Gebet Auszug aus Christliches Zeugnis

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CHRISTLICHES

ZEUGNIS

MAGAZIN VON CAMPUS FÜR CHRISTUS SCHWEIZ

Gebet MITTEN IM LEBEN | GEBET IST FÜR DEN ALLTAG | AUF BEIDEN BEINEN


INHALT

ERLEBEN – WAS MENSCHEN BEWEGT ERSTAUNEN – WAS MENSCHEN DENKEN ERFAHREN – WAS CAMPUS BEWIRKT

04

SUSANNA RYCHIGER: MITTEN IM LEBEN

von Sabine Fürbringer

10

GEBETSHAUS AMDEN: WO DAS HERZ AUFGEHT von Peter Höhn

20

DIE GEHEIMNISVOLLE KRAFT DES SEGNENS

von Hanspeter Nüesch

28

DAS GEBET DER HANNA

von Peter Höhn

40

AFRIKAS REICHTUM

von Brigitte Eggmann

46

ALPHALIVE: BEREIT FÜR EINE NEUE GENERATION von Lukas Herzog

04 MITTEN IM LEBEN

Sabine Fürbringer

08 GEBET IST FÜR DEN ALLTAG

Brigitte Eggmann, Peter Höhn

10 WO DAS HERZ FÜR GOTT AUFGEHT Peter Höhn

13 14 17 18

«NEW GENERATION»

Samuel Müller

HAND IN HAND MIT DEM SCHÖPFER

Lukas Herzog

GEBET DES ALTERNDEN MENSCHEN

Teresia von Ávila

LEBENSSTATIONEN DES GEBETS

Brigitte Eggmann

20 DIE KRAFT DES SEGNENS Hanspeter Nüesch

22 AUF BEIDEN BEINEN

Andreas «Boppi» Boppart

24 GEBETSARTEN IM NEUEN TESTAMENT Andrea Xandry

27 «BEZIEHUNGSWEISE»

Sabine Fürbringer

28 DAS GEBET DER HANNA Peter Höhn

31

«FILMTIPP»

Andy Schindler

32 MOTIVIERT HINHÖREN Sabine Fürbringer

35 «MEDIEN»

Markus Baumgartner

36 DAS GEBET IN DER GEMEINDE Peter Höhn

38 KURZ UND GUT – KARIN BRIGGEN Viviane Herzog

40 AFRIKAS REICHTUM

Brigitte Eggmann

44 «BLICKPUNKT WELT» Martin Stoessel

45 WAS CAMPUS BEWIRKT 55 AUTOREN / IMPRESSUM


EDITORIAL

IM ZWIEGESPRÄCH MIT GOTT ÜBER DAS LEBEN

«Ich glaube, dass niemand richtig beten lernt, wenn er nicht wirklich Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit hat, die im Leben Jesu zum Ausdruck kommt. Deshalb sehe ich in einer intensiven Vertiefung in das Leben, das Wesen und die Lehre Jesu die erste wichtige Voraussetzung zur Freude am Gebet.» Was ich vor dreissig Jahren bei Roland Brown in seinem Buch «Beten verändert» las, hat mein Gebetsleben bis heute geprägt. Es hat mir den Blick dafür geschärft, dass meine erste Motivation für das Gebet Jesus selbst sein soll. Mein Beten soll darauf zielen, von Jesus – seinem Wesen, seinem Herz, seinen Prioritäten – ergriffen und verwandelt zu werden. Mein Beten soll Ausdruck einer ehrlichen und innigen Beziehung mit ihm sein, sodass mein Leben immer mehr von ihm spricht. Womit wir uns beschäftigen, wird immer mehr auf uns abfärben. Indem wir auf Christus blicken, werden wir in sein Ebenbild verwandelt, sagt Paulus in 2. Korinther 3,18. Das bezeugen auch unsere Autoren und Interviewpartner in dieser Ausgabe. Susanna Rychiger vom 24-7-Gebet sowie Roland und Heidi Laubscher vom Gebetshaus Amden erzählen, wie Menschen aufblühen, wenn sie Gebet nicht mehr als Pflichtübung erleben, sondern als kreative Beziehung und lebendige Zwiesprache mit dem dreieinigen Gott entdecken. Gott selbst sucht das Gespräch mit uns. Er will mit uns in einen Dialog über unser Leben treten. Ein Bauer, eine Physiotherapeutin, ein Architekt und eine Rentnerin erzählen davon, wie sie immer mehr gelernt haben, sich auf diesen Dialog einzulassen sowie darauf zu achten und wahrzunehmen, wie Gott sie berät, unterstützt, leitet, aber auch mitleidet und sich mitfreut an dem, was ihnen tagtäglich begegnet. Es ist erfreulich, wenn ganze Gemeinden und viele andere das Gebet auf allen Ebenen fördern und ihren Gemeindegliedern gerade auch die Dimension des Hörenden Gebets nahebringen. Lesen Sie dazu den Beitrag über das Gebetsleben der Gellertkirche in Basel – vielleicht ein Anstoss, das Gebetsfeuer in Ihrer Gemeinde neu anzufachen. Schliesslich hoffe ich, dass Sie von den biblischen Impulsen über die Gebetsarten im Neuen Testament, die Kraft des Segnens und das Gebetsvorbild der Hanna inspiriert werden, mit neuer Freude und Überzeugung zu beten und sich mit Leib und Leben dafür einzusetzen, Teil der Gebetserhörung zu werden. Ganz besonders wünsche ich Ihnen in allem Beten den unverstellten Blick auf Jesus, so dass er sich durch Ihr Leben immer stärker und auf einzigartige Weise in dieser Welt Ausdruck verschafft!

Peter Höhn


NEW GENERATION

KOMMUNIKATION MIT DEM BF Samuel Müller

berufen. Damit nimmt sie ihnen die Hemmung vor dem Gebet und gewinnt ihre lebendige Kreativität. Wenn die Jungen diese Freiheit spüren, sind sie angezogen. Nicht erstaunlich ist deshalb, dass an manchen Orten in der Schweiz in Sachen Gebetsinitiativen die Jungen das Ruder übernommen haben. Wenn Junge Gebetsräume einrichten, sehen diese auch entsprechend aus: wild und roh, aber hier fühlen sie sich wohl. Susanna sieht sich als Angehörige der älteren Generation, die hier segnend und unterstützend ihren Teil beiträgt.

BEZIEHUNG STATT SYSTEM 24-7 verfolgt keine Strategie, ein bestimmtes System anzupreisen, sondern will bereits vorhandenes Gebet fördern und inspirieren. Die Wohngemeinschaft, in der Susanna lebt, bietet ihr das ideale Umfeld, um diesem Anliegen gerecht zu werden. Als Älteste der Hausgemeinschaft ist sie die Konstante. Die übrigen Mitbewohner, alle um die dreissig, bleiben für ein bis zwei Jahre. In dieser Zeit gehen sie einer teilzeitlichen Arbeit nach und erleben Jüngerschaft im Alltag, wobei das gemeinsame Gebet ein Fixpunkt ist. «Wir beten nicht nur, sondern erleben, dass uns Gott in der Nachbarschaft braucht, dass spezielle Beziehungen entstehen. In Notsituationen haben wir schon kurzfristig Menschen aufgenommen.» Zum Abschluss gibt Susanna Rychiger zu bedenken: «Wer keine Veränderung will, sollte nicht mit Beten anfangen. Doch wer es wagt, wird sehen, wie Leben und Glauben zu einer kraftvollen Einheit werden.

Kommunikation gehört zu den wichtigsten Trends des 21. Jahrhunderts. Immer und überall mit der ganzen Welt Informationen austauschen, das beginnt heute, direkt nachdem der Wecker geklingelt hat, also noch bevor man das Bett verlassen hat – und endet meist auch erst wieder dort. Man kommuniziert eigentlich immer und überall, oft auch via Short-Message-Gruppen-Chat, die moderne Form des Stammtischs. Der 30+Mensch sollte nicht erstaunt sein, wenn er sieht, wie sich zwei junge Menschen 30 Minuten lang schweigend und aufs Smartphone starrend im Zugabteil gegenübersitzen und sich dann beim Verlassen des Zuges noch rasch ein «Tschau» zurufen, oder sollte ich eher sagen: zusenden. Er hat gerade zwei BFs beobachtet. Ach so, BF bedeutet Best Friend! Damit sind wir auch schon beim Thema. Freundschaft basiert auf Kommunikation. Kommunikation aber ist vielseitig. Und vielschichtig. Früher hat man miteinander geredet. Heute texten wir uns oder stellen Selfies ins Netz, um der ganzen Welt zu zeigen, wie es uns geht und was wir so tun. Ein persönlicher Brief, vielleicht sogar handgeschrieben, ist im Jahr 2014 etwa so selten wie der Geburtstag am 29. Februar. Aber vielleicht doch kostbarer als die 12 000 E-Mails und 120 000 SMS dazwischen. Freundschaften messen sich daran, wie tief die Kommunikation geht. Gebet ist auch Kommunikation. Ein Reden mit Gott. Möglichst direkt nachdem der Wecker klingelt und so lange, bis ich wieder im Bett ankomme. Jesus will mein BF sein und den ganzen Tag mit mir chatten. Die Freundschaftsanfrage hat er mir schon lange geschickt, und er stupst mich immer wieder an und postet die besten News für mein Leben. Dabei ist ihm die Tiefe der Kommunikation wichtig. Bin ich ready dafür? Ready für echte Freundschaft? Wenn Paulus schreibt, dass wir allezeit beten sollten (1. Thessalonicher 5,17), dann sollte das für uns kein Problem sein – schliesslich üben wir uns wirklich oft genug in Kommunikation. Und da Übung den Meister macht, haben wir sicher schon bald den schwarzen Gurt im Beten erreicht. Dann lernen wir auch immer mehr, welche Feinde wir ausschalten müssen (durchaus wörtlich gemeint), um weiterzukommen. Mit Gott muss ich auch nicht online reden, dort, wo die ganze Welt meine Beiträge liken kann, sondern dort, wo nur er mich sieht und hört. Und wenn es mir hilft, darf ich ihm auch einmal einen persönlichen, handgeschriebenen Brief senden!

Samuel Müller war Jugendpastor in der Kirchgemeinde Steinmaur-Neerach, steht an der Front der Worshipgruppe Upstream und arbeitet Teilzeit bei Campus Generation Ministry (www.campusgeneration.ch).


ERSTAUNEN

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DIE GEHEIMNISVOLLE KRAFT DES SEGNENS von Hanspeter Nüesch

D

ie Praxis des Segnens ist mir über die Jahre besonders kostbar geworden. Sie hat mir geholfen, verheissungsorientiert statt problemorientiert zu leben, und sie hat die Beziehung zu meinen Mitmenschen entscheidend verändert. Heute betrachte ich das Segnen als Schlüssel für ein erfülltes und fruchtbringendes Leben. Doch was bedeutet es, zu segnen? Das deutsche Wort segnen ist etymologisch verwandt mit dem lateinischen signare, was man mit kennzeichnen oder ein Zeichen setzen übersetzen könnte (vgl. deutsch: signieren). Im christlichen Sinne bedeutet es: jemanden oder etwas unter das Zeichen und die Heilsmacht des Kreuzes Christi stellen. Mit Gottes Segen wird die Gnade Gottes, sein Schalom-Frieden, über Menschen ausgesprochen.

EINHEIT VON SEGNEN UND ANBETEN Im aaronitischen Segen fasst Gott den Inhalt des Segens zusammen: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (4. Mose 6,22–26). Hier wird deutlich, dass letztlich Gott der Segnende ist. Noch heute segnen jüdische Eltern zu Beginn des Schabbats ihre Kinder mit dem aaronitischen Segen, indem sie ihnen einzeln beide Hände auf den Kopf legen. Frieden, hebräisch schalom, bedeutet mehr als nur Frieden. Es bezeich-

net den umfassenden Zustand des Wohlseins mit allem, was es zum Wohlsein braucht. Der gesegnete Mensch soll mit Dank und Lobpreis antworten: Es ist interessant, dass sowohl das hebräische Wort barach als auch das griechische Wort eulogeo sowohl «segnen» als auch «anbeten» bedeuten. Das Englische to bless kennt ebenso beide Bedeutungen: segnen und Gott ehren und anbeten (bless the Lord). Bevor Jesus in den Himmel aufstieg, segnete er seine Jünger. Sie wurden mit grosser Freude erfüllt und antworteten auf den erhaltenen Segen mit Anbetung: Sie aber beteten ihn an … und waren allezeit im Tempel und priesen Gott (Lukas 24,50–53).

WIE EINE SAAT Der Segnende sät aus. Paulus schreibt den Korinthern: Wer kärglich sät, wird auch kärglich ernten; und wer auf Segen hin sät, wird auch in Segensfülle ernten (2. Korinther 9,4–6). Und den Galatern schreibt er: Was ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Wer in seine alte Art hineinsät, wird aus ihr Verderben ernten; wer in den Geist hineinsät, wird aus dem Geist ewiges Leben ernten (Galater 6,8 f ). Was säen wir? Meine «alte» Art sieht überall Fehler und Versäumnisse, bei anderen wie bei

mir. Diese Sicht und meine negativen Gedanken waren wie eine Saat, die nicht nur mich, sondern auch meine Umgebung negativ prägte − bis ich mich vor vielen Jahren entschied, die Verheissung aus Römer 8,28 ernst zu nehmen: Alle Dinge lässt Gott denen zum Guten gereichen, die ihn lieben. Ich beschloss, in schwierigen Situationen und besonders bei Menschen, die mir Probleme bereiteten, nach dem Motto zu leben: «Lobe Gott – segne Menschen!» Als Folge davon wurde ich ausgeglichener, fröhlicher und positiver, und das strahlte auf meine Umgebung aus. Gleichzeitig habe ich erlebt, dass manche von mir gesegneten Opponenten oder «Feinde» zu Freunden und Mitstreitern wurden. Jesus hat seine Jünger ermahnt, denen Gutes zu tun, die sie verletzen, und selbst ihre Feinde zu segnen (vgl. Matthäus 5,44; Lukas 6,28). Jesus ist diesbezüglich kompromisslos und radikal. Ihm war es offensichtlich wichtig, dass wir auf Angriffe in einer Reich-Gottes-Gesinnung reagieren und Schlechtes mit Gutem beantworten, gemäss der Aufforderung des Apostels Paulus: Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Lieblosigkeit mit Lieblosigkeit! Im Gegenteil: Segnet; denn ihr seid berufen, Segen zu ererben (1. Petrus 3,8).


ERLEBEN

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Zum im Artikel erwähnten Gemälde «Grossvater, seinen Enkel segnend» von Albert Anker: Der Künstler hat dieses Bild, gleichsam als Vermächtnis seines Glaubens, als eines der letzten vor seinem schweren Schlaganfall gemalt.

SEGNEN VERWANDELT MENSCHEN Allerdings sind die Wirkungen des Segnens für den Segnenden oft nicht sofort erkennbar. Oft geht der «Segenssamen» erst nach vielen Jahren auf. Um uns stets an den Auftrag des Segnens zu erinnern, hatten meine Frau und ich über viele Jahre eine Kopie des Gemäldes «Grossvater, seinen Enkel segnend» von Albert Anker in unserer Stube aufgehängt. Wenn wir als Eltern oder Grosseltern unsere Kinder und Enkel segnen, dann passiert etwas bei ihnen. Segnen bedeutet, nicht auf den Dreck, sondern auf den Kristall dahinter zu schauen. Segnen heisst: Gottes gute Gedanken und Pläne über den Kindern und Enkeln aussprechen, sie bestätigen, ermutigen, sie in ihrem Selbstwert stärken, sie loben und lieben, damit sie so selbst zu einem Kanal der Liebe Gottes werden. Wenn wir unsere Ehepartner, Kinder

und Mitarbeiter segnen, dann schaffen wir eine gute Atmosphäre, die der Liebe Raum schafft, die die Herzen einander zuwendet und gute Beziehungen fördert. Das bringt oft viel mehr, als Fehler und Schwachstellen anzusprechen. Übrigens ist es keinesfalls so, dass nur der Höhergestellte segnen darf; nein, es ist mindestens so wichtig, dass wir, statt sie zu kritisieren, unsere Vorgesetzten segnen (vgl. 1. Könige 8,66).

DER SEGEN FÄLLT AUF UNS ZURÜCK Nicht zuletzt wirkt sich Segnen beim Segnenden zum Guten aus: Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt (Sprüche 11,25). Wenn ich meine Frau segne, erhalte ich den Segen unmittelbar in Form von Liebe und Zuneigung zurück. Wenn ich Menschen, die mir

Mühe machen, segne, werden sie mir immer weniger «mühsam» erscheinen, weil ich beginne, sie mit Gottes Augen zu sehen. Das ausgesprochene Wort des Segnens hat eine enorme Kraft und verändert nach und nach mein eigenes Denken und Empfinden. Statt des Problembewusstseins wächst ein Gottesbewusstsein. Der Entscheid, statt argwöhnische oder lieblose Gedanken zu hegen, Menschen mit Gutem zu segnen, muss allerdings immer wieder neu gefällt werden. Auch ich bin diesbezüglich immer noch am Lernen; aber es ist ein reich gesegneter Lernprozess, in schwierigen Situationen immer schneller zu reagieren: «Lobe Gott – segne Menschen!»


ERSTAUNEN ERLEBEN

CHRISTLICHES ZEUGNIS | 02/14 | 22

AUF BEIDEN

BEINEN von Andreas «Boppi» Boppart,

Missionsleiter Campus für Christus Schweiz

N

icht, dass ich es schon ergriffen hätte, aber ich jage ihm nach: einem ausgewogenen Leben, in dem Beten und Handeln wie zwei starke Beine nebeneinanderstehen – und ohne Schieflage vorwärtsgehen. Viel zu oft habe ich mich schon selbst dabei ertappt, dass ich plötzlich nur noch ein Bein trainiere, während das andere ein bisschen verkümmert. Ich packe gerne an und sehe Resultate – und plötzlich ist das Gebetsbein nur schon optisch deutlich schwächer und kann nicht mehr so richtig mit dem Tatbein mithalten. Mein geistliches Leben beginnt zu hinken, und ich komme nicht mehr richtig vorwärts. Aber es gibt auch andere Zeiten: Zeiten, in denen ich Probleme, sogenannte Riesen im Leben, mit verzweifelter Ausdauer zu Boden zu beten versuche – was vielleicht dann und wann auch wirklich gelingt, besonders dann, wenn ich auch umsetze, was Gott mir gezeigt hat.

HANDELN – ABER MIT GOTTES STRATEGIE David reagiert genau so, und deshalb spricht jene Story so stark zu mir, in der das ganze Volk Gottes vor dem Riesen Goliath zitterte. David hätte sich nett, fromm und absolut angepasst verhalten können, indem er sich einfach mit allen


23 | 02/14 | CHRISTLICHES ZEUGNIS

ERSTAUNEN

anderen hingesetzt und wie wild darum gebetet hätte, dass Gott diesen hünenhaften Brocken von einem Kerl mit einem Blitz ausknockt. David jedoch war absolut zum Kampf entschlossen, weil ihm klar war, dass in diesem Fall Handeln angesagt war. Vielleicht gibt es Riesen in deinem Leben, bei denen die Zeit des «Ora» nun vorbei ist und Gott sich danach sehnt, dass du in den «Labora»-Modus umschwenkst?

kämpferisch beten. Nichts gegen das eine oder das andere. Alles hat seine Zeit. Aber für mich ist es ein Geheimrezept, immer öfter beide Beine gleichzeitig zum Laufen zu benutzen. So, dass sich Beten und Handeln, Steinesammeln und Steinewerfen ganz natürlich abwechseln und ich nicht irgendwie unnatürlich und krampfhaft auf einem Bein durchs Leben hüpfe.

Allerdings ist bemerkenswert: David stürzt sich nicht kopflos ins Handeln. Er sucht die richtige Strategie. Dabei lässt er sich auch beraten und probiert sogar Sauls Rüstung an, merkt dann aber, dass er sich darin nicht frei bewegen kann. «Sie ist mir zu schwer», sagt er. David weiss, was ihm liegt und was nicht. Er ist genug wach und bereit, um von Gott diejenige Strategie zum Handeln zu empfangen, die zu ihm passt. Und hier ist noch etwas bemerkenswert: Gott zeigt David nicht etwas komplett Neues, sondern knüpft mit der Strategie der Steinschleuder perfekt an Davids Lebenserfahrung an.

Neben diesem Zusammenspiel hat sich auch der Inhalt meiner Gebete über die Jahre sanft verändert. Früher habe ich mit Gott über alles geredet und ihn um alles gebeten, was mir gerade auf dem Herzen lag. Das tue ich heute nach wie vor. Aber ich habe meinen Gebeten den Zusatz gegeben, dass sein Wille geschehen solle. Jesus selbst hat genau das gebetet, als er im Garten Gethsemane war und spürte, was ihm da Schreckliches bevorstand. Er nannte seinem Vater seine Wünsche: Mein Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber er betete dann nicht verzweifelt nur noch das, sondern endete mit nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Was Jesus tut, wird ja nicht wirklich so falsch sein. So habe auch ich begonnen, meinem Vater im Himmel mein Herz auszuschütten und ihm meine Wünsche vorzubringen. Dann ist es aber wichtig, von Gott nicht diese eine – oftmals visionär beschränkte – Version eines möglichen Lösungsansatzes einzufordern, sondern ihn zu bitten, dass sein Wille bei und über alldem geschehe.

Alles hat seine Zeit, sagte der Prediger, Steinewerfen hat seine Zeit, und Steinesammeln hat seine Zeit (Prediger 3,5). Ich kann mir gut vorstellen, dass David gebetet und zu Gott geschrien hat, als er seine Steine einsammelte. Egal, wie furchtlos man ist − und ein Löwen- und Bärenbezwinger ist im Furchtlosranking definitiv ziemlich weit oben –, irgendwo schiesst einem beim Gedanken an die bevorstehende Begegnung mit Goliath eine heftige Dosis Adrenalin durch den Körper. Steinesammeln und Beten ist deshalb absolut angebracht. Aber David blieb nicht im Bachbett sitzen, sondern schritt dem Riesen entgegen und schleuderte seine Steine. Er wurde aktiv.

MIT BEIDEN BEINEN LAUFEN Ich versuche immer, mit beiden Beinen gleichzeitig aufzustehen. Wie es natürlich ist. Früher machte ich manchmal nur das eine – entweder draufloswirken oder mich irgendwo wegschliessen und

SICH GANZ GOTT ÜBERLASSEN

BETEN, UM BESSER ZU HANDELN Nicht dass dies jetzt die ultimative Gebetszauberformel ist. Nur habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Male Dinge nicht so gekommen sind, wie ich sie mir gewünscht hatte, aber dass das Ergebnis nicht selten trotzdem gut war. Vielleicht sogar gerade deswegen. Ich habe aufgehört, mir anzumassen, wissen zu wollen, was wirklich gut für mein Leben oder für das Leben anderer ist. Nach wie vor habe ich einen Wunsch – und den sag ich Gott auch couragiert. Aber

am Ende soll sein Wille geschehen, der sich im besten Falle mit meinem deckt. Und sonst kommt es anders. Vielleicht nicht mal immer gut im Sinne, wie ich «gut» verstehe, aber zumindest immer zu meinem Besten (Römer 8,28). Ich stehe mehr als früher auf beiden Beinen. Beten und Handeln. Ganz natürlich den ganzen Tag hindurch, abwechselnd zu seiner Zeit und doch ständig nebeneinander. Wenn man Steine werfen will, muss man sie auch sammeln. Und wenn man sie gesammelt hat, muss man sie auch mal wieder werfen – sonst hat man irgendwann ziemlich schwer daran zu tragen. Gleichzeitig versuche ich nicht nur zu beten, sondern zu hören, was Gott «zurückbetet» und mir zu tun aufträgt. Ich behaupte nicht, dass ich extrem gut darin bin. Aber irgendwie fühlt sich mein Gebetsleben natürlicher und kräftiger an als auch schon. Und indem ich immer wieder beide Beine trainiere, halte ich es wie Martin Luther: «Bete, als ob alles Arbeiten nichts nützt, und arbeite, als ob alles Beten nichts nützt.»


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ALLES BETEN AUS DEM HERZEN Eine letzte Überlegung, warum Paulus das proskyneoo-Gebet nicht erwähnt: Paulus hatte ein starkes Bewusstsein der Gemeinde als «Leib Christi». Er betete gleichsam von «innerhalb» der Körperschaft Christi – als Glied in einem Leibe, der geistlich-organisch mit dem Haupt und den anderen Gliedern verbunden ist. Das heisst, er betet weniger «nach vorne» an – zu einem imaginären Thron −, sondern «von innen her zum innerlich empfundenen Haupt», nämlich zum Vater durch den Herrn Jesus. Das verdeutlicht nochmals, dass es im Gebet und der Anbetung nicht um äussere Formen, sondern um das «Innen» und die Herzenshaltung geht. Alle besprochenen Gebete ergeben mit der Zeit der Praxis eine Mischung: mal so, mal anders. Mal klar voran, mal diffus und doch echt. Mal in Gemeinschaft, mal allein. Aber mit dem Ziel einer immer innigeren Herzenssprache − angelehnt an das Zitat aus «Der kleine Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry: «Nur im und mit dem Herzen betet man wirklich gut!»

BEZIEHUNGSWEISE

KREUZ UND QUER Sabine Fürbringer

Die Reise geht vom südostasiatischen Missionsfeld direkt weiter zum Bürgerkrieg in Syrien. Afghanistan lassen wir kurz beiseite, aber die kranke Nachbarin schliessen wir in unser Gebet mit ein. Israel ist auch immer gut, aber eigentlich braucht die Umwelt dringend Hilfe. Und die nächsten Parlamentswahlen stehen an. Wirklich beschäftigen tut uns aber die bevorstehende Aufnahmeprüfung der Tochter. Dieser thematische Cocktail könnte den Verlauf manch einer gemeinschaftlichen Gebetszeit widerspiegeln − leicht überzeichnet, das gebe ich zu. Etliche Male bin ich schon in Gruppen aus unterschiedlichsten Menschen gesessen, und wir haben miteinander gebetet. Meine Befindlichkeit während und nach diesen Gebetszeiten hängt stark von der Art und Weise ab, wie diese Gebetsreisen verlaufen. Ähneln sie der oben skizzierten Tour, bin ich relativ schnell gedanklich abwesend, mein Glaube schrumpft, und ich verliere das Interesse am Gebet. Wenn ich eine offene Gebetsrunde als lebendig und kraftvoll empfinde, sind zwei Merkmale vorherrschend. Zum einen ist es eine starke innere Glaubenserwartung der Betenden gegenüber Gott. Zähle ich ihm einfach auf, was auf unserer Erde alles schiefläuft, und sage ihm, wie elend ich mich dabei fühle? Oder weiss ich, dass ihm diese Welt nicht entglitten ist und er souverän über allem Kriegsgeschrei und den kleinen und grossen Katastrophen der Herr des Lebens ist? Ich liebe Gebet, das Hoffnung und Zukunft atmet. Das andere Merkmal betrifft die Kommunikationsfähigkeit der Beteiligten. Es ist wie in einem anständigen Gespräch unter Menschen: Wir hören einander zu, wir lassen einander Raum, zu reagieren, wir springen nicht von einem Thema zum anderen. Das Gebet einer anderen Person erweitert meinen Horizont und inspiriert mich allenfalls, einen ergänzenden Beitrag zu leisten. Dazu kommt, dass Gott selbst durch seinen Geist in diesem Gruppengespräch dabei ist, und wenn wir lernen, auf ihn zu hören, erhält unser Beten oft eine überraschende Richtung. Dinge klären sich, wir werden im Beten mutig und glaubensvoll. Das bedingt, dass sich jeder Einzelne in Geduld und Selbstdisziplin übt. Ein persönliches Lieblingsthema oder ein Anliegen, das unter den Nägeln brennt, muss für den Moment zurückgestellt werden, weil wir noch an einem anderen Punkt dran sind. Erst wenn dieses Gebetsthema so durchgearbeitet ist, dass Friede einkehrt, sind wir bereit, ein neues Themenfenster zu öffnen. In einer Gebetszeit können wir durchaus rund um die Welt reisen, von den grossen Schauplätzen der Geschichte zum unscheinbaren Alltag in der Nachbarschaft. Solange wir uns sozialkompetent benehmen und Gottes Geist uns leitet, sind auch kontinentale Sprünge verkraftbar.

Sabine Fürbringer ist Psychologin und Familienfrau und arbeitet bei Campus für Christus als Referentin, Autorin und Beraterin.


31 | 02/14 | CHRISTLICHES ZEUGNIS mir in meiner Seele die Kraft. Gott wird uns immer die nötige Weisung und die Kraft für den nächsten Schritt geben.

MEINEN TEIL BEITRAGEN (GEHORCHEN) Und der HERR dachte an sie. Und Hanna wurde schwanger. Und als die Tage um waren, gebar sie einen Sohn. Und sie gab ihm den Namen Samuel: Denn vom Herrn habe ich ihn erbeten (1. Samuel 1,19–20). Später bringt Hanna Samuel nach Silo und weiht ihn dem Herrn: So habe auch ich ihn dem Herrn wiedergegeben. All die Tage, die er lebt, soll er dem Herrn gehören. Und sie beteten dort den Herrn an (Vers 28). Hannas Lobpreis in Kapitel 2 klingt über die folgenden Jahrhunderte weiter und wird von Maria, der Mutter Jesu, in ihrem Lobgesang zum Teil wörtlich zitiert. So wird Samuel auch zu einem prophetischen Vorboten von Jesus Christus. Hanna löste ihren Teil des Versprechens ein, das sie im Zusammenhang mit ihrem Gebet gemacht hatte. In der Folge bekam sie noch mehr Kinder (1. Samuel 2,21). Gott bereitete Samuel vor, um ihn später zu brauchen, um die zerstrittenen und verstreuten Stämme Israels zu vereinigen und die Geburt Israels als Nation einzuleiten.

WAS SOLLEN WIR DURCH GEBET ZUM LEBEN BRINGEN? Es ist klar: Hannas Gebet und seine Erhörung sind einmalig und unwiederholbar. In einer besonderen Zeit und dank Gottes Gnade ist dieses Gebet Hanna – und dem ganzen Volk Israel − geschenkt worden. Trotz dieser Einmaligkeit, denke ich, will Gott uns ermutigen, nach der Art und Weise Hannas zu beten. Hanna betete einfach das, was wirklich in ihrem Herzen war. Sie ehrte Gott. Sie traute sich, vor ihm auszusprechen, was sie zutiefst betrübte und wovon sie wirklich betroffen war. Sie war bereit, ihr eigenes Leben einzusetzen und in die Gebetserhörung «einbauen» zu lassen. Alles Weitere überliess sie dem Herrn. Das Gebet der Hanna steht zeichenhaft dafür, dass Gott für jeden Menschen etwas bereithält, das er betend und handelnd zur Welt bringen soll. Gott will, dass durch jeden Menschen etwas geboren wird und zum Leben kommt. Gott wird uns meist nicht direkt zeigen, was es ist. Aber eine Schlüsselfrage, um ihm auf die Spur zu kommen, ist: Woran leide ich am meisten, was macht mich zutiefst betroffen? Fangen wir an und fahren wir fort, mit dem Einsatz unseres ganzen Lebens für das zu beten, was uns wirklich umtreibt! Gott wird es zu seiner Zeit hervorbringen und zu seiner Ehre brauchen!

1 Vgl. dazu den Abschnitt «Gebet – proseuchä» im Artikel «Gebetsarten im Neuen Testament» von Andrea Xandry auf Seite 25.

FILMTIPP

BRIEFE AN GOTT Andy Schindler

Tyler (Tanner Maguire) ist ein lebensfrohes Kind und neun Jahre alt. Doch der Junge leidet an einem Hirntumor, der sein Leben prägt. Eines Tages fängt Tyler an, vom Krankenbett aus seine Gebete an Gott in Form von Briefen festzuhalten. Darin stellt er Fragen an Gott, bringt aber auch seine Ängste, Wünsche und Hoffnungen zum Ausdruck. Seine Anliegen drehen sich keineswegs nur um ihn selbst: Tyler macht sich auch Sorgen um seine alleinerziehende und verwitwete Mutter, die unter der Situation leidet. Seine Briefe lässt er tatsächlich abschicken. Doch Tylers Briefe können natürlich nicht zugestellt werden und landen bei Brady McDaniels (Jeffrey Johnson), der als Ferienvertretung bei der Post arbeitet. Er muss sich in seinem Job mit bissigen Hunden, ausser Kontrolle geratenen Rasensprengern und unsicheren Treppenstufen abkämpfen. Deshalb weiss Brady auch nicht recht, wie er mit diesen Briefen umgehen soll. Er beschliesst, die Briefe dem Pfarrer der örtlichen Kirche zu geben, doch dieser ist der Ansicht, dass Brady selbst eine Lösung finden muss. So fängt der Postbote an, die Briefe zu öffnen und zu lesen. Die Inhalte bewegen ihn sehr und bringen ihn dazu, über sein eigenes Leben nachzudenken, denn Brady ist Veteran des Irakkriegs und steckt in einer tiefen persönlichen Lebenskrise: Er ist geschieden und Alkoholiker. Tyler ist nach einem längeren Spitalaufenthalt wieder nach Hause zurückgekehrt und schreibt weiter Briefe an Gott. Er glaubt fest daran, dass seine Briefe auch ankommen. Durch seine Tat inspiriert er die Menschen um sich herum, sich neu mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen, was nicht ohne Folgen bleibt. Brady, ermutigt durch die Briefe, traut sich nun, Kontakt mit dem Jungen und dessen Mutter aufzunehmen. Aus den ersten Kontakten entwickelt sich eine besondere Freundschaft, die schliesslich auch das Leben von Brady verändert. «Briefe an Gott», USA/2010, 109 Minuten, ist im Handel als DVD und Blu-Ray erhältlich.

Andy Schindler-Walch, Filmspezialist


ERSTAUNEN

CHRISTLICHES ZEUGNIS | 02/14 | 36

7 HINWEISE FÜR DAS GEBET IN DER GEMEINDE von Peter Höhn

I

n den letzten Jahren ist rund um das Gebet eine erfreuliche Vielfalt von «Häusern» und «Räumen», thematischen Gruppen, Initiativen und Aktionen entstanden – und wie steht es mit dem Gebetsleben in unseren Gemeinden?

Nachfolgend einige Hinweise, um das Gemeindegebet neu zu beleben.

1. GRUNDLAGE Das Gemeindegebet dient der Einheit, der Vision und dem Leben der Gemeinde. Grundlage ist das starke neutestamentliche Vorbild (Apostelgeschichte 2,42–47; 4,23–31; Kolosser 2,1–3; 1. Timotheus 2,1–2, und andere) sowie die Überzeugung, dass ein starkes regelmässiges Gebet für die gesunde und fruchtbare Entwicklung einer Gemeinde unerlässlich ist.

2. ZIEL UND AUSRICHTUNG Im Gemeindegebet bringen wir als Mitglieder der (Kirch-)Gemeinde zum Ausdruck, dass wir auf Gottes Gnade und Geist für unsere Arbeit und unser Miteinander angewiesen sind. Wir ermutigen einander, überhaupt zu beten.

3. ZEIT UND ORT Das Gemeindegebet soll keine Last und kein Joch sein, sondern ein Anlass der Ermutigung. Wichtig ist die Regelmässigkeit, zum Beispiel wöchentlich frühmorgens während 30 bis 60 Minuten.

4. ELEMENTE Das Gemeindegebet orientiert sich am neutestamentlichen Vorbild und hat immer die drei Dimensionen im Blick: – Nach oben: Mit Dank, Lob und einem Bibelwort richten wir den Blick auf Gott und seine Verheissungen und beten, dass wir in der Beziehung zu Gott und in der Erkennung seines Willens wachsen

«Welche Farbe haben deine Gebetssocken?» Die Holy Trinity Brompton Church (HTB) in London, Mutterkirche der Alphalive-Bewegung, führt − neben verschiedenen Gebetsaktivitäten − am Dienstagabend ihr wöchentliches Gemeindegebet durch. Im Bild: Jeremy Jennings (rechts), ehemaliger Gebetsleiter, und Pete Greig (Mitte), aktueller Gebetsleiter, bei der Einweihung des neuen Gebetsraums.


ERLEBEN

37 | 02/14 | CHRISTLICHES ZEUGNIS – Nach innen: Wir beten für die Beziehungen innerhalb der Gemeinde, für das Wachsen in der Liebe, für die Leitung und für einzelne Bereiche des Gemeindelebens – Nach aussen: Wir beten für das Zeugnis der Gemeinde nach aussen, für Evangelisation, Diakonie, Kinder- und Jugendarbeit, Mission usw.

5. ABLAUF – Ein Wort Gottes (Tageslosung, Wochenspruch, Bibelvers), das unseren Glauben stärkt – Dankesgebet zu zweit oder in Gruppen, für die Zusage dieses Wortes und/oder für Gottes Wirken in und mit der Gemeinde – Zwei bis drei wichtige Gebetsanliegen aus dem Gemeinde umfeld, die uns alle betreffen (wieder in Gruppen, zu zweit oder im Plenum beten lassen) – Ein Gebetsanliegen, das wir regelmässig über eine längere Zeit aufnehmen und bei dem wir Gottes Entwicklungshilfe und Weiterführen besonders erwarten – Abschluss mit Segen: einander zu zweit segnen, Segenslied oder allgemeines Segensgebet.

6. LEITUNG Das Gemeindegebet sollte jeweils von jemandem vorbereitet und geleitet werden, der das Anliegen des Gebets und einen Bezug zum Gemeindeleben hat. Idealerweise beruft die Gemeindeleitung für die Leitung und Koordination des Gemeindegebets eine Vertrauensperson (eventuell mit Team).

DOKUMENTATION «WIRKUNGEN DES GEBETS IN DER VERGANGENHEIT» AUF VIMEO Die 25-minütige Dokumentation «Wirkungen des Gebets in der Vergangenheit» zeigt neben Strasseninterviews und kurzen biblischen Impulsen drei eindrückliche Beispiele, was das Gebet in früheren Zeiten ausgelöst hat. Die Zeitzeugnisse über Niklaus von Flüe, Markus Hauser und die walisische Erweckung motivieren, die Kraft des Gebets heute neu zu entdecken und zu nutzen. Die Dokumentation ist selbst ein Zeitdokument. Ab 1980 wurde sie als Tonbildschau im Rahmen der Gebetsseminare für die Aktion Neues Leben eingesetzt, und sie hat zur Bildung vieler Hundert Gebetsgruppen im Land beigetragen. Vom geistlichen Gehalt und ihrer Aussagekraft hat sie bis heute nichts eingebüsst. Die Dokumentation eignet sich, um dem Gebet in der Gemeinde neuen Schub zu verleihen. Link: http://vimeo.com/cfcschweiz/wasgebetbewirkt Niklaus von Flüe übte Ende des 15. Jahrhunderts einen entscheidenden Einfluss auf die zerstrittene Eidgenossenschaft zur gegenseitigen Versöhnung aus.

7. GEMEINDEGEBET UND SPEZIELLE GEBETSANLIEGEN Das Gemeindegebet legt den Fokus auf die Gemeinde und ihren Einflussbereich (Dorf, Stadt, Region). Wenn persönliche Nöte oder Spezialanliegen zu sehr im Fokus stehen, hindert das die Dynamik des Gemeindegebets. Besser: ein spezielles Gebetsteam für persönliche Nöte berufen, das nach dem Gottesdienst oder an einem Wochentag abends ein Gebet anbietet. Übergeordnete Anliegen für das Dorf, das Quartier, die Region, das Land usw. können im Gemeindegebet durchaus einen gewissen Raum einnehmen, sollten aber für jedes normale Gemeindeglied von Bedeutung sein (zum Beispiel Wahlen oder Ähnliches). Es empfiehlt sich, von Zeit zu Zeit auszuwerten, ob das Gemeindegebet weiter in dieser Form stattfinden, angepasst oder um spezielle Gebetsaktionen erweitert werden soll.

1883 kam die Kraft des Heiligen Geistes über die Chrischona-Gemeinde im aargauischen Wynental. Markus Hauser hatte intensiv für eine geistliche Erneuerung gebetet.

Die Erweckung 1904 in Wales hatte gewaltige geistliche und soziale Auswirkungen. Auch hier stand eine wachsende Gebetsbewegung am Anfang.


35 | 02/14 | CHRISTLICHES ZEUGNIS in denen die Sehnsucht, aus Gottes Perspektive zu verstehen und den Weg in die Zukunft zu finden, im Zentrum steht. In vielen dieser Gebetsgefässe sind es Freiwillige wie Urs und Heidi Stricker, die die Verantwortung für die Teams tragen und Personen rekrutieren. Sie erledigen dabei nicht einfach einen Job, sondern füllen diese Aufgaben gemäss ihren Begabungen mit grosser gestalterischer Freiheit aus. «Die Interaktion zwischen uns Pfarrern und den ehrenamtlichen Mitarbeitenden geschieht auf Augenhöhe. Wenn die Menschen mit ihren Fähigkeiten und Ideen bei uns Leitern willkommen sind und Resonanz für ihre Anliegen finden, sind sie motiviert.» Das erlebt Matthias in seiner täglichen Arbeit, und das strahlen die vier Gesprächspartner mit ihrem ganzen Sein aus. So zu beten, ist ansteckend.

ECHOS VOM HÖRENDEN GEBET «Ich möchte mich bei dir und deinen beiden Mit-Hörerinnen I. und H. sehr herzlich bedanken. (Dass der erste und grösste Dank Gott gilt, versteht sich von selbst). Eure Bilder und Worte haben glasklar in meine Situation hineingesprochen und mich enorm ermutigt. Ich bin überwältigt!» *** «Alle vier Eindrücke waren treffend und haben mich ermutigt und bestätigt. Besonders die Aussagen von H. - J. trafen mich, weil er mich bisher nicht kannte. Sie deckten sich mit Eindrücken, die mir schon vor Jahren gegeben wurden.» *** «Mein Mann und ich haben das Gebet gemeinsam in Anspruch genommen. Am Anfang wurde der Ablauf erklärt, was sehr hilfreich ist, vor allem, wenn es sich um eine neue Erfahrung handelt. Man kann entspannt auf das warten, was kommt. Zu einem Thema, das uns sehr beschäftigt, kam gar nichts – ich empfand es so, als wolle Gott sagen, er messe dem Thema nicht das gleiche Gewicht bei wie ich, was auch wieder ermutigend war.»

MEDIEN

KIRCHE NEIN, BETEN JA Markus Baumgartner

Die meisten Schweizer besuchen zwar nicht mehr regelmässig eine Kirche, doch sie beten immer noch. Typisch ist die Antwort von Lys Assia, der Grande Dame des Chansons, die soeben 90 Jahre alt wurde. Sie antwortet auf die Frage «Glauben Sie an Gott?» im «Blick»: «Oh ja. Ich habe genügend Beweise für die Existenz von Gott. Wenn ich ihn um etwas gebeten habe, wurde ich eigentlich nie enttäuscht. Das bedeutet aber nicht, dass ich jeden Sonntag in die Kirche gehe. Ich habe ja noch ein paar andere Sachen zu tun. Man kann auch zu Hause beten.» Beten tun auch die Fussballzwillinge David und Philipp Degen vom FC Basel: «Weil sie katholisch erzogen wurden, gehört auch das Beten dazu, abends oder vor den Fussballspielen», schreibt die «Neue Zürcher Zeitung». Der «Tages-Anzeiger» schreibt über Arnold Gjergjaj (29), den besten Boxer der Schweiz: «Vor einem Kampf geht der Katholik beten. Er betet, dass er gesund bleibt und erfolgreich ist. Er betet auch für den Gegner, natürlich nur für dessen Gesundheit. Danach boxt er ihn aus seinem Traum.» Und über Christoph Kunz, den frisch gekürten Goldmedaillengewinner der Paralympics in Sotschi, schreibt die «Berner Zeitung»: «Vor dem Rennen wird er wie vor allen Wettkämpfen beten: ‹Ich bete um Bewahrung für mich und für meine Gegner – aber niemals für den Sieg.›» Der Schweizer Nationalstürmer Josip Drmic, Doppeltorschütze im Vorbereitungsspiel gegen Kroatien, lässt sich in der «Schweizer Illustrierten» in der Kirche ablichten: «Beten in Leopardenschuhen, Lederjacke, Kapuzenpulli – Josip Drmic in der Frauenkirche von Nürnberg.» Der Schweizer Schauspieler Stefan Kurt (54), der im Kinofilm «Akte Grüninger» die Hauptrolle spielt, antwortet im «Blick» auf die Frage «Beten Sie?»: «Ja, sogar oft. Für mich ist das Zwiesprache mit mir selbst. Also auch mit Gott.» Da stellt sich eigentlich nur noch die Frage: Was kann die Kirche tun, damit Beten in der Kirche wieder attraktiv wird?

*** «Das Hörende Gebet hat mir sehr geholfen, mich ermutigt und mich in meinen Wünschen und Träumen ermuntert, das Leben Gott hinzulegen und Ihm mit meinen Gaben zu dienen.» www.gellertkirche.ch

Markus Baumgartner, PR-Profi und Herausgeber von www.dienstagsmail.ch


ERFAHREN Berney in die Schweiz überdauert haben. Daniel Berney: «Gott hat uns nach Guinea gesendet, damit er heute wieder daran anknüpfen kann.»

NOËL UND GABRIELA FATON: «LEBEN IN FREIHEIT MULTIPLIZIEREN» Der Kontakt zu Afrika ist auch bei Noël Faton nicht abgebrochen. Seit 2012 verstärkt er in der Schweiz mit einer 40-Prozent-Anstellung das frankophone Team von Agape international. Der gebürtige 35-jährige Beniner studierte Biologie in Benin und Theologie in der Schweiz und ist mit Gabriela verheiratet. Zusammen haben sie eine zweieinhalbjährige Tochter. In Echallens machte er seine ersten Erfahrungen mit dem Schulungsmaterial von Leben in Freiheit. «Ich merkte schnell, dass dieses Material für Benin eine Chance sein würde», beschreibt Noël Faton den Moment, als er die Möglichkeit erkannte, mit dem Material in seinem Herkunftsland Kirchen und Gemeinden zu stärken. Mit rund siebzig Pastoren und Gemeindeverantwortlichen, darunter drei Schlüsselpersonen aus Gabun, fand in Benin im 2013 die erste dreitägige Schulungskonferenz statt, im Februar 2014 die zweite und eine erste in Gabun im April 2014.

WAS AFRIKA HILFT Zum Schluss ein Wort von Peter Regez, der mit seiner Frau Marianne als Mitarbeiter unseres Agape-Aussenmissionszweigs von 1980 bis 1985 im damaligen Zaire als Lebensmittelingenieur arbeitete. Er schrieb schon 1983 in der ersten Ausgabe des Christlichen Zeugnisses: «In Afrika wird man nicht aufgrund seiner Leistung geschätzt, sondern aufgrund der Liebe zu anderen Menschen. Bei der herrschenden Korruption trifft blosse Entwicklungshilfe zu einem grossen Teil ins Leere, wenn nicht zugleich das Herz der Menschen verändert wird und diese eine neue christliche Lebensethik erhalten.» Daran hat sich bis heute nichts geändert.

WEITERE INFORMATIONEN • • • •

www.agape.ch www.living-free.ch www.iequip.ch Christliches Zeugnis 2005/1 «Gemeinsam vorwärts», Spezialausgabe zur EXPLO 04 • Christliches Zeugnis 2006/2 «Leben mit dem Heiligen Geist»

1 Mukengeshay und seine Frau haben wir anlässlich ihrer Fundraisingreise in Europa im Hauptbüro von Campus für Christus in Zürich interviewt.

BLICKPUNKT WELT

WORAUF WARTEN WIR NOCH? Martin Stoessel Für mich wurde das Gebet überlebenswichtig, als sich mein Verantwortungsbereich drastisch erweiterte. Bis vor vier Jahren, als ich noch für Alphalive Schweiz arbeitete, war ich oft in unserem Land unterwegs und traf die unterschiedlichsten Menschen aus den verschiedensten Gemeinden. Das Feld war weiss zur Ernte, aber völlig überschaubar: Von fast jedem Punkt meines Einsatzgebiets aus konnte ich gleichentags am Abend wieder nach Hause fahren. Und aus den schweizweit rund 400 Gemeinden, die aktuell Alphalive anbieten, nahm ich den Eindruck mit nach Hause, Spuren des Segens zu hinterlassen. Dann wechselte ich innerhalb von Campus für Christus zur Auslandarbeit Agape international, und mir eröffnete sich ein neues, riesiges Arbeitsumfeld. Nicht nur gab es ganz verschiedene Dienste und Projekte in mehreren Ländern, auch die Zahl der zu betreuenden Gemeinden überwältigte mich aufgrund ihrer schieren Grösse! Ich verlor den Überblick. Die Frage, was ich hier nur bewirken sollte, wühlte mich auf. Mir schien alles, was ich von nun an tun würde, nur ein Tropfen auf den heissen Stein zu sein. Mir war, als könne ich nur noch auswählen, auf welchem Stein meine Bemühungen «verdampfen» würden. Der Gedanke «Warum tue ich, was ich tue, wenn ich per Definition kaum Spuren davon sehen werde?» brachte mich fast dazu, aufzugeben. Doch dann realisierte ich, dass ich meinen Fokus nicht auf die Resultate, sondern auf den Auftraggeber richten muss. Dies schaffte und schaffe ich jedoch nur im Gebet. Hier ist der Ort, an dem ich lerne, die Situation mit Gottes Augen zu sehen, und an dem sich mein Herz erweitert. Hier werde ich in meinem Auftrag bestätigt, in meiner Identität gestärkt, ich bekomme Trost, Zuspruch und Wegweisung − und das alles direkt und persönlich von meinem «Papi» im Himmel, der über alles den Überblick behält und Früchte reifen lässt, wo es zunächst nicht danach ausgesehen hat.

Dr. Martin Stoessel ist Mitglied des Leitungsteams von Agape international, der Auslandtätigkeit von Campus für Christus Schweiz, mit Schwerpunkt in Entwicklungszusammenarbeit sowie Gemeinde- und Leiterentwicklung.


AUTOREN

PETER HÖHN

verantwortlicher Redaktor, leitet bei Campus für Christus den Bereich Spiritualität und Gebet. phoehn@cfc.ch

BRIGITTE EGGMANN

Redaktionsassistentin, zudem arbeitet sie bei Agape international, dem Auslandsbereich von Campus für Christus. beggmann@cfc.ch

SABINE FÜRBRINGER

ist bei Campus für Christus tätig als Referentin und Beraterin. sfuerbringer@cfc.ch

IMPRESSUM

HERAUSGEBER

Campus für Christus, Josefstrasse 206, 8005 Zürich Telefon +41 (0)44 274 84 84, www.cfc.ch Campus für Christus ist eine überkonfessionell unabhängige Missions- und Schulungsbewegung mit rund zwanzig in der Evangelisation, Erwachsenenbildung, Diakonie und Mission tätigen Dienstzweigen. Darunter fallen Studentenbewegung/Dozentenforum, Campus Generation – Schülertreff und Jugendarbeit, Alphalive-Glaubenskurse, Agape international – Mission/Entwicklungshilfe, Athletes in Action, Crescendo – Berufsmusiker und -künstler, Christen im Dienst an Kranken, Schulungen in christlich-ganzheitlicher Heilkunde, FamilyLife, Frauen-Frühstückstreffen, CROWN-Finanzkurse, Gottkennen.ch – Internet-Ministry, Dienste an Verantwortungsträgern, Beratung und Schulung in Landes- und Freikirchen, sowie EXPLO-Konferenzen.

VERLAG

Christliches Zeugnis, Josefstrasse 206, 8005 Zürich Telefon +41 (0)44 274 84 34, Telefax +41 (0)44 274 84 83, christlicheszeugnis@cfc.ch, www.christlicheszeugnis.ch

ISBN 978-3-905789-48-5 ISSN 1662-243X

LUKAS HERZOG

leitet bei Campus für Christus den Bereich Kommunikation, Marketing & Events. lherzog@cfc.ch

AUFLAGE 4764, gemeinnützige Organisation, WEMF-beglaubigt COPYRIGHT

Wiedergabe von Artikeln und Bildern nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.

GRAFIK UND SATZ Campus für Christus, Deborah Carrillo DRUCK UND VERSAND Jordi AG, Belp, klimaneutral gedruckt VIVIANE HERZOG

ist bei Campus für Christus tätig als Eventmanagerin. vherzog@cfc.ch

HANSPETER NÜESCH

ist Präsident des Vorstandes von Campus für Christus Schweiz und international tätig als «Global Coach for Church Development». hpnuesch@cfc.ch

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Schweiz: SFr. 28.- Ausland: SFr. 36.-/€ 30.inkl. Versandkosten (Preisänderungen vorbehalten)

INSERAT

Das Christliche Zeugnis publiziert grundsätzlich nur Inserate von Campus für Christus bzw. von Partnerschaftsprojekten sowie von Veranstaltungen, die das landesweite Miteinander des Leibes Christi im Fokus haben.

KÜNDIGUNGSBEDINGUNGEN Auf Ende Jahr telefonisch/schriftlich

BILDNACHWEIS ANDREA-GIORGIO XANDRY

war zwanzig Jahre Pastor, heute tätig als Mentor, Bibel- und Griechischlehrer. www.xandry.ch

Titelseite: lightstock.com S. 3, 7, 22, 27, 31, 33, 34, 35, 44 links, S. 48, 49 Campus für Christus; S. 4, 6, 7, 8, 10, 12, 35 rechts unten privat, S. 15, 16, 38 Viviane Herzog; S. 21 Albert Anker, Kunstmuseum Olten; S. 28 lightstock.com; S. 36 Holy Trinity Brompton Church (HTB); S. 37 Tonbildschau Campus für Christus; S. 40, 43 Agape international; S. 42 Deborah Carrillo; S. 45, 46 Alphalive Schweiz; S. 47 links Kickoff2014; S. 47 rechts FamilyLife


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