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Zeitschrift der 端berkonfessionellen Bewegung Campus f端r Christus Schweiz

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Sport & Glaube


sport & glaube | editorial

Editorial Zum Gewinnen berufen lich versagt haben und am Ende trotz ihrer sportlichen Leistung eine traurige Figur abgeben.

Gewinnen ist nicht nur ein menschliches Bedürfnis, sondern auch eine göttliche Einladung. Wir sollen, so sagt die Bibel in Hebräer 10,39, «das Leben gewinnen». Sport knüpft im Menschen an die Sehnsucht zu gewinnen an. Aber wer sich in der Sportszene umschaut, spürt es deutlich: Die wirklichen Gewinner sind auf lange Sicht oft nicht die Sieger, sondern die Persönlichkeiten. Das heisst Sportlerinnen und Sportler, denen man anmerkt, dass sie noch andere Werte als Rekorde, Prämien und Podestplätze haben, die ihren Charakter gebildet, daneben aber auch das Spielerische und Menschliche bewahrt haben. Sie sind es, die auch Jahre nach ihren sportlichen Erfolgen präsent bleiben. Denken wir nur an Pirmin Zurbriggen, Vreni Schneider oder – möge es so bleiben – Roger Federer. Wir kennen auch gegenteilige Beispiele aus neuester Zeit, bei denen hochdekorierte Champions charakter-

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Ich habe mich oft gefragt, weshalb der Sport Menschen derart in seinen Bann ziehen kann. Vielleicht weil er gleichnishaft den grösseren Wettkampf abbildet, in den wir alle ein­ gebunden sind. Weil er uns tief drin an unsere höhere Berufung erinnert: zu gewinnen! Gewinnen ist nicht nur ein menschli­ ches Bedürfnis, sondern auch eine göttliche Einladung. Wir sollen, so sagt die Bibel in Hebräer 10,39, «das Leben gewinnen». Und, so wird uns weiter gesagt, wir würden es gewinnen, wenn wir uns an die Spielregeln hielten, die Gott uns für unser Leben gegeben hat. «Wer an einem Wettkampf teilnimmt, kann nur gewin­nen, wenn er sich an die Regeln hält» (2. Timotheus 2,5). Von dieser tieferen Erfahrung, was «wirkliches Gewinnen» für sie heisst, erzählen in dieser Ausgabe unterschiedliche Menschen aus der Welt des Sports. Zum Beispiel der Ruderer und Spitzensporttrainer David Koller oder die ehemalige Wasserspringerin Jacqueline Schneider Walcher, die sich beide durch ihre Glaubensbeziehung zu Jesus aus ihrer Identitätskrise befreien konnten. Oder der ehemalige Snowboardnationaltrainer Jürg Matti,

der in Erfolgszeiten zu Gott gefunden hat, aber nun mit dem viel zu frühen Tod seiner Frau Ursula fertig werden muss. Die Beiträge über David Möller, der die Fussballnationalmannschaft der am Rand der Gesellschaft lebenden «Strassensportler» betreut, und über Beat Fasnacht, der übergewichtige Jugendliche fit für ihre berufliche Zukunft macht, zeigen, dass der Sport für manch einen zur Schule fürs Leben wird. Auch das Team von Athletes in Action (AiA) mit Primo Cirrincione, Adrian Hofmann, Regula C. Maag und Manuel Rohner setzt in der ganzheitlichen Verbindung von Sport und Glauben wert­volle Akzente: Mit Sportgottesdiensten und -treffpunkten, geistlichen Trainings, Sport-Care-Diensten und Sportcamps bietet AiA vielen Aktiven, Trainerinnen und Funktionären aus der Welt des Sports lebensverändernde Perspektiven. Aus Anlass des 25-jähri­ gen Bestehens in der Schweiz stellen wir die Arbeit von AiA ausführlich vor. Was ihnen auf der Seele brennt, ist auch das Ziel dieser Ausgabe: Dass Menschen das Leben gewinnen und zu Persönlichkeiten werden – und so vielen anderen den Weg zum Leben zeigen. Peter Höhn

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«Damit Sportler Gott erfahren!» Was den Sportpfarrer Primo Cirrincione an- und umtreibt Initiative ergreifen, Beziehungen pflegen, Vertrauen schaffen: Für den Leiter von Athletes in Action (AiA) sind das die Schlüsseltugenden, um Sportlern und Sportlerinnen die Kraft und Relevanz des christlichen Glaubens nahezubringen.

Peter Höhn CZ: Primo, was fasziniert dich an deiner Arbeit am meisten? Zu erleben, wie Gott in der Sportwelt Wege ebnet. Sich in diesem Dschungel zu bewegen und zu unterschiedlichen Menschen den Kontakt zu finden, ist Abenteuer und Herausforderung zugleich. Besonders freut mich, wenn Menschen aufgrund dessen, was ich ihnen bringe, Schritte zu Gott hin machen und im Glauben wachsen. Was bringst du ihnen denn? Ich bringe einfach mich selbst: einen Menschen, der Zeit hat, der wahrnimmt, hinhört und zuhört. Meine Stärke ist, dass ich mich für den Menschen interessiere, der hinter dem Sportler steht, und mich ganz seinen Fragen und An­ liegen widme. Welche Fragen werden dir gestellt? Es geht oft um Beziehungsfragen und -krisen, um Erfolgsdruck, Überlastung und um Blockaden vor und während des Wettkampfs. Auch Identität ist ein grosses Thema: Was gibt mir meinen Wert? Gemeinsam versuchen wir das «Ventil» zu finden, damit der Druck verschwindet und die Freude am Sport und am Leben wiederkommt. 4

Wieweit kannst du die Dimension des Glaubens einfliessen lassen? Das hängt von meinem Gegenüber ab. Wie gut kennen wir uns? Welche Vertrauensbasis ist da? Wie offen ist jemand für die Perspektive des Glaubens? Als Sportpfarrer darf und will ich diese Dimension ansprechen – ich bin ja Seelsorger, nicht Mentaltrainer. Aber ich will die Menschen in ihrem Glauben nie bedrängen, sondern sie dort abholen, wo sie stehen. Ein Beispiel? Ich begleite einen Schwimmer aus dem A-Kader. Für ihn ist der Glaube ein wichtiger Faktor. Wenn er eine Krise hat und mich anruft, versuche ich mit ihm, für seine Situation eine biblische Perspek­ tive zu gewinnen: dass er sich wieder auf Jesus fokussieren kann, dass er seinen Sport für Gott macht und nicht für Menschen. Bei anderen, für die der Glaube kaum ein Thema ist, geht es im Gespräch mehr darum, die Ge­dan­ ken­abläufe zu durchleuchten, sich vom Vergleichsdenken zu lösen und sich auf die eigenen Stärken und Begabun­ gen – manchmal sage ich auch, «auf die von Gott gegebenen Begabungen» – zu fokussieren.

Welche besonderen Ermutigungen hast du kürzlich erlebt? Da ist zum Beispiel ein pastoraler Kontakt zu einer Goldmedaillengewinnerin, der über die Jahre am Wachsen ist. Oder Beziehungen, die sich zu verschiedenen Sportfunktionären ergeben haben, die ich ein-, zweimal im Jahr besuche. Ei­nem Mann konnte ich kürzlich das Buch «Die Hütte» schenken. Er schrieb später in einer E-Mail, er fühle sich sehr angesprochen. Diese regelmässigen Besuche sind sehr wertvoll und haben uns in den letzten Jahren viel Vertrauen gebracht. So haben sich auch bei offiziellen Stellen wie beim Bundesamt für Sport und beim Internationalen Olympischen Komitee Türen geöffnet, zum Beispiel für unsere Sports-Chaplain-Einsätze an internationalen Wettkämpfen. Beziehungsarbeit ist das A und O ... Ja, und es ist meine Verantwortung, immer wieder die Initiative zu ergreifen und dann die Resultate Gott zu überlassen. Ich bin ja selbst zu AiA gekommen, weil jemand die Initiative ergrif­fen hat: nämlich der damalige Leiter von AiA Europa, Joe Smalley. Er hat an mich geglaubt und mich herausgefordert, bei AiA mitzuarbeiten. Das war 1998. Kurz darauf, im März 1999, ist er gestorben. Sein Tod wurde für mich cz 3|10


sport & glaube | damit sportler gott erfahren

wie ein Vermächtnis: Ja, ich bin wirklich zu dieser Arbeit berufen und wurde gesandt, damit Menschen in der Welt des Sports Gott erfahren und ihre wahre Lebensberufung finden. AiA gibt es in der Schweiz seit 25 Jahren. Was ist deine Vision für die nächsten Jahre? Ich möchte sehen, dass in jeder Sportart geistliche Bewegungen lanciert werden. Dass christliche Sportler und sportliche Christen die Initiative ergreifen und dazu beitragen, dass Gottes Liebe in «ihrer Sportwelt» sichtbar wird. Wir erleben das zum Beispiel bei den Windsurfern: Surferinnen und Surfer, die sich in den Camps kennengelernt haben, treffen sich nun alle zwei Monate unter dem Namen GoodMove (www.goodmove.ch) und tauschen sich über fachliche und geistliche Themen aus. Solche Initiativen wollen wir von AiA unterstützen und vorantreiben. AiA wird somit auch in Zukunft ganz auf ehrenamtliche Mitarbeitende setzen? Ja, unsere rund zweihundert Ehrenamtlichen, die sich für Camps, Sportlertreffs, Sportlerpartys, Sportgottesdienste und in der Eins-zu-eins-Begleitung einsetzen, sind unser wichtigstes Kapital. In sie wollen wir auch in Zukunft unsere ganze Kraft investieren und diese Kraft freisetzen, damit sie – auf welche Art auch immer – Bewegungen auslöst, die Sport und Glaube in fruchtbarer Weise mit­ einander verbinden. cz 3|10

Primo Cirrincione (38) wuchs in Basel auf. Nach seiner Lehre als Chemielaborant studierte er auf St. Chrischona Theologie und arbeitete ein Jahr als Gemeindepastor. 1998 begann er als Mitarbeiter bei Athletes in Action, organisierte und leitete Camps, koordinierte Sportgottesdienste und arbeitete sich in den Dienst eines Sports Chaplain ein. 2007 übernahm er die Leitung von AiA Schweiz. Primo ist verheiratet mit Heike, zusammen ha­ ben sie drei Kinder und wohnen in der Nähe von Basel.

Wer ist AiA? Athletes in Action (AiA) ist eine internationale christliche Sportorganisation, die in über siebzig Ländern, davon vierzehn europäischen tätig ist. In der Schweiz wurde AiA 1985 gegründet und arbeitet unter dem Dach von Campus für Christus Schweiz. In drei Hauptbereichen begleitet und unterstützt AiA Sportlerinnen und Sportler in Lebens- und Glaubensfragen:

Sportcamps In über siebzehn Camps für verschiedene Altersgruppen und Sportarten werden Menschen unter fachkundiger Leitung sportlich und geistlich gefördert.

Training In Weekends für Freiwillige, in der Sportbibelschule und in speziellen Seminaren können Sportlerinnen und Sportler ihren Glauben ver­ tiefen und sich für die Herausforderungen des Lebens fit machen.

• Impression aus dem Surfcamp in Sorico am Comersee: Athletes in Action – vier angestellte und über zweihundert ehrenamtlich Mitarbei­ tende, die sich in Camps, Treffpunkten, Semina­ ren und in der Beratung engagieren.

Weitere Informationen Sport Care Durch Coaching, Sportseelsorge, Chaplain-Einsätze bei Sportanlässen und Sportgottesdienste sollen Menschen im Sport geistliche und emotio­ nale Unterstützung erfahren und zu neuer Kraft und Selbstvertrauen finden. 5

Athletes in Action Josefstrasse 206 8005 Zürich Telefon 044 274 84 75 E-Mail info@athletes.ch www.athletes.ch


«Adrian, ich möchte bei dir beichten» Vom Sägemeister zum Geschichten erzählenden Sportseelsorger So wie jemand Besuche im Altersheim oder Spital macht, besucht Adrian Hofmann Angestellte und Sportler an ihren Arbeits- und Trainingsorten. Dabei erzählt er biblische Geschichten oder eine selbst geschriebene Kurzgeschichte, führt seelsorgerliche Gespräche, gestaltet besinnliche Momente oder auch Seminare.

Brigitte Eggmann Aufgewachsen ist der heute 47-jährige Familienvater von zwei Töchtern ganz bodenständig: als Bauernsohn im Zürcher Oberland. Nach der Schule lernte er, aus klobigen Baumstämmen schlanke Balken, schmale Bretter oder runde Holzblöcke zu sägen. Er sollte Säger werden. Nach der höheren Fachschule arbeitete er als Betriebsleiter in verschiedenen Sägereien. Er genoss es, am Ende eines Tages die Frucht seiner Arbeit zu betrachten und den Geruch des frisch bearbeiteten Holzes tief in seine Lunge zu saugen.

Ein Mann der leisen Töne «Die Arbeit im geistlichen Dienst funk­ tioniert jedoch ganz anders», gibt er nach sechzehn Jahren im pastoralen Dienst bei AiA unumwunden zu. «Noch heute leide ich manchmal an der Diskrepanz zwischen meinem Produktionsdenken und einer Arbeit, bei der ich das Wirken und Ergebnis vollkommen Gott überlassen muss.» Auch wenn er im Nachhinein immer wie­der erfährt, dass durch ein Gespräch oder eine Geschichte Menschen zum Glauben kommen 8

oder sich einer Gemeinde anschliessen, kann Adrian Hofmann nur wenig von dramatischen Bekehrungsgeschichten und radikalen Verhaltensänderungen berichten. Er ist ein Mann der leisen Töne geworden. So entdeckte er für sich den Weg zu den Menschen, indem er gerne Geschichten schreibt und erzählt.

nur einer der Jugendlichen zu Hause etwas Schlechtes darüber erzählt hätte? Die Folgen für den einladenden Trainer kann sich jeder denken.»

Dienst in Magglingen

«Ich möchte den Menschen nicht einfach nur Verständnis entgegenbringen oder sie in Trauerprozessen begleiten, ich möchte Glauben säen. Und das mache ich mit biblischen Geschichten oder selbst geschriebenen Kurzgeschichten, in denen der Glaube eine Rolle spielt.»

Seine eigene Reise zu AiA begann für Adrian Hofmann vor über zwanzig Jahren, als Thomas Zindel, damals Leiter von AiA, ein Wochenendseminar für gläubige Sportler organisierte. Hofmann erinnert sich nicht mehr, wie er zum Anmeldeformular gekommen war. Seinen ersten pastoralen Dienst hingegen vergisst er nicht mehr: «Ich teilte das Zimmer mit einem gestandenen Bauunternehmer. In der Nacht kam dieser mit einer Liste zu mir und sagte: ‹Adrian, ich möchte bei dir beichten.›»

Das grösste Wunder für ihn ist deshalb immer wieder, wenn ihm Menschen die Gelegenheit bieten, Geschichten zu erzählen. «Oft riskieren sie dabei ihren Namen oder sogar ihre Stelle», stellt Hofmann fest. «Zum Beispiel war ich Anfang des Jahres eingeladen, in einem Junioren-Nationalkader als Referent zu dienen. Im Aufgebot stand nur: ‹Adrian Hofmann, Sportseelsorger›. Was, wenn

1994 begann Hofmann bei AiA mit ei­ nem Teilzeitpensum. Vor allem Kirchgemeinden luden ihn damals ein für einen Beitrag im Konfirmandenunterricht. Er erzählte biblische Geschichten und persönliche Erlebnisse zum The­ma «Sport und Glaube» und trieb mit den jungen Menschen Sport. Im Jahr 2001 kam ein kleines seelsorgerliches Mandat am Bundesamt für Sport

Menschen begleiten – Glauben säen

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sport & glaube | adrian, ich möchte bei dir beichten

Echte Liebe eifert nicht • Adrian Hofmann hat in der Ausbil­ dung zum diplomierten Bibelerzäh­ ler der reformierten Landeskirchen Bern, Jura und Solothurn gelernt, nach einem Sieben-Punkte-Pro­ gramm eine biblische Geschichte zu erarbeiten und zu erzählen. «Je­ der dieser Arbeitsschritte ist jeweils ein Gottesgeschenk an mich – und als Beschenkter darf ich dieses wei­ tergeben.»

Adrian Hofmann «Tschau!» Schon ist der Erste mit leichten Schritten an ihm vorbei. «C‘est bien planifié.» Der Zweite zieht auch an ihm vorüber. Locker ziehen die zwei älteren Herren an ihm vorbei. In langen, gleichmässigen Zügen skaten sie den Berg hinauf. Von hinten kann er es ganz genau sehen. Auf der ersten Kuppe trinken sie etwas. Kaum hat er den Anschluss halbwegs gefunden, gleiten sie ihm schon wieder davon. Und schon bald hat er wieder hundert Meter Rückstand. Hinter ihnen müht er sich mit seiner Gleichgewichtssuche ab. Er verheddert sich mit seinen Langlaufskiern immer wieder ein bisschen im neuen Pulverschnee. Sie dagegen gleiten mühelos dahin. Dann machen die beiden einen Schwatz mit einem Dritten, der ihnen entgegenkommt. Sie geniessen das schöne Wetter, den blauen Himmel und die Weitsicht ins Alpenpanorama. Als er oben auf dem Bergplateau ankommt, sind sie schon weg. Er geniesst das alles auch, und zwar in vollen Skatingzügen. Es hat keinen Wert, sich aufzuregen. Er könnte das beste Material, den schnellsten Wachs, die ausgeklügeltste Trainingsmethode und den besten Tag haben, er würde trotzdem nicht mit ihnen mithalten können.

BASPO in Magglingen hinzu, wo er heute zweimal pro Monat anzutref­fen ist. Seit 2007 ist er Teil des AiALeitungsteams.

Vertrauen für pastorale Präsenz im Sport Durch seine regelmässigen Besuche und die Einsätze mit weiteren AiA-Mitarbeitenden als Volunteer- und Sportlerbetreuer an Grossanlässen wie der cz 3|10

Er würde nicht mithalten können, weil er etwas weniger begabt ist und es ihm auch ein bisschen an Kraft und Lungenvolumen fehlt. Er hat ein paar Jahre benötigt, um sich mit dieser Tatsache auszusöhnen. Jetzt freut er sich nur noch darüber, dass andere sich so kraftvoll und elegant bewegen können.

Euro 2008, der Eishockeyweltmeisterschaft 2009 und als Sports Chaplain bei den Paralympics kann er bei Funktionä­ ren, Athleten und Betreuern Vertrauen und Verständnis für eine pastorale, christliche Präsenz im Sport schaffen. «Setz dich zu mir, Adrian, und schweig. Deine Präsenz tut mir im Moment besser als eine Beratungsstunde beim Psychologen», brachte es eine Nationaltrainerin auf den Punkt.

So ist es auch mit der echten Liebe: Sie eifert nicht um die Begabungen oder Erfolge anderer. © Adrian Hofmann Der Sportseelsorger mit den Geschichten Weyernweg 10, 2560 Nidau Telefon 032 331 68 33 E-Mail ahofmann@athletes.ch

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Sport und Glauben zusammenbringen Camps, in denen sich Menschen für den Glauben öffnen Sie führte sozusagen ein Doppelleben: als Sportlerin und als Cevi-Jungscharleiterin. Regula C. Maag war jedoch von der Möglichkeit überzeugt, Sport und Glauben zusammenbringen zu können. Mit AiA kann sie heute diese Überzeugung ausleben.

Brigitte Eggmann Regula C. Maag lernte AiA im Jahr 1996 kennen und wurde 2002 Mitarbeiterin. «Ich liebe es, Sport mit dem Glauben an Jesus Christus zu verbinden.» Auf das «C» in ihrem Namen angesprochen, lacht die 38-Jährige und meint: «Eigentlich heisse ich Regula Claudia. Und wenn jemand fragt, erkläre ich, dass ich mich an meiner Taufe entschieden habe, Claudia mit ‹C› abzukürzen. Es erinnert mich in erster Linie daran, dass Christus in der Mitte meines Lebens ist.» Regula leitet den Bereich der Sportcamps. Für sie bedeuten die Camps eine geniale Möglichkeit, damit Menschen in ihrer Freizeit wieder neue Motivation und Freude finden, Sport treiben und ihre Beziehung zu Jesus intensiver leben. Zusammen in einer schönen Landschaft Sport treibend, in einer super Gemeinschaft und losgelöst vom Alltag, öffnen sich Menschen oft für den Glauben oder beginnen, aus ihrem Leben zu erzählen.

Gegenpol setzen kann. Ich erinnere mich dabei an eine Frau, deren Leben sich durch das Gespräch in einem der Camps verändert hat: Sie stellte fest, dass sie leben und Sport treiben darf – nicht weil sie von der Leistung getrieben wird, sondern weil sie frei ist.» Die Anzahl der Camps wächst, auch die Teilnehmerzahlen steigen kontinuierlich an. Ohne die Mithilfe unzähliger Ehrenamtlicher wären die zurzeit rund zwanzig Camps pro Jahr nicht durchführbar. Es sei immer wieder eine Herausforderung, genügend Mitarbeitende zu finden, signalisiert Regula. «Dazu gehört auch, dass wir ihnen unsere Vi­sion so vermitteln, dass sie gerne Verantwortung übernehmen und sich wiederum in andere Menschen investieren.»

More Than Gold «Mich motiviert, dass ich im Sport, bei dem es nur um Leistung geht, einen 10

Regula C. Maag betreut aber auch einzelne Athletinnen und Athleten.

«Einige sehe ich regelmässig, an­dere treffe ich bloss einmal. Zum Beispiel an einem Grossanlass wie der Winter­olympiade oder einer Fussballwelt­meisterschaft, wenn ich als Sports Chaplain unterwegs bin (vgl. Christliches Zeugnis 2010/2, Seite 44). Immer wieder kann ich dabei weitergeben, dass uns Gott als unser Schöpfer die wahre Identität gibt und dass wir sie finden können, wenn wir ihn offen und aufrichtig darum bitten.» «Für Sportler und Sportlerinnen ist es wertvoll, wenn sie noch weitere Bezugs- und Ansprechpersonen haben als nur Trainer oder Physiotherapeut», erzählt Regula C. Maag. In Gesprächen und Begebenheiten, die manchmal nur wenige Minuten dauern, könne sie so auch die Dimension von Seele und Geist ansprechen. cz 3|10


sport & glaube | sport und glauben zusammenbringen

• Regula C. Maag, die im Herbst 2010 Vincenzo Carrillo heiraten wird: «Ich habe erlebt, welche Freiheit es bedeutet, Sport zu treiben, wenn meine Identität in Gott liegt.»

Wie ein Spiel … … mit dem Heiligen Geist»

Ultimate Training Camp Biblische Werte umsetzen Ein spezielles Sportcamp, das AiA unter der Leitung von Regula C. Maag anbietet, ist das Ultimate Training Camp, kurz UTC. Hier lernen Wettkampf- und Freizeitsportler biblische Prinzipien und Werte kennen und erfahren, wie man diese unter Druck und Stress anwendet. Das Camp richtet sich damit an Menschen, die als Christen ihren Sport noch mehr mit alltagstauglichem Glauben verbinden möchten. Dabei gehe es um weit mehr, als bloss ein Kreuz auf dem Stirnband zu tragen oder vor laufenden Kameras nach dem Wettkampf Gott für den Sieg zu danken. Christsein im Sport, so Regula C. Maag, heisse Charakterbildung, und das lernen die Teilnehmenden im UTC: Stehvermögen, Teamverhalten, Beziehungsfähigkeit und auch Vertiefung ihres Gottvertrauens. Im dreieinhalbtägigen Ultimate Training Camp werden anhand der Bibel fünf Prinzipien bewusst gemacht und umgesetzt: - Perspektive: Wen bete ich an? - Motivation: Wozu treibe ich Sport? - Charakter: In welche Richtung entwickelt sich mein Charakter? - Verhalten: Wie verhalte ich mich bei Schmerz und Leid? - Priorität: Gibt es ein Leben über den Sport hinaus? Pro Schulungsblock wird mit Inputs, Erlebnisberichten und einer Refle­ xionszeit eines der fünf Prinzipien näher beleuchtet. Nachher wird die Anwendung auf dem Spielfeld in Mannschaftssportarten vertieft. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen werden bewusst herausgefordert, alles zu geben. Bis an ihre Grenzen. Denn erst dort, unter Druck und Stress, fallen die Masken. Explodiert zum Beispiel ein Teilnehmer wegen sich oder des Fehlers eines Teamkameraden, werden diese oder ähnliche Reaktionen während der Sporteinheit gemeinsam in der Mannschaft thematisiert, mit dem Ziel, ein anderes Verhalten einzuüben. «Herausfordernd, wegweisend und stark», charakterisierte im Nachhinein ein ehemaliger Teilnehmer das UTC. Oder: «Ufgwüelt und wiiterbracht», eine andere Teilnehmerin. cz 3|10

Yvonne Ulrych ist begeisterte Windsurferin und berichtet aus dem Windsurfcamp von AiA in Klitmöller, an der Westküste Norddänemarks. Im Juni 2010 genoss sie zwei Wochen herrlich flaches Wasser, hohe Wellen und viel Wind, aber auch Inputs zu aktuellen Lebens- und Glaubensfragen. «Beim Windsurfen bin ich einerseits von den Kräften der Natur abhängig und ihnen andererseits auch ausgesetzt und komme dann schnell an meine Grenzen. Und das fasziniert mich: Die Möglichkeit zu haben, statt mit ihnen im • Yvonne Ulrych Wettstreit zu stehen, sie zu nutzen und Teil der ‹Naturbewegungen› zu sein. Es ist wie ein Spiel mit dem Heiligen Geist.» «Bereits vor einem Jahr war ich in einem Windsurfcamp von AiA dabei. Die bunte Mischung aus Familien mit ihren Kindern, Singles, Paaren, Alten und Jungen hat es mir angetan, und ich buchte gleich die nächsten Ferien. Das Highlight in Klitmöller war das, was wir Windsurfer die Welle nennen. Zum ersten Mal surfte ich in einer solchen Welle und brauchte dafür ziemlichen Mut. Ich musste keck raussurfen und mal schauen, was kommt oder passiert. Das Gefühl war unbeschreiblich, als ich merkte, wie die Welle mich zum Strand schob und ich mit ihr sogar etwas spielen konnte. Manchmal ist es ja auch im Leben so: Ich muss mutig sein, alles geben und mich aus der Komfortzone hinauswagen, ohne alles kontrollieren zu können, und zum Schluss ist es wie bei einem genialen Spiel, ich bekomme riesige Freude und finde alles nur halb so schlimm.» 11


1|2|3 Raum schaffen, Raum geben Niederlagen im Sport als Chancen verstehen

Manuel Rohner ist bei AiA für die Administration und den ganzen Schulungsbereich einschliesslich Sportbibelschule verantwortlich. Sein Weg dahin war durch drei Begegnungen gekennzeichnet.

Brigitte Eggmann Während seines Theologiestudiums bei IGW fragte sich Manuel Rohner des Öfteren, wie es nachher beruflich weitergehen werde. Innerhalb einer Woche hatte er dann drei unverhoffte Begegnungen mit AiA.

Konkrete Antworten «Zuerst bekam ich an einem lauen Sommerabend von meinem Schwiegervater die Bibel für Fussballer geschenkt. Auf der Rückseite des Covers sah ich das Logo von AiA. Vier Tage später war der damalige AiA-Leiter Thomas Zindel Gast in unserer Gemeinde – und keine 24 Stunden später musste ich im Rahmen meines Studiums für eine Prüfung ins Sekretariat von IGW, das sich im gleichen Gebäude wie die Zürcher Büros von AiA befindet.» Diese drei Begegnungen waren für ihn die konkrete Antwort auf seine beruflichen Fragen, sagt der heute 34-Jährige. Er wollte die Chance nutzen, begann zunächst als Praktikant und ist heute fest angestellter Mitarbeiter in einem Missionspartnerkreis, der es ihm finanziell ermög­ licht, bei AiA bzw. Campus für Christus zu arbeiten. Manuel Rohner ist in vielen Bereichen tätig: Neben der Administration ver12

fasst er Texte, predigt, leitet bei den Camps mit, betreut und schult Menschen im Sport oder ist manchmal als Gastreferent bei Gemeindeeinsätzen unterwegs. Neben seiner Familie mit mittlerweile zwei kleinen Kindern bleibt ihm im Moment keine Zeit mehr, sich in ei­ nem Sportverein zu engagieren. Zum Ausgleich zur Kopf- und Büroarbeit spielt er in seiner Freizeit Ballsportarten wie Tennis, Squash oder auch Fussball. «Alles, was mit einem Ball oder einem Schläger zu tun hat, fasziniert mich», lacht er. «Da bin ich in meinem Element.»

betont, dass dies auch für sein eigenes AiA-Team gelte: «Sonst hätte die AiA-Arbeit nicht 25 Jahre lang bestehen und wachsen können.» Ansporn dabei ist für Manuel Rohner immer wieder, wenn er miterlebt, dass Menschen in der Welt des Sports in ihrer persönlichen Gottesbeziehung und auch im Charakter wachsen. Durch seine hauptsächliche Hintergrundarbeit nimmt er das nicht immer so direkt wahr. Doch gerade kürzlich haben ihm die Eltern einer seiner Sportbibelschülerinnen bestätigt, wie die Veränderung ihrer Tochter für sie spür- und sichtbar geworden sei.

Den Weg aus der Niederlage zeigen

Dem Team den Rücken freihalten

Manuel Rohner liebt es, immer neu die Brücke zwischen Sport und Glaube zu schlagen. Gelegenheit dazu ergibt sich beim Betreuen der Sportbibel­ schule, aber auch in Camps. «Mich begeistert es, wenn Menschen erleben, dass Niederlagen nicht das Ende bedeuten», sagt er. «Wenn sie bei Versa­ gen und Schuld nicht stehen bleiben, sondern Annahme, Vergebung und Gunst erfahren – alles Aspekte der Gnade –, bekommen sie wieder Freiraum zum Handeln und die Kraft, mutig vorwärtszugehen.» Manuel Rohner

«Ich persönlich freue mich, wenn ich jemanden aus dem Team unterstützen und ihm helfen kann, seinen Job fokussierter zu erledigen.» Er müsse nicht immer selbst an der Front tätig sein und erfreue sich auch daran, für andere Kopierarbeiten zu erledigen, damit sie mehr Zeit hätten, um Sportler zu besuchen. Trotzdem wünscht sich Manuel Rohner, dass er in Zukunft mehr Zeit in den Bereich Sport Care investieren und sich der Betreuung und Begleitung von Sportlern widmen kann. cz 3|10


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sport & glaube | raum schaffen, raum geben

Sportbibelschule Manuel Rohner leitet bei AiA den Zweig «Training». Dazu gehört seit 2001 die Sportbibelschule (SBS). Die SBS ist eine ganzheitliche Förderung in Jüngerschaft und Leiterschaft. Sie wurde gegründet mit dem Ziel, Sportlerinnen und Sportler in ihrem Jüngerschaftsprozess weiterzuführen. Ursprünglich richtete sich die SBS an Spitzen- oder Leistungssportler, denen es nicht möglich ist, an gängigen Gottesdiens­ ten oder Kleingruppen teilzunehmen. Mittlerweile sind die Teilnehmenden oft ganz einfach sportbegeisterte Personen, die in einer lokalen Gemeinde integriert sind, aber ihr biblisches Wissen vertiefen und in ihrer Beziehung zu Gott wachsen wollen. Die Klassen sind in der Regel eher klein, und es herrscht eine persönliche und familiäre Atmosphäre.

• Manuel Rohner: «Jedes Jahr thematisieren meine Frau und ich während einer bewussten Ehezeit zusammen mein Engagement bei AiA und meinen Weg als Vollzeitbeschäftigter.»

Bis heute haben gegen siebzig Personen die SBS besucht, die regional und nebenberuflich organisiert ist und vier Semester dauert. Sie besteht aus einem Fernkurs mit CDs, Schulungs­ abenden, sogenannten Celebrations, mit dem Fokus Vertiefung und Umsetzung in die Praxis. Themen und Lektionen bearbeiten die Teilnehmenden im Selbststudium und treffen sich alle drei Wochen, um den Stoff in der Gruppe zu vertiefen und sich darüber auszutauschen. Lehrgänge fanden bereits in Basel, Bern, Luzern, Zürich, dem Engadin und der Ostschweiz statt. Fürs Frühjahr 2011 ist je ein Lehrgang in Zürich und Basel in Planung.

• Seit August 2008 ist Ferdinand Pankratz zu zehn Prozent bei Athletes in Action angestellt und vor allem für Fussball- und Familiensportcamps tätig. Er ist verheiratet mit Claudia und hat zwei Töchter.

Weitere Informationen Tel. 044 274 84 75, E-Mail info@athletes.ch

• Patrick Henguely (Zweiter von rechts): «Die zwei Jahre Sportbibelschule haben mich ganzheitlich gefördert und weitergebracht!» Christian Hanselmann (nicht im Bild): «In der Sportbibelschule erlebte ich die Power, zusammen vertieft über Gottes Wort nachzusinnen.» cz 3|10

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25 Jahre Athletes in Action in der Schweiz Meilensteine Athletes in Action, 1966 in den USA als Sportlerzweig der überkonfessionellen Bewegung Campus für Christus gegründet, berührt seit 1985 auch Schweizer Sportlerherzen.

Peter Höhn

1985 startet Konrad Jost die Arbeit von AiA Schweiz. Bald entstehen zwischen Lausanne und Pontresina über zehn Sportlertreffpunkte. Hier können interessierte Sportlerinnen und Sportler der Region einander treffen und sich über Lebens- und Glaubensfragen austauschen und weiterbilden.

1985 Markus Maggi, Weltmeister 1984 und 1985 im Kunstrad­ fahren.

Ab 1988 sind regelmässig offiziell akkreditierte Sports Chaplains an Olympischen Sommer- und Winterspielen sowie an Weltmeisterschaften im Einsatz.

1991 übernehmen Thomas und Marlies Zindel die Leitung von AiA. Ein wachsendes christliches Netz­werk von Spitzen- und Breitensportlern, Trainerinnen, Funktionären, Sportärztinnen und Seelsorgern entsteht. Insbesondere bei neuen Trendsportarten wie Windsurfen, Snow­ boarden und Wellenreiten entstehen geistliche Bewegungen. Daneben wächst die Camparbeit.

1985

1993 Therapitzlauf in Zürich.

Sponsorenläufe zugunsten von Einrichtungen der christlichen Drogenarbeit.

1999 öffnen sich die Türen zur eidgenössischen Sportschule in Magglingen. Unter der Leitung von Adrian und Sandra Hofmann gibt es monatliche Gottesdienste und bis heute einen wöchentlichen Besuchsdienst mit kurzen Seelsorgegesprächen, Bibelimpulsen und besinnlich-inspirierenden Geschichten.

2001 startet die zweijährige Sport-

Konrad Jost (l) und SpitzenHürdenläufer Franz Meier (r).

Sechzehn Jahre lang leiteten Thomas und Marlies Zindel die AiA-Arbeit in der Schweiz.

1993 und in einigen Folgejahren ist AiA mitverantwortlich für «Therapitz»-

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bibelschule (SBS). Sportlerinnen und Sportler aus allen Disziplinen bekommen Material zum Selbststudium und treffen sich alle drei Wochen, um die Kraft des Wortes Gottes zu entdecken und anzuwenden.

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2003 nimmt AiA an der Ski-WM in

2009 und 2010 werden diese Diens-

St. Moritz Sports-Chaplain-Dienste wahr, organisiert Sportgottesdienste und verteilt in Zusammenarbeit mit der reformierten und katholischen Kirche sowie freien Gemeinden 16 000 historische Postkarten.

2004 erscheint zum Start der Fussball-EM die Fussball-Bibel, von der in den ersten 6 Monaten 5000 Stück verkauft oder verschenkt werden, unter anderem auch an sämtliche Spieler der obersten Liga. 2006 folgt eine Fitness-Bibel und 2008 eine Bibel für Bergsportler.

2008 Primo Cirrincione im Gespräch mit einem Athleten während der Olympischen Spiele in Beijing.

2007 übergeben Thomas und Marlies Zindel die Leitung von AiA an Primo und Heike Cirrincione. Die Arbeit von AiA wird in die drei Bereiche Camps (Regula C. Maag), Training (Manuel Rohner) und Sport Care (Primo Cirrincione) unterteilt und weiter ausgebaut. 2008 bekommt das AiA-Team für die Fussball-EM 2008 ein Mandat für die Betreuung der 600 Volunteers. Auch während der Olympischen Spiele in Beijing bietet ein Team von AiA dem Swiss-Olympic-Team seelsorgerliche und notfallpsychologische Dienste an.

2004 Thomas Zindel präsentiert die Fussball-Bibel.

te von AiA als Volunteer-Betreuer (Eishockey-WM 2009 in Bern und Kloten) und als Sports Chaplains (Leichtathletik-WM 2009 in Berlin, Olympische Spiele und Paralympics 2010 in Vancouver) weiter in Anspruch genommen.

2010 Die vollzeitlichen AiA-Mitarbeiter Primo Cirrincione, Adrian Hofmann, Regula C. Maag und Manuel Rohner. Zusammen mit über 200 freiwilligen Mitarbeitern tragen Sie das Evangelium in die Welt des Sports hinein.

Christliche Sportorganisationen Netzwerke und Partner Athletes in Action ist eine von vielen christlichen Sportorganisationen, die in den letzten fünfzig Jahren entstanden sind und die heute im europäischen Netzwerk ECSU (European Christian Sports Union) den gegenseitigen Austausch pflegen. National ist Athletes in Action mit SRS/Pro Sportler partnerschaftlich verbunden. SRS/Pro Sportler 1982 war es in der Schweiz SRS/Pro Sportler, die sich als erste Organisation dem Thema «Glaube und Sport» widmete. Mit Sitz in Steffisburg hat SRS unter der Leitung von Jean-Bernard Berger zurzeit sechs Angestellte. Sie und ihre zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitenden leben und bewegen sich als überzeugte Christen und Sportler auf allen Leistungsstufen des Sports und verdeutlichen durch ihre Präsenz die Möglichkeiten und Auswirkungen des Glaubens an Jesus Christus für Sportlerinnen und Sportler. SRS bietet eine eineinhalbjährige Ausbildung für Sportmentorinnen und -mentoren an. Der nächste Kurs dazu

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startet im Frühling oder Herbst 2011. Daneben umfasst das Angebot von SRS Trainingslager, Seminare, Fachreferate und Beratung für Trainerinnen und Trainer sowie Sportlerinnen und Sportler aller Leistungsstufen. SportLife – regional stark Um den spezifischen Lebensgewohnheiten, Fragen und Bedürfnissen von Sportlerinnen und Sportlern entgegenzukommen, hat SRS SportLife gegründet – eine Bewegung von Menschen, die in der Welt des Sports leben und an Gott glauben. Als offene Gemeinschaft will SportLife in Zukunft nicht nur in der Region Thun und im Berner Oberland gemeinsam mit Sportlerinnen und Sportlern die Faszination des Alltagslebens mit Gott entdecken, Beziehungen und Gemeinschaften pflegen und damit unter anderem auch ein Zeichen gegen Isolation und übertriebenen Individualismus in der ganzen Schweiz setzen.

Weitere Informationen: www.ecsuonline.net www.srsonline.ch www.sportlifeweb.ch

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sport & glaube | 25 jahre aia | kolumnen

Fb eÜ z i e hRu nB g s wRe i s Ie N G E R Was dem Leben förderlich ist Gerade elf Jahre alt war ich geworden, als eine grosse Entscheidung in meinem Leben anstand: Mein Primarlehrer empfahl mich fürs Gymnasium – acht Jahre an der gleichen Schule bis zur Matura. Ich war noch ein Kind und hätte entscheiden sollen, ob das die richtige Laufbahn für mein Leben ist. Ein Gespräch mit meinem Vater ist mir in bester Erinnerung: Er sagte, ich könne diesen Weg gerne einschlagen, aber er wolle sicher sein, dass ich dabei mein Lachen nicht verliere. Was er wohl damit meinte? Heute denke ich, er wollte sagen, dass mir der schulische Druck nicht die Lebensfreude nehmen dürfe, dass es auch noch anderes gebe als Wissensaneignung, was im Jugendalter Platz brauche und lebenstüchtig mache. Da schwang eine Portion Misstrauen gegenüber diesem akademisch orientierten Schulsystem mit. Nun, ich habe mein Lachen nicht verloren. Im Gegenteil, das Gymnasium war für mich die Tür zu einer Welt, die mich faszinierte und mein Leben so reich gemacht hat. Und zwar sehr ganzheitlich: Sprachen habe ich

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gelernt, das Schreiben entdeckt, in der Geschichte geforscht, Naturwissenschaften gebüffelt und ansatzweise verstanden, zum Glauben gefunden und mich sogar in meinen heutigen Mann verliebt – wenn das nicht ganzheitlich ist! Heute, rund dreissig Jahre später, finde ich mich in einem Gespräch mit unserem Sohn wieder. Er war von klein auf sehr bewegungsfreudig, mittlerweile ist er ausgesprochen sportlich. Er muss schulische Entscheidungen treffen. Soll er dem Sport noch mehr Gewicht geben? Spitzensport ist eine mir fremde Welt. Zu den drei wöchentlichen Trainings und den Turnierwochenenden käme noch einiges mehr an sportlichem Engagement auf ihn zu. Ich bin zwiespältig: Ist das nicht zu einseitig? Neben Schule und Sport bleibt da nicht mehr viel Zeit. Aber er hat eindeutig eine Stärke auf diesem Gebiet, und als Eltern sind wir doch dazu da, unsere Kinder in ihrer Berufung zu unterstützen. Der Sport macht es auch schwierig, regelmässig an Gemeindeaktivitäten teilzunehmen. Zieht er ihn sogar vom Glauben weg?

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Wir besprechen diese Fragen miteinander, und zum Schluss fühle ich mich meinem Vater recht nah, wenn auch mit einer etwas anderen Betonung: «Ich wünsche mir für dich, dass du Jesus immer besser kennenlernen kannst und ihn lieber gewinnst. Wenn der Sport deine Berufung ist, dann wird das auf diesem Weg geschehen, und ich werde dich so gut ich kann darin unterstützen.» Gott hat unterschiedliche Wege, wie er Menschen formt und ihr Herz er­ obert. Bei einem so sportlichen Typ wird es garantiert anders geschehen als bei einer kopflastigeren Person. In der Kindererziehung und auch sonst im Leben lohnt es sich, auf die Leitung des Heiligen Geistes zu vertrauen, statt die vermeintlich siche­ ren, ausgetrampelten Pfade zu benutzen, die vielleicht gar nicht zum Ziel führen. Das ist herausfordernd und bisweilen abenteuerlich, aber dem Leben förderlich.

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Mein Goal Es war während eines bedeutungsvollen WM-Fussballspiels. Ich schaute mir die Direktübertragung auf Grossleinwand an. Eine Schar von Leuten um mich herum tat dies ebenso – mit starken Emotionen. Ein super Erlebnis. Nach dem Schluss­pfiff gestaltete ich einen evangelistischen Gedankenstrich für alle Fans – die begeis­ terten und die enttäuschten. In kurzen Worten sprach ich über die grösste Enttäuschung unseres Lebens, die Hölle. Und ich berichtete mit Begeisterung vom grössten Sieg, der weltweit je errungen worden ist: am Kreuz! Als Jesus Christus sein Leben

• Sabine Fürbringer ist Psy­ chologin sowie Familien­ frau und arbeitet bei Campus für Christus als Referentin, Autorin und Beraterin.

für uns hingegeben und uns die Türe zum Himmel geöffnet hat. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass es viele Anwesende interessieren würde, wie sie in der Mannschaft des Siegers leben und beim Schlusspfiff ihres irdi­schen Daseins mit Dankbarkeit auf der Seite des Siegers stehen könnten. Sachlich eindeutig und mit emotionalem Schwung erklärte ich, wie jede Person den entscheidenden Schritt über die Linie gehen und direkt mit Jesus verbunden sein kann.

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Pfarrer Fredy Staub (www.fredystaub.ch) erzählt in seiner Ko­ lumne von Wegen! aus seinem Erleben mit Menschen.

Daraufhin wollte eine ganze Gruppe begabter junger Leute ihr Leben Jesus schenken. Einer der Männer, die den Entschluss fassten, sich ganz Jesus anzuvertrauen, meinte daraufhin zur versammelten Schar: «Was ich heute mit Jesus erlebt habe, ist ein schöneres und bedeutungsvolleres Goal, als ich es mir je hätte ausmalen können.»


«Die Entdeckung meines Lebens» Wie der Glaube Menschen einander näherbringt Es war 1988. Therese und Erich Brassels Ehe stand kurz vor dem Aus. Doch dann brachte ein Volleyballlager von AiA die Wende: Therese fand zum Glauben, später als Folge ihrer Veränderung auch Erich. Nun schenkte Gott den beiden nicht nur einen neuen Zugang zueinander, sondern auch zu Menschen im Sport, in Russland, in der Politik und in der Nachbarschaft.

Renate Blum Erich Brassel engagierte sich als Reallehrer und als Trainer im Eishockeyclub mehr als genug, während seine Frau Therese zu oft auch übers Wochenende mit den zwei Kindern allein zu Hause und deswegen zusehends frustrierter war. Ihre Wende erlebte sie während eines Volleyballlagers von AiA. «Ich machte dort die Entdeckung meines Lebens», verrät mir Therese Brassel. «Der Glaube an Jesus Christus gab mir eine neue Lebensperspektive, und ich fasste wieder Mut. Zugleich unterstützten mich die Leute von AiA, wo sie nur konnten. Sie besuchten mich, schrieben und telefonierten mir.» Therese Brassels neue Perspektive blieb nicht unbemerkt: «Die enorme Veränderung von Therese beeindruckte mich», bekräftigt Erich Brassel, «und ein halbes Jahr später entschied auch ich, als 39-Jähriger, dass Gott der Mittelpunkt in meinem Leben sein soll.» Er überdachte seine Prioritäten, begann sich mehr um seine Frau und die eigenen Kinder zu kümmern, und mit der Hilfe von Freunden begannen Erich und Therese, an ihrer Ehe zu arbeiten. 18

• Therese und Erich Brassel: «Unserer Meinung nach ist der Sport ein Abbild vom wirklichen Leben und bildet Charakter.»

Aber wie Sport und Glaube vereinbaren? Sport treiben und das Engagement als Trainer blieben bei Brassels ein zentrales Thema, nur der Stellenwert änderte sich. Vor zwanzig Jahren genossen sportliche Aktivitäten im Gemeinde- und kirchlichen Umfeld keinen guten Ruf. Meisterschaftsspiele an Sonntagen wurden als Konkurrenz zur Gemeinde angeschaut. Beides unter einen Hut zu bringen, war eine Herausforderung – auch für Brassels. «Wie eine Gemeinde zum Sport steht, hängt oft mit der persönlichen Einstellung des Predigers oder der Gemeinde-

leitung zusammen», erklären sie. «Sportler sind unkomplizierte und offene Menschen. Es findet ein gesunder Wettbewerb statt. Im Eishockey zum Beispiel geht es zwar recht hart zu und her, doch nach dem Spiel gibt man sich die Hand, und alles ist wieder in Ordnung.»

Eishockey, Rennvelo und Volleyball Neben seinen Aktivitäten im Eishockey fährt Erich Brassel leidenschaftlich gerne Rennvelo. Mit Kollegen durch die schöne Natur der Ostschweiz zu radeln, bedeutet ihm viel. Therese spielt im cz 3|10


sport & glaube | die entdeckung meines lebens

• Therese Brassel auf Besuch in einer russischen Hausgemeinde in Mischkino. Rechts neben ihr der Übersetzer Juri.

Plauschteam des Volleyballclubs im benachbarten Gossau: «Das ist für mich wie ein Geschenk. Das Training hält mich fit und tut mir rundum gut. Ich treffe Frauen und Männer verschiedenen Alters, und wir lachen viel zusammen.» Nach den Ferien brauche es zwar manchmal etwas Überwindung, den Trainingsrhythmus wieder aufzunehmen, doch beim Volleyballspielen realisiert Therese Brassel, dass sie sich verändert hat, musste sie doch früher «unbedingt bei der Siegermannschaft dabei sein».

Eine ungewohnte Reise Therese Brassels ursprünglicher Beruf war Handarbeitslehrerin. Seit dreissig Jahren leitet sie eine Kleiderbörse, das «Gwunderhüsli» in Herisau. «Es geht mir nicht um den Profit, sondern um die Beziehung zu den Frauen, die ein und aus gehen.» Dass ihr Beziehungsnetz eines Tages bis ins ferne Sibirien reichen würde, damit hätte sie nicht gerechnet. In ihrer Vorstellung war Sibirien eine kalte Einöde, in der Menschen in Gefangenschaft leben. In einem Traum sah sie sich mit zwei Koffern am Flughafen Kloten stehen. cz 3|10

• Als Weibel begleitet Erich Brassel die Politiker des Kantons Appenzell Ausser­rhoden bei offiziellen Anlässen. Hier nimmt der frisch gewählte Bundespräsident HansRudolf Merz, den Erich Brassel (rechts) vom Eishockeyclub in Herisau kennt, wäh­ rend der Bundespräsidentenfeier vom 10. Dezember 2008 die Glückwünsche von Landammann Jakob Brunnschweiler (AR) entgegen.

Als ihr dann jemand in einem prophetischen Wort mitteilte, sie werde in ein fremdes Land gehen und dort Frauen dienen, war sie bereit. «Ich erfuhr dann, dass Marianne Hirzel, die ich vom Frauenfrühstück kannte, eine Begleitperson für eine Reise nach Sibirien suchte. Das hat mich angesprochen», berichtet sie. Und wenn drei Dinge zusammenträfen, würde sie auch gehen: Ihre Familie muss­te einverstanden und Marianne Hirzel zu Hause sein, wenn Therese telefonierte. Zudem musste das Geld für die Reise durch Spenden zusammenkommen. Noch heute ist sie ganz begeistert davon, wie sich alle drei Bedingungen erfüllten. Zum Beispiel bekam sie Geld von Personen zugesteckt, die keine Ahnung von ihren Plänen hatten. Mittlerweile ist sie schon achtmal nach Russland gereist und hat in den Begegnungen und im Dienst an Frauen dort erfahren, wie Gott auch deren Beziehungen wiederherstellt.

Als Weibel an vorderster Front Erich Brassel leitet die Fachstelle Sport im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Neben den beruflichen Herausforderungen und seinen sportlichen Interessen begeistern ihn die repräsentativen

Pflichten des Weibels. Als im Kanton Appen­zell Ausserrhoden jemand für dieses Amt gesucht wurde, schoss es ihm durch den Kopf: «Das ist es. Das gibt mir die Gelegenheit, nahe bei den Personen zu sein, für die ich bete.» Denn jeden Montagmorgen beten er und ein paar Kollegen vor der Arbeit in einem Büro des Regierungsgebäudes. Die Regierung sei darüber informiert und habe die Gebetsgruppe auch schon eingeladen. Im schmucken Appenzellerhaus, in dem mich Therese und Erich Brassel zum Gespräch und zum Mittagessen empfingen, fühlte ich mich sofort wohl. Vor 25 Jahren, als beide nur ihren eigenen Weg gegangen waren, meinen sie, sei die Atmosphäre nicht so entspannt gewesen. Doch der Glaube an Jesus habe ihnen geholfen, sich mehr und mehr aufeinander einzulassen und gegenseitig abzustimmen. Das zeigte sich gerade kürzlich an einer gemeinsamen Geburtstagsfeier, die sie als Freudenfest «Auf der Alp» organisiert hatten. «Ohne es vorher abzusprechen oder voneinander zu wissen», erzählt Therese, «sind wir beide in unserer Appenzellertracht erschienen!» 19


«Im Leben ist es wie im Sport» Jürg Matti über Sieg und Niederlage, Sterben und Wiederauferstehen Erfolg begleitet ihn auf Schritt und Tritt. Der ehemalige Nationaltrainer der Schweizer Snowboarder hätte allen Grund, ohne den Glauben an Gott auszukommen. Seine Dankbarkeit für das Leben hilft dem Sportler, Trainer und Coach aus dem Berner Oberland heute, den frühen Tod seiner Frau Ursula zu bewältigen und als Witwer zusammen mit den Kindern die Zukunft neu anzupacken.

Tom Sommer «Nein, in ein emotionales Loch sind die Kinder nicht gefallen. Sie sind vorbereitet gewesen auf den Tod ihrer Mutter», sagt Jürg Matti im Gespräch, als ich ihn im Mai in Gstaad besuche. Den gewohnten Lebensrhythmus hätten sie als nun verkleinerte Familie bald wieder aufgenommen. Die Tatsache, dass die beiden Teenager so stabil seien, gebe allen zusammen Hoffnung für die Zukunft. Als er dies vier Monate nach dem Krebstod seiner Frau Ursula erzählt, wirkt er sehr gefasst und zuversichtlich – ja, gelöst und mutig. Von Erfolg zu Erfolg Jürg Matti wächst in Gstaad auf. Zusammen mit seinen Brüdern verbringt er im Winter jede freie Minute auf den Skis, was in den Rennen des Skiclubs schnell zu Podestplätzen führt. Mehr noch: Eine Karriere im Leistungssport Skifahren bahnt sich an. So fährt er bis 1993 im B-Kader der Nationalmannschaft und ist zusätzlich als unabhängiger Skiprofi unterwegs, um für Preis20

geld zu fahren. In dieser Zeit lernt er auch die Snowboarderin Ursula kennen. Gemeinsam trai­nieren sie auf den Pisten und im Fitnessraum und engagieren sich beim Ausstecken von Rennpar­cours für die Snowboarder. Jürg wird dann aufgrund seiner vielfältigen sportlichen Erfahrung erfolgreicher Trainer – von Ursula und von 1994 bis 2003 des ersten nationalen Snowboardteams der Schweiz. «Im Leistungssport ist immer die Frage aktuell, wie die Leistung optimiert werden kann», erklärt Jürg Matti rückblickend. Er inte­ressiert sich damals stark für autogenes Training und verspricht sich von dieser Methode der Selbstkontrolle noch bessere Leistungen. Aber das Gegen­teil geschieht: Die Leistungen nehmen ab, die Erfolge bleiben aus. Für ihn ist klar: Diese Theorie der Selbstkontrolle funktioniert bei ihm als Sportler nicht, und er verabschiedet sich bald von dieser Philosophie. Von Gott beschenkt Erneute Erfolge im Sport und als Kauf­mann sowie die sich vertiefen­de

• Jürg Matti, CH-Snowboardtrainer von 1994 bis 2003, blickt auf eine brillante Trainerkarriere zurück: 17 Medaillen an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen, darunter mehrere goldene, be­ legen den Erfolg seiner Arbeit. Ueli Kestenholz, Simon Schoch, Philipp Schoch, Gilles Jaquet, Ursula Bruhin und Steffi von Siebenthal und andere formte der beson­ nene Berner Oberländer im Laufe der Winter zu absoluten Weltklasseathleten. cz 3|10


sport & glaube | im leben ist es wie im sport

Beziehung zu Ursula sorgen für viele Glücksgefühle. «Ich realisierte immer mehr, dass ich das alles ja gar nicht selbst steuern kann», erzählt Jürg Matti, und über dem Rand der Kaffeetasse leuchten seine Augen auf. «Ich fühlte mich in all dem ganz einfach nur beschenkt! Für mich war klar: Das Schicksal, oder eben Gott, meint es wohl ziemlich gut mit mir!» Welch ein Gegensatz zur Einstellung, dass jeder sein Schicksal selbst in der Hand hat! Als Ursula wieder einmal von der Sport­­organisation Athletes in Action (AiA) eingeladen wird, begleitet er sie – «mit dem Gedanken, dass der, der mich da beschenkt, ja auch der Gott der Bibel sein könnte. Und tatsächlich, ich spürte dort von Anfang an, dass ich Antworten auf meine Fragen finden würde.» Für Jürg Matti wird klar, dass dieser Gott nicht irgendwo fern im Universum thront, sondern eine persönliche Beziehung mit den Menschen sucht. Durch die neuen Erkenntnisse und liebevollen Begegnungen bei AiA fühlt er sich wiederum reich beschenkt. «Kein Zufall, nein, dieser Gott meint es gut mit mir!», ist er überzeugt, und für ihn ist heute klar: «Ich bin durch das Schöne und die Dankbarkeit dafür zum Glauben an Jesus Christus gekommen.» «Gib dein Bestes und bete für das Übrige» So lernt Jürg Matti auf seinem bisherigen Lebensweg beides kennen: den Erfolg durch Einsatz und Gelassenheit, aber auch den Misserfolg, als er mit übertriebener Selbstkontrolle alles in den Griff bekommen will. «Schon bevor ich zum Glauben an Jesus fand, hatte ich immer mein Bestes zu geben versucht, um erfolgreich zu sein. Aber dann wurde mir klar: Wenn du nicht auf Gott vertraust, bist du selbst voll verantwortlich, dass dein Leben gut rauskommt. Aber mein Bestes allein reicht einfach nicht, damit mein Leben gelingt. Deshalb ist heute cz 3|10

• Jürg und Ursula Matti mit ihren beiden Töchtern.

mein Motto: ‹Do your best and pray for the rest› (‹Gib dein Bestes und bete für das Übrige›).» Darauf vertrauen, dass Gott für den Rest sorgt, und sich als Kind Gottes begreifen, ohne Leistung aufweisen zu müssen, ist für Jürg Matti eines der grössten Geschenke. «Diese Haltung und Dankbarkeit konnten wir auch als Familie mit unseren zwei Kindern leben. Bei allen Herausforderungen – in der Ehe, beruflich oder finanziell – konnten wir immer wieder Gott vertrauen und ihm zugestehen, dass er seine Hand über allem hält.» Wende im Lebenslauf – was trägt? Das bleibt auch so, als Anfang 2007 bei Ursula Brustkrebs diagnostiziert wird. Die statistisch gesehen hohe Heilungschance gibt der Familie Zuversicht, dass sie zu den Gewinnern zählen wird. Bewusst entscheiden sie sich täglich, das «volle Glas» zu sehen, denn mit der Diagnose sei ja noch nichts entschieden. «Allerdings haben wir uns schon gefragt, welche Prüfung sich da wohl anbahnt und was Gott uns damit sagen will», erinnert sich

Jürg Matti. Im Bewusstsein, den Ausgang der Geschichte nicht zu kennen, lebt die Familie in der Haltung, es werde so kommen, wie es kommen müsse. «Für uns war der Entscheid zu dieser Einstellung enorm wichtig und entlastend!» Natürlich hätten sie

«Wir haben uns für das Leben entschieden und uns dagegen gewehrt, in eine Krise zu fallen.» schon hin und wieder gedacht, Gott könne doch nicht zulassen, dass die Mutter und Ehefrau aus der Familie gerissen werde. Und Ursula habe wiederholt betont, dass da noch Aufgaben seien, für die sie gebraucht werde. Sie habe noch mehr in Menschen und ihre Kinder investieren wollen, erzählt Jürg Matti. «Leben und in Leben inves­ tieren war wirklich ihre Motivation, bis zuletzt!» Als im Herbst 2009 Metastasen gefunden werden, fliessen in der Familie erste Tränen. Medizinisch gesehen, das 21


ist allen klar, gibt es keine Heilungschance mehr. Gemeinsam hofft die vierköpfige Familie auf ein Wunder, und deshalb erlebt sie auch diese Si­tuation nicht als hoffnungslos. Bis fast zum Schluss gestaltet man das Leben noch so normal wie möglich und gibt nicht auf. «Wir haben uns für das Leben entschieden und uns dagegen gewehrt, in eine Krise zu fallen. Es wurde geprüft, ob wir unseren Glauben nicht aufgeben – aber wir haben immer geglaubt und auch gespürt, dass wir nicht tiefer fallen können als in Gottes Hände. Und diese Perspektive bis zum Schluss zu haben, ist wirklich ein Geschenk. Wir haben unser Bestes gegeben, Medizin und Gebet um Heilung in Anspruch genommen und den Ausgang Gott überlassen.» Damit bringt Jürg Matti sein ganzes Denken auf den Punkt: Man könne sich ständig fragen, wo man sündig lebe oder falsch laufe, oder aber man könne dankbar sein für das Gute und die Gnade im Leben. Sie hätten sich für das Zweite entschieden. Nicht abhängen, sondern investieren So erinnern sich Jürg Matti und die beiden Töchter gemeinsam und dankbar an die schöne Zeit mit Ursula. Trauer könnten sie immer wieder zulassen, aber das Urvertrauen in Gott sei stärker als das Verharren in der Ver­gangenheit und in Warumfragen – auch wenn die schönsten Erinnerun­ gen gleichzeitig die härtes­ten seien, weil einem dann der Verlust des geliebten Partners besonders schmerzlich bewusst werde. Dankbarkeit für vergangene schöne Erlebnisse überwiegen bei Jürg Matti. Er richtet seinen Blick auf das, was schon gelungen ist. Ein Prinzip, das er selbst lebt, aber als Trainer, Mentor und Coach auch bei seinen Kunden und Sportlern erfolgreich anwendet. «Mein Grundsatz ist, dass ich das Talent und das Potenzial meiner Athleten und Studierenden 22

voll ausschöpfen kann. Wenn das gelingt, ist das schon ein Erfolg, unabhängig vom Wettkampfresultat.» Im Leben wie im Sport laufe es einfach nicht immer so, wie man sich das vorstelle, sagt Jürg Matti. Aus vielen solchen Situationen habe er gelernt, dass man dann halt einen anderen Weg su­ chen und es einfach noch einmal probieren müsse. Es gebe immer die Möglichkeit, eine Niederlage zu erleben, aber wenn man schon zu Beginn – sei es am Wettkampfstart oder vor einem neuen Lebensabschnitt – das Misslingen vor Augen habe, dann könne man gleich aufhören. «Es lohnt sich», betont Jürg Matti mit Nachdruck, «dass man die gegebenen Umstände akzeptiert und nicht gleich resigniert!» Das bringe Lebensqualität auch in widri­gen Umständen. Natürlich sei das Stecken neuer Ziele – im Sport wie im Leben – ein intensiver Prozess, der unter Umständen liebe-

voll und fachlich begleitet werden müsse. Aber wichtig sei auf jeden Fall zu wissen: Wenn die ursprünglichen Ziele und Vorhaben fürs Leben nicht erreicht werden, dann ist das Leben trotzdem noch nicht vorbei. Jürg Matti fasst es am Schluss so zusammen: «Als wir in unserer familiären Situation mit dem Schlimmsten rechnen mussten, haben wir zwar so normal wie möglich gelebt, aber das neue Ziel war, möglichst viel Zeit in unsere Beziehung und in die Familie zu investieren. Wir haben uns geweigert, uns der Opferrolle zu ergeben. Wir haben erkannt: Diese ganze Thematik von Sieg und Niederlage, von Leben und Tod hat ganz viele Parallelen mit Jesus. Er hatte auch mit Niederlagen zu tun, bis hin zum Kreuz. Aber er ist nicht dortgeblieben. Dieser Sieg hilft mir heute, gelassen zu bleiben und vorwärtszuschauen.»

Ursula Matti Ursula Matti, 12. März 1965 bis 28. Januar 2010. Die ehemalige Mitarbeiterin von Athletes in Action und eidgenössisch diplomierte Kauffrau gehörte von 1991 bis 1995 zu den weltbesten Snowboarderin­ nen und war zweimal Vizeeuropameisterin. Sie engagierte sich im christli­ chen Sportler-Mentoring und gehörte in dieser Funktion an den Olympischen Winterspielen 2006 zum internationalen Chaplaincy-Team. Stets war es ihr Anliegen in der Begegnung mit den Sportlerinnen und Sportlern, dass Gott einen Platz in deren Leben einnehmen darf und das Bewusstsein wächst, dass der Sport nicht Gott ist. Sie war begeistert von der Disziplin und dem Einsatzwillen der Spitzensportler und spornte die Christen an, mit entsprechend viel Herzblut für die Sache Gottes einzusetzen, da sie auf ein noch viel spannenderes und fruchtbareres Leben blicken könnten.

• Jürg und Ursula Matti cz 3|10


sport & glaube | im leben ist es wie im sport | kolumnen

ANDY SCHINDLER-WALCH

Filmtipp

Finish – Endspurt bis zum Sieg Kanada, im Jahr 1876: Ned Hanlan (Nicolas Cage) ist ein lebenslustiger junger Mann, der Alkoholschmuggel betreibt und keiner Schlägerei aus dem Weg geht. Doch Ned ist auch ein begnadeter Ruderer. Eines Tages erregt sein Talent die Aufmerksamkeit des Spielers Bill (David Naughton), der Neds Manager wird. Rudern ist in dieser Zeit eine sehr populäre Sportart, und Ned rudert von Sieg zu Sieg, was die Menschen begeistert. Doch dann muss er erkennen, dass er in ein skrupelloses Geschäft geraten ist, in dem es neben dem Sport um viel Geld geht. Bei einem wichtigen Rennen begeht Ned einen schwerwiegenden Fehler: Er verliert die Beherrschung und wird

danach auf Lebenszeit von allen Rennen in Nordamerika ausgeschlossen. Tief gedemütigt und am Boden zerstört, kehrt er in seinen Heimatort zurück. Ned denkt über sein Leben nach und findet eine Frau, die zu ihm hält. Zusammen mit dem ehrlichen Bootsbauer Walter (Sean Sullivan) revolutioniert er den Rudersport, baut sein Selbstbewusstsein und seine Kondition wieder auf und bekommt die Chance auf ein erfolgreiches Comeback an der Ruderweltmeisterschaft in England.

• Andy Schindler-Walch, Filmspezialist und Redaktor bei einer Lokalzeitung.

Sportlerfilm, bei dem es um Moral, Fairness und den Glauben, das Rennen gewinnen zu können, geht.

«Finish – Endspurt bis zum Sieg» (Kanada/1986, 95 Minuten) ist überall im Handel als DVD erhältlich.

«Finish – Endspurt bis zum Sieg» lehnt sich an die wahre Geschichte des kanadischen Sportlers Ned Hanlan an, der zum erfolgreichsten Ruderer der Welt aufstieg. Es ist ein packender

M ARKUS BAUMGARTNER Medien Sportlerinnen und Sportler können glaubwürdig kommunizieren Wer sich in der heutigen Gesellschaft Gehör verschaffen will, benötigt dafür Plattformen. Die Attraktivität oder Anziehungskraft einer Botschaft entscheidet sich bei der Glaubwürdigkeit des Kommunikators. Die Glaubwürdigkeit setzt sich dabei aus Vertrauenswürdigkeit und Sachverständnis zusammen. Je höher die Glaubwürdigkeit eines Kommunikators, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass die von ihm ausgehende Botschaft eine Wirkung ausübt. Wer nicht als Experte anerkannt ist, wer nichts Aussergewöhnliches geleistet hat oder wer nicht mit einer Innovation heraussticht, dem hört man heute eigentlich gar nicht zu. Gerade Sportlerinnen und Sportler leisten oft Aussergewöhnliches. Spitzensportler

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bewegen sich häufig an der Grenze. Sie erfahren, mitunter binnen Bruchteilen von Sekunden, höchstes Glück und tiefste Trauer. Athletinnen und Athleten setzen sich intensivsten Gefühlen aus. Sie siegen und verlieren, sie leben und sterben – und wir als Zuschauer mit ihnen.

• Markus Baumgartner, PR-Profi und Präsident von www.cnm.ch.

bob aufgefallen. Der Bankkaufmann ist seit einem Motorradunfall im Jahr 2000 querschnittgelähmt. Gut umgesattelt hat auch die langjährige Spitzenturmspringerin Jacqueline Schneider Walcher, die noch als Mutter und Wellnesstrainerin in den Medien präsent ist. Aktuell hat auch Maria Zurbriggen, die 16-jährige Tochter von Skilegende Pirmin, ein grosses Interview mit dem Titel «Das Beten gibt mir Kraft» gegeben. Sportlerinnen und Sportler erhalten also gute Gelegenheiten, Botschaften mit Wirkung weiterzugeben.

Was Roger Federer im Tennis erreicht hat, macht ihn bereits zur Legende. Daher interessieren wir uns auch, wie er seine Kinder wickelt, sie schöppelt und pflegt. Diese Plattformen können auch Sportlerinnen und Sportler nutzen. Brasiliens Fussballnationalteam betet gemeinsam auf dem Platz. Bei den Paralympics Vancouver 2010 ist Christoph Kunz als Olympiasieger im Monoski-

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«Heimgekommen!» Eine Reise zur wahren Identität Bei David Koller, passioniertem Ruderer, Sportlehrer und diplomiertem Spitzensporttrainer von Swiss Olympic, dreht sich alles um den Sport. Bis eine Krankheit seinen Lebensinhalt unverhofft in Frage stellt. Die persönliche Suche nach seiner Identität erfährt eine Wendung, die sein Leben nachhaltig verändert.

• David Koller auf der Veloweltreise.

Sport als Lebensmittelpunkt

Manuel Rohner Anfang 2005 befindet sich David Koller mit seiner damaligen Freundin auf einer Veloweltreise. «Obwohl ich bis anhin leidenschaftlich und mit Freude als professioneller Rudertrainer und Sportlehrer gearbeitet hatte, war ich von meinem Leben nicht erfüllt», erzählt er. David nimmt eine einjährige Auszeit, um Klarheit über seine Identität zu bekommen.

Mühe mit dem Gleichgewicht Zahlreiche Kilometer auf dem südame­ rikanischen Kontinent liegen schon hinter ihnen. Es folgt ein Abstecher nach Neuseeland und mit ihm ein Ereignis, das so nicht geplant war: David bekommt plötzlich Probleme mit dem Gleichgewicht auf dem Velo. Sein ganzer Körper fühlt sich völlig schlaff an, und er landet schliesslich im Spital von Rotorua, Neuseeland. «Am nächsten Tag war ich gelähmt – unfähig, auf meinen eigenen Beinen zu stehen. Meine Arme konnte ich nur langsam bewegen.» Es dauert eine Woche, bis die medizinische Diagnose feststeht: multiple Sklerose1. So hat sich David seine Identitätsfindung nicht vorgestellt. 24

Aufgewachsen als Einzelkind, hat David einen starken Bezug zu seinen Eltern. Sie vermitteln ihm wichtige Werte, aber auch das Interesse am Sport. Als Kind fängt er schon früh mit Leistungsschwimmen an. In der Teen­agerzeit kommt das Velofahren hinzu, was ihn zu einzelnen Triathlons führt. Mit sechzehn Jahren wechselt er zum Rudern. Während seiner Schulzeit am Gymnasium ist das tägliche Training Standard. «Irgendwie war das wohl eine Sucht, aber eine sehr gesunde!» David liebt es, die Natur zu riechen, durch Wälder zu laufen und später auch Berge hochzurennen. Dieses intensive Sporttreiben gibt ihm so manches Glücksgefühl, das Sportler auch als «Flow» bezeichnen – einen Zustand, so David Koller, in dem der Sportler die Verschmelzung von Handlung und Bewusstsein erlebe. «In diesem Zustand gelingt dir (fast) alles! Beim Rudern auf der Aare habe ich spezielle Momente erlebt, die man kaum beschreiben kann.» Kein Wunder, führen ihn diese Erfahrungen auch beruflich in die Welt des Sports. So studiert 1

David Sportlehrer an der ETH Zürich und absolviert während seiner Zeit als Profitrainer bei den Ruderern die Ausbildung zum diplomierten Spitzensporttrainer.

Die Suche nach sich selbst Als «ständig Suchenden» bezeichnet sich David in dieser Zeit. Er fühlt sich mehr und mehr getrieben und findet einfach keine Ruhe. Innerlich ist er auf der Suche nach Liebe, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit – jenen Werten, die er damals zu Hause erfahren, aber in seinem gesellschaftlichen Umfeld nie verspürt hat. Er beginnt zu resignieren und fühlt sich allein: «Na, dann sind diese Werte, die ich tief in meinem Herzen verspüre, halt nicht gemacht für unsere Gesellschaft», denkt er. Er ist nah daran, sich aufzugeben. Die einjährige Auszeit mit der Velowelt­ reise soll ihn wieder auf Kurs bringen und ihm Orientierung geben. Aber nun wirft die Diagnose MS seine Pläne über den Haufen. Zwar erlebt er nach der Heimkehr in die Schweiz eine fast vollständige Genesung, doch der

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische, fortschreitende, entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark). cz 3|10


sport & glaube | heimgekommen

• David Koller hat gefunden, wonach er sich im Tiefsten sehnte.

weitere Krankheitsverlauf ist ein ständiges Auf und Ab. Drei Jahre nach der Diagnose tragen Medikamente, bewusste Ernährung und Ruhe zu einer gewissen Gesundung bei, doch David ist meilenweit von der früheren Leistungsfähigkeit entfernt. Dafür kommt ihm Gott sehr nahe!

Von Gott gefunden und verändert Eine Freundin erzählt David von Gott und betet mit ihm. Berührt von diesem Gebet, nimmt er die Sportlerbibel hervor, die er einst in der Spitzensport-Rekrutenschule erhalten hat. Beim Lesen darin begegnen David genau jene Werte, die er immer gesucht, aber nie gefunden hat. Seine Sehnsucht wird neu geweckt, und er setzt sich noch intensiver mit dem christlichen Glauben auseinander. Im Herbst 2007 besucht er einen Glaubenskurs und entscheidet sich für ein Leben mit Gott. «Die Veränderung, die ich erfuhr, war für mich gewaltig», erzählt er. Sein Herz wird ruhig, und er verspürt einen tiefen Frieden. Die neue Nähe und Beziehung zu Gott wirkt sich auch körperlich aus: Seine Haut wird rein, nachdem er seit je mit starker Akne zu kämpfen hatte. Im cz 3|10

Juli 2009 macht er, was seine multiple Skle­ rose betrifft, eine starke Heilungserfahrung: Kurz zuvor hat David Koller ein christliches Seminar besucht, in dem ein Hei• David (vorn) beim Rudertraining. lungsgottesdienst stattDie eigene Erfahrung fand. Dort wurde für ihn gebetet. «Einweitergeben fach übernatürlich, was da geschah», Dieses kraftvolle Erleben Gottes versichert er. «Ich verspürte eine unbehat David und seinen Glauben tief schreibliche Kraft in diesem einfachen geprägt. Er ist heute überzeugt, Gebet für mich.» Ein Leiter forderte dass für Gott nichts unmöglich David sogleich auf, die Veränderung ist. Diese Haltung und Hoffnung zu prüfen. So ging er einige Minuten will er auch weitergeben. Sein Herz rennen. Etwas, was ihm so schon lange schlägt für Menschen im Sport. nicht mehr möglich gewesen war. «Ich Gerne würde er sich vermehrt für kann nicht sagen, wie lange ich schon die individuelle therapeutische und nicht mehr so schnell gerannt bin. Es seelsorgerliche Betreuung von Sportwar einfach befreiend!» lerinnen und Sportlern engagieren. Bis auf ganz schnelle Bewegungen, wie Sein Pensum an der Kantonsschule zum Beispiel bei Sprints, hat er keine hat er deswegen schon mal redukörperlichen Einschränkungen mehr. ziert. David ist wirklich zur Ruhe Die Medikamente hat er im Vertrauen und, wie er sagt, «nach Hause auf das Erlebte und nach Rücksprache gekommen»! mit den Ärzten abgesetzt. 25


«Alle beurteilen dich ständig» Jacqueline Schneider Walcher über ihren Glaubensweg Die ehemalige Wasserspringerin und heutige Fitness- und Gesundheitsbotschafterin Jacqueline Schneider Walcher weiss, was es heisst, in der Öffentlichkeit zu stehen und dem Urteil anderer ausgesetzt zu sein. Im Interview erzählt sie, wie sie in der Beziehung zu Gott ihre wahre Identität gefunden hat. Heute ist sie überzeugt: Ohne Sprünge zu wagen, kommt man auch sonst im Leben nicht weiter.

Sabine Fürbringer CZ: Jacqueline, du warst eine äusserst erfolgreiche Spitzensportlerin. Trotz all der Anerkennung und den Medaillen, die der Sport dir eingebracht hat, suchtest du gerade in dieser Zeit der Höhepunkte nach Gott. Was hat dich dazu geführt? Jacqueline Schneider Walcher: Ausschlaggebend war die WM 1998 in Perth. Ich war beeindruckt von all den Weltklassesportlerinnen, mit denen ich mich messen musste. Mich selbst sah ich daneben ganz klein, ich war mental blockiert und konnte die Leistungen nicht bringen. In dieser Situation begann ich, zu Gott zu schreien. Aus meinem katholischen Hintergrund

• «Ich habe erfahren, dass Gott mich liebt, egal was andere sagen.» Jaqueline Schneider Walcher zusammen mit ihrem Mann Jörg und den zwei Töchtern Joy und Jessie. 26

heraus war ich zwar immer auf eine Art gläubig, aber nun ging ich raus in die Natur und schrie zu ihm. Ich wollte ihn kennenlernen, dachte, es müsse doch noch mehr geben. Da draussen fühlte ich mich Gott am nächsten, konnte Kraft empfangen und wurde innerlich richtig gestärkt. Als ich an dieser WM dann Vierte wurde, war das ein grosser Durchbruch: Nachher gingen viele Türen für mich auf, bei Sponsoren und in den Medien. Wie hat sich dein Leben anschliessend aufgrund dieser Beziehung zu Gott verändert? Wieder zu Hause, war ich Feuer und Flam­me und ganz offen. Ich habe sofort begonnen, von Gott zu erzählen, auch in den Medien. Die Reaktionen darauf waren recht gut. Gewisse hatten aber auch Probleme damit, und ich verlor Sponsoren. Aber es war alles so neu in meinem Leben. Ich fühlte mich sehr abhängig von Gott, auch später, an der Olympiade 2000 in Sydney. Ich war hungrig nach Gott, besuchte verschiedene Gemeinden und hörte mir auch zu Hause viele Predigten an. Ich wollte so viel wissen.

Dieser geistliche Hunger führte auch dazu, dass du eine Bibelschule bei AiA besucht hast. Lesen Sportlerinnen und Sportler die Bibel denn anders? Inhaltlich ist das eine normale Bibel­ schule, du hörst dir zu Hause die Lern­ einheiten auf CD an, und alle drei bis vier Wochen triffst du dich zum Austausch mit deiner Kleingruppe. Es waren vor allem Breitensportler dabei. In meiner Kleingruppe waren jedoch auch ei­ nige Leute, die sich im Promi-Umfeld bewegten – das war für uns eigentlich eine noch grössere Gemeinsamkeit als der Sport. Mir fiel es in dieser Zeit wie Schuppen von den Augen – ich verstand die ganze Weltgeschichte anders. Mit dem Heiligen Geist ging mir quasi die dritte Dimen­ sion auf: Ich konnte Zusammenhänge erkennen, wo ich bisher nur zweidimensional gesehen hatte. Und ich begriff, dass mit Jesus alles möglich ist. Welchen Nutzen hast du für dich persön­ lich aus dieser Auseinandersetzung mit der Bibel gezogen? Als Sportlerin stand ich unter einem enormen Druck. Alle bewerten dich ständig: der Trainer, die Kampfrichter, cz 3|10


sport & glaube | alle beurteilen dich ständig

• Jacqueline Schneider Walcher ist vierzehn­ fache Schweizer Meisterin im Wassersprin­ gen, Olympiafinalistin und wurde 1998 Vierte an der WM in Perth, Australien. Als Fitness- & Gesundheitsbotschafterin trainiert sie Menschen u.a. in Ernährung und Fitness, hält Referate in Firmen zum Thema Wellbeing 24-7 oder referiert in Gemeinden über Ernährung&Fitness aus biblischer Sicht. (Mehr dazu unter www.jacquelineschneider.ch oder info@jacquelineschneider.ch)

sogar die Nachbarn. Du stehst im Bade­ anzug auf dem Brett oben, und alle schauen und beurteilen dich. Du gibst dein Bestes, und doch ist es nie gut genug. Ich habe erfahren, dass Gott mich liebt, egal was andere sagen. Er hilft mir, meine eigene Identität kennenzulernen. Das ist wichtig, um wieder aufstehen zu können, auch wenn etwas mal nicht klappt. Die Bibel sagt, dass ich alles könne durch den, der mich stärkt, und dass ich mit Gott über Mauern springen könne. In Sydney begleitete mich Gottes Zusage aus dem Buch Jesaja, dass er bei mir sei, auch wenn ich durchs Wasser gehe. Nach einem schlechten Sprung wäre ich manchmal am liebsten gar nicht wieder an die Wasseroberfläche gekommen. Bei einem gelungenen Sprung wollte ich so rasch als möglich oben sein, um zu rufen: «Habt ihr’s alle gesehen?» Unter den Spitzenathletinnen gibt es Machtkämpfe – einige sind recht eingebildet. Ich genierte mich vor ihnen, war eingeschüchtert und konnte mich nicht so geben, wie ich bin. Aber mit Jesus an meiner Seite wurde das alles anders: Ich durchschaute das Spiel und konnte darüberstehen. cz 3|10

Du stehst auch heute noch im Rampen­ licht. Wie gehst du damit um? Ich will für Jesus scheinen und eine gute Botschafterin für ihn sein. Ich will bezeugen, dass es ein Leben in Fülle gibt. Gerade auch unsere Ehe soll ein Zeugnis dafür sein. Grundsätzlich liegt mir die Zusammenarbeit mit den Medien, auch wenn die ständige Beurteilung manchmal anstrengend ist. Die Medien brauchen halt Schlagzeilen. Manchmal schmerzte mich auch die Kritik von christlicher Seite, weil Einzelne fanden, dass ich das Falsche gesagt hatte. Dabei will ich einfach eintreten für Jesus – das braucht auch für mich viel Mut, und ich könnte Unterstützung brauchen. Aber wir sind alles Menschen und machen auch Fehler. Für mich ist wichtig, was Gott über mich denkt und sagt. Ich erlebte gerade in diesem öffentlichen Leben auch viel Schutz und Wohlwollen. Wo siehst du die grössten Bedürfnisse von Sportlerinnen und Sportlern, die so wie du im Rampenlicht stehen? Sportlerinnen und Sportler erleben den Absturz und die grosse Leere, wenn der Erfolg ausbleibt. Wer seine eigene Identität und Berufung neben der sportli­ chen Karriere nicht kennt, bekommt Probleme. Das habe ich selbst auch erlebt. Wenn du erfolgreich bist, hast du Sponsoren, du wirst in den Medien

herumgereicht, wirst gestylt, bekommst Kleider, alles wird schön gemacht. Bleibt der Erfolg aus, wirst du schnell vergessen. Das Einkommen ist weg. Du weisst nicht, wie es finanziell weitergehen soll, du musst deine Karriere ganz neu planen. Nach meiner aktiven Zeit als Sportlerin merkte ich, dass ich neue Ziele brauche. Ich kann nicht im Alten drinbleiben. Sportlerinnen und Sportler brauchen Ziele vor Augen. Es ist darum wichtig, schon frühzeitig andere Talente und Fähigkeiten zu entdecken. Was kann ich, was mache ich gerne, wo will ich hin? Das löst dann eine Begeisterung aus, und du kannst mit der gleichen Motiva­ tion, mit der du vorher sportliche Ziele verfolgt hast, ans Neue herangehen. Wie sieht dein Beitrag in der Welt des Sportes heute aus? Ich trainiere und coache Menschen und insbesondere auch andere Schlüsselpersonen auf verschiedenen Ebenen. Dabei geht es um ihr ganzheitliches Wohlbefinden. Natürlich ist die körperliche Fitness, das heisst gesunde Ernährung und gezieltes Training, ein Kerngebiet von mir. Wellbeing 24-7 umfasst weiter auch den mentalen Bereich, aber auch Karrie­re oder Berufung und den Umgang mit verschiedenen Lebenssituationen, zum Beispiel in Beziehungen. Und wie lebt sich dein Glaube fernab vom Sport? Kommst du auch heute noch in Situationen, in denen du sinnbildlich einen Sprung ins kalte Wasser wagst? Natürlich. Wer keine Sprünge wagt, kommt nicht weiter. Sicher wäre es schön, Gottes Stimme immer ganz deutlich zu hören. Aber ich versuche, meinem Herzen zu folgen und dann auch Dinge zu wagen und nicht zu warten, bis alles perfekt ist. Beim Schrittesetzen und -gehen kommt man weiter, vielleicht auch mit einer Korrektur unterwegs. 27


«Fertigkeiten, die ein ganzes Leben lang helfen» Auf Besuch bei Kunstturnerfamilie Giubellini Im Familienleben des ehemaligen Kunstturneuropameisters Daniel Giubellini und seiner Frau Sabine spielt der Sport nach wie vor eine zentrale Rolle. In der Erziehung ihrer vier Kinder stehen sie mitten im Spannungsfeld zwischen Talent fördern und Ausgleich schaffen. Dabei behalten sie den Fokus darauf gerichtet, was ihnen zum Wichtigsten im Leben wurde: Die Kinder sollen ihren liebenden Vater im Himmel kennen.

Sabine Fürbringer Das abendliche Zähneputzen bei Familie Giubellini sieht etwas anders aus als bei einer durchschnittlichen Schweizer Familie: Während die Mutter einem der vier Kinder bei der gründlichen DreiMinuten-Reinigung behilflich ist, dehnen zwei ihre Beinmuskulatur und üben den Spagat. Die Eltern Sabine und Daniel waren beide in der Kunstturnerszene aktiv – Daniel holte 1990 den Europameistertitel am Barren. Heute sind sie Eltern von drei Söhnen und einer Tochter. Zwei der Buben turnen mittlerweile selbst in einer Kunstturnriege.

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CZ: Sabine, ist euer Spagattraining der typische Drill, durch den Kinder von Kunstturnern müssen? Sabine Giubellini: Nein, das ist einfach Erfahrung. Um den Spagat zu lernen, gilt: «Je jünger, desto besser.» Ob das irgendwann für ihre turnerische Laufbahn eine Rolle spielt, ist nicht so relevant. Aber falls sie dem Kunstturnen treu bleiben, ist es sicher von Vorteil. Unsere Kinder sind sehr bewegungsfreudig, und Kunstturnen liegt uns selbst so nahe, dass es eine logische Konsequenz war, sie in diesen Sport einzuführen. Es ist eine gute Basis, um den Körper zu trainieren. Mit dieser Grundlage können sie später auch zu einer anderen Sportart wechseln, wenn sie das möchten. Es ist aber eine Grat­ wanderung zwischen gesundem Fördern und ehrgeizigem Pushen. Ich hätte an einem Punkt in meinem Leben mehr Förderung vom Elternhaus gebraucht, um den Sprung ins Nachwuchskader zu nehmen. Obschon ich im Nachhinein noch viele schöne Erfahrungen im Kunstturnen machte und später auch Turnlehrerin studierte, hätte ich diesen Weg gerne genommen.

Da will ich einfach offen sein für meine Kinder und ihnen Dinge ermöglichen, falls sie das möchten. Daniel Giubellini: Im Kunstturnen werden auch Fertigkeiten eingeübt, die fürs Leben grundsätzlich hilfreich sind. Neben der Freude an der Bewegung braucht es Disziplin, um an der Perfektion zu arbeiten. Du musst Freude an der Herausforderung haben und lernen, dich immer wieder zu überwinden. Das war für mich ein Thema: Ich brauchte mehr Kraft als andere, um meine Ängste zu überwinden und mutig zu sein. In meinem heutigen Berufsumfeld in der Finanzbranche sind Ehrgeiz, Genauigkeit, Zielorientiertheit und die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden, sehr gefragt. Da habe ich im Sport eine Menge gelernt. Der Glaube war für euch beide am An­ fang eurer Sportlaufbahn nicht so zen­ tral. Wie kam es hier zu einer Wende? Daniel Giubellini: Ich hatte eine christliche Prägung von meinem Elternhaus her. So ein bisschen Beten gehörte für mich bei den Wettkämpfen immer cz 3|10


sport & glaube | fertigkeiten, die ein ganzes leben ...

• ... und sein Bruder Luca während seiner Bodenübung.

• Daniel Giubellini 1991 an einem Wettkampf in Magglingen.

dazu. Als 1988 ein Turnerkollege bei ei­ nem Wettkampf tödlich verunglückte, stellte ich mir die grundsätzlichen Lebensfragen. Durch Thomas Zindel von AiA, der daraufhin den Kontakt zu uns Turnern suchte, fand ich in eine lebendige Beziehung zu Jesus und war fortan in einem Sportlerhauskreis. In diesem Umfeld musste ich niemandem erklären, warum ich am Sonntag nicht in den Gottesdienst komme oder warum ein Gemeindeausflug bei mir keine Priorität hat. Während drei Jahren konnte ich als Profisportler in Magg­ lingen trainieren. Das war für meine Gottesbeziehung Gold wert – ich hatte in den Erholungsphasen viel Zeit, die Bibel zu lesen und Gemeinschaft mit Gott zu suchen. An den Wettkämpfen erlebte ich oft Situationen, die ich trotz körperlicher Topform nicht im Griff hatte. Versagen ist immer möglich. Das hat mich Gottes Nähe suchen lassen. Sabine Giubellini: Ich komme auch aus einem christlich geprägten Elternhaus, hatte allerdings ein leistungsorientiertes Bild eines strafenden Gottes. In der Turnerszene lernte ich Daniel kennen, der mich zum AiA-Jahrestref­ fen einlud. Damals war mein ganzes Beziehungsnetz in der Welt des Spor­ tes. Diese gläubigen Sportler, die ich cz 3|10

• Sabine und Daniel Giubellini mit ihren vier Kindern (v.l.n.r.): Matteo, Chiara, Elio und Luca.

hier traf, passten so gar nicht in mein Bild der «handgestrickten» Christen, die ich bis anhin kennengelernt hatte. Als es einen Bekehrungsaufruf gab, war ich ohne zu zögern dabei. Hier fühlte ich mich wohl, da wollte ich dazugehören. Als Eltern habt ihr heute neben dem sportlichen auch ein geistliches Erbe, das ihr euren Kindern weitergeben wollt. Wie setzt ihr da Prioritäten? Sabine Giubellini: Die vier Kinder sind sehr herausfordernd. Ich brauche Got­tes Hilfe in meinem Muttersein wirklich und erlebe dabei auch viel Tiefes. Gerade aufgrund zwei durch­ littener Fehlgeburten habe ich so fest erlebt, dass ich es ohne Gottes Hilfe nicht schaffe. Ich will meinen Glauben an die Kinder weitergeben, die Wahrheit, dass wir einen liebenden Gott haben. Dabei ist meine persönliche Beziehung zu Gott und deren Förderung zentral. Daniel Giubellini: Früher dachte ich immer, dass ich starke Nerven hätte, aber die Kinder lehren mich da etwas anderes: Sie lernen von uns, dass man zu Schwächen stehen darf, dass Menschen Fehler machen – auch Eltern. Sie sollen einen natürlichen Zugang zum Glauben bekommen. Wir haben auch

• Matteo Giubellini am Barren an den Mittelländischen Kunstturnertagen in Solo thurn am 30. Mai 2010 ...

eine Gemeinde gesucht, in der die Kinderarbeit Priorität hat. Ist der Konflikt zwischen Gemeinde und sportlicher Zukunft aber nicht schon vorprogrammiert? Daniel Giubellini: Wenn die Kinder älter werden, brauchen sie eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Ich stelle mir lieber vor, dass sie sich im Sport engagie­ren, als dass sie gelangweilt irgendwo an einem Dorfbrunnen cool herumhängen. Sabine Giubellini: Sport machen muss man als junger Mensch, Gemeindebau ist auch später noch möglich. Welches ist der jeweils richtige Weg für einen Menschen? – Das ist die Frage. Und es ist vielleicht ein Entscheid zwischen Gemeindeengagement und Sport nötig. Aber das ist nicht gleichzusetzen mit einem Entscheid zwischen Gott und Sport. Wir leben in der Welt, das ist eine Realität. Den Glauben leben lernen müssen die Kinder in jedem Fall, das bleibt auch in der Welt des Sports so. Während wir unser Gespräch beenden, hört man es lautstark aus dem Kinderzimmer rufen: «Erster Platz an Matteo Giubellini!» Die drei grösseren Kinder spielen gerade Medaillenübergabe nach einem Wettkampf ... 29


«Die Frage, ob der Fussball ein Götze sei» Roger Keller zum Clinch zwischen Sport und Gemeinde Als Gemeindeleiter, Gemeindegründer und Vater von fussballbegeisterten Söhnen kennt Roger Keller das Spannungsfeld zwischen Gemeindeansprüchen und Trainingsrealität aus der eigenen Familie. Er ist aber überzeugt: Die Spannung zwischen Sport und Gemeinde lässt sich auflösen, wenn eine Gemeinde nicht den Gottesdienst, sondern den missionarischen Fokus als «organisierendes Prinzip» hat.

Sabine Fürbringer CZ: Zwei eurer Söhne leben in England und verfolgen dort ihre Profi­ karriere als Fussballer. Wie kommt es zu diesem doch eher unge­ wöhnlichen Werdegang in einer Pasto­ renfamilie? Ursprünglich entschied ich mich gegen eine eigene Karriere in der Wirtschaft, um für meine Familie da zu sein. Bis ich 21 war, spielte ich selber in der Nati C – in meiner ganzen Kindheit war Fussball zentral. Als meine Jungs dann auch Fussball spielen wollten, war das ganz natürlich, sie dabei zu fördern. Ich begleitete sie, übernahm auch Juniorentrainings, investierte viel Zeit in den Club und in die Beziehung zu den anderen Eltern. Teilzeitlich lei­tete ich die Gemeinde, jedoch vom Evangelium her immer mit einer star­ ken Aussenorientierung – das war mein Umfeld. Als unser Sohn Abraham in die Juniorenauswahl der Nationalmannschaft kam, haben wir Eltern das gefördert und ihn gemeindlich freigestellt. 30

Der Pastorensohn hat den Lebensmittel­ punkt im Profifussball. Das klingt spannungsvoll. Der Vorwurf kam schon, dass mein Sohn «zu wenig macht in der Gemeinde». Wir haben aber unser Zuhause als sein geistliches Zentrum definiert, und wir sind eine starke Familie. Hier hat er seinen Halt bekommen. Und wir wollten unsere Kinder nicht in religiösen Zwängen laufen lassen. Die Frage, ob der Fussball ein Götze sei, hat uns aber immer wieder herausgefordert. Gerade im Profifussball sind die Machtstrukturen nicht gut – es geht um extrem viel Geld. Da wird das ganze Sys­tem böse, gierig, schafft ungesunde Abhängigkeiten und verliert den Bezug zum realen Leben. Und trotzdem habt ihr eure Kinder diesem System augesetzt? Abraham hat aus meiner Sicht ein überdurchschnittliches Talent. Trotzdem hat er in seiner Karriereplanung bewusst auf einen Manager verzichtet, weil er vertraut, dass Gottes Wille sich auch so durchsetzt. Durch den Sport wird die Charakterbildung gefördert: Du lernst

fokussiert und diszipliniert zu leben, ein Ziel zu verfolgen. Die Kinder haben den Umgang mit der Welt gelernt. In der Gemeinde ist ein Ja ein Ja. In der Sportwelt ist ein Ja nicht ein Ja. Ich würde diesen Weg mit den Kindern wieder wählen – ich habe viel Zeit mit ihnen verbracht, habe sie aufwachsen sehen. Abraham sagt heute: «Ich will mal eine Gemeinde gründen!» – aus freier Überzeugung, weil er wertgeachtet ist in seiner Persönlichkeit. Zwei eurer Söhne nehmen den Fussball mit hinein ins Erwachsenenalter. Welche Perspektiven gibt es da? Abraham hat mittlerweile ein Stipendium in der U-21-Mannschaft in Schottland – ein bezahltes Studium – und keinen Druck mehr. Er muss nicht Profi werden. Unser zweiter Sohn Elia ist ebenfalls unterwegs nach England, entweder in die Liga nach Birmingham oder mit einem Stipendium hinein in ein Studium wie sein Bruder. Das wird in diesen Tagen entschieden. Viele Spitzensportler sind gute, offene Typen. Es gibt Berufungen in diese Sportwelt hinein, und die Schweizer cz 3|10


sport & glaube | die frage, ob der fussball ein götze sei

• Roger Keller leitete während zehn Jahren die Vineyard Liestal und ist heute Verant­ wortlicher für die Schweizer Gemeinden der Vineyard-Bewegung. Er zog letzten Sommer nach Kreuzlingen, wo er zusam­ men mit seiner Frau Deborah und einem Team die Vineyard Bodensee gründete. Roger und Deborah Keller sind Eltern von drei Söhnen und einer Tochter.

Fussballwelt braucht klar bekennende Christen. Natürlich gibt es auch viele Fussballer, die mit achtzehn rausfallen und einen Karriereknick erleben. Hier kommt die Persönlichkeit zum Tragen: Junge Spitzensportler schaffen diese Kurve, weil sie eben auch persönlich eine fortgeschrittene Entwicklung haben. Sie mussten lernen, sich Ziele zu setzen und diese auch zu erreichen. Das nehmen sie mit hinüber in ihr Leben ausserhalb des Sports. Und viele junge Fussballer sehen ihren Wert und ihr Talent recht realistisch. Die Grenze zwischen Fördern und Druck­ ausüben ist fein. Wie hast du da die Balance gefunden? Als er etwa zwölf Jahre alt war, habe ich meinen Sohn sehr erfolgsorientiert unter Druck gesetzt – durch kritisches Reflektieren der Spiele. Als Trainer war ich das gewohnt. Da habe ich mich als Vater zu sehr eingemischt, ein Stück weit auch meine eigene Biografie kompensiert, als ich auf dem Sprung zum Profi war und eben das stützende Umfeld nicht hatte. Der Glaube, meine Frau und cz 3|10

• Roger Keller (im weissen Hemd) mit seinen drei Söhnen Elia, Abraham und Jesaja (v.l.n.r.).

der Heilige Geist haben mir da zur Korrektur geholfen, und ich musste mich auch bei meinem Sohn entschuldigen. Grundsätzlich kam aber den Kindern die Freude am Sport nie abhanden. Wie kann das gemeindliche Umfeld einen Sportler unterstützen? Spitzensportler brauchen eine Eins-zueins-Beziehung – die Gemeinde sollte um sie herum ein Netz aufbauen, für sie beten und sich als missionarisches Team sehen. Das Problem dabei ist, dass ein Sechzehnjähriger nicht zwangsläufig eine eigenständige Be­ ziehung zu Gott lebt. Darum ist diese geistliche Sicht und Begleitung auch nicht unbedingt möglich. Die Eltern können sicher das Umfeld der Clubs als ihr missionarisches Gebiet nutzen. Die Prägung des geistlichen Klimas der Gemeinde ist entscheidend. Eine Gemeinde hat entweder vor allem die Jüngerschaft, den Gottesdienst oder die Mission im Blick. Wenn der Gottesdienst das organisierende Element ist, das heisst, wenn es der Gemeinde vor allem darum geht, den Gottesdienst zu füllen, wird es schwierig, weil man Personal für die Programme braucht und die Leute an bestimmte Zeiten bindet. Wenn die Mission das organi­ sierende Element in der Kirche ist, definieren sich die Aktivitäten gemäss den missionarischen Feldern rund um die Gläubigen, und der Sport ist eines von vielen.

Du bist heute in einer Gemeindegrün­ dung, die missionarische Gemeinschaft ist euer Ausgangspunkt. Welche Rolle spielt da der Sport? Die Kommunität ist das Zentrum, der Sport ein missionarisches Feld. Ich frage mich tatsächlich, ob ich wieder in einen Sportverein soll – er gibt ei­nem einen gesellschaftlichen Platz vor Ort. Aber es wäre ein Mittel zum Zweck. Das Vereinsleben braucht viel Zeit, und das kann auch vereinnah­mend werden. Und ob ich da überhaupt Einfluss nehmen kann, ist offen. Mein Auftrag ist, Menschen zu fischen und nicht ein Hobby zu pflegen. Aber es ist auch so, dass dann etwas entstehen kann, wenn wir in die Lebensumfelder hineingehen, in denen die Menschen Freude erleben. Man kann auch Nichtchristen dienen. Jeder Sportler ist unsicher und darum auch offen. Er fragt sich dauernd: «Bin ich gut oder bin ich schlecht?» Er bekommt immer ein rasches Feedback auf seine Leistung, an der er ständig gemessen wird. Hier könnten wir übrigens als Gemeinde dazulernen: Oft fehlt uns ja das rasche, klare Feedback, ob das, was wir tun, auch Frucht bringt. Mein Gebet ist gemäss Lukas 10,2, dass Gott Arbeiter aus der Ernte wieder in die Ernte sendet. Ich will sehen, wie diese neuen Arbeiter direkt aus der Ernte dazukommen. 31


Ich leiste, also bin ich?! Biblischer Impuls zum Thema «Was machst du eigentlich beruflich?» Wenn wir mit anderen Menschen zusammenkommen und uns besser kennenlernen wollen, reden wir meist über unsere Arbeit oder Leistung. Unsere Identität und unser Selbstwertgefühl werden durch die Leistungsgesellschaft geprägt und genährt – oft mehr, als uns lieb ist. Als Christen liegen wir im Clinch: Was will Gott eigentlich von uns? Hat er uns nicht vom Leistungsdenken erlöst?

Manuel Rohner Als Mensch bin ich im Leben gefragt und gefordert. Egal ob in der Wirtschaft, in der Familie oder im Sport: Leistung ist gefragt! Bei der Arbeit gilt es, mehr Kunden zu gewinnen, zu Hause wollen die Kinder unterhalten werden, und im Sportverein heisst das heroische Ziel, Meister zu werden. Ganz zu schweigen von der heutigen Kirchenvorstandssitzung mit dem Thema, wie man die anfallende Arbeit wegen der

vielen Kirchenaustritte auf weniger Schultern verteilen könnte ... Bei Gott ja wohl anders, oder? Wie ist das eigentlich bei Gott? Bei ihm müsste das ja wohl anders sein. Ein Blick in die Bibel zeigt allerdings, dass Leistung nicht nur in der säkularen Gesellschaft gefordert ist: Sie gehört anscheinend auch zum Leben mit Gott. Schon vor dem Sündenfall gibt Gott dem Menschen den Auftrag, die Erde zu hegen und zu pflegen. Jesus gibt seinen Nachfolgern die Mission, die Erde mit dem Evangelium zu durchdringen. Und in der Geschichte von den anvertrauten Talenten steht der faule Knecht als warnendes Beispiel, wenn wir die Ewigkeit nicht am falschen Ort verbringen möchten. In der Bibel wird deutlich: Leistung scheint durchaus ein göttliches Prinzip zu sein. Ein paar Tausend Jahre später prägen jedoch Begriffe wie Work­aho­lic, Burn-out und Work-Life-Balance un­ sere Gesellschaft. Irgendwie haben wir wohl etwas falsch verstanden – doch was?

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sport & glaube | ich leiste, also bin ich?!

Paulus: der Leistungsträger schlechthin «Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist» (1. Korinther 15,10). Mit diesem Vers gibt Paulus im Neuen Testament noch einen obendrauf. Bescheidenheit klingt für uns Schweizer anders ... Die Aussage dieses Verses lässt sich jedoch nicht einfach nur mit der Persönlichkeit von Paulus erklären. Auch wenn seine Attribute nach gängigen Persönlichkeitstests wohl immer die gleichen wären: geschäftig, aktiv, leistungsfähig, ausdauernd, energiegeladen. Gnade verstehen ... Um die vermeintlich angeberische Aussage von Paulus zu verstehen, muss ich das Wort «Gnade» verstehen. Doch Gnade ist ein Begriff, der schwierig zu definieren ist. Denn Gnade hat viele Bedeutungen. Im erwähnten Vers aus 1. Korinther 15,10 betont sie aber vor allem die Gunst oder den persönlichen Gunsterweis Gottes. Und die­se Gunst Gottes hat und will eine Wirkung haben. Einerseits hat sie Paulus – und uns – freigekauft von der Schuld und versöhnt mit Gott. Es geht also um die Wirksamkeit, die im Tod und der Auferstehung von Jesus Christus ihren sichtbaren Ausdruck findet und sich auf das ewige Leben bezieht. Andererseits hat das Erfahren der Gunst Gottes Paulus zum Apostel werden lassen («Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin ...»). Die Wirkung zielt also nicht nur auf die Ewigkeit, sondern auch auf das Leben im Hier und Jetzt. ... und Gnade wirken lassen Und diese Wirkung im Hier und Jetzt war bei Paulus gewaltig: Er wurde vom Saulus zum Paulus. Vom Verfolger der cz 3|10

Gemeinde zu ihrem grössten Verfechter. Vom Religionsfanatiker zum Glaubensförderer. Es greift zu kurz, wenn man denkt, dass Paulus nun einfach ein anderes Ziel ins Auge fasste, einen anderen Lebenssinn suchte. Seine Wandlung hat mit dem Wirkenlassen der Gnade zu tun. Es ist nicht mehr die eigene Kraft, die eigene Leistung, die Paulus Gewaltiges tun lässt. Paulus wird in unserem Vers nicht müde zu sagen, was der Kern seiner Identität sowie seiner hohen Leistungs- und Leidensfähigkeit ist: Es ist die Gnade Gottes. Sie hat bei Paulus ihre Wirkung also nicht verfehlt. Und bei uns? Das Tun gehört zum Menschsein In unserer Leistungsgesellschaft bringen wir vieles auf die Reihe. Gott hat den Menschen mit der Fähigkeit geschaffen, etwas zu bewegen, etwas zu formen, etwas zu kreieren. Gott selbst bejaht das Tun, das Aktivsein, das Arbeiten. Es ist Teil der Schöpfungsordnung und gibt dem Menschen Würde und Identität. Seit dem verhängnisvollen Früchtebiss im Garten Eden laufen wir aber Gefahr, losgelöst von dem zu tun und zu leisten, der all diese Gaben und Fähigkeiten in uns hineingelegt hat: unser Vater im Himmel. Doch wenn schon Jesus gesagt hat, dass er nur tut, was er den Vater tun sieht, wie viel nötiger haben dann wir Menschen diese Haltung für unser Leben und unseren Alltag? Wie viel mehr können wir ohne ihn eigentlich nichts tun? Da gibt es doch diesen Vers in Johannes 15 ... Beziehung zu Gott als Grundlage Letztlich muss jeder für sich selbst klären, was die eigene Grundmotivation im Leben ist, mit welcher Haltung er leistet und aktiv ist. Es geht hier auch nicht darum, mein eigenes Tun aufzulösen. Denn begnadete Menschen sind immer auch wirkende – ansonsten haben sie die Gnade nicht verstanden. Es geht aber letztlich um

das Bewusstsein, dass alles, was ich kann und bin, durch Gott ermöglicht wird und dass ich (bedingt durch den Sündenfall) Gefahr laufe, dies zu vergessen und losgelöst vom Schöpfer zu leisten. Sei dies am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Gemeinde oder im Sport. Es spielt keine Rolle, ob ich von Natur aus eher aktiv oder passiv veranlagt bin. So oder so gilt: Aus meiner tägli­ chen Beziehung zu Gott soll ich Kraft und Motivation schöpfen, um das Leben zu gestalten, um die Aufgaben und Anforderungen in meinem Alltag zu meistern. Denn das Wirkenlassen der Gnade hat etwas mit meiner Beziehung zum Schöpfer zu tun. Und diese soll die Grundlage all meines Leistens sein, oder? Ich bin, also leiste ich Das Leben von Paulus macht uns bewusst: Meine dentität und Paulus wird in unserem Vers mein Selbstwertnicht müde zu sagen, was gefühl sind nicht der Kern seiner Identität abhängig von sowie seiner hohen dem, was ich tue Leistungs- und Leidensfäoder nicht tue. higkeit ist: Es ist die Gnade Sondern von der Gottes. Tatsache, dass Gott mich aus Gnade errettet hat. Und die­se Gnade ist das Einzige, was mich – so wie Paulus – qualifiziert, in meiner persönli­ chen Berufung und in Gottes Auftrag unterwegs zu sein. Ich wünsche Ihnen den Mut, sich dabei immer wieder die folgende Frage zu stellen: Wie erlebe ich die Gnade Gottes in meinem Leben, und was könnte mir helfen, in ihr zu wachsen? Es lohnt sich, diese Frage zu klären. Denn sie führt mich vom «Ich leiste, also bin ich!» hin zum «Ich bin, also leiste ich!» Eben so, wie Gott den Menschen ursprünglich gedacht und geschaffen hat. 33


Junge Menschen fit für die Zukunft machen Vom Sportler zum Unternehmer in Gottes Sache Beat Fasnacht musste seinen Traum vom Leistungssportler schon mit neunzehn Jahren begraben. Was blieb, war sein eiserner Wille, etwas zu bewirken. Motiviert vom christlichen Glauben, fördert und trainiert Beat Fasnacht heute benachteiligte Jugendliche für ihre berufliche Zukunft.

Den Nöten der Zeit begegnen

Heike Cirrincione Einige wenige Kilometer von Fribourg entfernt, in Giffers, befindet sich das ehemalige Mädcheninternat Guglera. 1850 von Pater Theodosius gegründet, wechselte es im Jahr 2007 seinen Be­ sitzer und seine Bestimmung. Heute ist hier der Sitz des Instituts St. Josef Guglera AG unter der Leitung von Beat Fasnacht.

Der Fribourger Unternehmer hat nicht nur das Gebäude, sondern auch das Motto von Pater Theodosius übernommen: «Was Bedürfnis der Zeit, das ist Gottes Wille.» So will Beat Fasnacht mit dem Institut Guglera auch heute den Nöten der Zeit begegnen. Besonders am Herzen liegen dem Unternehmer die Jugendlichen in der Schweiz, die bei der Lehrstellensuche benachteiligt sind. Dies sind vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund, aber auch stark übergewichtige junge Menschen. Ich habe Beat Fasnacht in Giffers besucht und ihn gefragt, wie es dazu gekommen sei und was ihn bewege, sich in solchem Mass für dieses Ziel zu engagieren.

Vom Sportler zum Unternehmer Als angehender Leistungssportler, erzählt Beat Fasnacht, habe er schon früh gelernt, für eine Sache zu kämpfen, dranzubleiben und eigene Bedürfnisse auch einmal zurückzustellen. Nach seinem jähen verletzungsbedingten Karriereende wurde er Jungunternehmer, führte das erste Squashcenter der der Schweiz, war Mitbegründer des Schweizer Squashverbandes und später

• Beat Fasnachts Herz schlägt dafür, dass benachteiligte junge Menschen eine Zukunft haben. 34

des Schweizer Triathlonverbandes. Neue Projekte kamen hinzu, andere gab er ab, doch sein Tun war immer von einer enormen Zielstrebigkeit geprägt. Heute ist er Inhaber und Geschäftsführer der im Hygiene- und Diagnostikbereich tätigen Almedica AG mit Sitz im Institut Guglera.

Das Fundament Privat erlebte der erfolgreiche Unternehmer aber auch schwierige Zeiten. Während einer Ehekrise fanden Beat und seine Frau Gaby zu einer persönlichen Beziehung mit Jesus Christus, die seither auch den Familienalltag mit den heute erwachsenen drei Kindern beeinflusst. Er betont: «Jesus spielt in keiner Weise eine Rolle in meinem Unternehmen – er bildet vielmehr das Fundament, auf dem alles aufbaut.» Für Beat Fasnacht gibt es keine Trennung zwischen Sonntag und Alltag. «Glaube muss lebensrelevant sein», weiss er. Und mit einer gewissen Hochachtung stelle ich fest: Bei Beat sind das nicht nur Worte eines Traumes – vor mir sitzt ein bodenständiger Mann, der sich mit Leib und Seele dafür einsetzt, dass dies Realität wird und bleibt. cz 3|10


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Biblisches Konzept Hinter seinem neuen Konzept in Giffers steht für Beat Fasnacht der Gedanke eines gemeinschaftlichen Lebens, wie es in der Apostelgeschichte von den ersten Christen berichtet wird. «Da gab es drei wichtige Bereiche in der Gemeinde, die sich gegenseitig dienten und freisetzten», erklärt Beat Fasnacht, «und die möchten wir auch hier umsetzen.» 1. Die Landbesitzer oder der Businessbereich Was in der Urgemeinde die Landbesitzer waren, die Land verkauften und die Gemeinde finanziell versorgten, seien heute die eigenen Wirtschaftszweige. Dieser Profitbereich dient der Versorgung, er generiert notwendige Finanzen, und der Überschuss fliesst in den diakonischen Bereich. 2. Diakoniebereich In diesem zweiten Bereich, dem NonProfit-Bereich, geht es um die Investition in Menschen. Hierfür schlägt das Herz von Beat Fasnacht besonders stark. Die Stiftung deStarts bietet ein Motivationssemester für Jugendliche an, um ihnen beim Einstieg ins Berufs­ leben zu helfen. «Fünfzig bis siebzig Prozent der Jugendlichen, vorwiegend mit Migrationshintergrund, finden danach eine Stelle», berichtet Beat Fasnacht. In einem anderen, mindestens ein Jahr dauernden Trainingsprogramm werden übergewichtige Jugendliche aus der ganzen Schweiz auf die Berufswelt vorbereitet. Sie nehmen ohne Diät mit «normalen» Portionen, viel Bewegung und Sport «nebenher» noch einige Kilos ab. «Wir setzen nicht auf kurzfristige Diäten, sondern auf eine umfassende Änderung der Lebensgewohnheiten», sagt Beat Fasnacht. Nicht ohne Stolz erzählt er, dass eine Teilnehmerin hundert Kilogramm abgenommen habe. «Was jedoch den Unterschied macht», so betont er, «sind nicht die Kilos, die cz 3|10

fallen, sondern das neu gewonnene Lebensgefühl.» In der Schweiz führt das Institut Guglera die erste Einrichtung dieser Art. Im Moment geht man von bis zu 5000 stark übergewichtigen Jugendlichen aus, und die Zahlen sind steigend. Beat Fasnacht ist es wichtig, für die Jugendlichen als Ansprechperson präsent zu sein. Das Mittagessen wird gemeinsam eingenommen, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Profitbereichs sind dabei. Und das Büro ist jederzeit zugänglich für Jugendliche, die gerade ein offenes Ohr brauchen. 3. Wohngemeinschaft und spirituelles Leben Gemeinsam ihr Leben teilen – das tun Beat und Gaby Fasnacht mit zweien ihrer Kinder, drei Ehepaaren und Einzelpersonen. Dafür verzichten sie auf die Hälfte des in der freien Wirtschaft üblichen Gehalts.

wieder auf, denn an seine Grenzen komme hier jeder früher oder später. «Es braucht den Glauben an Jesus als Fundament und dazu noch eine klare Überzeugung, das Richtige zu tun.» Dieses Wissen, etwas Wichtiges im Leben einzelner Menschen zu bewirken, hilft weiterzumachen – das sehe ich deutlich in Beats Gesicht, als wir vor der Fotowand der «Ehemaligen» stehen und uns verabschieden. Beat Fasnacht hat noch weitere Ziele: Eine Job Factory wie in Basel soll auch in Fribourg eröffnet werden. Und für die Nachbetreuung der Jugendlichen, die das Institut Guglera verlassen, brauche es noch dringend Familien in der ganzen Schweiz, die ein Zimmer und Unterstützung bieten ...

Websites • www.guglera.ch • www.destarts.ch

Echos von Jugendlichen

Braucht es für diesen Schritt nicht viel Überzeugung? «Ja und nein», meint Beat Fasnacht und zeigt mir «als ein Unternehmer, der mit Zahlen rechnet», auf, dass für viele Dinge wie Wohnen, Essen, Unterhalt der Liegenschaft usw. gesorgt sei. Arbeitswege unter einer Minute haben ausserdem zur Folge, dass einfach mehr Zeit bleibt, die man dann sinnvoll einsetzen kann. «Auch miteinander den Glauben zu teilen, ist intensiver möglich, wenn man nicht nur zusammen Gottesdienst feiert, sondern auch zusammen arbeitet und wohnt», betont Beat Fasnacht. «Und letzten Endes kommt das wieder­ um dem ersten und zweiten Bereich zugute!»

«Ich entschuldige mich für meinen Dickschädel und bedanke mich sehr für eure Geduld!» «Es ist zwar sehr hart im deStarts-Programm, aber ich nutze die Chance, hier zu sein. Versagen darf man, aber aufgeben darf man nie.»

Glauben, nicht Idealismus Als ich Beat Fasnacht frage, wie viel Idealismus es denn zur Mitarbeit brauche, antwortet er ganz spontan: «Keinen!» Idealismus reiche nicht, da höre man spätestens nach drei Monaten

«Ich musste lernen, meine Illusionen aufzugeben, um weiterzukommen.» «Yeah, ich habe meine Lehrstelle, ich habe nicht aufgegeben, und am Schluss hat es sich gelohnt.» 35


«Diese WM liegt Jesus am Herzen» Homeless World Cup: das Fussballturnier der Benachteiligten Die Crème de la Crème der «Schweizer Obdachlosen-Liga» schickt sich an, am Homeless World Cup in Rio de Janeiro um den Titel zu kämpfen. Dennoch ist für Nationaltrainer David Möller die sportliche Leistung nur ein Teil des Ganzen: Ziel sei, eine Lebensveränderung zu erfahren.

Daniel Gerber In der Schweiz spreche man nicht von einer «Obdachlosen-Nationalmannschaft», sondern von «Strassensport» – nicht zuletzt, weil die Sportler, die die Schweiz vertreten, ein Dach über dem Kopf haben. «In der Mannschaft sind vor allem Leute, die durch das soziale Netz gefallen sind, in einem Wohnheim leben oder mit ein paar Kamera­den in einer kleinen Wohnung leben», sagt der Schweizer Nationalcoach David Möller. «Es sind Menschen, die nicht aus eigener Kraft leben können.» Oft würden sie mit dem verdienten Geld kaum umgehen können – ähnlich wie manche Profis, wie etwa Maradona, der sich neben dem Platz oft nicht zurechtfand, oder andere Stars, die ihr Geld letztlich in den Sand setzten. Wellenbewegungen Manche der Strassensportler arbeiten ein Jahr und stürzen dann wieder ab. «Es gibt Wellenbewegungen», fasst Möller die Lage mancher seiner Schütz­linge zusammen. Dazu komme, dass gerade junge Arbeitslose manchmal die Perspektive verlieren. «Sie können sich kaum ein Trambillett leisten, fahren schwarz oder stehlen etwas 36

und landen vor Gericht. In diesem Strudel brauchen sie dann das Geld, um solche Kosten zu begleichen. Andere brechen mehrfach eine Lehre ab.» Wellenbewegungen, angereichert mit Alkohol, manchmal Drogen. Surprise, Surprise Da und dort gelingt ein Schritt in den zweiten Arbeitsmarkt. Viele Spieler sind Verkäufer des Arbeitslosenmagazins «Surprise». «Der Verkauf gibt ihnen eine Tagesstruktur und etwas Geld. Besonders wichtig ist aber auch, dass sie dadurch Kontakte pflegen können – sei es zu Stammkunden, mit denen sie sich kurz austauschen, oder auch zu anderen Passanten.» Die Verkäufer müssen eine Buchhaltung führen und arbeiten selbständig – sie erwerben die Zeitschriften zum Einkaufspreis und wirtschaften dann als Klein­ unternehmer, wobei nicht verkaufte Exemplare zurückgegeben werden können und der Preis erstattet wird. Die Nationalmannschaft ist neben der Strassenzeitschrift «Surprise» das zweite Projekt der «Surprise»-Gruppe. 55 Nationalteams Im letzten Jahr starteten rund 50 Na­ tio­nalteams am Homeless World Cup

in Mailand, rund die Hälfte der Landesauswahlen stammten aus Afrika, Asien oder von einem der beiden amerikanischen Kontinente – heuer gehen sogar 55 Nationen an den Start. «Die­se Menschen haben wirklich nichts, kämpfen gegen Armut und haben Hunger.» Möllers Schützlinge erkannten, dass sie in der Schweiz zwar zu den Schwächsten gehören, aber verglichen mit anderen noch gute Chancen haben: «Einer verschenkte seine Kleider und Schuhe an Afrikaner.» Wichtig für die Spieler sei auch, mit anderen Menschen unterwegs zu sein. Einsamkeit sei ein grosses Problem, da manche abgekapselt leben. Um dies «aufzubrechen», werde zuerst ein Trainingslager durchgeführt – direkt an die Weltmeisterschaft zu fahren, wäre eine Reizüberflutung. Dank der WM können die Akteure zwei Wochen im Team mit anderen unterwegs sein. Dazu kommt der Umgang mit Siegen und Pleiten. Vom Street Paper zur WM Die Obdachlosen-Weltmeisterschaft wird jährlich durchgeführt. Entwickelt wurde sie vom International Network cz 3|10


sport & glaube | «diese wm liegt jesus am herzen»

of Street Papers (INSP), dem Netzwerk sämtlicher Strassenmagazine. David Möller: «Alle Leiter treffen sich jährlich, und man überlegte sich, ob es nicht möglich wäre, dass sich auch die Verkäufer träfen.» So entstand die Idee eines Fussballturniers: Jedes Land sollte ein Team schicken. 2003 wurde die erste WM in Graz ausgetragen. 2010 findet erstmals auch ein Turnier für Frauen statt. Der Homeless World Cup hat eigene Sponsoren, sodass Verpflegung und Unterkunft kostenlos sind – auch die Flüge werden mit Spenden bestritten. Das Nationalteam der Schweiz ist eine Auswahl der Spieler der «Strassenliga», in der «Surprise»-Teams, Gassen­ küchenmannschaften und andere Clubs eine Meisterschaft in Turnierform bestreiten. Inzwischen besteht eine zweite Kategorie, in der vorwiegend Asylsuchende spielen, die zum Teil ein hohes Fussballniveau mitbringen und die Resultate der Strassenliga verfälschen könnten. An der WM ist zudem reglementiert, dass höchstens zwei Spieler einen ausländischen Pass haben dürfen. Plötzlich Nationaltrainer David Möller führt das Schweizer Team nun zum zweiten Mal an eine WM. Er studierte in Luzern Soziokulturelle Animation. Dort wurde ein Rundschreiben mit Angeboten verschickt und unter anderem für dieses Projekt ein Trainer gesucht. «Eigentlich engagierte ich mich bereits damals in der Jugendarbeit», erzählt er. «Zeit war für mich ein rares Gut, gleichzeitig wollte ich soziale Arbeit mit Sport verbinden.» Plötzlich sei nun daraus eine Dreissig-Prozent-Stelle geworden, die er seit vergangenem März innehabe – auch seine Abschlussarbeit hat Möller dazu verfasst. Neben dem Betreuen des Nationalteams organisiert David Möller die Schweizer Liga und schult sowohl die Trainer der einzelnen Mannschaften als auch die Schiedscz 3|10

richter. Fussball sei schon immer sein Hobby gewesen: Für die christliche Sportlerbewegung Athletes in Action (AiA) führt er seit längerem Fussballcamps durch. Bedingungslose Liebe «Mein Glaube motiviert mich stark», gibt David Möller zu Protokoll. «Ich bringe diese Werte auch in den Sport mit ein und bete für meine Spieler, weil ich weiss, dass viele dieser Probleme menschlich gesehen nicht lösbar sind. Aber Gott kennt bedingungslose Liebe, und er ist auch dann ein Gegenüber, wenn es im Sport oder auch sonst im Leben nicht läuft.» Deshalb ist Möller überzeugt: «Diese WM liegt Jesus am Herzen!» Er evangelisiere nicht unter den Spielern, beantworte aber natürlich Fragen ehrlich, wenn zum Beispiel einer wissen wolle, was ihm Halt im Leben gebe. «Ich weiss, dass Gott hilft und er fehlende Perspektiven sieht. Ich muss Gottes Hilfe ja auch immer wieder beanspruchen, weil ich selbst nicht alles tragen kann.» So helfe der Schöpfer, ein Fels in der Brandung zu sein. Der Sport sei ein gutes Mittel in die­sen Prozessen. «Die Spieler lernen, Emotionen auszudrücken, mit Hochs und Tiefs umzugehen und auch aus Niederlagen gestärkt hervorzugehen. So sehen sie, dass es auch hier Wellen­ bewegungen gibt.» Natürlich geht es auch im Strassensport um den Erfolg – immerhin gilt es, einen WM-Titel zu erringen. Dennoch stehen die Teams nicht wie die Profis unter Erfolgsdruck. Und noch etwas ist beim Homeless World Cup anders: Jedes Team bestreitet dank einem ausgeklügelten Ligasystem gleich viele Spiele, und in jedem einzelnen geht es um etwas. Websites • www.strassensport.ch • www.homelessworldcup.org

• Nationalcoach David Möller (Mitte stehend) mit seiner Mannschaft bei einer abendlichen Taktiksitzung.

Die etwas andere WM Die WM der Obdachlosen wird von der UNO und dem europäischen Fussballverband UEFA unterstützt und vom INSP ausgerichtet (vgl. Haupttext). Sie soll bei der Reintegration helfen. Die Spieler dürfen nur einmal teilnehmen und müssen im Vorjahr obdachlos oder seit zwei Jahren in einem Alkohol- oder Drogenrehaprogramm gewesen sein. Der Lebensunterhalt soll durch Strassenzeitungsverkäufe erarbeitet werden. Ein Spiel dauert zweimal sieben Minuten, gegenüber stehen sich drei Feldspieler sowie ein Torhüter, dazu kommen drei Ersatzspieler und ein zweiter Torhüter. Die bisherigen WM-Sieger sind Italien (zwei Titel) sowie je einmal Österreich, Russland, Schottland, Afghanistan und die Ukraine. Die WM 2010 wird vom 19. bis 26. September 2010 in Rio de Janeiro ausgetragen. Die WM 2011 wird in Paris stattfinden. Heuer starten 26 Teams aus Europa, 10 aus Nord- und Südamerika, 9 aus Afrika, 8 aus Asien und 2 aus Ozeanien – insgesamt 55 Nationen. Laut Veranstalter gelingen zwei Dritteln der Teilnehmer eine Veränderung in ihrem Leben.

• Die ganze Mannschaft vor den Pokalen. 37


Disziplin macht den Unterschied Das Wort des Missionsleiters Im Sport ist es wie im Leben als Christ: Nicht unbedingt die Begabtesten, sondern die Diszipliniertesten sind die Erfolgreichsten – diejenigen, die aus ihren Voraussetzungen durch diszipliniertes Training am meisten gemacht haben.

Hanspeter Nüesch

für die Erringung eines unvergängli­chen Kranzes einzusetzen?

In jungen Jahren war ich ein passionierter Sportler. Meine Lieblingssportarten waren Leichtathletik und Tennis. Später spielte ich mit meinen beiden Söhnen zusammen gerne Fussball, am liebsten in der gleichen Mannschaft. Der Sport hat mich eines gelehrt: Erfolg hat mit steter Übung und Disziplin zu tun. Weil ich im Sport sehr ehrgeizig war, trainierte ich sehr intensiv und konnte dann auch die Früchte davon ernten.

Nicht in die Luft schlagen Disziplin ist ein Wort, das die wenig­s­­ten von uns lieben. Es hat mit Opfer zu tun, mit harter Arbeit, mit kurzfris­ tigem Verzicht, um ein langfristiges Ziel zu erreichen. Je wichtiger uns das anvisierte Ziel ist, desto leichter fällt uns die dafür benötigte Disziplin. Paulus sass in Cäsarea im Gefängnis, als er den Korintherbrief schrieb. Vielleicht war es die nahe gelegene Rennbahn, die Paulus veranlasste, das Leben von uns Christen mit einem Läuferwettstreit zu vergleichen. Seine Botschaft: Wenn schon zur Erlangung eines vergänglichen irdischen Kranzes so viele Opfer gebracht werden, wäre es dann nicht auch angebracht, sich mit umso mehr Hingabe und Disziplin 38

«Wisst ihr nicht, dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber einer den Preis empfängt? Lauft so, dass ihr ihn erlangt! Jeder aber, der kämpft, ist enthaltsam in allem; jene freilich, damit sie einen vergänglichen Siegeskranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen. Ich laufe nun so, nicht wie ins Ungewisse; ich kämpfe so, nicht wie einer, der in die Luft schlägt» (1. Korinther 9,24 ff.). In mei­nem Büro steht der Pokal eines Kickboxers, in den ich diesen Vers eingravieren liess. Er soll mich daran erinnern, mich immer wieder neu zu disziplinieren und keine nutzlosen Lufthiebe zu machen.

Nach welchen Schätzen jage ich? Jeder Tag ist ein Geschenk Gottes, aus dem wir viel zu seiner Ehre machen können. Wir können ihn aber auch vertrödeln. Eine Geschichte, die Sadhu Sundar Singh1 weitergegeben hat, spricht mich nicht zuletzt als Sammler von edlen Steinen sehr an: Er erzählt von jemandem, der am Ufer eines Gewässers hübsche Steine fand. Weil er deren Wert nicht

erkannte, legte er die Steine auf eine Schleuder und schoss damit auf Vögel. Einen Stein behielt er und zeigte ihn einem Juwelier. Dieser erkannte in ihm einen wertvollen Diamanten. Sadhu Sundar Singh vernahm hinter dieser Geschichte folgendes Reden Gottes: «Ein jeder Tag gleicht einem kostbaren Diamanten. Und obgleich viele unschätzbare Tage mit der Jagd nach vergänglichen Vergnügungen vergeudet wurden und für immer in den Tiefen der Vergangenheit versunken sind, solltest du doch wach werden für den Wert dessen, was geblieben ist. Ziehe daraus den bestmöglichen Nutzen, so wirst du noch geistliche Schätze sammeln. Nutze es in meinem Dienst, der ich dir das Leben und all seine unschätzbaren Segnungen gegeben habe. Und indem du es nutzest, um andere von Sünde und Tod zu erretten, wirst du ewigen und himmlischen Lohn empfangen.» Es lohnt sich, täglich Gott diszipliniert zu suchen und sein Wort zu studieren. Es lohnt sich, vor allen wichtigen Entscheidungen nach Gottes Willen zu fragen. Es lohnt sich, dann und wann auf etwas uns Zustehendes zu verzichten, um frei zu sein für Gott und seine

Melzer, Friso (Hrsg.): Sadhu Sundar Singh, Gesammelte Schriften, Ev. Missionsverlag im Christlichen Verlagshaus GmbH Stuttgart

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sport & glaube | disziplin ... | kolumne

ANNe wDGRe En eAr aSt i oBn O P PA R T Andreas Boppart ist Eventprediger sowie Autor und leitet den Arbeitszweig Campus Generation Ministry von Campus für Christus.

Am Ball bleiben • Hanspeter Nüesch vor 26 Jahren als Langstreckenläufer, an­ lässlich des 1. Internationalen Züri-Marathon im Jahr 1984.

Pläne. Es lohnt sich, denn die Früchte eines disziplinierten geistlichen Lebens sind unvergänglich.

Körper und Geist regelmässig trainieren Jeder von uns hat noch eine bestimmte Anzahl Jahre oder Tage zur Verfügung. Wie viele es sind, wissen wir nicht. Lasst uns die uns verbleibenden Jahre und Tage einsetzen, um mit den uns anvertrauten Gaben Gottes Reich zu bauen und Gott mit unserem Leben zu verherrlichen. Wenn wir andere glücklich machen, dann werden wir selbst am glücklichsten. Ohne geistliche und körperliche Disziplin ist die Power schnell weg. Ohne Gottes Feuer brennen wir schnell aus. Zeiten der geistlichen und körperlichen Müdigkeit waren bei mir immer damit verbunden, dass ich über längere Zeit zu wenig Sport trieb und/oder mir zu wenig Zeit für Gott nahm. Ohne eine tägliche Begegnung mit Jesus Christus erlischt unser Glaubensfeuer schnell. Und ohne regelmässigen Sport – das stimmt insbesondere für Büromenschen wie mich – geht es auch nicht. Körper und Geist müssen regelmässig trainiert bzw. in Gang gehalten werden. Ein praktischer Tipp: Man kann die Nachrichtensendungen am Fernsehen oder einen Film auch auf einem Hometrainer schauen. Und danken Sie Gott, wenn Sie einmal nicht durchschlafen können. Vielleicht sucht Gott Ihre Aufmerksamkeit und möchte, dass Sie für einen Mitmenschen in Not beten. Vielleicht will er aber einfach, dass sie lernen, dankbar in seiner Liebe zu ruhen und Gottes Gegen­wart zu geniessen. Wir werden die Heraus­ forderun­gen der Zukunft nicht bestehen, wenn wir nicht Gottes Gegenwart diszipliniert immer neu suchen und zumindest ein bisschen Sport treiben. Nur so können wir körperlich und geistlich fit bleiben. cz 3|10

Ganz bestimmt erwartet jetzt jeder von mir, dass ich ein paar tolle Paralle­ len zwischen Sport und Glaube ziehe. Zum Beispiel: Wie im Ausdauersport braucht man im Glauben einen langen Atem. Oder: Auch seinen Glauben muss man «trainieren». Mir ist das irgendwie zu geistlich. Zu banal. Ich mag Sport einfach. Punkt. Und bin langsam in einem Alter, in dem man nach dem Sport spürt, dass man Sport getrieben hat. Leidenschaftlich gern spiele ich Volleyball. Auch Badminton, Squash, Tennis, Fussball und Unihockey tauchen abwechslungsweise immer mal wieder in meiner Agenda auf. Allgemein hat es mir so ziemlich alles angetan, was mit einem ballartigen Dings zu tun hat. Unglaublich, wie mich diese kugeligen Leder-, Gummi-, Filz- oder auch Federteile zu Höchstleistungen anspornen. Fürs Joggen, Biken oder für andere Ausdauersportarten fehlt mir schlicht der Biss: Schon nach zehn Minuten spüre ich meine Beine, und fast gleichzeitig taucht dabei die unauslöschliche und berechtigte Frage in meinem Kopf auf: Boppi, warum tust du dir das bloss an?! Nennt mich ruhig undiszipliniert und hängt mir einen labilen «Geist» an. Damit kann ich umgehen. Besser als mit Sportarten, deren Ziel mir nicht ständig vor Augen ist. Oder bei denen ich mich belügen muss, um Teilziele auszumachen. Ein Ball im Sport hilft mir, den Fokus zu behalten und hält meine Motivation hoch. Ich kann problemlos zwei Stunden lang beim Beachvolleyball durch den Sand dem Ball nachhechten, um mich danach mit einem Krampf in beiden Beinen völlig erschöpft neben dem Spielfeldrand auf dem Rücken zu winden (blendet den ungesunden Aspekt dabei doch einfach mal grosszügig aus). Natürlich könnte ich die Anzeichen dafür bemerken. Aber der Ehrgeiz ist grösser, den nächsten Ball noch zu kriegen, und dann den nächsten, und dann den nächsten ... Ich lasse wohl ebenso viele Kalorien wie beim Joggen liegen, nur nehme ich die Anstrengung als solche gar nicht war. Ohne es eigentlich beabsichtigt zu haben, taucht da doch eine absolut wichtige Parallele zum Glauben auf: Wenn ich im Glauben einfach so draufloslebe, dann passiert es schnell, dass sich Dinge totlaufen und ich nicht mehr mag. Ich brauche wie im Ballsport diese ständigen kleinen Zwischenziele, diesen Ball vor Augen, der mich motiviert und mich ein ganzes Spiel hindurch zu Höchstleistungen anspornt. In meinem Glaubensleben sind das Begegnungen mit Gott und Begegnungen mit Menschen. Danach suche ich, danach strecke ich mich aus. Denn das motiviert mich, dranzubleiben, am Ball zu bleiben. Was ist dein Ball? Wer ohne Teilziele im Alltag glauben will, muss Ausdauerspezialist sein.

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«Dominus providebit» und «Do it» sollen weitergehen Zitate vom Christustag 2010 zum Beherzigen

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René Winkler, Präsident des Christustag-Komitees: «Dominus providebit – der Herr wird versorgen –, die­ ses Motto soll sich als roter Faden in den kommenden Tagen und Monaten in Ihrem Alltag fortsetzen!»

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Joële Zeller, Vision für die Familie: «Unser Zuhause ist einer der besten Orte, um eine Quelle des Segens zu werden. Dabei müssen wir gar nichts Neues organisieren, sondern nur unsere Lebenswelt öffnen. Zum Beispiel, indem wir ein ‹Gspänli› unserer Kinder nach der Schule einladen, mit den Freunden unserer Teenies einen Abend verbringen, eine alleinstehende Person zum Essen einladen oder die ausländische Nachbarsfamilie unsere Gastfreundschaft spüren lassen. Wenn wir unser Herz öffnen, wird sich Gott durch uns offenbaren.»

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Jean-Claude Chabloz, akkreditierter Fürbitter im Bundeshaus, zitierte aus einem Brief von Bundes­ präsidentin Doris Leuthard von Anfang 2010: «Danke für Ihre Präsenz und Ihr Engagement im Gebet ... und für die Gelegenheit, in der Welt der Politik durch Diskussionen und kurze Begegnungen wichtigen geistlichen Rat zu bekommen.» – Chabloz: «Ich bin nicht immer mit ihren politischen Positio­ nen einverstanden, aber ich liebe die Nationalräte, Ständeräte und jeden der sieben Bundesräte mit einem inneren Feuer und interessiere mich für ihr Leben, ihre Gesundheit, ihre Familien ... Wie soll ich es deutlich ausdrücken?! Ich würde meine Jacke, mein Hemd, meine Hose, meine Krawatte für sie hergeben!» Markus Giger, Gesamtleiter evangelisch-reformierte Jugendkirche, Zürich, streetchurch «Teile des anderen Schmerz! Das ist der christliche Glaube. Das ist das Herz des Evangeliums. Darum 40

bedeutet Jesus nachzufolgen schlicht und einfach: Teile des anderen Schmerz! Was würde geschehen, wenn wir beginnen würden, mit unseren ausländi­ schen Nachbarn Zeit zu verbringen? Was würde geschehen, wenn wir es wagen würden, uns auf die schwierigen Jugendlichen einzulassen? Ich weiss nicht, ob unsere Gemeinden dadurch wachsen würden. Aber eines weiss ich: Das Reich Gottes wäre mitten unter uns!»

<> Judith Pörksen Roder, evangelisch-reformierte

Pfarrerin: «Mit Gottes Augen sehen – das bedeutet für mich, den ganzen Menschen zu sehen, zu erkennen, was er braucht, aber auch seine Fähigkeiten und Gaben zu sehen. In Bern West haben je eine Mitarbeiterin der reformierten und der katholischen Kirche gesehen, wie junge Mütter darunter litten, dass sie isoliert mit ihren Kindern und Problemen zu Hause sitzen. Mit ihnen gemeinsam, mit all ihren Ideen und Fähigkeiten haben sie vor über zwanzig Jahren das erste Mütterzentrum der Schweiz gegründet. Heute gibt es an vielen Orten in der Schweiz solche Mütter­ zentren und Familientreffs. Das Leben ganzer Familien wird zum Guten verändert, und die Liebe und Fürsorge Gottes – eben ‹Dominus providebit› – wird weitergegeben.»

<> Peter Seeberger, Leiter von StopArmut 2015

«Seit bald einem Jahr geben meine Frau und ich jeden Fünfliber, der in unserer Hand landet, an bedürftige Menschen weiter oder spenden das Geld für die Armutsbekämpfung. Die paar Hundert Franken mögen wie ein Tropfen auf den heissen Stein erscheinen. Wenn aber Tausende von Christen in unserem Land die Inschrift ‹Dominus providebit› als persönliche Herausforderung verstehen, Teil von Gottes cz 3|10


zitate vom christustag

Antwort auf die Not der Menschen zu sein, dann wird aus einem Tropfen ein Strom der Hoffnung.»

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Urban Camenzind, Mitarbeiter der Arbeitsstelle für Pfarrei-Erneuerung und bischöflich Beauftragter der Diözese Basel für die Erneuerung aus dem Geist Gottes (CE), erzählte, wie er eine traurig wirkende Frau an der Bushaltestelle still segnete, ihr später begegnete und von ihr erfuhr, wie augenscheinlich sie von Gott berührt worden war: «Mein Gebetswunsch für heute: Herr, schenk, dass wir alle hingehen und mit neuem Glauben unseren Dienst des Segnens zum Heil für unser Land, Europa und die ganze Welt ausüben!»

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Cornelia Amstutz, Landeskoordinatorin von 1400 «Mütter in Kontakt (MIK)»-Gebetsgruppen: «Gott hat uns berufen, die nächste Generation im Gebet vorzubereiten, damit sein Segen tausendfach über sie kommt. Liebe Frauen, Mütter und Grossmütter: Steht auf und nehmt euren Platz ein! Füllt die Lücken, damit für jede Schule und jedes Kind in unserem Land gebetet wird. Fleht mit uns zusammen zu Gott für diese Kinder, die ohne Jesus geistlich gesehen an allen Strassen­ ecken verhungern!»

<> Sacha Ernst, Leiter einer christlichen Gemeinde

im Engadin und Mitarbeiter eines Missions- und Hilfswerks, erzählte, wie in muslimischen Ländern Tausende von Menschen zum christlichen Glauben finden, weil Jesus ihnen im Traum begegnet: «Zurück in der Schweiz sagte ich einem Freund, es könne doch nicht sein, dass die Muslime übernatürliche Begegnungen und Träume von Jesus für sich reserviert hätten. Lass uns eins werden und Gott bitten, dass er sich in gleicher Weise wie im Iran hier im Enga­ din den Menschen offenbart.» Anhand von drei Zeugnissen berichtete er, wie seither auch im Engadin Menschen vermehrt die Kraft des Gebets und des Segnens erlebten und mit der Existenz Gottes konfrontiert würden.

<> Reto Pelli, Pastor in der Kirche im Prisma

in Rapperswil-Jona, appellierte an die Anwesenden, ihren Schlüsselplatz in Gottes Team einzunehmen, damit Menschen zum Glauben finden. Im Anschluss dankten elf Menschen, die kürzlich zum Glauben gekommen waren, für die göttliche und menschliche Unterstützung auf dem Weg dazu. (Mehr Infor­ma­ tio­nen dazu auf der DVD zum Christustag 2010, vgl. Inserat Seite 53.)

• Bild unten: Das Schweizer Kreuz wurde zum Christuskreuz, gebildet von 9000 Teilnehmenden mit roten und weissen Plakaten.

Zeugnisse gesucht Häuser der Hoffnung – Orte der Freundschaft: Diesen Schwerpunkt des Christustages möchten wir in unserer nächste Ausgabe des Christlichen Zeugnis aufnehmen. Bitte schicken Sie uns Ihre Erfahrungen und Zeugnisse in Form eines kurzen Berichtes, in welchem Sie auf folgende Fragen eingehen: Wie kam es dazu, dass unser Haus (oder unsere Nachbarschaft) zu einem Ort der Hoffnung wurde? Was haben wir konkret gemacht? Was hat diese Initiative ausgelöst? Welche Echos haben wir gehört? Bitte senden Sie Ihren Text, wenn möglich mit Foto, bis spätestens 20. September 2010 an: Christliches Zeugnis, Peter Höhn, Josefstr. 206, 8005 Zürich, christlicheszeugnis@cfc.ch. Wir danken Ihnen und freuen uns, von Ihnen zu hören! Das CZ-Redaktionsteam 41


ausland | agape international feiert | unterwegs erlebt

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Unterwegs erlebt

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Aktuelle Standorte Afghanistan (Hilfe zur Selbsthilfe), Argentinien (Resozialisierung von ehemaligen Strafgefangenen), China (Kompetenzzentrum für soziale Gruppen), frankopho­nes Afrika (Partnerschaftsprojekte), Kaschmir/Indien (Kidshouse), Kuba (Pastorenunterstützung, Gemeindegründung und Leiterschaftsentwicklung), Mexiko (Kinderdorf), Mongolei (Kindergarten), Nepal (Kompetenzzentrum für soziale Gruppen), Nordkorea (Hilfe zur Selbsthilfe), Russland und GUS (Hilfe zur Selbsthilfe, Gemeindegründung und Leiterschaftsentwicklung, Medienarbeit, Jugendförderung, Hilfe für Suchtkranke sowie Ehe und Familie und TV-Club Globe), Tibet (Kompetenzzentrum für soziale Gruppen), Agape Media (Agentur für neue Medien) und Crescendo (weltweiter Aufbau und Vernetzung von Künstlern). «Herzensangelegenheit» kann unter www.agape.ch bei jedem dieser Standorte bestellt werden.

Strategische Leitlinien für die Arbeit • Wir wollen die Liebe Gottes für die Welt erkennbar und erfahrbar machen und wie Jesus in der Verbindung von Wort und Werk handeln. • Wir wollen Gutes tun unter den Benachteiligten dieser Welt und sie zum Handeln befähigen (Hilfe zur Selbsthilfe). • Bei der Auswahl der Standorte und Projekte beachten wir folgende Kriterien: Bedürfnisse vor Ort, Erspüren von Gottes Absicht für uns, unsere eigene Befähigung sowie nachhaltige Chancen des Einsatzes. • Wir unterstützen im Wesentlichen vorhandene Initiativen mit einem Konzept der kleinen Schritte. • Wir verstehen uns nicht als schnelle Einsatztruppe, sondern konzentrieren uns auf längerfristige Aufgaben mit Mitarbeitenden vor Ort. • Um unsere Aufgabe zu erfüllen, arbeiten wir mit unterschiedlichen Organisationen, staatlichen und kirchlichen Stellen sowie Einzelpersonen auf der ganzen Welt zusammen.

Werte Nachhaltigkeit: «Beständigkeit ist uns wichtiger als ein kurzfristiger Erfolg!» Spenden: «Wir möchten denen einen Teil unseres Lebens schenken, die niemals etwas zurückgeben können!» Vertrauen: «Besitzen wir eigentlich etwas, was uns nicht geschenkt wurde?» • Auftrag: «Alles, was wir bewirken, geschieht in Ihrem Namen!» • • •

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• Roland Kurth ist Leiter von Agape international, das sich in rund sechzig einzelnen Entwicklungs- und Hilfsprojekten vor allem in Asien, Südamerika und Afrika engagiert. Ende September 2010 wird er die Leitung an Kurt Burgherr übergeben.

In Bewegung bleiben Die traditionelle stille Zeit lässt bei mir keine guten Gefühle aufkommen. Einerseits vergesse ich immer ganz schnell, was ich gelesen habe, und bin dann auch noch frustriert darüber. Andererseits habe ich einen besseren Weg für mich entdeckt, der mir wirklich hilft. Seit 2003 hält Jesus ein spezielles Morgenprogramm für mich bereit: Jeden Morgen habe ich den persönlichen Eindruck, dass Jesus, sobald ich meine Augen geöffnet habe, an meinem Bett steht und sagt: «Roland, komm, ich brauche dich!» Das und nur das allein hilft mir, mich in den neuen Tag zu wagen. Schon zwei Jahre vor dieser Zeit tat ich mich mit meinem Gewicht und dem regelmässigen Sport schwer. Ich schrieb zwar jedes Jahr als persönliches Ziel auf, «regelmässig Sport zu treiben», und erreichte dieses auch immer, aber nur einmal pro Jahr. Dann, beim Warten auf meinen Flug in Frankfurt – es muss von Gott gewesen sein –, fiel mein Blick auf ein Buch, das ich eigentlich nie kaufen würde, geschrieben von Dr. Strunz, einem «Lauffanatiker», blond und unglaublich gesund aussehend. An jenem Morgen kaufte ich das Buch und las es komischerweise gleich im Flugzeug. Aber ich hatte es doch geahnt: «Gesundheit als Religion» war das Thema. Nur ein kleines Kapitel blieb bei mir hängen. Sinngemäss stand da: «Vielleicht ist es dir nie gelungen, regelmässig zwei-, dreimal in der Woche Sport zu treiben. Macht nichts. Versuche es jeden Tag, direkt nach dem Aufstehen. Und tu es nicht für dein Gewicht, sondern geniesse den Anfang des neuen Tages auf ungewöhnliche Weise.» Ich wusste, das kann ich, und so laufe ich jeden Morgen um Viertel nach sechs, egal wo auf dieser Welt ich gerade bin, etwa dreissig Minuten. Beim Start geniesse ich die Natur, die unterschiedlichen Vogelstimmen, um dann nach kurzer Zeit – wenn ich schon etwas Kraft verloren habe und mein Widerstand schwächer wird – auf eine neue Weise Gott zu hören, mit klaren und unmissverständlichen persönlichen Worten für den heutigen Tag, mit all seinen Überraschungen und Herausforderungen! Das mache ich jetzt seit sieben Jahren, und es hilft mir in jeder Hinsicht, in Bewegung zu bleiben. So hat Gott ein ganz individuelles «Stille Zeit»-Programm für mich zusammengestellt, bei dem er mich persönlich trainiert. So kann ich bis heute erleben, dass Gott zuerst mich in Bewegung setzt, damit ich wieder andere in Bewegung setzen kann. 47


CfC national Konferenz «Leben in Freiheit» Wie können wir Menschen, die frisch zum Glauben gefunden haben, in ihrem neuen Leben mit Jesus unterstützen? Sabine Fürbringer | Wie können wir Jüngerschaft in unserer Gemeinde fördern? Wie finden wir als Christen in ein kraftvolles, zeugnishaftes Leben hinein? Mit solchen Fragen reisten rund 160 Teilnehmende an Auffahrt nach Winterthur, um sich an der Konferenz «Leben in Freiheit» mit Mike und Cindy Riches (USA) schulen zu lassen. Der Konferenz war ein gut zwei Jahre dauernder Prozess vorausgegangen, in dem verschiedene Mitarbeitende von Campus für Christus die «Leben in Freiheit»Bewegung selber kennengelernt haben. Dabei erlebten sie eine eigene Erneuerung des Glaubens. Arbeitsmaterialien wurden sodann ins Deutsche übersetzt, in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden der reformierten Kirchgemeinde Seen sammelte man erste Erfahrungen, bildete Gebetshelfer aus, bis man schliesslich zur ersten Konferenz einlud. Gottes ursprüngliches Design entdecken «Leben in Freiheit» ist weniger ein Kurs als vielmehr ein Hilfsmittel, um in der Gemeinde einen geistlichen Prozess der Erneuerung und Vertiefung des Glaubens auszulösen. Zentrale Inhalte der Lehre sind Gottes ursprüngliche Absichten mit der Menschheit und mit den jeweiligen Individuen. Gott hat für jeden Menschen ein ursprüngliches Design, in das hinein er uns befreien will. Dem stehen Sünde, ge­ dankliche Festungen, Bindungen und Unwahrheiten entgegen. Neben den Lehreinheiten gab es an den Konferenztagen immer wieder Gelegenheit, Gottes Wort auch in seiner Kraft zu erfahren, indem in Gebetszeiten ganz persönlich und spezifisch die Dinge vor Gott gebracht werden konnten. Fünfzig Gebetshelfer widmeten zudem in Zweierteams jedem einzelnen Seminarteilnehmer eine einstündige Gebetszeit, in der Gottes Absichten mit einem Menschen durch die Kraft Gottes bestätigt wurden. Erneuerungsprozess statt Kochrezept Ein Grossteil der Teilnehmenden war gekommen, um für ihre Gemeinde ein Konzept kennenzulernen, das sich umsetzen lässt. Sie erlebten ein Stück persönliche Erneuerung und erkannten Gottes Absichten mit ihrem Leben in einer präziseren Art. Sie sind nicht mit einem rezeptartigen Kurs nach Hause gegangen, sondern mit der Herausforderung, das Erlebte mit ihren engsten Mitarbeitenden zu teilen, sich mitein­ ander auf diesen Weg der Erneuerung zu machen und von da aus Leben in die Gemeinde und darüber hinaus fliessen zu lassen.

«Mini Gschicht mit Gott» Videoclips, die das Herz bewegen Bis Ende August 2010 sind die einzelnen Videoclips auf Gottkennen.com insgesamt an die 100 000 Mal angeklickt worden.

Johanna Schaller | «Es hat mich immer gestört, dass auf www.Gottkennen.com nur schriftliche Zeugnisse zu lesen waren», sagt Daniel Nüesch. So ist er Feuer und Flamme, als er von Samuel Müller 2009 den Link zur Homepage www.IAmSecond.com erhält, auf der Menschen ihr persönliches Zeugnis in einem Videoclip erzählen. «Genau so etwas müssen wir auch machen», denkt er, und seine Idee klingt bei Matthias Langhans, dem Leiter von Internet Ministry, an. Gesagt, getan: Bis heute sind rund zwanzig Zeugnisse unter dem Titel «Mini Gschicht mit Gott» auf dem Netz. Darin erzählen bekannte und weniger bekannte Personen ihre Geschichte zu Themen wie Missbrauch, Scheidung, Sinnsuche, Wunder, Rebellion, Burn-out, Gewalt, Islam und vielem mehr. Am laufenden Band treffen Rückmeldungen von Menschen ein, die von den persönlichen Zeugnissen sehr berührt worden sind. Die Videoclips sind nicht nur auf www.Gottkennen.com zu sehen, man findet sie auch auf Vimeo, YouTube und diversen christlichen Homepages. «Die Videos sollen so stark wie möglich Verbreitung finden», erklärt Daniel Nüesch. Jeder, der möchte, kann mit Hilfe eines sogenannten «Widgets» einen Code auf seine eigene Homepage kopieren, der die gewünschten auf YouTube abgelegten Videoclips einbindet. 48

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AUS DER WELT DES SPORTS Medientipps von Athletes in Action

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Die Bergbibel Die Tour des Lebens Ansprechende Taschenausgabe des Neuen Testamentes, die in jede Sporttasche passt. Eingerahmt mit einer Auswahl an Psalmen und illustriert mit Ansichten, Erlebnissen und Gedankenanstössen von Menschen der Gegenwart. In der Übersetzung «Hoffnung für alle».

GRATISANGEBOT für unsere Leserinnen und Leser! Ein Exemplar der DVD «Der grösste Triumph» oder der DVD «Passion and Power»

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Mit vollem Einsatz Das Neue Testament mit Lebensberichten internationaler Spitzensportler Das Neue Testament in der modernen Übersetzung «Neues Leben. Die Bibel». Dazu Berichte von Spitzensportlerinnen und -sportlern aus verschiedenen Disziplinen über ihr Leben und wie es durch das Buch der Bücher verändert wurde. Zum Beispiel: Heinz Inniger, Schweizer Meister im Snowboarden, Zé Roberto, deutscher Meister im Fussball, Kirsty Balfour, Vizeweltmeisterin im Schwimmen, und viele andere. 490 Seiten | CHF 16.60

DER GRÖSSTE TRIUMPH Neben beeindruckenden Berichten von Olympiateilnehmerinnen und -teilnehmern über Gottes Eingreifen in ihr Leben und faszinierenden Szenen von verschiedenen olympischen Wettkämpfen findet sich auf der DVD «Der grösste Triumph» auch der JesusFilm. Der Spielfilm berichtet eindrücklich über das Leben von Jesus von Nazareth. Dokumentation, 28 Minuten Spielfilm, 82 Minuten, 25 Sprachen | CHF 9.50 PASSION UND POWER Über zwanzig verschiedene internationale Athletinnen mit Olympia- und Weltmeistertiteln berichten auf der DVD «Passion und Power» von ihrer Leidenschaft im Sport und der Kraft in ihrem Leben. Die Themen sind Identität, Wettkampf, Aussehen, Ernährung, Glaube und Denken. 9 Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch, Bulgarisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, mit Untertiteln in Spanisch und Tschechisch

Leidenschaft Fussball Ein Traum, für den es sich zu leben lohnt?! Sechs Fussballstars (Marcos Senna, Lúcio, Nicola Legrottaglie, Cyrille Domoraud, Oscar Ewolo und Kaká) erzählen, wie sie als leidenschaftliche Fussballer, die um jeden Preis gewinnen wollen, trotzdem nichts auf dieser Welt gegen das grösste und höchste Ziel eintauschen würden – ein neues Leben. Sprachversion I in Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch, Arabisch und Chinesisch (Mandarin), mit Untertiteln in Bulgarisch, Niederländisch, Rumänisch und Tschechisch Sprachversion II in Italienisch, Französisch, Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Russisch DVD, 27 Minuten | CHF 5.00 50

CHF 6.50 Bestelladresse E-Mail mit Vermerk «Gratisexemplar» an info@athletes.ch Telefon: 044 274 84 75 Internet: www.athletes.ch

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Agape international Wir feiern dreissig Jahre Treue Gottes

Wir möchten alle unsere Freunde, Bekannten und Missionspartner von Campus für Christus herzlich einladen: Am 25. September treffen wir uns aus Anlass des Dreissig-Jahr-Jubiläums unseres Aussenmissionszweiges Agape interna­ tional in der Parkarena Winterthur, um Gott für den grossen Segen und die Bewahrung in all den Jahren zu danken. Damit wir die Veranstaltung optimal planen können, bitten wir Sie, sich über die Homepage www.cfc.ch oder per Telefon anzumelden – +41 (0)44 857 13 20.

– Eine multimediale Film projektion wird einen Einblick geben in das, was Gott in vielen Teilen der Welt tut.

– Geistliche Leitungspersonen aus Russland und Kuba werden ihr Herz mit uns teilen. – Ein besonderer Moment wird sein, wenn der bisherige Leiter,

Roland Kurth, die Leitung von Agape international an Kurt Burgherr übergibt, der in seiner Leitungsaufgabe von Dr. Martin Stoessel und Stefan Burckhardt assistiert wird. – Roland Kurth wird in einer Rückschau einige wesentliche Stationen seines Dienstes aufzeigen und mit Bildern unterlegen.

– Hanspeter Nüesch wird zum Thema «Zeichen der Zeit» ein Wort weitergeben.

– Ein Kabarettist sowie eine Jazzformation von Crescendo werden den Anlass bereichern.

– Für einen internationalen Powersnack ist gesorgt.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie und Ihre Familie diesen Nachmittag in der Parkarena Winterthur, Barbara-Reinhart-Strasse 24, gemeinsam mit uns verbringen würden. Hanspeter Nüesch, Leiter von Campus für Christus


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