08_3_Abenteuer

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Zeitschrift der 端berkonfessionellen Bewegung Campus f端r Christus Schweiz

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I N H A L TE abenteuer | inhalt

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Inhalt 08 10 13

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Über Selbstverwirklichung kontra göttliche Bestimmung

«Im Mondabenteuer fand ich keinen Frieden» Der Apollo-Astronaut Charles M. Duke hatte Erfolg, aber ...

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«Vielleicht wird der HERR etwas tun ...» Mit Gott im Ring und auf der Kanzel Kolumnen «Filmtipp» und «Gedanken zwischen Büchern» «nu company» Eine unorthodoxe Gospelformation

Hoffnung für Thailands Strassenkinder

REPORTAGE

Kolumne «beziehungsweise»

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Ein Traum wird wahr Auf dem Weg zu einer Reise in eine andere Welt

«Life is an adventure or nothing at all»

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GAiN – damit die Ärmsten die Gewinner sind Klaus Dewald wollte kein Hilfswerk gründen

Kolumne «Unterwegs erlebt»

HINWEISE

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Was junge Männer suchen

CFC National Athletes in Action und «Life Training»

Ein- und Ausblicke aus Strasseninterviews

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«In einer Woche so viel erlebt wie andere im ganzen Leben»

Abenteuer – der Versuch einer Definition

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Kolumnen «Medien» und «Farbe bekennen»

Georg Foreman, zweimaliger Boxweltmeister und Pfarrer

Als Mensch berufen zum Abenteuer

Sabine Fürbringer: Liebe überwindet Angst

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Eine Umfrage unter christlichen Jugendarbeitern

Der rechte biblische Abenteuergeist

ZUM THEMA

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Das Leben mit Gott als Abenteuer?

Geistliches Leben unter Männern wecken Fünf Christen planen Bootcamps in der Schweiz

Kolumnen «von Wegen!» und «New Generation» Dagegen ist James Bond gar nichts! Das Wort des Missionsleiters Hanspeter Nüesch

Generationen Camp

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CFC International Agape Zypern und Newsticker

Agenda/Inserate/Impressum

ZUM SCHLUSS

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«Das Leben» Zitat von Mutter Teresa

Versöhnt vorwärtsgehen

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EDITORIAL abenteuer | editorial

Editorial Sinn statt Sensation

Peter Höhn

In der Kaffeepause haben wir über die Bücher von John Eldredge diskutiert: über den «ungezähmten Mann», den «ungezähmten Christen» und über die «Frau, die nicht weiss, wie schön sie ist». Beachten Sie den Artikel auf Seite 24. Eldredges Bücher stehen seit Jahren auf der christlichen Bestsellerliste und sind eine Reaktion auf die Tatsache, dass Christen seit Jahrhunderten oft mehr zum christlichen Funktionieren als zum Leben aus eigenständigem Glauben angeleitet werden. Eldregde hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass wir im Redaktionsteam beschlossen haben, ein Heft zum Thema «Abenteuer» zu machen. Aber so diskutierten wir in der Kaffeepause weiter: Welche Aspekte sind denn in unserer heutigen Zeit besonders wichtig, dass wir sie den Lesenden dieser «Abenteuer»-Nummer ans Herz legen wollen? Ist es nur Eldredges Botschaft: «Tu endlich, was in deinem

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Herzen lebendig ist!»? – Oder müssen wir vor allem warnen: «Pass auf, dass deine Freiheit nicht zum rebellischen Egotrip wird!»? – Oder müssen wir vor allem die gelähmten und trägen Christen auffordern: «Verlass endlich deine Komfortzone!»? – Oder müssen wir seelsorgerlich fragen: «Funktionierst du noch, oder lebst du schon?»

schen einen einmaligen Weg geht, der durch jeden Menschen seine einmalige Spur in diese Erde eingraben und Sinn für die anderen Menschen stiften will. Ich wünsche Ihnen, dass Sie im Lesen und Betrachten dieses Heftes genau dazu Mut bekommen: Dass Sie wie Peter und Evelyne Schäublin Raum

Wir haben uns Jeder Mensch ist in seiner Persönlichkeit, in schliesslich darin seinen Schlagseiten und in seinem Bedürfnis gefunden: Jede dienach Abenteuer und Risiko unterschiedlich ser Botschaften – gestrickt. Jeder muss Gottes spezifisches Wort und noch andere, an ihn hören und beherzigen. die in diesem Heft zu finden sind – hat ihren Stellenwert. Jeder Mensch schaffen, damit Ihr Abenteuergeist neu ist in seiner Persönlichkeit, in seinen erwachen kann. Dass Sie wie Yvonne Schlagseiten und in seinem Bedürfnis Brand oder Erwin Gröbli zu träumen nach Abenteuer und Risiko unterschiedwagen und, wenn die Tür aufgeht, zu lich gestrickt. Jeder muss Gottes spezigehen. Dass Sie wie Charles Duke oder fisches Wort an ihn hören und beherziGeorge Foreman lernen, die leeren Sengen. Im Interview mit dem Sozial- und sationen zu entlarven, um den höheren Erlebnispädagogen Marcel Bäni kommt Sinn Ihres Lebens zu finden. Dass Sie gut zum Ausdruck, weshalb es unbewie Klaus Dewald oder Hannes Wey dingt notwendig ist, unseren Motiven Gott hören, wo er Sie heisst Sicherauf die Spur zu kommen, die uns zum heitsdenken aufzugeben und zu neuen Abenteuer treiben – oder uns eben lähHorizonten aufzubrechen. Vor allem men, unser eigenes Lebensabenteuer zu aber: Dass Sie neu, fröhlich und glauwagen! In diesem Sinn schätze ich auch bensvoll Ja sagen zu Ihrem eigenen John Eldredges Bücher. Sie verweisen Lebensabenteuer. uns an unseren kreativen und «abenteuerlichen» Gott, der mit jedem MenPeter Höhn

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B E R U F E N Als Mensch berufen zum Abenteuer Marcel Bäni über Selbstverwirklichung kontra göttliche Bestimmung Landläufig gesehen unternimmt jemand ein Abenteuer, um etwas zu erleben und ein Wagnis einzugehen. Oft geht es um einen Adrenalinkick, um Selbstverwirklichung. Für Marcel Bäni ist der Glaube an Jesus Christus an sich bereits ein Abenteuer, das nicht zwangsläufig Helden gebärt, sondern manchmal eher Märtyrer.

Manfred Kiener Christliches Zeugnis: Marcel, du nutzt Abenteuer als pädagogische Hilfsmittel. Wie definierst du Abenteuer? Marcel Bäni: Als Abenteuer bezeichne ich ein risikoreiches Ereignis. Das Wort «Abenteuer» leitet sich ab vom lateinischen Wort «advenire», das «herankommen» oder «sich ereignen» heisst. Ein Abenteuer ist für mich ein Wagnis, das sich vom Alltag unterscheidet. Was ist das Ziel eines Abenteuers? Die Ziele können verschieden sein: Den einen geht es um Heldentaten. Andere suchen neue Erfahrungen, wollen neue Welten entdecken wie in der Raumfahrt oder neue Gebiete erobern. In der Geschichte waren Abenteuer verbunden mit Einfluss, Geld und Macht. Heute geht es Abenteurern oft um Selbstverwirklichung. In unserer Erlebnisgesellschaft wird persönliches Glück zum höchsten Ziel erklärt. Einer springt in die Tiefe, um einen Adrenalinkick zu erhalten. Er will als Ritter etwas erobern 4

und Mut beweisen. Das ist ein postmodernes und hedonistisches Heldentum. Mir geht es in meinen Interaktionen und Seminaren nicht um diese Art von Abenteuern. Welches sind denn für dich sinnvolle Abenteuer? Als sinnvolles Abenteuer bezeichne ich ein Ereignis ausserhalb des Alltags, das meinen Charakter und meine geistlichen und praktischen Fähigkeiten fordert und entwickelt. Ich denke dabei an Abenteuer als pädagogische Hilfsmittel, an Lebensabschnitte, in deren Verlauf ich meine Bestimmung finde in der Beziehung zu Gott. So sagte Gott zu Abraham: «Geh und ziehe in ein neues Land!» Ein solches Abenteuer ist nur bedingt berechenbar. Im Gegensatz dazu ist ein reines Erlebnis zwar aussergewöhnlich, aber abgesichert. Ein Erlebnis ist nicht risikoreich, da ich es meistern kann wie eine leichte Bergtour. Eine Arche zu bauen bedeutete für Noah hingegen das Abenteuer seines Lebens. In der Berufung entdecken Menschen ihr Charisma, das sich kontinuier-

lich entfaltet. Diese Bestimmung Gottes steht im Gegensatz zur Selbstverwirklichung. Also geht es entweder um Gottes Bestimmung oder um Selbstverwirklichung? Der Unterschied liegt in der Grundmotivation. Will ich mich und meine Pläne verwirklichen, oder lasse ich mich von Gott zu dem Menschen formen, den er sich gedacht hat? Abenteuer mit Gott, wie sie Abraham oder Noah erlebten, bezogen andere Menschen mit ein. Es geht um eine Bestimmung Gottes für den Menschen. Es ist meist nicht schwierig, im Outdoorbereich für sich alleine etwas zu unternehmen und zu überleben. Doch sobald eine Familie mit im Boot sitzt und ich die Verantwortung für sie trage, wird ein Abenteuer existenziell. In unserer auf Glück ausgerichteten Gesellschaft wollen viele zwar ein Abenteuer erleben, doch wegen ihres Sicherheitsbedürfnisses wagen sie bloss noch ein Erlebnis. Viele halten sich überall an vorgegebene Rahmen. Sie werden sozial verträglich und fühlen sich deshalb oft cz 3|08


abenteuer | als mensch berufen zum …

• Verhalten in Stresssituationen: die Teilnehmenden

• Skulptur: gemeinsam wird eine Skulptur ent-

haben zwei Minuten Zeit, ein Feuer zu entfachen

worfen und zusammengebaut, die betriebs-

und damit ihre Fussfesseln (Seil) durchzubrennen,

eigene Prozesse darstellt.

• Feuer entfachen: mittels Feuerbohren wird ein Feuer für die hereinbrechende Nacht entfacht.

bevor der Wasserballon platzt.

zu stark eingebunden. Abenteuer sind für solche Leute fast nicht mehr möglich. Etwas «Verrücktes» tut so jemand zur eigenen Befriedigung und selten aus einer göttlichen Bestimmung heraus. Der Kampf zwischen David und Goliath war ein Abenteuer mit Heldencharakter. Doch darum ging es David gar nicht. Er wehrte sich vielmehr für die Ehre Gottes und kam damit in das hinein, was Gott für ihn vorbereitet hatte. Ruft Gott uns in ein Abenteuer? Die Christusnachfolge ist an sich bereits ein Abenteuer. Ich vertraue Gott mein Leben an und kann es danach nicht mehr selber beherrschen. Mit dieser Übergabe beginnt mein Abenteuer. Mein Vertrauen wird zum Abenteuer, weil ich feststelle: Gott lebt, und er verfügt über mein Leben. Für jene, die Christus nachfolgen, fängt das Abenteuer mit dem Missionsbefehl an. Ein solcher Mensch schwimmt gegen den Strom, erfährt aber Gottes Hilfe und tiefen Frieden über dem, was er tut. In Psalm 1 wird ein Mensch beschrieben, der Gottes Weg geht und gegen den Strom schwimmt. Von ihm heisst es: «Was er sich vornimmt, das gelingt.» Das heisst «Seine Berufung leben».

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Was geschieht vor einem Abenteuer mit uns? Die Aussicht auf ein Abenteuer verunsichert uns zuerst. Soll ich es wagen oder nicht? Ich zögere, den gewohnten Alltagsrahmen und damit die Umgebung zu verlassen, in der ich alles im Griff habe. Ich erkenne Risiken, und Angst steigt auf. Trotz aller Planung bleiben Restrisiken. Ich schrecke davor zurück, mein Abenteuer anzupacken und loszuziehen. Meine Erfahrungen, die Gesellschaft und Versicherungen raten mir: «Mach das ja nicht, das ist gefährlich und nicht normal.» Meine Massstäbe und meine Dogmatik bremsen mich zusätzlich und drängen mich dazu, gewöhnlich zu bleiben. Aber Gott hat jeden Menschen individuell geschaffen. Wer sich entscheidet, auf Gottes Stimme zu hören und loszugehen, tut dies wie Abraham oder Noah oft gegen seine Vernunft. Das Restrisiko muss ich kompensieren durch Vertrauen in den guten Ausgang der Sache. Am besten vertraue ich dabei auf Gott. Ich entscheide mich gegen meine Erfahrungen und gegen die Gesellschaft mit ihren Massstäben und falle bei ihr deshalb vielleicht in Ungnade. Unter Umständen missverstehen mich sogar Mitchristen in der Kirche.

Wie geht es weiter? Ein Abenteuer beginnt schrittweise in der Phase der Umsetzung. Ich erfahre meine Grenzen und stelle mich neuen Situationen. Mein Bewusstsein erweitert sich auch im geistlichen Sinn: Ich erkenne mein Charisma und werde mehr und mehr zu dem Menschen, den Gott sich gedacht hat. Es geht um Fragen wie: «Was ist mein Selbstverständnis? Zu was hat Gott mich geschaffen? Was ist mein Auftrag?» Gottes Auftrag lautet vielleicht: «Kümmere dich um die Armen oder um diese oder jene Personen.» In der Regel werden in diesem Prozess andere Menschen wichtiger und materielle Güter wertloser. Wenn ich losgehe und den Auftrag umsetze, erkenne ich: Meine Kräfte und mein Mut reichen nicht aus. Ich brauche das Netz des Vertrauens in Gottes Hilfe unter mir. Es ist, wie Petrus sagte: «Wenn du es bist, so sag, dass ich auf das Wasser kommen soll ...» Oder wie sagte Jesus zu Martha vor der Auferweckung des Lazarus? «Habe ich dir nicht gesagt, du würdest die Macht der Herrlichkeit Gottes sehen, wenn du nur glaubtest?»

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• Vertrauen zum Team: Teammitglieder werden mit Hilfe eines Spezialnetzes in die Höhe kata-

• Ziele erreichen: die Kletterwand als Instrument in der Kaderschulung.

pultiert und wieder aufgefangen.

• Teambildungsphasen: mit Hilfe einer Satellitenschüssel werden verschiedene Teamphasen und ihre Eigenheiten visualisiert.

Also geht es um das Vertrauen in Gottes Hilfe im Abenteuer meines Lebens? Ja, diese Dimension in den Abenteuern ist für mich die wesentlichste. Indem ich vertraue, erkenne ich nach und nach Gottes Dimension in meinem Leben und im Leben anderer Menschen, die er mir anvertraut hat. Ein Abenteuer wie bei Abraham oder Noah oder Elia usw. kann mich an meine Leistungsgrenze führen. Wenn die Sinn- und Wertfrage für mich geklärt ist, werde ich dabei nicht ausbrennen. Was ist mein Auftrag, und wo kann und muss ich zu meinen Grenzen stehen? Wenn ich solche Fragen nicht eindeutig beantworten kann, geht mir bald die Energie aus. Wie kann ich mich in mein Abenteuer aufmachen? Folge dem Ruf Gottes. Ihm nachzufolgen ist ein Ruf ins Abenteuer, ein Ruf in deine Bestimmung. Der kleine Samuel hörte im Tempel den Ruf Gottes und antwortete: «Hier bin ich. Rede, Herr, dein Knecht hört.» Samuel rief nicht: «Hier bin ich, Herr, ein grosser Erlöser Israels, ein Held, dein bester Mann ... rede endlich!» Mein Abenteuer mit Gott beginnt im Hören und setzt meine Bereitschaft voraus, ein Knecht sein zu wollen vor dem Herrn: «Herr, was willst du von mir?» 6

Fehlt diese Bereitschaft, könntest du dich verhören. Das klingt anspruchsvoll ... Ein Abenteuer mit Gott ist meist kein einfacher Weg. Er führt mich auf keinem kollektiven Wanderweg gleich wie alle anderen. Gott führt mich auf meinem persönlichen Weg. Aufträge Gottes an Menschen sind individuell. Deshalb kann ich den Auftrag eines anderen nicht auf mein Leben übertragen. Gehört Verunsicherung dazu? Verunsicherung gehört dazu. Wer sie vermeiden will, bleibt im Gewöhnlichen stecken. Verunsicherung steigert sich vielleicht bis zur Angst und wirft Fragen auf wie beim Klettern: «Schaffe ich diesen Felsen? Soll ich vorwärts- oder zurücksteigen?» Was hilft mir, vorwärtszugehen? Sein Reden und das Vertrauen in seine Führung. Mut und ehrliche Antworten auf meine Bedenken gehören ebenfalls dazu. Antworten finde ich in der Bibel und in meinen Erfahrungen mit Gott in der Vergangenheit: Gott ist treu, er hat mir bisher immer geholfen! Das gilt als Grundzug von Gott generell und für meinen Auftrag individuell. So prüfe ich den

Auftrag: Entspricht er Gottes generellem Willen in der Bibel, und ist das sein Wille für mich hier und heute? Werden Abenteurer Gottes zu Helden? Gottes Berufung in ein Abenteuer gebärt nicht zwangsläufig Helden, sondern im Gegenteil oft Märtyrer wie Jeremia im Alten Testament. Zu ihm sagte Gott: «Sag ihnen das, aber sie werden deine Worte nicht hören wollen ...» In der Selbstverwirklichung will ich den ersten Platz, den Sieg erreichen und zuoberst auf der Treppe stehen. Im Gegensatz dazu kann ein Auftrag Gottes mich an der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit vorbeiführen. Bin ich darauf angewiesen, Erfolg zu haben, oder tue ich etwas, weil Gott es mir gesagt hat? Noah zweifelte, aber er baute die Arche. Petrus wagte den Schritt aus dem Boot auf das Wasser auf Gottes Wort hin. Was sagst du jemandem, der sich nach mehr Abenteuern sehnt und den seine aktuelle Situation langweilt? Ich frage zurück: Warum ist es jemandem langweilig? Wäre eine Veränderung eine Flucht aus seiner Berufung? Oder hat jemand auf seinem Weg ein Zwischenziel erreicht und sollte wieder aufbrechen? Oder langweilt jemanden seine Situation, cz 3|08


abenteuer | als mensch berufen zum …

ZUR M APERSON RCE

• Marcel Bäni: Problemlösungsauf-

• Instruktionen: die Teilnehmer

gaben orientieren sich an Teilneh-

nehmen die Instruktionen für

mern und Zielvorgaben.

die nächste Aufgabe entgegen.

weil er oder sie sich selbst verwirklichen will, aber die aktuellen Umstände eher in Richtung Demut und Selbstverleugnung weisen? Mancher fürchtet sich, wegen eines Auftrags von Gott sein Gesicht zu verlieren ... Diese Risiko besteht tatsächlich als Christ. Nehmen wir die Geschichte des blinden Bartimäus in Markus 10: Der Blinde ruft Jesus als Messias an. Jesus fragt ihn: «Was willst du, dass ich dir tun soll?» Überflüssige Frage, denkt mancher, das ist doch klar: Bartimäus will wieder sehen! Doch im griechischen Text steht hier das Wort «anablepso», das heisst «das Gesicht wieder erhalten», die Bestimmung finden. Es geht Jesus darum, bei Bartimäus neben den äusseren gleichzeitig die inneren Augen zu öffnen. Damit stellt Jesus jedem die Frage: «Was willst du eigentlich im Leben? Was willst du, dass ich dir tue?» In der Christusnachfolge werde ich fähig zu sehen. Der Mensch ist berufen zum Abenteuer mit Jesus. Wer kein Abenteuer hat, verfällt in risikoreichen Aktivismus, in Schaumschlägerei. Wie bestätigt Gott sein Abenteuer mit mir? Juden grüssen sich mit dem Wort «shalom», eigentlich heisst es «ma schlomcha». cz 3|08

Das heisst übersetzt sinngemäss «Wie geht es deinem Seelenfrieden?». Ist deine Seele unterwegs zu dem, was sie sein könnte? Stimmt dein Leben mit Gottes Plan für dich überein? Daraus entsteht ein tiefer innerer Friede. Will ich über meine Möglichkeiten hinauswachsen und zu dem Menschen werden, den Gott sich gedacht hat? Gott bestätigt seinen Weg oft durch inneren Frieden und Ruhe trotz äusserer Turbulenzen. Was lernst du durch Abenteuer? Abenteuer reduzieren vieles im Leben auf das, was Bedeutung und Wert hat. Ich lerne, mit meiner Endlichkeit und meiner Unzulänglichkeit umzugehen, mit Macht und Ohnmacht. Ich erfahre Grenzen und erweitere meine Grenzen. Ich finde in eine tiefere Beziehung zu Jesus, wenn Angst mich weckt und ich Gott im Gebet sage: «Jetzt wird es kritisch.» Schön zu erleben, wenn er antwortet: «Es kommt gut, aber nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist.» Ich erkenne Gott mehr und kann mehr lieben; mein Umgang mit Menschen wird besser. Ich werde flexibel und tolerant, lerne loszulassen. So kann ich Projekten und Erlebnissen die richtige Bedeutung zumessen und unabhängig von materiellem Besitz glücklich sein.

L BÄNI

Marcel Bäni Marcel Bäni aus Igis GR, Jahrgang 1957, ist verheiratet mit Beatrice, sie haben vier erwachsene Kinder. Nach seiner Lehre als Antikschreiner fand er wenige Monate vor der Rekrutenschule als Grenadier zum Glauben. Er absolvierte das Theologisch-Diakonische Seminar (TDS) in Aarau und wirkte zwölf Jahre lang als Jugendarbeiter in der reformierten Kirchgemeinde Igis-Landquart. Heute coacht er Einzelpersonen und leitet Seminare. Dabei stellt er Gruppen und Teams in Veränderungsprozessen mit spezifischen Interaktionen vor Probleme, die sie gemeinsam lösen sollen. So werden individuelle Verhaltensmuster erkannt, welche die Gruppendynamik mitbestimmen. Im TDS in Aarau unterrichtet Marcel Bäni psychologisches Debriefing in der Seelsorge. An der Höheren Fachschule für Sozialpädagogik (HFS) in Zizers lehrt er biblische Grundwerte in der christlichen Pädagogik und Erlebnispädagogik. Weitere Informationen zu Marcel Bäni:

www.seo-coaching.ch und www.pwst.ch

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«Im Mondabenteuer fand ich keinen Apollo-Astronaut Duke hatte Erfolg, aber seine Ehe war ein Desaster Charles M. Duke flog 1972 als Astronaut mit der Apollo 16 ins Weltall. Mit 36 Jahren betrat er als jüngster Mensch den Mond. Wieder auf der Erde, durchlebte er eine Sinnkrise und stand vor der Scheidung. Er und seine Frau Dorothy erzählten in der Schweiz von einem Abenteuer, das für sie wertvoller wurde, als es die Mondmission gewesen war.

Manfred Kiener Nur zwölf Menschen drückten bisher ihre Stiefel in den Sand der Mondoberfläche. Am 21. April 1972 war Charles M. Duke der zehnte von ihnen und mit 36 Jahren zugleich der jüngste Astronaut, der je den Mond betreten hatte. 72 Stunden verbrachte er zusammen mit John Young und Ken Mattingly auf dem Erdtrabanten. Während 20 Stunden und 14 Minuten führten die Astronauten draussen Experimente durch und legten mit dem Mondfahrzeug 26,7 Kilometer zurück. Zwei Jahre hatte sich Charles auf dieses Abenteuer vorbereitet. Das dreitägige Unternehmen kostete die NASA 400 Millionen US-Dollar. Duke hatte zwar seine Stiefel auf den Mond gesetzt – wieder zurück auf der Erde, fand er jedoch kaum mehr Boden unter seinen Füssen. Der Astronaut blieb bis zum Ende des Apollo-Programms 1975 bei der NASA. Danach fragte er sich: Wie weiter? Was soll ein Mann noch anpacken, wenn er mit 36 Jahren sein Lebensziel 8

erreicht hat? Charles fiel in eine Krise, trank zu viel Alkohol, kämpfte mit Depressionen und tyrannisierte Dorothy und die zwei Söhne. Schliesslich gründete er eine Firma, um die erste Million zu verdienen.

Hartes Training und oft weg «1962 traf ich Charly und verliebte mich», erzählt Dorothy. «Ich sagte, ich würde ihn an die erste Stelle setzen. Doch in seinem Leben stand nicht ich, sondern die Karriere an erster Stelle. Gegen das Fliegen und die Flugzeuge kam ich nicht an. In der Freizeit zog es ihn auf die Jagd, spielte er Golf und fand für die Familie keine Zeit.» 1966 wählte die NASA Charles als Astronauten. Die Familie lebte in Texas, doch die Männer trainierten in Florida. «Es war ein hartes Programm, das uns täglich zwölf bis vierzehn Stunden lang beanspruchte», erinnert sich Charles. «Doch die Aussicht, bald auf den Mond zu fliegen, elektrisierte uns derart, dass uns alles andere egal war.» Dorothy und die Kinder sahen Charles nur an den Wochenenden.

Warum weiterleben? «Ich war stolz, als mein Mann die Gelegenheit erhielt, zum Mond zu fliegen. Ich war zwar viel allein. Doch ich dachte, wenn er wieder zurück und das Programm beendet sein würde, werde die Situation besser», berichtet Dorothy. Doch sie täuschte sich: «Zurück vom Mond war Charly noch immer derselbe Workaholic wie vorher.» Sie dachte an Scheidung: «Ich wollte jemanden suchen, der mich liebt.» Sie arbeitete als Reiseleiterin und engagierte sich für wohltätige Veranstaltungen und in der Kirche. «Doch bei allem Aktivismus fand ich nirgends die Antworten, die ich suchte. Warum sollte ich weiterleben?» Dorothy wurde depressiv. Charles: «Als Astronaut erhielt ich Auszeichnungen und Einladungen. Materiell hatten wir alles, um glücklich zu sein. Wir lächelten nach aussen, aber innerlich starben Dorothy und ich ab. Ich war jähzornig und streng. Unsere Ehe war ein cz 3|08


abenteuer | «im mondabenteuer fand ich …»

Frieden» • Links: April 1972: Charles Duke grüsst die amerikanische Flagge. • Oben rechts: April 2008: «Mit Gott erhielt ich endlich Frieden im Herzen.» Charles und Dorothy Duke im christlichen Treffpunkt Zug. • Rechts: Dorothy Duke erzählt in ihrem Buch «Von der Traurigkeit zur Freude» wie Gott ihr Leben und ihre Ehe mit Charles Duke verändert hat. Die italienische Fassung ist erhältlich bei Campus per Cristo, Tel. 0041 (0)274 84 56, Preis CHF: 5.00, die deutsche über www.astronautcharlie-duke.com für $ 10.00 (inkl. Versandkosten).

Desaster. Wir besuchten zwar eine Kirche und glaubten irgendwie an Gott», sagt Duke. «Doch ich dachte, Gott sei irgendwo da draussen. Er interessierte mich nicht.»

Vergib Charles! «In der Zeit meiner grössten Verzweiflung, erzählten Gäste in unserer Kirche von ihren Erlebnissen mit Jesus.» Dorothy hatte schon viel ausprobiert, aber den Glauben an Jesus noch nicht. «Ich betete an jenem Abend», erzählt sie. Bald erlebte sie Erhörungen und blühte auf: «Auch wenn Charly mich nicht liebte, Jesus liebte mich. Er sprach durch die Bibel wunderbare Worte zu mir als verletzten Frau.» Eines Tages sagte Jesus: «Wenn du eine neue Ehe willst, musst du Charly so vergeben, wie ich dir vergeben habe.» Diese Aufforderung ärgerte Dorothy: «Charly hatte mir so viel angetan in den zwölf Jahren. Ich fand, er sollte dafür büssen und schmoren.» Doch Jesus erinnerte Dorothy, dass er cz 3|08

jetzt der Herr über ihrem Leben sei. So willigte sie ein zu vergeben. «Gott veränderte mein Herz und heilte meine Schmerzen. Jesus wurde mein bester Freund und mein Psychiater.» Er gab ihr kreative Ideen, wie sie Charles ihre Liebe zeigen konnte. «Ich hatte Charly an die erste Stelle gesetzt und ihn zu meinem Gott gemacht. Doch so wunderbar er auch ist, er ist nicht Gott.» Ab Oktober 1975 begann Jesus, ihr Leben zu verändern.

Endlich Frieden gefunden 1978 wurden Charles und Dorothy zum Wochenende einer Bibelgruppe in einen Tennisclub eingeladen. Christen stellten die Frage: «Was denkst du, wer ist Jesus?» Charles wurde klar, dass er sich entscheiden konnte, den Anspruch von Jesus, Gottes Sohn und Retter der Welt zu sein, anzunehmen oder abzulehnen. Nach dem Wochenende betete Charles im Auto auf dem Parkplatz und lud Jesus in sein Leben ein. «Ich sah kein Licht

und hörte keine Fanfarenmusik, aber ich erhielt endlich Frieden im Herzen», berichtet Charles. Er begann in der Bibel zu lesen und erkannte: «Ich liebte meine Frau nicht so, wie ich sollte.» Endlich konnten sie über ihre Ehe und die einander zugefügten Verletzungen sprechen und gemeinsam beten. Charles: «Gott heilte unsere Ehe und erfüllte uns mit neuer Liebe füreinander.» Inzwischen sind Charles und Dorothy 45 Jahre verheiratet und freuen sich über 8 Enkelkinder. Sie reisen in viele Länder, zeigen einen Film über die Apollo 16 und bezeugen, wie die Macht Gottes Leben verändert. Charles: «Früher sagte ich, für mich gebe es kein grösseres Abenteuer als meinen Mondspaziergang. Heute korrigiere ich dies und bezeuge: Mein Weg mit Gott ist spannender und erfüllender als mein Ausflug auf den Mond – und er dauert länger, nämlich ewig.»

www.charlieduke.net 9


HOFFNUNG «In einer Woche so viel erlebt wie andere im ganzen Leben» Hoffnung für Thailands Strassenkinder Mit fünfzig in die Weltmission? Warum nicht, fanden Erwin und Irene Gröbli. Als Spätberufene reisten sie nach Thailand. In über zwanzig Jahren gaben sie Dutzenden von Kindern ein Zuhause und Nestwärme. Im Sommer 2008 sind sie in die Schweiz zurückgekehrt und blicken dankbar zurück.

• Erwin und Irene Gröbli mit ihren Adoptivsöhnen Krist (12) und Peace (7). 10

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abenteuer | «in einer woche soviel …»

Johanna Vollenweider «Eines ist klar», meint Erwin Gröbli, «wir können überall leben! In jedem Land dieser Erde gibt es Schönes und ‹anderes›. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, nicht von Äusserlichkeiten abhängig zu sein.» Eine Einstellung, die Erwin und Irene Gröbli besonders dann zugutekam, wenn sie nahe daran waren, aufzugeben. Doch lassen wir Gröblis der Reihe nach erzählen ...

«Der Herr ging voraus!» Mit 43 Jahren findet Erwin Gröbli, wonach «ich mein Leben lang gesucht habe»: seinen lebendigen Herrn und Heiland. Drei Jahre später kündigt er seinen Job bei der Swissair und meldet sich für eine zweijährige Bibelschule an. Sein Ziel: als Missionar nach Thailand zu reisen – mit 49 Jahren! «Ich war überzeugt, dass der Herr mir eine Türe nach Thailand aufgetan hatte. Es konnte nichts falsch gehen. Der Herr ging voraus!», bezeugt der engagierte Missionar. Sein innigster Wunsch ist es, Thailänder zu Jesus Christus zu führen. Die Überseeische Missions-Gemeinschaft (ÜMG) lässt sich von seinem brennenden Herz für Jesus und die verlorenen Menschen überzeugen. In Thailand angekommen, beginnt Erwin Gröbli mit seiner Arbeit auf dem Universitätsgelände in Huamark, einem Distrikt im Nordosten Bangkoks. Er verteilt Traktate und eröffnet eine christliche Buchhandlung in einem Einkaufszentrum. So knüpft er Kontakte zu den Studenten, und ihr Interesse an dem Mann aus dem Westen ist gross. Die Arbeit gefällt Erwin Gröbli, doch Gott führt ihn bald in eine ganz andere Richtung.

• Aussicht auf die Mangofarm in Sukhothai: Auf der Farm leben insgesamt drei Familien mit vierzig ehemaligen Strassenjungen.

Dach über dem Kopf zu geben, stellt ihnen Erwin Gröbli sein Sofa als Bett zur Verfügung und versorgt sie mit einer Mahlzeit, wenn sie zu Essenszeiten erscheinen. Immer wieder kehren sie von ihren Streifzügen zu ihrem «Onkel aus dem Ausland» zurück, da ist irgendetwas, das sie anzieht. Nicht bei allen sind die Strassenjungen beliebt. Sie benehmen sich wild, sind laut und zügellos. Als man Erwin Gröbli auffordert, seine Jungs fortzujagen, bricht es ihm das Herz, und er beschliesst, sich eine Wohnung zu suchen und wegzuziehen. Wo seine Kinder unerwünscht sind, will auch er nicht mehr bleiben. Vorübergehend kommt er in einem Apartmenthaus unter. Dann entdeckt er ein kleines Haus am See, das er dank zweier grosszügiger Spender aus der Schweiz für 15 000 Franken erwerben kann. Er nennt es Baan Nok Kamin.

Der Onkel aus dem Ausland Wenn immer Kinder anwesend sind, erteilt Erwin Gröbli in einer kleinen Gemeinde Sonntagschule. Verwilderte Buben, die zuvor noch nie etwas von Jesus gehört haben, hören ihm aufmerksam zu. Sie haben kein festes Zuhause, sind Vagabunden in den Strassen Bangkoks. Um ihnen ein cz 3|08

Baan Nok Kamin - Haus des heimatlosen Vogels «Auf diese Arbeit hat Gott mich ein Leben lang vorbereitet, dafür hat er mich nach Thailand gerufen», schreibt Erwin Gröbli in seinem Buch «Über Wunden». Nach wenigen Monaten ist das kleine Haus am See

voll mit Strassenkindern. Ein Student unterstützt ihn bei der Betreuung der Buben, die Nachbarin kümmert sich um den Haushalt und kocht für die Grossfamilie. Ein Ehepaar schliesst sich an, so geht es weiter, und die Arbeit wächst von Jahr zu Jahr. Ein Teil der Grossfamilie zieht nach Sukhothai in Zentralthailand. Dort, weit weg von der nächsten Stadt, errichten sie ein weiteres Haus und bauen eine Mangofarm auf. Der «Onkel aus dem Ausland» ist zur Vaterfigur für viele Thaijungen geworden. Allerdings würde zu einer vollständigen Familie neben der Vaterperson auch eine «Mää», thailändisch für «Mutter», gehören. Doch auch diesbezüglich «ging der Herr voraus»: Kurz vor seiner Reise nach Thailand hat der angehende Missionar Irene Schmid, eine damals 35-jährige Krankenschwester aus St. Gallen, kennengelernt. Fest entschlossen, seinen Auftrag zu erfüllen, reist Gröbli trotzdem nach Thailand. Über fünf Jahre bleibt er im Briefkontakt mit ihr. Kurz vor dem ersten Heimaturlaub Erwins hält Irene einen Brief von ihm in den Händen. Er fragt, ob sie seine Frau werden und mit ihm nach Thailand reisen möchte. Sie sagt ja. Sechs Monate später reist sie als Irene Gröbli-Schmid aus 11


der Schweiz nach Thailand und ist bereits 17-fache Mutter, als sie dort ankommt. Das frischvermählte Paar wünscht sich statt Hochzeitsgeschenken finanzielle Gaben. Damit kaufen sie in Bangkok ein drittes Haus für heimatlose Kinder. Tapfer überwindet die Frischverheiratete viele Hürden. Kaum angekommen, muss sie für sieben Wochen den Einführungskurs der ÜMG in Singapur besuchen. Danach fährt sie täglich per Boot auf einem übel riechenden Fluss zur Sprachschule in Bangkok, obwohl sie nicht schwimmen kann. Sie lernt Thai sprechen, schreiben und lesen. Für die Jungen kocht sie nach Thaiart Hühner mitsamt Füssen und Kopf. Auch lebende Schlangen und Kröten bringen die Buben zum Kochen mit nach Hause. «Das alles war für mich eine grosse Herausforderung», erzählt Irene Gröbli. «Ich musste auch lernen, jederzeit Besuch im Haus zu haben, unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit, ob man gerade essen will oder bereits schläft.»

Dranbleiben trotz Schwierigkeiten Nie wäre es Erwin und Irene Gröbli in den Sinn gekommen, eines oder mehrere Kinder zu adoptieren. Zudem sind die Anforderungen der Schweizer Behörden viel zu hoch, und als Missionare haben Gröblis eigentlich ein zu kleines Einkommen. Doch wie so häufig kam es anders als erwartet:

• Krist und Peace (rechts) mit ihrer leiblichen Mutter Pensi und deren zwei weiteren Kindern.

Pe, ein ehemaliger Strassenjunge, heiratet kurz vor Erwin und Irene Gröblis Heimaturlaub, und wenige Monate später bringt seine sechzehnjährige Frau Pensi einen Sohn zur Welt. Als Gröblis nach Thailand zurückkommen, erreicht sie die Nachricht, dass die jungen Eltern in Drogenabhängigkeit geraten seien. Erwin Gröbli macht sich auf die Suche nach der Familie und findet den kleinen Krist schreiend in einer verschmutzten Wohnung in Bangkok. Die Eltern liegen schlafend am Boden. Nach einigen Aufs und Abs über längere Zeit sind sie zum Entzug in einem Drogenheim bereit. Erwin und Irene Gröbli kümmern sich derweilen um Krist und werden zu seinen zweiten Eltern. Nach rund einem Jahr im Drogenheim bringt Pensi ihren zweiten

Sohn Peace zur Welt. Und wieder gibt es Probleme in der jungen Familie. Pe hat sich von Pensi getrennt. Als auch die Beziehung zu seiner neuen Frau scheitert, bittet er Erwin und Irene, auch Peace bei sich aufzunehmen. Sie sind hin- und hergerissen, doch schliesslich holen sie ihn zu sich nach Hause. Irene Gröbli erzählt: «Das Schwierigste für uns war, in unserem Alter noch zwei kleine Thaijungen aufzuziehen und zu adoptieren.» Die Adoption von Krist dauert drei Jahre. Nachdem Gröblis alle Papiere, Zeugnisse und Dokumente in Thai haben übersetzen lassen, teilt ihnen der Beamte der Adoptionsbehörde mit, dass alle Papiere verloren gegangen seien. Erwin berichtet: «Gegen die zweite Adoption etwa fünf Jahre später wehrten wir uns mit Händen und Füssen. Allerdings sind Kirst und Peace ja Geschwister.» Auf einer Konferenz spricht Gott zu ihnen durch die Botschaft aus Jeremia 36, in welcher der Herr Jeremia auffordert, noch einmal von vorne anzufangen. Diese Aufforderung nehmen die beiden Missionare ernst, und erneut geht das Adoptionsprozedere los. Heute sind Krist und Peace zwölf und sieben Jahre alt.

Das Werk des Meisters

• Die neun Jungen erhalten eine Heimat, eine Schulausbildung, gutes Essen und saubere Kleidung Das Hauptziel ist jedoch, den Kindern eine Antwort auf ihre Frage nach Liebe zu geben. 12

Wenn Erwin und Irene Gröbli auf ihre Jahre in Thailand zurückblicken, empfinden sie Dankbarkeit gegenüber Gott, seiner Güte und Treue. Irene Gröbli bezeugt: «Es hat cz 3|08


abenteuer | «in einer woche soviel …»

uns nie an etwas gefehlt, und wir hatten das Gefühl, in einer Woche so viel zu erleben wie ein ‹normaler› Mensch in einem ganzen Jahr. Es lohnt sich, sein Leben Gott zur Verfügung zu stellen!» Für Erwin Gröbli ist es wichtig, dass er seinen Auftrag erfüllen kann und davon überzeugt ist, dass dieser richtig ist. «Kindern zu helfen ist eine herausfordernde, aber schöne Aufgabe», erzählt er. Die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit der Menschen hätten ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe geholfen, fügt er an. Durch die Zeit in Thailand sei er weniger anspruchsvoll geworden, Kleider und Essen reichten aus. Auch nach ihrer Rückkehr in die Schweiz wollen Erwin und Irene Gröbli aktiv bleiben und für Baan Nok Kamin arbeiten, allerdings vermehrt auf den Knien. Auf die Frage, wie es mit Baan Nok Kamin weitergeht, wenn Gröblis nicht mehr in Thailand sind, antwortet Irene mit dem Zitat von Amy Carmichael (Gründerin eines Kinderhilfswerkes in Indien): «Das Weiterbestehen eines Werkes ist nicht abhängig von der Gegenwart des Knechtes, sondern der des Meisters. Und wenn es nicht ein Werk Gottes ist, sondern nur das Werk eines Mannes oder einer Frau, warum sollte es dann weiterbestehen?» Erwin Gröbli fügt an, dass ein gutes Team von mehr als vierzig thailändischen Mitarbeitern die Arbeit weiterführen werde – mit dem Ziel, dass noch mehr Thaikinder Jesus Christus als ihren persönlichen Herrn und Erlöser kennenlernen.

• Erwin Gröblis Autobiografie «Über Wunden» – eine ungewöhnliche Geschichte. cz 3|08

K O L U M N E F Ü R B beziehungsweise

R I N G E R

Die Liebe überwindet die Angst Ruhengeri (Ruanda), 10. Mai 2008, 2.45 Uhr. Ich sitze unter dem Moskitonetz auf meinem Bett und beschliesse, der Schlaflosigkeit mit Schreiben zu begegnen, um so die Ereignisse des Tages zu verarbeiten. Auf dem Weg von unserem letzten Einsatz in der Provinz zurück in die Hauptstadt Kigali ist unser Geländewagen im grünen Nirgendwo plötzlich stehen geblieben. Sofort sind wir von Dutzenden neugieriger junger Männer umringt. Der Chauffeur versucht sich als Mechaniker, die Zuschauer unterstützen ihn dabei. Die Motive für die Hilfe sind allerdings nicht ganz eindeutig, denn dem Motor geht es trotz der «Hilfe» nicht unbedingt besser ... Wir zwei weissen Frauen im Auto sind interessant, insbesondere unser Gepäck. Die Reparatur des Wagens will nicht gelingen, und plötzlich bricht hier, leicht südlich des Äquators, die Nacht herein – schnell und sehr dunkel. Die Situation wird immer ungemütlicher, und als einer der Männer das erste Gepäckstück stiehlt, sogar bedrohlich. Die Macheten in den Händen der von der Feldarbeit zurückkehrenden Männer weckt düstere Fantasien. Doch dann taucht endlich die ersehnte Hilfe auf, wir werden in die nächstgelegene Ortschaft chauffiert. Und hier sitze ich nun fest für die Nacht. Ich hasse Abenteuer. Wie um alles in der Welt kam ich nur dazu, mich in solch eine Situation zu manövrieren? Warum nur bin ich ins tiefste Afrika gereist, in ein verarmtes, unterentwickeltes Land namens Ruanda, das sich von einem unvorstellbar brutalen Genozid zu erholen versucht, der erst vor vierzehn Jahren stattgefunden hat? Es ist die Liebe – zu Gott und zu den «Übernächsten» hier in Ruanda. In der Schweiz habe ich viele Jahre Frauen seelsorgerlich-therapeutisch begleitet. Mein Herz ist dabei weit geworden, das Erbarmen gewachsen. Gott hat das für seine Zwecke genutzt und 13

meinen Blick auf die Situation der Frauen in Ruanda gelenkt. Er wollte sein Erbarmen mit diesen Frauen und seine Sorge um deren Situation mit mir teilen. Deshalb hat mir Gott diesen Weg geöffnet, damit ich seinen Trost und seine verändernde, heilende Kraft in das Leben dieser Frauen hineintrage. Meine Liebe zu ihm war stärker als die Furcht vor dem Unbekannten und den Gefahren, die mich in Afrika erwarten konnten. Deshalb habe ich das Abenteuer gewagt, obwohl ich Abenteuer ja eben eigentlich hasse. Doch dieser Schritt hat mich viel innere Kraft gekostet. Immer wieder führte ich einen Kampf mit mir selbst, damit die Liebe die Furcht auch tatsächlich überwindet. Gott wirkte in den Momenten des Zweifels aus voller Kraft: An den Frauenkonferenzen mit dem Schwerpunkt «Innere Heilung» hier in Ruanda ist in wenigen Tagen unfassbar viel neues Leben entstanden. Ich bin ja so glücklich, bezeugen zu dürfen, dass Gott – salbungsvoll ausgedrückt – tatsächlich «Schönheit statt Asche» bringt. Dieses Bild wird der Situation absolut gerecht. Teil davon zu sein, wenn sich Gottes Reich derart manifestiert, ist ein unvergleichliches Erlebnis. Die Beziehungen, die dabei zu den ruandischen Frauen entstanden sind, sowie die Herzlichkeit, Liebe und Wärme, die da hin- und herfliessen, sind ein unbezahlbarer Schatz für mich. Deshalb nahm ich das Abenteuer als unangenehme Begleiterscheinung gerne in Kauf. – Und nun freue ich mich auf meinen Rückflug heute Nacht in die Schweiz!

• Sabine Fürbringer ist Psychologin, Familienfrau und arbeitet bei Campus für Christus als Referentin, Autorin und Beraterin.


BR ASILIEN Ein Traum wird wahr Auf dem Weg zu einer Reise in eine andere Welt Kaum habe ich die Tür geöffnet, stehe ich schon vor ihr: vor der Frau, die ich schon lange kennenlernen wollte. Ich blicke sie einen Moment lang erwartungsvoll an, gehe dann aber schnell an ihr vorbei, um mir im Saal einen der vordersten Plätze zu schnappen. Würde ich hier dem Ziel meiner Träume näherkommen?

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abenteuer | ein traum wird wahr

Yvonne Brand

Persönliche Begegnung

Dann betritt diese Frau die Bühne und beginnt von ihrer Arbeit mit Strassenkindern zu erzählen. Die Worte, die Damaris Kofmehl an uns richtet, bewegen mich zutiefst. «Wieso unternimmt der Staat in Brasilien nichts gegen die Armut? Kann ich selbst etwas dagegen unternehmen?», geht es mir durch den Kopf. Nachdenklich verfolge ich danach den Film über die Situation der Strassenkinder in São Paulo. «Für drei Wochen nach Brasilien, Einblick in das Leben der Strassenkinder erhalten, Hilfe und Liebe zugleich weitergeben», denke ich. Mein Herz klopft und mir ist‘s, als würde Jesus persönlich zu mir sagen: «Genau dorthin sollst du gehen!»

Nach dem Film kommt Damaris Kofmehl nochmals auf die Bühne: «Über Ostern wird es ein Camp in Deutschland geben. Es ist das erste Crazy for Jesus Camp», verkündet sie mit freudiger Stimme. Am Ende der Veranstaltung gehe ich entschlossenen Schrittes auf sie zu und reiche ihr die Hand. «Ich bin Yvonne. Was du erzählt hast, hat mich sehr berührt! Es ist mein grosser Wunsch, auch einen Einsatz in Brasilien zu leisten.» Sie lächelt und fragt mich, ob ich ins Crazy for Jesus Camp käme. Ohne zu zögern sage ich ja. Und dann umarmt sie mich, sie, die bekannte Autorin von Büchern über Strassenkinder in Brasilien und Projektleiterin in São Paulo. Kaum haben wir uns vonei-

nander verabschiedet, ruft sie mir noch laut hinterher: «Also bis im Camp!», bevor ich mich nach draussen, in die Dunkelheit der klaren Nacht begebe ...

Im Crazy for Jesus Camp «Die Zeit hier im Camp war einfach super! Ich habe wieder neue Motivation bekommen», sage ich am letzten Tag zu Damaris. Sie schmunzelt. «Ich muss dich noch etwas Wichtiges fragen», fahre ich fort. Erwartungsvoll schaut sie mich an. «Hast du noch freie Plätze für den Sommereinsatz in Brasilien? Ich habe von meinen Freundinnen, die ich hier im Camp kennengelernt habe, einen grossen Teil des Geldes, den ich für eine Reise nach Brasilien und einen solchen Einsatz

• Yvonne Brand vor der Kulisse der bevölkerungsreichsten Stadt der Südhalbkugel: São Paulo mit elf Millionen Einwohnern.

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benötige, geschenkt bekommen!» – «Wie hast du das denn gemacht?», fragt sie mich erstaunt. «Ich war mit diesen Frauen im Workshop über Missionsarbeit. Nach dem Workshop fragten sie mich, wieso ich denn nicht nach Brasilien reisen würde, wenn mir ein solcher Einsatz so am Herzen liege. Wenn die Finanzen das Problem seien, so würden sie mir die Reise bezahlen», erzähle ich. Da macht sogar Damaris grosse Augen ...

Teilnahme überhaupt erlauben würde, ob ich so kurzfristig einen Flug buchen und ein Visum bekommen könnte. Dann endlich kam die gute Nachricht: Es gab noch zwei freie Plätze für diesen Einsatz, mein Vater willigte ein, am 12. Juli gab es einen Direktflug nach São Paulo, und das Visum erhielt ich auch rechtzeitig. Mein Traum stand kurz vor seiner Erfüllung ...

Die Herausforderung

São Paulo – eine unvergessliche Reise

Nach dem Camp war vieles noch ungewiss. Würde es mit dem Einsatz wirklich klappen? Ich wusste ja noch nicht endgültig, ob im Team noch ein Platz für mich frei sein und ob mir mein Vater die

Ich bin in Brasilien! Es ist so weit, ich kann es kaum fassen. So lange habe ich in meinem Kalender die Tage abgezählt. Heute werde ich also die Strassenkinder sehen! Tief beeindruckt davon, dass

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mein Traum in Erfüllung gegangen ist, steige ich ins Auto, mit dem wir am Flughafen abgeholt werden. Nach einer holprigen Fahrt kommen wir im Hotel an. An einer Informationsveranstaltung am Mittag wird uns klargemacht, dass der Einsatz bei den Strassenkindern nicht ungefährlich, ja unberechenbar sei. Und so machen wir uns die folgenden Tage immer wieder neu auf, eine ganz andere Welt zu entdecken. Unser erster Einsatzort befindet sich unter einer grossen Brücke, die von unzähligen Autos befahren wird. Kaum aus dem Auto gestiegen, dringt uns ein abscheulicher Geruch in die Nase. Ich kann diesen Gestank gar nicht beschreiben, so widerlich

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schöpfung abenteuer | mit der | ein natur traum undwird nichtwahr gegen sie ...

ist er! Schon der erste Blick lässt mich erstarren: Menschen auf einem Müllberg. Sie suchen nach verwertbaren Dingen, um zu überleben. Und dann erstarre ich erneut: In einem typischen Favela-Häuschen, gebaut aus morschen Holzbrettern und schmutzigen Decken, treffen wir Kinder. Eines der Kinder schnüffelt gerade Leim – eine weitverbreitete Methode, das eigene Elend etwas zu betäuben! Nebenan hockt eine Frau, die mit ihrem Baby und ihren wenigen Habseligkeiten auf einer Decke ausharrt. Andere haben immerhin ein Plätzchen in einem alten Fabrikgebäude ergattert. Wohin wir auch kommen – das Leben unter solchen Bedingungen ist für mich unvorstellbar! Überall riecht

es äusserst übel, bei Regen dringt Wasser in die Behausungen ein, immer ist es schmutzig! So leben hier unzählige Menschen. Das macht mich sehr nachdenklich und traurig.

Ein Camp für die Kids An verschiedenen Orten, die wir gesehen haben, holen wir dann Kinder mit einem Bus ab, um aus der Grossstadt hinaus ins Grüne zu fahren. Hier können sie sich richtig austoben und entspannen. Es berührt uns sehr, als wir die Kinder zum ersten Mal lachen sehen. Wenn wir sie in die Arme nehmen, obwohl sie übel riechen, und ihnen so unsere Liebe zeigen, ist das für sie das Grösste. Und auch für mich! In diesen Momenten

spüre ich Gottes Liebe durch mich fliessen, und mir wird neu bewusst, wie privilegiert wir sind, was es heisst, in einem geborgenen Umfeld aufwachsen zu können. Eine kleine Rangelei bringt es dann noch auf den Punkt: Ein Junge geht plötzlich mit einem Messer auf einen anderen los, und wir können gerade noch dazwischengehen. In einem Gespräch stellt sich dann heraus, dass dieser Junge von seiner Familie gehasst und von seiner Mutter mit einer Peitsche geschlagen wird. Leider nichts Ungewöhnliches hier!

Das behalte ich in Erinnerung Diese Zeit in Brasilien lehrt mich, mein Zuhause in der Schweiz viel mehr als bisher zu schätzen. Ich habe wirklich gute Gründe, dankbar zu sein. Wie wenig braucht es doch, anderen Freude und Geborgenheit zu vermitteln – eine Umarmung, ein liebes Wort, einfach da sein! Brasilien, wenn Jesus mich ruft, ich werde wiederkommen!

• Bild ganz links: Traurige Realitität: Übernachten auf der Strasse. • Links oben: Ein Viertel der Stadtbevölkerung São Paulos lebt in den als Favelas bezeichneten illegal errichteten Elendsvierteln. • Links unten: Einsatzteilnehmer in ihrer Unterkunft. • Oben: «Es berührte uns sehr, als wir die Kinder zum ersten Mal lachen sahen».

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Z U R I N O R D Was junge Männer suchen Ein- und Ausblicke aus Strasseninterviews Donnerstag, 18 Uhr, Bahnhof Zürich-Oerlikon. Menschen drängen zu den Zügen oder strömen von den Perrons ins Freie zum Bus oder Tram. Müde vom Arbeitstag oder in Erwartung des freien Abends bewegen sie sich eilig vorwärts. Mit Schreibzeug und Fragebogen stehe ich etwas unbeholfen auf dem Vorplatz und versuche, junge Männer anzusprechen.

Hannes Wey Ich möchte sie für ein kurzes Interview gewinnen. Einige schütteln den Kopf, andere scheinen mich nicht zu hören. Sie gehen schnell weiter. Viele haben keine Zeit oder sind im Stress, andere sagen, sie hätten keine Lust. Aber immer wieder lässt sich ein junger Mann auch auf mich ein und hört mir zu. Manchmal entsteht schnell Vertrautheit.

anderes Thema ist für sie wichtiger: der Glaube. Bei den rund sechzig Männern zwischen 18 und 32, die ich in den letzten Wochen befragt habe, hat der Glaube nur für wenige eine Bedeutung. Immer mal wieder höre ich: «Ich glaube an mich selbst!» Den Männern mit Wurzeln in anderen Kulturen dagegen ist ihre Religion bedeutsam. Bei den «Einheimischen» sind es oft erst schmerzhafte Lebenserfahrungen, die ein Interesse an Glaubensfragen auslösen.

Vielen fällt es schwer, Bedürfnisse zu formulieren

Wie sie ihre Freizeit verbringen, welche Themen sie beschäftigen, möchte ich wissen. Vielen ist Sport sehr wichtig: Fussball, Handball, Tennis, was auch immer. Ist es aus Freude an der Bewegung? Macht es Spass, sich zu messen oder zu spielen? Ein wichtiger Ausgleich zum beruflichen Alltag? Wie wichtig ist der Faktor, gesund, fit und schön bleiben zu wollen? Sportlichkeit als Ausdruck von Männlichkeit und Stärke? Die einen leben in ihrer eigenen Welt, die anderen beschäftigen sich intensiv mit gesellschaftlichen Fragen. Der eine oder andere würde sich gerne für etwas Gutes engagieren. Von einer eigenen Familie sprechen Immigranten früher, scheint mir. Auch ein 22

Die meisten der befragten Männer sind zufrieden mit ihren Lebensumständen. Einige wären jedoch froh, jemand würde ihnen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Sie möchten in finanziellen Fragen, bei der Stellensuche, beim Lernen usw. unterstützt werden. Wieder andere sprechen von gemeinsamen Aktivitäten, von Kontakten, die Gespräche ermöglichen. Es fallen auch die Stichworte Sport, Natur sowie Bildung und Kultur. Ich erachte diese Antworten als begrenzt repräsentativ, da ich kaum alle gesellschaftlichen Gruppen im gleichen Umfang

erreiche. Dennoch sind sie aufschlussreich und geben wertvolle Einblicke.

Was treibt mich an, abends unterwegs zu sein, um junge Männer zu befragen? Weshalb bemühe ich mich auch sonst, Kontakte zu jungen Männern aufzubauen und zu pflegen? Seit Jahren beschäftigt mich die Situation der jungen Männer. Alkoholexzesse, Schlägereien, sexuelle Belästigung und Übergriffe, Raserunfälle, extreme Gruppierungen, aber auch zunehmender Vandalismus sind Symptome für die Nöte junger Menschen, insbesondere junger Männer. Es ist nicht neu, dass der Weg zum Erwachsensein für junge Männer anspruchsvoll ist. Dennoch scheint mir, dass es ihnen die heutigen Umstände in besonderer Weise erschweren, zu sich zu finden. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Da ist auf der einen Seite unsere Gesellschaft, die sich schnell wandelt und wenig glaubhafte Werte vermittelt. Sie erlaubt einerseits sehr viel, andererseits ist sie stark leistungsorientiert. Sie lässt wenig Spielraum für echte Erfahrungen und zeichnet sich durch wenig verlässliche Beziehungen aus. cz 3|08


abenteuer | was junge männer suchen

Auf der anderen Seite ist auch der Einfluss der Medien beträchtlich. Keinesfalls nur Migration ist Grund für Entwurzelung, Hilflosigkeit und Gewalt. Die Schule in ihrer heutigen Form wird vielen Knaben kaum mehr gerecht. Zudem sind männliche Lehrkräfte rar. Als entscheidend erlebt der männliche Nachwuchs bestimmt den Mangel an glaubhaften, männlichen Vorbildern, insbesondere den Mangel an oft – aus verschiedensten Gründen – «abwesenden» Vätern. Neben der Betroffenheit war es ein tiefer, schmerzhafter Bruch in meiner beruflichen Laufbahn, der mich in diese Richtung führte. Der Schmerz liess mich grundsätzlich fragen, was mein himmlischer Vater von mir will. Unzählige Türen blieben verschlossen, mir wurde langsam klar, dass Gott mich für sich behalten wollte. Nach vielen langen Monaten wurde in mir die Gewissheit immer stärker, dass es mein Auftrag ist, ein Angebot für junge Männer aufzubauen.

«Ich danke dir, dass du dir Zeit für mich nimmst.» Die Männerangebote, wie ich sie vielerorts in christlichen Kreisen wahrnehme, werden selten von jungen Männern besucht und bestimmt nicht von kirchenfernen. Ich bin überzeugt, dass gerade junge Männer Freiräume brauchen für Erfahrungen unter sich, mit echten Erlebnissen und Austausch. Und dass sie sich nach glaubwürdigen männlichen Vorbildern sehnen, die Anteil nehmen und Zeit schenken. Nicht ohne Grund höre ich nach persöncz 3|08

lichen Gesprächen mit jungen Männern oft: «Ich danke dir, dass du dir Zeit für mich nimmst.»

men. Wir sind offen für Kontakt und Zusammenarbeit mit christlichen Organisationen.

Mit meinem Vorhaben betrete ich Neuland. Allen Unkenrufen zum Trotz, die mir den Misserfolg voraussagen, wage ich den Weg, auf mehrheitlich kirchenferne junge Männer zuzugehen. Ziel ist es, sie in ihrer Entwicklung zu fördern und als Persönlichkeit zu stärken. Ich möchte ihnen ein väterliches Gegenüber sein, das sie bestätigt, im Leben begleitet und mit den Antworten des christlichen Glaubens vertraut macht.

Wer wird kommen? Gibt es junge Männer, die den Mut haben, sich zu melden?

«Nordkurve» – damit Männer die Kurve finden Ich arbeite seit einigen Monaten daran, Angebote für 18- bis 30-Jährige aufzubauen, vorerst im Raum Zürich-Nord, was dem Projekt den Namen «Nordkurve» einbrachte. Die Angebote richten sich demnach an Männer, die gerne Abenteuer und gemeinsame Entdeckungsreisen erleben, Sport treiben sowie an Fragen rund um Lebensgestaltung, Beruf, Beziehungen und Spiritualität interessiert sind. Im Moment versuche ich, junge Männer für gemeinsame Reisen zu gewinnen, die ihren Bedürfnissen nach Bildung und körperlicher Herausforderung gerecht werden. Beim gemeinsamen Unterwegssein werden wir uns kennenlernen, miteinander ins Gespräch kommen und dabei auch über wesentliche Dinge sprechen. Die Nordkurve ist keiner Organisation und keinem Verband angeschlossen, arbeitet jedoch mit dem «Männerforum» zusam-

Ich lasse mich auf ein Abenteuer ein, dessen Ausgang ungewiss ist. Meine Ausrüstung ist die breite Erfahrung aus der Arbeit mit jungen Erwachsenen, insbesondere mit jungen Männern. Dennoch ist es eine Herausforderung, die ich aus eigener Kraft kaum meistern könnte. Ich kann nur vertrauen, dass Gott mit mir diesen Weg geht und eine Bewegung unter jungen Männern ins Leben rufen wird, auch wenn dies unrealistisch erscheint. Ich werde genau hinhören, damit ich verstehe, was mein himmlischer Leiter sagt. Er führt mich ans Ziel. Interessierte dürfen gerne die Website www.nordkurve.ch besuchen oder mit mir Kontakt aufnehmen.

Hannes Wey

www.nordkurve.ch

• Hannes Wey, verheiratet, drei Kinder, ist Paar- und Familien berater sowie Coach; er war über zwanzig Jahre in leitender Funktion in einem Jugendverband tätig. 23


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Geistliches Leben unter Männern Fünf Christen planen Bootcamps in der Schweiz Er schreibt über Abenteuer, Kämpfe und Schönheit: John Eldredge ist Autor von Büchern wie «Der ungezähmte Mann» oder «Im falschen Film». Fünf Schweizer haben im Februar 2008 an einem Bootcamp der Ransomed Heart Ministries mit John Eldredge in Colorado teilgenommen. Nun wollen sie in der Schweiz Männercamps organisieren.

Manfred Kiener Über Abenteuer, Kämpfe und Schönheit will ich mit zwei Männern in Thayngen sprechen. Unterwegs im Auto stimmt mich ein Radiomoderator auf das Thema ein: Heute läuft weltweit in den Kinos der Spielfilm «Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels» mit Harrison Ford an. Filmbilder steigen in mir auf. Warum fasziniert der Kampf zwischen Gut und Böse und um eine schöne Frau die Massen? «Wir Schweizer waren gefürchtete Kämpfer und Krieger, heute sind wir stolz auf unsere Rolle als Verwalter der Vermögenden aus aller Welt», meint Hans-

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jakob Bernath, Ingenieur ETH und Unternehmensberater. «Dabei haben wir eine grossartige geistliche Geschichte. Unser früheres Selbstbewusstsein kam von Gott. Das haben wir nicht mehr. Wir verteidigen nur noch unsere Steuer- und Finanzprivilegien.» Neben Hansjakob Bernath sitzt Adrian Nagel. Er arbeitet als Physiotherapeut und betreibt das Fitnessstudio «Kraftwerk». Er sagt: «Unter den Schweizer Christen erleben wir einen grossen Rückzug in die Wagenburgen der Kirchen und Gemeinden. Weil spirituelles Leben fehlt, versuchen viele rückwärtsgewandt ihre Mitglieder mit dem Hinweis auf alte Werte bei der Stange zu halten. Wir erleben

ein geistliches Sterben auf breiter Ebene. Unsere Vision ist es, geistliches Leben unter Männern in der Schweiz zu wecken. Viele Männer hungern nach solchem Leben.»

Was ein Buch auslöst Wie hat alles angefangen? Adrian Nagel erzählt: «Zu mir in die Behandlung kam Ruedi, ein Mann mit chronischen Schmerzen. Ich erfuhr von seiner Eheund Lebenskrise. Wir kamen auf Gott zu sprechen. Ich erzählte ihm, wie ich Gott im Alltag erlebe. Auf seinen Wunsch betete ich mit Ruedi und hatte die Idee, ihm das Buch ‹Der ungezähmte Mann› von John Eldredge zu empfehlen. Er las das


abenteuer | geistliches leben unter männern …

wecken

Buch und entschloss sich: ‹Ich will ein solcher Mann sein!› Er wandte sich Gott zu, beendete eine Affäre und ordnete seine Ehe.» Beim nächsten Treffen berichtete er Adrian Nagel von seiner Lebenswende, die gleichzeitig auch den Durchbruch zur körperlichen Heilung bedeutete. Auf eigene Faust meldete sich der noch junge Christ 2006 für ein Männercamp mit John Eldredge in Colorado an, und Gott berührte ihn dort stark. In der Stille hörte der Mann: «Organisiere Männercamps in der Schweiz!» Trotz seiner Einwände liess ihn dieses Erlebnis nicht mehr los. Zurück in der Schweiz, erzählte er Adrian Nagel von seinem Auftrag. Innert weniger

Wochen fanden folgende Männer zusammen: Gerd Nagel aus Männedorf, Ruedi Germann aus Stein am Rhein, Peter Wernli aus Oftringen sowie Adrian Nagel und Hansjakob Bernath aus Thayngen. Sie verbrachten einige Wochenenden in der Stille in den Alpen und reisten im Februar 2008 an ein viertägiges Bootcamp mit John Eldredge und seinem Team von Ransomed Heart Ministries nach Colorado.

Wie geht es weiter? «Wir haben den Verein ‹Free at Heart› gegründet», berichtet Hansjakob Bernath. «Nun knüpfen wir Kontakte. Interessierte laden wir am ersten Novemberwochenende 2008 ins Camp Rock nach Bischofszell

zu unserem Kick-off-Camp ein. Dort wollen wir unser Anliegen weitergeben und Männer, die ebenfalls davon träumen, andere aus ihrer geistlichen Lähmung zu wecken, mit dem Hintergrund der Männercamps vertraut machen.» Adrian Nagel ergänzt: «In Vaumarcus im Kanton Neuenburg haben wir ein Lagergelände mit Blick auf die Alpen und den See reserviert. Dort führen wir im Mai 2009 ein erstes Männercamp durch. Wir haben dazu auch Vertreter von Ransomed Heart Ministries aus Colorado eingeladen.»

Weitere Informationen: www.freeatheart.net www.ransomedheart.com

w w w.freeathear t.net;w w w.ransomedhear t.com • Ganz links: Die Frontier Ranch in den Bergen von Colorado, wo Ransomed Heart Ministries Männercamps durchführt. • Links: Unterwegs getroffen: Hirschkuh in der amerikanischen Wildnis. • Rechts: Bücher von John und Stacy Eldredge, erschienen im Brunnen Verlag Giessen: Der ungezähmte Mann: ISBN 3-7655-1840-9 Der ungezähmte Christ: ISBN 3-7655-1881-6 Weisst du nicht, wie ...: ISBN 3-7655-1934-0 cz 3|08

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abenteuer | geistliches leben unter männern …

• Die fünf Initianten von «Free at Heart» im Camp (von links): Gerd Nagel, Männedorf, Ruedi Germann, Stein am Rhein, Peter Wernli, Oftringen, Adrian Nagel und Hansjakob Bernath, beide aus Thayngen.

Adrian Nagel

ADRIAN NAGEL

H A N SBernath JA KO B B E R N AT H Hansjakob

«Ich bin 1970 geboren und hatte eine wunderbare Kindheit. In der Krise und der darauffolgenden Trennung meiner Eltern in meiner Teenagerzeit war ich orientierungslos. Ich suchte nach Sinn, konsumierte Drogen und erkundete Religionen. Im christlichen Glauben fand ich endlich Antworten. In einem Seelsorgeseminar entdeckte ich schliesslich, dass viele meiner Umwege in meiner ‹Vaterlosigkeit› gegründet hatten. Ich erlebte eine tiefgreifende Heilung dieser Wunden und vergab meinem Vater. Später erlebte ich, wie mein Vater ebenfalls zum Glauben fand und unsere Beziehung wiederhergestellt wurde. Jetzt sind wir zusammen in diesem Männerteam, um Schulter an Schulter dafür einzustehen, dass Menschen die Schönheit und Kraft der biblischen Botschaft neu erkennen: Es geht nicht um Religion, sondern um Leben! Als Physiotherapeut und Geschäftsführer des Fitnesscenters ‹Kraftwerk› gehe ich auf den ganzen Menschen ein. Ich bin verheiratet, und wir haben zwei Söhne.»

«Geboren 1944 in Thayngen, wuchs ich in frommem Hause auf. Meine Vorfahren waren Neutäufer und gründeten in Thayngen die erste Freie Evangelische Gemeinde. Mit dreizehn erkrankte ich an Kinderlähmung und dachte, das sei eine Strafe Gottes. Im Spital redete ich mit Jesus und sagte: ‹Wenn du mich hier gesund rausholst, will ich für dich leben.› Ich wurde gesund und versuchte, mein Versprechen umzusetzen. Ich studierte Ingenieur und machte beruflich und militärisch Karriere, fand eine tolle Frau und geschäftlich offene Türen. Uns wurden drei Kinder geschenkt. Ich gründete und führte ein Unternehmen und halte bis heute Beratungsmandate für Firmen und für Regierungen. Doch über all diese Jahre kamen immer wieder Fragen auf: Mir war es, als schaffte ich es nie, heilig genug zu leben. Manchmal zweifelte ich und dachte, ich hätte besser Arzt oder Pfarrer werden sollen. Ich fühlte mich irgendwie falsch als Unternehmer und am falschen Platz in der Kirche. Die Bücher und Vorträge von John Eldredge sprachen mich in dieser Situation sehr an. Es ist eine begeisternde und motivierende Einsicht, Teil einer grossen Geschichte von Gott mit mir zu sein. Nicht das Ruhekissen ist das Ziel, sondern der Weg mit seinen Herausforderungen, mit Erfolg und Misserfolg, mit Aufs und Abs. Das ist die Geschichte, das Abenteuer von Gott mit mir. Ich spüre eine neue Radikalität im Glauben. Es geht darum, immer wieder etwas Neues zu wagen, zu kämpfen und nach dem Scheitern wieder aufzustehen.»

• Männer brechen auf: Strasse in Colorado. 26

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Pfarrer Fredy Staub erzählt in seiner Kolumne «von Wegen!» wahre Geschichten aus seinem Erleben mit Menschen.

Keine Angst vor den Menschen Sobald sich der Mensch für eine pointierte Meinung starkmacht, beginnt ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen.

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Das Herz, etwas zu wagen Ich liebe Abenteuer. In Filmen, Büchern, vor allem aber in meinem eigenen Leben. Wer tut das schon nicht! Jeder, der insgeheim kein Abenteurer ist, ist schlicht zu feige, einer zu sein. Der Mensch ist, seit er ins Paradies gestellt wurde, zum Entdecken geboren, und das wird sich nie ändern. Nur ist es für heutige Generationen gar nicht mehr so einfach, Abenteurer und Entdecker zu sein – da man leicht den Eindruck gewinnen könnte, alles Erfindbare sei bereits erfunden, alles Entdeckbare schon entdeckt und alles Unmögliche längst geschafft!

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Davon zeugt auch einer meiner Tagebucheinträge: «Gestern Abend ging ich bewusst ein spannendes Abenteuer ein. Ich predigte über ‹Jesus, der Kranke heilt› (siehe Neues Testament). Anwesend waren auch kritische Journalisten der Tagespresse. Mutig lud ich die Kranken ein, mit sich beten zu lassen, um von Jesus berührt zu werden. Einigen ging es sofort sicht- und spürbar besser. Anderen nicht. Weil nicht alles so verlief, wie ich mir das vorgestellt hatte, kamen in mir deprimierende Gefühle hoch. Klar, Gott geht seinen Weg mit Gesunden und mit Kranken. Das kann ich einordnen. Aber

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Andreas Boppart ist Eventprediger und Autor und arbeitet im Arbeitszweig campus generation von Campus für Christus.

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die kritischen Blicke und die Fragen der Journalisten, die durchlöcherten und belasteten mich arg! War ich ein zu grosses Risiko eingegangen? Meine Angst meldete sich mit raketenartigem Anstieg: Was wird morgen in der Zeitung stehen? Wird die Presse Jesus anprangern und mich für immer flach walzen? Heute Morgen ergattere ich als Erstes eine Zeitung. Der Text über den gestrigen Abend beschreibt, was in grossen Lettern bereits über der Berichterstattung steht: ‹Kranke werden wieder gesund!› Es hätte genauso gut das Gegenteil stehen können. Da habe ich eine saftige Lektion gelernt: «Mensch, die Angst vor negativem Gerede oder negativen Schlagzeilen soll uns nie davon abhalten, mutig das Abenteuer einzugehen, an Christi Statt das Gute zu tun!»

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Vielleicht nehmen deshalb die Versuche, irgendwo doch mal was zu tun, was noch nie jemand zuvor getan hat, so irrwitzige Formen an und reisst der Strom an CastingTeilnehmern diverser Shows nicht ab – die heutige Form des Riskierens, um doch mal noch irgendwo etwas zu erreichen und jemand zu sein. Mein eigener Abenteuerdrang wurde mir erst in einer Action-Sport-Woche so richtig bewusst. Wir testeten alles aus, vom Canyoning über Downhill-Biken, vom Wasserski- und Funtube-Fahren sowie Tauchen bis hin zum Gleitschirmfliegen. Ich entdeckte in mir verwundert ein Herz, das unglaublich stark für diese abenteuerlichen Sporterlebnisse schlug – nur war mein Körper leider mindestens genauso überrascht von dieser Tatsache wie mein Geist, weshalb er nach ein paar ungeplanten Stürzen kurzzeitig streikte und seine Aktivitäten während der nächsten zwei, drei Monate schmerzbedingt auf ein Minimum reduzierte. Seither bin ich wieder ein bisschen vorsichtiger, was das Ausleben meines Abenteuerinstinktes anbelangt. Aber nur, was den sportlichen Bereich angeht. Der

Alltag bietet ja schon mehr als genug Abenteuer, wenn man nur bereit ist, sich dem Leben zu stellen. Nicht selten ist es für mich schon eine Grenzerfahrung, am Morgen mutig meinem eigenen Spiegelbild zuzuzwinkern oder das zu essen, was ich selbst gekocht habe. Aber genau diese Abenteuer sind die Würze des Lebens! Vermehrt begegne ich Menschen, die ihren Lebens-Geschmackssinn auf Fastfood eingestellt und sämtliche Würze des Lebens zwecks Risikominimierung aus dem Menüplan gestrichen haben. Sie haben ihren Entdeckergeist aufgegeben, ignorieren den natürlichen Drang nach Abenteuern, der in ihnen pulsiert – und haben sich resigniert irgendwo hingepflanzt, nach dem Motto: Wer nicht aufsteht, kann auch nicht umfallen! All denen gilt: «Ich sage dir noch einmal: Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst, und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der HERR, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!» (Josua 1,9) Amerika, der Mount Everest, der Mond: nichts wurde entdeckt, bezwungen oder erflogen, indem einfach darüber nachgedacht oder diskutiert wurde, dass man dazu fähig wäre, wenn man nur wollte. Immer waren es mutige Menschen, die sich und ihr Herz in Bewegung setzten! Gott ist bereit, mit dir Seite an Seite durch dein persönliches Abenteuerleben zu gehen, deinen persönlichen Berg zu erklimmen, Neuland zu entdecken und abzuheben – und er hat Mut für zwei! Die Frage ist nur: Bist du bereit, es mit ihm zu wagen? 27

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PERSONLICH Dagegen ist James Bond gar nichts! Das Wort des Missionsleiters

• Eislochfischen mit «Heugabel» (und Taschen lampe) in der Mitternachtssonne nach

Hanspeter Nüesch Seit ich mich erinnern kann, liebte ich alle Arten von Abenteuern: Einmal einem leibhaftigen Grizzly in die Augen schauen, Kristalle aus einer Kluft abseilen, per Schiff Ureinwohner entdecken, als Barpianist in der Welt herumtingeln, eingefleischten Kommunisten von Gott erzählen, Fische per Heugabel durchs Eisloch fangen, mit Inuits Eisbär essen, Schamanen das

lung. Gott kann auch unsere abenteuerlichen Seiten für seinen Zweck einsetzen, wenn wir sie ihm unterstellen. Ich weiss nicht, was mit mir passiert wäre, hätte Gott nicht gnädig in mein Leben eingegriffen – denn Abenteurer leben ohne Gott gefährlich.

Keine Frage des Geschlechts

Es trifft sicher zu, dass Männer tendenziell abenteuerlustiger sind als Frauen; aber viel wichtiger als das Geschlecht ist die Intensität unserer christlichen Nachfolge. Menschen, die erfüllt sind mit dem Heiligen Geist, sind mutige Menschen. Sie kämpfen im Vertrauen auf Gottes Hilfe um ihre Mitmenschen, und sie sind bereit, Risiken einzugehen und an ihre Grenzen zu gehen. Sie wissen: • «Tatsächlich, es ist ein echter Griz zlybär!» – Überraschende Begegnung Sie ziehen nicht allein in in den kanadischen Rocky Mountains (im Vordergrund Vreni Nüesch). den Kampf. Sie sind Gesandte des göttlichen Auftraggebers, der ihnen versprochen hat, immer Fürchten lehren, und das Herz einer schönen Älplerin erobern. Das waren so Träume bei ihnen zu sein, solange sie seinen Willen von mir – neben dem Traum, Tennisprofi und seine Ehre suchen. zu werden. «Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen VölTennisprofi wurde ich nicht. Die anderen kern und macht alle Menschen zu meinen Träume gingen zum grossen Teil in Erfül28

einem Missionseinsatz im Norden Sibiriens. Die Fische schmeckten köstlich.

Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt» (Matthäus 28,18-20). «Niemand wird dir (Josua) Widerstand leisten können, solange du lebst. Wie ich mit Mose war, will ich auch mit dir sein. Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. Sei mutig und stark» (Josua 1,5-6a). Ich bin in meinem bisherigen Dienst mindestens so vielen mutigen und glaubensstarken Frauen begegnet wie Männern. Sie waren mutige Kämpferinnen, weil sie ihren Herrn kannten und ihrem Eigenwillen abgestorben waren. Jesus lebte in ihnen – nicht der «softige» Jesus der frommen Abziehbilder, sondern der König der Könige, der sich mit seinem ganzen Leben für die orientierungslosen, innerlich zerrissenen Schafe einsetzt (vgl. Matthäus 9,36).

Lernen von den Jungen Meine ältere Tochter Gretina ist in dieser Hinsicht für mich ein Vorbild. Ob bei den Getto-Jugendlichen in New York, bei einem Sommereinsatz in Afghanistan oder auf den Strassen Zürichs bei einem Einsatz im Rahmen der Euro 08 – sie ist eine cz 3|08


schöpfung abenteuer | mit|der dagegen natur ist undjames nichtbond gegen ...sie ...

Kämpferin für den Herrn, von der ich diesbezüglich einiges lernen kann. Unsere jüngste Tochter Seraina ist vom Naturell her zurückhaltender. Abenteuer scheinen auf den ersten Blick nicht ihr Ding zu sein. Bei ihr habe ich mich allerdings diesbezüglich ziemlich getäuscht: Kürzlich schrieb sie von ihrem Missionseinsatz in Jakarta, Indonesien, wie sie von Gott den Auftrag erhalten habe, in den Rotlichtdistrikt zu gehen, um den Prostituierten von der Liebe Gottes zu erzählen. Seraina schrieb: «Ich konnte das Böse fühlen, fühlte mich aber zugleich auch extrem sicher, denn ich wusste, Gott war mit mir. Ehrlich gesagt, ich fühlte mich wie eine Königin, umgeben

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• Seraina Nüesch mit einem Kind aus dem Slum Djakarta, Indonesien.

von vielen Engeln.» Seraina erlebte, wie dankbar die Frauen waren für eine Form der Liebe, die sie bisher nicht gekannt hatten. Serainas Vorbild machte einheimischen Christen Mut, sodass sie nun entschieden haben, den Dienst im Rotlichtmilieu weiterzuführen. Ein amerikanischer Freund erzählte mir, er habe Seraina im Missionseinsatz getroffen. Ihm seien sofort ihre Bestimmtheit und ihr inneres Feuer aufgefallen. Sie sei eine starke Kämpferin für den Herrn! Ich konnte es ihm kaum cz 3|08

glauben. War das wirklich unsere Floristenteuer Gottes einlassen: Jesus-Nachfolger, tochter, die sonst eher durch ihre Liebensdie dem Bösen in der Kraft Gottes widerwürdigkeit als durch ihren Kampfgeist aufstehen, ihre Autorität als Kinder Gottes fiel? Aber es stimmt: Eine ähnliche Ummutig ausüben und im Namen Jesu die wandlung habe ich schon bei vielen andemannigfaltig Gefangenen und Kranken ren «Braven und Netten» erlebt, die erfüllt freisetzen und heilen. Gibt es etwas wurden mit dem Heiligen Geist und plötzAbenteuerlicheres als mitzuerleben, wie lich voll Glaubensmut und Leidenschaft Dinge anpackten, die den göttlichen Stempel trugen. Auch ich selber bekam als Folge der Erfüllung mit dem Heiligen Geist Mut in einem Bereich, wo ich von Natur aus ziemlich ängstlich war. Ich bekam den Mut, bei Vreni das Thema Heirat anzusprechen und um ihre Hand anzuhalten. Dabei hatte ich gemäss Vreni (und sie muss es ja wissen) in den gut zwei Jahren unserer Be• Krabbenfischen. kanntschaft das Wort Hochzeit bzw. Heirat nicht ein einziges Mal in den Mund genommen. Menschen aus der Macht der Finsternis geAbenteuer auf Gottes Wegen rettet werden und Agenten des göttlichen Der Mut, die eigenen Grenzen zu erLichts werden? Dagegen ist James Bond weitern und Risiken einzugehen, ist gar nichts. weder eine Frage des Geschlechts Wecke den Winkelried in dir noch des Alters, sondern es geht daAls Schweizerinnen und Schweizer hat Gott rum, ob wir bereit sind, Gottes Wege uns mit einem überdurchschnittlichen zu gehen. Mit Gott sind Abenteuer Kampfgeist gesegnet. Seit jeher waren die garantiert, denn der Heilige Geist überrascht uns immer neu, wenn wir Eidgenossen als herausragende Kämpfer hoch geschätzt. Ein bisschen Winkelried uns von ihm leiten lassen. Natürlich lebt in jedem von uns. Diese Gabe ist auch gibt es Menschen, die in besonderer eine Verpflichtung. Wir können sie für die Weise das Abenteuer suchen. Aber Förderung von Gottes Reich oder für die gerade für abenteuerlustige MenFörderung irdischer Reiche einsetzen, wie schen ist es besonders nötig, dass das zur Zeit des Söldnerwesens der Fall sie ihren eigenen Willen immer war. Wenn der uns Schweizern angebowieder neu Gottes Willen unterordnen. rene Abenteuergeist dem König der KöSonst bauen sie viel Unsinn und bringen nige geweiht wird, dann würde es mich sich und andere in Gefahr. Was Gott und nicht überraschen, wenn wir Schweizer in unsere Welt braucht, sind keine frommen der endzeitlichen Ernte eine zentrale Rolle Bungee-Jumper, die den Nervenkitzel per spielen würden. se suchen. Ich möchte mit einem Zitat der OrdensEs braucht aber auch keine Menschen, die schwester und bekannten Autorin Silja sich ihre geistlichen Flügel in Anpassung Walter schliessen: «Von dieser Entdeckung, an ein softes und kraftloses Christentum dass ich mit Gott ein Unternehmen habe, stutzen lassen. Was wir brauchen, sind ein Abenteuer, eine Liebesgeschichte, von Männer und Frauen, die sich kompromissder will ich schreiben.» los auf die auf sie zugeschnittenen Aben29


V E R S O H N T Generation Camp Wenn Generationen versöhnt vorwärtsgehen Über Auffahrt fand im Camp Rock zum ersten Mal ein Generation Camp statt, ein Wochenende für Vater mit Sohn oder Tochter sowie für Mutter mit Tochter oder Sohn.

Andy Salathé In den letzten Zeilen des Alten Testaments (Maleachi 3,24) finden wir eine bemerkenswerte Stelle über die Versöhnung der Generationen: Der Geist Elias werde kommen und das Herz der Väter mit dem Herz der Kinder und das Herz der Kinder mit dem Herz der Väter versöhnen. Zurzeit erleben wir noch das Gegenteil: In den Kirchen landauf, landab leben Jugendliche und Erwachsene ihren christlichen Glauben oft in getrennten Welten. Dabei könnten sich die Generationen gegenseitig befruchten, ergänzen und die gewaltige Kraft des Miteinanders erfahren. Hier setzte das Generation Camp an: Vater oder Mutter sollten mit Sohn oder Tochter eine ganz spezielle Zeit erleben, in der sie durch Spiel, Bibellesen, Anbetung, In-

teressengruppen und gutes Essen zusammen Gott und auch einander neu erleben konnten. Es gab Zeiten, in denen sich die Generationen gegenseitig segneten, einander mit Worten dankten und lobten. Heute Unausgesprochenes konnte damals ausgesprochen werden, Schuld durfte unter dem Kreuz abgeladen werden, und Vergebung wurde einander zugesprochen. Die Referenten René und Brigitta Bregenzer (Eltern und Mitarbeiter bei Campus für Christus) sowie Samuel und Marianne Bregenzer (Sohn und Schwiegertochter) motivierten mit praktischen Beispielen die Eltern, ihre Elternberufung und die Kinder ihre Kinderberufung wahrzunehmen sowie als Familie ihrer ganz eigenen Fami­ lienberufung auf die Spur zu kommen. Offen und ehrlich berichteten Bregenzers

davon, wo sie als Eltern oder Sohn versagt hatten. Sie gaben den Camp-Teilnehmenden auch persönlichen Einblick in schmerzliche Erfahrungen und in ihren Weg, auf dem sie schliesslich durch offene Familiengespräche Versöhnung, Heilung und Wiederherstellung erreichen konnten. An kleinen Gesten und Szenen durften wir sehen, wie Gottes Geist an den Herzen wirkte. Ergreifend, wie da ein Vater mit seinem Sohn im Arm Gott anbetete, wie dort eine Tochter über ihrer Mutter einen Segen aussprach. Vor den Augen aller gab ein Vater seinem Sohn einen Kuss und sagte, dass er ihn als seinen Sohn bedingungslos liebe. Ja, Gott hat dieses Wochenende benutzt, das Herz der Väter und Mütter ihren Kindern und das Herz der Kinder ihren Eltern zuzuwenden. Davon durften wir Augenzeugen sein.

www.camprock.ch Camp Rock ist ein überkonfessioneller Verein, der während der Schulferien Camps für Kinder und Teenager anbietet. Daneben kann das Lagerhaus für Klassenlager oder Konfirmations-Wochenenden gebucht werden. Camp Rock wird von Andy und Esther Salathé mit Team geleitet.

Weitere Informationen: www.camprock.ch

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abenteuer | generation camp

Wenn Väter und Mütter in ihre Kinder investieren …

... leuchten die Augen

Was meinen der Sohn und die Tochter zum Generation Camp?

Was meinen Papa und Mama zum Generation Camp?

«Ich genoss es, einfach mit meiner Mami Zeit zu verbringen. Cool fand ich auch das Länderturnier. Wir haben uns vorgenommen, von jetzt an zu Hause mehr miteinander zu unternehmen.»

«Ich bin in meiner Beziehung zu meinem Sohn viel sensibler geworden. In Zukunft will ich ihn viel mehr ermutigen, denn dank der Ermutigung schaffte mein Sohn den Hochseilparcours bis zum Schluss.»

«Im Alltag sehen wir uns immer sel­ tener. Durch viele Gespräche in der Natur konnten wir Dinge bereinigen.» «Ich fand die Sketche mit Zack & Schluss und Bruno sehr lustig. Meine Mami und ich haben gemeinsam in der Bibel gelesen.»

... werden Ziele erreicht

«Ich genoss die Zeit alleine nur mit meiner ältesten Tochter und im Speziellen die gemeinsamen Gebetszeiten. Wir wollen das zu Hause fortführen.» «Wir durften als Familie den Heiligen Geist als Person kennenlernen und empfingen das Sprachengebet. Beim Tischtennisspielen konnten wir seit langem wieder einmal herzhaft lachen.»

... geschieht Versöhnung

«Wir sind einander wieder nähergekommen und möchten in Zukunft nicht mehr so viel Alltag zwischen uns kommen lassen. Wir werden wieder mehr für alle Beziehungen innerhalb der Familie beten. Wir haben Zuversicht für schwierige Situationen bekommen.»

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... berühren sie Herzen.

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J U G E N D Das Leben mit Gott als Abenteuer? Umfrage unter christlichen Jugendarbeitern «Wo erhalten Kinder und Jugendliche in der Gemeinde Raum für Abenteuer?» Mit dieser Frage wendete sich das Christliche Zeugnis an Jugendarbeiter des EGW, der Chrischona, der Pfingstgemeinde und der reformierten Landeskirche.

Johanna Vollenweider Um es gleich vorwegzunehmen: Abenteuer und Action sind bei allen befragten Jugendarbeitern wichtig, und viele Jugendliche bewegen sich auch heute noch gerne in der Natur. Was aber ein junger Mensch als Abenteuer erlebt, das ist jeweils sehr unterschiedlich. Wichtiger als Action zu bieten, sagen meine Gesprächspartner, sei deshalb, Lust auf ein geistlich aktives Leben und eine wachsende Beziehung zu Gott zu vermitteln. Sie sind überzeugt: «Das ist das grösste Abenteuer.»

offen bin für das, was Gott mir sagt, dann kommt immer wieder etwas Überraschendes auf mich zu, etwas, was ausserhalb meiner Vorstellung liegt», erzählt Roli Streit. Ein Beispiel: Vor einigen Wochen habe er eine ihm nur flüchtig bekannte Frau im Tessin getroffen, die dort eine Begegnung mit Gott erwartet habe. Während eines weiteren Gespräches habe sie dann ihr Leben bewusst Jesus anvertraut. Roli Streit berät, begleitet und schult Leiterinnen und Leiter und ganze Teams der EGW-Gemeinden im Bereich Teenies und Jugend. Weil es ihm wichtig ist, dass jede Leitungsperson Gottes Reden zu hören lernt,

Offen sein für Gottes Reden Beim Stichwort «Abenteuer in der Gemeinde» kommen Roli Streit als Erstes Jungschar und Natur in den Sinn. Der 39-Jährige ist als Jugendverantwortlicher des Kernteams Jugend zu fünfzig Prozent beim EGW angestellt. In die Natur hinauszugehen und ganzheitlich etwas erleben zu können findet er wichtig. Den meisten Jugendlichen fehle im Alltag dieser Bezug, darum könne die Naturerfahrung durchaus etwas Abenteuerliches haben, erklärt er. Das eigentliche Abenteuer bestehe für ihn aber darin, mit Gott unterwegs zu sein. «Wenn ich 32

trainiert er die Teams ganz praktisch. Da war zum Beispiel ein Team, das eine Kinderwoche vorbereitete: Eine Person setzte sich in die Mitte, und die anderen hörten, was Gott ihnen für diese Person sagte. Für die einen war es das erste Mal, so auf Gott zu hören, und deshalb brauchten sie eine gewisse Anlaufzeit. Doch dann tauchten verschiedene Bilder und Bibelverse auf. «Da waren auch Leitende, die keinen göttlichen Eindruck hatten, doch das gehört genauso dazu», erklärt Roli Streit. Die Beziehung zu Gott sei für ihn wichtiger, als Bilder und Eindrücke zu haben. Weil es in erster Linie darum gehe, Gott kennenzulernen und mit ihm zu sprechen, auch wenn man ab und zu nichts höre. Gott soll Raum bekommen und Einfluss nehmen in der Kinderwoche und zu jedem persönlich reden – das sei echtes Abenteuer.

Den inwendigen Menschen stärken

• Roli Streit: «Wie offen bin ich für Gottes Reden?»

Auch Andy Egloff (24) möchte Gottes Führung in seiner Jugendgruppe erleben. Er ist ehrenamtlicher Leiter der Jugendgruppe Chrischona Romanshorn und arbeitet daneben achtzig Prozent in einer Schreinerei im Dorf. Es sei immer wieder schwierig, das richtige Mass zwischen Action und sogenannten «geistlichen Zeiten» zu cz 3|08


abenteuer | das leben mit gott als abenteuer?

• Das Team der Pfimi-Jungschar in Tann ZH ist überzeugt: Ohne Gott macht Abenteuer wenig Sinn.

• Die Wohnwoche mit 25 Teilnehmenden im Gemeindegebäude der Chrischona Romanshorn. • Raphael Vollenweider braucht Action und Abenteuer – zu Wasser, zu Lande und in der Luft.

• Jugendgruppe Romanshorn: Gemeinschaft mit Gott, dem Nächsten – und Spass im Schnee. cz 3|08

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abenteuer | das leben mit gott als abenteuer?

• Andy Egloff: «Wirkliches Abenteuer ist es dann, wenn es am Fusse des Kreuzes geschieht».

• Raphael Vollenweider: «… auch während meiner Abenteuer in der Natur begegne ich Gott».

finden, berichtet er. «Ich hatte auch schon den Eindruck: ‹Jetzt müssen wir Action machen›», erzählt Andy Egloff. Während des Gesprächs fällt mir auf, wie sehr es ihm am Herzen liegt, das Leben in seiner Jugendgruppe nach Gottes Willen zu gestalten. Tiefe Eins-zu-eins-Beziehungen, Zeugnisse und das lebendige Wort Gottes sind ihm wichtig. Er selber hat einen geistlichen «Vater», der ihm in sein Leben hineinreden und ihn zurechtweisen darf und bei dem er abladen kann, was ihn beschäftigt. Andy Egloff wünscht sich, dass eine ähnliche Jüngerschaftsbeziehung zwischen den Leitenden und den Jugendlichen der Jugendgruppe Romanshorn entstehen kann. «Die Jugendlichen sollen dadurch zugerüstet und am inwendigen Menschen gestärkt werden», erklärt er, «damit sie zu geistlich mündigen Persönlichkeiten heranwachsen können.»

Action mit Kindern ist cool! «Geistliche Erfahrungen sind ein Abenteuer. Aber auch während meiner Abenteuer in der Natur begegne ich Gott», schwärmt Raphael Vollenweider (22), Hochbauzeichner und ehrenamtlicher Jungscharleiter der Pfingstgemeinde in Tann ZH. Während des Jungschiprogramms müsse er seine eigene Risikofreude jeweils ziemlich zügeln. Schliesslich solle er ein Vorbild sein. Doch sobald die Kinder gegangen sind und es ans Aufräumen geht, rauscht das JungscharLeiterteam mit Vollgas auf der selbst gebastelten Seilbahn durch die Schluchten des örtlichen Flusses. Auf meine Frage, was sie ohne die Jungschar in der Gemeinde machen würden, antwortet Raphael Vollenweider: «Dann würde uns wirklich etwas fehlen!» Seit seinem siebzehnten Lebensjahr ist er Jungscharleiter. Action mit den Kindern sei cool, und wenn er ihnen dabei noch Werte vermitteln könne, sei das für ihn eine sehr lohnende Sache. Mit ihrem Programm wollen Raphael Vollenweider und sein Team den Kindern ein Erlebnis bieten, das ihnen in Erinnerung bleibt. Dennoch sind sie davon überzeugt, dass ein Abenteuer nichts bringe, 34

wenn Gott nicht mit dabei ist. Darum möchten sie in ihrem Programm auch Raum für geistliche Erfahrungen lassen. Raphael Vollenweider kann sich sein eigenes Leben ohne Action und Abenteuer fast nicht vorstellen. «Typen, die so sind wie ich und den Raum nicht haben, um ihre Abenteuerlust auszuleben», erzählt er, «die hauen dann halt einfach sonst irgendwie über die Stränge.»

Lebenshilfe im Vordergrund Laut Jörg Weisshaupt, der die Stelle «Kirche + Jugend» in der reformierten Landeskirche des Kantons Zürich aufgebaut hat und leitet, steht die traditionelle Jugendarbeit in den evangelisch-reformierten Kirchgemeinden in starkem Wandel. Es fehle an ausgebildeten Jugendarbeitern. Ein Grund dafür sei, dass «Jugendarbeiter» keine offizielle Berufsbezeichnung sei, mit der man später in einem anderen kirchgemeindlichen Bereich arbeiten könne. Ein anderer Grund bestehe darin, dass es für sozialdiakonische Mitarbeitende ausser am TDS Aarau kaum spezifische Ausbildungsmodule in kirchlicher Jugendarbeit gebe. Am besten funktioniere die Jugendarbeit in Kirchgemeinden wie zum Beispiel Zürich-Altstetten, wo man sich mit CEVI oder BESJ vernetze und Gefässe anbiete, in denen sich junge Erwachsene treffen könnten. Jörg Weisshaupt sieht seine Aufgabe darin, Jugendarbeitende, Kirchenvorstände sowie Pfarrerinnen und Pfarrer in ihrer Aufgabe zu unterstützen, sei es durch

• Jörg Weisshaupt: Es gibt auch «stille Abenteuer».

Beratung, Coaching, Vernetzung, koordinierte Werbung für Lager oder das Vermitteln von Lagerplätzen. Zum anderen bietet er mit seinem Team und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachstellen seit Jahren konkrete Lebenshilfe für junge Erwachsene an. «Angefangen hat es mit SMS-Seelsorge, die wir mitaufgebaut haben und wo wir immer häufiger mit dem Thema Suizid konfrontiert wurden.» Daraus ist die Arbeit «Nebelmeer» entstanden, ein Angebot für junge Erwachsene, die einen Elternteil durch Suizid verloren haben (auf diese Arbeit werden wir in einer unserer nächsten Ausgaben näher eingehen). Bei der SMSSeelsorge, die Jörg Weisshaupt koordiniert und an ein Netz von Mitarbeitenden weiterleitet, stehe an erster Stelle immer die Ermutigung. «Wenn es um Suizid geht, dann versuchen wir mögliche Lebensperspektiven aufzuzeigen. Unser Wunsch ist, Menschen Mut zu machen und Wege aufzuzeigen, um vor Ort wieder das Gespräch zu suchen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.» Obwohl es Unmengen von neuen Kommunikationsmöglichkeiten gebe, sei es für die Jugendlichen heutzutage nicht einfacher, über Persönliches zu sprechen. Das grösste Abenteuer sei deshalb sowohl für junge Menschen als auch für jene, die sie im Leben begleiten, mehr denn je zu helfen, ein gesundes und tragfähiges Netz von guten Freunden und Freundinnen zu finden und aufzubauen – ein Netz, wo auch mal Dampf abgelassen und über Schwierigkeiten und Probleme gesprochen werden könne. cz 3|08


K O L U M N E ( n ) M ARKUS BAUMGARTNER Medien Umgang mit Kritik Als Nachfolger von Jesus haben wir gute Nachrichten zu verkünden. Obwohl wir den Anspruch haben, die Wahrheit zu kennen, kommunizieren Christen aber häufig schlechter als die meisten anderen gesellschaftlichen Gruppen, die keine absolute Wahrheit vertreten. Obwohl wir den Anspruch haben, die Gesellschaft mit ihren Werten zu prägen, werden wir kaum wahrgenommen. Wenn dann wieder mal eine christliche Aktivität in den Medien beschrieben wird, fällt das Urteil häufig negativ aus – nicht wegen Jesus, sondern wegen unseres Verhaltens. Für die einen ist die

RFarbeEbekennen N E Gott suchen Frisch vermählt brachen meine Frau Brigitta und ich zu einer vierzehnmonatigen Weltreise auf. Eines unserer erklärten Ziele war es, Gott zu suchen. Im alten, aufgemotzten VW-Bus tuckerten wir auf dem damaligen Hippie Trail durch den Nahen Osten Richtung Indien. Im Iran wollten wir meinen langjährigen Freund Urs treffen. Er hatte uns erzählt, dass er eine Gottesbegegnung gehabt hätte, die sein Leben völlig auf den Kopf gestellt habe. Wir wollten mehr wissen. Und tatsächlich, schon beim ersten Treffen wurde uns klar: Mit Urs ist etwas Grundlegendes geschehen. Seine Umkehr forderte mich gewaltig heraus, und so sagte ich zwei Wochen später zu Gott – im Bewusstsein meines harten Schädels –, er solle mir doch ein starkes Zeichen geben, um mir klarzumachen, dass er auch mir begegnen wolle. Gesagt, geschehen. Zwei Tage nach diesem Gebet lag ich gehunfähig in einem Lazarett,

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Kritik dann die Bestätigung, ein Märtyrer zu sein: Jeder Angriff gilt als Ehre, jede Kritik bestätigt den eingeschlagenen Weg. Nur ganz wenige schaffen es, die journalistische Berichterstattung als kostenlose Beratung von aussen zu sehen und daraus etwas zu lernen. Ein positives Beispiel war für mich das grösste christliche Jugendfestival diesen Mai in Deutschland: Als das Christival durch Politiker, Medien und am Anlass selber von Demonstranten gehörig unter Druck geriet, blieben die Verantwortlichen lernfähig. Mit Bischof Wolfgang Huber kam der oberste Reformierte erstmals zum Christival und stellte sich de-

monstrativ hinter den Anlass. Und auswertend sagt der Referent Ulrich Parzany: «Christen sollten sich gegenüber Kritik locker verhalten. Wir sind ja keine Fanatiker. Den Schaum vor dem Mund sollten immer die anderen haben.»

• Markus Baumgartner ist Kommunikationsberater und Präsident von cnm (www.cnm.ch).

B R E G E N Z E R nahm innerhalb einer Woche zwölf Kilo ab, trug in mir aber die Gewissheit: Gott war daran, mir in der Tiefe zu begegnen. Dass es so handgreiflich geschehen würde, hat mich dann aber doch überrascht. Einige Wochen später, wir waren gerade in Pakistan angekommen, stiess ich beim Lesen der Bibel auf eine Stelle im Johannesevangelium, Kapitel 3. Hier las ich, dass es keinen Zutritt zum Reich Gottes gebe, es sei denn, man werde «wiedergeboren» oder «von Neuem geboren». Beim Lesen dieser Worte kam mir jene gläubige Klosterfrau aus Paris in den Sinn, die mir vor Jahren gesagt hatte, mein Name René heisse «der Wiedergeborene», dass mir diese Erfahrung aber noch fehle. Was mit der Wiedergeburt gemeint ist, sollte ich erst ein Jahr später begreifen: Brigitta und ich waren von der Weltreise, die uns bis nach Japan geführt hatte, zurückgekehrt. Die Sache mit Gott liess uns weiterhin keine Ruhe. In einer sogenann-

ten Evangelisation in Schaffhausen fiel es uns dann wie Schuppen von den Augen: Im Gebet legten wir unser Leben in die Hände von Jesus und erfuhren, wie uns der Heilige Geist erfüllte und er all das, was wir erst mit dem Kopf gewusst hatten, im Herz lebendig – eben von Neuem geboren – werden liess. Noch ahnten wir nicht, dass Gott uns damit erst in das eigentliche Lebensabenteuer mit Jesus schickte. Aber wir staunten, wie Gott unser Suchen nach ihm belohnt hatte – ja, wie er im Grunde die ganze Zeit nach uns gesucht hatte.

• René Bregenzer ist Mitglied der Missions leitung von Campus für Christus Schweiz.

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B I B L I S C H «Vielleicht wird der HERR etwas tun ...» Der rechte biblische Abenteuergeist Die Bibel ist ein Buch voller - oft unfreiwilliger - Abenteuer, die Menschen mit Gott erleben. Selbstgeplante Abenteuer, wie etwa Jonathan sie wagte, haben Seltenheitswert. Umso mehr können wir von ihm lernen.

Peter Höhn Wir lesen von Jonathans Glaubenstat im Krieg gegen die Philister in 1. Samuel 14,1-15. Das Volk der Israeliten befindet sich in einer schwierigen Situation: «Es war kein Schmied im ganzen Land Israel zu finden» (1. Samuel 13,19). Die Philister besitzen das Monopol der Schmiedekunst und verhindern so, dass Israel zu funktionstüchtigen Waffen und Gerätschaften kommt. Gleichzeitig fangen die Philister an, mit ihren Truppen Israel zu umzingeln. Es wird bedrohlich eng. Jonathan, neben seinem Vater König Saul der Einzige, der noch Waffen hat, kommt plötzlich auf abenteuerliche Ideen. Er sagt zu seinem jungen Waffenträger: «Komm, lass uns zum Posten der Philister hinübergehen ...; vielleicht wird der HERR etwas für uns tun» (1. Samuel 14,1+6). Jonathan befindet sich in unterlegener Position. Die Philister, die er angreifen will, befinden sich in der Überzahl und haben einen felsigen Passübergang besetzt. Kein leichtes Unterfangen, einen Ausfall gegen sie zu wagen! 36

Von der Art und Weise, wie Jonathan seinen Weg geht – zwischen Sicherheitsdenken und Vermessenheit, zwischen eigenen Herzensimpulsen und Gottes Bestätigung, zwischen Warten und Handeln – können wir für den weisen Umgang mit unseren Glaubensabenteuern vieles lernen.

1. Richtiges Timing «Es geschah eines Tages» (14,1). Die richtige Zeit, das richtige Timing ist unerlässlich. «Kauft die rechte Zeit aus», sagt Paulus in Epheser 5,16 und meint damit: Spürt zu jeder Zeit, was zu tun das Richtige ist.

2. Richtige Gesprächspartner «Seinem Vater aber teilte er es nicht mit» (14,1b). Mit wem reden wir worüber? Achten wir darauf, wem wir unser Herz anvertrauen! Manchmal kann es unseren Glaubensmut dämpfen, wenn wir mit den falschen Menschen über das sprechen, was uns im Innersten bewegt.

3. Systemunabhängigkeit «Und Saul sass unter dem Granatapfelbaum ... und das Volk hatte nicht erkannt, dass Jonathan weggegangen war» (14,2-3).

Der Granatapfelbaum ist ein Symbol für die Liebe und Fruchtbarkeit, aber auch für die königliche Macht und den Priesterstand. Jonathan geht seinen eigenen Weg, den er im Herzen erkannt hat. Fernab vom Zentrum der königlichen und priesterlichen Macht tut er, was er tun muss. Wie stark lasse ich mich vom weltlichen oder vom religiösen System davon abhalten, dem zu folgen, was Gott mit mir vorhat?

4. Hoffen «Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun» (14,6). Jonathan hofft auf Gott, auch in einer Situation, in der alles aussichtslos und die Niederlage nur noch eine Frage der Zeit scheint. Habe ich noch die Erwartung, dass Gott auch in meinem Leben «vielleicht etwas für uns tun wird»?

5. Gott kennen «Für den Herrn ist es kein Hindernis, durch viele oder wenige zu helfen» (14,6). Jonathan kennt seinen Gott als einen Gott, der nicht auf Zahlen angewiesen ist. Wenn wir mit Gott auf Abenteuer aus sind, müssen wir vor allem ihn selbst kennen (vgl. Daniel 11,32b-33a)! cz 3|08


abenteuer | «vielleicht wird …»

6. Nicht allein gehen «Sein Waffenträger antwortete ihm ...» (14,7) Jonathan geht nicht allein. Auch Jesus schickte seine Leute immer zu zweit aus. Der Waffenträger ist ein Symbol für den Heiligen Geist. Gott wird uns durch seinen Geist antworten, wenn wir ihn darum bitten.

und Gott die Möglichkeit geben, unseren Kurs zu korrigieren.

9. Mit Gegenwind rechnen «Sieh an, Hebräer kommen aus den Löchern hervor» (14,11). Wir müssen immer mit Spott und Hohn rechnen, wenn wir uns aus unserer Komfortzone herauswagen (vgl. Nehemia 2,19).

Jonathans Glaubenstat entstand nicht aus grossartigen Überzeugungen, sondern aus Bedrohung, Schwachheit und einem zaghaften «Vielleicht». Vielleicht sollten wir in unserem Leben, im Alltag, in der Begegnung mit Menschen, im Weitergeben von Gottes Liebe mehr nach dem Motto handeln: «Vielleicht wird der HERR etwas für uns tun!»

7. Dem Herzen folgen «Tu, was in deinem Herzen ist! ... Siehe, ich bin mit dir in allem, was in deinem Herzen ist» (14,7). Der Heilige Geist stellt sich immer wieder in wundersamer Weise zu dem, was in unserem Herzen «lebt». Wenn wir von Herzen beten und auf Gottes Stimme hören, wird uns sein Geist in alle Wahrheit leiten, sodass wir mutig den Schritt tun dürfen, den wir erkannt haben.

10. Mutig handeln «Steig hinauf, mir nach!» (14,12). Es kommt der Zeitpunkt, wo wir mutig handeln müssen, ja, wo wir bereit sein müssen, als Erste vorauszugehen.

11. Ganzer Einsatz «Und Jonathan stieg auf Händen und Füssen hinauf» (14,13). Abenteuer Gottes brauchen unsere ganze Kraft. Seien wir bereit, Hände und Füsse zu brauchen!

8. Korrekturbereitschaft «Wenn sie aber so sprechen ..., dann wollen wir stehen bleiben, wo wir sind ...» (14,9) Wie Jonathan sollen wir offen und vorsichtig sein, nicht in Vermessenheit und Übereifer blindlings vorwärtsstürmen, sondern immer wieder innehalten cz 3|08

12. Gottes Bestätigung «Und so entstand ein Schrecken Gottes» (14,15). Schliesslich wird sich zeigen und bestätigen, ob Gott in unserem Abenteuer dabei war oder nicht.

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HISTORISCH

Mit Gott im Ring und auf der Kanzel George Foreman, zweimaliger Boxweltmeister und Pfarrer Arm aufgewachsen, verdiente George Foreman Millionen als Boxer. Zwei Mal im Abstand von zwanzig Jahren gewann er den Titel des Boxweltmeisters im Schwergewicht. Foreman predigt bis heute in Houston und setzt sein VermĂśgen fĂźr Strassenkinder ein.

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abenteuer | mit gott im ring und …

Manfred Kiener George Foremans Vater trank zu viel und war selten zu Hause. Nach der Scheidung reichte der spärliche Lohn von Foremans Mutter kaum, um sich und die sieben Kinder zu versorgen. Zu allem Elend erkrankte sie auch noch an Tuberkulose. Der junge George war auf sich allein gestellt, litt meistens Hunger und geriet in allerlei Probleme. Als brutaler Teenager brach er Schlägereien vom Zaun, verliess die Schule vorzeitig und hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Neue Hoffnung weckte ein Förderprogramm für sozial schwache Jugendliche. Dort forderte ihn ein Opfer seiner Fäuste heraus: «Hey George, wenn du so stark bist, warum wirst du dann nicht Boxer?» Er antwortete: «Okay, ich werde Boxer. Ich werde es euch zeigen.» George fand in «Doc» einen Mentor. Dieser lehrte ihn den Unterschied zwischen Strassenkampf und Boxen. George lernte im Förderprogramm Elektroinstallateur und gewann in der Freizeit als Boxer erste Pokale. Doc ermutigte ihn, das Boxen zum Beruf zu machen. George gewann Gold im Schwergewicht an den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko City. Er galt bald als unbesiegbarer Kämpfer, der seine Gegner in den ersten beiden Runden k. o. schlug. 1973 stieg er in Kingston in Jamaika gegen den Weltmeister Joe Frazier in den Ring. Foreman besiegte den «schwarzen Panzer» Frazier in zwei Runden und erhielt den Weltmeistergürtel. Als Favorit trat Foreman 1974 in Zaire (heute «Demokratische Republik Kongo») gegen Muhammad Ali an. Dieser hielt Foremans Schlägen stand, indem er sich in die Seile lehnte und die Schläge auffing. Alis Standfestigkeit überraschte Foreman. Schliesslich krachte der Weltmeister in der achten Runde auf die Bretter und verlor den Titel. Diese erste Niederlage als Profiboxer hielt George während zwei Jahren von weiteren Profikämpfen ab. cz 3|08

Innere Leere trotz Erfolg

Gott kam in die Kabine

1976 kehrte Foreman in den Profizirkus zurück und pochte auf eine Revanche. Doch Ali lehnte einen Rückkampf ab. So plante Foreman, zuerst alle Ex-Gegner von Ali zu besiegen, um ihn zu einem Kampf zu zwingen. Einer dieser Gegner war Jimmy Young, mit dem 1977 ein Kampf in Puerto Rico angesetzt wurde. Wenige Tage vor dem Treffen blickte Foreman aus dem Hotelzimmer aufs Meer hinaus. Er hatte mit 28 Jahren den Weg vom armen Jungen zum reichen Athleten zurückgelegt. In seinem Buch «Mit Gott im Ring» schreibt Foreman: «Und doch fühlte ich mich trotz meines Erfolges leer. Geld füllte die Leere nicht. Mehr als einmal spielte ich mit der Idee, mit meinem Auto einfach eine Klippe hinunterzustürzen. Ich brauchte unbedingt Hilfe.» Irgendwie glaubte er an Gott und betete: «Gott, wenn du wirklich existierst, kannst du vielleicht mehr aus mir machen als einen Boxer.»

Dieses Gebet sollte erhört werden. Im Kampf gegen Young gelang Foreman kein schneller K. o. Er ging vielmehr selber in der zwölften Runde zu Boden. Zurück in der Kabine, erdrückte die Hitze Foreman beinahe. Er überlegte, ob er gleich zurücktreten, sich auf seine Ranch zurückziehen und sein Vermögen spenden sollte. Da hörte er eine Stimme: «Ich will nicht dein Geld, ich will dich!» Foreman wollte nicht jung sterben und geriet in Panik. Wenig später fiel der 192 Zentimeter grosse Schwergewichtler um wie eine Eiche. Es war ihm, als falle er in ein dunkles Nichts. Foreman meinte, sterben zu müssen. Da schrie er: «Es ist mir egal, ob das der Tod ist. Ich glaube immer noch, dass es einen Gott gibt!» Daraufhin war es ihm, als ergreife ihn eine riesige Hand und hole ihn aus dem dunklen Nichts heraus. Zurück in seinem Körper, rief der Boxer: «Jesus Christus wird in mir lebendig.» Zuvor hatten ihn Hass und Wut regiert. Jetzt floss Gottes Liebe: «Ich erhielt eine zweite Chance im Leben!» Er vergab seinem Manager und falschen Freunden, die viel von seinem Geld veruntreut hatten, und entschied sich, Beziehungen zu bereinigen. Er trat vom Boxsport zurück und begann, Feinde und Opfer zu treffen und sich mit ihnen zu versöhnen. Bald

• Ganz links: 1967 kurz vor den Olympischen Spielen, erstes Posieren als Boxer. Foremann: «Ich war so stolz auf dieses erste Werbefoto.» • Links: 2003 Georg Foremann mit vier Enkeltöchtern, zwei Töchtern und Schwiegertochter.

• Georg Foremann im Youth Center Sommercamp 1995 – das erste Sommercamp mit Kids.

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abenteuer | mit gott im ring und …

luden ihn Kirchen im In- und Ausland ein, damit er seine Geschichte erzähle. Im ehemaligen Zaire sprach er in derselben Arena vor sechzigtausend Menschen, in der er gegen Muhammad Ali verloren hatte.

Comeback des Champions In Houston eröffnete er das George-Foreman-Jugendzentrum, um Jugendliche von der Strasse zu holen. Mit dem Rest seines Geldes, das ihm nach dem Betrug seiner Manager geblieben war, gründete er eine Stiftung zugunsten des Zentrums. Doch dieser Aufwand trieb Foreman in den Ruin. Der einst arme Junge, der Millionen Dollar verdient hatte, blickte der Armut erneut ins Auge. Da sprach Gott zu seiner Frau Mary, George werde erneut Boxweltmeister werden. Von ihr ermutigt, kündigte George sein Comeback an und begann zu trainieren. Doch sein Pfarramt gab er nicht auf. Samstagnacht, nach seinen Kämpfen, schlug der Champion Einladungen zum Essen und zu Partys aus und flog nach Houston zurück, um am Morgen in seiner Kirche zu predigen. Eine Sonnenbrille verdeckte dabei die geschwollenen Augen. 1991 trat Foreman mit vierzig Jahren gegen den dreizehn Jahre jüngeren Holyfield an. Reporter spotteten, der Boxer solle sich ins Altersheim zurückziehen. Foreman verlor zwar den Kampf, zeigte aber: «Vierzig zu werden ist kein Todesurteil!»

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Nochmals ganz oben mit 45

BUCHHINWEIS

1994 erhielt Foreman im Alter von 45 Jahren einen Spitzenkampf gegen den amtierenden Schwergewichtsweltmeister Michael Moorer angeboten. Foreman gewann und brach damit zwei Rekorde: Er wurde mit 45 Jahren der älteste Schwergewichtsweltmeister aller Zeiten. Zudem hatte kein Boxer vor ihm den Titel nach zwanzig Jahren nochmals gewonnen. Mit den Preisgeldern bezahlten die Foremans die Hypothek des Jugendzentrums und äufneten einen Fonds, um die Zukunft des Zentrums zu sichern. 1997 zog sich George Foreman mit einer Bilanz von 76 Siegen und 5 Niederlagen vom Boxen zurück.

Mit dem Vater versöhnt Jahre nach Georges Hinwendung zu Gott predigte er eines Tages auf einer Strasse in der Gegend, wo sein alkoholkranker Vater lebte. Dieser hörte überrascht zu, begann die Kirche zu besuchen, die George leitete, und übergab sein Leben Jesus Christus. Gott befreite ihn von seiner Sucht. Die letzten zwanzig Jahre seines Lebens trank Georges Vater keinen Alkohol mehr. Er versöhnte sich mit seiner Ex-Frau und begleitete George bei evangelistischen Einsätzen.

Auf 256 Seiten samt einigen Bilderseiten erfährt der Leser die packende Geschichte der äusseren und inneren Kämpfe des zweifachen Boxweltmeisters. Nach jedem Kapitel ermutigen die Autoren die Lesenden mit einem «Tipp von George». Foreman, George, Abraham, Ken:

Mit Gott im Ring. Rückblick eines Box-Weltmeisters. Asslar: Gerth Medien GmbH 2008 ISBN 978-3-86591-296-1, CHF 27.30.

• Georg Foremann am Vatertag 1997 mit seinen Söhnen: Georg Jr, Monk, Big Wheel und Red.


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AFilmtipp NDY SCHINDLER-WALCH Der Teufelskerl – wenn sich Realität und Fantasie vermischen Eine Telefonzelle, darin eingeschlossen ein Mann, fällt ins Meer. Taucher eilen herbei, lassen einen Hai frei, der den Mann angreift. Was für eine schräge Geschichte! Sie stammt aus der Fantasie des drittklassigen Schriftstellers François Merlin (Jean-Paul Belmondo), der in einer trostlosen Pariser Mietwohnung Trivialromane voller wilder Abenteuer schreibt, um damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Mittelpunkt seiner Geschichten steht der strahlende Held Bob SaintClair, der durch die Welt reist, alle Bösewichte erfolgreich bekämpft und jeweils eine schöne Frau (Jacqueline Bisset)

M A Buchtipp

N U E L A

Gedanken über Kirche und Wildgänse Zum Thema Abenteuer gibt es für mich momentan nur ein Buch. Was heisst da momentan? Wenn ich genau überlege, schon seit gut einem Jahr: «Der Schrei der Wildgänse», geschrieben von Wayne Jacobsen und Dave Coleman. «Wieder so ein Frauenbuch», höre ich da die einen Männer schon sagen ... Doch keine Angst, es ist nicht nur ein Frauenbuch und auch kein Sachbuch über das Leben der Wildgänse, sondern es geht um die Beziehung zu Jesus Christus. Eines der grössten Abenteuer überhaupt! Im Roman geht es um den Co-Pastor einer

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erobert, die immer aussieht wie Christine, die Nachbarin von Merlin. Diese will aber nichts vom Schriftsteller wissen. So bleibt Saint-Clair das Wunschbild von Merlin: ein Mann, der viele Abenteuer erlebt und die Frau seiner Träume für sich gewinnt. Das ist genau das Gegenteil von Merlins Leben, das trist aussieht: Er ist erkältet, die Putzfrau stört ihn bei seiner Arbeit, Handwerker nerven ihn, und dann klemmt auch noch der Buchstabe R auf seiner Schreibmaschine. Alles läuft schief, bis sich Merlin ein Herz fasst und versucht, wie Saint-Clair die Abenteuer seines Alltags zu bewältigen. Dadurch verändert sich einiges in seinem Leben.

Der Teufelskerl (Originaltitel: Le magnifique), F/I 1973, 95 Minuten, im Handel noch als Video erhältlich.

• Andy Schindler-Walch, Filmspezialist und Redaktor bei www.fernsehen.ch.

R I C H A R D

Freikirche, sein Name ist Jake. Er ist mit seinem Christsein und dem Gemeindeleben eigentlich ziemlich zufrieden, bis er John trifft, einen nicht einzuordnenden Fremden. Dieser Fremde redet von Jesus, als habe er ihn persönlich gekannt, und das erschüttert Jakes bisherige Überzeugungen bis ins Mark. Das Abenteuer geht los, und es wird Sie voll mit hineinziehen. Sind Sie bereit, sich herausfordern zu lassen? Vielleicht auch in Ihrem Verständnis von Kirche? In Ihren Ansichten über die Beziehung zu Jesus? Wenn ja, dann sollten Sie sich schleunigst ein Exemplar besorgen! – Bei mir war es jedenfalls so: In den gut neun

Jahren, die ich in einer Evangelischen Buchhandlung gearbeitet und dabei wirklich sehr viel gelesen habe, hat es kein einziges Buch gegeben, das in mir soviel ausgelöst hat.

• Manuela Richard liebt das Abenteuer, mit ihrem Mann unterwegs zu sein.

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K U L T U R «nu company» Eine unorthodoxe Gospelformation Andreas Hausammann, Gründungs- und Leitungsmitglied von «nu company», tritt nach acht Jahren zurück. Ein Rückblick.

Peter Höhn Christliches Zeugnis: Was ist bei «nu company» anders als bei anderen Formationen? Andreas Hausammann: Zum einen ist es unser Stil « Rhythm ‘n‘ Gospel»: eine Mischung aus Rhythm ‘n‘ Blues und Gospel. Zum anderen ist es unsere Gemeinschaft: Wir haben uns gegenseitig verpflichtet, einander in grosser Ehrlichkeit und Verbindlichkeit auf Christus hinzuweisen. Das hat eine sehr tragfähige Gemeinschaft wachsen lassen, die unserer Musik eine grosse Tiefe verleiht und von unserem Publikum wahrgenommen wird. Was war für dich das Highlight mit «nu company»? Es waren immer die Momente, in denen in unserer Gemeinschaft etwas vom

Reich Gottes spürbar wurde – sei es auf der Bühne, wenn die Musik im Einklang mit Chorleiter Thomas Dillenhöfer gelang und der Inhalt «wahr» war, sei es in der Gruppe, wenn wir einander durch leichte und schwere Momente hindurch wirklich tragen konnten, sei es in den wöchentlichen Skype-Konferenzen frühmorgens mit den beiden weiteren Mitgliedern des Leitungsteams Gunda Rose und Albrecht Huber, die mir immer mehr zu teuren Geschwistern wurden. Das schönste Echo, das ihr bekommen habt? Für mich die atemlose Stille zwischen der Uraufführung unserer Vertonung von Jesaja 53 «You Bore Our Griefs» und dem Titelsong des aktuellen Albums«Thy Kingdom Come». Das war wie die Stille der drei Tage zwischen Golgatha und

Jesu Auferstehung. Generell berührt es uns immer sehr, wenn aus dem Publikum die Rückmeldung kommt, dass Leute von der Gegenwart Gottes berührt worden seien. Weshalb hörst du auf? Was machst du jetzt? Wer wird deinen Platz ausfüllen? Ich habe in den letzten anderthalb Jahren meine Prioritäten angeschaut und neu geordnet. Dabei gewann ich den Eindruck, dass Gott möchte, dass ich «nu company» loslasse, damit neuer Platz in meiner Agenda und in meinem Herzen entstehen kann: für meine kleine Familie und für mich selbst. Was «nu company» betrifft, darf ich so viel verraten, dass eine Weiterführung des Projekts unter veränderter Führung geplant ist – mit neuer musikalischer Ausrichtung und einem neuen Pianisten! Man darf gespannt sein!

• Andreas Hausammann arbeitet seit Herbst 2003 als Beauftragter für populäre Musik der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen – eine spannende Pionieraufgabe zur Förderung der musikalischen Vielfalt in den St. Galler Kirchen.

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kultur | «nu company»

«NU COMPANY» «nu company» «nu company» entstand im Jahr 2000 als Nachfolgeprojekt von «The Gospel Company», einer Formation unter dem Dach des süddeutschen Vereins für Musik-Evangelisation VME. «nu company» besteht aus 24 Sängerinnen und Sängern (rund ein Drittel aus der Schweiz, rund zwei Drittel aus Deutschland), fünf Schweizer Musikern in der Band, drei bis vier Technikern (Licht und Ton, Roadies, Catering) und gibt zurzeit fünfzehn bis zwanzig Konzerte pro Jahr. Markenzeichen ist der dynamische Chorgesang, basierend auf Gospel und Rhythm ‘n‘ Blues, gepaart mit programmierten Beats und Liveband. Auftritte: Von 2001 in der TV-Sendung «Geld oder Liebe» über 2005 in Köln beim Weltjugendtag mit über 10 000 Leuten bis zum intimen Rahmen wie etwa 2006 bei einem Konzert im Elsass mit 25 Personen. Produktionen: Demo-CD 2001, CD «From the Beginning» 2004, CD «Thy Kingdom Come» 2007. Seit 2001 ist «nu company» assoziierter Zweig von Crescendo unter dem Dach von Campus für Christus Schweiz. Weitere Informationen:

www.nucompany.de; www.andreas-hausammann.ch • «nu company» in Aktion. • Wenn Dirigent Tom Dillenhöfer alles in Einklang bringt.

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R E P O R TA G E

G E W I N N E N

GAiN – damit die Ärmsten die Gewinner sind Klaus Dewald wollte eigentlich kein Hilfswerk gründen – aber Gott wollte

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reportage | gain – damit die …

Beispiel Armenien: Ein kleines Land auf einer Hochebene, vergessen von der ganzen Welt. Bettelarm. Kein Erdöl oder andere Bodenschätze, die es interessant machen würden. Doch Klaus Dewald ist begeistert, wie Gott ihn auch diesmal wieder führte.

Johanna Vollenweider

Armenien: • Bild oben: So sieht die Kellerwohnung der armenischen Familie 2006 aus.

«Durch einen ‹Fehler› bin ich nach Armenien gekommen», erzählt Klaus Dewald, Leiter des Global Aid Network (GAiN) in Deutschland. Im Jahr 2000 sind Klaus Dewald und sein Team mit einem Hilfstransport unterwegs nach Grosny, der Hauptstadt von Tschetschenien. Doch wegen der Kriegswirren kommen sie statt in Tschetschenien in Armenien an. Dort treffen sie auf Menschen, die immer noch in denselben temporären Unterkünften wie Eisenbahnwaggongs und Containern wohnen, die nach dem verheerenden Erdbeben 1988 eingerichtet wurden. 25 000 Menschen haben damals ihr Leben verloren. Bewegt von der Geschichte des Landes – Armenien ist seit dem Jahr 301 ein christlicher Staat und damit der erste christliche Staat überhaupt –, erschüttert von den Kriegen, dem Genozid durch die Türken und der offensichtlichen Armut der Menschen, verspürt Klaus Dewald den Wunsch, diesem Land zu helfen. Doch noch weiss er nicht wie.

Auf einer Tagung von Campus für Christus für die Länder des 10/40-Fensters1 berichtet er von Armenien und der Not, die er dort gesehen hat. Darauf erklärt ihm Henri Aoun, der Campus-Verantwortliche für diesen Teil der Welt, dass Campus für Christus in Armenien unter dem Namen New Life Armenia (NLA) bereits als Hilfswerk registriert sei. Nur die Ressourcen fehlten noch, erfährt Klaus Dewald weiter, und falls NLA kein Geld für humanitäre Arbeit erhalte, werde der Staat die Registrierung wieder rückgängig machen. Für Dewald ist der Fall klar: «Dem Land wird geholfen!»

Hilfe mit allen Mitteln Im Frühling 2006 sind Klaus und Claudia Dewald wieder zu Besuch in Armenien und verbringen ihren letzten Reisetag mit Sightseeing. Es ist der 24. April, der Tag, an dem die Armenier der Opfer des Genozids von 1915 gedenken. Rund zwei Millionen Armenier sind an diesem verregneten, kalten Tag unterwegs; Klaus und Claudia Dewald schliessen sich

• Bild oben: «Sie sind ein Engel und kommen direkt vom Himmel», sagt die Mutter der Familie unter Tränen zu Klaus Dewald. • Bild links: Die einzige Einnahmequelle der Familie sind Blumen, die die Kinder auf der Strasse verkaufen. cz 3|08

1 Länder, die zwischen dem zehnten und vierzigsten Breitengrad liegen und wegen ihres muslimischen, hinduistischen oder buddhistischen Hintergrundes eine besondere Herausforderung für die christliche Mission darstellen. 45


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REPORT

• Klaus Dewald: Das englische Wort GAiN bedeutet «gewinnen» und drückt den Wunsch aus, dass Menschen aus der ganzen Welt für Jesus gewonnen werden sollen.

ihnen an, um das Denkmal in der Hauptstadt Jerewan zu besuchen. Unterwegs möchten sie noch Blumen kaufen. Plötzlich sieht Klaus Dewald Kinder im Regen stehen, die Blumen verkaufen. Er bittet den Nationalleiter von NLA, der den Wagen fährt, anzuhalten. Für umgerechnet einen Euro kauft er dem Mädchen Blumen ab, die beiden Kinder nehmen das Geld und laufen davon. «Du hast viel zu viel bezahlt», klärt der Nationalleiter von NLA Klaus auf. Doch der hat nur eines gesehen: Das kleinste der Kinder trug trotz Regen und Kälte keine Schuhe, und die Kleider waren verdreckt und kaputt. Im nächsten Moment kehren die Kinder zurück und werfen den erstaunten Ausländern haufenweise Blumen ins Auto. Klaus kramt in seiner Geldbörse nach mehr Kleingeld und gibt es ihnen. Wieder laufen die Kinder weg. «Komm, hinterher! Ich will wissen, wo die wohnen», ruft Klaus und rennt los, die anderen weit hinter sich lassend. Die Kinder verschwinden durch eine Türe. Dahinter befindet sich ein Keller ohne Strom. Er ist dunkel und feucht, von der Decke tropft Wasser. Eine neunköp46

fige Familie lebt in diesem Raum. Der Vater ist blind, die Mutter kümmert sich um die kleineren der sieben Kinder. Die einzigen Möbel sind drei klapprige Betten, ein Schrank und ein kleiner Elektroofen, der auch als Kochstelle dient. Spontan verschenkt Klaus Dewald seine Winterjacke an die älteste Tochter, die in ihrem dünnen Pullover erbärmlich friert. Inzwischen ist auch der Rest der Gruppe dazu gestossen. «Fast schlimmer als die Armut ist ihr Status in der Gesellschaft», erzählt Claudia Dewald: «Die Nachbarn verachten sie, weil sie arm sind.» Alles, was sie an Lebensmitteln bei sich haben und die 300 Euro, die noch im Geldbeutel sind, geben sie der Familie. Das hilft fürs Erste. Später stellt NLA ein Team zusammen, das für die Familie ein Haus baut. 2007 beginnt ein Mitarbeiter von GAiN für NLA zu arbeiten. Er koordiniert die humanitären Hilfsaktionen für kinderreiche Familien und soziale Institutionen wie Schulen und Krankenhäuser.

«Herr, was ist das Richtige?» «Wir können die Länder nicht im grossen Stil verändern», sagt Klaus Dewald

über seine Motivation, «aber wir können einzelnen Menschen und Familien Hoffnung bringen. Wenn das gelingt, dann war‘s das wert.» Schon oft hat GAiN über seine Verhältnisse hinaus geholfen, das Geld ist später immer nachgekommen. Die grösste Herausforderung für Klaus Dewald sind nicht die finanziellen Mittel, die eine Hilfsaktion ermöglichen. Viel schwieriger ist für ihn die Frage: «Herr, was ist das Richtige? Was sollen wir tun?» Im Bewusstsein, dass er durch GAiN nur teilweise helfen kann, möchte er das tun, was Gott ihm zeigt. Seit der ersten Hilfsaktion vor bald zwanzig Jahren haben Dewalds auf diese Weise immer wieder auf eindrückliche Weise Gottes Führung und seinen Segen erlebt.

Aktion Hungerwinter Angefangen hat alles 1990. Claudia Dewald hat gerade ihr Praktikum bei Campus für Christus Deutschland angefangen, als die Studentengruppe von Campus beschliesst, dem Aufruf Gorbatschows Folge zu leisten und hungernden Menschen in der Sowjetunion zu helfen. Die Chance, in cz 3|08


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• Claudia Dewald: «Ich würde nicht sagen, dass wir Abenteurer sind, sondern wir versuchen, Menschen in Not zu helfen.»

die sich auflösende Sowjetunion zu kommen, wollen sich Klaus und Claudia Dewald nicht entgehen lassen. Kurzerhand leiht sich Klaus zwei Vierzigtönner bei der Spedition, bei der er arbeitet. Damit bringen die Studenten Lebensmittel, Medikamente und Kleidung nach Riga und St. Petersburg. «Es war für mich ein Abenteuer, und als solches bin ich es auch angegangen», berichtet Klaus Dewald. Vor Ort trifft er auf Menschen in Not, die nicht wissen, was sie am nächsten Tag essen sollen. Auch begegnet er älteren Frauen im damaligen Leningrad, die alle ihre Kinder im Zweiten Weltkrieg verloren haben. «Wir haben den Deutschen aber vergeben», bezeugen sie. Klaus Dewald ist von dem, was er gesehen und gehört hat, tief berührt und fährt drei weitere Hilfstransporte nach Russland. Danach plant er, eine kaufmännische Ausbildung anzufangen, als Ergänzung zu seinem erlernten Beruf als Lkw-Mechaniker.

«Zu Beginn war ich schwerhörig» «Klaus, diese Schule ist nicht das Richtige für dich», mahnt ihn ein Freund: «Du cz 3|08

solltest humanitäre Hilfe leisten.» Doch Klaus Dewald lacht ihn aus. Er sieht die Schule als ein Dankeschön Gottes für seinen einjährigen humanitären Einsatz an. Der Direktor der Schule hat eigens für ihn eine Extrastelle geschaffen, das sollte seiner Meinung nach als Beweis genügen. Doch sein Freund widerspricht ihm. Er ist davon überzeugt, dass die Schule nur der zweitbeste Weg für Klaus Dewald ist, und erklärt ihm: «Es gibt den besten Weg, den Gott für einen Menschen hat. Den zweitbesten Weg wird Gott auch segnen, aber wenn du diesen gehst, dann hat der Teufel einen ganz kleinen Sieg errungen, weil du nicht den besten Weg gegangen bist.» Nach weiteren Gesprächen mit einem CampusMitarbeiter und dem Direktor der Schule ist Klaus Dewald schliesslich bereit, sein Engagement in der humanitären Hilfe zu verlängern. Zwei Jahre später beschliesst der Vorstand von Campus für Christus, die humanitäre Arbeit mangels finanzieller Unterstützung einzustellen. Klaus Dewald, der bereits wieder ein Auge auf die Wirtschaft geworfen hat, spürt, dass

es falsch wäre, die humanitäre Arbeit bei Campus zu beenden. Auf eigene Faust gründet er ein Speditionsunternehmen, das Geld abwerfen soll, um die humanitäre Hilfe zu retten. Das gelingt ihm. Doch dann folgt im Jahr 1995 einer der tiefsten Einschnitte im Leben von Klaus und Claudia Dewald. Bei einem schweren Unfall mit dem Lkw sterben zwei ihrer Freunde. «Jetzt habe ich keine Lust mehr!», sagt Klaus zu Gott und wirft ihm vor: «Du bist es nicht wert, dass man für dich arbeitet und alles einsetzt, wenn du nicht mal die Leute beschützen kannst, die für dich arbeiten.» Doch Gott spricht durch Freunde zu Klaus und geht auf die drei schier unmöglichen Bedingungen, die Klaus Gott gestellt hat, ein: In nur einer Woche erhalten die Frauen der beiden verunglückten Fahrer ihre Witwenrente; die Schulden, die durch die Gründung der Speditionsfirma entstanden sind, können beglichen werden, und ein komplett neuer Lastwagen, besser als derjenige, der beim Unfall kaputtgegangen ist, steht bereit. Durch diesen himmlischen Händedruck und die Ermutigung seiner Freunde wächst in Klaus Dewald eine neue Vision für humanitäre Hilfe, und er trifft eine Lebensentscheidung. «Ich habe es jetzt verstanden», betet er zu Gott. «Ich vertraue dir mein Leben an, und du musst mich von nun an bremsen.» 47


REPORT

• Burma: «Wir wussten natürlich, dass da ein Sturm kommen würde, aber nicht, was er anrichten wird», erzählt Klaus Dewald.

Auf diese Entscheidung hin schenkt Gott ihm Visionen und Pläne, die so gigantisch sind, dass er während fünf Jahren noch nicht einmal darüber sprechen kann. «Das, was es heute bei GAiN Deutschland und GAiN weltweit gibt, ist nur der Anfang. Gott hat mir noch viel, viel mehr gezeigt, was noch sein wird», bezeugt Klaus Dewald. Im weiteren Gespräch mit Klaus erfahre ich, dass er selbst als Adoptivkind aufwuchs. «Ich war ein sehr schwieriges Kind», meint er. «Meine Eltern sind jedoch immer zu mir gestanden, haben für mich gebetet – Gott schien einfach von Anfang an seine Pläne zu haben.»

«Durch ihr Engagement verlassen Menschen ihre Komfortzone und erweitern ihren Horizont», erklärt Klaus Dewald. Damit möglichst viele Menschen an den Hilfsaktionen teilnehmen können, hat GAiN in ganz Deutschland über die letzten Jahre 160 Sammelstellen für Hilfsgüter eingerichtet. Privatpersonen, Schulen, Kirchgemeinden und Firmen machen mit. Über die Schulranzenaktion zum Beispiel kann GAiN nicht nur Kindern in armen Ländern helfen, auch der Horizont der deutschen Kinder wird dadurch erweitert, und sie beginnen darüber nachzudenken, dass es Menschen gibt, die ärmer sind als sie.

GAiN heute

Wie Gott führt

Momentan ist GAiN Deutschland in über dreissig Ländern tätig und verfolgt drei Ziele: 1. Armen Menschen in Not helfen 2. Ein Logistiknetzwerk für humanitäre Hilfe weltweit aufbauen 3. Menschen involvieren und mitmachen lassen

Dank der globalen Vernetzung von Campus für Christus in 192 Ländern, ist es GAiN möglich, im Notfall rasch vor Ort zu sein. Und manchmal führt Gott seine GAiN-Mitarbeiter ohne ihr Wissen genau an den Ort, wo Hilfe aufs Dringendste benötigt wird.

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Das aktuellste Beispiel dafür ist Burma: Norm Schulz von GAiN Kanada befindet sich gerade an einer Konferenz in Thailand, dem Nachbarland von Burma, als ihn der Nationalleiter von Australien anruft. Dieser ist eigentlich Burmese und gerade dabei, ein Sommerprojekt für Burma vorzubereiten. «Wie ist das Wetter bei euch?», fragt er den Kanadier und erklärt ihm: «Ich habe gerade vier Lkws mit Hilfsgütern und weiss nicht, ob ich sie weiterfahren lassen soll, weil doch ein Sturm kommt.» Norm Schulz schaut in Bangkok zum Fenster raus und sagt: «Lass fahren, ich seh die Sonne!» So fahren die Mitarbeiter von GAiN Australien nach Burma, ohne dass sie wissen, welche Zerstörung der Sturm anrichten wird. «Das waren die ersten vier Lkws mit Hilfsgütern, die direkt nach dem Sturm vor Ort waren. Das konnten wir gar nicht wissen», erklärt Klaus Dewald.

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C F C - N A Grenzen erweitern

Das Ultimate Trainingscamp von Athletes in Action

Johanna Vollenweider

Mit einem schweren Balken auf ihren Schultern rennt Béatrice von Orelli am Pfingstmontag 2008 einen Hügel hinauf. Für sie gibt es während dieses Laufs nur einen Zuschauer: Gott. Während der vergangenen drei Tage hat Béatrice von Orelli im Ultimate Trainingscamp (UTC) von Athletes in Action (AiA) erneut realisiert, dass Gott der Einzige ist, auf den es wirklich ankommt. Er ist ihr Publikum und Coach. Lieber wäre sie während des anstrengenden Kreuzlaufes auf einem einsamen Waldweg spaziert anstatt zu rennen, doch dann erinnert sie

das Team von AiA während des Camps auf und versucht, den Teilnehmern Richtlinien für ihr alltägliches Sportlerleben zu geben. «Wir vermitteln den UTC-Teilnehmern anhand der Bibel fünf Prinzipien. Diese sollen ihnen helfen so Sport zu treiben, dass sie Gott direkt in den Sport miteinbeziehen und sich von ihm verändern lassen können», erzählt Regula C. Maag, die Campkoordinatorin von AiA.

sich, dass auch Jesus seinen Lauf vollendet, gelitten und alle Last am Kreuz getragen hat. Im Anschluss erzählt Béatrice: «Meine Gemütlichkeit kommt mir manchmal in den Weg. Doch wenn ich faul werde oder mir ein Fehler unterlaufen ist, kann ich Gott um seine Kraft bitten und bei ihm auftanken, sei es im Sport oder im Alltag.»

David Keller, ein weiterer Campteilnehmer, ist sich während des Wochenendes bewusst geworden, wie er auf andere reagiert und wie andere auf ihn reagieren. Im Nachhinein meint er: «Die fünf Prinzipien sollte ich noch genauer anschauen und verinnerlichen, damit ich lerne, automatisch richtig zu reagieren. In einigen Situationen hatte ich sie nicht mehr oder zu wenig präsent.» Angespornt durch seine Defizite, die er entdeckt hat, möchte er dranbleiben, bis die fünf Prinzipien automatisch zum Zug kommen.

Wenn ein Sportler seine Beziehung zu Jesus Christus ernst nehmen will, begegnen ihm einige schwierige Fragen: Welches ist meine Motivation im Wettkampf? Soll ich vor dem Spiel beten? Wie soll ich mit Trainern, Teamkollegen und Gegnern umgehen? Wie kämpfe ich einen Gott wohlgefälligen Wettkampf? Diese Fragen nimmt

www.athletes.ch

Die fünf Prinzipien 1 Audience of One! Du und dein Sport gehören Gott. Béatrice von Orelli wäre lieber spaziert, doch sie hat sich entschieden, für Gott zu laufen.

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2 Inside Game: Gottes Liebe ist die höchste Motivation.

3 Holy Sweat: Es gibt Hilfsmittel, um einen christusähnlichen Charakter einzuüben.

4 Hurtin‘ for Certain: Gott lässt Schmerz und Versuchung zu, um deinen Charakter zu festigen. David Keller: «Meine Defizite spornen mich an!»

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5 Victory Beyond Competition: Gottes Spielfeld geht über deinen Wettkampf hinaus.

Das nächste Ultimate Trainingscamp von AiA findet vom 16. bis 19. Oktober 2008 in Uzwil SG statt: www.athletes.ch

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A T I O N A L cfc schweiz

Was hat Gott mit meinem Leben vor? «Life Training» für Wachstum im geistlichen Leben

Johanna Vollenweider

Tim-Team startet im Oktober 2008 den Abendkurs «Life Training». Als neu konzipierte und kürzere Form der bewährten «Schule für Gemeindemitarbeiter» (SGM) geht es vermehrt um die Fragen: «Welche Bedeutung hat mein Leben?» und «Was ist meine Berufung?»

und ehemalige Teilnehmerin der SGM. Die bislang über fünfhundert Teilnehmenden der SGM berichten begeistert von spannenden Abenden mit fundierten Referaten und guter Gemeinschaft. Sven Richter, der in einem Kinderheim mit lernbehinderten Jugendlichen arbeitet: «Obwohl ich mich jeweils nach neun Stunden Arbeit noch auf die Schulbank setzte, musste ich nie mit dem Schlaf kämpfen. Die Referenten waren interessante Persönlichkeiten, die methodisch und inhaltlich spannend und herausfordernd unterrichteten.»

Training ganz praktisch

• Edi Wäfler, Leiter von «Life Training»

«Das neue ‹Life Training›, das wir ab nächsten Oktober in Bern, Landquart, St. Gallen, Weinfelden und Zürich anbieten, dauert im Gegensatz zur zweijährigen SGM nur sechs Monate», erklärt Edi Wäfler aus Chur, Leiter des Tim-Team. In unserer schnelllebigen Zeit kommt die zeitlich kompakte Form des Kurses jenen Menschen entgegen, die beruflich oder gemeindlich stark engagiert sind. Gleich wie bei der SGM bleibt, dass ganz verschiedene Referenten mit vielfältigen kirchlichen Hintergründen Themen behandeln, denen man im Gemeindealltag selten begegnet und die den eigenen Glaubenshorizont befreien und erweitern. «Mein Glaubensleben wurde herausgefordert und hinterfragt; mein Gottesbild hat sich erweitert», sagt Maya Müller-Kummler, Mutter und Pflegefachfrau von Beruf

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Auch Christoph Spörris Glaubensleben hat sich durch die SGM verändert. «Für mich war diese Zeit eine starke Ermutigung, mein Vertrauen ganz auf Jesus zu setzen. Ich habe akzeptieren dürfen, dass das, was in der Bibel steht, für mich und mein Leben gilt», berichtet er rückblickend und fügt an, dass sein Leben während der zwei SGM-Jahre nicht immer glatt verlaufen sei. Er sei Gott dankbar für die Glaubensgeschwister aus der Klasse, die mit ihm Freud und Leid geteilt hätten.

• Teilnehmer des «Life Training» (von oben links nach unten rechts): Christoph Spörri, Sven Richter, Sandra Senn, Maya Müller-Kummler

«Life Training» Oktober 2008 bis Anfang April 2009 Schwerpunkte: - Gebetsseminar «So sollt ihr beten» - Überblick Altes und Neues Testament - Geistliches Leben und Wachstum - Umgang mit Krisen und Konflikten - Ansteckend Christ sein - Ethik im Wandel der Zeit - Öffentliches Auftreten - Jüngerschaft

Persönliches geistliches Wachstum ist neben den Themenschwerpunkten (siehe Kasten) auch beim «Life Training» erklärtes Ziel. Zur praktischen Umsetzung des Gelernten treffen sich die Kursteilnehmer mindestens einmal pro Monat mit einem Mentor. Sie werden ausserdem herausgefordert, selber Kurzreferate zu halten oder einen Abend zu leiten. Die ehemalige Teilnehmerin Sandra Senn ist davon überzeugt, dass «Gott diesen Kurs braucht, um persönlich zu jedem Teilnehmenden zu reden». Gott hat auch ihr Herz gewonnen – und für ihn neu entfacht.

Die Kosten inklusive Kursmaterial betragen 990 Franken.

Anmeldung bis 30. September 2008 an: Tim-Team Life Training Oberalpstrasse 29 • 7000 Chur Telefon: 081 284 84 71

info@tim-team.ch www.tim-team.ch

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C F C – I N T E R Agape Zypern Was Campus für Christus in Europa bewegt Auf dieser Seite berichten wir regelmässig über die Arbeit von Campus für Christus in anderen Ländern Europas – heute aus Zypern. Peter Höhn «Meine Freundin ist Kindergärtnerin, nun habe ich Ihr Inserat gesehen und möchte gerne vier Kinderversionen des Jesus-Films bestellen.» – «Ich bin Astrologin, aber möchte gerne mehr über Jesus wissen. Können wir uns treffen?» – «Ich habe Beziehungen zur orthodoxen Kirche und möchte zehn Jesus-DVDs bestellen, um sie in den Jugendcamps zu zeigen.» Solche Anrufe kann Telis Tsinoglou jeden Monat entgegennehmen und weiss manchmal gar nicht mehr, wo wehren. «Eigentlich wollte ich nicht mit dem JesusFilm arbeiten, als wir unsere Arbeit von Agape in Zypern begannen», erzählt der fünfzigjährige fünffache Familienvater, als ich ihn kürzlich an einer Konferenz traf und mehr über seine Arbeit wissen wollte. «Aber», so Telis, «die unglaublichen Echos auf unsere Inserate in den Wochenzeitungen haben mich eines Besseren belehrt.» Die Inserate werden vor allem zu

Ostern und Weihnachten geschaltet. Dann sind es speziell Lehrerinnen und Lehrer, die anrufen, weil sie den bestellten Film gerne ihren Klassen zeigen möchten. Was hat den ehemaligen Pastoren einer freien griechisch-evangelischen Gemeinde bewogen, bei Agape einzusteigen? «In meinem Dienst bin ich so vielen zerbrochenen Ehen und Familien begegnet und wollte etwas dagegen tun.» 1997 lassen sich Telis und Olga vom griechischen Agape-Leiter Panos dazu herausfordern, in Zypern eine nationale Arbeit zu starten. Sie besuchen die FamilyLife-Konferenz in den USA und führen im Jahr 2000 die erste Ehekonferenz durch; sie laden auch Ehepaare bei sich zu Hause zu Vertiefungsgesprächen in Gruppen ein. Das Echo ist ermutigend: Bis heute haben fünfzehn Ehewochenenden stattgefunden, das letzte im Mai 2008 war mit über sechzig Ehepaaren sogar überbucht. Die Tsinoglous führen

auch vertiefende Seminare für Frauen und Jugendliche sowie zu Themen wie Familie, Beziehungen und Erziehung durch. Zudem gibt es Kurstage, die vermehrt von gesellschaftlich wichtigen Schlüsselpersonen besucht werden, wie etwa einem lokalen Polizeioffizier oder einem führenden Mitglied der Grünen Partei. Wie leben die Tsinoglous mit ihrer geteilten Stadt? «Wir beten und glauben, dass wir eines Tages auch den von den Türken besetzten Teil unserer Insel mit dem Evangelium erreichen können», sagt Telis. «Inzwischen wollen wir alles daran setzen, dass eine Generation von geistlich und emotional gesunden jungen Menschen heranwächst, die unseren noch kleinen Einfluss weiter in alle Winkel unserer Insel tragen wird.» Ein konkretes Bedürfnis von Telis und Olga: Dass sie zusätzliche regelmässige Unterstützer für ihren Dienst finden und ihr altes, zu kleines Dienstauto ersetzen können.

Die Insel Zypern • 9251 km2 gross • Griechischer Teil 5384 km2 • Türkischer Teil ca. 3355 km2 • 512 km2 Pufferzone und britisches Militärgebiet • 578 000 griechische Zyprer machen rund drei Viertel der Bevölkerung aus und 220 000 Einwohner sind türkische Zyprer.

• Oben links: Kein Problem, in Zypern in der Wochenzeitschrift «TV Mania» mit einer Auflage von 70 000 für ein Gratisexemplar des Jesus-DVD zu werben. • Oben rechts: Telis und Olga Tsinoglou leiten die zyprische Arbeit von Campus für Christus und wohnen mit ihren fünf Kindern in Lefkosia (Nikosia), der einzigen noch geteilten Hauptstadt Europas. www.agapeeurope.org/countries/cyprus.html

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Das Leben ist eine Chance, nutze sie. Das Leben ist Schönheit, bewundere sie. Das Leben ist Seligkeit, geniesse sie. Das Leben ist ein Traum, mach daraus Wirklichkeit. Das Leben ist eine Herausforderung, stelle dich ihr. Das Leben ist eine Pflicht, erfülle sie. Das Leben ist ein Spiel, spiele es. Das Leben ist kostbar, geh sorgfältig damit um. Das Leben ist Reichtum, bewahre ihn. Das Leben ist Liebe, erfreue dich an ihr. Das Leben ist ein Rätsel, durchdringe es. Das Leben ist ein Versprechen, erfülle es.

Das Leben Das Leben ist Traurigkeit, überwinde sie. Das Leben ist eine Hymne, singe sie.

Das Leben ist ein Kampf, akzeptiere ihn.

Das Leben ist eine Tragödie, ringe mit ihr. Das Leben ist ein Abenteuer, wage es. Das Leben ist Glück, verdiene es. Das Leben ist das Leben, verteidige es.

Mutter Teresa Indische Ordensgründerin albanischer Herkunft, Friedens-Nobelpreisträgerin (1910-1997)


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