4_09_Evangelium_Kurzversion

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Zeitschrift der 端berkonfessionellen Bewegung Campus f端r Christus Schweiz

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Die Einfachheit des Evangeliums Mit Spezialteil 端ber Ruth und Billy Graham


die einfachheit des evangeliums | inhalt

die einfachheit des evangeliums | editorial

Editorial

Inhalt

Die Liebe bei Gott suchen

ZUM THEMA

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Billy und Ruth Grahams Vermächtnis Interview mit Hanspeter Nüesch über Billy Grahams weltweiten Dienst und Einfluss

Billy Graham in der Schweiz • Paul und Renate Herren erinnern sich • «Sich für den Glauben entscheiden»

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Kolumne «Farbe bekennen»

Umwerfend, wie Gott meine Ferienlektüre zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für seine Liebe konzertierte.

Fruchtbaren Boden finden

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«Es wird dich alles kosten»

«Das Reich Gottes ist nahe gekommen!» Eine Bibelbetrachtung von Peter Höhn zur ersten Predigt von Jesus

Kolumnen «Filmtipp» und «Medien» Andy Schindler-Walch und Markus Baumgartner

Predigt von Billy Graham vom 19. Juni 1969 in New York

Die 180-Grad-Wende hinter der Kulisse Interview mit Felix Rechsteiner, Assistent von Hanspeter Nüesch

Hoffnung für die Menschen Billy Graham und die Kernbotschaften der Bibel

AUSLAND

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Ruth Bell Graham (1920 - 2007)

Rückkehr aus Afghanistan «Wir haben enorm viel gelernt!» Ein Ehepaar zieht Bilanz

Kolumne «Unterwegs erlebt» Die «Generation Praktikum»

Ein Leben nicht nur im Hintergrund

HINWEISE

Kolumne «beziehungsweise» Holzhocker oder Designerliege

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Eine Familie findet neues leben Wenn der Alphalive-Kurs Kreise zieht

Kolumnen «New Generation» und «von Wegen!» Gott persönlich kennenlernen • Eine Broschüre stiftet Glauben – und Beziehungen • Wie wir eine persönliche Beziehung zu Gott finden können

Materialien zum Weitergeben

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CfC national Koreaner beten für Zürich, Schülertreff, Evangelium für ausländische Touristen in Genf

CfC international Partnerschaft mit isländischen Leitern

Inserate Impressum

Um es vorwegzunehmen: Ich bin begeistert von der «Hütte»! Nicht nur, weil sie zwischenzeitlich auf dem zweiten Rang der Schweizer Bestsellerliste gelandet ist und offensichtlich die Sehnsucht der Menschen von heute trifft, Gott wirklich zu erkennen und zu erfahren. Für mich platzt das Buch ähnlich wohltuend, erfrischend und

Den Glauben begreifen

ZUM SCHLUSS

Vier Brüche – ein Evangelium Die Frohe Botschaft ganzheitlich verstehen und vermitteln

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Dankeschön und Weihnachtsgrüsse mit einem Bild der Campus-Mitarbeiter Schweiz

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Sommerferien sind immer eine Gelegenheit, einem Thema nachzuspüren, für das ich sonst kaum Zeit und Musse habe. Eine kleine schwedische Schäreninsel ist für mich der ideale Ort dafür. Angestossen durch unser Heftthema tauchte dieses Jahr die Frage auf, was Jesus als Erstes zur «Einfachheit des Evangeliums» gesagt hat. Daraus entstanden einige überraschende Einsichten zu den Gleichnissen über das «Reich Gottes». Parallel dazu las ich «Die Hütte» von William P. Young und wieder einmal, nach über fünfzehn Jahren, Henri Nouwens Auslegung zum verlorenen Sohn «Nimm sein Bild in dein Herz». Im Rückblick umwerfend, wie Gott meine Ferienlektüre zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für seine Liebe konzertierte.

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schräg in unsere heutige geistliche Landschaft hinein wie Jesus damals in das religiöse und gesellschaftliche Establishment. Und damals wie heute sind Gläubige, Ungläubige und Andersgläubige gleichermassen gezwungen, sich zu fragen: Kann es wirklich sein, dass Gott so unreligiös ist, so nahe und uns zugewandt, so voller Kreati­ vität und Alltagsnähe? Je länger ich mit Jesus unterwegs bin, umso mehr bin ich geneigt, das wirklich zu glauben! Gott ist überhaupt nicht religiös, so wie auch Jesus nicht religiös war. Aber Jesus war vorbehaltlos und innig mit Gott, seinem Vater, verbunden; er liebte Gott und wusste um die Liebe des Vaters. Und er lädt uns Menschen ein, unsere Unabhängigkeit aufzugeben und uns mit Herz, Haut und Haar in diese Beziehung hineinzutrauen, die zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist fliesst. Umkehr zur Liebe – das ist der Grundtenor des Evangeliums vom Reich Gottes, das auch in der «Hütte» und in Henri Nouwens geistlicher Deutung des Rembrandt-Bildes vom verlorenen Sohn zum Ausdruck kommt. Es geht

darum, dass ich mein Leben nicht allein führe, sondern es gemeinsam mit Jesus entdecke, entwickle und erfahre. Dass wir zur Liebe umkehren, dass wir die Liebe bei Gott und nicht woanders suchen – das war auch die Leidenschaft von Billy Graham, der nicht müde wurde, dieses einfache Evangelium Millionen von Menschen nahezubringen. Dass Billy und Ruth Grahams Erbe und Vorbild für unsere und die nächsten Generationen nicht verloren geht, dafür hat sich Hanspeter Nüesch eingesetzt, und er erzählt im Interview, warum er ein Buch über dieses erstaunliche Ehepaar geschrieben hat. Das Evangelium, dass wir Gottes Liebe durch Umkehr und Glauben an Jesus Christus erfahren können, ist eine einfache Botschaft. Jedes Kind kann sie verstehen, und für jeden Gelehrten ist sie gleichermassen eine Herausforderung. Auch wenn wir ein Leben lang brauchen, damit sie in unserem Leben Fleisch und Blut wird, ist doch der Anfang simpel und einfach. Deshalb: Lassen Sie sich von der Ein­ fa­ch­heit des Evangeliums neu ergreifen! Lassen Sie sich von den Beiträgen dieser Ausgabe ermutigen, das Evangelium als einfache Botschaft zu verstehen, als Botschaft der Liebe weiterzugeben und zu vertrauen, dass es gerade dort seine Kraft entfaltet, wo wir einfach und authentisch bleiben und der Liebe Gottes vertrauen. Peter Höhn 3


die einfachheit des evangeliums | billy und ruth …

Billy und Ruth Grahams Vermächtnis

Interview: Peter Höhn

Hintergründe zum neuen Buch von Hanspeter Nüesch «Es war ein Glaubensprojekt wie die EXPLO 2000 oder der Fahnenaufmarsch am Christustag 2004», sagt Hanspeter Nüesch über sein Buchprojekt. Was ihn persönlich motivierte, wie wunderbar ihm Gott den Weg ebnete und was künftige Generationen vom Ehepaar Graham lernen können – das erzählt er im folgenden Interview.

• Hanspeter Nüesch (60): «Das Buch über Ruth und Billy Graham soll künftigen Evangelisten und Leitern helfen, ein effektives, fokussiertes, integres und durch und durch demütiges Leben zu führen.»

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• Das Buch beschreibt zehn Schlüsseleigenschaften, die Ruth und Billy Graham auszeichneten: Partnerschaft, Authentizität, Demut, Intimität, Fokus, Integrität, Glaube, Weltverantwortung, Geistesleitung und Gnade. 370 Seiten mit 85 zum Teil noch nie veröffentlichten Bildern. cz 4|09

Hanspeter, mit viel Herzblut hast du ein Buch über Billy und Ruth Graham geschrieben – warum ausgerechnet über sie? Tatsächlich wäre es zum Beispiel nähergelegen, über Bill Bright, den Gründer von Campus für Christus, ein Buch zu schreiben. Er war mein geistlicher Vater und hat meinen Glauben geprägt wie niemand sonst. Trotzdem empfand ich vor drei Jahren, dass mir Gott Billy und Ruth Graham aufs Herz legte. Ich war schon immer fasziniert von diesem Ehepaar, insbesondere seitdem ich 1986 in einem chinesischen Restaurant in Amsterdam zufällig neben sie zu sitzen kam. Anstoss für das Buchprojekt war dann ein Bildband über Billy Graham, auf den Vreni mich aufmerksam machte, als ich sie 2006 in ihrem Weiterbildungsurlaub in England besuchte. Billy Graham war in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts weltweit das Sprachrohr Gottes, und ich fragte mich: Was ist das Geheimnis, dass Gott einer einzigen Person so viel geistliche Verantwortung übertragen konnte? Je mehr ich nach einer Antwort suchte, desto mehr rückte neben Billy gleichwertig seine Frau Ruth in den Vordergrund. Mir wurde klar: Billy Graham war, was er war, nur dank seiner Frau Ruth. Und dem Geheimnis dieses Ehepaars wollte ich auf die Spur kommen. Du sagst, Gott habe dir das Buchprojekt aufs Herz gelegt. Wie sollen wir uns das vorstellen? Gottes Geist lebt in mir, wie er ja in jedem Gläubigen lebt; und er redet laufend zu meinem Geist, manchmal lauter, manchmal leiser. Die Frage ist nur, ob ich auf seine Stimme achte oder nicht. Manchmal wissen wir nicht, ob es die Stimme Gottes ist oder unsere cz 4|09

Auf Besuch bei Billy Graham

eigene oder sogar die des Feindes. Aber im Gehen spüren wir dann Gottes Unterstützung und Bestätigung – oder eben nicht. Vor drei Jahren empfand ich das innere Drängen des Heiligen Geistes, dieses Buchprojekt in Angriff zu nehmen. Ich spürte, dass Billy und Ruth Graham ein einzigartiges Vermächtnis hinterlassen haben, das christlichen Leitern und besonders Ehepaaren hilft, Gottes Auftrag bis ans Ende ihres Lebens treu, integer und wirksam zu erfüllen. Trotzdem gibt es schon über hundert Bücher über Billy Graham. Warum sollte man deines lesen? Die meisten Bücher über Billy Graham erwähnen Ruth bestenfalls in einem kleinen Einschub. Daneben gibt es eine veraltete Biografie über Ruth, von Patricia Cornwell geschrieben. Aber ich habe kein Buch gefunden, das Billy und Ruth gemeinsam zeigt und das dem enormen partnerschaftlichen Beitrag von Ruth gerecht wird, den sie im Leben und Dienst von Billy hatte.

• Gigi Graham, älteste Tochter von Billy und Ruth Graham, an dessen Krankenbett anlässlich des Besuches von Hanspeter und Vreni Nüesch. Die Freundschaft, die Gigi Graham mit dem Ehepaar Nüesch verbindet, erlaubte einen Blick hinter die Kulissen von Ruth und Billy Graham, was für die Fertigstellung des Buches sehr wertvoll war.

Was hat dich an Ruth Graham so beeindruckt? Ruth war eine starke Frau mit klaren, im Wort Gottes und in persönlichen Erfahrungen gegründeten Überzeugungen. Sie wuchs als Missionarskind in China und Nordkorea auf, erlebte harte und einsame Zeiten. Sie wurde früh im Leben erprobt und hatte eine Weltschau. Sie war nicht nur intelligent, sondern auch belesen und vielseitig interessiert. Ruth deckte Bereiche ab, die Billy nicht draufhatte. Sie war der Kopf, Billy das Herz und das Sprachrohr in der Öffentlichkeit. Billy hatte Anthropologie studiert, Ruth Theologie. Sie war eine leidenschaftliche Bibelforscherin und diente Billy mit ihrer Weisheit und ihrem

• Vreni Nüesch im angeregten Gespräch mit dem von einer parkinsonähnlichen Krankheit gezeichneten Billy Graham. Vreni dankte ihm herzlich für das Vorbild, das er und seine 2007 verstorbene Ehefrau Ruth für sie und Hanspeter sind.

• Beim zweiten Besuch von Hanspeter und Vreni Nüesch ging es Billy Graham gesundheitlich besser, sodass er sie zu einem gemeinsamen Mittagessen einlud. 5


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Die Graham-Familie 1. Billy und Ruth Graham mit ihren fünf Kindern (von links): Franklin (1952), Anne (1948), Ned (1958), Gigi (1945), Ruth «Bunny» (1950).

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2. Billy Graham war zuallererst ein Beter. Er besprach alles mit Gott und suchte in allen Dingen die Leitung des Heiligen Geistes. 3. Die Kinder liebten es, wenn ihr Daddy wieder einmal zu Hause war und ihnen biblische Geschichten vorlas (von links): «Bunny», Anne und Gigi. 4. Ruth und Billy Graham liebten es, in ihrer spärlichen freien Zeit zu schwimmen.

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5. 1960 lud ein befreundetes Ehepaar, das durch die Lektüre des Buches «Friede mit Gott» zum Glauben gefunden hatte, die ganze Familie Graham für Ferien in die Schweiz ein. Das Bild wurde in Clarens am Genfer see aufgenommen und zeigt (von links) Franklin, Anne, «Bunny», Billy, Ruth, Gigi und Ned.

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6. Das Powerduo Ruth und Billy Graham privat.

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profunden Bibelwissen. Sie war ihm Gesprächspartnerin, kritisches Gegenüber, Ermutigerin und half ihm beim Schreiben seiner Predigten und Bücher. Im Übrigen hielt sie sich bewusst im Hintergrund. Sie hatte, wie sie sagte, sechs Projekte – Billy und fünf Kinder –, während Billy nur ein Projekt hatte. Dazu war Ruth sehr unkonventionell, eine Frau, die in kein frommes Klischee passt. Sie hatte Pep und war immer zu einem Spässchen aufgelegt. Um an die entscheidenden Quellen zu kommen, hast du einen Zugang zur Familie Graham gefunden, von dem andere Autoren nur träumen können. Als ich mich zum ersten Mal zum Wohnort der Grahams in North Carolina im Südosten der USA aufmachte, war niemand im ganzen Dorf bereit, mir auch nur den genauen Ort des Wohnhauses der Grahams zu verraten. Es ist auf Anweisung der FBI von einer hohen Mauer umgeben. Als ich bei der Billy Graham Evangelistic Association vorsprach, lächelte man über mich, diesen komischen Schweizer. Ich sei zehn Jahre zu spät dran. Billy Graham sei krank, kaum ansprechbar und empfange niemanden. Du brauchtest wahrhaftig Glaube, Ausdauer und ein Wunder ... Ja, wirklich! Und das Wunder geschah folgendermassen: Caspar Blattmann, ein Schweizer, der bei Campus für Christus in den USA arbeitet und den ich anlässlich meiner ersten Recherchen besuchte, erzählte mir, im Schweizer Club gehe ein Enkel von Billy Graham ein und aus. Er habe einen Schweizer Pass, weil sein Vater Schweizer armenischer Herkunft sei. Dieser Basyle Tchividjian wurde mein Schlüsselmann. Durch ihn lernte ich dessen Mutter Gigi kennen, die älteste Tochter von Billy und Ruth Graham. Ich erzählte Gigi von meinem Anliegen und von der Unmöglichkeit, an die entscheidenden Informationen und Bilder heranzukommen. cz 4|09

Gigi, die meinen Besuch – der wohl gerade zur rechten Zeit kam – als grosse Ermutigung erlebte, versprach, mir zu helfen und alles für mich zusammenzutragen, was ich für das Buchprojekt benötigte. Sie machte es dann auch möglich, dass ich zusammen mit Vreni ihren Vater kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag persönlich besuchen konnte und wir zwei eindrückliche Begegnungen mit ihm hatten (siehe Ausgabe 2008/4). So, wie sich die Dinge entwickelt hatten, war es für mich eine klare Bestätigung, dass ich dieses Buchprojekt weiterverfolgen sollte. Im Laufe des Buchprojekts wurden dir auch schmerzliche Seiten der Grahams bewusst: Angefochtene Beziehungen bis hin zu Scheidung bei Kindern und Enkeln. Wie kommen sie damit klar? Man muss sehen: Der Glaube von Ruth und Billy ist bis heute Halt im Leben ihrer Kinder und Enkel. Alle Kinder der Grahams sind an ihren Schwierigkeiten gewachsen und dienen Gott auf die eine oder andere Weise. Ruth hat ihr Leben lang im Gebet für die Kinder und Enkel gekämpft und auch die Familie zusammengehalten. Ich sehe zwei besondere Herausforderungen, mit denen die Graham-Kinder konfrontiert waren: Zum einen war es die häufige Abwesenheit des Vaters, obwohl Billy das Familienleben so gut wie möglich pflegte, wenn er zu Hause war. Er schrieb auch seinen Kindern von seinen Einsätzen immer wieder Briefe oder Karten. Zum anderen war es die Abschirmung von der Öffentlichkeit. Als Billy Graham auf dem Höhepunkt seines öffentlichen Dienstes auf dem Cover fast jeder Zeitschrift erschien, wurde die Familie zunehmend von Touristen und Gaffern belästigt und musste sich abschotten. Die Kinder konnten kaum mehr ein normales Leben führen. Sie lebten wie in einem Gefängnis, allerdings in einem Gefängnis mit Glasfenstern. Das war wohl der Grund, dass alle früh

wegzogen und heirateten, aber als Persönlichkeiten oft nicht reif genug dafür waren. Ob es besser herausgekommen wäre, wenn sie länger im Elternhaus geblieben wären, lässt sich nicht sagen. Aber wie gesagt, alle Kinder sind an diesen Erfahrungen gewachsen und stehen heute klar im Glauben und geben diesen auch weiter. Vor allem Franklin und Anne sind in die Fussstapfen ihrer Eltern getreten und sind starke Sprachrohre Gottes geworden. Gemäss Gigi folgen auch alle Enkel dem Glauben ihrer Grosseltern. Was hat dich an Billy Graham am meisten beeindruckt? Sein tiefes Anliegen war es zeitlebens, Gott in allem zu gefallen und alles zu vermeiden, was Gott Unehre gebracht hätte. Er war sich der Gefahr, stolz zu werden, immer bewusst und stand dem Hype um seine Person äusserst kritisch gegenüber. Regelmässig gab er Gott auf den Knien alle Ehre zurück, die er von Menschen bekommen hatte, und flehte um Demut. Im Buch der Sprüche las er regelmässig die Verse über Demut und Gottesfurcht. Das hat ihm Bodenhaftung gegeben und ein Leben lang eine gute, tiefe Beziehung mit Jesus ermöglicht. Als ich ihn fragte, was Jesus heute für ihn bedeute, sagte er: «Everything» – «Alles». Was waren seine grössten Stärken und Schwächen? Billy ist sehr liebenswürdig, ein wahrer Gentleman. Das öffnete ihm viele Türen. Wahrscheinlich hatten nicht einmal die Päpste so viele Kontakte zu Politikern und Prominenten. Nicht weniger als elf US-Präsidenten holten bei ihm seelsorgerlichen Rat. Weil er sich als Botschafter Gottes sah, versuchte er auch immer, das Zentrum des Evangeliums weiterzugeben und von der Notwendigkeit einer grundlegenden Umkehr zu sprechen, ob sein Gegenüber nun Churchill, Indira Gandhi, Johnny Cash oder der amerikanische Präsident war. Er 7


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Weltweiter Dienst liess sich durch nichts davon abhalten, das Kreuz Jesu Christi zu verkünden und Menschen in die Nachfolge Christi zu rufen. Er tat dies eindringlich, aber auch auf eine sehr menschenfreundliche, liebevolle Weise. In seiner Liebenswürdigkeit lag wohl auch seine grösste Schwäche: Er hatte die für einen Evangelisten untypische Eigenschaft, dass er nicht gerne andere Menschen mit einer Sache konfrontierte. So hat er sich mit Präsident Nixon zeitweilig zu stark verbandelt, obwohl er mit ihm inhaltlich oft nicht einverstanden war. Manchmal verwechselte er amerikanische Kultur mit dem Reich Gottes. Das hat er später auch selber bekannt. Was war für dich im Laufe des Niederschreibens des Buches unerwartet? Am meisten überrascht hat mich die gelebte Partnerschaft zwischen Ruth und Billy: Die Authentizität und Echtheit dieses Ehepaars ist eindrücklich. Nach innen und aussen waren sie gleich; immer gleich freundlichliebevoll gegenüber bekannten wie auch unbekannten, gegenüber prominenten wie einfachen Menschen. Und immer waren sie bemüht, das Evangelium der Gnade weiterzugeben; in gleicher Leidenschaft unter vier Augen wie vor grossem Publikum. Die Art, wie sich Ruth mit ihren enormen Stärken voll hinter die Berufung ihres Mannes stellte, ist vorbildlich. Für Billy Graham war es anfangs schwierig, eine so aktive und eigenständige Frau zu haben. Aber sie haben sich gefunden, weil Jesus Christus die Mitte ihres Lebens war und weil sie das Herz des Gegenübers spürten. Das Zweite, das mich überraschte, war, wie stark Billy die Wichtigkeit des Heiligen Geistes betonte: Gottes Geist, der Menschen von ihrer Gottesentfremdung überführt, der Glauben weckt, der erneuert, uns leitet und das Wort Gottes lebendig macht. 8

Drittens war ich von der Persönlichkeit Ruth Grahams überrascht: Ihre direkte, humorvolle, schlagfertige, «freche» Art, wie sie ihre Meinung kundtat; aber auch ihre Weisheit und Sensibilität, wie sie Personen mit einem schlechten Selbstwertgefühl aufbaute. Sie war eine tieffromme und gleichzeitig erdverbundene Frau. Sie betete sehr viel, war aber gleichzeitig unkonventionell, voller Humor und liebte Abenteuer. Sie machte mir Mut, mich von Gott so brauchen zu lassen, wie ich bin – dabei aber immer zu prüfen, ob mich die Liebe Gottes erfüllt. Was ich zuvor auch nicht gewusst hatte, war, dass wichtige Weichenstellungen im Dienst Billy Grahams in der Schweiz stattgefunden hatten, Stichwort Lausanne, dann aber auch Beatenberg, Montreux, Genf. Mehr darüber in meinem Buch. Wenn wir Billy Grahams weltweiten Erfolg betrachten: Was war das Geheimnis seiner Verkündigung? Zu Beginn seines Dienstes fand die inzwischen durch eine Verfilmung berühmte Auseinandersetzung mit seinem damals besten Freund und Evangelistenkollegen Charles Templeton statt. Templeton warf ihm vor, seine Verkündigung der Bibel sei viel zu einfältig und wissenschaftlich unhaltbar. Billy war deswegen sehr umgetrieben. Deshalb bat er schliesslich Gott selber um Weisung, legte seine Bibel auf einen Baumstrunk, kniete nieder und betete: «Ich entscheide mich im Glauben, die Bibel als Gottes Wort zu nehmen und zu verkündigen, auch wenn ich mit meinem Verstand nicht alles darin verstehe.» Je mehr er in der Folge beim Predigen die Bibel zitierte, umso mehr Leute kamen zum Glauben. Ein zweiter Schlüssel war, als er sich aufgrund einer Rückmeldung eines Zuhörers Anfang der Fünfzigerjahre entschied, bei jeder Predigt das Kreuz Christi in die Mitte zu stellen.

Hat Billy Graham das Evangelium verkürzt? Nicht verkürzt, sondern für Suchende verständlich gemacht. Er sagte immer: Ich bin kein grosser Prediger. Ich will Seelen für Gott gewinnen. Mein Auftrag ist es, Christus grosszumachen und Menschen zur Entscheidung für ihn herauszufordern. Billy Graham wusste, dass der Horizont des Reiches Gottes grösser war als der Inhalt seiner evangelistischen Verkündigung. Er schrieb Bücher über Engel, über den Heiligen Geist, Beiträge über die Rassenfrage, über den Weltfrieden usw. Aber im Stadion wollte er bewusst beim Zentrum des Evangeliums bleiben. Er wollte nicht einfach schön spielen, sondern Tore schiessen. Auf der anderen Seite war Billy politisch sehr interessiert. Er wäre Politiker geworden, wenn er nicht eine evangelistische Berufung gehabt hätte. Er knüpfte in seiner Verkündigung oft an aktuelle Ereignisse an. Er zitierte Politiker, wo sie selbst die Probleme und die Notwendigkeit zur Veränderung formulierten, und baute dann mit der Antwort des Evangeliums darauf auf. Wie gut ist ihm dieser Spagat zwischen Welthorizont und einfachster Botschaft gelungen? Die Resultate sprechen jedenfalls für ihn. Billy Graham sah sich selbst nicht als Intellektuellen. Er pflegte aber viele Beziehungen zu geisterfüllten Theologen und Akademikern. Er nahm ihre Hilfe in Anspruch, wo es darum ging, seine Predigten theologisch und wissenschaftlich abzusichern. Für mich faszinierend, wie er Herz und Kopf zusammenbrachte, wie er dem evangelikalen Glauben Legitimität verleihen und mit der Gründung der Lausanner Bewegung einen geistlichen Gegenpol zum zunehmend einseitig sozialpolitisch orientierten Weltkirchenrat setzen konnte.

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1 Billy Graham war in den Fünfzigerjahren auch in Europa bekannter als die meisten Politiker oder Showgrössen. Selbst das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» brachte Billy Graham auf der Frontseite, als dieser 1954 zum ersten Mal in Deutschland evangelisierte ...

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2 ... wie auch die französische Tageszeitung «Le Figaro» mit der Schlagzeile «Die Stimme Gottes». 3 Das Bühnentrio (von links) Cliff Barrows, Billy Graham und George Beverly Shea, das über 60 Jahre das Bild der Evangelisationen von Billy Graham prägte. Die signierte Fotografie erhielten Hanspeter und Vreni Nüesch als persönliches Geschenk, als sie Billy Graham in seinem Wohnhaus besuchten.

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4 Billy Graham predigte wiederholt in Berlin, unter anderem im überfüllten Olympiastadion. Das Bild wurde 1990 aufgenommen. In der Mitte Dr. Wilfried Reuter, der übersetzte. 5 Billy Graham predigt 1954 auf dem Londoner Trafalgar Square. Noch viele Jahre nach den Grossveranstaltungen in Grossbritannien bezeugte jeder zweite Brite, der in den hauptamtlichen christlichen Dienst eintrat, seine Entscheidung für Jesus Christus an einer Evangelisation von Billy Graham getroffen zu haben.

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6 Franklin und Billy Graham anlässlich der letzten Grossevangelisation von Billy Graham 2005 in New York. Franklin Graham ist als Evangelist in die Fussstapfen seines Vaters getreten. 7 Die Evangelisation 1949 in Los Angeles fand in einem Zelt statt. Sie sollte Billy Graham international bekannt machen, als Schlüsselleute aus Sport und Gesellschaft inklusive «Unterwelt» zum Glauben fanden.

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Weltweiter Einfluss Was sind für dich zusammengefasst die wichtigsten Punkte in Billy und Ruth Grahams geistlichem Vermächtnis? Die Kraft des einfachen Evangeliums: Wir müssen der Kraft des Wortes Gottes vertrauen und die zentrale Botschaft vom Kreuz einfach und eindringlich weitergeben, damit Menschen zum neuen Leben aus dem Heiligen Geist finden. Der Stellenwert der Partnerschaft von Mann und Frau: Gott beruft und bevollmächtigt das ganze Ehepaar. Ehepartner sollen je ihren Platz erkennen und einnehmen. Ehepaare stehen immer gemeinsam in einer Berufung. Der gegen aussen weniger sichtbare Partner ist dabei genauso wichtig wie der sichtbarere. Authentizität: Als Botschafter des Evangeliums müssen wir in unserem Alltag abdecken, was wir weitergeben; auch mit einem vollen Ja zu unserer Zerbrechlichkeit und einem demütigen Vertrauen auf Gottes Gnade. Integrität: 1948 haben sich die Mitglieder des Kernteams im Manifest von Modesto zu moralischer Reinheit, finanzieller Integrität, Wahrhaftigkeit und Verzicht auf Kritik gegenüber Mitchristen verpflichtet (siehe Ausgabe 2008/4). Das Bühnenteam (Billy Graham, Cliff Barrows, George Beverly Shea) blieb über sechzig Jahre im Dienst zusammen! Sie begannen ihn gemeinsam, und sie beendeten ihn gemeinsam. Wovon hast du bei diesem Buchprojekt für dich persönlich am meisten profitiert? Das Schreiben dieses Buches war für mich wie ein nachgeholtes Studium über Kirchen- und Missionsgeschichte. Ich habe ja weder Theologie noch Missionswissenschaften studiert. Ich habe auch viel für meine Dienstpartnerschaft mit Vreni gelernt. Mir wurde nochmals tief bewusst, wie wertvoll Vrenis Ergänzung, ihre Gabe der Weisheit und ihr Gegenübersein für mich sind. Vreni ist meine wichtigste Mitarbeiterin. Vreni hat mich in einem so grossen Mass ergänzt und freigesetzt wie Ruth Billy. Ich möchte, dass wir in Zukunft noch mehr als bisher unsere

Stärken als Team einbringen können, überall dort, wohin Gott uns ruft. Ich ha­be realisiert, dass von überall, wo wir gemeinsam dienen, ein besonderer Segen ausgeht. Ich möchte in Zukunft noch mehr die Bibel studieren und unverkürzt weitergeben, und das auf alle Arten. Ich möchte das freundlich machen, aber ohne inhaltliche Kompromisse. Und ich möchte Gott noch für Grösseres und Tieferes glauben als bisher. Was wird sich aufgrund des Buchprojekts bei dir persönlich und bei Campus für Christus in den nächsten Jahren ändern? Persönlich möchte ich liebevoller werden, mehr die Bibel studieren und in der Öffentlichkeit noch klarer zum Ärgernis des Kreuzes stehen. Bei Campus für Christus wollen wir in unserem Auftrag in Evangelisation und Jüngerschaft noch fokussierter werden. Gott spricht diesbezüglich generell schon länger zu uns. Ich bin überzeugt, dass auch die traditionelle Form der Vortragsevangelisation wiederkommen wird. Wir beten, dass Gott junge Billys und Ruths erweckt, die in unserem Land und in Europa geistliches Brot austeilen. Und wir freuen uns, dass in unseren Arbeitszweigen campus generation und dem evangelistischen Internetdienst junge Menschen wie Andreas «Boppi» Boppart, Matthias Langhans und auch unser Sohn Daniel für diese Anliegen brennen und junge Frauen und Männer dort sind, die sie darin unterstützen. Die traditionelle Verkündigungsevangelisation wird neben der weiterhin zentralen persönlichen Evangelisation wiederkommen, gerade in Europa. Das ist einer der stärksten Eindrücke, die ich bei der Abfassung des Buches empfunden habe. Das Buch über Ruth und Billy Graham soll auch gerade diesen künftigen Evangelisten und Leitern helfen, ein effektives, fokussiertes, integres und gleichzeitig durch und durch demütiges Leben zu führen; ein Leben, das Gott gefällt und das er deshalb zum Segen unzähliger Menschen gebrauchen kann. 10

1 Billy Graham traf sich mehrmals mit Papst Johannes Paul II. zum persönlichen Austausch. Trotz mancher theologischer Differenzen verband die beiden eine gegenseitige Wertschätzung. Die Fotografie stammt von einem Besuch Billy Grahams 1981 im Vatikan, bei dem er dem Papst einen Bildband seiner Evangelisation auf den Philippinen und in Japan überreichte. 2 Die Billy Graham Evangelistic Association gibt die Monatszeitschrift «Decision» («Entscheidung») heraus, die umfassend über die Tätigkeiten der von Franklin Graham geleiteten Bewegung berichtet. Auf dem Titelbild sieht man die drei lebenden Ex-Präsidenten, die Billy Graham mit ihrer Anwesenheit die Ehre gaben bei der 2007 erfolgten Einweihung der «Billy Graham Library» in Charlotte: Neben Billy Graham sitzend (von links) George Bush, Jimmy Carter und Bill Clinton. Billy Graham sagte bei seiner Ansprache, dass seine Frau Ruth die Ehre mindestens ebenso verdient habe wie er. So oder so habe er mit seinem Leben einzig Gott gefallen wollen. 3 Der Holländer W. A. Visser t‘Hooft (links von Billy Graham) war als massgeblicher Initiant und erster Generalsekretär des Weltkirchenrates Billy Graham und seinem evangelistischen Anliegen sehr wohlgesinnt. Die Aufnahme wurde 1955 anschliessend an Billy Grahams Evangelisation in Zürich und Genf am Sitz des Weltkirchenrates in Bossey bei Genf gemacht. 4 Pfarrer Kalevi Lehtinen (links) übersetzte für Billy Graham 1987 in Helsinki. Er entschied sich anlässlich der von Billy Graham initiierten Weltevangelisationskonferenz 1966 in Berlin für den evangelistischen Dienst und wurde erster Mitarbeiter von Campus für Christus in Europa. Hier im Gespräch mit Billy und Ruth Graham. 5 Billy Graham und Bill Bright noch vor dem Durchbruch von Billy Graham als Evangelist und vor der Gründung von Campus für Christus, aufgenommen anlässlich einer Schulungskonferenz auf Forest Home bei Los Angeles. Die Leiterin von Forest Home, Henrietta Mears, hatte einen wesentlichen Einfluss auf Leben und Dienst von Billy und Ruth Graham wie auch von Bill und Vonette Bright.

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6 Die Grahams verband mit June Carter Cash (links aussen) und Johnny Cash (rechts aussen) eine enge Freundschaft. Johnny Cash und seine Ehefrau June Carter wandten sich im Auf und Ab ihres Lebens oft an Ruth und Billy Graham für Rat und seelsorgerlichen Beistand. 7 Charles Templeton und Billy Graham, als sie noch miteinander als Evangelisten bei Jugend für Christus dienten. Während sich Billy Graham trotz Einwänden seines Freundes entschied, an der Bibel als autoritativem Wort Gottes festzuhalten, distanzierte sich Charles Templeton immer mehr von der in seinen Augen unwissenschaftlichen Bibel, bis er den Glauben seiner Jugend ganz aufgab. Der Kinofilm «Billy – The Early Years», der 2008 in die Kinos kam, thematisiert die Auseinandersetzung zwischen Graham und Templeton. In seinem Buch «Farewell to God» bezeichnete Charles Templeton Billy Graham als einzigen aufrichtigen Evangelisten, den er kenne, der zwar in seinem Glauben naiv sei, aber von Herzen das glaube und lebe, was er verkündige. 8 Billy Graham wurde von elf US-Präsidenten um seelsorgerlichen Rat gebeten. Er kannte Richard Nixon schon lange, bevor dieser zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden war. Die enge Vertrautheit, die die beiden verband, führte nach der Veröffentlichung der Watergate-Bänder zur grössten Enttäuschung in Billy Grahams Leben, wobei dieser eigene Fehler öffentlich zugab. 9 Anschliessend an die erste internationale Konferenz von Jugend für Christus 1948 in Beatenberg sprach Billy Graham, damals noch als Mitarbeiter von Jugend für Christus, vom 23. bis 25. August im Zürcher Volkshaus zur Zürcher Jugend. Links aussen Dr. Harold Ockenga, der zu einem der wichtigsten Mentoren und Förderer Billy Grahams werden sollte. 10 Billy Graham war der erste christliche Prediger, der in grösserem Stil hinter dem Eisernen Vorhang das Evangelium verkündigte. Das Bild wurde 1982 in der orthodoxen Epiphanien-Kathedrale in Moskau aufgenommen. Billy Graham sah seine Rolle als Botschafter Gottes, wo auch immer ihn Gott hinführte.


die einfachheit des evangeliums | hoffnung …

Hoffnung für die Menschen Billy Graham und die Kernbotschaften der Bibel Billy Graham erreichte mit der Botschaft vom neuen Leben durch Umkehr und Glauben an Jesus Christus Tausende von Menschen. Seine Worte trafen die Menschen ins Herz. Hier eine Zusammenstellung, wie er den Kern der biblischen Botschaft in kurzen Worten zusammenfasste.1

Redner: Billy Graham «Wenn wir überzeugt sind, dass es Gott gibt, stellt sich uns als Nächstes die Frage nach seinem Wesen. In der Bibel finden wir den Beleg dafür, dass Gott ein Gott der Ordnung, der Vernunft und der Vollendung ist. Gott ist jedoch noch viel mehr: Er ist auch ein Gott der Gerechtigkeit und Heiligkeit. Er ist auch ein Gott des Gerichts. Gott ist so rein, dass in seiner Gegenwart nichts Unreines bestehen kann. Die Bibel lehrt uns vor allem auch, dass Gott ein Gott der Liebe ist. Aus dieser Liebe heraus schuf er die Menschen.»

Der Mensch entscheidet sich gegen Gott «Nach seiner Erschaffung war zu Beginn auch der Mensch bestrebt, Gott zu lieben und ihm zu gehorchen. Als Folge davon war sein Leben ein Paradies. Doch eines Tages geschah etwas. Der Mensch lehnte sich willentlich gegen Gott auf. Er brach bewusst Gottes Gebote und zerstörte damit seine besondere Beziehung zu Gott. Als Folge

seiner Sünde begann sein Leiden und Sterben: Er verlor seinen Frieden, seine Freude und alle Sicherheit, die er im Paradies besessen hatte. Gottes vollkommene Schöpfung war befleckt, und Eden wurde zum verlorenen Paradies.

Gottes Dilemma und Gerechtigkeit Seither sind wir Menschen auf der Suche nach dem Paradies. Aber auch dort, wo wir verzweifelt danach suchen und nach Hilfe schreien, wählen wir genau wie Adam, der erste Mensch, den falschen Weg. Winston Churchill meinte einmal, die Menschheit habe sich zwar auf allen Gebieten ständig weiterentwickelt, nur in moralischer Hinsicht nicht. Uns Menschen ist nämlich jedes Mittel recht, um das Paradies zurückzugewinnen. Die Motive mögen edel sein, das Unterfangen löblich, doch die Bibel sagt klar und deutlich, dass letztlich alle Menschen versagt haben. Gott steht damit vor einem Dilemma: Er liebt die Menschen, auch wenn sie sich gegen ihn auflehnen. Aber wie kann er angesichts seiner eigenen Gerechtigkeit dem Menschen

vergeben, wenn die Schuld für die Sünde der Auflehnung nicht bezahlt ist? Gottes Liebe zu den Menschen ist so gross, dass er selbst die Initiative ergriff, um die zerstörte Gemeinschaft wiederherzustellen. Er stellte sich selber als Mittel zur Verfügung. Zum Erstaunen des gesamten Universums beschloss er, in der Person seines Sohnes Jesus Christus Mensch zu werden.»

Der Anspruch Gottes Als Jesus auf der Erde lebte, machte er klar, weshalb er gekommen war. Wenn es um seine Ansprüche geht, kann kein Mensch neutral bleiben. Im Johannesevangelium, Kapitel 10, Vers 9 sagt Jesus Christus über sich selbst: ‹Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird gerettet werden.› Und weiter in verschiedenen anderen Versen: ‹Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Kommt alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch Ruhe schaffen. Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln.›

Aus: «Billy Graham: 50 Years of Sermon and Song», DVD Truth. Billy Graham Classics Collection, übersetzt von Anja Ehrsam, bearbeitet von Brigitte Eggmann und Peter Höhn. 1

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• Auf dem zerfurchten Hügel vor Jerusalem stand aufgerichtet gegen den Himmel sein Kreuz, an dem er hing und so zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wurde. Was an diesem Kreuz geschah, ist ein unergründliches Mysterium: Hier nahm Gott all unsere Schuld und legte sie auf seinen Sohn. Durch dieses Kreuz sprach Gott zur gesamten Menschheit: ‹Ich liebe euch, ich vergebe euch.›

Jesus wurde geboren, um zu sterben, um so als Lösegeld für viele zu dienen. Auf dem zerfurchten Hügel vor Jerusalem stand aufgerichtet gegen den Himmel sein Kreuz, an dem er hing und so zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wurde. Was an diesem Kreuz geschah, ist ein unergründliches Mysterium: Hier nahm Gott all unsere Schuld und legte sie auf seinen Sohn. Durch dieses Kreuz sprach Gott zur gesamten Menschheit: ‹Ich liebe euch, ich vergebe euch.› cz 4|09

Die Erlösung Am dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu gingen drei Frauen zu seinem Grab, um seinen Leichnam mit wohlriechenden Ölen zu salben. Diese Frauen waren die Ersten, welche die dramatischste Verkündigung hörten, die je ein menschliches Ohr erreicht hatte: ‹Er ist nicht hier – er ist auferstanden!› Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, sagt Jesus von sich: ‹Ich bin

der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war tot, und siehe, ich bin lebendig.› Und an anderer Stelle: ‹Weil ich lebe, sollt auch ihr leben!› Seit Jesus Christus auferstanden ist, besteht zum ersten Mal seit der Auflehnung des Menschen gegen Gott wieder Hoffnung für die ganze Menschheit.» Quellenhinweis: «Billy Graham: 50 Years of Sermon and Song», DVD Truth 19


die einfachheit des evangeliums | eine familie …

Eine Familie findet neues Leben Wenn der Alphalive-Kurs Kreise zieht Frühling 2004. Die vierzehnjährige Sonja Durrer aus Trogen besucht zum ersten Mal einen Alphalive-Kurs. Sie wird von Gott tief angesprochen und entscheidet sich, ihr Leben in seine Hände zu legen. In den folgenden Jahren erleben drei weitere Familienmitglieder, wie Gott in ihr Leben eingreift, Versöhnung in ihre Beziehungen bringt und ihr Leben mit Freude erfüllt.

Vater dem Glauben gegenüber nicht abgeneigt ist, ihn aber auch verschiedene Sorgen umtreiben.

Toni, Vater

Rachel Stoessel Die Geschichte fängt damit an, dass Sonja Durrer 2002 von einer Schulkollegin in einen Bibelkreis eingeladen wird.

• Familie Durrer: Tochter Sonja, Sohn Thomas, Eltern Toni und Monika

Sonja, Tochter Obwohl Sonja, damals zwölf, nicht viel versteht, findet sie die Diskussionen spannend. Zwei Jahre später fragt die Leiterin, ob sie als Gruppe an einem Alphalive-Kurs teilnehmen wollten. Alle sind einverstanden, und Sonja nimmt mit ihren neuen Freunden am Kurs teil. Die anderen Kursteilnehmer sind alles Erwachsene; trotzdem fühlt sich Sonja wohl. Sie singt gerne mit, findet die Referate verständlich und interessant. «Doch verstanden, worum es tatsächlich geht, welches Angebot Jesus uns macht, habe ich damals nicht», erzählt sie heute. Erst im Alphalive-Wochenende, als sie mit Tamara, ihrer Gruppenleiterin, am Samstagnachmittag einen 26

Spaziergang unternimmt, dämmert es ihr: «Ich realisierte, dass Jesus all meine Schuld auf sich nimmt, ja, dass er mich vollständig befreit.» Am Abend nach dem Referat «Wie werde ich erfüllt mit dem Heiligen Geist?» spürt Sonja, dass sie innerlich bereit ist. Sie bittet die Kursleiterin um Gebet und vertraut so ihr Leben Gott an. Am Sonntagmorgen wird sie gebeten, den anderen davon zu erzählen. «Ich fühlte mich zuerst überfordert», erzählt Sonja, «verspürte dann aber plötzlich eine tiefe innere Freiheit und Freude, die bis heute anhält.»

Monika, Mutter Sonja versteht es, ihre Mutter Monika

für den Alphalive-Kurs zu begeistern. Ein Jahr später ist diese im Kurs mit dabei. Sie fühlt sich jedoch in der Gesprächsrunde nicht so wohl und nimmt auch nicht am Alphalive-Wochenende teil. Trotzdem hilft Monika in den nächsten zwei Kursen als Köchin mit. Beim Abwasch spricht man über die Referate. «Da ist mir vieles über den christlichen Glauben klar geworden», sagt Monika, «besonders, dass Gott mich bedingungslos liebt und in grenzenloser Gnade annimmt.» Monika beginnt eine persönliche Entdeckungsreise im Glauben. Inzwischen engagiert sich Sonja im Gebet weiter intensiv für ihre Familie, besonders auch, weil sie merkt, dass ihr cz 4|09

Für Toni, aufgewachsen in der katholischen Innerschweiz, war die Kirche seit je ein wohltuender Ort der Stille. «Ich kannte immer Ehrfurcht gegenüber Gott, die mir wohl meine Grossmutter vermittelt hatte», erinnert er sich und erzählt von seinem Werdegang: Mit fünfzehn Jahren zieht er aus, um am Genfersee ein Praktikum als Küchenhilfe zu machen. Nach seiner Kochlehre findet er eine gute Stelle in einem Hotel mit internationaler Küche, eignet sich die Kunst der Nouvelle Cuisine an und lernt seine künftige Frau Monika kennen, die dort als Au-Pair arbeitet und das Haushaltslehrjahr absolviert. 1982 ziehen die Durrers in die Ostschweiz, heiraten 1986, und ein Jahr später kommt ihr erster Sohn Thomas zur Welt, 1988 Christian, 1989 Sonja und zwei Jahre später Vreni. Als die Freude am exklusiven Kochen nachlässt und Toni eine neue Herausforderung sucht, ergibt sich die Möglichkeit, als Koch im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen einzusteigen. «Die Möglichkeit, mit Kindern und für einen guten Zweck zu arbeiten, gefiel mir», erzählt Toni. In diesen Jahren kaufen sie sich ein Haus in Trogen, renovieren es mit liebevoll-väterlicher Hilfe eines Schreiners und geniessen das Einrichten und Gestalten der eigenen vier Wände. Toni ist neben seinem Beruf auch sonst engagiert, sei es in der Feuerwehr oder im Männerchor. Mit dem Älterwerden cz 4|09

der Kinder findet die Familie Durrer durch die kirchlichen Angebote Zugang zur reformierten Kirche. Toni schätzt die Einfachheit und Schlichtheit dieser Gottesdienste. Hugo Welz, der Schreiner, lässt sie ab und zu etwas von seinem Glauben erfahren, und die Nachbarin, die ältere Menschen in ihrem Haus pflegt, versteht es, in Gesprächen von Jesus zu erzählen. Manchmal betet man auch gemeinsam. Als Sonja zur Teenagerin wird, beginnen sich verschiedene Dinge in der Familie zu ändern: Toni ist jetzt Feuerwehrkommandant und neben den Einsätzen auch sonst vermehrt unterwegs. Er spürt, dass sich seine Zeit im Pestalozzidorf dem Ende zuneigt. An der KV-Schule in St. Gallen tritt er eine neue Stelle als Mensaleiter an, wo es ihm gut gefällt. Da wird plötzlich über einen Verkauf der Mensa verhandelt. Tonis Stelle ist nicht mehr gesichert. In dieser schwierigen Zeit nimmt Toni an zwei, drei Abenden am Alphalive-Kurs in Trogen teil. Hier hat Monika in der Zwischenzeit an zwei Kursen gekocht, und so ist der Glaube auch bei Durrers zu Hause vermehrt zum Gesprächsthema geworden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihr ältester Sohn Thomas ihnen dann und wann Sorgen bereitet.

Thomas, Sohn Thomas hat in seiner Ausbildung zum Motorradmechaniker angefangen, vermehrt am Wochenende einen über den Durst zu trinken. Oft kommt er betrunken nach Hause. Seine Schwester Sonja schreibt ihm Briefe und Karten,

in denen sie ihm sagt, wie gern sie ihn hat und wie sie sein Lebenswandel schmerzt. Dies bewegt ihn sehr, obwohl er das nach aussen nie zeigt. Als sich Sonja am 1. Juni 2008 in der Gemeinde des Evangelischen Brüdervereins (seit 2009 Gemeinde für Christus) taufen lässt, geht Thomas hin. «Zwar noch mit einem Nachbrenner der durchzechten Nacht, aber ich fand, dies sei ich Sonja schuldig», erzählt Thomas. Der Gottesdienst findet im Freien statt, und Thomas ist erstaunt, wie freundlich die Menschen dort sind. Die Erlebnisse mit Gott, die im Gottesdienst erzählt werden, berühren ihn tief. «Ich spürte, dass Gott hier ist.» Thomas ahnt, dass ihn dies alles noch weiterbeschäftigen wird. Was ihn besonders wundert, ist die Ruhe, die er im Hinblick auf seine Lehrabschlussprüfung verspürt, die am anderen Tag beginnen wird. Und als an jenem Montag die Prüfung gar nicht optimal läuft, erstaunt ihn der bleibende Friede noch mehr. Am Ende der Woche kann er dennoch mit einer guten Note abschliessen. In den nächsten zehn Tagen beginnt er sein Wochenendumfeld mit anderen Augen zu sehen. Die Flucherei in der Clique stört ihn plötzlich, und es zieht ihn mehr zur Schwester, um mit ihr über Gott und die Bibel zu diskutieren. Thomas hat bis dahin kein Interesse gehabt, sich mit Gott auseinanderzusetzen. «Ich wollte mich erst als Greis mit diesem Thema beschäftigen und vorher das Leben in vollen Zügen geniessen», gesteht er. «Ich suchte Anerkennung, träumte von einem rechten Motorrad, grossen Ferien und von 27

• Blick auf Trogen im Appenzellerland


die einfachheit des evangeliums | kolumnen

Frauen.» Am nächsten Wochenende geht er mit in die Jugendgruppe, in die ihn Sonja eingeladen hat. Er fühlt sich zwar wohl, findet aber, er brauche noch ein wenig Zeit, sich für Gott zu entscheiden. Eine Woche später unternimmt er eine Velotour mit einer Kollegin. Die Schönheit der Natur bewegt ihn. Er ist plötzlich überwältigt von Gott, der dies alles erschaffen hat. Als er sich auf den Heimweg macht, spürt Thomas einen unglaublichen Drang, möglichst schnell zu seiner Schwester zu fahren und jetzt reinen Tisch zu machen. Glücklicherweise ist sie zu Hause. Thomas betet mit ihr, bittet Jesus um Vergebung und lädt ihn ein, sein Leben neu zu füllen. «Von dem Moment an», erzählt Thomas, «hat sich meine ganze Lebenseinstellung geändert, ich erlebe, wie Gott bei mir ist und mein Leben wunderbar führt, auch in schwierigen Situationen.» Am auffälligsten ist wohl, dass er seit diesem Tag nicht mehr flucht, was seine Familie mit Schmunzeln bestätigt. Auch sonst erlebt er, wie sein Leben neue Werte erhält. Die Liebe zum Mitmenschen, vor allem auch zu Kindern, ist gewachsen, und er freut sich, dass sein Leben nicht mehr von Angst bestimmt ist.

Toni, Vater, zum Zweiten In den folgenden Monaten bekommt Toni in einer Gebetsrunde unter Freunden neue Hoffnung für seine Arbeitsstelle. Am Tag, an dem die Entscheidung fallen wird, fährt er zur Arbeit. Da ist es, als ob Jesus ihm klarmachen würde: «Toni, du musst mir beide Hände geben!» Bis zu dieser Zeit, erzählt Toni, habe er nach Bedarf zwar die eine Hand aufs Kreuz gelegt (als Verbindung zum Himmel), aber mit der anderen weiterhin sein Leben selbst gelenkt. Jetzt fordert Jesus ihn auf, sein Vertrauen ganz in seine Hände zu legen. Dies macht er an diesem Morgen im Auto bewusst

im Gebet fest. Er spürt: «Jetzt kann ich selber wirklich nichts mehr unternehmen.» Als er an der Arbeitsstelle ankommt, eröffnet ihm sein Vorgesetzter, dass die Aussichten schlecht stehen und er die Stelle kaum behalten könne. Noch in derselben Woche erlebt Toni, wie Gott eingreift und ihm diese Stelle wieder neu zuspricht. Überhaupt spürt er, wie ihm die Last, das Leben im Alleingang meistern zu müssen, genommen wird. In der Folge verändern sich sowohl bei Toni als auch bei Monika Gewohnheiten und Verhaltensweisen, welche die Ehe von Monika und Toni fast zum Scheitern gebracht haben. Toni erlebt, wie Jesus seine Verfehlungen vergibt und sein Sorgenberg verschwindet.

ANDREAS BOPPART

Alphalive

New Generation Einfach absurd

Der Alphalive-Kurs ist eine zehnwöchige praktische Einführung in den christlichen Glauben. Er bietet eine zeitgemässe Möglichkeit, sich aus erster Hand mit dem christlichen Glauben auseinanderzusetzen – für Menschen unserer Zeit, mit Tiefgang und gleichzeitig locker und unkonventionell. Themen

Im Herbst 2008 besucht Vater Toni zusammen mit Thomas und Sonja den Alphalive-Kurs. Der Kurs wird in einem Bergrestaurant oberhalb von Trogen durchgeführt. Mit viel Ermutigung nimmt Monika zum ersten Mal am Alphalive-Wochenende teil. Hier erlebt sie, wie Gott sie mit seiner Liebe umfängt und ihr Dinge vergibt, die sie schwer belastet haben. Toni und Monika können einander vergeben und nehmen auch die Kinder mit auf ihren Versöhnungsweg. Monika besucht den Rest des Kurses und erlebt, wie Gott sie Schritt für Schritt von ihrer inneren Zerrissenheit heilt. «In dieser kurzen Zeit», berichtet Toni, «hat Gott so viel Wunderbares in unserem Leben gewirkt. Wir sind Jesus sehr dankbar, dass er uns nie aufgegeben hat.» Sonja meint heute: «Mein grösster Gebetswunsch hat sich in diesen letzten Monaten erfüllt. Wir erleben Gott in unserer Familie! Es ist, als würde uns Jesus als ganze Familie neu miteinander verbinden, auch wenn er mit jedem von uns seinen persönlichen Weg geht und seine eigene Geschichte schreibt.» 28

1 Wer ist Jesus? 2 Warum starb Jesus? 3 Was kann mir Gewissheit im Glauben geben? 4 Warum und wie bete ich? 5 Wie kann man die Bibel lesen? 6 Wie führt uns Gott? Wochenende: Wer ist der Heilige Geist? Was tut er? Wie werde ich mit dem Heiligen Geist erfüllt? Wie mache ich das Beste aus meinem Leben? 7 Wie widerstehe ich dem Bösen? 8 Warum mit anderen darüber reden? 9 Heilt Gott auch heute noch? 10 Welchen Stellenwert hat die Kirche?

Zahlen Weltweit - Mehr als 13 Millionen Menschen haben einen Alphalive-Kurs besucht. - In über 160 Ländern werden die Kurse angeboten. - Mehr als 33 000 Kurse sind registriert. - Der Kurs wurde in 78 Sprachen übersetzt.

Ist einfach zu einfach? Ich mag es eigentlich gerne einfach. Wenn Tamara, meine Frau, mir erklärt, wie ich die Waschmaschine zu bedienen habe, dann mag ich es einfach. Wenn ich am Computer irgendwelche Programme bedienen oder gar die Steuererklärung ausfüllen muss, dann mag ich es einfach. Nehmen wir mal an, ich wäre mitten in Zürich und müsste mal. Dringend. Angenommen, es gäbe nur eine einzige Toilette und ich würde genau an den Typen geraten, der mir den Weg so ausführlich und kompliziert erklärt, dass ich sicher dreimal das falsche Tram erwischte und noch siebenmal nach dem Weg fragen müsste, um am Ende zu realisieren, dass ich zu Beginn schon die Toilette bloss zwei Meter im Rücken gehabt hätte ... Ich würde austicken. Der Weg zur «Erlösung» wäre so einfach gewesen. Direkter. Schneller.

Alles Weitere und Kursorte in Ihrer Nähe unter:

www.alphalive.ch cz 4|09

denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist‘s eine Gotteskraft» (1. Korinther 1,18). Ganz viele lassen sich von diesem scheinbar Absurd-Banalen irritieren. Aber so hat Gott sich das ausgedacht und eingefädelt. Wer von ganzem Herzen zugibt, dass er eigentlich gar nicht so weit sieht und denken kann, wie er oft vorgibt, und dieses Einfach-Absurde des Evangeliums akzeptiert, wird ewig leben. Weil das so ist, bin ich in Sachen Glauben ganz gerne ein Narr. Einer, der ewig lebt.

Schon Paulus hat den Korinthern erklärt: «Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit

• Andreas Boppart ist Eventprediger und Autor und arbeitet im Arbeitszweig campus generation.

Fv o Rn WEe gDe nY! S T A U B Allzu naive Gleichgültigkeit oder sinnvolle Einfachheit? Ich leide. An naiver Gleichgültigkeit! Ja, ich leide an der allzu naiven Gleichgültigkeit vieler Zeitgenossen. Sie kommen kaum je an einen Gottesdienst. An Gebetsabenden treffe ich sie nie an. Sie sagen von sich, dass sie keine engere Beziehung zu Jesus pflegen. «Ach», seufze ich, «wenn die nur wüssten, was sie deshalb verpassen! So viel Sinn, Freude und Aufwertung!» Woran liegt es nur, dass sie sich nicht näher auf Jesus einlassen?

Schweiz - Zurzeit werden in ungefähr 600 Kirchen und Gemeinden Alphalive-Kurse angeboten. - Etwa 85 000 Besucher haben in den letzten 13 Jahren an einem Kurs teilgenommen.

Ist es nicht auch so mit dem Weg zur richtigen Erlösung? Zum erlösten Leben, das Gott uns anbietet und das wir im Glauben an Jesus erfahren können? «Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet» (Römer 10,9)! Sehr einfach. Sehr geradlinig. Und auch sehr machbar. Richtig. Das Toilettenbeispiel ist völlig absurd. Aber ist nicht auch das Evangelium einfach absurd? Also einfach und absurd. Wie anders lässt sich erklären, dass ein direkter Zusammenhang zwischen einem Zimmermann, den man an ein Holz nagelt, und einem ewigen Leben besteht? Oder dass es eine unsichtbare Verbindung zwischen «Vater und Mutter ehren» und einem langen Leben gibt (5. Mose 5,16)?

Die Antwort liegt wohl oft an einem ganz bestimmten Punkt: Sie machen es sich viel zu einfach! Ja, sie malen sich mit einer unverantwortbar oberflächlichen Meinung ohne grossen Aufwand ein mehr oder weniger religiöses Bild. Wie bei einer morschen Fassade scheint dann alles rund um Gott cz 4|09

und Bibel «schon recht» zu sein – bleibt aber doch völlig belanglos. Nein, so einfach ist die Sache mit Gott nicht. Wenn sich jemand nicht die Zeit nimmt, um sich mit tiefgründigeren Gedanken über Gott und Glauben zu beschäftigen, dann begeht er wohl einen seiner grössten Lebensfehler. Ich meine, so jemandem fehlt doch die Hauptsache. Zu den Hauptfragen unseres Lebens und Glaubens gehören die Fragen nach dem Sinn des Ganzen, nach dem Woher und Wohin unseres Daseins. Aber auch die Fragenbereiche rund um unsere Schuld, unsere Verantwortung und das Gottesgericht gehören dazu. Diese unabdingbaren Angelegenheiten lassen sich mit naiver Gleichgültigkeit bestimmt nicht verlässlich 29

klären. Nein, dazu braucht es wohl doch grosse Portionen von Offenheit, Interesse und Zeit. Doch sind diese Voraussetzungen vorhanden, braucht es freilich keinen akademischen Titel, um dem biblischen Evangelium Vertrauen zu schenken. Sinnvoll und doch einfach gesagt: Wer sucht, der findet. Wer anklopft, dem wird aufgetan.

• Pfarrer Fredy Staub erzählt in seiner Kolumne «von Wegen!» wahre Geschichten aus seinem Erleben mit Menschen.


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