Amen 2015/4

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CHRISTLICHES

ZEUGNIS

MAGAZIN VON CAMPUS FÜR CHRISTUS SCHWEIZ

voll

GLAUBEN LEBEN

ZWIEGESPRÄCH MIT GOTT | MENSCHEN ERKENNEN | PROPHETISCH LEBEN


EDITORIAL

CHRISTLICHES ZEUGNIS HEISST NEU «AMEN» Liebe Leserin, lieber Leser, liebe Abonnenten des Christlichen Zeugnis Die Titelseite rechts verrät es: Unser Magazin von Campus für Christus Schweiz bekommt nach 33 Jahren einen neuen Namen. Ausschlaggebend für diesen Wechsel ist die schlichte Erkenntnis, dass eine jüngere Lesergeneration mit dem Christlichen Zeugnis weniger inspirierende Gott-Geschichten als vielmehr fromm erworbene Schulnoten verbindet. Ich mag den neuen Titel Amen. Er ist nicht nur die kräftige Bestätigung einer Aussage, sondern erinnert mich gleichzeitig an eine liebevolle Umarmung nach der Begegnung mit einem guten Freund. Amen hat etwas Eröffnendes, etwas, das mich aufhorchen und hinhören lässt. Jesus hat es immer mal wieder angewendet, als er wichtige Wahrheiten mit «Amen, amen, ich sage euch …» (was oft mit «Wahrlich, wahrlich …» wiedergegeben wird) eingeleitet hat. Spätestens bei seinem zweiten Amen wäre ich als Zuhörer hellwach gewesen und hätte aufgepasst, keines der Worte zu verpassen, die auf eine derart wuchtige Ansage folgen. «Amen» ist eines dieser Worte, die Dynamik mit sich bringen – die eben nicht nur einen Gebetsschlusspunkt setzen, sondern mindestens ebenso eine kräftige Bestätigung und eine spannende Eröffnung – Letzteres unterstreicht das Komma im Magazintitel. Ausserdem gefällt mir die Bedeutung: «Amen» meint «sich fest machen, sich verankern, sich auf Gott ausrichten», denn die hebräische Wurzel des Wortes steht für «fest, verlässlich und zuverlässig»,

wovon auch «Glaube, Treue und Verlässlichkeit» abgeleitet werden. Was für ein «glaubensvolles» Statement also für ein Magazin. Ich wünsche jedem, der ein Amen in die Finger bekommt, dass der Inhalt ihn im Glauben fest macht, in Christus verankert und neu auf ihn ausrichtet. Sie halten nun das erste Amen in den Händen. Hoffentlich sprüht Ihnen aus allen Zeilen dieselbe Begeisterung entgegen, die auch wir verspüren. Versprechen kann ich einfach dies: Wer gelebtes christliches Zeugnis und spannende geistliche Impulse mag, wird auch weiterhin voll auf seine Kosten kommen – denn am tiefgründigen und horizonterweiternden Inhalt wird sich nichts ändern. Weil wir mit Gott unterwegs sind, bleiben wir nicht stehen – und laufen mit Amen in die Zukunft! Ja und Amen dazu. Danke, dass Sie mit dabei sind!

Andreas «Boppi» Boppart Missionsleiter von Campus für Christus Schweiz


A U SG A B E WIN T ER 20 1 5 WWW.AMEN - MAG AZ I N . C H

VOLL GLAUBEN LEBEN

VOLL GLAUBEN LEBEN J O H AN N E S H A R TL

D A NIE L SC HÖ NI

LEA H Ü MB E LI

« NO CH W I C HT IG E R ALS G E M E I NS CHAF T IS T D AS Z WI E G E S P RÄC H MIT G O T T. »

G LE ICH ENTSPANNT ÜBER DEN G LAUBEN WI E ÜBER EI N GUTES C O RDON BLEU SPRECHEN

«MI CH BELEBEN BEGEGNUNGEN , I N DENEN SI CH HERZEN V ON MENSCHEN ÖFFNEN.»


INHALT

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V OL L G L AUBEN – TR OTZ ZWEI FELN, KRI S EN UND KRI TI K

Interview mit Dr. Johannes Hartl

1 0 D IE M IT M E NSC H E N E R K E NNE N Portrait über Florentina Gelb

1 3 P R A K T ISC H E T IP P S F ÜR GUT E GE SP R ÄC H E von Sabine Fürbringer

1 4 P R O P H E T ISC H L E B E N von Peter Höhn

1 6 D IE B IB E L IM O H R

Portrait über Detlef Kühlein

1 9 B L IC K P UNK T W E L T

Kolumne von Kurt Burgherr

23 B E Z IE H UNGSW E ISE

Kolumne von Sabine Fürbringer

24 W IE K IND E R GL A UB E N

Portrait über Lea Hümbeli

26 UNF E R T IG – UND D O C H VO L L GL A UB E N L E B E N!

von Andreas «Boppi» Boppart

30 M YF R IE ND S – M IT F R E UND E N GO T T E NT D E C K E N von Stefan Weber

32 D E N GL A UB E N INS L E B E N B R INGE N von Sabine Fürbringer

35 NE W GE NE R AT IO N

Kolumne von Jonathan Bucher

36 K UR Z UND GUT

Interview mit Jürg Schaufelberger

38 200 JA H R E B A SL E R M ISSIO N – UNVE R SC H Ä M T VIE L H O F F NUNG

20

K N A L L HA R T ES Z EUGNI S FÜR DEN GLAUBEN

Portrait über Daniel und Andrea Schöni

von Hanspeter Nüesch

4 2 WA S E X P LO B E W E GT H AT

Interview mit Urs Schmid

4 8 WA S C A M P US B E W IR K T 5 3 A UT O R E N/ IM P R E SSUM 5 7 P E R SÖ NL IC H

von Viviane Herzog

DAS MAGAZI N VON

44

A L P HA IN O S TEURO PA: VI EL GLAUBW ÜRDI GKE IT

Interview mit Martin Stoessel

Amen ist hebräisch und bedeutet fest, verlässlich, treu und ist verwandt mit Begriffen wie Glauben, Wahrhaftigkeit und Treue. Das Magazin Amen, voll Glauben leben inspiriert mit Lebensberichten und geistlichen Impulsen zu authentischer, verbindlicher und glaubwürdiger Jesus-Nachfolge.


EDITORIAL

GEERDETER GLAUBE «Wie bringe ich meinen Glauben auf den Boden?» In dieser Frage liegt wohl eine der grössten Herausforderungen für JesusNachfolger. Denn wie Gott wirklich ist, das schliessen andere Menschen weniger aus unseren Worten als aus unserem Charakter, unseren Taten und unseren Reaktionen. «Darum müssen wir dafür sorgen», schreibt Sabine Fürbringer in ihrem Beitrag, «dass es in unserem Leben etwas Echtes zu lesen gibt, das auf Christus hinweist und ein lebendiges Zeugnis seiner Gegenwart ist.» Dazu, wie das geschehen kann, geben sie und die anderen Autoren und Interviewpartner in dieser Ausgabe «Voll Glauben leben» ganz praktische Anstösse. Lesen Sie, wie der Transportunternehmer Daniel Schöni mit seiner Frau Andrea im knallharten Geschäftsalltag, die Pflegefachfrau Florentina Gelb im Spital oder die Religionslehrerin Lea Hümbeli im Klassenzimmer den Glauben «ins Leben bringen». «Voll Glauben leben» bedeutet nicht, von der Erde in den Himmel abzuheben, sondern immer neu den umgekehrten Weg zu gehen, so wie es Jesus selbst vorgemacht hat. Jesus hat als Mensch gewordener Gott dessen unsichtbares Wesen «auf den Boden gebracht». Und jetzt sucht er Menschen, die im glaubensvollen Vertrauen auf ihn alles daran setzen, dass Gottes Worte und Verheissungen nicht nur schöne Theorie bleiben, sondern zu irdisch greifbarem Leben werden. In diesem Sinn ist «Voll Glauben leben» das passende Thema, um mit dem neuen Magazin-Namen Amen in die Zukunft zu starten.

«Voll Glauben leben» heisst, sich in allen Situationen an Jesus zu wenden und von ihm die Worte und Verheissungen Gottes zu empfangen, die sich hier und jetzt auf der Erde als «Amen» erweisen sollen. «Amen» ist weder ein Lippenbekenntnis noch eine Floskel, sondern drückt unser ganzes Verlangen und die Erwartung aus, dass Gottes himmlische Realität und seine guten Absichten «auf den Boden gebracht werden». Und das schliesst immer mit ein, dass wir bereit sind, unser eigenes Leben Jesus ganz zur Verfügung zu stellen − wie auch immer er uns in die göttlichen Pläne «einbauen» und an seinem Handeln beteiligen will. Himmlisch-geerdeter «Amen»-Glaube ist ein Lebensstil, und es ist wohl kein Zufall, dass «Amen» von der gleichen hebräischen Wort-Wurzel aman stammt, von der beispielsweise auch die Worte für Übung, Künstler und Handwerker abgeleitet werden. Wer den Glauben − sei es mit Taten oder Worten − auf den Boden bringen will, muss wie ein Künstler oder ein Handwerker üben, üben, üben. Dazu wünsche ich Ihnen Gottes Gnade, Ausdauer und Gelingen!

Peter Höhn


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DIE BIBEL IM OHR

von Sabine Fürbringer

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urch neue Medien die alte biblische Wahrheit unter die Leute bringen, das ist Detlef Kühleins Vision. Mit seinen täglichen Bibelpodcasts setzt er sie um und freut sich, wie viele Menschen dem Wort Gottes neu Raum geben und seine Kraft erfahren. «Bibellesen als Beruf – das ist für mich selbst ein riesiger Segen!», sagt Detlef Kühlein, der mit seiner Familie in Süddeutschland wohnt. Als Theologe war er über zehn Jahre im pastoralen Dienst, wo die Auseinandersetzung mit der Bibel zum Alltag gehörte, daneben aber auch viele Leitungsaufgaben anfielen. Dank der Gründung von bibletunes, einem täglich erscheinenden Podcast, und seiner Lehrtätigkeit an verschiedenen Ausbildungsstätten und in Gemeinden, kann sich Detlef heute, mit 46 Jahren, fast ausschliesslich seiner Leidenschaft, dem Bibellehren, widmen.

EIN NATÜRLICHER HUNGER

Die Liebe und die Faszination für die Bibel sind für Detlef schon in den Anfängen seines Glaubenslebens ganz lebendig, obschon Kirche und Christentum in seiner Herkunftsfamilie zunächst keine Rolle spielten. «Meine

Eltern befreundeten sich dann mit einem Paar, das uns als Familie den Glauben nahebrachte, und schliesslich entschieden sich meine Eltern, ebenfalls mit diesem Jesus zu leben. Ich kam gerade vom Sport zurück, besagte Freunde waren zu Besuch, im Wohnzimmer lagen aufgeschlagene Bibeln auf dem Tisch, und meine Familie erzählte mir von ihrem Erlebnis. Am selben Tag, ich war vierzehn, vertraute auch ich Gott mein Leben im Gebet an.» Am nächsten Tag, einem Sonntag, gehen alle zusammen zum Gottesdienst. Dort schliesst sich Detlef gleichentags einem zweijährigen Bibelkurs an, kauft sich seine erste Bibel und fängt Feuer. Er liest sie von vorne bis hinten, besorgt sich Kommentare, und sein Verlangen nach der Bibel wird immer stärker. Dass er nach der Lehre als Werkzeugmacher ein Theologiestudium in Angriff nimmt, ist die Folge seiner Leidenschaft, aber auch die Reaktion

auf ein Berufungserlebnis mit zwanzig. Mit einem Master in Bibeldidaktik schliesst er das Studium ab.

ALTE BOTSCHAFT, MODERNER KANAL

Als Detlef 2009 die bibletunes erfindet, leitet ihn ein Wunsch: «Ich träume davon, dass die Menschen sich der Bibel aussetzen und dass sie wieder verstehen, was sie da lesen. Luther schaute den Leuten aufs Maul und sprach ihre Sprache. Auch heute muss man die Bibel immer wieder neu übersetzen und neue Kanäle finden. So wie Paulus das römische Strassennetz zur Verkündigung nutzte, können wir in unserer Generation die Datenbahn im Internet gebrauchen. Es gibt heute viele Menschen, die nicht mehr lesen. Darüber kann man sich entweder ärgern, oder man kann ein neues Format suchen.» Mit seinen Podcasts hat Detlef ein solches Format gefunden. Täglich liest er den


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Detlef Kühlein in voller Aktion am PraiseCamp 2014.

Hörern einen Bibeltext vor und gibt anschliessend seine Gedanken dazu weiter. Die Begrenzung auf jeweils zehn Minuten fällt ihm nicht immer leicht, doch der Kommentar soll kurz, praktisch und nicht hochtheologisch sein; so kann der Hörer selber weiterdenken und sich mit dem Text auseinandersetzen.

PROFESSIONELL UND DOCH SPONTAN

Detlef schreibt für diese Inputs keine Skripts, die er abliest, sondern bereitet sich gut vor und spricht anschliessend, den Hörer vor dem inneren Auge, einfach drauflos ins Mikrofon, echt und authentisch, manchmal auch nicht ganz perfekt. Gleichwohl betont er, dass ihm die Professionalität ganz wichtig ist: «Ganz am Anfang forderte mich jemand mit der Frage heraus, ob ich einen frommen Güterzug starten will oder einen ICE. Mir wurde da klar, dass das ganze Projekt hochpro-


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«MEIN TRAUM IST, DASS ALLE MENSCHEN WIEDER DIE MÖGLICHKEIT HABEN, DIE BIBEL ZU VERSTEHEN. DENN WAS GOTT ZU SAGEN HAT, KANN UNSER LEBEN NACHHALTIG VERÄNDERN.» fessionell sein soll, inhaltlich, technisch, organisatorisch und auch was unseren ganzen Auftritt anbelangt. Gleichzeitig hatte ich von Gott deutlich gehört, dass den Empfängern alles kostenlos angeboten werden soll.» Tatsächlich hat Gott von Beginn weg finanzielle Mittel freigesetzt und so bestätigt, dass es letztlich sein Projekt ist. Die vielen positiven Feedbacks, die Detlef und sein Team bekommen – mittlerweile ein Grafiker, ein Webdesigner eine Buchhalterin, eine Texterin, eine Materialentwicklerin und verschiedene Gastsprecher –, sind Zeugnis dafür, wie Gott selbst durch dieses Medium die Herzen der Menschen berührt und verändert.

VERÄNDERNDES WORT

Die Hörer sind dankbar für diese perfekte Bibeldosis; sie erleben, dass

Gottes Wort im Alltag praktikabel ist oder dass Gott genau in ihre Situation hineinspricht. Es gibt Menschen, die Gott durch bibletunes zum ersten Mal begegnet sind, und andere, die in Krisenzeiten dank dieser täglichen Ermutigung durchhalten. Ein Geschäftsmann wurde im Glauben so gestärkt, dass er es bei einer heiklen Vertragsverhandlung wagte, ganz auf Gott zu vertrauen, und den himmlischen Segen in einer bis dahin unbekannten Dimension erlebte. Das Altersspektrum der Hörer reicht vom zwölfjährigen Kind bis zur neunzigjährigen Oma. Die Hauptgruppe ist zwischen achtzehn und fünfunddreissig, zu etwa gleichen Teilen Männer wie Frauen; darunter viele, die nach jahrelanger Abstinenz einen neuen Zugang zur Bibel gefunden und bibletunes zu ihrem täglichen Bibelinput gemacht haben. Für Detlef ist diese Kontinuität des Bibellesens äusserst wichtig. «Heute wollen wir alles auf Knopfdruck, aber gewisse Dinge benötigen Jahre. Die Frucht wächst über die Zeit, in der Gott durch sein Wort an unserem Charakter, unseren Werten und unserer Persönlichkeit arbeitet.»

men, zurzeit mit dem Gebet, er liest entsprechende Bücher oder sucht den Kontakt zu Menschen, die auf diesem Gebiet einen Wissensvorsprung haben. Manchmal nimmt er sich eine Auszeit, belegt ein Wochenendseminar, macht Schweigetage, geht wandern und vertieft sich tagelang in eine Textpassage. «Seit 32 Jahren beschäftige ich mich mit der Bibel, ich trage so viel davon in mir, dass bei den Podcasts problemlos etwas davon rauskommt. Trotzdem will ich nicht routiniert werden und suche immer nach neuen Erkenntnissen, will tiefer gehen, korrigierbar bleiben, dem Wort Raum geben. Gott bricht nicht gewaltsam ein in unser Leben, sondern er breitet sich dort aus, wo wir ihm Raum geben.» Mit seinen Podcasts ermöglicht Detlef genau diesen Segen, den er für sich selber entdeckt hat, einer wachsenden Zahl von dankbaren Hörern.

DEM WORT RAUM GEBEN

Weil Detlef um diese Zusammenhänge weiss, gibt er seinem eigenen Bibelstudium viel Gewicht. Im Vorfeld einer neuen Podcastserie taucht er zur persönlichen Inspiration ganz in das jeweilige biblische Buch ein. Über Wochen hinweg liest er die Texte, zum Beispiel in den Ferien, manchmal auch zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern. Daneben befasst er sich mit einzelnen The-

bibletunes ist ein deutschsprachiger, kostenloser Podcast zu verschiedenen Büchern und Themen der Bibel. Zusätzlich sind Arbeitsmaterialien zur persönlichen Vertiefung oder für Gruppen erhältlich.


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BLICKPUNKT WELT

SIE HABEN NICHTS ANDERES Kurt Burgherr ist Leiter von Agape international, der Auslandstätigkeit von Campus für Christus Schweiz, mit Schwerpunkt auf Entwicklungszusammenarbeit sowie Gemeinde- und Leiterentwicklung.

Wenn ich in ärmeren Ländern Afrikas oder Asiens mit einheimischen Christen zusammen bin, ist das, was mich am meisten beeindruckt, ihr ansteckender Glaube. Sie haben nichts anderes. Sie haben wenig oder gar kein Geld, leben oft in unstabilen politischen Systemen und können darum meistens gar nicht längerfristig planen. Eng verknüpft mit ihrem Glauben ist das Gebet. Als wir einmal Mukenge Shay, damals Leiter von Campus für Christus für Frankophon Afrika, fragten, wieso bei ihnen der Gebetseifer so gross sei, meinte er: «Wir haben nur unseren Glauben!» In Mukenges Verantwortungsgebiet sind die meisten Länder äusserst arm und einige davon von Bürgerkriegen geplagt. Von Norden her drängt der Islam in die Länder südlich der Sahelzone und bringt die Christen in Bedrängnis. Bis vor Kurzem waren einige Länder zudem von Ebola bedroht. Menschlich gesehen ist es schwierig bis unmöglich, dort zu (über-)leben. Trotzdem oder gerade darum ist der Glaube für die Christen in jenen Ländern eine wesentliche Stütze. Er lässt Gottes Eingreifen und Helfen für sie immer neu real werden. Er gibt ihnen Zuversicht und Lebenssinn. Der

Glaube ist für sie existenziell. Sie haben nichts anderes, woran sie sich festhalten können. Wenn ich jeweils aus solchen Ländern zurück in die Schweiz komme, fühle ich mich wie im Paradies. Klar, auch hier ist das Leben nicht immer einfach: Es gibt Hektik, Stress, beruflichen und gesellschaftlichen Erfolgsdruck und andere schwierige und manchmal zerstörerische Einflüsse, die es in Afrika und Asien weniger gibt. Aber der Glaube hat hierzulande, obwohl er vielen Christen durchaus kostbar ist und Halt gibt, einen anderen Stellenwert. Er scheint nicht existenziell zu sein. Der Lohn kommt jeden Monat. Auch wenn wir arbeitslos oder krank werden, wenn wir verunfallen oder wenn wir pensioniert werden, erhalten wir ein gesichertes Mindesteinkommen. Dies alles ist ein grosser Segen und macht das Leben einfacher. Aber wie bewusst sind wir uns, dass alle diese Systeme von Menschen geschaffen sind? Krisen können sie erschüttern und innert kürzester Zeit zusammenbrechen lassen. Damit will ich nicht schwarzmalen, doch es tut gut, sich vor Augen zu halten, dass

wir letztendlich ebenso von Gott abhängig sind wie unsere Geschwister in Afrika und Asien, auch wenn es nicht gleich offensichtlich ist. Darüber hinaus können wir von unseren afrikanischen Geschwistern noch etwas lernen: dass wir unserer eigenen «Armut» bewusst werden und sie Gott bringen, zum Beispiel die Armut an Freude, Wärme und Liebe in Beziehungen, in der Ehe und Familie, in der christlichen Gemeinde, in der Begegnung mit «Fremden» oder sogar im eigenen Herzen. Wo sind wir existenziell und darum zu vollem Glauben herausgefordert? Wo wir «nichts anderes haben», da möchte Gott uns begegnen.


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BEZIEHUNGSWEISE

KEIN REZEPT ZUM ERFOLG Sabine Fürbringer ist Psychologin und Familienfrau und arbeitet bei Campus für Christus als Referentin, Autorin und Beraterin.

Was für ein erfüllender Augenblick: In einem Zwiegespräch kommt mir der erhellende Gedanke, ich spreche ihn aus und darf miterleben, wie das Gegenüber ihn aufnimmt und in seinem Herzen landen lässt. Der Heilige Geist ist am Wirken, bringt neue Hoffnung, gibt Mut, baut auf, verändert, befähigt und lässt das Leben in einem neuen Licht erstrahlen. Ich kann förmlich zuschauen, wie das Wort Gottes nicht «leer zurückkehrt», sondern in unterschiedlicher Art und Weise Leben spendet (vgl. Jesaja 55,11). So mit dem Heiligen Geist zu kooperieren, macht Spass und ist von Leichtigkeit begleitet. Im Beratungskontext geschehen auf diesem Weg die ersehnten Durchbrüche, lösen sich Probleme und ebnen sich die nächsten Schritte. Auf Menschen, die dem Glauben fernstehen, können solche Gespräche wie Augenöffner wirken. Jemand versteht vielleicht zum ersten Mal, worum es beim Glauben geht, oder erhascht etwas von Gottes Annahme und Liebe. Eine passende Metapher, die mir in den Sinn gekommen ist, lässt ihn Zusammenhänge erkennen, oder er erahnt, dass Gott ihn eventuell tatsächlich per-

sönlich ansprechen möchte. Auf diese Art mit anderen über den Glauben zu reden, ist beflügelnd. In diesen Momenten bin ich versucht, das Erlebte in ein Rezept zu verpacken, das den Erfolg garantiert. Die Anleitung: «Schaffe eine annehmende Atmosphäre, lasse dich auf dein Gegenüber ein und höre auf den Heiligen Geist. Wenn du dann einen Eindruck hast, leite das Gespräch entsprechend weiter. Als Resultat wird dein Gegenüber Gott näherkommen, und du wirst dich mitfreuen können.» So weit, so gut. Die Praxis bestätigt, dass das Rezept durchaus funktioniert − wenn da nicht diese Erfahrungen wären, bei denen ich mich zwar nach Drehbuch verhalten habe, sogar Gottes Reden wahrgenommen und umgesetzt habe, jedoch nicht mit dem Effekt, dass die Botschaft bei meinem Gegenüber ankommt. Neulich empfand ich das als besonders irritierend, weil ich im vorbereitenden Gebet sogar ein ganz klares Wort für jemanden empfangen zu haben glaubte. Ich gab es später im Gespräch mit jener Person auch weiter, doch der «Zuspruch» Gottes landete nicht. Dabei war ich mir doch so sicher gewesen, dass ich genau

diesen Aspekt des Glaubens mitteilen sollte. Ich neige nicht dazu, in diesen Dingen zu forsch daherzukommen. Daran hatte es also kaum gelegen. Mein Gegenüber hatte es auch gehört und verstanden, aber wollte es in diesem Moment so nicht für sich beanspruchen. Erfahrungen wie diese haben ihre Wirkung auf mich. Am liebsten würde ich künftig darauf verzichten, mich derart zu exponieren. Doch da gibt es dieses Bibelwort, das Gott in mehreren Situationen seinen Leuten zugesprochen hat, wenn er sie beauftragte, von ihm zu reden. Zu Hesekiel sagte er es beispielsweise so: Wer hören will, der höre, und wer es lässt, der lasse es (Hesekiel 3,27). Wenn ich von meinem Glauben rede und dabei sogar vom Heiligen Geist geleitet bin, muss ich der anderen Person die Freiheit einräumen, damit umzugehen, wie sie will. Ihre Ablehnung ist weder ein Anzeichen dafür, dass ich falsch liege, noch entbindet sie mich davon, vom Glauben zu reden. Das Bibelwort erinnert mich recht nüchtern daran, dass es nicht meine emotionale Befindlichkeit ist, die ich mir zum Massstab nehmen soll. Vielmehr ist es Gottes Auftrag, den Glauben zu teilen.


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WIE KINDER GLAUBEN von Viviane Herzog

L

ea Hümbeli liebt die Momente im biblischen Unterricht, wenn ein Kind ganz still wird und sich seine Stirn in tiefe Falten legt, denn immer dann steigt eine echte Frage oder Erkenntnis aus der Kinderseele an die Oberfläche auf.

«Du, Frau Hümbeli, können wir Gottes Grab anschauen gehen?» Lea erinnert sich noch genau an die erste Stunde mit ihren «Unti-Kindern» vor knapp drei Jahren. Sie erklärt: «Der Junge, der diese Frage stellte, hatte gehört, dass Gott tot sei. Seine logische Schlussfolgerung: irgendwo auch ein Grab von diesem toten Gott geben muss.» In den vergangenen drei Jahren arbeitete Lea Hümbeli in der reformierten Kirche Uetikon als Katechetin. Sie unterrichtete Schüler von der zweiten bis zu vierten Klasse im kirchlichen Unterricht und ging so mit ihnen einen Abschnitt des Wegs bis zu ihrer Konfirmation. Gerne blickt sie auf die vergangene Zeit voll spannender Diskussionen und bewegender Momente zurück.

BEI NULL ANGEFANGEN

«Fiel es dir immer leicht, mit den Kindern über den Glauben zu sprechen?», frage ich Lea gleich zu Beginn unseres Gesprächs. «Nein, vor allem in den ersten Stunden nicht. Wo sollte ich denn anfangen? Es hätte doch keinen Sinn gemacht, mit den Kindern über das

Abendmahl und Pfingsten zu sprechen, wenn sie mich fragen, ob wir Gottes Grab anschauen können. Also habe ich ganz vorne angefangen.» Weiter erinnert sie sich: «Mit den Kindern zu beten, war anfangs auch nicht denkbar. Es betet doch nur der Papst, dachten sie. Aber mit der Zeit haben wir das Beten in unsere Unti-Kultur eingebunden, und es wurde für sie ganz normal, zu beten. Kein Kind musste jemals laut beten, wenn es nicht wollte. Aber immer am Ende des Gebets, sagten wir laut ‹Amen›. Diesen Brauch haben sie übernommen und jeweils auch im Gottesdienst laut ‹Amen› gesagt, wenn ich gebetet habe. Das war schön.»

SICHTBARE VERÄNDERUNGEN

Einige Eltern waren ganz erstaunt über die neuen Unti-Gewohnheiten ihrer Kinder. «Einmal kam eine Mutter zu mir und erzählte mir, wie ihre kleine Tochter jetzt immer betet, wenn sie nachts nicht schlafen kann.» Zwei Jungs haben ganz von sich aus angefangen morgens früher aufzustehen und in der Bibel zu lesen. Das sind für Lea schöne

Veränderungen, die ihr bestätigen, dass ihre Bemühung, den Kindern etwas von dem Gott weiterzugeben, der sie liebt, Früchte trägt, denn 90 Prozent der Kinder gehen nie gemeinsam mit ihren Eltern in die Kirche. Sie kommen vor allem, um konfirmiert zu werden, weil eine Konfirmation irgendwie noch zum Erwachsenwerden dazugehört. «Ich habe jedoch keine Ahnung, wie lange die Kirche von dieser Ansicht noch profitiert», meint Lea mit einer leichten Sorgenfalte auf der Stirn. Zu Beginn des Untis gab es auch die eine oder andere Diskussion mit den Eltern, ob ihr Kind tatsächlich immer kommen müsse. Leas Ansatz war pragmatisch: Sie liess die Kinder entscheiden. Sie vereinbarte mit den Eltern, dass sie ihre Kinder einmal in ihren Unterricht schicken, und diese dann sagen dürfen, ob sie kommen möchten oder nicht. Die Kinder wollten.

FRAGEN ÜBER FRAGEN

Für Leas Unti-Schüler war es ganz normal, gemeinsam über Gott, Jesus, die Bibel und den Glauben zu diskutieren.


Und wenn Lea auf eine Frage keine Antwort hatte – was oft vorkam –, haben sie sich einfach gemeinsam überlegt, was die Antwort sein könnte. So fragte einmal ein Kind, wie Noah denn genau die Stimme Gottes gehört habe. Wie durch ein Mikrophon? Lea erzählt mit einem Schmunzeln: «Ein Kind hatte die Idee, dass Gott im Himmel einen riesengrossen Drucker hat, mit dem er ganz viele Flugblätter ausgedruckt hat, um sie auf der Erde zu verteilen.» Nicht immer eine Antwort parat zu haben, ist für sie gar kein Problem. Sie meint: «Gott ist doch viel grösser! Es ist okay, wenn wir nicht immer alle Antworten haben und nicht alles verstehen. Sonst wäre Gott nicht Gott und der Mensch nicht Mensch. Ich habe gelernt, dass wir gewisse Fragen sogar offen lassen müssen.» Dennoch hake ich nach: «Gibt es keine wirklich schwierigen Fragen?» − «Doch. Eine wirklich schwierige Frage, die mir ein Kind stellte war: ‹Aber ich habe doch gebetet, dass meine Eltern zusammenbleiben. Warum haben sie sich jetzt trotzdem getrennt?› Was soll man auf diese Frage antworten?» Für Lea ist es sehr wichtig, keine frommen Floskeln zu gebrauchen, sondern stets echte Antworten zu geben – Kindern genauso wie Erwachsenen.

ECHT GLAUBEN

Dennoch hat Lea die Erfahrung gemacht, dass sie den Kindern hin und wieder gewisse theologische Sachverhalte nicht in ihrer vollen Länge, Breite, Tiefe und Höhe erklären kann. Was sie anfangs beunruhigt hat, sieht sie inzwischen gelassener: «Es gibt Dinge im Glauben, die müssen wir zweimal verstehen. Und das ist auch in Ordnung.» Erwachsene dürfen sich mehr Gedanken machen als Kinder. Deshalb sind wir ja erwachsen, weil wir reflektieren und kritisch sind.

Bild: Viviane Herzog

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«LIEBER ZWEIFLE ICH EHRLICH, ALS DASS ICH HEUCHLERISCH GLAUBE.» Was können wir Erwachsene denn von den Kindern lernen? «Definitiv unsere echten Fragen zu stellen und Zweifel zu äussern. Kinder haben keine Angst, eine falsche oder blöde Frage zu stellen. Lea betont, dass es wichtig ist, Fragen und Zweifel nicht nur mit Freunden zu diskutieren, sondern sich auch ganz direkt an Gott zu richten. Auch, wenn mal keine Antwort kommt. Für Lea ist das auch bei Gott kein Problem. In ihrem Theologiestudium «rüttelt und schüttelt» es nicht selten mehr als ihr lieb ist. «Manchmal sind meine Gedanken so durcheinander, dass ich nicht mehr beten kann. Ich weiss dann nicht mehr, wie Gott eigentlich ist. Aber lieber zweifle ich ehrlich, als dass ich heuchlerisch glaube.» Sie ist überzeugt: Gott ist über jeden Zweifel erhaben. Er hält das aus. Es macht ihn nicht kleiner. Und auch seine Liebe zu uns wird dadurch keineswegs geschmälert.

HIER UND JETZT

Was ist denn nun von alldem für die Kinder das Wichtigste, um den Glauben voll zu leben? Das Gebet, ihre Fragen, Diskussionen, biblische Geschichten? Mit keiner meiner Vermutungen liege ich richtig. Mit grosser Überzeugung schneidet Lea nochmals ein neues Thema an: Vorbilder. Kinder brauchen Vorbilder. Sie müssen von ihren Eltern und den Erwachsenen lernen können, wie Glaube praktisch funktioniert! «Immer wieder meinen Eltern, dass sie ‹die Sache mit dem Glauben› an den Unti abgeben können. Aber das stimmt nicht. Die Eltern sind sehr wichtige Vorbilder. Jeden Tag. Natürlich ist es toll, Kindern Geschichten aus der Bibel zu erzählen. Aber letztendlich wollten sie in den Lagern immer wissen, wie wir Leiter das jetzt heute in unserem Leben machen. Sie müssen erfahren können, was beispielsweise der barmherzige Samariter heute bedeutet.»


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UNFERTIG UND DOCH VOLL GLAUBEN LEBEN!

von Andreas «Boppi» Boppart,

Missionsleiter Campus für Christus Schweiz

«Voll Glauben leben» löst bei mir positive Schwingungen aus. Glaube ist einer der Grundwerte bei Campus für Christus, und genau dieses «Voll-Glauben-Leben» hat mich damals vor elf Jahren, als es um die Frage der Mitarbeit ging, so angezogen, dass ich mein Leben ganz dafür einsetzen wollte. Wie habe ich diesen wild-mutigen, teils naiven und doch hoffnungsvoll-realistischen Glauben der Generation um Hanspeter Nüesch bewundert! Während ich beobachten konnte, wie viele Christen ihren Glauben über die Jahre ihren Erfahrungen angepasst und Gott auf eine scheinbar realistischere Grösse zurechtgestutzt hatten, gab es diese andere Gruppe: Christen, die auch nach mehreren Jahrzehnten der Nachfolge immer noch bereit waren, ihre Erfah-

rungen und ihren Alltag der Grösse Gottes anzupassen. Es gibt wohl kaum etwas, das mich dermassen anzieht, wie Menschen, die voll Glauben leben – wobei das keineswegs heisst, weltfremd und unkritisch irgendwelchen unrealistischen Wunderwirkungen nachzujagen. Es heisst, dass man Gott immer wieder kindlich und neu das zutraut, wozu er auch fähig ist: alles! Mit Gott unterwegs zu sein und dabei den eigenen Glauben nicht in falsch verstandener Weise

«gesundschrumpfen» zu lassen, sondern ihn vielmehr immer wieder mit Gottes Möglichkeiten und seiner Wirklichkeit abzugleichen − das ist echte Nachfolge und lebendiger Glaube.

AUFBLICKEN ZUM GROSSEN GOTT Ich liebe es, wenn ich mich in Situationen befinde, die so überfordernd sind, dass sie desaströs enden, wenn Gott nicht mit mir ist. Das sind Momente,


Bild: Patrick Horlacher (SCM Verlag)

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in denen man sich voll und ganz auf Gott verlassen muss – und genau da beginnt der Glaube in einem ungeahnten Mass zu wachsen, und das eigene Ego schrumpft sich gesund. Deshalb ist es wichtig, dass man – sei es nun in einem Werk wie Campus für Christus, in der lokalen Gemeinde, in der Familie oder im persönlichen Glaubensleben – ganz bewusst Situationen einbaut, in denen man Gott braucht. Wir müssen uns selber und unsere Mitmenschen immer wieder liebevoll aufs Wasser schubsen – denn wenn dann diese Erfahrung greift und man spürt, wie man von Christus getragen ist, festigt das den eigenen Glauben ungemein. «Wir brauchen keinen grossen Glauben, nur einen Glauben an einen grossen Herrn», hat schon Hudson Taylor bemerkt. Es ist nicht entscheidend, wie wir glauben und beten – es ist entscheidend, an wen wir glauben und zu wem wir beten! Beim «Voll-Glauben-Leben» geht es keineswegs darum, aus dem persönlichen «Glaubenslappen» angestrengt und verkrampft noch ein paar Tropfen mehr auszuwringen. Vielmehr braucht es immer wieder neu den Blick auf den grossen Gott – damit unser Glaube wächst und sich seinen Dimensionen anpassen kann.

BLOCKADEN «Voll Glauben leben» kann mancherlei negative Gefühle auslösen: Für die einen mag «voll» ein wenig zu absolut und anstrengend klingen. Andere hätten gerne den «Glaubens»-Part eliminiert und würden lieber einfach nur «voll leben», denn Glaubensenergie aufzubringen, ist für sie mit zu vielen Unsicherheiten verbunden. Wieder andere sind mit «voll Glauben» am Start, kriegen die Dynamik aber nicht so recht auf den Boden und ins Leben rein. «Voll Glauben leben» ist gar nicht so einfach, denn es funktioniert nur, wenn wir alle drei Komponenten gleichzeitig im Blick behalten. Ein wesentlicher Punkt, der dabei im Weg steht und den ich bei

mir und vielen anderen Menschen beobachte, ist der Umgang mit der eigenen Unfertigkeit. Kürzlich habe ich bei einem christlichen Männertag mit rund 300 Teilnehmern drei Thesen aufgestellt, über die sie anonym abstimmen konnten. Die erste These war: «Ich fühle mich manchmal gebremst oder blockiert in meiner Nachfolge. Ich habe das Gefühl, meine Beziehung zu Gott hat nicht die Qualität, die sie haben könnte.» Rund 300 von 300 Männern gaben an, dass es ihnen so gehe – was vielleicht nicht weiter überraschend ist. Die zweite Aussage war: «In meinem Leben gibt es Dinge (Verhalten, Gedanken usw.), die ich nicht auf dieser Leinwand veröffentlicht haben möchte.» Wieder stimmten fast alle zu. Da hat doch manch einer überrascht zum Nachbarn geschielt und sich wahrscheinlich ausgemalt, worum es sich dabei wohl handeln könnte. Die dritte Aussage war dann ziemlich direkt: «Im Umgang mit meinen sexuellen Bedürfnissen bin ich eher schlechter als der Durchschnitt der Christen.» Das Resultat liess ein anhaltendes Raunen durch die Reihen gehen: Rund 300 von 300 Männern stimmten Ja. Jeder einzelne von diesen guten, christlichen Männern hatte das Gefühl, irgendwie schlechter als andere zu sein, wenn es darum geht, einem bestimmten Ideal zu entsprechen.

«IN BEARBEITUNG» Genau da liegt der Hund begraben: Viele Christen schaffen es nicht, voll Glauben zu leben, weil sie permanent das Gefühl mit sich herumtragen, nicht zu genügen. Man hechelt irgendwelchen Idealen hinterher, bis einem der Schnauf ausgeht. Oder man wagt nicht wirklich, einen Schritt nach vorne zu machen, aus Angst, dass zu viel Licht auf das eigene Leben fällt und die andern entdecken könnten, wo man im Leben noch mit verschiedenen Unfähigkeiten und Unfertigkeiten zu kämpfen hat. Für mich ist es eines der wunderbarsten Geheimnisse des Glaubens, dass ich Jesus als Unfertiger nach-

folgen darf – als ganz Normaler. Ich muss nicht vollendet, besser, schöner, frommer, weiser oder sonst etwas sein. An meinem Rücken hängt ein Schild: «In Bearbeitung». Gott ist dabei, mich Schritt für Schritt in die Christusähnlichkeit hineinzuführen, wie es in Römer 8,29 heisst: Darum hat er auch von Anfang an vorgesehen, dass ihr ganzes Wesen so umgestaltet wird, dass sie seinem Sohn gleich sind. Er ist das Bild, dem sie ähnlich werden sollen …

ALS UNFERTIGER JESUS NACHFOLGEN Die befreiendste Entdeckung der letzten Jahre war dann jedoch die, dass mein Jetztzustand bereits genügt! Gott hat nicht in ein paar Jahren oder Jahrzehnten endlich Freude an mir – dann nämlich, wenn er mich ans Ziel gebracht hat. Nein, er wird nie mehr Freude an mir haben als genau jetzt in diesem Augenblick. Ich darf ihm als Unfertiger nachfolgen. Diese Erkenntnis war absolut heilsam. Gleichzeitig hat sie in Sachen «Voll-Glauben-Leben» überhaupt die Grundlage gelegt. Ich muss nicht auf mich Unfertigen schauen, wenn ich voll Glauben leben möchte, sondern auf den grossen Gott, den Fertigsteller, den Mich-Vollender. Es ist wie beim Autofahren: Man richtet seinen Blick nicht auf das Steuerrad und das Interieur, sondern nach vorne und auf das Ziel. Wenn ich voll Glauben leben will, dann geht es nicht mehr um mich, sondern darum, mich einfach immer wieder neu auf Gott zu fokussieren und meine Lebensfahrt an ihm zu orientieren.

Weiterführende Gedanken, wie wir als Unfertige Jesus nachfolgen können, gibt's im neuesten Buch von Boppi: «UNFERTIG – Jesusnachfolge für Normale». Erhältlich ist es im Shop von Campus für Christus: shop.cfc.ch


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Dominic Fontijn schreibt normalerweise unleserlich // www.fe-agentur.ch

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NEW GENERATION

GLAUBENSLUFT Jonathan Bucher leitet den Jugendbereich «Campus Generation» mit Angeboten wie SHINE, WOWGOD, Schülertreff und die4punkte.

Sommer 2015 in Jegenstorf (BE): Wieder einmal darf ich vor einer Meute Teenager stehen und sie am Ende meines Inputs dazu einladen, ihr Leben Jesus anzuvertrauen. Was dann geschieht, haut mich aus den Sneakers! Zunächst gibt fast ein Dutzend Jugendliche das Handzeichen, dass sie diesen Schritt wagen wollen. (Nebenbei: Ich mag diese «Old School»-Entscheidungsgeste immer noch.) Nach der Einladung zum Gebet stehen jedoch fast alle Teilnehmenden wie auf Kommando auf. «Ich habs gewusst!», schiesst es mir durchs Hirn: «Die sind alle froh, können sie endlich den Raum verlassen.» Umso mehr staune ich, als sich die Teens regelrecht auf verschiedene Leiter «stürzen». Einer von ihnen begibt sich mit sechs Jungs im Schlepptau hinter die Bühne, um dort für sie zu beten. Um was ging es hier schon wieder? Ach ja, genau. Ich habe dazu eingeladen, voller Glauben für Jesus zu leben! Krass, wie diese Botschaft bis heute immer wieder Herzen berührt und (junge) Menschen sich radikal dafür öffnen.

wevent mit rund 900 Teilnehmenden und einem Anteil kirchenferner Menschen von über 50 Prozent haben rund 700 ihr Leben neu, wieder, jetzt erst recht dem Profi-Retter Jesus Christus anvertraut. Umso bewegender ist dies, wenn man wie ich ein Jahr zuvor am gleichen Jugendevent hautnah mitgekriegt hat, wie buchstäblich Hunderte Personen in den Gebetsbereich strömten und wir völlig überrumpelt versuchten, ihnen allen mindestens zu gratulieren und ein Kurzgebet mit ihnen zu sprechen – die 120 mitgebrachten Bibeln waren ruck, zuck weg!

Nur Tage später schreiben mir Freunde aus Deutschland, und mir stockt schon wieder der Atem. An einem Jugend-

Solche Fragen beschäftigen mich. Sie haben mich aber bis heute noch nicht wirklich weitergebracht. Ganz

Aber wieso, zum Kuckuck, schwindet dann doch die Erwartung, dass Menschen einen Riesenschritt auf Gott zu machen, allzu oft in mir?! Erstaunlich, ja tragisch, wie schnell mein «Voll Glauben»-Muskel erschlaffen kann und ich im Alltag schon Mühe habe, jemanden anzusprechen und eine Ermutigung weiterzugeben. Liegt es an unserer zurückhaltenden Kultur oder am mangelnden «Training» meinerseits?

anders ist es, wenn ich mich wieder und noch einmal und trotz allem auf Glaubenswagnisse einlasse, mir regelmässig «Voll Glauben»-Geschichten zu Gemüte führe (wie die zwei oben in diesem Text) und mich mit «Voll Glauben»-Menschen umgebe. „Voll Glauben leben“ heisst für mich, dass ich meinen Blick von meinen Zehennägeln Richtung Himmel hebe und meine Nase regelmässig himmlische Glaubensluft riechen lasse. Auch in unseren Breitengraden muss man nicht weit suchen, um auf Menschen zu stossen, die seit Jahrzehnten voller Glauben leben. Solchen Menschen will ich mich an den Rockzipfel hängen. Und wer weiss, vielleicht werden eines Tages auch andere Menschen – wie die Teenager von heute – sich bei mir eine Glaubensscheibe abschneiden wollen. «Nur zu!», werde ich dann sagen und wissen, wer der wahre Anfänger und Vollender echten Glaubens ist.


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KURZ UND GUT

JÜRG

Interview: Stefan Weber / Foto: Joel Waldvogel

SCHAUFELBERGER Meine Familie: meine Frau Barbara und zwei Töchter im Teenageralter Hier wohne ich: Mettmenstetten So alt bin ich: 46 Meine liebste Freizeitbeschäftigung: Motorradfahren Mein letztes Buch: «Kultur der Ehre» von Danny Silk Mein letzter Film: Terminator 2 Mein Job bei Campus: Leiter MyFriends Schweiz Ich bin bei Campus seit: 2015 Ich liebe an Campus: das Miteinander beim Arbeiten, das Treffen von Entscheidungen ohne Konkurrenz untereinander Ein Lebenstraum von mir: mit dem Motorrad von Alaska nach Feuerland fahren Manchmal kann ich nicht schlafen, wenn: … ich am Nachmittag schlafen gehe. Jesus und ich: Ich liebe Jesus. Er ist wirklich ein guter Freund von mir.

Jürg, du warst 25 Jahre in der Computerbranche tätig. Deine Hauptaufgaben? Technik, Netzwerk, Programmieren, Verkauf, Verträge, Gesamtverantwortung. Was hat dir an dieser Arbeit gefallen? Die Vielseitigkeit und die Möglichkeit, mit anderen zusammen etwas zu bewegen.


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Als offener und kommunikativer Mensch hast du sicher auch deinen Glauben zum Thema gemacht. Natürlich! Auf Autofahrten oder beim Essen mit Mitarbeitern. Manchmal betete ich für Menschen mit Schmerzen. Warum denn dein Wechsel zu Campus für Christus? Der Wunsch, meine Gaben und Fähigkeiten mehr in Gottes Reich zu investieren, reifte über Jahre. Nach der Anfrage, bei MyFriends einzusteigen, war klar, dass ich wechseln würde. Bist du dadurch nicht seltener bei den Menschen, denen du Gott nahebringen möchtest? Tatsächlich kann ich nur mit einer beschränkten Zahl von Menschen zusammen sein. Aber indem ich Menschen befähige, als Multiplikatoren in ihrem Umfeld aktiv zu werden, kann ich mehr bewirken. Konkret: Was möchtest du bewirken? Die heutige Generation will Jesus erleben. Sie will viel mehr als nur hören. Darum will ich Christen motivieren, ihre Komfortzone zu verlassen und den Glauben praktisch mit den Menschen in ihrem Umfeld zu teilen. Und berufst dich dabei auf die Bibel? Ja, auch Jesus sandte seine Jünger zu zweit mit einem klaren Auftrag zu den Menschen. Ich wünsche mir, dass dies auch heute geschieht, ob auf der Strasse oder – wie bei mir oft der Fall – unter Freunden. Menschen sind dir wichtig. War das immer so? Nein, Menschen waren mir früher eher egal. Seit der Heilige Geist mich ganz erfüllt hat, ist die Liebe gewachsen, und es zieht mich zu ihnen hin. Du bist allerdings auch eine Verkäufernatur und überzeugt von deinem Angebot! (Lacht.) Ja, sicher. Aber Menschen spüren den Frieden in mir, etwas Anziehendes, das erlebbar ist.

Was hilft dir persönlich, deinen Glauben lebendig zu halten und dann auch gerne weiterzugeben? Wenn ich nahe beim Vater bin. Von ihm kommt alles, was ich brauche. Den Glauben teile ich nicht primär mit Worten. Ich will, dass Menschen selber etwas erleben. Darum ringe ich auch mit Gott. Worüber sprichst du mit ihm? Ich sage ihm einfach, wie gut er ist. Ich glaube, er liebt das. Früher erstellte ich eine Liste, wer Jesus für mich ist, und sprach diese Wahrheiten aus. Das hat mich innerlich stark aufgebaut. Über Schwieriges sprichst du gar nicht? Es ist interessant: Der Feind will, dass ich auf meine Schwachstellen und Sünden schaue. Jesus jedoch hat mich bereits vor Gott gerecht gemacht. So kann ich ihn anbeten und meinen Blick auf den Vater richten. Die Blickrichtung ist wesentlich. Ein Vergleich hilft mir da. Welcher denn? Ein Junge verschiesst alleine vor dem gegnerischen Tor den Ball. Sein Blick geht sofort zum Vater im Publikum. Dessen Reaktion wird entscheidend sein. Genauso möchte ich von der positiven Sicht und den aufbauenden Worten meines Vaters im Himmel geprägt sein, nicht von Schwierigkeiten. Was löst es in dir aus, dass wir Christen unseren Glauben teils ungeschickt oder gar nicht teilen? Ich selbst wusste zwanzig Jahre nicht, wie ich den Glauben teilen kann, und sagte den Menschen lieblos und religiös, was Sache ist. Noch heute bin ich manchmal total ungeschickt. Am meisten schmerzt mich unsere Lieblosigkeit. Verkaufen wir Christen uns unter unserem Wert? (Lacht.) Sowieso. – Weil wir nicht wissen, wer unser Vater im Himmel ist.

Teilen wir deshalb auch unseren Glauben eher selten mit anderen? Wir unterschätzen den Wert unserer Worte und von Gottes Gegenwart. Wir haben Angst, dass unsere Geschichte mit Gott für andere nicht relevant ist, fürchten uns vor ihrer Reaktion und wollen Beziehungsbrüche vermeiden. Dabei ist der Vater im Himmel da und steht zu uns allen. Du bist selber Vater von zwei Töchtern. Wie lebt ihr den Glauben in der Familie? Wir beten viel. Zum Beispiel segneten wir mit unserer Tochter mehrmals am Tag die Person, von der sie gemobbt wurde. Zehn Tage später kam diese aus dem Nichts auf unsere Tochter zu und entschuldigte sich. Wir hören auch gemeinsam für Menschen auf Gott. Entscheidend ist jedoch, wie wir als Eltern leben. Kannst du das ausdeutschen? Unsere Kinder kennen uns ganz genau. Sie sind ein deutlicher Spiegel. Wir reden auch sehr direkt miteinander. Fehler und Verletzungen passieren, aber sie werden erst dann tragisch, wenn wir die Kinder damit alleine lassen. Wenn wir sie um Entschuldigung bitten, pflanzen wir etwas, was sie selber später auch praktizieren. Wie du den Vater im Himmel beschrieben hast, möchtest du ihn auch deinen Töchtern nahebringen. Ja, mein Wunsch ist, dass sie und alle Menschen Jesus als den «Real Deal» (das einzig Wahre) in meinem Leben sehen und dass sie erkennen, wie der Vater im Himmel wirklich ist. Das hat meinen Glauben wohl am meisten geprägt. Ein Blick voraus: Wo möchtest du in deiner Jesus-Nachfolge in zehn Jahren stehen? Ich möchte jeden einzelnen Tag etwas mehr von meinem Vater erkennen.


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Urs Schmid leitete die ersten Explos 85 und 88. Im Interview erzählt er über die nachhaltigen geistlichen Impulse, die damals von diesen Grosskonferenzen in die Schweizer Gemeindelandschaft hinausgingen. Die Initiative für die Explo 85 − als Teil einer weltweiten Satellitenkonferenz − kam von Campus International. Du wurdest die für die Konferenzleitung in Basel angefragt, wolltest aber zuerst gar nichts davon wissen. Ja, die Situation war so, dass Campus für Christus Schweiz als junge Bewegung noch voll in der Pionierphase stand. Mit der Aktion Neues Leben waren alle anderen Mitarbeiter so ausgelastet, dass für Explo 85 niemand Zeit und Energie hatte. Ich selbst leitete seit Kurzem die Studentenarbeit. Eigentlich hatte ich mich primär für Theologiestudenten einsetzen wollen. Doch diese ursprüngliche Zielsetzung wurde bereits mit der Verantwortung für Studierende aller Fachrichtungen in den Hintergrund gedrängt. Als dann noch Explo 85 als «Schwarzer Peter» bei mir hängen blieb, war ich alles andere als begeistert! Ich wollte meine Arbeit gut machen und hatte den Kopf nicht frei für zusätzliche Aufgaben. Was hat dich dann motiviert, trotzdem die Verantwortung für die Explo 85 in Basel zu übernehmen? Bei einer Retraite der europäischen Studentenarbeit in Barcelona durchkreuzte Gott in einer Gebetszeit meine Pläne. Es war, als ob er mich schüttelte und fragte: «Was willst du?» Ich antwortete: «Erweckung bei meinen Studenten.» Es war mir, als sagte Gott: «Meinst du, wenn ich den Regen der Erweckung sende, dann regnet es genau in deinen zwei Quadratmetern?!» Dieses Reden Gottes hat mich überführt und bereit gemacht, die Verantwortung für Explo 85 zu übernehmen. Auch wusste ich, dass ich durch Hanspeter Nüesch und die ganze Campus-Crew volle Unterstützung und Rückendeckung haben würde. Also haben wir uns an die Arbeit gemacht ...

Interview: Peter Höhn

Was war dein persönliches Highlight? Es war einfach ein Wunder, wie wir als kleines Team alles so organisieren konnten, dass Explo 85 ein voller Erfolg wurde! Die Arbeitslast war jedoch heftig, sodass wir einmal 24 Stunden am Stück, vom Samstag um 9.00 bis am Sonntag um 9.00 Uhr durcharbeiten mussten, damit die Konferenzunterlagen rechtzeitig druckreif waren. Eine weitere Überraschung war, dass ich einen grossen Teil der Hauptreferate übernehmen konnte ... sollte ... durfte. Ich weiss nicht mehr recht, wie das kam. Auf jeden Fall hatte ich die Möglichkeit, als junger Theologe meine damaligen Erkenntnisse zum Thema «Heiliger Geist» einem breiten Publikum von Schweizer Christen bekannt zu machen. Ich erinnere mich, dass ganz besonders diese Bibelarbeiten über den Heiligen Geist auf ein enormes Echo stiessen


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und vielen den Zugang zu einem Leben aus der Fülle des Geistes eröffneten! Sicher haben diese Referate über den Heiligen Geist mitgeholfen, dass sich die konservativ-evangelikalen Christen gegenüber den Wirkungen und der Gegenwart des Heiligen Geistes öffneten. Gott sei Dank ist unterdessen auch der Graben zwischen «pfingstlichen» und «nicht-pfingstlichen» Gemeinden weitgehend verschwunden. Heute erlebe ich in vielen ehemals konservativen Gemeinden einen frohen, vom Heiligen Geist geleiteten Eifer für die Evangelisation. Was war für dich sonst die nachhaltigste Auswirkung von Explo 85? Sicher hatte Explo 85 zusammen mit der sehr gesegneten Aktion Neues Leben eine grosse Bedeutung für die gesamte Entwicklung von Campus für Christus in der Schweiz. Die Grundlage für weitere Explo-Konferenzen war gelegt, und Christen aller Konfessionen in der Schweiz rückten zusammen. Die Studentenarbeit erlebte in den folgenden Jahren nicht etwa einen Rückgang, sondern eine Zeit der Expansion und der Blüte. Die Erfahrungen von Explo 85 war so positiv, dass die Campus-Leitung für Ende 1988 eine weitere Explo unter dem Thema «Gebet verändert die Welt» plante. Was hat Explo 88 längerfristig bewegt? Der «Zünder» für das Motto von Explo 88 waren Erfahrungen auf dem Gebetsberg der Yoido Full Gospel Church in Korea, den einige Mitarbeiter und Studenten von Campus für Christus besucht hatten. Wir lernten, dass wir als Schweizer Christen zu einer weltweiten, erwecklichen Bewegung Gottes gehören und dass das Heil nicht nur im Wiederholen unserer kleinräumigen Auffassungen vom Reich Gottes liegt. Explo 88 hat sicher den Weg für spätere Explo-Konferenzen geebnet sowie zu einer generellen Offenheit gegenüber weiteren erwecklichen Einflüssen beigetragen, Stichworte: Toronto-Segen,

Pensacola-Erweckung, Willow Creek, Redding. Schweizer Christen haben gelernt, dass sie von den Aufbrüchen in aller Welt lernen können und sollen! In welcher Weise haben die Erfahrungen rund um die Explo deine weitere persönliche Entwicklung und Berufung geprägt? Die Explo-Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich meine Dissertation über Erweckungsbewegungen im 19. Jahrhundert geschrieben und durch diese Forschungen eine neue Grundlage für meinen heutigen Dienst gefunden habe. Es geht darum, dass Christen nicht länger als Stuhlanwärmer, Besserwisser und Bedenkenträger leben, sondern ihre wunderbare Berufung erkennen, Menschenfischer und Jüngermacher zu werden und dies über Jahrzehnte auch zu bleiben! Was wünschst du dir für die Explo 15 und für die Zukunft von Campus für Christus? Ich freue mich sehr, dass die nachfolgende Generation der Campus-Mitarbeiter unter der dynamischen Leitung von Andreas «Boppi» Boppart die Segensspuren weiter verfolgt und mit Explo 15 ein neues Zeichen für einen frischen Glauben setzt. Noch gibt es viel zu viele Schweizer, welche Jesus Christus nicht persönlich kennen und ihm nachfolgen. Ich wünsche mir für Campus für Christus und die Gemeinden in der Schweiz, dass wir mit einem neuen Eifer, neuer Kreativität und einer neuen Erfüllung mit dem Heiligen Geist Menschen für Jesus gewinnen und dass Gemeinden ihre Berufung erkennen! www.life-evangelisation.ch

URS SCHMID,

Jahrgang 1953, studierte Theologie in Zürich und Basel. Von 1982 bis 1989 leitete er die Studentenarbeit von Campus für Christus sowie die Explo-Konferenzen 1985 und 1988. Von 1990 bis 1996 war er Direktor des Diakonieverbandes Ländli. Seine Dissertation schrieb er 2001 über die Erweckungen im Amerika des 19. Jahrhunderts. Sie kann bestellt werden unter: urs.schmid@czb.ch. Urs Schmid ist Dozent an der STH Basel, am IGW, am ISTL und an der BBS in Zürich und betreut seit Juni 2001 das Ressort Evangelisation im Christlichen Zentrum Buchegg in Zürich. Er ist seit 1980 mit Lilian verheiratet, sie haben drei erwachsene Söhne und wohnen in Zürich. LiFe Urs Schmid hat seine langjährigen Erfahrungen in der Evangelisation und in der Schulung für Evangelisation im fünfteiligen evangelistischen Kursmodell LiFe («Leben in der Fülle entdecken») zusammengefasst und Interessierten zugänglich gemacht. Über 100 Gemeinden in der Schweiz und viele Hundert weltweit arbeiten mit LiFe.


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ERFAHREN WAS CAMPUS BEWIRKT - CAMPUS LIVE -

JESUS ROCKT DEN CLUB Ein Gottesdienst in stimmungsvollem Club-Ambiente: Kirche im Club feierte eine gelungene Premiere im Club Blok in Zürich. Das Licht ist gedimmt, der Prediger steht auf der beleuchteten Tanzfläche, und ein Teil der rund fünfzig Gäste sitzt auf Barhockern. Es ist ein etwas anderes Ambiente für Kirche – und es vermag die jungen Besucher zu begeistern. «Eine super Idee! Es sind so viele junge Leute hier», meint Maximilian (22), Elektrotechnikstudent an der ETH Zürich. «Ich werde auf jeden Fall wiederkommen!», sagt Nathalya, ebenfalls 22-jährig und Kommunikationsstudentin. Das Modell Kirche im Club ist simpel und funktioniert. Junge Menschen kommen in Berührung mit Jesus Christus und feiern Gottesdienst mit ihm – im Club. «Wir wollen kirchenferne Menschen in einer lockeren und ihnen vertrauten Atmosphäre Gott erfahren lassen. Dabei gehen wir dorthin,

wo Menschen sich bewegen, die nicht in eine Kirche kommen würden», formuliert Caroline Mathies, Organisatorin und Leiterin der Studentenarbeit Campus live, die Vision von Kirche im Club. Die Hemmschwelle, in einen Club oder eine Partyhalle zu kommen, sei für Menschen, die nicht regelmässig zur Kirche gehen, tiefer, als wenn sie für die Veranstaltung in eine Kirche gehen müssten. Die unkomplizierte und zugleich tiefgründige Predigt von Andreas «Boppi» Boppart passt dazu ebenso wie der Drink an der Bar nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung. Künftig wird Kirche im Club zweimal pro Semester stattfinden. Kamen bei dieser Ausgabe rund fünfzig Personen, sollen es bei den weiteren Veranstaltungen bis zu 200 sein. Dann wäre die Kapazitätsgrenze des Clubs erreicht. www.kircheimclub.ch facebook.com/campusliveswitzerland


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FREUDE AN BEZIEHUNGEN WECKEN FamilyLife wartet diesen Herbst mit einem komplett neuen Auftritt auf – inklusive eines neuen Logos, einer jungen, frischen Kommunikation und einer Neufokussierung der Angebote. Bei den Seminaren und Beratungen für Paare geht der Trend weg vom problembezogenen, hin zu einem zukunftsgerichteten und befreiten Umgang miteinander. Dazu Hansjörg Forster, Leiter von FamilyLife: «Die Leute wollen in der wichtigsten Beziehung ihres Lebens mehr Freude erleben und weitergeben, und dem tragen wir stärker Rechnung.»

- CAMPUS GENERATION WOWGOD In der Region Baden-Wettingen und Brugg bereiten sich Jugend- und Teeniegruppen aus zehn lokalen Kirchen auf die WOWGOD-DAYS vor, die vom 25. bis 27. März 2016 im Trafo Baden stattfinden. Bereits befindet sich auch die Region Schaffhausen mit insgesamt 21 Kirchen in der Vorbereitung für die WOWGOD-DAYS vom 15. bis 17. September 2016. www.wowgod.ch

Freude an Beziehungen wecken: Das ist auch das Kernanliegen bei den beiden neuen fünfteiligen Elternkursen. Eltern von Kindern bzw. Teenies werden befähigt, ihr Familienleben positiv zu gestalten, sich auf lohnenswerte Ziele auszurichten und ihre Kinder in eine gesunde Eigenständigkeit zu begleiten. Mit dem DVD-Set, dem Werbepaket sowie den Leiter- und Teilnehmerunterlagen können Sie Ihren eigenen Kurs durchführen. Unsere Mitarbeiter von FamilyLife beraten Sie gerne dabei. www.familylife.ch


«JESUS IST …»-KAMPAGNE Jesus schweizweit zum Gesprächsthema machen und Menschen zur Suche nach Gott anregen – das ist das Ziel der «Jesus ist …»-Kampagne um Ostern vom 17. bis 30. März 2016. Rachel Stoessel, Leiterin von Alphalive und Geschäftsführerin der Kampagne, ist hochmotiviert: «Jesus wird zunehmend zum Tabuthema in unserer Gesellschaft; mit ‹Jesus ist …› wird das Gespräch über Jesus auf breiter Ebene neu lanciert.» Andreas «Boppi» Boppart, Präsident des Aktionskomitees, ist begeistert, dass Kirchen und Einzelpersonen so die Möglichkeit erhalten, Antworten zu liefern: «Man kann zum Beispiel eine Gottesdienstserie zu den ‹Ich bin›-Worten von Jesus machen (diese sind auch Leitlinie des Fastengebets 2016), man kann mutig auf die Strasse gehen, Menschen befragen und selber Plakate beschreiben, Filmabende anbieten oder mit interessierten Freunden und Nachbarn einen Alphalive-Kurs bei sich zu Hause durchführen.» Michel Müller, Kirchenratspräsident der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Zürich, hatte in der Ansprache zum Buss- und Bettag 2015 aufgefordert, «eine neue Weise des Redens über den Glauben zu entdecken und auszuprobieren» sowie «in einen lebendigen Diskurs mit jenen Gruppierungen unserer Gesellschaft zu treten, die der Kirche heute […] manchmal unbequeme Fragen stellen.» Für einen solchen Diskurs über Jesus Christus und seine Bedeutung für unsere heutige Gesellschaft bietet die «Jesus ist ...»Kampagne enorme Möglichkeiten. Klar, dass auch negative Reaktionen kommen können und werden. Matthias Spiess, Leiter der Schweizerischen Evangelischen Allianz und Vizepräsident des Aktionskomitees:

«Dieses Risiko gehen wir bewusst ein; auch Jesus selbst hat sich Anfeindungen ausgesetzt, und Gott hat das ausgehalten.» Und genau das kann auch Christen ermutigen, sich auf andersdenkende Menschen einzulassen, sie bei ihren Gefühlen und Gedanken rund um die Person von Jesus abzuholen und mit ihnen einen Weg zu gehen. Ein breit abgestütztes Patronatskomitee steht hinter der Kampagne, darunter Gottfried Locher (Präsident Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund), Urban Federer (Abt Kloster Einsiedeln), Max Schläpfer (Präsident VFG – Freikirchen Schweiz), Martin Schmidt (Kirchenratspräsident der evangelisch-reformierten Kirche St. Gallen), Marian Eleganti (römisch-katholischer Jugendbischof ), Leo Bigger (Leiter ICF) sowie Leiter anderer Freikirchenverbände. «Jesus ist …» läuft unabhängig von der «Aktion 3,16», wird aber mit dieser koordiniert. Die «Aktion 3,16» wird von einer anderen Trägerschaft initiiert und weist am Ende des dritten Monats 2016 auf das Jesus-Wort in Johannes 3,16 hin. Nehmen Sie und Ihre (Kirch-)Gemeinde an der Kampagne teil: Ermöglichen Sie bei Ihnen vor Ort spannende Gespräche über Jesus und begleiten Sie Menschen auf ihrem Weg auf der Suche nach Gott! Damit das Momentum um Ostern auch fruchtbringend genutzt werden kann, bietet Campus für Christus Schulungen wie unter www.myfriends.net an. Besuchen Sie die Website, auf der Sie den Infoflyer sowie einen E-Mail-Newsletter bestellen können und mehr darüber erfahren, wie Sie sich aktiv beteiligen können. www.jesus-ist.ch


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- ATHLETES IN ACTION -

PROJEKTWOCHE IN ST. GALLEN UND BASEL Das Zusammenspiel von Sport, Freizeit, Geist und Gemeinschaft in der Projektwoche St. Gallen, mitorganisiert von Athletes in Action, war auch dieses Jahr für über 590 Jugendliche ein Volltreffer. Auch in Basel fand mit 25 Jugendlichen zum ersten Mal eine Projektwoche statt. Als nächstes findet die Projektwoche Züri Oberland im Februar 2016 statt. Weitere Projektwochen sind in Planung.

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www.athletes.ch

- SHINE -

ENTDECKE DIE SHINEexperience Jetzt ist sie da: Die SHINEexperience. Entdecke und trainiere in 8 Einheiten − mit Videoclip, Gebet und Austausch − den SHINElifestyle: Share Faith, Hug People, Inspire Yourself, Njoy Fellowship und Equip Others. Wage zusammen mit deinen Freunden und dem SHINEexperience Book dieses Abenteuer und erlebe, wie euer Lifestyle an Leuchtkraft gewinnt. Infos, Anmeldung und Promoclip: www.shine.ch/experience

FASTENGEBET 2016 «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» Johannes 14,6 Die «40 Tage Gebet und Fasten» vom 10. Februar bis zum 27. März 2016 folgen den sieben «Ich bin»-Worten von Jesus. Gemeinsam wollen wir Jesus als Quelle des Lebens tiefer erfahren und unseren Alltag dadurch prägen lassen. Die Broschüre kann ab Januar 2016 bestellt werden bzw. steht dann zum Download bereit. www.fastengebet.ch

DAS NEUE BUCH VON «BOPPI» Das Leben, das Jesus uns anbietet, ist leidenschaftlich, abenteuerlich, entspannend. Aber warum sieht unser Alltag oft so anders aus? Boppis These: Viele lassen sich nicht auf das Abenteuer ein, weil sie sich auf ihre Unfertigkeit fixieren – ihre Ecken, Kanten und Schwächen – und sich dadurch ausbremsen lassen. Lassen Sie sich dazu herausfordern, ganze Sache mit Gott zu machen – egal, was das kosten mag –, aber gleichzeitig entspannt im Alltag mit den eigenen Begrenzungen umzugehen. Befreiende und gleichzeitig herausfordernde Gedanken zur Jesusnachfolge! «Unfertig – Jesusnachfolge für Normale» ist ab sofort für CHF 25.50 im Onlineshop von Campus für Christus bestellbar und wird ab 10. Dezember 2015 ausgeliefert.


HERZLICHEN DANK! > FÜR DIE LETZTEN MONATE, JAHRE ODER GAR JAHRZEHNTE, DIE SIE MIT DEM CHRISTLICHEN ZEUGNIS UNTERWEGS WAREN. JETZT, NACH 33 BEWEGTEN JAHREN IST ES ZEIT FÜR ETWAS NEUES. Amen ist die logische Weiterführung des Christlichen Zeugnis – mit einprägsamem Namen, aufgefrischtem Erscheinungsbild und dem bleibenden Anliegen, Menschen mit gelebtem und lebendigem Glauben zu portraitieren. Damit ist nicht nur das Magazin, sondern sind auch Sie bestens für die Zukunft gerüstet! Wir hoffen und freuen uns, dass wir weiter auf Ihre Treue zählen dürfen – künftig als „inspirationsfreudige“ Amen-Leserinnen und -Leser. Wir wünschen Ihnen Momente zum Innehalten in der Adventszeit, viel Freude am Feiern des Weihnachtsfestes und einen fulminanten geistlichen Start ins 2016 – hoffentlich an Explo 15! Das Amen-Redaktionsteam

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