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Zeitschrift der 端berkonfessionellen Bewegung Campus f端r Christus Schweiz

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Barmherzigkeit


Inhalt

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Zum Thema 03 | Editorial Ich bin da 04 | «Erfasst vom Herzen Gottes» Interview von Peter Höhn mit Geri Keller über sein von Gottes Barmherzigkeit geprägtes Leben 08 | Wie ein Schaf zur Schlachtbank Ihre unheilbare Krankheit wird für Karin Briggen zu einem Weg der Versöhnung, Hoffnung und Gotteserfahrung 11 | Das Herz der Krankenpflege CDK – Christen im Dienst an Kranken wird 35 Jahre alt: ein Rück- und Ausblick 14 | «Ein Stück Himmel auf die Erde bringen» Drei Pflegefachfrauen zu ihren Herausforderungen und Chancen in ihrem Berufsalltag 17 | Kolumne «New Generation» Andreas Boppart: Ich bin bewegt 18 | Mit christlicher Heilkunde dienen Drei Absolventinnen der Schule für christliche Gesundheitsund Lebensberatung ScGL

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22 | Barmherzigkeit als Dorfgespräch Dr. Andreas Rohner hat nicht nur das Wohl des einzelnen Patienten, sondern das des ganzen Dorfes vor Augen.

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36 | Der mit dem Schrank spricht Wie behinderte Menschen Tim Winkler mit seiner eigenen Schwäche und Bedürftigkeit in Berührung bringen

25 | Kolumne «von Wegen!» Fredy Staub: Hundert Franken bar auf die Hand

38 | Barmherzigkeit als Weg der Liebe Ein Bibelstudium zum Thema von Andrea Giorgio Xandry

26 | Unter Bedürftigen Mensch werden Jean Vanier und die ArcheLebensgemeinschaften

40 | «Zeit für Sie!» Die reformierte Kirchgemeinde Rothrist hilft Menschen in schwierigen Lebenssituationen

30 | Diakonisches Wohnmodell und Lebensgemeinschaften «Die künstlichen Grenzen zwischen ‹behinderten› und ‹gesunden› Menschen verlieren an Bedeutung.»

44 | Schweiz – Land der Barmherzigkeit Das Wort des Missionsleiters

31 | Kolumne «Beziehungsweise» Sabine Fürbringer: Barmherzigkeit für Kamele

46 | CfC Schweiz Agape international, Alphalive, Aktion Gratishilfe, FamilyLife

32 | Es geht um Geben und Nehmen Ob in den Slums von Manila oder in der wohlgeordneten Schweiz, Barmherzigkeit braucht es an beiden Orten

48 | CfC international Agape Moldawien

35 | Kolumnen «Filmtipp» und «Medien» Andy Schindler-Walch und Markus Baumgartner

Hinweise

49 | Kolumne «Blickpunkt Welt» Stefan Burckhardt 50 | Heartbeat Tallinn Mission – Konferenz – Christustag in Estland 51 | Inserate, Impressum 2


CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Inhalt

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Editorial

Editorial | Peter Höhn

Ich bin da gegenüber hegte. Er liess mich verstehen, dass Barbara Zeiten des ein­ fachen «Seins», des «Da-Seins» und des «Vor-Gott-Seins» braucht, um dann wieder für andere Menschen da sein und sich ihnen verschenken zu können.

Manche Stimmen und Zeichen deuten darauf hin, dass Christus daran ist, seiner Gemeinde die Tugend der Barmherzigkeit neu ins Herz zu schreiben.

Was ich an meiner Frau Barbara bewundere, ist ihre unglaubliche Fähigkeit, da zu sein, am Ergehen anderer Menschen Anteil zu nehmen. Sie bringt sie zum Erzählen, hört zu, hakt mit spannenden Fragen nach und bringt ihnen echtes Interesse und Wertschätzung entgegen. Immer wieder gelingt es ihr auch, mit entwaffnender Offenheit wohltuende Klarheit zu schaffen, wenn Menschen in ihrem Gedanken- und Gefühls­ salat weder ein noch aus wissen. Gleichzeitig bewundere ich Barbara für ihre Fähigkeit, ausgedehnte Zeiten im Liegestuhl zu verbringen. Ich habe das ehrlich gesagt nicht immer bewundert – es hat mich eher irritiert. Doch dann hatte ich den Eindruck, Gott rede mir ins Gewissen über meine geheime Verachtung, die ich dieser Gewohnheit meiner Frau 3

Ich empfinde es nicht als Zufall, dass dieser Zusammenhang zwischen dem Sein (in Gott) und dem Da-Sein für andere gerade im Hinblick auf unser Heftthema «Barmherzigkeit» bei mir einschlug. Wahre Barmherzigkeit ist zuerst Da-Sein, nicht Wohl-Tun. Barmherzigkeit wird erst durch unser Da-Sein zur Wohltat. Und erst darin werden wir als Menschen gewürdigt, wenn jemand für uns da ist; hier findet eine Berührung der Herzen statt, die verwandelt und verändert. Bemerkenswert, dass auch Gottes Barmherzigkeit aufs Engste mit seinem Da-Sein verknüpft ist: Gott offenbart sich Mose als der «Ichbin-da» (2. Mose 3,14), um wenig später zu erklären, dass sich darin seine zentralen Wesenszüge widerspiegeln: «Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von grosser Güte» (2. Mose 34,7). Gottes Da-Sein, seine Gegenwart, sein offenes Ohr, sein Sich-Einlassen auf uns würdigen, verwandeln und verändern uns. Manche Stimmen und Zeichen deuten darauf hin, dass Christus daran ist, seiner Gemeinde die Tugend der Barmherzigkeit neu ins Herz zu schreiben. Aus diesem Anliegen heraus ist das vorliegende Heft entstanden. Unsere Zeit, in der so viele

Menschen an Einsamkeit, Anony­ mität, emotionaler Kälte, zerbrochenen Beziehungen, an Armut und am Leben überhaupt leiden, ruft nach einer Erweckung der Barm­herzig­keit – neu verstanden im Sinne des DaSeins. So wie die Mi­tar­beitenden des Netzwerks Diakonie Rothrist ihren Dienst unter dem Motto «Zeit für Sie» zusammenfassen. So wie es in den Berichten von Tim Winkler und Jean Vanier über das Zusammenleben von «Gesunden» und Behinderten zum Ausdruck kommt. So wie es die vielen Männer und Frauen im Umfeld der «Barmherzigkeitsdienste» von Campus für Christus erleben: «Christen im Dienst an Kranken», «Christlich-ganzheitliche Heilkunde» und «Ak­tion Gratishilfe». Lassen Sie sich von den Beiträgen in diesem Heft neu vom Wesen der Barmherzigkeit Gottes berühren, um selbst zum Träger und Vermittler seiner heilenden Gegenwart zu werden. Vielleicht werden auch Sie erstaunt feststellen, dass dafür ein paar Stunden im Liegestuhl mehr bewirken als noch mehr Aktivität. Nicht zuletzt hoffe ich, dass Ihnen das frische, etwas schlankere Layout und die neue, lesefreundliche Schrift gefallen.

Peter Höhn

PS: Aus Anlass des 35-Jahr-Jubiläums von CDK – Christen im Dienst an Kranken – schicken wir Ihnen zusammen mit dieser Ausgabe auch die CDK-Zeitschrift «amPuls» zum Kennenlernen.


CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Wie ein Schaf zur Schlachtbank

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Das Herz der Krankenpflege

Das Herz der Krankenpflege CDK – Christen im Dienst an Kranken unterstützt seit 35 Jahren Mitarbeitende im Gesundheitswesen und in der Freiwilligenarbeit, wenn es um geistlich-spirituelle Bedürfnisse und Fragestellungen geht.

Karin Briggen, Leiterin CDK «Ich habe Gott in Gemeinschaft und Gebet erlebt und hilfreiches Werkzeug für den persönlichen und professionellen Alltag erhalten», erzählt Rosmarie, eine junge Pflegefachfrau, von ihren Erfahrungen im Weekend für Lernende und junge Berufsleute vom letzten April. Und Franziska doppelt nach: «Es war eine spannende Auseinandersetzung zwischen jüngeren und älteren Berufsleuten über wichtige Fragen des Berufsall­ tags und wie wir als Christen darin stehen können.» Herz und Glaube stärken Franziska und Rosmarie stehen für viele Hundert Berufsleute und Freiwillige, die wir von CDK dazu motivieren, den christlichen Glauben

> | 35-Jahr-Feier CDK 2011: Karin Briggen im Gespräch mit Gladys Riggenbach (rechts), die 1976 die CDKAr­beit von der Ro­mandie in die Deutschschweiz brachte. >> | Pfarrerin Monika Riwar gibt am Seminar «Besucht die Kranken» praktische Tipps weiter.

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im Berufsalltag authentisch zu leben. Unser Ziel ist es, mit Seminaren und Freizeitwochen, mit Retraiten und Gebetstreffen, mit der Zeitschrift «amPuls» und durch persönliche Unterstützung Herzen zu stärken: sowohl die der Pflegenden als auch die der Pflegeempfangenden. Neben Gebetstreffen im kleinen Kreis findet jeden Monat in einer von zwölf Regionen ein Gebetstag statt. Dazu Margrit, Hebamme: «Ich schä­tze die Gemeinschaft mit Leuten meiner Berufsschicht sehr. Wir sitzen im gleichen Boot und können einander im Gebet tragen.» Für Pflegefachmann Dominik ist der Gebetstag, aber auch die Gebetstreffen der Dialyseabteilung «wie der ‹Nordstern›, ein Ort der Neuausrichtung auf das Kreuz; es gibt mir Mut, den Glauben in den Berufsalltag zu integrieren.»

Auch Pflegefachfrau Christa findet «den Perspektivenwechsel – den Blick weg von den Alltags- und beruflichen Sorgen auf Gott richten und hören, was er mir sagen möchte – sehr wohltuend». Das Loch im Gesundheitswesen Auch wir vom CDK-Team versuchen immer wieder im Gebet von Gott her zu erkennen, wie er unsere Arbeit sieht und welche Schwerpunkte er uns zeigt. An einer unserer jährlichen Gebetsretraiten gab Gott folgendes Bild in unsere Mitte: Im Gesundheitswesen klafft ein Loch, das stark blutet – das «Herz» wurde herausgerissen. Im Gesundheitswesen fehlt das Herz, und Gottes Herz weint darüber. Gott sucht Menschen, die nahe an seinem Herzen leben, sich von seiner Liebe sättigen und bewegen


«Das tränende Herz» steht symbolisch für Gottes Anteilnahme am Ergehen von kranken und bedürftigen Menschen. Die CDK-Arbeit hat mit dem «Herzen» zu tun.

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CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Das Herz der Krankenpflege

lassen und so sein Herz zu den bedürftigen, kranken und sterbenden Menschen bringen. Und dazu möchte er auch ganz besonders den Dienst von CDK brauchen. Das Bild hat stark zu uns gesprochen und bestätigt das CDK-Sujet «Das tränende Herz», denn unsere Arbeit hat mit dem «Herzen» zu tun. So wollen wir an unseren Anlässen Raum schaffen, damit Gottes Geist Herzen berühren kann und unser Motto «... damit dein Nächster Gottes Liebe erfahren kann» erfahrbar wird. CDK – Die Anfänge CDK führt weiter, was vor 75 Jahren in Südafrika begann: 1936 lag der Vater von Carl und Francis Grim mit einer unheilbaren Krankheit im Spital. Obwohl die Kranken gut gepflegt wurden, vermissten seine Söhne eine geistliche Betreuung der Patientinnen und Patienten. Davon bewegt, begannen sie mit entsprechenden Schulungen für das Pflegepersonal, damit diese lernten, besser auf die spirituel­ len Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen einzugehen. Unter dem Motto «Mehr Menschen gehen durch die Spitäler der Welt als durch die Kirchen» reiste der ehemalige Briefträger Francis Grim in den folgenden Jahren zweimal um die Welt und ermutigte überall Pflegende, die Ganzheit des Menschen in die Pflege einzubeziehen. Er lebte dafür, dass Menschen Jesus als den Weg, die Wahrheit und das Leben erkennen können. Daraus entstand die übergemeindliche, heute in über 120 Ländern präsente Bewegung «Healthcare Christian Fellowship International», in der Deutschschweiz CDK – Christen im Dienst an Kranken. Von der Romandie brachte Gladys Riggenbach 1976 die Vision in die Deutschschweiz. 35 Jahre später staunen wir über die Treue Gottes: Am 26. Februar 2011 feierten wir das Jubiläum mit ehemaligen Mitarbeitenden, Freunden, jungen Berufs13

leuten und Interessierten an der jährlichen Tagung im Diakonissenhaus in Riehen. Freiwilligenarbeit In den letzten Jahren hat CDK Wege gesucht, wie nicht nur Berufsleute, sondern auch freiwillige Mitarbeitende, etwa im kirchlichen Umfeld, das «Herz» Gottes zu den Menschen bringen können. Über fünfhundert Menschen haben in den letzten vier Jahren eines der Seminare «Besucht die Kranken» oder «Schwerkranke und sterbende Menschen begleiten» mit Pfarrerin Monika Riwar besucht und hier gelernt, Sprachlosigkeit und Ohnmacht am Krankenbett zu überwinden. Heinz (62), dessen Echo stellvertretend für viele steht, erzählt: «Als mein Vater in kritischem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert und die ersten Tage im Koma gehalten wurde, war ich einfach da, ohne Worte. Es war speziell, aber ich spürte, dass gerade das wichtig war. Später besuchte ich ihn über mehrere Wochen im Spital und erlebte, wie sich unsere Beziehung vertiefte. Ich begleitete auch einen guten Freund während seiner krebsbedingten Leidenszeit. Gerade die letzten Wochen vor seinem Tod verspürte ich, dass nicht viele Worte oder Ratschläge gefragt waren, sondern Zuneigung, Mittrauern, die Gefühle aushalten und ruhig bleiben, aber auch die eigenen Grenzen spüren und zulassen. Gleichzeitig und auch nach seinem Tod war für meine Frau und mich wichtig, dass die Witwe nicht vergessen geht und wir sie in ihrer Trauerarbeit unterstützen.» Im Hinblick auf künftige Entwicklungen wie steigende Kosten im Gesundheitswesen und wachsender Anteil der älteren Bevölkerung wird die Arbeit von Freiwilligen wohl noch stark an Bedeutung zunehmen. CDK – Nächste Generation Gleichzeitig gilt es, der nächsten Generation CDK bekanntzumachen.

Dies wird in den kommenden Jahren ein Schwerpunkt unserer Arbeit sein. Mitten in den Veränderungen im Ge­sundheitswesen die Lernenden und jungen Berufsleute zu unterstützen, zu vernetzen und sie mit Beratung, Seminaren und Gemeinschaft zu begleiten, wird eine wichtige Auf­gabe darstellen. Die nächste CDKTagung am 3. März 2012 zum Thema «Rise up – Steh auf!» soll helfen, dass Menschen verschiedener Generationen einander besser verstehen. Auch in Zukunft wird es unser Ziel sein, mit beizutragen, dass das Herz des Gesundheitswesens nicht ver­ loren geht.

Das CDK-Team CDK beschäftigt derzeit drei Teilzeitmitarbeiterinnen (von links): Anne Siegenthaler, Karin Briggen, Beatrice Gobeli. Zwölf Regionalleiterinnen und weitere freiwillige Mitarbeitende unterstützen die Arbeit. CDK ist ein Arbeitszweig von Campus für Christus (CfC) Schweiz. Weitere Informationen CDK – Christen im Dienst an Kranken Stationsstrasse 16, 3671 Brenzikofen Telefon: 031 771 12 14 Fax: 031 771 34 12 E-Mail: info@cdkschweiz.ch www.cdkschweiz.ch


CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Ein Stück Himmel auf die Erde bringen

Ruth Amstutz: In unserer Gemeinde haben wir in Zusammenarbeit mit der Gemeindeleitung einen Arbeitszweig «Soziales & Diakonie» mit verschiedenen Bereichen eingerichtet, wo wir mit der Zeit, wenn nötig, auch einen Spitexdienst auf christlicher Basis anbieten möchten. Bei einem Aufruf über die Hauskreise haben sich rund dreissig Personen für das Betreuerteam gemeldet. Jael Perreten: Es wird auch bei uns wieder darauf hinauslaufen, dass die Familie pflegerische Leistungen übernimmt. Im Spital, in einem geschützten Rahmen, nicht zu Hause. Es ist eine grosse Erleichterung und

ein willkommener Dienst für uns Pflegende, wenn Verwandte und Bekannte in dieser Hinsicht für uns einspringen. Jael Perreten: Eine andere Möglichkeit, die das Gesundheitswesen entlastet, ist die sogenannte «Informelle Arbeit» oder auch «Freiwilligenarbeit». Was früher die Familie abdeckte, damit ist heute das Gesundheitswesen völlig überlastet. In Zukunft werden viele Freiwillige gebraucht werden, und hier können die Gemeinden einspringen. Ebenso wichtig finde ich die Zusammenarbeit der Christinnen und Christen im Gesundheitswesen, egal welche Ausbil-

dung sie mitbringen. Und wir Jungen können noch sehr viel von der Erfahrung der Generation vor uns profitieren. Ich bin überzeugt, dass die ErJael Perreten: fahrung der «Alten» «Ich darf ein und die HerausforStück weit ‹Barmderungen, mit deherziger Samariter› sein.» nen wir Jungen uns auseinandersetzen müssen, unseren Beruf stärken werden. Weitere Informationen www.freiwilligenjahr2011.ch www.soziales-czb.ch

New Generation | Andreas Boppart Ich bin bewegt Ich bin bewegt. Die Barmherzigkeit Gottes (Psalm 103,8) zeigt sich in unerschöpflich helfender Liebe an uns Menschen. Wenn wir Menschen diese Liebe Gottes zulassen und uns dann anderen Menschen öffnen, beginnt sie automatisch durch uns hindurchzufliessen. Wo wir uns den Nöten und Bedürfnissen anderer Menschen nicht öffnen, kann die göttliche Liebe nicht fliessen. Wenn nur Liebe rein- und keine rausgeht, dann resultiert geistliche Verstopfung. Gott sei Dank haben in den letzten Monaten viele Christen den Stöpsel rausgenommen. Ich bin bewegt. Denn ich sehe einen zunehmenden Fluss von Taten der Barmherzigkeit. Gerade eben erreichen mich per Mail Berichte von Menschen, die Barmherzigkeit im Rahmen der Aktion Gratishilfe in ihre Region ausgegossen haben. Bei der Aktion Gratishilfe inserieren Christen in ihrem Umfeld, dass sie gratis Hilfe anbieten: im Haushalt, im Garten usw., und nehmen dann einfach all die Anfragen wahr. Bedingungslos, gratis und unkompliziert. 17

Das Ziel ist schlicht, Menschen mit der Liebe Gottes zu begegnen. Nur ganz schwach hatte ich damals erahnen können, was für ein Ausmass das noch annehmen könnte. Ich bin bewegt. Ganz am Anfang stand eine Idee. Mein Herz war gegenüber den Nöten anderer Menschen verhärtet, das soziale Anliegen kein Thema, und hätte mir jemand gesagt, dass ich gerade dabei war, ein Barmherzigkeits-Movement zu starten, dann hätte ich bloss müde mit den Mundwinkeln gezuckt. Aber manchmal ist diese «Am Anfang stand eine Idee»-Geschichte der Anfang eines gewaltigen Abenteuers. Spulen wir ein paar Jährchen zurück. Zur Geburt der ganzen Schöpfung: Am Anfang stand eine Idee. Gott hatte sich die Schöpfung brillant ausgedacht, und dann kam das ganze Abenteuer «Menschheit» ins Rollen. Eine Geschichte, die geprägt ist von Gottes Barmherzigkeit. Ich bin bewegt. Nicht nur wegen der Tatsache, dass es einen barmherzigen Gott gibt, nicht nur, weil er mein Herz durch ebendiese Barmherzigkeit verändert hat, sondern weil ich

sehe, wie durch die Aktion Gratishilfe ein Movement der Barmherzigkeit in Gang gekommen ist. Eine Bewegung, die in unserem Land um sich greift und Herzen von Helferinnen und Helfern wie auch von Hilfesuchenden nicht mehr kaltlässt. Ich bin bewegt, dass diese kleine Idee, die so unscheinbar in einem Slum Äthiopiens geboren wurde, nun plötzlich ganze Regionen ergriffen hat und ergreift: Chur GR, Aarau AG, das Embrachertal ZH, Rheineck SG, Baden/Wettingen ZH, Hochdorf/ Seetal LU, Werdenberg SG, das Gellertquartier BS, Rapperswil SG, Oberwynental AG, Lausanne VD, Vallée de Joux VD, Bern West BE ... Wenn eine barmherzige Person ihr Herz fremder Not gegenüber öffnet, werden weitere Personen ergriffen. Und ergriffene Menschen sind zu bewegt, um sich nicht zu bewegen. Der Dominoeffekt ist gestartet und lässt sich nicht mehr aufhalten. Die Idee der Barmherzigkeit ist so simpel wie bestechend, dass sie nur von Gott persönlich stammen kann. Ich bin bewegt. Lässt du dich auch bewegen?

Andreas «Boppi» Boppart ist Eventprediger sowie Autor und leitet den Arbeitszweig Campus Generation Ministry von Campus für Christus.


CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Barmherzigkeit als Dorfgespräch

Grossstädte als Landarzt niederlassen. Die Genossenschaft greift dabei nicht ins alltägliche Praxisgeschäft ein, sondern ist lediglich Vermieterin der medizinischen Infrastruktur. Dr. Rohner ist zuversichtlich, dass der Trägerkreis um weitere Genossenschafterinnen und Genossenschafter, die Anteilscheine zeichnen, wachsen wird. So könne die zentral gelegene Liegenschaft mit den Einrichtungen finanziert werden. «Zudem ist es für mich ermutigend, zu erleben», erläutert Dr. Rohner seine Zwiesprache mit Gott, «dass unsere Gebete Antwort gefunden haben.» Bald schon werde ein junger Arzt und Christ in die Gemeinschafts­ praxis einziehen können. Und für einen künftigen Zahnarzt werde auch alles vorbereitet. Mit solch ei­ner Praxisgemeinschaft sei einem ganzen Dorf langfristig und nach-

haltig gedient. «Wenn dann ein Arzt oder eine Ärztin in Pension geht, behält das Dorf die gute Voraussetzung, dass die ärztliche Versorgung sichergestellt bleibt.»

Es geschieht nach einer meiner letzten Predigten: Wie so oft versuche ich besonders mit denjenigen Predigtbesuchenden ins Gespräch zu kommen, die selten in der Kirche anzutreffen sind. Sogleich kommt ein älterer Herr auf mich zu und drückt mir eine Hunderternote in die Hand.

leben. Das reicht mir.» Damit hat er sich dann auch schon verabschiedet. Wie mir einige Minuten später zuge­ tragen wird, ist dies tatsächlich ein Mensch im Dorf, der mit Ausnahme des heutigen Gottesdienstes und einer Be­erdigung nie zur Kirche kommt. Und er ist wohl (in finanzieller Hinsicht) einer der reichsten, wenn nicht überhaupt der reichste Bürger dieses Ortes.

Tief in meine Augen schauend, raunt er mir zu: «Für die Armen.» Ich bedanke mich herzlich und erkundige mich nach seiner Meinung zum Inhalt meiner Predigt (ich predigte über die Bedeutung der Hingabe Jesu an uns – und unsere Hingabe an ihn). Wie aus der sprichwörtlichen Pistole geschossen, sagt er: «Nein, nein. Ich halte nichts von Gott, glaube weder an Jesus noch an die Bibel. Auch an der Kirche habe ich überhaupt kein Interesse. Ich will gut

Während ich die Hunderternote in meinen Händen halte, lässt mich wieder einmal eine Frage nicht mehr los: Wie kann es sein, dass ein Mensch vorbildlich leben will und doch gar nichts von dem wissen will, was uns Christen erfüllt, motiviert und uns alles wert ist? Irgendwie wurde ich traurig, dass es mir nicht gelungen ist, mit diesem interessanten Mann darüber ins Gespräch zu kommen. Ich habe den Eindruck, ich könnte eine Menge von ihm lernen.

Der Mann praktiziert mit seiner Gabe sichtbare Barmherzigkeit. Wunderbar für die notleidenden Menschen, denen dieses Geld nun zugutekommt. In diesem Punkt und in diesem Moment ist der reiche Mann für mich ein Vorbild. Bei meiner Predigt habe ich keinen einzigen Gedanken über finanzielle Spenden geäussert. Ich frage mich nur: Will der Mann vielleicht so vorbildlich leben, dass er die göttliche Erlösung nicht mehr nötig hat? Ich weiss es nicht, will ihm dies auch gar nicht unterstellen. Und wenn auch – er hat immer noch die Möglichkeit, sich Jesus gegenüber zu öffnen, was ich ihm von Herzen wünsche. Heute. Und hoffentlich auch morgen.

Dr. Andreas Rohner vor dem Gebäude der Arztpraxis in Ebnat-Kappel.

sich nicht gleich zu Beginn der hausärztlichen Tätigkeit hoch verschulden zu müssen, um eine Praxis einrichten zu können. So will die Genossenschaft Anreize schaffen, damit sich engagierte Mediziner abseits der

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Kolumne

Diese und andere Themen bespricht Dr. Rohner regelmässig mit seinen Patienten: Im Wartezimmer der Praxis liegt die monatlich erscheinende und selbst redigierte «Warte-Zeitung» auf – «eine Möglichkeit für die Pa­ tienten, die Zeit sinnvoll zu nutzen und selbst den Horizont zugunsten der Dorfgemeinschaft zu erweitern», meint er pragmatisch. Und natürlich bringe er sich so im ganzen Dorf immer wieder ins Gespräch. «Zum Wohl der Menschen, das ist das Ziel.» Dass Dr. Andreas Rohner seine Motivation aus dem christlichen Glauben schöpft, weiss hier inzwischen jeder.

von Wegen! | Fredy Staub Hundert Franken bar auf die Hand

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Und ich nehme mich an der Nase: Das Seelenheil muss mehr mit meinem barmherzigen Lebensstil zu tun haben, als ich bisher dachte.

Fredy Staub (fredystaub.ch) gibt als Eventpfarrer und Autor jährlich Hunderten von Menschen entscheidende Anstösse zum Glauben.


CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Diakonisches Wohnmodell

Nicht nur das integrative Wohnmodell, sondern auch der Umbauprozess beinhaltete ein sozialdiakonisches Element: Der Bauführer Peter Gysin und der Küchenbauer und Arbeitsagoge Daniel Schaffner konnten in eine stabile und erprobte Bautruppe Menschen integrieren, die auf dem offenen Arbeitsmarkt schwer be­stehen könnten. Denn ein «geschütztes Umfeld und ein Bauteam mit Erfahrung im sozialen Bereich

können verschiedensten Menschen die Möglichkeit geben, Neues zu lernen und zu festigen», meint Peter Gysin. Thomas Widmer-Huber: «Meine Frau und ich haben Jean Vaniers Buch ‹In Gemeinschaft leben› (s. Seite 29) vor über zehn Jahren mit viel Gewinn gelesen. Der Klassiker hat uns beim Aufbau unserer Gemeinschaften in Riehen sehr ermutigt.»

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Kolumne

Weitere Informationen • www.offenetuer.ch • www.moosrain.net Buchtipp • Eichler, Astrid; Widmer-Huber, Thomas und Irene: Es gibt was Anderes. Gemeinschaftliches Leben für Singles und Familien. Witten: SCM R. Brockhaus Verlag/Bundesverlag, Edition Aufatmen 2010, ISBN 978-3-417-26347-3.

Beziehungsweise | Sabine Fürbringer Barmherzigkeit für Kamele Wir spazierten am Hafen entlang, es war ein Tagesausflug im Sommerurlaub, wir genossen die Wärme, das goldene Sonnenlicht und die umwerfende Schönheit der Stadt: St. Tropez. Im Hafen verankert lagen sie, all die Luxusjachten der Reichen und Schönen dieser Welt. Privat­ jachten, so gross wie ein BodenseePassagierdampfer! Streng bewacht von stämmigen, ohrstöpseltragenden, ernst blickenden Männern. Bevölkert von ganzen Crews in einheitlicher Kleidung. Dazwischen ab und zu ein Bewohner einer dieser schwimmenden Villen. Von einem der Boote stöckelten vier schrill gekleidete Fotomodels herunter, um vor den malerischen Hausfassaden, auf der Hafenmauer oder in einem Strassencafé für ihre Shootings zu posieren. Es war eine andere Welt. Wir diskutierten als Familie über Reichtum, wo er herkommt und was er mit den Menschen macht. Da war einerseits 31

Bewunderung und Faszination, aber auch Misstrauen und die Frage, was sich wirklich hinter dem Schein verbirgt. Hier tummelten sich nicht einfach nur reiche Menschen, hier machten die Superreichen dieser Welt Ferien. In diesen Cocktail von Beobachtungen, Gedanken, Gesprächen und Gefühlsregungen stellte mein Mann nach einiger Zeit die Frage: «Was denkt eigentlich Jesus über diese Menschen?» Die Frage war nicht gedacht als Ausgangspunkt für eine theologische Debatte, sondern vielmehr als Aufforderung, auf den Heiligen Geist in uns zu hören, der ja mitten in dieser Atmosphäre mit uns anwesend war. In meinen Gedanken war augenblicklich die Bibelstelle vom Kamel und dem Nadelöhr präsent. Allerdings hatte sie eine neue Färbung. Bislang interpretierte ich diese Stelle immer etwas verurteilend. Doch jetzt empfand ich Gottes Schmerz über

seine nicht wahrgenommene Barmherzigkeit. Er sieht diese Menschen, ihre Verlorenheit, und seine Sehnsucht nach ihnen ist ungebremst. Doch da gibt es in ihrem Leben zu viel Ballast, der sie einnebelt. Sie sind so satt, vergnügt, zugedröhnt, mit Gütern und Möglichkeiten überschüttet. Sie merken gar nicht, dass sie am wahren Leben vorbeijagen. Gott ist barmherzig, sogar dann, wenn Menschen nicht nach ihm fragen. Er sieht tiefer, und sein Herz sehnt sich danach, Sünden zu vergeben und zu den wahren Bedürfnissen durchzudringen. Sein nicht erwidertes Erbarmen schmerzt ihn. Offenbar fällt es den Geschundenen, Armen, Leidenden leichter, auf Gottes Barmherzigkeit zu reagieren und seine Hilfe zu empfangen. Doch Gott wäre nicht Gott, wenn er hier aufgeben würde. Selbst angesichts der Unmöglichkeit für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu kommen, sagt seine Barmherzigkeit: Bei Gott aber sind alle Dinge möglich!

Sabine Fürbringer ist Psychologin sowie Familienfrau und arbeitet bei Campus für Christus als Referentin, Autorin und Beraterin.


Der mit dem Schrank spricht Manchmal ist ein behinderter oder kranker Mensch Gottes spezielles Geschenk an mich: Er bringt mich in Berührung mit meiner eigenen Schwäche und Bedürftigkeit. Das hat mich besonders Marc1 gelehrt.

Tim Winkler Nachdem Simone und ich 1979 geheiratet hatten, kamen zwei Jahre später unsere beiden ersten Kinder zur Welt – und wir zogen in eine WG. WGs waren damals in, denn die wilden 1968er-Jahre hallten nach, und in der Schweiz kamen damals die amerikanischen Trends mit einer gewissen Verzögerung an.

Tim Winkler (1957) ist Pfarrer. Er wohnt mit seiner Familie in Olten. Seit August 2007 arbeitet er teilzeitlich als Seelsorger an der Klinik SGM Langenthal.

Abenteuer WG Wir gründeten in Basel zusammen mit einer andern Familie die christlich-therapeutische Wohngemeinschaft «zem Wäg» an der Bundes­ strasse 11 in einer alten Villa mit 16 Zimmern. Ich war damals noch Theologiestudent, und Simone arbeitete als Pflegefachfrau in ei­nem Spital. Wir waren jung, expe­ rimentierfreudig und stürzten uns in dieses turbulente Abenteuer. Wir wohnten im ersten Stock, hatten zwei Zimmer zur Verfügung und teilten Küche und Badezimmer immer mit etwa zwei jungen Mit­ bewohnern. Es gab tiefe und bewegende Begegnungen mit Menschen, die nicht wie ich auf der Sonnen­seite des Planeten zur Welt gekommen waren. Sie erweiterten meine eigene kleine Welt.

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Name geändert

Traum- und Idealbilder Aber das Zusammenleben war alles andere als einfach. Ich las «Gemeinsames Leben», den Klassiker von Dietrich Bonhoeffer, und konnte nur zustimmend nicken, wenn er schrieb: «Die grosse Enttäuschung über die andern, über die Christen im Allgemeinen und, wenn es gut geht, auch über uns selbst, muss uns überwältigen, so gewiss Gott uns zur Erkenntnis echter christlicher Gemeinschaft führen will. Wo die Frühnebel der Traumbilder fallen, dort bricht der helle Tag christlicher Gemeinschaft an.» Am schwierigsten war das Zusam­men­leben mit Menschen, die ihre Traum- oder Idealbilder von sich selbst und von der Gemeinschaft nicht loslassen wollten. Oft waren es Mitbewohnerinnen oder Mitbewohner, die gegen aussen keine schweren Störungen verrieten. Solche, die sich insgeheim als etwas Besseres fühlten, besser als die Leute von der Strasse und die psychisch Kranken, die bei uns Unterschlupf fanden. Der mit dem Schrank spricht Einer unserer Mitbewohner hiess Marc und war direkt aus der psychi­ atrischen Klinik zu uns gekommen. Er wohnte im Stockwerk über uns und war meistens ein recht friedlicher und umgänglicher Mensch, nur dass er sich dadurch auszeichnete, dass er stundenlang mit seinem Schrank re-

dete. Sein Zustand schien sich bei uns nicht zu verbessern, was uns alle sehr beschäftigte. Ich erinnere mich, dass ich einmal vor einem WG-Abend im nahe gelegenen Schützenmattpark spazieren ging und Gott fragte, warum wir Marc nicht helfen konnten. Gott über Behinderung Es war mir dann, als ob Gott mir Folgendes mitzuteilen hätte: «Es geht gar nicht darum, dass ihr Marc im Moment aus seiner Behinderung heraushelft. Ich habe ihn euch geschickt, nicht nur weil er euch braucht, sondern weil ihr ihn braucht. Manchmal ist ein behindertes Kind ein grosser Segen für eine Familie. Es schweisst die Familie zusammen und gibt ihr eine gemeinsame Aufgabe. Es verhindert, dass sie auseinanderdriftet und jeder nur seine eigenen egoistischen Ziele verfolgt und schliesslich alles auseinanderfällt. Und Marc macht dir bewusst, dass auch du deine Behinderungen hast, mit denen du besser in Berührung kommen solltest, statt sie dauernd unter den Teppich zu kehren. Für mich sind alle Menschen behindert. Ihr alle seid beispielsweise darin behindert, meine grosse Liebe für euch anzunehmen und weiterzugeben, was mich nicht daran hindert, euch weiterzutragen und zu lieben.» 36


CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Der mit dem Schrank spricht

Tim Winkler Verena Zürcher

Offene Familie und Privatsphäre Die offene Art des Zusammenlebens in unserer WG belastete schliesslich unsere junge Familie zu sehr. Simone und ich brauchten nach vier Jahren WG eine Verschnaufpause. Wir mussten uns noch auf einen weiten Weg machen, um eine gesunde Balance zu finden zwischen einer offenen Familie und einer gesunden

Basler-WG Mitte der 1980er-Jahre.

verbindlich zusammenzuleben, Freud und Leid zu teilen und gegenseitig in Krisen füreinander einzustehen. Wir reden nicht nur zusammen, wir beten auch zusammen. Seit Marc weiss ich: Wir sind alle schmerzlich unvollkommen. Mir wurden in letzter Zeit meine eigenen Schwächen wieder bewusster: Ich bin immer noch oft im Selberwollen, Selbermachen, Selber-vor-Gott-gut-Sein. Ich will mein Leben selber kontrollieren und manchmal auch das der anderen nach meinen Einsichten lenken. Täglich sterben ... Am letzten Samstag hatten wir bei unserem täglichen Abendgebet als erweiterte Familie eine Lesung darüber, dass wir in der Nachfolge unser Kreuz täglich auf uns nehmen müssten (Lukas 9) und Christus anziehen sollten (Galater 3). Das hat mich sehr angesprochen. Wir malten einander ein Aschenkreuz auf die Stirne als Zeichen dafür, dass wir dieses Kreuz und dieses Sterben auf uns nehmen möchten. Das bedeutet für mich, dass ich meine Vorstellungen immer wieder durchkreuzen lasse und Jesus die Kontrolle abgebe. Ich soll mich nach ihm ausrichten und nicht den Erwartungen der Menschen um mich herum entsprechen.

Winkler-WG 2011.

Privatsphäre. Aber die Lektion, die mich «Der mit dem Schrank spricht» lehrte, habe ich nicht vergessen. Stärken und Schwächen Heute leben wir wieder eine offene Familie. Neben unserem jüngsten Sohn Gabriel, der noch zu Hause wohnt, haben wir jeweils zwei bis drei Mitbewohner. Wir lernen 37

... in die Fülle des Lebens hinein Das gemeinsame Leben zeigt mir diese Notwendigkeit des «täglichen Sterbens» in einer Weise, wie ich es nie erleben könnte, wäre ich immer nur allein mit mir selbst. Aber es bringt mich auch in Berührung mit der Fülle und Intensität des Lebens, das Jesus schenkt. Niklaus von Flüe hat es so gesagt: «Wer täglich stirbt, hat allezeit einen Neuanfang seines Lebens.»

Die HerrgottsWinkler Herzerwärmendes und Haarsträubendes aus einer Pastorenfamilie

Mit vielen schwarz-weiss Fotos illustriert

Die Herrgotts-Winkler: Familienbiografie mit Pfiff Im Zentrum des 120 Seiten starken Buchs, das mit zahlreichen Schwarz-Weiss-Fotos illustriert ist, steht die quirlige, zehnköpfige Predigerfamilie Winkler. Ursprünglich stammen die Winklers aus Worb bei Bern. Später wirkten sie im zürcherischen Dietikon und auf Sardinien, wo sie ein offenes Haus führten, in dem manch ein Ausgestossener, Süchtiger oder Verwahrloster Halt, Wärme und Essen fand. Pfarrer Tim Winkler und die Journalistin Verena Zürcher skizzieren das Leben der Familie und blicken zuweilen mit einem Augenzwinkern auf die teils chaotischen Zustände im HerrgottsWinkler-Haushalt. Immer wieder aber rücken die Autoren zwei aussergewöhnliche Frauen ins Rampenlicht: Tim Winklers Grossmutter und Mutter, die beide mit ihrem ungetrübten Glauben und ihrem Improvisationstalent auch schwierigste Situationen gemeistert und die Familie in Zeiten grösster Not zusammengehalten haben. Das Buch liest sich leicht und bewegt das Gemüt, ohne schwermütig zu machen. Denn Tim Winkler schreibt durchaus mit einer Prise Humor. Die Geschichten sind ein starkes Zeugnis für christliches Leben in Wort und Tat. Sie machen Mut zum Glauben und dazu, als Familie durch dick und dünn zu gehen. Unsere Zeit kann beides brauchen. (Fritz Herrli) Erhältlich ist das Buch im Eigenverlag: Tim und Simone Winkler, Obere Hardegg 15, 4600 Olten, 062 296 36 83, simwin@gmx.ch. Preis: CHF 24.80 zuzüglich CHF 3.– Versand­ kosten. Bitte den Vermerk «HGW» sowie die gewünschte Anzahl Bücher angeben.


Barmherzigkeit als Weg der Liebe Wie selbstlos ist unsere Liebe? Wo tun wir nur aus Eigennutz Gutes? Ein biblischer Impuls zur Barmherzigkeit als Ursprung und Übungsfeld echter Liebe.

Andrea Giorgio Xandry

Andrea Giorgio Xandry, verheiratet, ist seit 1994 als Mentor, Coach und Bibel- sowie Griechischlehrer tätig. www.xandry.ch

Je intensiver ich in den biblisch orientierten Glauben hineinwuchs, desto grösser wurde mein Wunsch, die von Jesus und den Aposteln bezeugte bedingungslose AgapeLiebe Gottes zu verstehen und zu leben. Aber je mehr ich diese Liebe suchte und je ehrlicher ich dabei mit mir selbst wurde, desto weiter schien die Agape-Liebe vor mir zu fliehen. «Seid vollkommen!» – «Werdet barmherzig!» Im Vergleich der beiden Versio­­nen der Bergpredigt im Matthäusund im Lukasevangelium (Matthäus 5,3 – 7,27; Lukas 6,17 – 49) fand ich eine Antwort, die mir weiterhalf: Der Zusammenhang beider Stellen spricht von Gott, der seine gütige Liebe über allen Menschen walten lässt. Nun steht bei Matthäus 5,48: «Seid nun so vollkommen, wie euer Vater im Himmel ist!», während Lukas 6,36 als Entsprechung schreibt: «Werdet nun so barmherzig, wie euer (himmlischer) Vater ist!» In meinem Geist «blitz­te es auf» – ich verstand, dass ich durch Barmherzigwerden den Weg der Liebe Gottes finde und an meiner Barmherzigkeit erkenne, wie weit ich auf diesem Weg schon gekommen bin.

Barmherzigkeit üben – Das Schwierigste im Gesetz Nun wollte ich wissen, was die Bibel und besonders das Neue Testament sonst noch über Barmherzigkeit sagt, und fand deutliche Worte: Gerade den Frommen seiner Zeit, den gesetzestreuen, aber harten Pharisäern, redete Jesus mehrmals ins Gewissen und zitierte dabei den Propheten Hosea (siehe 6,6): «Gehet aber hin und lernet, was das sei: Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer» (Matthäus 9,13; 12,7; 23,23). Auch der Apostel Jakobus lässt es an Deutlichkeit nicht fehlen (2,13): «Denn das Gericht wird ohne Barmherzigkeit sein ge­gen den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Denn die Barmherzigkeit trium­phiert über das Gericht (des Ge­se­tzes)!» Häufiger als alle anderen schreibt der Apostel Paulus über die Barmherzigkeit, insbesondere über den «Gott, den Vater der Erbarmun­ gen und Gott allen Trostes» (2. Ko­ rin­ther 1,3), aber auch, dass wir «angesichts der Erbarmungen Gottes unseren Leib als lebendiges ... Opfer hingeben» sollen (Römer 12,1). Doch was heisst das, und wie sollen wir konkret Barmherzigkeit üben? Barmherzigkeit als Erbarmen, Mitgefühl, Wohltätigkeit Im weiteren Forschen fand ich heraus, dass der Begriff «Barmherzig-

keit» in unseren Bibelübersetzungen mit verschiedenen Wörtern wieder­ gegeben wird, so etwa «Erbarmen», «Mitgefühl» oder «Wohltätigkeit». Die Grundlage dazu bilden drei griechische Begriffe im Urtext: erstens «Erbarmen», griechisch «SPLANGCHNA», das 11-mal vorkommt; zweitens «Mitgefühl», griechisch «OIKTIRMON», das 8-mal vorkommt; und drittens «Wohltätigkeit», griechisch «ELEOS» das 28-mal vorkommt. SPLANGCHNA – Die Eingeweide, der Sitz der Gefühle «SPLANGCHNA» – «Erbarmen, innerliches Ergriffensein» – kommt als Hauptwort und als Verb («SPLANGCHNIZOMAI») vor. Als Verb finden wir es interessanterweise nur im Zusammenhang mit Jesus! Zum einen in drei Gleichnissen, in denen Jesus indirekt von sich selbst spricht: als dem grosszügig vergebenden König (Matthäus 18,27), dem barmherzigen Samariter (Lukas 10,33) und dem liebenden Vater des «verlorenen Sohnes» (Lukas 15,20). Zum anderen bei Ereignissen, die Jesu direktes innerliches Bewegtsein zeigen: im Blick auf die verschmachtenden Volksmengen und angesichts der von Dämonen geplagten bzw. Tote beweinenden Menschen (sie­he Matthäus 9,36; 14,14; 15,32; 38


CZ 4_11 | Barmherzigkeit | Barmherzigkeit als Weg der Liebe

Zusammenfassung der griechischen Begriffe Markus 6,34; 8,2; 9,22; Lukas 7,13). Luther übersetzte dieses tiefe, innere Ergriffensein Jesu mit «Es jammerte ihn». Wie auch immer «SPLANGCHNIZOMAI» ins Deutsche übertragen wird, es weist auf eine Regung «in den Eingeweiden» hin. In unserer Kultur betont man das Herz als Sitz der Gefühle. In der Antike – und in der Bibel – steht das Herz eher als Sitz der Entscheidungen, siehe als Beispiel Sprüche 23,26. Dagegen gelten die unteren Organe – hauptsächlich die Eingeweide – als Ort der Gefühle. Lukas und Johannes gebrauchen den Ausdruck «SPLANGCHNA» nur je einmal, Paulus neunmal, davon dreimal im Brief an seinen Freund Philemon. Es bedeutet ihm dort besonders viel, seinen Gefühlen das rechte Wort zu verleihen. So ist es auch bei uns: Tiefes Erbarmen fängt tief in unserem Innern an. Es sind Gefühle, die plötzlich in uns aufsteigen und uns mitleiden lassen. Vielleicht haben wir sogar Tränen in den Augen und wissen nicht, warum uns etwas so bewegt. Ich denke, dass es Jesus in uns ist, der sein «innerliches Bewegtsein» auf uns «überträgt» und uns befähigt, echtes Erbarmen zu fühlen (vgl. Phi­ lipper 1,8). Widerfährt uns das, muss unsererseits nicht unbedingt eine Reaktion erfolgen, es kann uns aber in den zweiten Begriff, das OIKTIRMON-Mitgefühl hineinführen. OIKTIRMON – Das spontan handelnde Mitgefühl In der griechischen Antike drückte das Wort «OIKTOS» ein Wehklagen aus, ein mit Worten ausgedrücktes Mitgefühl. Es ist die meist spontan geäusserte Reaktion auf das innere SPLANGCHNA. So kann es auch bei uns sein – ich empfinde und 39

handle: ein Wort des Trostes, ein mitfühlender Blick, eine Hand, die sich auf den Arm des anderen legt, oder gar eine spontane Umarmung, wenn es die gesellschaftliche Nähe erlaubt. «SPLANGCHNA» und «OIKTIRMON» zusammen finden wir in einigen Aussagen von Paulus, so in Kolosser 3,12 oder in Philipper 2,1. Hier fliesst ihm Ermunterung, Trost der Liebe, Gemeinschaft des Geistes samt «innerlichen Gefühlen und Erbarmungen» aus der Feder, ja aus seinen «Eingeweiden», wie er schon in Kapitel 1,8 bezeugt, wo im griechischen Text wörtlich steht «... wie ich mich nach euch allen sehne mit den Eingeweiden Jesu Christi». ELEOS – Die barmherzige Wohltätigkeit «KYRIE ELEISON» – «Herr, erbarme dich!», so tönt es in den Gesängen der kirchlichen Liturgie, und das seit fast 2000 Jahren! «ELEOS» (Matthäus 9,13 und viele weitere) als Hauptwort sowie «ELEEO» (Matt­häus 5,7 und viele weitere) als Verb sind die im Neuen Testament meistverwendeten Worte für Wohltätigkeit und Wohltun. Abgeleitete Formen wie «ELEEINOS» («bemitleidenswert» in 1.Korinther 15,19 und Offenbarung 3,17), «ELEEMON» («mitleidig» in Matthäus 5,17 und Hebräer 2,17) und «ELEEMOSYNE» («Wohltätigkeit» sowie klangverwandt mit «Almosen» in Matthäus 6,1 und viele andere mehr) ergänzen die Grundworte. Die barmherzige Wohltätigkeit ELEOS fasst den SPLANGCHNAund OIKTIRMON-Zustand zusammen und ergänzt ihn durch inten­si­ veres und «dranbleibendes» Helfen. Das kann durch ein längeres Gespräch sein, durch wiederholte

Was ist SPLANGCHNA-Erbarmen? Ich empfinde tief in mir ein Ergriffensein von Leid, das mir begegnet. Ich leide mit – ohne äusserliche Handlung. Gott sieht in das Verborgene unseres Inneren und fördert dieses Erbarmen bei allen, die es zulassen. Was ist OIKTIRMON-Mitgefühl? Ich empfinde Leid, das mir begegnet, leide mit – und handle danach in spontaner Weise, ohne mich dabei intensiver zu engagieren. Gott zeigt mir intuitiv, wie ich mich verhalten soll. Was ist ELEOS-Wohltätigkeit? Ich empfinde Leid, das mir begegnet, leide mit – und handle unter Einsatz meiner Möglichkeiten, mit Überlegung, Geduld und meiner Begabung. Ich setze Zeit und Werte ein. Gott hilft mir dabei und achtet auf das Mass.

Gespräche wie in der Seelsorge, durch Begleitung und Hilfe aller Art, durch Krankenpflege und Gefangenenbesuche, durch Ausbildung und – last, but not least – durch finanzielle Zuwendungen. Barmherzigkeit – Der «messbare» Weg der Liebe Durch diese Studie habe ich einen für mich gangbaren Weg der AgapeLiebe gefunden. An meinen tieferen SPLANGCHNA-Regungen und den daraus geborenen OIKTIRMONund ELEOS-Handlungen kann ich immer besser erkennen, wie mehr oder weniger eigennützig meine «guten Taten» als Christ sind. Dies hilft mir, Liebe nicht mehr mit einem «religiös motivierten Pflichtgefühl» oder gar mit Berechnung – «was hier wohl für mich herausschaut» – zu verwech­seln. Liebe wird für mich an meiner Barmherzigkeitsmotivation «messbar», die Gott in mir wirkt. Die Frage ist nur: Lasse ich sie zu? Ob Paulus wohl Ähnliches meinte, als er den Ko­rinthern schrieb: «Ich prüfe die Echtheit eurer Liebe» (2. Korinther 8,8)?


CZ 4_11 | CfC international

verteilten die Mitarbeitenden rund 18 000 Exemplare der Broschüre «BOOM». Im September 2011 waren es bereits 22 000 Exemplare. Der Rücklauf der Antwortkarten ermöglicht es, mit vielen der interessierten Studierenden telefonisch Kontakt aufzunehmen, um einen Termin für ein weiteres Gespräch über den Glauben zu vereinbaren. Als Einstiegs­hilfe

in ein Gespräch dienen jeweils die Artikel der Broschüre. Bisweilen reagieren Eltern besorgt, wenn sie erfahren, dass sich ihre Söhne und Töchter für das Evangelium in­teressieren. Sie haben Angst, ihre Kinder an eine Sekte zu verlieren, zu denen nach weit verbreiteter Überzeugung die evangelischen Kirchen gehö-

ren. «So braucht es viel Überzeugungsarbeit und Gebet», sagt Mariana Simo­nov, Stellvertreterin der Landesleitung, «denn gerade studentische Leiterinnen und Leiter sind essenziell wichtig, um dem Land neue Impulse zu geben und unter den Menschen hier eine geistlich Bewegungen zu starten.»

www.boomunited.md

Blickpunkt Welt | Stefan Burckhardt Kein Vorwurf Es ist Sommer 1989, mein erster USA-Aufenthalt. Seit zwei Tagen bin ich in Oregon auf der Farm von Bekannten von Bekannten. Vic, der Farmer, führt mich zum grossen Mähdrescher. Wir klettern die kleine Leiter zur Führerkabine hoch. Vic erläutert mir die Pedale. Er steckt den Schlüssel ins Schloss und startet das Ungetüm. Ich lasse den Blick über die grosse Haspel und das Schneidwerk vor mir schweifen. Man hat einen guten Überblick nach vorne, nach hinten. Jedoch verdecken der grosse Tank und das Dreschwerk die Sicht, aber in den Seitenspiegeln erkenne ich die beiden kleineren Räder, mit denen man den Mähdrescher steuert. Vic legt den zweiten Gang ein und fährt vorsichtig los. Das Fahrzeug deckt fast die ganze Breite der Strasse ab, und Vic weist mich darauf hin, dass man abbremsen müsse, wenn ein Fahrzeug ent­ gegenkomme. Dann kommt der grosse Moment: Vor einer Kreuzung hält Vic den Mähdrescher an, kuppelt aus und 49

fordert mich auf, mit ihm den Platz zu tauschen. Wow, das ist cool, jetzt kann ich das Ding auch noch selber fahren! Ich übernehme den Platz auf dem Fahrersitz, drücke auf die Kupplung, schalte zurück in den ersten Gang. Blick nach rechts und nach links, die Strasse ist frei – und vorsichtig fahre ich meine ersten Meter. Ich hole sorgfältig aus, die Steuerung des Fahrzeuges über die Hinterräder ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Jetzt geht es schön geradeaus. Ein-, zweimal schalten, dazwischen beschleunigen, das geht ganz gut.

rückt die Brücke für meinen Geschmack ziemlich schnell näher. Sie ist sehr schmal, mag ich da überhaupt durch? Ein Blick nach links – huch, mein linkes Rad ist mehr im Graben als auf der Brücke, ich kippe langsam nach links mit dem ganzen Ungetüm. Das ist nicht gut! Hilflos schaue ich nach draussen, Vic fuchtelt mit der Hand. Rückwärtsgang? Ausschalten? Letzteres tu ich dann. Da hängt er nun im Graben, der schöne 200 000 Dollar teure Mähdrescher – und mir ist mulmig. Wie bringt man den wieder raus?

Am Horizont taucht ein Fahrzeug auf. Wie gelernt bremse ich langsam ab, da sagt Vic, ich solle ganz anhalten. Es ist einer seiner Arbeiter. Er lehnt sich zum Fenster hinaus, sie diskutieren kurz, und er steigt dann aus. Stefan, kannst du uns nachfahren? Na klar – und schon bin ich auf mich alleine gestellt. Nun fahre ich vorsichtig hinterher; schon bald biegt das Auto nach rechts auf einen schmalen Weg ein und fährt über eine kleine Brücke aufs Feld. Ich bremse ab, schalte zurück und biege vorsichtig auf den Feldweg ein. Nun

Vic holt kommentarlos den grossen Traktor von der Farm, hängt ihn hinten an die Maschine, und zieht das Ungetüm zusammen mit seinem Arbeiter sorgfältig aus dem Graben. Dann fährt er vorsichtig selber über die Brücke, die beiden grossen Vorderräder mit je zehn Zentimetern Überstand. Aha, so macht man das! Während gut eines Monats dresche ich dann Blaugras und Weizen. Für die miserable Brückenüberquerung hat mir Vic kein einziges Mal einen Vorwurf gemacht. Das beeindruckt mich noch heute!

Stefan Burckhardt ist Mitglied des Leitungsteams von Agape inter­ national, der Aus­landtätigkeit von Campus für Christus Schweiz, mit Schwerpunkt Entwicklungszusammenarbeit sowie Gemeindeund Leiterentwicklung.


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