glaubwürdig leben Vor fünfzig Jahren zog Emanuel Mahler als Dreizehnjähriger mit Eltern und Geschwistern auf den zerfallenen Hof mit Kurhaus auf dem Eichberg in Seengen über dem Hallwilersee. Für «Mäni» Mahler folgten harte Jahre. Später wurde er zu einem Biopionier und ist heute Verwaltungsrat der Firma Bio Partner Schweiz AG in Seon. Die Firma ist mit 170 Mitarbeitenden und einem Umsatz von über 90 Millionen Franken nach Coop und Migros die drittgrösste Kraft im Schweizer Biohandel.

Manfred Kiener Wie hat die Bio-Erfolgsgeschichte im Seetal begonnen? Mäni Mahler erzählt von einem Schlüsselerlebnis: «Als 17-jähriger Lehrling sah ich viel zu kleine Kartoffeln auf unserem Acker. Ich streute Ammon­ salpeter als Stickstoffdünger und kurze Zeit später starben die Stauden ab. Das war ein widersinniger Eingriff in die Natur. Die Zwangsernährung ist den Pflanzen nicht gut bekommen.» Dieses Erlebnis beschäftigte Mäni Mahler. Er entschloss sich, «künftig mit der Natur und nicht mehr gegen sie zu arbeiten». Mäni Mahler begann alles zu lesen, was er zum Thema biologisch-organisches Bauern fand. In der landwirtschaftlichen Schule musste sich Mäni deswegen viel Spott anhören. Das Familienunternehmen Eichberg umfasste die Bereiche Gemüsebau, Landwirtschaft und das Kurhaus mit Restaurant. Mäni Mahler wandte sich dem Gemüsebau zu und zog Rüebli, Sellerie und Kartoffeln ohne chemische Gifte. Mäni lernte seine spätere Frau Margrit kennen, als sie mit 16

ihren Eltern auf den Eichberg kam. Vater Ernst Wuhrmann erteilte als Präsident des Schweizerischen Kneipp-Vereins Kurse im Kurhaus und Mutter Anni lehrte die Gäste gesundes Kochen. «Über unsere Liebe zu Pferden funkte es», erzählt Mäni Mahler.

Markt auf dem Hof Bald kauften Frauen aus der Umgebung auf dem Eichberg knackige Rüebli, Sellerie und Randen und genossen drüben im Restaurant bei einer Tasse Kaffee den Blick über den Hallwiler- und Baldeggersee in die Innerschweizer Alpen. So entstand der «Eichberg-Märt», den Margrit Mahler mit Mitarbeitenden dreissig Jahre lang in der umfunktionierten Hofgarage führte. Der Laden am neuen Firmenstandort in Seon löste den Eichberg-Märt ab. Bereits in den Sechziger-Jahren gewannen Mahlers den Saftproduzenten Biotta als Abnehmer ihrer Biogemüse.

Nützlinge gezüchtet In den 70er Jahren begannen Mahlers, Gemüse in Treibhäusern zu ziehen. Doch

die weisse Fliege befiel Tomaten und Gurken. Mäni Mahler forschte und tüftelte und setzte Schlupfwespen ein, die dem Schädling den Garaus machten. Er züchtete weitere Nützlinge wie Marienkäfer oder die Florfliege, deren Larven Blattläuse vertilgten. Mahlers tauschten ihre Entdeckungen mit anderen Biobauern aus. Neben der Arbeit auf dem Hof half Mäni Mahler bei der Gründung der Genossenschaft Biofarm und empfing 1976 internationale Gäste zu einer Tagung über oekologischen Landbau. Im selben Jahr gründeten Biobauern in Frick das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBl). Das FiBl forschte auf dem Eichberg mit Mischkulturen und Nützlingen.

Wie geht Mäni Mahler mit dem Erfolg um? «Ich legte als junger Mann mein Leben in Gottes Hände. Seit Jahren besuche ich die Chrischona-Gemeinde in Seon sowie einen Hauskreis. Wöchentlich treffe ich mich mit anderen Unternehmern zum Bibelstudium sowie zum Gebet. Das stärkt mich», erklärt Mäni Mahler. «Eines Tages hörte ich in der Stille vor Gott die Frage: ‹Identifizierst du dich mit dem Geschäft oder lebst du aus der Identität als im Glauben erlöster Mensch auf dem Weg mit Christus?› Ich will als Christ glaub-

B I O G R A F I E Emanuel Mahler

Wir empfehlen die Biografie über Mani Mahler mit dem Titel «organisch gewachsen». Das farbig bebilderte Buch enthält neben biografischen Daten Erlebnisse von Biofachleuten, Stimmen von Mitarbeitenden sowie Rezepte. Das Buch ist erhältlich bei der Firma Bio Partner Schweiz AG in Seon www.biopartner.ch. • Mäni Mahler im Laden der Bio Partner

Steigende Nachfrage

Schweiz AG in Seon

Alternativläden sowie Reformhäuser übernahmen ihre Frischprodukte. Als erste Bioproduzenten der Schweiz belieferten Mahlers ab 1978 den Grossverteiler Coop mit Biogemüse. Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl 1986 wünschten plötzlich viele Konsumenten biologisches cz 2|08

E

B

T

würdig leben. Das Wesen Christi soll in meinem Leben sichtbar werden in Ehrlichkeit, Offenheit und Wahrheit.» Das hat sich auf die Zusammenarbeit mit Partnern und Mitarbeitenden in der Firma ausgewirkt. Mäni Mahler sagt dazu: «Als Geschäftsführer gelang es mir, Leute um mich zu scharen, die besser sind als ich. Es war für mich eine Gnade, das zu erleben. Wir duzen uns im Betrieb seit zwanzig Jahren auch mit den Lernenden. Wir pflegen eine flache Hierarchie, geben den Mitarbeitenden Kompetenzen, Verantwortung und zeigen ihnen Wertschätzung.» Auf dem Rundgang durch den modernen und hellen Betrieb in Seon hat Mäni für alle ein freundliches Wort. «Wir sehen uns als sozialen Arbeitgeber. Wir zahlen ungelernten Mitarbeitenden einen Mindestlohn von 3600 Franken im Monat und helfen, Ausländer zu integrieren und bilden Mitarbeitende weiter.»

Weitere Investitionen in Seon 1995 erreichte der Umsatz zehn Millionen Franken. «Wie geht es weiter?» fragten sich Mahlers. Sie lösten sich mit dem Gemüsebau vom Familienbetrieb und

schöpfung | mit der natur und nicht gegen sie ...

gründeten die Eichberg Bio AG mit einem Aktienkapital von 400 000 Franken. Die junge Firma benötigte Platz und zog nach Hallwil. «Doch bald setzte uns der Liegenschaftsbesitzer unter Druck: ‹Entweder ihr kauft das Gebäude oder ihr müsste ausziehen.› Mahlers fanden Partner für ein neues Logistikzentrum: Neben der Eichberg Bio AG und der eigenen Marketingorganisation Bio Plus AG kamen die Firmen Vanadis AG, die Confiserie Bio Steinmann AG und die Weinhandlung am Küferweg dazu. Gemeinsam bezogen sie 2001 den für 16 Millionen Franken gebauten Firmensitz mit Büros, Kühllagern und einem Mitarbeiterrestaurant in Seon. 2007 fusionierten die Partner mit der Firma Via Verde aus Pfaffnau zur neuen Firma Bio Partner Schweiz AG mit einem Aktienkapital von 5.9 Millionen Franken. Mäni Mahler sagt dazu: «Ich sitze nicht mehr in der Geschäftsleitung, sondern arbeite als vollzeitlicher Verwaltungsrat. Ich verantworte die Immobilien. Wir planen einen Ausbau in Seon mit Investitio­ nen von 12 Millionen Franken, damit wir Ende 2008 die Firma Via Verde aus Pfaffnau integrieren können.


S E L B S T

G

E

L

E

B

T

schöpfung | jesus christus heilt

Hanspeter Horsch: «Jesus heilt» Der etwas andere Drogist und Naturheilpraktiker aus Heiden Ausgerechnet im Appenzellerland verzichtet ein Drogist und Naturheilpraktiker auf energetische Produkte aus Homöopathie und Bachblütentherapie. Hanspeter Horsch aus Heiden stellt aus Heilkräutern Medikamente her und sagt: «Nur Jesus Christus vermag den Menschen an Körper, Seele und Geist zu heilen.»

Manfred Kiener Hanspeter Horsch lief bereits als kleiner Junge mit seinem Grossvater durch Feld und Wald, um Heilkräuter zu sammeln. Er lernte Drogist und übernahm in dritter Generation die Drogerie in Oberegg. Er fand als junger Mann zum Glauben an Jesus Christus. Gemeinsam mit anderen Christen und Drogisten diskutierte er homöopathische Heilmethoden und fand nichts Schlechtes: «Solange energetische Heilmittel keinen Schaden anrichten, bleibe ich dabei.» Doch Christen aus seiner Kirche hinterfragten Horschs Einstellung. Was ihm ein Freund von den Basler Psi-Tagen berichtete, gab ihm zu denken: «An einem Podium bezeugten ein Geistheiler und ein Homöopath, sie würden mit derselben Energie heilen – der Geistheiler über seine Hände und der Homöopath über die Flüssigkeiten.» Hanspeter Horsch zweifelte und las im «Organon der Heilkunst», dem Standardwerk der Homöopathie, nach. «Dort steht, jedes homöopathische Heilmittel arbeite mit Energie und nie mit materiellen Wirkstoffen», erzählt Horsch. «Die materiellen Bestandteile werden herausgetrennt und ver18

dünnt. Je stärker die Verdünnung, desto höher die homöopathische Potenz, die Energie im Wasser. Diese wirkt auf Körper, Seele und Geist», betont Hanspeter Horsch. «Mit der höchsten Potenz soll der Geist behandelt werden. Es geht darum, sündhaftes Verhalten des Menschen mit Energien zu korrigieren. Also geht es um eine Philosophie, um ein anderes Evangelium. Die Homöopathie ist deshalb aus meiner Sicht mit dem christlichen Glauben unvereinbar.»

Entscheidung trotz Umsatzeinbusse Kurz vor seinen Zweifeln an energetischen Produkten hatte Hanspeter Horsch die Drogerie in Oberegg zugunsten eines grösseren Geschäfts am Kirchplatz in Heiden aufgegeben. Dieser Ausbau führte zu finanziellen Herausforderungen. Homöopathische und andere Produkte, die mit feinstofflichen Energien wirken, machten in seiner Drogerie über die Hälfte des Umsatzes aus. Trotzdem entschloss sich Horsch 1995, energetische Produkte aus der Homöopathie, der Bachblütentherapie, der Schüssler-Salze usw. aus dem Sortiment zu nehmen. Was waren die Folgen? «Wir gerieten mit der Drogerie zwei Jahre lang in eine finan-

ziell angespannte Situation», erzählt Hanspeter Horsch. «Doch in unseren Herzen spürten wir göttlichen Frieden und Ruhe.» Zweimal erlebten Horschs vor dem Zinstermin der Bank ein Geldwunder.

da sie denken: ‹Für mich als Christen ist das doch tabu ...›», bedauert der Drogist.

Ursachen liegen tiefer Wie geht er vor? Hanspeter Horsch: «Auf einem Papierstapel sehen wir nur das oberste Blatt, zum Beispiel Kopf- oder Zahnschmerzen, darunter verbirgt sich vielleicht ein Darmproblem. Zu viel Magensäure weist auf Konflikte und Streit hin.» Weil die Ursachen einer Krankheit oft tiefer lägen, ergründe er mit den

H. HORSCH

Telefon klingelte dauernd Nach dieser Durststrecke fanden immer mehr Interessierte den Weg in Horsch‘s Drogerie und an seine Vorträge oder baten telefonisch um Rat. Bald beantwortete Hanspeter Horsch halbe Tage lang Fragen am Telefon und fand zu wenig Zeit für seine Drogerie sowie die Mitarbeitenden. Die Auskünfte konnte er nicht verrechnen. Was tun? 1999 bestand Hanspeter Horsch die Heilpraktikerprüfung und erhielt im Jahr darauf die Bewilligung für eine Naturheilpraxis sowie die Krankenkassen-Anerkennung. Oberhalb der Drogerie eröffnete er eine Praxis. Heute ist er auf drei bis vier Wochen ausgebucht. Seine Frau und seine Mitarbeiterinnen führen die Drogerie. «Zu mir kommen immer mehr Patienten mit chronischen Problemen. Menschen, die bereits an mehreren Orten Hilfe gesucht haben», stellt Horsch fest. «Viele stossen leider erst spät auf die Naturheilmedizin, cz 2|08

Patienten zuerst ihre Geschichte und ihr Umfeld. «Gott schuf den Menschen mit einer wunderbaren Heilungstendenz. Der Körper will gesund werden. In der Beratung räume ich Hindernisse aus dem Weg, die der Heilung im Weg stehen», erklärt Hanspeter Horsch.

Versöhnung vor der Heilung Oft ermutige er seine Klienten, sich mit Menschen in ihrem Umfeld zu versöhnen und anderen zu vergeben. So weise er oft

auf das Evangelium und auf Jesus Christus hin, der Versöhnung erst ermögliche. Wer Versöhnung und Vergebung nicht erlebe, könne anderen oft nicht vergeben. «Ich bete selten mit Patienten in der Praxis, aber ich bete oft für sie vor und nach einer Konsultation. Ich erlebe in meiner Praxis Durchbrüche, bei einigen Patienten nach manchmal jahrzehntelanger Leidenszeit.» Weitere Informationen unter:

www.gesundeswissen.ch

BUCHHINWEISE Wandern und lernen

Gesundes Wissen

Hanspeter Horsch zieht Heilkräuter im eigenen Garten. Auf seine Initiative hin entstand 1994 im Appenzeller Vorderland ein Gesundheitsweg. Wer ihn bewandert, findet am Wegrand Heilkräuter. Informationstafeln beschreiben diese Pflanzen und deren Wirkung. Hanspeter Horsch hat über die Heilpflanzen am Gesundheitsweg diese Broschüre mit 64 Seiten verfasst. Er beschreibt die Pflanzen mit einem Steckbrief, in ihrer Wirkungsweise und schildert seine Praxiserfahrungen mit ihnen. Horsch, Hanspeter:

Die Naturheilkunde fasziniert Hanspeter Horsch seit Jahren. 1992 begann er seine Erfahrungen und sein Wissen unter dem Titel «Gesundes Wissen» in Seminaren weiterzugeben. In diesem Buch beschreibt Hanspeter Horsch verschiedene Beschwerden und ihre naturheilkundliche Behandlung. Ausserdem stellt er typische Heilanwendungen und eine gesunde Ernährung vor. Dank der Anleitungen im Buch können Interessierte ihre eigenen Heilanwendungen herstellen. Horsch, Hanspeter:

Heilpflanzen. • Der Drogist und Naturheilpraktiker Hanspeter Horsch vor einem Regal seines Ladens in Heiden

cz 2|08

Gesundes Wissen für die ganze Familie.

Zum Gesundheitsweg im Appenzellerland. Eigenverlag Hanspeter Horsch. ISBN. 3-033-00118-1.

Heiden: Verlag Drogerie Horsch 2004

19


S E L B S T Esoterik und Glaube

G

E

L

Johanna Vollenweider

Schule für Christlich ganzheitliche Heilverfahren in Herisau «Ich bin fasziniert von der Alternativmedizin», schwärmt Brigitte Akert. Deshalb hat sie die Schule für Christlich ganzheitliche Heilverfahren durchlaufen. Heute arbeitet sie als Gesundheits- und Lebensberaterin in der Arztpraxis ihres Mannes in Oberdiessbach (BE).

2006 hat Brigitte Akert die zweijährige Schule für Christlich ganzheitliche Heilverfahren (CgH) in Herisau abgeschlossen. Es sei eine wunderbare, breit gefächerte Ausbildung, erzählt sie und lobt zudem das hohe Niveau der Lehrer. Fast alle Kursabsolventinnen arbeiteten während der Ausbildung bereits in ihrem paramedizinischen Beruf. Brigitte Akert begann damit in der Arztpraxis ihres Mannes. Unter dem Schutz eines Arztes arbeiten zu können, empfindet sie als Privileg, das längst nicht alle Absolventinnen der CgH geniessen. «Es gibt jedoch die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Ärzte in der Schweiz (AGEAS)», erklärt sie und ergänzt, diese Ärzte hätten dasselbe Ziel: die Leute ganzheitlich zu behandeln oder zu begleiten. «Wir wollen das, was Gott uns in der Natur geschenkt hat, fördern und Menschen zur Verfügung stellen», erklärt Rolf Nussbaumer aus Herisau, der Schulleiter der CgH. Er wünscht sich, dass die Absolventinnen und Absolventen verändert und

E

B

T

für ihre Berufung freigesetzt werden. Dazu dient unter anderem das erste Modul der Schule: «Gebet – Seelsorge und Zurüstung.»

schöpfung | esoterik und glaube

AUSBILDUNG Die Ausbildung … in der Schule für Christlich ganzheitliche Heilverfahren erstreckt sich über zwei Jahre und setzt sich aus den folgenden sechs Modulen zusammen, die auch einzeln besucht werden können:

Am Anfang war die Vision Ein entscheidendes Erlebnis bewegte Rolf Nussbaumer im Jahr 2000 dazu, die CgH zu gründen: Aus dem Wunsch heraus, eine intensivere Beziehung zu Gott zu pflegen, begann er im Juli 2000 eine Fastenzeit. Am 28. Tag seines Fastens sah er vor seinem inneren Auge in einer Vision das Konzept der Schule bis hin zu den einzelnen Modulen. Seine Vorgesetzten waren begeistert davon und ermutigten ihn, es umzusetzen. Bereits im April 2001 startete Rolf Nussbaumer mit der ersten Schulklasse.

• • • • • •

Gebet - Seelsorge und Zurüstung Phytotherapie (Heilpflanzenkunde) Ernährungsberatung Bewegung und Entspannung Hydrotherapie und Wickel Ab- und Ausleitverfahren

Nach Bestehen der Prüfungen erhalten die Absolventen und Absolventinnen ein Zertifikat als «Gesundheits- und Lebensberater».

Weiterführende Informationen: Bis heute erfreut sich die CgH grosser Beliebtheit. Für den achten Kurs im April 2009 interessieren sich bereits über 150 Personen. «Christen sind heute offener für die Komplementärmedizin als früher. Wir haben vereinzelt auch Leute aus der Esoterik, die sich für CgH interessieren», erzählt Rolf Nussbaumer.

Arbeitsgemeinschaft evangelischer Ärzte in der Schweiz:

www.ageas.ch Christen im Dienst an Kranken:

www.cdkschweiz.ch Campus für Christus:

www.cfc.ch

BUCHHINWEISE NUSSBAUMERS • Rolf und Gabi Nussbaumer. Rolf ist gelernter Drogist und ausgebildeter Psychiatriepfleger HF. Er befasst sich seit 1990 mit Alternativmedizin und hat mehrere Bücher geschrieben, davon eines über Phytotherapie, ein weiteres über Alternativmedizin. Er bietet in Gemeinden, Kirchen und öffentlichen Institutionen regelmässig Vorträge und Seminare an. Seit 2000 ist er Mitarbeiter bei Christen im Dienst

Nussbaumer, Rolf:

Nussbaumer, Rolf:

Phytotherapeutika.

Alternativ-Medizin.

Ein Leitfaden zur Anwendung von Heilpflanzen im stationären, ambulanten und privaten Bereich. Herisau: Eigenverlag Rolf Nussbaumer ISBN 3-9521654-0-9, CHF 30.—

Ein Leitfaden über die Hintergründe alternativer Heilmethoden, wie Phytotherapie, Homöopathie, Bachblütentherapie, Aromatherapie, Anthroposophie, Spagyrik. Herisau: Eigenverlag Rolf Nussbaumer ISBN: 3-9521654-1-7, CHF 15.—

an Kranken (CDK), einem Arbeitszweig von Campus für Christus. Rolf gründete die Schule für Christlich ganzheitliche Heilverfahren. 20

cz 2|08

cz 2|08

21


S E L B S T

G

E

L

E

B

T

schöpfung | schweizer biopionier …

Schweizer Biopionier unterrichtet Bauern im Sudan Neue Herausforderung für Ernst Frischknecht aus Tann Andere lassen sich in seinem Alter pensionerien und melden sich in den Ruhestand ab. Nicht so der Zürcher Oberländer Biopionier und frühere EVP-Politiker Ernst Frischknecht (69) aus Tann bei Rüti: Er unterrichtet seit einigen Jahren Bauern im Sudan und ermutigt sie, zerstörte Böden zu regenerieren und nachhaltig zu bewirtschaften. Manfred Kiener Trostlose Landschaften traf der damals 65jährige Biolandwirt Ernst Frischknecht 2004 auf seiner ersten Reise in den Südsudan an: Er sah brandgerodete, übernutzte, überweidete, erodierte und ausgetrocknete Böden, so weit das Auge reichte. «Das sind durch Menschen verursachte Wüsten», erkannte Frischknecht. Im Gebiet Malakal entlang des weissen Nils müssen die Landwirte aus den Dörfern immer weiter hinaus zu ihren Feldern fahren. «Nach einer Brandrodung können die Einheimischen drei Jahre lang auf den Böden Getreide anbauen. Danach sind ihre Felder ausgelaugt, und sie müssen neue Flächen weiter draussen roden», berichtet Ernst

Frischknecht. Weil auf den zerstörten Feldern nichts mehr wächst und keine Pflanzen den Boden schützen, verweht der Wind die staubtrockene Erde – und in der Regenzeit schwemmen die Fluten den Rest weg.

lichkeiten, um die Natur zu manipulieren. Doch gerade als Bauern müssten wir uns doch einfühlen in die Systeme des Lebens, nicht nur in andere Menschen, sondern auch in die Vorgänge im Boden, in die Pflanzen und in die Tiere.»

Vom Zauberer zum Entdecker

Mutiger Schritt

Spott weicht Bewunderung

Ernst Frischknecht legte 1968 seine Meisterprüfung in konventioneller Landwirtschaft ab. «Jetzt bin ich ein Zauberer geworden», gedachte er der chemischen Düngemittel in seiner Scheune und dem kurzfristigen Denken in der Landwirtschaft. Mit der Zeit mehrten sich seine Zweifel: «Da läuft doch etwas falsch in unserem Umgang mit der Schöpfung. All diese Gifte eröffneten den Landwirten unheimliche Kombinationsmög-

1972 entschieden sich Ernst und seine Gattin Dorli, ihren Lindenhof in Tann auf biologische Produktion umzustellen. Sie wagten diesen Schritt, obwohl ihnen Lehrer der landwirtschaftlichen Schule davon abgeraten hatten: «Wenn du verlumpen willst, musst du nur bio­ logisch bauern!» Das junge Bauernpaar gab sich eine Frist von vier Jahren, um die neuen Anbaumethoden zu prüfen. «Damals fand ich weder Beratung noch Schulungen im biologischen Landbau. Ich musste vieles selber herausfinden», erzählt Ernst Frischknecht. Positive Folgen zeigten sich bereits nach drei Jahren: «Meine Tiere waren gesünder, und ich verlor weniger Geld für Tierarzt und Medikamente.» Durch seine Erfahrungen ermutigt, ging Ernst Frischknecht seinen Weg unbeirrt weiter. Jahrelang machte er den Spagat als Präsident der Landi Dürnten, Bubikon und Rüti einerseits sowie als Präsident der Bio-Terra-Vereinigung andererseits.

Berufskollegen meinten, er solle aufhören mit seinen biologischen Spielereien. Über die Jahre wich der Spott der Bauern jedoch ehrlicher Bewunderung: Bald gab Ernst Frischknecht seine Erkenntnisse und Erfahrungen an landwirtschaftlichen Schulen an junge Bauern weiter und beteilige sich an privaten und institutionellen Forschungen. So sass er im Stiftungsrat des Forschungsinstituts für biologischen Landbau in Frick und wirkte als Experte in der Forschungsanstalt Agroscope in Reckenholz-Tänikon. 1993 wählten ihn die Delegierten von «Bio Suisse» in ihren Vorstand – und gleich zum Präsidenten. So leitete Frischknecht Bio Suisse in den neun Jahren des grössten Wachstums.

• Ernst Frischknecht und Dr. Dr. Benjamin Mecalilie (2. von rechts) präsentieren den Kombigrubber

22

cz 2|08

• Ernst Frischknecht zeigt den Lindenhof: Auf dem Rundgang spürt der Besucher seine Liebe zu den Tieren und den Pflanzen

Fragen wie ein Kind Hoffnung, Kraft und Zuversicht schöpft Ernst Frischknecht aus dem christlichen Glauben. Er erzählt: «In der Bibel fordert uns Jesus Christus auf, wir sollten wercz 2|08

den wie ein Kind. So begann ich als Bauer zu fragen wie ein Kind und die Vorgänge in der Natur zu beobachten. Warum sind meine Schweine krank? Weshalb krabbeln so viele Läuse auf meinen Obstbäumen herum? Wie lockere ich unsere lehmigen und verhärteten Böden?» Ernst Frischknecht las alles über naturnahe Landwirtschaft, was ihm in die Hände kam. Bald erkannte er: «Wir dürfen die Bodenschichten nicht mehr umpflügen und sie dauernd vermischen!» Der Boden sei ein empfindliches System mit genial aufeinander abgestimmten Schichten, erkannte die Forschernatur Frischknecht: «In der obersten Humusschicht bis auf etwa zwölf Zentimeter hinunter leben Millionen von Lebewesen. Sie bauen organische Substanzen wie Blätter, Gras und Stoppeln ab zu Erde und kultivieren den Boden nachhaltig. Dazu benötigen diese Mikroorganismen Nahrung, Feuchtigkeit und Luft. Diese oberste Erdschicht schützt den Boden, wie die Haut unseren Körper.» Unter

dieser aeroben (sauerstoffaufnehmen­ den) liege die anerobe (ohne Sauerstoff) Schicht. Dort würden die abgebauten Substanzen umgewandelt. «Gesunder Boden enthält Kapillaren (dünne Leitungen) bis tief hinunter. Durch dieses Kapillarsystem nimmt der Boden Wasser auf und gibt es wieder ab, ähnlich wie ein Schwamm. Auf einem solchen gesunden Boden mit geregeltem Wasserhaushalt gedeihen gesunde Pflanzen!» Diese Erkenntnisse waren für Ernst Frischknecht bahnbrechend. Er begann seine Böden nicht mehr zu pflügen und säte Getreidesamen direkt in die oberste Humusschicht. «Direktsaat schützt die Böden vor Erosion, Verschlämmung, Verkrustung und Austrocknung. Ich erlebte auf meinen lehmigen Böden über die Jahre einen wunderbaren Bodenaufbau!»

Anbauwissen fehlt Im Winter 1991 reiste Ernst Frischknecht erstmals mit der Christlichen Ostmission nach Rumänien, um dort Landwirte zu 23


S

E

L

B

schulen. 1995 verpachtete Ernst Frischknecht den Hof in Tann an seinen ältesten Sohn Andreas und arbeitete neben seinen Ämtern als Angestellter bei ihm. Gleichzeitig erhielt er damit mehr Freiraum. Über die Heirat von Markus, einem weiteren seiner fünf Söhne, mit Rahel Vogt, lernte Ernst Frischknecht ihren Vater, den Architekten Ueli Vogt aus Rüti, kennen. Vogt hatte 30 Jahre zuvor bis zum Kriegsbeginn als Entwicklungshelfer im Auftrag der Uno sowie der Mission 21 im Südsudan gearbeitet. Vogt erkannte: «Die Missionare brachten Bibeln und das Evangelium nach Afrika. Inzwischen leben dort mehr Christen als in der Schweiz. Aber ihnen fehlt landwirtschaftliches Wissen.»

Erfahrungen teilen Vogts Kontakte hatten den zwanzigjährigen Bürgerkrieg im Sudan überdauert. Sobald die Lage einigermassen sicher war, nahm er die Kontaktfäden wieder auf. Ueli Vogt forderte Ernst Frischknecht auf, ihn doch einmal nach Afrika zu begleiten. Frei von seinen politischen Äm­ tern als EVP-Gemeinde- und Kantonsrat packte Ernst Frischknecht mit 65 Jahren die neue Herausforderung. Nach einer

S

T

ersten Reise im Januar 2004 und Abklärungen vor Ort unter Militärschutz, liess ihn die Situation im Sudan nicht mehr los. «Ich erkannte, dass ich den Sudanesen genau mit meinen Erfahrungen des Nichtpflügens und meinen Bodenkenntnissen helfen kann.» Zurück in der Schweiz, lernte Frischknecht Englisch und gestaltete einfache Schulungsplakate. Gleichzeitig organisierte er den Transport eines «Kombigrubbers», einer Maschine zur Direktsaat, nach Afrika. Mit ihr pflügt der Bauer nicht, sondern kratzt lediglich Furchen in die oberste Bodenschicht. Gleich hinter den Schneidscharen fallen die Samen in den Boden.

Universität unterstützt Projekt Im November 2004 reiste Ernst Frischknecht erneut in den Sudan und zeigte jeweils 15 bis 30 Landwirten bessere Anbaumethoden. Die Uni in Khartum hörte davon und sandte den Agronomen Dr. Benjamin Mecalilie in die Gegend, um alles zu prüfen. Frischknecht und Vogt trafen ihn 2005, als sie die Kombigrubber-Maschine den Partnern in Afrika vorstellten. Benjamin Mecalilie begleitete Ernst Frischknecht 2005 an den Weltkongress für konservierende Landwirtschaft in Nairobi. Dort zeigte Frischknecht in einem Workshop vor internationalen Fachleuten seine Schulungsplakate und schilderte seine Erfahrungen. Damit bot er einem Vertreter von Monsanto die Stirn, der chemische Dünger verkaufen wollte. Das beeindruckte Benjamin Mecalilie, und er fing Feuer für das Thema der biologischen Direktsaat. 2006 über-

G

E

L

gaben Frischknecht und Vogt die Leitung des Projekts an Mecalilie und luden ihn in die Schweiz ein. Der Sudanese kam und wohnte einige Tage bei Frischknechts in Tann.

Regelmässig geflutet Im Frühjahr 2008 reiste Ernst Frischknecht erneut für vier Wochen in den Sudan. Er berichtet: «Ein Hilfswerk bat mich um Hilfe. Sie hatten 50 Palmen gesetzt, sie durch Kanäle bewässert und die Bäume buchstäblich ersäuft.» Frischknecht richtete eine Tropfbewässerung ein und zeigte den Verantwortlichen, wie sie den Boden zwischen den Bäumen begrünen und ihn damit vor dem Austrocknen schützen können. «Auf den Feldern schulten wir ganz praktisch Teilnehmer vom Selbstversorger bis hin zu Grossfarmern.» Wie das entlang des Nils üblich sei, hätten viele ihre Böden regelmässig und jeweils zu stark geflutet. «Damit schwemmten sie den Humus weg. Zurück blieben harte und trockene Böden voller Spalten und Risse.»

Sudanesen ermutigen Frischknecht traf viele frustrierte schwarze Bauern, welche die Hoffnung auf bessere Anbaubedingungen längst aufgegeben hatten und ihre missliche Lage beklagten. Deshalb erweiterte das Projektteam seine Schulungen auf drei Bereiche: «Erstens steigern wir neu ihr Selbstbewusstsein. Ich erzähle den Sudanesen, vor 150 Jahren hätte es in der Schweiz falsche Anbaumethoden, zu wenig Lebensmittel und viele arme und

E

B

T

hungrige Menschen gegeben. Der Staat habe vielen Eidgenossen sogar Geld bezahlt, damit sie nach Übersee ausreisten.» Wie in der Schweiz seien auch in Afrika Verbesserungen möglich. «Ich ermutige die Bauern und sage: ‹Ihr seid intelligent und stark. Verbesserungen sind möglich! Wir helfen euch dabei.›» Zweitens lehre er die Afrikaner, Pflanzen als empfindliche Individuen zu sehen und sie genau wie Menschen zu betrachten. Drittens warne er sie vor Agrochemie: «Die Böden sind als Haut der Erde sehr empfindlich. Wir dürfen sie nicht mehr chemisch zwingen und manipulieren. Wir müssen zum Boden Sorge tragen wie zu unserer eigenen Haut!»

Lebenswerte Zukunft gestalten Neben Privatpersonen, der reformierten Kirchgemeinde Dürnten, einigen Firmen sowie Christian Solidarity International und der Mission 21 aus Basel unterstützt die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) des Bundes das Projekt von Frischknecht und Vogt im Sudan. Über Dr. Mecalilies Studenten an der Universität Khartum verbreiten sich Frischknechts Entdeckungen und Erfahrungen im ganzen Land. Benjamin Mecalilie sagte zu Ernst Frischknecht: «Du hast uns den Samen gebracht und wir machen einen Baum daraus.» Ernst Frischknecht begleitet das Projekt, so lange seine Kräfte reichen. Er betont: «Durch unser Engagement geben wir der afrikanischen Jugend eine lebenswerte Zukunft im eigenen Land. So muss sie nicht nach Europa auswandern.»

K O L U M N E F Ü R B beziehungsweise

R I N G E R

Bäume anbeten? Nein, anbetende Bäume! «Wenn ich am Sonntagmorgen durch die Natur wandere, erlebe ich Gott intensiver, als wenn ich einen Gottesdienst besuche.» – Diese und ähnliche Aussagen irritieren mich. Freude an der Natur haben, Entspannung finden und neue Kraft tanken, das kann ich nachvollziehen. Und dass es uninspirierende Gottesdienste gibt, ist auch eine Realität. Offensichtlich gelingt es gewissen Menschen, über die Natur mit Gott in Verbindung zu treten. Mir geht diese Fähigkeit ziemlich ab. Ich finde die Natur zeitweise zwar auch umwerfend und berauschend. Strahlend blauer Himmel bei schneebedeckter Landschaft ist an Schönheit und Licht kaum zu überbieten, ein Sonnenuntergang im Appenzell drückt mir das Wasser in die Augen, und ein Bad in einem einheimischen Gewässer Anfang Herbst ist ein Körpererlebnis sondergleichen. Doch in all diesen Momenten begegne ich vor allem mir selber, meinen Emotionen, meiner Begeisterungsfähigkeit. Natürlich könnte ich da die Brücke zum Schöpfer dahinter schlagen, so quasi über den genialen Wissenschaftler staunen, der das alles möglich gemacht hat. Tu ich auch, aber das kommt mir immer ein wenig indirekt vor. Obschon in der Bibel zig Leute genau so Gott preisen. Dazu kommt, dass ich die Natur oft als laut und bedrohlich erlebe. Auf einem Waldspaziergang fühle ich mich rasch abgelenkt. Abgesehen davon, dass ich mich auf die Orientierung konzentrieren muss, werden meine Gedanken auch immer wieder zerstreut durch Geräusche im Unterholz, das Rauschen des Windes oder im Lauschen auf das Vogelgezwitscher. Diese Dinge ziehen meine Aufmerksamkeit auf sich und weg von der erstrebten Ausrichtung auf Gott. Aber da gab es diesen Baum, der mich vor einigen Jahren eines Besseren belehrte: Ich hatte von meinem Stille-Zeit-Plätzchen

• Gegensätze im Südsudan: Aus erodierten Böden entstehen mit Ernst Frischknechts Hilfe fruchtbare Flächen cz 2|08

25

hinter dem Fenster im Dachstock freie Sicht auf ihn. Im Brüten über Gottes Wort und beim Beten streifte mein Blick immer mal wieder zu ihm hinüber. Als der Herbst kam, fiel mir seine Veränderung auf. Seine Blätter verfärbten sich von Tag zu Tag mehr, er explodierte fast vor roter Leuchtkraft. Er lebte aus, was in Psalm 96,12 steht: «Es frohlocke das Feld und alles, was darauf ist! Auch alle Bäume im Wald sollen jubeln vor dem Herrn!» Da war eine Kraft in diesem Baum, die nur ein Ziel zu kennen schien – schön zu sein und sich zu Gott auszustrecken. Die Natur ist nicht nur ein Spiegel für die Grösse und Schönheit Gottes, sondern sie ist unermüdlich dabei, ihn anzubeten, sich an ihm zu freuen, mit ihm zu kommunizieren und in Beziehung zu stehen. Ob ich es wahrnehme oder nicht, die Berge brechen in Jubel aus (Jesaja 49,13). Ich kann mich von ihnen anregen lassen und es ihnen gleichtun. Insofern wird die Natur mittlerweile auch für mich zu einem Zugangsweg zu Gott, aber weniger durch indirekte Rückschlüsse, die sie ermöglicht, als vielmehr dadurch, dass sie selbst bereits in Beziehung zum Schöpfer lebt. Wenn selbst ein Baum die Fähigkeit besitzt, in Begeisterung auszubrechen und sich Gott entgegenzustrecken, wie viel mehr wir Menschen, die wir Stimmen, Arme, Beine, eine Sprache und eigene Kreativität haben? Und wie wär‘s, wenn wir das, was wir von der Natur lernen, gemeinsam am Sonntagmorgen im Gottesdienst praktizieren würden?

• Sabine Fürbringer ist Psychologin, Familienfrau und arbeitet bei Campus für Christus als Referentin, Autorin und Beraterin


B A U E R N

schöpfung | samen in kinderherzen …

Johanna Vollenweider

Samen in Kinderherzen pflanzen Ein Landwirtepaar mit offener Türe und weitem Herzen Urs und Brigitte Hauser aus Gossau ZH sehen ihre Aufgabe darin, Kindern und Familien das Bauernleben nahezubringen. Auch wenn sie damit kein Geld verdienen, fühlen sie sich ideell reich beschenkt.

«Wäh, gruusig!», rufen die einen Kinder, als ein Kälblein seine Notdurft verrichtet. Sie finden sich in einer neuen Welt wieder. Wenn überhaupt, haben sie bisher nur von aussen in einen Stall hineingespäht. Heute lernen sie, wie man eine Kuh melkt, darauf folgt ein Wettbewerb. Wie viel frisst eine Kuh pro Tag? Wie viel Wasser trinkt sie? «Kinder sind sehr lernfähig, und vielleicht sitzt ja eines dieser Kinder später im Amt für Landwirtschaft», sagt Urs Hauser.

Saat und Ernte …

und misten,

kleine Kälbli …

und grosse Kühe, mit Hörnern,

Voller Kraft mit Apfelsaft

Spiele …

und Handpuppen

Zum Thema Erntedank im Herbst lesen die Kinder Äpfel vom Boden auf. Mit der Mostpresse verarbeiten sie diese zu Saft und dürfen eine Flasche selbst gepressten Apfelsaft mit nach Hause nehmen. Urs Hauser hat eigens für den Erntedank ein Lied geschrieben und bringt es den Kindern bei. «Wir beleuchten das Thema von verschiedenen Seiten: Aus Sicht der Landwirtschaft, der Natur und anhand der Bibel», erklärt Brigitte Hauser. Weitere Attraktionen sind das Kälberrennen, ein Karussell, der Spass im

bei Urs und Brigitte Hauser in Gossau

Spass und Glauben vermitteln Knapp vierzig Jahre hat Urs in der Sonntagsschule der reformierten Kirche Gossau mitgeholfen. Brigitte war Lehrerin, als sie Urs kennenlernte. Seit zehn Jahren führt das engagierte Ehepaar für pro juventute Plauschtage auf dem Bauernhof durch. «Unser Anliegen ist es, dass die Kinder Spass haben und wir ihnen zudem etwas von unserem Glauben an den Gott der Bibel erzählen können. Wie sonst erreichen wir Kinder, die keine Sonntagsschule mehr besuchen?», fragt Urs Hauser am Küchentisch. Um dieses Anliegen zu verwirklichen, bieten er und seine Frau seit 2003 unabhängig von pro juventute zusätzliche Themennachmittage an, passend zur jeweiligen Jahreszeit.

Die Kinder finden sich in einer neuen Welt wieder

cz 2|08

27


K O L U M N E ( n ) DIE CD

M ARKUS BAUMGARTNER Medien Lernen von «Down Under» Auf der anderen Seite unseres Planeten tut sich Erstaunliches: Der neue australische Regierungschef Kevin Rudd, 51, nennt als sein grösstes Vorbild Dietrich Bonhoeffer. Er publizierte im renommierten australischen Magazin «The Monthly» einen Essay zum Thema «Faith in Politics» (www. themonthly.com.au/tm/?q=node/300). Darin schreibt Rudd unter anderem: «Christen müssten sich gemäss den Lehren von Jesus aktiv für den Staat und besonders für die Benachteiligten und Unterdrückten einsetzen. (...) Das Einsatzgebiet der Kirche ist in den Dörfern und nicht im Innenleben der Kappelle.»

Bestellen können Sie die CD der Familie Hauser «vom Gras zum Chäs» unter milkyboys@tiscali.ch für CHF 18.—

Heu, ein Schosspuppentheater und vieles mehr. Gegen Ende des Plauschnachmittags wollen die Kinder gar nicht mehr aus dem Stall hinaus, so sehr gefällt es ihnen in der neu entdeckten Welt. Kein Wunder, warten sie, kaum zu Hause angekommen, schon wieder sehnsüchtig auf den nächsten Nachmittag bei Hausers.

Zukunftsträume Zur grossen Enttäuschung der Kinder reichte es vergangenes Jahr nur für einen einzigen Themennachmittag. Urs war mit diversen Bauvorhaben beschäftigt. Er träumt davon, Ferien auf dem Bauernhof anbieten zu können. «Wenn wir Zeit und Kapazität hätten, würden wir gerne mehr Angebote für Familien machen und sie am Bauernleben teilhaben lassen», erzählt er begeistert. Mit ihrem Hof, der Familie und ihrem derzeitigen Engagement haben Hausers jedoch mehr als genug zu tun. Vielleicht übernimmt Sohn David den landwirtschaftlichen Teil des Bauernbetriebes. Doch ob er den Hof seiner Eltern weiterführen und davon leben kann, ist nicht sicher. Urs Hauser arbeitet mit alten Maschinen und stellt vieles eigen28

händig in seiner Werkstatt her. Brigitte versorgt die Familie aus ihrem Garten zu einem grossen Teil selbst. Mit ihrer bescheidenen Lebensweise brauchen Hausers wenig Geld. Eine Wohnung, die sie an ein mithelfendes Paar vermieten, und drei Pensionspferde bringen etwas Geld ein. «Schwierig einzuschätzen sind die Veränderungen in der Agrarpolitik», erklärt Brigitte und führt aus, man habe damit gerechnet, dass der Milchpreis noch mehr sinke. Jetzt sei der Preis jedoch wider Erwarten gestiegen und es sehe so aus, als ob diese Tendenz anhalte.

Benachteiligte im Blick Trotz aller Unsicherheiten hatten Hausers stets etwas für die Armen dieser Welt übrig. Während des Familienfrühstücks, das sie vergangenes Jahr zweimal mit vierzig Besucherinnen und Besuchern durchführten, sammelten sie Geld für Strassenkinder in Lima. Im Sommer 2003 produzierte Urs mit drei seiner Söhne eine Musik-CD «Vom Gras zum Chäs». Den Erlös spendete er zur einen Hälfte an das Nordkorea-Hilfsprojekt von Campus für Christus, die andere Hälfte ging an die Produkteförderung der Käserei

Herschmettlen bei Gossau, die nach der Pleite des Milchabnehmers Swiss Dairy Food vor ungewisser Zukunft stand. Litten Hausers selber nie Mangel? «Für uns hat es immer gereicht», antwortet Brigitte, und Urs meint: «Wir haben es wirklich super hier und wollen nichts daran verdienen. Wenn wir es schön haben, sollen irgendwo auf der Welt auch Benachteiligte davon profitieren.»

Reich beschenkt In der Umgebung von Gossau gibt es kein vergleichbares Angebot für Kinder und Familien. Urs Hauser sieht den Grund dafür im grossen Aufwand, der hinter den Plauschnachmittagen und dem Familienfrühstück steckt. «Im Gegensatz zu anderen verstehen wir unser Engagement als Auftrag», erklärt er. Ideell und von den Beziehungen her sehen sich Hausers reich beschenkt. Sie freuen sich über die anregenden Gespräche und die Beziehungen zu einzelnen Familien, die sich mittlerweile vertieft haben. Brigitte erzählt: «Gerade dank unserer Anlässe können wir in einem Mass Kontakte pflegen, wie es uns sonst nicht möglich wäre.» cz 2|08

Als Premierminister setzte Kevin Rudd Anfang dieses Jahres rasch um, was er

RFarbeEbekennen N E Die drei Gämsen Da stehen meine Frau Brigitta und ich dem wunderbaren Alpenpanorama gegenüber. Das gute Wetter gibt den Blick frei auf Hunderte tief verschneiter Bergspitzen, darunter deutlich zu erkennen: Eiger, Mönch, Jungfrau, dahinter Erhebungen der Diablerets und rechts die sanften Hügelzüge des Chasseral. Das Nebelmeer verdeckt den Blick auf die uns zu Füssen ruhenden Brienzer- und Thunersee, lässt aber die Alpen umso mächtiger im tiefblauen Himmel erscheinen. Es haben sich heute nur wenige Touristen auf das Brienzer Rothorn verirrt. So geniessen wir die Stille umso mehr und staunen über die grandiose Szenerie, die sich vor uns entfaltet. Ich werde erinnert an die Stelle im Römerbrief 1, die ich kürzlich wieder einmal gelesen habe: Gott ist seit der Er-

cz 2|08

den Wählern versprochen hatte: Als erste Amtshandlung ratifizierte er das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz. An der ersten Sitzung des Parlaments entschuldigte er sich offiziell bei den Aborigines, dass Hunderttausende der Ureinwohnerkinder verschleppt und umerzogen worden waren. Kevin Rudd hat sich in einem säkularen Staat nicht ganz freiwillig als überzeugter Christ geoutet: Die konservative Regierung wollte im Wahlkampf die Familienpolitik für sich pachten. Das zwang den Leiter der Labor-Partei zu einem öffentlichen Glaubensstatement: «Die Aufforderung ‹Wähle mich, ich bin ein Christ!› ist abstossend. Der christliche Glaube bedeutet nichts,

wenn er keine soziale Aktion für die Armen, Randständigen und Unterdrückten auslöst.» Christliche Ethik sei ein toter Buchstabe, wenn sie nicht konkrete soziale Handlungen zur Folge habe. Kein Wunder, wird der australische Premier als «barmherziger Samariter» bezeichnet.

• Markus Baumgartner ist Kommunikationsberater und Präsident von cnm (www.cnm.ch)

B R E G E N Z E R schaffung der Welt deutlich zu sehen oder zu erkennen, wenn man nur seine Werke betrachtet. Wenn ich mal in Gottes Gegenwart bin, möchte ich den Herrn fragen, wie er dies alles so wunderbar und kraftvoll gemacht hat, wie er die mächtigen Gesteinsschichten zu solch kunstvollen Bergriesen aufgetürmt hat. Die drei Gämse, die auf einer schroffen Krete die warmen Strahlen der Morgensonne erwarten, scheinen sich darüber kaum Gedanken zu machen. Auch nicht darüber, dass man sie nun mit «ä» statt mit «e» schreibt. Ihre stramme Haltung verrät mir aber sehr wohl eine spezielle Art von Dankbarkeit und Anbetung ihrem Schöpfer gegenüber. Die lassen sie sich auch von der neuen Rechtschreibung nicht nehmen.

nicht deutlich zu erkennen und ihn nicht dafür zu ehren, meint Paulus. Ich will mir heute an den drei Gämsen ein Beispiel nehmen: Egal, was Menschen aus meinem «Namen» machen: Ich will es mir nicht nehmen lassen, für unseren grossen Gott hinzustehen und auf ihn aufmerksam zu machen. Die Schönheit unseres Landes, die so eindrücklich von Gott Zeugnis gibt, ist mir dabei immer wieder eine grosse Ermutigung.

Es gebe für den Menschen keine Entschuldigung, Gott in der Schöpfung

• René Bregenzer ist Mitglied der Missions leitung von Campus für Christus Schweiz

29


NATUR PUR

schöpfung | natur pur

Den Atem des Schöpfers spüren Die Natur – das wohl am meisten abgelichtete Fotomotiv Peter Schäublin

Überall auf der Welt bietet die Natur faszinierende Fotosujets. Doch nirgends habe ich auf unseren Reisen den Atem des Schöpfers so stark gespürt wie im Regenwald von Südostalaska. Wie ein Rohdiamant präsentiert sich eine der letzten wirklich ursprünglichen Gebiete dieses Planeten. Nicht immer sonnig und schön, aber stets kraftvoll und atemberaubend. Auf den nächsten Seiten steht darum für einmal nicht das Wort, sondern das Bild im Vordergrund. Staunen Sie über Gottes Schöpfung.

30

31


schöpfung | natur pur

Die Fotografen Peter Schäublin Inhaber des Ateliers für Kommunikation, mit seinem Team verantwortlich für die Gestaltung des «Christlichen Zeugnis». www.atk.ch www.peterschaeublin.com Terry Berezan Arbeitete zehn Jahre als Wildnisfotograf, jetzt als Guide für Kajaktouren in Alaska und Mexiko. Terry und Peter wurden vor zwei Jahren auf einer solchen Tour Freunde. Von Terry stammen hauptsächlich die Tierfotos auf diesen vier Seiten. Informationen über Terrys sehr empfehlenswerte Wildnisreisen: www.kluanewild.com

32

33


HINTERGRUND Letzten Geheimnissen auf der Spur Moleküle, Zellen, Sterne, Galaxien – alle erzählen das Gleiche

schöpfung | letzten geheimnissen auf …

• Links: Michael Hottiger1, Prof. Dr. med. vet. et phil. II, Universität Zürich; rechts: Martin Hänggi2, Wirtschaftsinformatiker und Hobbyastronom, Schaffhausen • Bild links oben: Tierische Zellen; Bild links: Farbiges Zellbild; Bild Mitte: Der Orion Nebel – einer der besterforschten Gasnebel; Bild rechts: Fernrohr für Astronomen

Inwieweit kann man Gott finden, wenn man in den Mikro- oder Makrokosmos vorstösst? Ich sprach mit einem Molekularbiologen1 und einem Hobbyastronomen2 und war gespannt, wo sich für mich neue Horizonte auftun würden.

Messung des Unermesslichen

Tom Sommer Neugier pur war es, die ihn von Jugend auf trieb, in die Sterne zu gucken. Martin Hänggi lernte zunächst Chemielaborant, fand Zugang zur Sternwarte Schaffhausen und begann sich intensiv mit Astronomie zu befassen. Neben allem Mess- und Sichtbaren kam bald auch die Frage nach dem Woher, Wozu und dem Sinn des Beobachtbaren hinzu. Nach Gott und einer Beziehung zu ihm fragte er damals allerdings noch nicht. Anders in Michael Hottigers Elternhaus: Hier prägte von Anfang an der christliche Glaube das Familienleben. Schon früh interessierte den heutigen Uni-Professor, die Wirkungsweise von Medikamenten oder Krankheitsabläufe genauer zu erforschen: «Was passiert», so blendet er zurück, «wenn Medikamente in den Körper kommen, wo genau greifen die Wirkstoffe an, damit einer Krankheit entgegengewirkt werden kann?» Hottiger genügte es nicht, als Arzt «nur» Symptome zu bekämpfen. Er wollte von Grund auf verstehen, wie die komplexen Mechanismen auf Molekülebene ablaufen – zum Beispiel bei Entzündungsvorgängen. 34

Martin Hänggi machte sich vertraut damit, wie man den Nachthimmel mit Fernrohren erkunden kann. Er bewunderte die Schönheit der Sternenwelt und vertiefte sich in zahlreiche Bücher über Astronomie, bis er schliesslich Demonstrator und Leiter der Sternwarte Schaffhausen wurde. Das Staunen weckte Martin Hänggis Neugier nach Erkenntnissen aus der Physik. «Ich wollte wissen, was genau beobachtet, was wie gemessen und was berechnet wurde und welche Schlussfolgerungen man daraus ziehen konnte.» Mit dem Fernrohr in den Weltraum zu schauen, eröffnet Hänggi den Blick auf Milliarden von Sternen und Sternhaufen, die unsere «eigene» Galaxie, die Milchstrasse, ausmachen. Für sie wurde ein Durchmesser von rund 100 000 Lichtjahren berechnet. Aufgrund des sichtbaren Lichtes und der Farbspektren der Sterne wisse man heute viel über das Wesen dieser Himmelskörper.

Was steht hinter «unendlich»? Die vielen Erkenntnisse führten den Hobbyastronomen Hänggi zur Frage: Wie ist das Universum entstanden? Und wie ist

alles aufeinander abgestimmt? Er betont: «Wie, wann und warum unser Universum entstand, kann wohl nie umfassend beantwortet werden.» An diesem Punkt müsse jeder Mensch an etwas glauben – an ein zufälliges, spontanes Ereignis oder an einen Schöpfergott, der das All geplant und gewollt erschaffen hat. Aufgrund der überwältigenden Fakten entschied sich Martin Hänggi dafür, dass es einen Schöpfer geben müsse. Zusätzlich liess er sich durch historische Wissenschaftler wie Galileo Galilei und Blaise Pascal inspirieren und begann in der Bibel zu lesen. Dies tat er bewusst in der Haltung, dass sowohl die wissenschaftlichen Erkenntnisse Stückwerk sind als auch unser Vermögen, die Bibel zu verstehen. Und doch fand Hänggi auch in der Bibel bemerkenswerte Details, wie etwa in Psalm 104,2, in welchem der Himmel als «ausgespanntes Zeltdach» erwähnt wird. Wörtlich heisst es: «Du [Gott] bist die Himmel ausdehnend wie ein Zeltdach» – eine Formulierung, die den Erkenntnissen aus der Astrophysik entspricht, dass die Tausenden mit riesigen Teleskopen entdeckten Galaxien sich voneinander cz 2|08

entfernen. Das heisst, das Universum dehnt sich dauernd aus. Wissenschaftlicher Befund und biblische Beschreibung sind also deckungsgleich!

Konsequent wissenschaftlich Professor Michael Hottiger erforscht Eiweissmoleküle in Zellen und ist als Dozent in der Ausbildung von Studierenden engagiert. Ihm sind sowohl exaktes Experimentieren als auch sorgfältiges Interpretieren der Forschungsresultate wichtig. «Uns sind bei unseren Aussagen in Bezug auf Gültigkeit und Anspruch klare Grenzen gesetzt.» Es sei für ihn als Naturwissenschaftler wichtig, so betont er, dass er als Experimentator bei Versuchen ausserhalb seines Forschungsgegenstandes, der Zelle, stehe. Nur so seien objektive Aussagen möglich, ohne die eigene Person einbringen zu müssen. Naturwissenschaftliche Forschung bedeute somit streng genommen, gewonnene Resultate in Bezug auf den eigentlichen Forschungsgegenstand unter wohl definierten Bedingungen zu diskutieren. Absolute oder generelle Aussagen, die darüber hinausgingen, seien einfach cz 2|08

nicht statthaft. Michael Hottiger: «Dadurch, dass etwas immer wieder gesagt wird, und sei es noch so wissenschaftlich oder gar gültig, wird dessen Wahrheitsgehalt nicht erhöht. Nicht nur Wissenschaftler, auch die Medien sind dabei oft zu unkritisch.» Als Beispiel erwähnt Professor Hottiger, dass man ehrlicherweise die urzeitlichen Bedingungen und Mechanismen, die beim Entstehen einer Zelle zusammenwirken, nicht kenne und deshalb heute darüber auch keine allgemeingültigen wissenschaftlichen Aussagen machen könne. Umso mehr staunt Michael Hottiger, wie reguliert die komplexen Prozesse mit den vielen verschiedenen Eiweissen in der Zelle ineinandergreifen. «Eigentlich unglaublich, was da alles abläuft. Der Mensch könnte solch eine Zelle nicht erfinden oder nachbauen.» Da sei er dankbar, die Beschränkung des Naturwissenschaftlers auch gezielt ablegen und eine ergänzende Perspektive einnehmen zu können: den Gott der Bibel als Schöpfer anzuerkennen. Bisher, so der Forscher, sei er noch auf

keine naturwissenschaftlichen Befunde gestossen, die der Bibel widersprochen hätten.

Ich lasse mein Weltbild erweitern Spätestens hier realisierte ich: Bei all dem, was über Gott, die Welt und die Wissenschaft geredet und geschrieben wird, ist es entscheidend, folgende Dinge auseinanderzuhalten: Was ist ein objektives Forschungsresultat, und was ist eine subjektive Annahme, ein Anspruch von Wahrheit? Die Begegnung mit Martin Hänggi und mit Michael Hottiger hat mir gezeigt: Menschen werden und dürfen immer beides tun – forschen und glauben. Ehrliches Beobachten, Staunen und Respektausdrücken vor dem, was unter dem Mikroskop oder vor dem Fernrohr liegt, ist der erste Schritt. Das habe auch, so diskutierten wir, zum ganzen technischen und medizinischen Fortschritt geführt, von dem alle profitierten. Ein pauschales Verurteilen der Aufklärung, die die wissenschaftliche Forschung begünstigt hat, ist nicht dienlich. Der zweite Schritt besteht darin, sich immer wieder zu entscheiden, was man glaubt. Die Auseinandersetzung mit der Wissenschaft hat meine Gesprächspartner dem Glauben an Gott nähergebracht als dem Glauben an den Zufall. Nach unserem Gespräch waren wir mit dem Psalmisten einig (Psalm 111): dass wir uns über den Schöpfer und die Schöpfung freuen und darüber nachsinnen wollen. 35


HINTERGRUND

schöpfung | wir setzen auf sonnenenergie

«Wir setzen auf Sonnenenergie» Der Unternehmer Josef Jenni zeigt Alternativen «Wir müssen bescheidener und zufriedener werden», fordert der Umweltingenieur und EVP-Grossrat Josef Jenni. Er ist Gründer und Inhaber der Jenni Energietechnik AG in Oberburg bei Burgdorf. Das Bundesamt für Energie hat den Solarpionier mit dem Preis «Watt d‘Or 2008» für sein Lebenswerk im Energiebereich ausgezeichnet.

Manfred Kiener Josef Jenni (54) empfängt mich aufgeweckt, freundlich und umkompliziert in seiner Firma, der Jenni Energietechnik AG, in Oberburg bei Burgdorf. Aus seinen Augen blitzen jungenhafter Schalk und eine spitzbübische Neugier. «Das ist er also, der mehrfache Gewinner des Schweizer Solarpreises, der Initiant der Tour de Sol und der Voksabstimmungen über autofreie Sonntage in der Schweiz, der Erfinder und Tüftler, der Bauherr des europaweit ersten Mehrfamilienhauses, das nur mit Sonnenenergie geheizt wird», denke ich positiv überrascht. Josef Jenni hat ein einnehmendes Wesen und eine grosse Leidenschaft: erneuerbare Energie. «Wir setzen auf Sonnenenergie. Sie ist langfristig und in grosser Menge vorhanden. Energieträger wie Gas, Kohle und Öl sind endlich und verschmutzen die Umwelt.»

Kunden als Investoren Einen Steinwurf von der Firma entfernt zeigt mir Jenni im Niedrigenergiehaus mit acht Wohnungen den Wassertank, der das Treppenhaus vom Keller bis unter 38

das Dach dominiert. 205 000 Liter Wasser speichern darin die Wärme aus 276 Quadratmetern Sonnenkollektoren auf dem Dach. «So überstehen wir leicht drei Wochen Nebel und Regen», berichtet Josef Jenni und liest die Temperatur ab: «Unten ist das Wasser an diesem bewölkten Tag jetzt 69 Grad warm und zuoberst 83 Grad.» Ich frage nach der Finanzierung und der unkonventionelle Bauherr lacht: «Das lief fast ohne Bankkredit – wir haben fünfhundert Kunden unserer Firma als Investoren für das Projekt gewonnen.»

Gegen Atomkraft demonstriert «Der Bericht ‹Die Grenzen des Wachstums› des Club of Rome hat mich als Student beschäftigt», erzählt Josef Jenni. «Ich wollte etwas tun.» So beteiligte er sich an Demonstrationen gegen das Atomkraftwerk Kaiseraugst. Doch Jenni wollte nicht nur gegen AKWs sein, sondern Alternativen suchen. «Ich wollte etwas herstellen, das Sinn macht und plante Steuerungen für Solaranlagen. Doch die wollte niemand kaufen, weil niemand Solaranlagen besass.» So begann Josef Jenni vor über dreissig Jahren

Solaranlagen zu installieren. Die erste montierte er auf dem Dach des Elternhauses, weitere bei Freunden und Verwandten. Heute beschäftigt die Firma Jenni Energietechnik AG fünfzig Mitarbeitende. Sie stellen vor allem Speicher für Solaranlagen her mit dem Ziel, Energie zu sparen. «Rund zehntausend solcher Speicher haben wir verkauft, jeder zweite Speicher geht ins Ausland vor allem nach Deutschland», erzählt Josef Jenni. «Früher war die Schweiz in Energiefragen ein Pionierland. Heute ist sie nur noch eine Provinz», bedauert er. «In Deutschland gibt es pro Kopf der Bevölkerung mehr Solaranlagen als in der Schweiz.»

Energiesüchtig? «Sind wir nicht alle energiesüchtig?» fragt Josef Jenni in seinen rund hundert Vorträgen pro Jahr. Ein Süchtiger benötige immer mehr Stoff, verkenne die Probleme und lebe nur für das Heute. Jenni bedauert die Ignoranz vieler Schweizer gegenüber Energie- und Umweltproblemen. Was können wir tun? «Es gibt nur eines: Wir müssen bescheidener werden!», betont Jenni und weist cz 2|08

• Josef Jenni vor dem Niedrigenergiehaus: 205 000 Liter Wasser speichern darin die Wärme aus 276 Quadratmetern Sonnenkollektoren auf dem Dach

auf die Verse 6 – 10 aus dem 6. Kapitel des 1. Timotheusbriefes hin. Darin lobt Paulus die Genügsamkeit und warnt vor der Geldgier. «Das Umdenken fängt beim Einzelnen an», sagt Jenni und hinterfragt den «Stündeler-Tourismus» einiger Christen: «Brauchen sie wirklich ein derart grosses Auto? Müssen sie jeden Sonntag in die beste Kirche irgendwo in der Schweiz fahren, oder gäbe es Gottesdienste in der Nähe?» Josef Jenni besucht mit seiner Familie eine Freie Missionsgemeinde vor Ort.

Christliche Werte

Klimaforum 2008 Josef Jenni ist Vorstandsmitglied und regelmässig aktiv in der Arbeitsgemeinschaft Klima Energie Umwelt (AKU) der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Die AKU ist ein Kompetenzzentrum und eine Plattform rund um die Themen Klimaveränderungen, Energie und Umwelt. Die AKU beleuchtet Fragen zu diesem Bereich aus biblischer Perspektive und fördert Klimaschutzprojekte.

Die AKU lädt zum Klimaforum 2008 ein

«Wer für sozial schwächere Personen und für Gottes Reich Geld spendet, der spürt weniger eigene Bedürfnisse. Den Segen, von dem wir in Maleachi Kapitel 3 Vers 10 lesen, erlebe ich in allen Bereichen.»

am Samstag, 5. Juli 2008 von 9.45 bis 17 Uhr in die Firma Jenni Energietechnik AG in Oberburg bei Burgdorf.

Was ist sein Credo als Unternehmer? «In der Firma leben wir christliche Werte im Umgang mit Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden sowie Lieferanten. Ich gebe mir Mühe, tue was ich kann und mache aus jeder Situation das Beste.»

Weitere Informationen unter www.sea-aku.ch oder www.jenni.ch

cz 2|08

• Josef Jenni zeigt in seiner Auststellung sein Solarmobil, mit dem er die Tour de Sol und den letzten Nationalratswahl kampf bestritt 39


B I B L I S C H

schöpfung | einheit – trennung – einheit

Beispiel multikulturelle Gesellschaft

Einheit – Trennung – Einheit Wie Gott alles getrennt hat – und wieder zusammenfügt Alles war einmal bei Gott, alles wurde getrennt von Gott, und eines Tages wird Gott wieder alles in allem sein1. Wenn wir Gottes Weg mit seiner Schöpfung verstehen, kann das unser Zusammenleben entscheidend verändern.

Andrea Giorgio Xandry Lange litt ich darunter, dass alles in unserer Welt durch die Sünde von Gott getrennt ist. Zuerst durch den Sündenfall der Engel, dann durch den des Menschen. Beide zogen alles mit sich in die Gottferne2. Lange begriff ich nicht, dass diese Trennung Gott nicht durcheinander bringt (wie mich!), sondern von Ihm zum Werden einer neuen, sogar tieferen Einheit gebraucht wird. – Ja, Gott selbst ist es, der, während er alles erschuf, trennte!

Beispiel Schöpfung Schon ganz am Anfang in 1. Mose 1,3 lesen wir: «Es werde Licht ... und Gott schied das Licht von der Finsternis.» «Getrennt» wird auch in den folgenden Berichten, in denen Gott Wasser von den Wassern scheidet, Wasser von festem Land, Pflanzen von Pflanzen (indem jede Pflanze ihren eigenen Samen bei sich trägt) und schliesslich die Himmelskörper setzt, um Tag und Nacht zu scheiden (1.Mose 1,3-18). Was wohl bezweckte Gott damit? Offenbar will er unterscheiden und Klarheit schaffen.

Beispiel Mensch Der Schöpfungsbericht fährt weiter: «Und Gott schuf den Menschen in seinem Bilde 40

... als Mann und Frau schuf er sie» (1. Mose 1,27). In 2. Mose 2,7 lesen wir es ähnlich: Dort bildet Gott zuerst den Menschen als Einheit, Mann und Frau in einer Person. Darauf (2,22) trennt Gott den einen Menschen in zwei. Eine Seite Adams, eine Hälfte des Menschen, wurde von der anderen Hälfte getrennt3. Seit dieser göttlich verursachten Trennung zieht es den Mann zur Frau und die Frau zum Mann. Beide suchen die «verlorene» Einheit, beide wollen «nicht allein» sein! Während am Anfang die Andersartigkeit des Partners noch wie ein Magnet wirkt, wird das attraktive Gegen­ über aber oft nach einiger Zeit zum zeitweise aufreibenden Gegner. Wenn diese Herausforderung zu gross wird, suchen viele Männer und Frauen den Ausweg, selbst «Schöpfer» zu spielen. Sie wollen den anderen «nach ihrem Bild» schaffen und verändern. Aber selbst christlich gesinnten Menschen entgeht oft, dass der Schöpfergott in Jesus Christus den Prozess der Veränderung lieber selbst ausführen möchte. Gott arbeitet immer noch an seinem Urwunsch weiter, – nämlich den Menschen in sein Bild zu verändern, und zwar in das Bild von Jesus Christus4, in welchem das Getrennte zur Einheit findet5. Gottes schöpferisches Trennen will uns Männer und Frauen dazu bringen, den

anderen in seiner jeweiligen Identität zu erkennen und anzuerkennen: als Mann, dem die frauliche Seite fehlt, die Frau. Und als Frau, der die männliche Seite fehlt, den Mann. Richtig Mann werden hiesse dann, zu seiner Einseitigkeit als Mann ein Ja zu finden. Dasselbe, nur umgekehrt, gilt für die Frau6.

Beispiel Israel Der Weg Einheit – Trennung – Einheit betrifft auch Israel: Das Königreich Israel wuchs unter den Königen Saul, David und Salomo zu einem grossen, geeinten Reich. Unter dem Sohne Salomos, Rehabeam, wurde es – durch dessen sündiges Verhalten – in zwei Reiche getrennt (siehe 1. Könige 12). Sünde trennte und konnte nun noch mehr Sünde verursachen. Das heisst, die götzendienerische Herzenshaltung beider Reiche konnte sich soweit entwickeln, dass Gott sogar die beiden Teile des Volkes Israel im Nord - und im Südreich von ihrem Land trennen musste. Er führte sie in die Verbannung. Der kleine Rest, der unter Esra und Nehemia wieder ins Land Israel zurückkam, wurde im Jahre 70 n. Chr. endgültig unter die Nationen zertrennt. Endgültig? Nein, Römer 11,25-26 spricht davon, dass eines Tages ganz Israel gerettet, das heisst auch vereint und geeint wird. cz 2|08

Ein weiteres Spannungsfeld für unser Thema ist das Zusammenleben unterschiedlicher Völker und Nationen. Auch hier versuchte ich, um Gottes Wege besser zu verstehen, an den Ursprung zurückzugehen. Die Völker entstanden, als Gott nach der Sintflut mit drei Paaren eine «neue Menschheit» anfing7. Ausgehend von Sem, Ham und Japhet und ihren Nachkommen (1.Mose 9,18-19) kam es zu einer Dreiteilung der Menschheit in die semitisch-europäische Rasse, die hamitisch-afrikanische Rasse und die japhetitisch-asiatische Rasse. «Warum», fragte ich mich, «fing Gott nicht wieder mit Noah und seiner Frau als einem Paar an, wie bei Adam und Eva? Warum mit drei Paaren?»

nicht die enorme Tiefe der menschlichen Seele auf? Der (semitische) Europäer repräsentiert den Geist: Erfindungen, Technik und Kunst. Alles, was es zu entdecken gibt, reizt ihn. Vor allem aber ist er der Offen­barungsempfänger des wahren Gottes8. Nun sind die Identitäten der drei Rassen auch in der persönlichen Dreiheit des Menschen ausgeprägt. Der Geist soll die Leitung übernehmen, sollte sich aber auch durch die Seele verstehen lernen. Die Seele drückt sich durch den Körper aus und sollte sich ihrerseits vom Körper «etwas sagen lassen». Der Körper gibt die Ausdruckskraft von Geist und Seele weiter, sollte sich aber nicht durch die Lüste der beiden ruinieren lassen.

Getrennt leben, vereint wirken Eine Antwort fand ich in der Dreiteilung des Menschen nach Geist, Körper und Seele. Ist sie ein Abbild der drei Menschenrassen, ja vielleicht gar ein Abbild der Dreieinigkeit Gottes? Bemerkenswert ist doch, dass Gott den Menschen in drei Rassen entwickelte und jeder Rasse eine eigene Identität mit spezifischen Merkmalen gab. Der (hamitische) Afrikaner repräsentiert die Bewegung, Kraft und Schönheit des Körpers. Sieht man das nicht an den Tänzern, Athleten und an der geballten Lebenskraft? Der (japhetitische) Asiate ist in der Regel feingliedrig, er praktiziert religiöse Philosophie und Ästhetik. Zeigt er

Gott hat in der Schöpfung die Dinge getrennt, trennt Mann und Frau, trennt Berufe und Berufungen, trennt Völker, Sprachen und Nationen. Gott trennt durch sein Wort auch Geist, Seele und Körper.9 Gott will alles an seinem rechten Platz haben, damit alles zuerst einmal recht funktionieren kann, sich in seiner eigenen Identität begreifen lernt und sich der gegenseitigen Abhängigkeit bewusst wird. Dann kann aus dem getrennten Leben ein vereintes Wirken werden. Probleme entstehen dort, wo der Mensch die Dinge vermischt, statt in Christus

vereint. Wenn Männer wie Frauen und Frauen wie Männer werden müssen, wenn «Multikulti» in Überfremdung, Lohndumping und Kriminalität hineinführt, wenn Menschen nicht mehr tun dürfen, was sie richtig können, wenn Geist, Seele oder Körper auf Kosten der je anderen Teile überstrapaziert wird – dann wird das «Getrennt leben, vereint wirken» unmöglich.

Den anderen stehen lassen Ich und du. Du und ich. Gott teilte uns. Er kann und will in Christus diese Trennungen in neue und richtig verstandene Einheit umwandeln10. Wie? Indem wir einander (und uns selbst) mit der AgapeLiebe Christi erkennen und achten in unserer einmaligen, gottgegebenen Identität, als Mann und Frau, als Menschen verschiedener Berufsgruppen und Berufungen, als unterschiedliche Volksge­nossen. Und gleichzeitig einander unter­ stützen, die Person zu werden, die der Schöpfergott aus uns machen möchte. «Agape» heisst erstens «Ehrfurcht und Respekt haben» und zweitens «über etwas oder über jemanden staunen können»11. Damit kann ich den anderen nicht nur «stehen lassen», sondern ihn auch noch in seiner Andersartigkeit «lieben»! Könnte dies nicht der beste Weg von der Trennung zur Einheit sein?

Diesen Weg der Schöpfung können wir an folgenden Bibelstellen ablesen. Römer 11,36: «Denn von Ihm, durch ihn und zu ihm hin sind alle Dinge ...» – Römer 3,23: «Denn alle haben gesündigt und ermangeln der Herrlichkeit Gottes ...» – 1. Korinther 15,28: «... dass Gott alles in allem sei» 2 Selbst «die Himmel sind nicht rein in seinen Augen» (Hiob 15,15) 3 Heute nennt der Mann spasseshalber seine Frau «meine bessere Hälfte». Wie viel Wahres drückt er damit aus! 4 Siehe 2. Korinther 3,18 5 Darum sagt Paulus zu den Galatern in Kapitel 3,28: «Ihr habt Christus angezogen ..., da ist nicht Männliches und Weibliches, denn ihr alle seid einer in Christus Jesus» 6 Einen anderen Menschen in seiner Identität zu erkennen ist meiner Meinung nach nur dem Menschen möglich, der den anderen völlig «in Christus» (von ihm abhängig) sehen kann. Meint Paulus solches mit seiner Aussage an die Kolosser (1,28 b) «... einen jeden Menschen vollkommen in Christus darzustellen»? 7 Noah und seine Frau blieben ab Neuanfang kinderlos 8 Alle drei monotheistischen Religionen (das sind die Religionen, die nur einen Gott kennen) stammen aus semitisch-europäischen Quellen 9 Vgl. Hebräer 4,12: «... das Wort Gottes ist ... durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, der Gelenke als auch des Markes ...» – Hier ist das Scheiden/Trennen eher positiv als negativ zu verstehen. Das griechische Wort MERISMOS weist auf ein schneidendes Zuteilen (wie mit einem Skalpell als moderner Vergleich) hin und nicht auf ein Durchschneiden/Trennen wie mit einem richtenden Schwert 10 Vgl. Epheser 1,10: «... um alles in Christus zusammenzufassen ...» 11 Vgl. Xandry, Andrea G., Agape-Liebe: Ein zu hoher Anspuch? In: Christliches Zeugnis 1/08 1

cz 2|08

41


PERSONLICH

schöpfung | der dienst als christ …

Hanspeter Nüesch Thomas Zindel hat eine Bibel für Bergfreunde zusammengestellt. Diese enthält neben dem Neuen Testament viele Kurzberichte, die verdeutlichen, wie die Schöpfung auf den Schöpfer hinweist. Thomas hat mich gebeten, auch eines oder zwei Zeugnisse weiterzugeben, wie Gott durch die Natur zu mir gesprochen und mir biblische Wahrheiten erläutert hat. Mein Problem war, dass mir viel zu viele Erlebnisse und Geschichten in den Sinn kamen, vor allem aus dem Umfeld meines Strahlerhobbys, aber auch unserer Familienwanderungen in den Schweizer Bergen.

Der Dienst als Christ hat mit dem Entdecken von Kristallen zu tun Das Wort des Missionsleiters Ein grosses Hobby von Hanspeter Nüesch ist das Strahlen. Für ihn hat der christliche Dienst viel mit dem Entdecken, Bergen und Reinigen von Kristallen zu tun. Er plädiert dafür, die schöne Natur mehr zu nutzen und dabei Gott zu loben.

Ich liebe es, mit Gott zu reden, und ich liebe es, in den Bergen zu wandern. Deshalb gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als in den Schweizer Bergen herumzustrei-

fen und mit meinem Vater im Himmel Herzensaustausch zu pflegen. Wenn dann noch meine Frau und Kinder dabei sind und sich hie und da ein Kristall zeigt, ist mein Glück perfekt. Letzthin zog ich wieder einmal für vier Tage in die Berge und wanderte von SACHütte zu SAC-Hütte mit Abstechern in zerklüftete Felsen. Als ich zurückkehrte, meinte unser Sohn Daniel: «Papi, du siehst richtig gut aus, wie nach einer super Konferenz. Du solltest das öfter machen.» Nun, ich möchte jetzt natürlich nicht dafür plädieren, dass in Zukunft die Christen in die Berge statt an die EXPLO gehen. Aber ich plädiere dafür, dass wir Schweizer Christen unsere wunderschöne Natur mehr nutzen, um uns in die Stille zurückzuziehen und unserem Gott einen gewaltigen Lobpreis darzubringen. Wir sollten dankbarer sein für die aussergewöhnliche Schönheit unseres Landes und diese spezielle Gabe der Schweiz voll auskosten. Wer hat mehr Grund, dem Schöpfer zu danken und ihm die Ehre zu geben für seine wunderbare Schöpfung, als wir Schweizer?! Die Schweiz ist zum Inbegriff landschaftlicher Schönheit geworden. Wenn man ein besonders schönes Gebiet beschreiben möchte, verbindet man es mit der Schweiz. Ich habe auf meinen internationalen Projektreisen mindestens ein Dutzend «Schweizen» angetroffen: zum Beispiel «die Schweiz Afrikas», «die lettische Schweiz» und so manches «little Switzerland». Wichtig ist, unsere schöne Natur in der richtigen Weise zu geniessen, indem wir unserem Schöpfer danken und uns durch die wunderschöne Natur zur Anbetung Gottes führen lassen. Paulus spricht von der grossen Gefahr, die Schöpfung statt den Schöpfer anzubeten: «Statt den ewigen Gott in seiner Herrlichkeit anzubeten, verehrten sie Götzen ... Deshalb hat Gott sie all ihren Trieben und Leidenschaften überlassen, so dass sie sogar ihre eigenen Körper entwürdigten ... Sie haben die Schöpfung angebetet und

44

cz 2|08

cz 2|08

nicht den Schöpfer. Ihm allein aber gehört Lob und Ehre bis in alle Ewigkeit, Amen» (Römer 1,23-25). Wenn wir die Schöpfung verherrlichen, führt das zur Vergötzung des Menschen. Letztlich beten wir uns selber an. Die Übersexualisierung und die fehlgeleitete Sexualität sind eine Folge davon. Auch die meisten Formen der Esoterik und des Aberglaubens stammen aus dieser Wurzel. Es gibt nichts Toteres als Steine. Das Einzige, was von Steinen ausgeht, ist eine minime Wärmeabstrahlung. Von Steinen geht definitiv keine heilende Kraft aus, wohl aber von demjenigen, der die Steine geschaffen hat! Gott kann allerdings tote Steine brauchen, um lebendige biblische Wahrheiten zu verdeutlichen. Wie oft hat Gott zu mir gesprochen durch Steine und Kristalle! Unscheinbare Steine werden erst unter hohem Druck und hoher Temperatur zu den wunderschönen Kristallen, ähnlich wie es bei uns Menschen der Fall ist. So wie bei uns sind die Kristalle, wenn sie entdeckt werden, von allerlei Schmutz umgeben. Deshalb ist es wichtig, die Menschen mit dem Auge eines erfahrenen Kristallsuchers anzusehen, der unter dem Schmutz verdeckt bereits wunderschöne Kristalle sieht. Eigentlich hat der christliche Dienst viel mit dem Entdecken, Bergen und Reinigen von Kristallen zu tun. Ich hoffe, dass Sie jetzt verstehen, warum für mich der Dienst als Christ und das Suchen von Bergkristallen so nahe beieinanderliegen.

• Hanspeter und Vreni Nüesch mit eben gefundenem Bergkristall mit doppelter Spitze. Hanspeters spontaner Kommentar: «Wie eine gute Ehe – zwei Spitzen auf einer gemeinsamen Basis» 45


K U L T U R

-

K

O

L

U

M

N

E

(

«Die Schöpfung»

AFilmtipp NDY SCHINDLER-WALCH

Joseph Haydn (1732-1809) und sein Oratorium

Aus der Mitte entspringt ein Fluss - Spiritualität in der Natur

Nur wenige Werke klassischer Musik widmen sich dem Thema «Schöpfung». Ein Grund mag die überragende Bedeutung und Wirkung sein, die von Haydns Oratorium bis heute ausgeht.

Zwei Brüder, zwei unterschiedliche Charaktere: Norman (Craig Sheffer) ist ruhig, eher verschlossen und intellektuell. Paul (Brad Pitt) dagegen ist unternehmungslustig, naturverbunden und risikobereit. Gemeinsam wachsen sie in den 20er-Jahren im ländlichen Montana unter dem strengen, aber auch gütigen Vater (Tom Skerritt) auf, einem Pfarrer einer presbyterianischen Kirche. Er bringt seinen Söhnen das Fliegenfischen bei und lehrt sie dadurch die Liebe zur Natur.

Beat Rink Unter dem Eindruck einer Aufführung von Händels «Messias» schuf Haydn in den Jahren 1796 bis 1798 eine Komposition, die wie ihr grosses Vorbild aus drei Teilen besteht: Das Libretto besteht aus einer Mischung von Bibeltexten und Versen aus John Miltons Dichtung «Paradise Lost» (1667), die in einer lockeren Abfolge von Erzählung (Rezitativen), dichterischen Umschreibungen (Arien der Engel) und Gotteslob (Chöre) musikalisch äusserst kurzweilig umgesetzt werden.

Chaos, Finsternis und Licht Das Werk beginnt mit seinem wohl genialsten Teil: mit der für die damalige Zeit kühnen Darstellung des Chaos und der Finsternis. Haydn lässt in der Einleitung Klangvisionen einer Urlandschaft entstehen, bevor Gott das Chaos ordnet. Musikalisch eindrücklich umgesetzt ist das Aufleuchten des Lichts: Es ist, als würde ein Streicher-Pizzicato einen Schalter anklicken. Welche Wirkung diese Passage auf die zeitgenössischen Zuhörer ausübte, belegt der Bericht einer Aufführung im Jahr 1808, in der neben dem Komponisten auch Beethoven anwesend war: «Haydn wurde unter Trompetenund Paukenschall auf einem Lehnstuhle in die Mitte des Orchesters gebracht ... Bey der unmerklich vorbereiteten, plötzlich überraschenden, und in den hellsten und glänzendsten Akkorden einherschreitenden Stelle: ‹Es ward Licht!› brachen die Zuhörer in den lautesten Beyfall 46

aus. Haydn machte eine Bewegung mit den Händen gen Himmel und sagte: ‹Es kommt von dort!›»

Die Vielfalt der Schöpfung Nachdem die Höllengeister (in Anlehnung an Miltons Versdichtung) in den Abgrund geworfen werden, entspringt «eine neue Welt aus Gottes Wort»: Stürme, flockig fallender Schnee, Wellen, sich schlängelnde Flüsse, der Gang der Sonne, der Vogelflug, die Majestät des Löwen, der Galopp der Rosse und die Lieblichkeit der grasenden Schafe werden musikalisch grossartig illustriert. Diese Schilderungen werden durchsetzt von strahlendem Gotteslob. Die Erschaffung des Menschen wird mit der barock anmutenden, strahlenden Chorfuge «Vollendet ist das grosse Werk» und einem an Händel gemahnenden «Alleluja!» gefeiert. Dazwischen schieben sich ernste Klänge, wenn von der Hinfälligkeit des Menschen die Rede ist: «Du wendest ab dein Angesicht, da bebet alles und erstarrt.» Auch später wird der Sündenfall angedeutet, wenn der Engel Uriel der Hoffnung Ausdruck gibt, das Menschenpaar möge sich an die von Gott gesetzten Grenzen halten – ein vielleicht nicht ganz genehmer Gedankenanstoss für die aufklärerisch gesinnte Zuhörerschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts.

Schöpfung als Lebensraum des Menschen Der dritte Teil wendet sich dem ersten Menschenpaar zu und lässt es zunächst in einem rührenden Duett die Werke

Gottes preisen: «Die Welt, so gross, so wunderbar, ist deiner Hände Werk.» Das kindlich-staunende Besehen der Sterne, Pflanzen und Tiere wird mit schlichtester Musik treffend ausgedrückt. Es mündet in ein vielstimmiges Lob des Schöpfers. Was dann folgt, mutet zunächst wie ein Bruch innerhalb der Gattung «Oratorium»an. Adam und Eva wenden sich einander zu und besingen ihre Liebe füreinander: «Doch ohne dich, was wäre mir – der Morgentau, der Abendhauch, der Früchte Saft, der Blumen Duft ...» Die Musik erinnert plötzlich eher an eine Mozart-Oper. Ein Bruch? Musikalisch gewiss nicht; denn Haydn ist genialer Könner genug, um die Teile ineinander zu verzahnen. Theologisch ist gewiss kein Bruch auszumachen, denn die Schöpfung wird – fern von jedem Selbstzweck – als Lebensraum gezeigt, den Gottes Liebe uns Menschen zugedacht hat. Die Aufforderung des Schlusschorals «Singet dem Herren alle Stimmen» gewinnt so erst recht an Strahlkraft.

Buchhinweis: International renommierte Musiker erzählen ehrlich über Hochs und Tiefs in ihrem privaten und beruflichen Leben und gewähren Einblick in ihr Schaffen, in die internationale Konzertwelt und in ihr Glaubensleben: Mohr, Franz, Rink, Beat:

Mich umgibt ein grosser Klang. Basel: Brunnen-Verlag/Crescendo 2008, CHF 29.80. Bestellung unter www.crescendo.org oder Telefon 061 923 06 84. cz 2|08

Die beiden Brüder werden erwachsen und gehen ihre eigenen Wege: Norman studiert, geht weg und wird Professor für Literatur in Chicago, Paul wird Reporter bei

der örtlichen Lokalzeitung. Während Norman sein Leben immer mehr auf festen Grund stellt, verfällt Paul langsam dem Alkohol und der Spielsucht. Was sie, bei gelegentlichen Besuchen von Norman zu Hause, weiter verbindet, ist das Fliegenfischen – eine jeweils tiefe spirituelle Erfahrung für die beiden Männer. Dabei stellt Norman beeindruckt fest, wie Paul, trotz seiner zunehmenden Schwierigkeiten, eine besondere Hingabe beim Fliegenfischen entwickelt hat. Vor seinen Augen sieht er seinen Bruder, der, in völliger Harmonie mit der Natur, im Fluss steht. Auch wenn die Geschichte für Paul schliesslich tragisch verläuft, kommt Norman zu folgendem Schluss: «Am Ende fliessen alle Dinge ineinander, und aus der Mitte entspringt ein Fluss.»

«Aus der Mitte entspringt ein Fluss» basiert auf wahren Erlebnissen und Erinnerungen von Norman McLean. Regie: Robert Redford, USA/1992, 119 Minuten, im Handel als DVD erhältlich.

• Andy Schindler-Walch, Filmspezialist und Redaktor bei www.fernsehen.ch

Gedanken M A Nzwischen U Büchern, E L AMenschen R und I CPalmen H Die Schöpfung im Spiegel Bevor meine Ära in der Evangelischen Buchhandlung in Winterthur nach bald zehn Jahren enden wird, denke ich: «Diesmal muss ich Ihnen noch ein Buch empfehlen.» Doch wie verpackt man die Schönheit der Schöpfung in ein Buch? Wie kann man in Worten die Kreativität unseres Schöpfers beschreiben? Ich habe eine Idee: Stellen Sie sich doch einmal vor den Spiegel ... Ja, genau jetzt ... Kommen Sie, zieren Sie sich doch nicht so! Nun, was sehen Sie? Erkennen Sie die unglaubliche Schönheit Ihres Schöpfers? Sie sind die Krönung der Schöpfung! Das Ebenbild Gottes! Unglaublich, oder?! Ich muss zugeben, dass

cz 2|08

es bei mir schon ein wenig gedauert hat, bis ich es selber sehen konnte. Für mich war es immer einfacher, Gottes Genialität in der Natur zu erkennen, zum Beispiel an einem See oder in einem Wald, ja sogar im Zoo. Doch an mir selber? Das war dann ein ganz anderes Thema ...

A R D

Hier doch noch ein kleiner Tipp am Rande: Vom Kawohl-Verlag gibt es einen kleinen Bildband zu Psalm 139 (ISBN 978-3-88087-959-1). Ideal für jede Handtasche – als Erinnerung daran, wie Gott über uns denkt.

Kennen Sie das auch? Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit dem Psalmisten David von Herzen beten können: «Herr, ich danke Dir dafür, dass Du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Grossartig ist alles, was Du geschaffen hast. Das erkenne ich.» • Manuela Richard ist fortan Stammkundin der Evangelischen Buchhandlung in Winterthur. Sie arbeitet jetzt in einem Teil von Gottes Schöpfung: unter Palmen der Firma Gassmann Gartenträume

47

n

)


W E LT W E I T Fernsehpionier tritt in den Ruhestand

Manfred Kiener

Walter Kast übergab den Stab bei New Life Network an Urs Leuzinger

R E P O R TA G E

reportage | new life network

Filme und Medien interessierten Walter Kast bereits als Pastor der Schweizerischen Pfingstgemeinden: Sechs Jahre lang moderierte er die Sendung «Die Antwort» über Radio Monte Carlo und Radio Luxemburg. 1980 besichtigte Kast zusammen mit Interessierten aus der Gemeinde von Volkart Spitzer die TV-Studios von CBN und TBN in Amerika. Mit seiner Frau Therese und den Kindern zog Walter Kast 1982 für ein Medienausbildungsjahr nach Toronto. Zurück in der Schweiz, produzierte er TV-Sendungen bei der Christlichen Medienproduktion (CMP) in Emmetten. Campus für Christus beauftragte CMP mit einer Filmreportage über die EXPLO 85.

Sendungen über Satellit Im Januar 1988 wechselte Walter Kast von CMP zu Campus ins Team von Pfarrer Urs Schmid und half ihm, die EXPLO 88 vorzubereiten. Kast organisierte Film- und Tonaufnahmen der Plenen sowie der hundert Wahlseminare. Er bot dafür 78 Mitarbeitende und Helfer auf. Der damalige Campus-Europa-Leiter Leo Habets überraschte Walter Kast vor der EXPLO mit der Neuigkeit, die European Space Agency (ESA) habe ihm über das Olympia-Satelliten-Projekt kostenlose Sendezeit offeriert. Im Nachdenken über diese neue Chance fiel der Eiserne Vorhang. Die Idee entstand, die EXPLO-Konferenz in die Oststaaten zu übertragen. Um Möglichkeiten und Sendequalität abzuklären, bereiste Walter Kast 1989 mit seiner Familie in einen VWBus Osteuropa. Unterwegs fand er offene 48

cz 2|08

cz 2|08

Türen bei Kirchenleitern – und guten Empfang. So strahlten viele TV-Sender in Osteuropa Teile der EXPLO 91 von Lausanne aus. Vor Ort sahen sich Christen in Kirchen, Hallen und Stadien die Sendungen an. Leider wich der Satellit 1991 von seiner Laufbahn ab, und das TV-Projekt konnte nicht weitergeführt werden.

Wie weiter? Die Campus-Leiter fragten sich: «Wie geht es weiter mit der Film- und Fernseharbeit?» Leo Habets ermutigte Brian Kelly und Walter Kast zur Gründung von New Life Network. Als TV-Agentur sollte NLN von Produzenten im Westen selten ausgestrahlte christliche Filme erbeten und sie den TV-Stationen in Afrika, Asien und Osteuropa zur Verfügung stellen. Mit zehn Sendungen im Gepäck brachen Kast als Vizepräsident und Kelly als Direktor zur ersten Reise auf. Die vor der EXPLO 91 geknüpften Beziehungen erwiesen sich als gute Plattform. Walter Kast reiste seither drei- bis viermal pro Jahr in asiatische und osteuropäische Länder. Inzwischen liegen rund 2000 TV-Sendungen im Archiv von Agape Media.

Christliche Filme auf Kuba Was freute Walter Kast? «Mitzuerleben, wie Gott zur rechten Zeit neue Türen öffnete», antwortet er und erwähnt: «Einmal traf Hanspeter Nüesch in China jemanden mit TV-Verbindungen. Oder in Kuba erlaubte uns der zuständige Direktor, den Film ‹Die Zuflucht› in den Kulturhäusern zu zeigen.» Was war schwierig? Walter Kast: «Die Aufgabe forderte immer wieder, Finanzen und gute Filme zu finden.»

• In jedem Land sind die Fernsehmedien von zentraler Bedeutung und Einflussfaktor Nummer 1 für die öffentliche Meinungsbildung. Das zeigen beispielsweise die Satellitenschüsseln im Kosovo (Bild oben) und die Parabolspiegel in Jerusalem (Bild links unten) • Bild links oben: Agape media arbeitet mit diesen Studenten einer Universität in Rumänien zusammen 49


W

E

L

T

W

E

I

T

K O L U M N E R O L erlebt A N Unterwegs

D K U R T H

Mein Morgen in Havanna

• Bild oben links: Nicole Metzler Dominguez erstellt Filme für die Kulturhäuser in Kuba Globus», Russland, verschickt Sendungen an

«Durch die von uns verbreiteten Filme erreichen wir Menschen dort, wo sie am offensten sind: zu Hause in ihrer Stube vor dem TV-Gerät.»

TV-Stationen

Urs Leuzinger

• Bild oben rechts: Eine Assistentin bei «TV-Club

• Bild unten: Walter Kast

Unter Walter Kast’s Leitung entstand in Osteuropa der «TV-Club Globus». 92 TVStationen aus vielen Ländern erhalten als Mitglied von TCG monatlich eine DVD mit guten Filmen.

Wer ist Urs Leuzinger? Urs Leuzinger ist 44, wuchs in Herisau auf und lernte Augenoptiker. Über Pastor Herbert Henggi kam Urs zum Auftrag, Musiksendungen für Radio Eulach in Winterthur zu gestalten. Darauf besuchte er eine Jüngerschaftsschule von Jugend mit einer Mission (JMEM) in Amsterdam und bildete sich zum Kindergärtner aus. Das befähigte ihn zur Arbeit im Kindergarten der «Arche» in Winterthur. Daneben organisierte Leuzinger Einsätze von Kings Kids in der Schweiz. In Südafrika studierte er 50

Musik sowie Audiotechnik. Später reiste er als Missionar nach Hongkong. Dort lernte Urs Leuzinger Mandarin-Chinesisch sowie Kantonesisch. Er arbeitete bei Kings Kids und organisierte Einsätze der chinesischen Kings Kids in der Schweiz. Später wechselte er als Kinder- und Jugendpastor sowie als Musikdirektor in eine chinesische Kirche. Ebenfalls in Hongkong heiratete er die Chinesin Veronica Ko.

Zurück in der Schweiz Nach neun Jahren in Hongkong folgte 1997 eine Neuorientierung: Veronica wollte die Schweiz sehen, und Urs wünschte sich Urlaub. Doch der Neustart verlief harzig: Urs fand zuerst keine Arbeitsstelle, das Geld wurde knapp, und der erste Arbeitgeber betrog ihn. Schliesslich wechselte Urs in cz 2|08

die Computerbranche und packte die Ausbildung zum Multimedia-Produzenten an, die er mit einem Bachelor abschloss. Sechs Jahre später wies Kathrin Peñate Leuzinger auf NLN hin. Im Gespräch mit Walter Kast sowie Anne-Rose und Roland Kurth klang bei Leuzingers etwas an. Urs begann Anfang 2006 bei NLN. Seither hat ihn Walter Kast den Partnern und Kunden in Asien und Osteuropa als Nachfolger vorgestellt. Gott hat alles vorbereitet: Bei Agape Media nutzt Urs Leuzinger seine Erfahrung, seine Sprachkenntnisse und sein Wissen als Multimedia-Produzent. Was freut ihn am meisten? «Durch die von uns verbreiteten Filme erreichen wir Menschen dort, wo sie am offensten sind: zu Hause in ihrer Stube vor dem TV-Gerät.»

• Urs Leuzinger, der Nachfolger von Walter Kast bei Agape Media

cz 2|08

51

Lachen erfüllt die Strassen, und durch diese flüchtigen Begegnungen wird Havanna für mich plötzlich zu einer hinreissenden Stadt. Ich laufe bei Sonnenaufgang den Malecón entlang, die fast zehn Kilometer lange Uferpromenade, geniesse die Sonne und beginne aus meinem Innersten heraus Gott zu danken für das Vorrecht, hier in Kuba durch unsere Mitarbeiter und Projekte Herzen bewegen zu dürfen. Nun bin ich bereit für den sensationellen kubanischen Espresso, den man hier – und nur hier – bekommt!

R E P O R TA G E

Die Stadt in Kuba schläft noch, als ich früh morgens aufstehe und leicht verschlafen Richtung Capitolio jogge. «El Capitolio» ist eine exakte Nachbildung des Kapitols in Washington D. C. und liegt im Zentrum von Havanna. Den Strassen entlang erhalte ich einen Eindruck von der einst unglaublich schönen Altstadt mit grossen, prachtvollen Kolonialgebäuden. Sie alle sind aber in einem jämmerlichen Zustand, der sie eigentlich nur noch zum Abriss qualifiziert. Ich habe schon viel Armut gesehen auf dieser Welt, aber der Zustand dieser Gebäude ist schon extrem und macht einen fast ein bisschen traurig. Genau in diesem Augenblick wandern meine Augen zu den Kubanern, die mehr und mehr die Strasse bevölkern. Trotz allem machen sie einen sehr freundlichen und fröhlichen Eindruck. Schüler in ihren schmucken Schul­uniformen kommen mir entgegen, da herrscht eine Begeisterung,

• Roland Kurth ist Leiter von Agape interna­ tional und 120 Tage pro Jahr in den Ein-

satzgebieten unterwegs, wie zum Beispiel in Havanna (Bild unten)


C F C - N A T I O N A L cfc schweiz

Stabübergabe Frauenfrühstückstreffen Maja Guidon ist die neue Koordinatorin für die deutsche Schweiz

Mirjam Fisch

Während zwölf Jahren leitete Rita Piguet die überkonfessionellen Frühstückstreffen von Frauen für Frauen der ganzen Schweiz. Nun hat sie die Leitung der 20 Deutschschweizer Teams an Maja Guidon aus Bad Ragaz übergeben.

• Rita Piguet

• Maja Guidon

Seit vielen Jahren lebt die Zürcherin Rita Piguet mit ihrem Mann André am Genfersee, wo sie vor 22 Jahren mithalf, in Nyon

die ersten Frauenfrühstückstreffen (FFT) aufzubauen. Die Arbeit der deutschen und welschen Schweiz gleichzeitig zu koordinieren, erforderte grossen Einsatz. Doch die gute Zusammenarbeit, die Möglichkeit, anderen Frauen Jesus lieb zu machen, und das Erleben, wie Mitarbeiterinnen und Gäste ermutigt und gefördert wurden, stärkten sie immer wieder. Als Koordinatorin der Westschweiz bleibt sie für die 20 Orte in der Romandie weiterhin im Amt. Am Mitarbeiterinnen-Wochenende vom 20. April 2008 im Ländli in Oberägeri wurde Maja Guidon, Koordinatorin des FFT Sargans, als Nachfolgerin für die Deutschschweiz eingesetzt. Als Vertreter der Frühstückstreffen im Trägerkreis von Campus für Christus nahm auch Peter Höhn am Anlass teil und segnete die beiden Frauen für ihren Dienst.

Maja Guidon lernte vor über zwanzig Jahren als Gast der Churer Treffen die FFTArbeit kennen. Einige Jahre später begann sie mit einem Team die Frühstückstreffen in Sargans, die sie weiterhin koordiniert. Ihr Ziel sei es, neue Treffen entstehen zu lassen. «Ich wünsche mir, dass wir so von Gott reden, dass man die Botschaft der Liebe versteht und ergreifen kann», begründet sie ihre Motivation zur neuen Leitungsaufgabe. Auch nach 25 Jahren seien die Frühstückstreffen von Frauen für Frauen gefragt und attraktiv. «Der überkonfessionelle Ansatz und die einladende, herzliche Atmosphäre machen es uns leicht, andere Frauen dazu einzuladen.»

Weitere Informationen unter: www.frauenfruehstueck.ch Kontakt unter: frauenfruehstueck@cfc.ch

Männerforum wird eigenständiges Netzwerk Männerarbeit zu einer Plattform erweitern

Hanspeter Nüesch/Peter Höhn

Im Herbst 2007 feierten wir zehn Jahre Gottes Segen über dem Männerforum. Im März 2008 haben wir zusammen mit dem Vorstand die Weichen für die Zukunft neu gestellt. In den vergangenen Jahren wurden Tausende von Männern in unserem Lande ermutigt, Männer Gottes zu sein und ihre Berufung als Priester und Diener in ihren Familien wahrzunehmen. Zehn Männertage, zahlreiche Retraiten und Seminare, Dutzende von Männerstämmen und -gruppen sowie unzählige Männerfreundschaften bilden vielfältige Gefässe, in denen bis heute echte Lebensveränderungen stattfinden. Als geschäftsführende Organisation trug Campus für Christus zu dieser Männerbewegung bei. Hans Keller gab mit seiner motivierenden Art dem Männerforum entscheidende Impulse. Bei Daniel Schönenberger als Geschäftsführer liefen über all die Jahre die Fäden zusammen. Nun ist in den letzten Monaten einiges in Bewegung gekommen. Hans Keller baut mit einem Team unter dem Namen «HeilBAR» einen Dienst für Seelsorge und Heilung von Körper, Seele und Geist auf (www.heilbar.ch). Daniel Schönenberger tritt eine Stelle in der Geschäftswelt an und will sich im Bereich Business Admini-

stration weiterbilden. Beide haben deshalb ihre Mitarbeit bei Campus für Christus auf den 31. März 2008 beendet.

• Hans Keller und Daniel Schönenberger

Wie sollte es mit dem Männerforum weitergehen? Es folgten in einem längeren Prozess viele Gespräche zwischen der Missionsleitung von Campus für Christus und dem Vorstand des Männerforums. Schliesslich entschied der Vorstand, er wolle das Männerforum eigenständig weiterführen und organisatorisch von Campus für Christus abkoppeln. Der Vorstand will das Männerforum stärker zu einer Plattform für verschiedene Männerinitiativen, -gruppen und -angebote ausbauen: Alle, die in unserem Land auf christlicher Basis mit Männern arbeiten, sollen von dieser Vernetzung profitieren und sich einklinken. Bereits entstehen mit dem neu gegründeten Männer-Aglow und einer Gruppe, die sich im Kontakt mit John Eldregde für Boot-Camps einsetzt, neue Initiativen. Campus für Christus will ideell weiter mit dem Männerforum verbunden

bleiben. So wirkte Hanspeter Nüesch im Leitungsteam der vergangenen Ländliretraite mit. Auch ist es der Wunsch des Männerforum-Vorstandes, von Zeit zu Zeit auf die Dienste von Campus und einzelnen Mitarbeitern zählen zu können. Wir möchten an dieser Stelle Hans und Ruth Keller sowie Daniel und Ursula Schönenberger herzlich für ihre Mitarbeit in unserem Missionswerk danken. Gewaltig, wie Gott Daniel und seine Frau Ursula in den über zwanzig Jahren gebraucht hat! Unter anderem haben sie mit Urs Wolf zusammen das Seminar «Effektiv studieren» (jetzt «Erfolgreich studieren») entwickelt, das heute in zahlreichen Regionen der Welt (zum Beispiel in Indien, China und Afrika) eines der besten Missionstools ist, um Studierende zu erreichen. Hans Keller, tatkräftig unterstützt von seiner Frau Ruth, leistete nicht nur einen wichtigen Beitrag in der Männerarbeit, sondern auch innerhalb von Campus für Christus. Sein kindlicher Glaube an Gottes Wundermacht und seine Leidenschaft, Menschen zu Jesus zu führen, waren für uns alle eine grosse Ermutigung. Wir wünschen Schönenbergers und Kellers Gottes reichen Segen für ihre Zukunft.

Weitere Informationen unter: www.maennerforum.ch

• Frauenfrühstückstreffen gibt es zwei- bis viermal jährlich an 40 Orten der Schweiz. Durchschnittlich erscheinen 150 Besucherinnen

52

• 950 Männer nahmen am 27. Oktober 2007 in Bern am 10. Männertag mit Manfred Engeli und Johannes Warth teil

cz 2|08

cz 2|08

53


N A T I O N A L INTERNATIONAL cfc international

Schnee, Rasen und Gottes Wort Neue Taschenbibeln für Bergfreunde und Fussballfans

Johanna Vollenweider «Was mache ich nach Athletes in Action?», fragte sich Thomas Zindel, nachdem er die Leitung von AiA abgegeben hatte. Da rief ihn Wilhelm Zurbügg aus Frutigen an. Zurbrügg ist Präsident des 2007 gegründeten Vereins «Interessengemeinschaft Bergbibel». Zurbrügg sagte zu Zindel: «Ich träume davon, dass es im Stil der Fitnessbibel etwas gäbe für Menschen, die in die Berge gehen. Etwas für jene, die in den Bergen nach Erholung oder nach einer Gotteserfahrung suchen.» Im Netzwerk der Interessengemeinschaft Bergbibel fanden sich gläubige Alpinisten, Bergführer und Bergsportler zusammen. Gemeinsam mit Thomas Zindel sowie freien Journalisten produzierten sie die Bergbibel. Diese Rucksackbibel enhält tragische und schöne Berichte von Christen in den Bergen, das Neue Testament sowie «Bergpsalmen». Mit dem Erlös aus dem Verkauf des

NEWSTICKER

kickoff2008.ch

Taschenbuches unterstützt die Interessengemeinschaft Sozialprojekte in Nepal (www.nepalforum.ch). Neben der Bergbibel produzierte Thomas Zindel im Hinblick auf die Euro 08 eine Bibel für Fussballfreunde mit dem Titel «Tor zum Himmel». Dieses Taschenbuch enthält Zeugnisse und Zitate von Fussballern und Trainern wie Wynton Rufer, Johan Vonlanthen oder Ottmar Hitzfeld. Eingebunden ist die Biographie von Jesus Christus nach dem Evangelium von Lukas sowie eine Anleitung zum Glauben. Das Taschenbuch «Tor zum Himmel» erscheint in den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Türkisch. Ebenfalls im Hinblick auf die Euro 08 schaltet Campus für Christus in Zusammenarbeit mit www.gottkennen.com die evangelistische Seite www.fussballgott.ch auf.

AiA ist Teil von Kickoff 2008

Thomas Zindel denkt bereits über weitere Projekte nach – wie etwa eine Taschenbibel für Geschäftsleute.

Das bietet die Möglichkeit, Menschen kennenzulernen, die sonst den Sprung über die Türschwelle einer Kirche nicht schaffen.

Kickoff 2008 ist eine Initiative von Christen aus Kirchen, Werken, Verbänden sowie von nationalen und internationalen christlichen Sportorganisationen. Trägerorganisation ist die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA). Kirchen, Freikirchen und Organisationen können sich als PublicViewing-Ort registrieren lassen. Kickoff 2008 bietet Veranstaltern die rechtlichen Abklärungen sowie ein attraktives Veranstalterpaket mit verschiedenen Produkten. So werden zum Beispiel Spiele der UEFA-Fussball-Euro auf Grossleinwand übertragen.

Weitere Informationen: www.kickoff2008.ch

EASY 08 – ein Treffen der Campus-Jugend be. Campus für Christus hat viele Ressourcen und organisiert Anlässe, die vor allem Aussenstehenden zugute kommen. Nun sollen vermehrt die eigenen Jungen und ihre Freunde davon profitieren. Mit der EASY (European All-Student-Youth-Konferenz) hat die Campus-Jugend unter der Leitung von Vince Purpero eine eigene, jugendgerechte und coole Plattform erhalten, wo sie ihre Gaben einbringen und ein Zuhause innerhalb der weltweiten Campus-Familie entwickeln kann. Nach England (2006) und Holland (2007) hat die dritte EASY in der Schweiz, im Camp-Rock in Bischofszell, stattgefunden. Vom 3. bis 6. Januar 2008 verbrachten 83 Jugendliche aus Europa, davon elf Schweizer, und dreissig Betreuer eine spannende Zeit miteinander. Fehlende Sprachkenntnisse waren kein Hindernis. Dazu David Forster, der Schweizer Teilnehmer mit

dem kürzesten Anfahrtsweg: «Ich fand es spannend, mitzuerleben, wie wir uns zu verständigen lernten, auch wenn wir nicht alle die gleiche Sprache sprachen.» Die nächste EASY, zu der die junge Generation von Campus für Christus und ihre Freunde eingeladen sind, findet vom 19. bis 29. August 2008 in Spanien statt. Auf dem Pilgerweg «El Camino», dem «Jakobsweg», werden die Teilnehmenden 150 Kilometer in Richtung Santiago de Compostela wandern.

Informationen: www.easy-ontheroad.org Ansprechperson für die Schweiz: Nathalie Burgherr, E-Mail: nburgherr@cfc.ch

Studentenkonferenz in England be. Zweihundert Teilnehmende aus elf europäischen Ländern besuchten vom 15. bis 17. Februar 2008 die «Student Conference» in Bristol als Weiterführung der Campus Mission 2007 in Südkorea. Unter dem Motto «Mission, Movement, Mobilize» lernten sie neue Strategien und Möglichkeiten kennen, um das Interesse von Studierenden an Universitäten und Hochschulen am christlichen Glauben zu wecken. Karin Flatz, die Leiterin der neunköpfigen Schweizergruppe, ist begeistert: «Bereits zwei unserer Teilnehmenden haben das ‹Meal with a message> umgesetzt.» Hier lädt man seine Freunde zum Essen ein, signalisiert jedoch vorher, dass während des Abends über Themen, die den christ-

lichen Glauben betreffen, diskutiert wird. Als Diskussionsgrundlage dienen verschiedene Tischkärtchen mit Fragen wie «Wie kann ich glücklich werden?» oder «Wenn es Gott gibt, warum gibt es Leid auf der Erde?» Noch nicht umgesetzt wurde das «Soularium». Das sind Postkarten mit aussagekräftigen Bildern, die sich für Umfragen eignen. Fragen wie: «Welche Karte beschreibt am besten deine momentane Lebenssituation?» oder «Welche Karte würdest du für Gott auswählen?» kann die Testperson mit Bildern statt mit Worten beantworten. Daraus ergeben sich offene Gespräche.

Lehrkräfte in Lettland ermutigen

• Die Bergbibel ist erhältlich über die Seite

be. Campus für Christus Lettland legt einen starken Fokus auf die Zurüstung und Ermutigung christlicher Lehrerinnen und Lehrer. Skaidrite Starka, die Leiterin dieser Arbeit, besuchte im Januar 2008 in Riga zusammen mit 297 weiteren Teilnehmenden die Konferenz des Interessenverbandes Christlicher Lehrpersonen (Christian Teacher Association). Dabei ging es um die Frage, wie biblische Prinzipien in Schule und Unterricht integriert werden können. Als Folgeveranstaltung organisierte Skaidrite Starka in Riga einen weiteren Schulungstag zum Thema «Die Herzenshaltung in meinem Dienst». 56 christliche Lehrer nahmen teil. Weitere regionale Schulungstage sind in diesem Jahr geplant.

• Die Bibel für Fussballfreunde «Tor zum

www.bergbibel.com, im Buchhandel oder

Himmel» kann über die Seite

bei www.athletes.ch.

www.fussballgott.ch bestellt werden.

54

cz 2|08

cz 2|08

55


C F C – I N T E R N A T I O N A L cfc international

Erster Christustag in Finnland

Geblieben ist der Hunger nach Sinn

Gebetsinitiative mit Fahnenaufmarsch nach Schweizer Vorbild

Agape Portugal will Antworten geben

Peter Höhn

Brigitte Eggmann

Am 18. Oktober 2008 findet in Turku, Finnland, unter dem Motto «Das Feuer ist entfacht» erstmals ein Nationaler Christustag statt. Ziel ist, wie beim Christustag 2004 in Basel, eine landesweite Gebetsbewegung zu fördern, sodass in jeder politischen Gemeinde Gebetsgruppen entstehen, die regelmässig für die Einwohner und die Behörden beten.

Einst als reichste Nation Europas bekannt, ist Portugal heute das ärmste Gründungsmitglied der Europäischen Union.

Der Christustag wird unterstützt von der evangelisch-lutherischen und der orthodoxen Kirche sowie von sämtlichen Freikirchenverbänden. Laut Hannu Nyman, Mitorganisator und Leiter der finnischen Arbeit von Campus für Christus, ist im Hinblick auf den Willen, das gemeinsame Gebet für Finnland und die Welt zu fördern, «unter Finnlands Christen eine Einheit entstanden, die es so noch nie gegeben hat». Der Anlass, zu dem 10 000 Christen erwartet werden, beginnt am Freitag­ abend, 17. Oktober, mit einem speziel­ len Gebet für die «Erfüllung des Mis­ sionsauftrages von Jesus Christus». Die finnischen Christen haben einen wachsenden Wunsch, dass Gott Tausende von jungen Menschen in die Welt aussenden möge, die den Menschen das Evangelium verkünden und sie anleiten, verbindliche Jünger Jesu zu werden. Der Christustag ist eingebettet in das dreitägige «Europäische Forum für Gebet und Transformation», zu dem christliche Verantwortliche aus vielen Ländern und allen Gesellschaftsbereichen eingeladen sind. Als Sprecher ist auch Hanspeter Nüesch eingeladen.

Nach dem wirtschaftlichen Wachstum in den Neunzigerjahren merken nun viele Portugiesen, was ihnen wirklich fehlt: Hoffnung, Sinn, Lebensfreude und eine Zukunft. «Das ist eigentlich sehr positiv, aber nur für diejenigen, die letztlich einen Sinn finden. Immer häufiger hören wir, dass viele Portugiesen frustriert sind, depressiv werden, Probleme mit Alkohol oder Drogen haben und in der Kriminalität landen», erzählt Marta Pego, die seit 2005 zusammen mit ihrem Ehemann José Pinto Agape Portugal leitet.

• Die basellandschaftlichen Fahnenträger (stehend) beten für die finnische Delegation in der Wohnung von Peter und Luise Keller in Liestal.

Eine Stimme zur geistlichen Lage in Finnland In Finnland gehören über achtzig Prozent der 5,2 Millionen Einwohner zur lutherischen Kirche. Trotz christlicher Unterweisung an den Schulen und der Tatsache, dass der überwiegende Teil der jungen Generation sich noch konfirmieren lässt, kämpfen auch Finnlands Kirchen seit einigen Jahren mit einem starken Mitgliederschwund. Gleichzeitig finden sich vermehrt junge Gläubige in der lutherischen Kirche und in Freikirchen zu gemeinsamem Gebet und bilden Gebetsteams für Universitäten und Schulen. Sie sehnen sich nach ursprünglicher Erweckung, nach Gottes Heiligkeit, nach der einfachen Verkündigung des Evangeliums, nach der Kraft des Heiligen Geistes – und nach einer Revolution tätiger Nächstenliebe. Seit Jahren beten viele alte Gläubige aller Denominationen für eine Erneuerung des Glaubens. In dieser geistlichen Situation kommt der Christustag für uns alle genau zur richtigen Zeit. Erstmals sind Angehörige aller Denominationen auf breiter Ebene bereit, gemeinsam für unser Land zu beten, das ja – wie die Schweiz – das Kreuz im Wappen trägt. Alt und Jung vereinen sich zur gemeinsamen Vision, um für einen geistlichen Umschwung im Land zu beten: mit seiner depressiven Jugend, mit seinen Scheidungen, Suiziden, seinem Alkoholismus ... Wir beten auch, dass Finnland zum Segen wird für Skandinavien und vielleicht für ganz Europa. Maija Nyman, verheiratet mit Hannu Nyman, ist Herausgeberin von «Sana», einer christlichen Zeitschrift, die wöchentlich rund 100 000 Leser erreicht. 56

cz 2|08

José und Ulla Gonçalves gründeten Agape Portugal im Jahr 1975. José Gonçalves arbeitete als Pastor, und seine Frau Ulla war begeistert, dass sie gemeinsam als Ehepaar bei Agape Portugal dienen konnten. Im Jahr 2000 fragt José Gonçalves seinen Namensvetter José Pinto an, ob er bei Agape Portugal in der Administration mitarbeiten wolle. Diese Anfrage trifft José Pinto in einer Zeit grosser persönlicher Unzufriedenheit: Er hat Geschäfts- und Finanzmanagement studiert und ist Geschäftsmann bei einer Bank; aber was er seinen Kunden verkaufen muss, ist nicht das, wovon er glaubt, dass sie es wirklich nötig haben: die Liebe Gottes. So wird aus der freiwilligen Mitarbeit bei Agape schnell ein ernstes Engagement. Vier Jahre später folgt ihm seine Frau Marta Pego nach – mit grosser Freude, wie sie betont. Offen für Neues, liebt sie die Menschen und lässt sich gerne von anderen Meinungen und Ansichten herausfordern. Marta studierte Jura, lehrte dann zwei Jahre Staatsrecht an der Universität und leitete später vier Jahre lang «Habitat for Humanity», eine nichtkonfessionelle christliche Nichtregierungsorganisation. cz 2|08

• Marta Pego und José Pinto mit ihren zwei Kindern Rafael und Carolina

Seit sieben Jahren verheiratet, waren sie überzeugt, dass sie Gott in ihren erlernten Berufen und durch ihren freiwilligen Einsatz im Kirchenbereich dienen würden. Aber Gott hatte offensichtlich andere Pläne. Für José Pinto ist klar, dass jeder Mensch einmal zum Punkt kommt, wo ihm seine Bestimmung bewusst wird. So bewundert er zum Beispiel Winston Churchill, der als Staatsmann und – wenn auch schwierige – historische Persönlichkeit in einem entscheidenden Moment der Weltgeschichte wusste, was zu tun war. Sechzehn Mitarbeitende und rund vierzig Freiwillige arbeiten in Porto, Braga und im Norden des Landes in Penafiel. Der wichtigste Arbeitszweig von Agape Portugal ist das Kinderheim «O Refúgio do Amanhecer» oder «Dawn Refuge» in Penafiel. Nicht nur wegen der Kinder und Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen, die hier im Kinderheim eine Chance auf eine bessere Zukunft erhalten, sondern auch wegen der Wirkung auf die Gesellschaft und das Leben vieler Freiwilliger, die mithelfen. «Diese Menschen wollen anderen helfen, und das Heim bietet ihnen die Möglich57

keit dazu», sagt Marta Pinto, «und für die portugiesische Bevölkerung ist es eine Antwort auf ihre Sinnfrage.» Immer wieder findet sich mit Gottes Hilfe für einzelne Kinder sogar eine Adoptivfamilie. «World Missions» sendet vor allem in die portugiesischsprachigen Länder Afrikas Missionare aus. Zu Beginn dieses Jahres verbrachten Júnia und Pedro Barbosa, Mitglieder des Leitungsteams, zwei Monate in Huambo in Angola. Júnia ist als Krankenschwester zuständig für den Gesundheitszweig eines missionarischen Projektes, an dem Agape Portugal zusammen mit einer christlichen Stiftung und verschiedenen Kirchen beteiligt ist. Ferner stehen mit «Aventura» (Teenager kreativ das Evangelium vermitteln), mit «Mezzo» (einer Arbeit im Bereich verschiedenster Musikstilrichtungen), «Campus» (mit dem Ziel, Studierende an den Universitäten zu erreichen), «FamilyLife» und «Gebet» weitere Tools zur Verfügung, die den Menschen in Portugal das Evangelium weitergeben und damit neue Hoffnung vermitteln.

Weitere Informationen: www.agapeportugal.org


FUR SIE NOTIERT Z U M S C H L U S S zum schluss

Impressum

Herausgeber Campus für Christus, Hanspeter Nüesch, Josefstrasse 206, 8005 Zürich, Tel. 044 274 84 84, www.cfc.ch Campus für Christus ist eine überkonfessio­nelle Organisation mit rund zwanzig in der Erwachsenenbildung, Diakonie und Mission tätigen Dienstzweigen. Darunter fallen u. a. Beratung und Schulung in lokalen Landes- und Freikirchen, Studenten­arbeit/Dozentenforum, AgapeMission/Entwicklungshilfe, Athletes in Action, Crescendo-Berufsmusiker, Christen im Dienst an Kranken, FamilyLife, campus generation und EXPLO-Schulungskonferenzen.

Veranstaltungen/Kurse

  

in Zusammenarbeit mit Christen im Dienst an Kranken

   •   •  •  •  •  •         

Verlag Christliches Zeugnis, Josefstrasse 206, 8005 Zürich, Tel. 044 274 84 34, Fax 044 274 84 83, christlicheszeugnis@cfc.ch, www.christlicheszeugnis.ch ISBN 978-3-905789-00-3 ISSN 1662-243X Auflage 6975, WEMF-bestätigt

    

Redaktion Peter Höhn (ph), verantwortlicher Redaktor; Brigitte Eggmann (be); Manfred Kiener (mk); Johanna Vollenweider(jv)

 

Copyright Wiedergabe von Artikeln und Bildern nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion

          

Grafik und Satz (DTP) atk.ch, Thayngen Korrektorat futur2, Roger Koch, Buchs Druck und Versand Jordi AG, Belp Erscheinungsweise Vierteljährlich Jahresabonnement Schweiz SFr. 28.— Ausland SFr. 36.— /€ 22.— inkl. Versandkosten Kündigungsbedingungen Im September auf Ende Jahr telefonisch/schriftlich Bildnachweis Titelseite: atk.ch, Tobias Fluck / S. 3: Manfred Kiener, istockphoto.com / S. 4: istockphoto. com / S. 7: privat, istockphoto.com, pixelio.de / S. 8-11: Peter Höhn / S. 12-14: Tom Sommer, unten: istockphoto.com / S. 15: privat / S. 17: Manfred Kiener / S. 18: Peter Schäublin / S. 19: Manfred Kiener / S. 20: CDK / S. 22-24: Ernst Frischknecht, Manfred Kiener, privat / S. 25: privat / S. 26-28: Familie Hauser, Johanna Vollenweider / S. 29: privat / S. 30-33: Peter Schäublin und Terry Berezan / S. 34: Prof. M. Hottiger, Zürich / S. 35 oben: privat, Mitte links: Prof. S. Luther, Lausanne, pixelio.de / S. 36: istockphoto.com / S. 37: privat / S. 38-39: Manfred Kiener / S. 40-41: istockphoto.com / S. 43: privat / S. 44-45: Hanspeter Nüesch / S. 47: privat / S. 48-51: Walter Kast, Agape Media / S. 52: Frauenfrühstück / S. 53: Männerforum / S. 56: Manfred Kiener / S. 57: Agape Portugal / S. 63: Illustration Tobias Fluck / S. 64: Terry Berezan

Zufall?

«Gott würfelt nicht.» Albert Einstein

62

cz 2|08

cz 2|08

63


I have felt the wind blow Ich habe gespürt, wie der Wind weht Whispering Your name und deinen Namen flüstert. I have seen Your tears fall Ich habe deine Tränen fallen sehen When I watch the rain als ich dem Regen zuschaute. How could I say there is no God Wie könnte ich behaupten, es gäbe keinen Gott, When all around creation calls wenn die Schöpfung rund um mich her ruft. A singing bird, a mighty tree Der singende Vogel, der mächtige Baum, The vast expanse of open sea die unermessliche Weite der offenen See. Gazing at a bird in flight Ich beobachte den Flug eines Vogels, Soaring through the air wie er durch die Lüfte gleitet. Lying down beneath the stars Ich lege mich unter den Sternen nieder. I feel Your presence there Hier spüre ich deine Gegenwart. I love to stand at ocean’s shore Ich liebe es, am Ufer des Ozeans zu stehen And feel the thundering breakers roar und das Herandonnern der tosenden Wellen zu spüren. To walk through golden fields of grain Durch goldene Getreidefelder zu spazieren ’Neath endless blue horizon’s frame vor dem Hintergrund des endlos blauen Horizontes. Listening to a river run Ich höre einem Fluss zu, Watering the earth wie er strömt und die Erde bewässert. Fragrance of a rose in bloom Der Duft einer Rose zur Blütezeit. A newborn’s cry at birth Das Weinen eines Neugeborenen.

I feel YourHier presence spüre ichthere deine Gegenwart

I believe, I believe, I believe Ich glaube, ich glaube, ich glaube.

© 1994 Mercy/Vineard Publishing / ION, Publishing/Vineyard Songs Canada, Für D,A,CH: Gerth Medien Musikverlag, Asslar

Creation Calls von Brian Doerksen


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.